Teil 3 (Run 1)

3

In den nächsten sieben Monate erhielten Snowcat und Craven zahlreiche kleinere Aufträge als Shadowrunner. Dann zahlte sich ihre Gelassenheit und gleichzeitige Beharrlichkeit endlich aus. Ein weiterer Johnson, der dafür bekannt war junge Talente in Teams zusammenzustellen, diese dann aufzubauen und schließlich gut zu vermitteln, war auf das Duo aufmerksam geworden. 

Mitte März 2070 hatten sie einen Testjob für ihn zu seiner vollen Zufriedenheit erledigt und er hatte ihnen zugesagt, sich bald wieder mit ihnen in Verbindung zu setzten.

Anfang April war es dann soweit. Snowcat und Craven sollten sich am 10. des Monats um 21.00 Uhr im Penumbra mit dem Satz: „Kometen sind hell und sehr schnell“ identifizieren und würden dann einen Job angeboten bekommen. 

Dieser Mr. Johnson schien auf Kometen zu stehen, denn auch die ersten Codes hatten das Wort beinhaltet.


Kurz vor 21.00 Uhr trafen die Elfen, jeder auf seiner eigenen Maschine, beim Penumbra ein und parkten direkt davor. Einer der Vorteile, wenn man mit einem Bike unterwegs war.

Es stand noch keine Schlange vor dem Nachtclub. Das war an einem Donnerstag Abend vor Neun auch nicht zu erwarten gewesen.

Snowcat blickte zu Craven hinüber, bevor sie abstieg. Er saß noch lässig auf seinem Motorrad und hatte sich leicht zurückgelehnt. Er grinste sie breit an. Snowcat warf ihm einen fragenden Blick zu, doch dann las sie seine Körpersprache und verstand, er sagte: „Nach dir, ich will dir beim Absteigen zusehen.“  

Ohne zu zögern tat sie ihm den Gefallen.

Snowcat hatte schon vor längerer Zeit damit begonnen, ihre alltäglichen Bewegungen bewusst auszuführen und so zu perfektionieren. Sie wollte ihre Wirkung, vor allem auf Männer, voll ausnutzen. 

Sie schüttelte kurz in einer fließenden Bewegung ihre wild umher wuselnden, silberweißen Haare, richtete sich auf und schwang anschließend weich und elegant ihr Bein über die Maschine. Ohne sich umzusehen machte sie zwei, drei Schritte mit wiegenden Hüften.

Jede ihrer Bewegungen wurde durch ihren neuen, perfekt sitzenden Catsuit unterstrichen. Dank ihres Zusatzverdienstes hatte Snowcat sich eine solche Spezialanfertigung leisten können. Sie trug einen genau angepassten Anzug aus der Urban Explorer Jumpsuit Line. Diese Linie war für ihre angenehme Bewegungsfreiheit bei hoher Panzerung bekannt und war bei Sportlern und Kurieren sehr beliebt. Den Anzug hatte man nach ihren Wünschen an der Taille verstärkt und ihn dann, so weit das möglich gewesen war, mit schwarzen Lackleder überzogen. Er saß im wahrsten Sinne des Wortes wie angegossen. 

Dazu trug sie eine simple schwarze Stiefellette mit sechs Zentimeter hohen, nicht zu schmalen Absätzen, die an der Sohle gepolstert waren.

Ihr Make-up hatte Snowcat relativ dezent gehalten. Nur ihre langen Wimpern waren schwarz getuscht und unter ihren leuchtenden eisblauen Augen trug sie einen gleichfarbigen Linie die sie mit einem Kajal gezogen hatte.

Craven grinste breit, „Toller Abgang!“, dann stieg er ebenfalls ab und gemeinsam schlenderten sie zum Eingang des Penumbras.

Craven lief leicht schräg hinter Snowcat. Er hatte sein Daueroutfit, bestehend aus schwarzem, gut sitzendem T-Shirt, enger, schwarzer Lederhose und festen, schwarzen Combatboots an. Im Gegensatz zu Snowcat hatte er nicht auf seinen langen Ledermantel verzichtet.

Der Türsteher blickte sie erwartungsvoll an. Snowcat setzte ein zuckersüßes und wie sie fand, leicht geheimnisvolles Lächeln auf und sagte dann mit ruhiger Stimme: „Kometen sind hell und sehr schnell.“ Der Türsteher nickte und ließ sie ein. Sie mussten nichts zahlen.

Die Mondlandschaft des Penumbra war bis auf den Barkeeper, der mit einer Bedienung ein kleines Schwätzchen hielt, einem Schrank von Türsteher, der vor dem Zugang zu den Hinterzimmern stand und einem Zwerg, der an der Bar saß, fast vollkommen leer. 

Snowcat ging, dicht gefolgt von Craven, weiterhin die Hüften schwingend an die Bar. Augenblicklich schenkte ihr der Barkeeper die volle Aufmerksamkeit.

Snowcat warf einen Blick auf die AR-Uhr. Es war zwölf Minuten vor neun. Sie waren noch etwas zu früh, deshalb orderte sie zwei Bier. 

