Tales of Snowcat 36: SeweRage (Run 82/2)

TALES OF SNOWCAT (36)

PERIOD4: Magician

ERA4: Modern Baroque

AGENDA8: Shadowrun

TIMESTAMP1: 04/23/2077

RUN NO: 82/2

ON THE RUN: Blackstone, Bloody Guts, Drizzt9, Hamaka, Mr. Tea, Snowcat

APPEARANCE2: Moxi

SPECIAL APPEARANCE2;5: Laurent Nazaire 

SPOILER ALERT: Die Episode enthält Spoiler auf den Missionsband „Boundless Mercy“ von Catlayst Game Labs. 

WARNING: Dieser Text ist für Leser unter 17 Jahren nicht geeignet. Sexualität, Gewalt, Magie, Tod, Kraftausdrücke, Folter, Rassismus, Alkohol- und Drogenkonsum können vorkommen. 

DAS GESCHAH ZULETZT:

Anfang April wird UC um Hilfe auf der Suche nach Gerechtigkeit gebeten. Einem jungen Troll wurden die Hörner abgesägt. Es gelingt dem Team, die Verantwortlichen aufzuspüren und einzuschüchtern. Die Hörner werden zurückgeholt und eine Entschuldigung der Täter bei den Opfern wird erzwungen. Während des Runs trifft man in einem Club auf den Yakuza Sato, der sich seit einer Begegnung im Februar beleidigt fühlte. Die Differenzen werden beseitigt, indem Medaron sich nach Yakuza-Tradition von seinem kleinen Finger trennt.

Mitte April 2077 erhält Snowcat eine Einladung von Laurent Nazaire. Der Zwerg hat einen Auftrag für das Team: Daten aus der Ruine eines Blockhauses in einem Waldgebiet von Seattle nahe der Grenze zu den NAN sollen beschafft werden. Als das Dreierteam von UC dort ankommt, treffen sie auf Mitglieder der Gang Specters, die dort nach Telesma suchen. Durch eine Einigung geht man einer Konfrontation aus dem Weg. Da das Gebäude durch ein Feuer instabil wurde, muss Snowcat alleine in den Keller gehen und die Daten holen, was ihr gelingt. Bei der Übergabe der Daten am nächsten Tag (14.04.2077) stellt Nazaire den Runnern Hamaka und Snowcat noch eine Freundin von sich vor.

Etwas mehr als eine Woche später meldet Nazaire sich erneut. Bei dem Meeting am Abend ist ein weiterer Runner, Drizzt, zugegen, den Hamaka und Snowcat tatsächlich mit auf den Run nehmen. Die vom Team besorgten Daten wurden ausgewertet, nun möchte Elizabeth mit einem der Männer, Magus Tyrone Girardi, einem Mitglied der Illuminates of the New Dawn, sprechen. Dafür soll dieser gefunden und zu ihr gebracht werden. Bloody Guts gelingt es, das Safehouse zu ausfindig zu machen, doch als das Viererteam dort ankommt, sind die IOND bereits aufgeflogen. Die Runner finden zwar eine Spur, die in die Kanalisation führt, kümmern sich zunächst aber um ein zurückgelassenes Experiment in Form des schwer verletzten Trolls Zork, den sie heilen und zu ihm nach Hause bringen. Bevor sie den Troll begleiten, informiert Snowcat noch Mr. Tea und Blackstone, damit sie dem Team zur Seite stehen. 

Anmerkungen:

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Episode wurde am 15.05.19 erspielt. Neben mir und dem GM waren der Spieler von Blackstone, der Spieler von Hamaka und der Spieler von Mr. Tea anwesend. Da wir eine große Gruppe von 8 Spielern sind, nimmt jeder Spieler meist nur einen Charakter mit auf den Run. (Unter Umständen kann ein weiterer Charakter für den Run notwendig sein.) So sollen zu viele gleichzeitige Handlungsstränge vermieden werden. Nur in der ausgespielten Downtime kann ein Spieler alle seine aktiven Charaktere ausspielen. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere in einer Episoden ohne weitere Erklärung auftauchen, verschwinden oder nicht weiter erwähnt werden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logischste Entscheidung sein, und entspricht in keinem Fall nur Snowcats Willen, auch wenn es in der Geschichte anders zu lesen ist. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Das Spotlight soll auf Charakteren liegen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere findest du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem kompletten Soundtrack findest du hier [LINK]. Eine YouTube Playlist zur aktuellen Season findest du hier [LINK].

4. In den ‚Tales of Snowcat’ erzählt Snowcat einem imaginären, nicht näher definierten Zuhörer die Ereignisse aus ihrer ganz persönlichen Sicht. Seit dem Weggang von Katze führt Snowcat auch Tagebuch. Was ihr zunehmend wichtiger wird, da ihr die Dialoge mit Katze fehlen. Man kann ToS demnach auch als Tagebuchauszug betrachten. ‚Period‘ beschreibt dabei den Lebensabschnitt auf dem sich Snowcat befindet. ‚Era' beschreibt das Thema, unter das Snowcat in dieser Zeit den Inhalt ihres Kleiderschranks gestellt hat. ‚Broadcast‘ fasst zusammen, was von dem per Drohne gedrehten Material dem Trideo-Zuschauer der Serie Snowcat and the Howling Shadows zur Verfügung gestellt wird und wann es gestreamt wird.

5. Einige der Namen, die in der Geschichte auftauchen, sind auch in der offiziellen Shadowrun-Welt ein Begriff. Ähnlichkeiten sind beabsichtig. Allerdings kann das hier dargestellte Bild auch deutlich von dem Bild im SR-Kanon abweichen, da es unserer Spielwelt angepasst wurde.

