Episode 11/14 (vom 02.05.) Run 52/1

Welcome back, Omae!

Vielen Dank, dass Du uns auch heute wieder die Ehre gibst.

Derzeit On The Run sind: Average, Blackstone, Blood, Steel, Metge, Mystère, Shark Finn und Snowcat. 

Datum in unserer SR-Timeline: 25.04.- 20.05.2073

Was bisher geschah: UC bekommt den Auftrag nach dem Arrow Of Red Dragon Slaying zu suchen, doch der Run ist ein Fake und eine Falle von Cerberus für die Technomancer Starbuck und Average, die am Ende des Runs entführt werden. Der erste Befreiungsversuch endet in einer falschen Spur. Ein neuer Hinweis bringt die Runner nach Albuquerque, wo sie ihre beiden Leute in einer Anlage in den Sandia Mountains finden und befreien können. Rogue Six, ein Runner und Kontakt von Sugmani, bringt das Team mit seinem Hubschrauber nach Seattle.

Wir schalten uns kurz vor der Landung in Seattle ins Geschehen zurück.

Wir erleben dabei Alles aus den schönen Augen von Snowcat mit.

Deine Kommentare zur Episode passen am besten unter „A Tale So Far Part VII“ [LINK].

Eine Beschreibung der Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossar erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossar vorbei. [LINK]

Noch eine Kleinigkeit: die Songs zum Text sollen lediglich zur Stimmung beitragen und sind keine versteckten Hinweise. (Ich versuche immer Videos ohne störende Werbung raus zu suchen. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass sie auch ohne Werbung bleiben. Manchmal werden die Videos von Songs sogar schneller komplett entfernt, als ich die Episode hoch laden kann, darum nenne ich vorsichtshalber Künstler und Titel neben dem Link. Wegen Lizenzrechten muss ich bei You Tube immer öfter auf Coverversionen oder schlechte Live-Varianten zurückgreifen, oder ich finde ein anderen Anbieter. Die komplette Episoden-Playlist findest Du hier [LINK].)

Und schon geht es los, Omae!

Tuschelnd fegten Sparky und Arcade all die AR-Logos von NeoNet und deren Tochterfirmen, die sie Starbuck und Average gezeigt hatten, mit überdimensionalen AR-Besen in einem riesigen AR-Papierkorb. 

Die Zwillinge hatten testen wollen, ob die Bilder oder Logos irgendwelche Reaktionen in den beiden anderen Technomancern auslösten. Einer urbanen Legende nach platzierten Konzerne unterschwellige Gedanken in Runnern, wenn sie sie gefangen genommen hatten. In den Schatten tauchten immer wieder Gerüchte auf, die besagten, einzelne Runner hätten plötzlich ihr ganzes Geld in Ares Aktien anlegen oder nie wieder gegen die Evo Corporation arbeiten wollen. Um nun festzustellen, ob Starbuck und Average von so etwas betroffen wären, hatten die Zwillinge die Bilder gezeigt. Ihr Tuscheln klang wie eine Art elektronisches Gezwitscher und Snowcat verstand kein Wort, wenn es denn überhaupt Worte waren.  

Jetzt kamen die beiden in ihren derzeit quietsch-orangenen Overalls, samt AR-Piloten Helm und  ernstem Gesichtsausdruck zu Snowcat. Sie flüsterten, erst in diesen Zwitscherlauten, dann auf Englisch, allerdings auf die nahtlos abwechselnde Art zu sprechen. „Also soweit…“ „… wir das beurteilen …“ „… können, sind Starbuck und Average …“ „…genau so kaputt …“ „… wie vorher.“ „Jedenfalls verspüren sie …“ „… keinerlei ungewöhnlichen Gelüste.“ „Average hat beim Burger-Bild…“ „…. weniger gesabbert.“ „Das war schon …“ „… ein Unterschied.“

Snowcat schmunzelte kurz ein wenig, sagte dann aber ernst, „Danke für Eure Mühe ihr Zwei, das ist wichtig zu wissen.“

Sie landeten auf einem Airfield in Redmond. 

Liam hatte Snowcat die Adresse einer privaten, kleinen Klinik in Redmond geschickt. Das war nicht sonderlich weit von hier. 

Blood, Steel, Mystique, Thunderstrike, FTW und Doc würden sich um den Abtransport des Gepäcks kümmern, zwei Wagen aus dem Fuhrpark des Teams warteten bereits am Flugfeld auf sie, wie auch immer Steel das bewerkstellig hatte. 

TriXhot verabschiedete sich bei Snowcat, sie hatte vor so bald wie möglich für ein paar Tage nach Neo Tokyo zu fliegen. Snowcat vermutete Familienangelegenheiten, aber sie fragte nicht weiter nach. Zum Schluss ging das hübsche Mädchen zu Starbuck, sprach ihm Mut zu und verabschiedetet sich mit, „Wie sehen uns.“ 

Ob das wohl so sein würde? 

TriXhot stieg in das erste der vier Taxis die sie bestellt hatten. Standart-Taxi-Gesellschaften fuhren nicht bis in die Redmond Barrens, also hatten sie vier Wagen der Roadwarriors angefordert. Die Wagen waren gepanzert, teilweise bewaffnet und die Fahrer wussten, wie man sich, das Fahrzeug und die Fahrgäste verteidigte. Meist handelte es sich um aufgemotzte SUV’s oder umgebaute Transporter. 

