Teil 2 (Run 5)

2

05/07/70, Mittwoch - 02:37:00

Sie standen alle in ihrer schönsten Kampfmontur, alle bis auf OC, die mit ihrem auf einen ramponierten Zustand eingestellten Wagen die Zufahrtsstrasse im Auge behielt, gemeinsam vor einem 4 Meter hohen Zaun mit Stacheldraht in Tacoma und blickten auf die Rückseite eines Geländes. In einem der vier Gebäude dort sollten sich laut Starbuck die gesuchten zwei Trucks mit dem oder den Prototypen darauf befinden. Das Team hatte immer noch überhaupt keine Ahnung, worum es sich dabei genau handelte, geschweige denn, wie das Teil aussehen könnte, sie wussten nur einen Namen: NACHTFALKE.

Spontan hatten sie für ihren weitreichenden Job Lestat mit ins Boot geholt. Wenn sie den Prototypen erstmal abgeliefert hatten, dann würden sie genug Kohle besitzen, um die Reise nach Europa zu organisieren. Sie hatten keine Zeit zu verlieren, der Countdown für den Bonus lief in einer Woche ab.

Fiddler, der wieder seine Panther-Sturmkanone dabei hatte, erkundete das Gelände zunächst astral, während Starbuck das elektronische Umfeld checkte. Fiddlers Körper sank für ein paar Minuten wie leblos in sich zusammen. Als sein Geist in sich zurückkehrte, hatte der Troll folgendes zu berichten: „Das zweistöckige Haus rechts ist, wie Starbuck schon an Hand der von ihm besorgten Pläne vermutet hat, ein Bürogebäude. Unser Objekt befindet sich meiner Meinung nach im Lagerhaus Nummer drei, denn dort verhindert ein gruseliger Hüter mein Eindringen. Außerdem waren in den beiden anderen Lagerhäusern keine LKWs oder Zugmaschinen zu sehen. Vier der zwölf Wachleute von Wulverine Security die hier sein sollen, patrouillieren das Gelände, und sechs weitere Guards sind im Bürohaus. Von den angekündigten Barghests ist keine Spur zu finden.“

Starbuck schaltete sich ein: „Ich war auch nicht untätig. Hier am Zaun sind Sensoren und es gibt Kameras, die könnte ich übernehmen und dann könnten wir alle mal einen Blick in Lagerhaus drei werfen. Was meint ihr?“

„Gute Idee!“, meinte Blackstone sofort.

Ein paar Sekunden später erschien über AR ein Sichtfeld auf dem man in das Innere eines schwach beleuchteten Lagerhauses blicken konnte. Eine Reihe von Regalen, in denen sich Kisten stapelten, wurden sichtbar. Das Bild wechselte und sie hatten nun offenbar Sicht auf den vorderen Teil des Lagerraums. Nahe des Vordertors standen tatsächlich zwei Zugmaschinen und auf ihnen war je ein großer Container. Die beiden in ihrer Rechnung fehlenden Wachmänner sowie die zwei Barghests hielten sich links von den LKWs auf. Ferner befand sich auf dem Boden hinter den Zugmaschinen ein automatisches Gewehr auf einem Dreibein.

02:42:31

Der Plan war schnell geschmiedet. Starbuck sorgte für das Schließen und Öffnen der Hintertür, brachte die Kameras und die Sensoren unter Kontrolle und würde danach noch das automatische MG in Schach halten.  Noch simpler klang der Rest des Plans: Leise ran, rein, Wachen ausschalten, die Zugmaschine aufbrechen und mit dem ganzen Teil einfach durch das Vordertor rausfahren.

02:43:34

So problemlos, wie es klang, ging es  los. Craven zerstörte mit Magie einen Teil des Zauns. Die Runner, bestehend aus Blackstone, Fiddler, Craven, Starbuck, Lestat und Snowcat schlichen zur Hintertür, mehr aus Gewohnheit, als dass es nötig war, denn Starbuck hatte ja die Kameras unter Kontrolle. Dann schlüpften sie ins Lagerhaus.

