Teil 3 (Run 5)

3

02:09:44

Alarmsignale ließen Snowcat aufschrecken. Warnlampen blinkten auf. Die Stimme von Red Runner, dem menschlichen Kaptain der Dancing Derwish erklang über Lautsprecher: „Rakete im Anflug, macht euch bereit für Einschlag!“

Red Runner hatte die Worte kaum ausgesprochen, als der T-Bird auch schon schwer getroffen wurde und zu trudeln begann. Das nicht gesicherte Reisegebäck schleuderte umher. Snowcat konnte sich nur noch auf ihrem Sitz halten, weil sie bereits angeschnallt gewesen war. 

Vom Kaptain kam nur noch ein: „Wir schmieren ab. Raus hier.“

Snowcat bleckte die Zähne und zischte: „Was für ein wunderbarer erster Flug!“

Blackstone schnallte sich ab und wies über das Team-Commlink an: „Los Fiddler, Candy, wir machen hinten auf und wenn wir tief genug sind, dann schmeißen wir die Kisten raus und springen hinterher.“

Jetzt ging alles schnell. Fiddler entriegelte mit dem Hebel die Tür, harkte sich in einer Schlaufe die über der Tür angebracht war fest und riss die Tür dann auf. 

Candy tat es ihm nach und gemeinsam zerrten sie die Kisten vor. Fiddler blickte Candy fragend an, schließlich war sie der Rigger. Als sie nickte warfen sie die Kisten raus.

Das Laute rauschen des Windes mischte sich unter das ohrenbetäubende Fauchen des Motors. Snowcat widerstand dem Drang, sich die Ohren zuzuhalten und war froh, dass ihr feines Gehöhr sich selbst zu helfen wusste. Sie schnallte sich ab und Craven half ihr auf. Auch er hielt sich in dem hin und her trudelnden Vogel an einer der Handschlaufen fest, die es hier überall gab.

Blackstone maß die Entfernung zum Boden mit seiner Cyberware aus und rief dann über den Lärm hinweg: „Los springt!“

Candy und Fiddler sprangen kurz nacheinander.

Blackstone rief den anderen noch zu: „Beeilt euch und zögert nicht.“ dann sprang er selbst. 

OC war als nächste dran.

Craven half Starbuck vor, sagte: „Los!“ und gab ihm einen Schubs.

Nun war Snowcat an der Reihe. Sie warf schnell ihr Handgepäck hinaus. Der schon ziemlich nahe, unebene Boden einer Prärie sauste unter ihr hinweg. Sie zögerte nicht. Fallen machte ihr keine Angst. Sie sprang und rollte sich geschickt ab. Sie sah sich nach dem T-Bird um.

Craven und Lestat sprangen soeben heraus.

Der T-Bird rauchte gewaltig und Flammen züngelten aus seiner linken Seite. Wild und unkontrolliert tanzte die Dancing Derwish über die Erde. Offenbar gelang es der Crew nicht, sie unter Kontrolle zu bringen. In einer gewaltigen Explosion zerbarst der T-Bird in einiger Entfernung, als er auf den Boden aufschlug und es dort für einen Augenblick beinahe taghell wurde.

Snowcat schirmte ihre Augen mit ihrem Unterarm ab, dann suchte sie so schnell wie möglich Deckung, denn irgendwo musste ja noch der Flieger am Himmel sein, der sie abgeschossen hatte.

02:10:56

Snowcat hörte die kleinen Hovercrafts der Ranger noch bevor sie sie sah. Alle hatten Deckung bezogen, um sich vor den Suchscheinwerfern zu verstecken. 

Starbuck meldete: „Ich werde versuchen einen zu übernehmen.“

„Copy!“, erwiderte Craven.

Fiddlers tiefer Bariton erklang: „Wenn der andere nah genug ist, dann brate ich ihm einen Zauber über.“

„Hey, können wir damit nicht abhauen.“, fragte OC  nach.

„Negativ!“, erklärte Candy „die Dinger sind klein wie Vogeltränken, außerdem werden die Ranger ihre vermissten Piepmätze eh suchen, wenn sie sich nicht mehr melden!“

„Hab ihn!“, meldete Starbuck, „der Pilot kann jetzt weder den Autopiloten benutzen, noch haben sie darin Zugriff auf Waffen oder Funk!“

Der andere Hovercraft schlingerte.

