Tales of Snowcat 21: Queens Diner (S3/E19)

TALES OF SNOWCAT (21)

PERIOD6: Magician

ERA6: Light Baroque

AGENDA12: Boston Lockdown

DATE1:  09/02 - 09/05/2076

BROADCAST6: Unter „SatHS in Danger“ wird Material als Dokumentation der Situation in Boston gedreht. Da es viel Material gibt und eine hohe Nachfrage besteht, werden die Abstände zwischen zwei Episoden immer wieder angepasst. Die Episoden S3/E19 wird ab 10/10/2076 als Stream zu Verfügung gestellt.

SNOWCAT AND THE HOWLING SHADOWS4

SEASON1: 3 (2076)

EPISODE: 19/ Queens Dinner (bereitgestellt ab 10/10/2076)

MARK: The Queen  

ATTENTION: Einige Namen, Konzernlogos und Gesichter wurden aus Sicherheitsgründen unkenntlich gemacht. 

PRODUCTION: Spinrad Media

APPEARANCE2 : AveRage, Doc, Eden, Fang, Fierce, Foggy, Liam16, Mash, Mr. Tea, Shark Finn, Sinister, Snowcat, Tiernan;

SPECIAL APPEARANCE2;7: Dana15, Dave, Five by Five17 (Fuego, Mississippi, Rock, Sirrus, Stalker), Kariwase17, Medaron18, Phoenix13, Sionn16, Tango; 

SPOILER ALERT: Die Episode enthält massive Spoiler auf „Boston Lockdown“ von Catalyst Game Labs.

WARNING: Diese Trideoserie ist für Zuschauer unter 17 Jahren nicht geeignet. Sexualität, Gewalt, Magie, Tod, Kraftausdrücke und Drogenkonsum können vorkommen. Mitglieder der Howling Shadows sind in Waffen- und Magiegebrauch ausgebildet und sind sich der tödlichen Gefahr bewusst, mit der sie es während des Drehs zu tun haben. Zuschauer werden gebeten, diese Dinge nicht nachzumachen, es sei denn, es wird in einem Nachspannclip ausdrücklich erlaubt. Ferner ist absolut davon abzuraten, sich auf eigene Faust mit den gezeigten oder ähnlichen magischen Gefahren, Geistern und/oder Crittern anzulegen.

DAS GESCHAH IN DEN LETZTEN DREI EPISODEN:

Die nächsten Tage verbringen Snowcat und die Howling Shadows damit, das von Chain als Bezahlung verlangte Treffen zwischen Don O’Riley und Lucky Liam von den Ancients zu arrangieren. Ein brisanter Fakt: Besagter Lucky Liam führt eine On-Off-Beziehung mit der ältesten Tochter des Dons. Snowcat trifft sich mit dem Don, fährt zu den Ancients (Tag 60) und muss am nächsten Tag wiederkommen, wo sie Chain eine Lektion erteilt. Beim ersten Treffen mit Lucky Liam ist dieser freundlich und fordernd (Tag 61). Nach einigem Hin und Her kommt das Treffen der beiden Alphamänner schließlich im Avalon zustande. Die beiden Elfen können sich - dank Snowcats Einfluss - letztendlich einigen (Tag 66). 

Neben anderen täglichen Jobs, stößt das Team bei der Untersuchung einer Forschungsanlage der Firma Carrigan Cognition Development, einer Tochterfirma von EVO, auf ein weiteres CFD-Phänomen, das sie Hivemind taufen. Alle Infizierten scheinen sogenannte Headcases zu sein, die sich von den bisherigen Fällen unterscheiden. Sie arbeiten wie Insekten eines Staates zusammen und haben ihre metamenschlichen Fähigkeiten und ihr Wissen behalten. Der Hivemind forscht daran, alle Shambler zu heilen und sie so zu welchen von ihnen zu machen. Das Team entdeckt zudem eine Verbindung zu den EVO-Trockendocks, in dem aktuell drei Kriegsschiffe der EVO-Marines liegen. Bei der Untersuchung der Anlage werden 15 nicht infizierte Metamenschen befreit und nach Snow Haven gebracht (Tag 69). In einem langen Team-Meeting beschließt man, dass der Hivemind ausgeschaltet werden muss, da er eine Bedrohung für die Sechste Welt darstellen kann. Vorher möchte das Team Boston nicht verlassen (Tag 70). Am nächsten Tag zeigt sich etwas Team-Internes. Fang und Phoenix haben sich ineinander verliebt. Phoenix braucht nun einen neuen Mentor. Zunächst lehnt Sionn Fangs Anfrage ab, sagt aber nach einer Bitte durch Snowcat zu, die Aufgabe zu übernehmen (Tag 71). Bei einem erneuten Besuch bei den Ancients wird das Team wie ein hoher Besuch empfangen. Lucky Liam unterzeichnet einen von Foggy ausgestellten Vertrag. Ein Ancient kommt für eine Art Gehalt und Publicity zu SatHS. Die Wahl von Lucky Liam fällt auf Dawante (Tag 73). Am nächsten Tag zieht Phoenix zu Fang und wohnt somit auch ‚beim Clan‘. Abends gibt es wieder eine Party, um Dawante zu begrüßen (Tag 74).

Ein kleines Team besucht den Nachtclub ‚Shoten's Castle‘. Dabei trifft man auf den Rigger und Elf Medaron, der gleich von mehreren Gruppen gesucht wird. Medaron begleitet das Team nach Snow Haven (Tag 81). Eine DNA-Probe bestätigt Liams Vermutung: Medaron und Sionn sind verwandt, sie haben denselben Vater. Nachdem Medaron die Quarantäne überstanden hat, findet am Abend ein vierfaches Speeddating statt, bei dem Dana, Dawante, Medaron und Phoenix offiziell als Anwärter bei SatHS aufgenommen werden (Tag 82). Am nächsten Tag werden alle Anwärter mit einigen anderen auf eine Mission geschickt, um Supply-Drops zu hacken. Dabei treffen sie auf die Mitglieder einer Gang, die sich ‚We Own the Night‘ nennt. Als man die Ganger nach ihrer ‚Queen‘ fragt, greifen sie sofort an. Das Team kann den Angriff zurückschlagen und kehrt erfolgreich mit zwei Ladungen Gütern nach Snow Haven heim (Tag 83). 

Anmerkungen:

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Episode wurde am 09.11. & 10.11. während des gemeinsam verbrachten WE, dem Anniversary-Event, erspielt. Neben mir und dem GM waren alle Spieler anwesend. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL, können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere ohne weitere Erklärung auftauchen oder verschwinden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logistische Entscheidung sein. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Der Spotlight soll auf Charakteren stehen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere und Marks findest du hier [LINK].

Eine Übersicht von Cast und Crew von SatHS findest Du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem kompletten SatHS Soundtrack findest du hier [LINK]. Eine YouTube Playlist zur aktuellen Season findest du hier [LINK].

4.Die Truppe mit der Captain America (Marvel) im zweiten Weltkrieg gegen Hydra ins Feld zieht, heißt „Captain America and the Howling Commandos". Daran angelehnt, entstammt die Titelidee eigentlich. Abgesehen davon, ist „Howling Shadows“ der Titel des aktuellen Shadowrun® -Critter Quellenbuchs von Catalyst. Wir fanden die Doppeldeutigkeit gerade bei der Zusammensetzung des Teams passend. 

5. Eine Übersicht des Steampunk- Journals findest Du hier [LINK].

6. In den ‚Tales of Snowcat’ erzählt Snowcat einem imaginären, nicht näher definierten Zuhörer die Ereignisse aus ihrer ganz persönlichen Sicht. Seit dem Weggang von Katze führt Snowcat auch Tagebuch. Was ihr zunehmend wichtiger wird, da ihr die Dialoge mit Katze fehlen. Man kann ToS demnach auch als Tagebuchauszug betrachten. ‚Period‘ beschreibt dabei den Lebensabschnitt auf dem sich Snowcat befindet. ‚Era' beschreibt das Thema, unter das Snowcat in dieser Zeit den Inhalt ihres Kleiderschranks gestellt hat. ‚Broadcast‘ fasst zusammen, was von dem per Drohne gedrehten Material dem Trideo-Zuschauer der Serie Snowcat and the Howling Shadows zur Verfügung gestellt wird und wann es gestreamt wird.

7. Einige der Namen, die in der Geschichte auftauchen, sind auch in der offiziellen Shadowrun-Welt ein Begriff. Ähnlichkeiten sind beabsichtig. Allerdings kann das hier dargestellte Bild auch deutlich von dem Bild im SR-Kanon abweichen, da es unserer Spielwelt angepasst wurde.

8. KE, kurz für Knight Errant, ein Sicherheitskonzern und Tochter von Ares Marcotechnologies.

9. Teilweise stehen Dialoge in diesen « » Textzeichen. Die gesprochenen Worte werden dann vornehmlich via Teamnetzwerk oder Commlink verbreitet und sind für Wesen, die keine Mitglieder im Teamnetzwerk sind, nicht oder nur schwer zu hören. Ferner stehen in < > schriftliche Nachrichten und in ‹ › stehen Dialoge via Geistesverbindung, wie zum Beispiel die mit einem Geist unter Kontrolle, Gespräche via Mindnet oder Dragonspeech. Wird zusätzlich eine andere Schriftart verwendet, handelt es sich um unausgesprochene Gedanken oder extra-persönliche Anmerkungen von Snowcat.

10. „AveRage“ hat seine Drohnen-Kamera-Einheiten, die je aus drei CU^3 bestehen, nach berühmten Kameramännern benannt.

11. Snowcat sieht die Geister, die einen Element zugeordnet sind als klassische Elementarwesen:  Luftgeister sind Sylphen, Erdgeister Gnome (früher Brownies), Feuergeister Salamander und Wassergeister sind Undinen. Jeder Geist, den sie beschwört, hat für sie zudem einen eigenen Namen. Guidance Spirits sieht Snowcat als weise Paten, die sie mit Godfather und Godmother betitelt. Guardian Spirits sind für sie Warden, also Krieger verschiedenen metamenschlichen Rassen. Die Warden tragen als Hommage an meine Lieblingsbuchsreihe den ‚Dresden Files‘ von Jim Butcher, die Namen von den Warden des White Council. Spirits of Man sind für sie Leprechauns (Kobolde) und Task Spirits sind Brownies. Beast Spirits bekommen den Titel Master und Plant Spirits den Titel Mother (z.B. Master Wolf oder Mother Oak). 

12. Schlagwort(e), Überschrift(en) unter denen die Episode steht.

13. Phoenix wird von der Spielerin T. geführt. Sie ist neu in der Gruppe und ein RPG-Frischling. Phoenix stieß als Reporterin Alba zum Team. 

14. NPC, der in Boston gerettet wurde und für den Verlauf der Geschichte keine wichtige Rolle spielt. Max und Caroline sind eine Hommage an die Serie: Two Broke Girls.

15. Nach dem Tod von Columbo übernimmt Spieler I. die Charakterführung von Dana, die ursprünglich als NPC gedacht war.

16. Die Gesichter von Liam und Sionn sind in der Trideoserie nicht zu erkennen. Beide tragen stets Halsbänder, die dafür sorgen, dass Kameras ihre Gesichter nur verpixelt aufnehmen. Liam wird in der Serie als Sapper geführt, Sionn als Anarchy. Wir gehen in den SatHS-Texten im CatPoint nicht auf die veränderten Namen ein, um nicht alles zu verkomplizieren.

17. Bei dem Charakter handelt es sich um einen Runner, den die Howling Shadows in Boston getroffen und mit nach Snow Haven genommen haben. Diese Charaktere werden vom GM oder von einem anwesenden Spieler geführt. Je nachdem, wer gerade Zeit zum Würfeln hat oder einen solchen Charakter ausprobieren mag.

18. Medaron wird von dem Spieler M2 geführt. Auch M2 ist ein RPG-Frischling. 

• Weitere Begriffserklärungen findest Du dort: [LINK].

POSTED BY SNOWCAT:

[Song 1: HAVASI feat. Lisa Gerrard — The Storm3] Ich stand, gekleidet in meinen weißen Catsuit, auf dem Dach von Snowcat Manor. Mein langes Haar war offen und wehte leicht im Wind. 

Ballhaus10 eins bis drei flogen in Formation auf mich zu und schwebten schließlich an einer Stelle. 

„Kommt näher“, sagte ich verführerisch und lockend.

Die Drohnen kamen näher.

„Noch näher.“

Ich lächelte kurz. „Noch ein kleines bisschen näher!“

Die Drohnen waren nun ganz nah.

„Lasst mich euch heute eine Geschichte erzählen, vom Kampf zweier Königinnen in der finsteren Zeit des Lockdowns.

Die eine weiß wie frisch gefallener Schnee und strahlend schön.