Kami kam zu Snowcat rüber. Er sah ein wenig verlegen drein. „Ähm Du Snowcat, also ich wollte wirklich gern zu euch ins Team.“, er holte Luft und fuhr sich durchs Haar, „Aber, ich bin einfach noch nicht soweit. Bei der Action in den letzten Tagen habe ich bemerkt, dass ich noch was aufzuholen habe. Ihr seid viel weiter in eurem Können als ich und ich will dagegen nicht abstinken.“ Er holte erneut tief Luft, „Also habe ich schweren Herzens eine Entscheidung getroffen. Ich werde erst noch ein bisschen durch die Gegend ziehen und was lernen und wenn ich weit genug bin, um in eurer Liga zu spielen, dann versuche ich es noch mal.“

Snowcat warf einen Blick zu Doc rüber, das Ganze überraschte sie ein wenig, aber wirklich wichtig war das Thema nun nicht gerade für sie. Sie kannte Kami kaum. Die Frage die sich stellte war allerdings, durften sie Kami einfach so gehen lassen? Doc nickte, ‚Der Zeitpunkt ist noch gut.“, sagte er damit und Mystique hat ihn ja bereits gecheckt.

Snowcat lächelte Kami an, „Na dann pass auf dich auf. Du findest uns sicher ein zweites Mal, sollten sich unsere Comm-ID’s geändert haben.“

Der junge Elf lächelte leicht, nickte und stieg in das zweite Taxi ohne sich von den anderen verabschiedet zu haben.

Für Sparky, Arcade, Blackstone, Sugmani, Average, Starbuck und die beiden Waschbären in ihren Transportboxen, waren die restlichen zwei Taxis bestimmt. Snowcat nannte den Fahrern die Adresse, die Liam ihr gegeben hatte.

[Song 1: Grey’s Anatomy Theme Song: Psapp- Cosy in the Rocket] Liam erwartete sie bereits auf dem Parkplatz vor der Klinik. Er lächelte Snowcat an, als sie ihn auf die Wange küsste, drückte Suggi herzlich und ließ die Umarmung der Zwillinge über sich ergehen. Die Begrüßung des Mannes gegenüber Starbuck, Average und Blackstone fiel sehr kühl aus und beschränkte sich auf ein Nicken. 

„Also,“ sagte er eindeutig an Snowcat gewandt, „Ich hab einen Arzt aufgetan, der das alles sogar richtig studiert hat, er arbeitet hier und erwartet die zwei Patienten bereits. Liam nahm Snowcat und Sugmani die Reisetaschen ab, drückte sie Sparky und Arcade auf und öffnete Snowcat dann die Tür zur Klinik.

Der altbekannte Geruch nach Desinfektions-Mitteln und kühler, klinischer Sauberkeit lag in der Luft. 

Sie gingen an der Anmeldung vorbei und Liam hielt auf Behandlungsraum Zwei zu. Das Symbol über der Tür stand auf rot, dennoch war sie nicht verschlossen.

Neben zwei Behandlungsbetten, diversen medizinischen Geräten, einem verschlossenen Schrank mit der AR-Aufschrift ‚Medizinschrank, Zugriff nur für autorisiertes Personal‘, war ein Zwerg in dem Zimmer anwesend. Snowcat schätzte den Mann im Arztkittel, unter dem er Hemd, Jeans und Klocks an den Füssen trug, auf knapp 1,25m. Er war breitgebaut, sein schulterlanges, rotblondes Haar war zu einem Zopf geflochten und sein Dreitagebart betonte sein breites Kinn in seinem dreieckigen Gesicht, welches gar nicht trotzig, sondern ausgesprochen freundlich wirkte. Das Lächeln welches ‚Dr.Wang‘ trug, wie der so gar nicht asiatische aussehende Zwerg laut seines Namensschildes hieß, wirkte geschäftsmäßig, eines Arztes würdig und sympathisch.  

Dr.Wang nickte Liam zu, „Ah, eine große Gruppe. Wer sind die beiden Patienten?“ Er sprach mit deutlichem spanischem Akzent.

Snowcat lächelte, „Hallo Doktor,“ sie zeigte auf die befreiten Technomancer, „das sind Average und Starbuck, die beiden Patienten.“

„Wenn ich richtig verstanden habe, wurden unbekannte Eingriffe an den Patienten vollzogen und es geht darum, die Folgeschäden zu entdecken. Welche Untersuchungen wurden bereits gemacht?“

Snowcat berichtete, dass die Männer 19 Tage lang entführt gewesen waren, erklärte, wie man sie vorgefunden hatte und erzählte zudem welche Untersuchungen sie bereits vorgenommen hatten. Sie überreichte dem Arzt die Nadeln, die sie aus dem Stammhirn gezogen hatten, um ihre Aussage zu unterstützen. Im Anschluss fragte sie, „Soll ich Dr.Wang sagen oder bevorzugst du einen anderen Namen?“

Der Zwerg lächelte, „Metge. Nennt mich bitte Metge.“ Er deutete auf die beiden Untersuchungsbetten, auf die sich Starbuck und Average prompt begaben.

Snowcat korrigierte sich, es war kein spanischer, sondern ein katalanischer Akzent. Metge war ein Katalanisches Wort.

„Gut, Metge. Ich bin Snowcat, und die anderen besorgten Freunde sind Sugmani, Blackstone, Sparky und Arcade, “, die Zwillinge schüttelten den Kopf und zwar nachdem Snowcat sie vorstellt hatte, offenbar wollten sie zum Ausdruck bringen, das sie nicht besorgt waren, „Liam kennst Du ja bereits.“ 

Liam fügte hinzu, „Naniten können wir ebenfalls ausschließen. Ihre Gehirne werden aber in jedem Fall ein ganz ‚besonderes‘ Bild abgeben.“

Sugmani hatte sich auf einen der Stühle die an einer Wand standen, gesetzt. Blackstone stellte sich neben sie und behielt alles im Auge. 

Metge erklärte, dass er nun eine Reihe von Untersuchungen vornehmen und er dafür ungefähr eine Stunde brauchen würde. 

