Episode 17/13 (vom 19.07.) Run 46/1

Welcome back, omae.

Schön, dass Du auch heute wieder reinschaust.

Derzeit „On The Run“ sind: Blackstone*, Average*, FTW*, TriXhot, Tuareg, Shark Finn, Thunderstrike, Starbuck*, Mystique und Snowcat. (*Spieler war nicht anwesend.) 

Datum in unserer SR-Timeline: 27.10.- 18.11.2072

Was bisher geschah: UC bekommt einen Schutzauftrag von Alexander Tintagel, den sie erfolgreich erledigen. Bei einem Treffen im Daisy Chain mit Tintagel und Lugh Surehand, macht letzterer UC und insbesondere Snowcat ein Angebot, dass diese ablehnt. Im Anschluss wird auf Surehand ein Attentat verübt, dass die Runner vereiteln. Am nächsten Abend wiederholt Surehand das Angebot bei einem Abendessen in einem Restaurant an dem nur er, Tintagel und Snowcat teilnehmen. Liam vermutet eine Falle und trifft Gegenmaßnahmen, auf Grund derer sowohl Ehran, als auch Harlequin in Verkleidung bei dem Essen erscheinen. Da die Verhandlungen erneut scheitern, plant Surehand Snowcat zu entführen. Liam verhindert den Versuch.

Erfahr nun, wie es nach diesen Ereignissen weitergeht und welcher neue Run auf UC wartet.

Wir schalten uns am Morgen nach den Ereignissen im Restaurant in das Geschehen zurück und erleben alles aus den Augen von Snowcat mit.

Deine Kommentare hierzu passen unter A Tale So Far, Part IV [LINK].

Eine Beschreibung unserer Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter ein Link und es wird im Glossary erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossary vorbei [LINK].

Bereit omae? Na dann los!


Snowcat öffnete die Augen. Harlequin war bereits wach. Manchmal fragte sie sich, ob er überhaupt je schief. Es hatte bisher keine Nacht gegeben, in der er nicht noch wach gewesen, als sie einschlief und keinen Morgen, an dem er nicht schon wach gewesen war, als sie aufwachte. 

Harlequin hatte sich einen der kleinen Sessel neben das Bett geschoben und saß mit hochgezogenen Beinen darauf. Er war nackt, hatte einen ihrer Skizzenblöcke auf dem Schoß und zeichnete mit einem Bleistift. Er lächelte sie an, „Guten Morgen, Liebste!“ Das weiß-rote Make Up auf seinem Gesicht war verblasst und kaum noch sichtbar.

Snowcat lag auf dem Bauch, die Bettdecke bedeckte Beine und Po. Sie stützte sich auf den Händen auf, streckte den Rücken durch und brachte ein leises, wohliges, „Guten Morgen, My Knight.“, hervor. Die Masse ihres schneeweißen, verwühlten Haares ergoss sich über Rücken und Schultern.

Snowcat blickte sich kurz um. Die Kleidung die sie gestern Nacht getragen hatten, lag auf dem Fussboden verteilt und Snowcat hielt Ausschau nach Harlequins T-Shirt, welches sie sich unbedingt als weiteres Nachthemd sichern wollte. 

Da lag es. Sie verließ unter den aufmerksamen Augen von Harlequin leichtfüssig das Bett und war nach wenigen Schritten bei dem Objekt ihrer Begierde angelangt. Snowcat griff danach und wollte es sich schon überziehen, als sie in der Bewegung inne hielt, das T-Shirt stattdessen an den kurzen Ärmeln hielt und sich die Vorderseite genau ansah.

Das war ohne Zweifel ein Band-Shirt der sexy Orksängerin Orxanne, vollbusig und martialisch in einem ihrer knappen Bühnenoutfits. Schaltete man das Shirt ein, so begann Orxanne sogar zu tanzen. Snowcat konnte sich nicht daran erinnern, dass Harlequin gestern dieses Shirt getragen hatte. Die Farbkombination stimmte im Groben, dunkelblau und lila. Vielleicht konnte man das Bild der Ork-Sängerin über AR völlig ausschalten, aber selbst dann hätte der Farbverlauf nicht gestimmt.

Snowcat wandte sich Harlequin zu, der sie mit einer Mischung aus Lust und Belustigung ansah und fragte, „Das hattest Du gestern Abend an?“

Er grinste, „Siehst Du da noch ein anderes Shirt, was ich angehabt haben könnte?“

Sie sah sich noch einmal um und schüttelte dann den Kopf, „Nein.“

„Dann werde ich wohl das getragen haben.“

Snowcat roch an dem Shirt und es duftete tatsächlich nach Harlequin. Der Stoff fühlte sich sogar getragen an.

Snowcat warf Harlequin einen misstrauischen Blick zu, „Orxanne?“

Er nickte, „Die Musik ist ganz gut und die Frau sexy. Gefällt es Dir nicht? Zieh es mal über.“

Snowcat bewegte sich ein paar aufreißende Schritte auf Harlequin zu und zog das Shirt langsam über. Ganz dicht vor ihm blieb sie stehen.

Harlequin nahm die Füsse vom Sessel, ließ Block und Stift neben dem Sessel fallen und sagte, „Steht Dir gut.“ Mit tieferer Stimme und mit leicht wölfischen Knurren darin fügte er hinzu, „Und nun zieh es wieder aus!“

Snowcat stand total darauf, wenn er diesen härteren, lüsternen Ton anschlug. Sie lächelte und fragte leise sanft schnurrend, „Ist das ein Befehl My Lord?“

Harlequin legte seine Hände auf Snowcats nackten Hintern, zog sie ein paar Zentimeter näher an sich heran und meinte lockend, verführerisch, „Nein Liebste, das ist ein Vorschlag.“

Snowcat zog das T-Shirt wieder aus und ließ es fallen. Es landete genau auf dem Skizzenblock mit der Zeichnung die Harlequin von der schlafenden Snowcat angefertigt hatte.

Vor ihrem Abflug nach Boston fuhr Snowcat zur endgültigen Anprobe ihres Halloween-Kostüms bei Xander‘s vorbei. Das Kostüm war gestern noch nicht fertig gewesen, da Xander auf die Lieferung einiger Accessoires aus L.A. gewartet hatte. Harlequin begleitete Snowcat. 

Nun stand sie in einem Kleid aus dem Barrock, welches Xander extra für sie entworfen und aus einem bestickten Stoff für sie angefertigt hatte vor dem riesigen Spiegel. Auch den Stoff hatte der Troll und Meisterschneider aus L.A. kommen lassen. Er hatte ihn über einen Freund und Kostümbildner organisiert. 

Snowcat konnte kaum fassen wie schwer das Ganze geworden war und das obwohl Xander auf moderne Materialien hatte zurückgreifen können, die er sowohl bei dem Korsett, als auch bei dem ausladenden Reifrock verwendet hatte. Das Kleid war silbern, hellblau und weiß gehalten und mit zahlreichen falschen Edelsteinen verziert worden. Das Ergebnis sah einfach fantastisch aus und Snowcat fühlte sich wie eine Prinzessin, auch wenn Milady DeWinter aus dem Roman von Alexandre Dumas keine gewesen war. Vor zwei Jahren hatte Snowcat beschlossen zu Halloween stets als eine weibliche Figur aus der Literatur zu gehen. 2070 war es Rotkäppchen gewesen - auch Märchen waren Literatur - und nun eben Lady DeWinter oder kurz Milady. 

