Episode 20/13 (vom 30.08.) Run 46/4

Welcome back, omae.

Schön, dass Du auch heute wieder reinschaust.

Derzeit „On The Run“ sind: Blackstone, Average*, FTW*, TriXhot, Tuareg*, Shark Finn, Thunderstrike, Starbuck, Mystique und Snowcat. (*Spieler war nicht anwesend.) 

Datum in unserer SR-Timeline: 06.12. 2072

Was bisher geschah: Die Runner erhalten von Johnny Spinrad höchstpersönlich den Auftrag ein Artefakt, den Cenotaph von Mentuhotep V., aus dem Museum für Ägyptisches Altertum in Kairo zu stehlen. Spinrad gibt freiwillig zu, dass er das Artefakt haben möchte, weil er gehört hat, dass sich Lofwyr dafür interessiert. Bei der Informationsbeschaffung und Planung vor Ort werden FTW und TriXhot von Söldnern entführt, TriXhot wird bald unbehelligt freigelassen. FTW wird von den 10.000 Daggern als Deserteur und Verräter gesucht, er begegnete zufällig einigen seiner Ex-Kollegen in Kairo, die ihn in ihr Camp vor der Stadt bringen. Während Snowcat und andere aus dem Team den Kommandanten des Camps ablenken, bereitet Mystique die Befreiung von FTW vor, die man später nicht mit dem Team in Zusammenhang bringen kann. Zurück im Hotel Osiris erwartet die Runner eine Einladung von Hans Brackhaus zum Abendessen, bei dem der Zwerg, dem man nachsagt, dass er ausschließlich für Lofwyr arbeitet, versucht die Runner abzuwerben. Sie sollen ihm die Kammer der Seelen, so wie er den Cenothaph nennt, verkaufen. Als Snowcat ablehnt, droht Brackhaus ihr. Während des Essens ruft Harlequin bei Snowcat an und fragt nach ihrem Befinden. Danach lehnt Snowcat trotz der Drohung abermals ab, was Brackhaus sehr bedauerlich findet. Während eines Treffens mit dem Kurator des Museums am nächsten Morgen pflanzen die Runner den Gedanken ein, dass der Cenothaph in die Reparatur muss, beim Transport dorthin entwenden die Runner das Artefakt. Sie fahren im Anschluss mit gemieteten Jeeps nach Alexandria, wo sie von Thunderstrike und Shark Finn auf einer von Sprinrad ‘gestohlenen’ Yacht erwartet werden. Auf dem Mittelmeer findet dann die Übergabe statt, Spinrad bringt die Runner auf einer großen Luxusyacht nach New York, von dort aus lässt er sie ihn einem Jet nach Seattle fliegen.

Erfahr nun, was nach der Ankunft in Seattle geschieht. 

Wie immer erleben wir alles aus den eisblauen Augen von Snowcat mit.

Deine Kommentare hierzu passen unter ,A Tale So Far, Part IV‘ [LINK].

Eine Beschreibung unserer Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossary erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossary vorbei [LINK].

Bereit omae? Na dann los!


Leichter Regen empfing die Runner, als sie am Dienstag-Nachmittag in Seattle landeten. Am Hangar im privaten Bereich von SeaTac standen zwei Mietlimousinen, genauer zwei schwarze Nightskys samt Fahrer für sie bereit. Ein Service mit dem Snowcat nicht unbedingt gerechnet hatte, der ihr aber durchaus zusagte. Schließlich hatte niemand von ihnen ein Fahrzeug in der Nähe des Flughafens geparkt. Die Runner besprachen sich kurz und beschlossen den Run bei einem Kaffee im Haunted Mug ausklingen zu lassen. Also nannten sie den Fahrern eine Adresse in der Nähe der Café-Pubs in Downtown. 

Nachdem das Gepäck verladen war, stieg Snowcat in die erste Limousine ein. Blackstone setzte sich neben sie und auch Starbuck, TriXhot und Tuareg stiegen zu ihr in den vorderen Nightsky. 

Mystique, Average, Shark Finn, Thunderstrike und FTW nahmen in der zweiten Limousine Platz.

25.000 Nu¥ hatte der Job jedem von ihnen eingebracht. Kein riesiges Vermögen, aber am Ende doch leicht verdientes Geld, welches Snowcat sicher in einer Shoppingtour ausgeben würde. Sie hatte da schon das eine oder andere Kleid im Auge, zumindest für Sylvester musste ein neues Kleid her, dass sie an dem Abend tragen wollte und zwar völlig unabhängig davon, wo und mit wem sie den Jahreswechsel verbringen würde. Ihren Kleiderschrank zu füllen war eine von Snowcats größten Freuden. Natürlich war ihr voll und ganz bewusst, dass sie damit den fehlenden Kleiderschrank aus ihrer Kindheit und Jugend kompensierte, aber gegenüber anderen Frauen fiel das dennoch in keinem Mass auf. Viele Frauen füllten ihren Kleiderschrank bis zum Bersten und wenn dies anders gewesen wäre, wäre ihr das völlig egal gewesen.

Die Wagen hielten auf das Security-Gate zu, die Fahrt verlangsamte sich und Snowcat fragte in die Runde: „Habt ihr denn schon alle Geschenke für Weihnachten beisammen? Also falls ihr Weihnachten feiert?“

TriXhot antwortet zuerst, „Klar feiere ich Weihnachten, ein paar Geschenke muss ich noch besorgen.“

Ohne weiter angehalten zu werden kamen sie durch das Tor und bogen auf die abgelegene Auffahrt des Highways. Auf dem Privatteil von SeaTac zu landen hatte seine Vorteile. 