Snowcat trat zwischen die Betten, „Starbuck, Average, sollen wir so lange rausgehen?“, fragte sie sanft.

Starbuck lächelte leicht, „Also meinetwegen nicht. Es gibt eigentlich nichts, was ihr da noch nicht gesehen habt.“

Sie sah zu Average.

„Also mir wäre es lieber, ihr würdet raus gehen. Das ist doch sehr persönlich.“

Snowcat nickte, „Das verstehe ich.“ 

„Draußen rechts ist ein Wartezimmer.“, erklärte Metge und sein Akzent war auch in dem kurzen Satz nicht zu überhören. Sie blickte in die Runde. Sugmani schnarchte leise auf dem Stuhl. Blackstone blieb wo er war, nur Liam trat zu Tür, er sah die Zwillinge an, „Los kommt.“, sagte er zu ihnen.

Die Zwillinge bewegten sich und setzten sich dann auf die beiden Stühle neben Sugmani. Mit unschuldigen Gesichtern sahen sie zu Liam rüber, es fehlte eigentlich nur noch, dass sie mit den Beinen baumelten, aber dafür waren sie zu groß oder die Stühle zu niedrig.

Liam blickte ernst zu den Zwillingen, die dann seufzten, aufsprangen und mit Snowcat und Liam auf den Flur traten. Sie setzten sich ins Wartezimmer

Snowcat sprach Blackstone auf dem Direktkanal an. «Hey, wusstest du, dass Starbuck in der Zeit seiner Entführung Geburtstag hatte?»

Blackstone verneinte, «Nee, wusste ich nicht. Wollen wir die Party nachholen?»

Nun verneinte Snowcat, «Nein, ich denke nicht. Er hat sich entschieden. Wir sollten es ihm nicht schwerer machen, indem wir noch eine Party für ihn schmeißen.»

«Da hast Du wahrscheinlich Recht.», stimmte Blackstone ihr zu.

Die Party, die Snowcat bereits geplant gehabt hatte, war ausgefallen, aber das Geschenk, -diverse Utensilien zum Kekse backen und Keksrezepte aus aller Welt-, würde sie ihm dennoch zukommen lassen. Das konnte er auch in einem Musikerleben nutzen. 

SpArcade hatten zunächst ihre Ohren an die Wand zum Wartezimmer gedrückt, doch dieser Abhörversuch war wohl nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Nun boten sie Snowcat einen Audio- und Video-Feed an, die genau Blackstones Perspektive entsprachen. Snowcat grinste, sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass Blackstone diese Bilder und Töne freiwillig angeboten hatte.

Eigentlich hätte Snowcat jetzt auch gehen können, doch da sie wissen wollte, wie es mit den beiden weiter ging und, da sie noch einige Vorlesungen anzusehen hatte, lehnte sie sich zurück, lernte und wartete.

Nach etwas über einer Stunde öffnete Metge die Tür und bat sie wieder rein. 

Im sachlichen Ton eines geübten Mediziners und weiter mit Akzent erklärte er, „Ich werde zusammenfassen, was die beiden mir erlaubt haben zu berichten.“

Sparky und Arcade bekundeten ihr Interesse durch übertriebenes Kopfnicken. 

„Zunächst die gute Nachricht: Ich konnte keine Implantate irgendeiner Art entdecken. Nun die schlechte: Ihre Freunde waren unglaublichem Stress ausgesetzt und weisen Merkmale einer Posttraumatischen Belastungsstörung auf. Sie brauchen dringend Erholung und damit meine ich besonders ihre Gehirne und dort alles, was mit der Matrix zu tun hat.“

Snowcat warf einen besorgten Blick zu den beiden Technomancern hinüber. Doch der Gedanke, dass sie nicht in die Matrix sollten, schien sie nicht zu schockieren und da in ihren Augen auch keine Panik davor zu lesen war, niemals wieder in die Matrix zu dürfen, bestand diese Gefahr offensichtlich nicht.

„Also irgendwo ein Erholungsurlaub, wo es wenig visuell-technische Einflüsse und wenig Matrix gibt, dafür aber körperliche Verausgabung möglich ist, da diese den Kopf entspannt?“, schlussfolgerte Snowcat.

Metge nickte, „Genauso ist es. Zusätzlich empfehle ich eine psychologische Aufarbeitung in Form von Gesprächstherapie.“

„Durch einen Psychologen?“, fragte Snowcat nach.

Metge überlegte einen Moment, „Nun, nicht unbedingt. Wichtig ist, dass die Patienten Vertrauen zu demjenigen haben, mit dem sie sprechen.“

Snowcat sah die beiden jungen Männer abermals an. Starbuck würde das Vertrauen zu ihr oder Blackstone haben. Aber Average? Nein, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. 

Sugmani öffnete die Augen, „Ich denk, wir sollten mit den Jungs campen gehen. Holzhacken und Wildnis hat noch jeden zurück in die Normalität geholt.“

Doktor Metge nickte, „Das klingt nach einer Möglichkeit.“

Blackstone sah Snowcat an, „Wenn Du mich in den nächsten Tagen nicht brauchst, würde ich mitfahren und ich denke, Thunderstrike ist bestimmt bereit, noch mal einen Camping-Tripp zu organisieren und für die beiden einen Fitness-Plan zu erstellen.“

Average sah bei dem Gedanken an Fitness nicht zufrieden aus, „Ich denke, ich soll mich schonen?“

Snowcat grinste, „Deinen Kopf oder deinen Geist oder um genau zu sein, dein Gehirn. Bewegung, Sport oder körperliche Aktivität lenken den Geist ab. Wenn man körperlich erschöpft ist, dann denkt man nicht so viel.“