Xander überreichte Snowcat ein kleines Paket und sagte mit seiner tiefen Stimme, die irgendwie immer ein bisschen nasal klang, „Ich habe noch die Schleifen und den Schmuck für Dich, Snowcat meine Liebe. Natürlich solltest Du Dein Haar komplett mit dem Lockenstab bearbeiten, was einiges an Zeit aufwenden wird. Leider bist Du ja nicht in der Stadt, sonst wäre es eine Freude für mich, das zu übernehmen. Für die Frisur habe ich eine Anleitung für Dich erstellt.“

Snowcat drehte sich zu Harlequin um und fragte, „Nun, was meinst Du? Ist Xander nicht ein Genie?!“

Harlequin nickte, „Das ist er zweifelsohne. Besonders gefällt mir, dass Sie die Veränderungen an dem Material so vorgenommen haben, dass das Kleid historisch immer noch ziemlich korrekt ist.“

Snowcat grinste, „Du musst wissen Xander, Harlequin ist ein Quell des Wissens, wenn es um Geschichte geht.“

Harlequin verneigte sich und verbesserte sie, „Um historische Mode.“

Xander riss erfreut die Augen auf. Die sieben gewaltigen Ohrringe in seinem linken Ohr klimperten dabei und die Edelsteine die Xander trug, waren im Gegensatz zu denen auf Snowcats Kleid alle echt. „Oh, tatsächlich? Und gibt es ihrer Meinung nach Abweichungen zu einem Kleid aus dieser Zeit? Wenn ja, bitte ich Sie, sie mir zu nennen, selbst wenn es sich nur um Details handelt. Die Schnittmuster und Anleitungen waren nicht ganz eindeutig.“

Harlequin betrachtete Snowcat ausgiebig und lange und sie musste sich mehrmals für ihn drehen, dann sagte er, „Es sind aber wirklich nur Kleinigkeiten. Der dritte der fünf Unterröcke wäre nicht weiß, sondern in einer kräftigen Farbe gewesen. Oft war er Rot, bei diesem Kleid wäre er wohl eher dunkelblau. Unten auf dem Rock und um die Taille wäre die doppelte Anzahl an Steinen verwendet worden, um den Reichtum zu betonen, selbst unechte Steine mussten per Hand hergestellt und einzeln angenäht werden. Der Ausschnitt war zu der Zeit als Gegenbewegung zur Renaissance noch einen Hauch gewagter und bei einer Frau wie Milady wäre er wohl noch ein ganzes Stück tiefer ausgefallen.“

Xander bückte sich, fragte dabei, „Darf ich?“ und griff an den dritten der fünf Unterröcke der sich darauf hin wie von Zauberhand von Weiß auf Dunkelblau färbte. Nun zupfte er an Snowcats Kleid und der Ausschnitt wurde tiefer. Xander bat sie Bescheid zu sagen, wenn es unbequem würde und dann passte er mit Hilfe von Magie den Schnitt an Teile und Dekolletee dementsprechend an, das Kleid wurde enger. Als es zu drücken begann, sagte Snowcat Bescheid und Xander lockerte die Kosarge wieder einen Hauch. Dann entfernte Xander sich und kam einige Minuten später mit weiteren kleinem Strass-Steinen und Glasperlen im Gepäck zurück, die er auf das Kleid warf und mit Magie befestigte, nachdem Snowcat es ausgezogen hatte.

Als Snowcat und Harlequin das Modehaus mit Beautysalon verließen, hatte der Inhalt der Tragetasche mit den Kartons des Kostüm sie 10.000Y gekostet.

Am Donnerstag Nachmittag dem 27.10.2072 flogen Ehran, Harlequin, Shark Finn und Snowcat in Ehrans Luxusjet nach Boston. 

Harlequin blieb in der Stadt, jedenfalls ging Snowcat davon aus, das dem so war. Da Harlequin nicht bei ihr im Studentenappartement wohnte, konnte sie dessen nicht sicher sein. Jemand der mit frischer, heißer Pizza aus New York vor einer Tür in Frankfurt stehen konnte, konnte sich vielleicht auch Freitag nach der Uni zum Nachmittagskaffee mit ihr in Boston treffen, obwohl er zum Mittag noch in Paris gewesen war. 

Snowcat und Harlequin verbrachten am Wochenende viel Zeit miteinander und Snowcat fügte ihrem inneren Erinnerungsspeicher für perfekte Momente weitere hinzu. 

❅❆

Montag war Halloween. Snowcat hatte während ihres gesamten Unitages zwei Bodyguards, denn Harlequin hatte am Morgen neben Shark Finn gestanden. Auch sein rotes Haar war zu Rastern gedreht gewesen und er trug neben der exakten Kopie von Sharks Sonnenbrille auch eine exakte Kopie seines Anzuges, nur in Elfengröße versteht sich. Harlequins Gesicht blieb ungeschminkt. 

Snowcats Haarmasse in Korkenzieherlocken zu drehen und die Schleifen darin zu verteilen, hatte wie von Xander angekündigt, so einiges an Zeit gekostet. Henry hatte sich der Aufgabe mit Hingabe gewidmet. Snowcat hatte ihrem Haar ein helles Blond verliehen, was laut des Romas die Haarfarbe von Lady DeWinter gewesen war. Der Schmuck zu dem Kostüm bestand aus einem Collier, welches, wäre es echt und nicht aus Metal und Glas gewesen, sicher ein Vermögen wert gewesen wäre. Obwohl es sich bei dem Zeug nur um Modeschmuck handelte, fühlte es sich irgendwie gut an es zu tragen, darum hatte Snowcat es als erstes umgelegt.

Bis auf die Bastet-Kette von Harlequin, dem Paar Vintage-Ohrringe aus Gold mit Halbedelsteinen, die sie in Paris von dem Designer bekommen hatte und einer langen Kette mit Katzenanhänger aus geschwärztem Metal, die ihr Face geschenkt hatte, besaß Snowcat keinen Schmuck. Sie hatte sich schon als kleines Mädchen vorgenommen, sich niemals selber Schmuck zu kaufen und nur solchen zu tragen, den sie geschenkt bekam, selbst wenn das bedeutet hätte, dass sie nie welchen tragen würde. Ausgenommen von der Regel waren Halsbänder aus Stoff, Armbänder aus Leder, einige Arten von Haarspangen und eben Accessoires, die zu einem Kostüm gehörten. 

Inzwischen war es früher Abend und Snowcat stand in Seidenhemdchen mit Spitzenbordüre und blauen Taftband, deren Schleifen denen in ihrem Haar glichen und langer Seidenhose mit Rüschen an den Fussgelenken im Durchgang zum Wohnzimmer und hielt sich am Türrahmen fest. 

Harlequin stand hinter ihr und hielt die Schnüre ihres Korsetts in der Hand. Er trug sein etwas mehr als schulterlanges Haar heute offen. Es war glatt gebürstet, im Anschluss in Wellen gelegt und braun gefärbt worden. Außerdem hatte er bereits Seidenoberhemd, kunstvoll verziertes Lederwams, Hose und Strümpfe an, alles in den Farben Dunkelrot und Schwarz und in der Mode des Frühbarocks. Zudem trug er heute Bart. Einen vollen geschwungenen Schnurrbart und einen dazu passenden Spitzbart. 

Harlequin trat dicht hinter Snowcat und hauchte ihr ins Ohr, „Nun Luft anhalten, bitte.“, dann machte er einen Schritt zurück und zog. „Und ist es noch bequem?“, wollte er dann wissen. 