6. Teilweise stehen Dialoge in diesen » « Textzeichen. Die gesprochenen Worte werden dann vornehmlich via Teamnetzwerk oder Commlink verbreitet und sind für Wesen, die keine Mitglieder im Teamnetzwerk sind, nicht oder nur schwer zu hören. Ferner stehen in <> schriftliche Nachrichten und in ‹ › stehen Dialoge via Geistesverbindung, wie zum Beispiel die mit einem Geist unter Kontrolle, Gespräche via Mindnet oder Dragonspeech. Wird zusätzlich eine andere Schriftart verwendet, handelt es sich um unausgesprochene Gedanken oder extra-persönliche Anmerkungen von Snowcat.

7. Snowcat sieht die Geister, die einen Element zugeordnet sind als klassische Elementarwesen:  Luftgeister sind Sylphen, Erdgeister Gnome (früher Brownies), Feuergeister Salamander und Wassergeister sind Undinen. Jeder Geist, den sie beschwört, hat für sie zudem einen eigenen Namen. Guidance Spirits sieht Snowcat als weise Paten, die sie mit Godfather und Godmother betitelt. Guardian Spirits sind für sie Warden, also Krieger verschiedenen metamenschlichen Rassen. Die Warden tragen als Hommage an meine Lieblingsbuchsreihe den ‚Dresden Files‘ von Jim Butcher, die Namen von den Warden des White Council. Spirits of Man sind für sie Leprechauns (Kobolde) und Task Spirits sind Brownies. Beast Spirits bekommen den Titel Master und Plant Spirits den Titel Mother (z.B. Master Wolf oder Mother Oak). 

8. Schlagwort(e), Überschrift(en) unter denen die Episode steht.

9. Die Namen sind eine Hommage an die wundervolle Welt Forgotten Realms/Dungeon and Dragons und an das Computerspiel aus den 80er Jahren. 

• Weitere Begriffserklärungen findest Du dort: [LINK].

POSTED BY SNOWCAT:

[Song 1: Prep School - Come As You Are3] Bloody Guts, Drizzt, Hamaka, mit seinem Gebüsch, dem Gefäß für seinen Geist, unterm Arm, und ich trafen vor unserer Verstärkung wieder am Hotel ein. Wir nutzten die ersten Minuten dazu, den Keller des verlassenen Hotels vorsichtig zu inspizieren, um die Spur der Geflohenen aufzunehmen. 

Die anderen Experimente, die sie einfach zurück gelassen hatten, waren tatsächlich tot. Ob man bei ihnen irgendwie mit dem HMHV-Virus gearbeitet hatte, konnte ich nicht sagen. Aktuell regte sich in den Auren jedenfalls nichts. Wenn wir hier abhauten, würden wir die Türen einfach offen lassen. Ghoule, Teufelsratten oder andere würden sich der Leichen schon annehmen und sie damit irgendeinem Nutzen zuführen. Das Risiko, dass die Toten von Shedim besessen werden würden, war relativ gering. 

Hamaka warf einen irgendwie gierigen Blick auf die Toten. Ich sagte ihm, dass wir zwar nicht wussten, was sie mit den Metamenschen angestellt hatten, aber wenn er wollte, könne er nach dem Run zurückkommen und sich einen der Körper sichern. Die Betonung lag auf nach dem Run. 

Hamaka nickte.

Überrascht stellte ich fest, wie leicht mir diese Ansage über die Lippen gekommen war. Ich war schon ein bisschen stolz auf mich, denn eigentlich fand ich die Vorstellung, irgendwann mal mit ‚begeisterten‘ Toten auf einem Run zu sein, immer noch abstoßend. 

Dank meines hervorragenden Geruchssinns, einer Gabe von ‚Puma‘ nach einer ganz besonderen Nacht, in der ich den Lebenszyklus einer Raubkatze durchlaufen hatte, konnte ich die Spur der IOND im Keller aufnehmen und bestätigen, dass sie über den Zugang zur Kanalisation abgehauen waren. Keine schönen Aussichten, in die Abwasser von Puyallup zu steigen. Vielleicht konnte ich das ja noch umgehen.

Wir gingen wieder hinaus, um auf die anderen zu warten, dazu zogen wir uns in die Dunkelheit eines Hauseingangs zurück. Von dem Gebäude war nicht mehr als eine Ruine übrig, aber für unsere Zwecke reichte das völlig. 

Irgendwann kurz vor 2.00 Uhr in der Nacht schlichen zwei dunkle Gestalten die Straße hinunter. Ziemlich leise, wie ich fand, aber unseren aufmerksamen Augen entgingen sie dennoch nicht. Schon ein schneller zweiter Blick machte klar, dass es sich bei ihnen um unsere Verstärkung handelte, denn die leicht hellere der beiden Gestalten trug einen Hut. 

Ich trat ein Stück aus den Schatten heraus und hob die Hand zum Gruß.

Drizzt verzog sein Gesicht zu einem spöttischen Grinsen, als er der beiden näher kommen sah.

„Das ist unsere Verstärkung?“, fragte er und war kurz davor, in Gelächter auszubrechen. „Servieren die uns gleich Cocktails?“

Zwerg Blackstone trug eine schwarze Stoffhose, einen schwarzen Blouson und ein steingraues Hemd. 

Mensch Mr. Tea hatte einen schwarzen Anzug und ebenfalls ein graues Hemd gewählt, nur war das Grau seines Hemdes etwas heller. Zudem hatte Mr. Tea eine schwarze Krawatte im Windsor-Knoten gebunden und einen Trilby aufgesetzt. 

Ich rief mir meine Nachricht an die beiden in Erinnerung. Nein, ich hatte nicht darauf hingewiesen, das wir höchstwahrscheinlich in die Kanalisation würden hinabsteigen müssen, allerdings hatte ich gehofft, dass die Beiden wegen der genannten Adressen straßenmäßiger gekleidet wären. Immerhin waren beiden ortskundig. 