Average sah zu Snowcat, dann zum Doktor und als dieser nickte, erklärte er ein wenig resigniert, „Na okay. Wahrscheinlich würde es mir generell auch nicht schaden, fitter zu werden.“

Snowcat lächelte, was für eine überraschende Erkenntnis, und wandte sich dann an Metge, „Wie sieht es aus? Könnten wir dich als Therapeuten für die beiden gewinnen und eine Woche auf bezahlten Campingurlaub schicken. Sagen wir für 5000¥?“

Liam riss die Augen auf, „Snowcat, du verdirbst die Preise.“ Dann grinste er, „Aber für die Anfang ist das natürlich ein großzügiges Angebot.“

Metge überlegte, „Das ist verlockend, ja, ich glaube ich kann mich dafür freimachen. Wann soll es denn losgehen?“

Snowcat sah Suggi fragend an. 

Die alte Orkin gähnte, „Morgen irgendwann.“

Snowcat lächelte besonders charmant, „Dann ist es abgemacht. Ihr macht einen Campingausflug und wir finanzieren Average und Starbuck die Begleitung durch den Privatarzt. Das ist doch schon mal was. Blackstone, Du bringst Average und Starbuck noch nach Hause?“

„Klar, wie vorhin besprochen.“, erwiderte der Zwerg.

„Wunderbar. Ich denke, die Details fürs Camping könnt Ihr unter Euch ausmachen. Ich verabschiede mich dann.“ 

Snowcat warf Starbuck einen langen Blick zu. Sie wäre gern geblieben, um sich um ihn zu kümmern. Aber ihre Wege würden sich trennen, da war es nicht gut sich ihm weiter zu nähern. Seit  er ihr den Kuss gegeben hatte war sie vorsichtig in Bezug auf Starbuck geworden. Sie wollte ihm keine Hoffnungen machen, jetzt schon gar nicht, wo die Aussichten auf Null gesunken waren. Sie hatte ihn wirklich gern.

Liam und SpArcade schlossen sich Snowcat an und verabschiedeten sich.

Draußen auf dem Parkplatz standen zu Snowcats Überraschung, ihr Seattler SUV und Shark Finn, der ihn offenbar hierher gefahren hatte. Snowcat umarmte den Fomori herzlich. Es tat immer gut, sich in die Arme des großen, gut aussehenden Mannes zu begeben.

„Hey Cousine, na wo geht’s hin?“, fragte er fröhlich und hob die Zwillinge gleichzeitig hoch, als wögen sie nichts.

„Ich denke mal nach Hause, aber vorher möchte ich noch kurz jemanden anrufen.“

Sie gab Harlequins Comm-ID ein. Snowcat hatte ihm vor ein paar Stunden nur eine Textnachricht geschickt und zwar in dem Moment, als klar war, dass sie alle im Hubschrauber soweit in Sicherheit waren. 

Es war gerade mal vier Tage her, dass er sie nach ihrer Rückkehr vom Lake Louise in Seattle zum Airfield gebracht hatte, dennoch freute sie sich drauf, seine Stimme zu hören, auch wenn sie nicht wusste, wo er jetzt gerade sein würde. 

Er ließ sich Zeit und nahm erst nach dem fünften Signalton ab, «Hallo Liebste, Du bist wohlauf und wunderschön, wie ich sehe. Wann kannst Du hier sein?»

Sie lachte glücklich und sagte nur, «Das weiß ich nicht.»

«Wie, warum weißt Du das nicht?»

«Ich weiß nicht, wo Du gerade bist.»

«Ach so. Ich dachte, dass ist klar. Ich bin bei Jake!»

Sie war ein wenig überrascht, aber bis zu Jake war es nicht all zu weit, Snohomish lag direkt über Redmond, «In einer halben Stunde bin ich da., My Knight.»

«Dann bis gleich Liebste!»

Snowcat fuhr. Sie fuhr gut und sie kannte die Strecke. 

Sie vergewisserte sich mit einem zweiten Blick. Sie wurde tatsächlich verfolgt und zwar von Liam und den Zwillingen. 

Natürlich, darauf hätte sie auch vorher kommen können. Lilo und Stitch mussten zu Jake zurück. Gerade Lilo, der E-Racoon war erst so kurz bei ihnen, dass sie noch eine Menge Training und Gewöhnung brauchte.

[Song 2: Lorde - Glory And Gore] Harlequin wartete lässig an einem Baum gelehnt, bis alle anderen Snowcat begrüßt hatten. Diesmal hatte sie keine Geschenke mitgebracht, dafür war der Besuch zu spontan gewesen, was aber niemanden störte.

Als Jake damit begann, sich um die Waschbären zu kümmern, stieß Harlequin sich unter den Gesang der nächtlich zirpenden Insekten vom Baum ab und schlenderte zu Snowcat rüber. Er nahm sie in den Arm, legte sie leicht nach hinten und küsste sie mehrere Sekunden lang.

Snowcat stand auf diese filmreifen Küsse.

Wie Snowcat später erfuhr, hatte Harlequin einen Großteil der letzten Tage hier auf der Ranch verbracht. Jake klang ganz begeistert, als er davon berichtete und erklärte, was er alles dazu gelernt hatte. Harlequin winkte ab, Jake habe das sowieso schon alles gewusst. Er habe ihn eigentlich nur gefragt, wie er das mache und die eine oder andere Idee mit ihm erörtert.

Kurz vor Mitternacht verabschiedeten Harlequin und Snowcat sich. Sie nahmen den Panamera und verabredeten, dass Shark Finn das SUV nehmen und Snowcat Sonntag früh abholen sollte, wenn sich dann nach längerer Abwesenheit endlich wieder mal nach Boston fliegen würde. Erst Sonntag, da sie Samstag noch einen Nachtclub unsicher machen wollte. 

