Episode 16/13 (vom 05.07.) Run 45/2

Welcome back, omae!

Schön, dass Du auch heute wieder reinschaust. 

Derzeit On The Run sind: Blood, Steel, Shark Finn, TriXhot*, Tuareg, FTW und Snowcat. (* Spieler war nicht anwesend.)

Datum in unserer SR-Timeline: 21.-26.10.2072

Was bisher geschah: Die Runner erhielten von Alexander Tintagel, Paladin von Lugh Surehand und der Mann der sie vor ein paar Wochen noch wegen des Shroud Of Shadows jagte, einen Personenschutz-Auftrag. Es hat Drohungen gegen Eliza Bloom, Kandidatin für die Gouverneurs-Wahl 2074, gegeben und das Team soll die Frau einige Tage schützen, bis eine feste Sicherheitsmannschaft engagiert ist. Eines Abends erhält Eliza Bloom den Hinweis darauf, dass ihr Mutter, ein Fixer namens Badpenny, die im Ork-Untergrund lebt und arbeitet, in Gefahr ist. Als die Runner im Untergrund ankommen, ist die Frau schon entführt worden. Es gelingt dem Team sie zu befreien, noch bevor sie abtransportiert werden kann. Bei der Aktion werden TriXhot und Tuareg schwer verletzt. 

Erfahr nun, wie die Story weitergeht und erlebe fast alles aus den eisblauen Augen von Snowcat mit. Wir spulen ein paar Minuten zurück und schalten uns in dem Augenblick in das Geschehen ein, als die Runner nach der gelungenen Befreiung das kurzfristig angemietete Safehouse betreten. 

Deine Kommentare hierzu passen unter A Tale So Far, Part IV [LINK].

Eine Beschreibung unserer Runner findest Du hier. [LINK]

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter ein Link und es wird im Glossary erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossary vorbei [LINK].

Bereit omae? Na dann los.

Sie öffneten das Tor des kleinen, schon seit Jahren nicht mehr funktionstüchtigen Lagerhauses in Redmond und fuhren mit dem Toyota Coaster bis direkt hinein. Nachdem Shark Finn das Tor geschlossen und den schweren Riegel vorgelegt hatte, schaltete er den Generator ein. Das Licht ging an. 

Gut ein Dutzend Matratzen lagen in einer Ecke des Raumes. Vor dem mit Lack zu gesprayten, verstärkten Fenstern standen eine alte Couch, ein kleiner Tisch und vier Sessel, die alle schon bessere Tage gesehen hatten. Rechts an der Wand daneben befand sich ein länglicher Tisch auf dem eine Mikrowelle stand, die überraschender Weise nicht mal zwei Jahre alt war. Unter dem Tisch waren eine kleine Transportbox mit Lebensmitteln mit annehmbaren Haltbarkeitsdatum und ein Kühlbox mit Getränken wie Wasser, Bier und diversen Softdrinks bereit gestellt worden. 

Snowcat kontrollierte das kleine Bad mit Waschbecken und WC. Die Becken waren verstärkt und es gab diverse Metahuman-Adjustments, welche man aufsetzten konnte. Alles nicht gerade hygienisch, aber dennoch annehmbar.

Erst nachdem Snowcat und Shark Finn das Lagerhaus kontrolliert hatten, durfte Tuareg aus dem Wagen aussteigen. Der Elf ließ sich bäuchlings auf eine der Matratzen fallen, seine Roben waren schmutzig und am Rücken blutdurchtränkt. 

Shark trug die bewusstlose Badpenny zu einer anderen Matratze und legte sie dort vorsichtig ab.

Snowcat half TriXhot beim Aussteigen. Die junge Frau beschwerte sich, war dabei aber nicht unfreundlich, „Ehrlich Snowcat, mit geht es schon viel besser und ich kann das schon allein. Ich bin ein großes Mädchen.“

Snowcat lächelte beschwichtigend, „Dass Du dich besser fühlst liegt an dem Cocktail aus dem Medkit, den ich Dir verabreicht habe. Ich weiß, dass Du alleine laufen kannst. Darum geht es auch gar nicht. Ich will nur nicht, dass eine der Schrapnellen sich tiefer in Dich bohrt, darum solltest Du Dich so wenig wie möglich bewegen, bis ich sie alle rausgezogen habe.“

TriXhot nickte, dabei fiel ihr der rote Pony ins Gesicht, den sie hoch pustete und dann hinter ein Ohr strich. 

Snowcat half TriXhot sich vorsichtig sitzend auf einer Matratze nieder zu lassen, die Splitter am Po hatte sie bereits im Auto entfernt. Dann zog die Elfe Chirurgen-Handschuhe über, betrachtete skeptisch die Pinzette und entschied sich lieber für die Zange ihres Muli-Tool-Messers.

Während sie Splitter um Splitter entfernte, meldete Snowcat sich bei Steel, um ihm mitzuteilen, dass sie jetzt sicher im Safehouse angekommen waren und sie alles weitere später erzählen würde. Jeder Schrapnell-Splitter landete mit einem ,Kling‘ im Plastikteller. Sie zählte 89 Stück. 

„Mist, ich dachte wir schaffen es über 100,“ kommentierte TriXhot locker, „Ich wollte erst noch wetten. Zum Glück habe ich das nicht gemacht.“ Snowcat lächelte, das Mädchen war einfach wunderbar und verlor nie ihre gute Laune.

Nachdem Snowcat TriXhot geholfen hatte sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen, versorgte sie die zahlreichen kleinen Schnittwunden. Im Anschluss zog TriXhot sich wieder an, denn blutverschmierte, löchrige Klamotten waren besser als gar keine. Sie schob ihre beiden Pistolen unter das Kopfkissen und schloss die Augen.

Für das Entfernen der Schrotkugeln aus Tuaregs Rücken reichte die Pinzette. Selbstverständlich hatte der Elf seine Gewänder dafür öffnen müssen. Das verhalf Snowcat zu der Gelegenheit einen Blick auf dessen Rücken zu werfen, der mit kunstvollen Schlangen-Tattoos verziert war. Die wenigen tiefen Einschläge der Geschosse waren schnell gesäubert. Danach behandelte Snowcat die runden Prellungen mit einer Mischung aus dem Medkit. 

„Ich glaube, wir können noch Verstärkung gebrauchen, dann könnt ihr zwei euch auch entspannter gesund schlafen.“, meinte Snowcat im Anschluss an ihre Behandlung. „Ich dachte da an FTW, laut ,UC-Net‘ ist er verfügbar.“

Badpenny stöhnte. Offenbar kam die Frau zu sich. Snowcat ging zu ihr rüber und sprach mit beruhigender Stimme auf sie ein, „Hallo Badpenny, mein Name ist Snowcat und Ihre Tochter Eliza hat uns geschickt, um Sie zu suchen. Wir haben Sie befreit und befinden uns nun in einem Safehouse in den Redmond Barrens. Haben Sie mich verstanden?“

Badpenny brummte, „Ja!“ und fasste sich dann mit einem schmerzerfüllten Stöhnen an den Kopf.

Snowcat fuhr in der selben Tonlage fort, „Gut, dann würde ich Sie jetzt gerne schnell untersuchen und im Anschluss gebe ich Ihnen etwas gegen die Kopfschmerzen.“

Badpenny ließ die Untersuchung über sich ergehen. Der Zwerg war getasert und drangsaliert worden, aber bis auf Prellungen und den klassischen Symptomen einer Verletzung durch Strom, ging es ihr gut. Snowcat verabreichte ihr den medizinischen Cocktail und reichte ihr dann die Brosche, die sie von Eliza als Erkennungszeichen bekommen hatte. 

Badpennys Züge hellten sich auf, als sie das Schmuckstück erkannte. „Geht es ihr gut?“, fragte sie mit der untrügerischen Zuneigung einer Mama oder jedenfalls glaubte Snowcat, das dem so war.

Snowcat nickte, „Ja, es geht ihr gut, noch besser wird es ihr allerdings gehen, wenn Sie kurz mit ihr sprechen. Ich hab die Nummer bereits gewählt. Sie müssen nur auf den Hörer drücken.“ Snowcat hielt der Frau ihr Commlink hin und zog sich ein wenig zurück, um Badpenny ihre Privatsspähre zu lassen.

Snowcat ging zu ihren Kollegen, „Ich dachte also, dass wir FTW ins Boot holen, wenn Johnson einverstanden ist ihn zu bezahlen.“ Sie schmunzelte kurz, „Und wenn nicht, dann holen wir ihn trotzdem und teilen das Geld anders.“

So wirklich gefragt hatte Snowcat nicht, denn eigentlich hatte sie schon entschieden FTW als Verstärkung zu ordern, doch der Form halber blickte sie die anderen Drei an. Sie nickten und Tuareg meinte, „Das ist eine sehr gute Idee.“

Badpenny hatte Snowcats Commlink in der Hand, ihre Augen waren von dem Gespräch mit ihrer Tochter noch ganz feucht. „Danke! Danke für Alles.“, sagte sie aufrichtig.

Snowcat lächelte, „Gern geschehen! Natürlich haben wir nur unsere Arbeit gemacht, aber manchmal ist einem das Ergebnis lieber, als andere Male. Wissen Sie schon wie es weiter gehen soll?“

Badpenny nickte, „Wenn ich noch mal das Comm benutzen darf, dann rufe ich Freunde an, die holen mich hier ab und bei denen tauche ich dann unter. Ich bin übrigens Badpenny, ohne Sie und so.“

Snowcat nickte und koppelte das mit einem freundlichen Lächeln, „Gut, Badpenny, dann ruf Deine Freunde an und ruh Dich im Anschluss noch aus, man hat Dir eine gewaltige Portion Taser verpasst.“

Als Snowcat ihr Commlink wieder hatte, zog sie sich ein wenig zurück, um mit Alexander Tintagel zu sprechen. Es war jetzt kurz nach Mitternacht. Vor dem dritten Signalton nahm Tintagel ab, das Bild war an. Er lächelte, „Snowcat, guten Abend.“

„Guten Abend Mr. Johnson.“, er schmunzelte als sie das sagte, „Ich rufe an, weil ich gerne ein Teammitglied nach nominieren möchte und wissen wollte, ob Sie bereit sind dies zu finanzieren.“

Sein Gesichtsausdruck wurde ernst, „Ein Teammitglied? Generell spricht nichts dagegen. Ich müsste natürlich erstmal wissen wofür Sie noch jemanden benötigen?“

„Es gab einen kleinen Zwischenfall, wir mussten uns aufteilen, wobei zwei Teammitglieder verletzt wurden, falls wir uns noch mal trennen müssen, hätte ich gern weitere Muskeln zu Verfügung.“

Tintagel neigte den Kopf leicht und zog die Augenbrauen etwas zusammen, „Geht es Ihnen gut? Brauchen Sie Hilfe?“

Snowcat schüttelte den Kopf, „Danke, es geht mir gut und wir haben soweit alles wieder unter Kontrolle, obwohl noch nicht alle wieder völlig fit sind.“

„Gut. Dann erzählen Sie mir jetzt bitte, was passiert ist.“

Snowcat zögerte uns sagte dann, „Es ging nicht um Eliza selbst, sondern um ihre Mutter. Es gab eine Drohung gegen sie.“, Snowcat machte ein Pause, in der Hoffnung, dies würde Tinatgel reichen. Doch dem war nicht so.

„Snowcat sprechen Sie bitte!“

Snowcat seufzte innerlich, fasste dann aber im freundlich professionellen Ton die relevanten Dinge zusammen.

Tintagel blieb ernst und fragte nach, „Wenn ich das richtig verstanden habe, dann haben Sie die Mutter bereits befreit und befinden sich in einem Safehouse?“

Snowcat betätigte, „Genau so ist es.“

„In Ordnung, ich bin bereit für das zusätzliche Teammitglied zu bezahlen. Und Sie brauchen wirklich keine Hilfe?“

„Nein vielen Dank.“, Snowcat fügte ein zartes, mädchenhaftes Lächeln hinzu.

Tintagel lächelte zurück, „Wenn noch irgendetwas ist, dann können Sie mich jederzeit anrufen. Auch wenn Sie etwas brauchen. Vergessen Sie das bitte nicht. Bis bald.“

Snowcat nickte und blickte ihm über die Kamera in die Augen. „Bis bald!“, dann beendete sie die Verbindung, um sofort im Anschluss FTWs CommID zu wählen. 

Auch FTW nahm schnell ab. Er hatte wirklich Zeit und erklärte sich bereit, sich sofort auf den Weg zu machen. Sie nannte ihm die Adresse des Safehouses und fügte hinzu, „Das hier ist ne miese Gegend, aber Du musst ordentliche Kleidung, wie einen Anzug einpacken, denn nachher im Hotel und in den nächsten Tagen wirst Du ihn brauchen.“

„Copy.“

Zwanzig Minuten später meldete er sich per Kurznachricht an und weitere drei Minuten später traf der Latino-Ork im Safehouse ein. Snowcat setzte ihn genau über den Job und die Entführung von Badpenny ins Bild, wobei sie die Tatsache ausließ, dass Tintagel ihr Auftraggeber war. FTW stellte gezielte Zwischenfragen und hatte sofort Vorschläge für das weitere Vorgehen.

