Tales of Snowcat 19: Networking (S3/E17)

TALES OF SNOWCAT (19)

PERIOD6: Magician

ERA6: Light Baroque

AGENDA12: Boston Lockdown

DATE1:  08/15 - 08/23/2076

BROADCAST6: Unter „SatHS in Danger“ wird Material als Dokumentation der Situation in Boston gedreht. Da es viel Material gibt und eine hohe Nachfrage besteht, werden die Abstände zwischen zwei Episoden immer wieder angepasst. Episode S3/E17 wird ab 09/26/2076, also nur einen Tag nach Episode 16, als Stream zu Verfügung gestellt.

ATTENTION: Einige Namen, Konzernlogos und Gesichter wurden aus Sicherheitsgründen unkenntlich gemacht. 

PRODUCTION: Spinrad Media

APPEARANCE2 : AveRage, Doc, Eden, Fang, Fierce, Foggy, Liam16, Mash, Mr. Tea, Shark Finn, Sinister, Snowcat, Tiernan;

SPECIAL APPEARANCE2;7: Phoenix13, Dana15, Kariwase17, Dave, Sionn16, Tango, Five by Five17 (Fuego, Mississippi, Rock, Sirrus, Stalker); 

SPOILER ALERT: Die Episode enthält massive Spoiler auf „Boston Lockdown“ von Catalyst Game Labs.

WARNING: Diese Trideoserie ist für Zuschauer unter 17 Jahren nicht geeignet. Sexualität, Gewalt, Magie, Tod, Kraftausdrücke und Drogenkonsum können vorkommen. Mitglieder der Howling Shadows sind in Waffen- und Magiegebrauch ausgebildet und sind sich der tödlichen Gefahr bewusst, mit der sie es während des Drehs zu tun haben. Zuschauer werden gebeten, diese Dinge nicht nachzumachen, es sei denn, es wird in einem Nachspannclip ausdrücklich erlaubt. Ferner ist absolut davon abzuraten, sich auf eigene Faust mit den gezeigten oder ähnlichen magischen Gefahren, Geistern und/oder Crittern anzulegen.

WAS BISHER GESCHAH:

Snowcat erfährt aus Matrixquellen frühzeitig von den Ereignissen in Boston. Als klar ist, dass der gesamte Sprawl wegen einer mysteriösen Krankheit, offiziell eine Version von Enzephalitis, abgeriegelt wird, beschließt Snowcat, nach Boston zu gehen, um nach Tango und Dave, zwei eingeschlossenen Freunden, zu sehen. Snowcat ruft das Team zusammen.

Alle UCler erklären sich sofort bereit, sich an der Mission zu beteiligen. Ein Teil bezieht in einem Lager außerhalb des Lockdown Stellung. Die Gruppe um Snowcat lässt sich nicht mal eine Woche nach dem Ereignis in Boston abwerfen. (Tag 1) Sie kapern Versorgungsdrohnen für ihre Reise in den abgeriegelten Sprawl. In Boston angekommen haben die Howling Shadows gleich den ersten Kontakt mit Shamblern, der wahren Bedrohung, die die Ursache für den Lockdown ist. Man kehrt schließlich bei Tango, dem Fechtlehrer von Snowcat, ein und baut dort das Basislager auf. Die Runner kommen schnell zu dem Schluss, dass es sich bei der ausgebrochenen Krankheit um eine veränderte Form von CFD handelt. Außerdem vermutet man, dass Experimente und Forschung von NeoNET sowie der Große Drache Celedyr und Cerberus für den Ausbruch verantwortlich sind. Das Team möchte unbedingt herausbekommen, was es mit all dem auf sich hat.

Innerhalb der nächsten Tage retten Snowcat und die Howling Shadows Dave (Tag 2) und den Hub-Blogger14 (Tag 4), letzteren aus der HCZ. Außerdem befestigen sie ihr Lager und bauen es aus.

Ein gewisser DJ, ein Elf und vornehmlich Detective bei Knight Errant, erfährt von diesem Einsatz in der HCZ. Er nimmt Kontakt zu Snowcat (Tag 5) auf und beauftragt sie, in die schlimmste Zone von Boston, die MCZ, zu gehen. Dort sollen die Runner neun Metamenschen rausholen. Bei dieser Mission wird den Runnern bewusst, wie viele Shambler und Rager es offenbar geben muss.

Kurz nach diesem Run meldet sich Zoh Rothberg, die Sprecherin des großen Drachen Celedyr, bei Snowcat. Sie hat gehört, dass unter dieser Nummer fähige Runner verfügbar sein sollen. Zoh beauftragt Snowcat, in das magische Labor Nummer 15 einzudringen und dort die Situation zu dokumentieren (Tag 7). Auf dem Weg zum Labor rettet man - quasi im Vorbeigehen - Max14 und Caroline. Auch dieser Job gelingt. Allerdings bringt er gleich zwei unschöne Erkenntnisse mit sich: Die Shambler können regenerieren, und AveRage ist schon seit längerem mit CFD infiziert. Er infizierte sich bereits, als er vor Jahren in einem NeoNET-Labor in Albuquerque gefangen gehalten wurde.

Da Tangos Studio nun schon 19 Metamenschen beherbergt, beschließt man, Wohnmobile zu besorgen, um mehr Schlafplätze, WCs und Betten zur Verfügung zu haben (Tag 9). Auch diese Mission wird erfolgreich abgeschlossen, verläuft aber ohne die Führung von Snowcat, Liam oder Doc chaotisch.

Eines schönen Morgens wird Eden auf ihrem Wachposten auf dem Dach via Matrix angegriffen, weitere Commlinks spielen verrückt (Tag 17). Als man den Angreifer stellt, entpuppt er sich als Sionn, ein Elf aus dem O’Niall-Clan, der ebenfalls in Boston gestrandet ist. Sionn bleibt. Als O’Niall genießt er einen Vertrauensbonus. Es ist klar, dass er zukünftig mit auf Missionen gehen wird.

Während der nächsten Mission möchte Snowcat herausbekommen, was es mit dem Technomancer in der MCZ auf sich hat, der offenbar eine Armee aus Shamblern kontrollieren kann (Tag 19). Man findet heraus, dass er von einem anderem Stamm von CFD infiziert ist und dass es sich bei ihm um einen „Manipulator“ handelt. Vor dem Durchgang in die Zone trifft man auf die Reporterin Alba Garcia Ruiz, die man später ebenso mit in Tangos Studio nimmt wie die überraschend aus dem Haus befreite Hexe Dana Flynn, Edens Freundin aus Kindertagen. Für die sechs weiteren geretteten Metamenschen erhält Snowcat sechs Paar Schuhe, da DJ inzwischen bereit ist, für jeden aus der Zone Befreiten ein Paar Schuhe zu bezahlen und die Personen danach unterzubringen.

Um das Leben in Boston für die Gruppe angenehmer und sicherer zu gestalten, und damit man nicht immer zu Fuß unterwegs sein muss, beschließt man, zwei Limousinen zu organisieren (Tag 21). Auf dem Weg zum Zielort bemerkt AveRage, dass seine Schuhe ihm Probleme bereiten. Neue Schuhe werden in einer Mall besorgt. Währenddessen trennt Columbo sich von der Gruppe, wird von einem Shambler angegriffen und stirbt, noch bevor die anderen zu seiner Hilfe eilen können. Die Mission wird dennoch fortgesetzt. Man verbrennt Columbo auf einem Baseballfeld und nimmt seine Asche in einer Ares-Munitionskiste mit. Der Zielort erweist sich als ehemalige Knight-Errant-Polizeiwache, die inzwischen von Wolverine Security betrieben wird. Im Host finden sich Informationen, dass dies nicht die ganze Wahrheit ist. Siebzehn menschliche Wachmänner halten achtzehn Personen anderer Rassen gefangen, vergewaltigen die Frauen und zeichnen das auf. Das Team ändert den ursprünglichen Plan und arbeitet an der Befreiung der Gefangenen. Am frühen Abend tauchen Mitglieder der Knights of the Red Branch auf. Spontan beschließt die kleine Gruppe Howling Shadows, sofort zuzuschlagen. Während der Aktion setzt man den Anführer der Red Branch und dessen Bodyguard fest, befreit die Gefangenen und entkommt mit den Limousinen. Sieben Gefangene haben keinen Ort, an den sie gehen können, darum nimmt man sie in Tangos Studio mit.

Nach der Rückkehr ins Studio halten die Howling Shadows und ihre neuen Gäste eine irische Wake für Columbo ab. Da das Haus langsam zu voll wird, plant man einen Umzug. Alba schlägt das Gelände der Clairmont Academy, Boston Elite vor. Eine Privatschule mit Internat, auf der Alba selbst gewesen ist. Da sich das große Gelände bestens eignet, startet der Umzug nach einem Balladenabend. Gut zwei Wochen später werden die Einzugsarbeiten durch einen Anruf von einem aztlanischen Johnson namens Sandellero unterbrochen, der einen Auftrag für die Runner hat. Sie sollen eine Datei in einen Host in der MCZ spielen. Die Adresse entpuppt sich als Back-Up-Station einer Knight-Errant-Polizeiwache, in der Shambler lernen, sich wie Metamenschen zu benehmen. Das Team spielt die Daten - eine Namensliste von Teilnehmern verschiedener Projekte, die letztendlich alle zum Ereignis des Boston-Lockdowns führten - trotzdem auf, verändert die Liste jedoch leicht. Auf dem Weg zum Grenzzaun bemerken die Runner eine Sprachnachricht, die in den Äther geblasen wird. Erneut wird ein Team für die MCZ gesucht. Zunächst informiert Snowcat sowohl Sergeant McNamara als auch DJ über die bedrohlichen Neuigkeiten über die Shambler. Zurück in der Academy probiert Snowcat noch vor dem Debriefing die Nummer des unbekannten Auftraggebers aus. Penelope Anne Xavier wirkt freundlich und ungeübt, als sie die Runnern damit beauftragt, einige Universitätsrechner, die in der MCZ stehen, wieder anzuschalten und ans Grid anzuschließen, damit ihre sechsköpfige Projektgruppe die Daten retten kann. Erst beim anschließenden Debriefing und gleichzeitiger Auftragsbesprechung wird den Runnern dank Eden klar, dass es sich bei dieser Auftraggeberin um die berüchtigte Technomancerin Pax handelt.

Nach einem Kriegsrat zieht noch in der selben Nacht ein kleines Team los, um die Server zu sprengen, damit die weiteren Pläne von Pax nicht umgesetzt werden können (Tag 36). An einem der Server entdeckt die Gruppe wieder eine FlySpy-Drohne. Als man sich nach erfolgreicher Verdrahtung der einzelnen Parts auf den Rückweg macht, entdeckt man einen einzelnen Shambler, der immer wieder "Hallo" ruft. Snowcat, weiterhin verschleiert, sprich über ihren Geist mit dem Shambler. Als der Geist antwortet, kehrt Intelligenz in den Shambler ein. Cereus steuert den Shambler. Er hat einen Auftrag für das Team. Er braucht saubere Naniten-Flüssigkeit und die Blutprobe eines funktionierenden mit Boston-CFD-Infizierten, um sich einen angemessenen Shambler zu erschaffen. Snowcat verspricht, zu überprüfen, ob sie den Job erledigen können. Sie sagt aber nur zu, da sie nicht sicher ist, ob man den Kontakt zu Cereus irgendwann mal gebrauchen kann, und sei es auch nur, um ihn zu fangen.

Beim nächsten Team-Meeting besprechen die Howling Shadows, was die vergangenen Ereignisse bedeuten und was zu tun ist, um das Gelände der Academy sicherer zu machen. Die angestrebten Arbeiten müssen noch warten, da DJ einen neuen Auftrag für das Team hat. Die B-Station, in der die Shambler unauffälliges Verhalten ausbilden, soll ohne zivile Verluste dem Erdboden gleich gemacht werden. Bevor man wieder arbeitet, bekommt das Gelände der Academy einen neuen Namen und wird feierlich in Snow Haven umbenannt (Tag 35). Außerdem wird Fierce zu Snowcats erster Walküre ernannt. Nach einigen Vorbereitungen erledigen die O’Nialls den Job von DJ (Tag 38), wobei man Metamenschen befreit, von denen einige in Snow Haven einziehen. Am nächsten Tag nimmt man endlich Kontakt zu den Metamenschen des Community Centers auf, in dem man Wochen zuvor Dave fand. Alle 120 Personen dort dürfen mitsamt ihrem Equipment nach Snow Haven umziehen. Nachdem die meisten Umbauarbeiten an dem ehemaligen Schulgelände abgeschlossen sind, wird es Zeit, Kontakte zu knüpfen, um die Versorgung auch während eines längeren Aufenthaltes in Boston zu gewährleisten. Am Abend begibt man sich in die Innenstadt, um das Avalon aufzusuchen (Tag 45). Das Team bekommt von Smedley Pembrenton III. den Auftrag, etwas zu einem gewissen Dr. Brain in die MCZ zu bringen. Die Güter gibt es im Beaded Shamrock, einem Pub, in dem sich Mitglieder der O’Riley-Mafiafamilie treffen. Shane O’Connor hat gleich einen weiteren Job für die Howling Shadows: Sie sollen eine Gang aus einem Depot vertreiben. Da es sich laut Sionn um eine dissonante Gang handelt, nimmt man den Job sofort an. Shane bittet Snowcat, nicht mit in die MCZ zu gehen. Snowcat willigt ein, während der Runs im Pub zu warten. Als man mit beinahe allen Howling Shadows in den Pub zurückkehrt, ist Kyle O’Farell, der Consiglieri der O’Rileys und ein alter Bekannter von Snowcat, anwesend. Er hat eine Einladung zum Essen beim Don für Snowcat dabei. Früh am Morgen des nächsten Tages kehren Snowcat und alle Howling Shadows lebend nach Snow Haven zurück. Alba geht in dieser Nacht auf ihren ersten richtigen Run und muss das Erlebte im Anschluss verarbeiten. Zudem hat Snow Haven nun vier weitere Bewohnerinnen, Studenten, die man aus dem Simmons College aufgenommen hat.

In den frühen Morgenstunden des Tages findet ein Debriefing mit den O’Nialls und Doc statt. Snowcat beschließt, Dr. Brain und Dr. Volt aus der MCZ auf eigene Kosten zu unterstützen. Nachdem man sich ausgeruht hat, findet am Abend eine Party statt, auf der das Leben an sich und Albas erster Kampfeinsatz gefeiert werden. Nach dem Musizieren gibt es plötzlich Applaus. Der Geist Squire Asher Benjamin Clay stellt sich vor. Er lebt schon lange in der Academy. Snowcat macht mit ihm einen Handel und erhält ein Spirit Mark. In einem Gespräch über die genauen Modalitäten der Abmachung kommt zufällig ein Geheimnis ans Licht. In der Academy gibt es eine unterirdische Anlage, in der noch Sicherheitsleute wohnen. Die Howling Shadows befreien die Sublevel und beanspruchen sie ab nun für sich. Man bekommt heraus, dass die Schüler der Academy auf Technomancer-Potenzial untersucht worden sind. Am Vormittag des folgenden Tages (Tag 47), führt Snowcat im Zen-Garten ein Gespräch mit Alba. 

Tiernan und Sionn organisieren zwei Food-Trucks, am Abend findet daraufhin eine Pool-Party mit allen Bewohnern von Snow-Haven statt (Tag 48). Liam findet heraus, dass Technomancer aus der Anlage unter Snow Haven in eine NeoNET-Anlage in Blue Hills gebracht worden. Das Team will die Technomancer befreien. Die Anlage und der Weg dorthin werden ausgescoutet. Der Hinweg führt durch die Rox, wo Snowcat Kontakt zu den Ancients sucht, um Drogen von ihnen zu kaufen. Als Bezahlung wollen die Ancients ein Meeting zwischen Lucky Liam und Don O’Riley. Snowcat sagt zu, für das Treffen zu sorgen. Vor der Blue-Hills-Facility entdeckt man zwei Raben, die magische mit jemandem verbunden sind. Die Spur führt zu einem Mann mit dem Namen Kariwase, der dank Grid-Guide mit seinen Tieren im jenem Wald gestrandet ist. Man freundet sich an und nimmt Kariwase und seine tierische Crew mit nach Snow Haven (Tag 51). 