Die Antworten der anderen auf ihre Frage nahm Snowcat nur ihm Hintergrund über den Teamkanal wahr. Snowcat würde alle Weihnachtsgeschenke selbst basteln, ein Großteil davon war sogar schon fertig. Es fühlte sich immer noch merkwürdig an, sich überhaupt um so etwas wie Weihnachten zu kümmern. Solche Feste waren zuvor stets Tage gewesen, die ihr nichts bedeutet hatten. Das einzige Tolle an Weihnachten für ein Kind auf der Strasse war die Tatsache, dass die Metamenschen zu dieser Zeit großzügiger waren. Wenn sie mit den kleinen Gaben gut gehaushaltet hatte, hatte sie leicht bis Mitte Januar damit auskommen können, natürlich nur, wenn niemand gekommen war, um ihr davon wieder etwas abzunehmen. Sie erinnerte sich dunkel daran, dass es auch in ihrer Kindheit Weihnachtsfeste mit Baum und Abendessen gegeben hatte, immer wenn sie irgendwo untergekommen gewesen war, allerdings waren die Feste samt Baum nie beeindruckend gewesen. Das war keine Beschwerde, sie hatte einfach nur jeden Tag mit einem Dach über dem Kopf genossen, dazu hatte nicht Weihnachten sein müssen. Das Fest letztes Jahr mit Liam, Sparky und Arcade hatte hingegen schon richtig viel von dem klassischen Familienfest gehabt und zu ihrer großen Überraschung hatte es ihr gefallen und nun war sie diejenige gewesen, die locker in die Runde nach Weihnachten gefragt hatte. Wie die Zeiten sich doch änderten. 

Ein merkwürdiges Rucken ging durch den Wagen, riss Snowcat aus den Gedanken und ließ alle Gespräche verstummen.

Das Fahrzeug hatte plötzlich an Bodenhaftung verloren und kam auf den letzten Metern der Auffahrt ins Schleudern. Katze fauchte missmutig auf, als die Insassen im Innenraum durcheinander geschüttelt wurden. 

Der Fahrer der Limousine hatte keine Chance das Gefährt wieder unter Kontrolle zu bringen. Es brach hinten völlig weg und knallte in die Fahrbahnbegrenzung der Auffahrt. 

Hier kam es zum Stehen. 

Über den Teamkanal ertönte mehrstimmiges Fluchen. Snowcat war sofort klar, dass auch die andere Limousine ins Schleudern gekommen war. 

TriXhot artikulierte sich als erste klar, „Ist jemand verletzt? Was ist denn überhaupt los?“

Snowcat horchte in sich hinein und blieb erstmal wo sie war: auf den Boden zwischen den beiden bequemen Sitzbänken. Alles in ihr fühlte sich heil an, bis auf die Überraschung und den beschleunigten Puls fühlte es sich sogar normal an. Sie war offenbar unverletzt, jedenfalls tat nichts weh. 

Der Unfall hier war nie und nimmer Zufall. Vorsichtig hob Snowcat den Kopf und sah sich schnell um. Ihre Gedanken rasten. 

Zwei Trolle standen den Highway voraus neben ihren schweren Motorrädern entgegen der Fahrtrichtung. Snowcat konnte zwar keine Gang-Abzeichen ausmachen, doch die Trolle trugen Combat-Biker Panzerung, die mit Dornen und Nieten besetzt war. Ihre Gesichter wurden durch Eishockeymasken verborgen, die mit hässlichen Fratzen bemalt worden waren und zusammen mit den restlichen Äußeren ergab das eine einschüchternde und unangenehm bedrohliche Mischung. 

Die andere Limousine war neben ihrer fast genau parallel zum Stehen gekommen. Auch hinter ihnen standen zwei Trolle, die definitiv für die selbe gruselige Mannschaft spielten. Schräg voraus im Wald standen zwei weitere Männer der gleiche Rasse. 

Sechs Trolle! Alle waren unterschiedlich und gut bewaffnet und sie alle hatten richtig schweres Zeug dabei. Nein, das waren nie im Leben Ganger. 

Fragg!

Snowcat sagte an, „Ich bin unverletzt. Das ist ein Hinterhalt! Zwei Trolle voraus, zwei hinter uns, zwei auf neun Uhr.“

Kurz hintereinander dröhnten zwei einzelne Schüsse aus einer Assault Cannon durch den Nachmittag. In der Frontscheibe der Limousine entstand ein großes Loch und der Kopf des Fahrers platzte hinten auf. Blut und Hirnmasse spritze durch den Innenraum, etwas davon traf auch Snowcat und landete auf ihrem schwarzen Mantel von Aston, sie war sich nicht sicher, aber vielleicht hatte sie sogar etwas davon im Haar. Na Bravo! Das meiste jedoch bekam die arme TriXhot ab. 

Average fluchte über den Teamkanal. 

Beide Fahrer waren tot. 

Dann brach ohrenbetäubender Lärm los. Die Trolle befeuerten die Limousinen aus allen Rohren. 

Snowcat machte sich so klein wie möglich. 

Offenbar hatten die Gegner wenigstens keine Anti-Fahrzeug-Munition geladen, so würde der Wagen den Kugeln schon eine Weile standhalten. 

Average fluchte abermals. Von Starbuck kam, „Hab den Autopiloten gehackt. Ich lass uns losfahren, okay?“

Snowcat erwiderte sofort, „Ja, okay. Gib einfach Gas.“, und lauter an Alle, «Dann brauchen wir Zielmarkierungen! Köpfe unten halten. Wir sind nur leicht bewaffnet, also Feuer konzentrieren. Tuareg, kannst Du mich schneller machen? Ansonsten müssen wir machen, dass wir hier wegkommen. Erstmal raus aus der Kreuzfeuerzone.»

Ein dritter lauter Schuss knallte und schlug in der Kopfstütze des Beifahrersitzes ein. 

Fragg, fragg, fragg!

Die Limousine setzte sich langsam in Bewegung, das MG-Feuer hämmerte unaufhörlich auf die Karosserie ein. TriXhot hatte ihre Pistolen gezogen, die ihr Mystique in Kairo besorgt hatte. Sie sah unzufrieden aus, „Wenn ich meine Babies jetzt hätte, aber so?“, murmelte sie, dann kam lauter über den Teamkanal, «Ich brauch Ziele.»

Blackstone machte sich an der Rückbank zu schaffen und versuchte so an den Kofferraum zu gelangen.

Average jubelte, «Na endlich!» und schon nahm der andere Nightsky Fahrt auf und überholte sie. Er beschleunigte und hielt direkt auf einen der beiden Trolle voraus zu. 

Tuareg berührte Snowcat und sie merkte wie die Umgebung um sie herum langsamer wurde, auch wenn es nicht den sonst gewohnten, vollen Effekt zu haben schien. 

