Episode 17/15 (vom 18.09.) Run 58/2 + 59/1

Hey Omae, schön, dass Du wieder dabei bist!

Derzeit On The Run sind1: Average, Blackstone, Bloody Guts, Doc, Gunner, Mr.Jack, Mystique, Rubber Duck, Rogue Six, Thunderstrike, Tiernan, Shark Finn, SpArcade und Snowcat. Ferner ist Snowcats Assistentin Moxi mit an Bord. 

Datum in unserer SR-Timeline: 10.03.-28.03.2074

Was bisher geschah: Nach einer Pause nehmen die Runner einen neuen Job im Fenris Nacht an. Der Johnson nennt sich Mr.Grey. Die Runner sollen 3 Gegenstände aus dem Hort von Alamais auf Spitzbergen holen. Um auch bei der zu erwartenden Hintergrundstrahlung machtvolle Geister zu haben, beschließt das Team selbst möglichst kräftige Geister zu rufen. Doch die erste Beschwörung durch Triple S schlägt fehl. Der Geist kommt frei, sucht Snowcat im Garten des Bootshauses auf und möchte gern bei dem Run mitmachen. Snowcat beginnt zunächst damit, Lexx, wie der Geist sich nun selbst nennt, einige Grundlagen des Zusammenleben zu erklären. Unterdes bergen Blackstone, Rubber Duck und Bloody Guts den leblosen Körper von Triple S. Zunächst halten sie den Magier für tot, doch irgendetwas ist da noch. Man bringt Triple S zu Metge ins Krankenhaus, wo man ihn in ein Bett legt und am Leben erhält. Sein Zustand ist ungewiss.

Wir schalten uns wenige Stunden nachdem wir die Runner das letzte Mal verlassen haben, in das Geschehen zurück.

Dabei erleben wir alles aus den eisblauen Augen von Snowcat mit.

Eine Beschreibung der Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossar erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossar vorbei. [LINK]

Noch eine Kleinigkeit: die Songs zum Text sollen lediglich zur Stimmung beitragen und sind keine versteckten Hinweise- jedenfalls meistens nicht. ;-) (Ich versuche immer Videos Werbung raus zu suchen. Ich kann werbefrei kaum noch garantieren, da Video-Plattfprmen ihr Geld nun mal mit Werbung verdienen. Auf Grund von deutschen Urheberrechten und/oder der GEMA werden Songs manchmal komplett entfernt. Darum nenne ich vorsichtshalber Künstler und Titel neben dem Link. Die komplette Episoden-Playlist findest Du hier [LINK].)

[Song 1: Hot Chip - Dark And Stormy ] Ich hatte unter den wachsamen Augen von Shark Finn und während Tiernan und Thunderstrike zufällig gerade mit Gartenarbeit beschäftigt waren, gut sechs Stunden mit dem Luftgeist Lexx gesprochen. Eigentlich rede ich gar nicht so gerne und eine Frage nach der anderen beantworte ich schon gar nicht gerne. Doch wenigstens hatte ich keine Geheimnisse preisgeben müssen. Ich hatte nur etwas über die offensichtlichen Verbindungen des Lebens erzählt.

Wir hatten uns darauf geeinigt, dass Lexx sich hier im Garten aufhalten durfte, wenn er das wollte. Tiernan hatte ihm ein Windspiel gebaut, mit dem er sein Geschick trainieren konnte. Ferner hatten wir eine Melodie vereinbart, mit der er sich bei denen im Bootshaus melden konnte, wenn er etwas wollte. Wollten wir ihn sprechen, würden wir in den Garten treten und nach ihm rufen. Da keiner von uns in irgendeiner Form mit Lexx verbunden war und er uns verständlicher Weise auch nicht seinen wahren Namen nennen wollte, ging es nur so. Wir konnten von unserer Seite keinen Kontakt mit ihm aufnehmen.

Lexx hatte inzwischen eingesehen, dass er nicht so einfach mit auf den Run kommen konnte. Alles im Allen war ich vage in allein Vereinbarungen mit ihm geblieben und zum Glück lag ihm daran, unser Freund zu werden und uns wirklich zu helfen. Wir würden in Kontakt bleiben, - was ich wirklich ernst meinte - und sehen, wo wir ihn bei dem Run einsetzen konnten. 

Da Lexx außerdem verstanden hatte, dass es nicht gut war, wenn er uns einfach so ansprach und es zu seiner eigenen Sicherheit besser war, dass niemand außer uns von ihm wusste oder ihn gar sah, war auch die Gefahr gebannt, dass Lexx zwischendurch auftauchte und einfach mit uns sprach. Abgesehen davon würde er uns wegen der fehlenden Verbindung jedes Mal suchen müssen. Womit er stundenlang beschäftigt sein konnte und einfach irgendwo treffen oder nach Spitzbergen mitkommen, konnte er also auch nicht.

Im Anschluss an das Gespräch war mir erstmal nach Ruhe und Nachdenken gewesen. Am Liebsten wäre ich nach Tarislar gefahren und dort auf den verlassene Southwind Tower gegangen. Dort oben, direkt unter dem Dach, hatte einst mein Versteck gelegen. Doch erstens war jetzt keine Zeit, um bis dorthin zu fahren, denn bald würde das Teammeeting beginnen und zweitens würde mich Shark Finn nicht alleine nach Tarislar lassen. Würde ich es dennoch verlangen, würde ihn das traurig und unzufrieden stimmen und würde ich ihn mitnehmen, würde es zu kompliziert.

Also hatte ich mich stattdessen auf das Dach des Bootshauses gesetzt und genoss dort ein wenig Einsamkeit. Katze war zunächst bei mir gewesen, doch als der leichte Regen eingesetzt hatte, war sie durch das Oberlicht ins Innere verschwunden.

Die Sicht verschleierte sich. Regentropfen setzten sich auf meine Wimpern und mein Haar. 

Der Klang von Regentropfen hat etwas Beruhigendes an sich.

Die Unabhängigkeit eines Strassenkindes hatte auch positive Seiten. Man war spontan und konnte immer tun, was man wollte. Keine Termine und das einzige, was man im Überfluss besaß, war Zeit. Wenn man es richtig anstellte, gab es immer eine Möglichkeit sein Leben zu genießen. Das hatten mich die Jahre auf der Strasse gelehrt. Ich genoss den Moment hier im Regen zu sitzen und ließ meine Gedanken schweifen.

Das Motorradfahren, vor nichts und niemandem Angst zu haben, das enge Leder auf meiner Haut, das waren die Dinge, die ich am Leben eines Ancients vermisste. Wir hatten viel Spaß gehabt und das Leben definitiv genossen. Dennoch hing ich nicht an dieser Vergangenheit, mein Leben war schließlich noch besser geworden.

Wenn ich derzeit allerdings etwas wirklich vermisste, war es Harlequin. Seine Hände auf meiner Haut, seine Lippen auf meinen. Ich stellte mir vor, er säße nun hier bei mir auf dem Dach. Ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus. Wenn er das nächste Mal bei mir in Seattle wäre, dann könnte ich mit ihm auf dem Motorrad nach Tarislar fahren und ihm das verwunschene, 40 Stockwerke hohe Gebäude des Southwind- Complexes zeigen. Wir könnten aufs Dach fahren und sicher würden sich noch ein oder zwei meiner verborgenen Schätze dort oben finden, wenn sich die Gremlins sie nicht inzwischen geholt hätten. Wer weiß, vielleicht würden wir die alte Matratze aus dem Schacht holen, sie auf das Kiesbett in der Mitte des Daches legen und uns dort lieben. Bevor meine Gedanken sich nun völlig darin verloren, verschob ich sie auf die Zeit, in der ich nachher in meinem Bett lag und konzentrierte mich jetzt stattdessen auf das, was erstmal vor mir lag.

UC hatte vor in einen Drachenhort einzudringen. Nicht nur in irgendeinen Hort, sondern in den eines Großen, Alten Drachen, der Metamenschen als Futter ansah, da konnte man schon mal einen Gedanken für aufwenden.