Starbuck blendete ihnen das Bild von der vorderen Kamera ein, so konnte das Team sehen, wo sich die Sicherheitsleute befanden. Die saßen derzeit ruhig beisammen und unterhielten sich. Fiddler sollte sich um die Barghests kümmern, wenn es darauf ankam.

Vorsichtig schlichen die fünf durch einen Gang zwischen zwei Regalen hindurch und hatten sogar noch Zeit sich daraus mit APDS Munition für MPs und frischer Munition für Fiddlers Sturmkanone zu versorgen. Am Ende des Ganges stoppten sie, denn nun kamen sie in einen höheren Gefahrenbereich.

Starbuck machte sich daran das automatische MG zu übernehmen und stellte fest, dass es irgendwie harkte und er es nicht auf die Wachmänner richten konnte...

... und dann stellten sie noch etwas fest: Die Wachmänner und ihre Barghests lagen leblos am Boden.

Irgendjemand war hier!

Dann begann der Wettlauf. Niemand achtete mehr darauf, leise zu sein. Zwei fremde Gestalten waren hier und die waren näher am Truck, als Snowcat und ihre Teamkollegen. Alles stürmte los und das Feuer wurde eröffnet.

Die eine der beiden Gestalten schien komplett mit Tarnmuster tätowiert zu sein, hatte ein 360 Grad Visor und Cyber-Raptoren-Beine. Der andere trug einen schwarzen komplett geschlossenen Vollanzug mit seltsamen Augengläsern. 

Als sie fast bei den Trucks waren feuerte Fiddler mit seiner Sturmkanone. Die Gegner wichen beinahe problemlos aus und Fiddler traf stattdessen einen Container und riss ein riesiges Stück aus dessen Wand. 

Raptor und Goggels hatte eindeutig das selbe Ziel wie die Runner und sie schienen jetzt sogar die selbe Idee zu haben. Googels stürmte zum Fahrerhäuschen des linken Trucks. Lestat, der sich inzwischen rasend schnell und unmenschlich bewegte, und Craven machten sich auf, ihm den Weg abzuschneiden. 

Blackstone und Snowcat kümmerten sich unterdessen um Raptor, der locker aus dem Stand auf das Dach des Containers  sprang. Snowcat fuhr ihre Monopeitsche aus und versuchte hinterher zu kommen. Blackstone feuerte von unten. Erneut wurde der Container getroffen. 

Der Kampf steuerte auf seinen Höhepunkt zu. Die beiden feindlichen Runner waren wirklich gut, aber sie selbst waren auch gut und sie waren mehr. Letztendlich mussten sich Raptor und Goggels geschlagen geben. Sie traten den Rückzug an. Schnell verschwanden sie durch die Hintertür. 

Irgendetwas hatte Fiddler zu Boden gebracht, er rappelte sich gerade kopfschüttelnd auf.

Craven trieb alle zur Eile an. „Los jetzt, gleich kommt die Security und der Star ist sicher auch nicht mehr weit! Wo ist denn nun unser Schatz?“

Snowcat unterdrückte den Impuls ,hier‘ zu sagen.

Starbuck blickte zu den Containern, sie waren während der Kämpfe vollkommen zerschmettert worden. Hinten auf dem einen Truck stand ein HKXM 30 Sturmgewehr mit einem seltsam anmutenden Granatwerfer. „Das Teil da meldet sich auf den Code!“

„Lasst uns alles auf die andere Maschine laden, und dann nichts wie weg hier.“, kommandierte Blackstone.

Starbuck knackte derweil das Fahrzeug und sie luden um. Der zweite Truck hatte Kisten mit gut 300 MPs geladen.

Lestat zerbarst das Tor mit einem einzigen Hieb seines Gehstocks. Alle sattelten auf und sie rasten durch den Zaun der Anlage. 