Sechs rote, große Punkte erschienen auf ihrem AR-Schirm. Starbuck hatte die Ziele markiert.

Blackstone war inzwischen in den Kofferraum und dort an seine Waffe gelangt.

TriXhot fragte, „Reißt mir mal jemand rechts die Tür auf? Zur Ablenkung.“ 

Tuaregs Zauber hatte seine Wirkung noch nicht völlig entfaltet, Snowcat konnte die Tür nicht ausreichend schnell erreichen. Da auch sonst niemand antwortete, meinte TriXhot, „Fragg, mach ich‘s halt selbst.“

Doch da sagte Blackstone „Du willst Ablenkung? Kommt sofort!“, seine Stimme klang ein wenig dumpf, weil sie aus dem Kofferraum kam. 

Die Klappe des Kofferraums öffnete sich. Da der Autopilot ihrer Limousine nur schwach beschleunigte, hatte das keine Auswirkung auf ihr Tempo.

Blackstone schoss mehrmals auf ein Ziel.

Doch kaum das die Klappe auf war, schlug etwas hinten ein. Ein eisiger Luftzug driftete nach vorn und überzog den Innenraum mit einer Schicht aus Eis. Die Scheiben beschlugen und es bildeten sich Eiskristalle. Snowcat konnte den Zauber ebenso abschütteln, wie TriXhot und Blackstone. Tuareg hingegen hatte der Eiszauber voll erwischt und auch Starbuck sank mit einer Eiskruste überzogen zusammen.

Was für ein Fragg!

TriXhot riss ihre Tür auf und eröffnete sofort das Feuer auf einen der Trolle, schnell zog sie die Tür wieder zu, dennoch schlug ein Eisstrahl im Inneren des Wagens ein. 

Da hatte wohl jemand eine Vorliebe für Eis! Eigentlich war das doch Snowcats Spezialgebiet. Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht, aber es lag nicht wirklich viel Freude darin.

Tuareg schaffte es mit zusammengebissenen, vor Kälte klappernden Zähnen den Reflexe steigernden Zauber für Snowcat aufrecht zu erhalten. Er sah übel aus, seine Lippen waren blau gefroren. 

Blackstone eröffnete erneut aus dem Kofferraum heraus das Feuer auf einen der Trolle im Wald, aber auch er hatte nur eine Pistole dabei. Sie waren total unterbewaffnet gegen so schwere Ziele mit so schweren Geschützen. Die Reichweite tat ihr übriges.

Eine dieser schweren Waffen zeigte nun direkt auf den Motor des Nightskys, in dem Snowcat und die anderen gerade saßen. Der Troll drückte ab, doch nichts geschah, kein Schuss löste sich, denn Starbuck hatte das Magazin ausfallen lassen. 

Average hatte nun schon einen Vorsprung gegenüber der Limousine herausgeholt, in der Snowcat selber saß. Der Autopilot, den Starbuck angeschupst hatte trat leider nicht voll aufs Gas. 

Blackstone reichte Snowcat die Beretta aus ihrem Koffer. Snowcat nahm sie eher beiläufig entgegen. Bei Blackstones Anblick musste sie kurz schmunzeln, denn die seit ein paar Tagen wieder dunkle Haut des Zwergs war mit einer Schicht aus Raureif überzogen. Als ihr Blick auf Tuareg und Starbuck fiel, erstarb ihr Schmunzeln sogleich wieder.

Snowcat half Tuareg in eine besserer Position und rieb ihm über Arme und Beine, um die Kälte aus seinen Gliedern zu vertreiben und so etwas gegen den schweren Frostbrand zu unternehmen.

Average hatte direkt Kurs auf einen der Biker voraus gesetzt, mit einem Kampfschrei auf den Lippen senste er das Bike um, das laut krachend zu Seite schlitterte. Doch der Troll sprang geistesgegenwärtig ab und landete kraftvoll und mächtig auf dem Dach der Limousine. «Mistkerl.», tobte Average. 

Blackstone sagte, während er wieder ein Stück aus dem Kofferraum vor gekrabbelt kam, „Die haben jetzt einen Hacker entdeckt und sie sprechen Deutsch.“

Deutsch? Irgendwo in Snowcats Hirn wurde eine Seite angeschlagen. Doch jetzt war keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen was das bedeutete. 

TriXhot krabbelte unterdes in den Kofferraum und bemerkte locker, „Oh, Schokozwerg mit Eistopping.“ Snowcat empfand zunehmend Respekt für die junge Frau, die auf ihre Art nie die Haltung verlor.

Snowcat saß immer noch geduckt auf dem Boden der Limousine. Der zweite Troll von ehemals vorn fuhr an ihnen vorbei und beschoss sie währenddessen mit seiner Sturmschrotflinte.

Blackstone und TriXhot öffneten augenblicklich ein weiteres Mal den Kofferraum, kamen gleichzeitig hoch und schossen gezielt zwei mal auf den Troll, den sie prompt vom Bike pusteten. Der Gegner war erstmal raus. 

Aber wieder, kaum dass der Kofferraum offen war, wehte ein eisiger Wind durch den Wagen, der sich aus einem der magischen Schneebälle gelöst hatte, die einer der beiden Trolle aus dem Wald abermals nach ihnen geworfen hatte. Diesmal erwischte es Starbuck voll.

Ihre zweite Limousine hatte das Schiebedach aufgemacht, Shark Finn hatte den Troll gepackt und festgehalten und gemeinsam hatten ihm Mystique und FTW regelrecht den Hals umgedreht. Der riesige leblose Körper schlug auf dem Asphalt auf, als ihr eigner Autopilot endlich auf die Gerade des Highways einbog und Fahrt aufnahm.

Auch die Trolle aus dem Wäldchen setzten sich auf ihre Bikes und hetzten ihnen nach, sie holten schnell auf. Vier schwere Motorräder mit vier riesigen, gepanzerten Trollen folgten ihnen nun und auch der fünfte, den TriXhot und Blackstone niedergeschossen hatten, konnte sich früher oder später aufrappeln. 

Über das Dach war auch in der Limousine der anderen Runner ein Zauber eingeschlagen und die Meldungen über Verletzungen häuften sich. 