Harlequin schlug dafür das Skelleton vor, das Snowcat mit seiner Live-Rock-Musik nur Recht war.

Harlequin hatte die ganze Zeit nicht mit einem Wort nach dem Befinden von Starbuck oder Average gefragt. Das tat er auch nicht, als sie in Snowcats Appartement in Downtown ankamen. Dafür kontrollierte er nach ihrem Bad ganz genau, ausgiebig und auf eine wundervolle, sehr angenehme Art, ob Snowcat einen Kratzer abbekommen hatte.

❆❄

Zu Snowcats Freude kam Harlequin mit nach Boston und obwohl sie viel für die Universität zu tun und Einzelstunden bei Ehran hatte und endlich bei Tango mit dem Wurfwaffen-Training began, fanden die beiden eine Menge Zeit für einander und an besonders vollgepackten Trainingstagen, blieben ihnen die Nächte. 

Irgendwann stand plötzlich ein Cello in Snowcats Studentenwohnung. Harlequin hatte es also nicht vergessen und er war auch hier ein ausgezeichneter Lehrer. Er beherrschte das Instrument virtuos. Snowcat genoss es, wenn er hinter ihr saß und ihr zeigte, wie man den Bogen führte. Sie mochte es so sehr, dass sie sich absichtlich ungeschickter anstellte, als sie wirklich war. Wahrscheinlich durchschaute Harlequin sie, aber es sagte nichts.

❆❄

Nach ziemlich genau einer Woche meldete sich Sugmani bei Snowcat. Sie berichtete davon, wie der Campingausflug gewesen war. 

Nebenbei war herausgekommen, dass Metge mehr als nur ein ausgebildeter Arzt war. Er war magisch aktiv, konnte zaubern und zeigte Interesse daran, mal mit auf einen Run zu kommen. Auch wenn er kein Kämpfer war und keinerlei Kampfzauber beherrschte, so glaubte er doch dem Team mit der einen oder anderen Idee weiterhelfen zu können. Sein Motiv leuchtete Snowcat ein, ohne dass es ausgesprochen wurde. Erfahrung und zusätzliches Geld. Jedenfalls vermutete Snowcat das. 

Die Genesung der beiden Technomancer war vorangeschritten, doch sie waren noch nicht über den Berg. Snowcat kannte sich mit dem Posttraumatischen Stresssyndrom nicht sonderlich gut aus, aber selbst sie wusste, dass das dauerte. Inwieweit Average wieder einsatzfähig war, würde sich sowieso erst irgendwann auf einem Run zeigen. 

Sugmani übersandte Snowcat noch eine Kontaktmöglichkeit für einen jungen, aber gestandenen Ork ameriindianischer Abstammung. Kojote Grins war Sammy. Er hatte nicht nach einem Job gefragt, aber Kontakte waren immer gut, erklärte Sugmani und schließlich hätte Snowcat ja länger was davon, als sie selbst. Was Suggi definitiv hoffte, wie sie betonte, schließlich wünsche sie Snowcat ein langes Leben. Eine Aussage, die Snowcat rührte. So ernsthaft und uneigennützig hatte Snowcat noch nie jemand ein langes Leben gewünscht. 

❆❄

Dank ausgiebiger, anstrengender Meditation mit Ehran über ein verlängertes Wochenende hinweg, konnte Snowcat ihre Magie erweitern. Körperlich fühlte sich danach, als hätte sie einen Triathlon absolviert, doch Geist und Wille waren gestärkt daraus hervorgegangen. Ihr Mentor war zufrieden und sie war es umso mehr.

❄❄

Während Snowcat sich bei Tango konzentriert und ausdauernd bemühte in passabler Regelmäßigkeit das Bullseye der Zielscheibe zu treffen, warfen Tango und Harlequin immer neue Muster und übten sich im abwechselnden Dauerfeuer. 

Harlequin warf gelegentlich mehrere Messer jonglierend hoch, fing sie aus der Luft auf und schmetterte sie dann in Herzformation an die Wand. 

Snowcat probierte sich am Hochwerfen-Fangen-Werfen mit einem einzigen Messer und bezahlte den Versuch mit einigen Tropfen Blut. 

„Das war schon ganz gut.“, kommentierte Tango.

Snowcat verbeugte sich zum Dank. Dann grinste sie. Es würde sie noch Jahre Schweiß und Blut kosten, um die Fähigkeiten von ihrem Lehrmeister oder die Harlequins zu erreichen. Aber das einzige was zählte, war die Tatsache, dass sie das alles lernen und erreichen konnte, wenn sie denn wollte. 

❄❄

Am Freitag, dem 19.05.2073 meldete sich Doc bei Snowcat. UC war kontraktiert worden. Man hoffte auf Interesse und hatte einen ungewöhnlichen Treffpunkt vorgeschlagen. Samstag um 12.00 Uhr Mittags in der wunderschönen, romanischen St.James Cathedral in Downtown. Auch der Codesatz deutete in eine bestimmte Richtung, sie sollten das Hauptschiff betreten, den Mittelgang nehmen und das Gebäude für seine Schönheit loben, ihre Kontaktperson würde dann sagen, ‚Dann sollten sie erstmal die Kathedrale in Bogota sehen.‘ 

Snowcat sagte selbstverständlich zu, zu kommen. Nach drei Wochen Training war es wohl Zeit, mal wieder zu arbeiten und Doc hätte Snowcat nicht angerufen, würde er nicht glauben, dass der Job etwas für Snowcat sei.

Harlequin brachte Snowcat bis zum Gate. Sie küssten sich, bis der Flug zum letzten Mal aufgerufen wurde. 