OC wies ihnen den Weg und fuhr in ihrem Wagen voran.

Als sie die Lagerhaus-Gegend von Tacoma verließen, hörten sie bereits die Sirenen des Stars.

„Na, zum Glück haben wir gleich losgeschlagen, sonst hätte Nachtfalke schon längst den Flattermann gemacht!“, verkündete Craven freudig. „Haben wir denn wirklich alles und was haben wir vor allem?“

Starbuck grinste breit: „Jepp, wir haben Nachtfalke im Sack. Dieser aufgeschraubte Teil ist kein Granatwerfer, sondern irgendwas, was mir nach elektronischer Kriegsführung aussieht. Und nur mit den Codes, die wir haben, lässt sich das Teil aktivieren.“

„Na dann ist doch alles prima und wir können uns die Anzahlung holen. Wenn das nicht toll gelaufen ist?“, freute sich Blackstone.

Fiddler hüstelte: „Nun nicht ganz, das schwarze Kondom hat mir irgendwas in den Hals gespritzt.“


3:45:16

Sie fuhren auf Neons kleine Klinik in Puyallup zu. Vor dem Haus warteten ein paar Ancients. Craven hatte mit ihnen von unterwegs aus vereinbart, dass sie den Truck entsorgen würden und Neon mal mit seinen Analyse-Geräten nach Fiddler sehen sollte. Als Bezahlung für diese kleinen Dienste bekam die Elfengang die gut 300 fabrikneuen MPs.

Als die Prozession bestehend aus OC‘s Wagen, dem Truck und Snowcat und Cravens Bike vorfuhr, warteten acht Ancients bereits auf sie.

Snowcat überhörte die abfälligen Bemerkungen ihrer Gangkollegen über die anderen Runner einfach. Und zum Glück blieben alle selbst dann ruhig, als einer der Ancients beim Anblick von Fiddler ausspuckte.

Neon kam heraus und machte ein angewidertes Gesicht, als er Fiddler sah, er begrüßte Snowcat und Craven und fragte dann: „Um den da soll ich mich kümmern?“

Craven nickte.

„Na wenn es nicht für euch wäre, wäre die Bezahlung nicht hoch genug! Dann kommt mal alle rein! “ 

Im Inneren der kleinen Klinik änderte sich der Ton von Neon vollkommen. Er zwinkerte Fiddler mit seinen roten Augen freundlich zu und sagte: „Nichts für Ungut Großer, aber der Schein muss schon gewahrt werden.“

Fiddler blickte sehr verständnisvoll.

„Vielleicht setzt du dich einfach auf den Boden, während ich dich durchscanne. Ich glaube meine Liege ist für dein Gewicht nicht ausgestattet.“, er grinste entschuldigend.


4:24:06

„Tja, also Fiddler, ich glaub die haben dir Naniten gespritzt. Jedenfalls bist du nicht vergiftet oder so. Ich weiß auch nicht, was diese Naniten tun. Könnte vom Hautfarbe ändern über vergiften bis zum umprogrammieren deiner Erinnerung alles sein.“, erklärte Neon, als er seine medizinischen Scanner zusammenpackte.

„Kannst du die Dinger aus mir rausholen?“, wollte Fiddler wissen?

Neon schüttelte den Kopf: „Dazu reicht mein Equipment nicht, ich weiß ja noch nicht mal richtig, ob die Naniten wirklich da sind.“

„Na trotzdem danke erstmal.“, Fiddler seufzte, dann fragte er: „Man kann also gar nichts gegen die Teile tun?“

Neon zuckte mit den Schultern: „Naja, du kannst deine Finger in ne Steckdose stecken, und hoffen, dass der Stromschlag die Teile überlastet und inaktiviert.“

Fiddler horchte auf: „Du meinst also, ein Stromschlag würde helfen?“

Neon zog eine Augenbraue hoch: „Ähh. ja schon, aber das mit der Steckdose war ein Scherz, das schadet dir wahrscheinlich mehr, als das es dir hilft.“