Die Howling Shadows erkunden das Gelände der Blue Hills Facility so weit wie möglich im Voraus. Nachdem Brutus, der Familiar von Dana, die Technomancer auf dem Gelände lokalisiert hat, starten sie die Befreiung (Tag 54). Snowcat nimmt diesmal nur aus der Entfernung an der Aktion teil, ist aber durch Mindnet via ritueller Hexerei mit allen verbunden. Sie dirigiert das große Team quasi mit ihrem Geist. Mit viel Gestaltwandlungsmagie gelingt es, die Technomancer und eine mit ihnen befreundete Wissenschaftlerin zu befreien. Sionn und Sinister gehen in das automatisierte Lager, um saubere Nanitenflüssigkeit zu besorgen. Als Sionn wertvolle Commlinks und ein Fairlight Paladin Cyberdeck entdeckt, lässt er drei Pakete zu Sinister liefern und trägt Liams Firma, beziehungsweise Alba, als Besitzer ein. Das Zweierteam wird während dieser Arbeit entdeckt und löst Alarm aus. Snowcat lässt die fest eingeplante Ablenkung starten. Man kann mit der Beute entkommen. Die Ablenkung hat Shambler angelockt, die das Außenteam zu überrennen drohen. Im Nahkampf bekommen sowohl Fang als auch Fierce Shamblerblut ab. Bei Fierce ist die Blutmenge erheblich größer. Zurück in Snow Haven diagnostiziert Teamarzt Mash bei Fierce eine Infektion mit Boston-CFD. 

Um kein Shambler werden zu müssen, bittet Fierce Mash, sie stattdessen mit HMHVV zu infizieren. Sie hat die Hoffnung, dass der Virus schneller als die Naniten ist. Nach einigem Überlegen willigt Mash ein. Der Plan funktioniert, Fierce wird infiziert und fällt ins Koma. Liam besteht darauf, dass Fang nun eine Lebensschuld für Fierce leisten muss, die er in Form von vorzugsweise alkoholisiertem Blut ableisten kann. Es ist klar, dass Fierce Essenz und Blut brauchen wird, wenn sie wieder aufwacht. Essenz-Nahrung soll besorgt werden. Man weiht die unwissenden Alba, Dana, Dave und Tango in das Vampir-Geheimnis ein, nachdem sie eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben haben. Danach kommt es zu einem Disput mit Dana bezüglich der Opferwahl. Schließlich einigt man sich auf die Sicherheitsmänner in der Wolverine-Station, in der man vor einem Monat die Limousinen stahl und Metamenschen befreite. Dana besteht darauf, dass die Metamenschen die Wahl haben sollen, freiwillig Essenz abzugeben oder zu sterben. Ein kleines Team zieht los. Bei der Station stellt man fest, dass sie dort weiter Metamenschen gefangen halten, missbrauchen und foltern und dann weitergeben. Mit aller Macht nimmt das Team die Station ein, befreit die Metamenschen und nimmt die Gardisten sowie die Flaming Swords, die zu Abholung kommen, gefangen (Tag 55).

Gleich am nächsten Tag feiert man die Genesung von Fierce. Nebenbei beschließt man auf der Party, dass es für Alba Zeit ist, sich einen Runnernamen zuzulegen (Tag 56). Man organisiert Tattoo-Equipment und künstliches Haar - und Alba wird zu Phoenix, was man mit einer erneuten Party feiert (Tag 57). Am Abend darauf gehen Phoenix, Vampire Fierce, Eden und Mash in den Club „Black Death“. Hier soll eine Spur für den White Rabbit gelegt und nach neuen Talenten für Snow Haven gesucht werden. Unter der Beobachtung durch Snowcat und einige andere auf einem Dach in der Nähe, verhält sich das kleine Team absichtlich auffällig. Außerdem rekrutiert man in dieser Nacht eine Gruppe aus fünf magisch aktiven jungen Männern, die sich Five-by-Five nennen (Tag 58). 

Die nächsten Tage verbringen Snowcat und die Howling Shadows damit, das von Chain als Bezahlung verlangte Treffen zwischen Don O’Riley und Lucky Liam von den Ancients zu arrangieren. Ein brisanter Fakt: Besagter Lucky Liam führt eine On-Off-Beziehung mit der ältesten Tochter des Dons. Snowcat trifft sich mit dem Don, fährt zu den Ancients (Tag 60) und muss am nächsten Tag wiederkommen, wo sie Chain eine Lektion erteilt. Beim ersten Treffen mit Lucky Liam ist dieser freundlich und fordernd (Tag 61). Nach einigem Hin und Her kommt das Treffen der beiden Alphamänner schließlich im Avalon zustande. Die beiden Elfen können sich - dank Snowcats Einfluss - letztendlich einigen (Tag 66).

Anmerkungen: 

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Episode wurde am 07.09., 14.09. und 28.09. erspielt. Neben mir und dem GM, waren am 1. Termin der Spieler von Eden & Mr. Tea und der Spieler M. als Gast, der Kariwase führte, anwesend. Am 2. Termin waren die Spieler von Fang & Sinister und AveRage & Dana anwesend. Am 3. Spielabend waren die Spieler von Fang/Sinister und die Spielerin von Phoenix anwesend. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL, können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere ohne weitere Erklärung auftauchen oder verschwinden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logistische Entscheidung sein. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Der Spotlight soll auf Charakteren stehen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere und Marks findest du hier [LINK].

Eine Übersicht von Cast und Crew von SatHS findest Du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem kompletten SatHS Soundtrack findest du hier [LINK]. Eine YouTube Playlist zur aktuellen Season findest du hier [LINK].

4.Die Truppe mit der Captain America (Marvel) im zweiten Weltkrieg gegen Hydra ins Feld zieht, heißt „Captain America and the Howling Commandos". Daran angelehnt, entstammt die Titelidee eigentlich. Abgesehen davon, ist „Howling Shadows“ der Titel des aktuellen Shadowrun® -Critter Quellenbuchs von Catalyst. Wir fanden die Doppeldeutigkeit gerade bei der Zusammensetzung des Teams passend. 

5. Eine Übersicht des Steampunk- Journals findest Du hier [LINK].

6. In den ‚Tales of Snowcat’ erzählt Snowcat einem imaginären, nicht näher definierten Zuhörer die Ereignisse aus ihrer ganz persönlichen Sicht. Seit dem Weggang von Katze führt Snowcat auch Tagebuch. Was ihr zunehmend wichtiger wird, da ihr die Dialoge mit Katze fehlen. Man kann ToS demnach auch als Tagebuchauszug betrachten. ‚Period‘ beschreibt dabei den Lebensabschnitt auf dem sich Snowcat befindet. ‚Era' beschreibt das Farbthema, unter das Snowcat in dieser Zeit den Inhalt ihres Kleiderschranks gestellt hat. ‚Broadcast‘ fasst zusammen, was von dem per Drohne gedrehten Material dem Trideo-Zuschauer der Serie Snowcat and the Howling Shadows zur Verfügung gestellt wird und wann es gestreamt wird.

7. Einige der Namen, die in der Geschichte auftauchen, sind auch in der offiziellen Shadowrun-Welt ein Begriff. Ähnlichkeiten sind beabsichtig. Allerdings kann das hier dargestellte Bild auch deutlich von dem Bild im SR-Kanon abweichen, da es unserer Spielwelt angepasst wurde.

8. KE, kurz für Knight Errant, ein Sicherheitskonzern und Tochter von Ares Marcotechnologies.

9. Teilweise stehen Dialoge in diesen « » Textzeichen. Die gesprochenen Worte werden dann vornehmlich via Teamnetzwerk oder Commlink verbreitet und sind für Wesen, die keine Mitglieder im Teamnetzwerk sind, nicht oder nur schwer zu hören. Ferner stehen in < > schriftliche Nachrichten und in ‹ › stehen Dialoge via Geistesverbindung, wie zum Beispiel die mit einem Geist unter Kontrolle, Gespräche via Mindnet oder Dragonspeech. Wird zusätzlich eine andere Schriftart verwendet, handelt es sich um unausgesprochene Gedanken oder extra-persönliche Anmerkungen von Snowcat.

10. „AveRage“ hat seine Drohnen-Kamera-Einheiten, die je aus drei CU^3 bestehen, nach berühmten Kameramännern benannt.

11. Snowcat sieht die Geister, die einen Element zugeordnet sind als klassische Elementarwesen:  Luftgeister sind Sylphen, Erdgeister Gnome (früher Brownies), Feuergeister Salamander und Wassergeister sind Undinen. Jeder Geist, den sie beschwört, hat für sie zudem einen eigenen Namen. Guidance Spirits sieht Snowcat als weise Paten, die sie mit Godfather und Godmother betitelt. Guardian Spirits sind für sie Warden, also Krieger verschiedenen metamenschlichen Rassen. Die Warden tragen als Hommage an meine Lieblingsbuchsreihe den ‚Dresden Files‘ von Jim Butcher, die Namen von den Warden des White Council. Spirits of Man sind für sie Leprechauns (Kobolde) und Task Spirits sind Brownies. Beast Spirits bekommen den Titel Master und Plant Spirits den Titel Mother (z.B. Master Wolf oder Mother Oak). 

12. Schlagwort(e), Überschrift(en) unter denen die Episode steht.

13. Phoenix wird von der Spielerin T. geführt. Sie ist neu in der Gruppe und ein RPG-Frischling. Phoenix stieß als Reporterin Alba zum Team. 

14. NPC, der in Boston gerettet wurde und für den Verlauf der Geschichte keine wichtige Rolle spielt. Max und Caroline sind eine Hommage an die Serie: Two Broke Girls.

15. Nach dem Tod von Columbo übernimmt Spieler I. die Charakterführung von Dana, die ursprünglich als NPC gedacht war.

16. Die Gesichter von Liam und Sionn sind in der Trideoserie nicht zu erkennen. Beide tragen stets Halsbänder, die dafür sorgen, dass Kameras ihre Gesichter nur verpixelt aufnehmen. Liam wird in der Serie als Sapper geführt, Sionn als Anarchy. Wir gehen in den SatHS-Texten im CatPoint nicht auf die veränderten Namen ein, um nicht alles zu verkomplizieren.

17. Bei dem Charakter handelt es sich um einen Runner, den die Howling Shadows in Boston getroffen und mit nach Snow Haven genommen haben. Diese Charaktere werden vom GM oder von einem anwesenden Spieler geführt. Je nachdem, wer gerade Zeit zum Würfeln hat oder einen solchen Charakter ausprobieren mag.

Weitere Begriffserklärungen findest Du [LINK].

POSTED BY SNOWCAT

[Song 1: Bangles - Manic Monday3] Das Frühstücksmeeting fand meist im ehemaligen Lehrerzimmer statt. So auch heute. 

Der große Tisch war mit Bergen von Essen gefüllt. Auf der Stühlen saß eine erkleckliche Ansammlung von Metamenschen beisammen. Einzigartige, begabte und mit besonderen Fähigkeiten ausgestattete Metamenschen. 

Zuallererst waren da die zwölf fantastischen Individuen, mit denen ich nach Boston gekommen war, um eingeschlossene Freunde zu finden und nach dem Rechten zu sehen. 

Des Weiteren die fünf besonderen Personen, die wir hier gesucht und gefunden hatten. Ja, Phoenix hatten wir mehr nur gefunden denn gesucht, aber ich zählte sie dennoch zu dieser Gruppe. Sie war nun schon länger bei uns und dank ihr kannten wir die Academy überhaupt nur, die zu Snow Haven geworden war. 

Zu guter Letzt waren da unsere Neuzugänge Kariwase und die Five-by-Five. Sechs lokale Shadowrunner, die wir mit zu uns genommen oder rekrutiert hatten, damit sie uns dabei halfen, alles zu organisieren und die Bewohner von Snow Haven zu schützen. Liam und ich nannten sie die Silent Shadows. Vielleicht würden wir ihnen den Namen bald auch offiziell geben.

23 Metamenschen sahen mich erwartungsvoll an, als ich mich erhob, um die ausstehenden Aufträge aufzuzählen und die heutigen Arbeiten zu verteilen. 

Ich warf unsere Auftragsliste ins Teamnetzwerk und ließ sie zudem via AR auf unserer Whiteboard-Applikation aufblenden. Nun konnten wir alle darin herumkritzeln.

Punkt 1 auf der Liste war noch genau derselbe wie von der erste Woche an. Er lautete: Beschaffung. Das würde sich auch so lange nicht ändern, bis der Lockdown aufgehoben war. Wenn es keine Geschäfte und keine Lieferdienste gab, dann musste man sich Dinge beschaffen. Jedenfalls, wenn man nicht in einer gesicherten Konzernenklave lebte. Auch in den Enklaven war man auf das angewiesen, was einem der Mutterkonzern mit Drohnen abwarf, wenn man denn nicht zufällig selbst etwas Nützliches produzierte. Im Konzern wurde allerdings die Güterverteilung für einen organisiert. 

Auch für Bürger außerhalb der Enklaven wurden Lebensmittel abgeworfen. Reinholen musste man das Zeug dann nur selbst. Hygieneartikel, Verbrauchsgegenstände und natürlich Lebensmittel flogen, von Drohnen getragen, über den Himmel der Stadt und schwebten mehr oder weniger nahe gewisser Drop-Zonen zu Boden. Was darin war, reichte zum Überleben. - Wenn man denn seinen Teil abbekam. 

Wir, als überwiegend freiwillig nach Boston gekommene Shadowrunner, gehörten immer zu den stärksten Raubtieren in der Umgebung. Wir bekamen immer etwas ab! Unser Überleben war soweit gesichert, doch wenn viele mit uns überleben sollten, brauchte es mehr. Sollten diese Personen gar leben, statt nur zu überleben, verlängerte sich die Liste erneut. 

1. Beschaffung: Nahrung (permanent), Winterkleidung, Kaffee, Motorräder (?), Spielzeug, dekorative Kosmetik. 

2. Nach Petshops sehen, eventuell Haustiere und Haustiernahrung mitnehmen. 

3. Besuch mit Foggy bei den Ancients. Vertrag besprechen. Eventuell einen von ihnen aufnehmen. Dawante?

4. MCZ, nach den Doktoren sehen. Crazy Repeller mitnehmen? An die Mafia verkaufen?

5. Magische Formeln: Alter Memory

6. Pax, via White Rabbit; Cereus 

7. Letzte Details über den Vorgang des Ausbruches herausfinden

8. Heilmittel

Wir wollten nicht gehen, bevor das Fettgestellte nicht sicher oder erledigt war. Wie jedes Mal ließ ich die Tabelle einen Moment wirken und fragte dann: „Gibt es irgendwelche Anmerkungen oder Ergänzungen?“

Sirrus antwortete: „Die Formel könnte man vielleicht in einer Anlage von Aqua Arcana bekommen. Ich weiß, wo eine ist.“ 

„Das ist doch schon mal was“, lobte ich und fügte die Information unserer Liste hinzu. 

„Die werden magisch aber gesichert sein“, bemängelte Rock.

„Damit werden wir umgehen können!“, erklärte ich und lächelte Rock an. 

Der Zwerg lächelte ein wenig verlegen zurück.

„Ich hab noch was“, verkündete Liam nun. „Ich hab mich ein bisschen mit den Neuzugängen unterhalten. Unter anderem mit Dr. Cox. Sie weiß, dass Evo im Tech-Korridor Labore hat, die an der Reinigung von Nanoviren geforscht haben. Die Bude nennt sich ‚Carrigan Cognition Development‘ und hat ihre Zweigstelle weiter im Süden an der 128. Von hier aus müssten wir tiefer ins Landesinnere und da in so einem Parkgelände suchen. Ich dachte, wir könnten da mal vorbeifahren.“

Ich sah zu Liam. „Das klingt interessant. Wollen wir da vielleicht heute vorbeifahren?“

Liam nickte. „Darum spreche ich es an.“

„Na, dann machen wir das auch!“, legte ich fest. „Wenn weiter keine Anmerkungen sind, dann wäre mein Vorschlag wie folgt.“ Ich sah zu Phoenix. „Phoenix, du schnappst dir Sinister und Fang. Dann begleitet ihr das heutige Bewohner-Team, um eine große Ladung Supplies zu hacken und einzusammeln. Im Anschluss klappert ihr zwei Adressen von kleinen, örtlichen Cafés mit eigener Rösterei ab, die ich notiert habe. Vielleicht lässt sich ja einer der Cafébesitzer davon überzeugen mit, sämtlichem Equipment, seiner Familie und dem Kaffee nach Snow Haven zu ziehen.“

Phoenix freute sich. „Das ist eine tolle Idee. Das mache ich gerne. Wenn die beiden nicht wollen, habe ich sogar auch noch zwei Adressen, wo man nachfragen könnte. Wir bieten Schutz und Nahrung, richtig?“

„Genau. Ich bin sicher, du kannst ihnen das gut verkaufen. Bei uns ist es doch schön!“, erwiderte ich.

