Tales of Snowcat 43: Courier Grab (Run 86)

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TALES OF SNOWCAT (43)

PERIOD4: Magician

ERA4: Modern Baroque

AGENDA8: Shadowrun

TIMESTAMP1: 06/ 18 & 19 /2077 (Rückblick)

RUN NO: 86

ON THE RUN: Medaron, Mr. Tea, Phoenix, Snowcat

APPEARANCE2: None

SPECIAL APPEARANCE2;5: None

SPOILER ALERT: Enthält Spoiler auf den Abenteurband Bloody Business von Catalyst Game Labs

WARNING: Dieser Text ist für Leser unter 17 Jahren nicht geeignet. Sexualität, Gewalt, Magie, Tod, Kraftausdrücke, Folter, Rassismus, Alkohol- und Drogenkonsum können vorkommen. 

DAS GESCHAH ZULETZT: 

Als man den Chip-Programmierer am nächsten Abend bei den Hell Souls abgibt und den Chip mit den Informationen über den Aufenthaltsort von Giradi erhält, hat Hell Bent, der Boss der Gang, noch eine Bitte: Die Runner sollen nach einer kleinen Kinderklinik sehen, in der in den letzten Wochen sechs Kinder verschwunden sind. Die Runner sehen nach dem Rechten und können die Entführer ausmachen, als diese das nächste Mal zuschlagen: Hungrige Ghoule. Es gelingt, die Ghoule auszuschalten und letztendlich zu eliminieren.  

In den nächsten Tagen kümmert man sich endlich um die Extraktion Giradis. Der Plan steht bald. Genau, als man den Compound infiltrieren will, erscheint ein SUV zu einem Meeting. Es stellt sich heraus, dass die Illuminates um Giradi für den Ordo Maximus forschen. Snowcat bricht den Auftrag ab und setzt den Auftraggeber über die neuen Fakten ins Bild. Dieser ändert darauf die Parameter. Man soll nun die Versuchsobjekte befreien. Wenig später schlägt das Team zu. Eine Befreiung der beiden HMHVV-Infizierten gelingt. Noch auf der Fahrt zum Treffpunkt mit dem Auftraggeber Nazaire erreicht das Team die Nachricht vom Brand auf dem Compound. Ein Zeichen dafür, dass der Ordo Maximus keine Fehler duldet und Giradi nun Geschichte ist. 

Nach dem Run steht nach der Eröffnung des ersten CoBaA für Snowcat erstmal Urlaub auf Hawaii und der Isle auf Arran an. Zurück in Seattle erreicht Snowcat das Hilfegesuch einer alten Connection. Der Pilot Han braucht ein Team, das für dessen Kunden noch in derselben Nacht einen Job erledigt. Zwei Transporter sollen übernommen werden. Das ungewöhnlich zusammengesetzte Team erledigt den Job problemlos. Mr. Johnson, ein Mann im Trenchcoat, ist von der Arbeit von UC so begeistert, dass er Snowcat bittet, sich für die nächsten 48 Stunden bereitzuhalten und keine weiteren Jobs anzunehmen.

Anmerkungen

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Episode wurde am 27.09.19 erspielt. Neben mir und dem GM waren die Spieler von Medaron und Mr. Tea, sowie die Spielerin von Phoenix anwesend. Da wir eine große Gruppe von 8 Spielern sind, nimmt jeder Spieler meist nur einen Charakter mit auf den Run. (Unter Umständen kann ein weiterer Charakter für den Run notwendig sein.) So sollen zu viele gleichzeitige Handlungsstränge vermieden werden. Nur in der ausgespielten Downtime kann ein Spieler alle seine aktiven Charaktere ausspielen. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere in einer Episoden ohne weitere Erklärung auftauchen, verschwinden oder nicht weiter erwähnt werden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logischste Entscheidung sein, und entspricht in keinem Fall nur Snowcats Willen, auch wenn es in der Geschichte anders zu lesen ist. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Das Spotlight soll auf Charakteren liegen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere findest du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem kompletten Soundtrack findest du hier [LINK]. Eine YouTube Playlist zur aktuellen Season findest du hier [LINK].