Die andere dunkel wie die finstere Nacht und hässlich von innen.

Beide geliebt von ihren Untertanen, standen sich gegenüber, in einer Schlacht um einen Hafen, eine Heimat.

Hört eine Geschichte über Liebe, Familie, Verrat, Tapferkeit, Freundschaft und Tod. 

Eine Geschichte über Gut und Böse und die Schattierungen dazwischen.

Lasst mich euch heute eine Geschichte erzählen, vom Kampf zweier Königinnen in der finsteren Zeit des Lockdowns.“

Das Squad CU^3-Kameradrohnen fächerte sich auf, flog rückwärts, behielt mich weiter in den Sensoren und zeigte nun auch das nächtliche Gelände von Snow Haven.

Aufgewühlte Erde.

Einschusslöcher.

Verbrannter Stein.

Blut!

Reglose Körper überall.

Ja, wir hatten einen hohen Preis gezahlt!

Die Kameradrohnen flogen im Bogen wieder auf mich zu.

„Seid ihr bereit für das Finale der dritten Staffel 'Snowcat and the Howling Shadows‘?“, fragte ich ernst.

„Na, dann los!“ Ich sprang vom Dach, die Kameras folgten mir.

Für die Zuschauer würde der Zeitraffer schnell rückwärts laufen, bis zu dem Zeitpunkt, an dem unsere Geschichte begann. Mit wenigen erkennbaren Bildern auf einigen Highlights. 

❄️❄️❄️

Fang und ich betraten gemeinsam den Pub von Snowcat Manor. Wir waren zusammen bei der Fenriswölfin gewesen, die ich gestern gemeinsam mit Medaron, Liam, Sionn, Phoenix und Kariwase aus einer Parashield-Anlage befreit hatte. Die Fenriswölfin und 18 Hundewelpen im Alter zwischen 2 und 6 Monaten. Für alle anderen Haustiere in der Anlage waren wir zu spät gewesen. Das automatische System hatte die Tiere zwar ernährt, sie aber nicht vor den paranormalen Jägern schützen können, die ebenfalls dort eingesperrt gewesen waren. Lady - Phönix hatte die Wölfin so getauft - war ein als ‚schwach‘ eingestuftes Experiment von Parashield. Man hatte nicht geglaubt, dass sie lange leben würde. Doch sie hatte überlebt, und nicht nur das - sie hatte sich um die kleinen Welpen gekümmert und so deren Existenz sichergestellt. Ein Auge war zugenäht, sie war abgemagert und ungepflegt, aber sie hatte verstanden, dass wir Hilfe bedeuteten und hatte sich von uns mit all ihren 18 Welpen in den Wagen von Kariawase bringen lassen.

Nachdem wir sie mit Magie gepflegt und geheilt und sie mit Nahrung aufgepäppelt hatten, ließ Lady nur Kariwase oder mich in ihre Nähe und die ihrer Welpenmeute. Doch ich hatte vermutet, dass Fang ebenfalls eine Verbindung zu ihr aufbauen konnte.

Ich hatte richtig gelegen. 

Kurz nachdem Fang und ich Kariwases Hausmeisterhaus in Snow Haven aufgesucht hatten, hatte Lady sich von Fang streicheln lassen. 

Wir waren mehrere Stunden geblieben.

Fang und Lady mochten einander, das tat beiden gut. 

Nicht, dass Fang gerade drauf angewiesen war, von einem Wolf gemocht zu werden. Die Verliebtheit zu Phoenix tropfte ihm geradezu aus den Ohren. Dennoch konnte es nicht schaden, wenn er Kontakt zu einem weltlichen, tierischen Vertreter seines Totems bekam.

Ein Großteil von uns war im Tiernans Pub zugegen, denn die Howling Shadows wollten heute gemeinsam eine Runde Pubquiz spielen. Liam und Sionn hatten die Idee aufgebracht, die einst in Irland und auf den britischen Inseln beliebte Tradition, in einem Pub in Team gegeneinander Quiz zu spielen, nach Snow Haven zu holen. Ich war geradezu begeistert. Ein kooperatives Spiel schlug zwei Fliegen mit einer Klappe. Wir machten etwas zusammen und es war eine Abwechslung zum Alltag im Lockdown. Zusammen, darum würden wir auch alle gemeinsam an den Fragen rätseln und gegen virtuelle Gegnergruppen spielen.

Sionn meinte gerade zu Phoenix: „Wenn du machst, was ich sage, bekomme ich mich locker überall lebend raus ... äh ... ich meine natürlich, dann bekomme ich dich locker überall lebend raus!“

Phoenix grinste. „Ich mach doch IMMER was du sagst. Vorzeigeschülerin und so!“

Sionn lachte, nahm Phoenix in den Arm und küsste sie auf die Stirn. 

„Hey, Sionn. Nur gucken, nicht anfassen! Gibt genügend andere Frauen hier!“, protestierte Fang.

Die Luft im Pub kühlte sich um ein paar Grad ab. So gut wie alle Anwesenden hier hielten inne in dem, was sie taten.

Ich bewegte mich schnell, lautlos und grazil zur großen Sitzecke etwas weiter hinten im Raum. Gleich neben den Instrumenten setzte ich mich und nahm mir eine Gitarre.

Sionn und Liam fragten unisono: „Willst du Ärger haben, Fang?“ Beide starrten Fang ernst an. 

Tatatata! - Staredown.

Ich nahm die Finger von der Gitarre. Beinahe hätte ich mich dazu hinreißen lassen, einen Westerntusch zu spielen.

Medaron nahm sich Cola und Popcorn, die auf der Bar bereitstanden, und setzte sich auf einen Hocker. 

Dawante nahm neben ihm Platz. Was sahen die beiden gut aus! Der eine sogar noch ein bisschen besser als der andere.

Eden stellte sich mit einem Craftbeer dazu.

Tiernan fragte sie: „Möchtest du auch was zum Knabbern?“

„Gerne!“, antwortete die SEAL mit einem Augenzwinkern.

„Etwas Süßes oder etwas Scharfes?“, fragte Tiernan nach.

„Fürs erste gerne etwas Süßes“, bat Eden.

Tiernan nahm einen weiteren Pappeimer von der Theke. „Hier hast d Popcorn, und kannst dich damit zwischen Dawante und Medaron setzen.“ 

Der ganze Raum duftete bereits nach Popcorn, welches Tiernan so fleißig für den Pub-Abend vorbereitet hatte.

Phoenix unterbrach den Staredown augenrollend, bevor er richtig begonnen hatte, gab Fang einen Kuss und trat dann hinter die Bar.

Ich zuckte mit den Schultern, legte meine feinen Hände an die Saiten und wollte spielen. 

Phoenix nahm den Wasserschlauch zum Gläserspülen, grinste und duschte alle, die sie erreichen konnte, gesammelt ab. 

Hmm? Ich klimperte sehr leise ein paar Töne. Wasser hätte ich an ihrer Stelle nun nicht eingesetzt.

Phoenix traf gut, ließ Liam aber aus.

„Ey, ich hab letzte Woche erst geduscht!“, beschwerte sich Medaron.

Phoenix griente. „Du hattest da 'ne Stelle vergessen!“

Dawante schnupperte interessiert an Medaron. Ob er wohl die ungewaschene Stelle erschnuppern konnte?

Liam, völlig frei von Wasserspritzern, sah zu Sionn. „Du bist ein super Mentor, vorbildlich.“

Phoenix blickte zu Liam zurück und zog einen AR-Hut, den sie soeben hatte entstehen lassen.

Liam hob sein Glas und prostete Phoenix zu.

Phoenix hob ebenfalls ihr Glas.

Der Charme der jungen Frau zog mal wieder. Selbst Liam schmolz dahin.

Ich wollte nun endlich richtig zu spielen beginnen, als Fang stolz und glücklich meinte: „Ich wusste, auf mein Mädchen ist Verlass. Will noch …“

Weiter kam er nicht, denn Strom flutete durch sein Halsband und versetzte ihm einen Schlag. Fierce brauste auf: „Was soll denn der Mein-Mädchen-Scheiß? Phoenix entscheidet, wer sie küssen darf. Ihr hat die brüderliche Geste von Sionn offenbar gefallen. Du bist vielleicht ihr Boyfriend, aber in die Beziehung zwischen Schüler und Lehrer hast du dich nicht einzumischen!!! Seh ich sowas noch mal, bleibt's nicht bei dem Stromschlag, dann hau ich's dir aufs Maul!“

Jetzt war es wirklich totenstill.

Fast alle sahen Fierce entgeistert an.

Fang hatte mit seiner Aussage offenbar einen Nerv getroffen.

Die atemberaubend schöne Orkin kochte vor Wut. Ganze Heerscharen würde unter diesem Blick erzittern.

Mash ging zu Fierce und legte ihr die Hand auf den Arm. Die stolze Kriegerin stieß, einem Stier gleich, die Luft aus, sah dann zu Mash und begann kurz darauf zu lächeln. Mash führte sie gemäßigten Schrittes aus dem Pub.

Die Stimmung entspannte sich etwas.  

Sionn grinste. „Fierce mag Fang. Dafür, dass er ‚mein Mädchen‘ gesagt hat, ist er echt noch gut bei weggekommen.“

„Ja!“, bestätigte Liam. „Ich hatte schon überlegt, wo wir so schnell neue Zähne für Fang herbekommen!“

Fang hatte soeben wohl den Gahad von Fierce gefunden. Fierce war im wahrsten Sinn die Galle hochgekommen. Laut Harlequin hatte jeder richtige Ork ein Gahad, also irgendetwas, was ihn zur Weißglut brachte. So sehr, dass er jede Vernunft vergaß und nicht mehr richtig denken konnte. Ich wusste nur allzu gut, dass Fierce eine inbrünstige Vertreterin von Frauenrechten war. Anscheinend störte es sie, wenn ‚Mann‘ gegenüber ‚Frau‘ Besitzansprüche stellte. Selbst, wenn es scherzhaft gemeint war. 

Liam und Sionn lachten. Doch es war immer noch nicht an der Zeit, Gitarre zu spielen, das konnte ich spüren. Die Luft hier knisterte noch.

Fang stand mit verschränkten Armen da. Er fand das alles gar nicht lustig.

„Was?“, meinte Sionn grinsend. „Du hast angefangen und behauptet, an meiner Beziehung zu Phoenix wäre irgendetwas anzüglich.“

„Mann, ich hab 'nen Scherz gemacht!“, beschwerte er sich.

Immer noch grinsend, aber etwas böser, sagte Sionn: „Ich fand den Scherz schlecht. Ich weiß sehr wohl, wie man sich in einer Mentor-Schüler-Beziehung benimmt. Ich hab zum Beispiel auch einen Plan für die Ausbildung von Phoenix erstellt. Wo war dein Plan?“

Oh, oh. Die Miene von Fang verfinsterte sich abermals. Ich strich mir zart über mein Kinn. Ob man wohl auch einen Gahad haben konnte, wenn man kein Ork war?

„Ja, ich weiß ja, dass ihr mich für dumm haltet“, meinte Fang grimmig.

Das Grinsen auf dem Gesicht von Sionn erlosch nun ebenfalls. „Das hat keiner von uns gesagt. Ich betone nur, dass mein Verhältnis zu Phoenix sich geändert hat und du das anerkennen sollst.“

Fang sah nach unten. „Mir geht das auf die Nerven, dass ihr ständig an mir rumnörgelt.“

„Mimimimi!“, kommentierte Medaron.

Ein Grinsen huschte über mein Gesicht. Natürlich war die Bemerkung von Medaron nicht gerade hilfreich, aber ich fand es spaßig. Fang hatte offenbar noch nicht erkannt, dass dieses ‚Rumnörgeln‘ schlimmer geworden war, seit er zum Clan gehörte. Oder er hatte es erkannt, aber es gefiel im trotzdem nicht. Etwas, was ich durchaus nachvollziehen konnte. Der Ton im Clan war rau, besonders unter den Kriegern. 

Phoenix trat neben Fang. „Ihr seid alle ganz schön heuchlerisch, Sionn!“, fauchte sie. „Es geht hier um mich, aber Fierce und du, ihr redet als wäre ich nicht da.“

In Sionns Augen blitzte es eiskalt. Ein ganz kurzer Ausdruck, der mich nun doch die Gitarre beiseite legen ließ. „Das stimmt nicht“, sagte er. „Ich habe mit Fang über seine Sicht auf mich und ihn gesprochen. Mit dir hatte das gar nichts zu tun.“

Liam trat hinzu und meinte verärgert: „Wenn ihr eine solche Nummer durchzieht, wenn wir draußen unterwegs sind, ist hinterher irgendeiner von uns tot!“, fauchte er. „Da draußen setzt man solches Eifersuchtsgehabe gegen uns ein.“

Sionn lag eine gewaltige Ergänzung auf den Lippen, das konnte ich spüren.