Fang sah auf die Adressen. „Da sind die Läden. Wo die Besitzer wohnen, muss Alb… äh Phoenix dann noch rausbekommen?“

„So ist es!“, bestätigte ich.

Fang lächelte Phoenix an. „Das schaffst du locker!“, meinte er. 

Ich grinste und hob eine Augenbraue, natürlich nur innerlich. Ich war mir bisher nicht sicher gewesen, ob sich zwischen Fang und Phoenix nun etwas entwickelte oder nicht. War es nur Spaß und Flirt? War es mehr? Gerade hatte es wieder gewirkt, als wäre da mehr. Und wenn Sionn mit Phoenix flirtete, verzog Fang das Gesicht, sofern er zugegen war. Es war spannend, das zu beobachten. 

Liam sah zu mir und fragte auf Hawaiianisch: „Ist das ein Test für Feuerhaar? Ein Einsatz als Teamleader, Decker und Face?“

Ich unterdrückte jegliche Mimik und Gestik, um es allen schwer zu machen, mitzubekommen worum es ging. „Ein kleiner Test vielleicht. Ich denke, sie ist soweit.“ Ich muss nicht erwähnen, dass ich ebenfalls Hawaiianisch gesprochen hatte. 

„Dann solltest du ihr einen Aufpasser und Beobachter mitschicken!“, schlug Liam vor.

Ich lächelte kurz. „Was ist mit dir?“, fragte ich nach.

Liam schüttelte den Kopf. „Ich gehe ja schon mit zur Carrigan- Anlage!“

„Oh, natürlich!“, bemerkte ich grinsend. „Dann vielleicht unseren Braumeister?“

„An den hatte ich auch gedacht!“, bestätigte mein Erster Ritter. 

„Dann machen wir das so!“ Ich wechselte wieder in Englische. Shark Finn hatte übrigens keine Miene verzogen, obwohl er jedes Wort verstanden hatte. „Tiernan, ich schreib dich auch noch bei Team Barista auf. Für die magische Unterstützung. Vielleicht gibt es ja etwas abzubauen, was sich ohne Magie nicht so leicht lösen lässt.“ 

Ich warf eine weitere Liste ins Teamnetzwerk. „AveRage, Mr. Tea, die Five-by-Five und Doc würde ich gerne zu diesen Lagerhallen schicken, in denen laut unserer Informationen schon die Winterkollektion 76/77 für örtliche Bekleidungsshops gelagert werden soll. Das ist in erster Linie eine Scout-Mission. Gibt es da Sicherheit? Sind da Shambler? Ist da wirklich Kleidung? Welche Größen sind vorhanden? Wie können wir die Sachen abtransportieren? Solche Dinge halt. Nehmt aber vorsichtshalber trotzdem einen Transporter mit, falls sich etwas ergibt. “

Doc hatte kurz aufgesehen, als ich ihn locker wie alle anderen eingeteilt hatte. Nun tippte er sich mit einem leichten Lächeln an den virtuellen Hut und nickte. 

„Geht in Ordnung, Snowcat!“, bestätigte AveRage.  

„Damit übernehmen Dana, Dave, Foggy und Tango den Schutz und die Überwachung von Snow Haven für die heutige Tagschicht. Sollten die Aufträge bis zum Einbruch der Dunkelheit brauchen, übernehmen Mash und Fierce!“, wies ich an.

Foggy blickte bei der Nennung seines Namens für ein Moment überrascht drein, meinte dann aber: „Alles klar, sollte während meine Wache ein Angriff erfolgen, überschütte ich sie einfach mit Papierkram und Anträgen. Dann haben die Angreifer zu tun, bis Mash und Fierce wach sind und eingreifen können.“

Wir lachten.

❄️❄️

[Song 2: Health - Blue Monday3] Dr. Cox hatte nur eine grobe Gegend gewusst, in der sich die Anlage befinden sollte. Die Matrix von Boston wusste auch nichts Genaueres. 

Also fuhren wir Richtung Techkorridor im Landesinnere, verließen die 128 in der Gegend, in der Dr. Cox die Anlage vermutete, parkten nahe des Flusses zwischen ein paar Büschen und überzeugten uns zunächst davon, dass es in der näheren Umgebung keine Shambler gab. 

'Wir' waren in diesem Fall übrigens Eden, Kariwase, Liam, Shark Finn, Sionn und ich.

Ein erste Rundumblick via Überwachungsdrohne blieb ergebnislos. 

„Das Teil ist auch einfach viel zu klein, um eine große Fläche abzudecken!“, stellte Sionn fest. „Selbst, wenn Liam und ich beide gleichzeitig Drohnen steuern, könnte es dauern, bis wir was gefunden haben. Wir sollten vielleicht die Straße nach Abfahrten absuchen und die kleinen Wege nehmen und überprüfen. Die werden mit Sicherheit einen Zugang haben.“

„Wir wissen aber nicht, wie gut deren Wege gesichert sind“, gab Eden zu bedenken. „Nicht, dass die Anlage noch voll intakt ist und wir sie warnen.“ 

„Ich könnte Snowcat und mich in Raben verwandeln“, schlug Kariwase vor. „Wir könnten dann gemeinsam die Gegend absuchen.“

„Ach, könntest du das?“, fragte Liam im sarkastischen Ton. 

Auch Sionn gefiel die Idee laut seinem Blick zu urteilen nicht. Sionn sah Liam an und berührte ihn am Arm. Für einen Moment schien es, als kommunizierten die beiden miteinander. 

Liam grinste kurz, dann betrachtete er Kariwase einen Moment lang und meinte: „Geht in Ordnung für mich. Find den Plan gut!“

Sionn verzog das Gesicht. „Echt, du meinst, wir können ihm trauen?“

Liam zuckte mit den Schultern. „Trauen? Er lebt jetzt bei uns, das reicht erstmal. Außerdem bleiben seine Tiere ja hier!“

Wie aufs Stichwort keckerte Waschbär Rocket.

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Ich verband Kariwase und mich via Mindnet, damit wir als Raben ungehindert kommunizieren konnten. Wir machten zwei Ersatztreffpunkte aus, falls man hier die Segel streichen würden müssen.

Nachdem Kariwase mich und im Anschluss sich selbst in einen Raben verwandelt hatte, sahen die O’Nialls bei all ihrem Selbstbewusstsein ein wenig unzufrieden drein. Zumindest an Liam und Shark Finn wandte ich mich via Dragonspeech: ‹Macht euch keine Sorgen. Kariwase ist in Ordnung. Wir bleiben zusammen und sehen nur nach, wo was ist. Wir werden nichts riskieren!9

Ihre Auren zeugten davon, dass meine Worte sie etwas beruhigten.

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Es war schön, zu fliegen, selbst, wenn es nur als kleiner Vogel war. Eine Gestalt zu besitzen, die fliegen kann, verschafft einem gewissen Vorteile, was die Flugfähigkeiten in jedweder Gestalt angeht. 

Ich für meine Teil wusste den Wind zu nutzen, auch wenn meine Flugfähigkeit normalerweise magischen Ursprungs war. Ein weiterer großer Vorteil, den ich beim Flugtraining erlernt hatte, war navigieren zu können. Zudem sind meine Sinne dank Magie geschärft.

Trotz allem benötigten wir mehr als anderthalb Stunden, bis wir gefunden hatten, wonach wir suchten. 

Westlich des Flusses lag ein Komplex, dessen eine Etage dermaßen überwuchert war, dass wir ihn beinahe übersehen hätten. Das Gelände war von einem zwei Meter hohen Zaun umgeben, der rundum mit höllisch scharfem Monowire besetzt worden war. Das eigentliche Tor hatte man durch Fahrzeuge verbarrikadiert, der Zaun war verstärkt, markante Stellen waren abgestützt worden, um mehr Druck aushalten zu können. Alles ganz klare Anzeichen dafür, dass in der Anlage Metamenschen lebten oder zumindest noch nach dem Ausbruch von CFD gelebt hatten. 

Da es hier weit und breit keine Magie gab, ließen wir uns auf einem Baum in der Nähe nieder, um den Komplex noch einen Moment zu beobachten. Die magische Hintergrundstrahlung war hier stärker als in der Gegend üblich. Zwei Ares Roadmaster mit unübersehbarem Evo-Logo standen in der Nähe des Hauptgebäudes bereit. 

Dann waren doch tatsächlich Metamenschen auf dem Gelände zu sehen. Vier Menschen und zwei Trolle bewegten sich in der Nähe der Roadmaster. Sie waren bewaffnet und trugen gut sitzende Sicherheitsuniformen. Ihre Panzerjacken zierte ein YNT-Schriftzug. YNT, das stand wahrscheinlich für Yamatetsu Naval Technologies. Die Tochterfirma von Evo besaß ein Trockendock in Charlestown, wenn ich mich recht erinnerte. Ich gab die Information an Kariwase weiter. 

Wir beobachteten die Männer eine Weile. Einer der Trolle hatte uns Raben bemerkt und sah zwischendurch zu uns auf. Doch offenbar hielt er uns für ungefährlich. Das Wachpersonal schien auf etwas zu warten. 

Ich legte meinen gefiederten Kopf leicht schief. Irgendetwas war an der Szene merkwürdig. 

Dann wusste ich es plötzlich.

Die Wachmänner redeten nicht miteinander. Sie sprachen kein einziges Wort. Dafür gab es überhaupt keinen Grund. Sie flüsterten nicht einmal miteinander. 

Ich nahm astral wahr…

… und zog scharf die Luft ein, soweit man das in der Gestalt eines Raben tun konnte. 

Die beiden Trolle waren bis unter die Hutschnur verdrahtet. Hochwertige Betaimplantate, geklonte Bioware, unter anderem verstärkte Muskeln, verbesserte Reflexe, Dermalpanzerung und festere Knochen. Das waren Kampfmaschinen mit Panther Sturmkanonen. Auch die vier Menschen besaßen hochwertige Implantate, wenn auch nicht ganz so viele.  

Doch das war es nicht gewesen, was mich so beunruhigt hatte. 

Alle sechs zeichnete ein resonanzähnliches Phänomen aus. 

Sie waren mit CFD infiziert.

Offenbar handelte es sich um Headcases, denn ‚shambeln‘ oder ‚ragen‘ tat da nichts. Wenn sie sich miteinander unterhalten hätten, wäre ich davon ausgegangen, dass es sich bei ihnen um völlig professionelle Wachmänner handelte. 

Während ich meine Erkenntnisse via Mindnet mit Kariwase teilte, ratterten in meinem schönen Köpfchen die Gedanken nur so. 

Die Wachmänner trugen YNT-Kleidung. Das hier war aber eine Carrigan-Anlage. Sie gehörten demselben Mutterkonzern an, hatten aber eigentlich nicht unmittelbar miteinander zu tun. Hier draußen gab es so gut wie keine Shambler. Doch der irisierende Drache war kurz nach seinem Aufprall in das ‚Grüne Monster‘ im Stadion genau über das Yamatetsu-Dock geflogen. Von dort kamen die Wachmänner. 

Doch was machten sie hier? Forschten sie etwa an CFD?

‹Soll ich mal magisch gucken, wie viele in den Gebäuden sind?›, fragte Kariwase. 

‹Gute Idee›, antwortete ich.

Wir flogen rüber zum Haus und nahmen auf dem Dach Platz. 

Kariwase konzentrierte sich und ließ Magie fließen. Der Detect-Life-Zauber verriet uns, dass sich im Gebäude zwei weitere stark verdrahtete Trolle oben in den Gängen herumtrieben. Auch einen zusätzlichen Trupp von vier menschlichen Sicherheitsmännern machte er aus. Auf derselben Höhe wie die sechs bewegten sich 15 Metamenschen unterschiedlicher Rassen. Sie arbeiteten. Niemand sprach mit irgendwem. 

Irgendwo unter dieser Gruppen - es würde also zumindest eine unterirdische Etage geben müssen - liefen noch mehr solcher beschäftigten Metamenschen herum, die nicht redeten, sondern intensiv ihrer Arbeit nachgingen und über ein Resonanzphänomen verfügten. Relativ dicht beieinander, irgendwie mittig, gab es gut 20 Metamenschen, die höchstwahrscheinlich nicht von irgendeiner Form von CFD befallen waren. Ihnen fehlte die Resonanz.

Außerdem entdeckte Kariwase sechs stark verdrahtete Biodrohnen und vier eingesperrte Hunde, bei denen es sich um genetische Züchtungen handelte.

Um mehr über alles zu erfahren, bat ich meinen Rabenbegleiter, den Hellsicht-Zauber noch eine Weile weiter aufrecht zu halten. Ich konzentrierte mich ebenfalls, formte die magischen Fäden nach meinem Willen und zauberte Spatial Sense. Augenblicklich erhielt ich eine genaue Vorstellung davon, wie das Gebäude und die Räume aussahen. 

Kariwase und ich mussten uns nun nur noch unsere Wahrnehmung gegenseitig zur Verfügung stellen und die Eindrücke übereinander legen.

Es dauerte einen Moment, doch dann bekamen wie ein ziemlich gutes Bild von dem, was in der Anlage abging. 

[Song 3: Tomandandy/Resident Evil Retribution feat. Chino Moreno - Hexes3] Es gab eine oberirdische und zwei unterirdische Etagen. Die gut 20 nicht befallenen Metamenschen waren in im zweiten Sublevel in der Mitte, in im Kreis angeordneten Zellen, untergebracht. 

Sie waren also Gefangene. Infizierte hielten sich nicht-infizierte Gefangene? Was hatte das wohl zu bedeuten?

Es schien hier so etwas wie Labore zu geben, in denen einige wenige Headcases werkelten. Der Großteil der CFD-Infizierten arbeitete im ersten Untergeschoss. Auffällig war dabei, dass sich niemals jemand einzeln bewegte. Sie waren immer in Gruppen von zwei oder gar vier Personen unterwegs. 

Dann zogen die sechs Sicherheitsleute draußen unsere Aufmerksamkeit auf sich, denn sie bewegten sich zur Eingangstür des Haupthauses und warteten dort. Gleichzeitig konnten wir bemerken, wie der andere Trupp sich gerade zu den Zellen aufmachte, dort fünf Gefangene abholte und sie nach oben brachte.  

Ich hüpfte aufgeregt über dem Eingang herum, um besser sehen zu können, was unten geschah.

Man übergab die Gefangenen an die andere Gruppe. Die Unbefallenen wechselten flüsternd Worte, offenbar wussten sie auch nicht, was jetzt geschehen würde.

Sie wurden hinten in den vorderen der beiden Roadmaster gesetzt. Zwei menschliche Wachmänner setzten sich hinzu. Die beiden anderen Menschen stiegen vorne in den zweiten Wagen ein. Die beiden Trolle verschwanden im Lagerhaus und kehrten kurz darauf mit zwei großen Transportkanistern zurück. Ich vermutete, dass sich darin saubere Nanitenflüssigkeit befand. Damit stiegen sie ebenfalls in den zweiten Wagen.

Der kleine Konvoi setzte sich in Bewegung und musste am Tor kurz stoppen, um zu warten, bis es sich geöffnet hatte.

‹Lasst uns sehen, wohin sie fahren!›, sagte ich an.

Wir ließen die Hellsichtzauber fallen, um leichter den Weg bis zur engen Straße vorausfliegen zu können. Der Straße war uneben und holprig. Das sollte unsere langsamere Geschwindigkeit ausgleichen können.  

Wir bekamen noch mit, wie die Biodronen aus ihren Käfigen gelassen wurden und sich übers Gelände verteilten, nachdem sich das Tor völlig geschlossen hatte. Die Tiere trugen Body-Armor und Sensor-Halsbänder. 

Wir konnten beobachten, dass der Konvoi die kleine Straße runtertuckerte. Wir gewannen an Höhe, um sehen zu können, ob sie nach links oder rechts abbogen. 

Sie fuhren links auf die Straße. Dort ging es Richtung Docks. 

‹Wenn wir schnell genug fliegen können, dann können wir sie vielleicht abpassen und ihnen mit den Wagen folgen?›, schlug Kariwase vor.