Es würde auf jeden Fall aufregend werden und ich war schon sehr gespannt, was uns erwartete. 

Ein Drachenhort! 

Klang das nicht einfach fantastisch?

Nach und nach trafen weitere Teammitglieder ein. Tiernan, Thunderstrike und Shark Finn waren ja schon im Garten bei mir gewesen. Bubbles lebte auf dem Gelände. Doc und Blackstone waren schon vor über einer Stunde angekommen und nun, rechtzeitig zum Meeting, erschienen Rubber Duck, Bloody Guts, AveRage, Mystique und schließlich Gunner und Mr.Jack.

Doc richtete uns Grüße von TriXhot aus. Sie war anscheinend wieder in der Stadt, hatte heute Abend aber noch ein Date, dass sich nicht hatte verschieben lassen. Doc betonte das Wort ‚Date‘ eigentümlich. Ich war mir nicht zu Hundert Prozent sicher, aber ich glaubte, dass er damit tatsächlich ein Date im Sinne eines romantisch gedachten Treffen meinte, welches dazu dienen sollte, einander besser kennen zu lernen. Ich hoffte für Trixi, dass ihr Date gut verlaufen würde. Sie war eine so fröhliche, junge Frau, der die Ereignisse in der jüngsten Vergangenheit vielleicht gezeigt hatten, dass ein Leben in den Schatten nicht das richtige für sie war.

Doc übernahm ebenfalls das Briefing. Zunächst fasste er noch mal den Auftrag simple und knapp zusammen: Wir sollten zwei keltische Kriegshämmer und einen Ring aus dem Hort von Alamais auf Spitzbergen für 600 K und 300 K Spesen entwenden. 

‹Klingt das nicht jetzt schon episch, Katze?›, fragte ich.

Sie legte den Kopf leicht schief, dachte nach und meinte dann, ‹Nein, Elfenmädchen, jedenfalls nicht sonderlich, Dafür braucht es mehr Schätze, blumige Worte und Gefühl. Aber es klingt spannend, weil das Wort Drachenhort darin vor kommt.›

Ich grinste, ‹Verstehe. Ich arbeitete daran und vielleicht sollten wir noch einen gefangenen Metamenschen befreien oder eine arme Seele erlösen? Was meinst Du Katze?›

Katze verzog das Gesicht, ‹Ich wäre ja für verlorenen Geheimnisse entdecken Elfenmädchen, aber dein Kram ist sicher auch episch.›

Ich seufzte verträumt, ‹Geheimnisse, die birgt ein Drachenhort sicher viele.›

Selbstverständlich waren Docs Worte multimedial unterstützt. Die 3 D Bilder der Gegenstände, die Johnson uns gegeben hatte, wurden ebenso via AR ins Teamnetzwerk eingeblendet, wie die Informationen über Spitzbergen von Bloody Guts - und alles, was wir sonst noch an Fakten zusammen getragen hatten.  

[Song 2: Fall Out Boy - Centuries] Die, die von der Natur des Auftrags noch nicht wussten, trugen die Nachricht mit Fassung. 

Bloody Guts hatte dafür gesorgt, dass man die Informationen über den Job nicht speichern konnte. Alles war nur für einige Minuten verfügbar und löste sich dann auf. Na gut, fast alles. Die simplen Wetterinformationen, die mit ‚Nördlicher Polarkreis‘, statt mit Spitzbergen betitelt waren, konnte man speichern.

Nachdem Doc erklärt hatte, welche Gedanken wir uns bisher zu dem Job gemacht hatten, teilte er den Anwesenden die weniger guten Nachrichten über Triple S, seine missglückte Beschwörung und den Geist Lexx mit.

Das alles wurde angemessen betroffen aufgenommen. Wir waren Runner, da flossen keine Tränen und tot war Triple S ja nicht.

Doc wartete noch einen Moment, doch da es keine Fragen gab, sagte er, „Bevor ich euch die Jobs vorstelle, die zur Tarnung der Reise nach Spitzbergen in Frage kämen, erzählt Snowcat euch jetzt etwas zu Alamais.“

Natürlich hatte Doc es nicht vergessen und natürlich war es hilfreich, dass ich das jetzt erzählte. Dennoch war da diese leichte Hemmschwelle, die nicht wollte, dass ich das preisgab.

Doc spürte das oder er wusste von der Schwelle oder beides. Jedenfalls fügte er cleverer Weise hinzu, „Zur Erinnerung, das ist kein Wissen, dass man einfach auf der Strasse findet. Nur wenige wissen überhaupt etwas über Drachen und wir können uns glücklich schätzen, dass wir jemanden haben, der dieses Wissen hat und auch dazu bereit ist, es mit uns zu teilen.“

Rubber Duck meinte dazu, „Noch ein Grund, warum es toll ist, Snowcat im Team zu haben. Sie weiß auch noch eine Menge.“

Katze hob eine Augenbraue, ‹Das Rudel lernt dich mehr zu schätzen, Elfenmädchen, dass wir das noch erleben dürfen.›

Ich schmunzelte, ‹Ja, das ist wohl so, Katze. Allerdings würde ein Schurke denken …›

Katze beendete den Satz für mich, ‹Dass sie das nur tun, weil sie dich besser kennen lernen und dich manipulieren, Elfenmädchen - Doch du erzählst es ihnen ja dennoch, also, leg los!›

Was ich dann auch tat. „Wie viele von Euch wissen, ist Alamais genau der Große Drache,“, begann ich also, „der gerade eine Horde junger, erwachsener Drachen um sich gescharrt hat und mit ihnen in GeMiTo sein Unwesen treibt. Sie fressen dort täglich Metamenschen und wir könnten uns jetzt stundenlang darüber unterhalten, warum die Regierungen dieser Welt nichts dagegen sagen und so tun, als geschähe es nicht und warum die Großen Drachen, Hestaby vielleicht ausgenommen, nichts einwenden oder zumindest offiziell ihren Unmut kundtun, obwohl die Aktien der Drachen-geführten-Konzerne fallen, doch das gehört nicht hierher. Es geht hier nur darum, was das über den großen Drachen Alamais aussagt. Metamenschen sind Futter und keine Haustiere oder Freunde. Der rechte Platz für Metamenschen ist auf dem Boden liegend und den Drachen huldigen, denn ihnen gehört die rechtmäßige Herrschaft über die Welt. Alamais proklamiert schon seit Jahren, dass die Vorherrschaft der Drachen endlich anerkannt werden soll. Wenn er denn überhaupt etwas sagt.“

Einige schüttelten den Kopf, Bloody Guts schien über all diese Tatsachen besonders verärgert, doch niemand unterbrach mich, alle hörten mir aufmerksam zu.

„Im Gegensatz zu anderen großen, uns bekannten Drachen, scheint Alamais kaum Interesse an metamenschlichen Konzernen oder Ähnlichem zu haben und es scheint fast, als beteilige er sich an den Ränkespielen nicht und kennt sich damit vielleicht nicht mal aus. Guckt man etwas genauer hin, bestätigt sich zwar, dass er seine Klauen in keinerlei Konzerne geschlagen hat, dafür kommt dann aber ans Licht, dass er sehr wohl Metamenschen einsetzt. Allerdings nur Terroristen und Verbrecher. Angeblich war er in die Dinge um Winternight und den Crash 2.0 verwickelt und wie er die diversen Terrorgruppen der 6.Welt für seine Zwecke nutzt, können wir nicht mal erahnen. Wir können nur davon ausgehen, dass das, was Alamais vorhat, auch funktioniert. Somit hat er also sogar sehr viel Erfahrung und Geschick im Umgang mit Ränkespielen, da er solche Gruppen zu seinem Vorteil positionieren kann. Viele sollen die Arbeit für Alamais mit dem Tod bezahlt haben. Klar bleibt, die Metamenschheit an sich interessiert ihn nicht, schon gar nicht die Geschicke eines einzelnen Metamenschen, wobei er angeblich Elfen von allem am wenigsten mag.“

„Vielleicht weil alle so schlank sind und nichts dran ist.“, warf Bloody Guts ein.