Ich zuckte innerlich mit den Schultern. Was sie da anhatten, waren ja nicht die einzigen guten Klamotten, die sie besaßen. Sie würden ihren Verlust verschmerzen können.

Ich ließ meinen Blick meine langen Beine entlang gleiten. Hoffentlich waren meine neuen Stiefel gut imprägniert. Tiernan würde trotzdem das Gesicht verziehen, wenn ich die neue Panzerung bei ihrem ersten Auftritt gleich stinkender Kloake ausgesetzt hatte. 

Drizzt grinste zu mir rüber. „Wie witzig, ihr habt 'ne kleine Kopie von mir angefertigt.“

Auch Blackstone begann zu grinsen, als er die farbliche Ähnlichkeit bemerkte. Beiden hatten tiefschwarze Haut beziehungsweise Fell und beide hatten weißes Haar.

„Wenn wir noch 'ne Stunde gewartet hätten, wäre er dann größer geworden?“, legte Drizzt nach.

Ich lächelte verschmitzt. „Eine Stunde reicht nicht! Um deine Größe zu erreichen, braucht es Tage.“

Drizzt war nicht ganz sicher, ob ich ich ihm ein Kompliment gemacht hatte. Er fixierte mich kurz und beäugte die Kleidung von Blackstone und Mr. Tea, verkniff sich aber eine Bemerkung darüber. 

Ich begrüßte die beiden UCler mit Küsschen auf die Wange. Zu Blackstone musste ich mich natürlich runterbeugen, was ich mit durchgedrückten Knien tat. Damit die Sexyness der Bewegung voll zum Tragen kam, fiel der Mantel dabei rein zufällig zur Seite und gab den Blick auf meinen Hintern in der eng anliegenden Hose frei. Unter mehrstündiger Anleitung von Moxi hatte ich diese Bewegung perfektioniert, bis sie in meinem Bewegungsgedächtnis abgespeichert war.

Die Begrüßung von Mr. Tea kostete ich voll aus. Was war dieser Mann gepflegt und gut duftend - und hatte ich eigentlich schon mal betont, wie unglaublich attraktiv dieser Mann in seinem Anzug aussah? Ja, ein Anzug in den Barrens war deplatziert, es sei denn, der Mann, der ihn trug hieß Mr. Tea. 

Im Anschluss machte ich Blackstone und Mr. Tea offiziell namentlich mit Drizzt bekannt, um sie im Anschluss darüber ins Bild zu setzen, worum es hier tatsächlich ging. 

❄️

Blackstone warf einen traurigen Blick auf seine Schuhe. „Kanalisation“, meinte er nur. 

Ich zuckte mit den Schultern und grinste süß. „Ich hatte eigentlich darauf gesetzt, dass du mir einen Schutzanzug aus dem Bootshaus mitbringst.“

Blackstone schüttelte den Kopf. „Ich habe mit einer Suche auf Rädern gerechnet. Wir sind mit dem zweiten Team-SUV gekommen. Sind im Wagen vielleicht noch Papieranzüge?“

„Ich glaube nicht. Ich habe jedenfalls keine reingepackt!“, verneinte ich. 

Drizzt streckte den Arm aus und berührte den Stoff des Anzugs von Mr. Tea. „Der ist nicht aus Papier. Der Stoff fühlt sich teuer an“, kommentierte er.

Mr. Tea nickte dezent. Ich konnte allerdings sehen, dass er sich geistig schon mal auf die Trennung von diesem Anzug vorbereitete.

„Mr. Tea, du hast doch auch so eine Spürnase, oder?“, wollte Bloody Guts wissen.

Mr. Tea nickte. „Ja, so ist es!“, erwiderte er und trat einen Schritt näher an mich heran, um meinen Geruch wahrzunehmen. 

„Na, dann kannst du doch der Spur unten folgen. Dann kann Snowcat oben mit den Wagen fahren. Falls die irgendwo nach oben sind und von da aus nicht zu Fuß weiter, wäre es praktisch, wenn wir 'nen Wagen hätten.“

„Daran habe ich gar nicht gedacht! Ich finde die Idee aber sehr gut“, sagte ich und lächelte vielleicht breiter, als ich sollte. Seit den Ereignissen in Washington vor ein paar Jahren besaßen Bloody Guts uns ich noch immer ein gutes Gespür füreinander. Die Verbindung, die während der Schließung des Rifts entstanden war, war zwar schwächer geworden, bestand aber immer noch.

Zu meiner Freude nickte Drizzt und fügte hinzu: „Dann nimm doch den Großen mit.“ Er sah zu Bloody Guts. „Du stößt dir da unten doch ständig die Hörner!“

Womit Drizzt Recht hatte.

Niemand beschwerte sich, immerhin war ich so wenigstens nicht allein.

Was hatte ich doch für ein tolles Team!

„Gut, dann fahren wir oben mit. Lasst die Kameras laufen, so ihr habt, und speist die Feeds ins Teamnetzwerk. Blackstone, Hamaka, denkt bitte daran, immer wieder astral wahrzunehmen. Sie haben im Haus Fallen mit Zaubersprüchen zurückgelassen. Auf die Idee könnten sie noch öfter gekommen sein“, sagte ich noch an.  

❄️

[Song 2: 2wei - Smoke on the Water3] Während Bloody Guts und ich also die zwei Blocks zum Parkplatz zurückliefen und in denjenigen der zwei Teamwagen stiegen, mit dem wir gekommen waren, begaben sich Blackstone, Hamaka, Drizzt und Mr. Tea hinab in die Kanalisation. 

