Episode 10/13 (vom 17.05.) Run 42/5

Welcome back, omae!

Schön, dass Du auch heute wieder reinschaust!

Derzeit On The Run sind: Average, Blackstone*, Butcher*, Doc, FTW, Mystère, Starbuck, TriXhot*, Tuareg*, Sugmani Walks With Pride und Snowcat. (*Spieler war nicht anwesend.)

Datum in unserer SR Timeline: 30.7.+ 01.08.2072

Was bisher geschah: Die Runner befinden sich im Besitz des Shroud Of Shadows, einem Artefakt in Form eines Tuches, den sie aus den Händen der Templer in Quebec City rissen. Bei der Aktion verwandelte sich Blackstone in einen Drake und kann sich, frisch erwacht, nicht zurückverwandeln. Nun werden die Runner aus doppeltem Grund gejagt. Sie wollen nach ,da‘ am Lake Louise, um dort den Auftraggeber zu treffen und Hilfe für Blackstone zu finden. Von zwei Verfolger-Fraktionen, die ihre Spur aufgenommen haben, wissen die Runner. Zu einem sind da die Männer um Tintagel, ein Elf, Magier und Paladin des Ex-Tir Taingire Prinzen Lugh Surehand, der auch aus dem Exil heraus Macht und Einfluss besitzt. Zum anderen die Männer von Medjay, einem Knight Of Rage im Auftrag von Celedyr, dem Großdrachen, der die Ressourcen seines Konzerns NeoNet zur Verfügung hat. Von ihren Jägern gehetzt müssen die Runner mehr als 4000 km überwinden. Einen kleinen Teil der Strecke haben sie bereits hinter sich gebracht, wobei es zu drei Vorfällen mir Verfolgern gekommen ist. In Montreal wurden die Fahrzeuge gewechselt. Nun suchen die Runner einen illegalen Weg über die Grenze von Québec in den AMC. 

Wir schalten uns genau in dem Moment ein, wo wir die Runner das letzte Mal verlassen haben. Sie befinden sich auf einem Parkplatz nahe der Grenze zum AMC und haben gerade einen Überfall durch ein 8-Mann-Konzernteam von NeoNet überstanden.

Wir erleben wie immer alles aus den eisblauen Augen von Snowcat mit, werden diesmal aber auch Einsicht in die Gedanken eines anderen Erzählers und neu auftreten Charakters bekommen.

Über Deine Kommentare freuen wir uns in The Tale So Far Part III [LINK].

Und nun geht es weiter, breit omae? Na dann los!

Für die acht toten Konzernsoldaten in Seitengraben hoffte Snowcat, dass NeoNet so bald wie möglich weitere Truppen schicken würde, für sich und ihr Team hoffte sie hingegen, dass man sich Zeit lassen würde. Nun ja, irgendwas war immer. Sie sah zu Average und Starbuck, „Können die uns irgendetwas Elektronisches angeklebt haben? Und wenn ja, wie finden wir das raus?“

Average antwortete, „Nee, die hatten gar nicht genug Zeit, da klebt nichts an den Wagen.“

Snowcat fragte nach, „Sicher?“

Average zuckte mit den Schultern, „Nee, sicher bin ich natürlich nicht.“

„Könntet ihr dann bitte nachsehen?“

Average blickte ein wenig missmutig drein, sah dann Starbuck an und meinte, „Ja, aber dann müssten wir alles absuchen.“

Doc schaltete sich ein, „Dann legt los. Ihr seid unsere Nerds. Hob, Hop!“ 

Average stieg in den Rolls und Starbuck in den Prarie Cat. Nach knapp einer Minute meldete Average, „Der hier ist sauber, keine neuen Signale, keine Tricks.“

Snowcat hob eine Augenbraue und fragte mahnend und ungewohnt aufbrausend, „Sagst du das nicht auch nur so? Starbuck hier mit seinem Pipp hat mit der Suche gerade erst begonnen. Falls hier irgendjemand nicht verstanden hat, wie ernst die Lage ist, sag ich es noch mal. Wer immer uns jagt, will nur Blackstone lebend, alle anderen sind ihm egal und das Tuch ist im Zweifel unzerstörbar und ein netter Bonus. Der Großteil von uns befindet sich also in Lebensgefahr.“

Starbuck sprang für Average in die Bresche, „Er wird einfach andere Möglichkeiten haben als ich, darum war er so schnell fertig.“

Snowcats Stimme wurde wieder sanft, „Dann ist gut. Ich hatte bei euch beiden eben das Gefühl, ihr nehmt das auf die leichte Schulter. Entschuldige Average, ich wollte dich nicht angreifen. Kannst du dann bitte noch den Buggy kontrollieren?“

„Yo. Ich mein Copy.“

Nach einer viertel Stunde waren sie sich sicher sauber zu sein. Soweit man eben sicher sein konnte. Sie machten sich auf den Weg. Der Grenzübergang würde entgegen ihrer Hoffnungen noch ein richtiges Problem werden. Sie waren nun auf Seitenstrassen unterwegs und merkten sofort, dass nicht alles von ihren Karten der gegenwärtigen Umgebung entsprach. Noch waren die Abweichungen nicht schlimm, aber das konnte noch richtig knifflig werden. 

Eine Textnachricht schlug in Snowcats Commlink ein. Sie kam von Liam. ,Fahrt nach Val D‘Or zu einem Treffen, nein, nicht mit mir, sondern mit einem Guide. Es gibt dort einen großen Supermarkt und Truckstop, davor steht das Monument eines weißen Bären. Dort wartet euer Guide auf euch. So viele werden da nicht stehen und sie wird euch erkennen.‘

Sie sandte Liam einen Kussmund zurück. Er hatte ihr schon bei ihrem ersten Anruf gesagt, dass sie einen Führer über die Grenze und durch den AMC brauchen würden, aber Jacques hatte Snowcat nicht fragen können, das wäre dann einem Nachsendeantrag gleich gekommen. Die Freude war ihrer Stimme anzuhören, als sie sagte, „Nächste rechts da geht es nach Val D‘Or und dort treffen wie unseren Guide, der uns über die Grenze bringt.“

„Cool!“, kam es von TriXhot und sie war nicht die einzige, die froh darüber war. 

Der weiße Bär neben dem Parkplatz war wirklich nicht zu übersehen, sie parkten ganz in der Nähe. Average fragte, „Ob der Guide wohl ein Einheimischer ist und mir in dem Markt dort Rabat besorgen kann?“

Jetzt hatte es der Mann wieder einmal geschafft, Snowcat wusste nicht, worauf er hinaus wollte. Aber sie tat, was sie in solchen Fällen immer tat, sie antwortete einfach, „Das weiß ich nicht, du wirst sie selber fragen müssen. Ich kenne unseren Guide auch nicht. Ich weiß nur, dass es eine Sie ist und ich nehme an, dass sie eine Native ist. Oder vielmehr hoffe ich es, da uns das im AMC besonders helfen würde. Sie halten da nicht sonderlich viel von Pinkskins, weißt du? Ganz oben auf ihrer Hassliste stehen Elfen, dann kommen Elfen, die von nordamerikanischen Ureinwohner abstammen und dann alle anderen, die nicht Native sind. Wenn wir Pech haben, verkaufen sie uns im AMC nicht mal eine Flasche Wasser. Wir brauchen dringend einen Guide mit indianischen Blut. Und nun lasst uns gegen.“ 

Mystère, Starbuck und Average begleiteten sie. Mystère hatte das Aussehen eines Menschen und Touristen aus den UCAS angenommen. Er verkörperte den Mann aus der oberen Mittelschicht hervorragend, so wie er jede seiner Rollen beherrschte.  

Vor der Bärenstatue stand eine Orkin im fortgeschrittenen Alter, die definitiv das Blut von nordamerikanischen Ureinwohnern in sich hatte und zwar von Vater und Mutter. Sie trug eine blaue Jeans, feste Wanderstiefel und eine helle, bestickte Bluse. Die Stickerei sah nach Handarbeit aus. Ihr dickes schwarzes Haar war bereist von zahlreichen grauen Strähnen durchzogen und zu zwei Zöpfen geflochten, die ihr ein Stück bis über die Schultern reichten. Ihre Hauer waren ebenmäßig, weiß und gepflegt. Sie trug ein indianisches Perlenhalsband und rauchte Tabak aus einer Calumet, einer langen Pfeife, die mit Federn verzieht war. Das hübsche Gesicht wies zahlreiche Lach- und Altersfalten auf und es war deutlich zu erkennen, dass sie vor ein paar Jahren so manchem Mann den Kopf verdreht haben musste. Sie war knapp 1,90 m groß und wirkte kräftig und durchtrainiert. Über der Schulter trug sie eine bestickte Umhängetasche und außerdem hatte sie eine große Sporttasche aus Leder und eine lange Tasche für ein Jagdgewehr dabei. 