4. In den ‚Tales of Snowcat’ erzählt Snowcat einem imaginären, nicht näher definierten Zuhörer die Ereignisse aus ihrer ganz persönlichen Sicht. Seit dem Weggang von Katze führt Snowcat auch Tagebuch. Was ihr zunehmend wichtiger wird, da ihr die Dialoge mit Katze fehlen. Man kann ToS demnach auch als Tagebuchauszug betrachten. ‚Period‘ beschreibt dabei den Lebensabschnitt auf dem sich Snowcat befindet. ‚Era' beschreibt das Thema, unter das Snowcat in dieser Zeit den Inhalt ihres Kleiderschranks gestellt hat. ‚Broadcast‘ fasst zusammen, was von dem per Drohne gedrehten Material dem Trideo-Zuschauer der Serie Snowcat and the Howling Shadows zur Verfügung gestellt wird und wann es gestreamt wird.

5. Einige der Namen, die in der Geschichte auftauchen, sind auch in der offiziellen Shadowrun-Welt ein Begriff. Ähnlichkeiten sind beabsichtigt. Allerdings kann das hier dargestellte Bild auch deutlich von dem Bild im SR-Kanon abweichen, da es unserer Spielwelt angepasst wurde.

6. Teilweise stehen Dialoge in diesen » « Textzeichen. Die gesprochenen Worte werden dann vornehmlich via Teamnetzwerk oder Commlink verbreitet und sind für Wesen, die keine Mitglieder im Teamnetzwerk sind, nicht oder nur schwer zu hören. Ferner stehen in <> schriftliche Nachrichten und in ‹ › stehen Dialoge via Geistesverbindung, wie zum Beispiel die mit einem Geist unter Kontrolle, Gespräche via Mindnet oder Dragonspeech. Wird zusätzlich eine andere Schriftart verwendet, handelt es sich um unausgesprochene Gedanken oder extra-persönliche Anmerkungen von Snowcat.

7. Snowcat sieht die Geister, die einen Element zugeordnet sind als klassische Elementarwesen:  Luftgeister sind Sylphen, Erdgeister Gnome (früher Brownies), Feuergeister Salamander und Wassergeister sind Undinen. Jeder Geist, den sie beschwört, hat für sie zudem einen eigenen Namen. Guidance Spirits sieht Snowcat als weise Paten, die sie mit Godfather und Godmother betitelt. Guardian Spirits sind für sie Warden, also Krieger verschiedenen metamenschlichen Rassen. Die Warden tragen als Hommage an meine Lieblingsbuchsreihe den ‚Dresden Files‘ von Jim Butcher, die Namen von den Warden des White Council. Spirits of Man sind für sie Leprechauns (Kobolde) und Task Spirits sind Brownies. Beast Spirits bekommen den Titel Master und Plant Spirits den Titel Mother (z.B. Master Wolf oder Mother Oak). 

8. Schlagwort(e), Überschrift(en) unter denen die Episode steht.

• Weitere Begriffserklärungen findest Du dort: [LINK].

POSTED BY SNOWCAT


[Song 1: Lil Uzi Vert, Quavo, Travis Scott - Go off3] Ich glaube, ich habe euch noch gar nicht von meinem 86. Shadowrun erzählt, dem, der unmittelbar nach Nummer 85 kam, und das nicht nur wegen der Zahlenfolge, sondern auch, weil der Auftraggeber beide Male derselbe gewesen ist und uns gebeten hatte, uns nach der 85 für 48 Stunden bereitzuhalten und währenddessen keine anderen Aufträge anzunehmen, was wir für die schöne Wartesumme von 1.000 Nuyen auch getan hatten. 

Und mit "wir" meine ich mich. 

Ein bisschen Zeit habe ich noch, bevor der Jet in Seattle landet - und da ich gerade sowieso an etwas anderes denken möchte, als daran, dass mir mein Liebster nach zwei Monaten gemeinsamer Zeit und erst kürzlichem Abschied bereits jetzt schon fehlt, passt es mir ganz gut, euch davon zu erzählen.

Vorneweg ein kleiner Gedanke: Freischaffende Shadowrunner sind gerne ihres eigenes Glückes Schmied und nehmen ihr Leben gerne selbst in die Hand. Manche gehen dabei ein wenig leichtsinnig damit um, nur für den Thrill. Je mehr sie zu den Einzelgängern gehören, desto höher scheint mir ihre Risikobereitschaft. Aber solange sie nur ihr eigenes Leben riskieren und nicht meins, soll mir das egal sein.

❄️

Um 12:00 Uhr am 18. Juni 2077, also gut 34 Stunden, nachdem wir die beiden requirierten Transporter abgegeben hatten, meldete sich Mr. Johnson bei mir, dem ich wegen seines Outfits den Titel ‚Trenchcoat‘ verpasst hatte.

