Teil 4

Bei der Übergabe bekam sich Mr. Johnson vor lauter Begeisterung kaum ein, er verlies sie mit der Versicherung, sie so schnell wie möglich mit neuen Aufträgen zu versorgen.

„Und jetzt?“, fragte Starbuck, als Mr Johnson abgefahren war, „Ich meine es ist gerade mal 00:33 Uhr, wollen wir noch was machen?“ er lächelte Snowcat an.

„Gute Idee, ich hätt ja Lust zu tanzen.“, meinte sie.

„Tokyo Shuuz?“, fragte Craven.

„Prima!“ Snowcat lächelte.

Niemand machte einen anderen Vorschlag und so fuhr das neu zusammengestellte Team gut viereinhalb Stunden nachdem sie sich kennengelernt hatten gemeinsam zum Tokyo Shuuz. 4

Das Tokyo Shuuz war eigentlich immer voll. Auch an einem Donnerstag. Nach Mitternacht konnten es sich die Rausschmeißer immer leisten Leute die ihnen nicht gefielen abzuweisen. 

Snowcat war bisher noch an keiner Tür zurück gewiesen worden, so auch nicht in dieser Nacht. Allerdings hatte sie im Gegensatz zu sonst mit dem japanischem Schrank vor dem Eingang ein wenig flirten müssen. Nicht, damit er sie, Craven, Duke (seine Schuhe waren schon wieder superblank) und Starbuck einliess, sondern damit er dem haarlosen Mann im Taucheranzug den Zugang nicht verwehrte. 

Snowcat hatte damit argumentiert, dass im Tokyo Shuuz doch keine besondere Kleiderordnung herrschte und dieser Mann im bunten Gewusel vollkommen unterging.

Als das nicht zog, hatte sie ein hübsches Lächeln aufgesetzt und mit samtiger Stimme betont, das das gute Aussehen der restlichen Gruppe doch das von ihm ausgleiche.

Daraufhin hatte der Rausschmeißer gefragt: „Gehört er wirklich zu dir?“

Snowcat hatte geschluckt und dann seufzend geantwortet:  „Ja.“

Nun tanzte Snowcat ausgelassen mit Craven. Auch die anderen drei Männer aus dem Team tanzten in der Nähe und auch sie wirkten mehr als zufrieden. Clicks erregte keine weitere Aufmerksamkeit.

Snowcat bekam Durst und so sammelte sie alle ein und gingen zurück an ihren Tisch, den ihn ein Tag freihielt. Starbuck hatte etwas an dem Tag verändert und so gerieten sie nicht in Gefahr den Tisch zu verlieren, wenn die erlaubten zwanzig Minuten abgelaufen waren.

Sie orderten eine Runde Bier. Nachdem es gebracht worden war und sie alle etwas getrunken hatten, fragte Craven freundlich: „Sag mal Locke, jetzt ist doch nach dem Run, oder?“

Clicks schüttelte den Kopf: „Nein.“

Craven riss überrascht die Augen auf: „Nein? Wieso nicht?“

Clicks lächelte und es sah sogar ein bisschen nett aus, fand Snowcat - wenn er nur wenigsten Augenbrauen hätte - „Naja, ich finde, die Party nach dem Run, gehört noch zum Run.“, erklärte Clicks.

Craven überlegte kurz und hatte dabei sein Kleiner-Junge-Gesicht aufgesetzt, dann sagte er: „Okay, überzeugt.“  Er trank sein Bier mit einem Zug aus und wandte sich an Snowcat: „Na komm Süsse, dann wollen wir dem Schuppen mal zeigen, wie man richtig abhottet.“ Er zog Snowcat an sich, umschlang sie und führte sie in Richtung Tanzfläche. Nachdem sie drei Schritte gegangen waren drehte er sich um und fragte: „Was ist mit euch? Wollt ihr nicht mitkommen?“

Starbuck blickte beim Tanzen des öfteren verstohlen zu Snowcat rüber. Snowcat fand das unglaublich süß. Sie mochte ihn irgendwie und er war niedlich... für einen Menschen. Sie flüsterte Craven ins Ohr: „Was hältst du denn davon, wenn ich mal mit Starbuck tanze?“

Craven grinste breit: „Gute Idee Liebste, mach ihn so richtig heiß.“ Er klopfte ihr auf den Hintern.