Steuerten wir hier auf etwas zu, was man Lagerkoller nannte?

Bevor das eskalierte, erhob ich mich und überbrückte die wenigen Schritte bis zur Szene geschwind. Lächelnd umarmte ich Sionn von hinten, zwinkerte Phoenix zu und meinte: „Kommt, lasst uns die die anderen Teams im Pubquiz besiegen, gemeinsam sind wir stark! Gemeinsam können wir alles erreichen!“

Heute war der 2. September 2076 und unser 85. Tag im Boston Lockdown.

❄️

[Song 2: The Corrs - The Sun and the Moon3] Selbstverständlich hatte wir mit unserem vielschichtigen Wissen die vier virtuellen gegnerischen Teams geschlagen. Sogar haushoch. Liam und Doc allein wusste schon unglaublich viel. Fierce war bei den Sportfragen top gewesen, und Phoenix besaß eine hohe Allgemeinbildung.

„Um das Thema von vorhin noch mal aufzugreifen, wie stehen wir denn eigentlich zueinander?“, wollte Liam bei einer Runde geistiger Getränke wissen.

Medaron verdrehte die Augen. „Och nö, das ist mir jetzt echt zu schwer.“

Ich trank einen großzügigen Schluck Whisky, legte den Kopf ein wenig schief und meinte ernst: „Ach, so unwichtig finde ich das Thema gar nicht! Wir sind hier alle freiwillig, da wäre es schon gut zu wissen, was wir voneinander halten.“

AveRage lachte. „Na wir wissen ja alle, dass wir Dawante und Medaron nicht leiden können!“

Liam grinste. „Komm, so schwer muss das Thema ja nicht sein. Ich dachte, ich zeige meine irische Seite und fordere auf, mit Tiefgang zu quatschen!“ 

Medaron und Phoenix verdrehten synchron die Augen.

Liams Grinsen erweiterte sich. „Dabei werden wir natürlich ordentlich trinken! Irisch eben.“

Wie aufs Stichwort brachte Tiernan eine große Runde voller frisch gezapfter Biere. 

Fierce schnupperte dem Bier hinterher. Sie sah ein wenig enttäuscht drein, als ihr bewusst wurde, dass sie den Duft gar nicht appetitlich fand.

„Das gefällt mir schon besser!“, erklärte Medaron beim Anblick des Biers. 

Sionn stieß mit ihm an.

Wir alle stießen an. 

Sionn meinte: „Wir stehen natürlich toll zueinander. Nach außen wird es von mir keinen Streit geben. Intern gehört das dazu. Vielleicht prügelt man sich auch mal.“

„Prügeln muss es aber nicht gleich sein!“, gab Eden zu bedenken. 

Schade eigentlich, so eine richtige Prügelei unter den Howling Shadows wäre sicher ansehnlich und ganz unterhaltsam gewesen. 

„Aber ich bin auch sicher, wenn es drauf ankommt, dann halten wir alle zusammen“, ergänzte die SEAL.

Ich lächelte zufrieden. „Ich gebe mich geschlagen. Lasst uns die ruhige, prozentschwere  Stimmung hier nutzen, uns ein bisschen näher kennenzulernen. Lasst uns Frage-und-Antwort spielen. Jeder, der mag, stellt irgendwem eine Frage, die der dann in irgendeiner Form beantworten muss.“

„Gibt es sonst irgendwelche Regeln?“, fragte Mr. Tea.

Ich schüttelte sanft mein Haupt. Mein Haar fiel einer Kaskade gleich zur Seite, als ich den Kopf halb schief geneigt ließ. „Nein. Jedenfalls keine sonderlich große Einschränkung. Die nächste Frage darf nicht an dieselbe Person gestellt werden.“

„Find ich gut!“, meinte Doc, der für solche Dinge immer zu haben war. Es verschaffte ihm viel Einblick. Er schaute langsam die große Runde von Howling Shadows und Anwärtern entlang. „Wer hat denn eine Frage?“ 

Phoenix lächelte Doc zu. „Ich habe gleich eine an dich. Ich habe da so was aufgeschnappt. Wie hieß denn der besondere Club, in dem du mal warst?“

Doc lächelte süffisant. „Der Smoker's Club!“

„Und was war das für ein Club?“

Doc grinste wölfisch. „Das wäre eine weitere Frage.“

Phoenix blickte ein wenig enttäuscht drein.

Liam sah sie aufmunternd an. „Du kannst die Frage ja später noch stellen.“ Dann sah er zu Sinister. „Warum hast du deinen Traumjob verlassen, für den du so hart trainiert hast?“ 

Sinister blickte noch ein wenig ernster drein als sonst. „Ich wurde verarscht, hab bei einer Operation mein gesamtes Team verloren. Danach wollte ich nicht mehr.“ 

„Warst du der Sündenbock?“, hakte Liam nach. 

„Das ist schon die zweite Frage“, konterte die schöne Elfe. 

Liam war um einen Trick nicht verlegen. „Äh, warte, das ist nur eine Verständnisfrage.“

Sinister lächelte. Sie hatte ein wirklich schönes Lächeln. Dann wurde sie wieder ernst. „Ich habe dafür nicht wirklich gerade gestanden. Aber es war natürlich ein gefundenes Fressen für alle. Ein Mädchen in einem Job für Jungs, verliert ihr Team und überlebt als einzige.“ 

Liam nickte verstehend. Sionn kannte die Geschichte offenbar schon. Auch er nickte. Ich hatte nicht gewusst, das man in Tír Taingire so sexistisch war, aber ganz bekommt man diese Einstellung aus einzelnen Männern wahrscheinlich nie heraus. Auch uns hatte Sinister eine solche Geschichte schon einmal angedeutet. Gut, dass das jetzt alle wussten. Es war gut zu wissen, was andere durchgemacht hatten. Ich für meinen Teil konnte der schönen Elfe nur gratulieren. Als einzige überlebt zu haben, war deutlich besser als mit den anderen draufgegangen zu sein.

Tiernan brachte Sinister einen smaragdgrünen Cocktail, der ihr offenbar ganz hervorragend schmeckte.

Sionn hatte eine Frage an Eden. „Ich habe gehört, dass du besonderes Interesse daran hast, Aileen zu trainieren. Gibt es einen Grund dafür?“

Ich schmunzelte kurz innerlich. Sionn kannte ziemlich viele der ‚normalen‘ Bewohner von Snow Haven. Ganz besonders, wenn es um die Mädchen ging. 

Auch Eden wurde ernst und traurig. Sionn hatte einen Nerv getroffen. „Wir haben eine ähnliche Geschichte. Wir haben beide unseren Bruder verloren, als wir klein waren.“

Die Traurigkeit von Eden breitete sich über die gesamte Gruppe aus. Was Phoenix anging, war es sogar ein Schmerz. Sie wurde regelrecht blass. Aber selbst Medaron war von dem Gefühl betroffen. Ich begrüßte die Stimmung, auch, wenn sie traurig war. Das schweißte noch mehr zusammen. Stärker, als es ein Streit je wieder trennen konnte. 

„Mein Bruder und ich, wir wurden als Kinder entführt.“ Eden schluckte schwer. „Ich wusste das lange Zeit erst gar nicht. Dank einer psychologischen Behandlung hatte ich keine Erinnerung mehr daran. Bei den SEALs hatte ich dann Flashbacks, danach kam es raus. Die Entführer haben Geld verlangt, das unsere Eltern irgendwie zusammengekratzt haben. Sie haben kein Sicherheitsorgan informiert. Dennoch ging bei der Geldübergabe was schief. Meine Eltern und mein Bruder wurden getötet.“ Für einen Moment versagte Eden die Stimme. „Bei der Hektik wurde ich niedergeschlagen. Die Entführer dachten, ich sei tot. Darum habe ich als einzige überlebt. Deshalb gehen mir Geschichten mit Kindern zu Herzen.“ 

„Hast du dir die Typen geholt?“, wollte Liam wissen.

Niemand warf ein, dass das eine zweite Frage war. - Natürlich nicht!

Eden nickte. „Als ich das alles erfahren habe, habe ich meinen Dienst quittiert, den Kontakt zu meinen Adoptiveltern abgebrochen, Nachforschung angestellt und mich auf die Suche gemacht. Ich habe die vier Täter schließlich gefunden und jeden einzelnen getötet.“

Dana sagte sanft. „Du bist so tapfer, Eden!“ 

Dana. Sie wusste offenbar von all dem. Zumindest ein Mensch war in das Geheimnis also eingeweiht gewesen. Um völlig unterzutauchen, hatte Eden vielleicht sogar ihr Äußeres verändert, und dennoch hatte Dana Eden erkannt, als sie hier in Boston aufeinandergetroffen waren.

Tiernan stellte einen tiefblauen Cocktail vor Eden ab. 

Sionn leerte sein Glas Whisky in einem Zug und fragte dann: „Hast du nicht etwas ähnliches erlebt, Phoenix? Du hast doch auch eine Schwester verloren?“

Phoenix nickte. „Ähnlich, wenn auch nicht ganz so schlimm. Denn ich war nicht dabei und war danach auch keine Waise.“ Auch sie schluckte bei der Erinnerung an die Vergangenheit schwer. „Meine Schwester ist verschwunden, als wir Kinder waren. Sie ist einfach nicht wieder aufgetaucht. Angeblich weiß niemand, was passiert ist. Das war vor 15 Jahren. Meine Mutter kam mit all dem nicht klar und veränderte sich. Schließlich starb sie. Ich habe versucht, etwas über damals rauszubekommen. Darum bin ich auch Reporterin geworden. Aber selbst mit den Kontakten von der Arbeit habe ich keine Informationen erhalten. Es würde mir reichen, wenn ich wüsste, dass sie tot ist. Diese Ungewissheit ist furchtbar!“

Fang nahm Phoenix in den Arm.

Tiernan brachte einen dunkelroten Cocktail für die junge Frau. 

Ich hob mein Glas, um erneut alle anstoßen zu lassen. Viel mehr konnte man an dieser Stelle nicht tun.

Wir schwiegen eine Weile gemeinsam. Ich konnte spüren, wie sich die Bande in der Gruppe verstärkten.

Es war Liam, der eine völlig andere Frage stellte: „Snowcat, was hat der lachende Mann, was Sionn nicht hat?“

Ich lächelte. Der Gedanke an Harlequin wärmte mein Herz und versetzte mir gleichzeitig einen Stich in selbiges. Wie gerne würde ich jetzt in seinem Arm hier sitzen. Wie gerne würde ich heute Nacht mit ihm die Laken in meinem Bett zerwühlen. Die Frage war eigentlich nicht ganz fair. Ich hatte Harlequin viel früher kennengelernt als Sionn. Gute Musiker waren beide. Obwohl Harlequin ein noch besserer Musiker war. Jedenfalls auf der Gitarre. Ich überlegte einen Moment, ließ aber zu, dass man mir meine Gefühle für Harlequin ansehen konnte. „Zuerst einmal ist er magisch. Er ist mächtig und - das soll jetzt keine Herausforderung sein, darum ist es auch nicht ganz fair, weil ich Sionn vorher noch nicht kannte - er kann unglaublich gut küssen.“ Meine Wangen erröteten bei der Erinnerung an einen Kuss meines Liebsten. 

Sionn holte Luft, um etwas zu sagen, doch Liam erstickte die Bemerkung mit einem ‚Grebbit!‘. Mit dem Geräusch spielte er auf die Verwandlung in einen Frosch an. Offenbar hatte er Sionn von Harlequins Fähigkeiten erzählt.

„Du hast 'nen Freund?“, fragte Medaron überrascht.

„Ja!“, antworteten Liam und ich gleichzeitig. Mein ‚Ja’ hatte freundlich geklungen, das von Liam wie eine Drohung.

Medaron hob eine Augenbraue und mir war, als wäre ein wenig Enttäuschung in seinen Gesicht  gewesen.

Ich bekam übrigens keinen besonderen Cocktail. Ein wenig enttäuscht zuckte ich innerlich mit den Schultern. Cocktails bekam man wohl nur für traurige Geschichten. 

„Da fällt mir ein“, meinte Phoenix nun, „Liam, wann war das eigentlich mit dem Tanzen und Snowcat?“ 

Für alle, die nicht wussten, worum es ging, erläuterte Fierce: „Liam tanzt sonst nie, aber neulich kam raus, dass er mit Snowcat mal getanzt hat.“

Liam sah ein wenig gelangweilt drein, aber er wich nicht aus und überlegte nur einen Moment. „Das muss 2070 gewesen sein. Im September glaub ich.“

Fang griente kurz, dann blickte er ernst zu Dana und fragte herausfordernd: „Gibt es jemanden, der dich mag?“

Dana verzog das Gesicht, aber sie beherrschte sich. „Ja, mit Sicherheit. - Vielleicht sprichst du mal über deine Probleme!“ 

„Über welche?“, fragte Fang schnell.