Als Snowcat näher kam, wurde ihr bewusst, dass diese Frau wahrscheinlich noch ein paar Jahre älter war, als sie zunächst gedacht hatte. Die Orkin blickte der Gruppe aufmerksam entgegen, nahm die Pfeife aus dem Mund, hob die Hand zum Gruß und brachte ein langgezogenes, „Howgh!“, heraus. 

Mystère kniff die Augen zusammen und auch Snowcat stutzte kurz über das eigentümliche Verhalten der Orkin, lies es sich aber nicht anmerken. 

Die Orkin blickte stolz drein und sagte ernst, „Man nennt mich Sugmani Walks With Pride, ihr dürft das abkürzen und Sugmani sagen und wie werdet ihr genannt?“ Ihr Englisch hatte einen Akzent, Snowcat schätze, dass es sich dabei um Salish handelte.

„Hallo Sugmani Walks With Pride, ich bin Mystère und das sind Snowcat, Average und Starbuck.“

Sugmani nickte jedem zu, dann riss sie die Augen kurz auf, so als wäre ihr etwas eingefallen, streckte jedem von ihnen steif die Hand hin und schüttelte sie exakt drei mal, so als habe sie kurz zuvor in einem Handbuch gelesen, wie Händeschütteln geht. Snowcat lächelte charmant wie gewohnt. Den Gesichtern von Starbuck und Average war hingegen eindeutig anzusehen, wie befremdlich ihnen das vorkam. 

❅❅❅

Hihi, das zieht immer wieder. Ich finde das herrlich, wie die gucken, wenn ich das mache. Howgh- es ist ja nicht so, dass es das in den indigenen amerikanischen Sprachen nicht geben würde, irgendwie jedenfalls, ob nun als Háu Kola, Háo oder sonst was. Ansonsten sind die Sprachen der Natives vielfältig und es gibt kein einheitliches indianisches Grusswort, darum ja die Zeichensprache. Aber wenn man als amerikanischer Ureinwohner die verballhornte Form benutzt, dann löst man ne Menge Erstaunen aus. Snowcat hat sich aber total im Griff, ist so, wie Liam gesagt hat, hab keine Ahnung was die denkt und auch ihre Aura ist ausgeglichen wie ein Fluss an einem windstillen Sommertag. So gut aussehen, wie Liam behauptet hat, tut sie auch. Nur die Haare sind grad schwarz. Sollte Snowcat jemals Kontakt zu männlichen Mitgliedern meines Stammes bekommen, werde ich wohl meine Stock rausholen können und hinterher so einiges an Telesma haben. 

Snowcat steht mit ihrem Look ganz im Gegensatz zu Mystère, der gar nicht so aussieht, wie Liam gesagt hat. 

Oh, Average spricht mich an, vor dem hat Liam mich gewarnt. Was faselt der von Rabatt? Wieso will der Rabatt beim Einkaufen? Na so siehst‘e aus, Junge. Klar besorg ich dir Rabatt und auch auf Tiefkühl-Pizza. Hihi, freu mich schon, vielleicht zeigst du mir dann noch eines deiner lustigen Gesichter. Ich sollte mir doch noch eine Kamera ins Auge bauen lassen, dann könnte ich von den Gesichtern immer Fotos machen. Ach nö, lieber doch nicht, verstößt bestimmt sowieso gegen das Shadowrunner-Geheimnis-Wahrungsgesetz.

Wir gehen also erstmal einkaufen. Mystère ist höflich und hilft mir beim Gepäck, er darf die Sporttasche tragen. 

Wir laden einen Einkaufswagen voll. Wasser, andere Getränke, Kaffee und Süßkram wird eingepackt. Liam hat gesagt, dass sie ein großes Team sind. An den Tiefkühltruhen geh ich zu einem Mitarbeiter und frag nach reduzierte Ware, die schon oder bald abgelaufen ist. Average ist nicht zufrieden. Ach, das hat er mit Rabbat gar nicht gemeint? Hihi, natürlich nicht, aber ich setzt meine sturen Blick auf und er wird still.

Hey, die haben echt einen Ford Canada Bison dabei, ich muss mir ein Nostalgie-Tränchen verdrücken, was wir in so einer Karre so alles erlebt haben. Ich werde mit Bedacht in den Rolls bugsiert, merke, im Bison ist was versteckt. 

Aber Liam hatte ja auch gesagt, dass sie im Stress sind - und man, er war echt besorgt. Ja Liam und seine Vorliebe für Elfenfrauen. Snowcat hat es ihm besonders angetan, hab ihm freiwillig versprochen, auf das Mädchen aufzupassen. 

Bevor wir losfahren, bekomm ich die anderen vorgestellt. Da sind FTW, Doc, Tuareg, TrIXhot und Butcher. Huppsa, bis auf Doc, sind mir die alle aus Liams Erzählungen völlig unbekannt. Tuareg ist ja ein Freak und so, wie der spricht, muss der ein Elf sein. Man, wenn die endlich mal aufhören würden meine kostbare Lebenszeit durch umständliche Reden zu verschwenden, besonders, da ja nicht mehr so viel davon übrig ist. 

Ich steig in den Prairie Cat, mach‘s mir vorne bequem, werd in das Teamnetzwerk geschaltet und sag an, wo es lang geht. 

Hey, ich bin Sugmani Walks With Pride. 

Back On The Road. 

Back On The Run. 

Yeah!

❅❅❅

Nach nur wenigen Kilometern fuhren sie querfeldein. Der Ford war stark genug gefedert, um alle Unebenheiten abfangen zu können. Die meisten von Snowcats Kollegen sahen aus, als ob sie Schlaf gebrauchen könnten. Starbuck gähnte bereits zum vierten Mal hintereinander. Snowcat saß am Steuer und unterdrückte jegliche Ermüdungserscheinung, die vier Becker Kaffee aus dem Supermarkt hatten geholfen, ebenso wir der Apfelkuchen. Die Elfe lächelte Starbuck aufmunternd an, „Wenn wir über die Grenze sind, kann sich ein Großteil von uns hinlegen. Du musst also nur noch ein bisschen durchhalten.“

Der junge Mann nickte. „Keine Sorge, das schaff ich schon. Das Gähnen kam nur vom Sauerstoffmangel und weil ich es nicht gewöhnt bin, tagsüber wach zu sein.“

FTW meldete sich, „Sollte Sugmani nicht besser mit mir fahren? Schließlich fahr ich vorne.“

Die Orkin antwortete, „Wir sind vernetzt, ich hab ne Karte, kenn mich hier aus und ich kann die auch so sagen, wo du hin musst, aber wenn ihr wollt, dann fahr ich auch in dem Buggy mit.“

Mystère fragte, „Möchtest du denn dort mitfahren, Sugmani?“

„Nein, warum sollte ich das möchten, hier ist es viel bequemer, aber es würde mir nichts ausmachen.“

Doc mischte sich ein, „FTW ist unser Scout, Sugmani unser Guide. FTW fährt vor, Sugmani sagt an wohin und kann sitzen, wo sie möchte.“

Von Sugmani kam, „Gut, dann bleib ich hier. Jetzt alle mal die Augen offen halten, ab hier gibt es Grenzpatrouillen.“

„Worauf sollen wir genau achten?“, fragte FTW.

„Na auf nen Auto, oder so.“, lautete die schlichte Antwort.