Tuareg fragte Badpenny noch, ob sie relevante Informationen habe, die ihr während ihrer Gefangennahme aufgefallen sein konnten.

Badpenny überlegte und meinte dann, „Einen Namen habe ich gehört, den Anführer haben sie Zane genannt.“

Kurz nach 5.00 Uhr früh wurde Badpenny von ihren Freunden abgeholt und die Runner brachen ihre Zelte im Safehouse ab. 

Sie beeilten sich mit der Rückkehr ins Hotel, um noch vor dem ersten Ansturm auf das Frühstücksbuffet möglichst ungesehen durch andere Gäste zurück auf die Suite zu kommen. Sie alle sahen nicht wie die Bewohner eines Luxushotels aus und TriXhot und insbesondere Tuareg waren in der Form nicht vorzeigbar. 

Gegen 5.45 Uhr trudelten sie im Hotel ein. Für alle war noch genügend Zeit sich umzuziehen. Tuaregs Roben waren hinüber. „Willst Du sie gleich verbrennen oder später?“, fragte Snowcat mit einem zarten Schmunzeln auf den Lippen, als sie ihren CatSuit noch einmal auf Flecken und Geruch checkte.

„Am liebsten gleich, aber ich hab kein Gefäss dafür.“, antwortete Tuareg locker.

Steel zeigte auf den Tisch, „Da ist ein Aschenbecher.“

Snowcat musste lachen, „Leider passen die Roben da niemals rein.“

„Nach dem Verbrennen schon.“, kommentierte Blood.

Blood, Steel und FTW würden heute Morgen die erste Wachschicht übernehmen, die anderen vier würden erst beim ersten Außentermin hinzustoßen, das gab ihnen weitere Zeit sich auszuruhen, die Tuareg und TriXhot auch brauchten, um völlig zu genesen.

TriXhot schlief bereits im Bett und Tuareg hatte es sich auf der Couch bequem gemacht. Als Snowcat sich ins Schlafzimmer verabschiedete, diskutierten Blood, Steel, Shark Finn und FTW seit einigen Minuten über die Ereignisse der letzten Tage. 

Snowcat schloss leise die Tür, hörte aber noch wie Blood fragte, „Hat Snowcat Dir eigentlich erzählt, dass Tintagel der Auftraggeber ist?“ 

Snowcat zuckte hinter im Schlafzimmer mit den Schultern, eigentlich war was nun kam nicht wichtig, dennoch hörte sie noch einen Moment zu.

Die Überraschung klang in FTW‘s Stimme mit, „Nein, das hat sie nicht.“ Er machte eine längere Pause und fuhr dann fort, „Seid ihr euch sicher, dass der Job dann keine Falle ist und Tintagel sich rächen will?“

„Wäre das nicht ein ziemlich komplizierter Plan mit unberechenbarem Ausgang?“, fragte Shark Finn.

„Naja, vielleicht. Aber Metamenschen machen oft komplizierte Pläne und Elfen sind doch bekannt dafür, dass sie schlechte Verlierer sind.“, meinte FTW darauf.

Steel sagte, „Ach ich weiß nicht. Blood ist eigentlich ein ziemlich guter Verlierer.“

Shark Finn, FTW und auch Tuareg lachten. 

Blood verschluckte sich an seinem Kaffee, hustete und verkündete locker, „Stimmt, ich hab eigentlich kein Problem damit zu verlieren.“

„Siehste FTW!“, kam es darauf von Steel.

Shark fügte hinzu, „Außerdem guckt Tintagel Snowcat nicht so an, als wolle er ihr schaden, jedenfalls nicht im klassischen Sinn.“

Wie das Gespräch weiterging, hörte Snowcat nicht mehr, da sie sich neben TriXhot ins Bett gelegt hatte.

❅❅

Die nächsten drei Tage verliefen relativ ereignislos. Es gab keinerlei Zwischenfälle und Eliza erhielt nicht einmal weitere ernstzunehmende Droh-Mails. 

Irgendwann nachdem Steel auf einem Ausflug Waffen und die Vercyberten in der Metamenschenmenge markiert hatte, hatte er sich in Matrix nach Zane umgehört und folgendes herausgefunden: Vollständig hieß der Mann Gregory Zane. Ein Runner und Mensch Anfang 40, der als Generalist galt, also ein Mann mit vielen Talenten war. Er war verdrahtet und sollte schon viel für den Brackhaven-Clan gearbeitet haben. Offiziell diente er sogar als Spezialberater für den Gouverneur. Er galt als eiskalt. Hatte also weder Vorurteile, noch Bedenken. 

❅ 

Am Nachmittag des 25.10.2072, auf der Rückfahrt zum Hotel von einem Termin bei der Organisation Rights Of Metahumans klingelte Snowcats Commlink. Tintagel rief auf der Teamnummer an. 

Snowcat öffnete bereits nach dem ersten Klingeln die Verbindung. „Ja?“

„Hallo Snowcat,“ sagte Tintagel im geschäftsmäßig freundlichem Ton, „Das Security-Team ist jetzt da, wenn sie Zeit haben, dann können wir im Hotel die Übergabe und natürlich auch die Abrechnung machen.“

Snowcat überschlug im Kopf die verbleibende Strecke, „Wir kommen so ungefähr in 45 Minuten ins Hotel zurück.“, zur Sicherheit hatte sie 15 Minuten draufgeschlagen.

„Gut, dann in einer Stunde.“ Er beendete die Verbindung augenblicklich.

Snowcat gab die Information an das Team weiter.

Zurück im Hotel setzte sich Tuareg im Schneidersitz vor das Fenster im Wohnzimmer, damit er dieses gut einsehen konnte. 

Snowcat verabschiedete sich schon mal von Eliza, die ,Neuen‘ mussten die Worte ja nicht unbedingt mit anhören. Ferner sandte sie ihr eine der festen Teamnummer zu, „Wenn Sie einmal Hilfe oder aus anderen Gründen ein Team von Shadowrunnern brauchen, dann melden Sie sich einfach.“

Eliza lächelte warmherzig, „Danke, das mache ich und Snowcat, noch mal danke für alles, besonders für das schnelle Handeln als meine Mutter in Gefahr war.“

Dann packten die Runner ihr Zeug zusammen.

Als Tintagel die neue Mannschaft zur verabredeten Zeit anmeldete, bestand FTW darauf, dass Eliza sich ins Bad zurückzog, bis die anderen eingetroffen waren.

Es klingelte und Steel öffnete die Tür, nachdem er mit seinem Radar Ausschau gehalten hatte. 

Tintagel, gefolgt von 6 Metamenschen in Anzügen, trat ein. 

Erst nachdem FTW genickt hatte, ging TriXhot zum Badezimmer und klopfte, „Mrs.Bloom, ihr Besuch ist da.“

Tintagel begrüßte die Zwergin und stellte das fest engagierte Personal vor, dann bat er die Runner beiseite. Er nickte Snowcat zu und lächelte leicht. „Das war wirklich gute Arbeit. Haben sie ein Konto zur Transaktion bereit?“

Snowcat nickte und öffnete das entsprechende Fenster in ihrem Commlink.

Tintagel überwies die Summe und kommentierte das mit den Worten, „Wegen der Extraarbeit die Sie hatten, habe ich den verhandelten Betrag erhöht.“

Snowcat warf einen Blick auf die Summe. 30.000 NuYen pro Kopf, FTW eingeschlossen, das war fast das Doppelte von dem was ausgemacht worden war. Snowcat lächelte charmant, „Danke sehr.“

Tintagel holte kurz Luft, warf einen Blick auf sein AR-Display und machte dann folgende Ansage, „So ich habe jetzt noch einiges zu erledigen. Mein Auftraggeber möchte Sie gerne kennenlernen. Heute Abend 22.00 Uhr im Daisy Chain.“

Wow, was war denn hier los? Tintagel war Snowcat heute die gesamte Zeit über geschäftsmäßig vorgekommen, aber die letzten Worte eben waren schon als unterkühlt zu bezeichnen gewesen. Snowcat ließ sich nichts anmerken, schenkte ihm ein wunderbares Lächeln und sagte, „22.00 Uhr, im Daisy Chain. Verstanden.“

Tintagel nickte mit neutralen Gesichtsausdruck und zog ab. 

Merkwürdig, welche Laus war Alexander denn da über die Leber gelaufen? 

TriXhot sprach Snowcat an. „Alles in Ordnung?“

Snowcat lächelte leicht, „Ja, alles in Ordnung. Ich fand nur Tintagels Art eben etwas merkwürdig. Der Auftraggeber will uns heute Abend kennenlernen, lasst uns unser Zeug in die Wagen bringen und noch in eine Café fahren, dann erzähle ich euch etwas über das Daisy Chain.“

„Hmm,“ murmelte Blood, „ich bin mir nicht sicher, vielleicht hat Tintagel mit Sie auch nicht die Gruppe, sondern nur Snowcat gemeint.“

Worauf Steel sagte, „Was dann erst recht ein Grund für uns ist, Snowcat zu begleiten.“

Blood grinste kalt, „Du sagst es Kumpel!“

Snowcat saß frisch gebadet in Spitzenunterwäsche, die die Farbe von dunkler Bronze hatte, vor ihrem Frisierspiegel. Der BH war trägerlos. 

Sie hatte die extrem langen und dichten Wimpern dunkel getuscht und an die Spitzen glitzernden, bronzenen Lidschatten getupft. Mit einem Pinsel trug sie Kupferbraunen Lippenstift auf, der ihrem Mund einen schokoladengleichen Anblick verlieh. Ihre zarte, reine, perlweiße und feinporige Haut brauchte kein Make Up, aber ein Hauch von zartem Puder, der perfekt auf ihren Hauton abgestimmt und mit der Duftnote ihres Parfums bei Xander kombiniert worden war, konnte nicht schaden und sie verteilte ihn mit einem luftigen Pinsel über Wangen, Nase, Hals und Dekolletee. 

Ihr Haar war bis auf zwei Strähnen, die als Korkenzieherlocken links und rechts ihr Gesicht umrahmten, bereits kunstvoll hochgesteckt.  

Sie rief nach Henry. Der kleine Clown kam sofort herbei geschwebt und half ihr dabei die Kette mit dem Katzenanhänger möglichst eng um ihren Hals zu legen. Dann machte sie ein zum Kleid passendes Spitzenhalsband um und bat Henry ihr beim Anziehen des Kleides zu helfen.

Snowcat trat an eine Schublade, in der dutzende von Strumpfbändern lagen und suchte ein Paar aus, das gut zu dem Halsband passte und zog dann hauchzarte Seidenstrümpfe an, die nur unmerklich von ihrem Hauton abwichen. Auch so etwas konnte man bei Xander, dem begnandeten Schneider, Friseur und Make-up-Artist machen lassen. 

Sie würde heute das schwarz-bronzenes Minikleid aus Spitze des russischen Modelabels Karenina tragen, das nur limitiert aufgelegt worden war. Die Spitze war aus einem modernen Faden geknüpft worden, die dem Stoff einen metallenen Look verliehen. Das Kleid war schulterfrei und besaß extravagant geschnittene Ärmeln, die einen Schlitz hatten, der am oberen Ansatz begann und bis zur Mitte des Unterarms reichte. Die Ärmel wurden ab dem Ellenbogen weiter und reichten bis weit über die Fingerspitzen. 

Snowcat bat Henry ihr beim Schließen des Kleides zu helfen, da es für die zusätzliche Stabilität neben dem versteckten Reißverschluss mit kleinen Hacken und Ösen geschlossen werden konnte.

Als Henry mit dem Verschließen begann, wobei er das mit den weiß behandschuhten Fingern tat, fragte Snowcat, „Sag mal, weißt Du eigentlich, wie es Harlequin geht?“

Henry kratzte sich kurz am Kopf, „Wissen tue ich es nicht, aber ich kann es herausfinden.“

Snowcat lächelte, „Wenn es keine Umstände macht, dann finde es bitte heraus, es eilt nicht und ich brauche keine Details. Nur das Wissen, ob es ihm gut geht.“

Katze sprang auf den Frisiertisch und schnupperte an dem Puder, „Du putzt Dich aber fein raus, Elfenmädchen. Möchtest Du jemanden besonders beeindrucken?“

Snowcat überlegte kurz, „Vielleicht im Unterbewusstsein Katze, aber eigentlich mache ich das, weil es so unglaublichen Spass macht.“

Katze rümpfte das Näschen, „Das verstehe ich, Elfenmädchen. Du musst Dir übrigens keine Sorgen um Harlequin machen, er ist groß und kann auf sich selbst aufpassen. Es wird ihm schon gut gehen.“

Zu dem Kleid zog Snowcat bronzefarbene High Heels in Hammerschlag-Optik mit 13 cm Absatz an und sie wählte dazu eine Handtasche aus dunkelbraunem Leder mit goldenen Verschlüssen. 