Er wollte das Team um 15.00 Uhr am Arboretum im Washington Park in Downtown treffen. 

Ich hatte zuvor tunlichst darauf geachtet, ihm das Bereithalten nur für das Team zuzusagen, damit ich beim nächsten Treffen mitbringen konnte, wen ich wollte oder wer auch immer gerade zur Verfügung stand.

Ich war das schöne Gesicht von UC, welches man sich merkte. Die Reputation von UC wurde mit einigen wenigen Personen in Verbindung gebracht. Sollte irgendwann auf einem Run mal etwas schief gehen, würde man sowieso denjenigen zur Verantwortung ziehen, der die Verhandlungen geführt hatte. 

Hamaka und Bloody Guts standen heute beide nicht zur Verfügung, da sie anderweitig beschäftigt waren. Immerhin konnte ich auch heute wieder auf Mr. Tea zurückgreifen, viel war danach von der UC-Community nicht mehr übrig, da sich ein Großteil des Teams immer noch in den NAN aufhielt, was auch noch eine Weile so bleiben würde. 

Zum Glück waren da noch Medaron und Phoenix, die ich zu dem Job dazu rufen konnte. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Haunted Mug, wo ich die beiden ins Bild über den Job von vor zwei Tagen setzte, machten wir uns umgehend zum Treffpunkt mit Trenchcoat auf. 

Phoenix, Mr. Tea und ich fuhren in meinem SUV, während Medaron lieber sein Bike nehmen wollte. Der Elf gehört nämlich zu den Riggern, die auch fahrtechnisch lieber ihr eigenes Ding durchziehen und nicht zum Chauffeur für das Team mutieren wollen. Ein Umstand, den ich sehr wohl bemerkt habe und der nicht gerade für eine hohe Teamfähigkeit von Medaron spricht. Doch gerade war nicht der Tag oder Job, an dem ich meine Chef-Karte ziehen und ihn zum Fahrer des Teamwagens machen würde. Mir reichte, dass er den Wagen fahren würde, wann immer ich ihn dazu anwies.

Wir fuhren also in und auf zwei Fahrzeugen kurz nacheinander zum Tor des gesicherten Parkplatzes, der in Verbindung mit einem Golfplatz stand. Ich wedelte mit dem Commlink und meiner SIN - und wir im Wagen wurden problemlos durchgelassen.

Medaron hingegen wurde gestoppt. 

Dunkle Ledermontur, getragen von einem selbstbewussten Elfen auf einem Bike - sie fragten ihn, was er hier wolle und wollten ihm einfach nicht glauben, dass er gekommen war, um Golf zu spielen. Und da er keine Verabredung vorweisen konnte, wurde er nicht auf den Parkplatz gelassen.

Phoenix schickte ihm den Link zu einem anderen Parkplatz in der Nähe - und damit hatte sich das Problem eigentlich auch schon erledigt. 

»Kann ich nachher noch mal wiederkommen und denen auf die Schnauze hauen?«, wollte Medaron wissen, als er Gas gab, um sein neues Ziel schnellstmöglich zu erreichen.

»Natürlich«, erwiderte ich lächelnd. Maximal Blackstone hätte wohl hören können, wie eiskalt mein Lächeln gewesen war, also fügte ich vorsichtshalber hinzu: »Wenn der Job vorbei ist. Aber nimm dann nichts mit, was dich mit uns in Verbindung bringt und rechne auch nicht damit, dass wir dich aus dem Knast holen.«

Medaron sandte ein Emoji mit verdrehten Augen ins Teamnetzwerk, schickte aber schnell noch ein ‚Verstanden‘ hinterher. Immerhin war der junge gutaussehende Mann lernfähig. 

❄️

Im Park war viel los. Da der Elfendistrikt von Downtown in der Nähe lag, gab es hier überdurchschnittlich viele Elfen. Eine jugendliche Elfe steuerte hochkonzentriert und in der Matrix versunken eine Drohne. Sie war ihren Mitspielenden beim Drohnenwettrennen überlegen, hatte aber dennoch ihren Spaß.

Spaß hatten auch ziemlich viele mit dem überdimensionierten virtuellen Goldfischglas, welches es hier auf einem der Plätze im Park gab. Ganz besonders die Kinder liebten das virtuelle Futter für nur 5 Nuyen das Paket. 7 Nuyen zahlte man für Regenbogenfutter, mit dem man die Farbe der Fische beeinflussen konnte. 