Snowcat freute sich, Craven konnte Starbuck auch gut leiden. Sie überbrückte den geringen Abstand zu der Stelle, an der Starbuck gerade war und tanzte ihn nach allen Regeln de Kunst an. Zunächst zögerte er einen Moment, doch dann ging er darauf ein. Zu Snowcats Überraschung wirkte er dabei nicht verkrampft und wurde nicht einmal rot. Snowcat lächelte in sich hinein: Stille Wasser sind tief und schmutzig. 

Wieder am Tisch grinste Craven Starbuck breit an: „Na, soll ich dir nen Drink ausgeben? Du siehst aus, als könntest du ihn gebrauchen.“

Starbuck nickte: „Ja, kann ich auch. Einen mit viel Eis. Deine Freundin ist echt total heiß!“

„Jep, aber du musst den Drink auch trinken. Dir das Eis über die Lederhose zu kippen, bringt nicht so viel wie man allgemein glaubt. Davon wird nur die Hose klebrig.“ Craven lachte schmutzig, dann bestellte er eine große Cola mit doppelt Eis.

Snowcat unterhielt sich derweil ein wenig mit Duke. Er sah echt gut aus... für... , nein, sie hatte diesen Gedanken oft genug für eine Nacht gehabt, diesmal würde sie ihn nicht zu Ende denken. Sie erklärte Duke einfach zu dem am besten aussehenden Zwerg, den sie kannte.

Irgendwann blickte sie zu Clicks, aufmerksam betrachtete sie ihn. Er gehörte irgendwie zu der Art von extrem seltsamen Zeitgenossen, die es einfach immer geben würde. „Sag mal Clicks,“ fragte sie in ihrem schönsten Plauderton drauflos, „ich will ja nicht zu persönlich werden, aber hattest du eigentlich in letzter Zeit irgendeine Art von Unfall?“

„Nö, wieso?“

Snowcat strich sich leicht über ihre eigene Augenbraue und zeigte mit ihrem Finger und einem verschmitzten Lächeln in die Richtung von Clicks Gesicht.

Clicks wischte sich mit dem Handrücken über Augenbraue und Stirn und im netterem Ton, als sie ihm zugetraut hätte sagte er: „Ach so, dass meinst du. Nö, ich rasiere das immer ab oder nehme Enthaarungscreme. Ohne Haare kann man besser durchs Wasser gleiten. Ist äarodünamischer.“

„Wie bitte?“ Snowcat war wirklich überrascht.

„Nun,“, Starbuck räusperte sich, „er meint aerodynamischer. Obwohl aquadynamischer noch passender gewesen wäre, denn schließlich ging es ja um den Widerstand... aber“, er lächelte Snowcat nett an, „das wolltest du wohl gar nicht wissen. Keine Sorge, ich spiel jetzt nicht dauernd den Klugscheißer.“

Craven mischte sich ein: „Wieso nicht, Einstein? Passt doch zu dir.“

„Warte doch mal,“ protestierte Snowcat nun, „ich hab schon verstanden, was Clicks damit gemeint hat, jedenfalls so grob. Ich hab nur noch nicht ganz verstanden wieso. Also noch mal, du entfernst, mit welcher Methode auch immer, deine Haare, weil man dann besser durchs Wasser gleiten kann?“

„Genau darum, du hast es Süße.“

Craven zog bei dem Wort ,Süße‘ skeptisch die Augenbrauen zusammen. Er war wohl nicht damit einverstanden, dass Clicks Süße sagte.