Snowcat horchte in sich hinein. Sie konnte den Druck des Korsetts spüren, aber unbequem war es gar nicht. „Ja, es fühlt sich ganz gut an.“

Ein leicht fieses Grinsen schwang in seiner Stimme mit, als Harlequin sagte, „Dann ist es noch nicht fest genug.“ 

Er zog erneut und nun fühlte es sich ausgesprochen unangenehm an. Snowcat bekam das Gefühl irgendwo eingeklemmt zu werden. Sie unterdrückte einen Schmerzenslaut und stieß stattdessen geräuschvoll den Atem aus, etwas, was beinah schon automatisch geschah, denn irgendwie musste der Raumverlust ausgeglichen werden. 

„Wie ist es jetzt?“, fragte Harlequin nach.

Snowcat warf einen Blick über ihre Schulte und sah in das leicht diabolisch grinsende, höchst attraktive Gesicht von Harlequin. Sie klang ein wenig atemlos als sie erwiderte, „Wenn ich nichts mehr esse, trinke oder tief atme, wird es gehen.“

Harlequin verknotete die Schnürre in der Position und obwohl Snowcat nicht genau sehen konnte, was er da tat, sah es nach komplizierten Handbewegungen aus, „Dann sitzt es jetzt richtig. Du wolltest doch ein möglichst authentisches Erlebnis.“

Sie nickte und lächelte, „Du hast völlig Recht, das wollte ich und wenn man das mit der Atemtechnik erstmal verinnerlicht hat, befürchtet man auch gar nicht mehr bald zu ersticken. Es ist nur total ungewohnt, was eigentlich ziemlich aufregend ist.“

Während Harlequin Snowcat half das Gestell für die Röcke anzulegen und die fünf Unterröcke und das wundervolle Kleid über zu ziehen, erklärte er plaudernd, „Im Barock hat man noch gar nicht sonderlich fest geschnürt. Eine schmale Taille war zu der Zeit zwar modern, das Korsett, das diesen Namen übrigens erst im 19. Jahrhundert bekam und bis dahin simpel Mieder genannt wurde, diente in jener Zeit aber mehr dazu die zur Mode passenden Sitz der Kleidung zu erreichen. Im Barock also auch, um die Brust zu heben und jegliches Verrutschen beim Tanzen oder Ausreiten zu verhindern. Erst um 1870 begann der Wahn die Taille einer Frau immer schmaler zu schnüren, ohne Rücksicht auf Konsequenzen. Solltest Du also einmal ein authentisches Kostüm aus jener Zeit tragen wollen, wird es richtig unbequem werden. Es war über Jahrhunderte hinweg übrigens nicht unüblich für Männer den Frauen beim Ankleiden zu helfen. Erstens, weil diese Hilfe teilweise eine Notwendigkeit war, jedenfalls wenn man nicht gerade eine Königin war und eine Flut von Hofdamen besaß. Und Zweitens, weil Ehemänner mit einer speziellen Schnür- und Knotentechnik überprüfen konnten, wie es um die Treue ihrer Frauen stand. Allgemein galt, je schöner die Frau, desto komplizierter die Knoten ihres Gatten. Für einen Verführer war es also ratsam neben geschickten Fingern auch ein gutes Gedächtnis zu besitzen.-  É Voilá!“

Snowcat warf einen überprüfenden Blick in den Spiegel. Bis auf die Bastet-Kette und den Masking-Pin, die sie wieder mit einem Lederband am Oberarm befestigt hatte und die durch den Ärmel des Kleides verborgen waren, trug sie nichts, wobei es sich nicht um eine möglichst authentische Nachbildung aus dem Barock handelte.

Die Illusion einer Dame aus der Zeit war perfekt. Sie hüpfte zwei Mal auf und ab und tatsächlich verrutschte trotz des tiefen Dekolletees nichts. Rennen oder kämpfen würde sie so wohl kaum können und dennoch fühlte es sich gut an. Da sie selbst schon lange gern freiwillig auf eine gerade Haltung geachtet hatte und extrem beweglich war, bereitete ihr das Kostüm vielleicht weniger Schwierigkeiten, als es so manch anderer Frau bereitet hätte. Snowcat stellte fest, wie viel Spaß es machte sich zu verkleiden. 

Sie verstaute Commlink und andere Kleinigkeiten wie einen Lippenstift in dem zum Kleid passenden Stofftäschchen. Harlequin zog sich gerade die schwarzen Schnallenschuhe an, was Snowcat daran erinnerte, dass sie selbst noch schuhlos war. Das Paar hatte Xander mit dem gleichen Seidenstoff bezogen, aus dem er das Kleid gefertigt hatte, so wie es damals durchaus üblich gewesen war. Sie anzuziehen würde schwerer werden als gedacht. Snowcat konnte ihre Füsse nicht sehen und sich nur schwer runterbeugen, wenn das überhaupt möglich war. Reinzuschlüpfen würde weniger ein Problem sein, aber die drei kleinen Knöpfe zu schließen, könnte schon eines werden.

Harlequin folgte ihrem Blick, lächelte und zog ihr dann die Schuhe an, wobei Snowcat sich nun wie Cinderella vorkam. 

Im Anschluss legte Harlequin seinen Waffengürtel um -selbstverständlich steckte in der Scheide ein echtes Rapier-  und setzte eine Augenklappe und einen Musketierhut mit Schnalle und schwarzer Feder auf. Er zog Snowcat vor sich zum Spiegel und sie betrachteten sich gemeinsam. Sie gaben ein fantastisches Paar ab. Vielleicht war der Detailreichtum für ein Halloween-Fest auf dem Campus eine wenig overdressed, aber das würde sie beide nicht scheren. „Das ist wirklich eine perfekte Darstellung von Milady und Rochefort.“, kommentierte Snowcat, „Jedenfalls soweit ich das beurteilen kann.“

„Mit einer Einschränkung. Wir sehen viel besser aus, als die zwei es je gekonnt hätten!“, Harlequin machte eine längere Pause und setzte erst einen prüfenden und dann einen skeptischen Blick auf. „Irgendetwas passt nicht ins Bild.“ Er schob seine Finger an der linken Schulter unter ihr Kleid und Unterhemd, hob den Stoff an und linste darunter. „Nein, an das Lilienmal hast Du gedacht. Es ist etwas anderes.“ Harlequin überlegte länger und länger und Snowcat stand geduldig da und wartete ab. Irgendwann riss er die Augen auf und rief, „Ah, jetzt weiß ich es. Das da sieht billig aus...“, er nahm ihr das Collier ab, „ ... und passt überhaupt nicht.“ Dann warf er es mit Schwung und ohne hinzusehen in Richtung Papierkorb. Natürlich traf er. 

Wenn sie darüber nachdachte, musste sie leider zugeben, dass er damit Recht hatte. Die aufgenähten Glassteine und anderen Verzierungen auf dem Kleid wirkten edel und authentisch, da man auch früher schon nur bei Königinnen echte Steine verwendet hatte und Glassteine in der Mode üblich gewesen waren, doch das Collier hielt dem edlen Eindruck im Vergleich nicht mehr stand. Sie nickte, „Du hast schon wieder Recht, so ist es besser.“

„Aber Milady,“ meinte Harlequin leiser, „Ihr könnt doch nicht mit barem Dekolletee das Haus verlassen.“ Zu Snowcats großer Überraschung zog er ein zweifelsohne echtes Saphir-Diamant-Collier aus der Tasche seines Wamses und legte es ihr um.

Sechsunddreißig Saphire ovale waren von kleinen Diamanten umgeben und reihten sich zu einem perfekten Kollier aneinander. Dazu steckte Harlequin zwei passende Clips an die Ohrläppchen. 