FTW wollte es genauer wissen, „Wie viel Mann? Was für Autos? Haben sie Drohnen dabei?“

„Ähm, das ist hier nicht so genau organisiert. Normal sind die Autos mit ein bis vier Mann besetzt, total unregelmäßig sitzt ein Rigger irgendwo und sucht mit einer Flugdrohne. Achtet einfach auf alles, was nicht nach Natur aussieht. So dicke oder eng überwacht ist das hier nicht und das ist nur einer von einem Haufen Schleichwegen.“

Nach eine halben Stunde Fahrt hatten sie das eigentlich Grenzgebiet ungestört hinter sich gebracht und landeten auf etwas, was man durchaus wieder als Strasse bezeichnen konnte, auch wenn dieser Weg durch den Wald schon bessere Tage gesehen hatte. Sie schlugen grob die Richtung nach Thunder Bay ein, hielten sich aber überwiegend auf kleinen Strasse oder Wegen durch den Wald auf, damit sie nicht durch Hubschrauber entdeckt werden konnten. Sie kamen so zwar langsamer voran, aber schließlich wollten sie es ihren Verfolgern von NeoNet auch nicht all zu leicht machen. Da es hier so metamenschen leer war, kam es auf die Fahrzeugmaske des Buggys nicht an und auch Mystère konnte sich ein wenig Schlaf gönnen. Starbuck klappte den Sitz zurück und war nach wenigen Sekunden eingeschlafen, da auch TriXhot sich hingelegt hatte- die beiden Menschen hatten sich in den letzten Stunden viel mit einander unterhalten - war Snowcat im Ford nun als einzige wach. Sie wählte eine Playlist ihres Commlinks aus und ließ leise, sanfte Rockklassiker laufen, ihrer Meinung nach gab es nicht besseres für eine lange Autofahrt. Katze sprang auf das Armaturenbrett und sah eine Zeit lang interessiert aus dem Fenster, ohne ein Wort zu sagen. 

❅❅❅

Average steuert die Kiste Full-VR ohne mit einem Stück Draht damit verbunden zu sein. Das ist bestimmt die größte Veränderung gegenüber den alten Zeiten. Butcher kommt nach vorn und bemalt das Gesicht von Average mit einem Filzstift. Manche Dinge ändern sich eben nie. Ich werfe ihm einen strafenden Blick zu, ich weiß, dass ich den richtig gut drauf habe. 

„Was?“, fragt der junge Mann.

„Gib mir mal sofort den Stift.“, sage ich streng.

Er ist enttäuscht, gibt mir den Stift aber, ist so ein Edding, einer der schwer abgeht. Aus Spaß tue ich kurz so, als wenn ich die Glatze von Average bemale, dann steck ich den Stift einfach ein. 

„Hey, das ist mein Stift.“ braust Butcher auf. 

Der traut sich ganz schön was, „Jetzt nicht mehr.“

„Dann musst du aber tauschen.“, meint er prompt.

Ah, er hat gut aufgepasst, ich wollte vorhin auch was von Average für den Rabat haben, kein Geld natürlich, auch nicht den den leeren Kredstick, den Average mir frech angeboten hat. Mit dem von Butcher, hab ich schon zwei Stifte, mit denen man auf RL malen kann. „Stimmt.“, sag ich und hol aus meiner Tasche eine Scheibe gesalzenes und sonnengetrocknetes Büffelfleisch raus. Er probiert vorsichtig ein winziges Stück und reißt dann richtig überrascht die Augen auf. „Hey lecker.“, er isst das ganze Stück und meint freudig wie ein kleines Kind. „Haste davon noch mehr?“

Ich nicke und mache dann die Geste für Tausch. Er schaltet sofort, ist ganz helle der Junge. Er holt einen weiteren Stift, einen hübschen Grünen und hält ihn mir hin. Ich nicke und gebe ihm einen ganzen Beutel. „Guter Tausch. - Du hast einen guten Geschmack für einen Pinkskin. Den meisten schmeckt das nicht. Dabei ist das wirklich gut und völlig unbehandelt.“

Butcher grinst keck, „Guter Geschmack? Ich würde eher ,besonders‘ sagen. Aber dein Büffelzeug ist überraschend gut.“

Ich nicke, „Junge, wenn du dir solche Scherze wie mit Average mit einer alten Frau wie mir erlaubst, schneid ich dir was ab, trockne das und verfüttere es an die Hunde.“

Eine freche Erwiderung liegt ihm auf den Lippen, aber er schluckt sie runter, das kann ich sehen. Dann nickt er und meint nur, „Botschaft ist angekommen.“

Gut, der Junge gefällt mir schon mal. Muss aber neu im Team sein, sonst hätte Liam von ihm erzählt. Könnte anstrengend werden, wenn der mal zusammen mit SpArcade On The Run ist. Anstrengend und chaotisch.

❅❅❅

Kurz vor Mitternacht hielten sie auf eine Lichtung im Wald zu, um Rast zu machen. FTW, der die gesamte Zeit gefahren war, brauchte dringend eine Pause. Sugmani hatte Zeit und Ort vorgeschlagen, obwohl wahrscheinlich mehr die Nähe zu dem schnell erreichbaren Ort ausschlaggebend gewesen war. Die Zeit war mehr als günstig, Blackstone musste dringend mal an die frische Luft, nicht nur, um sich zu bewegen, sondern auch, um sich zu erleichtern. Er war nun seit Stunden in den Bison eingepfercht.

FTW meldete sich bei Doc und Snowcat über direkte Kanäle, „Wenn Sugmani jetzt aussteigt und Blackstone in den Wald geht, um Pipi zu machen, müssen wir ihr dann nachher nicht das Gedächtnis löschen.“

Doc antwortete sofort, „Negativ, Sugmani ist unser Guide bis zum Zielort, außerdem stammt sie von einem vertrauenswürdigen Kontrakt.“

„Copy.“, bestätigte FTW. 

Natürlich kontrollierten sie die Umgebung und auch den Astralraum bevor Blackstone aussteigen durfte. Außerdem fuhr Snowcat den Bison dicht bis an die Bäume, so dass der schwarze Drake mit seinem ersten Schritt quasi direkt im Wald landete. Snowcat stieg kurz danach aus und stellte sich mit dem Rücken an einen Baum. Leise fragte sie, „Siehst du eigentlich immer noch all die Farben?“

Ein schwarzer Drakekopf schob sich zwischen zwei Bäumen hervor und nickte. 

„Dann hast du also immer noch Astralsicht an, es ist aber in dieser Gestalt ganz einfach zwischen den beiden Sichten hin und her zu switschen. Schließ kurz die Augen, und denk an die stoffliche Welt, wenn du sie aufmachst, dann müsstest du wieder normal sehen.“

Blackstone legte den Kopf schief und sah sie missmutig an. 

Sie grinste, „Diesmal ist es wirklich leicht, so leicht, wie beim Fliegen. Vertrau mir.“

Er schloss die Augen und machte dann eines nach dem anderen wieder auf. Aufgeregt schloss er sie wieder und machte sie erneut auf.

Snowcat lachte, seine Körpersprache zeugte davon, dass es funktioniert hatte. Sie hatte von Anfang an darauf gesetzt, dass es auch für ihn ganz einfach sein würde, die Wahrnehmungsebene zu ändern, hatte sich dieses Erfolgserlebnis aber für einen späteren Zeitpunkt aufgehoben, den sie jetzt für gekommen gehalten hatte. „Siehst du, sag ich doch. Eigentlich musst du nicht mal die Augen zwischendurch schließen. Mir hilft das aber, mich aud das veränderte Bild zu konzentrieren.“ 

Blackstone hob eine Klaue und deutete mit einer Kralle nach oben.

„Gern geschehen.“

Blackstone war ohne Zweifel nicht der erste Drake den Sugmani in ihrem Leben gesehen hatte. Sie ging sehr locker damit um und kommentierte, „Schwarz. Das ist aber eine seltene Färbung. Schick. Darf ich ein Foto zur Erinnerung machen?“ Noch bevor einer etwas antworten konnte, fügte sie breit grinsend hinzu, „Nicht von Blackstone-Drake, sondern von euren entsetzten Gesichtern grad.“

Nach einer warmen Fertigmahlzeit, durften sich FTW, Snowcat und Average zwei volle Stunden Schlaf gönnen, das war nicht sonderlich viel, aber es reichte, um danach nicht mehr müde zu sein. 

Noch bevor Snowcat sich hinlegen konnte, kam Starbuck zu ihr. „Ich wollte dich kurz noch was fragen. Meinst du, Blackstone freut sich, wenn ich mich ein wenig zu ihm geselle?“

„Bestimmt.“

„Kann er mich denn verstehen?“

Sie lächelte mild, woher sollte Starbuck das auch wissen, „Ja, kann er, aber noch kann er dir nicht antworten, so wie ich es in Drakegestalt kann. Die sogenannte Drachensprache muss er erst noch lernen. Ebenso wie das Rückverwandeln. Dennoch glaube ich, dass er sich über deine Anwesenheit freut. Du kannst ihm ja etwas darüber erzählen, was du in den vergangenen zwei Jahren so erlebt hast. Ich bin sicher, zu einem späteren Zeitpunkt wird er sich revanchieren. Er hat es jetzt ziemlich schwer. Nicht, weil er ein Drake ist, sondern weil er im Moment zum Nichtstun verdammt ist.“

Starbuck nickte verständnisvoll, „Das kann ich total nachvollziehen. Dann gehe ich mal nach hinten zu ihm. Du schlaf inzwischen gut und träum was Schönes oder Nichts, was dir lieber ist.“

Snowcat lächelte Starbuck an und küsste ihn zart auf die Wange, „Danke. Mach ich.“

Zum Schlafen legte sie sich mit dem Rücken dicht an die Wand. Wieder holte sie die Kette mit der Katze aus dem Case und streichelte kurz darüber, dann verstaute sie alles und nahm den Rucksack in den Arm. Sie schloss die Augen und schlief augenblicklich ein. 