„Über die, über die du nicht sprechen möchtest!“, antwortete Dana.

„Wer mag dich denn?“, bohrte Fang.

Ich griff ein und bedachte Fang mit einem tadelnden Blick. „Eden mag Dana, und ich mag Dana auch.“

Fang kniff die Lippen zusammen, nickte dann aber.  

Einen Moment lag war es leise, dann fragte Doc: „AveRage, warum verehrst du Snowcat?"

AveRage holte tief Luft. „Also die Antwort ist wirklich nicht leicht. Vielleicht, weil Snowcat vieles verkörpert, was ich nicht bin, und …“, er blickte einen Moment gedankenverloren in die Ferne, „… sie ist eine Konstante in meinem Leben.“

Ich lächelte AveRage warmherzig an. Wir hatten viel miteinander durchgemacht. Ich hatte ihn nicht immer gemocht. Mit ihm am „Steuer“ war ich beinah einmal gestorben. Nein, zweimal sogar. Aber ja, inzwischen mochte ich ihn sehr, und er war ebenfalls eine wertvolle Konstante in meinem Leben. 

„Eden!“, begann mein ‚alter‘ Freund nun. „Du bist ja so voll die coole SEAL und hängst gerne im Wasser rum. Warum trägst du nie einen Badeanzug oder Bikini? Das würde sich in der Serie gut machen.“

Eden schüttelte leicht verärgert den Kopf hin und her und sagte scharf: „Wir sind hier nicht bei Baywatch!“ 

Dana hatte eine Frage, natürlich galt sie Medaron. „Du hast einen starken Drang nach vorn. Wie sind da die Entwicklungsschritte voran gegangen? Ich meine, wie kam es dazu?“ 

Medaron zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich war immer für mich selbst verantwortlich. Da hat man nicht viel Zeit zu verlieren. Mir geht es oft nicht schnell genug!“ 

Sionn lachte. „Das hat er nicht von mir!“

Die Bemerkung löste bei einigen Unverständnis aus. Aber Sionn hatte recht, auch er war ungeduldig für einen Elfen seines Alters, wenn er auch nicht ganz so ungeduldig war wie sein Halbbruder.

Dawante sah Phoenix an. „Warum hast du Liam vorhin nicht das gefragt, was du eigentlich fragen wolltest?“

Phoenix verstand nicht.

„Na, du hast vorhin nach dem Wann gefragt und nicht nach dem Warum!“

„Ah, ja genau, also erzähl mal, wie war das damals? Warum hast du mit Snowcat getanzt, Liam?“

Liam blickte völlig neutral drein. „Ich habe Snowcat getroffen, weil das Team einen Chemiker brauchte. Wir wurden uns einig, sie hat mich gefragt, ob wir noch tanzen wollen, und ich habe Ja gesagt. Fertig!“

Es stieß niemandem auf, dass ich ja eigentlich zum Clan gehörte, Liam mich aber erst 2070 über eine Teamsuche kennengelernt hatte. Auch den alten Hasen nicht. Ich lächelte zufrieden.

Dana schenkte nun erneut Fang ihre Aufmerksamkeit. „Welche Frage möchtest du nicht gefragt werden?“

Jetzt verzog Fang irritiert das Gesicht. „Hä? - Also, das weiß ich nicht, und wenn ich es wüsste, dann würde ich es nicht sagen, damit mir die Frage nicht gestellt wird.“ 

Bevor hier wieder Aggressionen aufkamen, fragte ich Dawante: „Wie alt bist du?“

„So Mitte zwanzig, genauer kann ich es nicht sagen!“

Interessant.

Sionn hatte nun eine Frage für Fang: „Du bist ja jetzt hier im Rudel. Was ist mit deinem Rudel davor passiert?“

„Irgendwie passten wir nicht zusammen. Sie wollten mit mir nichts zu tun haben. Ich wurde nicht ausgestoßen oder so, aber es passte einfach nicht. Ich habe immer versucht, Anschluss zu finden, aber zuvor hat das nicht geklappt.“

„Hat Wolf dich großgezogen?“, fragte Liam nach. „Das ist natürlich auch nur eine Verständnisfrage.“

Fang nickte.

Tiernan kam und stellte einen roten, rauchenden Cocktail vor Fang ab, 

Fierce hatte sich bis eben zurückgehalten, sah Dawante aber nun entgeistert an. „Wie kann man denn nicht wissen, wie alt man ist?“

Ich schmunzelte in mich hinein.

„Na, das hat mir keiner gesagt!“, erklärte Dawante. 

Phoenix horchte auf. „Dann hast du noch nie Geburtstag gefeiert? - Äh, das ist eine Verständnisfrage!“

„Nee, hab ich noch nicht“, erwiderte der schöne Elf.

„Dann sollten wir das nachholen!“, schlug ich vor. „Wir können einfach einen Tag festlegen, an dem du ab jetzt Geburtstag hast!“

„Na, Dawante hat morgen Geburtstag!“, meinte Phoenix nun strahlend. Gleichzeitig schlugen auf unseren Commlinks Nachrichten ein, die schon mit der Planung der Party zu tun hatten.

„Wir können heute reinfeiern und auf dich anstoßen, und morgen gibt es dann die richtige Feier!“, erklärte ich. „Du musst nur noch ein Alter festlegen!“

„Dann werde ich 26!“, erklärte Dawante mit vor Freude geröteten Wangen. „Bekomme ich auch Geschenke?“

„Bestimmt!“, fand Phoenix.

„Vielleicht!“, erklärte Sinister. „Aber du bekommst ganz viele Umarmungen.“

Dawante freute sich. „Von jedem!“

„Nein!“, stellte Medaron vehement fest.

Liam sah zu Phoenix. „Hast du deine Frage an Doc vergessen?“

„Ach ja, verdammt, genau.“ Phoenix wandte sich Doc zu. „Was ist der Smoker's Club für ein Club?“

„Das ist eine Organisation der besten Attentäter der Welt!“, erwiderte Doc in einem neutralen Ton. Phoenix machte große Augen. „Wow, mit der Antwort habe ich nicht gerechnet!“

Auch die Augen von Medaron weiteten sich. „Du warst mal Attentäter? - Das ist auch wieder eine Verständnisfrage.“

Wir lachten.

Doc trank seinen Whisky aus und erzählte dann. „Ich war in dem Club lange Jahre. Es ist ein sehr exklusiver Club. Es ist gut, wenn man ein guter Spieler ist, und wenn man schneller ist als andere.“ Damit hatte Doc nur den Club bestätigt, aber nicht, dass er ein Attentäter gewesen war. So etwas gibt man wahrscheinlich auch besser nicht zu.

„Dann habe ich gleich noch eine Verständnisfrage. Gibt es den Club noch?“, legte Medaron nach.

„Ja“, lautete die simple Antwort von Doc.

Es war klar, dass Medaron noch mehr wissen wollte, doch nun musste laut Regeln erstmal jemand anderes eine Frage gestellt bekommen. 

Fang fragte Mr. Tea: „Woher hast du die Weisheiten, die du manchmal so raushaust?“

Liam antwortete zuerst: „Aus der Times!“

Mr. Tea lächelte. „Tatsächlich finde ich auch welche in der Times und in anderen gehobenen Zeitungen!“ 

Nun konnte Medaron seine nächste Frage an Doc stellen: „Warum bist du aus dem Smoker's Club ausgetreten?“

Doc lächelte fein. „Es war mir irgendwann zu langweilig. Da war ich ja schon.“

Shark Finn grinste. „Eden, wie gefällt dir Sionn?“ 

Eden lächelte. „Ich finde Sionn attraktiv.“

Der Fomori switchte zu Sinister rüber. „Wie sieht es aus, mit dir und Eden und so einem kleinen Konkurrenzkampf?“  

„Du meinst um Sionn?“, fragte die schöne Elfe nach.

Shark Finn nickte. 

„Ja, das kann ich mir vorstellen!“, antwortete Sinister zu meiner Überraschung.

Es gab Gelächter, ein paar Sprüche und Gejohle. 

Als sich alle wieder beruhigt hatten, wollte Liam etwas von Phoenix wissen. „Sollte sich rausstellen, dass deine Schwester entführt wurde, würdest du dann auch losziehen wollen, um die Täter zu töten?“

Phoenix überlegte etwas länger. „Es kommt ein bissen auf die Situation an. Eigentlich ist mir wichtiger, überhaupt zu erfahren, was passiert ist. Aber ja, ich kann mir vorstellen, dass ich Rache möchte.“

Wir schwiegen einen Moment. Mr. Tea fand schließlich den Zugang zu leichteren Themen. „Snowcat, womit kann man dir eine Freude machen?“

Eine ausgesprochen wundervolle Frage, wie ich fand.

„Du kommst zu spät, Bro’!“, kommentierte Shark Finn.

Ich lächelte. „Mit Blumen, Komplimenten und tatsächlich, auch wenn es oberflächlich klingen mag, mit Schmuck. Ich habe in den letzten Jahren eine Leidenschaft für Gold und Juwelen in mir entdeckt.“

Liam war heute in Fragelaune, denn er meinte zu Fang: „Was hat Phoenix, was Fierce nicht hat?“ Fang zog Phoenix zärtlich an sich. „Das kann man so nicht beantworten. Fierce ist die beste Freundin, die ich habe. Vielleicht sind wir uns zu nah, dass da mehr draus wurde. Mein Herz hat sich für Phoenix entschieden. Mit Logik hat das nicht viel zu tun.“

Ich seufzte innerlich. Wir romantisch. Mir stieß erneut auf, dass mein Liebster nicht hier war. Das hätte diese Nacht perfekt gemacht.

Im Moment waren wir getrennt, soweit man die Sterne und den Mond voneinander trennen kann.

Wir saßen noch eine ganze Weile beisammen, fragten, redeten, lachten und tranken.

Wir kamen einander näher. Das war gut für die Chemie im Team. 

Aber das bedeutete auch, dass es mehr weh tun würde, wenn wir einen von uns verlieren würden.

❄️❄️

[Song 3: Royal Blood - Figure It Out3] ‚We Own the Night‘ - nach einer grandiosen Geburtstagsparty war es an der Zeit, sich nach dieser - nennen wir es mal Gang - und ihrer ominösen Queen umzuhören.

Nicht allzu weit weg von uns, in Sommerville, in einem Club mit dem Namen McGregor's Octagon, sollte man sie treffen können. 

Dana, Dawante, Eden, Medaron, Phoenix, Sionn und Sinister bekamen den Auftrag, den Club auszukundschaften. Sie fuhren auf vier Bikes. Phoenix und Sionn, Dawante und Dana, Eden und Sinister bildeten die Gespanne, nur Medaron durfte sein Bike für sich haben.

Eine gute Mischung aus Erfahrung und Neuling war so unterwegs. Dennoch waren sie es nicht gewohnt, zusammenzuarbeiten, darum war es gut, sie im Auge zu behalten. 

Liam und ich fuhren auf zwei Bikes hinterher, nur Sionn wusste davon. Über ihn würden wir mitbekommen, was geschah.

❄️

Sie teilten sich schon ein Stück vor dem Club in drei Gruppen. Medaron blieb bei Eden und Sinister.

Neben Musik und alkoholischen Getränken bot das McGregor's Octagon einen Kampfkäfig, bei dem man auf Kontrahenten wetten konnte. 

Den Teams fiel relativ schnell ein Zwerg ins Auge, der gut gekleidet war, gesund und fit wirkte und Socializing betrieb.

Eine genauere Analyse gab die gewünschten Informationen: 

Er besaß ein Erika Elite Commlink, zu dem Phoenix problemlos Zugang bekam. Er titulierte sich als Rock Knight, sein Icon war ein steinerner Ritter und die Playlist ‚We Own the Night‘ war ebenso vorhanden wie die Comm-ID der Queen.

Danas astraler Blick offenbarte, dass er wenig, aber qualitativ hochwertige Cyberware besaß und mit HMHVV infiziert war. 

Dawante und Dana trieben sich unauffällig in der Nähe des Eingangs rum. 

Phoenix saß in einer dunklen Nische, auf dem Schoß von Sionn. Sie gaben ein kuschelndes Paar zum Besten, so konnte Phoenix unbemerkt in die Matrix abtauchen - und verdammt, Sionn machte einen auf betrunken - wenn ich es nicht besser gewusst hatte, hätte ich es geglaubt. 