Shark Finn hatte die ganze Zeit keine Miene verzogen und als es losging, rückte er einfach nur seine Sonnenbrille zurecht. 

Snowcat seufzte verträumt. Sie würde Harlequin sicher hin und wieder -und zwar nicht nur körperlich - vermissen, aber das gehörte zum Verliebtsein eben dazu. Manchmal war es ein klein wenig schade, dass Harlequin kein Shadowrunner war. 

Zurück in Seattle rief sie zu allererst Liam an. Sie hatte ihn gefragt, ob man, beziehungsweise er, Rauchgranaten mit buntem Rauch, -einfach nur für den Style bunten, aber dennoch Sicht nehmenden Rauch - anfertigen könne. 

„Klar könnte ich das. Man kann das nicht. Und ob du das kannst, werden wir sehen, wenn du das nächste Mal hier bist und dich daran versuchst.“, hatte Liam geantwortet. Genau daran wollte sich Snowcat heute versuchen, wenn Liam Zeit hatte.

Liam hatte Zeit und so fuhr sie mit Shark Finn im Taxi zum Appartement und von dort im SUV direkt zu Liam in die Werkstatt. 

Wo sie dann mit Liam, Shark Finn und den Zwillingen, die später dazu kamen, einen lustigen Abend verbrachte. Denn nachdem Liam Snowcat ausgefragt hatte, was man ihrer Meinung nach wohl tun könne um ein Granate mit bunten Rauch zu füllen, schob er ihr eine Kiste rüber, in der Granaten mit farblich unterschiedlichen Markierungen lagen. Sie sah dunkles Blau, Orange, Grün und ein helles Weißblau.

Sie küsste Ihn zum Dank auf die Wange und dann spielten sie eine Runde ‚Dawn Of Atlantis‘, grillten Burger und sahen die drei aktuellsten Folgen von ‚Water Margin‘ an, einer Action-Serie, die in Seattle spielte. Snowcat musste sich von Sparky und Arcade zwar alles erklären lassen, aber das taten die beiden gern. 

„Warum brennt in deinem Commlink heute eigentlich die ganze Zeit eine Kerze?“, fragten die Zwillinge irgendwann.

Snowcat lächelte sanft, „Sie brennt für Craven. Er ist heute vor drei Jahren gestorben.“

Kurz darauf stellte Liam eine nicht markierte Whisky-Karaffe und vier kleine und ein großes Glas auf den Tisch, er goss ein und sie stießen auf Craven an. 

„Eigentlich solltest du jetzt ein paar Geschichte über Craven erzählen.“, erklärte Shark Finn, „Aber wenn Du nicht magst, ist das kein Problem.“, fügte er hinzu.

Aber sie wollte. sich positiv zu erinnern, war eine gute Tradition.

❄❄

Da Doc nicht weiter wusste, was sie erwartete, gab es vorher keine Besprechung im Bootshaus. Sie trafen sich um 11.30 Uhr in einem Starcaf in Downtown. Blackstone, Doc und Average waren schon anwesend, als Snowcat im weißen Spitzenkleid, schwarzem Hut, schwarzen Pumps und gestreiftem Regenmantel und Shark Finn im schwarzen Anzug, als ihr Bodygard erschienen. 

[Song 3: Gregorian - In The Shadows] Punkt 12.00 Uhr Mittags betrat die Fünfer-Gruppe die wirklich schöne Kathedrale. Snowcat genoss die Atmosphäre für einen Augenblick. 

Gegen eine Spende von zehn NuYen konnte man sich einen virtuellen Führer aussuchen, wie einem der AR-Flyer anbot. Snowcat lehnte ab und die Werbung drängte sich nicht weiter auf.

Einige Touristen sahen sich die Kathedrale an und folgten den diskreten ARO. Einige Gläubige saßen oder knieten in den Bankreihen, aber da keine Messe bevorstand, war es nicht sonderlich voll. 

Snowcat war bisher erst einmal hier gewesen. Kathedralen waren aufgrund ihres religiösen Anspruchs immer beeindruckende Bauwerke, sollten sie doch von der Herrlichkeit Gottes zeugen. Wie auch immer man das philosophisch sah, Snowcat schätzte die Architektur von Kathedralen für ihre Schönheit an sich. 

So fiel es Snowcat nicht schwer, den Blick umherschweifen zu lassen und das Gebäude zu bewundern. Ein Nonne kam von weiter hinten heran und erreichte gemächlichen, ruhigen Schrittes den Mittelgang. Sie hatte die Hände unter den Ärmeln ihre Tracht verschränkt. Darunter könnte man gut tödliche Waffen verbergen, dachte Snowcat mit einem Schmunzeln auf den Lippen. 

Die Nonne war etwas über 1,60m groß, ihre Haut war faltig und wettergegerbt. Ihre Augen blickten wach und aufmerksam drein und dennoch lag auf dem Gesichtsausdruck der alten, menschlichen Frau, die Snowcat auf Anfang 70 schätze, ein Frieden, den man nur bei wenigen Metamenschen fand.

Als die Nonne näher kam, legte Snowcat den Kopf in den Nacken und sah nach oben. „Das ist wirklich ein wunderschönes Gebäude.“, sagte sie in nicht all zu lauten Ton, damit die Worte nicht in der Kuppel widerhallten.

Shark Finn stand dicht hinter ihr und behielt die Nonne ohne großes Aufsehen in den unter einer Sonnenbrille verborgenen Augen. Die Frage war eben nicht, ob man paranoid war.

Die warme Stimme der Nonne erwiderte, „Dann sollten sie erstmal die Kathedrale in Bogota sehen.“

Snowcat lächelte sie an und die Nonne lächelte zurück. 