Sie saß in einer großen Badewanne und war umgeben von wohl temperierten Wasser. Das Gras der Highlands um sie herum duftete frisch. Mondlicht spiegelte sich im See und funkelte wie glitzernde Diamanten. Harlequin steckte ihr das schneeweißes Haar hoch, küsste sie sanft auf Nacken und Hals und begann damit, ihr Nacken und Schultern zu massieren. Sie gab wohlig schnurrende Laute von sich. Sie richtete sich ein wenig auf, drehte sich Harlequin zu und zog ihn an sich, um ihn leidenschaftlich zu küssen. Sie wollte ihn zu sich in die Badewanne ziehen. Er erwiderte den Kuss für einen Augenblick, dann drückte er sie sanft aber bestimmt zurück ins Wasser. Sie protestierte mit einem Schmollmund und einem Knurren. Sie fühlte sich zwar gerade irgendwie sehr schläfrig, aber dennoch wäre sie nicht zu müde für ,mehr‘ gewesen. Er flüsterte sanft lächelnd, „Dafür bist du gerade nicht ungestört genug, Liebste! Und den Genuss dich dabei zu hören, möchte ich den anderen nicht gönnen.“

Sie blickte Harlequin überrascht an, „Aber ist das hier nicht nur mein Traum?“

Er lächelte abermals und es lag keine Spur von Spott darin, „Doch Liebste, du träumst und ich besuche dich in deinem Traum, doch mit dem was davon nach außen dringt, ist das so eine Sache. Du wirst dich nachher an all das hier erinnern können, ebenso wie ich.“

„Oh, verstehe.“, sie ließ sich etwas tiefer in das Wasser gleiten und schloss die Augen.

Harlequin fuhr mit der Massage fort. Er war überaus geschickt darin und löste Knoten um Knoten, den die Anspannung der letzten Stunden gefestigt hatten. 

Sie seufzte erneut wohlig.

Nach eine Weile hob Harlequin sie aus der Wanne, bettete sie auf das kühle Gras und deckte sie mit einem Federbett zu. Er streichelte zärtlich über ihr Gesicht und blickte ihr tief in den Augen, „Vertrau auf deine Instinkte Liebste, dann wird dir nichts geschehen und nun tauch hinab in den traumlosen Teil des Schlafes. Nicht mehr lange, dann sehen wir uns wieder.“ Er küsste sie sanft auf den Mund und nahm damit die letzte Spur von Unwohlsein von ihr, das sich noch irgendwo in ihr versteckt haben konnte.

Mitten in der Nacht setzten sie ihren Weg in Richtung Thunder Bay fort. Sie fuhren noch zwei Stunden über kleinere Wege, kehrten dann aber zurück auf die großen Strassen. Jeder der sie suchte würde wahrscheinlich sowieso in Thunder Bay nach ihnen Ausschau halten. Die Stadt war mit ihren Schattenmöglichkeiten einfach ein viel zu verlockendes Pflaster. Erst nach ihrem Aufenthalt dort lohnte es sich, ihre Spuren zu verschleiern und falsche Fährten zu legen. 

Der Highway war gerade und flach. Man konnte weit sehen, was wie immer gleichzeitig ein Vorteil und ein Nachteil war. 

Kurz vor Thunder Bay hielten sie erneut, damit FTW sich seiner verräterischen Vollpanzerung entledigen konnte. Da er erneut die volle Zeit gefahren war, wollte es sich die Beine vertreten und in einem der Wohnmobile schlafen legen können. Selbstverständlich hatte Mystère dem Buggy während der Fahrt über die Strassen ein anderes, unaufälliges Aussehen verpasst. 

Am frühen Nachmittag des 31.7. 2072 erreichten sie die Stadt, die sich zwar schon Stadt nennen durfte, aber noch weit entfernt davon war, ein richtiger Sprawl zu sein. Thunder Bay lag genau in einer Art Landzunge der Great Lakes, gehörte zum  Algonkian-Manitou Council und grenzte an Québec und die UCAS. Dieser Umstand hatte der Stadt einen der größten Schmuggler-Häfen den Region beschert. Hier gab es alles, und viele Schmuggler legten sowohl auf ihren Nord-Süd-, als auch auf ihren Ost-West-Routen Zwischenstopps in Thunder Bay ein. Die Temperatur lag bei angenehmen 21°C, was so ziemlich genau der Durchschnittstemperatur  dieser Gegend im Juli entsprach. Der Juli und der August waren hier übrigens die einzigen beiden Monate eines Jahres, an dem die Schneewahrscheinlichkeit bei Null Prozent lag.

Sugmani war offenbar schon des Öfteren hier gewesen, denn sie lotste die Runner mit ihren drei Wagen an einen großen Parkplatz in der Nähe des Hafens und zögerte nicht ein einziges Mal bei den Anweisungen. 

Starbuck verabschiedete sich in die Matrix, er wollte sich umhören und herausbekommen was man sich inzwischen so in Québec über den Vorfall am Hotel erzählte und außerdem in Erfahrung bringen, wer ihnen auf den Fersen war und was man über sie wusste.

FTW stieg in den Bison um, um sich dort eine Weile hinzulegen, so würde gleichzeitig jemand bei Blackstone bleiben.

Doc und Snowcat wollten zum Hafen schlendern, sich dort nach Reiserouten umhören und dabei die Ohren offen halten und hoffentlich erfahren, ob jemand nach Neuankömmlingen auf der Suche war. Außerdem würden sie auf eine Anregung von FTW versuchen Jazz und Long Haul zu besorgen. Vor allem die Wachhalter-Droge Long Haul könnte noch wichtig für sie werden. 

Doc verkleidete sich, Snowcat färbte ihr Haar rot, band es zusammen und stopfte es so gut es ging unter ein Basecap, dass sie in Val D‘Or gekauft hatte, so waren ihre spitzen Ohren zumindest nicht gleich auf den ersten Blick zu sehen.

Average fragte, „Kann man hier auch Einheimisches, also regionale Spezialitäten kaufen? Äh Sugmani?“, das anschließende Sugmani kam zögernd. 

❅❅❅

„Ja, kann man. Gebt mir mal ne Liste, von dem was ihr so braucht und dann geh ich mit Average alles an Zeug besorgen, was wir auf die Schnelle in Val D‘Or nicht bekommen haben.“

Die Chummer schicken mir ihre Wünsche per Commlink und meine Liste wird länger und länger- das mit dem Teleporter von Butcher verbuch ich als Scherz- so wie die Reise vielleicht länger wird, als sie geplant haben. So ist das nun mal, wenn man auf der Flucht ist. TriXhot hat Langeweile und fragt, „Kann ich mitkommen?“

Meinetwegen kann sie und da auch kein anderer Einspruch erhebt, ziehen wir zu dritt los. Zwischendurch stellt Average mir Fragen, die ich nicht richtig verstehe. Es könnte natürlich daran liegen, dass Englisch nicht meine Muttersprache ist, aber das glaub ich nicht. TriXhot sieht ihn auch manchmal so verdattert an. Der behäbige Mann hat was von einem überdimensionierten Kind. Er will alles in den Wagen packen und davon viel, sieht so aus, als hat er Angst zu verhungern, aber dafür gibt es keinen Grund, wer so aussieht wie er, der verhungert nicht so schnell, der hat eben nur mehr Hunger. 

