Episode 10/15 (vom 14.05.) Run 57/15

Welcome back, Omae!

Schön, dass Du wieder vorbei schaust.

Derzeit On The Run sind: Blackstone*, Bloody Guts, Chang*, Gunner, Metge*, Rubber Duck, Shark Finn, Snowcat, Thunderstrike, Tiernan, Triple S* und TriXhot. (*Spieler war nicht anwesend.)

Datum in unserer SR-Timeline: 16.11.2073 -19.11.2073

Was bisher geschah: Die Runner tragen Telesma zusammen, um einen Yama König beschwören zu können, der zwischen ihnen und ihrem nächsten Auftrag, einen Coin Of Luck, steht. Ein weiteres Telesma, die Schuppen eines Novadrakon, haben sie auf Yakut bekommen. Bei der Rückfahrt zur Basis gerät ein Teil der Runner in einen Hinterhalt durch einen Tiger-Gestaltwandler und dessen Männer. Die Runner entkommen und suchen sich einen neuen Landeplatz. Hier kümmert man sich um die Verletzungen und stellt fest, dass ein Teil des Equipments beschädigt oder verloren ist. Besonders Triple S ist auf Vergeltung aus. Der Tiger ist kein unbeschriebenes Blatt, sondern ein Toxischer Schamane mit dem Namen Wutaqui. Das Team beschließt sich das Kopfgeld zu holen und ein Teil macht sich am nächsten Tag an die Spurenverfolgung. Am Abend findet man nach stundenlangem Marsch ein Lager. Der Tiger ist nicht da, doch bei einem abgehörten Gespräch erfährt UC, dass die Gruppe auf der Suche nach alten Biowaffen ist, um diese unter der Führung von Wutaqui gegen die Metamenschheit einzusetzen. Später am Abend kehren Späher in das Lager zurück, doch Wutaqui ist nicht dabei, denn die Biowaffen wurden bereits gefunden und er und weitere Späher sind vor Ort geblieben. Das Team muss seinen Plan anpassen. Noch in der Nacht entführt man einen der Männer, um den Ort zu erfahren, stiehlt zudem einen LKW und legt die anderen Wagen lahm. An der alten Militär-Anlage formiert sich UC erneut und gemeinsam kann man Wutaqui fangen und zudem die Biowaffen vernichten.

Wir schalten uns kurz vor der Abreise aus Yakut in das Geschehen zurück.

Dabei erleben wir wie immer alles aus den eisblauen Augen von Snowcat mit und nehmen wieder direkt an einem Part ihrer Gedanken teil.

Eine Beschreibung der Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossar erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossar vorbei. [LINK]

Noch eine Kleinigkeit: die Songs zum Text sollen lediglich zur Stimmung beitragen und sind keine versteckten Hinweise- jedenfalls meistens nicht. ;-) (Ich versuche immer Videos ohne störende Werbung raus zu suchen. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass sie auch ohne Werbung bleiben. Manchmal werden die Videos von Songs sogar schneller komplett entfernt, als ich die Episode hoch laden kann, darum nenne ich vorsichtshalber Künstler und Titel neben dem Link. Wegen Lizenzrechten muss ich bei You Tube immer öfter auf Coverversionen oder schlechte Live-Varianten zurückgreifen, oder ich finde ein anderen Anbieter. Die komplette Episoden-Playlist findest Du hier [LINK].)

Bereit Omae? Na dann los!

[Song 1: Matt Corby - Made Of Stone] Wir hatten Wutaqui die bearbeitete Magiermaske über den Tigerschädel gezogen und Metge hatte ihm ein Flüssigkeits-Depot mit diversen Mitteln unter die Haut gespritzt. Das hielt Wutaqui schlafend und versorgte ihn gleichzeitig mit Wasser und einer Nährstofflösung. Ein angeschlossener Biomonitor brachte die Gewissheit, dass der Gestaltwandler doch nicht nur so tat, als würde er schlafen. 

Unsere Blutuntersuchungen waren alle negativ auf Antrax und EbolaPlus gewesen. Niemand hatte befürchtet sich infiziert zu haben, aber sicher zu sein war in einem solchen Fall viel besser und nun waren wir sicher.

Ich hatte Ehran per Mail berichtet wobei wir Wutaqui erwischt hatten. Ich war schon irgendwie ein bisschen stolz auf unseren Fang. Ehran hatte die Übergabe für den 16.11.2073 um 15 Uhr auf dem Flughafen von Vladivostok arrangiert und für uns war es somit langsam an der Zeit aufzubrechen.

Seit einigen Stunden trug Wutaqui die Magie-dämpfenden Fesseln, die Tiernan speziell auf ihn abgestimmt hatte. Beim Anlegen waren wir alle extrem angespannt gewesen, war dies doch ein heikler Moment. Doch nachdem das geschafft war, fühlten wir uns besser, selbstverständlich blieb Wutaqui zudem weiter sediert.

So versorgt konnten wir den Gestaltwandler sorglos transportieren und Triple S levitierte ihn gelassen in die TransSky.

Unser Geister entließen wir dennoch nicht aus ihrem Dienst. Triple S und ich hatten jeden Morgen und jeden Abend je einen Geist beschworen und ihn zur Wache abgestellt. 

Ich überreiche meinen Geisten nach dem Rufen immer ein kleines Geschenk, um ihnen meine Dankbarkeit zu zeigen. Worum es sich dabei handelt, ist von der Art des Geistes abhängig. Undinen bekommen zum Beispiel eine hohle Plastikkugel von der Grüße einer Billardkugel, die mit Quell- oder sauberem Wasser aus einem Meer oder See gefüllt ist. Für einen Brownie gibt es Baumwollsäckchen mit Erde oder kleinen Steinen aus einer besonderen Gegend und für die Paten, also die sogenannten Guidance-Spirits habe ich ein Blatt Papier mit einem kurzen philosophischen Text, die Miniatur eines berühmten Kunstwerks oder Gebäudes dabei. Ich verteile diese kleinen Gaben übrigens auch beim Beschwören von Geistern, die ich für einen längeren Zeitraum an mich binden möchte, zusätzlich zu dem magischen Material, welches man ohnehin benötigt.  

In den letzten Tagen hatte ich das eine oder andere Päckchen aus meiner Tasche entnommen und so würde ich Nachschub zusammensuchen und neue Packen anfertigen müssen. 

Das war jedoch nichts im Vergleich zu dem, was Metge an neuem Medikamenten und anderem würde ersetzen müssen. Er hatte seinen ganzen Vorrat an Sedativa verbraucht.

Ich bastele die Geister-Packen übrigens sogar gern. Es machte Spaß hier und da Wasser oder Sand abzufüllen.

Wie dem auch war, am Morgen des 16.11.2073 hob die TransSky mit uns allen darin ab und flog Richtung Vladivostok von dannen.

Bloody Guts bat Rubber Duck einen kleinen Umweg über einige Koordinaten hinweg zu fliegen, die er ihm zubeamte. Wir hatten genug Zeit, also war das kein Problem.

Nach ein paar Minuten in der Luft erhob ich mich von meinem Platz - die Sitze hier waren bequem, aber in unserem UC-Flieger der Zukunft dürften sie ruhig noch etwas besser sein - und begab mich nach hinten zu Wutaqui, der gefesselt und geknebelt tief schlafend da lag. Der Brustkorb des prächtigen Tieres bewegte sich gleichmäßig auf und ab. 

Der Biomonitor zeigte, dass der Tiger den Zustand nicht vortäuschte.

Ich hockte mich zu ihm und konnte mehr spüren als sehen, dass Shark Finn sich neben mich katapultiert hatte und auch Blackstone war aufgestanden. 

Ich lächelte die beiden an und dann legte ich ohne zu zögern meine Hand auf den Nacken des Tiers und streichelte über sein Fell. „Weißt du,“ sagte ich leise und sanft auf Russisch, „Ich kann deinen Standpunkt durchaus verstehen. Die Metamenschheit ist die größte Gefahr für die Natur. Die Metamenschheit zu vernichten, könnte sogar eine Lösung sein. Aber aus meiner Sicht sind da viele wertvolle Geschöpfe unter den Metamenschen und mit ihrer Kunst und den Möglichkeiten, die Welt zu verändern, Neues zu schaffen, bereichern sie die Welt auch.“ Ich seufzte, „Ich bin auch einer von ihnen und die Vernichtung von etwas, sollte nie eine Lösung sein. Du bist wirklich wunderschön, doch du bewegst dich auf einem verdorbenen, verdrehten Weg auf dem wir dich nicht weiter laufen lassen können. Ich wollte nur, dass du das weißt.“

Als ich mich wieder erhob und auf meinen Platz setzte, atmete Shark Finn auf und Blackstone schüttelte leicht den Kopf.

Der Umweg entpuppte sich als ein Überflug über einen alten, russischen Militärhafen. Bloody Guts hielt Ausschau nach einem Frachter, «Na wir haben doch gesagt, wir wollen so ein Boot.», erklärte der Troll.

«Schiff.», korrigierte Thunderstrike knapp.