Plötzlich sackte er ab, verharrte kurz auf der Stelle, raste dann mit Schwung in den ersten, bevor er wie ein Stein zu Boden fiel. Beim Aufschlagen zerbrach er beinahe in zwei Teile. Der andere schlug ebenfalls hart auf

02:14:07

„Also die Sioux-Ranger haben absolut nichts dabei, was wir irgendwie brauchen können.“, erklärte Blackstone, als er aus dem Wrack kletterte.

„Sie haben jedenfalls nicht mal wirklich bemerkt, dass es uns gibt. Jedenfalls haben sie keine Meldung über uns gemacht.“, ergänzte Starbuck.

Fiddler grinste breit: „Na mit geplatztem Kopf kann man auch nicht mehr viel melden.“

Snowcat war etwas ungeduldig hier draußen so fern von jeder Zivilisation.  Es war nur gut, dass ihr Seesack noch vollkommen intakt war. „Und nun?“

Candy antwortete zuerst: „Nun sollten wie erstmal machen, dass wir hier wegkommen und einige Entfernung zwischen uns und diese Stelle hier bringen. Denn sicher kommen bald mehr Ranger, um nach ihren Kollegen zu suchen.“

„Ob wohl noch einer von der Dancing Derwish lebt?“, fragte OC.

„Nein!“, Starbuck schüttelte den Kopf, „Ich bin mir zu 99,8 % sicher, dass die alle tot sind, so wie die Explosion aussah. Außerdem kommt von da hinten nicht ein elektronisches Piep.“

Candy seufzte: „Na, dann denken die Ranger die nachsehen wenigstens, dass sich der Flieger und der Schweber gegenseitig vom Himmel gepustet haben!“

Craven schulterte seinen Seesack und warf sich dann den von Snowcat über die andere Seite: „Na dann nehmt mal die Ausrüstung auf, und erstmal ein Stück weg von hier. Starbuck, irgendne Richtung?“

Starbuck blickte nachdenklich drein: „Also wir sind hier irgendwo im Nirgendwo in Sioux-Nation. Die nächste Stadt liegt 101,5 Meilen entfernt und heißt Rapid City. Wenn wir allerdings 19,876 Meilen in diese Richtung gehen, dann treffen wir auf die Interstate 9.“

„Okey, in die Richtung dann.“, Candy lächelte und zeigte auf die vier Kisten mit Ausrüstung, „Na dann such dir mal zwei davon aus, Fiddler mein Süßer und lass zur Abwechslung mal deine Muskeln spielen.“

Blackstone, der sein eigenes und Candy Handgepäck trug, sah sich um und sagte: „Na wenigstens hinterlassen wir auf dem Gelände keine allzu deutlichen Spuren.“

Alle bewaffneten sich mit den Pistolen oder MP‘s, die sie mitgebracht hatten. Fiddler hängte sich seine Sturmkanone über den Rücken und OC rückte ihre beiden Lieblinge, zwei Ares Predator, zurecht. Snowcat trug als einzige überhaupt kein Gepäck und so blieb ihr mit ihrer MP die größtmögliche Bewegungsfreiheit.

Als sie los stiefelten bemerkte Starbuck noch: „Hier ist es echt voll Scheiße.“

Snowcat verstand, was er meinte, hier gab es nur Landschaft und so gar kein AR. Wie trostlos das alles aussehen lies. Besonders weit waren sie ja noch nicht gekommen und wenn sie nicht bald etwas fanden, womit sie hier wieder weg konnten, dann konnten sie den Bonus bereits abschreiben, noch bevor sie den Kontinent verlassen hatten. Sie waren nicht in Besitz eines einzigen Blue-Tickets, die in allen Native American Native kurz NAN für jeden Einreisenden und Durchreisenden vorgeschrieben war und somit würde jede  „offizielle“ Transaktion unmöglich sein. Doch bis zum Grenzübergang war noch Zeit, erstmal mussten sie aus dieser verdammten Einöde raus. 

Jammern nutzte eh nichts. Sie blickte auf ihren Seesack der fest über Cravens Schulter saß, zum Glück hatte sie Süßigkeiten und Wasser dabei. Dann sah sie auf ihre schwarzen Combatboots, auf denen sich bereits eine Kruste aus Staub und Dreck gebildet hatte und sie begann sich Sorgen darüber zu machen, ob sie auch genügend Reinigungstücher dabei hatte.