Katze blickte skeptisch drein, „Atemberaubend Elfenmädchen, sie werden Dich alle bemerken und von Dir träumen, aber wo hast Du darunter die Panzerung versteckt?“

Snowcat zuckte mit den Schultern, „Da ist gar keine Panzerung. Aber der Mantel wird gepanzert sein, Katze.“

Katze gähnte, „Den Mantel wirst Du nur nicht immer anhaben. Mir ist das schon Recht, Elfenmädchen, vergiss das mit der Panzerung nur nicht, wenn irgendwo was los ist.“

Snowcat wollte Katze etwas erwidern, doch ihr Commlink lenkte sie davon ab. TriXhot meldete sich. Sie fragte Snowcat, ob sie heute Abend fehlen dürfe, da Doc sie gebeten hatte, sie zu begleiten und sie eh nicht unbedingt in einen Club wolle, in dem nur Elfen gern gesehen waren. 

Selbstverständlich war das kein Problem, schon gar nicht, da Doc gefragt hatte. 

Die Zeremonie des Ankleidens schloss Snowcat mit dem Auftragen ihres Parfums ,A Kiss Of Winter‘ ab. Sie nahm den Flakon in Form eines Eiskristalls aus seiner Schatulle und trug dann je einen Tropfen auf Dekolletee, beide Halsschlagadern und an den Pulsadern auf.

❅❅

Tarislar, das Refugium der Elfen in Puyallup, die niemals vorgehabt hatten, länger hier zu leben und dank all der politischen Irrungen und Wirrungen hier kleben geblieben waren. Puyallup war der verlassenste und verfallenste Bezirk des Seattle-Sprawls. Lone Star hatte den Bereich der Stadt schon vor Jahren aufgegeben. Tarislar besaß quasi eine eigene Regierung und diese hatte Knight Errant engagiert, um in Tarislar neben den Ancients noch eine richtige Polizei zu haben, die Recht und Ordnung aufrecht hielt. Tarislar hatte sich nach und nach gemausert und als vor ein paar Jahren dann Knight Errant den Kontrakt für den kompletten Sprawl bekommen hatten, waren sie geblieben, was dem Bezirk eine Menge Geld sparte und Knight Errant viele Sympathien dort einbrachte. Zu den Ancients, die Tarislar als ihren Seattler Heimathafen betrachteten und auf ihre Art für Recht und Ordnung sorgten, waren die Laésa gekommen und nach anfänglichen Revierstreitigkeiten hatte man sich auf ein fragiles Gleichgewicht eingelassen. Mitten in Tarislar lag das Daisy Chain.

Es hatte sich herausgestellt, dass FTW hierher gar keinen so weiten Weg hatte, er lebte ebenfalls in Puyallup, allerdings in Carbonado. Hier hatten die Orks über den ehemaligen Minen und der dazu gehörigen Industrie etwas ähnliches aufgebaut, wie die Elfen in Tarislar, auch wenn es ihnen nach Snowcats Geschmack nicht ganz so gut gelungen war, wie den Elfen. 

Shark, der jetzt wieder ein weißes Hemd und einen schwarzen Anzug trug, diesmal aber eine breite Krawatte im Hawaii-Look gewählt hatte, hatte sie abgeholt. Sie fuhren in Snowcats Panamera, dem Snowcat heute einen neongrünen Lack und grünes Licht in den Unterbodenröhren verpasst hatte. Sie war immer noch ein Ancient, würde es immer bleiben und durfte in den Farben fahren.

Sie waren um 21.30 Uhr vor dem Daisy Chain verabredet. Tuareg erschien mit Blood und Steel, FTW kam mit einem Taxi der Road Warriors, etwas anderes fuhr hier draußen nicht. Der Ork hatte einen neuen gut sitzenden schwarzen Anzug aus der Zoe Executive-Line und eine weißes, weit offenes Hemd an. Tuareg trug seine Roben. Steel hatte ein Hopper-Gedenk-Outfit angezogen. Er erschien in einer dunklen Hose, Cowboystiefeln, dunklem Hemd und String-Tie. Blood sah in seiner engen schwarzen Hose, seinem Blutroten T-Shirt, dass gelegentlich richtig zu Bluten begann und seinem schwarzen Leder-Jackett, nebst geputzten Combat-Boots sehr attraktiv aus. 

Die Schlange vor dem Daisy Chain war nicht besonders lang und sie stellten sich an. Obwohl von Snowcats Outfit noch nicht viel zu sehen war, wurde sie offen angestarrt. Kein Wunder, da drei ihrer Begleiter keine Elfen waren und man es von Tuareg nicht genau sagen konnte. 

Für die Ancients und die Laésa war das Daisy Chain neutrales Gebiet, sprich, niemand hatte hier das Sagen. Jeder durfte kommen, Party und Geschäfte machen und eigentlich fing niemand untereinander Streit an. Offiziell. Inoffiziell war der Club stark umkämpftes Gebiet, obwohl die Gäste und Betreiber wenig davon zu sehen bekamen. Alles was es an Drogen gab, wurde hier gekauft und verkauft. Am beliebtesten waren die erwachten Drogen und Tempo war immer noch ein Verkaufsschlager, auch wenn der Hype vom letzten Jahr nachgelassen hatte. 

Schwarz war unter den Gästenm die bevorzugte Farbe an Kleidung, mal mehr, mal weniger sexy. Piercings in alle Formen und Größen waren beliebte Accessoires. Das AR-Design des Elven-Neon-Goth-Clubs bestand aus einem alten gotischen Herrenhaus samt Höhle und dunklen Wäldern.

Vor dem Eingang standen zwei Elfen, die von zwei Trollen flankiert wurden. Sie beäugten die Nicht-Elfen skeptisch.

Snowcat lächelte und noch bevor sie etwas sagen konnte, begrüßte Tuareg die Rausschmeißer auf Sperethiel. Die nickten kurz und behielten dabei Steel, FTW und Shark Finn im Auge. 

Snowcat lächelte zuckersüß, „Sie gehören zu mir, sind meine Bodyguards.“

Eine der beiden Elfen nickte, woraufhin die Trolle den Weg freigaben. Drinnen wurde die melancholische Celto-Goth-Fusion-Music mit trauernden Violinen und Flöten deutlich lauter. Nicht, weil man sie draußen nicht hören konnte, sondern weil es so eingestellt war. Sie wurden aufgefordert ihre Waffen abzugeben, woraufhin FTW eine Pistole in den kleinen Container legte. 

Als Snowcat an der Garderobe ihren Mantel auszog, starrten sie wieder alle an und diesmal hatte niemand einen Blick für ihre Begleiter übrig. Das Mädchen an der Garderobe blieb für einen Moment regungslos stehen, bevor sie Snowcat den TAG zusandte. 

Sie hatten erst wenige Schritten in den noch nicht allzu vollen Club getan, als Alexander Tintagel schon auf sie zukam. Er hatte in der Nähe des Eingangs nach ihnen Ausschau gehalten und sie waren nun mal schwer zu übersehen. Tintagel war in einen zur Szenerie passenden schwarzen Anzug und ein schwarzes weites Hemd gekleidet.

Als Snowcat näher kam, ging für einen winzigen Augenblick ein Zögern durch seine Körpersprache, das davon zeugte, dass er sehr wohl beeindruckt von ihrem Äußeren war. Er lächelte sogar wieder als er sagte, „Ich freue mich sehr, Sie zu sehen.“ Er machte eine einladende Geste mit dem Arm, „Bitte, dort entlang.“, und führte sie in eine der schlechter einzusehenden Nischen im ,Wald‘.

Ein Elf mit brauen Haaren, braunem Bart und unglaublich grünen Augen erhob sich und sagte mit schmeichelnder Stimme, „Ich bin sehr erfreut Sie kennen zu lernen.“. Er gab Snowcat die Hand, deutete auf dem Platz neben sich, wartete, bis sie sich gesetzt hatte und setzte sich dann selbst wieder. Tintagel nahm auf der anderen Seite von Lugh Surehand Platz, denn es gab keinen Zweifel, dass es sich bei dem Elfen um den Ex-Hohe Prinzen von Tir Tairngire handelte oder zumindest um einen guten Klon von ihm.

Blood, Steel und Tuareg setzten sich ebenfalls. Shark stellte sich hinter Snowcat und FTW bezog neben ihm Position. 

Surehand sah wie beiläufig zu Shark Finn auf und meinte dann, „Ich bin sicher, dass die Couch auch das Gewicht eines Fomori trägt.“

Shark nahm das zur Kenntnis. Und blieb stehen, ebenso wie FTW.

Eine Bedienung im kurzen Goth-Outfit kam und nahm ihre Bestellungen auf. Vor Surehand und Tintagel stand eine Flasche mit KéValan Frunte, einem elfischen Brandy, nebst zweier Gläser. Surehand lächelte Snowcat an, deutete auf die Flasche und meinte, „Wenn jemand möchte?“

Snowcat lächelte strahlend, „Oh ja, sehr gern. Danke.“ 

Surehand sah das Mädchen an. „Noch ein weiteres Glas bitte.“, Er blickte kurz in die Runde und da niemand reagierte, beließ er es bei der Bestellung.

Shark und Tuareg bestellten elfisches Wasser, Steel und Blood dunkles Bier. FTW fragte nach einem Tee, den sie hier leider nicht hatten und darum nahm er ebenfalls ein Wasser. 

Lugh eröffnete das Gespräch, „Das in den letzten Tagen war wirklich sehr gute Arbeit. Die Mutter wurde entführt, bitte erzählen Sie davon!“

Snowcat war ein wenig überrascht. Der Mann neben ihr fragte nach Details, die den Job betrafen und wechselte nach wenigen Worten ins Sperethiel. 

Snowcat stand ihm Rede und Antwort, jedenfalls so gut es ging ohne etwas über ihre eigenen Leute zu verraten und als sie ihre Antworten auf Sperethiel gab, verlieh sie seiner deutlich gehobenen Position mit der richtigen Deklination Ausdruck. Für solche Dinge war die Sprache perfekt. Ihr gutes Sperethiel quittierte Surehand mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck. 

FTW fragte per Commlink, ,Spricht jemand Sperethiel?‘ Steel, Shark Finn und Blood verneinten. Einen Augenblick später kam die schriftliche Nachricht von Tuareg, ,Ich spreche Sperethiel und werde zumindest den Inhalt des Gespräches zusammenfassen.‘

Die Nähe gab Snowcat die Chance den Mann neben sich näher zu betrachten. Ein Elf mit Bart war etwas sehr ungewöhnliches und Lugh Surehand war sicher sehr attraktiv. Aber seine klaren, unglaublich grünen Augen, waren ein wenig zu stechend, um anziehend zu sein und seine geschwungenen, männlichen Lippen waren eine Spur zu schmal, um sympathisch zu wirken. Neben Snowcat saß ein Elf, dessen starke, machthungrige Aura man mit jedem Atemzug spüren konnte. Dieser Mann war es gewöhnt Befehle zu erteilen, die jedermann widerspruchslos ausführte. Er war Politiker genug, um Höflichkeit, gute Manieren und sogar einen gewissen Charme an den Tag zu legen, aber ihm fehlte dabei jegliche Freundlichkeit.

Snowcat hatte weder ein Problem mit seiner Einstellung, noch mit seiner Art. Dennoch verzichtete sie völlig darauf, mit ihm zu flirten. Sie sprach mit Respekt und mit Charme, sie zeigte sich von ihrer besten Seite und achtete besonders auf eine perfekte, feminine Haltung, lies jedoch jeden überflüssigen Augenaufschlag, Spiel mit dem Haar und jede Neigung des Kopfes weg.

Die Bedienung brachte die Getränke und Surehand goss Snowcat ein und sich nach. Sie prostete ihm zu und trank einen Schluck, der Brandy schmeckte wirklich himmlisch.

„Wissen Sie denn, wer für die Entführung von Badpenny verantwortlich war?“, fragte Surehand nach. 

Snowcat zögerte und erklärte dann, „Wir haben einen Mann namens Gregory Zane ausgemacht, der anscheinend für Gouverneur Brackhaven arbeiten soll, aber genaueres wissen wir nicht.“

„Hmm. Schade, dass Sie Zane nicht gleich mitgebracht haben.“ Lugh sah ihr in die Augen, doch das war kein Flirt und auch nicht der Versuch Nähe aufzubauen, das war pures abscannen und beobachten. 

Snowcat hielt seinem Blick stand und erwiderte, „Nun, ich glaube auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen.“ Um ihren Blick zu lösen, trank sie ein Schluck von ihrem KéValan Frunte.

Surehand lehnte sich ein wenig zurück und meinte, „Das ist nun schon das zweite Mal, dass sich unsere Wege kreuzen.“

„Wenn Ihr bei der Jagd nach dem Artefakts auch der Auftraggeber ward, dann ist es wohl so.“

Er seufzte leicht, „Und das Artefakt befindet sich wirklich nicht mehr in Ihrem Besitz?“, wieder scannte er Snowcats Reaktion.