‹Gute Idee!›, erwiderte ich. 

Allerdings wären wir niemals schnell genug, um vor ihnen bei unseren Leuten zu sein. Unsere Flügel waren zu klein. 

Ich dachte für einen Moment nach. Sie abfangen und tracken zu können, wäre hilfreich, doch wie konnten wir schneller sein? Dann hatte ich eine Idee. Ich bat den an mich gebundenen Wassergeist Luth um seine Hilfe. Mit magischer Geschwindigkeit konnten wir es schaffen. 

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Es war gar nicht mal so einfach, seine Koordination in den Griff zu kriegen, wenn man kleine Flügel mit winzigen Federn besaß, aber mit der Geschwindigkeit einer kleinen Drohne durch die Gegend jagte. Doch wie auch immer, wir schafften es. 

Ich landete augenblicklich bei meiner Kleidung. Kariwase ließ den Zauber fallen. Shark Finn schirmte mich vor neugierigen Blicken ab, und ich zog mich mit Windeseile an. 

Mit wenigen, präzisen Worten erzählte ich schon währenddessen, worum es ging. 

Kaum später saßen wir im Wagen und fuhren querfeldein, um Sicht auf die beiden Wagen zu bekommen.

Als Liam angehalten hatte, sprang Eden heraus. Sie war mit einem Scharfschützengewehr bewaffnet, in das sie noch auf der Fahrt Tracking-Munition geladen hatte, die sie von Liam bekommen hatte. Nun sprintete die extrem fitte Seal los, kletterte behände auf einen Baum und brachte sich in Position. 

Sie beruhigte ihren Plus, atmete tief durch und schoss insgesamt vier mal hintereinander. Jeder Schuss war ein Treffer. So hatte Eden jedem der Wagen je zwei ‚Kugeln‘ angeklebt.

«Ich hab hier vier klare Signale», gab Liam sofort an.

So weit so gut!

Mein Magen knurrte.

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Uns war klar, dass nun zwei neue Punkte auf unserer Agenda standen. Wir wollten herausfinden, woran die Headcases forschten, und wir wollen die wahrscheinlich 15 unbefleckten Metamenschen befreien. Magie hatten sie dort nicht, und wir hatte jede Menge davon dabei, also waren wir klar im Vorteil.

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Dank des Bewuchses mussten wir nur auf einen Baum klettern und konnten uns von dort auf das Dach herablassen. Die Hälfte der Sicherheitsmänner war ja nicht mehr da. Sollten die Biodrohnen etwas merken, würde Kariwase sie unter seine Kontrolle bringen. Magisch gesehen waren das immer noch Tiere. Sämtliche Außensensoren hätten Liam und Sionn im Griff. Nur gab es die eben gar nicht. Da waren nur die Biodrohnen. 

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Der Baum kippte nicht um, nachdem Shark Finn auf ihn geklettert war. Damit hatten wir das größte Problem hinter uns gebracht. 

Liam kam einen Moment später aufs Dach, denn er brachte noch Sprengfallen an einigen Wagen vor dem Tor an. Das würde im Notfall eine gute Ablenkung geben. 

Auf dem Dach stießen wir dann auf das erste Hindernis. Wir kamen von außen nicht ans System. Die Anlage war zu gut abgeschirmt. 

Der einzige Zugang vom Dach ins Haus war ein schmaler Lüftungsschacht.

Oh, natürlich gab es eine Dachluke über dem Fahrstuhlschacht, aber die konnten wir eben nicht öffnen, da sie von innen verriegelt war und wir das Schloss von außen nicht hacken konnten.

Liam sah mich einen Moment lang an und meinte dann: „Snowcat passt durch den Lüftungsschacht!“

Shark Finn kniff die Augen zusammen. „Glaub ich auch, aber da drin ist sie völlig auf sich gestellt.“

Ich grinste kurz. „Da drinnen ist aber auch mit keinerlei Gefahr zu rechnen. Ich muss mich ja auch niemandem zeigen. Ich muss einfach nur ins Gebäude, um dort einen Zugang in ihr Netzwerk zu legen. Den Rest machen dann die Decker. Ich habe so was schon ziemlich oft gemacht. Früher jedenfalls.“

Finn nickte ein wenig resigniert. „Na gut.“ 

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Liam nahm das Schutzgitter ab. „Bitte, Prinzessin, nach dir.“

Ich grinste kurz. Ich hatte so was wirklich schon länger nicht mehr gemacht. 

Im Schacht war es überraschend sauber. In der Anlage mussten sie gute Luftfilter haben. Ich schlängelte mich ein Stück, dann machte ich mich ganz klein und ließ mich einfach eine Etage tiefer fallen. Lautlos, versteht sich. Meine Adeptenfähigkeiten funktionierten immer noch ganz hervorragend. Warum sollten sie auch nicht?

Als ich endlich ein Wireless-Signal hatte, begann ich damit, einen Datatap zu legen. 

Bevor ich mich auf den Rückweg machte, siegte meine Neugier. Ich bewegte mich noch einen Moment durch die Schächte, bis ich einen Blick in ein Großraumbüro werfen konnte. 

Es war gespenstisch, die Männer und Frauen in Laborkitteln zu beobachten. Sie arbeiteten völlig ausdruckslos und beinah unbeweglich an diversen Terminals und Geräten. Niemand redete auch nur ein Wort. Dann standen plötzlich zwei oder vier Personen auf und gingen in einen anderen Raum oder an einen Schrank oder was auch immer.

Ja, es gruselte mich. 

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Nachdem ich wieder zurückgekehrt war, war es für Sionn an der Zeit, sich den Host der Anlage anzusehen.

„Kriege ich einen Glückskuss?“, fragte Sionn an Eden gerichtet und zeigte auf seine Wange.

Eden nickte schüchtern lächelnd. Doch statt ihn zu küssen, pustete sie ihm lieber ins Ohr.

Sionn grinste zufrieden.

Nur Sekunden später beschrieb Sionn: «Hier ist ein widerlich bunt-fröhlicher Host im Evo-Design. Alles ist gut drauf und hüpft rum. Wäre total langweilig hier, wenn nicht alle anderen aktiven User-Icons Living Persona wären. So, ich schau mal, was sie hier machen.»

«Mach das, aber riskiere nichts», bat ich.

«Versprochen, Prinzessin», erwiderte er.

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Minuten vergingen. 

Daten zu suchen dauerte eben immer ein bisschen. 

Unten zogen die Biodrohnen ihre Runden. Uns beachteten sie nicht. Das Dach gehörte offenbar nicht zu ihrem Revier.

Etwas später kehrte Sionn aus dem Host zurück. „Soweit ich es verstehe, wollen die eine bestimmte CFD-Infektion perfektionieren. Es geht darum, sicherzustellen, dass ein spezifisches Ergebnis erzielt wird. Sie sehen die Shambler und Rager als krank an. Wenn es nach denen geht, sollen alle Shambler auch diesen bestimmten Zustand erreichen. Sie wollen sie heilen.“

Ich zog scharf die Luft ein. Was für ein verdammter Mist war das denn?

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Wir öffneten die Luke über dem Fahrstuhlschacht.

Eden und ich seilten uns ab. 

Sionn hielt den Fahrstuhl unter Kontrolle, doch noch parkte dieser unten, und genau da wollten wir ihn haben.

Shark Finn hielt das Seil. Er war jederzeit bereit, mich wieder hochzuziehen. 

Da wir auch durch die Kameras sehen konnten, wussten wir, dass gegenüber des Fahrstuhls zwei Wachmänner standen.

Vorsichtshalber setzten Eden und ich unsere ballistischen Masken auf. 

Die Frage lautete eben: „Bist du paranoid genug?“

Wir ließen uns durch die Notluke in den Fahrstuhl. Auf unser Signal hin öffnete Sionn die Tür. 

Eden schoss zwei mal zwei kurze Bursts mit Stick-n-Shock-Munition auf die rechte Wache ab, während ich einmal in den kleinen Frostbeutel an meinem Gürtel griff und via Dragonspeech flüsterte: ‹Dann zeig mal wieder, was du kannst, mein lieber Freund.› 

Die Magie darin fühlte sich kühl an. Ich formte sie nach meinem Willen und schleuderte einen Eisspeer auf den linken Wachmann.

Eden und ich hatten das gut getimed. Beide Männer sanken beinah gleichzeitig zu Boden. Auch sie waren mit CFD infiziert, würden also nicht lange so reglos bleiben.

Sionn öffnete alle Zellentüren gleichzeitig. 

Ich rief mit durch Magie verstärkter Stimme: „Wir sind gekommen, um euch zu befreien. Macht euch keine Sorgen. Euch geschieht nichts. Traut euch und tretet näher. Aber beeilt euch!“

Ich machte ein paar Schritte auf einige zu. „Der Fahrstuhl wartet. Kommt“, sagte ich laut, aber in sanftem Ton.

Sie folgten mir. 

Alle 16.

«Das ist unglaublich», kommentierte Liam. Ich konnte hören, dass er beeindruckt war.  

«Stimmt!», bestätigte Sionn. «Sie hören auf sie, dabei können nicht mal ihr Gesicht sehen.»

Eden und ich bildeten ein Spalier an der Fahrstuhltür. Ich nahm astral wahr, als sie auf mich zuliefen. 

Verdammt, ich hatte es befürchtet! 

Eine der Gefangenen, eine Orkin, war bereits infiziert. Man hatte sie wahrscheinlich dort gelassen, um Augen und Ohren für die Headcases zu sein.

«Snowcat, geh zurück aufs Fahrstuhldach!», forderte Eden sofort. «Ich mach das mit der Hidden dann schon. Ich lass die Orkin nicht einsteigen.»

Ich nickte, sprang an die Luke und zog mich hoch.

Eden hätte nie etwas angesagt, was sie nicht durchführen konnte. Ihr Wunsch mich zu schützen schmeichelte mir. 

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Bis hierhin war es leicht gewesen.

Auch der Rest erwies sich dank eines Zaubers, den ich von Tiernan für mein Kunstwerk für den Squire gelernt hatte, als problemlos.

Ich formte die Erde hinten am Gebäude zu einer Mischung aus Wall und Rutsche. Geschützt und erhöht liefen wir zum Zaun, um dann dort den Hügel herunterzurutschen.

Nachdem wir und unsere 15 Befreiten sicher auf dem Boden angekommen waren, zerstörte ich die Erdkonstruktion wieder. Die CFD-Infizierten sollten uns nicht folgen. 

Natürlich passten wir nicht alle in unser eines SUV. 

Also fuhren Liam und Sionn los, um uns ein weiteres Fahrzeug zu besorgen, während ich mich mit Eden und Shark Finn und den 15 zukünftigen Bewohnern von Snow Haven schon mal zu Fuß auf den Weg machte. 

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[Song 4: Tori Amos - Cornflake Girl3] Ausgeschlafen und strahlend schön erschien ich am nächsten Morgen beim Brunch-Meeting. 

Heute war der 18. August 2076 und unser 70. Tag im Boston Lockdown. 

Alle waren gesund und munter von ihren Aufträgen zurückgekehrt. 

Wenn das kein Grund zur Freude ist, dann weiß ich auch nicht! 

Aber selbst wenn nicht, das gute Essen und der Duft nach frischen Pancakes war definitiv ein Grund zur Freude. Mich ließ er zumindest lächeln. Die Bedrohung, die wir gestern entdeckt hatten, wirkte gar nicht mehr so schlimm. 

Alles ist weniger schlimm, wenn man frische Pancakes im Bauch hat. 

Die Stimmung war locker und ziemlich ausgelassen. 

Essen konnte so etwas. 

Heute würde ein heißer Tag werden. Ich war barfuß und in weißer Jeans [BILDund einem weißen schulter- und bauchfreien Top [BILD] zum Brunch erschienen. Auch wenn man nur wenige Teile Klamotten dabeihatte, konnte man sie immer wieder anders kombinieren. Wenn auch nicht endlos. 

Hatte ich zwischendurch eigentlich schon mal erwähnt, dass ich meinen Kleiderschrank vermisste? Nur so ein bisschen. Was war ich doch verwöhnt geworden. 

Das Stichwort Kleiderschrank brachte mich auf den Auftrag vom Team um Doc und AveRage. 

Ich trank einen Schluck Kaffee und stockte kurz. Wir hatten anderen Kaffee - der hier war richtig, richtig gut. Ja, der andere war auch gut gewesen, aber der hier war echt und eine Sünde wert.

Ich lächelte zufrieden in mich hinein, und sah zu AveRage: „Und, wie ist eure Auftrag gestern gelaufen? Was gibt es an der Kleidungsfront zu berichten?“

AveRage trank schnell seine Cola aus und verschluckte sich beinah. „*hust* Ich hatte nicht gedacht, dass wir anfangen. Ja, alles lief gut. Es gab jede Menge Container mit Winterkleidung dieser Saison. Da es so gut wie keine Sicherheit gab, haben wir gleich zugeschlagen. Wir haben die Pickups mit einem Portfolio an Größen vollgeladen und das Zeug auch hergebracht. Pullover, Hosen, Parkas, lange Unterwäsche, Handschuhe, Mützen - da ist alles dabei. Es war noch schön platzsparend komprimiert zusammengeschweißt. Die Betreiber vom Marketplace machen gerade eine Bestandsausnahme und bearbeiten alles mit dem TAG-Eraser.“ AveRage sah zu mir und blickte bedauernd drein. „Nur modisch muss ich dich enttäuschen, Snowcat. Da haben wir echt Pech. Dieses Jahr ist ausgerechnet Banane-Brombeere angesagt. Die Kollektion ist so ’65.“

„Ach Metamensch, wie schade!“ , jaulte Sionn übertrieben. „Brombeere steht mir gar nicht!“

Was bei seinen violetten Augen natürlich völliger Blödsinn war. 

Ich lächelte süß. „Banane-Brombeere? Wirklich?“ 

Average zog einen Schal aus der Tasche. Knalliges Gelb, abgesetzt mit einem dunklen Violett. Ich seufzte. „Oh. Damit ist man schon von Weitem zu sehen. Abgesehen davon steht mir Gelb tatsächlich nicht. Zum Glück können wir die Farbe mit Magie ändern.“

AveRage sah mich ernst an. „Tiernan kann nicht alles umzaubern. Darum sollten wir uns mit den Bewohnern von Snow Haven solidarisch zeigen und das tragen, was es gibt.“

Ich nickte mehrmals langsam und bedacht. Wie abgesprochen begannen AveRage und ich zu grinsen. Aus dem Grinsen wurde ein kopfschüttelndes Lachen. „Nein, soweit geht die Solidarität dann doch nicht!“, erklärte ich.

AveRage stimmte mir zu. „Stress hatten wir übrigens nicht. Shambler gab es da auch keine!“, schloss er seinen kurzen Bericht ab. „Lebkuchen hatten sie da aber leider auch nicht“, fügte er traurig hinzu.

Ich hob eine meiner wohlgeschwungenen Augenbrauen. „Lebkuchen?“

„Wir haben überall nachgesehen, aber keine Lebkuchen,“ bestätigte Average noch mal. 

„Ihr wart für die Klamotten verantwortlich, nicht für den Kaffee!“, betonte Liam, wie immer in leicht aggressivem Ton. 

„Klamotten und Lebkuchen sind eine natürliche Kombination!“, stellte AveRage völlig davon überzeugt fest. 

Ich schüttelte innerlich mein schönes Haupt. Hatte ich einen Augenblick vorher noch im Einklang mit AveRage gelacht, erschloss sich mir seine Äußerung nun überhaupt nicht. So war dieser eigentümliche Mann nun mal. 

Sinister schüttelte ebenfalls verständnislos für alle sichtbar den Kopf, stand auf, holte sich einen weiteren Kaffee und schaltete den Part des Anzuges durchsichtig, so dass man ihren wohlgeformten Hintern sehen konnte.

Sionn grinste zufrieden. „Sinister, dreh dich mal!“, forderte er.

Was Sinister tat, als sie es sowieso tun musste, weil sie zurück auf ihren Platz wollte. Aber sie führte das Drehen betont sexy aus. 

Average hob seine Hand und hielt sie Sionn hin. „Siehst du, hat geklappt!“, freute er sich.

Sionn klatschte ab. 

Ah, die beiden machten bereits gemeinsame Sache. Technomancer unter sich. 