„Ich bin Schwester Christina Gonzales.“, erklärte sie mit leichtem südamerikanischem Akzent, der weit weniger auffiel, als der Akzent von Metge. Mit einen langsamen Bewegung deutete sie mit einen Hand nach hinten links, „Bitte, lassen sie uns an einen Ort gehen, an dem wir ungestörter sind.“

Sie folgten Schwester Christina durch eine Seitentür. Im Rücken der Schwester nahm Snowcat astral war. Die Nonne war weder verdrahtet noch magisch aktiv. Bis auf einige Alters-Zipperlein war sie gesund. Die Frau war ein wenig aufgeregt, aber nicht ängstlich oder angespannt. 

Hinter der Tür verbarg sich ein Flur, der einem nach Verlassen des Kirchen-Hauptschiffes schmal vorkam. Nach einigen Schritten öffnete sich hinter einer weiteren Tür ein Aufenthaltsraum, nebst einer kleinen Küche. An dem runden Tisch fanden bis zu acht Personen Platz. 

Schwester Christina sah Shark Finn an. Eine Stuhl für Trolle gab es hier nicht. „Ich werden noch einen passenden Stuhl holen.“, versprach sie ohne zu zögern.

Shark Finn schüttelte den Kopf, „Nein vielen Dank Schwester. Ich bleibe sowieso lieber stehen.“

Sie nickte und bat die anderen sich zu setzten. Shark Finn stellte sich hinter Snowcat.

„Darf ich ihnen etwas anbieten?“, fragte die Nonne.

Snowcat antwortete, bevor Average etwas sagen konnte, „Nein, vielen Dank.“

Die Schwester neigte leicht den Kopf und setzte sich dann ebenfalls.

Snowcat stellte vor, „Das hier sind Doc, Average, Blackstone und Shark Finn und mein Name ist Snowcat.“

Schwester Christina lächelte, „Snowcat. Ich habe mir schon gedacht, dass sie das sind. Ich soll sie herzlich von Pater Ortis grüßen.“

Ah, dann kam der Job also doch aus der Richtung, aus der sie vermutet hatte. „Vielen Dank. Wie geht es Pater Ortis?“, wollte Snowcat wissen.

„Gut, soweit man das unter der angespannten Lage im Süden sagen kann.“, erwiderte Schwester Christina ehrlich.

Wenn dem so war, würde Snowcat das sehr freuen. „Das ist schön zu hören. Nun Schwester, was können wir für sie tun?“

Schwester Gonzales faltete die Hände in ihrem Schoß, „Die Kirche braucht ihre Hilfe!“ Die Schwester machte eine kurz Pause, um dem Satz Bedeutung zu verleihen. Dann fuhr sie fort. „Wir haben gehört, dass Pyramid Arcane Supplies, eine Tochterfirma von Aztechnology, dabei ist, ein Ritual zu entwickeln, dass Prä-Kolumbianische-Artefakte beinhaltet. Dafür sammeln sie seit geraumer Zeit Artefakte. In der nächsten Woche ist ein Transport mit wichtigen Ingredienzien von L.A. aus geplant. Die Kirche möchte sie bitten, diesen Transport aufzuspüren, ihn abzufangen und herauszufinden wohin genau er gehen soll. Wir vermuten, dass es zu Aztechnology in Bogotá gehen soll. Aber wir brauchen eine Bestätigung und wenn möglich, einen genauen Ort.“

Wow, ein Ritual für oder mit Prä-Kolumbianischen Artefakten. Das klang sehr spannend und aufregend! Was sich Snowcat nicht anmerken lies. „Nun Schwester, sie wissen, was wir tun und dass man uns normaler Weise für unsere Arbeit bezahlt?“

„Oh ja, natürlich. Ich bin berechtigt ihnen 100.000¥ für ihre Arbeit anzubieten.“

Noch ein Wow, Snowcat lächelte, „Gut, dann sind wir im Geschäft.“ Snowcat wollte hier nicht weiter verhandeln. Zum großen Missfallen von Average. Snowcat glaubte nicht, dass Schwester Christina Gonzales Raum nach oben gelassen hatte. Sie hatte sicher einfach die komplette Summe genannt, aber selbst wenn es anders wäre, 100.000 ¥ waren ein großzügiges Angebot und sie hatten den Job bekommen, da Pater Xavier Ortis sie für vertrauenswürdig hielt, dessen war Snowcat sich sicher. Das galt es zu berücksichtigen, egal wie sehr das Average störte. 

Der glatzköpfige Mann sah schon deutlich besser aus, als noch vor drei Wochen und er hatte zwar geguckt, als Snowcat nicht verhandelt hatte, aber er hatte sein Gesicht nicht zu einer nörgelnden Miene verzogen. Das war doch schon mal was.

„Ich fasse noch mal zusammen.“, fuhr Snowcat fort, „Wir sollen eine Ladung Ingredienzien von Pyramid Arcane Supplies aufspüren, die in der nächsten Woche von L.A. in den Süden, höchstwahrscheinlich nach Bogotá, gebracht werden soll. Wie sollen die Ladung abfangen, verhindern dass sie ihren Zielort erreicht und herausbekommen, wo genau die Ladung hingebracht werden sollte.“

Schwester Christina lächelte zufrieden, „Ja, genau so ist es.“

„Gut. Sie wissen auch, dass normaler Weise eine Anzahlung geleistet wird?“, fragte Snowcat nach.

Die Nonne merkte auf, „Oh ja, natürlich. Sind 20.000¥ genug?“

„Ja, das reicht völlig.“, bestätigte Snowcat.

„Soll ich das Geld gleich holen?“, fragte Gonzales und war fast schon aufgestanden.