Während der Barkeeper, ein recht gut aussehender Mensch mit blonden Haaren, die zwei Biere zapfte, betrachte Snowcat den Zwerg am anderen Ende der Theke. Er hatte schwarze Haare, die kurz geschnitten waren, einen gut gestutzten Bart und war in einen schwarzen, teuren Anzug gekleidet. Seine Augen schienen ebenfalls dunkel zu sein. Am auffälligsten waren seine blitzblanken, schwarzen Schuhe, die er zu dem Anzug trug, bisher hätte Snowcat nicht mal erahnt, dass man Schuhe so blank putzen konnte, ganz zu schweigen davon, sie länger als zehn Sekunden so zu halten. Auf dem Boden, neben seinem Hocker, stand eine schmale Sporttasche. Er blickte in sein dunkles Bier und versuchte gelangweilt auszusehen. Eigentlich machte er das gut, aber Snowcats Intuition sagte ihr, dass unter der Fassade der Gelassenheit eine professionelle Angespanntheit ruhte. Auf den ersten Blick hätte sie ihn vielleicht für einen Johnson gehalten, doch nun ordnete sie ihn eher bei den Shadowrunnern oder Bodyguards ein, aber vielleicht war er auch der bestbezahlte Schuhputzer der Welt.

Snowcat setzte sich mit so viel Grazie, wie sie aufbringen konnte auf einen Barhocker und drehte dabei der Theke den Rücken zu.

Eigentlich wollte sie gerade etwas zu Craven sagen, als ihre Aufmerksamkeit von dem hässlichsten Menschen abgelenkt wurde, der ihr je begegnet war. Dabei lag das nicht mal an seinem Gesicht, sondern daran, was er aus sich gemacht hatte. Snowcat hatte Mühe ihre Miene unter Kontrolle zu halten. 

Craven machte sich diese Mühe nicht. Er verzog angewidert das Gesicht.

Der Typ war knapp über 1.80 groß und trug, Snowcat konnte es kaum glauben, einen hellgrauen Taucheranzug mit dunkelblauen Seitenteilen, der seinen Bierbauch und sein Hüftfett auf die unappetitlichste Weise zu einer Schwabbel-Wurst zusammenquetschte. Sollte dieser Mann an irgendeiner Stelle gut proportioniert sein, gab sich dieser Anzug alle Mühe das zu Nichte zu machen. Seine Füsse steckten in schwarzen Boxerschuhen. Zu allem Unglück hatte der Kerl keinerlei Kopfbehaarung. Auch die Augenbrauen fehlten, was ihm ein ghul-ähnliches Aussehen verlieh.

Snowcat wandte sich Craven zu. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, dass der Zwerg inzwischen sein Bier fast geleert hatte und den Barkeeper zu sich rief. Dann flüsterten sie mit einander und der Barkeeper deutete mit dem Kopf in Richtung Hintertür. Der Zwerg folgte mit seinen Augen dem Weg des Blickes, nickte und leerte sein Glas vollständig.

Noch bevor der Zwerg vom Barhocker runter war, lief Ghul-Kopf an ihm vorbei und ging direkt zur Hintertür. Als er bei Snowcat vorbeikam, warf er ihr kurz ein anzügliches Grinsen zu, dass sie mit einem äußerst abfälligen Blick quittierte. Er grinste weiter.

Ein schlanker, vollkommen in schwarz gekleideter Mann folgte Ghuli in einigem Abstand. Auch er wollte zur Hintertür und bemühte sich nicht komplett zu seinem Vordermann aufzuschließen. 

Snowcat schätze diesen Mann auf Mitte zwanzig und er musste etwas über 1,80m groß sein. Seine Haut war recht blass, doch handelte es sich dabei nicht um den reinen Porzellan-Ton von Snowcats eigener Haut, sondern eher um die Art von Blässe, die durch zu wenig Sonnenlicht und zu wenig frische Luft hervorgerufen wird. Er verfügte jedoch über ein ansprechendes Gesicht mit einem netten Lächeln, welches er nun zeigte. Eine schwarze Sonnenbrille verbarg seine Augen, sein schwarzes Haar trug er halb-lang und offen, es fiel in leichten Wellen auf seine Schultern. Mit seiner schwarzen Lederhose, dem schwarzen Muscle-Shirt, seinen schwarzen Sneekers und dem schwarzen Priester-Mantel, fügte er sich fast nahtlos in den Kleidungsstil von Craven und Snowcat. 

Inzwischen war Ghul-Kopf beim Türsteher angekommen. Snowcat dachte nur: „Sag bloß nichts von Kometen, sei bloß nicht für den selben Job hier, wie wir!“

Die Tür wurde geöffnet und Ghuli verschwand. Der schwarz Gekleidete flüsterte einen winzigen Augenblick danach dem Mann an der Tür etwas zu und durfte ebenfalls hindurch. 

Der Zwerg an der Theke wartete noch bis die Tür ins Schloss gefallen war, griff seine Tasche und machte sich nun auch zur besagten Hintertür auf.

Craven gab Snowcat ein Zeichen. Es war nicht mal mehr eine Minute bis neun Uhr Zeit. Sie folgten dem Zwerg so dicht wie es gerade noch möglich war, ohne so zu wirken, als wollten sie ihn bedrohen.

Snowcat betrachtete den Zwerg genauer und fand, dass er überaus gut aussah... für einen Zwerg. Er war wohl proportioniert, wirkte kräftig, aber nicht so als würde er zu viel Steroide nehmen. Sein Gesicht war ebenfalls attraktiv... für das eines Zwergs. An seinem Revers glitzerten auf der linken Seite fünf kleine Steinchen. Snowcat konnte nicht bestimmen, ob es sich dabei um Strass oder Diamanten handelte. 

Auch der Zwerg sprach leise ein paar Worte mit dem Türsteher. Der sagte nur: „Raum Neun.“, und öffnete die Tür.

