SatHS S1/B2 Speed-Dating & Weihnachtsengel

TRIDEO SERIES

SNOWCAT AND THE HOWLING SHADOWS4

SEASON1: 1 (2075)

EPISODE: B2/ Speed-Dating & Weihnachtsengel (Gedreht im November/Dezember 20751. Bereit gestellt ab 12/27, Do, 6 PM/PST)

CAST2: Bloody Guts, Charles Iron Horse, Fang, Leatherface, Mash, Mr.Tea, Rubber Duck, Shark Finn, Snowcat und Thunderstrike;

CREW2: Average, Moxi Blush, Bubbles, Franklin „Foggy“ Nelson, Tiernan;

SPECIAL  APPEARANCE2: Blue Sky, Eden, Red Velvet, Sinister;

PRODUCTION: Spinrad Media

PLOT SUMMARY: Nach der erfolgreichen Jagd und dem spektakulären Release Event zur Veröffentlichung der 1. Folge, ist Zeit für Erholung und Selbstfindung. Doch schon bald kommen die Howling Shadows wieder zusammen, um ihre Idee umzusetzen, das Team um ein paar Special Forces Frauen zu erweitern. Die Bonus-Episode begleitet die Howling Shadows zum schon legendären Frage-und-Antwort-Interview, gerne auch Speed-Dating genannt, fährt mit ihnen zum ersten gemeinsamen Training auf dem Compound und darf dann noch einen Blick auf die Weihnachtsfeier werfen.

WARNING: Diese Trideo-Serie ist für Zuschauer unter 17 Jahren nicht geeignet. Sexualität, Gewalt, Magie, Tod, Kraftausdrücke und Drogenkonsum können vorkommen. Mitglieder der Howling Shadows sind in Waffen- und Magiegebrauch ausgebildet und sind sich über die tödliche Gefahr bewusst, mit der sie es während des Drehs zu tun haben. Zuschauer werden gebeten, diese Dinge nicht nachzumachen, es sei denn, es wird in einem Nachspann-Clip ausdrücklich erlaubt. Ferner ist absolut davon abzuraten, sich auf eigene Faust mit den gezeigten oder ähnlichen Magischen Gefahren, Geistern und/oder Crittern anzulegen!

[Song 1: Lindsey Stirling - Take Flight3]

11/02/75, Lake Louise

Dear Diary6! 

Ich kündige mein Erscheinen am See immer vorher an, auch wenn das eigentlich nicht notwendig ist.

Ich bin nicht ganz sicher, ob die Gäste-Hütten ständig so sauber gehalten werden oder ob man sie frisch putzt, bevor jemand kommt. Aber wenn ich eintreffe, ist sie immer sauber, der kleine Kühlschrank ist mit meinen Lieblings-Getränken gefüllt und es steht immer eine Vase mit einem Strauß Feld-Wald- und Wiesenblumen auf der Kommode. Ich mag das sehr.

Und schon allein darum kündige ich mich vorher an.

So auch diesmal.

Das erste, was ich tue, nachdem das Boot am Strand angelegt hat und ich alle begrüßt habe, die begrüßenswert sind, ist, mich all meiner Sachen zu entledigen, mich zu wandeln und mich dann in die Lüfte zu erheben.

Harlequin weiß das, Ryan weiß das, Trouble weiß das. Alle wissen das.

Sich hier die Kleider vom Leib zu reißen, ist nicht das Selbe, als würde man das an anderer Stelle vor Nicht-Drakes tun. Drakes entwickeln im Laufe ihres Drake-sein ein anderes Verständnis zur Nacktheit ihres metamenschlichen Körpers, als vielleicht sonst gesellschaftlich üblich ist. Dennoch waren bisher immer so einige Drakes bei meiner Ankunft am See zugegen gewesen. Einige kamen, um mich zu begrüßen, einige, um meine außergewöhnlich gefärbte Drake-Gestalt zu sehen, wieder andere, um mit mit zu fliegen und einige wenige kamen, um einen Blick auf meine nackte elfische Gestalt zu werfen. Bei den letzteren handelte es sich überwiegend um die erst kürzlich erwachten oder generell jüngeren Drakes.

Was sonst zu meiner Ankunft los gewesen war, war allerdings nichts gegen das, was mich diesmal erwartete. Es schien, als wäre jeder einzelnen Drake von Assets Inc. gekommen.

Mir war es egal. 

Ich küsste Azadey auf die Wange, umarmte Ryan, drehte mich zu Harlequin, um ihn kurz, aber innig zu küssen und lief los. 

Schon im Laufen entledigte ich mich meiner Kleidung, wandelte mich und erhob mich in die Lüfte.

Fliegen!

Immer wieder unbeschreiblich schön. Es gibt nichts Besseres. Oder besser gesagt, fast nichts.

Zahlreiche andere Drakes startete nach und nach, gesellten sich zu mir - und wir spielten gemeinsam fangen.

❄️

Im Laufe des Tages klärte sich, warum heute so viele Drakes gekommen waren. Sie alle hatten inzwischen die 1. Episode der 1. Staffel ‚Snowcat and the Howling Shadows‘ gesehen. 

Es dauerte eine Weile, doch dann ließ ich mich dazu breit schlagen, am Abend die erste Folge noch einmal mit allen gemeinsam anzusehen und im Anschluss Fragen zu beantworten. Nur zu der Episode, die sich bereits „on air“ befand, versteht sich. Über das was kommen würde, schwieg ich mich aus. Spoiler würde es von mir nicht geben.

❄️❄️

11/06/75; Lake Louise

Dear Diary6!

Die wenigen Tage am See sind wie immer im Flug vergangen, wobei ein Teil davon im wahrsten Sinne des Wortes von mir verflogen worden ist.

Malen, zeichnen, bauen, fliegen, essen, schlafen, ein bisschen mit anderen Drakes abhängen und viel Zweisamkeit mit Harlequin im Wald genießen - harmonischer konnte das Leben kaum sein.

Zeit schreitet unaufhörlich und manchmal viel zu schnell fort und so war er gekommen, der Morgen des sechsten November. 

Ich saß in unserer Hütte und malte.

Ein Lüfter brummte leise vor sich hin.

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als ich den letzten Pinselstrich zog, um das kleine Bild zu vollenden.

Die schwarze Tusche breitete sich auf dem zarten Reispapier aus und trocknete schnell.  

Ich nahm einen Bambusrahmen, Baumwolle und Keramikschnur zur Hand und spannte das Papier auf. 

Katze schritt vom Fensterbrett und betrachtete das Ergebnis. ‹Sehr gut Drachenkätzchen, ich kann schon wieder erkennen, wer das sein soll.›, bemerkte sie mit ungewöhnlich sanfter Stimme.

Ich lachte leise, ‹Und wenn nicht, hättest du es sicher erraten können, Katze.›

‹Natürlich Drachenkätzchen, aber ich dachte, es käme dir auf das Erkennen der Konterfei an und nicht auf meine Fähigkeiten im Erraten.›, meinte Katze und rümpfte gleich darauf das Näschen, als ich nach der Spraydose mit Liam’s Spezialmischung griff und sie schüttelte.

‹Pah, so nützlich das Zeug ist, Drachenkätzchen, die Salze brennen in der Nase.›, meinte sie und verschwand durch die Tür nach draußen, die justament von Harlequin geöffnet worden war. 

Er hatte einen Stapel Feuerholz auf den Armen, brachte ihn zum Kamin und legte einen Scheid nach. Das Holz knackte, als es Feuer fing. 

Harlequin ließ den Rest seiner Holzfällerarbeit auf den Stapel purzeln, trat dann an die Staffelei und betrachtete das Ölgemälde, das ich ebenfalls während der letzten Tage fertig gestellt hatte. 

Es zeigte zwei Brüder in unerbittlichem Todeskampf. 

Ich hatte überlegt, es Kain und Abel zu taufen, doch am Ende war mir das unpassend erschienen und ich würde es nun einfach „Bruderkampf“ nennen. Diese beiden Brüder kämpften am Himmel und sie waren Drachen. Große, alte, mächtige Drachen.

Lofwyr und Alamais.

Einer von ihnen existierte nun nicht mehr. 

So wie mein Freund, der Zwerg Blackstone. 

Über seine Erinnerung hatte ich dem Schauspiel dieses Bruderkampfes beigewohnt. Das Ereignis hatte einen tiefen Abdruck auf seiner Seele hinterlassen, welches ich auch nach seinem Tod hatte deutlich aus seiner Sicht nacherleben können. Und von dort aus, hatte es sich in meine Seele gebrannt.

Am längsten hatte es gedauert, die goldenen Farben der beiden Drachen für das Bild zu mischen. Ich hatte ziemlich viel herum probiert und am Ende tatsächlich Goldstaub unter die Farbe gerührt. Außerdem hatte es mehr als zwei Dutzend DIN A4 und A3 Bleistift-Skizzen gebraucht, bis ich mich endgültig für eine Version des Motivs entschieden hatte. 

Selbstverständlich visualisiere ich die Bilder immer aus meinem Kopf heraus. Doch bevor ich mich an ein Gemälde in Öl machen, brauche ich Skizzen, an denen ich mich orientieren kann. Das gilt besonders, wenn das Bild am Ende ein Außenmaß von 2,20m mal einem Meter hat.

Das Bild selbst hatte ich dann innerhalb weniger Tage auf die Leinwand gebracht und erst heute in den frühen Morgenstunden, in einem beinahe schon wildem Rausch, fertig gestellt.

Ein Werk voller Kraft, Gewalt und Schönheit in Gold und Rot, jedenfalls auf der mundänen Ebene. Mitsamt spritzendem Blut, das hoffentlich stets feucht glänzen würde, als wäre es frisch vergossen worden. 

Die Astralfarben packten ein düstere, traurigere, aber auch irgendwie epischere Stimmung auf das Bild. Ein unausweichlicher Moment war eingetreten. Ein bisschen der Astralsignatur schwang auch immer auf die mundäne Ebene hindurch, so konnten Betrachter spüren, was das Bild ausdrückte.

„Kannst du bitte prüfen, ob es schon trocken ist?“, fragte ich meinen Liebsten, während ich die Laterne zusammen faltete, damit man sie besser transportieren konnte.

Harlequin schaltete den ebenfalls von Liam entworfenen Lüfter aus, was dann bedeutete, dass das Ölbild noch rechtzeitig trocken geworden war.

Ich warf einen Blick auf die Uhr in meinem AR-Sichtfeld. Es blieb noch Zeit für einen Kuss und eine Dusche.

❄️

11/06/75, Compound, Montana/Sioux Nation 

Dear Diary, 

Rubber Duck landete den Lear Jet von UC sanft auf dem Compound und parkte ihn dann dicht neben Liams TransSky.

Es war ein wenig bewölkt, aber bis zum Abend sollte es aufklaren.

Die Anlage war stärker denn je mit Metamenschen gefüllt.

Da waren Bubbles, Liam, Shark Finn, SpArcade und Tiernan.

BCG, Columbo, Doc, GlamSam, Jaws und TriXhot.

Average, Blue Sky, Charles Iron Horse, Fang, Foggy, Leatherface, Moxi und Mr.Tea.

Nun kamen noch wir hinzu, Rubber Duck und Bloody Guts, die uns abgeholt hatten, Ryan, Azadey und Trouble, als kleine Delegation und schließlich natürlich Harlequin und ich. 

Zunächst hatte ich überlegt, diesen für mich besonderen Tag zu meinem stillen Gedenktag der Toten machen zu wollen und ihn für mich im Wald am See zu feiern. 

Doch dann hatte ich mir gedacht, dass Erinnerung das einzige ist, was die Toten lebendig hält und, dass Erinnerungen wenn nicht unbedingt wahrer, dann doch größer und wahrhaftiger werden, wenn man sie teilt. So hatte ich eine opulente AR-Einladung designt und UC, SatHS und einige ausgewählte Gäste zum ‚Imiri ti-Medarone’sa‘ geladen - und alle waren gekommen.

Imiri ti-Medarone’sa -das ist Sperethiel und bedeutet streng übersetzt ‚Gedenken für die Tode‘. Ein solcher Tag existiert bisher nirgends als Gedenktag, aber wenn niemand neue Traditionen einführen würde, dann gäbe es überhaupt keine Traditionen. 

Ich schmunzelte, als ich die Gangway des Lear Jet hinunter schritt und mich keine Kameras empfingen. Der heutige Tag würde nicht von Horizon CU3s begleitet werden begleitet werden, auch wenn Foggy das vielleicht insgeheim bedauerte.

❄️

Wir versammelten uns in der Messe und bald darauf begann die große Bastelrunde. 

Ich hatte mit den 30 Laternen für alle, die jemals bei UC oder dem namenlosen Vorgänger gewesen und verstorben waren und meine persönlichen Laternen - eine war für alle die, an die ich mich nicht mehr wirklich erinnern konnte, die mir aber in einer früheren Zeit meines Daseins etwas bedeutet haben würden- schon einiges an Vorarbeit geleistet. 

Auch Harlequin hatte seine Kong-Ming Laternen bereits fertig gestellt. Eine davon war für Aina bestimmt. Wofür die anderen drei standen, wusste ich nicht. Doch ich wusste, dass Harlequin bereits eine Menge Metamenschen verloren hatte, die ihm wichtig gewesen waren. 

All die anderen Laternen, mussten erst noch gebaut werden. Verzieren war natürlich nicht Pflicht, genauso wenig, wie dass jemand nur seine eigenen Laternen bauen musste.

Wichtig war nur, dass wir am Ende genügend Laternen für die Toten hatte, denen man gedenken wollte. 

„Muss ich für jeden Toten eine Laterne haben?“, wollte Leatherface wissen.

Ich schüttelte den Kopf, „Nein, widme eine Laterne so vielen oder so wenigen, wie du möchtest. Merke dir außerdem die, die du gerne selbst in den Himmel entlassen würdest. Jeder von uns wird mehr als eine Laternen steigen lassen und wir werden die Laternen unter allen Anwesenden möglichst gleichmäßig aufteilen.“

Bubbles meldete sich zu Wort, „Der Brennstoff besteht doch aus Wachs getr…“, weiter kam das Mädchen nicht.

„Nein!“, wurde sie von Liam unterbrochen, „Du darfst nicht deine eigene Fackel bauen. Alle werden den selben Brennstoff benutzen, der in der gleich Farbe, Dauer und Geschwindigkeit brennt.“

Bubbles stieß enttäuscht die Luft aus.

Liam sah zu Sparky und Arcade, „Für eure Laternen gilt das gleiche und ehe ihr was versucht, ich habe die Konstruktion der Laternen verbessert und für die Umwelt optimiert.“

Sparky und Arcade machten große Augen, „Coo’ool“ tönten sie unisono.

Einige verzierten ihre Laternen, andere nicht. Jeder Laterne wurde mit einen One-Shot-TAG versehen, damit man sie später auseinander halten und zuordnen konnte.

Die Stimmung war ausgelassen. Ich hatte das gemeinsame Basteln in den Vordergrund gestellt und nicht die Toten, das würde erst später kommen. 

Leatherface, Ryan Mercury oder auch Charles dazu zu bekommen, eine Laterne zu basteln und dabei Spaß zu haben, war vielleicht nicht ganz so einfach gewesen, aber ein Lächeln von mir oder der eine oder andere lockere Spruch, hatten letztendlich jeden Bastelmuffel überzeugt. 

Ich hatte gezögert, doch dann hatte ich mich doch dazu entschlossen, Azadey zu bitten, Blackstones Laterne in den Himmel zu entlassen. 

❄️

Der Nacht war sternenklar. Das Lagerfeuers, welches auf dem Platz neben dem HQ brannte, schickte knisternd Funken als ersten Gruß in den Himmel. 

Fast 90 Kong-Ming- Ballons waren zusammen gekommen. Wir hatten uns ein stückweit vom Lagerfeuer entfernt, allerdings nicht zu weit, denn bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt, war es hier draußen schon ziemlich frisch. Wir verteilten die Laternen um uns herum und uns selbst um einen Tisch, auf dem drei Windlichter brannten. 