„Einen kleinen Moment noch bitte.“, bemerkte Snowcat lächelnd. „Ich habe noch einige Fragen.“

„Oh, ja natürlich.“ Schwester Christina Gonzales ließ sich leicht entspannt wieder in den Stuhl zurück sinken.

„Was soll mit der Ladung geschehen?“, wollte Snowcat wissen.

Die Schwester winkte ab, „Das ist uns egal, sie können sie behalten oder vernichten oder das damit tun, was sie sonst für angemessen halten. Wichtig ist nur, dass sie nicht in die Hände von Aztechnology gelangt.“

Fantastisch, denn daraus ließ sich mit Sicherheit ein finanzieller Bonus schlagen, „Haben sie noch weitere Informationen über die Ladung?“

„Nein, leider gar nicht.“, meinte die alte Nonne bedauernd.

„Das ist kein Problem,“, beschwichtigte Snowcat, „dafür sind wir ja da. Bis auf eine letzte Sache ist dann auch alles geklärt. Wem geben wir Bescheid, wenn es erledigt ist und wir die gesuchte Information haben?“

„Mir bitte, ich geben ihnen eine Kontaktmöglichkeit.“

Was die Nonne dann auch in Form einer Comm-ID tat. „Dann hole ich mal das Geld.“, meinte sie noch und schlurfte von dannen.

„Was für ein interessanter Job.“, verkündete Snowcat strahlend, als die Schwester die Tür hinter sich geschlossen hatte.

„Findest Du?“, fragte Average und zuckte mit den Schultern, „Naja, geht so, aber zumindest geht es endlich wieder mal nach L.A.“

Doc lächelte leicht.

Sie waren ins Bootshaus gefahren, um von hier aus zu besprechen, wer mitkommen würde und, um die Reise nach L.A. zu organisieren.

Blood und Steel waren sofort mit von der Partie, immerhin könnte es die Chance darauf geben Azzies zu klatschen. 

Average würde mitkommen, weil es nach L.A. ging. Er wirkte soweit fit, auch wenn er laut Metge noch nicht völlig genesen war, soweit ging das also okay. 

Blackstone würde mitkommen und Shark Finn wollte auch dabei sein, denn in der Freizeit könnte er ja nebenbei zum surfen kommen.

„Sind die Gewässer um L.A. dafür nicht ein bisschen zu gefährlich?“, fragte Snowcat.

Er grinste breit, „Doch, das ist ja das Gute.“

Mystère bildete den letzten Teilnehmer aus Runde der Runner von UC. Er war, wie Snowcat zuvor, gleich Feuer und Flamme für den Job. Die Neugier der Beiden ging über das, was sie wohl in dem Ladung finden würden, hinaus. Herauszufinden, was die Aztlaner für ein Ritual entwickelten, weckte ihr Interesse. Sie vermuteten nicht Gutes dahinter, somit wäre ein es ein Bonbon, den Aztlanern ins Ritual zu spucken. 

Natürlich spielte die Möglichkeit unter den Telesma, die sie im der Lieferung vermuteten, könnte auch ein wertvolles Artefakt stecken, auch eine Rolle, zumindest für Snowcat. Vorsichtshalber würde Snowcat alle Mana Sheaths -Taschen einpacken, die sie kriegen konnte. Ein winziges Bisschen träumte sie davon, bald im Besitz bedeutender Artefakte zu sein. 

Nachdem sie wussten wer mitkam, bestellte Snowcat über ihre Kontakte einen Shadowflight für morgen nach L.A. und rief im Anschluss bei Doc Hollywood an. 

Der war natürlich erfreut, wieder einmal von Snowcat zu hören und als sie ihm eröffnete, dass sie sich nur so bei ihm meldete, sondern dass sie beabsichtigten, wieder nach L.A. zu kommen, war er noch erfreuter. 

Ein Safehouse am Wasser, ein Boot, Jetskis und SUV’s zu besorgen, war selbstverständlich ein Leichtes für ihn.

„Wollen wir Metge fragen, ob er mitkommt?“, fragte Snowcat in die Runde. „Sugmani hat gesagt, dass er Interesse daran gezeigt hat, mal mit auf einen Run zu kommen.“

„Das ist eine hervorragende Idee.“, meinte Doc sofort.

Snowcat zückte ihr Commlink, doch Average meinte nur, „Ich hab eh gleich noch einen Termin bei ihm. Da könnt ihr mitkommen und dann fragen wir ihn.“

Metge hörte sich die Sache in ihren groben Zügen an und meinte dann, „Sí, da würde ich gerne mitkommen, wann soll es losgehen?“

„Morgen.“, antwortete Snowcat grinsend. „Wird das gehen?“

Der Zwerg überlegte einen Moment, dann sagte er, „Ja, das wird schon gehen.“

„Soll ich vielleicht ein bisschen an deinem Dienstplan rumschrauben?“, fragte Average zu Snowcats Überraschung spontan.

Metge nickte erfreut, „Das wäre tatsächlich eine gute Idee.“

Der Umstand, dass Average etwas von sich aus angeboten hatte, brachte Snowcat auf einen wichtigen Punkt. „Ich möchte betonen Metge, dass du als Teamkollege eingeladen bist und nicht als Averages persönlicher Arzt. Was nicht heißt, dass du dich nicht um ihn kümmern darfst.“

Average verzog das Gesicht, doch Metge nickte verständnisvoll.

Snowcat lächelte, „Wunderbar, dann komm ich jetzt zu den Details.“

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               UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See!

Was die Runner in L.A. erleben, was die Ladung alles beinhaltet, wem die Runner begegnen, wie Metge sich macht und ob Snowcat und Mystère etwas über das Ritual in Erfahrung bringen können, wird demnächst hier zu lesen sein. Schau also bald wieder vorbei, omae.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*