Eden und Sinister flankierten rechts und links Medaron. Er hatte die zwei schönen Frauen in den Arm genommen und schlenderte mit ihnen zur Bar. Dort bestellte er drei Bier. Sinister sah gelassen und entspannt aus. Ich stellte mir unwillkürlich die Frage, ob sie weniger Spaß ausgestrahlt hätte, wäre der Mann neben ihr ein Ork gewesen. 

Apropos Ork. Zwei kräftige Orks kamen nach einiger Zeit auf die Gruppe zu und bauten sich vor Medaron auf. „Ich glaub, ihr habt euch verlaufen!“, blafften sie. Elfen wie sie wären hier nicht erwünscht, erklärten sie noch.

Medaron ließ sich nicht provozieren. „Wenn wir hier nicht erwünscht sind, dann gehen wir. Wir würden gern noch austrinken, aber entschuldigt die Störung!“

Wow, damit hätte ich nie und nimmer gerechnet. 

Die Orks auch nicht. Sie waren völlig verdattert, nickten und machten sich davon.

Sionn wollte das allerdings nicht so stehen lassen. Er hackte die Commlinks der Orks und drehte furchtbare Musik an. Jedenfalls kurz. Es ging ihm einfach ums Prinzip und er freute sich, als die Orks hektisch an ihren Commlinks werkelten. Völlig dumm waren sie jedoch nicht, denn sie ahnten, dass sie gehackt worden waren und sahen sich nach dem Übeltäter um.

Medaron, Eden und Sinister machten sich ein paar Minuten später tatsächlich auf, den Club wieder zu verlassen. Zum Glück hatte wir mehr als eine Gruppe dort. Man konnte keine Informationen besorgen, wenn man bei der ersten Drohung ging. Doch so konnten sie sich gegenseitig Deckung geben und wenn eine Gruppe gehen musste, waren noch zwei andere dort. Doch so weit kam es gar nicht. Der kleine Trupp wurde von keinem anderen als Rock Knight aufgehalten. 

Er stellte sich sogar als Rock vor, meinte, sie müssten nicht früh gehen und lud sie an seinen Tisch.

Sie stellten sich als Kate, Jack und Rose vor. 

Phoenix analysierte die Kommunikation aus der Ferne und gab Tipps. 

Rock kamen Eden und Sinister bekannt vor, aber entweder kam er wirklich nicht drauf und glaubte ihnen ihre Coverstory, oder aber er wollte sie nicht bloßstellen. Rock war definitiv aus Boston, denn er konnte hören, dass Medaron aus der Rox kam. 

Rock berichtete von seiner Community, die nicht so weit von der Bar entfernt liegen sollte. Was er beschrieb, hatte etwas von Snow Haven. Familien, die sie unter ihren Schutz stellten, ausgesuchte, fähige Männer und Frauen, die diesen Schutz auch leisten konnten, ein abgegrenztes Gebiet für gut 400 Leute, die alles teilten und gemeinsam lebten. Ein Rat aus einigen wenigen traf die Entscheidungen. „Man muss ja vorsichtig sein, damit man sich keine faulen Äpfel nach Sanguinity holt“, schloss Rock seine Ausführungen. 

Kate, Jack und Rose zeigten weiter Interesse, in den sicheren Hafen einzuziehen, und so einigte man sich darauf, sich morgen ganz in der Nähe des Clubs an der Haltestelle West zu treffen. 

So weit, so gut. 

Dennoch bat ich Sionn, Phoenix zu bitten, das Commlink von Rock nun genauestens abzuhören. Ich wusste, dass die schöne Hackerin sich bereits einen Zugang gelegt hatte und jederzeit mithören- und lesen konnte. 

Tatsächlich setzte der Zwerg eine Nachricht ab. <Hab neue Rekruten. Aber das ist 'ne Falle. Zwei sind von SatHS, also genau das, was wir wollen. Sagt der Queen Bescheid.> Die Nachricht war an einen gewissen Kobold gegangen. 

Sieh mal einer an, wer hätte das gedacht? Sie waren an uns interessiert. Sie hatten sich also schon nach uns umgehört. Vielleicht erst nach der ersten Begegnung vor ein paar Tagen. Vielleicht interessierten sie sich aber bereits schon länger für uns. 

Wie auch immer, spätestens ab dieser Nachricht war es wirklich Zeit für uns, uns um sie zu kümmern. Es war klar, dass sie nichts Gutes mit uns im Schilde führten.

Kate, Jack und Rose verabschiedeten sich wenig später. Vor dem Ausgang wurden sie noch mal von den beiden Orks aufgehalten, die Ärger machen wollten, weil unser Team gar nicht gleich nach dem Austrinken gegangen war. Doch als Medaron auf Rock verwies und erklärte, dass er von ihm die Erlaubnis gehabt habe, verkrümelten sie sich. 

Medaron hatte es drauf, Ärger zu umgehen. Bei seinem Temperament hätte ich den jungen Elfen völlig anders eingeschätzt.

Phoenix und Sionn ‚überholten‘ das Dreierteam auf dem Weg nach draußen. Man beschloss, den Club auf unterschiedlichen Wegen zu verlassen. 

Rock erhielt eine Nachricht. <Sehr gut. Scratch soll die testen.> Diese Nachricht kam vom Kobold. 

Phoenix und Sionn waren schon losgefahren, verzögerten nun aber, um nicht allzu viel Entfernung zwischen sich und den Club zu bringen, falls Medaron, Sinister und Eden Hilfe brauchen würden. Ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, dass es etwas gab, womit die drei nicht fertigwerden konnten.

Liam und ich beobachteten die Szene von einem Dach aus durch unsere Ferngläser. Wir waren weit genug entfernt, damit man uns nicht entdecken konnte, aber dicht genug, dass ich notfalls mit einer Wandlung und einem Drake-Sprung bei den anderen sein konnte.

Medaron, Eden und Sinister gingen zu ihren Bikes in einer Seitengasse. 

Sie sahen sich diskret um. Doch nichts geschah.

Sie bemerkten einzig einen Blinden, der sich durch die Gasse bewegte. Das Klacken seines Stocks durchbrach die Stille der Nacht.

„Hallo?“ rief er.

Vermutlich war das Scratch.

Sinister, Eden und auch Medaron stiegen auf und taten, als wenn sie es nicht hörten.

Sie ignorierten auch das mehrmalige Rufen. 

Der Mann war hager. Seine saubere, aber verwaschene Kleidung schlackerte um seinen Körper. Er trug eine dunkle Sonnenbrille und eine Armbinde mit ausgeschaltetem TAG, die ihn als Blinden auswies. Sein Haar war lang, dünn und pechschwarz.

Medaron ließ Eden und Sinister die Vorfahrt. 

„Hallo? Ist da jemand? Kann mir jemand helfen?“, rief der Blinde.

Medaron startete seine Maschine ebenfalls und fuhr los.

Oder er wollte es zumindest.

Die Bewegungen des Blinden verschwammen vor dem metamenschlichen Auge. Beinah wie aus dem Nicht preschte er die verbliebenen Meter vor und stand urplötzlich neben Medaron. 

Der Mann legte Medaron die Hand auf die Schulter. 

Ungeachtet dessen gab der Elf Gas.

Doch das nützte nichts, denn der Blinde hatte Kraft. 

Medaron wurde von der Maschine gezogen und landete mit dem knackigen Hintern unsanft auf dem Asphalt.

Der Blinde musste definitiv Scratch sein. Er wandte dem Kopf hin und her, um ‚hörend‘ etwas zu suchen. „Hallo, ist da wer?“, fragte er im neutralen Ton, obwohl er Medaron gerade vom Bike geholt hatte.

Medaron sprang geschwind auf die Füße. 

Eden und Sinister stoppten ihr Motorrad.

„Ja, ich bin hier!“, sagte Medaron.

Scratch tat, als erschrecke er sich. Dann fragte er im freundlichen Ton an Medaron gewannt: „Oh, hallo“, er blickte ein Stück an unserem Elfen vorbei. „Ich bin in einem Club verabredet, der hier irgendwo sein soll. Im McGregor's Octagon. Ist das hier in der Nähe?“

„Ja“, erwiderte Medaron, „Der ist gleich ein paar Meter die Gasse entlang, links um die Ecke.“ 

„Jacky? Wo bleibst du?“, rief Eden.

„Können Sie mich vielleicht dorthin bringen?“, wollte Scratch wissen.

„Nein. Ich habe gerade nicht viel Zeit! Ich werde ja schon gerufen. Haste ja gehört.“, wimmelte Medaron den Mann ab. „Es ist einfach nur die Straße runter.“

„Dann drehen Sie mich bitte in die Richtung!“, bat der vermeintlich Blinde. 

Medaron seufzte, drehte Scratch in die Richtung und blieb dabei ständig auf der Hut.

Auch ich war angespannt, wenn auch nicht sonderlich stark.

Scratch gab sich mit all dem zufrieden. Als er sich aufmachte, bewegte er den Stock hin und her, wie es ein Blinder getan hätte.

Ich bat Sionn, Dana zu bitten, astral wahrzunehmen, wenn Scratch in ihr Blickfeld kam. 

Die schöne Hexe stand mit Dawante immer noch vor dem Eingang des Clubs. Dawante hatte sich etwas mehr in eine Ecke gedrückt.

Dana nahm astral wahr und wurde umgehend von Scratch dabei entdeckt, doch dieser machte sich nichts daraus. Entweder ordnete er Dana nicht den Howling Shadows zu, oder aber es war ihm egal. «Er ist ein Ghoul», sagte die Hexe an. 

Ein Ghoul mit Haaren? Das überraschte mich irgendwie. Das bewies zumindest, dass Scratch zwar im eigentlichen Sinne blind war, genau genommen jedoch sehr gut ‚sehen‘ konnte. Ghoule sind blind, aber als duale Wesen nehmen sie ständig astral wahr. Gerade, wenn man sich damit auskennt, ist das eine vollständige Sicht, wie ich selbst bestätigen konnte.

Dawante entdeckte, dass Scratch etwas von seiner Hand in seiner Jackentasche verschwinden ließ. Genau mit dieser Hand hatte er Medaron an der Schulter gepackt. Auf der Jacke der Lederkombi würde man kaum die DNA von Medaron entdecken. Dennoch konnten sich dort durchaus auch Haare finden. Natürlich nicht von Medaron selbst, doch Haare von Eden oder Sinister konnten dort gewesen sein. Warum in aller Welt hatten sie versucht, eine DNA-Probe zu nehmen? 

Apropos finden, selbstverständlich entdeckte Medaron einen Stealth-TAG, den Scratch an ihm angebracht hatte. Was von all dem der per Nachricht angekündigte Test war, wussten wir nicht. 

Wir wussten ja nicht einmal, ob der Ghoul wirklich Scratch gewesen war. 

Was sich nun aber bestätigt hatte, war, dass ‚We Own The Night‘ und ihre Königin sich sehr für uns interessierten.

❄️

Die kleinen Teams trafen sich zwei Blocks entfernt vom Club. Und sie wurden nicht verfolgt, zumindest nicht physisch. 

[Song 4: The Score - Fear3] Natürlich war auch klar, dass sie mit dem TAG nicht bis nach Snow Haven fahren würden. Sie stoppten an ein paar Lagerhäusern und hielten Kriegsrat.

Eigentlich wollten sie den TAG nur ein bisschen tiefer in die Lagerräume tragen und dort zurücklassen. Doch als sie im Astralraum nachsahen, wie es um die Gegend bestellt war, erwartete sie eine kleine Überraschung. 

Ein Geist, der Dana sofort missmutig anblaffte. Natürlich war er ihnen vom Club aus gefolgt. 

Dana und Sionn überredeten das Wesen, sich zu manifestieren. 

Das brachte mir und Liam ein Bild von dem Geist.

Die kleine Gestalt hatte etwas von einem Fairy. Ein hübsches, humanoides, männliches Wesen von gut einem Meter Größe, das man auf den ersten Blick für einen Pixie halten konnte, wären da nicht die Dornen gewesen, die aus Armen und Beinen hervorbrachen. Gekleidet war er in Weste und Hose, seine Füße hingegen waren bar. Zudem trug er einen Dornenkranz auf dem Kopf, der sich durch sein feines, braunes Haar rankte. 

Meine glorreichen Sieben versuchten ein Gespräch mit dem Geist anzufangen, doch das Wesen war ziemlich widerspenstig. „Dann geht doch endlich nach Hause!“, forderte er.

„Wir sind hier zu Hause!“, betonte Sinister.

Sionn hatte die Faxen dicken und rief uns an.

Wir brauchten nicht mehr als drei Minuten für den Weg.

❄️

„Hier ist es ziemlich ungemütlich. Und ihr habt gar keine Möbel. Hier würde ich nicht wohnen wollen!“ Der Geist hatte auf dem Tank von Medarons Bike Platz genommen und baumelte mit den Beinen. „Was ist denn nun mit meinem Pakt?“, fragte er gelangweilt.

