Teil 11

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Neon hatte sich äußerst erfolgreich um die Verletzungen der Drei gekümmert. Vor allem bei Snowcat hatte er jeden Tag vorbei geschaut. Seine Massagen hatte sie schnell wieder auf die Beine gebracht. Auch die leichte Schussverletzung am Arm war narbenfrei verheilt. Am langwierigsten verlief der Heilungsprozess bei Snowcats gigantischem Bluterguss am Hals. Nach vielen Tagen konnte man noch die einzelnen Finger der Trollpranke erkennen und noch Wochen später zierte ein bläulicher Streifen ihren Schwanenhals.

Nightmare hatte es geschafft, sich Cyberohren zu besorgen, jeder aus der Gang hatte etwas zur Finanzierung beigetragen, und er hörte jetzt besser denn je. Pearls Name stand als vierter auf der Liste der Gefallenen und mit ihrem Tod sank die komplette Zahl der Ancients unter zweihundert.

Der absolute Killcount wurde am ersten Dezember auf 20 gesetzt. Man ging zwar davon aus, dass alle neun Spikes bei dem Kampf verletzt wurden, aber nur vier Tote konnten gefunden werden.

Natürlich führte Snowcat dennoch klar nach Punkten.

Eigentlich hätte der Krieg mit zwanzig toten Spikes bald beendet sein sollen. Allgemein ging man davon aus, dass es so dreißig bis fünfunddreißig Spikes in Tacoma gab, damit gehörten sie bereits mit Abstand zu den Großen Gangs. Keine Gang konnte es sich leisten, die Hälfte ihrer Mitglieder zu verlieren und einfach weiter Krieg zu führen. Auch nicht Lord Togo und seine Spikes.

Doch die Halloweener hatten sich eingemischt. Sie hatten von der Sache Wind bekommen und hatten nun ihrerseits begonnen, sich mit den Ancients hier und da auf einen Kampf einzulassen. Damit wollten sie eigentlich endlich eine alte Rechnung begleichen, denn vor drei Jahren hatten die Ancients die Halloweener fast vollkommen ausgelöscht.  Diejenigen der Halloweener, die das so genannte Ancient- Massaker überlebt hatten, wurden von ihren Frischlingen Rager genannt, waren hoch angesehen und trugen immer einen Molotowcocktail bei sich, die sie „die Fackel für ihre gefallenen Kameraden“ nannten.

Somit reichten zwanzig tote Spikes nun doch nicht, um den Krieg zu beenden und statt zur Ruhe, war es vermehrt zu Drive-By-Shootings in ganz Tarislar gekommen und die Ancients revanchierten sich in Tacoma.

Durch die Einmischung der Halloweener, obwohl die beiden feindlichen Gangs nie direkt miteinander arbeiteten, hatte sich die Spirale der Gewalt wieder hochgeschraubt.

Mitte Dezember fand Sting, dass es an der Zeit sei, wieder mal alle zusammen zu rufen und ins Bild zu setzten. Allerdings bestellte sie diesmal nicht alle ins Hauptquartier, sondern bat nur die Lieutenants um ihre reale Anwesenheit.

Alle anderen Ancients wollte sie virtuell mit einer Ansprache informieren, die Ghostfinger aufzeichnen und gleichzeitig in Umlauf bringen sollte. Natürlich war es jedem freigestellt der Sache direkt auch beizuwohnen.

 Snowcat hatte es ja nicht weit, und so sah sie sich die Sache einfach wieder von oben an. Catwalks gab es hier schließlich überall.

Sting saß im Aufenthaltsraum vor dem von Snowcat kreierten Graffiti und trank ein Bier. Green Lucifer saß mit einem kleinen Abstand links neben ihr. Alle Lieutenants waren in Gruppen um sie herum verteilt und wirkten ausgesprochen gelassen. Ein Bild der Szenerie erschien auf den Bildschirmen im Raum. 

Ghostfinger zoomte auf Stings Gesicht und gab ihr ein Zeichen, Sting ergriff das Wort: „Ancients, unser Krieg dauert an, doch trotz der schmerzlichen Verluste die wir erlitten haben, kann ich sagen, mit jedem Tag haben wir unsere Überlegenheit bewiesen. Wenn die winégs das nicht begreifen, ist das nicht unser Problem und dann stampfen wir die hässlichen Spikefressen einfach allesamt so tief in den Boden, dass wir auf ihren verunstalteten Körpern tanzen können. -  Auch die Halloweener gucken aus ihren Löchern hervor und gieren erneut nach unserer Aufmerksamkeit. Die glauben glatt nur, weil wir mit den Spikes Krieg haben, erhöht das ihre Chancen gegen uns. Doch es sind nur Menschen. Jedenfalls versuchen sie nun mitzumischen und zündeln in Tarislar. Wir werden sie wieder vernichten, wie wir es schon einmal getan haben. Und so werden wir jedes Mal verfahren, mit jedem, der sich uns in den Weg stellt. - Es freut mich zu erfahren, dass eine Gang allein dadurch an Ruhm gewinnen kann, wenn sie von den Ancients vernichtet wird.- Würde das gesamte Pack also nur immer wieder kommen, um mit uns zu kämpfen, könnten wir auch einfach abwarten, bis sie herkommen und sie dann wie fremdes Vieh, dass auf unseren Weiden grast, zurücktreiben. Doch das ist nicht unser Stil und leider greifen sie auch die an, die unter unserem Schutz stehen, und deshalb müssen wir ihnen zuvorkommen und sie auf ihrem Grund schwächen und sie ihrer Ressourcen berauben. Wenn sie das nicht in ihre Schranken weißt, dann werden wir sie einfach packen und mit samt ihrer Wurzeln ausreißen und für immer vom Erdboden vertilgen.- Wir müssen außerdem unsere Schützlinge aufsuchen und ihnen helfen sich zu schützen oder bereits Zerstörtes wieder aufbauen. Unsere Lieutenants und ich haben dazu einige Pläne ausgearbeitet, die wir in den nächsten Tagen gemeinsam umsetzen werden.-  Bald werden unsere Strassen wieder sicher sein. Die Spikes und die Halloweener werden uns nichts anhaben können. Denn wir sind zahlreich! Wir sind überlegen! Wir sind Elfen! Und wir sind vor allem ANCIENTS! – Ihr kennt meinen Grundsatz, für jeden von uns, holen wir uns fünf von ihnen. Niemals hatten wir Schwierigkeiten das in die Tat um zu setzten. Auch diesmal nicht: zwanzig zu vier… Dennoch trauere ich tief um jeden! Bloody Mary, Quickstep,  Brooster und Pearl: Wir werden euch nicht vergessen und wir werden eure Namen in Ehren halten. Euer Blut wurde nach Ancient Art von unseren Feinden mit fünfmal so viel Blut bezahlt. In eurem Gedenken werden wir feiern, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Li’li’llah!“

„Li’li’llah!“, erwiderten die Lieutenants. Die Ansprache war beendet.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*