Sie schüttelte den Kopf, „Nein tut es nicht, denn wir haben es kurz nach der Übernahme übergeben.“

„Wissen Sie etwas über das, was Sie da bei sich hatten?“

Snowcat zögerte und sagte dann, „Über den Shroud Of Shadows? Nur was man eben so an Gerüchten hört.“

In der Andeutung einer Überraschung zog Surehand eine Augenbraue hoch. „Oh, Sie kennen sogar den Namen des Artefakts. Was hört man denn so?.“

Snowcat lehnte sich ebenfalls zurück, öffnete ihre Haltung und wandte sich ihm mit ihrer kompletten Körpersprache zu, „Zu allererst einmal soll es nach dem Dunkelzahn Testament aufgetaucht sein, der es nach seinem Tod Aidan vermacht hat, mit dem Zusatz, er hoffe, dass es ihr Temperament kühle.“

Er nickte leicht beeindruckt, „Das ist korrekt. Sie machen ihre Hausaufgaben. Und wieso tauchte es dann auf dem Markt auf, wissen Sie das auch?“

„Nicht wirklich. Wir haben es den New Knight Templern abgenommen und ich habe keine Ahnung, wie sie daran gekommen sind. Allerdings sollen sowohl Hestaby, als auch Aidan danach gesucht haben.“

„Sie sind gut informiert. Haben sie ihre Informationen aus erster Hand?“

Snowcat lächelte und achtete darauf Lugh weiter völlig zugewandt zu sein, „Wenn Ihr damit meint, ich könnte im Auftrag von Aiden oder Hestaby gearbeitet haben, dann ist die Antwort nein. Meines Wissens bin ich auf keinen der beiden jemals persönlich getroffen.“

Lugh schmunzelte leicht. „Hat der Shroud Of Shadows ihrer Meinung nach denn eine beruhigende Wirkung?“

Snowcat nickte, „Soweit ich es beurteilen kann, ja.“

„Ich bin von Ihrer Leistung wirklich beeindruck, wenn Sie vieles davon selbst herausbekommen haben, dann umso mehr. Darum möchte ich Ihnen ein Angebot machen.“

Snowcat lächelte breit, „Oh, das freut mich zu hören.“

Surehand erklärte, „Ich würde mir Ihre Fähigkeiten gerne für die Zukunft sichern. Darum würde ich Ihnen eine Art Bereiststellungsgebühr bezahlen. Ich weiß, dass UC ein sehr großes Team ist. Ich zahle ihnen 5000¥ pro Teammitglied und zwar jeden Monat.“ 

Was hatte er da eben gesagt? Er wollte jeden Monat knapp 100.000Y dafür zahlen, dass sie bereit standen, wenn er einen Job für UC hatte? 

„Sie dürfen andere Jobs machen, da sie so groß sind, ist das Erledigen von mehreren Runs ja kein Problem und die Aufträge von mir sind nur an eine Bedingung gekoppelt.“

Egal welche Bedingung, das Angebot war unglaublich, dennoch fragte Snowcat ruhig, „An welche?“

„Sie sind immer in dem Team dabei, das meinen Auftrag erledigt.“

Nun war Snowcat für einen Moment sprachlos, „Ich fühle mich geehrt und danke Euch, aber ich glaube, wir können das Angebot gar nicht annehmen.“

Unglaube erschien auf Surehands Gesicht, wahrscheinlich wurden seinen Angebote nicht oft abgelehnt, „Was, warum nicht?“

Snowcat warf mehrere Argumente ins Feld und Surehand hatte jedes Mal eine Antwort.

„Was ist, wenn ich mich am anderen Ende der Welt befinde?“- „Dann reisen Sie an und die anderen können den angefangenen Job ohne sie weiter machen. Das Team ist dafür groß genug.“

„Und wenn UC gerade an dem selben Fall für einen anderen Auftraggeber dran ist?“- „In diesem Fall dürfen Sie den Auftrag ablehnen.“ 

„Ich muss mich erst mit den anderen besprechen. Ich kann das nicht allein entscheiden.“- „Wenn Sie sich dafür entscheiden, werden die anderen sicher nichts einzuwenden haben.“

„Wenn es darum geht, dass Ihr einen Auftrag habt, beidem wir das beschaffen müssen, was wir gerade zuvor für jemand anderen beschafft haben, könnte ich den Job nicht machen.“ - „Ich verspreche ihnen, dass es mir nicht darum geht Sie Dinge ein zweites Mal für mich beschafften zu lassen!“

So ging es eine ganze Weile. Tuareg übersetzte sporadisch und die immense Summe ließ er aus. 

Snowcat wollte gerade ein weiteres Argument nennen, als sie sich anders besann, „Ich möchte mich jetzt nicht in weiteren Vertragsverklauselleien verlieren. Ich habe einfach ein ungutes Gefühl dabei. Wenn Ihr mich und UC engagieren wollt, dann fühle ich mich gegehrt, aber meine Antwort auf dieses großzügige Dauer-Angebot lautet nein.“

Tintagel wirkte sehr amüsiert. Snowcat würde es nicht wundern, wenn Surehand ihm heute Abend noch 20Y zahlen musste, weil er eine Wette verloren hatte.

Surehand seufzte, „Das ist sehr schade. Aber vielleicht ist das ja auch etwas, worüber Sie noch schlafen müssen. Besprechen Sie sich mit ihren Teamkollegen und dann sehen wir uns wieder. Sagen wir morgen um die selbe Zeit hier?“

Sie nickte, „Also gut, so machen wir es.“ Er wollte sich nicht gleich geschlagen geben? Nun, diesen kleinen Sieg konnte sie ihm lassen und morgen erneut nein sagen. Sie lächelte ihn an, „Würdet Ihr vielleicht noch mit mir tanzen? Oder tanzt Ihr nicht?“

Surehand hatte diese Frage anscheinend wirklich überrascht und er meinte freudig, „Oh ja, sehr gern.“ 

Er lächelte und Snowcat hatte plötzlich das Gefühl gerade in eine seiner Fallen getappt zu sein.

Ganz Gentleman geleitete er sie bis zur Tanzfläche. Shark Finn und FTW stellten sich an den Rand und behielten sie im Auge.

Wenn Snowcat jetzt gedacht hatte, Surehand würde mit seinen Verhandlungen fortfahren wollen, so hatte sie sich geirrt, denn sie musste gar auf ein anderes Thema lenken. Surehand fragte, „Haben sie in Florenz eigentlich den Dom besucht?“

Beinah hätte Snowcat die Selbstkontrolle verloren. Wie kam er denn jetzt darauf? Er schien offenbar zu wissen, dass sie in Florenz gewesen war. Um genau zu sein, war sie dort vor gut 5 Monaten mit Johnny Spinrad gewesen.

Sie versuchte ihren Besuch nichts abzustreiten, es war nichts Verwerfliches daran schon einmal in Florenz gewesen zu sein, „Oh ja, Wirklich wunderschön und auch historisch ein bedeutender Ort, nicht einfach nur, weil es eine Kathedrale ist.“

„Was halten Sie von dem Deckenfresko?“

Sie sprachen nun über Kunst, Surehand stellte gezielte Fragen und Snowcat wurde das Gefühl nicht los, einem Test unterworfen zu werden. Doch zumindest war Surehand ein guter Tänzer und er kannte sich mit Kunst und Kunstgeschichte aus.

Zurück am Platz leerte Snowcat mit Genuss ihr zweites Glas KéValan Frunte und dann machten die Runner sich bereit zum Aufbruch. 

Als Snowcat aufstand, erhoben sich Surehand und Tintagel, „Bis morgen.“

Snowcat lächelte eines ihrer besten Lächeln, „Bis morgen.“

Nach zwei Schritten meinte Blood über Commlink, „Ich brau einen Sperethiel Chip. - Und Knoten in der Zunge, Snowcat?“

Steel erwiderte „Darum würde ich mir viel weniger Sorgen machen, Snowcat scheint ja mit dem Gebrabbel gut klar zu kommen. Viel wichtiger finde ich...“

Ein greller Lichtblitz erleuchtete den Club.

Das war zu grell gewesen um ein Special-Effekt zu sein. Es war von hinter ihnen gekommen.

Von Blood kam sofort, „Vier Männer, bewaffnet. Ich charge.“

Snowcat drehte sich um, Tintagel und Surehand hatten die Arme schützend vor die Gesichter gehoben, im Moment schienen sie blind zu sein. Vier Männer, um genauer zu sein Elfen in Mänteln, zogen Waffen. Zwei bewegten sich auf den Ex-Hohe Prinzen und seinen Paladin zu. Zwei hatten Blood bemerkt der auf sie zu rannte, änderten ihre Absicht und drehten sich zu ihm um. Steel war bereits ebenfalls auf dem Sprung. 

Snowcat rief mit lauter und klarer Stimme, die den Lärm im Club mühelos durchdrang, „Erste Ziele vier Elfen auf 3 Uhr, bewaffnet. Schützt Surehand und Tintagel, bringt sie durch Hintertür raus.“

Snowcat sah noch, wie Blood auf den ersten der beiden Angreifer einschlug, die Sporne an Knie und Ellenbogen ausgefahren. Er nagelte ihn beinah am Boden fest. Steel tackelte seinen Gegner offenbar einfach.

Dann hob Shark Finn Snowcat hoch, presste sie an sich und trug sie in Richtung Ausgang. Rennend. Snowcat konnte über die Schulter des Fomori nach hinten blicken. Noch konnte sie die anderen sehen, aber nicht mehr lange. „Shark, was machst du? Wir müssen zurück.“ 

Shark nahm das zur Kenntnis. Und lief weiter.

❅❅❅

Man dieser Surehand ist vielleicht ein komischer Typ. Unsympathisch. Aber wenigstens will er Snowcat nicht an die Wäsche, der Trottel. Kann ich gar nicht verstehen. Wie sie diesen Brandy genossen hat, davon wurde mir schon ganz heiß.

Blöd, dass ich keinen Sperethiel Chips hab. Tuaregs Übersetzungsstichworte waren ja eher Mau. 

Von Steel kommt über den internen Kanal, ‹Tritt mal ein Stück beiseite, Du kannst Snowcat gar nicht richtig sehen.›

Ich mach, was er sagt, ‹Jetzt kannst Du sie aber nicht sehen.›

‹Egal, ich hab mehr davon, wenn Du ihr auf den Hintern glotzt.›

Gleichzeitig sag ich über den Teamkanal, „Ich brauch einen Sperethiel Chip. - Und Knoten in der Zunge, Snowcat?“

Steel antwortet, „Darum würde ich mir viel weniger Sorgen machen, Snowcat scheint ja mit dem Gebrabbel gut klar zu kommen. Viel wichtiger finde ich...“

Flash! 

Da hat aber jemand eine große Kamera mit mächtigen Blitz. Die Reflexe flutschen und ich drehe mich um. 

Vier Typen in Mänteln, die nach ihren Waffen greifen. Ich bin noch in Sichtweite , ihr Penner, also geht das auch gegen mich. Nach einer Woche aufpassen endlich mal die Spannung abbauen. Ich sags an: „Vier Männer, bewaffnet. Ich charge.“

Zu Steel mein ich, ›Na denn mal los, ich nem den ersten, du den zweiten in der Reihe.‹ 

Da trudeln auch schon weitere Informationen von Steel ein, ich steh auf unseren direkten Draht zueinander. ‹Copy, aber denk dran, die wollen dem Surehand ans Leder, das sind sicher keine Luschen.›

‹Tja, ihr Pech, dass sie nicht gewartet haben, bis wir raus sind.›

Ich fahre meine Sporne aus. 

Snowcats glockenklare, weiblich sexy Stimme erhebt sich über den Lärm des Clubs. „Erste Ziele vier Elfen auf 3 Uhr, bewaffnet. Schützt Surehand und Tintagel, bringt sie durch Hintertür raus.“

Na meinetwegen auch das. Trotzdem renn ich auf den ersten Gegner zu. Die Fragger schalten an Brust und Rücken Flashpacks ein. Hab Kontaktlinsen drin, die mich nicht völlig blind werden lassen. Spring den ersten an und decke ihn mit einer Serie von Schlägen und Tritten ein und ramme ihm den Sporn am Ellenbogen durch den Hals. Der steht nicht wieder auf.

Steel macht nen Footballmove, tackelt seinen Gegner und fährt ihn gegen die Wand. Die Luft zischt laut durch dessen Lungen auch der steht nicht wieder auf.

‹Sharky bringt Snowcat hier raus. Ich glaub sie will nicht.›, meint Steel da.

‹Cool. Ob sie will oder nicht ist uns egal. Hauptsache unser Kätzchen ist in Sicherheit. Kann hier gleich unübersichtlich werden.›

FTW rennt auf den dritten Elfen-Fragger zu, sein Schlag sitzt, aber der Typ ist nicht schlecht und sticht dem Ork mit seinem Messer in den Rücken. Nicht schön. 

Ein Zauber von Tuareg trifft den vierten Angreifer. Mit gebrutzeltem Hirn fällt der zu Boden. 

‹Ich nehm Tintagel, du die Ex-Hoheit“, da rennt Steel schon los, packt Tintagel an der Taille und schiebt. Tintagel zuckt erst, wehrt sich dann aber nicht.

‹Copy, komme gleich, helf‘ nur noch FTW.“ 

Im Vorbeilaufen hau ich dem Kerl von FTW die Beine weg, er knallt auf den Boden, Luft entweicht aus seinen Lungen, naja ihr kennt das ja. „Hier Chummer, mach ihn fertig.“

Was FTW dann auch tut. 