Es glitzerte und funkelte und sah einfach atemberaubend aus und es fühlte sich auf der Haut noch besser an, als es aussah. Das Gefühl verschlug Snowcat für einem Moment die Sprache. Sie berührte es vorsichtig mit den Fingerspitzen, dann drehte sie sich um und küsste Harlequin innig, was sich wegen des Bartes ungewohnt anfühlte, aber es blieben die Lippen von Harlequin, ob mit oder ohne Bart. Snowcat konnte ihn schmecken und riechen. Sie löste sich von ihm, wandte sich in Richtung Tür ab, warf dann einen kecken Blick über die Schulter und meinte selbstbewusst, „Das hat aber auch lange genug gedauert.“

Harlequin grinste, kam ihr in Richtung Tür nach und half ihr ins Cape, bevor er sich seines umlegte und ihr die Appartementtür öffnete. 

Shark Finn hatte Tango mit Snowcats SUV abgeholt und nun warteten sie bereits unten auf der Strasse auf die beiden Elfen. Shark Finn hatte sein Kostüm simpel gehalten. Er ging als Surfer im Hawaii-Hemd und Shorts. 

Als Snowcat Tango gefragt hatte, ob er Lust habe mit auf die Halloween-Party zu gehen, war er begeistert gewesen. Halloween konnte Tango rausgehen und mal nicht angeglotzt werden, weil er ein Surge-Freak war. Als Echsenmensch mit Schuppen und Schwanz war er starrenden Blicken ständig ausgesetzt. Halloween würde man ihn nun für sein innovatives Kostüm bewundern. Tango war ein Mann, der sonst sehr viel Wert auf gehobene, luxuriöse Bekleidung legte, die er sich immer extra anfertigen lassen musste. Heute trug er schwarze, urbane Klamotten mit Nieten und Ketten. Seine schuppige Haut im Gesicht hatte er mit gelben und grünen Neonfarben bemalt, was im ein gruseliges Aussehen verlieh. 

Shark pfiff, als er Harlequin und Snowcat in ihren Kostümen sah. Harlequin verbeugte sich und meinte, „Danke, danke! Schön, dass Dir aufgefallen ist, wie gut ich aussehe.“

Snowcat stieg hinten ein, was umständlich genug war. In dem Kleid konnte sie kaum bequem sitzen, fahren sollte da besser jemand anderes. Harlequin setzte sich neben sie und er für seinen Teil stieß nicht ein einziges Mal mit dem Rapier irgendwo an, so als gehöre das Rapier schon seit Jahren zu seinen täglichen Accessoires. 

Kürbisfratzen, Skelette und Fledermäuse wiesen den Partygästen den Weg über den Campus. Das AR-Design war bereits auf dem Weg voller unglaublicher Details. Man betrat einen verwunschenen Wald. 

Auch für den RL-Bereich hatte man einiges getan und auf die echten, ausgehöhlten Kürbisse war selbstverständlich auch nicht verzichtet worden. Es gab sogar einige magische Illusionen, die das Bild komplettierten. 

Was sich im verwunschenen Wald andeutete, setzte sich im Verbindungshaus fort. Die Jungs von Kappa-Delta-Phi der technischen Fakultät waren so nett gewesen ihr Verbindungshaus zur Verfügung zu stellen und die Party zu organisieren. Sie hatten sich nicht lumpen lassen und das Haus über AR, aber auch im RL in ein Spukschloss verwandelt. Es war stilvoll und gelegentlich gruselig, aber nie über das angenehme Mass hinaus.

Vor dem Eingang zum Schloss trafen sie sich mit Dave und Mimi, die hübscher Weise als Peter Pan und Wendy verkleidet gingen. 

Dave öffnete den Mund, ließ ihn einen Moment offen und sagte dann, „Wow. Du siehst toll aus, Cat.“ Er kratzte sich verlegen am Kopf, woraufhin fast sein grünes Hütchen heruntergefallen wäre, „Ihr seht alle toll aus!“

Mimi verzog kurz das Gesicht und murmelte, „Ja, alle werden wieder nur auf sie gucken.“

Snowcat lächelte charmant, ging auf Mimi zu und küsste sie zur Begrüßung auf die Wange. „Dave wird das sicher nicht tun.“

Wie beiläufig bemerkte Harlequin, „Ich bin sicher, so einige werden auch auf mich gucken.“ Allerdings sprach er ganz seiner Rolle entsprechend bereits Französisch, darum reagierte niemand darauf. 

Snowcat nickte lächelnd und sagte an Harlequin gewandt ebenfalls auf Französisch, „Das bewirkst Du sicher.“ Sie wechselte ins Englische zurück, „Mimi, darf ich Dir Harlequin vorstellen? Harlequin, c‘est Mimi.“

Harlequin griff nach Mimis Hand und deutete einen Handkuss an, „Enchanté Mademoiselle.“

Mimi wurde rot, denn obwohl sie offenbar kein Französisch sprach, hatte sie diese Geste verstanden. Ja, so etwas hatte er einfach drauf.

Snowcat machte Dave und Harlequin miteinander bekannt und stellte noch Tango vor, denn Shark Finn kannten beide bereits. Dave kommentierte sofort, „Tango, Dein Kostüm ist echt abgefahren, damit kannst Du glatt den ersten Preis abräumen. Und die Bemalung ist wirklich monsterhaft geworden. Cool:“

Tango freute sich sehr über das Lob. 

Dave nahm Mimi in den Arm und fragte Shark, „Finn, sag mal, passt Du auch heute auf Cat auf? Oder bist Du nur zum Vergnügen hier?“

Shark warf einen grinsenden Blick zu Harlequin rüber und antwortete dann, „Milady ist zwar mit Rochefort da, aber das hält mich nicht davon ab, auf meine Cousine aufzupassen.“

Dave sah erfreut aus, „Oh man, das ist ja klasse. Dann muss ich nur auf Mimi aufpassen, dann hab ich mehr Zeit für sie und ich kann was alkoholisches trinken. Cool, danke man!“

Die sechs betraten gemeinsam das Spukhaus.

Natürlich erregten sie Aufsehen, sprich man bemerkte sie augenblicklich. Snowcat drehte eine Begrüßungsrunde durch die drei Spukhaus-Etagen und stellte Harlequin so allerhand Leuten vor. Er blieb bei seiner Rolle und sprach Französisch. Manchmal brachte er auch ein paar Worte im gebrochenem Englisch mit schwerem, französischen Akzent hervor. 

Mimi, Dave und Tango verloren sie bereits nach wenigen Metern, weil die drei am Büffet hängen geblieben waren und sich angeregt unterhielten. 

Bei einer Tasse Kürbis-Punch, der entgegen Snowcat Befürchtungen wirklich lecker war, versammelten sie sich nach einer Weile nahe der zweiten von drei Tanzflächen und sahen dem turbulenten, bunten Gezappel aus Monstern, Comicfiguren und anderlei Verkleidungen zu. 

Dave war bereits leicht angetrunken und versuchte mit Harlequin ins Gespräch zu kommen, wobei er mit großen Gesten agierte, die eigentlich verdeutlichen sollten, was er sagen wollte, jedoch eher verwirrend wirkten. Eine großen Kreis bei dem Wort ,wo‘ zu zeichnen und dabei mit den Armen zu wackeln half irgendwie gar nicht weiter. Dabei zog er alle Worte in die Länge, „Woo koomst Duuu heeer?“

Harlequin überlegte kurz, entschied sich, etwas verstanden zu haben und plauderte auf Französisch los, wobei er mit ähnlichen ausschweifenden Gestern erklärte, dass er tatsächlich noch keinen so großen Kürbis gesehen hatte, wie den auf dem Parkplatz des Campus. 

Dave blickte Snowcat fragend an, woraufhin sie übersetzte.