Doch da Katze noch nicht ihn Bündel geschnürt und geschultert hatte und von dannen gezogen war, gab es keinen Grund zur Panik. Die Lage war nichts aussichtslos. Snowcat fröstelte zwar ein wenig, da ihr der letzte feindliche Zauber ein wenig zugesetzt hatte, doch dies war nichts, was sie aufhielt. Es war an der Zeit zu handeln. 

›Wird aber auch langsam Zeit!‹, bemerkte Katze schnippisch.

Voraus war der Weg frei. Kein Troll, der auf sie schießen konnte.

Snowcat kletterte über die angeschossenen Sitze nach vorn, hievte den leblosen Körper des Limousinenfahrers beiseite und setzte sich im Anschluss auf den Fahrersitz, das Blut und die Fetzen von Hirnmasse ignorierend. 

TriXhot kümmerte sich derweil um den frierenden Starbuck und wählte dabei einen unkonventionelleren Weg, als Snowcat es zuvor bei Tuareg getan hatte. Die hübsche Frau warf sich halb auf ihn, öffnete den Reißverschluss ihrer Jacke, kommentierte das mit, „Das hilft, mach Dir ein paar warme Gedanken.“, dann schloss sie das Medkit an und führte die Anweisungen durch.

Snowcat gab Gas, sie schloss relativ schnell zu Average auf.

Ihre Autos waren beschädigt und vier martialisch aussehende Trolle auf schweren Bikes setzten ihnen nach. Noch immer kein Grund zu Jammern, das war noch lange keine ,Wild Hunt‘.

Der Wagen beschleunigte gut, doch die Bikes konnten leicht mithalten. Es gelang Snowcat kaum Abstand herzustellen. Manchmal fuhr sie einen Vorsprung gegenüber Average heraus, manchmal, wenn auch seltener, holte Average einen Vorsprung ihr gegenüber heraus, aber um Abstand gegenüber den Trollen zu gewinnen, half ihnen das gar nicht weiter. 

Jedes, aber auch wirklich jedes Mal, wenn sich einer von ihnen außerhalb der Karosserie zeigte, wurden sie mit irgendeiner Form von Eiszaubern beschossen, was ihnen trotz der eignen Spruchabwehr gewaltig zusetzte. 

Hinzu kam dann noch das nervende Betackern mit Kugeln aus großen Kanonen.

Snowcat streckte ihre Sinne aus und spürte vorsichtig nach Magie. Die beiden mittleren Trolle hatten gleich mehrere Foki dabei. Zwei magisch Aktive also. Beide mussten zuerst ausgeschaltet werden. 

Snowcat teilte ihren Teamkollegen mit was sie herausgefunden hatte. Kombiniertes Feuer musste her und zwar noch bevor sie den Part des Highways erreichten, der befahrener war.

Auf einmal drangen neue Geräusche an Snowcats Ohr. Was zur Hölle war das denn jetzt? Die hohen, klimpernden Töne wie von einer Spieluhr näherten sich von vorn, da erklang tatsächlich die Melodie von Jingle Bells. Für einen Moment wäre Snowcat beinahe abgelenkt gewesen, denn auf der gegnerischen Spur noch etwas voraus fuhr ein mit blinkenden Lichterketten geschmückter Van. Vorne auf dem Dach stand sogar ein kleiner Weihnachtsbaum und der Wagen spielte offenbar über Lautsprecher eine Dauerschlaufe von Glocken klingendem Jingel Bells. 

Zum Glück war Snowcat nur fast abgelenkt. Sie konnte den Weihnachts-Van wahrnehmen und dennoch in vollem Tempo über den Highway heizen. 

Sie wandte sich über den Teamkanal erneut an alle, »Okay, konzentrieren wir unser Feuer. Average, wir zwei fahren genau parallel nebeneinander. Ich zähle rückwärts den Countdown und dann eröffnen alle die können das Feuer auf den zweiten Troll von rechts. Bei uns feuern TriXhot und Blackstone.“

Mystique erwiderte, „Bei uns feuern Shark Finn und ich, Thunderstrike ist angeschlagen und kümmert sich gerade um FTW, der hat bei der letzten Attacke nämlich eine dicke Kugel in der Schulter, dicht am Hals gefangen, die behandelt werden muss.«

Snowcat bestätigte, »Copy. Bereit? Dann: drei... zwei... eins.... Go!«

Average und Snowcat hielten die Wagen auf einer Höhe. Auf Snowcats ‘Go’ öffnete Blackstone die hintere Tür auf der Fahrerseite und TriXhot schob ihren Kopf aus dem Schiebedach. 

In der anderen Limousine kamen Mystique und Shark Finn voreinander durch das Schiebedach hoch. Alle vier schossen gleichzeitig und mit geballter Firepower schalteten sie einen magisch aktiven Troll aus. Er zuckte hin und her und fiel schließlich vom Bike. Auf Grund der hohen Geschwindigkeit und da er sich nicht mehr abrollen konnte, schlug der Troll hart auf dem Asphalt des Highways auf. 

Snowcat konnte durch die rückwärtige Kamera sehen was geschah und die Wucht erinnerte sie an einen Sturz aus dem zwanzigsten Stock. Wenn die Schüsse den Troll noch nicht getötet hatten, dann würde der Aufprall das erledigt haben. Der Gegner stand mit Sicherheit nicht wieder auf.

Doch die Runner zahlten einen Preis dafür, denn nur Bruchteile von Sekunden nachdem die Runner sichtbar geworden waren, eröffneten die Trolle das Gegenfeuer. Sowohl magisch aus der Mitte, als auch aus den schweren Waffen der beiden anderen Trolle. Blackstone und Shark Finn bekamen eine Streifschuss ab und der Zauber überzog die Limousine, die von Average befahren wurde mit Frost. »Verdammt ist das kalt.«, entfuhr es sogar dem Fomori

Doch es half ja nichts, auch der zweite Mage musste ausgeschaltet werden. Sie koordinierten erneut einen Angriff.

Es musste wirklich sein, zumal die drei übrig gebliebene Bikes aufholten und wenn Snowcat nicht alles täuschte hatte sie ganz hinten den kleinen Punkt entdeckt, der bedeutete, dass Troll Nummer fünf, den sie vom Bike geschossen hatten, dort hinterher kam. Fragg, noch eine Klette mehr, als Ersatz für die eben abgeschüttelte konnten sie wirklich nicht brauchen.