„Sag uns doch mal deinen Namen!“, forderte Phoenix clever. 

„Ihr denkt wohl, ich bin blöd!“, erwiderte der Geist.

Ich nahm noch während der Anfahrt astral wahr. 

Phoenix verdrehte die Augen. „Na dann sag uns, wie wir dich nennen sollen. Ich kann doch nicht die ganze Zeit ‚du da‘ sagen.“

Rein magietheoretisch gesehen handelte es sich bei ihm um einen Geist. Jedenfalls, wenn man die Lehren der universellen Magietheorie, UMT, heranzog. Betrachtete man es genauer, dann sah man ein Wesen einer Anderswelt, einen extraplanaren Reisenden. Das da war ein Boggle, Ein Wesen, das den Zerfall liebte. Färbte man die Sicht auf den Geist mit etwas Mythologie, hatte man einen niederen Dämonen vor sich.

„Duda ist okay für mich!“, sagte Duda. 

Also dann.

Duda schenkte mir nur vorsichtig seine Aufmerksamkeit. „Ah! Du bist die mit der Entscheidungsgewalt“, meinte er erst Sekunden nach meinem Eintreffen, obwohl ich meinen Helm bereits abgenommen hatte. 

Ich lächelte einnehmend. „Genau. Hallo, Duda. Ich bin Snowcat. Du bist meinen Leuten also gefolgt?“

„Genau!“

„Und warum?“, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits ahnte.

„Na, weil sie es mir befohlen hat!“

„Wer ist sie, und was genau hat sie dir denn befohlen?“, hakte ich nach.

„Boah, du bist aber neugierig! - Ich sag euch nicht so einfach wer. Ich soll euch bis nach Hause folgen. Aber ich glaube nicht, dass das euer Zuhause ist.“, erklärte er.

Ich zog ein Stück Kreide aus einer meiner Tasche und schrieb ‚Zuhause‘ damit auf den Asphalt. „Besser jetzt?“, fragte ich.

Duda zuckte zunächst mit den Schultern und nickte dann schließlich.

„Um was für einen Pakt ging es da eben?“

Duda begann zu strahlen. „Oh, ja! Ihr verhindert, dass sie mich jemals wieder rufen kann, dafür verrate ich euch etwas über sie, was euch hilft.“

Ich überlegte kurz. Es wäre wohl keine gute Idee, mit einem niederen Dämon einen Pakt zu schließen. Ob er uns wohl überhaupt etwas sagen konnte? Natürlich würde einem Boggle nicht gefallen, wenn er immer wieder beschworen wurde, um seine Dienste ausüben zu müssen. War Duda überhaupt ein wirklicher Boggle? Oder sah er nur so aus? Mit Masking konnte man seine Aura aussehen lassen wie die eines anderes Wesens.

„Was ist nun?“, drängelte Duda.

„Ich denke noch darüber nach!“, antworte ich freundlich.

„Du kannst doch einfach einen deiner Lakaien den Pakt eingehen lassen. So, wie es deine Art immer tut!“ Duda grinste in einer Mischung aus böse und frech.

Ich hob eine meine wohlgeschwungenen Augenbrauen. „Was ist denn ‚meine Art‘?“

„Na, du stinkst doch nach Drachenmagie. Drachen lassen alles ihre Schergen machen!“

Duda besaß offenbar eine Menge arkanes Wissen und eine feine astrale Wahrnehmung. Drachenmagie sah man nicht alle Tage. Dass ich ein Drake war, war unter meiner Maskierung verborgen. Selbstverständlich war sie für einen Geist leichter zu durchbrechen als für einen Metamenschen. Geister besaßen nun mal ein Faible für Magie. Doch es musste gar nicht sein, dass Duda die Maskierung durchbrochen hatte. Vielleicht konnte er die verschiedenen Richtungen tatsächlich schmecken, so wie ich die verschiedenen Farbgebungen ausmachen konnte. In jedem Fall versuchte Duda, mich zu provozieren. Sein Ton mir gegenüber war ebenso aggressiv wie allen anderen gegenüber, und das gab mir zu denken. Ich hob erneut eine meiner wohlgeschwungenen Augenbrauen. Nicht überrascht sondern tadelnd meine ich: „Stinken? Drachenmagie ist golden und schön. Das steht im Gegensatz zu deinem braun-modrig-grünem Ton.“ Ich überlegte kurz. „Du sagst uns wo und wer. Und mit 'wo' meine ich nicht gerade jetzt, sondern wo sie lebt und schläft. Dafür sorgen wir dafür, dass sie dich nie wieder ruft!“, verhandelte ich.

Duda nickte. „Okay!“

Ich dachte darüber nach, ob es das tatsächlich wert war, einen Pakt mit diesem Boggle - oder dem Geist, der zumindest wie ein Boggle aussah - einzugehen. Ich war noch nie einen solchen Pakt mit einem Geist eingegangen. Und mit einem dämonischen Wesen hatte ich das eigentlich auch nicht vor. Im Gegensatz zu der... nennen wir es mal Vereinbarung, die ich mit Squire Asher Benjamin Clay eingegangen war, hatte ich hier ein ungutes Gefühl. Ehe jemand fragt: Ja auf die Feinheiten der Wortwahl kam es hier an. Ein ‚Spirit Pact‘ war etwas ganz anderes als eine Vereinbarung mit einem Geist, die einem einen ‚Spirit Marker‘ einbrachte. Abgesehen davon streckte Duda mir noch nicht die Hand hin. So, als wolle er den Pakt lieber mit jemand anderem eingehen als mit mir. 

Dana legt mir zart ihre Hand auf den Arm. „Snowcat, ich denke, es ist besser, wenn ich den Pakt eingehe. Du kannst mich besser rausholen, sollte etwas schief gehen. Es würde uns helfen, wenn wir wüssten, wo sie ist.“

Wow! Damit hatte ich nicht gerechnet. Dana machte sich bei mir immer beliebter. Sie besaß eine unerwartete Loyalität mir gegenüber. Zudem hatte sie mich voll und ganz als Anführerin akzeptiert. 

Ich lächelte freundlich und nickte zögerlich. Dann sah ich zu Duda. „Zu dem 'wer' gehört aber nicht nur ein Name, sondern auch Informationen darüber, was sie ist!“, erklärte ich.

Duda schüttelte den Kopf. „Nein. Das ist dafür zu viel!“

Ich zog die Augen skeptisch zusammen. „Das würde uns aber helfen, sie zu besiegen!“

Duda zuckte mit den Schultern. „Das mag sein, aber ihr seid toll und schafft das sicher auch so. Oder vielleicht will auch jemand anderes einen zweiten Pakt eingehen. Du hast ja noch mehr Lakaien.“ Er verschränkte die Arme.

Ich seufzte leicht. „Also gut. Wer und wo, dafür sorgen wir dafür, dass sie dich nicht mehr rufen kann.“

Duda freute sich und streckte Dana die kleine Hand hin. „Abgemacht!“

Auf mein Nicken hin willigte Dana ein.

Duda streckte sich ein wenig. „Es ist natürlich die Queen, die mir den Auftrag gegeben hat. Und sie lebt auf dem Oak Grove Cemetary.“

Kaum später ließ Sionn eine Karte des Friedhofes im Teamnetzwerk aufblenden. Das Gelände war nicht weit von dem Ort entfernt, den Rock ihnen als Treffpunkt für morgen genannt hatte. 

„Was hast du denn noch für einen Pakt im Angebot?“, wollte Medaron nun wissen.

Ich war erneut überrascht. 

„Ich meine, es wäre schon gut, wenn wir wüssten, was sie ist. Wir könnten jeden Tipp brauchen“, erklärte der Elf.

Mit der ersten Aussage hatte er Recht, bei der zweiten verkaufte er uns unter Wert, was natürlich auch eine clevere Taktik sein konnte. 

Duda strahlte. „Du hast nicht zufällig tausendjährige Eier dabei?“

Medaron schüttelte den Kopf. „Nein und ich glaube auch nicht, dass wir sie rechtzeitig als Bezahlung besorgen könnten!“

Duda grinste. „Nee, für den Pakt reichen sie sowieso nicht. Aber was von deinem guten Karma würde ich nehmen.“

Medaron blickte skeptisch drein. „Was meinst du damit?“

Duda verdrehte die Augen. „Na, was von deiner Lebenserfahrung, von dem, was dich zukünftig weiterbringt und lernen lässt“, sagte er in einem Nörgelton, als wäre Medaron dumm. Lockend fügte er hinzu: „Nur ein wenig von dem, was sich da ansammelt.“

„Also nur was von dem, was ich noch nicht genutzt habe? Ich meine, ich vergesse oder verlerne deshalb nichts?“, wollte Medaron sicherstellen.

„Nein, natürlich nicht!“, bekräftigte Duda in einem Ton, dass ich zu frösteln begann. Nicht, dass er gelogen hatte oder etwas in der Art. Ich konnte nur spüren, wie er sich die Hände in Vorfreude rieb.

Medaron überlegte. „Das ist aber sehr wertvoll. Du willst ja auch, dass wir gegen die Queen gewinnen. Da musst du noch etwas mehr draufpacken als die Info, was sie ist.“

Duda nickte verstehend und schien nachzudenken. Dann bot er etwas an: „Ich könnte dich für 24 Stunden unverwundbar machen.“

Medarons Augen begangen zu leuchten. „Unverwundbar. Was meinst du damit?“

Duda hatte Medaron am Haken, und das gefiel mir gar nicht. Ich grätschte ein. „So etwas ist keine völlige Unverwundbarkeit.“

Duda wandte sich mir langsam zu und seine Augen funkelten böse. „Was willst du denn? Ich verhandle doch gerade so schön mit Medaron.“

Ich ließ mich davon nicht beirren. „Ich will nur nicht, dass du ihn übervorteilst.“

„Ich hätte ihm das schon noch gesagt!“, behauptete Duda. 

„Gut. Doch die beste Immunität nützt nichts, wenn man zu diesem Zeitpunkt nicht kämpft!“, bemerkte ich.

„Ja, wir handeln das schon aus!“, fand Duda.

Ich hielt dem Blick von Duda stand und fesselte ihn so an mich. „Dann sollte jener Pakt auch später beginnen.“

„Snowcat, nun lass doch mal! Wir reden doch grad!“, riss Medaron das Gespräch an sich zurück.

Zorn kam in mir hoch. Ich war dabei, Medaron zu helfen, und er unterbrach mich? Duda war wahrscheinlich schlauer, charismatischer und willensstärker als der Elf es jemals sein würde, und dieser glaubte, er wäre ihm allein gewachsen? Wahrscheinlich hatte Medaron so wenig Ahnung von einem Geisterpakt wie ich davon, ein luftiges Soufflee zu backen.

Duda grinste mich zufrieden an.

Nun gut. Ich war weder in der Stimmung dazu, meinen Führungsanspruch durchzusetzen, noch wollte ich Duda beweisen, dass ich über meine Leute bestimmen konnte. Und vielleicht musste Medaron hier ja auch selbst eine Lektion lernen.

Ich lächelte verhalten, bedeutete mit einer Geste, dass die beiden verhandeln konnten und zog mich ein Stück von ihnen zurück.

Bei der Verhandlung selbst verhielt sich Medaron immerhin geschickt. 

Er dachte sogar daran, denn Pakt erst starten zu lassen, wenn wir Duda morgen um 12.00 Uhr mittags an dieser Stelle hier wiedertrafen. Erst dann würde der Elf die Immunität gegen normale Waffen bekommen, und natürlich würden wir auch erst dann erfahren, was die Queen war.

Wir machten uns alle gemeinsam auf den Rückweg nach Snow Haven. 

Das Bike, auf dem Duda gesessen hatte, zeigte bereits Spuren des Zerfalls. Es war gealtert. Duda schien tatsächlich ein Boggle zu sein. Ich fragte mich, mit welcher Art von Magie man Zugang zum Beschwören eines Boggles bekam. Mit fiel nichts ein. 

Das war mit Sicherheit kein gutes Zeichen. Es gab nur wenig, was ich nicht wusste, wenn es um Magietheorie ging.

Ein astraler Blick zeigte, dass Duda uns tatsächlich nicht folgte. In diesem Punkt hielt er sich an die Abmachung. 

❄️

Da es niemand interessierte, was es mit Duda auf sich hatte - zumindest fragte niemand danach - verlor ich ihn ebenfalls aus unserem Fokus. Snowcat Manor war durch einen Hüter geschützt, weder Zauber noch astrale Gestalten würden uns bei unserer Planung unbemerkt abhören oder beobachten können. 

Doch bevor wir mit dem Planen beginnen konnten, mussten wir mehr über das Zielgebiet erfahren. Zum Schlafen war später noch Zeit.

