Teil 1

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1

Anfang Mai fand, wie die Jahre zuvor, auch 2067 das Rite Of Passage statt. Da es ein paar Verluste zu ersetzten galt, waren die Lieutenants dieses Mal dazu aufgefordert worden, sich zusätzlich selbst nach geeigneten Kandidaten umzusehen.

Wahrscheinlich wäre das nicht nötig gewesen. Der Zulauf zur Gang war höher denn je. Dreiundzwanzig Elfen erschienen zur Musterung bei Green Lucifer, neunzehn verließen den Raum als Anwärter und die bewältigten alle das Rite of Passage. Weder die führerlosen Überreste der Spikes, noch irgendeine andere Gang hatte sich den Anwärtern in den Weg gestellt. Sie hatten es also nur mit dem üblichen Straßenstress zu tun bekommen und den hatten die Elfen mehr oder weniger leicht meistern können.

Neunzehn neue Ancients gab es zu feiern. Snowcat zeigte kein besonders großes Interesse daran sich sogleich mit den Neuen anzufreunden. Aber eine Rite Of Passage Party war immer spitze. Allein das Kesáera aus Fässern war eine lange Anwesenheit auf der Feier wert, doch neuerdings hielt sich Snowcat lieber an den Absinth, und auch davon war heute ausreichend vorhanden. Jedenfalls hatte sie jedes Mal, wenn sie an der Bar danach gefragt hatte, etwas bekommen. 

Ausgelassen tanzte Snowcat. Manchmal schloss sie die Augen und widmete sich nur der Musik, manchmal flirtete sie mit dem einen oder anderen Jungen.

Zur Feier des Tages trug sie nicht nur ihr hübschestes Korsett, sondern auch einen schwarzen, kurzen Lederrock, auf dessen Rückseite immer mal wieder ein Ancient- Symbol aufflammte. Kniehohe Schnürstiefel rundeten das Bild ab. Der acht Zentimeter hohe Absatz ließ ihre Beine noch länger wirken. 

Snowcat hatte sich noch nicht entschieden, mit welchem Jungen sie sich heute näher befassen wollte, sie hatte nur festgelegt, dass er trotz ihrer Absätze größer als sie sein müsste. Allerdings verringerte das die Auswahl nicht sehr. 

Plötzlich wanderte ein aufregendes Kribbeln ihren Nacken entlang und bewegte sich ihr gesamtes Rückrat hinunter. Sie genoss das Gefühl noch einen Moment mit geschlossenen Augen und öffnete sie dann langsam. Um sie herum hatte sich ein kleiner Kreis gebildet, doch niemand suchte gerade den direkten Augenkontakt mit ihr. Dicht hinter sich konnte sie spüren, dass sich jemand mit ihr im Gleichtakt bewegte, jedoch ohne sie zu berühren. Ganz sanft wurde ihr auf den Nacken gepustet.

Wieder glitt ein Schauer ihren Rücken hinunter. Snowcat entschied sich, wer da auch immer hinter ihr stand, hatte eine gute Chance die heutige Nacht mit ihr zu verbringen. Sie drehte sich nicht um, sondern machte einfach einen Schritt zurück. Männliche Hände umfassten ihre Hüften. Magische männliche Hände: Craven.

Im Bruchteil einer Sekunde warf Snowcat ihr seit zwei Jahren bestehendes „Ich-fang-nichts-mit-einem-Lieutenant-an“-Prinzip über den Haufen. Gemeinsam wiegten sie sich im Takt. Snowcat presste sich mit ihrem Rücken fest an ihn und verschränkte ihre Hände in seinem Nacken. Craven war definitiv größer als sie. Snowcat grinste. Ein oder zwei Lieder verstrichen auf diese Weise, bevor Snowcat sich umdrehte und Craven leidenschaftlich küsste. Er schmeckte aufregend.

Bald hatten sie die Aufmerksamkeit aller anwesenden Ancients auf sich gezogen. Es störte sie nicht. Noch Stunden vor Sonnenaufgang flüsterte Craven Snowcat zu: „Komm, wir beenden jetzt die öffentliche Show und fahren zu mir.“ Snowcat nickte nur, schlang ihre Beine um seine Hüften und knabberte an seinem Ohr. So verließen sie die Tanzfläche.