»Drei, zwei, eins, Go!“«, zählte Snowcat mit befehlsgeübter Stimme. 

Bis auf Blackstone kamen TriXhot, Mystique und Shark Finn erneut an den Schiebedächern hoch, da dieser Platz den schnellsten Zugriff ermöglichte. Als Zwerg konnte Blackstone nicht oben raus gucken. Er öffnete erneut die Seitentür. Der Fahrtwind zerrte daran. Die Limousine ruckelte heftig.

Ein Schuss aus einer Assault Cannon schlug in der Limousine ein. Blackstone angelte nach der Tür, um sie schließen zu können - und dann musste Snowcat einen Aufschrei unterdrücken.

Blackstone wurde bei voller Fahrt aus dem Wagen gerissen. Er überschlug sich mehrmals! 

Doch trotz der hohen Geschwindigkeit konnte er sich am Ende abrollen und aufrappeln. Es sah angeschlagen aus, aber er konnte auf seinen eigenen Beinen stehen. Durchatmen.

Das alles war so verdammt schnell gegangen, dass nicht mal ihre Verfolger reagiert hatten. Sie jagten ungeachtet dessen weiter hinter ihnen her. Was diesmal ein eher glückliche Umstand war.

Leider hatte die Aktion nicht mal dazu führen können den zweiten Mage auszuschalten.

Schnell fragte Snowcat, »Blackstone, Einsammeln oder wandeln?«

Blackstone antwortete sofort, „Wandeln, ich hab schon mein Daypack an. Ich hol euch dann ein.»

»Copy!«

Bis auf diesen merkwürdigen Jingels Bells Wagen würde die Wandlung keiner sehen. Die Trolle vielleicht, aber das Risiko mussten sie eingehen. Noch waren sie und ihre Verfolger die einzigen auf der Strasse, doch das würde wahrlich nicht mehr lange so sein. 

Snowcat zog sich ihr Daypack auf den Schoß, welches Blackstone ihr irgendwann auf den Beifahrersitz mit dem toten Fahrer geworfen hatte. 

Sie mussten endlich etwas Wirksames tun, bevor das unter mehr Zeugen alles völlig außer Kontrolle geriet. 

Snowcat überlegte und ging im Eiltempo die Optionen durch. Wenn sie sich bei nächster Gelegenheit trennen würden, dann müssten sich die Trolle auch aufteilen. Das würde das Verhältnis zumindest für einen bessern. Natürlich konnte dies das Problem auch nur weiter verschieben. Doch es brächte Zeit und wenn sie es irgendwann an ihr Equipment kämen ... Doch wollten sie wirklich durch die ganze Stadt hetzten? Und wenn sie sich trennten, war dann die Gefahr für eine Gruppe nicht unnötig größer?

‹Du musst nicht schneller sein als alle, Elfenmädchen. Du musst nur schneller sein, als einer.›, bemerkte Katze lapidar dazwischen. 

Snowcat grinste. Damit hatte Katze natürlich Recht, aber sich Abzusetzen ging am Besten allein und noch war das nicht nötig. Snowcat entschied, jetzt etwas zu tun war alle mal besser, als sich durch die halbe Stadt hetzten zu lassen, dabei langsam aber sicher zu Klump geschossen zu werden und zusätzlich noch völlig Unbeteiligte in Gefahr zu bringen. Inzwischen waren bis auf TriXhot und Shark Finn jeder von ihnen zumindest leicht verletzt. 'Draußen' konnten sie wenigstens all ihre Fähigkeiten einsetzten und den Vorteil der individuellen Schnelligkeit nutzen. 

Draußen konnte Snowcat sich im Ernstfall ebenfalls wandeln. Sie sagte, »Lasst uns anhalten, die Wagen querstellen und uns dahinter verstecken. Wir sind immerhin mehr als sie.«

Sowohl Starbuck, als auch Average waren von der Idee nicht begeistert, aber sie bestätigten dennoch mit einem »Copy!«, so wie die anderen auch. Von TriXhot kam sogar ein, „Na endlich. Dann passt zumindest die Reichweite. Wenn ich bloß meine Babies hätte... Aber was soll‘s? So ist es eben mal ne ganz besondere Herausforderung.“

Schnell war auch dieses waghalsige Manöver der beiden schon arg mitgenommenen Limousinen zwischen Snowcat und Average koordiniert. 

Sie schlugen das Lenkrad ein, traten auf die Bremse und zogen zusätzlich die Handbremsen. Sie kamen fast perfekt dicht beieinander und als Strassensperre zum Stehen. Bikes hätten selbstverständlich vorbei ziehen können, aber Snowcat war sicher, dass die Trolle das nicht wollten. 

Alle verließen die Wagen so schell wie möglich und gingen dahinter in Deckung.

Snowcat hatte ihr Daypack inzwischen umgeschnallt und kauerte mit gezogener Beretta hinter dem Vorderrad.

Verdammt, zu allem Überfluss wendete der Jingel Bells-Van nun in einem waghalsigen Manöver und gab dann wie durch einen Lachgasschub beschleunigt Vollgas. Snowcat konnte das mehr hören als sehen. Sie war sicher, diese merkwürdige Eiswagen-Jingle-Bells-Musik kam eindeutig schnell näher.

Selbstverständlich war das Wenden auf dieser Schnellstrasse verboten. Warum also tat der Van das?

Doch es war schon wieder keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Denn wie erwartet drosselten die Bikes ihr Tempo und kamen zum Stehen. Die Trolle stiegen ab und traten in einer Reihe langsam vor. 

Shoot Out am O.K. Corrall und das ohne Doc. 

Snowcats Sinne waren bis zum Zerreissen gespannt. Es schien ihr so, als konnte sie die schweren Schritte der gepanzerten Trolle über den Boden hinweg spüren. Die Drei hielten an und luden durch.

Snowcat warf einen Blick unter der Limousine hindurch. Katze saß geduckt darunter und ihr Schwanz peitschte aggressiv hin und her. 