Wir alle waren so unterschiedlich gekleidet, wie es unseren verschiedenen Charakteren entsprach. 

Da war zum Beispiel Bloody Guts, in seinen schweren Stiefeln, seiner schwarzen, nieten-besetzten Hose und seiner Lederjacke aus der High Aces Line. 

Neben ihn sein bester Freund Rubber Duck, in blauschwarzer Anzughose und gefütterten Ankleboots, den Kragen seiner High Aces Jacke hochgeschlagen und fest geschlossen, so dass man von dem Rollkragen Pullover darunter nichts mehr sehen konnte. 

Mein Liebster in Blue Jeans und Cowboystiefeln, der über seinem Pullover einen Lederduster trug, offen natürlich. Sein Gesicht war so stark weiß geschminkt, dass ihn die roten Karos im Kontrast und ihm Schein des Feuers unheimlich wirken ließen. 

Dann war da Mr.Tea, der sich heute für einen besonders edlen, schwarzen Anzug, ein weißes Hemd, eine schwarze Krawatte, ein marineblaues Einstecktuch und schwarze Schuhe entschieden hatte, die so blank geputzt waren, dass Blackstone stolz auf ihn gewesen wäre. Darüber hatte er einen schwarzen Wollmantel gezogen. Ein dunkelblauer Cashmere-Schal um seinen Hals, bewegte sich im Wind.

Ich selbst trug eine weiße Korsage, darüber zwei Shirts und einen hellgrauen Pullover [BILD], einen hellgrauen Stickwollschal [BILD], Kniehohe Stiefel [BILD], Lederhandschuhe und einen nebelgrauen Federminirock [BILD], den ich zu einem meiner Lieblingsstücke zählte.

[Song 2: Raign - Don’t let me go3] Finn hob mich auf den Tisch. Ich lächelte in die ganz besondere Runde. „Erstmal danke dafür, dass ihr alle gekommen seid.“, begann ich mit meiner allerschönsten Erzählstimme. „Heute vor einem Jahr und einem Tag fand die Schlacht um GeMiTo statt, während der man die schwer gebeutelten Metamenschen von der Schreckensherrschaft durch den Großen Drachen Alamais befreite. Die meisten von euch werden sich an die spärlichen Nachrichten von dort erinnern.“

Ich blickte mich um, alle lauschten mir aufmerksam. „Zwei Armeen aus Shadowrunnern, Söldnern, Drakes und Drachen trafen dort aufeinander und lieferten sich eine gewaltige Schlacht. Große Drachen, wie Lung, Aden und natürlich Alamais und sein Bruder Lofwyr, griffen gegen Ende einer langen Nacht und am Morgen des 6. November höchstselbst in das Kampfgeschehen ein. In den Gefechten starben hunderte von Runnern und Söldnern, dutzende Drakes und 36 Drachen. An diesem Morgen starb auch mein alter Freund, Weggefährte und Gründungsmitglied von UC, Blackstone. Blackstone war ein Drake und er kämpfte in dieser Nacht auf der Seite von Lofwyr, da er Alamais als ein metamenschen-verachtendes Übel ausgemacht hatte und wusste, dass es den Einfluss eines anderen Großen Drachen braucht, um einen solchen zu besiegen.“

Ich sah abermals in die Runde und erklärte, „Blackstone war Mitglied von Assets und darum sind heute auch Ryan, Azadey und Trouble hier. Als Vertreter von Assets sozusagen.“ Ich lächelte kurz in ihrer Richtung. „Azadey wird Blackstones Laterne starten.“ Dann streckte ich mich und fuhr fort, „Leben ist zerbrechlich. Selbst wenn man kein Shadowrunner ist, ist Leben nicht für die Ewigkeit gemacht.“ Ich holte tiefer Luft, „Wir können das Leben nicht unbegrenzt festhalten, wir können nur Erinnerungen schaffen. Erinnerung an jemandem am Leben zu erhalten, verleiht demjenigen einen Hauch Unsterblichkeit. Wir alle können die, die wir verloren haben, in unseren Herzen weiter leben lassen. Darum möchte ich die Tradition einführen, jedes Jahr am 6.November unserer Toten zu gedenken und dazu gemeinsam unser ganz persönliches Imiri ti-Medarone’sa zu feiern.“ Ich zog ein Wachsstäbchen aus der Tasche meines Pullovers und entzündete es mit Cravens Zippo. Dann nickte ich Shark Finn zu und er reichte mir meine erste Laterne. Auch die anderen begangen damit, Wachsstäbchen anzuzünden. „Die Kong Ming Laterne wurde vor über 2000 Jahren in China entwickelt und diente eigentlich zu Kommunikation, wurde dann aber für festliche Anlässe als Träger von Wünschen und Bringer des Glücks genutzt. Da sie hoch in den Himmel steigt, ist sie noch viele Kilometer weit zu sehen. Mit den Laternen setzten wir also ein deutliches Zeichen und schaffen zugleich für uns eine Erinnerung.“ Ich machte eine gedankenschwere Pause. 

Katze sprang zu mir auf den Tisch und strich mir um die Beine. Gedanklich rief ich nach meiner Sylphe Keeya, sie würde dafür sorgen, dass die Laternen im Wind nicht kippten und dafür, dass sie dichter beisammen blieben. 

„Jedes Wesen sollte jemanden haben, der seiner im Guten gedenkt.“, erklärte ich. Ich hob meinen ersten Kong-Ming Ballon, um den Brennstoff darin entzünden zu können. „Darum ist meine erste Laterne zum Gedenken an den Großen Drachen Alamais.“ Ich konnte aus den Augenwinkeln auf einigen Gesichtern Überraschung erkennen. „Der Große Drache lebte Jahrtausende und mit ihm starben Macht, Geschichte und ein unglaublicher Schatz an Wissens.“ Der Brennstoff fing Feuer. Der Ballon begann zu leuchten. Das große mit Tinte gezeichnete Auge darauf, war nun als das eines Drachen zu erkennen. Ich nahm die Laterne in beide Hände und ließ dann los, „Großer Drache Alamais, dieses Licht brennt zu deiner Erinnerung.“

Die Laterne flog nur ein Stück und verlangsamte dann ihr Tempo.

„Jetzt ihr.“, forderte ich meine Freunde auf, sprang vom Tisch und nahm mir meine zweite Laterne.

Überall wurden jetzt Laternen entzündet. Man half sich gegenseitig. 

„Liebe Anne, liebe Kate ihr hattet ein gutes Herz. Ich trage euch immer in meinem.“, sagte Mr.Tea, als er seine erste Laterne entließ.

Fang widmete sein erstes Licht allen zu Tode gekommen Wölfen. Er legte seinen Kopf in den Nacken und begann zu heulen, als sie sich in den Himmel erhob.

Mehrere Laternen stiegen nun gleichzeitig in ihrem eigenen Tempo und wurden irgendwann sanft gebremst. 

Da nun gleichzeitig gesprochen wurde, konnte ich nicht jeden verstehen. 

Ich schmunzelte, als ich Leatherface sagen hörte, „Ich danke meiner Beute für ihren guten Geschmack.“ 

Jedem das seine und doch alle gemeinsam. Genau so war dieses Ritual gedacht.

Mein Liebster stand dicht in meiner Nähe, seine Augen schimmerten feucht, als er den Gruß für Aina in den Himmel sandte. „Du warst vieles in deinem langen Leben, doch vor allen Dingen warst du mein Freund.“

Ryans Worte waren deutlich zu hören, er hatte die Stimme eines Anführers, „Für den Großen Drachen Dunkelzahn! Deine Weisheit fehlt der 6.Welt. Du warst ein großartiger Lehrmeister. Du gabst dein Leben für uns alle. Ich danke Dir!“

Ich zwinkerte Cravens Konterfei auf meiner zweiten Laterne zu, „Die hier ist für dich Craven. Allein dein Name machte Gegner zu Feiglingen, du warst mein Halt und meine Liebe, in einer ungebändigten, dunkleren Zeit. Du hast mich geliebt und dein Leben für mich gegeben. Ich danke dir.“

Thunderstrike brachte den Ballon von Gunner auf den Weg, auf den er höchstpersönlich ein Drachenboot gemalt hatte.

Für Twinbow, für unsere Eltern, für Oma Lilly, für Haché, für meinen Bruder, für Orange Crush, für Sugmani Walks with Pride, für Blood, für Steel, für Karen, für Fiddler, für Mystère für … 

Manche Namen versetzten meinem Herzen einen Stich.

Der Himmel über uns füllte sich. 

Licht um Licht.

Als Bloody Guts unsere letzte Laterne entlassen hatte, sagte ich, „Wir erinnern uns an Euch. Als Zeichen dafür, entsenden wir diese Lichter.“ 

Ich breitete meine Arme aus und hob die Hände. Eine stumme Bitte an Keeya - und nichts bremste die Laternen weiter. 

Der Fluss aus goldenen Lichtern entflog in den nächtlichen Himmel.

Der Anblick war erhebend und befreiend. 

Er nahm meinen Schmerz über die, die ich verloren hatte und trug ihn in die Unendlichkeit. 

Wir sahen den Lichtern schweigend zu. 

Snowcats Rulz of Life No 23: Das Leben selbst ist zerbrechlich, das einzig Ewige, was wir erschaffen können, sind Erinnerungen.

❄️

Als die Lichter sich in den Sternenhimmel eingereiht hatten, mahnte uns der kalte Wind daran, die Party nach drinnen zu verlegen.

Die Messe erstrahlte im Kerzenschein. Die Theke der Essenausgabe hatten wir in eine Bar verwandelt. Die Wände waren für heute mit künstlich duftenden Blumenketten und Tüchern in prächtigen Farben geschmückt. Verzierte Totenköpfe aus Plastik und Miniatur-Särge waren auf dem Büffet-Tisch verteilt und selbstverständlich fand sich auf dem üppigen Büffet auch das zuckersüße ‚Pan de Muerto', als leckere Nascherei.

Wir, tranken, musizierten, klatschten, tanzten, schwatzten und tauschten Geschichten über die Verstorbenen aus. Es waren ein paar Geheimnisse dabei, die wir ohne diese Feier vielleicht nicht erfahren hätten. 

Natürlich gab es auch wehmütige Momente in dieser Nacht. 

Vor allem aber, lachten wir viel über die schöne Zeit, die wir mit den Verstorbenen hatten verbringen dürfen.

Als die Nacht sich dem Ende neigte und alle Segel gestrichen waren, zogen auch Harlequin und ich uns in mein renoviertes Offiziersquartier zurück. 

Harlequin holte eine schwere Kristallflasche aus seiner Tasche. Sie war mit einer grünen Flüssigkeit gefüllt. Absinthe, ‚Destillerie Henri Louis Pernod, 1887‘ stand darauf zu lesen. 

Dem Absinth folgten eine Flasche französisches Quellwasser und ein Kasten, in dem sich zwei Kristallgläser, eine verzierte Silberschale mit Würfelzucker, nebst Zange und zwei Absinthlöffel befanden. 

Harlequin schenkte Absinth und Wasser ein, legte Löffel und Würfelzucker darauf, tröpfelte Absinth auf den Zucker und zündete ihn an.

Nachdem wir auf Aina angestoßen hatten, erschufen wir gemeinsam eine weitere Erinnerung an unsere Liebe.

❄️❄️

11/23/75, Boston

Dear Diary!

Mein Herz raste vor Anstrengung. Auf meiner eisweißen Haut lag ein dünner Film aus Schweiß.

Ich drehte mich, Haar und Rock folgten meiner Bewegung in einer fließenden Welle. 

Abrupt brach ich das Manöver ab und bog meinen Oberkörper nach hinten, so weit es möglich war.

BIEP!

Beinahe hätte ich mir die Klinge meines Gegners durch meinen eigenen Schwung in die Lunge gerammt. Das hätte ein tödlicher Treffer werden können. 

So kassierte ich nur einen Stich in die Schulter. 

Schmerz breitete sich aus. Ich unterdrückte den Wunsch, dem Schmerz auszuweichen. Dafür meine Haltung zu ändern oder den Griff zu lockern, konnte ein verhängnisvoller Fehler sein.

Ich bäumte mich auf, vollführte einen eleganten Ausfallschritt nach hinten und nutzte eine Figur aus dem Flamenco-Tanz für meine Riposte. 

Zumindest hatte ich das vorgehabt.

WUTSCH!

Die Breitseite des Rapiers schlug mir eine Peitsche gleich auf den Hintern und brachte mich fast aus dem Gleichgewicht. Fast.

Ein Fluch lag auf meinen Lippen, doch ich schluckte ihn hinunter.

Diesen Kampf konnte ich nicht gewinnen. Im Bruchteil einer Sekunde entschied ich mich zur Flucht.

Strategiewechsel. 

Völlige Entschlossenheit ausstrahlend, wirbelte ich meine beiden Dolche und täuschte einen Angriff mit voller Stärke auf meinen rechten Gegner an. Er fiel darauf herein und hob seine Waffen zur Parade. Soweit, so gut. 

Es blieb der Gegner links.

Eine Drehung, ein Sprung und ich würde aus der Gefahrenzone sein. 

Noch während der Ausführung peilte ich bereits gedanklich den Sprung an, hoch auf die Balustrade. 

Katze wartete dort.

Doch so weit kam ich nicht.

Ich versteinerte, als ich die Spitze des Rapiers an meiner Kehle spürte.

Ein warmer Tropfen löste sich von meinem zarten Hals.

❄️

[Song 3: Skillet - Feel Invincible3] Mein Schweißtropfen landete auf dem Boden.

„So leicht kommst du mir nicht davon.“, meinte Harlequin ernst, grinste aber gleich darauf breit.

Tango klatschte, „Das war sehr gut, Snowcat!“

Ich drückte die Rapierklinge sanft beiseite und drehte mich zu meinem Lehrer um. „Sehr gut? Na ich weiß nicht. Mein Herz rast, mein Top ist so voller Schweiß, dass ich es wahrscheinlich auswringen kann und ihr beide seid nicht einmal ansatzweise ins Schwitzen geraten. Ich würde sagen, ihr habt mich locker fertig gemacht.“ 

Ich blickte an mir herab. 

„Bevor du die Schuld auf deine Pumps und den Rock schiebst und dich darüber beschwerst, dass wir zwei gegen eine waren.“, meinte Harlequin nun, „Lass es, denn wir haben mit links gekämpft.“

Ich lachte, „Na dann fühle ich mich doch gleich …. genau wie vorher!“

Tango reichte mir ein Handtuch, „Es war trotzdem schon sehr gut. Du hast alles, was wir vor dem Kampf besprochen haben, umgesetzt und …“ Tango machte eine kurze Pause und wertete dabei offenbar die Scans der Treffer aus, die das hochmoderne Kampfsystem aufgezeichnet hatte, denn dann meinte er, „ … du hast zwar einige Treffer kassiert, konntest aber alle tödlichen Treffer abwenden und wärst jetzt nur leicht verletzt.“ Mein Fechtmeister rieb sich über die Seite seines Gesichtes „Und du konntest mir eine Schuppe abtrennen, das schafft selten jemand.“

Ich seufzte leise, „Das war aber mehr Unvermögen, als Können.“

Tango verzog sein schuppiges Gesicht zu einem freundlichen Grinsen, „Das kann sein, aber ein schlechterer Kämpfer wäre mir niemals so nahe gekommen. Ich bin mit deiner Leistung zufrieden. Dennoch solltest du solche Kämpfe in nächster Zeit in Echt noch vermeiden. Zumindest solange, bis du beim Training wenigstens einen von uns ausschalten kannst.“

Ich lachte perlend, „Also wird es nie dazu kommen.“

Harlequin sprang ansatzlos auf die Balustrade und landete genau dort, wo ich hatte hinspringen wollen, dann begann er mit Dolch, Rapier und drei Äpfeln, - wo in aller Welt hatte er die Äpfel wohl wieder hergeholt? - zu jonglieren. „Wieviele Punkte hat mein Schlag auf den Hintern …“ er fing einen Apfel, bis davon ab und jonglierte den Rest mit einer Hand weiter, „ … eigentlich gebracht?“, fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten und nur um mich zu ärgern.