Aber ich schweife ab.

Wir waren etwas zu früh, so war es ein Leichtes für Medaron, uns rechtzeitig zu erreichen. 

Trenchcoat Johnson erschien schlendernd pünktlich zur verabredeten Zeit. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, ihn wie einen alten Freund mit Küsschen zu begrüßen.

Johnson, heute übrigens im sommerlichen Anzug und ganz ohne Trenchcoat, zögerte nur kurz, hakte mich dann unter und fragte, wohin man hier denn gut essen gehen konnte. 

Natürlich war ich vorbereitet und hatte diesbezüglich meine Ortskenntnisse vor dem Meeting aufgefrischt. Das ‚Dropmore Golfplatz-Restaurant‘ sollte sehr gut sein, aber nach dem Streitgespräch, welches Medaron mit den Sicherheitsmännern geführt hatte, verzichtete ich lieber darauf, es aufzusuchen und schlug stattdessen das ‚Nischino‘ vor, welches beliebt war wegen seines frischen Organic Food direkt aus Seattle.

❄️

Der Job war einfach. Johnsons Klient wollte, dass morgen ein bestimmter Datenkurier abgefangen wurde. Die Informationen waren ähnlich wie die beim Run zuvor. Der Klient kannte Start- und Zielort, sowie eine ungefähre Zeit des Transportes. 

Das Ganze übersetzte sich in: Morgen, zwischen 11.30 und 15.00 Uhr, würde sich ein Kurier zu Fuß von der South Orcas Street in die Forest Avenue South bewegen. 

Wir erhielten eine physische Beschreibung des Kuriers und die Zusatzinformation, dass der Kurier mindestens zwei Leute als Sicherheitspersonal dabeihaben würde. 

Nach kurzer Verhandlung und einem leckeren Essen einigten wir uns auf 50.000 Nuyen Bezahlung für den Auftrag. Danach verabschiedete sich der gutgelaunte Johnson von uns.

❄️

Wie bei solchen Aufträge üblich verbrachten wir den Tag damit, Start- und Zielort sowie den Kurier selbst zu checken. Nebenbei erarbeiteten wir schon mal, welche Sicherheitsvorkehrungen es zu treffen gab und auf welche Art man sich den Datenkurier schnappen können würde. Bei Letzterem erwiesen wir uns als ausgesprochen kreativ und diskutierten diverse Vorschläge, die unter anderem Requisiten wie falsche Klohäuschen beinhalteten. 

Der Startort lag in einem vierstöckigen Mehrfamilienhaus. Das Haus besaß nur einen Ausgang, den man von der Straße aus einsehen konnte. Die Wohngegend selber hatte schon bessere Tage erlebt. Was die Geschäfte anging: Zumindest ein Großteil davon war verlassen und begann bereits zu zerfallen. Andererseits versuchte man hier gerade, einiges wieder zu beleben, indem man diverse Geschäfte renovierte. Noch war die Gegend also nicht für tot erklärt worden. 

Und dass hier renoviert wurde, eröffnete uns vielleicht neue Möglichkeiten. Zudem entdeckten Medaron und Mr. Tea bei ihrer Ortserkundung ein Café in der Nähe, in dem wir uns aufhalten konnten, wenn wir den Ausgang des Wohnhauses via Drohne beobachteten. 

Das Zieladresse lag in einer Strip-Mall-Gegend, doch wenn es nach uns ging, würde der Kurier diese Adresse niemals erreichen. 

Ich selbst war übrigens die, die sich besagten Zielort trotzdem genauer ansah. Dafür parkte ich meinen Wagen einige Blocks von der Mall entfernt, verwandelte mich mit einem Zauber in die Elfe Breena Harper, eine dreizehnjährige Schülerin aus Seattle, lud deren SIN in mein Commlink, um dann mit dem Bus zur Strip-Mall zu fahren und mich in den Geschäften umzuhören. Ich erfuhr, dass bei der genauen Zieladresse ein leeres Geschäft lag und dass sich in letzter Zeit dort einiges an Gestalten rumgetrieben hatte, die ein alter chinesischer menschlicher Mann in einem Kiosk für Shadowrunner hielt, da er Drogendealer ausschloss. 

Mit Hilfe von Phoenix kamen wir an die Überwachungsbänder, von denen der Geschäftsbesitzer gesprochen hatten. Irgendetwas ging da tatsächlich ab. Es wirkte, als hätte ein anderes Team sich den Zielort angesehen. 