Wir lachten kurz. 

„Oder aber“, warf Mr.Jack ein, „weil sie überwiegend zwar alle jung und knackig aussehen, durchaus aber alt schmecken.“

Wir lachten erneut.

Dann fuhr ich fort, „Wir dem auch sein. Alamais ist von der Überlegenheit der Drachen überzeugt und, dass ihnen die Herrschaft über die Welt zusteht. Vom Aussehen her ist Alamais ein goldener Westlicher Drache, seine Schuppen werden zum Rückrat hin blutrot. Er soll zahlreiche Narben besitzen, die von einer kämpferischen Vergangenheit zeigen, auch am Kopf. Was ihn wohl ziemlich hässlich aussehen lässt, aber wer würde das schon zu ihm sagen. Außerdem ist Alamais der Bruder von Lofwyr, der uns als Boss von Saeder Krupp sicher allen bekannt ist. Allerdings scheint von Bruderliebe hier nicht die Rede zu sein, sondern mehr von Bruderzwist. Einige behaupten sogar, die Rivalität zwischen den beiden sei die größte Antriebsfeder für Alamais, was auch immer das bei einem Drachen bedeutet. Ausnutzen können wir den Fakt allerdings eh nicht. Abgesehen von all dem soll Alamais einer der ältesten Drachen sein, die in der 6.Welt bisher auftauchten, was auch immer das heißen mag.“

„Wow.“, meinte Boody Guts nun. „Klang irgendwie alles sehr beeindruckend. Ich glaub aber nicht, dass es das irgendwie schlimmer macht. Wenn der potenzielle Endgegner übermächtig ist, kommt es auf ein paar Level nicht an.“

Rubber Duck lachte, „Genau, erwischen lassen ist einfach keine Option.“

Gunner wirkte nachdenklich, zugleich schien er jedoch starkes Interesse an dem Run zu haben, „Wir können aus den Informationen Rückschlüsse ziehen. Alamais wird nichts stören, was für Metamenschen schlecht ist, ihn aber nicht behindert. Er würde sich nicht scheuen, Giftgas oder Schlimmeres einzusetzen, wenn es ihn nur in der Nase kitzelt.“

Doc nickte, „Außerdem ist zu vermuten, dass er mit magischen Fallen und Geistern arbeitet. Für ihn nur ein Augenzwinkern, aber für Metamenschen gefährlich.“

Average, der betont hatte, mit auf diesen Run zu wollen, meinte nun, „Man, ich hoffe nur, der Drache ist wirklich nicht zu Hause.“

Mr.Jack erwiderte trocken, „Wenn nicht zufällig das alljährige Drachenfestival von Spitzbergen stattfindet, sollte das so sein.“

Wir brauchten alle den Bruchteil einer Sekunde, um dieses Wortspiel zu verarbeiten, dann lachten wir los. 

Lachen tat immer gut.

„Ich hab noch was.“, meinte Average, „Jetzt wo Triple S nicht da ist, brauchen wir da nicht Ersatz? Also es muss ja in jedem Fall jemand mit, der seine Arbeit ausgleichen kann.“

„Ganz ausgleichen können wir das intern nicht. Triple S war der einzige von allen UClern, der sich projizieren kann.“, erwiderte ich. „Wenn wir das brauchen, dann müssen wir uns Verstärkung aus Docs kleinem schwarzen Buch ansehen.“

Wir unterhielten uns einige Minuten darüber, welche Möglichkeiten wir hätten, doch dann entschieden wir uns dagegen, uns noch einen Kandidaten anzusehen.

„Sehe ich auch so.“, schloss ich das Thema, „Ausgerechnet bei diesem Job sollten wir uns nicht noch jemanden holen, den wir noch nicht kennen. Egal, was über ihn in dem Buch steht.“ Ich blickte in die Runde, „Und egal, wie zufrieden wir mit den letzten Einträgen waren."

Doc, auch heute im dreiteiligen Anzug, nahm noch einen Zug von seinem Zigarillo, stieß den Rauch deutlich später aus und legte den Zigarillo dann auf dem Aschenbecher ab. „Drei Jobs, die für die nächsten Tage angeboten werden, kämen als Cover-Runs in Frage. Zuerst wird tatsächlich ein Team gesucht, dass einen Frachter auf einer Route durch den nördlichen Polarkreis vor Piraten schützt. Beim Zweiten möchte jemand die Ladung aus Frachtraum 3 eines Frachters haben und der Frachter soll im Anschluss verschwinden. Was mit der restlichen Ladung geschieht, ist beinah egal. Sie darf allerdings nicht irgendwo auftauchen, wenn sich dabei Rückschlüsse auf die Herkunft ziehen lassen. Niemand darf wissen oder nur ahnen, dass hier Ladung gestohlen wurde. Darum darf es keine Zeugen geben. Hier gibt es das meiste Geld. Beim Dritten Auftrag sollen zwei Fracht-U-Boote, genauer zwei Chanju von Red Wheel Engeneering, die frisch vom Werk laufen, ihren Zielhafen und somit ihren Übergabeort nicht erreichen, damit der Konzern sie gar nicht erst einsetzen kann.“

Augenblicklich begann das Abwägen von Für und Wieder bei jedem Job. 

Eigentlich dachte ich, dass wir uns ziemlich schnell für den 2.Job entscheiden würden. Wir könnten den Frachter so lange wir wollten behalten, zur Tarnung nutzen und ihn im Anschluss versenken. In den Weiten der Fahrwasser fiel ein einzelnes Schiff nicht auf. Man traf im Meer kaum auf andere Schiffe und eine Crew oder einen Kapitän, der Zeuge von unseren Flügen nach Spitzbergen wären, gäbe es dann auch nicht. 

Doch dann sagte Mystique, „Wenn die Ladung aus Frachtraum 3 übergeben werden soll und es dabei keine Spuren geben darf, werden wir Crew und Kapitän wahrscheinlich töten müssen.“

Doc nickte, „Sehe ich auch so. Das wird auch der Grund sein, warum der Run so gut bezahlt wird.“

„Können wir die nicht einfach mit diesem Elfenläs voll pumpen und irgendwo aussetzen?“, fragte Average.

Ich wusste was er meinte, dass er zu Laés Elfenläs gesagt hatte, lies mich kurz schmunzeln, ich überlegte einen Moment, „Rein theoretisch ja. Aber wenn wir sie ohne Ausrüstung aussetzen, dann können wir sie auch gleich töten. Laés ist übrigens ziemlich teuer. Abgesehen davon, müssten sie alle nicht nur vergessen, was geschehen ist, sondern in dem Fall alle eine andere Geschichte darüber im Kopf haben, was passiert sein soll. Je nachdem, was sich in Frachtraum drei befindet, werden sie befragt werden. Magische Manipulationen können aufgedeckt werden, auch wenn sie dank Laés nie wissen werden, was geschah, wird das stutzig machen, was dann nicht im Sinn des Auftrags ist.“

Eventuell um ihr Leben flehende Matrosen zu töten, weil es der Auftrag war? Nein, das wollte ich nicht und auch andere sahen es so. Nr. 2 war somit raus.

[Song 3: War - Low Rider] „Ich wäre ja für die Sache mit den U-Booten.“, verkündete Average, „Ich bin noch nicht U-Boot gefahren, aber das klingt gut.“

Blackstone nickte, „Finde ich auch. Bei der Rückfahrt mit den Gegenständen haben wie auch ziemlich viel Substanz über uns und würden schwer zu finden sein.“

„Das stimmt. Doch von einem U-Boot aus können wir weder Spitzbergen nach dem Hort absuchen, noch können wir von dort mit dem Hubschrauber zu einer Expedition starten.“, warf ich ein.

„Leider.“, bedauerte Average.