Ich sah zu Phoenix. Eigentlich musste ich nicht fragen, um zu wissen, ob die Gruppe erfolgreich gewesen war. Der Geschmack hatte es mir schon verraten. Dennoch fragte ich: „Wie ist bei euch gelaufen, Phoenix?“ 

„Reibungslos. Wir haben eine Ladung Supplies in die Lieferwagen gepackt. Die zweite Kaffee-Familie war es schließlich. Bei der ersten Adresse war keiner mehr. Wir haben auch alles mitgebracht. Insgesamt sechs Personen, sämtliche Ausrüstung, Kaffeemaschinen und Geschirr, und natürlich alles, was sie noch an Kaffee im Lager hatten. Der Kaffee reicht laut dem Chefbarista mindestens für ein Jahr, sollten wir hier irgendwann voll besetzt sein. Wenn nicht, dann noch länger. Die Familie ist in Quarantäne. Wir haben eine kleine Maschine für Snowcat Manor bekommen. Im Marketplace baut man bereits den Coffeeshop auf, und es haben sich auch schon zwei Bewohner gefunden, die beim Keksebacken helfen.“

„Wow, sehr gute Arbeit. Ich bin stolz auf beide Teams. Das habt ihr gut gemacht. Damit wird im Winter niemand in Snow Haben frieren und für eine gute Moral ist auch gesorgt.“ Ich hielt inne, um meine Gedanken zu sammeln. Was wäre das für ein schöner Tag geworden, wenn wir nicht solch schlechte Nachrichten mitgebracht hätten.

Ich begann von unserem Job zu berichten. 

Mit zunehmender Erzählung wurden alle stiller. Jeder hier im Raum verstand, dass dort in der Anlage etwas Seltsames vorging. 

„Wir haben das Ganze mal als Hivemind betitelt“, erklärte ich abschließend. „CFD-Infizierte, die meinen, sie wären besser, die sich ihrer selbst als neue Existenz bewusst sind, die - wie wir an den Wachleuten und die Laborassistenten sehen konnten - ihre Fähigkeiten als Metamensch behalten, sind gefährlich. Wir müssen davon ausgehen, dass es an den Trockendocks ebenfalls Männer und Frauen gibt, die noch alles können, was sie für ihren Job zuvor brauchten. Das Dock ist groß. Sechs riesige Schiffe finden dort Platz.“

Sirrus meldete sich zu Wort: „Soweit ich weiß befanden sich beim Lockdown drei Kriegsschiffe der Evo-Marines in den Docks!“

Doc pfiff.

Ich stieß scharf die Luft aus. Das war gar nicht gut. Ein wenig leiser, denn leise klang immer dramatischer, erklärte ich: „Dann könnte der Hivemind gleich über drei große Waffen verfügen, mit denen sie versuchen könnten, die Blockade am Hafen und somit den Lockdown zu durchbrechen.“ Dann kam mir ein viel schlimmerer Gedanke und ich fügte hinzu: „Nicht nur das, wenn es ihnen tatsächlich gelingt, ihre Naniten zu vermehren und ihr gewünschtes Ergebnis zu garantieren, dann könnten sie Raketen damit ausstatten und die anderen Schiffe via Abschuss damit infizieren. Das wäre dann wirklich eine Bedrohung für die gesamte Sechste Welt.“

„Haben sie denn dafür schon alles zusammen?“, fragte Fang ein wenig entsetzt.

Ich schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Sie sind sich weder bei dem Verfahren sicher, noch haben sie dafür genug saubere Naniten. Aktuell forschen sie offenbar noch daran, welche Konzentration sie brauchen.“

„Müssen wir jetzt befürchten, dass es viele diese Hives geben wird?“, fragte Sinister.

„Ich glaube nicht. Evo war schon immer metamenschenfreundlich, hielt viel von moderner Technologie und hat seine Mitarbeiter dazu ermutigt, sich mit Bio- und jüngst auch mit Nanoware auszustatten. Ich nehme an, die Naniten, die der Drache verloren hat, sind dort einfach auf höchst fruchtbaren Boden gefallen. In doppelter Hinsicht. Erstens dürften sie im Trockendock diverse Personen mit bereits vorhandenen Nanitenspeichern getroffen haben. Zweitens dürften die Evo-Mitarbeiter den Veränderungen durch Naniten besonders aufgeschlossen gegenüber sein. Sie wehren sich unterbewusst nicht so dagegen wie andere und akzeptieren ihre Effizienz schneller als Verbesserung.“ 

Fang legte seine Stirn in Falten. „Wie geht das überhaupt? Du hast gesagt, du glaubst nicht, dass es überall zu solchen Hiveminds kommt, aber warum ist das so? Warum gibt es dort einen Hivemind, an der anderen Stelle einen Cereus und dann wieder Shambler und Rager?“

Ich überlegte einen Moment, um nach einem passenden Bild zu suchen. „Die Naniten sind mit verschiedenen Persönlichkeitsfragmenten programmiert worden. Ich stelle mir das wie beim Malen mit Farben vor. Man hat die Palette mit allen nötigen Farben bestückt, um das Bild der Persönlichkeit vollständig darstellen zu können. Nun flog die Palette über die Stadt. Alle Farbschleusen waren gleichzeitig geöffnet. Die verschiedenen Farben vermischten sich noch im Fallen. Mischt man viele Farben ohne Methode miteinander, bekommt man am Ende immer nur ein unappetitliches Braun. Alle, die mit Braun überschüttet wurden, wurden zu Shamblern. Ist in dem Braun viel Rot, werden es Rager. Fallen aber irgendwo nur Gelb und etwas Rot zusammen und es gibt wenig Verunreinigungen, bekommt man ein Orange. Fallen Gelb und Blau zusammen, bekommt man ein Grün.“

Fang nickte verstehend. „Grün ist dann zum Beispiel Cereus, Orange der Hivemind. Danke, Snowcat, das ist ein gutes Bild, damit kann ich was anfangen.“

„Das Bild ist echt gut!“, bestätigte AveRage. „Das macht mir klar, dass es irgendwo zwar noch andere Hiveminds oder Persönlichkeiten geben könnte, aber die werden nicht genau so sein wie Cereus oder der Carrigan-Hivemind, weil es nicht ganz das gleiche Orange oder gleiche Grün sein wird.“

Dana fügte hinzu: „Und wenn der Hivemind die anderen Shambler heilen will, dann reicht es nicht, einfach noch orangene Farbe draufzukippen. Man muss mehr tun, sonst bekommt man nur ein anderes Braun!“

Ich nickte zustimmend. Das Bild hatte ich mir fein ausgedacht, was war ich doch für ein kluges Köpfchen. „In unserem Beispiel brauchen sie eine Möglichkeit, das Braun auszuwaschen und dann genügend farblose Naniten, die sie orange färben und zufügen können“, führte ich mein Bild aus.

Doc meinte nun: „Hier wäre es interessant, ob sie in den Docks von Blue Hills wissen? Dort gäbe es genügen Nanitenflüssigkeit für …“ Doc machte ein vielsagende Pause. „ …mehr Orange!“

„Bisher sieht es nicht danach aus!“, erklärte Sionn. „Aber wenn sie eng genug zusammengearbeitet haben, könnten sie irgendwann darauf kommen. Immerhin wusste Dr. Cox ja auch von Carrigan.“

„Machen wir die Carrigan-Anlage am besten gleich platt?“, wollte Fang nun wissen.

Doc schüttelte den Kopf. „Die Bedrohung der Welt ist zwar real, aber nicht akut. Wenn wir ihre Forschung einstampfen, scheucht dass die an den Docks nur auf. Dann versuchen sie vielleicht wirklich, physisch auszubrechen.“

Eine hitzige Diskussion darüber begann, was wir stattdessen tun könnten. 

Nach wenigen Worten war klar: Niemand würde gehen und die Gefahr einfach liegen lassen. 

SatHS würde verhindern, dass der Hivemind den Sprawl und anschließend vielleicht sogar die ganze Welt übernahm.

❄️

Wir redeten, überlegten und diskutierten bis tief in den Nachmittag hinein. Wir vergaßen Raum und Zeit.

Am Ende fügten wir unserer Todo-Liste einen weiteren ‚fetten’ Punkt hinzu.

Neben 

1. Beschaffung 

6. Pax, via White Rabbit; 

kam der Punkt

9. Hivemind aufhalten und so die Welt retten, hinzu.

Bevor wir diese Punkte abgehakt hatten, wollten wir Boston nicht verlassen. Ich hoffte, dass wir das bis Ende Oktober hinbekamen. 

Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Die Aufgaben, ein ‚Heilmittel für AveRage‘ zu finden und ‚Wo ist der irisierende Drache abgeblieben?‘, standen zudem auf meiner persönlichen ‚Fett-Liste‘. 

Mal abgesehen davon, dass die Liste nicht ohne war, könnte es bis Ende Oktober verdammt knapp werden. 

Was den Pfad des Hiveminds anging, kamen wir überein, dass wir mehr über die Situation am Trockendock herausfinden wollten, bevor wir etwas unternahmen. Als Lösung schwebte uns vor, ihr ‚Orange‘ so zu verwässern, bis es keinen Hivemind mehr gab. Gleichzeitig wollten wir alle ihre Daten sichern. Vielleicht half die Carrigan-Forschung dabei, ein generelles Heilmittel zu finden.

❄️

„Puh, das sind aber gewaltige Aufgaben, das wird 'ne Weile dauern!“, stellte auch Sionn schließlich fest.

AveRage sah Sionn an. „Aber du als Elf sollt…“

Weiter kam der Technomancer nicht. Bei dem Stichwort Elf sprangen Shark Finn, Fierce, Tiernan und Liam auf. Sie umzingelten Sionn. Shark Finn und Fierce hielten ihn fest. Sionn wehrte sich heftig, aber natürlich hatte er keine Chance. Tiernan schob Sionns Kilt ein Stück hoch. Liam hatte eine Spritze aus seiner Tasche gezogen und rammte sie Sionn in den Oberschenkel. 

Sionn erschlaffte und schlief ein.

Finn legte ihn sanft ab.

Die O’Nialls atmeten auf. 

Wir alle hatten dem seltsamen Schauspiel fasziniert zugesehen. 

„Sagt niemals zu Sionn, dass er ein Elf ist!“, erklärte Tiernan.

„Warum?“, fragte Fang.

„Weil er dann austickt! Er bekommt dann einen Anfall und hat Schaum vorm Mund.“, betonte Fierce und fügte schulterzuckend hinzu: „Warum das so ist, weiß ich auch nicht!“

Da Fierce nicht einmal fragend zu Liam blickte, wagte es auch kein anderer, ihn nach dem Warum zu fragen. 

Ich allerdings war mir ziemlich sicher, dass Liam spitzbübisch in sich hineingrinste. Außerdem hatte ich auch bei Sionn ein verborgenes Grinsen gesehen, bevor Liam ihm die Spritze gegeben hatte. Ich war sicher, das Schauspiel war ein sehr überzeugendes, aber abgekartetes Spiel zwischen den beiden. Die anderen O’Nialls wussten nichts davon und hielten die Aktion für echt. So, wie alle anderen hier. Außer Doc vielleicht.

Ich würde mit Sicherheit nichts verraten. 

❄️❄️

Als ich die Lehrer-Lounge gen Mittag des nächsten Tages betrat, waren Sionn und Phoenix offenbar gerade aus der Matrix zurückgekehrt. Sionn flirtete noch ein bisschen mit Phoenix. 

Fang saß etwas abseits und verzog verärgert das Gesicht. 

Mir war in den letzten Tagen immer wieder aufgefallen, dass Fang seine Mentorenschaft immer dann besonders ernst nahm und mit Argusaugen über Phoenix wachte, wenn Sionn in der Nähe war. 

Wann immer es möglich war, versuchte Fang, Sionns Interesse an Frauen auf Eden oder gar Sinister umzulenken. Sionn machte sich einen Spaß daraus und flirtete umso mehr mit Phoenix.

Fang verschränkte die Arme. „Hast du grad nicht 'ne Verabredung mit Eden, Sionn?“ Er versuchte seinen Ton neutral zu halten. Das gelang ihn nicht völlig und so klang es leicht schmollend.

„Nee, grad nicht. Du weißt doch, Termine sind nicht meins!“, konterte Sionn lächelnd.

Beinahe wäre Fang ein ‚Pöh!‘ rausgerutscht. Doch er fing sich und meinte: „Das weiß ich schon. Anderen sind Termine aber schon wichtig. Ich will nur … ach, egal!“ Fang wandte sich ab.

Phoenix ging sofort auf Fang zu. „Was ist los?“, fragte sie. 

„Nix, ich finde nur, dass er sich ruhig mal mehr um seine Angelegenheiten kümmern könnte“, erwiderte er.

Sionn grinste wölfisch. „Mit der einzigartigen, wunderbaren Phoenix in die gefährlichen, aufregenden, wundervollen Tiefen der Matrix abzutauchen, ist meine Angelegenheit!“, verkündete er und bedachte Phoenix mit einem intensiven Blick, den eine Frau einfach gerne bekam.

Phoenix lächelte kurz, ließ den Blick ansonsten aber an sich abprallen. Fangs Laune war ihr wichtiger. 

Tiernan und Liam erschienen auf der Bildfläche. Sie hatten die neue Rüstung und Signaturwaffe dabei, die sie für Phoenix gefertigt hatten. Selbstverständlich war es ein dunkelroter Catsuit, der alle Vorzüge von Phoenix betonen würde. Außerdem konnte sie den Rücken des Anzuges auf durchsichtig schalten. Dann könnte man vielleicht ihre Phönix-Tätowierung sehen, die ich höchstpersönlich auf den schönen Körper der jungen Frau gebracht hatte. Allerdings nur, wenn die rote Haarmähne das Bild nicht verbarg, was jedoch meistens der Fall sein würde. 

Tiernan legte ein Paket auf dem Tisch ab und sortierte den Inhalt darauf.

Es oblag Liam, Phoenix das Equipment zu übergeben. Er trat dicht an sie heran, um ihr das Holster anzulegen, ihr die Waffe zu geben und dann Einstellungen an der neuen Pistole vorzunehmen.

Tiernan sah zu Sionn und fragte: „Fummelt der da gerade an Phoenix rum?“ 

Sionn schüttelte den Kopf. „Nö, an der Waffe.“

Liam erklärte einer faszinierten Phoenix gerade: „Wenn du dich mit der Waffe verbindest, kannst so auf Kommando ein flammendes AR-Design zu- oder abschalten. Abgesehen davon …“

„Also für mich sieht es aus, als wenn er an ihr rumfummelt“, murmelte Tiernan vor sich hin. „Wenn ich an Phoenix rantreten will, heißt es immer, ich soll Abstand halten. Dabei arbeite ich an der Anpassung des Anzugs.“

„Ich kann dich hören, Tiernan!“, bemerkte Liam beiläufig. 

Tiernan verstummte sofort und wurde rot. 

Doch Fang meinte nun: „Ich finde auch, so dicht ran müsste Liam nicht.“

Liam bedachte Fang kurz mit einem skeptischen Seitenblick, konzentrierte sich dann aber wieder auf Phoenix, die erfreut in die Hände klatschte, als ihre Waffe via AR rauchte und Flammen ausspuckte. Der Effekt kam wahrscheinlich doppelt so gut, wenn sie zuvor damit geschossen hatte oder jemanden bedrohen wollte. 

Nachdem Liam das Holster angepasst und Phoenix die Waffe erklärt hatte, sah er noch mal kurz zu Fang. Dann meinte er plötzlich: „Sionn, Phoenix, geht doch mal eben raus!“

Sionn blickte zu Liam, zögerte einen Augenblick, antwortete dann aber: „Geht klar!“ Dann hielt er Phoenix die Hand hin. „Komm, schöner Feuervogel, wir gehen spazieren.“

Ich verzog mich unauffällig hinter die Bar und kontrollierte unseren Getränkevorrat. 

Phoenix kniff die Augen zusammen. „Ähm, ja, okay, hab ich was verpasst?“ Doch sie nahm Sionns Hand, auch ohne eine Antwort erhalten zu haben.

Als die beiden an der Treppe nach unten verschwunden waren, ging Liam zu Fang und baute sich vor ihm auf.

Shark Finn nahm eine andere Haltung an. Er sah völlig entspannt aus, aber ich wusste, dass er nun auf dem Sprung war. Nicht, dass er einen Kampf vermutete oder gar einen Angriff befürchte, aber bereit zu sein, wenn es Ärger geben könnte, war dem Fomori einfach in Fleisch und Blut übergegangen.