Vielleicht gehörten sie zum Datenempfänger und wollten sich um dessen Sicherheit kümmern? Ein Grund mehr, nahe des Startpunktes zuzuschlagen.

Neben vielen anderen Sachen bekam Phoenix auch etwas über unseren Datentransporteur heraus: Er war ein Elf, ein Mitglied der Gang ‚Cutters’, und sein Name war Top Roof. Mit in dem Datenpaket war ein Bild von Top Roof, so würden wir den Mann eindeutig identifizieren können.

Phoenix checkte Überwachungskameras der Start- und Zielgegend, soweit sie verfügbar waren. Danach war klar: In den vergangen Tagen hatte eine solche Tour nicht stattgefunden, 

Top Roof - der Name ließ mich erahnen, dass er sich gerne auf Dächern herumtrieb. Eine Idee, die ich dann aus den Augen verlor - leider, wie sich bald herausstellte.

❄️

Wir erwogen einige kompliziertere, trickreichere Pläne, entschieden uns dann aber, es einfach zu halten und den Kurier klassisch unterwegs zu schnappen und in den Wagen zu zerren. Maskiert versteht sich. Die Wachmänner würde ich mit ein wenig Chaos ablenken, unser Ziel würde ich einfach hinten rein befehlen, wo Mr. Tea bereitstehen würde, Top Roof in Empfang zu nehmen und gegebenenfalls ins Reich der Träume zu schicken. Phoenix würde die Commlinks überwachen und Signale unterdrücken, Medaron würde fahren, wir hatten an einen Headjammer, eine Magiermaske und Fesseln gedacht, eigentlich war alles ganz einfach. 

Eigentlich!

Um nicht zurückverfolgt werden zu können - immerhin würde der Überfall in einer Gegend stattfinden, in der man die Polizei rufen konnte und diese sogar noch innerhalb von wenigen Minuten mit einer Drohne gucken kam - stahlen wir sogar einen simplen weißen Panel Van und statteten ihn mit einem Spoof Chip und einer Fernsteuereinrichtung aus. 

So weit, so gut. 

Das nicht alles so easy lief, wie ich es mir vorgestellt hatte, ahnte ich zum ersten Mal, als Medaron erklärte, er würde zwecks Flexibilität mit dem Bike fahren, unauffällig im Café warten und den von uns gestohlenen Van lieber fernsteuern. Generell habe ich gegen solche Pläne natürlich nichts einzuwenden, nur habe ich gerade die frischeren Mitarbeiter lieber unter direkter Kontrolle. 

Noch lieber lasse ich meinen Teammitgliedern allerdings die Entscheidung und ihren freien Willen, auch wenn ich zugeben muss, dass es da eine Stimme in mir gibt, der das nicht behagt.

Wie auch immer, ich wandte nichts gegen Medarons Vorschlag ein.

❄️

[Song 2: Xu Xu Fang - Noir State Beach3] So saßen Phoenix, Mr. Tea und ich hinter verdunkelten Scheiben im Van und blickten auf die Feeds der beiden Überwachungsdrohnen, die Medaron uns ins Teamnetzwerk schickte. 

❄️

Um 12:07 Uhr kam Leben in das sonst so ruhige Wohngebäude. 

Nur war es eben nicht Top Roof, der unten durch die Tür kam. 

Ein breitgebauter, menschlicher Mann im Freizeitanzug trat auf die Straße, sah sich kurz um und sagte etwas wie ‚alles klar‘. Dann blickte er nach oben …

… wo Top Roof von einem Balkon aus aufs Dach kletterte. 

Verdammt, der Kurier würde sich - wahrscheinlich mit Parkour - über die Dächer bewegen und so keine Straße nehmen. Jedenfalls erstmal nicht. 

So viel zu unserem Plan.

Sein physischer Bodyguard wollte offenbar unten auf der Straße parallel zu Top Roof rennen.

Genau diese erwähnte Sicherheit hatte mich von dem Gedanken abkommen lassen, dass Top Roof sich bei diesem Kurierdienst über Dächer bewegen würde. 

Doch es nützt nichts, um verschüttete Milch zu weinen.