Fiddler lächelte: „Nun, ich dachte auch nicht wirklich an eine Steckdose. Ich dachte vielmehr an einen Zauber, den ich auf mich selbst wirken kann.“

4:42:29

Fiddler stand weit entfernt von jedem technischen Gerät an einer Häuserecke in der Nähe von Neons Klinik. Er hatte sein  Commlink Starbuck gegeben und ihn gebeten gut darauf auf zu passen. Nun winkte er seinen Teamkollegen, die ihn aus 100m Entfernung zusahen, zu, bevor er auf sich selbst einen EMP-Puls zauberte.

Er spürte kaum etwas, auch sein Entzug war hervorragend gelungen und er war sich sicher, dass er jedem einzelnem Naniten in sich den gar ausgemacht hatte.


5:26:33

Starbuck warf den leeren Kaffeebecher in den Mülleimer: „Na dann wollen wir mal sehen, ob Mr Drake wirklich jederzeit für uns erreichbar ist. Ihr könnt ja mithören.“ Er konzentrierte sich kurz und dann hörte man es auf der anderen Seite der Verbindung läuten.

Nach dem dritten Mal wurde abgenommen und die tiefe Stimme von Mr. Drake sagte: „Ja bitte?“

„Guten Morgen, wir hätten jetzt den Proto und könnten ihn übergeben.“

Kurz war es still, dann sagte Mr. Drake und es klang, als wenn er lächelte: „Gut, dann treffen wir uns um 6.00 Uhr an den Tacoma Docks.“

Starbuck blickte fragend in die Runde. 

Craven schüttelte den Kopf: „Das ist zu knapp. Sag 7.00.“

Starbuck räusperte sich: „7.00 Uhr wäre besser!“

Bestimmt erwiderte Mr. Drake: „6.29 Uhr.“, und legt auf. Die genaue Adresse blinkte in Starbucks Display auf und hüpfte wild umher.


6:29:00

Die Runner hatten sich ganz schön sputen müssen, um die Zeit einzuhalten. Pünktlich bog ein Rolls Royce Phaeton in die Strasse ein. Ein freundlicher Ork, der ein Ebendbild von denen aus dem Dantes war, stieg aus und bat Snowcat und Starbuck in den Wagen zu steigen. Dort wartete Mr. Drake. Nach einem kurzem Smalltalk, bei dem Mr Drake betonte, wie überaus angenehm überrascht er von der schnellen Lieferung sei, ließ er von einem weiteren Ork die Ware überprüfen und überreichte im Anschluss einen Chip an Starbuck, der ihnen Zugriff aus 150.000 New Yen verschaffte.

Die Runner trennten sich, um sich erstmal für ein paar Stunden aufs mehr oder weniger hübsche Ohr zu legen.


12:36:19

Snowcat wurde von dem Piepen ihres Commlinks geweckt. Schlaftrunken öffnete sie das blinkende Fenster. Starbuck hatte eine Nachricht geschickt:

Die beiden Runner, die wir in Tacoma getroffen haben heißen Geist (schwarzes Kondom) und Drachenklaue (Raptorenbeine und 360° Visor). Drachenklaue war bei MED 2000. Geist ist Adept und Initiat. Sie kommen aus der ADL und arbeiten seit drei Jahren zusammen. Sie sind bekannt für Heimlichkeit und Infiltration.

Der Chefentwickler trägt den Namen FELDENBRÜCK, ist verheiratet mit Karla, hat zwei Kinder, Lars (9) und Svenja (7), lebt im Rhein-Ruhr-Komplex. Steht total auf Drohnen-Fussball. Lebt und arbeitet aber die meiste Zeit in einem geheimen Komplex, der nicht in der ADL liegt.

Das Labor liegt irgendwo in den toxischen Sümpfen in der Nähe von Amsterdam. 