Es war wirklich kein Vergnügen, dort unten einer Spur zu folgen, schon gar nicht, wenn man dafür seine Nase einsetzen musste. Alle vier hatten ihre Breezer aufgesetzt. 

Nur Mr. Tea würde die Atemmaske immer wieder abnehmen müssen, um auf der Spur bleiben zu können. Zum Glück würde das nur an Abzweigungen oder Stiegen nach oben nötig sein,

Die Wege rechts und links des Flusses aus Abfall und Exkrementen waren zu schmal, als dass mehr als eine Person dort gehen konnte. Die vier entschieden, jeweils zu zweit hintereinander auf einer Seite zu gehen, wobei jeweils einer astral wahrnehmen können sollte. 

Drizzt und Blackstone bildeten ein Team, wobei Drizzt hinter Blackstone ging.

Mr. Tea und Hamaka sprangen kurzerhand auf die andere Seite. 

Eigentlich hatte Mr. Tea hinter Hamaka laufen wollen, aber der Ork hatte für sich festgestellt, dass der Gentleman wohl kaum einer Geruchsspur folgen konnte, wenn er hinter ihm und seinem Gebüsch lief. Demnach hatte er stumm das Einverständnis von Drizzt und Blackstone eingeholt, die das ähnlich sahen, und war mit seinem Gebüsch unterm Arm einfach hinter Mr. Tea gesprungen.

Durch den Schacht aus dem Hotel schimmerte nur ein schwacher Lichtschein. Nach wenigen Metern liefen die vier in völliger Dunkelheit. Nur für Trolle und Zwerge war das ein geringeres Problem, weil sie über eine angeborene thermografische Sicht verfügten. Die Restlichtsicht von Elfen und Orks reichte nur an den Strecken aus, an denen Licht durch einen Wasserabfluss nach unten drang. Da es noch mitten in der Nacht war, die Straßenbeleuchtung in Puyallup nirgends funktionierte und es zudem gerade wieder zu regnen begonnen hatte, reichte es nicht, auf solche Lichtkegel zu setzen.

Hamaka und Mr. Tea stellten gerade fest, dass sie bald nichts mehr erkennen konnten.

»Hat wer 'ne Taschenlampe oder so?«, fragte Hamaka.

Drizzt erwiderte: »Na, was für ein Glück, dass ich die Reserve dabei hab.« Er griff in seinen Rucksack und zog ohne hinzusehen eine Restlichtaschenlampe daraus hervor. »Hier, fang! Wenn du sie fallen lässt, holst du sie aber selbst aus der Kloake!“, mahnte er noch und warf die Taschenlampe zu Hamaka rüber. 

Der Ork fing sie auf und schaltete sie ein. »Ist Restlicht auf für dich genug, Mr. Tea?«, fragte er.

»Ja, danke«, erwiderte dieser.

Viele Möglichkeiten, was den Weg anging, gab es hier nicht, Mr. Tea hatte die Spur aufgenommen. Nachdem er den Breezer wieder aufgesetzt hatte, deutete er Richtung Norden. 

»Hast du etwa auch bei uns 'ne Taschenlampe an?“, fragte Blackstone und warf einen Blick über die Schulter zu Drizzt.

Der Nocturna nickte und zeigte auf die Restlichtlampe, die er auf seine Ingram Smartgun geschraubt hatte. 

Blackstone schüttete in gespielter Enttäuschung den Kopf. »Ich dachte, du kannst ohne Hilfsmittel gucken, ich war gerade so stolz.« 

Drizzt grinste böse. »Soll ich dir mal in die Augen drücken?«

Ich lachte leise. »Jungs, seid nett zueinander, ich höre euch doch. «

Drizzt erwiderte: »So reden Jungs nun mal.«

»Jedenfalls, wenn ich nicht vor Ort bin!«, stellte ich breit lächelnd fest. 

❄️

In Seattle regnet es genug, so findet in den braun-grünen Flüssen immer ausreichend Bewegung statt.

Meter um Meter legten meine vier Kerle in den Tunneln zurück. Wir hier oben fuhren in der Stopp-and-Go-Methode immer wieder zu dem Gullydeckel, unter dem sie gleich entlang laufen würden. Es waren lange Stopps und kurze Gos. Selbstverständlich vergewisserten wir uns immer darüber, dass die Straße frei und unbeobachtet war. 

Es war eben nicht die Frage … aber das wisst ihr ja. 

Den Impuls, zum nächsten Stuffer Shack zu fahren und dort ein paar Burger für die Wartezeit zu holen, unterdrückte ich erfolgreich. Einfach, weil das nächste Stuffer Shack von unserer Position mindestens 15 Minuten Fahrtzeit entfernt lag.

❄️

Ob es Monster in der Kanalisation des Seattle Sprawl gibt?

Oh ja, und ob. Glaubt einfach alle Urban Legends, die ihr hört, und packt noch zwei große Portionen Horror drauf, dann habt ihr das, was sich da unten herumtreibt. 

Eines dieser Monster tauchte plötzlich zwischen den Männern aus dem Abwasser auf. 

Blackstone, Drizzt und Mr. Tea wandten beinah gleichzeitig den Kopf in die Richtung. Einzig Hamaka schien überrascht.

Die Kamerabilder wackelten und es war einfach zu schwarz, um auf den Feeds etwas erkennen zu können. 

Aber nach dem, was ich an Wasser plätschern hörte, schien das Monster riesig zu sein - und ich glaubte, ein Zischen gehört zu haben. 

Mr. Tea trat einen Schritt zurück an die Tunnelwand und machte sich kampfbereit. 

»Hörner, Schnauze mit Zähnen, schlangenartig!«, sagte Drizzt, nahm in einer geschmeidigen Bewegung das Wesen ins Visier und schoss. 