03:23:48

In einiger Entfernung erhob sich ein großer Felsen wie ein Finger in den Himmel. Starbuck wusste zu berichten, das das der Devils Tower war, dem die Ureinwohner einige mysteriöse Geschichten nachsagten. Zumindest hätte dieser Felsen einen guten Orientierungspunkt abgegeben, wenn man in der Zeit von GPS noch darauf angewiesen gewesen wäre.

Die Landschaft war inzwischen etwas hügliger geworden. Plötzlich hob Blackstone die Hand und sagte ins Commlink: „Halt, da hinter dem Hügel hat eben Leder geknarzt.“

Sofort fächerten sie sich auf, setzten ihre Taschen ab und gingen leicht in Deckung.

Geduckt lief Blackstone erst etwas zur Seite und dann vor, um die Geräuschquelle zu umgehen, dann sah er über den Hügel. „Da verstecken sich zwei merkwürdige Gestalten in Wild-West-Kleidung und beobachten die Gegend. Die sehen irgendwie löchrig aus, richten aber keine Waffen in unsere Richtung. Und sie scheinen eine sehr niedrige Körpertemperatur zu haben.“

„Dann kommen wir jetzt näher und du sagst, was sie tun.“, forderte Craven.

„Copy!“

Sie nahmen ihr Equipment also wieder auf und verteilten das Zeug, das Blackstone getragen hatte. Langsam stapften sie den Hügel hinauf, die Waffen im Anschlag, soweit das möglich war.

„Sie ziehen sich schnell zurück und bewegen sich auf einen anderen Hügel zu.“, meldete Blackstone.

„Na,“ meinte Candy, „wenn die ne Falle für uns aufbauen wollen, dann las sie ruhig machen.“

Sie marschierten weiter und ließen die Gestalten links liegen.

Ein Hügel später machten sie jedoch zwei weitere dieser Typen aus.

„Na gut!“, erklärte Blackstone, „wir können uns ja nicht von denen umzingeln lassen. Gehen wir also auf sie zu und sehen, was dann passiert.“

Gesagt, getan. Mit gezogenen Waffen näherten sie sich der zweiten Gruppe kalter Zweibeiner.

Lestat meinte: „Ich glaube, dass sind Zombies, mes Amies!“

„Sind die gefährlich?“, wollte OC wissen.

Noch bevor Lestat antworten konnte schoss Fiddler mit seiner Sturmkanone. Und fast gleichzeitig schrie Candy: „Ich find die unheimlich, ich hau ab!“, nahm ihre Beine in die Hand und rannte weg.

Blackstone schien das für eine gute Idee zu halten, denn er rief: „Candy, warte auf mich.“

Die Zombies verstanden offenbar etwas davon, jemandem Angst einzujagen.

Dennoch war der Spuk beinah so schnell vorbei, wie er begonnen hatte.

Lestat wieder beseelt von einem seiner Götter langte kräftig zu. OC schoss filmreif umher und Fiddler trat mit einem beschworenen Geist den Kampf an. 

Snowcat musste kaum den Finger krumm machen. Jedes mal, wenn einer der vier Zombies zu Boden fiel, stieg eine seltsame grau-wabernde Wolke über seinem Kopf auf und entschwand.

Sie sahen sich die Überreste genauer an und erblickten Leichen im unterschiedlichen Grad der Verwesung. Auch die Kleidung die sie trugen, schien aus vollkommen unterschiedlichen Jahrzehnten zu stammen. Eine Leiche hatte ein Bowie-Messer bei sich, in die die Zahl 1872 eingraviert worden war. Eine andere hatte einen Silberdollar bei sich.

Das Team überließ den Leichen ihren Besitz. Sie sammelten ihre beiden weggelaufenen Kameraden ein und setzten ihren Weg fort.


04:58:17

Die Interstate war nicht mehr weit und es würde auch nicht mehr all zu lange dauern, bis die Sonne aufging. Sie trafen auf eine kleine Strasse, die sich durch die karge Landschaft schlängelte und auf eine winzige Stadt mit ein bis zwei Dutzend Häusern zuhielt, um diese in der Mitte zu teilen. 