Dave erschrak und wollte sich schnell einen Übersetzer aus der Matrix runter laden, wobei ihm sein Commlink fast in die Bowle fiel, worüber er vergass, was er eigentlich wissen wollte. „Äh, Cat, kannst Du vielleicht übersetzen?“

„Na klar!“

Was Dave bei der Beantwortung seiner Fragen nicht wirklich weiter half, da Harlequin gnadenlos ausnutzte, dass der junge Mann so leicht vom Thema abzubringen war.

So nach einer halben Stunde fragte Dave dann, „Seit ihr zwei eigentlich ein Paar?“

Snowcat übersetzte und Harlequin sah sie fragend an. 

Snowcat lächelte und meinte dann charmant zu Dave, „Heute sind wir eines.“ Im verschwörerischen Tonfall fuhr sie fort, „Sieh mich an, wie könnte er mir widerstehen?“ Dann lächelte sie, sah Harlequin in die Augen und fügte etwas leiser hinzu, „Und wie könnte ich ihm widerstehen?“

Harlequin zog Snowcat an sich, um sie zu küssen.

Dave grinste breit, „Das ,Ja‘ versteh sogar ich.“ Er kratzte sich am Kinn, „Nur das mit dem heute, das leuchtet mir nicht ein. Mimi, weißt Du, was sie damit meinen?“

Mimi zuckte mit den Schultern, „Das es morgen anderes sein kann? Schließlich lebt er ja in Frankreich, oder?“

Dave winkte ab, „Ach, die paar Stunden Flug.“

Snowcat löste sich von Harlequin und meinte, „Dave, mach Dir doch nicht immer so viele Gedanken.“ Sie griff nach Mimis Hand, „Komm, wir gehen uns das Näschen pudern!“

Dank ihrer scharfen Ohren konnte sie im Weggehen hören, wie Dave Harlequin erklärte, „Da Du mich nicht verstehst, kann ich es Dir ja jetzt sagen. Ich liebe sie! Und zwar beide! Mimi ist das Beste, was mir je passieren konnte. Ich bin total verknallt in sie. Und Snowcat, hach, ich liebe und verehre sie, sie ist wie ein wunderschöner Stern am Nachthimmel. Funkelnd schön, man kann sich auf sie und ihr Strahlen verlassen. Sie ist einfach ... oh, da kommt Tango von der Tanzfläche zurück.“

Als Snowcat und Mimi aus dem Bad zurückkehrten, Shark Finn war dicht hinter ihnen, hatte sich eine Metamenschen-Traube um eines der Fenster hier gebildet. Sie befanden sich in der dritten von vier Etagen. 

Harlequin balancierte auf dem Sims des offenen Fensters und leerte, ohne sich irgendwo festzuhalten, unter dem Geklatsche und Gejohle der Zuschauern einen großen Glaskrug Bier im einem Zug, wobei er sich gefährlich weit nach hinten lehnte. Zum Zeichen, dass der Krug komplett leer war, drehte er ihn um und bekam Applaus, als nur noch winzige Tropfen zu Boden fielen.

Mit schwerem Akzent fragte Harlequin, „Wer‘e traut sisch?“ Dann zeigte er auf einen der jungen Männer, die sich zuvor ein wenig über Dave lustig gemacht hatten, „Du siehst aus, als könntest Du äes, oder bist du ein Feigeling?“

Brandon wollte kein Feigling sein und ließ sich auf den Sims helfen. 

Tango kam zu Snowcat herüber und erklärte, „Keine Sorge, Dave passt auf, dass keiner fällt.“

Zur Belustigung aller schaffte Brandon es, den Krug bis zur Hälfte zu leeren, verschluckte sich, taumelte nach vorn und überschüttete sich mit Bier. Er hatte es nicht hin bekommen.

Nun meldeten sich andere Jungs en masse und auch zwei Mädchen wollte es versuchen. Nach acht weiteren Fails zeigte Harlequin, dass er das Kunststück auch ein weiteres mal zu vollbringen vermochte. 

Als sich die Versammlung um den Sims wieder auflöste, hatte es niemand geschafft, auf dem Sims den Krug zu leeren, auch wenn einige nah dran gewesen waren.

Harlequin forderte Snowcat zum Tanzen auf. Nach einigen Minuten war Snowcat mehr als gewohnt außer Atem, was sie zweifelsohne dem Korsett zu verdanken hatte, dafür hob und senkte sich ihr Busen wirklich mehr als nur aufregend bei jedem Atemzug auf und ab. Sie wusste schon, warum sie auch zuvor gerne Korsagen getragen hatte.

Snowcat trat dicht an Harlequin heran und flüsterte, „Wenn wir uns wie richtige Studenten benehmen wollen, wie wäre es, wenn wir uns dann zwischendurch auch irgendwo hinsetzten, um wild zu knutschen?“

Er grinste, „C'est une idée excellente, ma chérie!“

Gegen drei Uhr am Morgen verließen die sechs gemeinsam die Halloween-Party. Harlequin fasste in eine kleine Tasche seines Lederwamses und holte einen Pin daraus hervor, den er Dave ansteckte, „Du bischt ein toll‘er Hund!“, kommentierte er die Geste mit einer falschen englischen Redewendung.

„Oh, Wow, danke.“, Dave freute sich wirklich, auch über das ungewöhnliche Kompliment. 

Snowcat küsste Dave zum Abschied auf die Wange und zwinkerte ihm verschwörerisch zu, „Den Pin genau mit allen Sinnen ansehen. Ist nur so ein Tipp!“

Dave verstand nicht, aber irgendwann würde er darauf kommen, das wusste Snowcat, denn Dave war weitaus cleverer, als er zuweilen wirkte und als Magier war er ziemlich talentiert.

Harlequin brachte Snowcat zu ihrem Appartement und er nahm ihre Einladung über Nacht zu bleiben an. Das Collier war nach einiger Zeit, dass einzige, was sie trug. Aus dem Lady DeWinter-Kostüm von Harlequin entkleidet zu werden, war ein aufregendes und höchst erotisches Erlebnis gewesen, von dem Snowcat jede Sekunde genossen hatte.

Zum Sonnenaufgang stand Snowcat weiterhin nur mit dem Collier bekleidet am Fenster und blicke auf den Innenhof der Wohnanlage. Die Fenster waren so eingestellt, dass man von draußen nicht hineinsehen konnte. In der Mitte des Hofes stand ein alter Kastanienbaum und zwei Eichhörnchen spielten darauf Fangen. Im Herbst und Winter kamen die Tiere gelegentlich an den Fenstern vorbei, um nach Nüssen zu suchen, die die Studenten für sie auf die Fensterbretter legten. Snowcat sah den Eichhörnchen einen Moment bei ihrem Treiben zu und streckte sich. 