Die gelb- goldenen Strahlen der inzwischen bereits wieder untergehenden Sonne weckten Snowcat am nächsten Tag. Jedenfalls drückte sie es so aus, denn so gesagt klang es viel schöner, als wenn sie nur davon ausgegangen wäre, dass das laute Knurren ihres Magens für den Weckruf verantwortlich gewesen war. Sie hatte tierischen Hunger.

Snowcat lag nackt bäuchlings halb auf Craven. Ein schwarzes Laken war über sie gebreitet. Vorsichtig versuchte sie sich aufzurichten, was ihr allerdings nicht gelang, Craven hielt sie fest: „Guten Morgen, schöne Snowcat.“

Snowcat legte ihren Kopf wieder auf seiner Schulter ab: „Guten Morgen“, erwiderte sie und küsste seinen Hals. Spielerisch fuhr er mit seinen Fingern über ihre Beine. Sogleich küssten sie sich, bis Snowcats Magen ein lautes knurrendes Geräusch von sich gab. Beide mussten lachen. 

„Verstehe“, sagte Craven, „vor der nächsten Runde gibt’s erstmal was zu essen.“

„Hmmm, na gut. Ich glaub du hast Recht, dieses innere Veto war eindeutig.“ Sie kletterte langsam über ihn rüber. 

Craven hob sie dabei an den Hüften an, zögerte kurz und warf sie dann mit leichtem Schwung neben sich aufs Bett und setzte sich auf. „Solche radikalen Maßnahmen sind  nötig, wenn du was essen willst.“, entschuldigte er sich.

Snowcat seufzte und mit ihrer erotischsten Katzenstimme schnurrte sie: „Ach was, wenn ich deine knackige Rückseite so sehe, dann will ich jetzt was ganz anderes. Essen können wie später!“ Sie umfasste Craven an den Schultern und zog ihn zurück aufs Bett. Craven leistete keinen Widerstand.


Rockmusik erklang über Lautsprecher und AR. Die Sonne war schon lange wieder hinter dem Horizont verschwunden, als Craven schließlich, nur mit seiner Lederhose bekleidet vor der Mikrowelle stand und eine vorgeschriebene Menge an Wasser in das Eipulver schüttete, umrührte und die getrocknete Krabben-Gemüse-Mischung dazu gab. Eigentlich ein relativ kompliziertes Gericht, aber die vorrätigen, selbst erhitzenden Nudelmahlzeiten hatten sie bereits verzehrt. Sechs leere Schalen standen ums Bett verteilt herum. Dazu diverse leere New Kit Dosen in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen.

Snowcat hatte sich in eine Decke gewickelt und sah Craven beim Essen machen zu. Eigentlich glotze sie eher auf seinen Hintern, der ihr in der Lederhose einen sehr appetitlichen Anblick bot. Als es in ihrem Bauch erneut  kribbelte, wandte sie sich ab. Snowcat verspürte bereits an der einen oder anderen Stelle ihres Körpers Schmerzen, eine kurze Zwangspause musste sein. 

Snowcat sah sich stattdessen in dem Ein–Zimmer–Appartement um. Es war einfach und schmucklos eingerichtet. Typisch Junge eben.  Eine schwarze Couch mit einem kleinen Tisch davor, gegenüber der Trideoschirm. In der anderen Ecke des Zimmers stand das 2,20m x 2,30m Bett mit dem ebenfalls schwarzen Bettzeug. Eine Standart Küchenzeile zwischen dem Fenster und der Tür ins Bad und ein großer Schrank auf der anderen Seite der Tür, komplettierten neben drei kleinen Regalen die Einrichtung. 

Zwei Ledermäntel lagen über der Couch. Ihre restlichen Klamotten waren, bis auf Cravens Hose, denn die hatte er ja inzwischen an, über den Fußboden verteilt. Den Müll, der herum lag, hatten sie gerade fabriziert. Eins der Regale war zu einem Opfer der gestrigen wilden Nacht geworden, oder besser des heutigen wilden Tags.

Ein ganz normales Low-Life Appartement in einer E Gegend, bis hin zu den automatischen Waffen, die auf den Tisch vor der Couch lagen. Zusätzlich hing eine schwere Pistole in einem Hohlster an einem der Bettpfosten. 