Bloody Guts starrte aus dem kleinen Fenster und drückte sich im übertragenen Sinn die Nase platt, was eigentlich nicht nötig gewesen wäre, hätte er die Sensoren der TransSky benutzt. Es schien ihm Spaß zu machen herauszufinden, ob er eine Position finden konnte von der aus er trotz seiner Hörner etwas sehen konnte. «Von mir aus auch Schiff. So was, was der Tzar hat halt. Ihr habt doch gesagt, wir haben nur eine Yacht und ich wollte gucken, ob wir da war bergen können.» 

Bloody Guts sah offenbar nicht viel, mir war es ebenso gegangen. Ein paar Schiffe lagen da wirklich, aber es gab auch Feuertonnen. Irgendwer lebte dort also. 

Am Ende werteten wir doch lieber die Sensor-Ergebnisse aus und demnach würde man, mit ein paar Wochen Arbeit, wohl eines der Boote, Entschuldigung, ich meine natürlich Schiffe, flott machen können. Genügend Material zum Ausschlachten war jedenfalls noch da.

❄❄

Etwas vor 15.00 Uhr befanden wir uns im Ladeanflug auf den Flughafen von Vladivostok. Rubber Duck meldete uns für Hangar VVO-CH11 an und dann sandte er den Verifizierungs-Code, der uns die Landung auf dem Konzernteil überhaupt erst ermöglichte.

Wutaqui schlummerte weiterhin ruhig.

Die TransSky war ein Senkrechtstarter und somit brauchten wir keine ausgiebige Landebahn. 

[Song 2: Hans Zimmer/ The Pacific - Honor] Am Hangar wurden wir bereits erwartet. Dort parkte eine Transportmaschine und vor ihr standen 10 bewaffnete Männer in leichter Militärpanzerung, jedoch ohne den Helm. Natürlich war zu erwarten gewesen, dass man den Tiger beim Weitertransport bewachen würde, also gab es für uns keinen Grund zur Panik.

Vorsichtshalber blickte ich durchs Fenster und nahm astral wahr. Die Männer waren aufmerksam, ruhig, aber nicht angespannt oder gar nervös.

Rubber Duck gab ein bisschen mit seinen Fähigkeiten an und drehte die TransSky noch einmal so, dass wir den Männern exakt mit Heck zugewandt landeten und dann auch noch ziemlich dicht.

Eine Großteil von uns hatte noch seinen Coldsuit an. 

Nur Thunderstrike und Gunner waren auf Schneetarn umgestiegen und selbstverständlich hatte Gunner dabei keine Jacke angezogen.

Shark Finn trug eine schwarze Jeans, festes Schuhwerk und ein leicht gepanzertes Jackett und setzte demonstrativ seine Sonnenbrille auf, als die Heckklappe sich langsam öffnete. 

Bloody Guts hatte sich gedacht, Stadt ist Stadt und sich wieder in sein handelsübliches Postapokalyptisches Outfit geworfen.

Auch ich hatte die Nase von dem Coldsuit gehörig voll gehabt, auch wenn er nach Kiss Of Winter duftete und war in eine weiße, leicht gefütterte Jeans, einen eisblauen Pullover und Chunky Heel -Ankel Boots aus grauem Leder mit 6 cm Absatz geschlüpft und hatte das Ensemble mit einen zu den Schuhen farblich passenden überdimensionierten Strickschal, Wollhandschuhen und einer Beanie-Mütze komplettiert. Meine zwei französischen Zöpfe waren frisch geflochten und ich hatte Mascara, Puder und zartrosa Lippenpflege aufgelegt.

„Ähm, wie bringen wir Wutaqui raus?“, fragte ich in die Runde, als sich die Klappe bis zu einem Drittel geöffnet hatte. 

„Ich levitiere ihn selbstverständlich.“, meinte Triple S sofort.

Blackstone und Thunderstrike liefen mir voraus, neben mir ging TriXhot und hinter mir kam dann Shark Finn.

Die anderen blieben bei Wutaqui, den Triple S schon mal ein Stück schweben ließ. 

Ich lächelte sanft, die einen protzten mit ihrem Können, die anderen zogen sich um. 

Als wir nun so in Formation auf die 10 Männer zuschritten, löste sich einer aus der Gruppe, um uns entgegenzukommen. Es lagen zwar nur ein paar Schritte zwischen uns, dennoch reichte die Zeit, um Folgendes wahrzunehmen. Zunächst einmal waren da 7 Männern und 3 Frauen. Nicht, dass die Frauen eine männliche Figur gehabt hätten, nur verbarg Militärpanzerung das auf die Ferne und zudem trugen die Damen alle einen Kurzhaarschnitt, der keine weiteren Hinweise gab. 

Alle 10 trugen ein Abzeichen auf der Panzerung. Eine Art stilisierter Sensenmann mit einer Sense in der Hand und daneben die Zahl 61. Alle waren mit Kriss-X MP’s und offenbar individuell modifizierten M 23 bewaffnet. 

Der, der uns entgegen kam war definitiv ein Mann und zwar gar nicht mal so unattraktiv, mit seinem militärisch korrekt kurzem, dunklem Haar, in dem sich etwas Grau befand. Sein Gesicht war wettergegerbt und zeugte von kaukasischer Herkunft. 

Thunderstrike raunte mir via Commlink zu, «Wow, die Bravo-Company und das ist Major McCord, Codename Rifleman. »

Ich hatte keine Ahnung, wer oder was die Bravo Company war. Die Vermutung lag nahe, dass es sich dabei um eine Söldnereinheit handelte. Da Thunderstrike begeistert war, würden sie wohl gut sein.

Den Vorteil den Namen meines Gegenüber zu kennen, nutzte ich natürlich, „Major McCord, Guten Tag.“

Der Mann war nur für einen winzigen Moment überrascht, begann breit zu lächeln und streckte mir die Hand entgegen.

„Ich bin Snowcat.“, stellte ich mich vor und begrüßte McCord mit einem festen Händedruck.

„Das weiß ich natürlich. Denn ich habe schon von ihnen und ihrem Team gehört.“, erwiderte der Mann, „Nennen sie mich doch bitte einfach Rifleman. Ich bin sehr erfreut, sie kennen zu lernen.“ 

Ich lächelte, „Ganz meinerseits.“

Dann wandte sich McCord Thunderstrike zu, „Hallo Master Gunnery Sergent.“ Sie tauschten einen bedeutungsschweren Blick aus 

Ah-ha, man kannte sich also, oder hatte zumindest gegenseitig von einander gehört. Als Gunner dazu kam, war das Programm komplett. Ein Maxima- Zwei-Wort-Dialog einstand. 

„Auch Söldner?“ - „Jep.“ - „Gunner? Einherjar?“ - „Ja genau.“ - „Dabei gewesen?“ - „Jaa!“ Beidseitiges, abermals bedeutungsschwere Nicken.

Ich grinste TriXhot kurz an. 

So etwas können wirklich nur Männer. Nicht nur, dass sie gerade wortkarg komplette Kriegsgeschichten ausgetauscht hatten - ich nahm jedenfalls an, dass es sich bei „dabei gewesen“ um den Angriff von Walhalla bei Winternight gehandelt hatte, nein sie hatten die beiden entzückenden Frauen, die dicht in ihrer Nähe standen, vollkommen aus den Augen verloren.

Nun jedoch wandte sich der Major wieder mir zu und zur Strafe für seine kurze Unaufmerksamkeit erhielt er von mir ein erheitertes Schmunzeln nebst hochgezogener Augenbraue, gefolgt von einem Zwinkern. 

Er räusperte sich. 

Gut. 

Er lächelte eine winzige Spur verlegen, „Wollen wir dann vielleicht den medizinischen Check und die Übergabe machen?“

Ich nickte, „Ja, sehr gern.“

Er winkte vier seiner Männer zu sich, „Sollen wir…“, weiter kam Rifleman nicht, denn Triple S levitierte Wutaqui bereits vor,  „ … ah, ich sehe schon.“ Er drehte sich um und rief, „Heart-Attack!“

Aus der Transportmaschine kam ein Elf, ebenfalls im leichten Millitär-Panzer, der allerdings deutlich mehr Taschen an seinen Gurten befestigt hatte und dessen Haarschnitt nicht ganz so korrekt war, denn er leistete sich einen frechen Pony, den er mit Gel zurecht frisiert hatte.. Wenn mich nicht alles täuschte war dieser Elf dezent geschminkt. Zumindest trug er Grundierung und Kajal plus Mascara.

Er machte große Augen als er auf uns zu kam und … würdigte mich keines Blickes, denn er schmolz dahin für … Gunner. 

Tja, so viel dann dazu.