Dana und ich starteten ein Ritual, um die baulichen Gegebenheiten des Friedhofes zu erkunden. Ich rechnete fest mit unterirdischen Gängen.

Währenddessen kümmerten sich ein Großteil der anderen Howling Shadows um das Fertigen von spezieller Munition. Abgesehen davon gingen sie mit den Bewohnern von Snow Haven und den Silent Shadows die Verteidigung unserer Enklave während unserer Abwesenheit durch. 

❄️

Tatsächlich zeigte der Zauber, dass nur die Fläche der Friedhofskapelle und eine Stelle an einem See durch einen Hüter verborgen war. Laut Plan gab es an dem künstlichen See eine Hütte von der Größe eines Bootshauses. Der Rest sah aus, wie man es von einem Friedhof erwartete: Er war voller rechteckiger Löcher in der Erde. Nur von der Kirche aus gab es einen Fluchttunnel, der bis zum Rand des Geländes führte. 

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Während des folgenden Teammeetings diskutierten wir eine Zeit lang, ob und wie wir nun in die vermeidliche ‚Falle‘ um 18.00 Uhr ‚tappen‘ sollten oder besser nicht. Klar waren uns nur wenige Punkte:

1. Tageslicht war unser Verbündeter, auch wenn wir davon ausgehen konnten, dass sich die Infizierten mit Magie vor ihren Allergien zu schützen vermochten.

2. Ob Harvester, Renfields, andere Infizierte - denn Infizierte würde es geben - oder Normalsterbliche, alle würden ihrer Königin treu ergeben sein. Übrigens ein Status, über den ich mir auf meiner Seite nicht ganz sicher war, zumindest nicht bei allen. 

3. Wir mussten damit rechnen, dass sie Informationen über uns besaßen.

4. Wenn wir verhindern wollten, dass die Königin entkam, mussten wir den Ausgang des Fluchttunnels schließen.

Ich beendete das Hin und Her über das Wie und Wann. „Wir bereiten alles vor, damit wir nach dem Treffen mit Duda sofort zuschlagen können. Nur wenn Duda uns etwas über die Queen verrät, das unseren Plan hinfällig macht, verschieben wir unseren Angriff.“

„Find ich gut!“, freute Medaron sich.

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Dank meiner Fähigkeit zur Meditation erwachte ich vollständig erholt aus einem vierstündigen Schlaf. Das frühe Frühstück verzehrte ich ohne jeglichen Appetit. Mehr noch, ich musste mich zum Essen zwingen. Heute würde es definitiv zu einem Kampf kommen. Ich fürchtete mich ein wenig davor, eventuell Unschuldige töten zu müssen, weil die Queen sie uns entgegen stellte. 

Ich aß nicht mehr als nötig. Es ist es nicht gut, mit vollem Magen in eine Schlacht zu ziehen. Kotzen ist einfach nicht anmutig, nicht mal, wenn ich es tue.

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[Song 5: Wojciech Kilar/ Dracula OST - The Beginning3] Sich vorzubereiten hatte etwas Rituelles, Beruhigendes. 

Ich schloss jede Schnalle meines CatSuits mit Bedacht. Erst nachdem ich ihn angezogen hatte, stellte ich ihn von Weiß auf Dunkelgrau. Lächelnd blickte ich in den Spiegel. Ein dunkles Blau würde mir bestimmt auch gut stehen. Und es wäre königlicher. Ich setzte meine Medusa-Extensions auf und ließ diese mein langes, eisweißes Haar zu einem festen Zopf flechten. 

Dann ging ich hinunter zu den anderen in die Sublevel. 

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Ich checkte mein Equipment und positionierte alle Gegenstände mit System dort, wo sie hingehörten. Unterschiedliche Munition war farblich markiert. Magische Utensilien aufgefüllt. Leicht lächelnd schob ich Rucksack und Tool-Gürtel Liam zu. Er gab mir im Gegenzug sein Zeug. Gegenseitige Kontrolle erhöht die Sicherheit und stärkt das Vertrauen untereinander.

Jeder von uns trug einen Biomonitor nebst Autoinjektor. Die Crew im Van würde uns so per Knopfdruck ausschalten können, falls wir uns merkwürdig verhielten. Diese Maßnahme sollte uns vor der Beeinflussung oder dem Zwang eines Vampirs oder Geistes schützen. Was die anderen nicht wussten: Mein Controller für die Injektion war nicht angeschlossen. Der von Liam übrigens auch nicht. 

Die Frage war eben nicht, ob man paranoid war.

In Vorbereitungsraum war viel los.

AveRage, Dana, Dawante, Doc, Eden, Fang, Liam, Medaron, Mr. Tea, Shark Finn, Sinister, Tiernan und ich, wir alle würden losziehen, um uns der Queen und ihren ‚We-Own-the-Night‘-Anhängern zu stellen.

Nur Mash, Fierce und Foggy würden in Snow Haven die Wache übernehmen. Tango, Dave, Kariwase und die Five-by-Five würden ihnen dabei zur Seite stehen. 

Gerüstet und bewaffnet machten wir uns in einem Van und auf diversen Motorrädern zum Treffen mit Duda auf.

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‚Zu Hause‘, der Schriftzug war ein wenig verblasst, aber immer noch zu sehen. Wir warteten. 

Ich sah auf die Uhr. Wir waren ein wenig zu früh dran. 

Der Van mit Phoenix, Doc, Eden, Shark Finn und AveRage hielt etwas abseits, ebenso wie das Bike mit Tiernan und Liam und das von Dawante und Mr. Tea. 

Nur Medaron, der Dana hinten drauf hatte, und Fang und ich auf meinem Motorrad waren bis zum Lagerhaus vorgefahren.

Duda war auf die Minute, ach, was sag ich, auf die Sekunde pünktlich. 

Die Modalitäten waren klar, so brauchte es nur wenige Worte. Ein Handschlag besiegelte den Pakt. 

„Die Queen ist ein Nosferatu und ein Blood Mage!“, verkündete Duda augenblicklich. 

Irrte ich mich oder war da gerade ein wenig Stolz in Dudas Stimme mitgeklungen?

„Denk daran, die Befehle großzügig auszulegen, was uns angeht!“, mahnte Medaron. „Je mehr du uns hilfst, desto schneller bist du von der Queen befreit!“

„Geht klar!“, bestätigte Duda. Der Geist entstofflichte. Er hatte uns nicht einmal viel Erfolg gewünscht. Hier stimmte etwas nicht.

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Noch auf dem kurzen Weg zu den anderen begann ich zu berichten: «Ein Nosferatu ist ein Mensch, der mit dem HMHVV 1a infiziert ist. Die Transformation ist heftig und schmerzhaft.  Allgemein hält man Nosferatu für mächtiger als Vampire, da sie von Beginn ihrer Infektion an mit mehr Kräften ausgestattet sind. Sie brauchen seltener Blut, ihre Allergie gegen Sonnenlicht hingegen ist extrem und auch gegen Holz sind sie allergisch. 

Wir sollten davon ausgehen, dass die Queen über Regeneration verfügt. Was die Blutmagie angeht, können wir damit rechnen, dass sie den einen oder anderen blutigen Zauber auf Lager hat. Im Endeffekt funktioniert Magie aber immer gleich. Das uns von dieser Seite Gefahr droht, ahnten wir schon vorher. Blutmagie zieht, wie der Name sagt, ihre Macht aus frisch vergossenem Blut. Egal ob freiwillig gegeben oder mit Gewalt genommen. Die Queen wird Gewalt höchstwahrscheinlich bevorzugen. Wir sollten uns demnach auf unangenehme Bilder von durchgeschnittenen Kehlen einstellen. Sie wird zum Beispiel jemandem mit einem scharfen Messer die Kehle durchschneiden, dass das Blut nur so spritzt. Blutmagie ist oft ein grausiger Anblick, dagegen sollten wir uns geistig wappnen! Auch die Geister werden wie eine Gestalt aus lebendigem Blut aussehen.»

«Das heißt aber es gibt keinen Grund, unseren Angriff zu verschieben, richtig?», fasste Sionn zusammen.

«So ist es!», bestätigte ich. «Es gibt keine besonderen Vorbereitungen, die man gegen Blutmagie treffen kann.» Außer vielleicht Kleidung zu tragen, aus der sich Blut leicht rauswaschen lässt, dachte ich bei mir.

Inzwischen waren wir alle an unserem Treffpunkt beisammen.

«Was ist denn nun mit meiner Immunität gegen normale Waffen?», wollte Medaron wissen. «Funktioniert die?»

Gleich mehrere von uns zogen Waffen und boten grinsend an, das auszuprobieren. Am Ende versuchte Sionn, Medaron mit seinem Messer in den Arm zu schneiden. Man konnte sehen, wie stark die Klinge die Haut zusammendrückte, doch es floss nicht ein einziger Tropfen Blut. 

Selbstverständlich nahm ich dabei astral wahr. Duda war nicht zu sehen. Der Pakt hingegen zeichnete sich deutlich in der Aura von Medaron ab. So weit, so gut. Oder auch nicht. Denn ein Pakt mit einem Dämon ist immer noch ein Pakt mit einem Dämon, egal, wie nützlich er auch scheinen mag. 

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Liam und Tiernan machten sich zuerst auf den Weg. Sie fuhren ein Stück mit dem Bike und schlichen dann zu der Stelle des Friedhofes, an der der Gang von unter der Kapelle erneut an die Oberfläche kam.

Eden und Shark Finn, die die Sniper- Position auf einem der Häuser außerhalb der Absperrung einnehmen sollten, und das Team Sionn und Sinister, die letztendlich dafür verantwortlich waren, die Sprengladungen an der Kapelle anzubringen, damit wir das Dach einstürzen lassen konnten, setzten sich als die nächsten beiden Gruppen in Bewegung. Die beiden Elfen sollten vor der Kapelle noch bei der Stelle am See vorbeigehen, um zu sehen, was sich dort befand. 

Dawante und Mr. Tea, sowie Medaron nebst Dana und Fang und ich, warteten auf unseren Motorrädern.

Der Zugang zur „Siedlung“ war mit Autos und anderen Barrieren versperrt. Nichts, was man nicht übersteigen oder überwinden konnte, doch den gemeinen Shambler würde es aufhalten. Kinder spielten auf den Straßen. Sicherheitskräfte patrouillierten.

Sanguinity hatte was von Snow Haven. 

Mein ungutes Gefühl würde stärker.

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Sobald Sinister und Sionn das Haus am See erreichten, schenkte ich ihnen einen Großteil meiner Aufmerksamkeit. 

Wir waren zwar nur via Headset dabei, aber das war besser als nichts.

Sionn beschrieb: «Um das Haus herum ist die Erde dunkel gefärbt.»

«Das ist tatsächlich Blut!», fügte Sinister hinzu. Ihre Stimme klang neutral. Sollte sie darüber Abscheu empfinden, war ihr das nicht anzuhören. «Ich bewege mich jetzt vorsichtig Richtung Haus.», erklärte sie noch. Wir hatten ausgemacht, möglichst alles anzusagen. Auch eine Maßnahme gegen die Einflussnahme durch einen Infizierten. Wenn jemand etwas nicht ansagte, dann würden wir hellhörig werden.

«Sind in Position», erklärte Eden ruhig.

Auch Liam gab bekannt: «Wir stehen an Bäumen verborgen, warten bis die Patrouille weg ist.»

Sionn meldete: «Ich bin hier am Rand von Hell zu Dunkel stehen geblieben. Noch sieht alles ru … Shit! Hinter Sinister steigt ein nasser, blutiger Poncho auf.»

«Kümmere mich darum. Sionn, bleibt wo du bist», kam darauf von Sinister.

Sionn bestätigte, «Copy.»

«Das ist ein Wachgeist», sagte ich an. «Die Queen wird jetzt Bescheid wissen. Wir haben keine Zeit mehr, das Haus zu verdrahten. Das heißt Plan B. Alle Teams auf Go! Wir greifen umgehend an.»

Ich nickte den anderen Fahrern zu und gab Gas. 

Gut, dann eben auf die laute Tour. 

Eden würde uns den Weg freischießen. 

Natürlich wurde es im Teamfunk nun unübersichtlich werden. Doch wir hatten eine Schaltzentrale im Van. Phoenix würde alles in eine schriftliche Form bringen, die man nachlesen konnte. Außerdem war so immer jemand da, der zuhören konnte. Nicht so perfekt wie ein taktisches Netzwerk, aber immerhin.

Was Bilder und Nachrichten anging, zog ich mir den Feed vom See in den Vordergrund. 

Dann nahm ich Tiernans Trank. 

Mein Puls beschleunigte, mehr Adrenalin wurde ausgeschüttet - und die Welt um mich herum verlangsamte sich.

Der erste Schuss hallte durch den Tag!