Snowcat setzte ihr allerschönstes Lächeln auf und trat dicht an den Türsteher heran. Sie musste zu ihm aufblicken, denn er war fast zwei Meter groß. Sie war das gewohnt, denn Craven war noch ein bisschen größer. Mit samtweicher Stimme sagte sie: „Auch auf die Gefahr hin, dich zu langweilen: Kometen sind hell und sehr schnell.“

Sie entlockte dem Typ ein breites Lächeln und er sagte: „Auch Zimmer Neun.“ Dann wurde ihnen ebenfalls die Tür geöffnet.

 Snowcat und Craven betraten den heiligen und legendären Flur der Shadowrunner-Gemeinde von dem aus die zahlreichen Besprechungsräume abgingen. Tausende von Jobs waren hier in den letzten fünfundzwanzig Jahren verhandelt worden.

Der Zwerg war noch nicht weit gekommen, sah die beiden an und lächelte. Ein nettes Lächeln... für einen Zwerg. Dann ging er weiter links den Gang runter.

Der schwarz-gekleidete Mensch und, zu Snowcats Entsetzten, der Ghul-Kopf im Taucheranzug standen für der Tür zu Zimmer Neun. Also waren sie alle für den selben Job hier.

Snowcat bemerkte, dass der schwarz-gekleidete wirklich gut aussah... für einen Menschen. Selbst der Zwerg mit seinem schwarzen Anzug passte irgendwie zu Craven und ihr.

Nur dieses Unglück von Mensch im Taucheranzug - Snowcat konnte es immer noch nicht fassen, auch bei näherem Hinsehen war das einfach ein Taucheranzug - zerstörte das Gesamtbild. Ohne ihn würden sie optisch schon mal ein perfektes Shadowrunner Team abgeben. Snowcat zuckte innerlich mit den Schultern. Vielleicht ließ sich der Kerl ja rausekeln oder stellte einfach selber fest, dass er fehl am Platze war.

Der Hübsche ... für einen Menschen, klopfte an die Tür und öffnete sie kurz darauf. 

Der Zwerg, Snowcat und Craven hatten die Tür zu Zimmer Neun nun gerade fast erreicht.

Der hübsche Mensch trat in den Raum, der Hässliche folgte gleichauf und schlug Snowcat, die gerade an dem Zwerg vorbei getreten war und schon fast in der Tür stand, die selbige direkt vor der Nase zu.

Jedenfalls war das seine Absicht gewesen. Craven hatte einen seiner mit geschwärzten Stahlkappen beschlagen Stiefel in die Tür gestellt und trat sie augenblicklich wieder auf.

Ghul-Kopf blickte sich um und tat überrascht. Craven funkelte ihn zornig an. Snowcat konnte spüren, wie wütend er auf den Typen war. Sie wusste, dass er jetzt nicht darauf eingehen würde, aber diese Sache war noch nicht erledigt.

Im Zimmer stand ein Runder Tisch an dem mehrere Sitzgelegenheiten in unterschiedlicher Größe zur Verfügung standen. Über dem Tisch tanzte ein kleines Icon in Form einen Mondes, das bereit war eventuelle Bestellungen aufzunehmen.

Mr. Johnson saß bereits auf einem Stuhl gegenüber der Tür, erhob sich kurz beim Eintreten von Snowcat und sagte dann lächelnd: „Oh, wie nett, pünktlich und vollzählig, bitte setzten sie sich und bestellen sie etwas, wenn sie möchten.“

Alle nahmen Platz, dabei setzte sich niemand neben Mr. Johnson und so bildeten sie einen Halbkreis gegenüber von ihm.

Snowcat achtete darauf, sich möglichst weit von Ghul-Kopf entfernt zu halten. Craven bildete das eine Ende des Halbkreises, er hatte seinen Stuhl umgedreht, saß nun verkehrt rum darauf und lehnte sich lässig auf die Rückenlehne.

Snowcat ließ sich neben ihm elegant auf dem Stuhl nieder. Der Zwerg setzte sich auf ihre andere Seite. Dann folgte der schwarz-gekleidete und daneben schließlich Ghuli.

Alle wählten über ihr Commlink das Icon auf dem Tisch an und setzten ihre Bestellung ab. Alle, bis auf Mr. Johnson, der bereits ein Glas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit vor sich stehen hatte und dem Zwerg, der sagte nämlich: „Ich hätt‘ gern ein dunkles Bier.“

Der schwarz-gekleidete Mensch nickte und tippte darauf erneut auf das Icon.

„Nun“, ergriff Mr Johnson das Wort, „Ich freue mich, sie hier beisammen zu sehen.“ Er blickte langsam jeden in der Runde an und blieb nur einen winzigen Augenblick länger an Snowcat hängen. Er hatte sich gut unter Kontrolle.

„Ich habe einen sehr einfachen Job für sie, ...“

Snowcat zuckte innerlich und wahrscheinlich taten das alle am Tisch ebenso. Die meisten Johnsons behaupteten ihre Jobs wären einfach. Und bei diesen einfachen Jobs kamen die meisten Runner um. Zum Glück hatte er sehr einfach gesagt.

„ ...wenn sie den zu meiner Zufriedenheit erledigen und sich herausstellt, dass sie gut zusammenarbeiten, kann sich daraus vielleicht sogar mehr entwickeln.“ Mr Johnson lächelte und diese Lächeln war einer Zahnpasta-Werbung würdig.

„Ich hoffe sie stehen sofort zur Verfügung.“

Die fünf nickten.