Ich hüpf also zu Lugh rüber, ‹Hatte ich schon gesagt, dass ich den unsympathisch find.›

‹Ja, an die 50 Mal oder so.›

‹Doch so oft. Dann kann ich ihn wohl wirklich nicht leiden.›

„Surehand, unsere Lady hat gesagt, ich soll Sie hier rausschaffen. Also nicht wehren jetzt. Einverstanden?“ ‹Ja, wenn ich jetzt den Sperethiel Chip gehabt hätte.›

‹Hättest du trotzdem Englisch mit ihm gesprochen.›

‹Du sagst es Kumpel.›

Endlich sind die Worte bei Surehand eingeklickert und er nickt. „Einverstanden.“

Ich dreh ihn, schirm ihm mit meinem Körper ab und in einer Mischung aus Schieben und Tragen ab mit ihm zum Hinterausgang.

‹Kommt ihr auch endlich?›, meint Steel, der am Durchgang zu den Erfrischungsräumen mit Tintagel auf uns wartet. 

Inzwischen ist im Club jede Menge Geschrei losgegangen.

‹Wahrscheinlich isst Lugh auch jede Menge Schokotörtchen und jetzt haben wir es doppelt schwer.›

‹Ach so. Na dafür seid ihr schnell.“

Von FTW kommt über Commlink, „Tuareg ist besessen. Er greift mich an.“

‹Ach nee, nicht so ne Scheiße schon wieder.›

Steel lacht, ‹FTW soll solche Sachen öfter sagen, so hört man. Aber wir haben ja nenn Auftrag.›

‹Genau. Weiter geht‘s.› 

Wir kommen am Hinterausgang an.

Zuckerkätzchen meint, „FTW, sieh zu, dass Du aus möglichen Sichtfeldern verschwindest, nicht, dass Du auch besessen wirst.“

FTW: „Copy.“

Steel sagt laut, „In der Gasse sind auch zwei, ein Elf und zwei hundeähnliche Kreaturen, und zwar große Hunde.“

Surehand fängt an zu brabbeln, „Ich kann jetzt wieder sehen, lassen Sie mich runter!“ 

‹Klang wie ein Befehl, ich sag doch, ich kann ihn nicht leiden.› Ich lass ihn runter.

‹Ich weiß und unsympathisch ist er Dir auch.›

Tintagel erklärt, „Wir kommen da draußen allein klar. Wenn Sie unseren Rückzug decken würden, wäre uns geholfen.“

Ich nicke, „Nur für den Fall. Snowcat fährt heute einen grünen Porsche Panamera. Na dann los.“

Die beiden können wirklich wieder sehen und treten durch die Tür.

Wir warten noch ein paar Sekunden, ‹Siehst du was?›, möchte ich wissen.

‹Nö, bis auf Panik ist hier nicht viel los. Nicht mal über Radar.›

‹Und von Tuareg oder FTW kommt auch nichts mehr. › 

Shark meldet, dass er mit Snowcat raus und bald im Wagen ist.

‹Was machen wir den jetzt mit FTW und Tuareg?›, frag ich meinen Kumpel.

Er zuckt mit den Schulter, ‹Wir schicken sie beide zu Boden. Und sehen dann weiter?›

‹Gute Idee. Wir knocken sie aus und fangen bei dem an, den wir zuerst sehen.›

Paar Sekunden warten wir noch, dann meint Steel, dass die Gasse hinten leer ist. Surehand und Tintagel sind weg. 

Wir rennen also zurück in den Club. 

‹Steel, wenn da noch ein Mage oder Geist ist und mich übernimmt...›

‹Dann schalt ich dich ab. Wie besprochen.‹

Weit müssen wir nicht, denn Tuareg kommt uns entgegen. ‹Ich senn‘s ihm die Beine weg und du schickst ihn schlafen.›, schlag ich vor.

‹So machen wir es.›

Da kommt die Meldung, Shark und Snowcat sind im Wagen in Sicherheit. Ein Tritt, Tuareg versucht noch auszuweichen, schafft er aber nicht, wirkt ein bisschen angeschlagen. Und schwupps, liegt er am Boden und noch bevor er wieder aufstehen kann, verpasst Steel ihm einen Tritt gegen die Schläfe.

Knacks.

‹Hups!›

Steel beschwichtig, ‹Leben tut er aber noch.›

‹Na dann ist ja gut.›

Weiter zurück in den Club. Hier strömen immer noch alle raus. Um FTW müssen wir uns nicht mehr kümmern, der ist bewusstlos und am abkratzen, meint Steel.

Wir sammeln die beiden ein und sehen zu, dass wir sie in unsere Karre kriegen, da können wir sie behandeln. 

❅❅❅

Shark Finn trug Snowcat raus. Es kam fast mühelos durch das aufsteigende Chaos. Snowcat konnte nicht viel mehr tun, als Augen und Ohren offen zu halten. Draußen angekommen sah sie etwas recht vom Eingang jemanden stehen, der ihr verdächtig vorkam, „Shark, da rechts an der Hauswand 30 Meter.“

Shark sah hin, streckte seinen langen Cyberarm aus und zielte mit der flachen, erhobenen Handfläche in Richtung des Elfen, der daraufhin von einem Stick n Shock Geschoss getroffen zu Boden sank. Ohne inne zu halten lief Shark weiter zu Snowcats Wagen. Er trug sie bis direkt vor die Fahrertür.

Blood meldete sich erneut, „Tuareg ist bewusstlos. Suchen jetzt nach FTW.“

Snowcat gab Gas und fuhr zur Gasse, die hinter das Daisy Chain führte. Ein Blick in die rückwärtige Kamera verriet, da bewegte sich niemand mehr. Sie sah nur noch drei Gestalten, eine Metamenschliche und zwei Hellhounds, die bewegungslos am Boden lagen. Sie saßen ziemlich vereist aus.

Erneut meldete sich Blood: „FTW ist down, geht ihm ziemlich dreckig. Liegt im Sterben.  Und auch Tuareg sieht nicht gut aus. Wir bringen die beiden in unseren Wagen und stabilisieren sie da.“

Snowcat antwortete, „Gut dann fahren wir zum Bootshaus. Ich bestell medizinische Hilfe.“

Die beiden bestätigten, „Copy!“

Snowcats Commlink piepte, sie erhielt eine Textnachricht von Tintagels CommCode. Der Text war in Sperethiel geschrieben. ,Ich schulde Ihnen was. Danke.‘ Unterschrieben war die Zeile mit Lugh Surehand.

Blood hatte noch ihre Sachen geholt, dann waren sie mit beiden Wagen zum Bootshaus gefahren. Sugmani war kurz darauf mit Liam und Sparcade eingetroffen. Die Schamanin hatte in der Krankenstation sofort das Kommando übernommen. 

Snowcat hatte Jeans und T-Shirt angezogen, einen Kittel übergeworfen und Sugmani assistiert. Die Orkin hatte gewissenhaft gearbeitet und so lagen FTW und Tuareg nun in Krankenhaushemden, sediert und verarztet auf den Betten. Erst nach der kompletten Behandlung weckte sie die beiden auf.

Tuareg war nicht nur am Rücken, sondern am gesamtem Körper mit kunstvollen Schlangen tätowiert, eine interessanter Fakt. 

SpArcade hatten Tuareg eine rosa Cartoon-Schlange und FTW eine Zielscheibe auf den Po tätowiert. Die Tätowierungen waren klein und die beiden ,Opfer‘ würden so schnell nicht davon erfahren, da Suggi die frische Hautreizung im Anschluss seelenruhig geheilt hatten. Niemand hatte etwas dagegen eingewendet und so war auch Snowcat still geblieben.

Shark Finn kommentierte das mit, „Keine Sorge Cousine, dich dürfen die beiden nicht tätowieren, aber du bist die einzige Ausnahme.“

Vor wenigen Minuten hatte Sparky sich dann Tuaregs Roben geschnappt, rannte nun als blaues Gespenst durch das Bootshaus und jagte die kreischenden und kieksende Arcade mit einem „Huu‘uuh.“ durch den Raum. Das war das erste, was Tuareg und FTW zu hören bekamen., als sie aufwachten.

„Wie ist es denn nun eigentlich dazu gekommen?“, wollte Liam wissen.

Blood erklärte, „Angefangen hat es damit, dass wir uns nach dem letzten Job mit Lugh Surehand und Tintagel im Daisy Chain getroffen haben, als wir gehen wollten, gab es einen Angriff auf die beiden und wir haben eingegriffen.“

Liam sah nun ziemlich wütend aus, „Wollt ihr damit sagen, dass ihr ein Attentat auf Surehand vereitelt habt?“

Blood nickte, „So ungefähr könnte man das sagen. Ich wollt die Fragger eigentlich nur fertig machen, aber Snowcat hat gesagt, dass wir die beiden schützen sollen.“

Liam sah Snowcat böse funkelnd an, „Warum machst Du so einen Scheiß?“

Snowcat zuckte mit den zarten Schultern, „Ich weiß nicht, wir waren zusammen da und als wir dann gegangen waren und der Angriff kam, hielt ich es für eine gute Idee. Was ist so schlimm daran?“

Liams Gesichtzüge wurden sofort wieder weich, „Schlimm ist, dass der Kerl ein machtbesessener Rassist ist. Und er mächtige Feinde hat, die jetzt wissen, dass Du mit ihm rumhängst und ihn schützt. Was meinst Du, was die jetzt glauben?“

„Viel von mir gesehen hat er ja nicht. Shark hat mich rausgetragen, bevor ich richtig was tun konnte.“

Liam grinste, „Yeah!“. Er hielt dem Fomori die Faust hin und dieser schlug mit seiner leicht dagegen.

Dann wurde Liam wieder ernster, „Dennoch war das keine gute Idee, Snowcat. Mit so einem wir Surehand solltest Du dich gar nicht abgeben. Und retten lassen solltest Du ihn schon gar nicht, aber Du bist eben ne Gute und Liebe und konntest nicht anders. Was wollte der überhaupt von euch?“

Snowcat erklärte ihm, dass sie indirekt für ihn gearbeitet hatten und welches Angebot er ihnen gemacht hatte. Auch davon war Liam gar nicht begeistert. Als er damit beginnen wollte, sich in Rage zu reden, rannten Sparky und Arcade dicht an ihm vorbei. Arcade hatte jetzt Tuareg Roben an, was dieser extrem gelassen nahm. Sparky kreischte und kiekste und schrie, „Hilfe ein rosa Gespenst.“

„Rosa? Wieso rosa?“, fragte FTW.

Sparky rief über seine Schulter hinweg, „Arcade wollte lieber ein rosa Gespenst sein.“

Alle lachten.

Sugmani wollte noch etwas wissen, „Und welche Horde hat jetzt FTW und Tuareg so fertig gemacht?“

Blood grinste böse, „Na die sich gegenseitig, wir haben ihnen nur den Rest gegeben.“

Snowcat erklärte, „FTW sprach von Besessenheit, da wird wohl irgendwo noch ein Mage gewesen sein.“

Tuareg nickte, „Das oder zumindest ein feindlicher Geist. Jedenfalls verspürte ich plötzlich das dringende Bedürfnis FTW tot zu sehen. Ihn mit dem Schwert auszuschalten ist mit nicht gelungen, dafür war er zu gut, aber der Macht meines Erdgeistes konnte er sich nicht entgegen stellen. Es hat ihn zermalmt. Dann wollte ich mir Blood und Steel suchen, aber sie sind mir zum Glück zuvorgekommen. Danke.“

Steel winkte ab, „Ach was, kein Ding wir treten Dir jeder Zeit gerne wieder gegen den Kopf.“

„Oder wohin Du sonst magst.“, fügte Blood wölfisch grinsend hinzu. 

Als Snowcat zu Bett gegangen war, erhielt sie erneut eine Nachricht mit Tintagels CommID als Absender. Es war eine Einladung zum Abendessen in einem kleinen Restaurant am Rande von Downtown, als Ersatz für das zweite Meeting.

❅❅

Snowcat verbrachte auch noch den Morgen im Bootshaus und machte sich erst am frühen Vormittag auf den Weg in ihr Appartement.

Shark bestand darauf Snowcat heim zu bringen. Das gab ihr die Gelegenheit von der Einladung zu erzählen. „Ich werde den anderen nichts davon sagen. Aber ich möchte nicht völlig ohne Begleitung dorthin gehen. Kommst Du mit?“

Es sah kurz nachdenklich aus, sagte dann aber sofort, „Ja klar. Ich hol Dich dann ab und fahr Dich und komm mit.“

Snowcat freute sich darüber, auch wenn sie nichts anderes erwartet hatte, „Aber häng es bitte nicht an die große Glocke.“

„Okay.“

Henry servierte Snowcat einen Obstsalat als Snack. Neben dem Teller lag ein Briefumschlag, auf dem mit männlicher Handschrift Snowcats Name geschrieben stand. Snowcats Herz machte einen Freudenhüpfer und sie begann sofort damit, den Brief zu lesen. 