TriXhot nimmt alles gelassen und denkt an ein paar nützliche Dinge, wie Reserve-Gas für den Grill, man weiß ja nie, wie lange der Umweg am Ende so wird. Thunder Bay ist nicht gerade das härteste AMC Pflaster für No-Natives, aber dass ich dabei bin, ist schon hilfreich. Wir werden bevorzugt behandelt. Respekt vor dem Alter und so. Durch Liams Infos und meine Gespräche während der Fahrt mit den Runnern hier, bin ich so einigermaßen im Bilde wer welchen Aufgaben-Bereich im Team abdeckt. Tuareg und Butcher sind beide Zauberer im weitesten Sinne. TriXhot ist Adept, was nicht ganz so wichtig zu wissen ist, wie die Tatsache, dass sie mit Pistolen hantiert. FTW ist mehr so der Sam, obwohl gerade ich am besten weiß, wie verwaschen solche Bereiche sind. 

Kurz vor den Kassen kommt eine Meldung von Doc und Snowcat rein. Sie haben ihr Zeug bekommen und wissen nun, dass mehrere Pinkys durch die Stadt laufen und nach welchen suchen, die hier neu sind und gleich wieder weg wollen. Die fragen natürlich nach einer scharfen Elfe mit schwarzen Haaren, einem verhüllten Typen und es gibt auch ne Beschreibung von ein paar anderen, aber ich würde nicht gleich drauf kommen, wer da wer ist und ich häng grad mit denen rum. 

Doc und Kittycat haben ein paar falsche Spuren gelegt, was Zeit bringen kann, aber am Ende ist hier alles käuflich, auch die Informationen über uns. Irgendwie finden sie einen immer, aber nur weil sie einen finden, haben sie einen noch lange nicht!

Wir sind schon fast an den Wagen, als Average plötzlich ganz blass um die Nase wird und fast alle Tüten fallen lässt. „Starbuck hat Probleme in der Matrix, er braucht unsere Hilfe.“, dann rennt er los. TriXhot ist deutlich schneller als er, sie überholt ihn, ich will noch was sagen, aber da wird das Mädchen schon von selber vorsichtig. Gutes Kind. 

Bevor ich anfange zu rennen, zaubere ich erstmal. Es ist nämlich cool, wenn die Sammies einem nichts an Geschwindigkeit vormachen können und dann bring ich die alten Muskeln auf Tour, schon am Bison hab ich Average ein, was nun nicht so das große Kunststück ist. TriXhot hält uns die Tür auf. 

Average sagt ausser Atem, „Man versucht ihn *schnauf* zu tracen, wir *schnauf* müssen ihn von der Matrix *schnauf* abkoppeln. Bewusstlos schlagen oder so.“

Na das war früher einfacher. Nur das Kabel abziehen, nicht schön, aber hilfreich. Doch bewusstlos kann ich auch, „Soll ich ihn mit einem Zauber betäuben?“, frag ich.

Average sagt sofort und ohne zu zögern „Ja, los. schnell.“

Ich frage noch mal über Commlink nach, wieder sagt keiner was dagegen und dann zaubere ich, wohldosiert. Leider reicht es nicht ganz. Sorry Kleiner, dann noch einer obendrauf. Mist, diesmal gibt es Nasenbluten, aber ich mach das wieder gut, ganz bestimmt. 

Tuareg weckt inzwischen FTW. Butcher, Mystère und TriXhot stehen an den Fenstern und Türen. Mit Blackstone, Average und mir ist es hier aber ganz schön voll drin und was für ne Ansammlung von Magie, wenn ich mich nicht irre? 

Und nun? Vielleicht war es das jetzt, schließlich ist der kleine Starbuck jetzt bewusstlos. 

Nee, natürlich nicht. Denn TriXhot sagt ganz ruhig, „Da rennen welche auf unsere Position zu. Ich weiß nicht ob die zu uns wollen oder zu einer Demo, aber es sind viele. Über 10 und sie sehen wütend aus.“

„So eine Gruppe hab ich auch, sieht mir aber eher nach nem Flashmob aus.“, sagt Butcher da. Na prima. Doch wenn ich daran denk, was hier grad für ne Power im Bison drin hockt, - die anderen haben keine Chance. 

Hoka hey. 

Die echt lieblich, sexy Stimme von Snowcat sagt, „Es sind 2x 15. Bewaffnet mit Tasern und Stun-Butons. Vermute, sie stehen unter einem Zauber. Macht die Türen zu.“

Zauber, na dann guck ich doch mal. „Nee, kein aktiver Zauber, aber Drogen haben sie genommen.“

FTW flucht, versteh ihn, er hat seine Panzerung nicht an und auch seine Waffen liegen im Buggy. Ist Shit, wenn ein Mann quasi mit runtergelassenen Hosen erwischt wird. 

Doc rasselt Anweisungen herunter, ich komm kaum mit, aber wenigstens hilft es, dass wir uns drinnen nicht gegenseitig über den Haufen rennen. Er läuft mit Snowcat zum Rolls.

TriXhot macht ihre Waffen startklar, Tuareg sagt, er wird Geister rufen. Gleich mehrere also, Respekt. 

Mystère sieht aus dem Fenster, worauf hin gut 10 auf einer Seite den Hasen machen und abhauen. Dann sagt er, „Sie werden magisch geschützt.“ Wow, wo hat der auf einmal die tiefe Stimme her? 

FTW sagt, „Dann müsst ihr den Zauberer lokalisieren und ausschalten. Ich wechsle in den Buggy.“

Butcher lässt nun nen Zauber vom Stabel und die restlichen aus der Hasen-Gruppe fangen an zu kotzen. Schwups, schon sind die Gegner halbiert. 

TriXhot gibt FTW durch ein halb offnes Fenster Deckung, einen schickt sie dabei auf die Bretter. Ein Stunball scheint mir eine gute Wahl, ich platziere ihn weiter hinten, damit er FTW nicht erwischen kann. Am Ende bleiben nur drei der Kaninchen stehen. 

Doch die drei Kaninchen reichen. Sie feuern alle auf FTW, der gerade im Buggy angekommen war. Der arme Junge zuckt nur noch unkontrolliert rum. Ach Mist.

TriXhot kommt mit ihren Schüssen nur einen Moment zu spät, denn nun gehen zwei ebenfalls zuckend zu Boden, ein weitere Schuss kracht, der stammt von Doc, Blut spitzt auf und weg sind die Angreifer. 

Weg ist ein gutes Stichwort, das kann doch nur die Ablenkung gewesen sein. 

Tuareg sagt, „Ich spüre da hinten in der Gasse zwei Elfen.“

Was für ne komische Ansage, aber ich versteh, da sind noch zwei, wahrscheinlich die feindlichen Zauberer. Da hab ich keine Augen. Ist jetzt auch egal, der Buggy braucht einen Fahrer. Also ruf ich Looki zu mir und ich vergesse nicht mal Bescheid zu sagen, „Ein Geist von mir kann den Wagen fahren, er wird sich gleich manifestieren.“

Und dann fällt es mir ein, Doc und Snowcat rennen zum Prairie Cat und wenn da hinten andere Magier sind dann ... Liams Worte klingeln in meinen Ohren, ,Bitte Suggi, pass für mich auf Snowcat auf.‘  Ich muss ihr meinen Schutz einfach zukommen lassen, also sage ich Counterspelling auf die beiden an, Bär ist mit mir, er schützt die seinen gern und er weiß, dass Snowcat seit dem Augenblick zu uns gehört hat, als Liam die Worte aussprach. Weil ich das Team noch nicht kenne und hier eine Menge angesagt wird, sag ich das auch über Commlink an. 

Tuareg meint darauf noch, er schütz unseren Wagen, aber plötzlich schlägt dennoch hinten rechts ein Säurezauber ein, der uns ein Loch in die Karosserie ätzt. 

Looki manifestiert sich und startet den Buggy.

Snowcat und Doc erreichen den Rolls. Snowcat bewegt sich verdammt sexy beim Rennen, da hab ich schon exotischen Tänze gesehen, die weniger sexy rüber gekommen sind. Schwupps ist sie sicher im Wagen.

Average hat den Bison schon lange gestartet, es holpert ein bisschen, als er einfach über die Bewusstlosen am Boden fährt. Und es holpert noch mal, als ein weitere Säurezauber das Loch im Bison auf die Größe eines riesigen Aussichtsfensters erweitert.

Snowcat sagt, „Die Foki kamen mir bekannt vor, ich glaube, das war Tintagel und sein Secondary.“

Ich hab kleine Ahnung, wer Tintagel ist, aber das ist jetzt auch nicht so wichtig. Erstmal weg hier.

Lookis Gedanken tauchen in meinem Kopf auf. ,Das Leben des Mannes neben mir schwindet. Er muss dringend stabilisiert werden.‘

Ich gebe das weiter und wir halten gleich um die Ecke, stabilisiert hab ich ihn schnell. Average mahnt noch, „Erst 1.Hilfe und dann Heilmagie.“ 

„Ich kann beides Chummer.“ Wir fahren noch ein Stück und halten dann wieder, um uns neu zu sortieren.