Das Biest brüllte auf.

Das ganze geschah so schnell, dass ein ‚Stopp!‘ von Blackstone noch im Teamnetzwerk verhallte, mit dem er die Gruppe gerade hatte anhalten wollen.

»Das könnte ein Basilisk sein,« sagte ich an, als ich den Schatten auch schon auf Mr. Tea zupreschen sah.

Der Gentleman stöhnte kurz auf. »Bin getroffen. Muskeln … verhärten sich …«, meldete er mit zusammengepressten Zähnen. 

Das war definitiv ein Basilisk. »Nicht in die Augen sehen», fügte ich noch hinzu.

Doch da schoss Blackstone bereits. Das laute Geräusch seiner feuernden Pistole übertönte die schallgedämpfte Waffe von Drizzt. Blackstone traf das sagenumwobene Biest in den Kopf. Es bäumte sich noch ein letztes Mal auf und klatschte dann mit einem riesigen Platsch leblos zurück ins Abwasser. 

Dreck und Kloake spritzten hoch.

Der Spuk war vorbei, kaum, dass er begonnen hatte.

Drei oder vier Sekunden vergingen. Dann fragte Hamaka, »Sag mal, bist du eben hart geworden Mr. Tea?«

»Ja, aber es geht gleich wieder«, antwortete Mr. Tea gelassen und strich sich eine Portion Matsch vom 3000-Nuyen-Anzug.

Amüsiertes Gelächter klang durchs Teamnetzwerk.

Memo an mich, die Jungs zukünftig immer ohne mich in die Kanalisation schicken. 

Sie waren echt gut drauf.

❄️❄️

»Am nächsten Abzweig müssen wir nach links«, sagte Mr. Tea an. Womit die Spur zum ersten Mal deutlich die Richtung gewechselt hatte.

Seit dem Betreten der Kanalisation waren zwei Stunden vergangen. Inzwischen war es vier Uhr morgens und oben hatten wir den Puyallup River, eine Mittelklassegegend, erreicht. 

Ich setzte mich aufrecht in den Fahrersitz und bremste. Wenn man im Schritttempo durch die Gegend fuhr und teilweise einfach nur rumstand, kehrte schnell Müdigkeit ein, die galt es nun abzuschütteln.

Nach nur 30 weiteren Metern, die die Truppe unten zurückgelegt hatte, sagte Mr. Tea: »Da oben sind sie raus.«

Bloody Guts markierte die entsprechende Stelle auf der Straße via AR.

Ich fuhr noch ein Stück und parkte nahe der nächsten Kreuzung. 

Während sich die Jungs unten auf das Verlassen der Kanalisation vorbereiteten und Bloody Guts die Matrix im Auge behielt, schlich ich bis zur Ecke und blickte um die selbige.

Die Straße führte aus dem Wohngebiet heraus. Sämtliche Häuser lagen nun in meinem Rücken. So konnten wenigstens keine Heckenschützen platziert worden sein. In gut 100 Metern Entfernung von meiner Position lag der Gullydeckel, weitere 200 Meter weiter die Straße runter stand ein zerbeulter Van. Da hinter gab es dann nur noch Wald. 

Ich sagte das alles an, blieb aber, wo ich war. »Achtet weiter auf Fallen, auch magische«, mahnte ich noch.

Blackstone blickte den Schacht entlang. »Ich hab eine Falle gefunden. Die letzten Stufen sind mit Stacheldraht umwickelt.«

»Über dem Van schwebt ein Watcher«, meldete ich. Damit er kein Alarm gab, wenn hier gleich Leben auf die Straße kam, formte ich die Magie zu einem Zauber und umhüllte den Watcher mit einer Wolke aus verwirrendem Nebel aus Glitzer und Schneeflocken. 

Bloody Guts berichtete: »In der Karre sind vier Commlinks.«, 

»Außerdem würde ich sagen, der Deckel nach oben ist nicht ganz geschlossen«, fügte Blackstone seiner Sichtung hinzu. »Wer von uns geht nun zuerst hoch?«

Hamaka meldete sich, bat Mr. Tea, sein vertrocknetes Gebüsch zu halten, und begann die Sprossen Richtung Oberfläche zu erklimmen. 

»Nimm auch astral wahr«, erinnerte ich.

Der Ork antwortete: »Hab ich, aber da ist nichts. Ich hab dafür Metallspäne und Rost gefunden. Die haben hier bestimmt was angesägt.«

Der Ork kletterte vorsichtig höher. Tatsächlich machte er eine Sprosse aus, die angesägt worden war. Er markierte sie mit etwas Folie, die er noch in seiner Hosentasche fand. Ab der fünftletzten Sprosse waren die Streben mit Stacheldraht umwickelt. Hamaka fingerte an seiner Tasche herum und konstruierte einen Griffschutz aus Teilen, die er dort fand, was ungefähr zwei Minuten dauerte.

Dann griff er mit einer Hand unter den Deckel und mit der anderen durch den nicht völlig geschlossenen Schlitz.

Ich behielt den Van im Auge.

[Song 3: Sweet - Fox on The Run3] KAWUSCH!

Ein Flammenball loderte auf.

»FRAAAaaag!«, brüllte Hamaka und stürzte hinab.

Blackstone, der direkt unter dem Schacht stand, sprang zur Seite, um der Hitze des Feuerballs ebenso auszuweichen wie dem herabstürzenden Ork und landete inmitten der stinkenden Kloake. 

Hamaka fing sich auf halber Höhe, also noch bevor er unten auf dem Boden aufgeschlagen war.  Er hielt sich mit der linken Hand an einer Sprosse fest und zog sich unter einem schmerzerfüllten Stöhnen so in Postion, dass er Halt fand. 