Snowcat harkte nach: „Okay, aber warum? Ich meine, dass sieht doch voll hässlich aus, sorry, aber ohne Augenbrauen sieht jeder hässlich aus. ...“

„Fast jeder, du sicher nicht Snowcat.“,  unterbrach Duke.

Snowcat schenkte ihm ihr bezauberndstes Lächeln, „Danke Duke... Gehst du denn besonders oft schwimmen Clicks? Oder beabsichtigst du Schwimmchampion zu werden, oder so.“

Clicks zuckte mit den Schultern: „Naja, ich wohne auf nem Boot, da sollte man schon meinen, dass ich öfter mal schwimmen gehe.“

Nun war es Starbuck der nachfragte: „Du wohnst  auf einem Boot? Wo steht denn dein Boot?“

„Na hier, in Seattle!“

Craven konnte es nicht fassen: „Moment mal. Im Pudget? Meinst du etwa du gehst im Pudget schwimmen?“

Clicks nickte erneut: „Auch da, wenns nötig ist.“

„Na nach nem Bad im Pudget brauchst du dich sicher nicht mehr zu rasieren.“ Craven klopfte sich auf die Schenkel und lachte.

Snowcat blieb hartnäckig: „Also, du gehst oft schwimmen, willst nicht Meister werden, hast ein Boot und läufst deshalb ohne Augenbrauen rum?“

„Ja, aber vor allem fühle ich mich dann einfach besser!“

Snowcat verstand langsam. Wahrscheinlich hatte das einfach was mit seinem Totem zu tun, sie fühlte sich ja auch deutlich besser, wenn sie sauber war. Und Clicks fühlte sich eben besser, wenn er haarlos war. Auch wenn ihn das hässlicher machte. Snowcat kam ein Gedanke und neugierig fragte sie nach: „Und entfernst du deine Haare überall, am ganzen Körper?“

Clicks Antwort, die er mit einem Nicken begonnen hatte, ging in Cravens Aufschrei unter: „Ihhh, nein sags nicht! Das wollen wir gar nicht wissen, das ist ja ekelhaft!“

Doch daran schien Clicks Gefallen zu haben, denn er erzählte: „Ja überall. Das hat auch den Vorteil, das einem keine Haare abreißen oder hängen bleiben, wenn ich den engen Taucheranzug ausziehe. Und - man hinterlässt weniger DNA. Deshalb mach ich das überall, angefangen an den Füssen!“

Craven hielt sich in gespielter Hysterie die Ohren zu: „Ihh, ihhhhh, hör auf, mir wird schlecht.“

Geschickt, naja fast geschickt, wechselte Duke das Thema: „Sagt mal, wie ist denn eigentlich das Essen hier. Ich hab irgendwie Hunger. Oder wollen wir noch wo anders hingehen?“

Da Craven nicht wirklich schlecht geworden war, antwortete er: „Die Snacks hier sind gut, aber eher klein und teuer. Wir gemacht für dich also!“

„Na dann, woanders hin!“, schlug Starbuck umgehend vor. „Ich hab auch Hunger und teuer find ich nicht so gut.“

Clicks reagierte überraschend übereifrig: „Nein, teuer ist gar nicht gut.“

Sie überlegten einen Moment gemeinsam und entschieden sich dann für einen Vorschlag von Duke, dem Blue Planet, einen Laden, den außer ihm niemand kannte, wo man aber laut Duke zu jeder Zeit, auch um halb zwei in der Nacht, gutes Essen und vor allem den besten Kaffee der Welt bekommen konnte.


Das Blue Planet war kein Restaurant im eigentlichen Sinne, es war eher ein Art Club.  Snowcat kamen bei dem Anblick starke Zweifel daran, dass hier das Essen billiger sein sollte, als im Tokyo Shuuz. Jedenfalls kam man da nicht rein, wenn man nicht von einem Mitglied begleitet wurde. Duke war anscheinend Mitglied, denn er wurde freundlich wie ein alter, beliebter Gast begrüßt.