FTW kommt in den Ford und wir legen ihn das untere Doppelstockbett, darüber kommt mein anderer Patient, Starbuck. Blackstone wechselt in den Rolls.

TriXhot, Tuareg und Butcher stopfen noch das Loch zu, so gut es eben geht. Reparieren können sie den Wagen nicht, geht allein um die Sicht. Mystère lässt alle drei Wagen anders aussehen und legt sich dann auf eine Sitzbank, was für ein Riese. Trixi bleibt bei mir, Average fährt.

Tuareg und Butcher steigen zu Snowcat, Doc und Blacky. Tuareg wirkt irgendwie so, als wenn es ihm wichtig ist, zu Snowcat zu steigen, keine Ahnung, ob er nur scharf auf sie ist oder ob das andere Gründe hat. 

Looki wird den Buggy weiter fahren, ich glaube, das macht ihm Spaß. 

❅❅❅

Sie schlugen erst einmal eine Route ein, die sie etwas südlicher von Thunder Bay wegführte. 

Tintagel also, wie hatte der sie nur so leicht finden können? Snowcat hatte noch kurz überlegt Tinatgel bei ihrer eiligen Abreise eine Kusshand zu zu werfen, aber am Ende war ihr das Risiko zu hoch gewesen. Er hätte die Chance eines Blickes auf sie sicher für einen Zauber genutzt. 

Wenigstens war es alles im Allem glimpflich abgelaufen. Suggi würde gleich mit dem Heilen beginnen. Was war Starbuck nur passiert? Snowcat fragte über den Teamkanal, „Sag mal, Average, weisst du, was bei Starbuck los war?“

„Nö, nicht genau, er hat irgendwas von Cerberus gesagt, der ihn tracken wollte.“ 

Cerberus? Soweit die Elfe wusste, war dies ein legendärer Hacker, der für Celedyr arbeitete. Wenn das stimmte, hatte der Drache inzwischen also seine Top-Leute auf sie angesetzt. „Kann der es irgendwie geschafft haben, etwas bei uns zu platzieren, womit er uns finden kann?“

Average überlegte nur kurz, „Nö, nicht wenn Starbuck rechtzeitig offline war. Darum sollte er ja ausgelogged werden.“

Starbuck schaltete sich ein, er klang müde und irgendwie bedrückt. Snowcat hoffte, dass es an den Kopfschmerzen lag, die er sicherlich noch hatte. „Mit dem Trace konnte er nur unser Position in Thunder Bay finden, aber er kann sich die Signaturen der Commlinks gemerkt haben und die lokalisieren, wenn wir sie über das Sat-Uplink nutzen.“, der junge, attraktive Mann hatte sehr leise gesprochen. 

„Wie können wir das verhindern?“, fragte Snowcat nach.

Average sagte sofort, „Na indem wir die Satellitenantenne abschalten. Aber hey, das wollen wir doch nicht machen. Ich meine, dann sind wir von der Trix abgeschnitten, das ist ein total doofes Gefühl.“

Snowcat konnte das nachvollziehen, das war sicher dem Gefühl ähnlich, welches sie empfand, wenn ein hoher Backroundcount die Magie drückte. Vielleicht sogar noch schlimmer, denn der Zugang zur Matrix fehlte komplett, „Ich verstehe dein Problem Average, dennoch müssen wir das tun. Wie sind ja alle noch bei dir und reden mit dir, unser kleines Netzwerk bleibt bestehen und wir können die Antenne gelegentlich wieder einschalten, da wir sowieso mal nachsehen müssen, ob wir Nachrichten haben. Selbstverständlich ist es besser ist, dies sehr selten zu tun, da Hacker an einer Nachricht kleben können und ein paar Sekunden in der Matrix eine Ewigkeit sind. Aber du schaffst das schon, Average! Schalt jetzt bitte die Satellitenantenne ab.“

„Ich mach schon,“ sagte Starbuck darauf ruhig.

Sugmani meinte, „Meine beiden Patienten brauchen noch Ruhe, also hab ich gleich Zeit und dann spiel ich dir was mit meinen Fingerpuppen vor, die können auch AR und ich hab ein kleines AR Theater dazu, das sieht hübsch aus und hat viele Landschaften im Repertoire.“ 

Snowcat nahm diese Ansage ein wenig überrascht zu Kenntnis und Average ließ sich dadurch sogar beschwichtigen.

„Na gut und wir können die Matrix ja auch anmachen, wenn es wichtig ist.“

Doc fügte hinzu, „Stimmt. Können wir, aber niemand tut das auf eigene Faust oder gar ohne es anzusagen.“  

„Klar!“, erwiderte Average.

Die Ansage von Doc war deutlich gewesen und Snowcat wusste nur all zu gut, dass er selbst auch nicht sonderlich gern von der Matrix abgeschnitten war. Sogar für Snowcat war das Wissen darum merkwürdig, aber sie vergass es meist schnell. Doc schien das stets eine Spur härter zu reffen als sie selbst, auch wenn er noch weit davon entfernt war das Unbehagen von Starbuck oder Average zu spüren. 

Sugmani machte das mit dem Fingertheater wirklich gut. Da sie die diversen Märchen der amerikanischen Ureinwohner auch über Commlink zum Besten gab, konnten alle daran teilhaben. Sogar Doc, der neben Snowcat auf dem Beifahrersessel saß, sich die Zeit mit einem Kartenspiel vertrieb und dabei seine Fingerfertigkeit unter Beweis stellte, schmunzelte hin und wieder. 

Irgendwie war Snowcat in einer merkwürdigen Stimmung. Einerseits war da die totale Anspannung, die sie immer wieder Blicke in Außenkameras und die hier tatsächlich noch existierenden Rückspiegel werfen und immer mal wieder in den Astralraum blicken ließ. Dann war da noch diese beständig stärker werdende Erschöpfung, die sich immer tiefer in den Knochen absetzte. Gleichzeitig war da aber auch das unbekümmerte Gefühl von Spaß an einer Überlandreise. 

Butcher ging voll mit, was die Märchen anging. Was nicht weiter verwunderlich war, da er eigentlich zu den redseligen im Team gehörte und nun ausgerechnet mit Doc, Tuareg, Blackstone und ihr selbst in einem Wagen fuhr. 

Average war völlig begeistert. Er stellte immer wieder Fragen zu einzelnen, kulturellen Details und ließ sich von Sugmani erklären, von welchem Stamm oder Volk die Legende stammte. 

Dann piepte Starbuck Snowcat auf einem Direktkanal an, Snowcat schaltete Sugmanis Märchenstunde leiser und fragte, „Hey mein Süßer, was gibt es?“

Selbst über das Commlink war zu hören, dass irgendetwas ganz und gar nicht mit Starbuck in Ordnung war. Er klang angespannt und sprach leise, so, als wolle er nicht, dass ihn jemand anderes hörte, „Snowcat, du weiß ja inzwischen, dass ich vorhin auf Cerberus in der Matrix getroffen bin und dazu wollte ich noch was sagen. Hast du kurz Zeit?“

„Natürlich. Du weißt doch, dass ich mir für dich die Zeit immer gern nehme. Und außerdem bin ich neugierig, was du zu erzählen hast.“ Es blieb ruhig. Eine längere Pause entstand, darum fügte Snowcat hinzu, „Erzähl bitte einfach, dann ist es raus, egal, was es ist.“