‹Zumindest deine Schönheit hätte das Männchen bemerken können, Elfenmädchen.›, beschwerte sich Katze, ‹Aber wahrscheinlich hätte ihn das frustriert.›

Ich schmunzelte, weitete das Schmunzeln zu einem Lächeln und sagte zu Rifleman, „Die medizinischen Spezifikationen kann ihnen unser Teamarzt Metge nennen,“, was dieser bereits tat, wie ich aus den Augenwinkeln sehen konnte, „die Magie-dämpfenden Fesseln sind ein Gratis-Geschenk. Das dürfen sie behalten, allerdings wirken die Fesseln nur bei Wutaqui selber.“ Meine Stimme wurde etwas schmeichelnder, „Wie das bei Gratis-Geschenken immer so ist. Sie taugen nur für den Moment.“

Nun lächelte Rilfleman zurück, „Sie sind dennoch hilfreich. Danke.“ Der Major machte eine eilandende Geste Richtung Transportmaschine, „Wenn ich sie dann zu den geschäftlichen Erledigungen begleiten darf.“

Er dufte. TriXhot blieb an meiner Seite und natürlich kam auch Shark Finn mit. 

Wir waren noch nicht ganz da, da kamen uns auch schon zwei Gestalten aus der Transportmaschine entgegen. 

Zum einen war da eine Elfe mit schwarzer Haut und weißem Haar, welches in einem korrekten Haarschnitt geschnitten war, den auch Thunderstrike bei seinen Männern genehmigt hätte. Sie trug einen schicken schwarzen Hosenanzug, Wellington-Boots aus teurem Leder und darüber einen Wollmantel. Ich kannte die Frau, das war Carla Brooks. Ich hatte sie schon das ein oder andere Mal beim DIMR getroffen und mein Mentor hatte mir erzählt, dass sie einst Sicherheitschefin beim Großen Drachen Dunkelzahn gewesen war.

[Song 3: Christina Aguilera - Show Me How You Burlesque] Die andere Person war ebenfalls unübersehbar eine Frau. Ein menschliche Frau von über 1.80, wobei sie gut 12 Zentimeter ihren schwarzen Overknee-Boots verdankte. Über dem Stiefelumschlag guckten lila-schwarz geringelte Strümpfe vor. Und ja, sie trug wie ich definitiv Strümpfe, was man bei ihr sofort erkennen konnte, denn es waren einige Zentimeter Haut zu sehen, bevor das Bein unter dem Gürtel von Rock verschwand. Der Minirock war in lila-schwarzen Tartan-Muster gehalten. Unter der Fliegerjacke mit falschem Fellkragen trug sie ein schwarzes Shirt oder einen Body. Ihre Haarmähne war ebenfalls lila und schwarz gefärbt und wow, was für ein Dekolletee. Der Nagellack passte selbstverständlich auch zum Outfit und wenn sie den selbst aufgetragen hatte, dann war Nailart kein Fremdwort für sie. Alles an dieser Frau schrie SEXY, auch ihr Gang, was nicht bedeutete, dass sie geschmacklos oder billig wirkte, im Gegenteil.

Carla kam lächelnd auf mich zu, die andere Frau zog einen riesigen Rollkoffer hinter sich her und blieb ein, zwei Schritte hinter Carla zurück. 

Rifleman entschuldigte sich nach einem Räuspern und ging zu seinen Männern, die inzwischen Wutaqui verluden.

Nach ein wenig begrüßendem Smalltalk meinte Carla, „Es wurden Barsticks als Bezahlung vereinbart.“

Ich nickte, obwohl es eigentlich keine Frage gewesen war. Carla nahm den Koffer waagerecht hoch, ließ ihn aufschnappen und hob den Deckel, damit ich den Inhalt prüfen konnte. 

In dem Koffer lagen in Schaumstoff gebettet, 12 Barsticks. 

Ich nahm einen Kredstick heraus, um den Inhalt der Form halber zu überprüfen. Als mein Commlink mir die Summe anzeigte, verschluckte ich mich beinah. Es waren 100.000 Nu¥ darauf. Ich hob in eleganter Mimik eine meine zarten Augenbrauen ein Stück, denn ich hatte keine Ahnung, was das mit der Summe auf sich hatte.

Carla fragte sofort, „Ist etwas nicht in Ordnung?“

Ich lächelte fein, „Ich habe mich nur gefragt, wie sich die Summen zusammen setzten?“

Carla antwortete, „Auf jedem Stick befindet sich die selbe Summe. 1 Million NuYen für die Ablieferung eines lebenden toxischen Schamanen, wie sie im Dunklezahn Testament ausgesetzt wurde und die 250.000 NuY Kopfgeld, wobei wir uns erlaubt haben 50.000Nu¥ für den Weitertransport zu berechnen und somit abzuziehen. Ich hoffe, das ist in Ordnung?“

Ich jubelte unhörbar wie wild und sagte mit der nötigen Contenance, als wenn nichts wäre, „Oh, ja natürlich, dann passt es wieder.“ Gleich im Anschluss ließ ich einem zarten, breiten Grinsen freien Lauf und fügte hinzu, „mit dem Fangprämie für einen toxischen Schamanen hatte ich gar nicht gerechnet.“

Carla lächelte nun ebenfalls breit, „Na dann ist es ja umso besser, dass wir daran gedacht haben.“ Sie machte eine kurze Pause und fuhr dann fort, „Für mich ist das an der Zeit, mich auch gleich wieder zu verabschieden. Ich wurde nämlich nur für die Begleitung von Miss Blush bis hierher engagiert, was ich somit getan habe.“ Sie zeigte auf die lila-schwarze Sexbombe. „Miss Blush, das ist Snowcat.“

Die Frau überbrückte die fehlenden zwei Schritte bis zu mir, streckte mir die Hand hin und sagte, „Hallo, ich bin Moxi und geschickt worden, um dir zu assistieren. Sozusagen als dein P.A.“ Sie beugte sich vor und meinte leiser, „Ich habe auch gleich Unterlagen dabei, die du zu deiner täglichen, also im allgemeinen nicht üblichen, Lieferung brauchst.“ Sie zwinkerte mir mit ihren langen Wimpern und dem perfekten Lidstrich zu. Offenbar verstand sie sich auch auf Make Up.

Ich brauchte ein bis zwei Sekunden, um mich zu fangen. 

Ehran hatte mir eine P.A mit Uni-Unterlagen geschickt? Das konnte ich kaum glauben.

Moxi lächelte mich an, „Ich begleite euch dann jetzt einfach?“

Ich nickte, „Ja na klar. Willkommen in Vladivostok. Wie lange begleitest du mich denn?“

Wir schlenderten zu den andern zurück: Wutaqui war inzwischen übergeben, aber Rifleman stand noch bei Thunderstrike. Den Koffer mit dem Geld trug ich selbst.

Moxi antworte mit ihrer dunklen, butterweichen Stimme, „Bezahlt bin ich erstmal für 6 Monate, aber du kannst mich natürlich jederzeit wegschicken, was ich nicht hoffe.“

„Noch gibt es keinen Grund dafür und ich kann mir ehrlich gesagt auch keinen vorstellen.“, sagte ich plaudernd und war froh, dass TriXhot die Lage richtig einschätzte, erstmal keine Fragen stellte und auch ihr die Verwunderung über die Situation nicht anzusehen war. Manchmal trug die junge Frau ihre Zunge auf dem Herzen und gerade jetzt war ich selbst so verblüfft, dass ich dies nicht hätte kompensieren können. 

Einem Großteil unserer Jungs stand erstmal der Mund offen, als sie Moxi sahen. Sie genoss das.

Rifleman wandte sich mir zu und meinte, „Ich möchte ihnen noch mein Bedauern zum Verlust von FTW, Blood und Steel ausdrücken…“

Verdammt, gab es irgendeinen Söldner bei uns, von dem der Major noch nicht gehört hatte? Abgesehen davon schmerzte die Erinnerung an die drei sofort wieder. 

„ …es ist immer hart, gute Männer zu verlieren.“

Ich nickte und seufzte, „Ja, da haben sie Recht, so etwas ist nie leicht. Ich weiß, sie müssen gleich los, aber wir sollten zumindest Visitenkarten austauschen.“ Ich tippte auf meinem AR-Feld und beamte ihm eine von unseren UC Visitenkarten zu. 

McCord zögerte nicht, „Unbedingt!“

Schon schlug eine Visitenkarte der ‚Tactical Concepts, Weapon Research and Modification Company‘ auf meinem Commlink ein.

Rifleman erklärte, „In dem was da steht, sind wir wirklich gut, wenn sie also mal eine spezielle Anpassung brauchen, melden sie sich ruhig.“ 

Ich lächelte extrem charmant, „Ja gerne. Gut zu wissen. Vielleicht finden wir ja sogar mal Zeit gemeinsam ein Bier trinken zu gehen.“

„Ja, eine gute Idee. Sie müssen dann aber unbedingt Gunner mitbringen, sonst wäre Heart Attack maßlos enttäuscht.“

Ich grinste, „Ich werde sehen, was sich machen lässt.“

Rifleman hatte ein angenehmes Grinsen, wie ich nun sehen konnte, „Es ist schön andere zu treffen, denen das Schicksal der Welt und die Moral nicht egal sind. Wir bleiben in Kontakt.“

„Das tun wir.“

Via Teamnetzwerk verkündete ich, «Die heiße Frau hier ist Moxi, mein P.A. und für Wutaqui haben wir abzüglich Weitertransport 1.2 Millionen bekommen, da er auch ein toxischer Schamane ist.»

Mein Plan hatte funktioniert, die Freude über die Summe war groß genug, damit das mit der P.A erstmal alle schluckten. Ich stellte Moxi das Team kurz vor.