Ping! Ertönte es aus der Mikrowelle.  Craven nahm die Schale heraus und schlenderte mit ihr, zwei Gabeln, einem Gewürzstreuer und zwei weiteren Dosen New Kid zum Bett herüber. „Waldmeister-Himbeere oder Orange-Limone?“, fragte er und setzte sich im Schneidersitz aufs Bett.

Snowcat setzte sich ebenfalls in den Schneidersitz, was ihr einen kurzen stechenden Schmerz im inneren Oberschenkel einbrachte. „Waldmeister-Himbeere, bitte.“ Dann zog sie sich die Decke über die Schultern und klemmte sie mit den Armen fest. Craven reichte ihr eine Gabel, und beide aßen schweigend. Nach zwei Bissen griff Snowcat nach dem Gewürzstreuer und kippte eine gewaltige Menge des scharfen Pulvers über eine Hälfte des Essens. Craven schüttelte den Kopf und würzte seine Hälfte viel vorsichtiger nach. Dann achtete er darauf, mit seiner Gabel nicht auf Snowcats Seite zu kommen. 

Es dauerte nicht lange und Snowcat kippte die Hälfte ihrer New Kit Dose in einem Schwung hinter den Essen her. 

„Zu scharf?“, fragte Craven.

Snowcat nutzte die gegebene Vorlage: „Es kann niemals zu scharf sein. – Nein, es ist sogar genau richtig, jetzt brennt‘s im Mund und ich bemerk den Nachgeschmack des Eipulvers nicht mehr. Cooler Trick, oder.“

Snowcat betrachtete Cravens Körper genauer. Er war wirklich eher drahtig, als muskulös, nicht ein Gramm Fett war zu sehen. Seine dunkelgrauen Augen faszinierten sie sehr. Sie konnten so kalt und stechend blicken, dass man es mit der Angst zu tun bekam. In den letzten Stunden hatte darin aber eine Leidenschaft und Lebensfreude getobt, die ihrer eigenen nahe oder gar gleich kam.

Snowcat entdeckte einen frischen Gebissabdruck unterhalb seiner linken Schulter, nahe seinem Hals. Sie grinste und sagte dann: „Ich glaub ich hab dich gebissen.“

Intuitiv fasste er genau an die Stelle, auf die sie geblickt hatte: „Stimmt!“, stellte er fest, „Sorry, aber das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich hab ne Verletzung abbekommen und deine Haut ist noch völlig makellos. Du siehst doch ein, dass ich das ändern muss!“ Er schmiss seine Gabel beiseite und warf Snowcat um. Snowcat kreischte laut. Lachend polterten sie vom Bett.


Irgendwann später schloss Snowcat den Reißverschluss ihrer Korsage. Craven war bereits komplett angezogen und sah ihr zu: „So weit waren wir bisher noch nie. Wenn du es jetzt noch schaffst in deine Stiefel zu steigen, ohne allzu aufreizend auszusehen, dann bring ich dich tatsächlich heute Nacht noch zurück nach Hause.“

Snowcat lächelte lasziv: „Vergiss es, ich sehe beim Anziehen meiner Stiefel immer unglaublich aufregend aus. - Aber ich will unbedingt heim, ich brauch ein Bad und einiger meiner Muskeln schmerzen, als hätte ich mit einem Oger gerungen. Also mach einfach deine Augen zu.“

Craven zögerte kurz, aber er erkannte, dass Snowcat jetzt wirklich ein Bad wollte und da er ihr hier keinen passenden Badeschaum bieten konnte, schloss er tatsächlich die Augen. Nicht jedoch, ohne zu bemerken: „Wie ringst du denn mit einem Oger? Mit den Beinen?“

„Na klar, ich weiß zwar nicht, wie ein Oger aussieht, aber ich stelle mir vor, dass er einen unglaublich dicken, Matsch-grünen Hals hat, ganz zu schweigen von seinem fetten Oberkörper. Mit den Armen käme ich da nie im Leben rum, also würde ich ihm einfach meine Beine…“

„Stopp, wenn du weiter sprichst, dann kommst du nicht so bald zu deinem Bad!“

„Okay, kannst gucken, bin vollständig angezogen!“

Vorsichtig öffnete Craven die Augen. Snowcat hatte sich tatsächlich sogar schon ihren Mantel übergezogen und verstaute gerade ihre Maschinenpistole. „Naja, selbst der Anblick könnte mich auf dumme Gedanken bringen, aber erstens bin ich berühmt für meine Willensstärke, zweitens zu galant, um eine schöne Elfe von ihrem Bad abzuhalten und drittens könnt ich auch mal ne Pause gebrauchen. Na, dann wollen wir mal.“ Craven öffnete die Tür, blickte zunächst rechts und links den Flur entlang, bevor er Snowcat den Vortritt ließ. „Wie lange wohnst du jetzt schon im HQ?“, fragte er beiläufig.