„Gut. In den letzten Tagen ist es vermehrt zu Unfällen und besonderen Vorfällen in Snohomish gekommen. Seit zwei Wochen werden fast nach jeder Nacht auf den Weiden Rinder vermisst. Mal sind es zwei, mal drei. Meistens fanden die Eigentümer Nichts oder nur Blutspuren. Doch in einem Fall hat man einen Teil eines Rinds entdeckt, das aussah, als hätte man das Tier zwischen zwei Trucks gespannt und zerrissen. Die betroffenen Rancher sind beunruhigt.“

Die georderten Getränke wurden gebracht. Als die Bedienung gegangen war fuhr Mr. Johnson fort: „Ihr Job wäre es nun heraus zu finden, warum die Tiere verschwinden und die Ursache dann so schnell wie möglich zu beseitigen. Jeder von ihnen bekommt bei erfolgreichem Abschluss tausend New Yen und einen Bonus von weiteren tausend New Yen pro Person, wenn sie die Sache bis Sonntag erledigen.“ Nun lächelte er jeden an und blickte erwartungsvoll.

Ghuli sagte sofort brüsk: „Zu wenig Kohle. Sie haben doch gesagt, die Leute sind besorgt und schnell sollen wir auch noch sein. Da könnte ruhig mehr rausspringen.“

Mr. Johnsons Lächeln blieb weiterhin strahlend. „Nun, ich denke, dass diese Summe dem Job durchaus angemessen, für ihren Status üblich und somit vollkommen ausreichend ist. Doch bevor wir über Details verhandeln, hätte ich gerne gewusst, ob sie  Interesse an diesem Job haben und ihn annehmen?“

Snowcat nahm Blickkontakt mit Craven auf und teilte ihm non-verbal mit, dass sie das Angebot annehmbar fand. Er bestätigte ihre Meinung und beide nickten. Sie lächelte möglichst bezaubernd und sagte laut: „Klingt gut, wir sind dabei.“

Der Zwerg lächelte nun auch und schloss sich an: „Ich bin auch dabei.“

„Ja“, bestätigte der schwarz-gekleidete Hübsche... für einen Menschen.

Ghul-Kopf lehnte sich zurück und nahm dabei eine, wie Snowcat fand, unvorteilhafte Haltung an, obwohl es wahrscheinlich keine Position gab, die ihn irgendwie besser aussehen lassen konnte. Seine Stimme klang nun leicht schmollend: „Ich finde zwar, dass das viel zu wenig ist, aber ja, ich bin dabei.“

Snowcat schluckte ihr „Schade“ runter.

Der hübsche Mensch fragte: „Gibt es genauere Daten, wann, wo und wie viele Tiere verschwunden sind?“

Mr. Johnson gab ihm einen Datastick, „Alle genauen Informationen stehen hier drauf.“

Der Hübsche... für einen Menschen, nahm den Stick sofort entgegen, überspielte die Datei anscheinend auf sein Commlink und im selben Augenblick blendete sich über AR bei Snowcat ein neues Fenster auf, über das sie die Informationen abrufen konnte. Im Anschluss hob er eine Augenbraue verwundert an und warf dem Zwerg einen kurzen Blick zu.

Der Zwerg bemerkte den Blick nicht, da er gerade das Wort an Johnson richtete: „Mr. Johnson, wenn ich richtig verstehe, gibt es bisher überhaupt keinen Hinweis darauf, was die Rinder verschwinden lässt. Es könnte also durchaus etwas sehr gefährliches sein. Da wäre eine höhere Bezahlung als Gefahrenzulage doch angemessen.“

Mr. Johnsons Lächeln wurde breiter: „Ja, aber es könnte auch etwas vollkommen ungefährliches sein.“

Der Zwerg wand ein: „Davon ist nicht auszugehen, sonst würde sie nicht Leute wie uns anheuern.“

„Wie wäre es, wenn ich den Bonus für die Erledigung bis Sonntag um 23.59 Uhr von 1000 auf 2000 New Yen erhöhe.“

Alle stimmten zu.

Mr. Johnson erhob sich: „Gut, dann wäre soweit alles geklärt. Wenn sie die Sache erledigt haben, dann rufen sie mich unter folgender Nummer an,“ Er stelle eine Nummer in den AR-Raum, „und identifizieren sich mit dem Satz: Kometen regnen nie vom Himmel. Ich danke ihnen, für ihre Aufmerksamkeit. Der Raum steht ihnen ab jetzt noch eine Stunde zur freien Verfügung. Viel Erfolg.“ Dann verlies er lächelnd das Zimmer.

Als er die Tür geschlossen hatte sagte Snowcat: „Ich bin übrigens Snowcat und das hier ist Craven, und wer seit ihr?“

Alle stellten sich vor.

Der Name des Zwergs war Duke.

Der schwarz-gekleidete nannte sich Starbuck.

Und Ghul-Kopf hieß Clicks.

Währenddessen stand Craven auf, drehte seinen Stuhl richtig herum, holte aus seiner Manteltasche eine Schachtel Zigaretten und sein Zippo heraus, steckte sich eine Kippe in den Mund und schlenderte langsam um den Tisch. Bei Clicks blieb er stehen und baute sich vor ihm auf. „Sag mal Locke“, er öffnete das Zippo geräuschvoll, „warum hast du meiner entzückenden Freundin vorhin einfach die Tür vor der Nase zugeknallt?“ Dann ratschte er das Rädchen des Feuerzeugs an dem Taucheranzug entlang und entzündete es so.