Tango antwortete auch nicht, da er ihm schon vor drei Tagen erklärt hatte, dass es hier nicht um Punkte ging.

Harlequin zuckte mit den Schultern und sprang in einer männlichen und zugleich eleganten Bewegung vor meine Füsse. Er trat dicht an mich heran und hauchte, „Du hast nicht bedacht, dass solch intelligente, überaus charmante und gut aussehende Gegner, wie ich einer bin, in deinen wunderschönen Augen lesen können. Ich konnte sehen, wohin du wolltest.“ Lauter fügte er hinzu, „Und wenn du schon fliehst, solltest du bei deiner Flucht Magie einsetzen. Wenn zum Beispiel nur dein Mantel zu Boden gefallen und du selbst nicht zu sehen gewesen wärst, hätte mich das ablenken können.“

Tango machte große Augen.

Harlequin grinste breit, „Ein grandiose Idee, nicht wahr? Das sollten wir als nächstes üben.“

„Ja, aber erst morgen. Ich brauche erstmal eine Dusche.“, erklärte ich und machte Anstalten zu gehen.

„Nicht so eilig, werte Dame!“, meinte Harlequin nun, fasste mich an der Hand zog mich wieder dicht an sich und beugte mich nach hinten, um mich zu küssen. Gleichzeitig breitete sich ein angenehm kühles Gefühl auf meiner Rückseite aus und ließ mich den Schmerz auf meinem Hintern gleich im doppelten Sinn vergessen. 

❄️

Frisch geduscht und strahlend schön, kehrte ich einige Minuten später zurück ins Studio.

Leider duftete es gar nicht nach leckerem Essen, wie ich gehofft hatte.

Dafür hatte Tango sich umgezogen. Statt bar-klauig zu sein und Trainingshose und Kampfrobe zu tragen, hatte er nun ein weißes Rüschenhemd, eine schwarze Jeans, Imposante Musketier-Stiefel und eine braunen Leder-Gehrock angezogen. Alles unterhalb der Gürtellinie mussten natürlich eine maßgeschneiderte Spezialanfertigungen sein. Tango besitzt einen funktionierenden, beweglichen Schwanz, in dem er sogar eine Klinge führen kann. Er geht aufrecht und seine Gliedmaßen unterscheiden sich zwischen Händen und Füssen, aber dennoch sind Finger und Zehnen länger, als bei anderen Metamenschen und so braucht er völlig anderes Schuhwerk und jede Hose, braucht natürlich ein Loch für seinen Schwanz.

Auch Harlequin hatte seine Lederjacke übergezogen und hielt meinen Mantel für mich bereit.

„Wohin gehen wir?“, fragte ich.

„Wir wollen etwas essen gehen.“, erklärte Tango.

Ich lächelte, „Wie passend, ich würde gerne etwas essen. Wissen wir schon mehr darüber, wohin wir gehen?“

Harlequin grinste, „Ich dachte, wir gehen in einen Pub.“

„Ah, du dachtest an flüssiges Essen:“, kommentierte ich.

Harlequin schüttelte den Kopf, „Nicht nur, das O’Malleys soll ganz hervorragende Sandwiches und ein unwiderstehliches Irish Stew servieren, abgesehen davon, wird der Laden von einer irischen Familie geführt und darum …“ Harlequin half mir in den Mantel, „sind Whisky und Ale einen ausgiebigen Besuch wert.“

„Handelt es sich bei der irischen Familie überwiegend um Menschen?“, wollte ich wissen. 

Harlequin nickte, „Ja, soweit ich weiß, ausschließlich!“

„Sie werden uns da nicht gerne sehen. Also dich und mich.“, warf ich ein.

Harlequin zuckte mit den Schultern und sagte mit dem heftigsten irischen Akzent, den ich seit langem gehört hatte, „Dann werden wir sie vom Gegenteil überzeugen!“

„Aye!“, bestätigte ich. Mit Harlequin und Tango an meiner Seite, konnte nichts schief gehen.

❄️

Boston, ich liebe diese Stadt -und nach meinen Studienjahren, kenne ich mich hier gut aus. Darum folgte ich den Anweisungen des Navigations-System auch nicht in allen Punkten. 

Als wir uns der Innenstadt näherten, schaltete ich dann aber doch GridGride ein. Freitag Abend waren einfach zu viele ungeübte Fahrer und Touristen im Sight-Seeing-Modus auf den Strassen unterwegs, da machte selber fahren keinen Spaß und deshalb schaltete ich den Autopiloten dazu und konzentrierte mich lieber gleich ganz auf meine beiden charmanten Begleiter. 

Wir hatten in den letzten Wochen viele Nachmittage und Abende miteinander verbracht. 

Mein Leben hier in Boston fühlte sich unglaublich behütet und elitär an.

Natürlich waren die Tage von Gesprächen und magischen Erörterungen mit meinem Mentor geprägt- immerhin kam ich genau deshalb hierher - der auch diesmal viel Zeit für mich eingeplant hatte. Seine ruhige Art mich zu befragen, zeigt mir, was ich will, kann und noch lernen muss.

Außerdem fand ich in Boston immer ausreichend Gelegenheit, um zu musizieren und auf meinem Lieblingsinstrument, dem Cello, zu üben. Ehran hatte extra ein Cello für mich angeschafft.

Nachmittags kam Harlequin in meinem Wagen vorbei, um mich abzuholen. Dann ging es fast immer zunächst zu Tango, wo wir den Kampf mit Klingen trainierten oder tanzten.

Ich hatte mich unglaublich gefreut, als Harlequin nach unserer Ankunft hier in Neu-England Tango gefragt hatte, ob er einige Tage bei ihm wohnen dürfte. All die Male zuvor war mein Liebster in einem Hotel untergekommen und nach wenigen Tagen abgereist. Diesmal blieb er die gesamte Dauer meines Aufenthalts

Es ist nicht so, dass Harlequin und Ehran sich nicht mögen oder nicht miteinander auskommen, auch wenn mein Liebster Ehran gerne einen alten Schwätzer nennt und sich über ihn lustig macht, während Ehran immer mal wieder daran zweifelt, dass Harlequin erwachsen sei und ihn einen Kindskopf nennt. Selbstverständlich machen sie das niemals in der Gegenwart des anderen.

Davon, wie gut die beiden mit einander auskommen und sich in gewisser Weise sogar ergänzen, hatte ich mich erst eine Woche zuvor bei einem gemeinsamen Essen mit Harlequin, Ehran und Tango in einem angesagten Restaurant überzeugen können. Ein Abend, an den ich mich lange gerne erinnern werde, da Ehran und Harlequin, initiiert durch Tango, in einen Wettstreit gerieten, wer mir das schönste und treffendste Kompliment machen konnte. Ein Wortduell, an dem sie beide Spaß hatten, das mir gefiel und von dem ich nicht zu sagen vermochte, wer es gewonnen hatte. 

Die beiden mochten nicht immer einer Meinung sein, aber sie kommunizierten auf einer Ebene und verstanden einander. Sie schienen schon lange befreundet zu sein und dennoch war da etwas zwischen ihnen, das dafür sorgte, dass Harlequin bei Tango schlief und nicht im Haus von Ehran.

Ich genoss das gehobene, gefahrlose Leben in vollen Zügen. 

Der erste Schnee war gefallen und hatte der Stadt den weißen Glitzer verliehen, den ich so liebte. Passender Weise lehrte Harlequin mich in Tangos Studio ein paar eisige Zaubertricks.

Am meisten mochte ich selbstverständlich die Freizeit nach dem Training und Lernen, die ich mit meinem Liebsten verbrachte. Wir waren Schlittschuhlaufen, Hummer, Steak oder Eis essen, besuchten Ausstellungen und Konzerte. 

Wir hatten Dave und andere meiner Studienkollegen getroffen und bei solchen Treffen waren die Howling Shadows natürlich auch Thema gewesen. Das eine oder andere Mal hatte man mich auf unseren Ausflügen sogar erkannt und ich hatte ein Autogramm geben müssen oder besser gesagt, geben dürfen. Die High Lights, waren die beiden Poetry-Slams gewesen, die wir besucht und gewonnen hatten. Mein Fähigkeiten auf der Bühne waren noch nicht so ausgereift, wie ich das gerne gehabt hätte, aber Harlequin verstand es, all meine Sinne anzuregen und dank seiner Hinweise, holten wir uns den Sieg. Danach schwebte ich wie auf Wolken. Mit Harlequin an meiner Seite, konnte mir alles gelingen.

Heute Nachmittag hatten mich Tango und Harlequin dann mit der Ansage überrascht, dass sie meinen Stil aus den bisher 4 gezeigten Folgen von SatHS analysiert hätten und, dass ich vielleicht eines Tages in Rock und High Heels kämpfen wollen würde. Dabei wären aber andere Bewegungsabläufe als sonst nötig, mit deren Training wie gleich darauf begonnen hatten. 

Ein Training, dass Spaß und mich obendrein hungrig gemacht hatte. Ich hoffte sehr, dass die Sandwiches im O’Malleys wirklich gut waren.

„Ich denke ja.“, meinte ich süß lächelnd , „dass ich am meisten lerne, wenn ich euch beiden beim Kämpfen zu sehe.“

<Du hast dein Ziel erreicht!>, verkündete der Autopilot justament und fragte sogleich, <Soll ich einen Parkplatz suchen?>

Mein Antwort lautete nein, das übernahm ich wieder selbst.

❄️

Sämtliche Gespräche erstarben, als wir drei den Pub betraten.

Wir ignorierten das gekonnt. 

Gleich darauf ging auch die Musik aus.

„Was Essen und Trinken angeht, hast du nicht zu viel versprochen.“ , erklärte ich im fröhlichen Ton in die Stille hinein, „Es duftet nach Brot, Stew und gutem Ale.“

Harlequin half mir aus dem Mantel, „Aye! Nur die Stimmung ist schlecht.“, erwiderte er, natürlich mit schwerem irischem Akzent, so, als sei er frisch aus Irland rüber gekommen. Die Blicke verfinsterten sich.

„Vielleicht ist jemand gestorben?“, mutmasste Tango.

Harlequin blickte übertrieben entsetzt drein, „Oh ja, vielleicht.“ Ohne zu zögern ging er zum nächstbesten Tisch, „Ist jemand gestorben?“

Er erntete nur einen finsteren Blick.

Er zuckte mit den Schultern, „Kann auch eigentlich nicht sein, bei einer irischen Wake geht es fröhlich und laut zu.“

Tango machte Anstalten seinen Mantel auszuziehen.

Zwei große, breit gebaute, menschliche Männer standen auf und kamen zu uns rüber. Zwei weitere folgten mit düsteren Blicken. „Mach dir nicht die Mühe.“, meinte der erste zu Tango, „Wir bedienen hier so was nicht.“

Tango blickte an sich herab, „Wirklich nicht? Aber ich versichere dir, ich bin stubenrein.“

Sein Nachbar grinste, doch der Rädelsführer verzog das Gesicht, „Nicht du, ich mein so was.“ Er deutete mit dem Kopf in Harlequins und meine Richtung.

„Aber ich bin auch stubenrein.“, protestierte Harlequin.

Jetzt sahen die beiden zu uns rüber, „Is uns egal. Wir wollen euch hier nicht, also zieht eure edlen Klamotten wieder an und zieht ab.“

Sein Kamerad stieß dem Anführer in die Seite, der begann anzüglich zu grinsen und erklärte großzügig, „Obwohl- sie kann bleiben.“

Harlequin nahm eine andere Haltung an und stellte sich vor mich. „Du vergreifst dich im Ton, ich dachte, wir könnten das wie Gentleman klären.“

Eine Ader auf der Stirn des Anführers schwoll an.

Tango war an Harlequins Seite getreten und Harlequin schob mich kaum merklich ein Stück zurück und hinter sie beide.

Er sah zu Tango, „Schade, das Wort Gentleman kennen die hier gar nicht.“

Die Ader pulsierte, als wäre sie ein Startsignal, der Anführer ballte die Faust und schlug zu.

Harlequin wich problemlos aus und freute sich, „Ah, verstehe, wir klären das wie Männer. Das ist uns auch recht!“

Die drei Helfer traten näher. Der Mann holte aus, um noch einen Versuch zu starten. 

Harlequin hob die Hand, „Einen Moment noch, wir müssen noch die Konditionen aushandeln.“

Der Chef hielt in seiner Bewegung inne und ein Fragezeichen stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Hä?“, formulierte es es aus.

Harlequin erklärte, „Wie kämpfen das aus wie Gentleman oder auch Männer. Wenn wir euch besiegen, dann geben wir eine Runde aus und verbringen den Abend gemeinsam. Wenn ihr uns besiegt, dann zahlen wir eine Runde und gehen ohne Widerworte. Abgemacht?“

Die Gruppe begann zu grinsen. Die Nummer zwei fragte, „Ihr zwei gegen uns vier?“

„Natürlich nicht.“, erwiderte Harlequin lächelnd, „Das wäre zu einfach. Wir beide gegen alle von euch hier, die etwas gegen unsere Anwesenheit haben.“

Der Rädelsführer lachte, „Ihr zwei gegen uns alle?“

Stühle wurden geschoben.

Harlequin und Tango nickten. „Aye!“

Der Pub brach in Gelächter aus, mehr als ein Dutzend Männer und drei Frauen standen auf und kamen zu uns.

„Aye, abgemacht.“, und damit begann die große Schlägerei.

[Song 4: Skyclad - If I Die Laughing, It’ll be an Act of God3] Tango ließ zwei Dolche aus seinen Händen gleiten, während Harlequin mich zwischen sich und Tango schob und die Fäuste hob. 

Die beiden Männer deckten mich mit ihren Körpern. Wir bewegten uns wie ein tanzender Kreis, mit mir als Mittelpunkt. 

Tango beschränkte sich darauf Gürtel zu zerschneiden, Hosen zu zerstören, Haare abzutrennen, Kratzer auszuteilen und mit dem Echsenschwanz zu schlagen. Er nutze seine Messer, dass einem schwindlig werden konnte, allerdings stach er dabei nicht ein einziges Mal zu. 

Harlequin kämpfte weit aus dreckiger und eleganter zugleich. Fast nebenbei trat er einem Mann einen Stuhl in den Weg und brachte ihn dadurch zu Fall. Einen anderen wickelte er in dessen Jacke ein und schubste ihn um. Als der Stuhl unter dem Mann zerbrach, hob ein ein Stuhlbein auf, um damit auszuteilen. Er nutzte einen Bierkrug und gönnte sich einen Schluck, bevor er zuschlug. Kurz, er nutzte lauter Tricks, die man sonst nur im Trideo sah.

Immer wieder navigierten die beiden mich zwischen sich. Tango dirigierte mich mit seinem Echsenschwanz und Harlequin nutze den Arm, der gerade frei war. Für mich war es tatsächlich so, als würde ich mit beiden tanzen. Ich grinste, Average und Foggy würden eine Menge geben, um davon Aufnahmen zu machen.

Und glaubt es oder glaubt es nicht, während des Kampfes wurde die Stimmung unter den Anwesenden immer besser. Die Männer und Frauen applaudierten und johlten irgendwann und nach einigen Minuten schüttelte der Rädelsführer sich nach einem heftigen Schlag, hob die Hand und erklärte mit blutender Nase, „Ihr habt gewonnen. Ich bin Seamus, meinem Bruder Jim gehört die Bar und die erste Runde geht auf mich.“

Wir blieben die halbe Nacht, feierten, lachten, schlossen Freundschaften - und das Stew war wirklich hervorragend.

❄️

Wie an jedem Abend in den vergangenen Wochen, brachte Harlequin mich bis zur Eingangstür des Haupthauses auf Ehrans Anwesen.