Die Häuser waren alle flach. Keines hatte mehr als zwei Stockwerke. Das einzige Gebäude welches etwas höher war, war eine kleine Kirche in der Mitte des Ortes. Dort machen die Runner Bewegung aus.

„Welcome to Sundance!“, stand auf einem windschiefen Schild zu lesen, welches neben des Weg stand.

Wie in einem schlechten Western trieb Rollgrass über die Strasse und der Wind pfiff leise.

Links der Strasse befand sich ein Parkplatz, auf dem drei leere Reisebusse und etwa 20 Personenwagen im mehr oder weniger gut erhaltenem Zustand standen. Bei genauerer Überprüfung entdeckten die Runner, dass es sich bei den Bussen merkwürdiger Weise um Linienbusse handelte.

Doch das war nicht das einzig Ungewöhnliche, was sie vor diesem Kuhkaff erwartete.  

Etwas rechts abseits der Strasse lag der Friedhof von Sundance. Blackstone bemerkte, dass es sich um einen gar nicht mal so kleinen Friedhof handelte. Mit Hilfe seiner Cyberware betrachtete er den Ort genauer und stellte fest, dass fast alle Gräber offen standen.

Geschlossene Friedhöfe waren 2070 ja an der Tagesordnung, aber offene Gräber standen dafür, dass es hier eventuell etwas gab, wovor man sich eben genau durch die rigorose Verbrennung der Verstorbenen schützen wollte: den Shidim.

Shidim war das hebräische Wort für Untote. Glaubte man all den Berichten waren solche bösen Geister 2062 mit dem bleichen Drachen Ghostwalker durch den Spalt im Astarlraum gekommen, der seit der Ermordung des Drachen und gerade frisch gewählten Präsidenten der UCAS, Dunkelzahn, entstanden war. Diese Shidim konnten von den Körpern Toter Besitz ergreifen und sie so beseelen. Mordend und wild zogen die Zombies dann durch die Nacht. Von Sonnenlicht hielten sie sich so weit wie möglich fern. Die Shidim bevorzugten frisch Verstorbene, aber notfalls reichten angeblich auch Skelette für eine Inbesitznahme aus. Seit dem war es üblich die Toten innerhalb von 24 Stunden zu verbrennen. Hatte ein so genannter Mastershidim erstmal Besitz von einem Verstorbenen ergriffen, war er in der Lage weitere Shidim zu beschwören und wenn es keine Körper für die Geister gab, dann wurden eben welche geschaffen. Mit Waffengewalt konnte man wenig gegen diese Besessenen ausrichten. Die konnten viel einstecken und man musste die Körper schon zu Kleinholz verarbeiten, um die Monster aus ihnen zu verjagen. Magie und ein starker Wille waren hier die bessere Wahl.

Wenn ihre Vermutungen stimmten, dann war Sundance eine Geisterstadt. Dementsprechend vorsichtig wurde das Team nun. 

Allerdings standen auf dem Parkplatz eben Busse und wenn einer von denen noch fahrtüchtig war, dann wäre ihnen sehr geholfen. 

Langsam und wieder einmal mit Waffen im Anschlag näherten sich Fiddler, Blackstone, Starbuck, Lestat, Craven, OC, Candy und Snowcat den Fahrzeugen, wobei sie das nur noch ein Stück entfernte Sundance im Auge behielten.

Lestat kannte sich am Besten mit Geistern aus. Er, Fiddler und Craven sicherten zum Ort hin, während sich Candy und OC einen der Busse ansahen und Starbuck, und Snowcat einen anderen. Blackstone kletterte auf einen der Busse, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen.

Starbuck war gerade im Inneren des Busses verschwunden und meldete, das der Tank noch drei-viertel voll und der Bus durchaus fahrtüchtig sei, als er plötzlich aufschrie, wieder raus sprang und dabei Snowcat umriss und auf ihr liegen blieb.

Ihm folgte ein Zombie-Rottweiler, der im Bogen heraus sprang und Starbuck kräftig in den Hintern biss, bis Craven ihn zu Brei zerschoss.

Nun beeilte das Team sich und ging zielstrebig und schnell vor, denn sie wollten nicht noch mehr schlafende untote Hunde wecken. Sie enterten den Bus und verluden ihr Equipment darin. Craven heilte derweil Starbuck.

Candy nahm auf dem Fahrersitz platz, während sich die anderen in den Reihen verteilten.