Snowcat beugte sich vor und sagte: „Ach ja, genau, was sollte das?“

Clicks zuckte kurz, entschloss sich aber dann sitzen zu bleiben: „Woher sollte ich denn wissen, dass ihr auch hier rein wollt?“

Cravens Ton war nun sehr patzig: „Woher du das wissen solltest? Na vielleicht daran, dass die überaus bezaubernde Elfe schon mitten im Türrahmen stand?“ Craven schien noch ein bisschen größer zu werden.

Duke mischte sich ein: „Oder daran, dass wir überhaupt vor dieser Tür standen und nicht einfach vorbei gegangen sind.“

Craven warf ihm einen kurzen, anerkennenden Blick zu. „Genau,“ nun starrte er Clicks finster an, „Oder daran! - Bist du vielleicht blind, oder bekommt dir der viele Wind am Kopf nicht, Locke!“

Es war zu merken, dass die Luft in dem Raum deutlich zu brodeln begann.

Starbuck ergriff das Wort: „Ich denke auch, dass das von Clicks eindeutig unhöflich war. Vielleicht könntest du dich ja bei Snowcat entschuldigen!“

Clicks blickte Starbuck widerwillig an:  „Können wir uns vielleicht erstmal um den Job kümmern und das nachher klären.“

Craven entspannte sich offensichtlich: „Okay.“ Locker schlenderte er wieder zurück zu seinem Platz und setzte sich.

„Du sag mal Duke, stimmt was mit deinem Commlink nicht?“, wollte Starbuck wissen, „Du bist der einzige, dem ich nicht die Datei rüberbeamen konnte. Du bist irgendwie nichtmal gut auf AR zu sehen.“

Ahhh, dachte Snowcat, dieser Starbuck scheint der Hacker zu sein.

Duke antwortete: „Ach so, warte mal,“ er fummelte an seinem Commlink rum, „besser jetzt?“

Starbuck schüttelte den Kopf: „Lass mal, ich mach das schon.“

Die Gruppe checkte die genauen Daten. Starbuck hatte daraus bereits eine Karte nebst Tabelle angefertigt. Dann diskutierten sie einige Minuten über ihre möglichen Vorgehensweisen. Anschließend stellten sie erstmal fest, wer überhaupt zu welchen Aufgaben fähig war.

Starbuck war tatsächlich der Hacker. Clicks ein Zauberer und Duke gehörte wie Snowcat und Craven am ehesten in die Kategorie Strassensamurai. Sie stellten also Kampfkraft plus individuelle Sonderfertigkeiten zur Verfügung. Keiner von ihnen belegte die weitere klassische Position des Riggers.

Nachdem das geklärt war, beschlossen sie, dass es am besten sei sich noch heute Nacht vor Ort umzusehen. Schließlich hatten sie insgesamt nur drei Tage Zeit.

Bevor sie Raum Neun verließen vernetzten sie sich noch, das erleichterte nicht nur die Kommunikation unter einander erheblich, sondern gab dem Team, welches zuvor noch nie zusammen gearbeitet hatte, die Möglichkeit wenigstens zu wissen, wer sich wo befand. Als Snowcat die AR- Karte über ihr Sichtfeld blendete stellte sie grinsend fest: Grüne Punkte mit Buchstaben, wie innovativ.

Wenige Augenblicke später standen sie  in der Gasse hinter dem Penumbra. Sie hatten den Hinterausgang gewählt, da sich der Club von vorne her langsam zu füllen begann, und schlenderten zur Strasse. Es galt zunächst erstmal festzustellen wie man nach Snohomish gelangen sollte. Keiner von ihnen besaß ein Van oder ähnliches. Nur Starbuck hatte überhaupt einen Wagen, einen ziemlich schmutzigen Honda Spirit, wie er selbst sagte.

Clicks und Duke erklärten sich gerne bereit bei Snowcat hinten mitzufahren. Ihre Bemerkungen dazu wurden mit einem einfachen: „Vergesst es!“, von Craven quittiert.

Snowcat lächelte, den für einen Zwerg gut aussehenden Duke hätte sie schon mitgenommen.

Craven sah auf Dukes Schuhe und fragte ihn: „Bleibst du so? Oder willst du dich vorher noch mal umziehen?“

„Ich bleib so, wir fahren ja nur mal gucken.“

Dann sah Craven an Clicks hoch und runter, wollte zunächst etwas sagen und winkte dann ab.

Snowcat hatte sich inzwischen aus einem Seitenkoffer ihres Bikes ihre festen Combatboots herausgeholt, sie musste immer ein bisschen zerren, denn die Teile passten gerade in einen Koffer rein, und diese angezogen. Wie immer bewegte sie sich so perfekt wie sie konnte. Die Blicke der Metamenschen auf der Strasse ignorierte sie dabei geflissentlich und insgeheim genoss sie sie sogar. 

So quetschten sich ihre drei neuen Teamkollegen also in Starbucks Wagen und flankiert von zwei schnittigen Bikes, machten sie sich in Richtung Snohomish auf.

Noch während der Fahrt errechnete Starbuck die nächst-wahrscheinlichen Punkte, an denen in dieser Nacht Rinder verschwinden würden. Einen davon peilten sie an. Es hätte keinen Sinn gehabt, sich heute Nacht einen alten Tatort anzusehen, die meisten Spuren waren längst beseitigt worden.