Wir brauchen also Flug nach Europort. Blackstone sagt, er kann uns von der Ostküste über den Teich bringen. Kennt jemand Transportmöglichkeit bis zur Ostküste?

Denke wir sollten noch kurzfristig Rigger anheuern, sollte die Suche in den Sümpfen erleichtern, was meint ihr?

Schlage für 18.00 Uhr Treffen im Starbucks in Redmond vor. Gruß Starbuck

Snowcat bestätigte für 19 Uhr, bevor sie sich an Craven kuschelte, der sie sofort in den Arm nahm. Sie lächelte und schnurrte wohlig. Ihr nächstes Ziel hieß also Europort.


22:40:18

Snowcat, Craven, OC, Blackstone, Lestat, Fiddler und Starbuck standen im Heels And Wheels und sahen sich um. Hier wollten sie einen potentiellen Rigger treffen, vom dem ein Kontakt von OC behauptet hatte, dass er beziehungsweise sie, denn es handelte sich um ein Mädchen, zu Verfügung stehen sollte.

Die Reiseroute war bereits organisiert. Ein ihnen bekannter Schieber hatte ihnen einen Flug mit einem Banshee besorgt. Morgen genau um Mitternacht würden sie mit der Dancing Derwish aufbrechen, um einige Stunden später in der Nähe von Boston zu landen. 

Dort würde sie dann ein Kontakt von OC abholen und in den Sprawl bringen. Für den Mittag des Tages darauf hatte dann Blackstone einen Transport ganz in die Nähe von Europort besorgt, wo dann ein Fahrzeug und ein Safehouse für sie bereit stehen würde. 

Es war Starbuck unmöglich gewesen einen genaueren Hinweiß auf die Lage des Geheimlabors zu bekommen, und so würde das Team wohl vor Ort suchen müssen. Einen Rigger mitzunehmen bot sich da einfach an. Sie waren zwar schon ein ziemlich großes Team, aber die Summe, die sie für die Erledigung des Jobs bekommen würden, reichte auch für acht.

22:55:09

Eine Frau mit einer Körpergröße von über 2,50m, gekleidet in einen pinken Minirock, ein silbernes Top und pinken Stiefeln, kam direkt auf OC zu. Fiddler fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er die Trollin erblickte. Sie war eher wie ein Mensch proportioniert, als wie ein Troll. Ihre Haut war makellos und ihre Fingernägel waren in einem brüllenden Pink lackiert. Fröhlich streckte sie OC ihre riesige, aber im Verhältnis feingliedrige Hand entgehen und begrüßte sie: „Ola, ich bin Candy und du musst OC sein. Wir haben ein Date!“, dann scannte sie Fiddler von oben bis unten ab und fügte hinzu: „Hey, echt nett von dir, dass du mir extra so ein Schnuckelchen in meiner Größe mitgebracht hast.“ Sie betrachtete in Anschluss alle sieben Runner der Reihe nach und meinte dazu: „Ihr seid ja alle super-schnuckellig. Ich sehe, wir sind wie geschaffen für einander!“

22:59:59

Sie waren sich handelseinig. Candy würde morgen Nacht ebenfalls am Abflugort sein und ihr Equipment mitbringen. Es würden keine weiteren Kosten für sie entstehen, denn für alle Reisespesen hatte man ja die Anzahlung für das Abliefern des Prototypen. Von der endgültigen Bezahlung würde Candy dann einen vollen Anteil erhalten.


05/09/70, Freitag  - 00:02:18

Snowcat setzte sich zwischen Craven und Blackstone in den T-Bird. Die Motoren drehten auf und der dunkle, enge Innenraum wurde von einem unerträglichen Lärm erfüllt. 

Snowcat griff nach dem Kopfhörer, der vor ihrem Platz hing. Er diente nicht nur zur Kommunikation innerhalb des fliegenden Monstrums, sondern dämpfte auch den Lärm.