»Hamaka, brauchst du Hilfe?« fragte Mr. Tea und reichte gleichzeitig Blackstone die Hand, um dem triefnassen Zwerg aus der Kloake zu helfen. 

Hamaka stützte sich mit dem Rücken und den Füßen an den Schachtwänden ab. Dann leuchtete er mit der Restlichttaschenlampe seine rechte Hand ab. 

Ich zog scharf die Luft ein.

Seine Hand war bis auf einen Stumpf abgebrannt. Die Hitze des Feuerballs hatte die Hand kauterisiert, darum blutete er nicht.

»Ja, nee, geht schon«, meinte er. »Da war wohl doch eine Preparation, hab ich aber nicht gesehen.«

Ich konnte nicht glauben, was für ein harter Kerl dieser Ork war. Wahrscheinlich trugen körpereigene Substanzen dazu bei, oder aber es zahlte sich aus, dass er regelmäßig leichte Drogen konsumierte. Jedenfalls bleib Hamaka sehr gelassen, dafür, dass er gerade seine Hand verloren hatte.

Doch jetzt war leider keine Zeit, sich darum irgendwie zu kümmern. Die Tür des Vans öffnete sich und zwei Männer sprangen geduckt heraus. Sie fixierten den Gullydeckel oder blickten zumindest in die Richtung. Sie waren unbewaffnet, doch an ihrer Haltung konnte ich erkennen, dass sie jederzeit bereit waren, einen Zauber vom Stapel zu lassen. Selbstverständlich gab ich auch diese Information weiter. 

Ich bat Leprechaun Colm7 um einer seiner Dienste. Der mächtige Spirit of Man freute sich schon auf seinen Einsatz und wirkte ein wenig enttäuscht, als ich ihm den Auftrag gab, die Unfall-Kraft auf den Van zu wirken, sollte dieser sich in Bewegung setzen.

Blackstone sah wütend auf seine triefende, wahrscheinlich bestialisch stinkende Kleidung und die verdreckten Edelschuhe. »Wenn ich den Arsch erwische, der den Feuerball da hingepackt hat, zahlt der die Reinigung!«

Drizzt lachte dreckig. »Zu reinigen gibt es da nichts mehr. Da müssen neue Sachen her.«

Hamaka meldete: »Mr. Tea, da kommt gleich Leben ins Gebüsch. Lass den mal los. «

Das bis eben noch leblose Stück verdorrter Pflanze streckte seine knorrigen Äste, plusterte sich zu seiner vollen Größe auf und bewegte sich auf magische Weise den Schacht hoch, an Hamaka vorbei und auf die Straße. 

Ich fand endlich die Zeit, an meinen Ausrüstungsgürtel zu greifen, eins von Tiernans Fläschchen zu ziehen und den Inhalt zu trinken. 

Mein Puls beschleunigte sich, die Umgebung um mich herum wurde langsamer.

Ich dehnte die Macht meines Geistes aus und war jederzeit bereit, meine Leute gegen feindliche Spruchzauberei zu schützen.

Die menschlichen Männer aus dem Van schlichen langsam vor. Der merkwürdige, offensichtlich magische Busch irritierte sie.

»Bist du denn jetzt bald oben?«, fragte Drizzt in einem genervten Ton.

»Nö!«, erwiderte Blackstone. »Ich komm ja nicht an Hamaka vorbei!« 

»Bloody Guts, wo ist der nächste andere Ausgang«, fragte Drizzt nun.

»Gut 300 Meter zurück!«, antwortete unser Decker.

»Zu weit weg«, stellte Drizzt fest. »Zwerg, mach was!«

Blackstone brummte, stiegt so weit hinauf, bis er direkt unter Hamaka war, zwängte seine Arme an dessen Beinen vorbei, packte den verletzten Ork am Hosenbund und zog. 

Ich wusste nicht, ob mein alter Freund hatte an Hamaka vorbeiklettern oder ob er ihn einfach nur hatte loswerden wollen. Jedenfalls zog er so kräftig, dass der Ork nach unten rutschte. Hamakas Hose konnte der Kraft nicht standhalten. Sie riss.

Ork und Zwerg stürzten ab.

Blackstone brüllte dabei: „Gang ist frei!“ 

Hatte er da gerade tatsächlich zufrieden geklungen?

Mit einem lauten Platsch landeten diesmal zwei Gestalten in der Kloake. 

Mr. Tea drehte sich ein Stück, um nicht von dem Schwall Dreckwasser besudelt zu werden, sprang an die Sprosse und kletterte hoch.

Drizzt folgte dem Gentleman geschwind, nahm sich aber noch die Zeit, um Hamakas Unterwäsche lachend zu kommentieren: »Orange-grüne Boxershorts, Respekt Hamaka.«

Prustend und sich schüttelnd waren die beiden Gefallenen aus der Kloake aufgetaucht. Wenn nun jemand glaubte, dass die beiden sich streiten würden oder Hamaka in irgendeiner Form wütend wäre, so irrte er sich. Hamaka nickte Blackstone zu, zum Zeichen, dass es ihm soweit gut ginge, worauf Blackstone den anderen beiden die Sprossen nach oben hinterher eilte.

Ich feuerte mein Team zu Höchstgeschwindigkeit an. 

Mr. Tea stieg zuerst aus dem Schacht und trat beiseite.

Kaum später rollte sich Drizzt über die Straße und setzte Suppressionfire gegen die feindlichen  Magier ein.

Eine der beiden versuchte gerade Gebüschi - wie ich Hamakas Geist mal eben taufte- anzugreifen. Er war dabei nicht besonders erfolgreich - und jetzt, wo er Drizzts Kugeln ausweichen musste, schon gar nicht.