Tiernan meldete sich zu Wort, „Naja, das stimmt nicht ganz, das sind doch Fracht-U-Boote. Die sind ziemlich groß und wenn ich eine der Ladeluken umbaue und kleine Modifikationen im Frachtraum vornehme, kann ein erfahrener Pilot dort sicher einen Hubschrauber landen und starten.“

Thunderstrike grinste breit, „Du meinst, du verwandelst ein U-Boot in einen Hubschrauber-Träger?“

Tiernan nickte, „Ja.“

Thundestrikes Grinsen wurde noch eine Spur breiter, „Ich finde die Idee sehr gut. Ich schlage vor, wir übernehmen beide Subs und übergeben eines an das Free Marine Corps. Sie können uns im Tausch nützliches Equipment für die Mission geben.“

So wurde dann der U-Boot-Vorschlag, den ich zunächst wegen der ganzen Unterwassersache für unwahrscheinlich gehalten hatte, zu dem Job, den wir als Tarnung für unseren Diebstahl in einem Hort verwenden würden.

Rogue Six hatte mir bereits gesagt, dass er mit von der Partie war, wenn es frühestens in drei Tagen los ging. Tiernan schlug noch vor, einen O’Niall Cousin von der Corc Cona'n mit an Bord zu holen, damit wir auch einen U-Boot Veteran dabei hatten, falls irgendwelche unvorhergesehenen Situationen an Bord eintraten. Gerade unter Wasser würde das nützlich sein, obwohl jeder unserer Rigger das Boot unter Wasser steuern können würde und ich bei meiner letzten U-Boot Fahrt gelernt hatte, dass sich das Fahren von Booten unter Wasser gar nicht so sehr von dem über Wasser unterschied.

Doc war höchst zufrieden. Wir alle waren das. Denn alles, was uns half, bei dem Run auf den Hort unbemerkt zu bleiben, war gut.

Average hatte über die Trix inzwischen Baupläne des 180 m langen U-Bootes und einige weitere Informationen über die Chanju U-Boote besorgt. Red Wheel Engineering gehörte zu Wuxing. Nicht gerade dem Konzern, dem wir jetzt gleich wieder begegnen hatten wollen, aber da die Großen AAA-Konzerne überall auf der Welt ihre Finger drin hatten und es nur zwei Handvoll dieser Imperien gab, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man während eines Runs in irgend einer Form auf einen dieser Konzerne traf. 

„Über die Luke können wir dann auch Equipment, Drohnen und Nahrungsmittel aufnehmen.“, meinte Thunderstrike, der bereits mit Tiernan über dessen sofort erstellten Umbauplänen brütete.

Average sah auf, er hatte nicht richtig verstanden, „Was können wir aufnehmen? Enthaarungsmittel?“

Bevor jemand ihn korrigieren konnte, meinte Mr.Jack, „Ja, genau. Enthaarungsmittel. Damit alle sauber enthaart sind, falls auf Spitzbergen ein Drachenfestival ist.“

Alle lachten, ich lachte nicht mit und sagte ruhig und ernst, „Keine Sorge, das hat schon seine Richtigkeit. Es gehört zum guten Ton, völlig enthaart auf einem Drachenfestival zu erscheinen. Ein Drache soll schließlich keine Haarbällchen hoch würgen müssen, falls er zufällig einen Metamenschen frisst.“

Nun lachten alle abermals, ich fiel schließlich mit ein und es dauerte eine Weile, bis sich alle wieder beruhigt hatten. Ich hoffte, wir lachten, weil wir alle gut drauf waren und, dass dies nicht nur das war, was man Galgenhumor nannte.

Katze sprang zu mir auf den Schoß und fragte entspannt, ‹Was meinst Du, Elfenmädchen? Ob Drachen wohl tatsächlich Haarbälle nach dem Verzehr eines Metamenschen hoch würgen? ›

Ich zuckte mit den Schultern, ‹Ich weiß nicht, Katze. Vielleicht tun sie das im übertragenen Sinn, weil sie Schuhe, Kleidung und andere Dinge wieder ausspucken. Immerhin verspeisen sie Metamenschen auch angezogen, wie auf den Bildern aus GeMiTo zu sehen gewesen ist.›

‹Hmm, Elfenmädchen, ich finde die Frage tatsächlich interessant. Das dürften nur wenige wissen und es wird schwer auf eine angenehme Art herauszufinden sein. Vielleicht fragst du Ryan Mercury das nächste Mal, wenn du ihn siehst. Ich glaube zwar, dass Dunkelzahn keine Metamenschen in dessen Gegenwart gefressen hat, aber Ryan hatte doch viel mit ihm zu tun und vielleicht gibt es noch andere Dinge, die Drachen lieber nicht verdauen. Wir sind uns ja einig, dass  irgendeinen Drachen nach seinen Essgewohnheiten zu fragen, keine gute Idee ist.›

‹Wenn sich im Hort von Alamais keine Anzeichen auf seine Essgewohnheiten finden lassen, frage ich Ryan, Katze.›

Ich wandte mich an Average, „Es ging übrigens um Nahrungsmittel. Wir wollen doch genug Essen dabei haben.“

Der Mann mit der grauen Haut griente, „Das habe ich mir inzwischen auch gedacht. Essen ist wichtig. Du Snowcat, so ein Drachenbällchen, könnte das dann eigentlich so ein Telesma sein, den man als Link zu einem Drachen nutzen kann?“

Die Augen von so einigen richteten sich nun auf mich. Ich war in ziemlich kurzer Zeit zu unserem Experten in Punkt magischer Fragen geworden. Ich überlegte kurz und erwiderte dann, „Nein, das glaube ich nicht. Das wäre eher ein Link zu dem, von dem der Abfall stammt und der ist dann ja schon tot und zu dem braucht man dann keinen Link mehr.“

Katze schmiegte sich an mich, ‹Wenn du nicht gerade mal wieder etwas Dummes tust, bin ich ziemlich stolz auf dich, Elfenmädchen.›

‹Danke Katze. Erinnerst du mich im Hort bitte daran, dass ich nach Schuppen und Krallen von Alamais Ausschau halten möchte?›

Katze schurrte, während ich sie kraulte. Das war ein Ja.

An alle anderen gewandt sagte ich, „Im Hort sollten wir übrigens keine Schätze mitnehmen, die nicht zu unserem Auftrag gehören. Wir wissen nicht, inwieweit ein Drache solche Dinge markieren kann und so über uns zurück verfolgt.“

„Wie jetzt?“, fragte Rubber Duck ein wenig enttäuscht, „Du meinst, er hat alle Edelsteine und Gold mit Schweiß oder Pipi oder was auch immer markiert?“

Von Average kam ein, „Igitt.“

„Nee nee,“, sagte Bloody Guts sofort, „wir werden doch nicht in einen Hort eindringen und da von den Bergen von Gold und Edelsteinen oder was auch immer alles liegen lassen. Du kannst bestimmt gucken, ob das magisch markiert ist, oder Snowcat?“, er sah mich erwartungsvoll an.

Blackstone schüttelte milde schmunzelnd sein Haupt.

Ich lächelte und zwinkerte Bloody Guts zu, „Du hast recht, dass müsste ich sehen können. Lasst uns das überprüfen. Dann sehen wir weiter.“

Bloody Guts rieb sich die Hände, „Gut.“ Dann hob er die Faust „Fist Bump.“ Rubber Duck faustete sofort ein.

„Worauf Snowcat eigentlich hinaus wollte,“ begann Blackstone, „Wir sollten nichts Einzigartiges mitnehmen, von dem der Drache weiß, dass es zu ihm gehört.“

Ich nickte, „Ja, das ist wichtig. Man kann es gar nicht so lange liegen lassen, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Der Drache wird einen im Normalfall weit überleben.“

„Auch von Selfies auf gesamt Spitzbergen oder Erinnerungsstücken aus dem Hort, rate ich ab.“, betonte Doc.