Ich startete den Motor des Vans und wies an: »Medaron, verfolg Top Roof mit der Drohne, Phoenix, versuch rauszufinden, wo er von den Dächern runter muss. Ich fahr schon mal los Richtung Zielort.«

Für einen Moment juckte es mich in den Flügeln, Mr. Tea ans Steuer zu lassen, mich zu verwandeln und mir in Drakeform den Kurier von den Dächer zu holen. Aber es war helllichter Tag, da war die Gefahr, entdeckt zu werden, zu groß, selbst unter der Verschleierung eines hochstufigen Geistes. 

❄️

Ich schätzte, dass Top Roof mindestens drei Blocks über Dächer laufen konnte, bevor er runter musste. Genau das bestätigte Phoenix via Bildmaterial, kaum dass ich vom Parkplatz runter war. 

Sein Weg kreuzte einen kleinen Park, über den keine Dächer führten. - Jedenfalls, wenn er keinen Umweg nahm.

Medaron verließ das Café und machte sich in Richtung seines Bikes auf, um dort Full VR gehen zu können oder zu uns aufzuschließen oder was auch immer. Mir war es recht, solange er Top Roof in den Sensoren der kleinen fliegenden Überwachungsdrohne behielt.

Das Gute daran, dass der Sicherheitsmann nicht denselben Weg wie Top Roof nahm, war, dass er schon bald ein Stück zurücklag.

»Wo ist der zweite Sicherheitsmann, von dem wir gehört haben?«, fragte ich, während ich artig den Blinker setzte und mit nur leicht überhöhter Geschwindigkeit durch die Straßen Richtung Park fuhr.

Die hübsche Hackerin Phoenix meldete sich mit der Antwort: »Ich hab die Signale von zwei Mikroskimmer-Drohnen auf den Schirm, die Top Roof auf dem Dach begleiten!«

Der zweite Sicherheitsmann war also ein Rigger. »Ein Rigger, das ist nicht gut!«, kommentierte ich. »Die Drohnen werden wir schwer abschütteln können. Dafür haben wir nicht die richtigen Waffen oder Zauber dabei.« Meine Gedanken rasten. Ein Geist der Luft mit Elektrizität als Waffe konnte vielleicht die Drohnen abschießen. Unseren Wagen konnte ich zumindest anders aussehen lassen.

»Phoenix, kannst du lokalisieren, wo der Rigger steckt?«, wollte Medaron wissen.

»Klar! Also, zumindest den Ort, wo ich das Fernsteuerdeck entdeckt habe«, lautete die schnelle Antwort der Hackerin. Die Adresse folgte gleich hinterher. Der gegnerische Rigger saß im Erdgeschoss eines verlassenen Geschäftes in der Nähe der Wohnung. 

»Dann kümmere ich mich um den und lenke ihn ab«, gab Medaron bekannt.

Hier nun meine kleine Frage: Was stellt man sich wohl darunter vor, wenn ein Rigger einen anderen Rigger ablenken will?

Nun, ich hatte mir zumindest nicht das vorgestellt, was Medaron dann tat. 

Zugegeben hatte ich auch nicht sonderlich viel Zeit dazu gehabt oder mir überhaupt irgendwelche Gedanken darüber gemacht. Ich war damit beschäftigt, schnell und unauffällig zu fahren, um unserem Kurier den Weg abzuschneiden. Außerdem war den gegnerischen Rigger auszuschalten nun mal eine ganz hervorragende Idee.

❄️

Ein paar gutaussehende Ork-Jugendliche spielten Basketball auf einem Platz im Park, wie ich sehen konnte, als ich um die Ecke in eine Allee einbog.

Laut unserer Überwachungsdrohne begann Top Roof gerade damit, vom Haus runterzuklettern.

Der Bodyguard zu Fuß lag mit beachtlichem Abstand zurück, würde aber sicher gleich aufschließen, da der Kurier ja erstmal runter musste.

»Bin gleich beim Rigger«, meldete Medaron derweil.

Der Elf schleuste uns keinen Kamerafeed seines Commlinks oder Bikes durch, also konnte ich nicht sehen, was genau er tat, als er beim Rigger angekommen war. Da der Elf weder zur Militärfraktion gehörte noch zu denen, die gerne erzählten, was sie vorhatten, sagte er auch nichts an.

Phoenix erklärte: »Ich hack mich in das Commlink von dem Schutzläufer, dann lenke ich ihn mit AR-Spam ab!«

Eine sehr gute Idee, zumal der Bodyguard beinahe gleichzeitig mit unserem Kurier an der Ecke des Parks ankam.