Harlequin lag nackt auf dem Bett und beobachtete sie, „Willst Du nicht ins Bett kommen Liebste?“

Snowcat grinste in schelmisch an, „Ich dachte, da komme ich gerade her.“

Er lachte, „Ich meinte zum Schlafen.“

Snowcat streckte sich erneut und jauchzte dabei wohlig, dann schüttelte sie den Kopf, „Schlaf wird überbewertet. Überhaupt, Du scheinst selber nur sehr wenig zu schlafen.“

Er verzog den Mund ein wenig, seine Mimik war oft unglaublich schwer zu deuten, „In meinem Alter braucht man nicht mehr so viel Schlaf.“

Snowcat grinste noch ein bisschen breiter, „Ach so, na dann. - Ich mag nicht schlafen, der Tag und ganz besonders die Nacht waren zu wundervoll...“ Sie zögerte einen Augenblick, „ ... da mag ich einfach nicht schlafen.“

Harlequin stand auf, trat hinter Snowcat, küsste sanft ihren Nacken und ihre Schulterpartie, „Du musst Dich nicht fürchten, das hier ist nicht nur ein Traum, aus dem Du wieder aufwachen musst.“ Er hob sie hoch, trug sie ins Bett und nahm sie dort in den Arm. Harlequin zeigte in Richtung Kommode, dort standen die beiden Bilder, die Snowcat von ihm und Aina gemalt und ihm geschenkt hatte. „Wie komplett anders die Farben wirken, wenn das Licht der aufgehenden Sonne darauf fällt. Vorhin beim Mondlicht hätte man schwören können, das Bild stelle eine nächtliche Szene dar und nun ist man sicher, dass links durch ein Fenster die Sonne herein scheint. Was hast Du den Farben zugemischt, damit sie bestimmte Farbspektren verstärken?“

Sie unterhielten sich über Farbzusätze und deren Wirkung. Harlequin kannte eine Menge Fakten, die Snowcat unbekannt gewesen waren, doch auch Snowcat wusste auf diesem Gebiet ein paar Dinge, die Harlequin neu waren. Irgendwann gerieten sie dabei in eine hitzige Diskussion, in der sie an einem gewissen Punkt nicht weiterkamen. Snowcat meinte diplomatisch, „Bewerten wir es als Frage des persönlichen Geschmacks.“

„Wenn Du Dich dann besser fühlst, kannst Du das gerne tun, aber am Ende bleibt es dabei, dass ich Recht habe und Du nicht.“, erwiderte Harlequin selbstbewusst.

Snowcat schlug mit einem Kissen nach ihm, „Sturkopf!“ Harlequin duckte sich ansatzlos weg.

Er grinste, „Kein Grund sich zu ärgern, obwohl Du dabei bezaubernd aussiehst. Es ist doch auch nicht so, dass Du nie Recht hast, vorhin zum Beispiel, da hattest Du Recht.“

Snowcat tat ihm den Gefallen und fragte, „Wann vorhin?“

Er grinste jungenhaft, „Als Du meintest, das Schlaf überbewertet wird.“

„Na gut, wechseln wir das Thema.“, Snowcat ließ sich zurück in die Kissen fallen.

Harlequin beugte sich dicht über sie, die Spitzen seiner roten Haare kitzelten ihr über die Haut, sie zog ihn an sich und küsste ihn.

Allerheiligen fand kein Unterricht am MIT&T statt.

❅❆

Harlequin blieb fast noch eine ganze Woche in Boston. 

An einem der Nachmittage trafen sie sich mit Dave und Mimi, Dave verschlug es mehrere Minuten die Sprache, als ihm bewusst wurde, dass Harlequin sehr wohl Englisch sprach und es auch ausgezeichnet verstand.  

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Am Mittwoch, dem 16. November meldete sich Doc bei Snowcat. Jemand hatte UC einen neuen Job angeboten. Einen hoch dotierten Job außerhalb von Seattle. Doc hatte sich vorsichtshalber umgehört und erfahren, dass der Job aus der Ecke von Spinrad kommen sollte. Für morgen Abend war ein Treffen im ,Eye Of The Needle‘ angesetzt. Snowcat sagte zu und nachdem sie Shark informiert hatte, buchte sie die Flüge nach Seattle.

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Sie trafen sich um 18.00 Uhr im Bootshaus. Da der Job aus der Richtung von Spinrad kommen sollte, hatte Snowcat in ihrem Kleiderschrank nach etwas passendem von Biometric Arts für ein geschäftliches Abendessen im Eye Of The Needle gesucht oder besser vom automatischen System des Kleiderschranks suchen lassen. Aber da sie kein herbstlich/winterliches Cocktailkleid von Biometric Arts besaß und die Abendkleider overdressed gewesen wären, trug sie nun ein schwarzes, klassisch gerade geschnittenes, ärmelloses Cocktailkleid, das ihr bis zur Mitte des Knies reichte. Kombiniert mit schwarzen Stümpfen, schwarzen Ankle Boots mit 7 cm Absatz und schwarzen Handschuhen aus Leder, die extrem eng saßen, wurde daraus ein ansehnliches Outfit, was eigentlich immer ging. Der bereit gelegte schwarze Hut mit ausladender Krempe und weißem Schleifenband und die schwarze Sonnenbrille machten daraus etwas, was die Blicke auf sie zog, aber gleichzeitig viel von ihrer Identität verhüllte. Ihr Haar hatte Snowcat bereits zu einem simplen Knoten hochgesteckt. 

Shark Finn hatte natürlich wieder einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd angelegt, heute war seine Krawatte grün. 

Als Snowcat mit dem Fomori das Bootshaus betrat, waren Doc und TriXhot bereits zugegen. 

Doc war heute nicht ganz so ,steampunkig‘ gekleidet wie sonst. Er trug ein weißes Hemd, einen schwarzen Gehrock, nebst passender Hose und eine rot-goldene Weste. 

TriXhot hatte einen schwarzen Armanté Hosenanzug mit einem gerade geschnittenem, hoch geschlossenem Jackett und schwarze Stiefelletten an. Eine orangenes Herrenhemd, eine orangene Schärpe und orangene Applikationen bildeten extravagante Farbtupfer. 

Doc lächelte als Snowcat eintrat, „Schön Dich zu sehen Snowcat, dann sind wir für das Meeting heute Abend ja fast vollständig.“

Snowcat küsste Doc auf die Wange. „Auch schön Dich zu sehen, Doc. Wer kommt denn noch?“

„Tuareg wird uns begleiten.“, lautete die simple Ansage von Doc.

Snowcat hob skeptisch eine Augenbraue, „Tuareg kommt mit in die Eye Of The Needle? Ich weiß nicht, wie aufgeschlossen sie dort gegenüber seinem Outfit sein werden.“

Doc schmunzelte, „Ich habe läuten hören, dass er zu einem Style-Berater Kontakt aufgenommen hat.“

Style-Berater? Das klang interessant. Nun, Snowcat hatte er jedenfalls nicht gefragt, aber das spielte keine Rolle.

Als Tuareg erschien, zeigte sich, dass er tatsächlich eine Menge an seinem Style geändert hatte. Zunächst einmal war zu erkennen, dass er ein Elf war, denn die Spitzen seiner Ohren lugten hin und wieder unter seinem braunen, schulterlangen Haar hervor. Er trug einen dunkelblauen Anzug, nebst hellblauem Hemd und dunkelblauer Krawatte, einen langen Mantel und dunkles Schuhwerk. Sein Armreifen und sein Medaillon an der langen goldenen Kette waren weiter gut zu sehen. Sein Gesicht war nun nicht mehr durch ein Tuch, sondern nur noch durch einen Breezer, der mit der offenen Maul einer Schlange verziert war, verhüllt. Seine Schlangentattoos zogen sich bis zur Wange hoch und waren ohne Frage ein auffälliges Merkmal, dennoch würde er so weitaus weniger Aufsehen erregen, als in seinen auffälligen, traditionellen Gewändern. Snowcat schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Wow Turaeg, Du siehst wirklich gut aus und ich stelle fest, dass es eine Schande war, das verborgen zu halten.“

Tuareg verbeugte sich, „Es ging mir nie darum, mich vor meinen Freunden zu verbergen.“

Er zog den Mantel aus, nahm den Breezer ab und legte ihn auf den Tisch. 

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So gegen 19.45 Uhr betraten sie die Needle. Doc hatte Snowcat und TriXhot den Arm angeboten und sie flankierten ihn nun rechts und links. Shark Finn und Tuareg folgten. Sie legten ihre Einladungen vor und durften mit dem Expresslift nach oben fahren. Im Restaurant angekommen, nahm sie ein Kellner in Empfang und führte sie in einen abgegrenzten Bereich mit Außenblick. 