Mr.Jack verzog keine Miene, als er einen diabolischen Vorschlag machte, „Man könnte natürlich einen einzigartigen Gegenstand mitnehmen und an jemanden verschenken, den UC nicht leiden kann.“

Eine Spur von Bewunderung lag in Docs Blick, „Guter Einwand. Eine Idee, die einen zweiten Gedanken lohnt und die zugleich betont, wie gefährlich es wäre, etwas unbedarft mitzunehmen.“ Dann blickte Doc in die Runde, „Ich habe übrigens unser Interesse an dem Job bestätigt. Das Meeting mit dem entsprechenden Johnson findet am Mittwoch Abend um 22.00 Uhr statt.“

Womit dann klar war, dass ich noch einmal Zeit haben würde, nach Boston zu fliegen und dort ein paar Geister darum zu bitten, mich bei dem Run auf Spitzbergen zu unterstützen.

Während ich das dachte, schob sich mir ein schönes Bild in den Sinn. Wir, wie wir mit dem U-Boot unter dem Hort von Alamais fuhren, von dort ein Loch in den Hort bohrten und all das Gold, die schönsten Edelsteine und Orichalkum einfach in den Frachtraum unseres U-Boots fallen ließen. 

Wir hatten noch mit der groben Planung begonnen, soweit uns das möglich gewesen war und einige von uns hatte ihr Commlink benutzt, um Bekannte anzurufen. Tiernan hatte zum Beispiel mit der Corc Cona’n Kontakt aufgenommen, während ich Rogue Six informiert hatte, dass es bald losgehen würde, wir uns für Details aber Donnerstag noch mal sprachen. 

Thunderstrike hatte seine alten Freunde beim FMC kontaktiert und ein Treffen vereinbart. Das war nichts, was man via Matrix besprach.

Kurz bevor aus Sonntag Montag wurde, waren wir mit allem durch. Einige UCler waren bereits gegangen, andere noch in den überdachten Whirlpool verschwunden und wieder andere bastelten in der Werkstatt an irgendwelchen Ideen. 

Ich saß mit Doc, Blackstone, Shark Finn, Thunderstrike und Mystique noch bei ein paar Tassen Tee und einigen Gläsern Whisky in der Lounge des Bootshauses beisammen.

„Würde es Dir was ausmachen, das Meeting mit Johnson am Mittwoch zu übernehmen Doc?, fragte ich.

Er schüttelte den Kopf, „Nein, gar nicht!“

„Sehr gut, dann mach das doch bitte. Dann kann ich mir mit dem Beschwören Zeit lassen und muss nicht gleich wieder zurück kommen.“

Ich sagte nicht von wo, aber den meisten in dieser Runde war klar, wovon ich sprach.

Doc blickte einen Moment in sein Whisky-Glas, als er seinen Gedankengang beendet hatte, meinte er, „Ich würde sogar vorschlagen, dass du dich während der gesamten Vorbereitungen für den U-Boot-Job nicht sehen lässt. Dann bringt diesem Job gar nicht erst jemand mit UC in Verbindung.“

Mystique stimmte zu, „Sehr gute Idee. Das verstärkt die Tarnung. Du stößt erst bei der Übernahme und da am Besten unter Verwendung einer Körpermaske hinzu.“

Auch Blackstone fand die Idee gut, „Gerade wo es wieder mit Wuxing zu tun hat, wenn auch entfernt. Wenn wir irgendwie in die Nähe von Hong Kong müssen, sollte am Besten niemand mitgehen, der davor in Hong Kong unterwegs war.“

„Das können wir leicht so einrichten. So machen wir es.“, bestätigte Doc.

Shark Finn freute sich ebenso darüber, das konnte ich sehen. Meinen Studium würde es auch gut tun und mein Mentor würde bemerken können, dass ich mir seine Anmerkung zu Herzen genommen hatte. 

Wieder einmal bewies sich, wie gut es war, dass wir so viele fähige Runner im Team hatten. Wir konnten eine Menge ausgleichen und viel erledigen. Wie zum Beispiel einen kompletten Run zur Tarnung eines anderen ausführen.

Triple S würde uns dennoch fehlen.

❄❄

Da mein Mentor mich bei meinen Arbeiten nie störte, mir stets freie Hand ließ und mir dennoch mit Rat und Tat zur Seite stand, durfte ich jederzeit meine Geister beim ihn im Garten beschwören. Shark Finn achtete dabei immer mit wachsamen Augen über mich. 

Für die nächsten beiden Beschwörungen, die ich an zwei Abenden bis in die Nacht hinein durchführen wollte, bat er mich darum, darauf zu achten, dass Ehran zu Hause war. Nur für den Fall, dass etwas ausnahmsweise so richtig schief ging. Das mit Triple S hatte ihn ein wenig vorsichtig gemacht.

❄❄

Bereits Montag Abend machte ich mich daran einen Guidance Spirit zu rufen und ihn an mich zu binden. 

Ehrans Grundstück in Boston war groß genug, dass ich hier mein eigenes Plätzchen zum Beschwören hatte. Hier war zwar nichts auf mich abgestimmt, aber Ehran hatte nichts von meinen letzten Beschwörungen entfernen lassen und in dem kleinen Häuschen am Rande der von Bäumen umsäumten Wiese in deren Mitte ein entzückender Pavillon stand, lagerte mein Zusatzmaterial. Jetzt im Winter lag im Garten Schnee. Nur vereinzelte Wege waren geräumt und heute auch dieser Platz. 

Gewissenhaft begann ich mit dem Aufbau des Kreises. Ich nutzte die Materialien, die ich bei einem Taliskrämer kaufen konnte, aber bereicherte sie um zusätzliche Geschenke für die Geister. Im Falle von einem Guidance Spirits nutzte ich Gedichte, eine handschriftliche Notiz mit spezifischem Wissen oder die Kopie eines kleinen Kunstwerks. Godfather Celeborn war mir eigentlich noch einen Dienst schuldig gewesen, aber ich erließ ihm diesen, denn er war lange genug an mich gebunden gewesen. 

Ich hatte mich dazu entschlossen Godfather Zane zu rufen. Eigentlich unterschieden sich seine Fähigkeiten nicht wirklich von denen Celeborns. Hier ging es viel mehr um die Einstellung, die der Geist grundsätzlich mitbrachte. Wo Godfather Celeborn wie ein erhabener Elfenkönig agierte und auch so aussah, dachte ich bei Godfather Zane viel mehr an einen kampferfahrenen Troll-Schamanen, der Bär folgte und schon viele glorreiche Schlachten mit Axt und Magie gewonnen hatte. Godfather Zane war entschlossen, kampfbereit und mutig. Vielleicht ein wenig ungezähmt, aber niemals unkontrolliert oder hitzköpfig. Seine mentalen Eigenschaften würden mir bei dem anstehenden Run hilfreich zur Seite stehen, so hoffte ich. 

[Song 4: Major Lazer (feat. Ellie Goulding & Tarrus Riley) - Powerful]  Einen Geist von solcher Macht hatte ich noch nie gerufen, mein Herz schlug wie wild und ich fröstelte leicht, obwohl ich einen weißen Pullover über das reinweiße Kleid gezogen hatte, als sich die große Troll-Gestalt vor mir manifestierte, gerüstet und die zweischneidige Axt in der Hand. 

Er war gekommen und betrachtete mich mit abschätzendem Blick. Schließlich senkte er sein Haupt leicht und sagte, „Zu Diensten, My Lady.“ 

Ja, Godfather Zane blieb und versprach mir ganze 13 Mal zu Diensten zu sein. Ich war mehr, als nur zufrieden.

❄❄

Am folgenden Abend, etwa um die gleiche Zeit, loderte ein kräftiges Feuer in einer eisernen Feuerstelle. Feuerschalen waren rings um den Kreis verteilt und in ihnen verbrannten Hölzer, Öle oder duftendes Wachs. Um dem Geist zu gefallen, trug ich ein schwarz-rotes Kleid mit Flammenmuster, das Xander vor drei Jahren für mich geschneidert hatte. 

Auch mein Spirtit Of Fire Sarresh hatte mir noch etwas geschuldet, bei ihm waren es sogar 2 Dienste gewesen, doch auch diese hatte ich ihm erlassen und rief stattdessen den Salamander 

Kazzur. Seine lodernde Schönheit mit seinen vier Armen in solcher Macht vor mir zu sehen, überwältigte mich beinah. Seine Feuer umhüllte mich heiß, als er erschien. Doch ich wich nicht zurück und Kazzur versengte mich nicht. 