Zur Crew der Dancing Derwish hatten sie nun keinen direkten Blickkontakt mehr. Sie starteten, und alle wurden kräftig durchgeschüttelt. 

Snowcat schlug den Kragen ihres Mantels hoch und kuschelte sich an Craven,  der zur Feier der Nacht ein T-Shirt im Stadt-Tarnmuster unter seinem gepanzerten Mantel trug. Snowcats schwarzer Catsuit knarzte nicht, denn das ebenfalls gepanzerte Stück war nicht aus echtem Leder. Sie blickte ihre Runnerkollegen der Reihe nach an. 

Niemand schien aufgeregt zu sein, jedenfalls konnte man das niemandem ansehen. Lestat, der seinen Frack jetzt nicht trug, sondern stattdessen eine schwarze Panzerweste über sein T-Shirt gezogen hatte, zog seinen Zylinder tiefer ins Gesicht und machte es sich so bequem wie möglich. 

OC, gekleidet in einen Kampfanzug, welchen man auf Tarnvorrichtung stellen konnte unterhielt sich angeregt mit Starbuck, der sein übliches Outfit trug bis auf seine Schuhe, die er gegen Combatboots getauscht hatte. 

Candy flirtete eindeutig mit Fiddler. Candy hatte das Hemd ihres Tarnanzuges gekonnt geknotet und trug die Panzerweste so geschickt, dass man hin und wieder einen Blick auf ihren flachen, unbehaarten Bauch erhaschen konnte. Ihre Haare waren jetzt tiefschwarz und zu langen Zöpfen geflochten, ihre Haut war rot-braun, wie die eines Ameri-Indianers. 

Auch Fiddler hatte sich in Reisekleidung geworfen, allerdings schien seine Auffassung sich von der der anderen zu unterscheiden. Während die Mehrheit des Teams aussah, als wären sie Angehörige einer egozentrischen Militäreinheit, sah Fiddler aus, als würde er gleich Modefotos für eine englische Jagd-Zeitschrift machen. Er trug ein komplettes Outdoor-Outfit der Mortimer of London Linie für Trolle. Dabei musste Snowcat zugeben, dass diese Kleidung robust aussah und in dunklen Farben gehalten war. Allerdings war die Wende-Weste innen offenbar brüllend orange. 

Snowcats Blick endete bei Blackstone. Er trug Hemd und Hose im urbanen Tarnmuster und seine Kampfstiefel waren blank geputzt.

Das gesamte Equipment des Teams hatten sie in Flugtransportkisten verstaut und diese standen vor dem Hinterausgang. Den größten Anteil machten dabei Candys Drohnen aus. 

Jeder von ihnen hatte noch irgendeine Art Handgepäck dabei. Fiddler hatte darauf bestanden, dass seine Sturmkanone nicht in die Equipment-Kisten kam, sie lag in einem Transportkasten vor seinen Füßen und erstreckte sich über mehrere Sitze. Was für ein Kollos Fiddler doch war. Die Crew des T-Birds hatte darum gebeten, dass Candy und Fiddler einander gegenüber saßen. Niemand war darüber verwundert und niemand hatte dagegen protestiert.

Snowcat drückte ihren Seesack an sich, was ihr ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit gab. Unzählige Putz und Reinigungstücher befanden sich darin, neben diversen Schokoriegeln, selbsterhitzenden Kaffeebechern und unzähligen kleinen Kuchen und anderen Süßigkeiten. Snowcat traute den Europäern einfach nicht zu, dass sie dort etwas anständiges zu essen hatten.

Sie schloss die Augen, um sich auszuruhen. Wer wusste schon, wann sie dazu das nächste Mal Gelegenheit bekommen würde.

Und zum allerersten Mal in ihrem Leben ließ Snowcat den Sprawl, in dem sie geboren war, um mehr als 100 Meilen hinter sich.

Den Sprawl, in dem sie höchstwahrscheinlich geboren war.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*