Eden hatte einen Wachmann ausgeschaltet.

In wenigen Sekunden würden Kinder zu rennen beginnen und vielleicht würden Metamenschen schreien.

Keine Zeit für Halbhalten oder Bedenken.

Ich beschleunigte.

Der Blutgeist war hässlich und groß. Er hatte Sinister in seiner Gewalt, denn Sionn und ihr gelang es nicht, gegen den Geist etwas auszurichten.

Mit purer Willenskraft schaffte es die schöne Elfe, sich aus der Umklammerung des Geistes zu befreien. Sie war bereits blutbesudelt. Es war nicht ihr eigenes Blut, dennoch war sie angeschlagen. Sie versuchte, abzuhauen.

Sionn und Sinister beschlossen, auf das Anbringen der Sprengladung zu verzichten und stattdessen aus dem blutigen Sumpf zu entfliehen.

Sionn feuerte mit seiner Schleuder ein von Tiernan hergestelltes Geschoss auf den Blutgeist. Er war am Rand der blutigen Zone stehen geblieben, nun zog er sich vorsichtig noch weiter zurück. 

Er traf, und der Zauber in der Kugel richtete auch Schaden an, doch es reichte nicht, den Geist zu vernichten.

Sinister versank mit jedem weiteren Schritt tiefer im Boden. Der Geist fesselte sie förmlich an das Gebiet. 

Dann zog er sie noch tiefer hinein. 

Sinister wurde vom Blutgeist verschlungen.

Sionn sprang vor. Er wollte Sinister nicht zurücklassen. Er packte die schöne Elfe an ihren Schultern und zog.

[Song 6: Wojciech Kilar/ Dracula OST - The Hunt Builds3] Medaron und Dana würden zuerst vor der Kirche eintreffen. Rigger hatten einfach andere Möglichkeiten.

Doch ich war eine sehr gute Fahrerin, ich würde nur wenige Sekunden später eintreffen. 

Sekunden waren im Kampf eine Ewigkeit.

Inzwischen waren noch mehr Schüsse gefallen. Unser Weg war frei.

Alle Bikes befanden sich mitten auf dem Friedhof.

Sinister und Sionn standen immer noch unter Druck. Sie brauchten Hilfe. 

Sicherheitsmänner von Sanguinity machten sich auf dem Weg zum See. 

Ich koordinierte meine Teams und feuerte sie zu Höchstleistungen an. 

Eden und Shark Finn gaben ihre Position auf, seilten sich ab und rannten zum See.

Medaron und Dana trafen bei der Kirche ein. 

Vier Harvester stürmten aus dem Gebäude, sahen sie und hielten auf sie zu. 

Mit Sionns Hilfe hatte Sinister sich erneut aus den Klauen des Geistes befreit, doch damit war der Geist immer noch nicht erledigt.

Sie brauchten magische Hilfe. 

«Dana, kannst du Brutus zum See schicken, damit er gegen den Blutgeist hilft?», fragte ich an. Ich hatte keinen an mich gebundenen Geist dabei und sehen konnte ich den See auch nicht. Ein kurzfristig beschworener Geist wäre kaum hilfreich, da ich ihn nicht ohne weiteres an den kleinen See schicken konnte, doch verbündete Geister wie Brutus konnten das schon. 

Dana behagte die Idee nicht, das konnte ich an ihrer Stimme hören, dennoch willigte sie ein. 

Medaron erhöhte die Geschwindigkeit und preschte kurzerhand in die Gruppe der Harvester. Sie spritzen auseinander. Einen Harvester erwischte Medaron voll. Dann reduzierte er die Geschwindigkeit etwas, wendete rasant, bremste scharf und sprang ab. 

Medaron war gut - und er fühlte sich unsterblich.

Auch Fang sprang ab, kaum dass wir das Haus erreicht hatten. Er sprintete Richtung Medaron und Dana, um den beiden zu Hilfe zu kommen. 

Kaum war Fang in Reichweite, zog er sein Schwert und begann zu kämpfen.

Brutus zerschlug den Geist am See mit einem Hieb seiner Tatze. Das Biest zerplatzte mit einem platschenden Geräusch. 

Justament erschienen auch Shark Finn und Eden auf der Bildfläche am See, doch sie kamen nicht zu spät, denn nun konnte die Hütte doch noch gesprengt werden. Außerdem waren ja bereits bewaffnete Sicherheitsmänner auf dem Weg dorthin. 

Ich musste mich von dem Geschehen am See lösen - was direkt vor meinem hübschen Näschen geschah, brauchte nun meine volle Aufmerksamkeit.

Dawante und Mr. Tea trafen ein.

Dana - Brutus war noch nicht zurück - geriet unterdessen in Bedrängnis, zwei der Harvester hatten sie ins Visier genommen und attackiert.

Zudem war Scratch, ein Katana hoch erhoben, plötzlich aus dem Haus geschossen und schnellte auf Fang zu.

«Fluchttunnel ist verdrahtet und zugeschüttet», meldete Liam. Zumindest konnten die in der Kirche dann nicht ungesehen entkommen. 

Noch während der Fahrt griff ich in das einzigartige, magische Artefakt, welches ich bei mir trug, meinen Frostbeutel. Ich zog einen Eissturm-Zauber daraus hervor und schleuderte ihn gegen die rechte Hausecke, um das Haus möglichst stark zu beschädigen. Den Entzug des kräftigen Zaubers konnte ich gut abgleiten lassen. 

Mit einem schnellen Blick auf das AR Display nahm ich die neuen Informationen auf, die Phoenix uns aus der Schaltzentrale zukommen ließ.

Dana lag bewusstlos am Boden. - Verdammt.

Zwei der Harvester waren ausgeschaltet, doch die beiden anderen wollten sich auf die am Boden liegenden Dana stürzen. Fang sprang hinzu, um Dana beizustehen.

Eigentlich wollte ich mich dem zuwenden, doch aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie rechts eine Seitentür geöffnet wurde. Ich schwenkte mein Motorrad leicht, bremste etwas, riss mich zusammen und überwand den Widerwillen mein Bike zu beschädigen. Dann sprang ich ab. 

Den Schwung nutzend kam ich den beiden Harvestern aus der Tür entgegen und empfing sie mit meinem Eisatem. Seine Macht brach zudem ein gutes Stück Mauer aus der Kirche.

Fang befreite Dana weiter von den beiden Angreifern, darum bemerkte er Scratch nicht, der mit erhobenem Katana in Fangs Rücken stand.

Vom See klang das Geräusch automatischer Waffen zu uns herüber. Es würde also noch einen Moment dauern, bis von dort Verstärkung im Anmarsch sein würde. 

Hoffentlich brachen sie nicht gleich wie Ameisen aus der Friedhofskirche heraus. 

Mr. Tea rannte an mir vorbei und hielt direkt auf das von mir produzierte Loch in der Außenwand zu. Er war im Nahkampf unschlagbar. Unser Backup-Plan für den Fall der Entdeckung lautete auch, so schnell wie möglich bis zur Königin vorzurücken, damit sie kaum Vorbereitungen treffen konnte. Allerdings hatte ich nicht gemeint, dass jemand allein ins Haus gehen sollte.

Dawante eröffnete das Feuer auf eine Zweiergruppe, die aus dem Haupteingang gekommen war. Medaron warf sich zwischen Scratch und Fang, um den Schlag abzufangen. Mehr noch, der verrückte Elf klemmte das Katana zwischen seinen Händen ein und drehte es weg. Stylish, überlegen und … dumm. Zumindest, wenn man ein Rigger war und nur durch den Pakt eines nicht vertrauenswürdigen Geist unverwundbar.

Fang rettete es jedoch.

«Mr. Tea, wag dich nicht weiter vor! Wir wissen nicht, wie viele da sind», sagte ich an.

Ich erhielt keine Antwort.

Eden meldete. «Sprengladungen gelegt, Angreifer ausgeschaltet, kommen jetzt zur Kirche.»

Gut, dann konnten wir gemeinsam reingehen.

Medaron gab gerade Scratch den Rest. Der Elf hatte sich kampftechnisch viel besser geschlagen als ich gedacht hatte. Auch die Harvester waren inzwischen ausgeschaltet. Fang hatte kaum etwas abbekommen. 

«Mr. Tea? Status?», fragte ich nach.

Ich erhielt erneut keine Antwort.

Dana war noch nicht wieder bei Bewusstsein. Ihr Biomonitor verhieß nichts Gutes. 

Zum Glück manifestierte sich Brutus auf ihrer Brust. Ich hoffte, dass er einen Heilzauber sprechen konnte und nicht nur erschienen war, um ihr Lebewohl zu sagen und in Freiheit zu verschwinden.

«Ich habe Mr. Tea auch angefunkt, aber keine Antwort erhalten, was machen wir jetzt?», fragte Phoenix. 

Ich wies Mr. Tea an, sich zu melden, doch ich erhielt abermals keine Antwort. Laut Biomonitor war bei ihm alles in Ordnung. «Ich schlage vor, wie schalten ihn aus. Doc, was meinst du?», wollte ich wissen.

«Ich bestätigte», erwiderte Doc kurz.

Damit aktivierte Phoenix den Notfallplan für Mr. Tea und setzte das Betäubungsmittel frei. 

Die, die noch in der Kirche waren und Mr. Tea offenbar manipuliert hatten, würden wahrscheinlich rauskommen. Und wenn nicht, dann würden wir reingehen. 

Phoenix meldete, dass Mr. Tea ohnmächtig geworden war. Gut.

Ich rief Fang und Dawante in Bereitschaft und trat etwas näher an das Loch. 

Ich konnte Mr. Tea im Schatten liegen sehen, also levitierte ich ihn raus. Das war langsam, aber besser als nichts. 

Kaum hatte ich Mr. Tea hochgehoben, rannten zwei Gestalten aus dem Loch, um mich zu attackieren. Einen ließ ich einfach per Atem zu Eis zerplatzen, den zweiten nahm Dawante unter Autofeuer seines Sturmgewehres. 

Sanft legte ich den schlafenden Mr. Tea auf dem Gras ab. 

❄️

Wir warteten einige Sekunden. Dann trat ich unter dem Schutz von Dawante und Fang noch etwas näher an die Kirche heran und spürte nach Bewegung …

Nichts!

Ich konnte es nicht glauben.

Vorsichtig warfen wir einen Blick in die Kirche. Auch optisch bewegte sich nichts. 

Hatten sich alle völlig bewegungslos irgendwo verschanzt oder waren sie alle durch den Fluchttunnel abgehauen?

Hier sah alles leer und unvorbereitet aus. Hatten sie nicht geplant, uns heute Abend in eine Falle zu loc …

Mir gefror das Blut in den Adern!

Ich lief schnellen Schrittes zu den anderen. «Hört bitte alle kurz zu! Irgendetwas stimmt hier nicht. Das ist alles viel zu leicht. Wo sind die ganzen Renfields? Wo ist Rock Knight? Warum kamen keine weiteren Blutgeister? Die paar Harvester und der Ghoul …», ich zeigte auf den toten Scratch bei Medaron, «… können doch nicht alles gewesen sein. - Und sie sind am Tage draußen, haben also einen Zauber, der ihre Allergie aufhebt. Und die Nosferatu-Blutmagie-Königin macht nichts anderes, außer in den Gang zu fliehen? Das glaube ich einfach nicht!» 

Während ich das sagte, kam mir die Erkenntnis. Mir war egal, ob alle sehen konnten, wie blass ich dabei wurde. Nachdenklich erzählte ich: «Wenn 'Duda' nun aber gar kein einfacher Boggle ist, sondern ihr Familiar, dann war das alles ein Trick, eine Falle.» 

Ich stockte kurz und erklärte halb zu mir, halb den anderen: «Über den Pakt mit Dana konnte er uns jeder Zeit lokalisieren und dann führt sie das direkt nach ...»

Ich richtete mich zu meiner vollen Größe und Schönheit auf. «Ich bin allein schneller. Sammelt euch und macht euch auf den Weg. Verliert keine Zeit! Wir sehen uns in Snow Haven!»

Ich setzte mich rennend in Bewegung, beschwor eine mächtige Sylphe und bat sie, mich zu verschleiern. Danach wandelte ich mich und flog, so schnell ich konnte!


… to be continued. 


Ende der Episode

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Wir freuen uns, dass du uns während dieser Geschichte begleitest hast, danken dir für’s Lesen und verbleiben bis zum nächsten Mal:

Snowcat and the Howling Shadows

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei allen, die an der Entwicklung und Verarbeitung der Shadowrun®-Produkte mitgewirkt haben. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich! 

We would like to thank the authors, artists and all others who are involved in the development of the Shadowrun® rules, adventures and stories. Without them, our game would not be possible.

Vielen Dank auch an @Vin für das Korrekturlesen. ;*

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*