„Also vorhin, da war das so: ich hatte mich ja umgehört, was so los ist und was die in Québec sagen.“ Starbuck klang etwas selbstbewusster, als er erklärte, „Die halten es übrigens für einen terroristischen Anschlag und beziehen dabei sogar die Drachenillusion mit ein, der Einsatz von Magie und die Anwesenheit eines Drachen werden erwähnt, aber Genaueres wissen die wirklich nicht, obwohl einige Zeugen von einem kleinen schwarzen Drachen sprechen, andere dann wieder von einem großen, braunen und vernarbtem Drachen.“ In die Stimme des jungen Mannes drang nun wieder eine gewisse Niedergeschlagenheit, „Eigentlich hatte ich also schon was rausbekommen und dann ... Fuck, ich habe Euch alle in Gefahr gebracht. Ich hab einen Fehler gemacht! Als mich Cerberus angesprochen hat, fühlte ich mich zuerst irgendwie geehrt. Ja, ich habe ihn schon sehr früh erkannt. Am Anfang des Gespräches nannte er sogar seinen Namen. Man wird nicht jeden Tag von einer Matrix-Legende angesprochen. Ich habe mich erinnert, dass er Aktionen finanziert, die sich gegen Horizon und ihre Aktivitäten gegen Technomancer richten. Verstehst Du? Er war für mich im ersten Moment auf der richtigen Seite, naja jedenfalls nicht auf der falschen. Dann sprach er Dinge an, die mich interessieren. Ich will immer mehr über die Geheimnisse der Matrix wissen, wilde Sprites, AI’s, das sind Dinge, die ich verstehen möchte. Ich war neugierig und ich habe ihm vertraut. Wie leichtsinnig! Natürlich hatte ich eine Suchabfrage laufen, die ergab dann immer mehr Details, die mich nervöser machten. Die Verbindung zu Celedyr tauchte bald auf und das Gerücht, dass es sich bei Cerberus um das Bewusstsein des verstorbenen Drachen Eliohann handelt, der als einziger Drache eine funktionierende Datenbuchse besaß und der bei dem Crash ums Leben kam. Die Hinweise verhärteten sich und dann wurde immer klarer, Cerberus arbeitet für Celedyr und NeoNet. Inzwischen hatte er mich bereits heimlich getrackt. Fuck! Der oder die sind echt gut! Dann zeigte er mir Bilder von mir und TriXhot im Hotel und eine Aufnahme vom Hubi auf dem Parkplatz. Mit kalten Schweiß habe ich Average Bescheid gegeben und bin abgehauen. Klar hatte er uns da schon lokalisiert. Snowcat, ich war so dumm und habe alle in Gefahr gebracht. Man ich bin immer so vorsichtig! Aber er hat mich ... fasziniert und er wusste wie er mich packen muss. Snowcat es tut mir leid. Ich werde noch mehr aufpassen - versprochen!“

Snowcat konnte beinah spüren, wie ernst es Starbuck mit seinen Worten war. Seine Sorge tat ihr in der Seele weh, mit viel Gefühl in der Stimme sagte sie, „So schlimm war es gar nicht und ich sag das jetzt nicht nur, um dich zu beruhigen. Die Gefahr, dass sie uns in Thunder Bay lokalisieren, hat immer bestanden und sie war nicht mal klein. Außerdem war die Gruppe, die uns dort angegriffen hat, niemand von Celedyr, NeoNet und Co. Das war die Fraktion um Tintagel und die hat uns sicher nicht durch Cerberus gefunden. Also mach dir darum keine Gedanken. Den einzigen, den du vielleicht stärker in Gefahr gebracht hast, bist du selbst, da Cerberus nun definitiv weiß, dass du, Starbuck, da mit drin hängst. Aber wer weiß, ob nicht auch das irgendwann rausgekommen wäre.“ Mit einem hörbaren Lächeln ergänzte sie, „Noch vorsichtiger zu sein ist natürlich nicht verkehrt und daraus zu lernen sowieso nicht.“

Starbuck klang ein wenig erleichtert, „Das waren in Thunder Bay nicht die von Celedyr? Das ist gut zu wissen, auch wenn es das nicht besser macht. Danke für dein Verständnis Snowcat.“

„Dafür musst du dich nicht bedanken.“

Snowcats Blick fiel auf den als SUV getarnten Buggy. Der Geist fuhr der kleinen Kolonne immer noch voraus. Sugmani hatte ihren Anhang mit, „Das ist Looks Like Wolf, äh Bear, Looks Like Bear heißt er.“, vorgestellt und er besaß die Gestalt eines menschlichen Vorzeige-Native mit flachem Bauch und eingeölter Brust, die ausgesprochen appetitanregend anzusehen war und Snowcat hin und wieder auf die eine oder andere Idee brachte, die dann zu der einen oder anderen kribbelnden Erinnerung aus den letzten Wochen führte. 

Genau zum Sonnenuntergang tauchten plötzlich zwei dunkle Wagen aus dem Nichts auf und setzten sich hinter den säureverätzten Ford, der von Average gefahren wurde und ihre kleine Karawane abschloss. 

Snowcat identifizierte die Wagen als Tata-Hotspur, gepanzerte Off-Road Rennwagen, was schon mal keine guten Neuigkeiten waren. Dann fuhren die Wagen auch noch verflucht dicht auf Average auf. Alle machten sich kampfbereit und der Teamkanal erwachte zum Leben. 

TriXhot meldete sich zuerst, „Wechsle auf APDS Munition. Suche dann nach Zielen.“

Doc wies an, „Starbuck, stell FTW die Waffe am Buggy bereit, Snowcat überhol den Buggy, aber so, dass die Verfolger nicht vorbeikommen. Looks Like Bear, lass dich zurückfallen, damit FTW ein Schussfeld bekommt. Denkt an die Spruchabwehr, ansonsten Feuer und Zauber frei nach eignem Ermessen.“

Snowcat scherte ruckartig aus und tat aufs Gas. Aber gegenüber den Hotspurs waren ihre Wagen lahme Enten. 

Tuareg erklärte, „Spüre 8 Personen in den Wagen.“

Aus dem linken der beiden Verfolgerfahrzeuge, die ungefähr auf der selben Höhe lagen, sprang ein extrem schlanker Zwerg aus dem Fenster und landete locker auf der Motorhaube. Seine Ohren waren so spitz, dass sie über seinen Kopf hinausragten. Er trug eine schwarze ballistische Maske mit roten Kratz- und Rissspuren, die definitiv gewollt waren. Sein schwarzer Kampfanzug war armfrei, seine bleiche Haut spannte sich über den Knochen und seine Sehnen und Muskeln zeichneten sich ab. 

„Hallo mein hässliches Ziel.“, kommentierte TriXhot die Gestalt locker und schoss sogleich zwei mal auf ihn. Zumindest ein Schuss sass, Latex und Blut spritzte auf.

Mystère klang ein wenig angestrengt, als er sagte, „Halte die drei Fahrzeugmasken so lange wie möglich aufrecht.“

Looks Like Bear schaltete sich ein, „Ich werde unsere Fahrzeuge vor Unfällen schützen.“ er betonte jedes Wort einzeln und sprach sehr deutlich.

Kurz darauf kam von Sugmani, „Bin jetzt schneller, beschwöre einen Geist, damit der die Verfolger zu Unfällen verfluchen kann .“

„Eine ausgezeichnete Idee.“ lobte Tuareg.

Butcher wollte wissen, „Kann ich noch was tun, außer den Wagen gegen Zauber zu schützen?“

Snowcat rief nach hinten, „Im Moment nicht.“ Sie selbst war mit Fahren beschäftigt und obwohl ihre Manöver geklappt hatten, klebten die Hotspurs weiter an ihnen dran. 

TriXhot schoss noch 6 weitere Mal auf dem Zwerg, aber nur jeder zweite Schuss traf, da der Kerl auf der Motorhaube umhersprang, als säße er auf einem Stuhl. Dafür riss die APDS Munition faustgroße Löcher in den hässlichen Kerl, so dass sein Blut die Windschutzscheibe des Hotspurs besudelte.

Der zweite Verfolger gab Gas und rammte den Ford. Das bereits beschädigte Fahrzeug bäumte sich auf und Average konnte den Wagen gerade noch abfangen und unter Kontrolle bringen. Die Insassen purzelten heftig durcheinander und Snowcat konnte einige unterdrückte Schmerzenslaute hören. 

„Ich bin gleich in dem linken Wagen,“ kam nun von Starbuck, „Da ist ein Rigger, versuche einfach den Motor auszumachen.“

Genau in diesem Augenblick begann das Fahrzeug aus unerkennbaren Gründen zu schlingern, der Fahrer verlor die Kontrolle, der Hotspur brach aus und raste die Böschung hinab. Snowcats Dank galt Sugmanis Geist. Der Zwerg purzelte dabei von der Motorhaube, sprang kurz darauf aber schon wieder fluchend und munter durch die Landschaft. 

Bei allen Drachen der 6.Welt, die Schusswunden durch die APDS Kugeln aus TriXots Pistolen schienen bereits verheilt zu sein. 

Auch der zweite Wagen kam ins Schleudern, der Fahrer bekam das allerdings besser in den Griff und blieb auf der Spur. Was wiederum FTW die Gelegenheit gab mit der Fahrzeugkanone auf den Hotspur zu feuern, da der Buggy inzwischen in Position war, doch die Kugeln prallen nur ab. Fragg. Dennoch blieb das Fahrzeug zurück und ihre Kolonne konnte deutlich Abstand gewinnen.