Snowcat überlegte kurz: „Ziemlich genau zwei Jahre. Warum?“

„Naja, dann wird’s langsam Zeit sich was eigenes zu suchen, findest du nicht?“

„Bisher habe ich daran nicht gedacht, wüsste eigentlich auch nicht warum ich die Sicherheit des HQ’s aufgeben sollte.“ Snowcat war in der Stimmung, die zwei Treppen herunter zu tänzeln, aber irgendwie stimmten ihre Muskeln darin nicht mit ihr überein, sie hatte weiche Knie. Deshalb ging sie betont langsam und Hüften schwingend. Craven kam dicht hinter ihr die Stufen hinab. Vor dem letzten Treppenabsatz blieb Snowcat stehen und blickte sich zu ihm um. Sie zog eine Augenbraue hoch und lächelte: „Aber du hast das eben bestimmt nicht nur einfach so gesagt?“

Craven zog sie an sich heran, es fehlten eh nur einige Millimeter, so dicht waren sie zuvor gegangen. „Ich meine, dass die persönliche Freiheit mehr wert ist, als die Sicherheit des HQ. Und bevor du fragst, ich finde sehr wohl, dass diese Freiheit eingeschränkt ist, wenn Ghostfinger überall seine Kameras angebracht hat. Außerdem geht die Spitze unserer werten Führung davon aus, dass du allzeit abrufbereit bist. Sie erwarten deine Dankbarkeit dafür, dass sie dich durchfüttern.“ Craven sah Snowcat die ganze Zeit tief in die Augen.

„Moment Mal“, Snowcat zog ihre Stirn ein wenig kraus und warf ein, „Ghostfinger hat mit Sicherheit keine Kameras bei mir im Zimmer.“

„Doch hat er und mit Sicherheit nicht nur eine. Das war übrigens mit ein Grund, warum wir gestern nicht den kurzen Weg zu dir ins Zimmer gewählt haben. Nicht, dass unsere Show nicht sehenswert gewesen wäre, aber so einfach wollte ich Ghostfinger nicht, und wer weiß wem sonst noch, die spektakulärste Unterhaltung der letzten Jahrzehnte bieten.“ Craven lächelte sie an.

Snowcat blickte nachdenklich: „Also bisher fühlte ich mich weder ausgenutzt noch eingeengt, aber wenn du Recht hast, und es tatsächlich Kameras in meinem Zimmer gibt, dann wäre es in der Tat so, dass es Zeit für einen Umzug wäre!“

„Glaub mir einfach, da sind Kameras. Es ist dabei sicher nicht so, dass Ghostfinger Filmchen mit dir verkauft oder in der Trix verteilt. Vielleicht behält er die Bilder sogar ganz allein für sich. Aber du gehörst mit absoluter Gewissheit zu seinem Lieblingsprogramm. Wenn du umziehst und dein Zeug zusammenpackst, dann kannst du ja nach den Kameras suchen. Ich rate dir aber davon ab, deshalb vorher ein Fass aufzumachen. Behalt es einfach für dich.“

Snowcat spielte mit einer Hand an Cravens Ohr: „So, oh du mein weiser Ratgeber. Hast du denn auch einen Vorschlag wohin ich ziehen soll und vielleicht sogar eine Idee, wie ich so eine eigene Bleibe finanzieren kann. Oder soll ich vielleicht einfach zu dir ziehen.“

Craven grinste: „Natürlich sollst du nicht einfach zu mir ziehen, schon allein, weil mein winziges Bad nicht mal eine Wanne hat. Aber in meiner unendlichen Weisheit habe ich tatsächlich eine Lösung für dich. Es wäre äußerst praktisch, wenn wir zusammen ziehen und uns quasi gemeinsam was Neues suchen. Die Miete teilen wir uns, die Kohle dafür verdienen wir locker, zum Beispiel über unsere Provision für die Ancient-Geschäfte. Das mit der Sicherheit ist dann auch gebongt, wir passen einfach gegenseitig auf einander auf. Tja und jetzt kommt der Oberhammer obendrauf – du stehst bequem?“ Er grinste sie breit an, nahm ihre Hand von seinem Ohr und küsste diese, „Wir können jederzeit spontan so viel Sex haben, wie wir wollen, Nächte- und tagelang! - Was bin ich doch für ein überragend guter Ratgeber!“