Harlequin erklärte darin, dass es ihm gut ging und er dankte ihrer Nachfrage. Der Brief war lieb und nett. Unter anderem fragte Harlequin, wie es mit Snowcats Schule lief und erklärte, dass er sich schon sehr darauf freue, sie bald wieder zu sehen. Aber irgendwie klang es eben lieb und nett. Er konnte mit Worten umgehen, das war zu bemerken, aber lieb und nett? Snowcat war verwundert. 

Sie rief Henry zu sich. „Du sag mal, wie geht es denn Harlequin nun?“

Henry sah sie mit großen Kulleraugen an, „Steht das nicht in dem Brief?“

„Doch schon.“

Henry war darüber erleichtert.

Snowcat schmunzelte, „Ich wollte es aber von Dir wissen.“

„Ich hab ihn nicht gefragt.“

Snowcat zog amüsiert die Stirn kraus, „Du hast ihn nicht gefragt? Warum nicht?“

„Er würde es mir nicht sagen, aber dir.“

Sie lächelte und drehte dann den Brief gedankenverloren in ihren Händen.

„Ist was nicht in Ordnung mit dem Brief?“, fragte Henry neugierig.

„Doch, es ist alles damit in Ordnung. Ich bin nur ein wenig über den Inhalt verwundert.“

„Dann seid ihr beide verwundert. Harlequin ist darüber verwundert, dass Du Dich nie auf der Comm ID meldest, die er Dir gegeben hat. Jetzt dachte er, Du bekommst vielleicht lieber schriftliche Post und darum hat er Dir geschrieben, weil er eben nicht wusste, warum Du seine Comm-Id nicht nutzt.“ 

Snowcat riss überrascht die Augen auf. 

„Das nennt man doch CommID, oder?“, fragte Henry nach.

„Ja, das tut man. Aber ich dachte, das war nur eine geschäftliche Nummer, nicht seine private.“

„Ich glaube Harlequin hat nur eine CommID, hast Du denn mehrere?“

„Ja, viele.“

„Warum?“

„Das erkläre ich Dir nachher.“, sie hatte bereits ihr Commlink in der Hand. 

„Vielleicht solltest Du es Harlequin auch erklären, dann weiß er es auch.“, meinte Henry noch.

Snowcat lächelte ihn an, „Ja vielleicht mach ich das.“ Sie wählte ihre ganz private ID als Absender und tippte den Code ein, den Harlequin ihr vor Wochen einmal gegeben hatte.

Er nahm nach dem sechsten Rufton ab.

Sein geschminktes Gesicht strahlte sie an, er war sehr erfreut ihre Stimme zu hören und noch erfreuter, ihr Gesicht zu sehen und er schien wirklich nur eine CommID zu haben. Snowcat erklärte ihm die Vorteile die es hatte, mehrere Nummer zu besitzen. 

Er hatte die Finger mit einander verschränkt und sein Kinn auf den Händen abgestützt. Harlequin hörte ihr sehr aufmerksam zu, blickte sie intensiv an und grinste dabei breit.

Sie musste irgendwann auch grinsen und meinte, „Lassen wir das.- Von welcher Schule wolltest Du etwas wissen?“

Harlequin war verwundert, „Gehst Du jetzt auf mehrere Schulen?“

„Nein, nur auf die Universität.“

„Ist doch auch eine Schule, oder?“

Sie legte den Kopf leicht schief und lächelte süß, „Hmm, stimmt. Irgendwie ist es eine Schule. Also in der Schule läuft es gut.“ Er begann wieder zu grinsen. Spontan sagte sie,  „Halloween gehe ich auf eine große Studentenparty. Ich darf Begleitung mitbringen. Möchtest Du mitkommen?“

Er presste die Lippen kurz zusammen, überlegte und sagte dann, „Ja, warum nicht, machen wir es so.“

Snowcat strahlte, „Fein, dann sehen wir uns ja und dann hab ich ein Geschenk für Dich.“

„Ein Geschenk, das klingt aufregend.“

Sie unterhielten sich noch eine Weile, dann legte Snowcat zufrieden auf. Sie musste dringend zu Xander und ihr Halloween Kostüm abholen und wer weiß, vielleicht würde sie sich ja auch gleich noch ein Kleid für heute Abend kaufen. 

❅❅

Das Kleid, dass sie sich ausgesucht hatte besaß einen gewagten Ausschnitt. Der passende BH dazu hatte darum vorne keinen Mittelsteg. Optisch wirkte das Kleid, als trage sie eine weiße Bluse mit Rüschenkragen und Dreiviertel Puffärmeln, deren Gesamteindruck an eine weiße Rose erinnerte und einem schwarzen, knielangen, engen, taillierten Rock mit, der mit Trägern an den Schultern hing. Die Seiten des Kleides waren mit silbernen Blättern bestickt. 

Heute legte Snowcat bis auf Wimperntusche kein Make Up auf. Zu den Kleid trug sie schwarze Seiden-Strümpfe und neue schwarze High Heels von Jean Paul mit einem weißen und silbernen Seitenstreifen. Die hübsche neue Handtasche in Form einer schwarzen Rose füllte sie mit diversen Utensilien. Der Pin steckte wie immer am Träger ihres BHs und die Katzenkette hatte sie um ein Lederband gewickelt, welches sie um den linken Oberarm trug. Ihr Haar hatte sie zur vollen Länge geglättet und Henry hatte es konzentriert auf Hochglanz gebürstet. Nun band er es mit einem schwarzen Seidentuch am Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammen. 

Selbstverständlich legte sie etwas von ihrem luxuriösen Parfum auf, der Flakon ging langsam zur Neige und auch in dem Eau de Toilette war nicht mehr viel drin. Sie musste Ehran unbedingt einmal danach fragen, ob er ihr etwas davon besorgen konnte oder bei ihrem nächsten Besuch in Cara‘Sir Sean Laverty darum bitten. Letzterer würde es wohl eher besorgen lassen. Wahrscheinlich gingen regierende Prinzen nicht einfach Parfum shoppen. Unglaublich eigentlich, dass sie bei einem Prinzen von Tir Tairngire Unterricht in Botanik bekam. 

Katze sprang auf den Frisiertisch und betrachtete Snowcat genau. „Du siehst makellos schön aus, Elfenmädchen.“

Snowcat lächelte erfreut und sagte sanft, „Danke, dass Du mir immer wieder mal Komplimente machst Katze, das bedeutet mir immer noch sehr viel, auch wenn ich inzwischen regelmäßig Zugang zu einem Spiegel hab.“

„Du musst mir nicht danken Elfenmädchen, ich sag Dir nur, wie es ist.“

Shark holte Snowcat in einem schwarzen SUV ab. Er öffnete ihr die Beifahrertür und wirkte ernster als sonst. 

Sie waren kaum losgefahren, da summte Snowcats Commlink, Arcade sandte ihr über das Teamnetzwerk einen Feed zu. 

Was bei allen Drachen in der sechsten Welt sollte das? Snowcat zog den Feed in ihr Sichtfeld und vier Fenster öffneten sich. Die Icons von Sparky und Arcade waren nicht zu sehen und auf dem Teamkanal waren sie relativ still.

Das erste Fenster zeigte einen Häuserblock von oben, es sah ganz nach Downtown aus, wahrscheinlich sogar die Gegend, in die sie jetzt fuhren. Das zweite und dritte Fernster zeigten einander ähnliche Bilder. Je zwei Männer mit Gewehren lagen auf einem Dach und hatten das gleiche Gebäude im Auge. Eine Textnachricht tauchte auf, ,Diese Männer sind alle mit Tintagel verbunden.‘

Snowcat wusste nicht, ob sie ärgerlich werden sollte oder nicht. Shark fuhr und er plauderte nicht wie sonst. Er lächelte zwar, aber er war deutlich angespannt.

Das vierte Fenster zeigte das Innere eines Restaurants, genauer ein Separee. Dort saßen Tintagel und Surehand. Es war für drei Personen gedeckt. Ein Kellner mit schwarzer Weste hielt Surehand eine Flasche Wein hin, dieser warf einen kurzen Blick darauf und gab die Aufgabe des Probierens mit einer wedelnden Handbewegung an Tintagel weiter. Die beiden unterhielten sich nur wenig, allerdings gab es auch keinen Ton zu dem Feed, also konnte Snowcat das was gesagt wurde, eh nicht hören. 

Der Kellner blickte plötzlich direkt in die Kamera und strich sich zwei mal mit dem Finger über den Nasenflügel. Snowcat hätte vor Überraschung fast scharf die Luft eingezogen. Das war ohne Zweifel Liam.

Was bei allen Drachen der sechsten Welt ging da vor? Hoffentlich machte Liam keine Dummheiten, gestern Nacht war zu hören gewesen, wie sehr er Tintagel verabscheute, fast so sehr wie Surehand. Warum hatte Shark das mit dem Treffen weiter erzählt? Diese und noch einige andere Fragen schwirrten in Snowcats Kopf herum, doch sie stellte keine davon. Sie schwieg und Shark schwieg ebenfalls.

Der Fomori parkte direkt vor dem Restaurant, von dem Snowcat wusste, dass es sich dabei um einen Insider-Tipp der gehobenen Mittelklasse handelte, das nicht nur dafür bekannt war einen guten Weinkeller zu besitzen, sondern auch dafür, dass es eine Handvoll separater Räume in diversen Größen für ungestörte Familien- oder Geschäftsessen gab. Einen solchen Raum hatte man für dieses Treffen gemietet. 

Snowcat und Shark wurden von einem schlaksigen Kellner mit zahlreichen Aknenarben direkt an den anderen Gästen vorbei in ein solches Separee geführt. Hier half der Keller Snowcat aus dem Mantel und es kostete ihn einen Moment sich zu sammeln, bevor er seinen Blick von ihr und insbesondere ihrem Dekolletee abwenden konnte, dann hängte er den Mantel an die Garderobe.

Tintagel war bei Snowcats Eintritt sofort aufgestanden und ihr ein Stück entgegen gekommen. Er lächelte und da er ziemlich entspannt wirkte, stand ihm das ausgesprochen gut. Tintagel hatte seine Blicke auch besser im Griff als der Kellner, wovon natürlich auszugehen gewesen war. Er gönnte sich nur einen kurzen Scan. „Snowcat, schön, dass Sie es einrichten konnten. Sie sehen wirklich bezaubernd aus und das Kleid steht ihnen ausgezeichnet.“ Er deutete in Richtung ihres Platzes, „Bitte.“ Shark hatte er keines Blickes gewürdigt.

Während sie die wenigen Schritte bis zum Tisch zurück legten, erhob sich Surehand ebenfalls. Er schloss sein Jackett und nahm sich die Zeit Snowcat von oben bis unten anzusehen. Bewertend, so als betrachte er ein Kunstwerk und schätzte seien Wert ab. Was er sah, gefiel ihm offenbar. 

Snowcat wechselte sofort ins Sperethiel, „Guten Abend, vielen Dank für Eure Einladung.“

Surehands Tonfall war um einiges charmanter, als noch gestern Nacht, „Guten Abend Snowcat. Er gab ihr die Hand, hielt sie einen Moment und sah ihr in die Augen, „Sie sind wahrlich eine außergewöhnliche Erscheinung. Eine Wohltat für jeden Sinn. Bitte, setzten Sie sich.“

Verdammt. Snowcat musste vorsichtig sein. Schmeicheleien gefielen ihr viel zu gut.

Tintagel half ihr in den Stuhl, Surehand setzte sich, dann setzte sich Tintagel. Shark blieb hinter Snowcat stehen.

Snowcat warf einen Blick auf die Teller, „Ihr habt nur für drei eindecken lassen. Ihr habt also damit gerechnet, dass ich allein komme?“

Surehand nickte und wirkte dabei ein wenig selbstgefällig, „Ja, damit habe ich in der Tat gerechnet.“

Liam kam herein und servierte den Aperitif. Als alle hatten, hob Surehand sein Glas und beugte sich ein wenig Snowcat zu, „Auf einen schönen Abend und erfolgreiche Verhandlungen. Sinèah!“

Snowcat erhob charmant lächelnd ihr Glas und stimmte zu, „Sinèah!“

Auf dem Tisch war eine Auswahl an unterschiedlichen Wassern aus Tir Tairngire bereit gestellt worden. Tintagel bot Snowcat etwas an und schenkte dann für sie ein, nachdem sie gewählt hatte.

Es folgten einige Minuten Smalltalk.

Dann erschien der schlaksige Kellner, „Verzeihung, Mr. Tintagel. Ihr weiterer Gast ist jetzt eingetroffen.“ 

Tintagel sah ernsthaft überrascht aus. „Ein weitere Gast? Es gibt keine weiteren Gäste.“

Der Kellner blieb höflich und widersprach mit einer angemessenen Unterwürfigkeit, „Verzeihung Sir, aber der Herr konnte sich ordnungsgemäß ausweisen und hat eine entsprechende Einladung vorgelegt.“

Zu Snowcats großer Überraschung betrat nun niemand anderer als Ehran das Separee. In einem freundlichen Ton sagte er locker plaudernd auf Sperethiel, „Lugh, entschuldige bitte die Verspätung, Deine Einladung an mich muss verloren gegangen sein, und so habe ich erst sehr spät von Deinen Verhandlungen mit meiner Apprentice erfahren.“

Tintagel verschlug es völlig die Sprache. Erst wurde er eine Spur blasser, dann trat leichte Zornesröte in sein Gesicht.