TriXhot fragte an Moxi gewandt, „Du hast ja einen Faible für Mode und so, was sagst du denn zu Rubber Ducks Frisur?“

„Ja, ich hab einen guten Geschmack, was Frisuren angeht“ Moxis Stimme wurde noch verführerischer, „Deine sieht scharf aus, Rubber Duck.“

Rubber Duck konnte mit solchen Gesprächen umgehen, „Freut mich, dass sie dir gefällt. Das ist von einer tollen Frau wir dir, noch dazu mit Geschmack, ein tolles Kompliment.“

Moxi schmeichelte weiter, „Der Rest von dir ist aber auch nicht schlecht. Ich habe noch ein paar Taschen am Flieger, vielleicht kannst du mir ja Tragen helfen?“

Was Rubber Duck dann tat und da es viele Taschen waren, holte er sich Bloody Guts zum Tragen dazu.

Metge blieb gleich auf dem Flughafen. Er würde den nächsten Flug nach Seattle nehmen. Er wollte medizinische Vorräte aufstocken und zumindest für 1 oder 2 Tage bei der Arbeit vorbeischauen. Sobald wie möglich würde er aber wieder zu uns stoßen, wo auch immer das dann sein mochte.

Sean und Boris holten uns ab. Auch ihre Augen weiteten sich, als sie Moxi sahen. Es fehlte nicht viel und sie hätten gesabbert. „Wo habt ihr denn die gefunden?“, fragte Sean mich. 

„Unterwegs.“, erwiderte ich mit einem schelmischen Grinsen.

Sean sah zu Boris und meinte, „Vielleicht sollten wir auch mal dahin reisen, wo sie waren.“

❄❄

Wir saßen im Sevens Seas beisammen, feierten ein bisschen die 100.000 NuYen pro Teammitglied, quatschten und besprachen, wie es weiter gehen sollte. 

Ich hatte zwischenzeitlich Ehran für die geschickte Hilfe gedankt und er hatte mit einem „gern geschehen“ geantwortet. Somit war klar, dass Moxi die Wahrheit gesagt hatte und sie tatsächlich von meinem Mentor gekommen war. Ich konnte es nicht glauben.

Nun war für mich klar, dass ich ihr trauen konnte. Dies musste ich den anderen vermitteln und so erzählte ich frei, dass Moxi tatsächlich meine P.A. sei und uns ohne weitere Kosten für eine Zeit begleiten würde. 

„Du weißt was wir machen?“, fragte ich Moxi vorsichtshalber.

Sie nickte, „Ja klar.“

„Okay und wofür genau bist du nun bereits bezahlt?“, fragte Trixhot nach.

Moxi lächelte verführerisch, „Na ich bin Snowcats Assistentin. Ich kümmere mich um ihr Wohlergehen, darum, dass sie keinen Termin aus den Augen verliert und ich kümmere mich um ihre Kleidung, kann Haar und Makeup machen, solche Sachen halt. Dafür bin ich bezahlt. Und wenn ihr auf einem Run was anderes von mir braucht, dann sagt mir das und wir sprechen über einen Preis dafür.“

Ich war noch immer geplättet. Ehran hatte mit Hilfe geschickt, die sich sogar um meine Haarpflege kümmern konnte. Unglaublich.

Blackstone und Shark Finn waren noch nicht völlig überzeugt, aber da ich ihnen gesagt hatte, wer die Quelle meiner P.A. war, würde es nicht ewig dauern, bis sie ihr bis zu einem gewissen Maß vertrauten.

Als Moxi mir die aktuellen Universitätsunterlagen sortiert und gesichtet auf mein Commlink beamte, fragte ich überrascht, „Du hast mit Dave gesprochen?“

Sie nickte, „Ja klar.“

Jetzt musste ich lachen, „Und hat er viel gesagt?“

Sie grinste süß, „Am Anfang nicht, aber so nach und nach wurde es besser.“

„Wer ist Dave?“, wollte Trixhot neugierig wissen.

„Ein Freund von mir.“, erwiderte ich knapp. Dann sah ich zu Gunner rüber, „Ich habe vorhin mitbekommen, dass du einen neuen Verehrer hast.“

Gunner zuckte mit den Schultern, „Glaube ich auch.“

Ich ließ meinen Blick langsam über seinen Körper schweifen, „Ich kann das verstehen. Ich sehe dich ja auch sehr gern an.“

Er lächelte fein, „Das passt ja. Ich sehe dich nämlich auch gern an.“

Ich erwiderte schnurrend, „Ja, dass passt. Dann haben wir beide was davon.“ Es kribbelte in meinem Unterleib, es war also an der Zeit, das Thema zu wechseln. „Die Bravo Company scheint mir ein ziemlich cooler Haufen.“

„Sind sie.“, bestätigte Thunderstrike, „Rifleman war mal Runner und hieß Shades. Er hat neun Blutmagier bei der Draco Foundation abgegeben.“

Gunner stieß einen Pfiff aus.

„Beeindruckend“ , gab ich zu. „Da fällt mir gerade was auf, er war mal Runner und hat sich als Söldner zur Ruhe gesetzt und du warst mal Söldner und hast dich als Runner zur Ruhe gesetzt.“

Auf unserem weiterem Run-Programm standen die zwei Edelsteine aus der Taklamakanwüste und die Einheit Wahres Wasser aus dem süd-chinesischem Meer. 

Über die Wüste wussten wir so gar nichts, also trug Bloody Guts schnell ein paar Informationen zusammen.

Die Temperaturen schwankten dort zwischen 62 Grad am Tag und -12 Grad in der Nacht. Das Klima dort war mehr als nur trocken und lebensfeindlich war das richtige Wort für diese Gegend. Doch es gab auch gute Nachrichten, derzeit lag die Durchschnittstemperatur bei 1.7 Grad. Es war also durchgehend kühl und wenn es eine gute Zeit gab dort nach einem Edelstein zu suchen, dann jetzt. Karten darüber oder Strassen gab es dort natürlich nicht.

Da die Edelsteine magische Mineralien eingeschlossen haben mussten, würde man sie in der Nähe oder sogar auf Ley Linien finden und die konnte ich mit meinem Gespür für den Manafluss entdecken. 

Für die Jagd nach dem Wahren Wasser würden wir Boote brauchen und zudem ortskundige Personen. So einen Schürf-Schiff mitten auf dem Ozean zu finden, war wie die Suche nach einer Nadel in einem Heuhaufen. Das legte die Zusammenarbeit mit Piraten nahe. Doch da es in dieser Gegend viele Piraten-Gruppen gab, stellte sich die Frage, welche Piraten wir wählen sollten und was wir ihnen im Tausch für ihre Arbeit bieten konnten. 

Nach solchen Dingen konnte sich Bloody Guts umhören und erst dann konnten wir uns an die Kontaktaufnahme machen.

Wenn wir in die Wüste wollten, dann bräuchten wir die beiden LSV und alles andere an Outdoor-Equipment voll funktionstüchtig. Die LSV zu reparieren würde schon noch ein paar Tage dauern, mutmaßte Tiernan. Etwas, was er am Einfachsten hier in Vladivostok erledigen konnte. 

Zu meiner großen Freude willigte Tiernan nämlich ein, weiter bei diesem Run mitzumachen. Über Bezahlung hatten wir nicht gesprochen, da er derzeit als der 12. Runner mit unterwegs war, hatte ich ihm die vollen 100.000 ¥ gegeben. 

Mit Triple S musste ich noch ausmachen, wie wir mit seinem Anteil verfahren sollten. Ich war ja dafür ihm zumindest einen Teil bar auszuzahlen. 

Zunächst einmal mussten wir aber zusehen, wie wir an die neuen Foki für ihn kämen und all diese Gedanken brachten uns zu folgendem Entschluss.

Rubber Duck, Gunner, Tiernan und Thunderstrike würden hier bleiben, während Trixhot, Chang, Bloody Guts, Blackstone, Shark Finn, Triple S, Moxi und ich uns auf nach Hong Kong machten, um bei Shen weitere Foki in Auftrag zu geben oder sogar zu erwerben und um die erbeuteten Schuppen des Novadrakon bei Qi 4 Money abzugeben. Wo wir schon mal da waren, konnten wir via Shen unseren Johnson kontaktieren und ihn über den neuesten Stand der Dinge auf dem Laufenden halten und, ich rieb mir geistig die Hände, wir konnten shoppen gehen. Also zumindest ich wollte shoppen gehen. Hong Kong war das Shopping Paradies, was Kleidung und Schuhe anging und ich hatte gerade unerwartet 100.000 Nu¥ bekommen. Moxi würde mir beim Ausgeben sicher mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Wie beschlossen wenn möglich mir Dobs zu fliegen und zu meiner großen Freude hatte er Zeit und erklärte sich bereit uns gegen sein übliches Honorar in 36 Stunden hier abzuholen und nach Hong Kong zu fliegen.

Demnach würden wir noch einen ganzen Tag hier bleiben. Ich lächelte zufrieden in mich hinein, denn ich hatte soeben Zeit für ein bisschen Wellness bekommen.