„Linker Wagen ist aus,“ meldete Starbuck. Er klang ein wenig nasal, wahrscheinlich hatte er Nasenbluten bekommen.

Sugmani sagte schnell, „Ich mach Weitsicht auf TriXhot, vielleicht bekommen wir noch Infos.“

Kurz darauf kam von der jungen Frau, „Ein Rigger im Kokon, ein irgendwie grau-blasser, extra-hässlicher Troll, hat Kratzspuren ins Gesicht tätowiert und ne riesige Netgun in der Hand. Ein Mensch, blass, Panzerweste mit Nieten, Sturmgewehr, Pistole, Messer an sich dran. Noch ein Mensch, hager, groß, Glatze, ihh, nicht mal Augenbrauen, ist auch blass. Die könnten mal ein Sonn... oh, wartet kurz, jetzt hör ich auch was.“ Es entstand eine kurze Pause, dann fuhr TriXhot fort, „Der hagere Glatzkopf hat gesagt: ,Das gestaltet sich ganz ausgezeichnet und vielversprechend, lasst sie ziehen, wir sammeln erstmal die anderen ein.“

Na Bravo. 

Sugmani bekam wieder gehörig etwas zu tun. Im Ford waren so gut wie alle durch das Rammmanöver verletzt worden und Starbuck hatte beim gewaltsamen Log Off auch etwas abbekommen, seine Nase blutete tatsächlich. Die Heilmethode der Orkin war völlig anders, als das was Snowcat je zuvor gesehen hatte. Sie sang, rasselte mit einer Klapper und nutze fast ausschließlich Kräuter und gemischte Tinkturen. Selbst in Sugmanis Standart-Medkit hatte Snowcat vorhin Kräuter gesehen. Dabei war Sugmani gleichzeitig so unglaublich erfolgreich, dass es für Snowcat einfach nur faszinierend war. Sie hatte schon von solchen Naturheilern gehört, aber noch nie einen gesehen. Schon nach ein paar Minuten erklang der warmherzig klingende Gesang der Orkin über Commlink. In ihren überwiegend auf Salish vorgetragenen Liedern bat Sugmani die Geister um Beistand und dankte der Natur für ihre großzügigen Gaben. 

Als das Singen beendet war, erklärte Snowcat, „Ich habe was unsere Verfolger angeht eine Befürchtung. Es könnte durchaus sein, dass es sich bei ihnen - die beiden Rigger ausgenommen, - durchweg um HMHVV (Human-Metahuman Vampiric Virus) -Infizierte handelt. Der Zwerg auf der Motorhaube war meiner Meinung nach ein Goblin, ein infizierter Zwerg. Laut TriXhots Beschreibung vermute ich, dass es sich bei dem Troll im anderen Wagen um einen Dzoo-Noo-Qua handelt. Der Mensch mit der Panzerweste könnte ein Vampir sein und beim Glatzkopf gehe ich schon fast sicher davon aus, dass er ein Nosferatu ist. Das lässt den Schluss zu, dass die anderen beiden Insassen, denn Tuareg hatte ja acht Personen gespürt, des zweiten Wagens ebenfalls Infizierte sind. Ich begründe das alles über den Goblin, der TriXhots Treffer definitiv regeneriert hat, und dem außergewöhnlichen Aussehen der Insassen, welches sie beschrieben hat. Mit einer Menge Glück ist das nur Show und sie haben nur den einen Goblin. Wenn nicht, dann müssen wir von sechs HMHVV-Infizierten Metamenschen ausgehen, die hinter uns her sind. Sie werden alle schwer zu killen sein, da sie Schaden regenerieren können. Außerdem müssen wir mit den Geist beeinflussenden Kräften rechnen. Wer davor keinen Respekt hat, kann ja mal Starbuck dazu befragen und, als wäre das nicht genug, könnte einer oder mehrere von ihnen Zauberer oder Adept sein. Was ihre Schwächen angeht, die sind derzeit für uns unwichtig, weil im Detail unterschiedlich. Keine von ihnen hat eine Vorliebe für Sonnenbäder, aber Allergien kann man magisch aufheben, dennoch können wir aber davon ausgehen, dass sie nächtliche Angriffe bevorzugen werden.“ 

Nachdem Snowcat ihre Ausführungen beendete hatte, sagte Doc nur, „Dem stimme ich zu.“, er lächelte anerkennend.

Für einen Moment blieb es auf dem Teamkanal total still. 

Dann sagte TriXhot, „Na toll, klingt anstrengend und die Sonne ist grad erst untergegangen, was für Spassverderber.“

Damit hatte das hübsche Mädchen in gewisser Weise sogar recht. Mit ihren Gegnern war nicht zu spassen. Wenigstens war eine Infektion nicht innerhalb von Sekunden möglich, dazu brauchte es Zeit. Die würden denjenigen schon entführen müssen, für ein paar Minuten zumindest. Eine Einschränkung musste Snowcat hier jedoch machen, dieser Fakt traf nur auf einen der drei HMHVV- Viren zu, mit den beiden anderen konnte man sich sehr wohl auch im Vorbeigehen infizieren. Etwas was, nun musste sie schmunzeln, sie selbst jedoch nicht kratzte. 

Ihrer Kollegen hier verfielen nicht mal ansatzweise in Sorge oder Panik. Snowcat wusste nicht, ob das an Sorglosigkeit, Toleranz, Übermut, Unwissenheit oder Mut lag. Nur Starbuck hatte seit ihren Ausführungen kein einziges Wort mehr gesagt, aber er wusste ja auch, wie es war, wenn man einen Kollegen unter dem Einfluss eines Vampirs eigenhändig erschoss.

Die Bemerkung des Nosferatus hatte jedenfalls gezeigt, dass die Jäger sehr wohl an dem Spass hatten, was sie da taten.

Urplötzlich stellten sich Snowcats Nackenhaare auf. Der Buggy vor ihr sah wieder aus wie er selbst, nur ohne den Fahrer, denn Looks Like Bear war verschwunden. Eh sie reagieren konnte, war sie auch schon durch eine magische Sperre gerast, die Zeit hatte gerade noch dazu gereicht, mit der Wahrnehmung in den Astralraum zu wechseln. 

Hinter ihr schimmerte eine astrale Barriere und der Ford fuhr gerade hindurch. Etwas weiter rechts der Strasse stand die astrale Gestalt des Nosferatu, der ihnen spöttisch hinterher winkte. 

Oh, nein mein Bester, so cool kommst du mir nicht davon! Snowcat setzte ihr charmantestes Lächeln auf und winkte engelsgleich zurück. Als die Gestalt das sah, schien sie erfreut zu sein und verbeugte sich würdevoll.

Starbuck sagte, „Der Buggy fährt auf Autopilot. Wir müssen ihn fernsteuern. “

Verdammt, beinahe hätte sie etwas wichtiges vergessen. Snowcat warf einen Blick über ihre Schulter und sah Butcher ohnmächtig am Boden liegen. An die anderen im Rolls gewandt sagte sie, „Alles in Ordnung, der Mann da ist immer noch Butcher.“ 

Blackstone konnte ihre Bemerkung nicht hören, denn er war ebenfalls ohnmächtig geworden. 

Sie fingen den Buggy ein und hielten nur ganz kurz, um FTW, der jetzt wieder seinen Vollpanzer trug, in ihr einziges bewaffnetes Fahrzeug zurückkehren zu lassen. 

Die Idee mit der astralen Barriere was sehr clever gewesen, das musste Snowcat zugeben. Sie hatte schon eine Menge Infizierte getroffen. Die meisten von ihnen waren eine Gefahr gewesen. Eine Gefahr für Snowcat selbst, für ihre Umgebung und für die Metamenschheit. Nur einige wenige von ihnen hatten sich als das Gegenteil entpuppt. 

Die Sonne war vor drei Stunden untergegangen. Zum Glück war die Nacht zum 1.August nicht sonderlich lang, aber Snowcat war sich ziemlich sicher, dass sie ihr noch sehr lang vorkommen würde. 

Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann lauerte da in ihr eine gehörige Portion Angst.   


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Ob Snowcat mit ihrer Vermutung über die Infizierten Recht hat, wann die Runner wieder angegriffen werden, wann Butcher wieder zu sich kommt und wie lang die Nacht wirklich dauert, wird demnächst hier zu lesen sein. Schau also bald wieder vorbei, omae.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*