Snowcat stellte sich auf die Zehenspitzen und schmiegte sich an ihn, dann flüsterte sie ihm ins Ohr: „Ja, und vor allem bist du sehr selbstbewusst. Die Idee klingt gut, aber natürlich nur, wenn man voraussetzt, dass ich im Gegensatz zu meinen sonstigen Gewohnheiten überhaupt noch mal Sex mit dir haben will.“, dann drehte sie sich um und wollte zur Tür hinaus.

Craven hielt Snowcat fest: „Ich bin berechtigter Weise selbstbewusst. Und ich weiß, dass du noch oft Sex mit mir haben willst, genauso, wie du weißt, dass ich das ebenso will. Und was die neue Bude angeht, da hab ich sogar schon ne Idee. Ich muss nur mal schauen, ob die gerade zu haben ist.“

Snowcat drückte Cravens Hand, drehte sich aber nicht wieder zu ihm um. Über die Schulter hinweg, sagte sie: „Na, wenn die Wohnung zu haben sein sollte, dann kann ich sie mir ja mal ansehen.“ Sie grinste und gemeinsam, Hand in Hand, verließen sie das Haus.

Draußen leuchteten nur die Sterne. Die Straßenbeleuchtung war kaputt, doch für ihre Restlich-Augen gab das genau das passende Licht. Die beiden Elfen stiegen auf Cravens Motorrad und brausten in Richtung Hauptquartier davon. 


Als sie dort ankamen, fanden sie das Tor verschlossen vor. Wahrscheinlich war der Wachturm besetzt, aber wer dort immer Dienst hatte, hatte gerade etwas Besseres zu tun, als sie zu bemerken und ihnen zu öffnen. 

Snowcat stieg ab und ging zu einer Nebentür. An der Konsole gab sie einen achtstelligen Code ein und drückte anschließend ihren Daumen auf das Pad. Das Türschloss schaltete auf grün. Im selben Augenblick flammte das Abbild von Ghostfinger auf einem kleinem Trideoschirm in der Tür auf: „ Hoi, Snowcat, ich mach euch das Tor auf, dann könnt ihr gleich auf den Parkplatz fahren, und Craven muss nicht schieben.“

Snowcat drehte sich zu Craven um und fragte: „Bringst du mich noch bis vor die Tür, Süßer?“

Craven nickte: „Selbstverständlich bringe ich dich noch. Sogar bis in dein Zimmer, sonst könnte man noch glauben, wir sind nur zwei Ancients die gerade zufällig gemeinsam ins HQ gehen.“

Snowcat wandte sich wieder dem Bildschirm zu: „Danke Ghostfinger!“

Das Tor ratterte bereits. Snowcat schüttelte den Kopf. Wieso war sie bisher nur noch nie selbst auf die Idee gekommen, dass Ghostfinger überall Kameras angebracht haben könnte?

Nachdem sie wieder bei Craven aufgestiegen war, fuhren sie durchs Tor. Augenblicklich schloss es sich wieder, wie von Geisterhand. 

Snowcat tätschelte Craven über den Rücken: „Hey, sollten wir da drinnen noch auf jemanden treffen, dann wundere dich nicht, wenn dir ein paar von denen auf den Rücken schlagen.“

Craven grinste breit: „Süße, natürlich treffen wir drinnen noch auf einige Elfen, schließlich ist das das HQ der Ancients, da ist immer was los, auch um 2 Uhr in der Nacht nach der Rite Of Passage-Party-Nacht. Ich kenne auch das kleine Ritual, dem jeder unterzogen wird, der mit dir eine Nacht verbracht hat, aber keine Sorge, bei mir macht das Keiner!“

Und genau so war es. Etwa ein dutzend Ancients waren im Aufenthaltsraum versammelt. Man grüßte sich herzlich, aber niemand schlug Craven auf den Rücken oder sonst wo hin. Nicht mal, als Craven sich zu den Anderen setzte, um noch ne Runde mit ihnen zu zocken.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*