Wir küssten uns sanft und innig. 

Nach mehreren vollkommenen Momenten, öffnete ich seufzend die Tür und trat ein. Wir hielten uns noch einen Moment bei den Händen. Harlequin übertrat dabei nicht die Schwelle.

Die Tür der Bibliothek öffnete sich und Ehran kam heraus. Mein Mentor hatte ein echtes Buch in der Hand. 

Er lächelte, als er feststellte, dass ich in der Tür stand, „Ah, Snowcat. Guten Abend.“

„Guten Abend Meister.“, erwiderte ich.

„Du kannst den Jungen mit reinbringen.“, meinte er nur und zog sich wieder in die Bibliothek zurück.

Das ließen wir uns nicht zwei mal sagen.

❄️❄️❄️

Ausgelassen, fit, klüger, trainierter und gewohnt schön, betrat ich am Abend des 4. Dezember 2075 in Begleitung von Shark Finn und Moxi den Club Penumbra. 

Moxi im Minirock, engen Top, 13 Zentimeter High Heels und Netzstrumpfhosen, alles ganz in schwarz und violett gehalten, sah einfach nur sexy aus.

Ich trug einen Hosenanzug in cremeweiß [BILD], darunter ein Rüschen-Bustier [BILD] und High Heels in Schlangenleder-Optik mit Gold-Applikationen [BILD]. Das monochrome Outfit besaß einen gewissen Steampunk Touch und bildete damit quasi die Brücke von Staffel eins zu Staffel zwei. 

Staffel war dabei genau das Stichwort, auf das es ankam. Wir drehten. Kamera-Drohnen wuselten um uns herum. Ich hatte ihr Summen fast ein bisschen vermisst.

Foggy hatte sich umgehört und für heute zum Speed-Dating geladen. Wie auch immer er das geschafft hatte, wir würden heute Abend drei Frauen treffen, die mal bei einer Spezial-Einheit gewesen waren.

Wir waren auffällig und mein auffälliger weißer Hosenanzug, der weder Cocktailkleid noch Street-Fashion war, machte uns noch auffälliger. Im alteingesessnen Club Penumbra starrte man uns nicht an. Einige erkannten uns, behelligten uns aber nicht weiter, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass zumindest zwei Männer mit ihrem Commlink ein Bild von mir gemacht hatten. 

Der Barkeeper mit dem Namen Nick, wie uns das Haussystem verriet, stellte mir und Moxi jedenfalls ungefragt ein Glas Champagner hin und begrüßte mich mit den Worten, „Guten Abend Snowcat, was für eine Ehre und übrigens einfach nur WOW!“ Nick zwinkerte Moxi zu, sah dann zu Shark Finn und fragte, „Darf es sonst noch etwas sein?“

Finn schüttelte den Kopf. 

„Dann geht ihr nach hinten durch, nehme ich an? Ihr habt natürlich den großen Konferenzraum mit der Nummer 1.“

Moxi hauchte, „Danke Nick, bis später.“ und zwinkerte zurück.

Der Barkeeper drückte den Knopf. Wir gingen nach hinten und schon waren wir auch am Türsteher vorbei. Ganz ohne Passwort oder ähnliches. 

So lief das also, wenn man einen richtigen VIP-Bonus besaß.

❄️

Das komplette restliche SatHS Team war zugegen, auch Blue Sky und Charles Iron Horse. Die Begrüßungsrunde dauerte also ein bisschen. 

Bubbles und Tiernan hatten in einer Ecke des Raumes einen Extra-Tisch aufgestellt auf dem Elektronik-Kram umher stand. „Wozu ist das?“, wollte ich mit leicht geneigtem Kopf wissen.

Bubbles grinste fröhlich, „Wie spielen Speed-Disarming!“, erklärte sie stolz, „Dann ist das Speed-Dating nicht so langweilig.“ 

Ich ließ meinen Blick über den Tisch schweifen. „Ist das richtiger Sprengstoff?“

Bubbles nickte, „Ja, nah klar, aber nichts davon reicht, um das Penumbra hochzujagen.“

Ich lachte, „Na dann ist ja gut.“

Rein theoretisch hätte jeder von uns 16 unseren Bewerberinnen drei Fragen stellen dürfen, aber erstens würde das ewig dauern und zweitens würde das in solcher Länge auch keiner im Trideo sehen wollen. 

Also hatten wir beschlossen, das Fang, Average, Rubber Duck, Bloody Guts, Thunderstrike, Mash, Mr.Tea und selbstverständlich ich, die Fragen stellen würden. Dementsprechend setzten wir uns an die Tische, die man unserer Bitte nach im U aufgestellt hatte. Der Stuhl für die Kandidatin stand uns zugewandt an der offenen Seite des U und direkt daneben war ein Beistelltisch aufgebaut. Ein weiterer Tisch stand links vom U im Raum. Selbstverständlich bezog Shark Finn wieder stehend hinter mir Position. 

Speed-Dating mit jeder Menge Publikum aus den eigenen Reihen, das war auch etwas Neues.

Ich winkte eine Kameradrohne zu mir, „Guten Abend. Schön, dass deine Wahl heute auf uns gefallen ist. Gleich kommen die neuen Bewerber, denn wie du vielleicht mitbekommen hast, engagieren wir für Staffel zwei noch ein paar Ladies für unser Team. Wer das Speed-Dating besteht, bekommt erstmal ein Special Appearence für Staffel zwei, danach sehen wir weiter. Wie du siehst, sind wir alle da.“ Ich deutete mit dem Hand im Raum umher. Dann sprach ich etwas leiser, „Ich bin extrem neugierig darauf, wer da jetzt gleich so durch die Tür kommt.“ 

Es klopfte, „Hörst du, da kommt die erste Kandidatin schon. Das müsste jetzt eigentlich Eden sein, eine Ex-Navy SEAL. Also schauen wir mal.“

„Herein.“, bat Foggy.

[Song 5: Smoke City - Underwater Love3,7] Die Tür öffnete sich und wie jedes Mal, war ich wirklich gespannt, wer da gleich herein kommen wurde. 

Der erste Eindruck war extrem angenehm. Eine attraktive, menschliche Frau, mit kurzem schwarzem Haar, das modisch geschnitten war. Sie war ungefähr Mitte 1,70 m groß und trug Blue Jeans, Turnschuhe und eine sportliche Jacke. 

Moxi begann augenblicklich mit zwei Fingern der rechten Hand in der Luft auf- und abzutanzen. Sie durchforstete bestimmt die Matrix nach Pumps und High Heels und versuchte herauszubekommen, wie sie noch heute Nacht anständige Schuhe hierher in den Club bestellen konnte. 

Edens Make Up war bis auf dunkle Smokey Eyes, die Teint und Haarfarbe unterstrichen, dezent gehalten.

Eden sah sich ruhig und gelassen um, als ihr Blick auf mich fiel, begann sie zu lächeln.

„Hallo Eden!“, grüßte ich und fragte, „Möchtest du etwas zu trinken?“

„Ein Wasser bitte.“, erklärte Eden.

Moxi, die am Nebentisch saß, stand auf, „Bring ich dir.“, sagte sie fröhlich.

Ich wies auf den Stuhl im U, „Bitte, setzt dich doch.“ 

Eden trat zum Stuhl, zog ihre Jacke aus und hängte sie über die Lehne. Unter der Jacke kam ein schwarzes, ärmelloses Top mit silbernen Sprenkeln zum Vorschein, das dem Outfit einen Hauch von Abendgarderobe verlieh. Außerdem zeigten sich wohldefinierte, kräftige Muskeln an den Oberarmen. Eden war trainierter, als der erste Eindruck und ihre Bewegungen gezeigt hatten.

Moxi brachte das Wasser.

„Soll ich uns vorstellen oder weißt du, wer hier wer ist?“, fragte ich zunächst. 

Eden besaß ein schönes, sanftes Lächeln, „Ich habe die erste Staffel gesehen, also ist keine Vorstellung nötig.“

„Gut. Dann weißt du ja auch, worum es bei der Serie geht und worauf du dich einlässt“. Ich trank einen Schluck Champagner und nahm dabei Augenkontakt auf, den Eden hielt, sich dabei aber leicht unruhig hin und her bewegte. Ich schlug meine Augen kurz nieder und erklärte im Anschluss, „Wir, die wir hier so vor dir sitzen, führen jetzt ein Speed-Interview mit dir durch, welches wir gerne als Speed-Dating bezeichnen, da man nicht sonderlich viel Zeit hat, sein Gegenüber kennen zu lernen. Jeder von uns wird dir jetzt gleich drei Fragen stellen, die du bitte wahrheitsgemäß beantwortest. Du kannst auch sagen, dass du eine Frage nicht beantworten möchtest, was dann nicht bedeutet, dass du automatisch durchgefallen bis. Es gibt ihr kein richtig oder falsch. Aber selbstverständlich ziehen wir auch aus einer Nicht-Antwort unsere Schlüsse.“

Ich behielt Eden die ganze Zeit im Blick. So machte ich das stets. Es war faszinierend mitzubekommen, wie weit die Tatsache, dass wir Fragen stellen würden, jemanden beunruhigte oder eben nicht. Eden schien sich um die Fragen nicht all zu sehr zu sorgen, denn sie behielt ihre offene Haltung bei. Allerdings bemerkte ich eine leichte Unsicherheit, die höchstwahrscheinlich von der völlig ungewohnten Situation herrührte. 

Unterdes erklärte ich weiter, „An Hand deiner Antworten entscheiden wir gemeinsam, ob wir dich erstmal als Special Appearance für Staffel zwei aufnehmen. Wenn wir uns für dich entscheiden, dann feiern wir das noch ein bisschen und lernen uns weiter kennen und dabei kannst du uns dann auch Fragen stellen.“ Ich legte den Kopf leicht schief, „Soweit alles klar?“, wollte ich wissen.

Eden nickte, „Ich bin bereit.“

Mein Lächeln erstrahlte noch ein bisschen, „Sehr gut!“, dann wies ich nach links, „Fang macht heute den Anfang.

Eden hatte sich Fang kaum zugewandt, da fragte er auch schon, „Frühsport oder Frühstück?“ 

„Erst Frühsport, dann Frühstück!“

„Welche Waffen bevorzugst du?“

„Alles was wirksam ist.“

Fang grinste bei seiner dritten Frage, „Womit kannst du uns als Team unterstützen?“

Eden überlegte nur kurz, „Mit meiner Erfahrung.“, stellte sie dann fest.

Fang tippte Average an, „Du bist dran.“

Edens Augen blitzen kurz schelmisch, „Was? Keine Fragen nach dem Charakter?“

„Die Charakterfragen stellt gleich Rubber Duck!“, erwiderte Fang lässig.

Rubber Duck nickte, „Ja, genau. Dafür bin ich zuständig.“

Bloody Guts lachte leise. 

Average überraschte mich mit seiner ersten Frage, „Welche Kleidergröße hast du?“ 

Eden zögerte nicht, „36.“

„Welches ist dein schönstes Körperteil?“ 

Jetzt erschloss sich mir die Richtung, in die das ging, Average stellte Fragen, die ihm als Kameramann wichtig waren. 

Eden zögerte deutlich und sagte dann, „Das weiß ich nicht!“ 

Rubber Duck grätschte ein, „Die Beine.“, und nach kurzer Pause fügte er hinzu, „Jetzt erstmal, ohne alles gesehen zu haben.“

Die dritte Frage von Average lautete, „Wie viele Geister hast du getötet?“

Eden zuckte mit den Schultern, „Mehrere. Ich habe sie nicht gezählt.“

Nun war Rubber Duck an der Reihe, „Was für ein Auto fährst du?“

Überraschung zeichnete sich kurz auf Edens Gesicht ab, kein Wunder, sie hatte ja auch mit einer Charakterfrage gerechnet. „Einen Ford America.“

Nun kam Rubber Ducks Lieblingsfrage, „Wie ist deine sexuelle Orientierung?“ 

Ziemlich schnell antwortet Eden, „Ich mag beides.“  

Womit sie die Aufmerksamkeit von Moxi gewonnen hatte, sie blickte hoch, „Oh wie spannend.“, stellte sie fest. 

Rubber Duck zwinkerte Eden zu, „Na dann hast du bei uns ja ein reichhaltiges Angebot. - Hast Du einen Lieblingscocktail?“

„Cocktails trinke ich nicht so oft, also nein.“

Bloody Guts beugte sich vor, der Stuhl knarzte unter seinem Gewicht, was eigentlich nicht sein konnte, da es ein Stuhl für Trolle war. Der Decker hatte das Geräusch sicher nur eingespielt. Sein Halsketten-Teddy verlor ein Auge.

Eden störte sich an all dem nicht und beugte sich ebenfalls interessiert vor.

Bloody Guts stellte ernst seine Standartfragen. „Was ist deine Team-Lieblingssportart?“

„American Football!“

„Welches ist dein Lieblings Team?“

„Die Pats.“

„Was denkst du über Trolle?“

Bloody Guts Taktik hatte etwas. Erst so simple Fragen über Sport zu stellen, deren Antwort ihn wirklich interessierte -und dann eine Frage über Rassismus hinterher.

Eden zögerte nicht, „Das sind normale Metamenschen.“

Eine politisch korrekte Antwort, mit der man bei Bloody Guts auch dann keine Punkte sammeln konnte, wenn man tatsächlich dieser Meinung war.

Als nächstes war unser Marine dran, „Wo hast du gedient?“

„In der UCAS Navy, bei den SEALs.“

„Was hältst du von Disziplin?“ 

„Sie ist überlebenswichtig.“

Bei Thunderstrike konnte Eden sehr wohl Punkte machen. Allerdings würden von Disziplin alle drei heutigen Bewerber etwas halten, nahm ich an.

„Wovor hast du Angst?“

Eden erklärte, „Angst ist zu unrecht diffamiert. Sie warnt uns, lässt uns aufmerksam sein. Ich habe vor vielen Dingen Angst. Ich respektiere meine Angst, lasse mich von ihr aber nicht lähmen.

Mash lächelte und fragte ruhig, „Beschreibe dich mit drei Worten.“

Fang kam Eden zuvor und warf grinsend ein,“ Dick, faul, gefräßig!“ 

Eden quittierte das mit einem Lächeln und sagte ihrerseits, „Ehrgeizig, loyal, kompromisslos.“ 

„Da kommt gar nicht SEAL raus.“, stellte Bloody Guts leicht maulend fest.

Mash stellte seine zweite Frage, „Warum möchtest du zu SatHS?“ 

Mit der Frage konnte man gerechnet haben, Eden antwortete, „Weil ihr das Richtige tut!“

„Was hältst du vom bisherigen Team?“, wollte Mash nun wissen.

„Eine sehr, sehr interessante Mischung.“ 

„Warum hat er denn nicht nach der Blutgruppe gefragt?“ fragte Average beiläufig 

Mash sah zu dem Technomancer, „Weil das unter die ärztliche Schweigepflicht fällt!“

Moxi meldete sich spontan zu Wort, „Darf ich auch eine Frage stellen?“ 

Ich grinste sie an, „Klar, du kannst eine von meinen Fragen haben.“

Moxi warf mir einen Luftkuss zu, „Danke dir!“, dann sah sie zu Eden, „Nenne uns deine Top 3 von den hier Anwesenden!“ 

Eden sah sich nicht um sondern begann mit, „Snowcat …“

Bloody Guts verdrehte die Augen, „Boah, du willst aber dringend ins Team.“

Eden ging nicht weiter darauf ein und fuhr fort, „ …Fang …“

Fang grinste, „Die nehmen wir!“ 

„ … und Rubber Duck.“ 

Jetzt lachte Fang, „Du hast es nur auf Platz 3 geschafft.“ 

Rubber Duck zuckte mit den Schultern und meinte wissend, „Das reicht völlig, es kommt ja darauf an, was man draus macht!“ 

Bevor ich dran war, musste Mr.Tea noch seine Fragen stellen, „Was magst du?“ 

Eine schwierige Frage, wie ich fand, doch Eden antwortete schnell, „Apple Crumble, zu guter Musik tanzen, das Meer!“

„Was magst du nicht?“ 

Nach eben erwartete ich auch hier eine schnelle Antwort und wurde nicht enttäuscht. „Oberflächlichkeit, arrogante Typen, hintergangen zu werden.“

„Was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“

„Sehr viel Optimismus und gute Laune!“

Ich hatte nur noch zwei Fragen übrig, aber das störte mich überhaupt nicht.