Gegen 22.40 Uhr hielten sie auf einem Kiesweg, der vor einer großen Weide endete, an. Schon vor längerer Zeit hatten sie die letzten Hochhäuser hinter sich gelassen. Snohomish war die saubere, ländliche Gegend der Stadt. Bilder von hier hätte man eher einer Ranch in Texas zugeordnet, als einem Sprawl wie Seattle. Nur war es für Texas hier einfach zu grün.

Tiergeruch vermischte sich mit dem von Erde, nassem Gras und Bäumen, frische Landluft eben.

Starbuck schaltete den Motor ab und stieg aus: „Na hier ist es ja voll Scheiße.“, war sein erster Kommentar, „So dunkel und fad.“

Snowcat verstand was er meinte. Nicht nur, dass es für seinen menschlichen Augen viel zu wenig Licht gab, auch der AR-Output war kaum vorhanden. Es gab zwar ein Netz, aber ihre Commlinks waren die einzigen Anwesenden und somit auch die einzigen bunten Leuchtfeuer im Umkreis von mehreren Meilen.

 Clicks und Duke verließen den Wagen ebenfalls. Duke ging zu Starbuck und sagte: „Ich muss mal hinten an meine Tasche. Ich brauch noch mein Schweizer Messer.“

„Is‘offen!“

Snowcat wunderte sich, ein Schweizer Taschenmesser passte doch in jede Hosentasche. Einen Augenblick später sah sie, dass dieses Schweizer Messer wahrscheinlich in keine Hosentasche der Welt passte, schon gar nicht in die eines Zwergs, denn es war ungefähr so groß, wie ein Kurzschwert. Behände schnallte Duke das „Messer“ einfach auf seinen Rücken, trotz Anzug.

Craven holte seine MP aus einem seiner Koffer und setzte die Einzelteile schnell und geschickt zusammen. Snowcat reichte er ein Holster samt Pistole.

„Ist wirklich ziemlich dunkel hier.“, kommentierte Clicks.

„Find ich nicht.“, bemerkte Duke grinsend.

Craven schnaufte leise, fragte dann aber freundlich: „Habt ihr keine Restlicht- oder Infrarot- Guckies dabei? Deine Sonnenbrille auch nicht Starbuck?“

Beide schüttelten mit dem Kopf.

Craven blickte Snowcat an. Sie nickte und ging an ihren zweiten Koffer. Dort holte sie eine Sonnenbrille raus. Craven holte eine weitere aus seiner Manteltasche und reichte sie Clicks. Snowcat gab ihre an Starbuck. Beide Brillen waren mit Infrarotsicht ausgestattet. Restlich hatten die beiden Elfen ja immer dabei und so konnten sie auf die Sonnenbrillen verzichten, zumal beide AR-fähige Kontaktlinsen mit Smartgun-Programm trugen.

Sie hielten auf die Weidenabgrenzung zu. Der Boden war vom Regen aufgeweicht, matschig und glitschig. Gleich würden die geputzten Schuhe von Duke wohl mächtig schmutzig werden.  

Starbuck betonte noch einmal wie unwohl er sich fühlte. Snowcat und Craven kletterten zuerst über den Zaun, die anderen folgten. Die Rindviecher in einiger Entfernung schliefen ruhig weiter.

Am gegenüberliegendem Ende der Weide befand sich ein Wald. Wenn sich jemand unbemerkt und ohne deutliche Spuren zu hinterlassen den Tieren nähern wollte, dann würde er von dort kommen. Sie hielten darauf zu und hatten vor sich am Rand entlang zu bewegen.

In den Daten war zu lesen gewesen, dass alle betroffenen Weiden am oder in unmittelbarer Nähe zum Wald gelegen waren. Die Rancher waren davon überzeugt gewesen, dass die Tiere jedes mal in Panik ausgebrochen waren. Eingedrückte Zäune und  tiefe Hufspuren zeugten davon. Leider hatten sie keine Ahnung zu welcher Zeit in der Nacht der Angriff erfolgt war.

Starbuck ging dicht hinter Snowcat. Sehr dicht. Craven sagte scherzhaft: „Oh man Einstein, wenn Snowcat plötzlich stehen bleibst, dann fabrizierst du einen Auf-geh-Unfall. Tritt mal nen Schritt zurück, ihr Hintern sieht auch von da noch toll aus. Glaub mir!“

„Na, aber vielleicht ist ja Auflaufen genau das, was er will.“, meinte Duke.

„Das mag ja sein Five, mein Kleiner.“, Craven grinste breit, „Aber vielleicht will ich ihm dann unbedingt auf die Finger schlagen!“

„Verstehe.“, auch Duke grinste. Starbuck vergrößerte seinen Abstand zu Snowcat ein bisschen.

„Du Five,“ meinte Craven dann, „auch wenn ich dich ungern deiner schönen Aussicht beraube. Ich glaub, du kannst mehr nützen, wenn du vorgehst. Wie wärs?“

„Klar, wenn du mich so lieb fragst.“

Snowcat lächelte amüsiert. Craven hatte im Null-Komma-Nix allen einen Spitznamen verpasst und alle hatten das hingenommen. Als sie auf Dukes Schuhe blickte, wurde ihr Lächeln zu einem Grinsen, sie waren mit einer Schlammkruste bedeckt und er hatte seine Anzugshose einmal umgekrempelt. 