„Sean?“, fragte ich, „kennst du hier in Vladivostok ein gutes Spa?“

„Ein was?“, fragte er zurück.

Ich wollte mich gerade via Commlink schlau machen, als mir Moxi schon eine Liste mit den 10 besten Spa aufs Commlink schickte. Es war ziemlich cool eine P.A. zu haben.

Nach kurzem Überlegen beschloss ich aber, den Tzar um einen Tipp zu bitten, so konnte ich ihm gleichzeitig sagen, dass ich wieder in der Stadt war und darüber informieren, dass ich mich erholen wollte und keine Zeit für eine Party hatte.

Natürlich gab Sergei mir gerne einen Tipp.

❄❄

Rubber Duck hatte sich mir sofort angeschlossen und da ich ins Spa ging, kamen natürlich auch Moxi und Shark Finn gerne mit. Zudem konnten wir noch TriXhot überreden, auch wenn es ein wenig Überzeugungsarbeit von Rubber Duck gekostet hatte. 

[Song 4: Twirl - The Things We Do For Fashion] Im Spa waren wir - nicht weiter überraschend - als Gäste des Tzaren angekündigt und mussten nichts bezahlen. 

Ich nahm das Komplettprogramm, samt Mandelöl-Massage, Maniküre, Pediküre und Kurpackung für die Haare. Moxi gönnte sich selbst zwar aber auch Spa, kümmerte sie aber vor allem darum, dass es mir an nichts fehlte und ich auch die Produkte erhielt, die gut für mich waren. 

Trixhot beschränkte sich auf das kleinstmögliche Programm, was Rubber Duck auch dazu brachte, down zu graden, damit er mehr Zeit mit ihr verbringen konnte. 

Moxi war nicht nur verrückt nach Mode, sondern kannte sich auch damit aus, wie ich bei einigen Gesprächen feststellen konnte. Auch Haar, Makeup und Nägel waren ihr Metier. Sie besaß eine Silk-Drohne, um Schneiderarbeiten ausführen zu können, einen Hochleistungskompressor und Plastiktaschen, was Platz im Koffer schaffte und die Kleidung schonte. Meine Vorfreude auf die Shopping-Tour in Hong Kong erhöhte sich noch mal.

Moxi erklärte unverblümt, „An meine Füsse kommt kein Schuh, der nicht mindestens 10 Zentimeter Absatz hat.“

TriXhot riss verwundert die Augen auf. „Dann erstmal schön auf nem Run mit dem Absatz in einem Gitter hängen bleiben. Das wäre ja gar nichts für mich.“

Moxi winkte ab, „Ach was, es müssen doch nicht immer Stillettos sein. Wedges zum Beispiel, stecken nirgends fest.“

Womit sie völlig Recht hatte.

❄❄

Nach einem extrem angenehmen Flug landeten wir am frühen Nachmittag des 18.11.2073 in der Nähe von Hong Kong. 

Penelope Wang, unser Schieber in Hong Kong, die ich ebenfalls angerufen hatte, wartete bereits mit zwei Wagen auf uns.

Dobs versprach hier in drei Tagen wieder für uns bereit zu stehen und uns zurück nach Vladivostok zu bringen. 

Ich freue mich aufs Peninsula und noch mehr freute ich mich aufs shoppen.

Mit Qi hatte ich uns am Abend verabredet und so blieben mir nach dem Check In im Hotel sechs Stunden für’s Shoppen. 

Moxi, Finn und ich brachen so bald wie möglich auf, den anderen war nicht nach shoppen, was ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte.

Wir steuerten zielstrebig den größten und schönsten Modetempel in der Golden Mile an und natürlich brauchte ich eine der luxuriösen, intimen Lounges, um in Ruhe aussuchen zu können. Dank diverser Shopping-Punkte bei Ami Feather, Zoë und Co, die sich auf der entsprechenden SIN angesammelt hatte, bot man mir auch gar nichts anderes an. 

Ich ließ mich in der Mitte der halbrunden, weich gepolsterten Couch nieder und genoss erst einmal ein Glas Champagner, bevor ich mich auf den Holoscanner stellte. Vorsichtshalber wurde nämlich noch einmal Maß genommen. 

Dann zog ich die Schuhe aus, nahm die Füsse hoch und zog der 3 D Projektion von mir Outfit um Outfit an. Moxi half mir ganz hervorragend beim Aussuchen. Wie tauschten Accessoires aus, änderten die Farbe und speicherten diverse Outfits ab. 

Erst ganz zum Schluss stellte ich mich noch einmal auf die kleine runde Plattform, um mir das eine oder andere zusammengestellte Ensemble an mir anzusehen. Es wurde auf mich projiziert und ich konnte mich darin drehen und mich auf den AR-Schirmen aus allen Winkeln darin betrachten, als hätte ich es wirklich an.

Während ich mich gut drei Stunden später in einer Parfümerie von Moxi in Makeup Fragen beraten ließ und auch dort Produkt um Produkt in den Warenkorb legte, stellten im Modetempel Nanofaxe die Designerkleidung auf Maß für mich her. 

Zurück im Hotel war noch genug Zeit, das passende MakeUp zum neuen Kleid aufzutragen und die Fingernägel dementsprechend von Moxi lackieren zu lassen. Moxi verstand sich wahrlich auf MakeUp und auch wenn ich zunächst etwas skeptisch gewesen war, unterstrich das MakeUp meine Schönheit und vervollständigte das Gesamtbild. Ich hatte mir 13 verschiedene Outfits, samt Schuhen, Taschen, Accessoires, dem einen oder anderen Mantel und Unterwäsche zugelegt. Zusammen mit dem neuen MakeUp hatte ich etwas über 50.000 Nu¥ ausgegeben. Ich konnte kaum zufriedener sein. Ein Blick auf die Taschen und Hutschachteln umschmeichelte mich mit einem wohligen Gefühl. Katze saß auf einer besonders hübschen Hutschachtel und sah ebenfalls zufrieden aus.

Der Abend bei Qi verlief entspannt. Er freute sich uns wieder zu sehen, war nur ganz kurz von Moxi begeistert und widmete sich dann mir. 

Im Garten fand unterdes wieder eine kleine Party statt, die wir diesmal aber nicht besuchten. Heute hatte ich mein Haar nicht wirklich schwarz gefärbt, vorsichtshalber aber mit einem Hauch eigener Körpermaske nachgeholfen. Man wusste schließlich nie, wem man zufällig begegnete. Beim Shoppen war mein Haar meiner SIN entsprechend noch eisweiß gewesen, obwohl Haarfarben auf einer SIN nun wirklich keine Rolle spielten, war sie irgendwo vermerkt. Metamenschen wechselten die Haarfarbe nach Lust und Laune. Ich hatte mein weiß heute Nachmittag mehr der Tatsache geschuldet, die Kleidung zu meinem eigentlichen Ton aussuchen zu wollen.

Ich fragte Qi, ob ihm in den letzten Tagen irgendetwas aufgefallen war oder ob er sich mehr als sonst beobachtet fühlte. Dem war aber nicht so. 

Changs Anspannung war ihm auch unter der Körpermaske von Triple S anzusehen. Da Qi Magier war, trug Chang unter der Körpermaske eine Nanomaske. Etwas, was wir hier in Hong Kong unbedingt beibehalten sollten, damit Chang nicht irgendwann maskenlos herumstand, da es irgendeine magische Komplikation gegeben hatte.

Wir waren gegen 1.00 Uhr in der Nacht zurück im Hotel und beachteten das Nachtleben des Sprawls da draußen nicht weiter.

❄❄

Nach Morgenritual, einer Runde im Swimmingpool, einem Frühstück und einem frischen Nageldesign von Moxi, griff ich um Punkt 12.00 Uhr, also zur verabredeten Zeit, zum Commlink und wählte die Nummer von Shens Taliskrämer-Laden. Wir wollten ja die Foki in Auftrag geben und um einen Termin mit unserem Auftraggeber bitten.

[Song 5: Michael Giaccino/Alias - Page 47] Der Signalton erklang 5 mal und dann nahm ein AB ab. 

Hmm? 

Nun, der Laden öffnete zwar gerade erst, aber vielleicht hatte Shen ja einen Kunden. Da ich nichts auf dem Ab preisgeben wollte, sagte ich nur, „Hallo, wir sind es. Ich melde mich in einer halben Stunde noch mal.“

Ich gab den anderen Bescheid.

Eine halbe Stunde später erhielt ich jedoch das gleiche Ergebnis. Nur der AB. Das war jetzt doch ein bisschen merkwürdig. Bisher war Shen immer sehr beflissen gewesen, was uns anging.

Wir wollten ja eh in den Laden, also konnten wir auch einfach jetzt hin fahren. 

Also machten Blackstone, Bloody Guts, Chang, Moxi, TriXhot, Triple S, Shark Finn und ich uns fertig, schwangen uns in die beiden SUV, die in der Tiefgarage auf uns warteten und fuhren in den überbevölkerten Yau Tsim Mong Distrikt, suchten uns im Parkaus nahe der Tong Mi Road einen Platz und gingen das letzte Stück des Wegs zu Fuss.