„Gibt es etwas, was du auf unserer Jagd nicht tun würdest?“ 

„Ich würde das Team nie verraten!“

Ich legte den Kopf leicht schief, „Und wie trinkst du deinen Kaffee?“ 

„Mit Milch, ohne Zucker.“ 

Ich lächelte, „Das ist die letzte Frage an dich gewesen. Wir sind nicht so, wir sprechen uns hier vor dir aus. Du kannst also zuhören, hast aber kein Mitspracherecht.“ 

Ich sah in die Runde, „Irgendwelche Einwände oder Gegenstimmen?“ 

Bloody Guts meldete sich, „Trolle sind auch nur Metamenschen? Echt jetzt. Immer diese gefärbten Einheitsbrei-Antworten.“

Ich lächelte Bloody Guts warm an, „Dein Einwand ist notiert. Sonst noch jemand?“, fragte ich.

Niemand meldete sich.

Ich sah wieder zu Eden, „Da du die erste Kandidatin des Abends warst, hast du das Glück, bei den anderen zuhören zu dürfen. Nur wenn du magst natürlich.“

Eden nickte, „Gerne!“

Bubbles winkte Eden, „Du kennst dich doch bestimmt mit Sprengstoff aus, dann kannst du hier bei uns eine Runde mitspielen.“

Was Eden dann auch tat. Ich hoffte, sie war multitasking-fähig und konnte gleichzeitig zuhören und Bomben entschärfen.

In Edens Rücken nahm ich astral wahr. So viel Zeit musste sein. Erleichterung macht sich in ihrer Aura breit, aber da war auch eine Spur Unsicherheit. Sie wollte in unser Team, wusste aber nicht, ob sie es geschafft hatte.

❄️

Jetzt wurde es richtig spannend, denn als nächstes würde Red Velvet auf den Plan treten und diese Frau war angeblich bei den Red Samurai gewesen und die Renraku-Elite-Truppen bestanden eigentlich nur aus menschlichen Männern. Nicht, dass wir dieses Geheimnis heute ans Licht zerren würden, aber gespannt war ich dennoch.

[Song 6: GazetteE - The Invisible Wall3,7] Erneut betrat ein Mensch das Hinterzimmer und es handelte sich tatsächlich um eine attraktive Frau, der die Japanische Herkunft ins Gesicht geschrieben stand. Ihr schulterlanges, schwarzes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Sie trug ein rötliches Hänger-Minikleid und schwarze Overknee-Stiefel mit Stiletto-Absätzen. Rubber Duck setzte sich etwas aufrechter hin. 

Moxi würde diesmal nicht nach Schuhen in der Matrix suchen müssen.

„Wow!“, meinte Rubber Duck auch gleich, „Hast du die Serie schon mal geguckt?“ 

Red Velvet wandte dem Rigger langsam dem Kopf zu und erwiderte, „Ja, das ist ein Gebot der Höflichkeit.“

Rubber Duck griente, „Cool, modisch passt du schon mal klasse zu uns!“

Ich lächelte fein, „Guten Abend Red Velvet, was möchtest du trinken?“ 

Die Japanerin überlegte kurz und sagte dann ruhig, „Ein Bier bitte!“

„Bringe ich dir gleich!“, kam von Moxi.

„Dankeschön, sehr freundlich.“ Red Velvet war höflich, besaß eine gerade Haltung und bewegte sich gezielt und ruhig. Die japanische Schule war definitiv zu erkennen.

Ich bat sie, sich zu setzen und hielt meine Eingangsansprache über das Speeddating.

Katze sprang auf den Tisch und schnüffelt an meinem Champagner, ‹Prickelt nicht mehr und Erdbeeren sind auch keine da. Von Sahne ganz zu schweigen.›, bemängelte sie und gähnte, ‹So oft wie ihr dieses Frage-Spiel macht, solltest du mal ein Holo mit dem Text aufnehmen Drachenkätzchen.›

In den Augen von Red Velvet hatte es bei meiner Einleitung kurz gefunkelt. Kein Wunder, für einen Menschen mit japanischen Wurzeln musste eine solche Befragung die Hölle sein und noch wusste sie nicht einmal, welche Art von Fragen wir ihr stellen würden. Obwohl- da sie die Serie geschaut hatte, würde zumindest wissen, in welche Richtung das hier lief.

Fang begann wieder.

„Frühstück oder Frühsport?“

„Frühsport, anderthalb Stunden mindestens!“

„Was ist deine bevorzugte Waffe?“

„Ein Katana.“ 

Was dann überaus passend war.

Womit kannst du unser Team unterstützen?“

„Mit Einsatzwillen und Ehrenhaftigkeit!“

Damit hatte sie die erste Hürde übersprungen, nun war Average dran.

„Welche Kleidergröße hast du?“

„Zehn.“

„Welches ist dein schönstes Körperteil?“

Das Gesicht von Red Velvet versteinerte sich und ihre Augen gucken ungläubig. Sie fasste sich und sagte dann, „Meine Hände. Sie sind schön und tödlich!“ 

„Wie viele Geister hast du schon getötet?“ 

Red Velvet musste nicht lange überlegen. „Selbst noch keinen, aber mein Team hat zusammen schon mehrere Geister getötet. Ich habe sie nicht gezählt.“

Ich war mir ziemlich sicher, dass Mr.Tea seine Fragen anpassen würde und wurde nicht enttäuscht, „Mit welchen drei Worten würdest du dich beschrieben?“

„Ehrenhaft, tödlich, schön!“, erwiderte die Japanerin ohne zu zögern.

„Was für Hobbys hast du?“

„Trainieren und Ikebana.“

Blumengestecke, wie interessant, damit besaß Red Velvet einen Sinn für stille Kunst.

Mr.Tea lächelte, „Hast du einen Lieblingsspruch oder ein Zitat?“, wollte er nun wissen.

„Nein.“, lautete die simple Antwort. 

Was Mr.Tea mit „Schade.“, kommentierte

Rubber Duck war anzusehen, dass er Red Velvet attraktiv fand. Zudem konnte ich sehen, wie es in ihm arbeitete. Womit man einer solch disziplinierten Frau wohl eine Freude machen konnte? Bloody Guts grinste jedenfalls breit, als sei Chummer mit seinen Fragen an der Reihe war.

„Du siehst sehr gut aus. Hast du ein Problem damit, nicht die schönste Frau am Set zu sein?“, fragte der Rigger, was mich ein wenig überraschte. 

„Nein! Schönheit ist vergänglich.“

Mit der Frage nach der sexuellen Orientierung konnte er Red Velvet nicht aus der Fassung bringen. Wieder keine Überraschung, denn jeder, der den Zusammenschnitt der Speed-Datings von Fang und Co gesehen hatte, konnte davon ausgehen, dass diese Frage gestellt werden würde. 

Red Velvet sagte also ruhig, „Da bin ich unentschlossen, also Männer und Frauen.“

Moxi freute sich und gab Foggy einen Knutscher, weil er so wundervolle Kandidatinnen ausgesucht hatte.

„Tee oder Kaffee?“, wandelte Rubber Duck seine dritte Frage ab.

Natürlich antwortete Red Velvet mit „Tee.“

Nun war Bloody Guts dran, der wie all die Male zuvor seine drei Fragen stellte.

Red Velvet nannte als Lieblingssportart keinen richtigen Sport, sondern Desert Wars und als Lieblingsteam die Red Samurai.

Bloody Guts fixierte Red Velvet, „Was denkst du über Trolle?“ 

Die Japanerin antwortete diplomatisch, „Trolle sind Metamenschen, die ihren Platz finden werden.“ Bloody Guts hob den Arm, „Ich bin dagegen, dass wir sie aufnehmen, die hat `nen Stock im Arsch.“ Rubber Duck beschwichtigte, „Sie ist nur Japanerin.“ 

Bloody Guts ließ den Arm oben. „Das macht es nicht besser, bin dagegen.“

Ich griff im charmanten Ton ein, „Die Frage stellt sich noch gar nicht. Hab bitte etwas Geduld.“

Bloody Guts nahm den Arm wieder runter.

Fang grinste, „Hey, ich hab ne Idee, in der dritten Runde geben wir die Antworten und du musst die Frage erraten.“

Ich wollte schon fragen, wenn er mit du meinte, aber Thunderstrike überging Fangs Einwurf einfach und fragte, „Wo hast du gedient?

„Bei den Red Samurai!“ sagte sie und ich glaubte eine Spur Stolz herauszuhören. 

„Was hältst du von Disziplin?“

„Viel!“

„Wovor hast du Angst?“

„Davor, unehrenhaft zu handeln.“

Da Mr.Tea bereits die Frage gestellt hatte, die kurz zuvor Mashs erste Wahl gewesen war, bat unser Doktor, „Beschreibe Snowcat mit drei Worten.“

Red Velvet sah kurz zu mir, „Elf, Anführer, gut aussehend!“

‹Hmm,› kommentierte Katze, ‹Entweder lässt die Auffassungsgabe oder der Wortschatz des Weibchens zu wünschen übrig, Drachenkätzchen.›

„Warum möchtest du zu SatHS?“

„Sie tun Gutes, sie tun Ehrenhaftes, es ist spannend, ich möchte dabei sein!“

„Was hältst du vom bisherigen Team?“

„Es ist vielseitig aufgestellt und es sind großartige Einzelkämpfer dabei!“

Moxi hatte mir per Augenaufschlag zu verstehen gegeben, dass sie wieder ihre Frage stellen wollte, darum erklärte ich, „Ich gebe meine erste Frage an Moxi ab!“ 

„Danke Snowcat!“ Moxi beugte sich vor und fragte im verführerischen Ton, „Nenne uns deine Top 3 unter den Anwesenden!“ 

Red Velvet sah sich nicht um und zählte auf, „Snowcat, Moxi, Rubber Duck!“ 

Fang sah zu Rubber Duck, „Wieder nur Platz 3, du hast es echt schwer!“ 

Rubber Duck schüttelte den Kopf, „Nein, ich stehe gerne hinter Snowcat und Moxi. Red Velvet ist eine Frau mit Geschmack.“

Leatherface knurrte. 

Fang grinste wölfisch, „Man Rubber Duck, sag das doch nicht so, dann müssen wir ihn nachher wieder festketten.“

Darauf ging ich wiederum nicht ein und fragte lächelnd, „Was würdest du auf der Jagd oder auch sonst, nicht tun?“

„Unehrenhaft handeln!“ 

Eine durchaus interessante Antwort, wie ich fand, die Schwierigkeiten mit sich bringen konnte. Wie groß die werden würden, hing davon ab, was Red Velvet als unehrenhaft bezeichnete

„Gibt es einen Ort, den du noch nicht kennst, den du aber gerne sehen möchtest?“ 

Die Japanerin überlegte nur kurz und sagte dann, „München in den ADL.“

Damit hatte auch sie es überstanden und selbstverständlich durfte auch sie bleiben. Sie setzte sich zu den anderen an den Tisch. Bubbles hatte ihr ja auch nicht gewunken. 

Niemand hatte wirklich etwas gegen Red Velvet einzuwenden. Bloody Guts blieb allerdings bei seiner Gegenstimme, doch seine Kritik war kein Veto. Ein richtiges Veto, würden wir anders berücksichtigen und ich befürchtete, dass ein solches Veto durch ihn bei unserer nächsten Kandidatin möglich war. 

❄️

[Song 7: Linkin Park - Papercut3,7] Denn nun kam Sinister, die Ex-Ghost, die mit aller Wahrscheinlichkeit, eine Elfe sein würde.

Und im Gegensatz zu Red Velvet, die entgegen allen Wahrscheinlichkeiten kein Mann war, war Sinister tatsächlich eine Elfe.

Sie war schlank, attraktiv, knapp 2 Meter groß, hatte dunkles, mehr als schulterlanges Haar und eben deutlich spitze Ohren, auch wenn diese nicht ganz so spitz waren, wie meine es sind. Sinisters Outfit bestand aus einer schwarzen, engen Hose, einer schwarze Bluse und robustem, schwarzem Schuhwerk mit Profilsohle, welches immerhin aussah, als wäre es dafür gedacht worden, von Frauen getragen zu werden und somit sah Moxi sich nicht gezwungen, noch einmal in der Matrix nach Schuhen zu suchen. Die von Sinister, gingen nämlich ganz knapp durch.

Sinister wandte sich sofort direkt an mich, nachdem sie einen schnellen Blick durch den Raum geworfen hatte, „Hallo Snowcat.“ 

„Hallo Sinister, möchtest du etwas trinken?“, fragte ich.

Sinister sah weiter nur zu mir, „ Ja, ein Wasser bitte, ein stilles Wasser.“

Moxi stand dennoch auf, um es zu holen.

Nach der Einleitung, die ich zumindest ein wenig abwandelte, schon allein damit Katze nicht einschlief, eröffnete Fang den Fragereigen wieder mit, „Frühsport oder Frühstück?“

Sinister zog lächelnd einen Mundwinkel nach oben, „Ehrlich, - Frühstück!“

Bloody Guts hob die Hand und drückte damit sein ‚Dagegen‘ aus.

Das ging ja gut los. 

Wir alle lachten. Noch. 

Er nahm die Hand zumindest wieder runter.

„Welche Art von Waffen bevorzugst du?“, fragte Fang.

„Die still und lautlos sind.“ 

Bloody Guts kniff die Augen zusammen, „Das ist zweimal das Selbe.“ Gleichzeitig hob der Troll wieder kurz den Arm.

Vielleicht hatte Sinister etwas anderes sagen wollen und sich versprochen, doch wie auch immer, auf den Einwand hin warf sie Bloody Guts einen Blick zu, der stumm sagte, ‚Dass das das selbe ist, glaubst du vielleicht.‘

„Wie kannst du uns als Team unterstützen?“

„Snowcat wird nichts passieren, solange ich dabei bin.“

Bloody Guts hob erneut den Arm und sagte laut, „DA-GE-GEN!’

<Lass uns bitte erstmal die Fragerunde zu Ende machen.>, bat ich unseren Decker schriftlich via Teamkanal.

Average wandelte seine erste Frage leicht ab, „Welche Körbchengröße hast du?“

Wow, mit ihrer herausfordernden Körperhaltung hätte Sinister perfekt bei den Ancients rein gepasst, schoss es mir durch den Kopf, als Sinister sagte, „Find’s raus und wenn du’s überlebt’s, dann … Glückwunsch.“ 

Rubber Duck blickte nun unverhohlen abschätzend auf Sinisters Dekolleté und meinte, „Ich schätze mal 75 C.“

Womit er wahrscheinlich nicht sonderlich falsch lag.

Sinister sah Rubber Duck an und schwieg.

„Welches ist dein schönstes Körperteil?“, wollte Average nun auch von Sinister wissen. 

Sie schüttelte nur den Kopf, „Guck mich an, es gibt kein schönstes Körperteil. An mir ist alles schön.“

Die Aussage finde ich grundsätzlich in Ordnung, aber ich hätte es fiel charmanter formuliert.

„Wie viele Geister hast du schon getötet?“

„Ich habe noch nie jemanden aus meinem Team getötet.“, erwiderte Sinister und grinste leicht.

Mr.Tea war an der Reihe. „Was magst du?“

Sinister wartete einen Moment, ob noch mehr kam und harkte dann nach, „Wie jetzt? Essen trinken? Die Frage ist nicht spezifisch? In welche Richtung denn?“

Mr.Tea lächelte fein, „Egal.“ 

„Na denn: keine nervigen Fragen!“ 

Ja, die Fuck-Off Attitüde hatte sie drauf. 