„Läuft da was zwischen dir und Phoenix?“, fragte Liam.

Fang schüttelte den Kopf. „Nein.“

Ich schmunzelte.

„Möchtest du, dass da was läuft?“, hakte Liam nach.

Fang überlegte kurz. „Na, Möchten allein reicht nicht.“

Liam zog sich einen Sessel ran und setzte sich Fang gegenüber. „Also empfindest du mehr für sie als nur Freundschaft?“

Wieder überlegte Fang ernsthaft. 

Ich hätte Fang jetzt sagen können, dass dem so war. Doch es war besser, wenn er selbst drauf kam.

„Ja, ich denke, da hat sich was entwickelt, so in den letzten Tagen“, erklärte Fang ehrlich.

Liam nickte. „Du bist zumindest eifersüchtig.“

Fang sah Liam in die Augen. „Ist das ein Problem?“

Liam nickte abermals und meinte ernst: „Ja, das ist es. Es widerspricht dem Mentor-Prinzip.“

„Wieso?“, wollte Fang wissen.

„Weil du Entscheidungen treffen sollst, die für die Entwicklung von Phoenix gut sind und nicht danach entscheiden darfst, um sie zu schützen oder ihr nichts zuzumuten“, erklärte Liam.

„Daran habe ich nicht gedacht. Aber ich könnte das trennen. Ich will ja, dass sie was lernt“, rechtfertigte Fang sich.

„Es kann sein, dass du das glaubst und versuchst, aber so ist es nicht. Du willst mehr Zeit mit ihr verbringen, teilst Lehrer nach deinen Gefühlen zu, glaubst, du müsstest sie beschützen, willst sie immer selbst beschützen und so weiter. Phoenix müsste auch damit umgehen können, sollte das mit euch was werden. Eine Apprentice muss darauf hören, was ihr Mentor sagt, aber ihrem Boyfriend sollte sie widersprechen dürfen.“

Fang nickte. „Ja, hast Recht. Und nun?“

Liam antwortete: „Nun suchst du einen neuen Mentor für sie und verklickerst Phoenix das. Was du ihr zu dem ‚Warum‘ sagst, musst du wissen!“

Fang stand auf. „Okay, mach ich. Ich leg gleich los. Danke, Liam.“

Auch er verließ die Lounge und verschwand die Treppe nach unten.

Liam sah zu mir. „Und, Prinzessin, hast du das Taschentuch hinter der Bar gefunden?“, fragte er grinsend.

Ich lachte perlend. „Du glaubst es nicht, es war die gesamte Zeit in meinem Ärmel. Ich hatte es nur zu tief hineingesteckt.

❄️

Wenig später saß ich auf dem Dach von Snowcat Manor und arbeitete dort weiter an meinem Gemälde der Skyline von Boston während des Lockdowns. Es würde ziemlich düster werden, besonders, wenn man astral wahrnahm. Es ist gar nicht so einfach, an einem düsteren Bild zu malen, wenn man unter einem Kirschbaum sitzt und die Sommersonne auf einen herabscheint. Zum Glück konnte ich die geplante Stimmung jederzeit aus meinem Gedächtnis abrufen. Ich würde das Gemälde mitnehmen, sobald wir Boston verließen. Vielleicht würde es irgendwo ausgestellt werden, dann bekämen die Metamenschen einen guten Eindruck davon, wie es hier war. 

Hausgeist Squire Asher Benjamin Clay materialisierte sich neben mir und grüßte freundlich. Dann verharrte er und blickte fasziniert auf die Staffelei.

Ich malte weiter. Ich wusste, dass er mir gerne zusah.

„Nun, werter Squire“, brach ich nach ein paar Minuten das Schweigen, „seid Ihr zum Zusehen gekommen oder stand Euch der Sinn auch nach einem Gespräch?“ 

Der untersetzte, aber überaus gut gekleidete ‚Mann’ lachte. „Ach, verzeiht, Lady Snowcat, ich war wieder einmal völlig verzaubert von Eurer Kunstfertigkeit. In der Tat kam ich, um zu plaudern. Tatsächlich bin ich sogar gekommen, um Euch eine wundervolle Neuigkeit zu berichten.“

Mit einem neugierigen Lächeln auf dem Lippen wandte ich mich ihm zu. „Wundervolle Neuigkeiten? Das höre ich gern. Bitte, erzählt augenblicklich davon!“ Ich deutete auf einen von drei Stühlen, die ich, neben einem Tisch, hatte auf das Dach stellen lassen. 

„Oh ja, danke sehr.“ Der Geist setzte sich und beugte sich verschwörerisch vor. „Ich vermag freudig davon zu berichten, dass erneut die Liebe in Snowcat Manor eingezogen ist.“ Die nächsten Worte flüsterte mein getreuer Spion. „Damit meine ich nicht etwa diese Ausübungen körperliche Begierde, wie sie der werte Sir Sionn regelmäßig hier ausübt, und auch nicht die unerwiderten Gefühle von Miss Amanda-Panda14.“ Nun sprach Benjamin wieder in seiner normalen, immer noch diskreten Lautstärke. „Nein, es handelt sich um die zarte Pflanze aufkeimender Liebe, wie ich sie auch schon bei Master Mash und Valkyrie Fierce bemerken konnte.“ Er machte eine dramatische Pause.

Ich tat ihm den Gefallen, meine Neugier zu zeigen, auch wenn ich ahnte, was jetzt kommen würde. also zumindest ahnte ich, welche Namen er gleich nennen würde. Ich sah ihn aufgeregt an. „Nun?“, fragte ich. „Spannt mich nicht auf die Folter! Erzählt es. Oder noch besser, zeigt es mir bitte.“  

Der Squire klatschte erfreut in die Hände. „Oh ja, zeigen. Natürlich. Auch wenn ich nicht so begabt in der Darstellung bin wie Ihr es seid, ist es mir eine Freude.“ Er konzentrierte sich, verbeugte sich tief und ließ dann auf dem Dach eine dreidimensionale Illusion entstehen. 

Das beste an den Illusionen eines Geistes war, dass er die Auren mit darstellte. Als duales Wesen nahm ich ständig auch astral wahr. Vielleicht nahm der Squire es nicht so genau mit der Nachstellung der physischen Ebene, dafür bekam ich immer auch die Auren zu sehen und konnte mir so von den Gefühlen ein eigenes Bild machen.

Ich genoss die Darstellung.

❅❅❅

[Song 5: Ingrid Michaelson - You and I3] Ein aufgeregter Fang war offenbar auf der Suche nach jemanden. Er öffnete diverse Türen und hielt Ausschau. 

Im kleinen Multimedia-Saal im Erdgeschoss wurde er dann fündig.

Wie vermutet hatte er nach Phoenix gesucht. Ich war gespannt, was nun kommen würde.

Die hübsche, rothaarige Menschin saß an einem Schreibtisch. Ihr wertvolles Cyberdeck lag auf dem Tisch. Sie stöpselte sich aus und schenkte Fang ein bezauberndes Lächeln. „Na, alles gut?“, fragte sie. „Du siehst jedenfalls noch heil aus.“

„Was? Ja, klar. Alles prima. Du, pass auf, ich bin ab jetzt nicht mehr dein Mentor.“

Phoenix entglitten die Gesichtszüge. Die Farben in ihrer Aura schwangen um. Sie war entsetzt und unsicher. „Was? Warum denn nicht?“  

„Na, weil ich es nicht mehr sein kann. Sionn macht das jetzt …“

Er hatte Sionn gefragt und dieser hatte zugesagt? Interessant - und clever von Fang, da er so gleich ausschloss, dass Sionn weiter versuchte, bei Phoenix zu landen.

„ … also jedenfalls habe ich ihn gefragt. Er hat sich aber Bedenkzeit erbeten. Ab morgen dann.“

Ah, Sionn hatte also noch nicht geantwortet, doch Fang war überzeugt, dass er Ja sagen würde.

Phoenix war nicht zufrieden. „Ich verstehe es nicht. Sionn unterrichtet mich doch eh. Was hat das mit dem Mentor-Sein zu tun?“

„Na .. wenn's enger wird!“ Fang kratzte sich am Kopf. „Dann kann man nicht mehr Mentor und Schüler sein“, erklärte er nun fast schüchtern.

Eine Flut von Farben zeichnete sich in der Aura von Phoenix ab. Verwirrung, Sorge, Hoffnung, Liebe. „Wie jetzt? Wird es denn enger?“

„Na, ich finde schon. Ich fühle mich dir näher. Ich denke, wir sind auf 'nem guten Weg. Was meinst du?“

Phoenix schluckte schwer. „Ja, also, wenn da 'mehr' das ist, von dem ich glaube, was das ist …“, sie ließ es offen stehen. 

„Ich sehe schon, du brauchst erst mal ein Bier!“, erklärte Fang und verschwand kurz Richtung Kühlschrank, den es hier zum Glück gab und in dem auch noch zwei Flaschen Bier standen. 

Phönix setzte sich auf den Boden und lehnte sich gedankenverloren an die Wand. Ihre Beine wippten vor Anspannung.

Fang öffnete beide Flaschen und gab eine an Phoenix, die ihre sofort bis zu Hälfte leerte. Ihre Aura rötete sich, Aufregung machte sich breit.

Fang setzte sich dicht neben Phoenix und räusperte sich. „Also von meiner Seite aus ist da mehr. Ich hab mich in dich verliebt. Das ist nicht nur Freundschaft. Und ich glaube, dass das gegenseitig ist. Aber du kannst ruhig sagen, wenn ich mich da irre.“

Phoenix war ganz ruhig geworden. Nun stellte sie ihr Bier geräuschvoll auf dem Boden ab, kickte mit dem Fuß gegen den von Fang und sagte leise: „Ich bin doch mit Worten und Gefühlen nicht so gut! Mir geht es aber genauso! Es ist zwar echt schade, dass du nicht mehr mein Mentor sein kannst. - Aber so ist es mir lieber!“

Fang begann zu strahlen. „Wenn Sionn Ja sagt, hast du einen coolen Mentor! Du kannst ja andere Sachen weiter mit mir trainieren!“

Phoenix wandte sich spontan und eine Spur unbeholfen Fang zu und küsste ihn. 

Fang erwiderte den Kuss und nahm Phoenix dabei in der Arm.

Das Farbenspiel der beiden Auren wurde intensiver. Rot und Rot überlappten sich, verbanden sich miteinander. Ein schöner Anblick.

Die Stimmung wurde von einer jubelnden Fierce unterbrochen, die soeben in der Tür erschienen war.

Das Bild löste sich auf.

❄️❄️❄️

„Und? Lady Snowcat? Was sagt Ihr dazu? Ist es nicht wundervoll?“, fragte Squire Asher Benjamin Clay mich mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen.

„Ja, das ist es“, bestätigte ich. „Liebe ist wertvoll!“

„Oh ja! Und vielleicht entsteht so bald neues Leben, welches dann in diesem Haus geboren wird!“, freute er sich aufgeregt.

Ich lachte perlend. „Ich möchte das nicht völlig ausschließen, aber ich glaube, damit solltet Ihr nicht rechnen.“

„Rechnen nicht, aber ich hoffe darauf.“ Der Squire stand auf und verbeugte sich. „Wenn ich etwas in dieser Richtung bemerke, erfahrt Ihr es als erste, Lady Snowcat!“

Ich erhob mich ebenfalls, knickste und hielt dem Squire meine Hand zum Kuss hin. „Ich danke Euch vielmals! Eure Besuche sind mir stets eine Freude.“ 

Asher nahm meine Hand und küsste sie formvollendet. 

Innerlich seufzte ich zufrieden. 

Selbstverständlich wäre das Bild noch perfekter gewesen, hätte ich ein Krönchen oder zumindest ein funkelndes Armband getragen. 

Der Squire löste sich in Luft auf.

❄️❄️

Beim Abendessen waren wir alle wieder versammelt. Auch Mash und Fierce leisteten uns Gesellschaft, auch wenn sie nichts aßen.

„Habt ihr schon mitbekommen, dass Fang und Al … äh … Phoenix geknutscht haben?“, sagte Fierce.

Wäre ich nicht so kontrolliert und diszipliniert gewesen, ich hätte mich an meinem Sandwich verschluckt.

Alle sahen Fang und Phoenix an. Phoenix wurde rot. Die meisten freuten sich für die beiden,

Liam legte sein Messer ab, sah Fang an und fragte todernst: „Wer ist denn der neue Mentor?“ 

Ja, das war zu erwarten gewesen. 

Fang strahlte. „Ich hab Sionn gefragt, - ha!“ 

„Und? Was hat er gesagt?“, hakte Liam in einer äußerst bedrohlichen Art und Weise nach. Er konnte das unglaublich gut. Bis auf Sionn, Doc und mich begannen sich alle unwohl zu fühlen. Fierce wurde regelrecht bleich. Also noch bleicher, als sie es aufgrund ihrer Wandlung sowieso schon war. 

„Er hat sich Bedenkzeit bis morgen erbeten“, erwiderte Fang. Leichte Unsicherheit klang in seinen Worten mit. 

Liam sah nun zu Sionn. Er behielt sein typisches Starren bei, was Sionn aber gar nicht störte. Liam fragte in einer heftigen Variante des irischen Gälisch: „Denkst du drüber nach?“

Sionn schluckte grinsend seinen Bissen Sandwich runter und antwortete mit einem genauso schlimmen Akzent. „Klar, sonst hätte ich gleich Nein gesagt!“

Jetzt sah Liam nacheinander zu Fang und dann zu Fierce. „Der Kuss -  war der vielleicht 'ne Vision aus der Zukunft?“ 

Fierce nickte beflissen und überschwänglich. „Ja bestimmt.“

Einige lachten leise. 

Auch Fang nickte. „Ja, ähm, klar. Das war 'ne Wunschvorstellung!“ 

Die Anspannung wich aus allen Gesichtern. 

Dave räusperte sich. „Ich möchte darauf hinweisen, dass Visionen nicht eintreffen müssen.“ 

Alle hatten wieder zu essen begonnen, verharrten jetzt aber kurz. 

Liam meinte überzeugt: „Aber die trifft ein!“ 

Dave räusperte sich erneut. „Oh. Ja, das meinte ich nicht. Man sollte aus der Tatsache nur keine falschen Schlüsse ziehen. Also nicht glauben, dass, egal was man tut, man den nächsten Tag noch erlebt.“

Liam sah nun noch mal zu Fang. „Du bist faktisch noch ihr Mentor. Mit der Frage allein war das nicht erledigt. Du musst erst jemanden finden, der die Verantwortung übernimmt. Erst DANACH ändert sich dein Verhältnis.“

Als Liam das Wort Verantwortung genannt hatte, blickte Sionn kurz auf. Ich konnte sehen, wie es in seinem Kopf ratterte. Es waren nur Mikroexpressionen. Winzige Details, die man nur mit geschultem Auge sehen konnte. Sionn wollte keine Verantwortung.

Fang nickte und sah mit aufrichtigem Blick zu Phoenix. „Also, bis morgen bin ich noch dein Mentor.“

Sionn trank einen Schluck Bier, stand auf und ging zu Fang. „Es wäre unfair, dich länger zappeln zu lassen. Ich sag Nein!“

Fang war sichtlich enttäuscht. In doppelter Hinsicht. Er hätte Sionn wirklich gern als den Mentor von Phoenix gehabt. Außerdem bedeutete das jetzt, dass er bis morgen vielleicht doch keinen neuen Mentor hatte. Das wiederum hieß, dass er und Phoenix sich in Punkto Zweisamkeit gedulden mussten. Jedenfalls, wenn sie sich an Liams Regeln halten wollten. Und das wollten sie mit Sicherheit, zumal das ja wirklich vernünftige Regeln waren. 

„Schade. Warum?“, fragte Fang.

„Liam hat eben das entscheidende Stichwort gegeben. Verantwortung, damit habe ich es nicht so“, erklärte Sionn.

„Ich glaube, so eine Aufgabe wäre gut für dich!“, versuchte Fang es noch.

Sionn schüttelte den Kopf. „Nein. Oder vielleicht doch. Aber ich will’s nicht, selbst wenn es das beste für mich wäre.“

Auch Phoenix war enttäuscht.

Es war ziemlich still am Tisch. 