Die Metamenschen bewegten sich wie geschwinde Ameisen über die Gehwege. Der Himmel war wieder erfüllt von den Geräuschen zahlloser Klimaanlagen und denen diversen Drohnen, die Waren auslieferten und eine der unzähligen kleinen Wohnungen ansteuerten. Auf den Strassen schlängelten sich die Fahrzeuge entlang. Einige Fahrer blickten nicht mal auf und überließen die Arbeit dem Autopiloten und dem Grid-Guide-System des Bezirks.

Bereist noch gut 300 Meter von Shens Laden entfernt, kam das Treiben auf den Bürgersteigen und Strassen immer mal wieder zum Stocken. Hier und da wurde gehupt und die Autoschlangen, die sich die letzten Male in einem wenn auch langsamen, dann doch immer stetigen Fluss befunden hatten, kamen zum Stehen. 

Das war gar nicht gut.

Der Fluss aus Metamenschen strömte noch gut 200 Meter beinah mit seiner üblichen Geschwindigkeit weiter, auch wenn es hier noch voller war, als bei unseren letzten Besuchen. 

Shark Finn lief dicht hinter mir und war jeder Zeit bereit, mich hochzuheben. Blackstone würde inzwischen kaum noch etwas außer Beinen und Hintern sehen. Moxi bot an, vor ihm zu laufen, damit er wenigstens eine gute Aussicht hatte, was er mit einem Schulterzucken quittierte. Etwas, was wiederum dafür sorgen würde, dass der Zwerg zukünftig mehr Aufmerksamkeit von meiner P.A. bekommen würde. 

Bloody Guts ließ eine der Dragon Flys aufsteigen, die Rubber Duck ihm mitgegeben hatte und dann geriet auch die Masse zu Fuss völlig ins Stocken. 

«Oh, oh.», kam von unserem Hacker via Teamnetzwerk und dann blendete er uns den Feed der kleinen Drohne ein.

Das Gelände um Shens Laden war weiträumig abgesperrt, der Verkehr wurde vorbei und umgeleitet. Cops kümmerten sich darum. 

Vor dem Laden standen sowohl Wagen der Hong Kong Police, als auch welche von Knight Errant. Außerdem waren da noch ein Forensic-Wagen und ein SWAT-Van.

Frag.

Wir schoben uns vor. 

Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass das, was da passiert war, nicht bei Shen geschehen war? - Genau, extrem gering.

Männer in kompletten Vollkörper-CSI-Anzügen gingen im Laden ein und aus. Schaulustige drängelten sich am Absperrband entlang.

Ich nahm astral wahr. Das unbemerkte Zauber würde schwierig werden, zwei kleine Watcher-Geister patrouillierten das Gebiet um das Geschäft. Zumindest einer Erkundung via Hellsicht oder Astralkörper fiel also aus.

[Song 6: Michael Giaccino/ Alias Season 2- Do I Have To Do Another Eulogy] Eine gut sichtbare, bewaffnete Rotor-Drohne der HKP spielte immer wieder eine Ansage ab. Nacheinander in zwei Sprachen auf Chinesisch oder besser gesagt Kantonesisch und Englisch: ‚Achtung Bürger. Hier spricht die Hong Kong Police. In der abgesperrten Zone ist der Zutritt für unautorisierte Personen verboten. In der gesamten Zone sind keine Kameras erlaubt. Wir behalten uns vor in die Zone eindringende Drohnen abzuschießen. Personen die unautorisiert in die Zone eindringen, begehen eine Straftat und werden in Gewahrsam genommen. - Achtung Bürger. Hier …‘

Das klang ernst.

Bloody Guts meldete, dass er sechs öffentliche Drohnen entdeckt hatte. Er vermutete, dass in dem zweiten Police Van von Links ein Überwachungsteam saß.

Inzwischen hatten wir das kombinierte RL + AR Absperrband erreicht und ich hörte mal zu, was die anderen Schaulustigen in der ersten Reihe so sprachen.

„Ah, was ist denn passiert?“ - „Weiß nicht, ich glaub, hier gab es eine Schießerei.“ - „Nein, das war ein Überfall.“ - „Der alte Shen ist tot.“ - „Da war in der Nacht Tumult, ich muss es wissen, ich wohn ja hier gleich.“ -  „Da war Shen gar nicht da.“ - „Shen haben sie verhaftet.“ - „Das waren bestimmt die Triaden.“ - „Das war bestimmt die Yakuza.“ - „Nee, Tote gibt es keine.“ - „Da ist was Schlimmes passiert. Das Qui fließt nicht mehr richtig. Spürst du das?“ 

Für den Kontakt zu Shen und somit auch zu unserem Auftraggeber, hatten wir aber nur diesen Laden. Es half nichts, wir brauchten mehr Infos. Abgesehen davon, war ich neugierig.

Bloody Guts sagte via Teamnetzwerk, in das wir auch Moxi aufgenommen hatten, «Ich hab da vielleicht einen Zugang in den Laden gesehen. Übers Dach nebenan. Man müsste einmal um den Block rum, um das Nachbarhaus von der anderen Seite zu betreten, dann aufs Dach und rüber. Zwischen den Gebäude ist keine Lücke und die meisten Dächer hier in der Gegend sich frei zugänglich und werden als Garten genutzt. Auf dem Dach im Haus vom Shens Laden stehen auch schon welche und glotzen runter. Von da aus könnt ihr vielleicht ins Haus. Je weiter runter, desto besser und von da kann ich dann unbemerkt die DragonFly steuern, also übers Teamnetzwerk. Ich will da nicht aufs Dach. Keine Ahnung, was die Dächer da an Tragkraft haben. Also irgendwer muss aufs Dach und mir zumindest die Tür ins Haus öffnen.»

«Sehr gut, danke Bloody Guts.», lobte ich. «Trixhot und ich werden gehen. Oder TriXhot?»

Die junge Frau nickte, «Ja, na klar. Dann haben wir Drohne, Augen und Ohren vor Ort.»

Proteste von Shark Finn, Blackstone und sogar von Moxi folgten auf der Stelle. 

«Man.», meinte Trixhot leicht genervt, «Ihr könnt sie doch nicht 24 Stunden am Tag begleiten. Nachher kann sie nicht mal allein aufs Klo.»

«Da irrst du TriXhot.», kam von Blackstone, «aber das ist jetzt nicht der Punkt. Snowcat hat die Kombination nicht nur so vorgeschlagen, das weiß ich. Ich höre mir jetzt ihre Argumente an.»

Natürlich hatte Blackstone Recht und auch wenn es Finn nicht behagte, konnte ich sie alle mit meinen Argumenten überzeugen.

Triple S, Bloody Guts und Chang blieben zum Zweck der Ablenkung hier bei der Absperrung. 

Moxi, Shark Finn und Blackstone begleiteten uns noch mit hinten rum und würden dann dort warten, für den Fall, dass wir Hilfe brauchten.

Gleich an der nächsten Ecke zauberte ich und verpasste mir mit einer Körpermaske das Aussehen  eines menschlichen, chinesischen Mädchens, wie man sie hier überall sehen konnte. Ich gab mir ein nettes Gesicht, damit man sich mit mir unterhalten würde, aber keines, an das man sich lange erinnerte.

Die Haustür war natürlich zu. Doch wir zeigten Bloody Guts den Eingang und dann hackte er uns innerhalb weniger Sekunden rein. Sicherheitskameras gab es keine.

So, als würden wir uns hier auskennen und häufig hier sein, fuhren Trixhot und ich schwatzend mit dem Fahrstuhl so hoch es ging. Die kurze Treppe zum Dach war sogar via AR ausgeschildert. 

Die Luft hier oben war deutlich besser, als die auf der Strasse. Auf dem Boden lag Kies und ein paar Bäume waren in Kübeln aufgestellt worden. Er gab Stühle, Liegestühle, kleine Tische und einen Zaun nach Vorne und Hinten. Hier auf diesem Dach war niemand, denn alle Schaulustigen standen auf dem Dach nebenan, glotzen runter oder hielten ihre Commlink-Kamera über den Zaun.

Es gab zwar tatsächlich keine erwähnenswerte Lücke zwischen den Gebäuden, dennoch hatte man eine Plastik-Planke über die Grenze gelegt, womit es dann sogar so etwas wie einen Weg gab.

TriXhot und ich stellten und zu den anderen, kamen ins Gespräch, fanden heraus, wer von den hier Anwesenden im Haus möglichst weit unten wohnten und dann lenkte ich den einen jungen Mann ab und TriXhot zog ihm die Schlüsselkarte aus der Tasche. Ein kleiner Jackpot, denn die Wohnung von Yong lag genau über dem Verkaufsraum.

Meine Aufregung stieg, als wir den Hausflur betraten. Ich fand es großartig, solche Dinge zu tun.

Nur kurz die Treppe runter, dann in den Fahrstuhl und darin in den ersten Stock, rechts rum und dann den Flur entlang. 

Ein Blick die Treppe runter verriet, dass vor der Tür nach draußen und vor der Seitentür in den Laden je ein Polizist standen.