„Was magst du nicht?“ 

Die Elfe grinste kurz, „Nervige Fragen!“

„Was ist Lieblingsgetränk?“, lautete die  dritte Frage von Mr.Tea.

Die Antwort war simpel, „Wasser!“

Rubber Duck wollte zunächst wissen, „Was machst du mit dem langen Haar im Kampfeinsatz?“ 

„Zusammenbinden, manchmal auch einsetzen!“

Rubber Duck sah zu Average und hob zweimal kurz seine Augenbrauen, „Noch mehr Haar-Aufnahmen, extra für unseren Regisseur.“, erklärte er.

Rubber Ducks bevorstehende zweite Frage, ließ Moxi aufmerksam hochblicken. 

„Wie ist deine sexuelle Orientierung!“ -

„Ich stehe auf elfische Männer.“

Moxi zuckte mit den Schultern und sah zu Foggy, „Zwei von drei ist in dem Fall einen tolle Quote.“ Bloody Guts schaute sich um und ließ seinen Blick auf Foggy enden. 

Foggy blickte sich ebenfalls um.

Sinister sah zu Foggy und meinte nur, „Du bist es nicht.“ 

Rubber Duck grinste freundlich, „Also hast du auf der Jagd keinen Sex.“

Sinister riss die Augen auf, „Ach ist das nur innerhalb des Teams erlaubt?“ 

Rubber Duck erwiderte, „Auf der Jagd?- Ja!“ Dann überlegte er und fügte hinzu, „Obwohl wir das nicht festgelegt haben. Wir haben gar nichts in Richtung Sex festgelegt.“ 

Genau genommen, hatten „wir" auf der Jagd keinen Sex gehabt, aber das konnte sich mit zunehmenden Frauenanteil ja für einige ändern.

Rubber Duck sah Sinister noch einen Moment länger an und fragte dann, „Wie eitel bist du!“

„Ich glaub, ich brauch nicht eitel zu sein, ich bin von Natur aus schön!“, lautete diesmal die Antwort.

Nun kam Bloody Guts an die Reihe und ich kreuzte gedanklich die Finger. Hoffentlich ging das gut.

Bloody Guts kam gleich auf den Punkt, „Was denkst du über Trolle?“ 

„Gibts auch.“, erwiderte die Elfe im gleichgültigen Ton. 

Bloody Guts beugte sich vor, „Sag mal, bist du ein klein bisschen Rassist?“ 

Sinister schüttelte den Kopf, „Nicht, dass ich wüsste.- Also nicht bewusst.“

„Wieviel Trolle hast du schon getötet?“

Sinister dachte nach, war sich dann aber nicht ganz sicher, „Drei? Oder Vier?“

Die Antwort auf Thunderstrikes erste Frage lag auf der Hand, Sinister hatte in der Tir Taingire Peace Force gedient.

„Was hältst du von Teamwork?“, fragte der Marine nun.

„Teamwork ist wichtig und sogar notwendig“

„Wovor hast du Angst?“

„Nichts Spezifisches. Also ich hab keine Phobie, aber wenn es Angst macht, ist es einen Versuch wert.“

Unser Arzt Mash begann wieder mit, „Beschreibe dich in drei Worten.“

„Schnell, überraschend, loyal!“

Wem gegenüber sie wohl einst loyal gewesen war, fragte ich mich.

„Warum möchtest du zu SatHS?“

„Ich möchte Sicherheit und Schutz für Snowcat!“

Bloody Guts verdrehte die Augen, „Boah eh!“ Aber sein Arm blieb diesmal unten.

„Was hältst du von dem bisherigen Team?“, fragte Mash nun.

„Das, was ich bis jetzt gesehen habe, ist verbesserungswürdig.“ 

Mash lachte herzlich.

Sinister hatte es fast geschafft, zumindest was die Fragen anging, denn ich war an der Reihe und trat meine erste Frage wieder an Moxi ab.

„Nenne uns deine Top 3 von den Anwesenden hier?“

Sinister kniff die Augen leicht zusammen, „Ich bin wegen Snowcat hier.“ 

Moxi lächelte neutral, „Das war nicht die Frage!“

„Ich weiß!“, stellte Sinister fest, „Geht’s hier um Nettigkeiten?“, meinte sie im leicht aggressiven Ton. 

Moxis Lächeln wurde breiter, „Ich bin schon im Team Schatz.“

Bloody Guts schüttelte den Kopf, „Oh man, die ist so charismatisch, die muss bei der Geburtenkontrolle in Tir vom Lastwagen gefallen sein.“

Ich harkte nicht weiter nach, denn das Beantworten der Fragen war keine Pflicht. „Wie trinkst du dein Kaffee?“ 

„Heiß!“ 

„Und vornehm, mit abgespreiztem Finger!“, bemerkte Bloody Guts beiläufig. 

„Wann bist du auf die Idee gekommen, bei der Serie mitmachen zu wollen?“, fragte ich zum Schluss.

Sinister überlegte kurz, „Eigentlich gleich nach der 1. Folge.“

Damit war auch dieses Speed-Dating beendet.

Bei der folgenden Besprechung, die alle Anwesenden hören konnten, überraschte mich Bloody Guts mit seiner Aussage, „Von mir gibt auch kein Veto. Ich bin jetzt dafür, dass Sinister dazu kommt. Auch wenn sie ein elfischer Faschist ist. Es wird eine Riesenüberraschung für sie, wenn sie bemerkt, dass sie Snowcat nie beschützen darf! Darauf freu ich mich.“

Damit war es beschlossene Sache, wie nahmen alle drei auf und ich verkündete den Ladies auch sogleich die gute Nachricht, über die sich alle drei freuten.

Jeder schnappte sich ein Getränk nach Wahl und dann stießen wir auf unsere zukünftige Zusammenarbeit an.

❄️

[Song 8: Imagine Dragons - Believer3] „Wir sollten so bald wir möglich mit einem gemeinsamen Training beginnen.“, stellte Charles fest.

Thunderstrike nickte, „Sehe ich auch so. Bald ist Weihnachten und es wäre gut, wenn wir vorher noch einige Trainingseinheiten bekämen. Wie wäre es, wenn wir gleich morgen zum Compound fliegen.“, schlug er vor.

Alle waren begeistert.

Gemeinsames Training war tatsächlich wichtig, also schloss ich mich nicht aus, „Na dann, - lasst uns morgen im Laufe des Tages loslegen.“ Ich freute mich darauf, die Neuen kennen zu lernen, aber ein Part in mir stimmte mit schwerem Herzen zu, denn das bedeutete auch, dass mir nur eine weitere Nacht mit Harlequin bleib.

Wir filmten, wie wir nach vorne in den Club gingen und uns einen Ecke suchten, die groß genug für 19 Personen war. Zum Glück war der Vip-Bereich, ein etwas höher gelegener Mondkrater, noch frei. 

Mr.Tea lächelte fein, „Na dann meine Damen, willkommen in einer neuen Welt.“

Im Anschluss an die Aufnahme wandte ich mich noch einmal an die Zuschauer, „Drei neue Ladies bei SatHS, auf die Du Dich schon einmal freuen kannst. Wir feiern das jetzt noch ein bisschen und besprechen vielleicht noch ein paar Details. Doch ein paar Dinge müssen wir auch für uns behalten, damit es für Dich spannend bleibt.“ Ich warf einen Luftkuss in die Kamera, „Also, bis später irgendwann.“

Average ließ die sechs kleinen Kameradrohnen in ihrem Koffer landen und verschloss ihn dann sorgfältig. 

„Was brauchen wir denn alles für das Training auf dem Compound?“, fragte Eden.

Ich lächelte über mein Glas Champagner hinweg, „Nicht viel, dort ist frisch renoviert und Equipment ist auch da, du brauchst also nur Kleidung und personalisiertes Equipment.“

Bubbles grinste breit, „Und was nicht da ist, bestellen wir einfach. Das besorgt dann der Oheim für uns und der Sponsor Johnny Spinrad bezahlt.“

„Wer ist der Oheim?“ wollte Red Velvet wissen.

„Ein Genie, das wir dafür gewinnen konnten, uns bei unserer Ausrüstung zu helfen.“, erklärte ich, „Mehr musst du erstmal nicht wissen. Er wird sicher auch bald zum Compound kommen, um euch drei Maß zu nehmen, damit ihr anständig gerüstet seid. Zögere bitte nicht, dich dem Oheim, Moxi oder Tiernan gegenüber zu äußern, welcher Stil dir für deine Rüstung vorschwebt. Bei uns ist eine Menge möglich.“

Red Velvet nickte, „Mach ich.“

Bloody Guts sah zu Rubber Duck und sagte für alle verständlich, „Sinister muss sicher nicht überlegen, was sie einpackt, die haben bestimmt eine elfische Packordnung!“ 

Rubber Duck lachte, „Wenn es so was wirklich gibt, bekommt Average das bestimmt raus, oder Average.“

„Was? Eine Datei über die Ghosts?“, der immer noch leicht behäbige Mann sah zu mir, „Soll ich? Ich hab eh grad nichts zu tun.“

Ich winkte ab, „Nein, lass gut sein. Es gibt keinen Grund sich einfach so irgendwo in Tir Taingire einzuhacken, schon gar nicht, wegen irgendwelcher Packlisten.“ Ich konnte mich irren, aber ich fand, Average sah ein wenige enttäuscht aus. Die Arbeit mit den Drohnen schien ihn motiviert zu haben, er wollte etwas tun. 

„Gibt es denn schon ein Mark für Staffel zwei?“, fragte Sinister nun.

„Noch nicht. Ich habe allerdings schon ein paar Ideen und eine fände ich besonders interessant, doch das klären wir morgen!“

Rubber Duck blickte in die Runde, „Wir haben es echt gut.“, meinte er nach einer Weile, „alle gucken schon ganz neidisch, weil wir hier nur wunderschöne Frauen dabei haben.“ Er sah zu Foggy, „Das war großartige Arbeit von Dir Foggy. Ich weiß zwar noch nichts über ihrer Fähigkeiten, aber alle drei sind schon mal trideogen.“

Leatherface grinste, was ihn ziemlich gefährlich aussehen ließ, trotz Breezer, „Ja, sie sind alle wohl marmoriert, perfekte Freilandhaltung.“ 

Fang lachte.

Mash betrachtete die Neuen auch noch einmal und ergänzte, „Und zuvor sind sie schön anzusehen!“

Nun lachten einige mehr von uns. 

Sinister, Eden und Red Velvet sahen sich fragend an.

Ich wandte mich an Foggy, „Rubber Duck hat recht, besser hätte man unsere Wünsche nicht erfüllen können.“

„Danke, das Lob freut mich.“, meinte Foggy.

„Sag mal!“, fragte ich und guckte völlig unschuldig dein, „Haben die drei schon die Verschwiegenheitsklausel unterzeichnet?“

Foggy nickte. „Selbstverständlich.“

„Sehr gut!“, freute ich mich und sah zu den Newbies, „Was ihr noch nicht wisst und warum wir eben gelacht haben.“ Ich winkte die drei ganz nah zu mir und flüsterte mit dunkler Stimme, „Mash ist ein Vampir und Leatherface ein Loup-Garou.“ Ich lehnte mich zurück und sagte lauter, „Zusammen mit diesen Informationen klingen Worte wie ‚gut marmoriert‘ und ‚vorher‘ doch völlig anders, oder?“ Die Gesichter der Frauen sprachen Bände. Ich zwinkerte mit langsamen Augenaufschlag, „Aber keine Sorge, UNS beißen sie beiden nicht.“

Rubber Duck grinste Fang an, „Sorry Chummer, aber heute musst du dir jemanden anderen zum Tanzen suchen.“, und dann forderte er Eden auf. 

Rubber Duck bat jede von uns auf die Fläche, auch Bubbles. 

Mit 7 Frauen bei insgesamt19 SatHS, lag unsere Frauen-Quote jetzt bei knapp 37 %. Das konnte sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen.

Als wir alle mal wieder beisammen am Tisch saßen, fragte Average, „Was könnten wir noch in die zweite Staffel einbauen, um die Quote zu verbessern?“

„Ist die Quote nicht gut?“, fragte Mr.Tea.

Average nickte, „Doch gut schon, aber besser geht ja immer und außerdem müssen wir die Zuschauer bei der Stange halten. Wie wäre es mit einem T-Shirt-Zerreißen-Contest?“, schlug er gleich darauf vor.

Moxi freute sich, „Au ja, das klingt gut. Fang, mach mal den Anfang, wir üben das gleich mal.“ Fang schüttelte grinsend den Kopf. „Das sparen wir uns auf.“

Moxi sah zu mir und meinte, „Snowcat frag du ihn mal.“ 

Ich legte dem Kopf leicht schief und fragte lieblich, „Fang würdest du bitte dein T-Shirt zerreißen, damit wir sehen können, wie sich das macht?“

Fang lachte, stellte sein Bier auf dem Tisch ab, stand auf und zerriss sein Shirt. 

Wir johlten und applaudierten. 

Fang verbeugte sich und meinte, „Jetzt brauche ich aber ein neues T-Shirt. Am besten mit Aufdruck.“ Er sah zu Thunderstrike, „Ich will eins mit, ich bin kurzatmig und stolz darauf!“ 

Iron Horse lachte herzlich und wir fielen mit ein.

Moxi beugte sich zu mir und flüsterte, „Los, Charles soll auch sein T-Shirt zerreißen.“ 

„Nein, das heben wir uns besser wirklich für den Compound auf.“

„Na gut!“, bestätigte sie, ging sie zu Average, setzte sich auf dessen Schoß und flüsterte ihm etwas ins Ohr.“

❄️

Ich hatte nicht ewig bleiben wollen und so kehrten Moxi, Shark Finn und ich noch vor Mitternacht in unser Haus zurück. 

Ich verschwand sogleich nach oben, wo Harlequin glücklicherweise auf mich wartete. Er saß nackt vorm Kamin und las in einem Buch. „Und? Wie sind die neuen?“, fragte er, als ich das Zimmer betrat.

„Vielversprechend und gut aussehend. Ich habe Bilder mitgebracht.“, erzählte ich.

„Die zeigst du mir später, jetzt freue ich mich erstmal, dich zu sehen.“

❄️❄️

Zu allererst ließ Thunderstrike auf dem Compound jeden einen Fitness-Check durchlaufen. Als sich herausstellte, das die Damen tatsächlich fiter waren, als Fang oder Rubber Duck, lachten die beiden betroffenen Männer am meisten darüber.

Als Liam zwei Tage später auf dem Compound eintraf, hatte er jedenfalls das von Fang gewünschte Shirt dabei - und Fang trug es tatsächlich mit Stolz.

In Staffel 2 würde sich das Shirt sicher vermarkten lassen. 

Eden hatte angeregt, militärische Standart-Formationen zu trainieren, in denen es um meinen Schutz ging. Damit stieß sie bei Finn auf fruchtbaren Boden und so wurde das gleich ins Programm aufgenommen. Mir gefiel das gut, denn viel zu tun hatte ich dabei nicht. Ich musste nur mitlaufen und mich bei einem simulierten Angriff durch die Gegend schieben lassen.

Am Abend des 7.12.2075 legten wir unser Ziel für Staffel 2 fest: Louis Hartfield, ein Troll und Toxischer Schamane, der einst aus dem Blackstone -Gefängnis geflohen war und nun in Chicago sein Unwesen trieb.

Die Jagd sollte im Februar beginnen.

Winter, Chicago, Troll - wir konnten es uns kaum schwerer machen.

Ich schärfte allen noch einmal ein, weder unseren Zielort, noch unsere Jagdziel irgendwo preis zu geben. Wenn etwas darüber bekannt werden würde, bevor wir richtig los gelegt hatten, konnte das die ganze Jagd gefährden.