Auch er willigte ein, mir zu Diensten zu sein. Insgesamt 12 mal.

Noch völlig berauscht von meiner eignen Macht lag ich mit erhitzten Wangen in meinem Bett im Hauses meines Mentors. 

Nein, ich konnte noch nicht schlafen. Ich hatte die kalte Luft des schwindenden Winters in mein Zimmer gelassen und war auf dem Bett herum gehüpft. Katze beäugte mich im sicherem Abstand von einem Regal aus. Doch ihr Blick war mild.

Leise lachend ließ ich mich auf das luxuriöse Bett fallen. Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass ihn mir solche magische Macht steckte? 

‹Nun, Elfenmädchen, ich wusste von Anfang an, dass du viel magisches Potenzial besitzt.›

Ich sprang auf, um das Fenster zu schließen. Im Vorbeigehen rief ich Katze zu, ‹Wer außer dir liebe Katze, sollte dazu in der Lage sein, so etwas zu erahnen? Du bist wundervoll. ›

Nein, ich konnte nicht schlafen. Ich nahm mein Commlink, warf mich aufs Bett und rief die Brieffunktion auf, um an Harlequin zu schreiben.

Geliebter, mein Liebster, MyKnight!

Das Bild von dir mit deiner leuchtenden Aura versüßt mir das Einschlafen und verhift mir zu aufregenden, fantastischen Träumen. Letzteres vermute ich nur, da ich mich bisher an keinen dieser Träume erinnern kann.

Du meinst also, ich soll auf deine berauschende Gegenwart noch bis zur vorlesungsfreien Zeit verzichten? Ich kann mir kaum vorstellen, dass du dir etwas von meinem weisen Mentor sagen lässt, wenn du es nicht von selbst einsiehst. 

Da er so viel weiser ist, als ich, wage ich es nicht, ihm zu widersprechen, also nehme ich es hin. Doch Du? Ich denke, Du bist weiser, als es manchmal scheinen mag. Ob es wohl irgendwo einen Leitfaden über seinem Alter entsprechenden Verhalten gibt?

Zum Stichwort Ratschläge meines weisen Mentors. Ich habe mir gestern einen Antrag für ein Auslandsemester geholt. Bei unserem gemeinsamen Besuch dort, Du erinnerst Dich vielleicht - sicher tust du das, es war ja Deine Idee, - fand ich nicht nur die Studenten dort ziemlich nett, sondern auch einen gewissen Professor höchst interessant. Von der Universität dort ist es dann auch nur ein Katzensprung zum Chateau und in Katzensprüngen bin ich ziemlich gut. Genau genommen ist doch auch ein Wochenende vorlesungsfrei, oder? Wenn die kleine Firma, die ich mit meinen Kollegen habe, endlich den Jet hat, könnte ich dennoch arbeiten gehen, wenn auch nicht so oft wie bisher, was dann wieder im Sinne des Studiums ist.

Bis zu unserem Wiedersehen male mir aus, wie es sein wird, wenn wir wieder vereint sind. Kribbelnde Aufregung macht sich in mir breit, wenn ich daran denke, Dich wieder zu berühren. Abstand schürt die Leidenschaft, so heißt es. Ich bin gespannt, wie weit das gehen kann. Ich fühle mich jedenfalls schon sehr leidenschaftlich.

Derzeit studiere ich fleißig … jedenfalls meistens. Immerhin soll sich der Verzicht ja auch lohnen, nicht wahr?

In Liebe

S.

When you hold me

When you touch me

It's so powerful

Hold me in your arms

Burns like a fire

Electricity

When you're close I feel the sparks

Takes me higher to infinity.2 

Ich hängte die Musikdatei an und schickte den Brief ab.

Nach Schlaf war mir immer noch nicht, darum zog ich mich an, ging runter in den Keller des Haupthauses, dort ins magische Labor, trat an meinen Labortisch und schaltete ihn ein. Diverse moderne Geräte erwachten sofort zum Leben. Vielleicht gelang es mir ja heute Nacht dem Karmesinrot auch im Astralraum mehr Leuchtkraft und Wärme zu verleihen.

❄❄

Nach dem Meeting mit Johnson am Mittwoch, dem 14 März, traf ich mich mit Doc in der Matrix, um zu hören, was ausgehandelt und hinterher im Team besprochen worden war.

Die beiden Chanju- Boote würden in Geoje Island, einer Insel vor Südkorea, vom Stapel laufen und von dort am 21.März ihren Weg zum Hafen in Anchorage antreten. Dort sollten sie von Mitarbeitern der Pieces Mining Company übernommen werden.

Mr. Johnson konnte uns Zugang zur Werft auf Geoje Island verschaffen und auch anders behilflich sein, wollte dabei aber so wenig wie möglich über unseren Plan wissen. Doc handelte 150.000 NuYen Bezahlung und weitere 25 Tausend NuYen Spesen für den Auftrag aus. 

Das war jede Menge Geld, die wir als Spesen nutzen konnten. Wie genau wir das verrechnen würden, würden wir noch sehen. Doch alles im allem würden es selbst dann Plus in die Kassen bringen, wenn der Run in den Hort scheitern würde.

Selbstverständlich war scheitern keine Option die ich ernsthaft in Erwägung zog. Ich wollte in diesen Hort.

Average hatte inzwischen mehr Daten über die U-Boote besorgt und sogar eine virtuelle Führung organisiert, die wir zum Training nutzen konnten. Jeder von uns würde sich also an Bord schon etwas auskennen können, bevor er das Boot zum ersten Mal betrat. Ein solches atombetriebenes U-Boot war 180 Meter lang und verdrängte 30.000 Tonnen. Da war es gut, wenn wir uns an Bord auskannten. 

Der Plan stand auch schon. 

Ein Team, bestehend aus Doc und SpArcade, würde zum Geoje Island fahren, die Abreise überwachen, sich nach dem Auslaufen bei Red Wheel Engeneering  reinhacken und den Zeitplan so ändern, dass die Chanju einen Tag früher und bei leicht veränderten Koordinaten in Anchorage eintrafen. Dort würden wir uns als Crew der Pieces Mining Company ausgeben und die Boote übernehmen, eines behalten und das andere ans FMC weiter geben. Ein anderes kleines Team, diesmal würden es Bloody Guts und Mystique sein, würde zuvor in Anchorage dafür sorgen, dass es der Überbringer-Crew bei der Ankunft an nichts fehlte und sie ihre geplante Rückreise so früh antraten, dass sie bereits einige Meilen zurückgelegt hatten, wenn der Mining Company auffiel, dass die Boote nicht kamen. Außerdem würde das Anchorage Team alle notwendigen Daten besorgen, damit wir uns als die Metamenschen ausgeben konnten, die die Überbringer erwarteten. Bis auf Mystique, von der niemand wusste, wie sie eigentlich aussah, würde sowohl das Geoje- als auch das Anchorage Team nicht mit auf die Reise nach Spitzbergen kommen. Stärker konnten wir unsere Spuren nicht verschleiern.

❄❄

Am Montag dem 26.03.2074 würden die U-Boote in Anchorage eintreffen, darum begab ich mich mit meinen beiden Begleitern Shark Finn und Moxi am Sonntag davor auf den Weg nach Seattle. 

Ja, Moxi würde mich auf der Fahrt nach Spitzbergen begleiten. Ob ich sie auf der Reise brauchte, wusste ich nicht so richtig, aber ich freute mich sehr darüber, dass sie dabei war. Ihren Auftrag von Ehran hatte sie jedenfalls so verstanden, dass sie dorthin mit kam, wohin ich ging. Es sei denn, ich wollte das nicht und warum sollte ich das nicht wollen, dass sie mitkam? Nein, dafür gab es keinen Grund. Ich war mir nebenbei gesagt ziemlich sicher, dass sich das eine oder andere männliche Mitglied von UC ebenfalls darüber freute, dass sie mit von der Partie war.