Trixhot lauschte an der Wohnungstür. Als klar war, dass niemand darinnen war, holte sie selbstbewusst die Schlüsselkarte vor und zog sie durch den Schlitz.

Wir betraten die winzige Wohnung. Zwei Schlafzimmer, Küche, Bad und Wohnzimmer und das alles auf 22 Quadratmetern, schoss es mir durch den Kopf

TriXhot öffnete ein Fenster und ich setzte die Dragon Fly aus.

Bloody Guts steuerte sie dicht an Wand und Decke entlang in eine dunkle Ecke des Verkaufsraums. Dank des Cameleon-Coating würde sie hoffentlich unentdeckt bleiben.

Die Kamera zeigte ein Bild der Verwüstung. Das sah nach Kampf oder zumindest nach purem Vandalismus aus. Regale waren umgeworfen und von der Wand gerissen worden. Zahllose Dinge waren zerbrochen und sie und ihr Inhalt lagen umher. 

Die Labormäuse, also Männer oder Frauen von der Spurensicherung in weißen Papieranzügen mit Kapuzen, über die sie einen durchsichtigen Voll-Plastik-Anzug gezogen hatten und die zudem einen Mundschutz trugen, wuselten umher, machten Notizen, Fotos und verbale Aufzeichnungen. Ich zählte insgesamt sieben Mäuse, aber ich würde sagen, dass im Hinterzimmer mindestens zwei weitere Mäuse zu Werke waren. Der Raum hinten war eine enge, vollgestellte Mischung aus Büro, Arbeitszimmer und Lager und dort hatten unsere Treffen mit Shen stattgefunden.

Ferner war hier vorne ein Mann in Knight Errant Uniform zu sehen, der sich ebenfalls Notizen machte. 

Ein mir unbekanntes, elektronisches Gerät mit einem Knight Errant -Symbol parkte auf dem Boden.

«Das ist ein Tatort-Scanner.», erklärte Bloody Guts, als ich danach fragte, «Der erstellt ein 3D Bild des Raumes.» Bloody Guts fuhr fort. «Hinten traue ich mich nicht rein. Ich bin kein Rigger und um nach hinten zu kommen muss ich durch die Tür, die nicht völlig offen ist. Außerdem sind davor so viele.»

Schade. 

Ich hatte zwar eine Teleskop-Kamera dabei, aber nichts, womit ich mich durch den Boden in der Wohnung bohren konnte, um ins Hinterzimmer blicken zu können. Abgesehen davon, war diese Wohnung so klein, da konnte das Hinterzimmer durchaus draußen unter dem Flur liegen.

Was nun? Wir mussten wissen, was da unten passiert war. 

Ich überlegte und dann hatte ich eine Idee.

‹Sehr gut, Elfenmädchen.›, lobte Katze.

«Hey Team auf der Strasse. Traut ihr euch zu jetzt für eine Ablenkung zu sorgen? Wenn die Cops abgelenkt sind, könnte ich mich in ein Ebenbild einer Labormaus verzaubern und einfach gelassen da reinspazieren.»

«Ohne Begleitung?», fragte Shark Finn nach.

«Ja ohne Begleitung. Ihr seid ja alle in der Nähe und so wie die Labormäuse da aussehen, merkt keiner, wenn da eine Maus mehr ist.» 

Es kam kein weiterer Widerspruch.

Triple S bot an, « Ich kann den einen oder anderen Influence-Zauber einsetzen, damit jemand versucht durch die Absperrung zu kommen, um Fotos zu machen oder so. Das sollte helfen.»

Bloody Guts fügte hinzu, «Der Zeitpunkt dafür ist gut. Hier tauchen immer mehr Trideo- und News-Teams auf und einige versuchen Drohnen reinzuschicken. Es wurde sogar der erste Hackerangriff gestartet, um Bilder zu bekommen.»

So machten wir es.

Triple S zauberte, Chang schubste zudem einen Passanten. so dass ein kleiner Tumult entstand und während alle Polizeiaugen auf die Strasse gerichtet waren, betrat ich als Labormaus getarnt den Laden durch die Seitentür im Haus.

Da mein Mundschutz nicht real war, nahm ich sofort den dezenten Geruch nach Blut wahr. Ich wechselte ganz kurz in die Astralsicht und spürte nach Geistern, war mir aber ziemlich sicher keine zu spüren. Zielstrebig ging ich nach hinten.

Tatsächlich waren hier zwei Spurensucher am Werk. Schon beim Betreten war mir klar, hier war alles durchsucht worden. In den Regalen herrschte ein Durcheinander und die Schubladen standen offen. Der Geruch nach Blut war nicht mehr zu leugnen und noch etwas lag in der Luft, der Gestank der Angst. 

„ ,,, Niere wurde entfernt: Leber wurde entfernt…“, verkündete eine Labormaus mit monotoner Stimme.

Ich wappnete mich geistig und trat ohne zu zögern tiefer in den Raum, um alles sehen zu können.

Shen lag völlig entkleidet auf dem Schreibtisch. Sein Brustkorb war wie bei einer Autopsie mit einem sogenannten Y-Schnitt geöffnet worden. Das Herz war der Wunde nach eher einfach rausgerissen- und der Y-Schnitt war bestimmt nicht mit einem Skalpell gemacht worden. 

Ich ließ die Kamera meines Commlinks über die Szene schweifen. Erstens konnte sich das Team so selbst ein Bild von allem machen und zweitens konnte uns Metge später noch Details verraten, wenn er im Laufe des Tages wieder zu uns stoßen würde.

Shens Kleidung war wahllos auf den Boden geworfen worden. Sein freundliches Gesicht war angstverzerrt. Kratzer auf dem Tisch und auf dem Körper von Shen schienen mir von Klauen zu stammen.

Ich nahm astral wahr. 

Die Spuren von Gewalt hingen im Raum nach, aber leider gab es keinerlei astrale Signaturen zu entdecken. Obwohl, Shen war vermutlich gestern Abend oder in der Nacht getötet worden. Da waren keine astralen Signaturen eigentlich gute Neuigkeiten. 

Mein astraler Blick wurde von vier Foki angezogen, an denen Shen offenbar gearbeitet hatte. Zwei davon konnten durchaus die sein, die wir in Auftrag gegeben hatten. Sie waren noch nicht ganz fertig, dennoch zögerte ich nicht lange und steckte sie in meine Tasche und zwar alle vier.

Allerdings wäre Shens Arbeit verloren, wenn ich zu den Foki nicht auch die Formeln bekäme. Nur mit Formel ließ sich weiter daran arbeiten. 

Die Teile waren hier bestimmt noch irgendwo. Man hatte zwar nach etwas gesucht, aber es war etwas ganz Bestimmtes gewesen und die Foki gehörten nicht dazu.

Da ich nicht sprechen wollte, tippte ich via AR eine Nachricht ans Team ins Commlink ‚Habe Foki gefunden. Werde nach Formeln suchen. Rufe zwei Geister. Einer wird die beiden Anwesenden und jeden, der den Raum betritt verwirren, der andere wird mich verschleiern.‘

Zuerst traf ein ‚Daumen hoch‘ von Triple S in meinem AR-Sichtfeld ein, dann bekam ich  mehrfache Copy zu hören.

Geschrieben, getan.

Gut eine halbe Stunde später hatte ich diverse Formeln für Fokin gefunden. Es war keine Zeit sie durchzugehen, also landeten sie alle in meiner Handtasche, bei der es sich zum Glück um eine sogenannte Shopper handelte. In der Tasche landete zudem eine kleine Schatulle mit vier einzelnen Telesma, die Shen aus irgendeinem Grund gesondert aufbewahrt hatte. Ja ich lootete ein wenig, aber nur ein wenig. Die Barsticks zum Beispiel, rührte ich nicht an.

Eigentlich könnte ich jetzt einfach gehen, aber wie sollte ich dann je erfahren, was mit Shen geschehen war?

‹Genau, Elfenmädchen, also tust Du jetzt was?›, fragte Katze.

‹Hmm, Katze? Ich trete an den Leichnam von Shen heran, berühre ihn und wende Psychometrie an, um zu sehen und mitzuerleben, was in den letzten Minuten seines Lebens mit ihm geschah?›, mutmaßte ich.

‹Ja, zum Beispiel Elfenmädchen.›, erwiderte Katze.

Das würde nicht spaßig werden, denn Psychometrie verschafft einem ein vollsensorisches Erlebnis, doch es würde mir Antworten bringen und damit hatte ich es dann auch schon beschlossen. Ich nahm einen Plastikbeutel aus meiner Handtasche, die ich vorsichtshalber bereit hielt, um sie als Kotztüte missbrauchen zu können und tippte eine Textnachricht ans Team, die da lautete, ‚Haltet euch bitte für eine Notfall-Ablenkung bereit, ich werde versuchen heraus zu bekommen, was mit Shen geschah.’ 

«Psychometrie?», fragte Triple S nach.

‚Ja.‘, tippte ich zurück.

Trixhot meldete, «Ich geh schon mal zur Wohnungstür, wäre dann im Nu bei Snowcat.»

Ich sammelte und konzentrierte mich, zog meinen rechten Handschuh aus und legte dem Leichnam von Shen ganz leicht meine Hand auf den Oberarm.