Surehand hatte sich weitaus besser im Griff, das einzige was ihm anzusehen gewesen war, war ein kurzer, giftiger Blick in Ehrans Richtung, dann stand er auf und ging zu Ehran, um ihn zu begrüßen. Die Form ihres Sperethiels sprach von ihrem gegenseitigen Respekt, davon dass sie sich kannten und von einer Begegnung auf Augenhöhe. Die Körpersprache der beiden Elfen sprach davon, dass sie eindeutig keine Freunde waren. 

Surehand sagte, „Ehran, wie schön Dich wieder zu sehen und dann noch so unverhofft. Du bekommst doch eher selten Deinen Nase aus Deinen Büchern. Ich muss Dich leider enttäuschen. Ich hatte Dich weder eingeladen, noch erwartet und ich weiß auch nicht, was Du hier zu suchen hast, denn es geht hier in erste Linie um Verhandlungen mit UC und ich wüsste nicht, was Dich das angeht.“

„Ach tatsächlich?“, Ehran blickte sich suchend um, „Wenn es nur um UC geht, wo sind dann die anderen von UC?“ Er ließ Surehand keine Zeit zu einer Antwort, „Aber wo ich schon mal da bin, gestattest Du mir doch sicher meiner Schülerin als ihr Mentor mit meinem Rat zur Seite zu stehen. Denn auch wenn sie für ihre Jugend ein ausgezeichneter Verhandlungspartner ist, so ist es doch etwas anderes, wenn sie mit Männern von Deinem Schlag und Deinen Fähigkeiten spricht.“ Wieder wartete er keine Antwort ab, sondern kam zu Snowcat rüber, um sie zu begrüßen. Snowcat erhob sich. Ehran umarmte sie herzlich und küsste sie auf die Wange, „Hallo Snowcat meine Liebe. Jetzt habe ich es endlich herausgefunden, es ist unmöglich sich gebührend an Deine Schönheit zu erinnern, sie überrascht einen jedes Mal aufs Neue, wenn man Dir gegenüber steht. Mit diesem außergewöhnlichen Kleid zeigst Du außerdem Deinen guten Geschmack. Das Weiß des Oberteils untermalt Deine cetheral Haut.“

Snowcat war erfreut ihren Mentor hier zu sehen, auch wenn sie nicht ganz wusste, was hier eigentlich abging. Liam musste ihm bescheid gegeben haben, es gab kaum eine andere Möglichkeit. Nun schien auch klar, dass Surehand gewusst hatte, dass Snowcat Ehrans Apprentice war. Snowcat küsste ihren Mentor auf die Wange und meinte ehrlich, „Ich freue mich sehr Dich zu sehen, zumal es für mich eine völlige Überraschung ist.“

Liam brachte ein viertes Gedeck und baute das zahlreiche Geschirr auf, als hätte er noch nie in seinem Leben etwas anderes getan.

Ehran wandte sich wie beiläufig an Tintagel, „Captain Tintagel. Wir haben uns auch schon länger nicht mehr gesehen. Werden sie ihre Familie in Cara‘Sir einen Besuch abstatten?“, er korrigierte sich sofort selbst, „Ach verzeihen Sie, das können Sie ja nicht, Sie dürfen ja nicht mehr nach Tir Tairngire.“

Der Stich hatte sichtbar gesessen, Tintagel hatte mit sich zu kämpfen, schluckte dann aber eine wütende Antwort runter.

Liam und der schlaksige Mensch servierten die Vorspeise. Sie stellten den Teller ab und hoben dann gleichzeitig alle vier Deckhauben hoch. 

Während der Gänge verstrich die Zeit mit Smalltalk, der mit der einen oder anderen bissigen Bemerkung zwischen Surehand und Ehran gewürzt war. 

Snowcat achtete noch mehr als sonst auf das was sie sagte und tat. Sperethiel machte es ihr einfacher ihre Positionen zu den einzelnen klarzulegen. Wie gestern stellte sie Surehand klar über sich, ebenso hielt sie es mit Ehran. Zum Glück hatte das Sperethiel gesonderte Verbformen, die sich für das Schüler Lehrer Verhältnis eigneten. Mit Tintagel stellte sich Snowcat sprachlich auf die selbe Stufe, allerdings unterhielt sie sich heute nicht sonderlich viel mit ihm.

Nach dem Dessert ignorierte Surehand Ehrans Anwesenheit völlig, als er sich Snowcat direkt zuwandte und fragte, „Und Snowcat, haben Sie sich mein Angebot durch den Kopf gehen lassen?“

Sie nickte, „Das habe ich und es ist so verführerisch, dennoch kann ich es nicht annehmen.“

Surehand lächelte ein wenig und machte klar, dass er nicht so schnell aufgeben würde. „Warum nicht?“

„Aus den selben Gründen wie gestern. Ich möchte mir die Freiheit der Entscheidung einen Job anzunehmen oder nicht, nicht nehmen lassen.“

Surehand nickte, machte eine längere Pause und erhöhte, „10.000¥ pro Teammitglied jeden Monat.“

Fragg, das war ein gesicherter hoher Lebensstil für alle, „Es ist keine Frage des Preises, sondern eine Frage der Einstellung, an der sich nichts ändert. Ich möchte meine Freiheit nicht aufgeben.“

Ehran warf ein, „Vielleicht ist die Zeit einfach noch gar nicht reif für Dein großzügiges Angebot.“

Surehand ging nicht darauf ein, er sprach weiter mit Snowcat, „Das ist aber eine ziemlich teure Freiheit.“

Snowcat seufzte leise, „Eine sehr teure und eine egoistische dazu. Das ist mir bewusst. Ich kann auch immer noch nicht verstehen, warum Ihr so viel Geld aufwenden wollt, nur damit wir Euch jederzeit zur Verfügung stehen. Allein Euer Name wird von UC jederzeit eine Vorzugsbehandlung erreichen und ich würde bei einen Job von Euch sicher eh selbst dabei sein wollen. Was habt Ihr also davon, UC so viel Geld zu zahlen?“

Surehand grinste fast, „Ich bekomme die Vorzugsbehandlung also in jedem Fall? Warum wollen Sie dann das Geld dafür nicht nehmen? Schauen Sie, wenn Sie die Gelegenheit haben ins Dantes Inferno zu kommen ohne zu warten, weil sie den VIP-Eingang nutzen dürfen, würden Sie sich dann noch hinten anstellen?“

Snowcat musste nicht lange überlegen, „Nein, das würde ich nicht.“

„Sehen Sie und schon verstehen sie meine Motivation.“

Sie legte den Kopf leicht schief, „Ja, nun leuchtet es mir ein. Dennoch bleibt da die Sache mit der freien Wahl. Außerdem bemühen wir uns stets nicht immer für den gleichen Auftraggeber zu arbeiten.“

„Den Sie in der Regel aber nicht kennen. Es könnte also durchaus sein, dass Sie unwissentlich ständig für den selben Auftraggeber arbeiten.“, Surehand warf einen Seitenblick auf Ehran. „Warum also nicht wissentlich für mich arbeiten? Ich habe eine Menge Kontakte, die Sie und ihr Team weit bringen können.“

Snowcat lächelte charmant, „Oh das glaube ich ihnen sofort, aber das alles ändert nichts daran, dass ich einen Job, den ich aus irgendwelchen Gründen nicht machen möchte, nicht mehr ablehnen könnte.“

Surehand erhöhte das Tempo der Verhandlung und sagte schnell, „Ich räume Ihnen ein Vetorecht ein.“

Snowcat winkte ab, „Das ist großzügig, aber da verrennen ich mich wieder schnell in Kleinigkeiten. Ich kann nicht absehen, welchen Auftrag ich wann nicht machen mag.“

„Gut, dann ein anderer Vorschlag, ihr Team ist groß, irgendwer wird also immer für einen Job qualifiziert sein und sich bereit erklären ihn zu machen. Habe ich Recht?“

Snowcat nickte, „Ja, davon gehe ich aus.“

Ein überlegendes Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, „Sehen Sie,“ Surehand sprach nun eindringlicher, er kam ihr sogar ein Stück näher, „Wenn Ihnen ein Auftrag von mir, warum auch immer nicht behagt, dann übernimmt UC das mit denen, die dafür geeignet sind und Sie bleiben die Zeit, die der Job dauert bei mir.“

Nun war Snowcat für einen Moment sprachlos, sie sah Surehand an und seine grünen Augen fixierten sie. Es lag sogar eine Spur von Gefühl darin, auch wenn es sicher keine Zuneigung war. 

Snowcat sagte im weichen, sanftem Ton, „Der Gedanke mit Euch Zeit verbringen zu dürfen ist sehr verführerisch.“

Ein ,na also‘, erschien in Surehands Körpersprache, „Bevor Sie wieder zweifeln und fragen, was ich davon hätte. Ich wüsste dann, dass sich mein Auftrag in kompetenten Händen befindet und hätte gleichzeitig auch noch den Vorteil in den Genuss ihrer Gegenwart zu kommen.“

Ehran ergriff das Wort, „Du vergisst dabei etwas Lugh. Auch wenn Du es kaum glauben magst, nicht die gesamte Welt ist dazu in Lage, sich Deinem Terminkalender anzupassen. Snowcat ist bereits Verpflichtungen eingegangen und hat gar keine Zeit, wochenlang mit Dir durch die Gegend zu reisen.“

Surehand funkelte Ehran bitterböse an. „Ach ja, weil sie sich nach Deinem Terminplan richten muss, Ehran? Oder weil UC gerade für Dich arbeitet?“

Ehran blieb ruhig, „Du missverstehst das Verhältnis zwischen Snowcat und mir. Sie hat ein Studium begonnen und im Gegensatz zu Dir, geht es mir in meiner Mentoren-Tätigkeit um Snowcat und nicht um mich.“

Surehands Ton wurde ein Spur aggressiver, „Ach ja, Du willst mir also weiß machen, dass Du nichts davon hast, dass Snowcat Deine Schülerin ist? Vielleicht kannst Du Snowcat davon überzeugen, aber mich sicherlich nicht.“

Auch Ehran wurde eine Spur lauter, sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. Die beiden waren versierte Diplomaten und Politiker und Elfen, darum hielt sich das Maß der Veränderung in Grenzen. „Selbstverständlich ist ein Mentor-Schüler Verhältnis immer für beide Seiten ein Vorteil oder es sollte zumindest so sein. Doch ihre Ausbildung steht für mich im Vordergrund und UC interessiert mich nicht.“

Surehand schnaufte erbost. „Vielleicht lässt Du es so aussehen, weil Du Deine geheimen Ränke schmiedest.“

Bevor das hier weiter eskalierte, mischte Snowcat sich ein, „Über das was UC betrifft weiß Ehran so gut wie gar nichts. Wir nehmen die Aufträge an, die uns gefallen. Darum wusste er auch nicht von mir, dass wir uns heute hier treffen. Wäre es so, wie Ihr vermutet, würde dieses Gespräch wohl kaum stattfinden.“

Surehand glaubte ihr offenbar, doch er glaubte Ehran nicht, denn er meinte etwas ruhiger, „Jedenfalls soweit Sie wissen. Ehran ist als Meistermanipulator bekannt, er hat Sie vielleicht über UC kennengelernt. Ihre Einstellung in Erfahrung gebracht und Sie für sich gewonnen. Nun engagiert es Sie eben aus dritter Hand. Er manipuliert Sie und formt Sie nach seinem Willen. Ich bin ehrlich zu Ihnen, ich sage Ihnen, worum es mir geht. Gebe zu, dass ich mir von Ihnen einen Vorteil verspreche und Sie können auch von dem Vorteil profitieren, die ich Ihnen zu bieten habe. Oder können Sie sicher ausschließen, dass Sie nicht doch für Ehran gearbeitet haben?“, der Ex-High Prinz sah Snowcat aufmerksam an.

Snowcat überlegte kurz, „Ja, ehrlich gesagt kann ich das, denn einige der Jobs, die ich in den letzten Wochen gemacht habe, wären sicher nicht zu Ehrans Vorteil gewesen.“

Surehand lehnte sich zurück, „Und waren diese Aufträge zu seinem Nachteil? Sicher nicht, also kann das auch nur Ablenkung gewesen sein. Nun gut, selbst wenn dem so wäre. Ich kann Ihnen das was Ehran bietet, auch bieten. Das und noch mehr. Wie wäre es mit einem Kunststudium in Paris?“

Snowcat war verblüfft, „Paris? Verlockend. Doch ich bin mit meinem Studium sehr zufrieden. Vielleicht wenn ich dieses abgeschlossen habe, dann ist Zeit für Paris. Ich wäre wohl ein weniger glaubwürdigerer Metamensch, wenn ich das was ich angefangen hätte, nicht auch zu Ende bringen würde.“ 

Surehand warf erneut einen Blick zu Ehran rüber.