Fierce brach die Stille. „Da kann ich ja weiter in die Zukunft sehen als ich dachte. Aber keine Sorge, ihr zwei, ich bin noch so sehr im Orkmodus, da reicht meine Voraussicht bestimmt maximal drei Tage!“

Alle lachten und aßen im Anschluss weiter. 

Fang wirkte nachdenklich. Offenbar wusste er noch nicht, wen er fragen sollte.

❄️

[Song 6: Fiddlers Green - Mrs. McGrath3] Für diesen Abend war nichts besonderes geplant. Wer also nicht gerade Wachdienst hatte, erschien früher oder später in Tiernans Pub. - Ja, aus der Bar im Wohnhaus der Lehrer war schon längst Tiernans Pub geworden. 

Wir musizierten viel.

Es war bereits nach Mitternacht, als Liam mit einem frischen Bier zu mir gelaufen kam. Eine von Tiernan zusammengestellte Playlist lief über Lautsprecher und die Howling Shadows saßen einzeln oder in kleinen Gruppen beisammen, um zu lesen, Billard zu spielen oder was auch immer sie gerade tun mochten. Ich hatte meinen Skizzenblock auf dem Schoß und war dabei, einige Porträts zu verfeinern.

Liam setzte sich neben mich und schob mir das Bier zu. 

Es schmeckte würzig und malzig, so wie ich es liebte. 

„Was hältst du denn von Phoenix?“, wollte Liam wissen. Er sprach wieder irisches Gälisch. 

„Sie ist nett, aufgeschlossen, hübsch und freundlich. Sie entwickelt sich gut!“, antwortete ich.

„Möchtet du was wegen ihrer Ausbildung machen?“, fragte Liam nach.

Ich lächelte verschmitzt. „Das ist immer noch Fangs Aufgabe. Wieso fragst du?“

„Fang wird sich darum kümmern, aber er hat nicht deine Möglichkeiten!“, erklärte Liam.

Ich lachte leise. „Das stimmt. Aber ich weiß nicht, worauf du hinausmöchtest.“

„Findest du, Phoenix hat Potenzial? Sie könnte dein erstes eigenes Clansmitglied werden, das könntest du fördern.“

Nach außen legte ich den Kopf leicht schief und überlegte. 

Nach innen hob ich eine meiner feinen Augenbrauen. Mein erstes eigenes Clansmitglied? Was wollte mir Liam damit sagen? Dass er mich früher oder später aus dem Clan warf und ich mir meinen eigenen Clan zusammenstellen sollte? Ich lachte in mich hinein. Natürlich nicht. Aber wann in der Sechsten Welt hatte ich den Eindruck erweckt, zu Phoenix eine familiäre Beziehung zu haben oder auch nur aufbauen zu wollen? - Wahrscheinlich zu keinem Zeitpunkt. Ich neigte nicht dazu, meine Gefühle zu offenbaren. Schon gar nicht welche, die ich nicht hatte. Von den Momenten, in denen ich eine Rolle spielte, einmal abgesehen. Liam konnte meinen Umgang auch nicht falsch einordnen. Er wusste nur allzu gut, dass ich zu allen freundlich war. Ich zuckte innerlich mit den Schultern. Vielleicht glaubte Liam, ich brauche eine Freundin. Doch vielmehr nahm ich an, dass die Aussage seinem eigenem Wunsch entsprach, Phoenix in den Clan aufzunehmen oder sie zumindest an ihn zu binden. Phoenix’ Verhalten gegenüber Fierce war ausschlaggebend für diesen Wunsch, nahm ich an. Nur, dazu brauchte Liam mich nicht, jemanden in den Clan integrieren konnte er ganz gut alleine.

Da ich äußerlich tatsächlich länger nachdachte, wiederholte Liam den Kern seiner Frage. „Findest du, Phoenix hat Potenzial?“

„Ja, durchaus. Sie könnte ein fähiger Decker und Face werden. Ich bin mir zwar noch nicht ganz sicher, ob sie ihren Wunsch, Geheimnisse ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen, kontrollieren kann. Aber ja, sie hat das Potenzial zu einem guten Shadowrunner.“

Liam nickte zufrieden. „Gut. Wer kann da ihr Mentor werden? Damit meine ich nicht, wer sie in einzelnen Kategorien ausbilden kann. Gute Leute hast du viele. Wir brauchen einen Shadowrunner. Einen, der das Geschäft in den Schatten kennt. Wen haben wir da?“

Ich überlegte. „Von unseren Leuten hier in Boston sind nicht sonderlich viele Runner. Zuallererst haben wir mal dich und mich“, begann ich. „Dann noch Sionn, Doc, mit Einschränkungen Fang und dann noch Shark Finn“, zählte ich auf. 

„Sehe ich auch so. Wer fällt raus?“

Ich grinste in mich hinein, herausarbeiten durch Fragen, das Prinzip war mir von meinem Mentor bekannt. Und von diversen Lehrern. Mein Erster Ritter war auch einer meiner Lehrer. Liam wollte auf bestimmte Namen hinaus. Er wollte, dass ich entschied, wer Phoenix' Mentor werden sollte. „Fang fällt aus, weil er in sie verliebt ist. Shark Finn auch. Er ist ein Beschützer, kein Ausbilder.“

Liam nickte zustimmend.

„Doc ist auch raus. Rein vom Papier her kann er es. Aber er würde Phoenix einen Schwerpunkt verleihen, der nicht zu ihr passt. Außerdem hat er noch immer TriXhot als Schülerin. Bleiben also du, ich und Sionn. Allerdings hat Sionn schon Nein gesagt.“

„Wenn du ihn fragst, dann macht er das, Prinzessin!“, stellte Liam fest.

„Ich weiß. Aber eigentlich mag ich niemanden aus unseren Reihen gegen seinen Willen zu etwas bringen.“

„Und dann?“, hakte Liam nach.

Ich würde es in keinem Fall machen. Vielleicht würde ich in 200 Jahren soweit sein, einen Schüler haben zu wollen. Noch war ich froh, wenn ich meine eigene Ausbildung auf die Reihe bekam. Liam hatte viel zu tun. Sionn auch, er kümmerte sich ja bereits um die befreiten Technomancer. Aber Liam war nun mal der Oheim. Er baute und fertigte alles, brauchte seine Energie für seine Ideen. Abgesehen davon wollte ich Phoenix den Status, die Schülerin des Oheims zu sein, nicht einräumen. „Ich weiß noch nicht“, antwortete ich auf die Frage. „Vielleicht reicht es, einen Nicht-Shadowrunner zu nehmen. Vielleicht warte ich Fangs Entscheidung ab, bevor ich etwas unternehme.“

Liam sah mich eindringlich an. „Du denkst bei Nicht-Runnern an Eden und Sinister. Aber du kannst Phoenix nicht ohne einen Runner auf Tour gehen lassen. Phoenix ist kein Kämpfer und kein Soldat. Das wäre an vielen Stellen, als wenn sie allein wäre. Hätte Craven dich allein gehen lassen?“ 

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, aber er war auch nicht mein Mentor! Den Part in der Geschichte kann dann Fang übernehmen.“

Liam nickte. Ich glaube, er war nicht völlig zufrieden mit meiner Aussage, aber er ließ sie so stehen und fragte stattdessen: „Will Phoenix denn Shadowrunner werden?“

Ich holte etwas tiefer Luft. „Ganz genau weiß ich es nicht. Aber ich gehe davon aus.“

„Hast du sie nicht gefragt?“

„Nicht explizit. Als wir vor ein paar Tagen unser Gespräch hatten, was sie noch nicht soweit. Da war das alles viel zu neu für sie. Wir haben nur darüber gesprochen, wie man einen Run verarbeitet. Dass man lernen soll, aber dass Vorwürfe einen nicht weiter bringen.“

Liam erhob sich. „Dann mach ich das jetzt mal. Ich frage sie direkt, ob sie Shadowrunner werden will. Nicht, dass wir hier über ein Thema sprechen, dass es gar nicht gibt.“

Er ging rüber zu Phoenix. Sie saß mit Fang an der Bar. Die beiden sahen verliebt aus, achteten aber darauf, sich nicht zu nahe zu kommen. Sie unterhielten sich angeregt. Die Finger voneinander zu lassen, fiel ihnen schwer. Ein Teil von mir fand, dass sie ruhig noch ein bisschen ausharren konnten. Ich war auch abstinent. Ein anderer Teil hatte ein Herz für die Liebe. Dann war da noch die Erinnerung an einen romantischen Morgen am Strand, den ich erst vor ein paar Tagen mit meinem Liebsten verbracht hatte. Diese Teile gewannen. Ich leerte mein Bierglas und stand auf.

Liam musste nichts sagen, Fang zog sich bei Liams Ankunft ganz allein ein Stück zurück. 

Hier in der Lounge war eine gewisse Ruhe eingekehrt. Shark Finn, Tiernan, Fang, Phoenix und Sionn waren noch da. Der Rest hatte sich bereits zurückgezogen. Ob sie nun auf ihrem Zimmer waren oder sich wie Fierce, Eden und Mash in den Subleveln aufhielten, der Raum hatte sich geleert.

Ich hätte nur meine Ohren spitzen müssen, und schon hätte ich hören können, was Phönix Liam antwortete. Doch das war gar nicht nötig. Erstes wusste ich, dass Liam erklären würde, dass es in seinen Augen der einzig freie Lebensstil war, den die Sechste Welt zu bieten hatte. Zweitens konnte ich aus der Körpersprache von Phoenix lesen, dass sie Shadowrunner werden wollte. Auch wenn das bedeutete, dass sie in den Augen der Öffentlichkeit zum Terroristen werden würde. 

Ich seufzte innerlich, zögerte, rang mich erneut durch und bat im Anschluss Sionn mit einem Augenaufschlag in den Nebenraum. Er folgte mir ohne Nachfrage. 

Immerhin etwas.

❄️

Als wir zurückkehrten, trat Sionn erstmal an die Bar und ließ sich von Tiernan einen doppelten Whisky geben. Unser Gespräch hatte ihm nicht wirklich behagt. Ich gebe zu, es war Sionn gegenüber nicht ganz fair gewesen, die Option zu wählen, die mir am meisten passte. Ich habe schon immer gerne all meine Vorteile genutzt. Es gab keinen Grund darauf zu verzichten, nur weil ich ihre Anführerin war. Im Gegenteil.

Liam unterhielt sich gerade mit Fang. Diesmal spitzte ich meine ohnehin schon spitzen Ohren. Einfach, weil ich es konnte - und aus Neugier natürlich. 

„ … Wie würdest du deinen Status jetzt gerade bezeichnen?“

Fang druckste: „Na, ich bin immer noch ihr Mentor.“

Liam hatte die Arme verschränkt. „Also war es zu früh, sie zu küssen.“ Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: „Oder sich küssen zu lassen!“

Fang nickte. „Ja, gebe ich ja zu. Ich bin davon ausgegangen, dass Sionn Ja sagt. Da habe ich zu kurz gedacht.“

„Verstehe. Und, wer soll es jetzt deiner Meinung nach werden?“

Fang zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, wer sich für sie eignet. Der soll ihr ja auch was in ihrem Spezialgebiet beibringen können.“

Liam schüttelte den Kopf. „Du denkst schon wieder zu kurz. Konntest du ihr denn was in ihrem Spezialgebiet beibringen?“

Fang sah Liam verdutzt an.

Liam erklärte: „Du meinst doch die Matrix?“

Fang nickte langsam und verstand. „Stimmt, was die Matrix angeht, kann ich ihr gar nichts beibringen.“

Liam stupste Fang am Oberarm, bis zur Kopfnuss hatte es Fang also noch nicht geschafft. „Jetzt kommt eine wichtige Lektion. Vielleicht die wichtigste überhaupt. Nutz all deine Assets.“ 

„Du hast Recht. Der Mentor muss nicht ihr Hauptlehrer sein. Das erweitert natürlich meine Optionen.“

„Eben. - Und wen willst du nun fragen?“, stocherte Liam.

Fang verkniff das Gesicht. „Ich weiß es leider immer noch nicht.“ 

Sionn trank einen zweiten doppelten Whisky, dankte Tiernan und stand dann abrupt auf. Er ging zu den beiden. „Du musst nicht länger überlegen, Fang. Ich mache es jetzt doch.“

Fang begann zu strahlen. „Echt? - Cool! Das ist bestimmt auch gut für dich. Das glaub ich ehrlich. - Was hat deine Entscheidung geändert?“

„Snowcat hat mich gefragt!“, antwortete Sionn kurz angebunden.

Phoenix kam, wie aufs perfekte Stichwort, dazu.

Fang grinste sie an. „Sionn ist jetzt dein Mentor.“

Auch Phoenix freute sich. „Wow, cool. Danke.“ Sie umarmte Sionn kurz, trat dann aber dicht neben Fang. 

„Seid ihr jetzt offiziell ein Paar?“, fragte Sionn.

Beide wurden rot. Fang nickte. 

„Na denn, Glückwunsch!“, meinte Sionn zu Fang. Dann sah er zu Phoenix. „Freut mich für euch.  

Ich hab übrigens schon einen groben Ausbildungsplan und einen Kalender erstellt. Ich mach mich dran, gleich noch mit den Lehrern zu sprechen, sofern sie noch wach sind. Ich stell dir dann Termine ein. Jeder Unterricht wird damit beginnen, deinen Level festzustellen. Dann entscheidet der Lehrer über die Lektionen.“

Phoenix nickte beflissen. „Find ich gut.“ Sie und Fang hielten sich bereits an den Händen.

„Wenn es für Eden okay ist, wird dein Unterricht täglich mit dem Fitnesstraining bei ihr beginnen.“

„Gerne“, freute sich Phoenix.

„Stehst du dann auch so früh auf?“, fragte Fang.

Sionn schüttelte den Kopf und erwiderte mehr beiläufig: „Nee, ich trainiere das ja nicht.“ Sionn sah ernst auf Phoenix herab. „Ich stell die Termine ein, du musst pünktlich sein. Ich nicht! Sind ja nich’ meine Lehrer.“ 

„Klar!“, kommentierte Phoenix.

„Wenn ich Bock habe, dann komme ich dazu. Ansonsten werde ich mich über deine Fortschritte natürlich informieren“, erklärte Sionn weiter.

Wow. Sionn hat sich in den wenigen Minuten tatsächlich jede Menge Gedanken dazu gemacht. Ich war mir nicht sicher, ob Fang überhaupt einen Plan für Phoenix erstellt hatte.

Sionn sah kurz zu Fang. „Sie wird nicht viel Zeit für dich haben!“, erklärte er.

Fang grinste. „Wir finden Zeit für uns. Bei mir bekommt sie ja vielleicht auch Unterricht.“ Fang lächelte Phoenix verliebt an. „Wenn du morgens so früh aufstehst, dann sei leise. Wenn Eden trainiert, ist das für mich viel zu früh“, er zwinkerte ihr zu. 

„Wer sagt, dass ich da bei dir bin?“, konterte Phoenix mit einem breiten Lächeln.

„Keiner. Eben nur, falls du bei mir bist“, meinte Fang.

„Ich dachte, du machst mir Frühstück!“ Phoenix zog einen süßen Schmollmund.

„Das Frühstück von Tiernan ist viel besser. Aber ich warte nach dem Training mit Kaffee auf dich, wenn du magst!“, erklärte Fang.

Phoenix lächelte.

„Bevor du planst, ich hab noch was!“, warf Sionn ein und stellte sich dicht vor Phoenix. „Ich habe dir jetzt erklärt, was dir an Unterricht bevorsteht. Da ist noch mehr. Wenn du meine Apprentice bist, dann hörst du auch auf einem Run auf das, was ich sage. Ohne nachzufragen! Und ohne moralische Bedenken. Wenn ich sage: "Bleib da", dann bleibst du da. Wenn ich sage: "Renn", dann rennst du. Wenn ich sage: "Schieß", dann schießt du. Und wenn ich sage: "Spring", dann springst du. Fragen und diskutieren können wir, sobald wir wieder sicher zu Hause und unter uns sind. Ich treffe die Entscheidungen im Einsatz für uns beide. Ich werde dich auch Hilfsarbeiten machen lassen, das gehört dazu. Im Gegenzug verspreche ich, dass mir deine Ausbildung wirklich wichtig ist. Hilfsarbeiten bedeuten nicht, dass ich dich dazu nutze, Sachen zu machen, die ich nicht machen mag. Ich kümmere mich darum, dass du alles lernst, was du in unserem Geschäft brauchst. Und ich stelle dein Überleben über meines.“

Phoenix machte große Augen.