Snowcat wand sich ebenfalls geschickt unter den Wagen und machte sich ganz flach. Sechs schwere riesige Kampfstiefel standen aufgereiht vor der Limousine. 

Snowcat zielte auf einen linken Schuh und schoss zwei Mal. 

Der Troll zog den Fuss weg. Doch er fiel nicht um, er hüpfte auch nicht auf und ab. Ja, er schrie nicht mal auf.

Starbuck meldete, «Average und ich versuchen die zu behindern, so gut es geht.»

Bizarrer Weise klimperte die Musik des Weihnachtswagens ihr Jingel Bells aus und ein bedrohliches ‘Ho-Ho-Ho’ erklang. 

Fragg! Das war gar nicht gut. 

Der Wagen gehörte wahrscheinlich zu den Trollen. Snowcat rechnete fest mit der Anweisung, die Hände zu heben und sich widerstandslos zu ergeben.

Ein Zischen erklang. 

Snowcat gefror das Blut in den Adern. Das war der Klang einer Rakete gewesen, die soeben abgefeuert worden war. 

Es war viel schlimmer als gedacht. Die wollten nicht reden. Die wollten töten!

Snowcat zog die Arme über dem Kopf zusammen.

Ein Aufschlag. Eine Welle warmer Luft und dann regnete eine Masse vom Himmel, die - wie Snowcat ein Blick zur Seite verriet- in roten Tropfen auf dem Boden aufschlug. 

Intuitiv zog Snowcat die Beine an. Was war das denn jetzt schon wieder? Biowaffen?

Ohrenbetäubender Lärm aus voll automatischen Waffen unterschiedlicher Kaliber ging los.

Snowcat machte sich so klein es ging und schützte ihren Kopf.

Als der Lärm erstarb spürte Snowcat in sich hinein. Ihr Herz raste wie wild. Sie war noch am Leben und hatte keine frischen Verletzungen zu beklagen. Sie blickte nach vorn und konnte kaum ihren Augen trauen, denn dort wo eben noch ein Troll gestanden hatte, waren nur noch zwei qualmende Combatboots übrig geblieben und auch die anderen beiden Trolle lagen zersiebt und qualmend am Boden. Außerdem roch es nach verbranntem Fleisch. 

Eine ihr unbekannte, männliche Stimme rief im lockeren Tonfall, „Ihr könnt raus kommen. Wir haben Euch gerettet!“

»Kennt den jemand?«, fragte TriXhot leise.

»Negativ,« flüsterte Snowcat, »aber geholfen haben sie uns wohl.«

Bei der Anzahl unterschiedlicher Kaliber die eben gefeuert hatten, mussten es mehrere ‘Retter’ sein.

Snowcat flüsterte weiter, »Lasst uns rauskommen.« Und noch während sie das sagte, drehte sie sich unter dem Wagen durch und kam in einer eleganten, fließenden Bewegung hoch. 

Gerettet war vielleicht ein bisschen geprahlt. Sie hätten die drei Trolle durchaus fertig machen können. Zugegeben, die Verluste wären möglicherweise deutlich größer ausgefallen, denn ihr Team war immer noch unterbewaffnet und angeschlagen. Zusammengenommen war die Hilfe mehr als willkommen und dem Wort ‘Rettung’ zu widersprechen wäre also kleingeistig gewesen. Auch wenn Snowcat sich ziemlich sicher war, dass sie da irgendwie lebend weggekommen wäre. Ihre Freunde und Kollegen lagen ihr nun mal auch am Herzen. Ein Gedanke, der Katze ein theatralisches Seufzen entlockte. 

Ein grinsender, Snowcat unbekannter, deutlich gut aussehender Elf mit goldblondem Haar lehnte sich lässig aus dem Fenster auf der Fahrerseite des Weihnachts-Vans. Er hatte eine Weihnachtsmannmütze auf, so eine die die helfenden Elfen in den klassischen Geschichten immer trugen und stieß einen anerkennenden Pfiff aus, als Snowcat sich zeigte. 

Außerdem standen vor dem Van noch weitere Metamenschen mit Helferleinmützen, die Snowcat nicht kannte. Dort waren ein Zwerg, eine menschliche Frau, ein Ork und ein Troll, alle mit gesenkten Waffen vor dem Hermes-Van. Sie alle waren mehr als einen zweiten Blick wert. Doch Snowcats Aufmerksamkeit wurde von einer Bewegung von hinter dem Van angezogen. 

Denn von dort näherte sich ein dickbäuchiger Santa Claus, im beinah kompletten Kostüm, der Drake Blackstone im Schlepptau hatte und ihm offenbar etwas erzählte. Der Bart von Santa fehlte und darum konnte man das weiß geschminkte Gesicht mit den roten Karos um Augen und Mund gut sehen. 

Snowcat unterdrückte einen Freudenhüpfer und ging stattdessen elegant eilenden Schrittes auf ihn zu. 

Auf dem kurzen Weg zwang sie sich ebenfalls dazu, sich weder den Strassenschmutz von der schwarzen Aston-Jeans zu wischen, noch ihr Haar zu richten oder sich gar Blut und die Hirnmasse des Fahrers zu entfernen. Auch die Schmerzen durch den leichten Frostbrand ignorierte sie. Putzen und schmerzverzerrte Gesichter hatten keinen Style.

Harlequin-Santa nahm Snowcat sofort in den Arm, um sie zu küssen. Er nahm sich die Zeit und sie ließ sich in seine Arme sinken. Nach Außen war dieser Kuss sicher klassisch anzusehen. Vielleicht sogar Oscarreif. Wie sie sich ihm entgegenstreckte, ein Bein hob und sich dann in seinen Armen leicht zurücklehnte. Sein gewaltiger, falscher Bauch behinderte sie nicht.

Nach Innen war da Leidenschaft und in seinen Armen fielen die Anspannung und die Angst von ihr ab. Hier war sie sicher. Mit dem Kuss wehte eine Welle der Erfrischung über ihren Körper hinweg und Snowcat war sofort klar, dass damit auch das Blut und der Dreck von ihr abgewaschen waren. Ein Bonus über den sie sich sehr freute. Ihretwegen hätte der Kuss nie enden müssen, doch er endete und für mehr war später noch Zeit. 