Snowcat sprach nun mit sanfter Stimme, „Außerdem steht meine Beziehung zu Ehran hier nicht zur Debatte.“

Schlagartig wurde Surehand eiskalt. Jegliches Temperament, jegliche aufkommende Freundlichkeit war aus ihm verschwunden, als wenn man einen Schalter umgelegt hatte. „Ah, dann ist es also schon zu spät.“ Er sah zu Ehran und meinte todernst, „Du hast Dir also doch wieder loyale Paladine zugelegt. Das war mir schon damals klar. Ihnen wortgewandt andere Namen zu geben, ändert nichts an dem, was sie sind.“

Verdammt, jetzt hatte sie es versaut. Snowcat legte viel zartes Tempre in ihre Stimme, „Verzeiht mir bitte, Lord Surehand. Ich wollte Euch mit meiner Aussage nicht brüskieren. An meiner Einstellung zu Euch hat sich nichts geändert. Ich würde gern gelegentlich für Euch arbeiten oder gar Zeit mit Euch verbringen, sogar sehr gern. Aber ich studiere bereits und arbeite mit UC.“

Ehran berührte Snowcat am Arm, „Es ist nicht Dein Fehler Snowcat. In Lughs paranoider Weltvorstellung ist man gegen ihn, wenn man nicht für ihn ist.“

Snowcat sah kurz zu Tintagel, der kaum ein Wort gesprochen hatte. Sein Gesicht war ausdruckslos, eventuell lag eine Spur von Enttäuschung darin.

Snowcat nickte Ehran zu und wandte sich dann erneut an Surehand, „Ich möchte Euch noch einmal versichern, dass es mir fern lag, Euch zu verärgern. Ich habe mich vielleicht unklar ausgedrückt. Für mich sind UC und meine Ausbildung bei Ehran zwei völlig verschiedene Dinge. Das wollte ich mit meinen Worten sagen.“

Surehand sah sie an und irgendwas musste er in ihr gesehen haben, was ihn einen weiteren Versuch starten ließ. Temperament kehrte in seine Augen zurück, „Ich habe nur Sorge, dass man Sie von Ihrem rechten Weg abbringt, Ihnen etwas vorenthält, was Ihnen zusteht. Ich habe Angst, dass man sie davon abhält, Ihrem Erbe und Ihrem Talent gerecht zu werden.“

Snowcat horchte auf, „Meinem Erbe?“

Surehand erklärte, „Das was sie als Bewahrer der elfischen Kultur in sich tragen.“ 

Ach so, die Aussage war seinem Rassismus entsprungen und nicht seinem Wissen über sie. 

Er sprach nun fast leidenschaftlich, „Möchten Sie denn nicht den Platz einnehmen, der Ihnen zusteht? Der Welt Ihren Stempel aufdrücken? Mit mir können Sie das erreichen. Eine Frau wie Sie sollte ihren Zeitplan nicht nach Lehrern richten müssen. Die Lehrer sollten sich nach Ihnen richten. Finden Sie das nicht auch manchmal?“

Snowcat grinste charmant, „Ach manchmal ,wenn ich morgens im Bett liege und keine Lust habe aufzustehen, dann denke ich das schon. Aber natürlich nur im Scherz.“ Wenigstens war die Stimmung nun etwas aufgelockert.

„Für mich wäre das kein Scherz. Glauben Sie mir. Ehran sucht auch nur seinen Vorteil. Sie könnten so viel erreichen. Wenn Sie Shadowruns machen wollen, dann tun Sie das. Wenn Ihnen UC nicht mehr zusagt, dann suchen Sie sich ein neues Team, ich finanziere Ihnen das. Ich habe überall in der Welt Kontakte.“

Snowcat lächelte ihn an, „Ich habe doch noch so viel Zeit. Ich beende dieses Studium und dann ist immer noch Zeit für ein weiteres. Natürlich möchte ich etwas bewirken, aber ich stehe doch noch am Anfang meiner Ausbildung und habe noch so viel zu lernen. Ich fühle mich geschmeichelt und geehrt, da Ihr mir all das anbietet, mehr als Ihr Euch vorstellen könnt. Ich hätte doch nie zu träumen gewagt, Euch überhaupt einmal so nahe zu kommen. Aber dennoch lautete meine Antwort auf Eurer großzügiges Angebot für heute Nein, vielen Dank.“

Ehran sah Snowcat an und sie lass Stolz in seinen Augen.

Surehand nickte resigniert, „Hoffentlich bemerken Sie ihren Fehler nicht erst, wenn es zu spät ist.“

Ehran ergriff das Wort, „Vielleicht ist das nun der richtige Zeitpunkt, um zu gehen. Ich denke Lugh, Snowcat hat gerade zum dritten Mal Nein gesagt, da gibt es heute nichts mehr zu besprechen. “

Surehand nickte erneut, „Das hast Du gut eingerichtet Ehran, sie ist Dir loyal ergeben.“

Liam kam herein, doch diesmal hielt er sich nicht dezent im Hintergrund. Er trat an den Tisch und ließ einen AR-Feed für alles sichtbar aufblenden. Snowcat wusste, dass Liam Sperethiel konnte, doch er sprach Englisch, „Wenn wir jetzt gehen, dann sollten Sie keinen Fehler machen.“, sagte er an Surehand gewandt. Er zog ein Sichtfenster nach vorn. „Diese Kommunikation ist hier gerade abgelaufen.“ Tintagels Männer bereiten darin alles für den Ausweichplan ,Abtransport mit zusätzlichem Gepäck' vor. Die entsprechende Kommunikation war zu hören. 

Surehand fuhr wütend auf, „Was erlaubst Du Dir hier?“ Er sah zu Ehran, „Was soll das für ein Spiel werden?“

Liam erklärte, „Von unserer Seite aus kein Spiel. Sie müssen auch nicht leugnen, dass das da draußen Ihre oder Tintagels Männer sind. Ich hatte genügend Zeit und kann die draußen hochjagen, wann immer ich will. Ich weiß, die bedeuten Ihnen nichts, ich sage Ihnen das auch nur, damit Sie wissen, dass Sie auf sich alleine gestellt sind, wenn Sie irgendwelche Dummheiten versuchen.“

Surehand war inzwischen weiß vor Zorn.

Liam fuhr fort, „Nur damit das deutlich ist Snowcat, der Ausweichplan sieht vor, Dich zu entführen, verstanden?“

Snowcat nickte, konnte aber eigentlich nicht fassen, was hier gerade geschah. 

Liam hatte Tintagel und Surehand nicht aus den Augen gelassen. „Eine kleine Demonstration, dass ich das ernst meine.“ Der Feed zeigte nun einen schwarze Limousine, die hinten vorgefahren war. Das Fahrzeug schien irgendwie zu husten, bäumte sich auf und wurde daraufhin von innen ausgeschäumt. Dann zeigte das Bild einen anderen Feed auf dem die vier Schützen auf den beiden Dächern zu sehen waren, die plötzlich von Tasern getroffen zu zucken begangen. „Wenn ich das kann, dann glauben Sie doch sicher auch, dass ich weiß, wo ihre anderen Männer sitzen und Sie können sich vorstellen, was ich die ganze Zeit machen konnte, während ich hier serviert habe.“ 

Tintagel und Surehand warfen Liam Blicke zu, die wenn sie hätten töten können, Liam augenblicklich zu Asche verbrannt hätten.

Liam holte kurz Luft, „Also sehen wir das hier doch einfach, als das was es ist, gescheiterte Verhandlungen. Das hier ist nicht Persönliches. Wir gehen, unbehelligt und in einer halben Stunde gehen sie. Morgen heißt es dann, neues Spiel, neues Glück.“

Surehand presste seine Worte durch die Zähne und der Klang konnte einem leicht das Blut in den Adern gefrieren lassen. „Du weißt ja gar nicht, mit wem Du Dich da gerade angelegt hast!“

Der schlaksige Kellner hatte sich von allen unbemerkt am Tisch hinzugesellt. Er richtete sich auf, wuchs um mehrere Zentimeter, sein Köper straffte sich, seine Ohren wurden spitz, sein Haar wurde rot und sein Gesicht weiß und rote Karos erschienen darauf. Harlequin sagte mit selbstbewusstem Ton, „Oh doch, das weiß er schon. Doch bevor Du ihm weiter drohst Lugh, sage ich Dir, einen Angriff auf ihn würde ich persönlich nehmen.“ Nun trug Harlequin Jeans, Cowboystiefeln, T-Shirt und weiterhin die schwarze Kellnerweste, beinah überheblich plaudernd fuhr er fort, „Da ich sicher bin, dass Du auf ein chal‘han nicht vorbereitet bist, würde ich darauf Rücksicht nehmen und die Angelegenheit gleich jetzt klären wollen.“

Surehand sagte nichts. Doch in seinen Zügen verborgen waren Hass und Zorn zu erkennen.

Harlequin nickte Surehand zu, „Gute Entscheidung.“

Snowcat hatte sich zusammenreißen müssen, nicht irgendwie auf Harlequins Anwesenheit zu reagieren. Jetzt musste sie sich zusammenreißen, nicht zu Surehand zu gehen und einen Beschwichtigungsversuch zu unternehmen. Konnte sie irgend etwas tun, was diesen Mann von seinem Zorn abbrachte?

Da Lugh Surehand kein weiteres Wort sagte, ließ Harlequin es gar nicht zu einem Versuch von ihr kommen. Er reizte den anderen Elfen auch nicht weiter. Er wandte sich Snowcat zu, holte von wo auch immer einen Strauss weißer Rosen hervor und überreichte sie ihr mit den Worten, „Dein Antlitz zwingt die Welt, das Wort Schönheit neu zu definieren. - Wollen wir gehen?“ Er bot Snowcat seinen Arm an. Snowcat lächelte und harkte sich unter. Harlequin beugte sich runter und flüsterte, „Wir haben jetzt auch genug Zeit mit Surehand verschwendet.“

Ehran meinte fröhlich, „Ihr gestattet, dass ich Euch begleite?“

Shark Finn, der das alles völlig wortlos und stehend miterlebt hatte, begab sich neben Liam, der Tintagel und Surehand weiter im Augen behielt. 

Ehran half Snowcat in den Mantel. 

Liam sagte zu Surehand, „Als Zeichen meines guten Willens und als Beweis, dass das hier nichts persönliches ist: Das gestern haben Sie ihrem Erzfeind Reed zu verdanken. Sie waren bei Ihren Reiseplänen zu unvorsichtig und er hat Jessa geschickt. UC hat Ihnen den Arsch gerettet, das sollten Sie nicht vergessen. Bitte halten Sie sich daran, frühestens in einer halben Stunde zu gehen.“ 

Sie verließen alle fünf gemeinsam das Separee. 

Draußen vor der Tür drehte Harlequin Snowcat zu sich und küsste sie mehrere Sekunden lang. 

Snowcat genoss den Kuss, das stupste sie ihn mit der Faust gegen die Brust, „Du hast vorhin bei unserem Gespräch per CommCall nichts gesagt.“

Harlequin grinste, „Manchmal muss man eben spontan sein.“

Ehran meinte immer noch ausgesprochen gut gelaunt, „Wie wäre es, wenn wir jetzt alle noch ins Haunted Mug fahren, von dem ich schon so viel gehört habe?“

Snowcat war begeistert, „Eine gute Idee.“

Im Haunted Mug warteten Sparky und Arcade, die sofort auf Snowcat zustürmten, „Cousine!“ riefen und sie umarmten. 

Snowcat drückte die Zwillinge herzlich. Dann sah sie Shark Finn an, „Ich hatte eigentlich absichtlich nur Dir von dem Meeting erzählt.“, sie grinste und umarmte dann auch den Fomori, „Ich danke Dir für deine Voraussicht.“

Shark lächelte sie an. „Du bist Ohana Cousine, ich werde immer für Dich da sein.“

Im Anschluss ging Snowcat zu Liam, „Danke, mein einzigartiges Genie, das war wieder mal eine Meisterleistung von Dir.“

Liam grinste, „Stimmt“

Mac brachte allen die wollten von dem guten, dunklen, frisch gezapften Bier und stellte zudem zwei Flaschen Whisky ohne Label und dazu passende Gläser auf den Tisch.

Als er das nächste Mal zurückkam, hatte er ein großes Stück Nusskuchen für Snowcat dabei. 

Sie saßen gemütlich beisammen und plauderten über das Geschehen in der Welt und darüber, was einen guten Whisky ausmachte, der Name Surehand fiel dabei nicht ein einziges Mal.

Snowcat ließ ihren Blick über die Metamenschen am Tisch schweifen. Sie konnte es eigentlich nicht glauben, Ehran, Harlequin, Liam, Shark Finn und SpArcade, sie alle waren nur für sie in das Restaurant gekommen. 

Harlequin zog ihren Stuhl näher an seinen und nahm sie in den Arm. 

Genauso fühlte sich Geborgenheit an.


                                                             UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

                              UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See!


Ob Surehand sich damit geschlagen gibt und worum es sich beim nächsten Run dreht, wird demnächst hier zu lesen sein. Schau also bald wieder vorbei, omae.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*