Verdammt! Top Roof war schnell. So würde ich nicht rechtzeitig bei ihm sein.

Ich änderte via Zauber unseren Van in einen Wagen einer Gartenbaufirma, riss den Lenker rum und fuhr direkt durch den Park. 

Über den Teamkanal polterte und rumpelte es - und war das eben nicht das Feuer eines Sturmgewehrs gewesen? Doch ich hatte keine Zeit, mich um Medaron zu kümmern. 

Wir rumpelten selbst über eine Wiese und ich hatte genug damit zu tun, das alles am Laufen zu halten. 

Der joggende Bodyguard kam dank Phoenix ins Straucheln, was Top Roof nicht zu kümmern schien.

Plötzlich war eine gewaltige Explosion aus einiger Entfernung zu hören.

Was bei allen Drachen der Sechsten Welt war passiert?

Gleichzeitig erstarben sämtliche Kamerafeeds unserer Drohnen. 

Verdammt. 

Immerhin sanken die feindlichen Mikroskimmer ebenfalls zu Boden. Die Ablenkung war demnach gelungen. 

»Medaron?«, fragten Phoenix und Mr. Tea gleichzeitig. 

Doch er antwortete nicht.

Mit Entsetzen in der Stimme meldete Phoenix: »Medarons Deck ist offline. Die Drohnen sind jetzt ohne Befehl im Teamnetzwerk.«

»Abbruch?«, fragte Mr. Tea.

»Negativ. Wir sind gleich beim Ziel. Wir machen es wie besprochen. Wenn Zeit ist, leitet Phoenix die Drohnen zu uns um.« Bevor jemand widersprach, fügte ich bestimmt hinzu: »Um Medaron kümmern wir uns im Anschluss.«

Ich hasse es, einen Run nicht zu erfüllen - und ich würde bestimmt nicht jetzt damit anfangen. 

❄️

Ich musste noch auf Konzentration bestehen, aber am Ende war der Job wirklich relativ einfach. 

Ich raste durch den Park und schaffte es knapp, keinen der Orks auf dem Basketballplatz zu überfahren.

Die Basketballer bemerkten uns kaum, denn sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich darüber zu wundern, dass ihre Commlinks dank unseres Jammers gerade den Kontakt zur Matrix verloren hatten.

Auf der Höhe des Kuriers trat ich auf die Bremse. Mr. Tea stieß die Tür auf, zog in unmetamenschlicher Akrobatik unser Ziel in den Wagen, betäubte Top Roof mit der Magie seiner bloßen Hände und fesselte und knebelte ihn mit Phoenix' Hilfe, während ich durch eine Geisterkraft beschleunigt schon wieder auf die Straße fuhr und in Richtung des verlassenen Geschäfts unterwegs war.

Wir waren natürlich nicht so unauffällig gewesen, wie wir es geplant hatten, aber immerhin erfolgreich.

Das besagte Haus konnte ich übrigens nicht verfehlen. Rauch und Feuer wiesen mir den Weg.

Wenigstens gab es hier keine Überwachungskameras, wie wir von unserer Erkundung am Vortag wussten. Die ersten Drohnen würden hier auch erst in ein paar Minuten vorbeikommen. - Hoffentlich!

❄️

Unter dem Schutz eines Luftgeistes stürmte ich durch die Flammen in das zerstörte Haus, wo ich zuallererst einmal Medaron mit einem Traumapatch stabilisierte. Auf den ersten Blick war er tot, auf den zweiten astralen Blick konnte man ihn eventuell wiederbeleben.

Ein dritter und schneller Blick offenbarte die Zerstörung, die hier stattgefunden hatte. Ich sah die qualmenden Überreste von Medarons Motorrad, das offenbar explodiert war, nachdem er darauf durch die Wand gesprungen und von einem automatischen Geschütz getroffen worden war. 

Medaron hatte zum Glück vor der Explosion den Halt verloren und war vom Bike geschleudert worden. Wenn nicht, wäre von ihm jetzt wohl nur noch Asche übrig, so wie von dem anderen Rigger, der verkokelt und leblos noch eingestöpselt auf einer brennenden Matratze lag. Über ihm verstreut waren Teile von Medarons Bike. 

Immerhin hatte Medaron seine Ansage wahr gemacht und hatte den generischen Rigger abgelenkt, das ließ sich nicht abstreiten, wie ich böse lächelnd feststellte.

Mr. Tea war mir hinterher geeilt und hatte Phoenix angewiesen, um das Gebäude herum zu fahren.