Harlequin zog Snowcat ein wenig fester an sich, um sie dann in einer erneut filmreifen Geste aus seiner Umarmung zu entlassen. Er hielt ihre rechte Hand noch kurz fest, gab ihr einen Handkuss und erklärte mit einer tiefen Santa-Stimme, „Wenn ich Euch nun meine hilfreichen Elfen vorstellen darf.“ 

Er präsentierte wie ein geübter Schausteller zunächst die einzige Frau in der kleinen Versammlung ausgewählter Metamenschen, „Overkill“, war ein Mensch mit einer blonden Mähne und sie trug eine Weihnachtsfrau-Minikleid aus rotem Lackleder, welches sich eng an ihren perfekt gebauten Körper schmiegte und ihren üppigen Busen gekonnt in Szene setzte. Sie war definitiv etwas fürs Auge und ihres warf sie sofort in Richtung Starbuck, wenn Snowcat nicht alles täuschte. Die Weihnachtsbraut war mit der einem Mords-Sturmgewehr bewaffnet. 

Links von Overkill stand ein Zwerg, den Harlequin als „Backdraft“, vorstellte. Er war unter 1,25 groß, hatte rotes Haar und einen Bart von der gleichen Farbe. Der Bart reichte ihm bis auf die Brust. Er hatte einen urigen Bierbauch, den er offenbar mit Stolz trug. Sein enges Flammenshirt zeugte jedenfalls davon und seine offene Panzerjacke wurde durch den Bauch sogar ein wenig auseinander geschoben. Der Schmuck, den er trug deutete darauf hin, dass er Magier war, was dann den Gestank nach verbrannten Fleisch erklärte. Als Snowcat Backdraft zunickte, färbte sich die Wangen des Mannes leicht rosa. Er schien ein wenig schüchtern zu sein. Doch er fing sich schnell und schien sich dann für TriXhot und Mystique zu interessieren.

Als nächstes wandte sich Harlequin dem Ork auf der anderen Seite neben dem Zwerg zu, „Dark Shore!“ Ein stattlicher Ork von knapp 2 Metern mit grüner Haut. Das dunkle Haar war zu imposanten Spikes aufgetürmt. Von seinem linken Hauer war ein Stück abgebrochen und die Stelle war durch ein Chromteil ersetzt worden.

Letzter in der Reihe war ein Troll, breit und kompakt, der lässig an den Van gelehnt stand und mit seiner Figur dem Namen „Hexagon“, alle Ehre machte. Sein Haar war rot und in seiner gepflegten, relativ hellen Haut zeichneten sich tatsächlich Sommersprossen ab. Er trug mehrere Waffen bei sich und hielt eine Assault Cannon in der Hand, die bei ihm wirkte, als wäre es eine Maschinenpistole. Die Knarre war ein Kaliber, mit dem man gut gegen andere Trolle vorgehen konnte. Die große Elfenmütze passte wie angegossen und stand ihm irgendwie.

Last but not least stellte Harlequin-Santa den Elf am Steuer als „Joshua“ vor, der Snowcat augenblicklich zuzwinkerte. Seine scharf geschnittenen Gesichtszüge waren attraktiv und seine temperamentvoll blitzenden grauen Augen erinnerten sie an die von Craven. Der Stich ins Herz bei dem Gedanken an Craven blieb aus, stattdessen lächelte sie bei der Erinnerung an ihn. 

Blackstone Drake ging an den Kofferraum der arg mitgenommenen Limousine, wandelte sich und zog sich an. Nachdem er wieder sprechend online war, meinte er, „Den fünften Troll, der doch noch nachkam, hab ich vom Bike geschlagen. Damit sollten wir sie alle haben.“

Von vorne, allerdings bereits auf ihrer Spur, näherte sich ein weiterer Van, als Snowcat erkannte, dass sich die Farbe des Wagens immer wieder von Orange nach Grün und zurück änderte, entspannte sie sich sofort. 

Santa-Harlequin servierte Eierpunch aus einer Thermoskanne für alle, die wollten. So eine kleine Adventsfeier mitten auf dem Asphalt zwischen qualmenden Troll-Karkassen war wirklich etwas außergewöhnliches und bot den Runner die kurze Gelegenheit sich zu beschnuppern. 

Sparky und Arcade umarmten Snowcat und Shark Finn stürmisch und bliesen dann zum Abmarsch. Früher oder später würden sich weitere Fahrzeuge auf dem Stück des Highways sehen lassen, das war eine Tatsache. Sie hatte keine Zeit mehr zu verlieren und da die Trolle eh alle tot waren, konnte man niemanden mehr befragen. 

Harlequin-Santa schlug sich gegen die Stirn, sprang hinten in den Hermes Van und kam mit einer überdimensionierten Zuckerstange wieder heraus, die er in einen der beiden qualmenden Stiefel des Trolls steckte, den Joshua offenbar mit einer Rakete ins Jenseits befördert hatte. Ein wahrlich bizarres Bild. 

Sie holten sich ihr Gepäck aus den Limousinen, - die wenigen Sekunden hatte Harlequin irgendwie dazu genutzt sich umzuziehen, er trug nun wieder sein übliches Outfit aus T-Shirt, Jeans, Schlangenlederstiefeln, heute gekoppelt mit einem Pin-besetzten Lederduster, -  teilten sich auf die beiden großen Vans auf und brausten von dannen. 

Unterwegs warteten SpArcade mit einer Information auf. Erst gab ein Shadowrunnerteam in Deutschland, auf das die Beschreibung von sechs Trollen passte. Es nannte sich ‘Eisregen’. Dieses Team war erst vor sehr kurzer Zeit in Seattle eingetroffen und hatte offenbar auf die Ankunft von UC gewartet.

Sie fuhren alle gemeinsam ins Haunted Mug, denn für ihre Hilfe hatten sich Overkill, Joshua, Backdraft, Dark Shore, und Hexagon zumindest ein einzigartiges Bier oder wunderbaren Kaffee verdient, je nach Geschmack.