Das Mobiliar ließ sich irgendwo zwischen rustikal und antik einordnen. Mittelgroße Tische aus dunklem Holzimitat  an denen gepolsterte Sitzgelegenheiten bereit standen, waren gleichmäßig im Raum verteilt. Jazz-Musik erklang leise im Hintergrund. Ein großer schwarzer Flügel stand in einer Ecke. Die Bedienungen waren überwiegend männlich und trugen alle ein identisches Sakko samt Weste und passender Hose. Die unterschiedlichsten Landkarten aus aller Welt, ordentlich unter Glas gerahmt, hingen an den getäfelten Wänden und unter ihnen waren güldene Jahreszahlen angebracht worden. Viele begannen mit einer neunzehn. Von der Mitte der Decke spendete ein riesiger, beleuchteter Globus zusätzliches Licht, dessen Wasser im kräftigen Blau strahlte.

Das außergewöhnlichste in diesem Club war jedoch, dass es fast überhaupt keine Informationen über AR gab. Es gab kein Werbeangebot, keinen andren Musikkanal, keine Wegweiser zum WC und nicht einmal die Möglichkeit über eine AR-Karte etwas zu bestellen. Die einzigen Dinge die einem zusätzlich auf AR angeboten wurde, waren ein diskretes Toiletten-Symbol an einer der Türen und winzige aufrufbare Legenden für einige der Landkarten.

Bert, ihre Bedienung für heute, stellte sich vor und fragte nach ihren Wünschen. Bis auf Duke hatten alle Probleme damit, ihre Wünsche zu äußern, denn sie hatten ja keine Karte. Duke orderte einen schwarzen Kaffee, „die selbe Sorte wie immer“ und ein extra großes Spezialsandwich „auch wie immer“.

Dann forderte Duke die anderen auf, Bert einfach zu sagen, was ihnen ungefähr vorschwebte, und Bert würde dann erklären, was es gab. So war es dann auch. Einer sagte Sandwich und Bert zählte dann eine Latte von Sandwichen auf die möglich waren. Sagte man Kaffee, so nannte Bert einem unzählige Sorten und war dabei äußerst hilfsbereit, denn gegebenen Falls beschrieb er den ungefähren Geschmack und fragte dann nach der gewünschten Zubereitung. Und in jedem seiner Sätze kam entweder das Wort Sir oder Madam vor.

So wurde aus einer simplen Bestellung eine lange jedoch gemütliche Kommunikation. Snowcat und Craven machten sich einen Spaß daraus, indem sie Bert nacheinander Stichworte zuriefen. Sie begannen mit Suppe, Bier, Omelett und Tee und endeten dann mit Schrauben, Autos und Geld. Bert blieb seelenruhig und kommentierte die unmöglichen Dinge mit: „Es tut mir leid, Sir, so etwas führen wir nicht.“

Schließlich bekamen sie aber doch alle etwas das sie mochten und alle waren überaus zufrieden mit dem Ergebnis, denn sowohl das Essen als auch die Getränke schmeckten ausgezeichnet. 

Die größte Überraschung erlebte Snowcat allerdings, als ihr zu ihrem Cappuccino ein Zuckerstreuer gereicht wurde. Sie fragte sich, was sie denn mit einer solchen gigantischen Menge Zuckerersatzstoff anfangen sollte. Dabei ging es ihr nicht um die Größe des Gefäßes an sich, sondern um die Dicke der Öffnung. Ganz vorsichtig gab sie etwas von dem Zeug in den Kaffee, probierte und wiederholte den Vorgang sechs mal, bis er endlich süß genug war. Der Geschmack kam ihr jedoch seltsam vor.

Duke meinte drauf hin: „Das ist echter Zucker. So wie das Holz hier echtes Holz ist. Genau wie das Fleisch, der Kaffee und alles andere.“

Snowcat glaubte ihm nicht, aber sie widersprach ihm auch nicht.