Bald sprachen sie nicht mehr laut mit einander, sondern benutzen ihre Commlinks. In der Mitte der Weide lagen die Tiere sehr dicht beieinander und das Team wollte eine Stampede vermeiden. Die Ruhe der Nacht wurde nur durch das vereinzelte Zirpen von Grillen, das leise Spritzen von Matsch und das Knarzen der Lederbekleidung gestört. Für einen Metamenschen, der die meiste Zeit seines Lebens im Geräuschsound eines Sprawls verbrachte, eine fast unheimliche Mischung.

Schließlich erreichten sie die andere Seite des Zauns und gingen ein Stück daran entlang, ihre Aufmerksamkeit war auf den Wald gerichtet. Vielleicht hatte Starbuck mit seiner Rechnung besonders gut gelegen, aber vielleicht hatte das Team auch einfach nur Glück, denn auf einmal war ihre Suche beendet.

Snowcat bemerkte zu allererst, dass das vereinzelte Zirpen aufgehört hatte. Dann blickte Duke plötzlich in Richtung Wald und meldete: „Ich höre Bewegung im Wald, ungefähr 150 Meter voraus. Es kommt näher.“

„Copy, Geht in Deckung und haltet euch bereit.“, wies Craven an. 

Duke holte leise eine Colt Manhunter unter seinem Sakko hervor. Craven machte seine MP bereit, und Starbuck zog eine Ares Viper. Clicks sagte leise: „Ich hab immer meine stärksten Waffen dabei!“ Alle fanden Sichtschutz in den Schatten des Waldes und verhielten sich so ruhig wie möglich.

Snowcat konzentrierte sich auf ihre Umgebung. Ihre Monopeitsche war immer bereit und die anderen hatten für ihren Geschmack bereits genug Feuerwaffen gezogen. Erstmal wollte sie abwarten was da überhaupt kam, könnte ja auch ein Eichhörnchen sein, obwohl Duke das sicher nicht gemeldet hätte. Starbuck schien ihr etwas nervös und leicht unsicher zu sein. Wahrscheinlich verfügte er über wenig Kampferfahrung. Sie flüsterte ihn zu: „Wenns los geht, bleib einfach dicht hinter mir.“

Er nickte. Nun hörte sie selbst das Knacken von Ästen. Was immer da kam, es war groß. 

Und dann sah sie es, ein unförmiges, knapp drei Meter großes Ungetüm kletterte relativ behände zirka 100 Meter von ihnen entfernt über den Zaun. Statur, Hörner und Hauer erinnerten stark an einen Troll. Allerdings war er nackt, frei von Körperbehaarung und mit aus Haut gewachsenen Spitzen, Platten und Pusteln überseht. Leicht geduckt lief er, ohne sich umzusehen in direkter Linie auf die Mitte der Weide zu, dort wo die Rinder dicht an dicht gedrängt friedlich schlummerten.

„Ich denke, wir folgen ihm unauffällig, um uns in ne günstige Position zu bringen, wenn er uns bemerkt oder zu nah an den Rinder ist, greifen wir sofort an.“, plante Duke.

Noch bevor er zu Ende gesprochen hat erschienen über AR einige Informationen: Zu 98,8 % ist das ein Dzoo-Noo-Qua: HMHVV (Anmerkung: auch als „Vampirvirus“ bekannt) infizierter Troll, kräftig und hart, gepanzert, verfügt über Regeneration; verbliebener Intellekt entspricht zu 85,98% Wahrscheinlichkeit dem eines Tiers. Keine erhöhte Verwundbarkeit durch spezielle Waffen oder Munition bekannt. Achtung: Es besteht Ansteckungsgefahr!

Wow, dachte Snowcat, Starbucks Fähigkeiten sind wirklich beeindruckend. Umgehend warf sie, nach diesen Infos einen Popper ein und freute sich über das Adrenalin, das sie durchströmte.

Der Dzoo war nicht übernatürlich schnell, also hatte das Team keine Schwierigkeiten aufzuholen. Sie fächerten sich auf. Duke schlich leicht voran. Snowcat und Craven blieben auf einer Höhe. Starbuck blieb dicht hinter ihr. Etwas versetzt lief Clicks.

Sie hatten ungefähr die Hälfte der Strecke bis zu den Tieren zurückgelegt, als Starbuck und Clicks fast gleichzeitig auf einen herumliegen Ast traten und dieser laut knackte.

Snowcat kniff kurz die Augen zusammen. Na zum Glück waren die beiden wenigstens nicht auf den selben Ast getreten, sonst würden sie jetzt zu dem Lärm auch noch beide am Boden liegen.

Natürlich drehte sich der Dzoo-Noo-Qua um, er war weniger als 100m entfernt, und bemerkte die Gruppe. Einen Moment lang stand das Monster unentschlossen rum.

Craven nahm ihm die Entscheidung ab und sagte „Feuer frei!“, bevor er selbst loslegte. Seine Salve schlug bei dem Viech ein, verletzte ihn aber kaum. Noch weniger interessierte es den Dzoo. Er brüllte laut auf, was die Rinder weckte und umgehend in Panik versetzte, und dann rannte er auf das Team zu.

Wie immer in einem Kampf geschahen nun viele Dinge gleichzeitig.

Die Rinder stoben wild davon, zum Glück für die Runner versuchten sie dabei so viel Abstand wie möglich zwischen sich und den Dzoo zu bringen.

Craven feuerte weiter, auch Duke schoss auf den Dzoo und auch er traf, doch leider fügte auch seine Munition dem Biest nicht viel Schaden zu. Zu allem Überfluss sah es so aus, als würden sich die zugefügten Verletzungen tatsächlich schließen. Umgehend traf Duke eine Entscheidung. Er steckte seine Pistole weg, zog sein „Schweizer Messer“ und lief dem Dzoo entgegen.