Sonntag Nacht stiegen wir mit Drohnen, Ausrüstung und Gepäck in den Flieger von Rogue Six. 

Mit wir meinte ich in diesem Fall Average, Blackstone, Gunner, Metge - der bei Triple S derzeit nichts tun konnte und sich über Taucherkrankheiten und Phobien an Bord eines U-Bootes schlau gemacht hatte, Moxi, Mr.Jack, Mystique, Oleg - ein Mitglied der Corc Cona’n und somit erfahrener U-Boot-Pilot und Mechaniker, Rubber Duck, Thunderstrike, Tiernan, Shark Finn und ich. Eine gewisse Aufregung und leichte Anspannung machte sich in mir breit, die sich nach drei Wochen Studentenleben ungewohnt anfühlte.

❄❄

Ich hatte das Bild und Tonmaterial, welches Bloody Guts und Mystique besorgt hatten, eingehend studiert. Nur ein wenig Konzentration, dann formte ich die Illusion und nur ein paar Augenblicke später war ich zu Captain Tremblay geworden, bereit, mein neues Schiff zu übernehmen. 

❄❄

Die Übergabe war so reibungslos verlaufen, dass ich es kaum glauben konnte. Dank grandioser Vorbereitung, extrem fähigen Hackern und perfekter Illusions-Magie hatte die andere Seite keinen Moment gezögert. Weder als wir mit dem Hubschrauber angereist waren, denn darauf waren sie dank der Nachrichten, die sie ‚von der  Zentrale’ erhalten hatten, vorbereitet gewesen, noch als wir ihnen sagten, dass sie gleich wieder mit dem Hubschrauber an Land fliegen würden und uns nicht erst einweisen mussten. Letzteres wurde ihnen durch die Party und Nacht im Hotel auf Kosten der ‚Pieces Mining Company‘ versüsst. Mystique und Bloody Guts hatten dafür gesorgt, dass im Hotel alles auf sie wartete, was das Herz eines Seefahrers begehrte. Große Schlafzimmer, gutes Essen, jede Menge Alkohol, ein gewaltiger Trideoschirm und, im Laufe des Abends … Frauen. Moxi hatte Mystique noch gesagt, was sie von den bestellten Mädchen verlangen sollte, damit diese dafür sorgten, dass die Männer am nächsten Morgen bei ihrer Abreise einen gewaltigen Kater hätten.

Bloody Guts würde die Abreise der Männer überwachen und erst dann nach Seattle zurück reisen.

Als der- mit einem Logo der Pieces Mining Company versehene - Ares Dragon von Rouge Six abhob, um die U-Boot Crews zum Hotel zu bringen, grinste Mr.Tremblay breit.

[Song 5: Master And Comander Score - Into the fog] Als der Hubschrauber von Rogue Six einige Zeit später zu uns zurückkehrte, war ich bereits wieder ich selbst. Ich trug festes, schiffstaugliches Schuhwerk, eine graue Jeans und einen grauen Pullover.

Zwei Metamenschen seilten sich ab, während der Ares Dragon über unserem U-Boot hooverte. An vorderer Stelle kam ein grauhaariger Mann mit wettergegerbtem Gesicht herab, dem man die Befehlsgewalt schon von Weitem ansah. Weitere Mitglieder des Free Marine Corps waren an Bord des Hubschraubers zu sehen.

Thunderstrike hatte mich bereits in Bild gesetzt. Das da oben waren nicht einfach alles Soldaten. Einige von ihnen waren Marines, andere Seemänner der Naval Attachment Group und auch ohne den ernsten Blick des Zwerges, hätte ich verstanden, dass das ein großer Unterschied war. 

Der Mann, der nun zuerst auf unserem U-Boot landete, war Commodore Donovan Asher, der dritthöchste Offizier im FMC und der Chef der Attachment Group.

Er grüsste mich formal, ohne dabei aufgesetzt zu wirken. Ja, er salutierte, doch das war ihm so in Fleisch und Blut über gegangen und kam bei ihm deshalb so natürlich rüber, wie bei anderen ein beiläufiges ‚Hallo‘. Der Commodore bat mich um die Erlaubnis an Bord kommen zu dürfen.

Welche ich ihm natürlich lächelnd erteilte. 

„Zunächst einmal möchte ich ihnen und ihrem Team zu dieser gelungenen Operation gratulieren und ihnen den Dank des Free Marine Corps aussprechen. Der Gunnery Sergent …“, womit er Thunderstrike meinte, „ .. hatte mir bereits berichtet, welch besonderen Leute in diesem Team zu finden sind. Allerdings hat er mich eiskalt in einen Hinterhalt laufen lassen und mir ihre außergewöhnliche Schönheit verschwiegen und nun habe ich nicht einmal Blumen dabei.“ 

Für dieses grandiose Kompliment schenkte ich ihm ein besonders schönes Lächeln. „Vielen Dank. Ihre Worte werden sich länger in mein Gedächtnis einprägen, als Blumen jemals halten könnten. Ich denke also, wir können Thunderstrike verzeihen.“ 

Der Commodore bat darum, mit uns fahren zu dürfen und bot sich so gesehen als Pfand für die Reise an. Die Schlüssel und Codes für das andere U-Boot übergaben wir an den Mann in seiner Begleitung, der sich wieder anseilte, ein Stück hochziehen und sich dann von Rogue Six mit seinen Männern zum anderen U-Boot rüber fliegen ließ.

Eigentlich wäre ein solcher Pfand, wir Commodore Asher ihn angeboten hatte, nicht nötig gewesen, denn ich ging nicht davon aus, dass das FMC uns betrügen und das U-Boot ohne Gegenleistung entwenden wollte. Doch selbstverständlich würde ich eine so zuvorkommende, maskuline Reisebegleitung nicht in den Wind schlagen, noch dazu, wenn sie eine potente Connection darstellte.

Oleg war der von uns, der genau wusste, wo es jetzt hinging. Er hatte gerade das Sagen an Bord und darum nannte ihn der Commodore auch Captain. Eine einleuchtende Bezeichnung, die ich übernahm.

Hier an Bord war es nicht sonderlich luxuriös, aber wir würden etwas draus machen können. Zum Steuern des Subs brauchte es 2074 nicht mehr als ein bis drei Mann. Dennoch hatte dieses U-Boot Kabinen für 50 Mann Besatzung. Je nach Tour war es üblich eine Crew zum Be- und Entladen an Bord zu haben, immerhin konnte ein 180 Meter Chanju ja nicht einfach den nächsten Hafen anlaufen. 

Ich schnappte mir jedenfalls eine von zwei Kabinen, die dem Besitzer oder höheren Angestellten vorbehalten waren. Hübsch eingerichtet war sie noch nicht, aber sie hatte ein großes Bett und ein eignes Bad. Alles war kompakt, praktisch und alles war eine Spur kleiner, als man es von großen Schiffen kannte. Jedoch deutlich größer, als man erwartete, wenn man das Wort U-Boot hörte.

Die Kapitäns-Kajüte war auf dieser Fahrt Oleg vorbehalten. 

Neben Fracht-, Lager und Maschinenräumen, gab es Offizierskabinen, eine Messe, eine Offiziersmesse, eine Kombüse, eine Werkstatt und natürlich die Brücke.

Captain Oleg verkündete, dass unsere erste Fahrt ungefähr einen Tag dauern würde.

Was mir genügend Zeit gab, mich mit dem Commodore bekannt zu machen.

❄❄

Wir steuerten eine der letzten Inseln der Aleuten an, genauer gesagt Attu.

„Attu ist eine unbewohnte Insel!“, wie Oleg zu berichten wusste. 