Craven seinerseits glaubte Duke später nicht, als der ihm sagte, dass es nichts gäbe, womit man Bert wütend oder unhöflich werden lassen könnte. Cravens Ehrgeiz war geweckt und als Bert das nächste Mal vorbei kam, um nach dem Rechten zu sehen, berührte Craven ihn an seinem Sakko und zerbröselte es zu Staub.

Duke wurde ein wenig ärgerlich, aber er behielt Recht, denn Bert war zwar schockiert, blieb aber höflich. Craven gab sich geschlagen und wollte Bert das Sakko ersetzten, aber das wollte Duke unbedingt selbst erledigen, schließlich hatte er Craven  seiner Meinung nach geradezu herausgefordert.

Kurz vor halb drei fragte Starbuck dann: „Wollen wir nicht noch woanders hingehen? Nichts für ungut Duke, aber ich finde es hier ein bisschen fad.“

Craven blickte auf die Uhr: „Heute ist Donnerstag, naja, besser Freitag früh, da kam man nicht mehr überall Spaß haben. Vorschläge?“ 

Clicks schien die Idee die Örtlichkeit zu wechseln, auch gut zu finden: „Ja, fahren wir zur Abwechslung mal irgendwo hin, wo man richtig Spaß haben kann.“, kommentierte er, machte aber keinen konkreten Vorschlag.

 Nach einer kurzen Pause sagte Craven dann: „Na wie wärs denn mit ner Partie Billard, Dart oder Air Hockey?“

„Gute Idee.“, meinte Starbuck.

„Na dann,“ entschied Craven, „fahren wir noch ins Court. Ist zwar ziemlich weit draußen, aber wenn wir in einer Stunde da sind, ist da immer noch was los.“

Snowcat klatschte in die Hände: „Jipii!“


Craven und Snowcat fuhren vor, denn diesmal kannte sie den schnellsten und besten Weg. Nachdem sie Puyallup nach nicht mal einer halben Stunde Fahrzeit erreicht hatten, blieben sie dicht vor Starbucks Honda Spirit. Auch wenn der Wagen wirklich schmutzig und deshalb unauffällig war, wollten sie riskieren, dass ihn jemand für leichte Beute hielt. Kurz nach drei war auf den Strassen zwar noch ziemlich viel los, und das würde auch noch mindestens eine Stunde so bleiben, doch würde sich niemand einen Dreck darum scheren, wenn hier ein Wagen angegriffen werden würde. 

Sie fuhren zu einer Ecke in Tarislar, an der einem nicht alle fünf Meter ein Ancients-Symbol ansprang. Dort hielten sie vor einem einfachen zweistöckigen Gebäude, welches über AR aussah wie ein Gerichtsgebäude aus dem alten Europa. Justizia thronte mit ihren verbundenen Augen auf dem Sims über dem Eingang, nur dass die Waage, die sie hielt nicht im Gleichgewicht war, sondern langsam von der einen Seite zur anderen pendelte. 

„Court“ stand in silbernen Buchstaben über das große, schwarz getönte Fenster geschrieben. 

Auf dem relativ großzügig bemessenem Parkplatz davor standen zwei dunkle Wagen und ein Motorrad.

„Der Schuppen sieht ja ziemlich trostlos aus.“, bemerkte Duke nachdem er ausgestiegen war. 

Starbuck wunderte sich darüber, sah Duke dann an und meinte: „Du hast ja auch schon wieder die AR auf deinem Commlink auf das mögliche Minimum reduziert. - So, guck, gar nicht mehr so trostlos. Manchmal frage ich mich, wie du überhaupt durchs Leben gehst.“

Duke sah jetzt etwas grimmig aus: „Aber davon wird das Gebäude doch auch nicht besser.“

„Doch, wird es. Viel besser sogar.“, sagte Starbuck lächelnd.