Gebüschi schüttelte sich. Ich wusste nicht, womit Hamaka ihn beauftragt hatte, aber da ich aktuell astral wahrnahm, konnte ich sehen, dass der Geist eine Kraft einsetzte. 

Die Mienen der beiden Magier froren förmlich ein. Das Entsetzen stand ihnen ins Gesicht geschrieben. 

Leider wirkte die Kraft nicht nur gegen die Feinde. 

Drizzt verkniff angespannt das Gesicht und murmelte: »Shit, warum ist das hier so kalt?« Doch er konnte die Furcht offenbar abschütteln und schoss gezielt.

Mr. Tea jedoch blickte sorgenvoll auf Gebüschi, drehte sich um und rannte in Richtung Wald davon. 

Der Schuss von Drizzt traf einem Mage mitten in den Kopf.

Ich sah mich um. »Hinten im Van ist ein weiterer Gegner aufgetaucht«, sagte ich an.

Gebüschi drehte sich leicht und wandte sich dem zweiten Mage der ersten Welle zu, der daraufhin wimmernd zu Boden sank.

Mr. Tea blickte kurz zu uns zurück, rannte jedoch weiter. 

Drizzt schoss erneut. Diesmal traf er den Mage, der hinten gerade die Tür hatte schließen wollen. 

Der Typ fiel zurück in den Wagen.

»Manno, auf den wollte ich grad schießen«, nörgelte Blackstone. 

»Dann sei halt schneller!«, befand Drizzt.

Blackstone wechselte stattdessen das Ziel und schoss in einen hinteren Reifen. 

Dem letzten der vier Insassen wurde das alles zu viel. Er wollte lieber fliehen und schlich aus der Fahrertür. 

Darauf hatte Colm nur gewartet. Mein Leprechaun legte meine Anweisung großzügig aus und wirkte die Unfall-Kraft auf den Mann. 

Der daraufhin mit dem Fuß in der Wagentür hängen blieb und lang hinschlug. 

Ich lächelte kurz und bat Colm nun, Verwirrung einzusetzen, um Nummer 4 weiter an der Flucht zu hindern.

Drizzt sagte an, dass er das Magazin wechseln müsse.

»Wir brauchen einen lebend, um zu erfahren, wo unser Ziel hin ist«, betonte ich. »Blackstone lauf vor und fessele ihn!«

»Na klar, der mit den kürzesten Beinen soll wieder laufen«, beschwerte Blackstone sich, setzte sich aber in Bewegung. 

Doch als er einen Schritt auf Gebüschi zumachte, zögerte er und hielt in seiner Bewegung inne.

»Hamaka, dein Geist wirkt territorial. Rufe ihn bitte zurück«, kommandierte ich. 

Gebüschi erschlaffte. Blackstone lief los und Drizzt folgte ihm, um ihm Deckung zu geben. 

Mit sanfter Stimme bat ich Mr. Tea, alle Ängste abzulegen und zu uns zurückzukehren.

Der Gentleman wendete sofort. 

Drizzt meinte lachend: »Der rennt wahrscheinlich nur, um dann solche Worte zu hören.«

Blackstone fiel in das Lachen mit ein. »Das wollte ich auch gerade sagen!«

❄️

Der Magier, der den Kopfschuss kassiert hatte, war zweifelsohne tot. Ein weiterer war so schwer verletzt, dass ich ihm nach Anweisung des Medkits in ein Koma versetzte. Aber die beiden anderen Magier konnten wir befragen.

Es brauchte nicht viel, den Iluminati, der eh schon hatte abhauen wollen, dazu zu bringen, uns alles zu sagen. Weinerlich erzählte er: „Wir wurden zurückgelassen, um aufzupassen und die zu erledigen, die uns verfolgen. ‘Nen ganzen Tag sollten wir hier noch warten. Die sind in Green River in Auburn, in einem alten viktorianischen Herrenhaus. Aber ihr müsst vorsichtig sein, das Haus ist gut bewacht.“ Natürlich gab er uns auch die genaue Adresse. 

Wir nahmen ihnen ihre Commlinks und ihr Equipment ab, zogen sie bis auf die Unterwäsche aus, und dann brachten meine Männer sie in den Wald.

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„Ihr zwei…“, Bloody Guts zeigte auf Blackstone und Hamaka, „ … steigt auf keinen Fall in unseren Wagen! Ihr stinkt abartig!“

Da die Kleidung von Blackstone und Hamaka wirklich ruiniert war und Hamaka ja nicht mal mehr eine Hose anhatte, zauberte ich mit dem Fashion-Spruch für beide halbwegs gepanzerte und kloakenfreie Sets an Kleidung aus dem, was wir den vier Männern der IOND abgenommen hatten. 

Drizzt hatte so gut wie keinen Dreck abgekommen. Ich hatte keine Ahnung, wie Mr. Tea das immer anstellte, aber sein Anzug sah immer noch tip-top aus. Man sah maximal bei genauem Hinsehen, dass er ihn nicht gerade erst aus dem Schrank genommen hatte, um gleich irgendwo frühstücken zu gehen. 

Selbstverständlich versorgte ich noch Hamakas Hand und heilte mit Magie, was zu heilen ging. Der Ork jammerte über den Verlust seiner Hand übrigens kein einziges Mal. Hamaka selbst kannte keinen Heilzauber. Er meinte, der Tod sei nun mal ein natürlicher Teil des Lebens. Gegen eine Behandlung von meiner Seite hatte er aber nichts einzuwenden. Im Gegenteil, er begrüßte sie sogar. 

„Wir können deine Hand ersetzen lassen!“, versprach ich leise.