„Jetzt hab ich alles gesagt, und nun kommen die entscheidenden Fragen: Hast du das alles verstanden? Und möchtest du, unter all den genannten Bedingungen, meine Apprentice werden?“

Phoenix strahlte über das ganze Gesicht. „Ja und ja!“

Ein Nein wäre auch unwahrscheinlich gewesen, hätte es doch zusätzlich bedeutet, dass sie und Fang sich hätten weiter zurückhalten müssen. Doch warum auch, Sionn hatte ihr hervorragende Bedingungen angeboten.

Liam war sehr zufrieden.

Fang sah zu ihm. „Noch mal danke für den Tipp. Und sorry, dass ich zu kurz gedacht habe. Ich bin froh, dass es so glimpflich ausging für mich.“

Liam nickte. „Kein Ding. Hast an den Ideen ja gesehen, was man machen kann. Ich hab dir vorhin gesagt, nutz deine Assets!“

Fang nickte.

Nun bekam er doch eine von Liams berühmten Kopfnüssen, und auch Fang wich, wie alle O’Nialls, nicht aus. „Hast du denn inzwischen mitbekommen, was das heißt?“, fragte Liam scharf. Er wartete keine Antwort ab. „Du bist jetzt der Blutbeutel von Fierce. Du gehörst jetzt dazu. Damit meine ich zum Clan. Das heißt, dass wir auf dich aufpassen und dir helfen. Rat mal, warum du auf unsere Etage ziehen durftest?“

Fang strahlte über das ganze Gesicht, denn bewusst war ihm das offenbar noch nicht gewesen.

Als seine Freundin gehörte Phoenix dann auch irgendwie dazu. Ich hatte doch gewusst, dass Liam meine Hilfe nicht brauchte, um Phoenix zu einem Mitglied zu machen. 

„Darum bist du auch der, der das mit dem gewechselten Mentor und eurer Beziehung Fierce und Finn und Tiernan erklärt“, schloss Liam und fügte hinzu: „Auch wenn Tiernan wahrscheinlich schon alles mitgehört hat.“

❄️

Für den folgenden Abend setzte ich ein kleines Ritual an, was das Ganze für alle offiziell machte. Natürlich gehörte eine anschließende Feier dazu, denn Partys wies ich nun mal am liebsten an.

Doch ein neuer Tag begann nicht, bevor man nicht einmal geschlafen hatte, darum war es erstmal Zeit fürs Bett.

❄️❄️

Auf der Party war zu sehen, wie ‚ernst‘ es Phoenix und Fang miteinander war. Sie waren wirklich verliebt.

Darum schlug ich in einer ruhigen Minute vor, Phoenix solle zu Fang in die Wohnung ziehen, das sparte Platz und zum Clan gehörte sie ja sowieso schon. Letzteres betonte ich natürlich nicht.

Als ich es ansprach, wurde Phoenix erst panisch. Was Beziehungen anging, war sie wohl ein wenig unsicher. Letztendlich freute sie sich dann, denn ‚beim Clan zu wohnen, ist schon geil‘, befand sie.

Etwas, was ich nur bestätigen konnte.

Ein astraler Blick über die Anwesenden verriet, dass nun ein paar mehr Metamenschen in der Nacht Sex haben würden. Mash und Fierce, Fang und Phoenix und Sionn und … , er würde sicher wieder jemanden finden, wenn er wollte. Im Moment sah es jedenfalls ganz danach aus, als wenn er wollte.

Ich gehörte auch heute Nacht nicht zur Gruppe der Sexhabenden. Ich hatte dennoch keinen Grund, mich zu beschweren. 

Jedenfalls keinen großen. Der Gedanke an das Traumtreffen mit meinem Liebsten würde mich später gut einschlafen lassen. 

❄️❄️

[Song 7: Duran Duran - Wild Boys3] Um die neuen Verhältnisse zu testen und zu festigen, starteten wir am nächsten Tag einen Familienausflug zu den Ancients. 

Okay, es war ein Familienausflug plus eins, denn Foggy begleitete uns. 

Um die Ancients endgültig abzuhaken und um Lucky Liam ruhigzustellen, wollten wir ihm seinen Vertrag geben und einen Ancient zu uns in die Serie holen. Für den Vertrag brauchten wir Foggy. Er war auch der einzige, der wusste, welche Beträge dafür angemessen waren. 

Um es Fierce möglichst angenehm zu machen, warteten wir bis zum späten Nachmittag. Sie würde die Limousine fahren und konnte die ganze Zeit im Wagen bleiben. Da sie unterirdisch einsteigen konnte, war auch das kein Problem. Dennoch fühlte sie sich einfach besser, je näher wir dem Sonnenuntergang kamen. Früh aufstehen war eben nicht ihre Sache. Vorsichtshalber bekam sie von Mash einen Zauber mit, der ihre Allergie gegen Sonnenlicht für einige Zeit unterdrücken konnte.

❄️

Liam trug, wie Sionn und Tiernan, Kilt. 

Phoenix und ich hatten unsere Catsuits angezogen, Rot und Weiß bildeten ebenfalls einen schönen Kontrast. 

Shark Finn und Fierce waren straßenmäßig gerüstet. 

Foggy hatte selbstverständlich einen Anzug an.

Als wir in das Gebiet der Ancients einfuhren, bekamen wir eine Eskorte. Doch diesmal waren die Bikes mehr zu unserem Schutz aufgestellt denn zu unserer Überwachung.

Liam, seine Sonnenbrille besaß sechseckige Gläser, Phoenix, Fang, Foggy und ich stiegen aus. Die anderen warteten in der Limousine.

Dawante trat in seiner vollen, über 2 Meter großen Schönheit aus dem Kostum Road Bikes und wusch sich schnell noch die Hände, bevor er uns entgegen kam. 

Zwei andere Ancients tauchten unterdessen auf, boten uns Bier an und baten uns, Platz zu nehmen. Andere kamen hinzu. Es war, als wären wir so etwas wie Staatsbesuch, also hochrangige Ancients aus einem benachbarten Chapter. 

Dawante umarmte zumindest mich und Phoenix. „Wie schön, dass ihr da seid. Lucky Liam kommt auch gleich!“, verkündete er.

Einzig Chain und Vic standen mit verschränkten Armen abseits, die Ablehnung stand ihnen ins Gesicht geschrieben. 

„Und, wie war die letzte Woche so?“, fragte ich Dawante.

„Trüb, so ohne euch!“, antwortete dieser.

Für weiteren Smalltalk blieb gar keine Zeit, denn da kam Lucky Liam auch schon mit Slack und einem strahlenden Lächeln aus dem Laden.

Wir nahmen ganz oben auf der Reifen-Lounge Platz.

Lucky Liam hatte offenbar sein gutes Benehmen entdeckt oder wiedergefunden. Und nicht nur das, er trat mir sogar auf Augenhöhe gegenüber.

Nach überaus freundlichem Smalltalk, bei dem ich die laufenden Geschäfte nicht ansprach, erläuterte ich, warum wir gekommen waren, dann stellte ich Foggy vor.

Lucky Liam war höchst erfreut, da wir wirklich an eine Zusammenarbeit dachten. Foggy legte ihm den Vertrag vor. 

Lucky Liam hatte nichts daran auszusetzen, darum gab es auch keine Verhandlung.

Ich lächelte charmant. „Und, hast du einen Vorschlag, wer von euch zu uns kommen soll?“, fragte ich schließlich.

Lucky Liam überlegte kurz, drehte sich dann plötzlich zur Seite, als würde er einer Eingebung folgen und meinte: „Wie wärs mit Dawante?“

Dawante erhob sich strahlend und stellte sich in Pose.

„Dawante finde ich ganz hervorragend“, erklärte ich.

Damit war es auch schon abgemacht.

Besser hätten wir es kaum treffen können. Dawante sah einfach perfekt aus, sein Rassismus hielt sich in Grenzen, bei unseren Ladys war er bereits beliebt, er war unser Wunschkandidat gewesen und, er wollte wirklich zu uns.

So sehr, dass er sogar schon gepackt hatte. 

Sein Motorrad durfte er auch noch mitnehmen. 

Auf der Rückfahrt nach nach Snow Haven bedauerte ich tatsächlich, nicht zu ihm auf Bike steigen zu können.

❄️❄️

Da die Five-by-Five sicher und wohlbehalten von der ersten Erkundungsmission an den Evo-Docks zurückgekehrt waren und unsere Analyse ihres Berichts unsere Vermutung bestätigt hatte, dass keine Eile bestand, stand einer weiteren Feier - diesmal, um Dawante willkommen zu heißen - am nächsten Abend nichts mehr im Wege. 

Schon nach 24 Stunden war klar, dass Dawante sich gut einfügen würde. Ich hatte ihn sich mehrmals irgendwo mit einem Howling Shadow angeregt unterhalten sehen. 

Beim Umzug von Phoenix in die Wohnung zu Fang hatte Dawante kräftig mit angepackt. Die meisten schienen ihn auf Anhieb zu mögen. 

Hatte ich schon bemerkt, dass er einfach unglaublich gut aussah?

Der Ex-Ancient war begeistert von allem, was wir ihm zeigten. Einzig die lasche Befehlsstruktur und die Tatsache, dass er ein ganzes Appartement sein eigen nennen sollte, machten ihm zu schaffen. 

❄️

Die Party verlief feuchtfröhlich. 

Natürlich musizierten und tanzten wir in der Nähe des Pools. 

Es war immer noch Sommer. 

Tiernan hatte zur Feier des Tages sogar beide Foodtrucks geöffnet. 

Fang und Phoenix konnte man die Verliebtheit weiter ansehen. Auch Fierce und Mash genossen die Party gemeinsam in vollen Zügen. 

Fierce hatte einen Ausgleich fürs Trinken gefunden. Sie forderte zu Geschicklichkeitsspielen heraus und tanzte immer wieder wild. Sie schaffte es sogar, dass wir uns alle auf einen finnischen Volkstanz im Kreis einließen. 

Alle bis auf Liam. 

„Was ist denn mit Liam?“, fragte Dawante daraufhin.

„Den brauchst du nicht zu fragen!“, erklärte Tiernan. „Liam tanzt niemals!“

„Er tanzt nicht mal mit der Braut auf einer Hochzeit oder mit Granny“, fügte Fierce hinzu.

Ich lächelte und meinte: „Das mit dem ‚Nie‘ stimmt aber nicht. Mit mir hat er schon einmal getanzt! Bei unserer ersten Begegnung. Liam tanzt sogar ziemlich gut.“

Tiernan, Shark Finn und Fierce starrten mich mit aufgerissenen Augen an. Sie konnten nicht glauben, was ich da gesagt hatte.

Sionn hingegen hob nur eine Augenbraue und murmelte: „Verstehe!“

„Was verstehst du?“, wollte Phoenix neugierig wissen.

„Ja, genau! Was verstehst du?“, drängte Fierce.

„Er versteht, dass niemand Nein sagt, wenn Snowcat einem zum Tanzen auffordert!“, erklärte Liam in seinem gewohnt harten Ton, der jegliche Diskussion unterband.

Mir hingegen wurde zum ersten Mal bewusst, wie besonders es damals gewesen war, dass Liam mit mir getanzt hatte.

❄️

Nach Mitternacht verlegten wir die Party in Tiernans Pub in Snowcat Manor und feierten dort etwas ruhiger weiter. 

Es war wohl schon nach 3:00 Uhr am Morgen, als sich auch der letzte in seine Wohnung verabschiedet hatte. 

Ich selbst machte auf dem Weg ins Bett noch einen Umweg über das Dach, um den nächtlichen Sternenhimmel von meinem Kirschblütenthron aus zu genießen.

Snow Haven lag friedlich schlafend unter mir. 

Hier war alles friedlich. Auch die Umgebung.

Noch.

Noch gab es genug Nahrung.

Noch hatte es sich nicht rumgesprochen, wie gut es in Snow Haven war.

Noch hatten wir Platz für beinah 400 weitere Metamenschen.

Noch war Sommer.

Noch. 

Aber irgendwann würde der Winter kommen. 

Irgendwann würde die Lage um Snow Haven herum schlimmer werden.

Früher oder später würde Snow Haven sich verteidigen müssen, gegen all jene, die etwas von unserem Reichtum abhaben wollten, und gegen jene, die bei uns leben wollten, aber keinen Platz bekamen.

Irgendwann würden harte Entscheidungen getroffen werden müssen.

Mein Leben hatte mich gelehrt, solche Entscheidungen treffen zu können. Dafür war ich dankbarer denn je. 

Ich konnte abwägen, entscheiden und meine Entscheidung durchsetzen, egal, wie grausam sie klingen mochte.

Aber konnten andere das auch? Von Doc und Liam einmal abgesehen. Und wenn nicht, konnte ich den anderen beibringen, wie wichtig es war, irgendwann hart zu bleiben?

Vielleicht.

Ich atmete tief die schöne, frische Luft ein. 

So weit war es gerade noch nicht. 

Ich gähnte ausgiebig. 

Es war wohl an der Zeit, ins Bett zu gehen. 

❄️

Als ich den Flügel des Clans betrat, war Liam gerade auf dem Weg in die Wohnung von Sionn. Er hatte eine frische Flasche Irish Whiskey in der Hand.

„Gut, dass ich dich treffe!“, verkündete mein Erster Ritter. 

„Immer!“, erwiderte ich lächelnd. „Gibt es dafür einen besonderen Grund?“

„Ja. Ich wollte dir nur sagen, wir machen das jetzt und besorgen die nächsten Tage mehr Motorräder.“

Ich neigte meinen Kopf ein wenig. „Wirklich? Hattest du mir nicht vorhin erst erklärt, dass Motorradfahren zu gefährlich wäre?“

„Ja. Aber ich habe es mir anders überlegt. Wir sind gut genug, um alle zu schützen. Außerdem macht es dir Spaß. Und du hast hier viel zu wenig Spaß!“ 

„Ich habe Spaß!“, betonte ich.

Liam verdrehte die Augen, „Ja, aber eben nicht genug!“ Er trat einen Schritt näher an mich heran. „Aber du trägst dann nichts Weißes, sondern eine schwarze Kluft, wie alle anderen auch. UND einen Helm!“

„Mach ich!“, versprach ich und küsste Liam zum Dank zart auf die Wange. „Gute Nacht, Liam!“

„Gute Nacht, Snowcat!“

❄️

Bevor ich mich in meine Kissen kuschelte, verstaute ich die beiden Eiweiß- und Energieriegel im Rucksack unter meinem Bett, die mir Tiernan heute gegeben und die ich nicht gegessen hatte.

Snowcats RulZ of Life No. 20: Wer nicht ausreichend vorbereitet ist, stirbt.

In schwierigen Zeiten Essen zu sparen, war mir auch viel zu sehr in Fleisch und Blut übergegangen. Es war an der Zeit, dass ich mich auch auf einige andere alte Gewohnheiten besann.

Ich zog lächelnd mein Schatzbeutel - eine kleine, robuste Umhängetasche - aus meinem Rucksack, wickelte die Schneekugel von Harlequin in ein großes, besticktes Taschentuch und packte sie zu den anderen, wahren Schätzen, die ich in meinem Leben angesammelt hatte. Schatzkisten mochten schöner sein, ließen sich für den Fall einer eiligen Abreise aber schlechter transportieren als Schatzbeutel.

Das Kätzchen protestierte leise mauzend, als ich den Beutel unter das dicke Kissen schob, auf dem sie lag. 

Ich legte mich ins Bett, kraulte das Kätzchen hinter den Ohren und flüsterte: „Wir können auch die Seiten tauschen, dann schläfst du auf der Fubuki und ich auf dem Beutel!“

Das Kätzchen begann zu schnurren. Offenbar bevorzugte sie dann doch, auf einem Schatz zu schlafen, anstatt auf einer Waffe. 

Heute war der 23. August 2076 und unser 75. Tag im Boston Lockdown. Ich war gespannt, wie viele noch folgen würden.

Ende der Episode

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Snowcat and the Howling Shadows

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei allen, die an der Entwicklung und Verarbeitung der Shadowrun®-Produkte mitgewirkt haben. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich! 

We would like to thank the authors, artists and all others who are involved in the development of the Shadowrun® rules, adventures and stories. Without them, our game would not be possible.

Vielen Dank auch an @Vin für das Korrekturlesen. ;*

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*