Dann schulterte der Gentleman den leblosen Körper unseres Riggers als wöge er nichts und schlug hinten einen Ausgang in die Wand, durch den wir dann in den wartenden Wagen steigen konnten.

Erst jetzt rief ich Mr. Johnson an, meldete Erfolg und fragte nach dem Übergabeort, der in einem großen Parkhaus ein paar Blocks von hier liegen sollte.

»Ist alles in Ordnung?«, wollte Johnson noch wissen. »Es gibt Berichte über eine Explosion.«

»Bei uns ist alles gut und der Zielperson geht es ganz hervorragend«, antwortete ich ruhig. »Die Explosion habe ich auch gehört, war aber nicht in der Nähe.« Was nicht mal gelogen war. »Wir sind in gut 20 Minuten da. Wir fahren ein paar Umwege.«, fügte ich noch hinzu.

Nachdem Phoenix uns in den fließenden Verkehr einer Hauptstraße eingefädelt hatte, schaltete sie den Autopiloten ein und übergab ihm das Steuer. Niemand konnte so unauffällig fahren wie ein Autopilot. 

Medarons Deck war Schrott, seine Klamotten angesengt und abgesehen davon, dass er an der Schwelle des Todes stand, konnte er froh sein, dass er ein Glatzkopf war. So musste er wenigstens nicht den Verlust seine Haare beklagen. Die Augenbrauen würden bestimmt schnell nachwachsen. 

❄️

Ich sammelte die Magie um mich herum, formte sie nach meinem Willen und ließ kühle, goldene Energie in Medarons Körper strömen. Ganz einfach war das nicht, denn die Cyberware in ihm behinderte den Fluss der Magie.

Doch nach wenigen Minuten öffnete er seine strahlend blauen Augen und durfte sich im Himmel fühlen, da er in mein wunderschönes Antlitz blickte. Dafür schuldete er mir eine Flasche Champagner. 

Noch ein paar Minuten mehr - und Medaron war wieder fast völlig der alte. 

Bis auf seine Cyberware natürlich. Die hatte auch etwas abbekommen, aber das war nichts, was ich hier auf der Ladefläche eines gestohlenen Vans ändern konnte.

❄️

Um es kurz zu machen: Wir erreichten den Treffpunkt ohne weitere Zwischenfälle und gaben den Kurier bei Mr. Johnson in der Tiefgarage ab.

Das gesamte Parkhaus war übrigens zu einer Anlage umfunktioniert, in der man unterschiedlich ausgestattete Car-Boxen mieten konnte. 

Schallisoliert wie die Boxen alle waren würde man den Kurier nicht schreien hören, wenn die asiatischen Männer das mit ihm taten, was auch immer sie vorhatten.

Wir durften es uns in einer als Sitzecke eingerichteten Box bequem machen, bis Trenchcoat uns die versprochene Bezahlung brachte.

Von unserer guten Arbeit war er natürlich begeistert. Dafür war er umso enttäuschter, dass wir den nächsten Job, der gleich im Anschluss stattfinden sollte, leider ablehnen mussten.

Medaron war zwar wieder fit, aber sein Equipment war zerstört. Somit hätten wir den nächsten Job praktisch zu dritt erledigen müssen - und darauf hatte ich einfach keine Lust.

❄️

Inzwischen ist das über zwei Monate her und ich blicke auf eine unbeschreiblich schöne Zeit mit meinem Liebsten zurück.

Der Jet landet gerade, und Emerald City erwartet mich.

Ich bin gespannt, welche Geschichten der nächste Run mit sich bringt.

Keine Sorge, ich werde davon erzählen. 


Ende der heutigen Episode.


❄️❄️❄️


Ob Medaron neues Equipment hat, welche Runner beim nächsten Auftrag mitmachen und worum es beim nächsten Run geht, wird demnächst hier zu lesen sein. 


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Wir freuen uns, dass du uns während dieser Geschichte begleitest hast, danken dir für’s Lesen und verbleiben bis zum nächsten Mal:

Snowcat und die Runner von UC.

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei allen, die an der Entwicklung und Verarbeitung der Shadowrun®-Produkte mitgewirkt haben. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich! 

We would like to thank the authors, artists and all others who are involved in the development of the Shadowrun® rules, adventures and stories. Without them, our game would not be possible.

Vielen Dank auch an @Vin für das Korrekturlesen. ;*

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*