Snowcat und Craven parkten ihre Maschinen dicht vor und hinter Starbucks Wagen. Auf Snowcats Tank erschien das Bild einer kleinen, niedlichen weißen Katze mit silbernen Fledermaus-Flügeln, die sich ausgiebig zu putzen begann. Quer über Cravens Tank stand in neongrünen Buchstaben sein Name geschrieben, wobei das normale a durch das Anarchie-Symbol der Ancients ersetzt war.

Gemeinsam betraten sie das Court und die Augen von etwa einem halben Dutzend Elfen wandten sich ihnen zu und alle Gespräche verstummten. Selbst der Elf hinter der Theke hörte auf Bier zu zapfen.

Die Bar war klassisch und einfach eingerichtet. Eine Theke mit einem blinden Spiegel an der Wand und einem Regal auf dem zahlreiche Flaschen standen, Tische, Stühle, Bänke, einige Spielautomaten und ein moderner AR-Spieltisch der neueren Generation waren zu sehen.

Im Moment hätte man hier jedoch eine Stecknadel fallen hören können, wenn die Musik, eine Mischung aus Folk und Rock, nicht gewesen wäre.   

Die zwei männlichen Elfen an der Bar, sie trugen schwarze Kleidung mit silbernen Applikationen, blickten sie besonders finster an. Ohne zu zögern gingen Craven und Snowcat durch den Laden zu einem freien runden Tisch in der Mitte. Die andere folgten ihnen.

Über die hier wieder vorhandene AR-Karte setzten sie ihre Bestellung ab. Die anderen Elfen hatte ihre Gespräche größtenteils wieder aufgenommen nur die beiden an der Bar starrten das Team weiter finster an.

Nach fünfzehn Minuten hatten die Runner immer noch nicht ihre Bestellung bekommen. Snowcat unterbrach ihr Gespräch, stand auf und sagte: „Ich sehe gerade, Caine ist ganz allein und es ist ja viel los hier, ich werd mal fragen, ob er noch Hilfe braucht?“

Craven nickte.

Duke fragte: „Soll ich vielleicht mitgehen?“

„Nö, lass mal. Snowcat macht das schon. War ja unser Vorschlag.“ sagte Craven ruhig, ohne Snowcat aus den Augen zu lassen.

Snowcat tänzelte mit sanft schwingenden Hüften zur Bar. Lasziv lehnte sie sich über die Theke und hauchte: „Hi Caine, brauchst du Hilfe, oder ist euch vielleicht das Kesáera ausgegangen? Ich nehm‘ auch was anderes, wenn ihr keins mehr habt.“

Caine lächelte unsicher.

Einer der beiden Theken-Elfen hatte sich inzwischen erhoben und provokativ ganz dicht neben Snowcat gestellt. Ohne ihn anzusehen sagte sie: „Ach menno Caine, du willst doch nicht etwa sagen, dass Razor hier mit seinem stinkenden Atem das letzte Kesáera bekommen hat, mmmh?“

Sie konnte spüren, wie Razor sich bewegte. Im selben Augenblick erklang laut und bedrohlich Cravens Stimme: „Stop! Wenn du jetzt deine Hand auf den Hintern von Snowcat legst, wirst du dir wünschen, niemals geboren worden zu sein!“

 Snowcat blickte zur Seite uns sah, wie Razor mit erhobener Hand in seiner Bewegung eingefroren da stand.