Ohne jegliche Zwischenfälle kamen sie im Haunted Mug an. Unterwegs hatten sie sogar Erste Hilfe und magische Heilung anwenden können und so waren sie alle bis auf ein paar kleine Blessuren wieder ziemlich fit. Selbstverständlich schwebte die Frage im Raum, warum Eisregen auf sie gewartet hatte und was ihr Ziel gewesen war. Aber da sie- wenn auch mit Hilfe- entkommen waren, konnten sie die Frage beruhigt hinten anstellen. In der nächsten Zeit würde wahrscheinlich niemand von ihnen wieder so unterbewaffnet unterwegs sein. 

Sie würden Angreifer abwehren, wann immer sie kamen.

Liam war ebenfalls im Hauted Mug und freute sich, Snowcat wohlauf zu sehen.

Mac stellte Snowcat ein wunderschönes Stück Doppel-Schoko-Kucken mit frischer Zimtsahne hin, wie immer wortlos. Bereits nach dem ersten Bissen waren alle trübseligen Gedanken an Eisregen aus ihrem Kopf und jegliche Kälte aus ihren Gliedern vertrieben. 

Sie waren eine große Gruppe und hatten sich an zwei Tischen verteilt. Auf den ersten Blick unterschied wohl nichts diese Gruppen von einer völlig normalen Gesellschaft in der 6.Welt. Auf den zweiten Blick wurde klar, das hier viel Cyberware und Magie beisammen saß. Ein Aura der Macht ging von jedem einzelnen der Anwesenden aus. 

Snowcat und Harlequin saßen auf einer Bank nebeneinander und Snowcat kuschelte sich an ihn, während sie sich mit den anderen unterhielt. Die Runner, die Harlequin mitgebracht hatte, schienen von ähnlichem Kaliber zu sein, wie die von UC. Sie alle hatten was. 

Overkill führte Starbuck unterschiedliche Haarfarben vor und behielt dann die, der er sich aussuchte. 

Backdraft hatte Snowcat etwas fragen wollen, aber als sie ihn angelächelt hatte, hatte er so lange kein Wort herausgebracht, bis Dark Shore ihn angeschubst hatte. Die beiden waren offenbar befreundet.

Snowcat erwischte Hexagon mehrmals dabei, wie er sie abschätzend ansah, so, als nähme er Mass. Als sie ihn fragend anblickte, kratze er sich kurz am Kopf und zuckte dann entschuldigend mit den Schultern. 

Blackstone unterhielt sich angeregt mit Backdraft über die hervorragende Qualität von Macs Bier. Angeregt für zwei Zwerge. Sie machte nicht viele Worte dabei.

Overkill flirtete forsch mit Starbuck und Dark Shore versuchte, nicht ganz so forsch, aber doch eindeutig, bei TrIXhot zu landen. 

Innerhalb von zwei Stunden floss eine Menge Bier und Kaffee. Die Stimmung war ausgelassen. So unterschiedlich sie im einzelnen waren, hatten sie doch so viel gemeinsam, dass sie sich unglaublich gut miteinander unterhalten konnten. 

Starbuck und Overkill verabschiedeten sich als erstes. Sie wollten noch in einem kleinen Nachtclub das Tanzbein schwingen. Snowcat lächelte neckisch, vielleicht ging da auch noch mehr als tanzen.

Wo der Anfang gemacht war, löste sich die Gesellschaft langsam aber sicher auf. Joshua übersandte Snowcat noch eine weitere Comm-ID und bemerkte, „Falls Du von Mr. Quinn genug hast oder mal ausgehen willst oder ein Taxi brauchst, dann melde Dich einfach.“, er zwinkerte ihr zu - und das hatte er drauf.

Harlequin brachte Snowcat im Taxi nach Hause. Vor dem Appartementgebäude zahlte er und trug ihr den Koffer hoch. Wie selbstverständlich kam er mit rein und selbstverständlich hatte Snowcat es genau so gewollt.

Softpaw und Henry empfingen sie im Flur, Henry nahm den beiden Elfen Garderobe und Gepäck ab und Softpaw lief direkt und ohne Umweg sofort zu ... Harlequin, um ihn schnurrend zu begrüßen. Snowcat hob eine Augenbraue, sagte aber nichts.

Katze kommentierte süffisant, ‹Sie kopiert eben Deinen Geschmack und Deine Vorlieben, Elfenmädchen. Sie eifert Dir nach. ›

Harlequin hockte sich hin und kraulte die schnurrenden Softpaw. 

Snowcat verschwand derweil unter der Dusche. ‹Es mag sein, dass sie mir nacheifert, Katze.›, sagte sie nachdenklich, als das wohl temperierte Wasser ihren Rücken herunterlief , ‹aber dennoch ist es ein wenig schmerzhaft, gleich die Aufmerksamkeit von zwei Wesen zu verlieren.›

Katze gähnte, ‹Oh, so weit würde ich nicht gehen, Elfenmädchen. Vielleicht finden beide einfach nur, dass Du sonst schon genug der Mittelpunkt ihres Lebens bist. Aber wenn Du jemanden suchst, der Dich anbetet, dann solltest Du wohl zu jemandem wie Joshua, Spinrad oder Blood gehen.›

Snowcat schlüpfte in ihren Badekimono, den Henry vorausschauend wieder mal vorgewärmt hatte und grinste Katze an, ‹Vielleicht mache ich das ja irgendwann mal, Katze.› 

Mit mehr Leidenschaft von Harlequin hatte sie allerdings schon gerechnet, eigentlich hätte er ruhig gleich über sie herfallen können, kaum dass sie im Appartement angekommen waren.

Sie ging ins Wohnzimmer. Auf dem Tisch stand eine Vase mit einem Strauss weißer Rosen. Snowcat schnupperte daran. Die Rosen dufteten herrlich und sie waren wunderschön. 

Als sie sich streckte, packte sie Harlequin von hinten, riss sie zu sich rum, küsste sie wild, hob sie dabei hoch, machte ein paar Schritte und drückte sie hinten gegen die Wand. 

Snowcat stöhnte lustvoll auf. 

Entweder konnte Harlequin Gedankenlesen oder er war einfach nur perfekt - oder beides.


                                                             UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

                              UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See!


Ob es noch eine Rolle spielt, dass Eisregen auf die Runner wartete, wie das Jahr ausklingt und was die Runner 2073 so alles erleben, wird demnächst hier zu lesen sein. Schau also regelmäßig vorbei, omae. 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*