Liam kam gleich nach der Besprechung zu mir, „Chicago also. - Du weißt, Bubbles kann da nicht mitkommen.“

Ich nickte langsam, „Das habe ich mir schon gedacht. Aber das ist kein Problem, sie bleibt einfach hier.“

„Gut, dann steht das fest. Denkst du über einen Ersatz nach, Cousine?“

Ich überlegte kurz, „Bisher noch nicht. Wir werden Bubbles Fehlen schon irgendwie ausgleichen oder zumindest abfedern können, auch wenn es nicht leicht werden wird. Oder kennst du etwa jemanden, der an ihrer Stelle mitkommen würde?“

Liam grinste sein ‚Kleiner Junge‘ Grinsen, „Aye. mich zum Beispiel.“

Ich fiel ihm vor Freude um den Hals, „Das ist eine großartige Idee.“

❄️

Dank hartem Training vergingen die zwei ersten Schnupper-Wochen wie im Flug und die wenigen Tage, die uns nach unsere Rückkehr in Seattle noch bis Weihnachten blieben, waren für all das, was wir noch zu tun hatten, ziemlich knapp bemessen.

Meine Einladungen zur Teamweihnachtsfeier waren dennoch pünktlich raus gegangen, jedenfalls, wenn man eine Woche Vorlauf als rechtzeitig bezeichnet.

Da wir in diesem Jahr noch mehr Personen sein würden und da wir die Charity-Aktion jedes Jahr größer gestalteten, hatte ich bereits zu 15 Uhr ins Haunted Mug geladen und der Einladung ein Programm und noch ein P.S. hinzugefügt: <Es gibt keinen Dresscode. Für den Ausflug sollte jeder Equipment dabei haben, mit dem er Weihnachtsgeschenke gegen Angreifer verteidigen kann. >

Einige Details hatte ich schon mit Foggy auf dem Compound besprochen, als ich allen Neuzugängen von Staffel eins und für Staffel zwei, davon berichtet hatte, dass sie sich den 23.12. für die UC & SatHS Weihnachtsfeier frei halten sollten.

Foggy hatte mich auf ein paar private Worte gebeten, um mehr über die Teamweihnachtsfeier zu erfahren. 

Als ich erzählt hatte, dass ich die Weihnachtszeit in den letzten Jahren immer mit einer Charity-Aktion für ein Kinderheim in einer schlechten Gegend verknüpft hatte, waren seine Augen mit jedem Wort größer geworden. „Das ist ja eine fantastische Idee!“, hatte er verkündet und mich so angestrahlt, als wenn bereits Weihnachten wäre und er genau das geschenkt bekommen hatte, was er sich seit Jahren wünschte. Im Anschluss hatte er sich Moxi geschnappt, sie näher befragt, nur um danach nach seinem. Commlink zu greifen und mit Gott und der Welt zu sprechen. Das Ganze hatte damit geendet, dass Foggy zu Average und mir ins Produktionsstudio gestürmt war - wo wir gerade das Material vom Speed-Dating bearbeitet hatten - um Average zu fragen, ob es für ihn möglich sei, Aufnahmen, die wir erst am 23.12. machten, noch in die Bonus-Episode am 27.12. zu bringen. 

„Klar!“, hatte Average nur gemeint, „Rein theoretisch kann ich das sogar nur Minuten nach Dreh ‚as live‘ senden. Ist nur die Frage, ob Snowcat mir eine Veröffentlichung gestattet, ohne dass sie noch mal drauf geguckt hat.“

Ich hatte gelächelt und erwidert, „Selbstverständlich. Ich vertraue dir da voll!“

❄️

[Song 9: Rise Against - Making Christmas/Nightmare revisited3] ’Heute: Geschlossene Gesellschaft’ pustete der TAG in den Äther. Zudem hing ein ‚Geschlossen‘ Schild am Eingang, als ich mit Moxi und Shark Finn auf die schwere Tür des Haunted Mug zutrat.

Ich war schon ziemlich festlich für den Abend zurecht gemacht, mit meinen weißen Stiefeln mit goldenen Applikationen [BILD], den weißen Woll-Overkees, der Hochsteckfrisur, aus der sich Strähnen meines eisweißen Haares Engelsgleich lockten und dem Mantel aus falschen Pelz in eisblau und hellgrau [BILD].

Ein Großteil der anderen SatHS und UC’ler war bereits vor uns eingetroffen, aber das hatte mich noch nie gestört. 

Doc kam mir entgegen und half mir aus dem Mantel, da Finn noch damit beschäftigt war, unsere Taschen abzustellen. „Atemberaubend schön, wie immer.“, meinte Doc, nachdem er sich einen längeren Blick auf mich gegönnt hatte.

Zusammen mit Handtasche in Form und Optik einer Schul-Anfänger-Tüte [BILD] und dem eisweißes Minikleid mit quadratischem Glitzermuster [BILD], lag mein Outfit unter dem Mantel irgendwo zwischen Schulmädchen und Eisprinzessin, was natürlich beabsichtigt war. 

Trotz meiner Notiz über das Equipment, waren alle Anwesenden festlich zurecht gemacht. Ich sah Kleider, Seidenhemden und Anzüge und sogar Bloody Guts war heute ganz in weihnachtliches Schwarz gekleidet und hatte seinem Teddy eine Weihnachtsmütze aufgesetzt. Sparky, Arcade und Bubbles gaben bereits die Weihnachtselfen in Grün, Orange und Pink. Es duftete nach Apfelkuchen, Eierpunch und Bier. Ein riesiger AR-Weihnachstbaum drehte sich und spielte Weihnachtslieder. Ich freute mich auf das kommende Fest. 

Unsere neuen Damen waren noch nicht da. Ich hatte Rubber Duck gebeten, sie abzuholen und ein wenig verspätet ins Haunted Mug zu bringen, einfach, damit sie ihren großen Auftritt bekamen und ich sie allen, die sie noch nicht kannten, nur einmal vorstellen musste. Bis auf Trixi, die bereits in Familienangelegenheiten unterwegs war, waren alle gekommen und so türmte sich ein beachtlicher Stapel Geschenke unter dem virtuellen Baum.

Gleich zwei Kameradrohnen wuselten um mich herum, als ich mit meiner Begrüßungsrunde begann. Moment mal, gleich zwei? Ich hielt kurz inne, um die anderen Drohnen zu lokalisieren. 1, 2, 3, 4 5, 6, 7, 8, 9. - Warum waren das denn auf einmal neun Drohnen? „Haben die Kamera- Drohnen sich vermehrt?“ fragte ich an Average gewandt.

Average nickte, „Ja sind jetzt 12 Stück.“, wir brauchen einfach mehr Blickwinkel. 

12 also, ich lachte, „Na dann!“ Im Anschluss küsste ich Average auf die Wange und meinte, „Dein neuer Anzug steht dir ausgezeichnet!“

‹Und der Anzug ist nicht mal dreckig, Drachenkätzchen›, bemerkte Katze beiläufig auf ihrem Weg zum Büffet.

❄️

Ich war gerade mit meine Begrüßungsrunde fertig, als sich die Tür öffnete und Rubber Duck den drei Special Forces Damen den Fortritt ließ.

Alle drei hatten Pakete dabei und saßen einfach hinreißend aus. 

Red Velvet trug ein elegantes, rotes Kleid, Sinister hatte sich für ein kleines Schwarzes entschieden und Eden trug einen eleganten, nachtblauen Hosenanzug und eine schwarze Seidenbluse. 

Sparky und Arcade rannten auf die drei Frauen zu, bewarfen Sinister mit etwas, was wie Salz aussah, inspizierten Edens Hände und umrundeten Red Velvet dreimal.

Im Anschluss kamen sie zu mir gerannt, 

„Du Snowcat …“  

„… die Neuen sind gar nicht das …“, 

„… was sie gesagt haben ..“, 

„… dass sie sind.“, berichteten sie mir auf ihre ganz eigene Art, als wären sie nur eine Person.

Die Begründung folgte augenblicklich. Red Velvet hatte weder Samurai-Zopf, noch Schwert, Sinister hatte mit dem Salz kein Problem, obwohl sie extra Steinsalz genommen hatten und das gegen Geister helfen sollte und Eden hatte keine Neopren-Haut und ihre Hände waren auch noch ganz normal.

Bubbles kam dazu, „Ich hab doch gesagt, ihr müsst das mir den Namen nicht wörtlich nehmen!“

Die Zwillinge sahen enttäuscht drein.

„Ich bin froh, dass ihr das getestet habt.“, stellte ich fest, „Erstens kann man nie sicher genug sein und zweitens, haben die drei so eine außergewöhnliche Begrüßung genossen - und was zum Rätseln, haben sich auch gleich noch.“

Die Zwillinge umarmten mich und stoben dann davon. 

„Die sind manchmal solche Kinder.“, meinte Bubbles und ließ mit Vehemenz eine Kaugummi-Blase platzen.

❄️

Nach einem Glas Irish Coffee und Sandwiches oder Kuchen, wobei nur ich extra ein Stück Ahorn-Pekanuß-Kuchen bekommen hatte, klopfte ich mit dem Löffel an mein leeres Glas und bat um Ruhe.

„Bei UC ist es Tradition, vor unserer eigentlichen Feier eine Bescherung in einem Kinderheim in den Barrens durchzuführen. In den letzten Jahren sind wir dazu immer nach dem Dunkelwerden aufgebrochen und haben eine Ninja-Aktion gestartet.“, begann ich zu erklären, „Das heißt, wir haben uns heimlich und unbemerkt in das Heim geschlichen und dort Baum und Geschenke für die Kinder abgegeben. Wir haben uns nicht sehen lassen, damit die Kinder ihre Sachen behalten können und nicht gleich überfallen werden, nur weil sich rumspricht, dass sie nun etwas besitzen. Eine solche Aktion ist natürlich nicht SatHS-Style.“

„Ahooh!“, bestätigte Fang. 

Ich grinste, „Und damit komme ich zu unserem für heute laut Einladung geplanten Ausflug. Wir werden auch ein Kinderheim besuchen, nicht heimlich, sondern offensichtlich und auffällig. Was dann aber heißt, dass wir uns mit dem örtlichen Wachschutz, einer Gang, auseinander setzen müssen. Wir müssen dafür sorgen, dass sie nicht nach unserem Abmarsch kommen und den Kids alles wieder wegnehmen. Wir werden also irgendeine Art von Abmachung mit der Gang treffen müssen.“

„Wie Abmachung?“, meinte Fang, „Die kriegen ‚nen Kasten Bier und wir sagen ihnen, die sollen die Kids in Ruhe lassen und gut ist.“

Ich blickte in die Runde, alle waren von der Idee begeistert und die Neuen waren alle angenehm überrascht, dass wir solche sozialen Aktionen überhaupt durchzogen.

„Fang hat recht!“, meinte Bloody Guts, „Wir können die nicht groß bitten, immerhin sind wir die Howling Shadows.“

Ich nickte, „Stimmt. Das dachte ich mir auch. Ich hoffe nur, die halten sich bei einem solchen Auftreten nachher an die Abmachung.“

Red Velvet sah mich ernst an, „Wenn das ehrenwerte Menschen sind, werden sie sich an die Abmachung erinnern, Und wenn nicht, dann werden wir sie daran erinnern, dass sie ehrenwerte Menschen sind.“

Ich neigte huldvoll den Kopf, „Wohl gesprochen. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.“

Rubber Duck spielte die Sensoraufnahmen über die Gang und von dem Kinderheim ein, die er in der letzten Woche gemacht hatte. So wusste jeder, womit wir es zu tun bekommen würden. 

Bei der Gang handelte es sich übrigens um die Crimson Crush. Nicht nur eine, sondern die mächtigste Gang der Redmond Barrens, bei der ich spätestens seit unserer Summercamp Sache im vergangenen Sommer, einen guten Ruf genoss und das obwohl das alles Orks und ich ein Elf war. Schon allein darum machte ich mir für die kommenden Verhandlungen keine Sorgen, aber vor den Kameras und somit den Zuschauern, musste ich das ja nicht zugeben. 

Alle, die letztes Jahr noch nicht dabei gewesen waren, wollten sich nach den Clips über Gang und Heim schon aufmachen, um loslegen zu können, als ich sie zurückpfiff, „Einem Moment bitte, denn eine Sache wäre da noch. Wir verkleiden uns für diese Aktion. Das heißt, alle Nicht-Elfen werden zu Weihnachts-Elfen und alle Elfen dürfen sich aussuchen, ob sie Weihnachtsmann oder Weihnachtsengel sein wollen.“ Genau auf dieses Stichwort hin, brachten Sparky und Arcade mir meine glitzernden Engelsflügel und verteilten dann die Elfenkostüme an die anderen.

„Ich zieh keine Strumpfhosen an!“, protestierte Leatherface. 

„Es reicht, wenn du die Mütze aufsetzt.“, beschwichtigte ich. „Du kannst auch eine braune Mütze nehmen. Doc und Columbo machen das auch so.“

Die meisten anderen waren da nicht so und stiegen brav in ihre Kostüme. 

Moxi würde auch diesmal den Preis für die ‚sexiest Weihnachtselfe alive' abräumen und Iron Horse verzichte zwar auf die Strumpfhose, nahm sich aber immerhin auch ein Elfenshirt, womit er das System von unseren beiden Trollen kopierte. 

Sinister grinste zufrieden, während sie den anderen beim Umziehen zusah und sich selbst nur eine Weihnachtsmann-Mütze nahm, was sie dann mit Foggy gemeinsam hatte.

❄️

[Song 10: Korn - Kidnap the Sandy Claws3] Laute Musik drang an unser Ohr, als wir bewaffnet und verkleidet vor das Haunted Mug traten. 

Ein mit Lichterketten behängter Schulbus kam die Strasse herunter gefahren und spielte über Lautsprecher Heavy Metal-Weihnachtslieder ab.

‚Snowcat and the Howling Shadows Christmas Bus!‘, war via AR groß und deutlich über dem Ungetüm zu lesen.

Liam saß am Steuer. 

Als ich einstieg, traute ich meinen Augen nicht, denn auch hinten im Bus stapelten sich noch die Geschenke. Liam las meinen Blick, „Yep!“, bestätigte er, „Ist mehr, als du geplant hattest. Hat nicht alles in die beiden Gepäckfächer außen am Bus gepasst. Der Sponsor hat nämlich noch ein bisschen was drauf gepackt.“

Ich grinste nur. Dass Liam auch die zwei Fässer Hurlg für die Crimson Crush organisiert hatte, war klar. Das musste ich nicht fragen.

❄️

Die Verhandlungen mit der Gang gestalteten sich noch einfacher, als ich gedacht hatte. Man hielt uns an. Als klar war, dass wir tatsächlich die Howling Shadows waren, stimmte man der Bezahlung durch zwei Fässer bestes Hurlg zu. Nur Selfies wollte man noch mit uns machen und ein paar Autogramme haben. Finn wachte bei den Selfies mit mir, genau darüber, dass mich dabei niemand unsittlich berührte. 

Ich konnte Stolz in den Augen von Liam erkennen, als er seinen Neffen bei seiner Wacht beobachtete.

Unseren Kollegen von UC schenkte man weiter keine Beachtung, aber das hätten sie auch gar nicht anders gewollt. Ansonsten wurde schnell klar, dass jeder Howling Shadows so seine Fans hatte und einige Crimson Crush machten auch Fotos mit den neuen Ladies für Staffel 2, nur vorsichtshalber. 

Verständlicher Weise war Blue Sky an diesem Nachmittag besonders oft gefragt.

Gangboss Grinder erschien irgendwann höchstpersönlich auf dem Plan und versprach vor laufenden Kameras, dass die Crimson Crush dafür gerade stünden, dass das Heim alles behalten konnte und auch kein zusätzliches Schutzgeld dafür würden zahlen müssen.

Was dann bedeutete, dass wir niemanden darin erinnern würden müssen, dass sie ehrenwerte Metamenschen waren.

❄️

Als wir beim Kinderheim vorfuhren, stellten sich die Kids dort zunächst tot. Was vor allem daran lag, dass die Crimson Crush Begleitschutz gefahren waren.