Der Tisch war für sechs Personen für ein großes Menü eingedeckt worden.

Von zwei Bodyguards umsäumt saß dort Johnny Spinrad höchstpersönlich, er trug einen modernen, extravagant geschnittenen dunkelgrauen Anzug und darunter ein dunkelrotes T-Shirt auf dem sich in Intervallen immer wieder andere bekannte Symbole und Formeln aus Wissenschaft und Technik in goldenen Farben bildeten. Dieses Outfit ließ sowohl erkennen, dass es sich bei Spinrads linkem Arm um einen Cyberarm handelte, als auch vermuten, dass er ebenfalls einen Cybertorso hatte, der unter dem Kragen des T-Shirts hervorlugte. 

Er sprang förmlich auf, als er Snowcat sah. Echte, freudige Überraschung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Nein! Damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Was für eine Freude!“, sagte er, während er zur Verwunderung von TriXhot auf Snowcat zustürmte. Shark Finn machte natürlich keinerlei Anstalten Spinrad aufzuhalten. Spinrad umarmte Snowcat, die ihn anstrahlte und auf die Wange küsste, „Hallo Johnny, als ich hörte der Run käme aus der Richtung Spinrad, habe ich nicht damit gerechnet, dass Du persönlich hier sein wirst. Jetzt ist es ja doppelt schade, dass ich gar kein Cocktailkleid von Biometic Art im meinem Kleiderschrank finden konnte.“

„Ich denke, daran können wir für die Zukunft etwas ändern. - Jetzt, wo ich Dich hier sehe, erscheinen die Ereignisse in Hong Kong natürlich in einem völlig anderen Licht.“

Snowcat grinste, „Ich sagte doch, manchmal habe ich einfach keine Zeit und mag Dir auch nicht verraten, was ich vorhabe..“

TriXhot raunte Tuareg zu, „Sie kennt Johnny Spinrad wohl richtig gut. Wow!“

Tuareg erwiderte, „Zumindest sieht es so aus, obwohl ich keine Ahnung habe, wer der Mann ist.“

TrIXhot war erstaunt, „Echt nicht? Naja, erklär ich Dir später.“

Sie waren mit der Gespräch rechtzeitig fertig, denn Snowcat meinte gerade, „Dann stelle ich Dir mal eben alle vor, das sind TriXhot, Doc, Tuareg, Shark Finn kennst Du ja bereits und ich bin Snowcat.“

Er gab jedem die Hand und deutete bei TriXhot sogar einen Handkuss an, dann geleitete er Snowcat zu Tisch und schob ihr den Stuhl zurecht. Er ließ den Mâtre kommen und für Shark Finn ein passendes Gedeck bringen. Die Widersprüche des Fomori, dass dies nicht nötig sei, lies er nicht zu. 

Während des wirklich vorzüglichen Essens plauderte Johnny locker drauf los, Snowcat stand dabei im Fokus seiner Aufmerksamkeit, aber er ließ die andern nicht unbeachtet. Im Gegenteil, er bezog sie in seinen Smalltalk mit ein. Der Multimilliardär war Meister der unterhaltsamen Selbstinszenierung und so kamen alle auf ihre Kosten. 

Zwischen Hauptgang und Dessert kam er zum Punkt, „Es geht darum, irgendwo im Nahem Osten ein Artefakt...“ er suchte einen Augenblick nach dem passenden Worten, „zu befreien. Befreien, kann man das so sagen?“

Snowcat nickte, „Selbstverständlich! Es wäre nicht das erste Artefakt, dass UC befreit hätte. Wir sind sehr gut darin.“

Johnny grinste, „Ja, genau das habe ich gehört. Und interessiert? Details kann ich Euch erst nennen, wenn wir uns einig sind. Ist doch so, oder?“

Wieder nickte Snowcat grinsend, „Ja, Du machst das schon sehr gut, allerdings fehlt noch der Preisvorschlag.“

Spinrad verzog das Gesicht, „Ja, natürlich, wie konnte ich das nur vergessen. Ich biete UC dafür 200.000¥. Wir verhandeln doch jetzt darüber?“

Snowcat grinste noch breiter, sie nahm ihm nicht ab, dass er so etwas noch nie gemacht hatte, aber es spielte keine Rolle ob oder ob nicht, wichtig war nur, dass er sich dabei wohl fühlte, „Ja genau. Und obwohl wir befreundet sind, werde ich es Dir nicht leicht machen.“

„Natürlich nicht.“

Kurze 15 Minuten später hatten sie sich auf 250.000¥ für das Team, diverse Skillwire Chips vom LUXE, die Option auf Zugang zu Cyber- und Bioware und ein Spesenkonto geeinigt.

Charmant lächelnd meinte Snowcat, „Jetzt müssten wir uns nur noch auf die Höhe des Spesenkontos einigen und dann kannst Du uns verraten, worum genau es geht.“

Spinrad winkte ab. „Ach nein, lass uns jetzt nicht über Unwichtigkeiten wie Spesen reden. Ihr schreibt einfach auf und nachher rechnen wir ab. Ich vertrau Dir da völlig Snowcat. Sind wir uns jetzt einig?“

„Ja, dann sind wir uns einig.“

Johnny schien sich darauf zu freuen, endlich zum Job zu kommen, enthusiastisch erklärte er, „Gut. - Im Museum für ägyptisches Altertum in Kairo wird seit ein paar Tagen der Cenotaph of Mentuhotep dem V. ausgestellt.“ 

Er ,zog‘ ein AR-Bild aus seinem Commlink und ,warf‘ es auf den Tisch, wo ein 1 Meter hoher Zylinder aus blassgrünem Glas mit einem Umfang von 30 Zentimeter aufblendete.  Der Zylinder war an beiden Enden in Messingringe eingefasst, die mit Hieroglyphen und Piktogrammen verziert waren, welche offenbar eher okkulten Ursprungs waren, da Snowcat sie optisch keinem ihr bekanntem, alten Schriftbild zuordnen konnte. 

Spinrad erklärte, „Der Cenotaph wurde aus einem der sagenumwobenen Geheimtresore des Museums geholt. Die Ausstellung ist zeitlich noch nicht begrenzt und so gibt es erstmal kein Zeitlimit.“ Gleich im Anschluss nahm er das Bild wieder vom Tisch.

„Klingt interessant. Darf ich fragen, warum Du an dem Artefakt interessiert bist? Bisher war mir noch nicht zu Ohren gekommen, dass Du zu den Sammlern vom Artefakten gehörst.“

Johnny zögerte nicht mit seiner Antwort, „Ich bin immer offen für Neues. Aber du hast Recht, das ist nicht der eigentliche Grund. Ich will es haben, weil ich gehört habe, dass Lofwyr Interesse an dem Artefakt hat. Das ist dann auch der Grund, warum ich mich nicht selbst darum kümmern kann, obwohl mich dein Erscheinen echt in Versuchung führt, selbst mitzukommen. Aus diesem Grund suche ich nach den Spezialisten so weit weg von zu Hause.“

Snowcat legte den Kopf ein wenig schief. „Dann danke ich Dir für Deine Ehrlichkeit. Ich hab verstanden, dass der Auftrag nicht eilig ist, aber wenn andere an dem Artefakt Interesse haben, dann sollten wir zumindest nicht trödeln.“

Spinrad nickte, „Sehr schön. Gibt es sonst noch irgendwelche Fragen?“

Snowcat warf einen Blick in die Runde und erhielt eine Anfrage über den Teamkanal von TriXhot, «Darf ich eine private Bitte äußern? Weil er doch vorhin gefragt hat, was wir haben wollen!»