Bis 2010 hatte es dort eine Station der Küstenwache gegeben, mitsamt Landebahn. Das Wetter war gleichbleibend regnerisch und neblig und insgesamt kam man auf knapp 10 Tage pro Jahr, an denen es nicht trüb und wolkenverhangen war. „Das macht die Insel wertvoll, für Leute wie uns.“, erklärte Oleg mit hörbar russischem Akzent, „Darum haben wir den Stützpunkt auch für uns reaktiviert.“, verkündete er stolz. „Schlechte Sicht von oben verhindert das Satelliten von Konzern, sehen, was los ist.“

Das U-Boot ging direkt an der Massacre Bay vor Anker.

Über der Insel, nahe der reaktivierten Anlage, schwebten überraschender Weise drei riesige Luftschiffe und auf der Landebahn stand neben der Ares Dragon von Rogue Six Liams TransSky.

An Land erwarteten uns mehr Männer von der Crew der Corc Cona’n, einige von ihnen kannte ich bisher noch nicht einmal und natürlich waren da Liam und Bubbles. Ich umarmte die, die ich kannte zur Begrüßung, allen voran Bubbles und Liam.

[Song 6: Edward Sheamur/ Sky Captain and the World of Tomorrow - Back to Earth] In der Station tummelten sich ungewöhnlich viele Männer und Frauen in Overalls, Boots und in Ares Jacken aus der High Jacket Line. Man bekam den Eindruck, hier fände gerade ein Treffen von Piloten aus längst vergangenen Tagen statt.

„Das sind die Hollywood Knights.“, erklärte Liam, „So 40 von ihnen sind hier, überwiegend Rigger. Die haben das Zeug hergebracht, dass ihr von den Free Marines für das U-Boot bekommt.“ Er machte eine kurze Pause und blickte dann zu einem besonders schneidig aussehenden Menschen, der sogleich auf uns zu kam und meinte dann, „Der da mit dem weißen Schal ist Captain Zachary ‚Dash‘ Swift.“

Dash steuerte mich auch gleich direkt an, stellte sich mit einem breiten Lächeln vor und fügte hinzu, „Es freut mich sehr deine Bekanntschaft zu machen.“ Er streckte mir die Hand hin und als ich ihm meine reichte, deutete er eine Handkuss an. Dann sah Zachary zu Commodore Asher, „Wie haben Nimrods, Raketen, Waffen und Munition bereits abgeladen. Nun sind wir bereit, sie später mit zurück zu nehmen nehmen, Commodore.“

Der Commodore nickte, „Danke:“

Captain Swift betrachtete mich mit einem Blick, der deutlich ausdrückte, dass ihm gefiel, was er sah. Er sah mir in die Augen und fragte, „Darf ich dich für heute zum Abendessen auf meinem Luftschiff einladen?“

Ich zögerte kaum, „Ja, sehr gern.“

„Wunderbar. Ich habe jetzt noch zu tun, aber ich freue mich schon sehr. Wäre dir acht Uhr recht?“

Ich nickte, „Das passt ausgezeichnet.“ 

„Dann bis später.“, erwiderte er und verschwand.

Shark Finn guckte mich entgeistert an. 

„Was?“, fragte ich überrascht, „Ist dafür keine Zeit?“ 

„Doch.“ 

„Muss ich beim Bauen oder Beladen helfen?“ 

„Nö,“ Finn beugte sich zu mir runter, „Aber was ist denn das für einer?“

Ich lachte, „Na er ist Kapitän eines Luftschiffes, hast du doch gehört.“

❄❄

Dash dachte sogar daran, dass ich auf eine solche Einladung nicht vorbereitet gewesen sein könnte. Er ließ mir von einem seiner Männer ein Cocktailkleid und Schuhe bringen. Das kurze dunkelgraue Kleid im Triangel Schnitt und mit Griechischem Kragen [BILD] war clever gewählt. Es passte zu meiner hellen Haut besser als schwarz und würde wegen seines Schnitts auch dann sitzen, wenn er meine Maße nicht genau kannte, wovon ich ausging. Die farblich gleichen Anklestrap-Pumps waren entzückend, da der Riemen aus einer Formation aus Glaskristallen bestand, die sich gleich einem Kollier über den Hals, über meinen Fuss legen würden. [BILD]

Gleich an diesem Abend machte sich bezahlt, dass ich Moxi dabei hatte, denn sie verstand sich hervorragend darauf, mich für diesen Anlass perfekt heraus zu putzen.

❄❄

Während Liam, Bubbles und die Crew der Corc Cona’n unter Hilfe meines Teams die Zeit genutzt hatten, am Boot zu schrauben, es einzurichten und zu beladen, hatte ich einen wundervollen Abend im opulenten Ambiente einer luxuriös eingerichteten Kabine in einem Luftschiff verbracht. Völlig unnütz war der Abend für UC natürlich nicht gewesen, denn ich hatte Dash als Kontakt gewinnen können.

Das U-Boot hatte sich verändert. 

Außen nur an wenigen Stellen, aber innen war es nun deutlich bunter. Liam hatte in Absprache mit Tiernan die Verpflegung für mehrere Wochen mitgebracht und Bubbles hatte Geschirr, Bettzeug und Kochutensilien ausgesucht. Ob Pfanne, Topf oder Kochlöffel, nahezu alles war irgendwo bunt oder besaß zumindest ein fröhliches Gesicht. Die Bettwäsche war gepunktet oder gestreift und an Farben war die komplette Regenbogenpalette in diversen Abstufungen vorhanden. Meine Bettwache war übrigens hellblau mit weißen Punkten, an Geschmack und Verständnis für die anderen mangelte es Bubbles also nicht. Allerdings gab ich zu, dass meine Farben deutlich dezenter ausfielen, als so manches Grün oder Orange, das nun in anderen Kabinen bereit lag. Die Handtücher waren farblich auf die Bettwäsche abgestimmt und so konnte jeder erkennen, welche ihm gehörten. 

[Song 7: Edward Sheamur/ Sky Captain and the World of Tomorrow -The World Of Tomorrow] Als ich in die Messe kam, stapelte sich in den Regalen eine ganze Farbpalette an Plastikgeschirr, auf die jeder Malkasten neidisch gewesen wäre. In jeder Farbe gab es ein komplettes Set vom Becher, über Müslischale bis hin zum tiefen Teller und natürlich hatte das Besteck Griffe in der entsprechenden Farbe. Das Material war bunt, unzerbrechlich, aber hochwertig und würde so einiges aushalten. 

„Du darfst dir jede Farbe aussuchen, ausser Gelb.“, rief Bubbles mir zu, „Gelb ist für Mr.Jack.“

Dass Gelb die Lieblingsfarbe von Mr.Jack war, hatte ich noch gar nicht mitbekommen. Bubbles erklärte sofort, „Ja. Gelb. Er wollte sogar das U-Boot gelb streichen. Er hat so einen Song über das Netzwerk abgespielt, in dem es hieß, dass wir alle in einem gelben U-Boot leben.“ Sie winkte mich näher und begann zu flüstern, so als wolle sie den verrückten Mr.Jack nicht beunruhigen, „Aber das Boot ist gar nicht gelb und wir werden es auch nicht gelb streichen. Niemand streicht ein U-Boot gelb, weder von außen, noch von innen.“ 

Liam zuckte mit den Schultern und meinte nur, „Engländer.“

Bubbles Augen weiteten sich, „Ja. Genau. Das erklärt es!“

Mit der Taufe des Schiffs hatte man selbstverständlich auf mich gewartet. Punkt Mitternacht zerschellte ich eine Flasche Champagner am Rumpf und sagte feierlich, „Ich taufe dich auf den Namen Under Cover.“

                                              UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

               UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See! 

Wie die Reise wird und was die Runner von UC auf Spitzbergen so alles erwartet, wird schon nächste Woche hier zu lesen sein, Chummer. Verpass also nicht, rechtzeitig wieder vorbei zu schauen.

Deine Kommentare zu dieser Episode passen unter A Tale So Far Part XII [LINK].

 Fussnoten:

1: Das sind die Runner, die am Entstehen dieser Episode beteiligt waren. Ihre Spieler waren anwesend. Im späteren Verlauf des Runs können andere Runner dazu kommen. Das ist vom RL der Spieler abhängig. 

2: Lyrics by Major Lazer - Powerful

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*