Dass wir da waren, verbreitete sich dann wie ein Lauffeuer unter den gut 50 Kindern, von denen die meisten Orks oder Menschen in verschiedenen Altersklassen waren. 

Wir hatten einen Weihnachtsbaum mitgebracht, stellten ihn auf und schmückten ihn gemeinsam. Dann bastelten wir Geschenkanhänger und halfen dabei, sie auf für das Alter und Vorliebe des Kindes passende Geschenke zu kleben. Die Pakete waren mit einem TAG versehen und in unseren Commlinks war eine Liste hinterlegt. So wussten wir, was sich in jedem Geschenk befand. 

Später holte Tiernan Geige und Gitarre aus dem Bus und wir sangen noch Weihnachtslieder und verdrückten im Anschluss das eine oder andere Sandwiches zum Abendbrot.

Zum Schluss erzählte ich die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel und nutze einen Trideo-Illusionszauber zur Unterstützung. Ich war noch nicht so gut darin, wie mein Liebster, aber es reichte, um alle zu verzaubern.

Am Ende blieben wir länger, als wir vorgehabt hatte. Die Feier hatte uns alle glücklich gemacht. Uns und die Kinder und das unabhängig von unseren Glauben.

„Ich hoffe, die kriegen das morgen mit dem Truthahn hin!“, meinte Tiernan besorgt, als wir uns lautstark auf die Rückfahrt machten. „Nächstes Jahr planen wir besser das gemeinsame Essen mit ein.“

Ich lächelte sanft, „Das machen wir.“, versprach ich.

Katze sprang auf meinen Schoß und blickte hinaus in die nächtlichen Strassen der Smaragdstadt. ‹Die Metamenschen aus dem Waisenhaus werden Snowcat und die Howling Shadows niemals in ihrem Leben vergessen, Drachenkätzchen.›, sagte Katze leise, ‹So wird man zur Legende!›

Dem zufriedenen Gesichtsausdruck von Foggy nach zu urteilen, dachte er etwas ähnliches. Nur hatten die Legenden, die ihm in den Sinn kamen, nicht nur Ruhm und Ehre, sie waren auch ungeheuer reich.

❄️

Zurück im Haunted Mug zogen wir uns um, machten uns über das Buffet her, stießen mit Rubber Ducks berühmten Eierpunch an und dann war es endlich Zeit für die Team-interne Bescherung. Bei dem Berg von Geschenken, nahm das mehr als eine Stunde in Anspruch. 

Ich verschenkte dies Jahr natürlich wieder etwas Selbst-gemachtes und hatte mich ganz schön sputen müssen, noch rechtzeitig die drei zusätzlichen Gaben fertig zu bekommen.

Die ‚Jungs‘ bekamen je nach Stil eine Krawattennadel oder einen Pin, den man sich an den Kragen stecken konnte und einen Button für Jacke oder Tasche mit Team oder Serien-Logo. Jede Ausfertigung war individuell gestaltet und mit eine kleinen Kamera ausgestattet. Für die Mädchen hatte ich eine Taschenspiegel-Lippenstift-Kombination individuell verziert und natürlich auch die Farbe des Lippenstiftes passend zum Make-Up der Dame ausgesucht. Jeder Spiegel war ebenfalls mit einer Kamera versehen und hielt zusätzlich noch eine Wanze, die man irgendwo anbringen und einen Security-Tag, den man im Notfall aktivieren konnte.

Rubber Duck bestand darauf, den Geschenke-Reigen zu eröffnen und er begann bei mir und überreicht mir eine samtbezogenen Schatulle, auf die in goldenen Lettern ‚Tiffany‘ geprägt war. „Das ist von allen Kerlen von SatHS.“, erklärte er und wirkte ein wenig verlegen. Er hatte sogar eine Karte besorgt, auf der alle 11 unterschrieben hatten. Ich öffnete das Kästchen und zog erfreut scharf die Luft ein. In der Schatulle befanden sich eine Weißgold-Kette mit einem Diamant-Anhänger in Form eines kleinen Sterns [BILD] und dazu ein Paar passende Ohrringe [BILD], nebst wundervollem Armband [BILD]. Das Set war sicher mehrere zehntausend NuYen wert, doch vor allem war es unglaublich schön und glitzerte, wie ein Sternenhimmel.

‹Zuwachs für deinen Hort, Drachenkätzchen, chic.›, kommentierte Katze.

Selbstverständlich hatten sich alle dafür einen Kuss und eine Umarmung verdient. 

Ansonsten hatte Rubber Duck zusammen mit Bloody Guts für die Mädchen von SatHS und UC Dessous besorgt und damit wieder einmal seinen guten Geschmack bewiesen. Für die Jungs gab es nur Boxershorts, aber die Päckchen bargen zudem noch zwei Tickets für Sportevents, wenn möglich zu einem Spiel, dessen Team man beim Speed-Dating genannt hatte

Hach und das war erst der Anfang. Es gab noch so viel mehr. 

Mr.Tea hatte für alle mit denen er auf der Metaebene [siehe Episode 9/16] gewesen war, ein Filmplakat im Comic-Stil anfertigen lassen, auf dem unsere Metaebenen-Teenager-ich’s zu sehen waren. Für alle anderen gab es wertvollen Tee.

Eden hatte für jeden einen passend verzierten Cupcake in einer schönen Schachtel. Mein Cupcake war mit Schneeflocken und Glitzer verziert und eigentlich zu schön, um gegessen zu werden.

Bubbles hielt es praktisch und hatte für jeden 100 Schuss Munition mit Insektengift gefertigt.

Fang überreichte jedem von SatHS ein kleines Kästchen. Darin befand sich ein Ring aus Stahl mit den Pfotenabdrücken eines Wolfes [BILD]. Der Ring war innen graviert und dort war zu lesen, ‚Willkommen in meinem Rudel!‘

Moxi hatte für jede Dame ein paar schöne High Heels besorgt. Für die Jungs hatte sie nichts, grinste aber frech und meinte, „Was wollt ihr denn, ihr habt doch jetzt was zum Gucken.“

Mash überreichte jedem einen Anstecker mit einem Äskulap-Stab, bei dem es sich um eine Preparation mit einem Heilzauber handelte.

Columbo verteilte Sets mit Tatortschutzkleidung, damit wir zukünftig nicht mehr die Tatorte kontaminierten.’

Von Red Velvet erhielt jeder ein kleines Blumengesteck, womit sie bewies, dass Ikebana wirklich ihr Hobby war.

Und so ging es weiter und weiter. Am Ende hatte jeder einen ganzen Stapel Geschenke bei sich liegen.

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[Song 11: Billy Idol - Jingle Bella Rock3] Es war schon weit nach Mitternacht, als Liam uns nach draußen bat. Die Strassenbeleuchtung war ausgeschaltet. 

„Bereit?“, fragte Liam.

„Ja, bitte nun mach schon.“, drängelte ich. Denn ich ahnte an den Silhouetten bereits, was dort auf der Strasse stand. 

Liam drückte einen Knopf und sage und schreibe 19 Harley Davidson Motorräder erwachten zum Leben und blinkten mit den Scheinwerfern. Liam grinste, „Bezahlt vom Sponsor, aber Bubbles und ich haben ein bisschen am Design geschraubt. Das Model heißt Nightmare und kommt offiziell erst in ein paar Monaten auf den Markt. In diesem Augenblick müssten die entsprechenden Codes auf euren Commlinks einschlagen.“

Was dann auch wirklich geschah, meine Maschine stand ganz vorne.

„Dann sattelt mal auf.“, verlangte Liam, „Foggy muss nämlich ein Beweisfoto von euch machen.“ 

Als ich mich der Maschine näherte, erwachte sie via AR zum Leben. Zunächst war alles in dunkelgrün gehalten und der Text war auf Gälisch. Den Trick kannte ich von Liam schon, denn das war bei jedem von ihm überarbeitetem Fahrzeug so. «Ihr müsst in dem mittleren Display euren Code per Hand eingeben.», gab ich via Teamkanal weiter, nachdem ich mir der verwirrten Gesichter meiner Kollegen bewusst geworden war.

Es war, wie ich vermutet hatte, denn kaum hatte ich die siebenstellige Zahl eingegeben, änderte sich das Design und mein Display wurde strahlend weiß mit eisblauen Akzenten. Das individuelle Design galt nicht nur für das Display, via AR konnte ich es schneien lassen, das Motorrad besaß wieder einen Duftausstoß, der Lack der Maschine war ebenfalls weiß und wirkte am Heck eisblau gefroren. Meine Sitze waren ja bereits die gesamte Zeit über aus weißem Leder gewesen.

Jede Maschine war anders designt und hatte ihre eigenen Features.

So konnte Foggys Maschine Nebel verströmen oder die von Mash war einheitlich weiß, mit einem roten Kreuz darauf.

Wir alle stiegen auf und ließen uns von Foggy fotografieren.

Sparky und Arcade sahen ein kleines bisschen traurig aus, wie sie da am Rand standen. Jedenfalls bis Bubbles zu ihnen kam, „Ich mag eh nicht alleine Motorrad fahren.“, erklärte sie, „Ich steig bei Finn auf und meine ist für euch.“ Und kaum dass sie das gesagt hatte, sprang Bubbles Maschine von Pink auf Orange und dann auf Grün, auf wieder auf Orange und auf Grün…

Klar, dass ich gleich eine Probefahrt machen wollte. Ich ließ den Motor aufröhren und gab Gas. Es dauerte nicht lange, da hatten zumindest Rubber Duck und Eden zu mir aufgeschlossen. Der Rest von uns ließ es etwas langsamer angehen.

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🎬SatHS S1/B2, Endszene🎬

Ton: Song - Jingle Bell Rock, Künstler - Billy Idol, von 2005, Dauer 2 Minuten und 5 Sekunden;

Bild: 

1. Crew und Cast von SatHS packen Geschenke aus. Zusammenschnitt der High Lights aus 1 Std, 37 Min. und 28 Sek. Material. Dauer: 1 min 47 Sekunden.

2. Crew und Cast von SatHS fahren auf ihren neuen, individuellen Harley Davidson Nightmare eine Strasse am Pudget entlang und auf die Kamera zu. Im Hintergrund ist die Needle zu sehen. Dauer 15 Sekunden.

Das Bild wird Schwarz. Ein glitzernder Schriftzug erscheint: 

Happy Holidays and A Happy New Year wünschen Crew, Cast und Team von SatHS.

Ich küsste Rubber Duck auf die Wange, und blieb ihm so nah, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Sein Puls beschleunigte sich, als er meinen Atem auf seiner Haut spürte, „Ich finde deine Idee, alle zu einer gemeinsamen Zeit über die Feiertage ins Bootshaus einzuladen, ganz hervorragend. Das stärkt die Gemeinschaft.“ hauchte ich.

Rubber Duck lächelte niedlich, „Ähm, ja und Spaß macht es hoffentlich auch.“

Ich grinste, „Mit Sicherheit.“ Dann begab ich mich zu Harlequin, er legte seinen Arm und wir gingen gemeinsam zum O’Niall Clan rüber. 

Finn lud gerade Koffer über Koffer in das SUV. Was wohl in meinen Koffern war? Moxi hatte sie gepackt. Irgendwie hatte sie es seit dem vergangenen Jahr geschafft, Liam dazu zu bewegen, ihr unser Reiseziel zu verraten. Von uns anderen wusste das keiner. 

An vielen Orten der Welt, erhielten nur ausgewählte Mitglieder des O’Niall Clans zu einer ganz bestimmten Zeit einen Code, mit dem sie eine Nachricht entschlüsseln konnten, die die Ziel-Koordinaten für das diesjährige Clans-Treffen preisgab.

Ich drehte mich noch einmal um und winkte meinem Team, „Bis nächstes Jahr.“, rief ich.

„Ja und euch gute Reise.“, rief Fang zurück.

Rubber Duck fügte hinzu, „Viel Spaß beim Surfen oder Skifahren oder was auch immer. Shark Finn, pass gut auf unsere Prinzessin auf.“

Foggy hob die Hand, „Oh ja, ich bitte darum.“

Finn nickte, „Klar!“

Ich hörte noch, wie Mr.Tea sagte, „Keine Sorge Foggy, Liam ist auch ein guter Arzt und soweit ich weiß, versteht Harlequin etwas von Heilmagie.“

Ich grinste zufrieden in mich hinein.

‹Weißt du noch Katze, als wir beide die einzigen waren, die auf mich aufgepasst haben?›

‹Natürlich erinnere ich mich, Drachenkätzchen.›

Ich stieg in den Wagen und kuschelte mich an Harlequin. Katze sprang auf meinen Schoß.

‹So ist es doch viel, viel schöner, Katze.›

‹Ich gebe gerne zu, dass eine bestimmte Art von Rudel, auch seine Vorteile hat, Drachenkätzchen.›

Ende der 2. Bonusepisode.

Damit endet der Zyklus der 1.Staffel.

Wir hoffen, Du hältst Snowcat und den Howling Shadows bis zum Start der 2.Staffel die Treue.

Für Inhaber ab einem Platin-Abo, wird es noch vor dem Start von Staffel 2 exklusives Bonusmaterial geben. Ein genauer Zeitpunkt für die Veröffentlichung steht noch nicht fest. Schau also immer mal wieder im HQ [LINK] vorbei, damit Du nichts verpasst.

Du möchtest die aktuelle Bonus-Episode kommentieren? - Das kannst Du [HIER] tun.

Du hast Fragen an das Team oder an die Macher von SatHS? - Deine Fragen kannst Du uns [HIER] stellen.

Fussnoten:

0. Bei den Episoden handelt es sich um in Geschichten umgewandeltes Pen & Paper RPG. Durch die Umstellung von SR4A auf SR5 und zusätzlichen Regelerweiterungen, kann es in den Geschichten zu Unbeständigkeit oder Widersprüchen zu früheren Episoden kommen. So beherrscht zum Beispiel ein Charakter eine Fähigkeit nicht mehr, die er vorher konnte oder das Wirken einer Kraft hat andere Auswirkungen als zuvor. Für den Charakter ist es aber so, als wäre es immer schon so wie nach den neuen Regeln gewesen. Wir spielen die aktuelle Kampagne im ‚cineastischen’ Stil, das heißt, eine tolle Szene zu haben, steht über der hundertprozentigen Regeltreue. 

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Episode wurde am 17.02. und 03.03.17 erspielt. Alle derzeit aktiven Spieler waren an beiden Abenden anwesend. Nachträglich wurden Parts aus dem Dear Diary Teil per Whats App abgesprochen. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL, können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere ohne weitere Erklärung auftauchen oder verschwinden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logistische Entscheidung sein. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Der Spotlight soll auf Charakteren stehen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere findest du hier [LINK].

Eine Übersicht von Cast und Crew von SatHS findest Du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem kompletten SatHS Soundtrack findest du hier. [LINK].

4.Die Truppe mit der Captain America (Marvel) im zweiten Weltkrieg gegen Hydra ins Feld zieht, heißt „Captain America and the Howling Commandos". Daran angelehnt, entstammt die Titelidee eigentlich. Abgesehen davon, ist „Howling Shadows“ der Titel des aktuellen Shadowrun® -Critter Quellenbuchs von Catalyst. Wir fanden die Doppeldeutigkeit gerade bei der Zusammensetzung des Teams passend. 

5. Eine Übersicht des Steampunk- Journals findest Du hier [LINK].

6. Bei den Dear Diary-Texten handelt es sich um ganz private Texte, persönliche Erlebnisse und intime Gedanken von Snowcat, die nirgends nachzulesen oder zu sehen sind. Es sei denn, du findest den Platz unter den Dielen, wo Snowcat das Tagebuch versteckt hat und wagst es, darin zu lesen. :)

7. Der Song wurde vom Spieler des Speed-Dating-Kandidaten ausgesucht.

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei Allen, die an der Entwicklung und Verarbeitung der Shadowrun®-Produkte mitgewirkt haben. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich!







*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*