Snowcat antwortete, «Ja klar, mach nur.»

Die junge Frau sammelte sich kurz, lächelte dann Spinrad an und meinte, „Sie haben doch vorhin gefragt, ob wir spezielle Wünsche haben. Ich hätte da was. Ich möchte jetzt kein Equipment oder so. Ich würde gerne mal mit Ihnen zusammen Basejumpen oder Fallschirmspringen gehen.“

Johnny riss erstaunt und erfreut die Augen auf, „Ja, das lässt sich sicher machen.“ Er sah zu Snowcat rüber, „Wie wäre es damit? Du bringst sie beim nächsten Mal einfach mit und dann gehen wir das Unterfangen gemeinsam an? Das erfordert natürlich ein bisschen Training, also sollten wir schon ein paar Tage miteinander verbringen.“

Snowcat hatte zwar nicht mit einer solchen Anfrage von TriXhot gerechnet, aber angenehm würde die Zeit sicher werden, darum sagte sie fröhlich, „Das klingt doch nach einer sehr guten Idee.“

Spinrad sah Snowcat kurz tief in die Augen und meinte dann zufrieden, „Wenn weiter nichts ist, dann lasse ich jetzt das Dessert kommen.“

Sie tauschten noch Comm-IDs aus und saßen im Anschluss eine Weile bei weiterem Smalltalk beisammen.

Im Fahrstuhl nach unten meinte TriXhot „Wow, Snowcat Du kennst den Multimilliardär Johnny Spinrad persönlich? Bist sogar mit ihm befreundet. Und jetzt werde ich ihn irgendwann auch privat treffen. Ich freu mich total. Ich würde mich nicht wundern, wenn irgendwann der Geist von Elvis hier auftaucht und Du den auch schon kennst, aber wenn das passiert, dann bau ich Dir mitten in Downtown ein Denkmal.“

Tuareg sah TriXhot an und fragte, „Wer ist Elvis?“

Im Bootshaus angekommen meinte Doc, „Ich habe mir erlaubt Mystique als weiteren Nahostexperten hierher zu bitten. Das gemeinsame Wissen von ihr und Tuareg sollte uns so einiges an Mühen und Schwierigkeiten abnehmen.“

Snowcat freute sich immer darauf, Mystique wieder zu sehen, also war das generell eine gute Idee, „Schön. - Mir ist aufgefallen, dass Du bei dem Treffen eben relativ ruhig warst.“

Doc verzog die Mundwinkel zu dem ihm eigenen Grinsen, „Bei einem Alpha-Tier wie Spinrad hätte meine Einmischung nur negative Auswirkungen gehabt und dafür gab es keine Gründe.“

Als Snowcat sich in der Küche ein Wasser holte, kam TriXhot ihr nach, „Hey, sag mal, wir haben ja gerade ein bisschen Zeit. Du hast nicht zufällig Lust auf ein bisschen Mädelz™-Talk über ,Johnny‘?“

Snowcat lehnte sich an die Arbeitsfläche und trank einen Schluck aus der Flasche, „Gern. Was möchtest Du denn wissen?“

TriXhot grinste niedlich „Och, eigentlich alles. Aber wenn das zu generell ist, dann: Warst Du schon mal auf seiner Yacht? Hat er Dir was geschenkt? Trägt er sein eignes Zeug?“

Da TriXhot einiges davon sowieso bald selber erfahren würde, hatte Snowcat kein Problem damit, bis zu einem bestimmten Punkt Auskunft zu erteilen und irgendwie machte solcher Mädelz™-Talk sogar Spass.

Als Mystique, die heute mal aussah wie sie selbst, auftauchte, machten sich die sechs an die erste Informationsbeschaffung. Sie stellten währenddessen gleich eine Datei für die aus dem Team zusammen, die den Run am Ende durchziehen würden. 

Sie trugen folgendes zusammen:

- das APEP- Konsortium hat alleiniges Grabungsrecht im Gizeh-Plateau, will dabei keine Zeugen. Die Atlantean Foundation sponsert die Ausgrabungen in Alexandria, sie sind offen für Tourismus.

- Magie ist in Ägypten verboten (wie im Islam allgemein), niemand kann eine Lizenz dafür bekommen, wird man beim sichtbaren Gebrauch von Magie erwischt, kann es durchaus zu einer ,spontanen Steinigung' kommen.

- Ägypten ist das Land der Gegensätze. Trockene Wüste vs. fruchtbares Nildelta; Islam vs alter Glaube; Araber gegen Beduinen und Nubier; Erwachte gegen Mundäne; 

- der alte ägyptischen Glauben/Magie nennt sich Heka und ist eine Possession-Tradition.

- Das Museum ist Touristenattraktion und täglich von 8.00 -16.00 Uhr geöffnet.

- Das Artefakt ist NICHT im Hochsicherheitsbereich des Museums (mit Mumien und Tutankhamun- Schatz) untergebracht. Es ist keines der großen Artefakte über die man schon etwas gehört hat. Es könnte auch sein, dass es gar nicht magisch ist. 

- Ägypten hat 100 Mio. Einwohner, 75 % leben im Nildelta, Rund 25 Mio. Menschen leben im Kairo-Sprawl.


Sogleich begannen sie mit dem Planen und wie es dabei immer so war, aus einer in den Raum geworfenen Bemerkung entsprang etwas, an dem sie arbeiten konnten und eh sie es sich versahen, entstand eine geniale Idee. Selbstverständlich war für den eigentlichen Diebstahl eine intensive Fussarbeit vor Ort nötig, zumal man von dem Museum keine AR-Touren bekommen konnte, denn die Touristen sollten gefälligst selbst nach Kairo reisen.

Es war bereits nach Mitternacht, als Snowcat die CommID wählte, die sie vor einigen Stunden bekommen hatte. Für die ,Abreise‘ mit dem Artefakt planten sie Spinrad einzubeziehen und dafür mussten sie sich noch ein weiteres Mal treffen, um den Vorschlag persönlich zu besprechen. Johnny war erfreut so schnell wieder von Snowcat zu hören und meinte, „Ich möchte Dich natürlich sofort wiedersehen, gerne auch die ganze Nacht, ich schlage aber ein Frühstück vor.“

Am Morgen des 18.11.2072 kehrte Snowcat um 11.00 Uhr ins Bootshaus zurück.

Den Gesten zufolge arbeitete Doc gerade gleichzeitig an mehreren Bildschirmen und checkte unter anderem die möglichen Routen nach Kairo und wie sie zu den Legenden der einzelnen Runner passten. Mystique wischte ihm immer wieder Details rüber.

Doc beamte Snowcat die Liste mit den UClern zu, die den Run aktiv durchführen würden.

Sie sah folgendermaßen aus:


Shark Finn

Thunderstrike


Snowcat

TriXhot

Mystique

Blackstone

Tuareg

Average

FTW


Snowcat schmunzelte, „Hmm, sicher eine gute Wahl.“, sie freute sich wieder mal mit Mystique unterwegs zu sein. Die beiden kannten sich nun schon so lange. 

Blackstone stand auch auf der Liste, Kairo, ein Museum und ein Artefakt, ja Snowcat zählte gleich mehrere Gründe sich auf den Run zu freuen.


                                                             UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

                              UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See!


Ob die Runner das Artefakt erlangen, ob sie dabei mit den Agenten von Lofwyr in Kontakt kommen und was es mit Spinrad Beteiligung auf sich hat, wird demnächst hier zu lesen sein.

Schau also bald wieder rein, omae.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*