Der andere Theken-Typ, sein Name war Blink, meldete sich zu Wort: „Craven, was soll das eigentlich, du kommst hier her, in unseren Laden, mit solchen Typen und erwartest, dass wir das einfach hinnehmen?“

„Ja.“ Craven stand auf und kam zur Theke. „Und ich erwarte sogar noch mehr, nämlich dass wir ganz normal bedient werden. Aber vor allem erwarte ich, dass ihr, wenn ihr irgendein abgefucktes Problem mit mir oder mit der Wahl meiner Freunde habt, zu mir kommt und mit mir sprecht und nicht, dass einer von euch versucht Hand an meine Freundin zu legen.“

Snowcat schnurrte: „Ach was Craven, hättest du ihn doch ruhig gelassen. Ich hätte ihm seine Hand so gerne angeschlagen.“

In diesem Moment öffnete sich die Tür und drei weitere Elfen kamen herein. Sowohl der Mann in der Mitte, als auch die beiden Frauen, die ihn flankierten waren in Schwarz und Silber gekleidet.  

Der Mann hatte sein langes silbernes Haar zu einem Zopf zusammen gebunden. Seine grünen Augen leuchteten. Breit grinsend kam er auf Craven zu und begrüßte ihn mit einer herzlichen Umarmung: „Se‘seterin Craven, was führt dich und die bezaubernde Snowcat zu so ungewöhnlicher Stunde hier her.“

Craven grinste zurück: „Hi Rinellé, ich wollte ein paar neuen Freunden nur den supertollen Spieltisch zeigen, den ihr habt und vielleicht noch ein Bier vor dem Schlafen gehen trinken.“

Rinellé deutete eine Verbeugung an: „Na dann wünsche ich euch viel Spaß. Caine, bring doch Craven und seinen Freunden die Getränke gleich an den Tisch.“ 

Doch Caine war bereits unterwegs.

Die Fünf spielten eine Runde Billard und ließen ein Partie Airhockey folgen. Starbuck nahm immer wieder Blickkontakt mit Larissa auf, der hübschen rothaarigen Elfe, die mit Rinellé gekommen war. Sie antwortete jedes Mal mit einem süßen Lächeln. Dann graute draußen allmählich der Morgen und eine leichte Müdigkeit stellte sich ein.

Craven wollte zahlen, doch Rinellé, der die ganze Zeit über geblieben war meinte, dass es aufs Haus ginge. „Kommt das nächste Mal einfach ein bisschen früher vorbei.“, sagte er zum Abschied, „Dann ist mehr los und wir haben vielleicht Zeit zu quatschen.“

„Jo. Gute Idee, mach‘s gut!“ erwiderte Craven locker.


Snowcat und Craven brachten ihre Teamkollege zur Bezirksgrenze von Puyallup. Dort stiegen alle noch mal aus, um sich zu verabschieden.

Duke fragte Snowcat leise: „Sag mal, kann das sein, das ihr sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg einigen Leuten zugenickt habt.“

Snowcat zuckte mit den Schultern. „Nicht das ich wüsste. Aber fahrt besser nicht ohne uns ihn diese Gegend. jedenfalls nicht, ohne uns Bescheid zu sagen.“

Starbuck sorgte noch für den erfolgreichen Austausch von Commlink-Nummern. Als er sichergestellt hatte, dass auch Duke im Besitz von allen Nummern war, fragte er: „Wollen wir morgen nicht auch noch was zusammen machen?“

Clicks antwortet als Erster: „Gerne, aber dann zur Abwechslung mal was, was so richtig Spaß macht!“

„Und was ist das deiner Meinung nach?“, wollte Craven wissen.

Clicks überlegte kurz, dann meinte er: „Na wir könnten ins Mano à Mano fahren, da kann man sich prügeln und wetten oder beides.“

„Auch so, du wettest gerne, deshalb hast du heute Abend immer wieder gemeckert, dass der Eintritt so teuer ist und so.“, stellte Duke fest, „Aber von mir aus, können wir auch das mal ausprobieren.“

„Na dann machen wir das auch so. Das Mano à Mano liegt in Puyallup?“ Craven sah Snowcat liebevoll an. Da Clicks nickte fuhr er fort: „Ich würd sagen, wir gehen vorher noch zu Giorgio Pasta essen, ist echt lecker da, dann ins Mano und wenn wir Bock haben, können wir ja danach noch ins Underworld fahren.“

Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen. 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*