Meine Umgebung verschwamm und die Magie der Psychometrie zog mich in die vergangenen Ereignisse und in die letzten Minuten des Lebens von Shen.

Shen atmet schnell, er verspürt Angst, die ihm fast die Sinne raubt. Zwei rote, asiatische, östliche Drakes haben ihn gepackt und reißen ihm die Klamotten runter. Ich hab das Gefühl da sind noch mehr. Im Laden poltert und kracht es. Wenn das jemand hört, könnte er mir zur Hilfe kommen, doch wer sollte das sein? Ich werde nackt auf den Tisch geworfen. ‹Wir sezieren dich jetzt wie du es mit den Drachen tust, wenn du dich an ihnen bereicherst. ›, tönt es mit meinem Kopf. Krallen bohren sich in meinen Oberarm …

Ich konzentrierte mich, versuchte meinen Geist zu bündeln, um ein wenig mehr Abstand zu der Szene zu gewinnen. Was mir zum Glück gelang, den so blendete ich zumindest den Großteil der Schmerzen aus, als die Drakes Shen mit ihren Krallen drangsalieren.

Es dauerte einen Moment bis ich registrierte, dass sie Shen gar nicht aufschnitten. 

Ein Mann in einem Anzug aus der ‚Zoë - Mao Tse Tung - Heritage Line‘, kommt dazu. Sein Gesicht ist verschwommen. Seine männliche Stimme fragt, „Wer hat die andere Münze?“ Doch ich kann ihm nichts sagen.

Verdammt.

Ich kannte den Mann, mir war nicht ganz klar, ob Shen ihn kannte, aber ich kannte ihn. Es war Lin Yao Chang. Genau der Mann, dem wir auf dem heiligen Berg begegnet waren und von dem man hörte, dass er ein Agent von Lung sei. 

Lin Yao Chang fragt abermals, „Wer hat die anderen Münze und wo ist sie? Ich möchte kein drittes Mal fragen. Denk an deine Familie. Wenn du weiter schweigst, kann ich nicht für ihre Sicherheit garantieren.“

Die Worte helfen. Die Familie. Ich muss an die Familie denken. „Ich weiß nicht wo sie ist. Ich habe den Auftraggeber nie persönlich getroffen, aber ich glaube es ist Fu Peng.“ 

Lin nickt und erklärt ruhig, „Deiner Familie wird es gut gehen.“ 

Dann verschwindet er aus meinem Sichtfeld und den Schritten nach verlässt er auch das Zimmer.

Ich wappnete mich so gut es ging, gegen die Eindrücke, die jetzt kamen.

Denn jetzt schnitten sie Shens Körper bei lebendigem Leib auf und einer riss ihm mit seiner Klauenhand das Herz aus der Brust. Das letzte was Shen in seinem Leben zu hören bekam, war ein zufriedenes Schmatzen.

Ich stütze mich mit der linken, immer noch behandschuhten Hand am Tisch ab. Die Kotztüte brauchte ich zum Glück nicht. Ich atmete tief durch und nachdem das leichte Zittern aufgehört hatte, tippte ich ‚Bin jetzt fertig. Wenn ihr noch mal für Ablenkung sorgt, dann komme ich raus.’ ins Commlink.

Die Verschleierung hob ich gleich auf, die Kraft der Verwirrung, die noch auf die beiden Labormäuse wirkte, ließ ich bestehen, bis ich den Laden verlassen hatte. 

Trixhot und ich nahmen den selben Weg, auf dem wir gekommen waren. Die Schlüsselkarte ließ Trixie einfach in der Nähe von ihrem eigentlichen Besitzer auf den Boden fallen. Dann kehrten wir zu den anderen zurück, liefen zum Parkhaus und fuhren ins Hotel.

❄❄

Nachdem ich den Anderen berichtet hatte, was ich heraus gefunden und erlebt hatte, war es erstmal einen Moment lang still. Jeder musste das Geschehen für sich einordnen.

„Was heißt ‚die andere Münze?“, fragte Chang mit tonloser Stimme, „Hat sich Lin Yao Chang bereits die Münze aus Kowloon Walled City geholt?“

Bloody Guts meinte sofort, „Na das lässt sich ja leicht rausfinden.“ Er saß auf seinem Kissen, lehnte sich an die Wand und trat in die tiefen der Matrix ein.

Nach einiger Zeit kehrte er in die reale Welt zurück. „Nö. Die Münze vom Yama King hat er sich nicht geholt. Das kann ich so gut wie ausschließen. Das letzte ungewöhnliche Ereignis von dem dort berichtet wird, das waren wir.“

Ich atmete auf.

Bloody Guts erzählt weiter, „Wo ich schon mal dabei war, habe ich mich gleich nach Fu Peng umgehört. Fu Peng gehören ganze 12% von Wuxing. Und das war es dann auch schon. Niemand scheint ihn je gesehen zu haben. Es heißt, er besucht die Quints, die Fünflinge von Sharon Wu, gerne mal, aber dann mussten selbst in den jungen Jahren alle Kindermädchen aus den Zimmern raus. Auch die sonst so gesprächigen Quints erzählen nichts, wenn man sie nach Fu Peng fragt und sie werden auch immer ganz ruhig, wenn man es tut. Es wurden diverse Geburtsurkunden von Fu Pengs in Hong Kong ausfindig gemacht, aber keine passt. Immer hat einer mal gehört, dass der von einem gehört hat, dass der Fu Peng mal getroffen haben soll. Aber einer der das bestätigt, lässt sich dann nie finden.“ 

Bloody Guts grinste zufrieden, als er sagte, „ Ich hab sogar noch mehr. In der Schattenwelt heißt es, dass bis zu 1000 Taliskrämer weltweit auf dieselbe Art wie Shen getötet worden sind. Die Antidrachen-Bewegung, die im Januar durch die Zerstörung Kalis von Sirrurg begann, nimmt laut Gerüchten immer mehr Fahrt auf und die Taliskrämer-Morde deutet man als Nachricht, die die Drachen oder auch Drachenfreunde auf die Antidrachen-Bewegung haben.“

Puh, ich seufzte, das waren ja keine guten Neuigkeiten. „Wenn das so ist, dann ist das aber eine sehr grausame Botschaft, der jegliche Diplomatie fehlt.“, kommentierte ich.

Blackstone ergriff das Wort, „Gegen Drachen geht es tatsächlich ganz schön hoch her. Das hab ich auch gehört. Auch Drakes wurden und werden vermehrt gejagt. Gruppen wie die Sons Of Siegfried stehen da ganz weit vorn. Sie suchen und jagen Drakes und wenn sie sie haben, dann nehmen sie sie auseinander, weiden sie aus und verkaufen die Teile als Telesma. Also könnten die Taliskrämer wirklich der Gegenzug sein. Mir ist da von 10-15 bestätigen Drake-Tötungen bekannt und wenn man bedenkt, dass es weltweit nur wenige Tausend Drakes gibt, wenn überhaupt, ist das ganz schon übel, zumal die Dunkelziffer da bestimmt höher liegt.“

Blackstone funkte mich auf meinem Privatkanal an und fügte hinzu, «Immer mehr Drakes rufen und bitten um Hilfe, Ryan und Co sind in den letzten Wochen öfter losgezogen, um welche zu retten.»

Ach verdammt.

„Und was machen wir jetzt als nächstes?“, wollte Trixhot wissen und holte mich damit zum eigentlichen Thema zurück, „Haben wir jetzt überhaupt noch einen Auftrag? Wissen wir, wie wir Johnson erreichen können?“

Ich überlegte laut, „Naja, Shen war nicht unser Johnson, also sehe ich jetzt keinen Grund, warum unsere Auftrag mit Shen gestorben sein sollte. Im Moment haben wir zwar keine Comm-ID, aber ich habe da vielleicht noch eine Idee, wie wir Johnson dennoch erreichen können. Er hatte mir doch mal das Ritual beigebracht, um diesen kleinen Geist in Form eines roten Drachen zu rufen, damit er uns beim Suchen der Münze helfen kann. Vielleicht geht es ja darüber. Aber selbst wenn der Auftrag nicht mehr bestehen würde, würden zumindest Triple S und ich trotzdem weiter am Ball bleiben, denn wir haben Qi versprochen, den Yama König in jedem Fall zu rufen.“

Triple S nickte mir zu. 

Ich lächelte in mich hinein, ‹Fu Peng persönlich zu sehen oder kennen zu lernen, das wäre doch mal ein gelüftetes Geheimnis der besonderen Art. Oder was meinst du, Katze?›

Katzes Schwanz peitschte aufgeregt hin und her und sie schnurrte, dann sprang sie zu mir auf den Schoss. 

Katze sah es also genauso.

                                              UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

               UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See! 

Ob die Runner Johnson kontaktieren können, ob Snowcat etwas über den geheimnisvollen Fu Peng erfährt und wie es mit dem Run weiter geht, wird schon bald hier zu lesen sein. Schau also mal wieder vorbei, Omae 

Deine Kommentare zur Episode passen am Besten unter A Tale So Far Part XI [LINK].

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*