„Danke. Aber nur, wenn wir mir eine klonen lassen können. Ansonsten komm ich auch mit einer Hand klar. Es ist nun mal passiert“, erzählte er. »Danke für die Behandlung, jetzt hab ich keine Schmerzen und bin voll einsatzfähig.“ 

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Eigentlich hatte ich den Magiern ihren Van lassen wollen, aber am Ende hatten meine Jungs recht, kaum Gestank mehr hin oder her, der Van konnte sich bei unserem nächsten Schritt der Verfolgung noch als nützlich erweisen.

Es war klar, wir mussten gleich weiter, wenn wir unser Ziel noch erwischen wollten. Giradi war aufgeschreckt und inzwischen sicher schon längst dabei, all seine Sachen zu packen und die Stadt zu verlassen. Gute Beziehungen hatte er bestimmt genug.

Mr. Tea legte die Stirn in Falten. Er schien nicht sonderlich erpicht darauf zu sein, durchzuarbeiten.

Die Sonne würde auch bald aufgehen, dann war für Drizzt Schlafenszeit. Dennoch durften wir uns davon nicht stoppen lassen.

Ich sah zu dem Nocturna. „Und, schon müde?“

„Ja, so langsam, aber das macht nichts, ich nehm einfach Long Haul. Ihr müsst dann nur meine Stimmungsschwankungen ertragen.“

Blackstone verzog das Gesicht. „Wir haben dich ja bisher auch ertragen, da kommt es darauf nun nicht mehr an.“

„Na, die Schwankungen sind bei mir schon heftig“, erklärte Drizzt ein bisschen stolz. „Da hilft dann nur Sex oder Schokolade!“

„Hmm, wie dumm, dass ich all meine Schokolade vorhin Zork gegeben habe!“, erwähnte ich beiläufig.

Drizzt grinste anzüglich. „Was für Glück, dann eben Sex.“

„Macht das nicht müde?“, fragte Hamaka und unterdrückte ein Gähnen. 

„Mich nicht!“, antwortete Drizzt bestimmt. „Ich werde durch Sex noch aufmerksamer und noch schneller!“

‚Und führe mich nicht in Versuchung‘, schoss es mir durch den hübschen Kopf. So ein Fell fühlte sich bestimmt toll an. Es kribbelte in meinem Unterleib. Vielleicht sollte ich Harlequin doch endlich bitten, noch mal über eine Karriere als Shadowrunner nachzudenken. Sex nach dem Run hatte was, und so ein Quickie zwischendurch konnte belebend sein.  

„Wie sieht es denn jetzt nach einem Tag gemeinsamer Arbeit aus?“, fragte ich ungeachtet meiner frivolen Gedanken, als wir in die Wagen stiegen. »Hast du eigentlich Ambitionen, zu UC zu kommen, Drizzt?«

»Wie? - Nach einem Tag?«, fragte Blackstone überrascht. »Du kennst den gar nicht? Und ich lass mir von dem Ansagen machen?« Äußerlich blieb er ernst, aber ich konnte das Grinsen in seiner Stimme hören.

»Du lässt dir ja nur was von mir sagen, weil du weißt, dass das kluge Entscheidungen sind«, beschwichtigte Drizzt. »Ob ich zu UC will? Kein Plan. Bin ich da dann auch der einzige, der arbeitet?«

»Wie der einzige?«, fragte Blackstone. »Wir haben auch was gemacht!«

»Ach, hör doch auf, du hast einen unbeweglichen Reifen erschossen. Die beiden Mages waren meine Kills. Hamaka hat die Falle ausgelöst und den Gang blockiert und Mr. Tea ist weggerannt«, spottete Drizzt.

»Auf den Reifen zu schießen war in dem Moment wichtig, außerdem hab ich noch auf den zweiten Mage geschossen« erklärte Blackstone bestimmt.

Drizzt lachte. »Was’n, den, der sich da so zusammengekauert hat? Noch ein unbewegliches Ziel. Ich hoffe echt, du triffst auch was, was sich bewegt.«

»Na, das siehst dann ja schon«, sagte Blackstone.

Mr. Tea meinte: »Selbst wenn du der einzige wärst, der arbeitet, dann wärst du dennoch bei UC.«

»Das stimmt natürlich!«, bestätigte Drizzt. 

»Hätte ich früher gewusst, dass du jetzt die Arbeit bei uns machst, hätte ich dich zuerst durch den Schacht gelassen«, erklärte Hamaka breit grinsend.

Wir alle waren seit vielen Stunden auf den Beinen, wir hatten zwei Sets teuer Kleidung und eine Hand verloren, der Vorsprung unseres Ziels hatte sich vergrößert und jetzt würden wir uns bald mit einer Horde Magier und Sicherheitsleuten in einer B-Gegend in direkter Nachbarschaft von Federating-Boeing rumschlagen müssen.

Wir waren müde, aber die Stimmung war ausgesprochen gut. 

Ich hatte ein prima Gefühl bei der aktuellen Truppe.

Da konnte doch gar nichts schief gehen.

Und wenn doch, dann hatten wir dabei wenigstens unseren Spaß.


Ende der heutigen Geschichte. 


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Ob Hamaka eine neue Hand bekommt, ob Drizzt alle Arbeit allein machen muss und ob es den Runnern gelingt, Tyrone Giradi zu fangen, wird demnächst hier zu lesen sein. 


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Wir freuen uns, dass du uns während dieser Geschichte begleitest hast, danken dir für’s Lesen und verbleiben bis zum nächsten Mal:

Snowcat und die Runner von UC.

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei allen, die an der Entwicklung und Verarbeitung der Shadowrun®-Produkte mitgewirkt haben. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich! 

We would like to thank the authors, artists and all others who are involved in the development of the Shadowrun® rules, adventures and stories. Without them, our game would not be possible.

Vielen Dank auch an @Vin für das Korrekturlesen. ;*

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*