Auch Clicks näherte sich dem Ungeheuer, wenn auch nicht so schnell. Er sah sehr konzentriert aus. Über seinem Gesicht zeichneten sich verschwommen scharfe Zahnreihen ab und einen winzigen Augenblick glaubte Snowcat auf seinem Hinterkopf die Rückenflosse eines Hais gesehen zu haben. Sie wusste, sie hatte soeben seine so genannte Schamanen-Maske gesehen. Clicks folgte einem Totem und dessen Name war Hai!

Craven feuerte noch eine lange Salve ab  und ging dann zu gezielten, vereinzelten Bursts über. 

Duke hatte den Dzoo erreicht und griff an. Er bewegte sich geschmeidig und schnell, mit einem mächtigen Hieb schlug er einen Brocken Fleisch aus ihm heraus. 

Clicks griff ebenfalls an, doch Snowcat konnte nicht erkennen, welche Art von Waffe oder Zauber er benutzte.

Das Jazz in Snowcats Körper forderte seinen Tribut. Sie musste unbedingt ebenfalls etwas tun. Unruhig fuhr sie die Monopeitsche aus. 

Der Dzoo schlug nach Clicks, traf ihn und schleuderte ihn in einiger Entfernung zu Boden.

Duke verpasste dem Monster einen mächtigen Schlag und hieb ihm fast ein Bein ab. Wütend brüllte der Dzoo auf und konzentrierte sich voll auf Duke.

Duke wich seinem Schlag gekonnt aus und zog sich ein kleines Stück zurück. Stur folgte ihm der Dzoo. 

Dann glaubte Snowcat zunächst Duke wäre auf seinen schönen Schuhen ausgerutscht, den plötzlich zappelte er und fiel hin. Doch dann war es auf einmal der Dzoo-Noo-Qua, der fiel. Er stürzte über den Körper der Zwergs, der sich gerade noch rechtzeitig wegrollen konnte, bevor der Dzoo der Länge nach aufschlug.

Jetzt hielt Snowcat nichts mehr. Sie sprintete zum dem niedergestreckten Monster, sprang, vollführte einen Salto, holte mit der Monopeitsche aus und verletzte den Dzoo tief am Hals. Eigentlich hatte sie vorgehabt, ihm vollständig den Kopf abzuschlagen, allerdings benötigte sie dafür einen zweiten Schlag, den sie noch bevor der Dzoo-Noo-Qua sich rührte, ausführte.

Duke griff sich den abgetrennten Kopf und zog ihn ein gutes Stück von dessen Körper weg. „Regenerier das mal!“, sagte er grinsend.

Gemeinsam wollte die Gruppe nach Clicks sehen, der bisher noch nicht aufgestanden war. Sie hatten ihn fast erreicht, als er sich mit blutunterlaufenen Augen und Zorn erfüllt aufrichtete, kurz orientierte, einen Kampfschrei ausstieß, gestikulierte und ohne zu zögern einen gigantischen Feuerball auf den Körper des Dzoo schleuderte. 

Augenblicklich brandeten Flammen auf und der Gestank von verbranntem Fleisch stieg in die Luft.

„Toll Clicks,“ sagte Craven, „du hast gerade den toten Dzoo-Noo-Qua noch mal getötet!“


Ein paar Minuten später, es war kurz nach 23.30 Uhr, hatten die fünf Runner den Kopf des Monsters im Kofferraum von Starbucks Wagen verstaut und warteten.

Starbuck lächelte Snowcat an und sagte dann: „Die Verbindung steht.“

Snowcat hörte es zweimal klingeln, dann meldete sich eine unbekannte Stimme: „Ja?“

„Kometen regnen nie vom Himmel“

„Einen Moment bitte.“

Es knackte, dann erklang die Stimme von Mr. Johnson: „Ja bitte? Ist etwas passiert?“

Snowcat antwortete freundlich: „Nun, wir haben das Problem beseitigt und würden gern unsere Belohnung kassieren. Der Übeltäter war ein Dzoo-Noo-Qua und wir haben den Kopf als Beweis dabei. Den Körper haben wir verbrannt.“

Mr. Johnson stieß überrascht einen Pfiff aus: „Sie sind bereits fertig??? ... Nun, ein Dzoo-Noo-Qua, sagen sie? Den Kopf ... ja, warten sie kurz, bitte. ... Ich schicke ihnen gleich eine Adresse in Redmond an ihr Commlink. An das, dass sie gerade benutzen? Da können wir uns dann in einer halben Stunde treffen, wenn ihnen das Recht ist?“

Es war ihnen Recht.


Bei der Übergabe bekam sich Mr. Johnson vor lauter Begeisterung kaum ein, er verlies sie mit der Versicherung, sie so schnell wie möglich mit neuen Aufträgen zu versorgen.

„Und jetzt?“, fragte Starbuck, als Mr Johnson abgefahren war, „Ich meine es ist gerade mal 00:33 Uhr, wollen wir noch was machen?“ er lächelte Snowcat an.

„Gute Idee, ich hätt ja Lust zu tanzen.“, meinte sie.

„Tokyo Shuuz?“, fragte Craven.

„Prima!“ Snowcat lächelte.

Niemand machte einen anderen Vorschlag und so fuhr das neu zusammengestellte Team gut viereinhalb Stunden nachdem sie sich kennengelernt hatten gemeinsam zum Tokyo Shuuz. 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*