Dann gab Candy vorsichtig Gas. Mit dem Bus war es ihnen unmöglich einfach querfeldein zu fahren,jedenfalls nicht ohne das Fahrwerk zu beschädigen, also mussten sie wohl oder übel durch die Stadt, an der Kirche vorbei und der Strasse folgen. Doch es war ja nicht weit. 

Der Wagen holperte kräftig, doch Candy gelang es mühelos ihn auf die Strasse zu lenken. Sie fuhren so schnell, wie es ihnen der Zustand des Wegs erlaubte. Dann sagte Candy plötzlich einfach nur: „Oeh, oeh!“

Sie blickten hinaus und eine junge Zombie-Frau, deren Gesicht noch in einem einigermaßen guten Zustand war, lief auf die Strasse und schob einen Kinderwagen vor sich her. Ein altes Ehepaar trat ihnen von der anderen Strassenseite aus in den Weg. Leblose Augen starrten zu dem Bus hin.

„Was nun?“, Candys Stimme klang bei dieser Frage leicht hysterisch. 

„Tritt einfach voll drauf!“, wies Blackstone sie ruhig und mit fester Stimme an. Wie um seine Worte für sich selbst zu unterstützen griff er nach seiner Combatgun und packte sie fester.

„Genau, tritt einfach drauf, die sind schon lange tot.“, rief Snowcat.

Das alte Ehepaar riss die Augen weit auf und sie nahmen in einer hilflos aussehenden Geste schützend die Hände vors Gesicht.

Candy krallte sich am Lenkrad fest, trat verbissen voll aufs Gas und rollte über Ehepaar, Frau und Kinderwagen hinweg.

Der Bus wackelte unheimlich, als sie über die Körper preschten.

Weitere Zombies rannten nun aus den Häusern auf den Bus zu oder ihm hinterher. Die Kirche schien das Zentrum zu sein, aus dem sie kamen. 

Fiddler kündigte an: „Ich werde einen Feuerball in die Kirche setzen.“ 

Doch dieser Feuerball zerfaserte einfach nur. Inzwischen hatten sie die Stadtgrenze fast erreicht und dutzende Zombies rannten ihnen wütend hinterher.

Ohne es zu begründen, schlug Fiddler nun die Heckscheibe des Busses mit der Sturmkanone raus und versuchte hinaus zu springen. Doch er blieb mit dem Gurt der Kanone irgendwo hängen und wurde hinterher geschliffen. 

Candy trat heftig auf die Bremse. Blackstone und Lestat waren als erste aus dem Bus raus. Blackstone eröffnete sofort das Feuer auf die Masse der heranbrandenden Zombies. 

Lestat trat ihnen mit mit erhobenen Gehstock entgegen und rief lachend: „Haha, kommt nur heran und tretet dem Herrn der Toten gegenüber!“

Alle Runner bis auf Starbuck verließen den Bus, zu letzt auch Candy, denn sie war die einzige, die in der Lage war dem irgendwie unter den Bus gelangten Fiddler zu helfen. Einer der Untoten hatte sogar schon versucht ihn anzuknabbern.

Die automatischen Waffen knallten unaufhörlich. Snowcats Monopeitsche wirbelte umher und ein unmenschlich starker Lestat zerschmetterte einen Zombiekopf nach dem anderen. Doch immer wieder kamen Zombies nach. Die Flut schien nicht zu stoppen zu ein.

Einige der wabernden Shidim-Wolken belebten sogar einen eben von einem anderen verlassenen Überrest, kurz nachdem ihr alter Körper zerschlagen worden war. 

Jedes mal, wenn die Shidim angriffen, spülte eine Welle voll gruseliger Kälte über die Runner hinweg und jedes Mal wenn das geschah, mussten sie ihren inneren Impuls unterdrücken wegzulaufen.

Bald zählten sie fast fünfzig Zombies auf ihrem Killcount.

Starbuck hatte sich im Kofferraum verschanzt, um von dort aus den Bus fernzusteuern, doch selbst da packte ihn eine eiskalte Zombiehand.

OC duellierte sich sogar auf den Dach des Busses mit einigen der Shidim.

Als Candy sich plötzlich Blackstone unter den Arm klemmte und weglief, beschloss auch der Rest des Teams sich zurückzuziehen, was gar nicht mal so leicht war.

Doch schließlich schafften sie es, sich in den Bus zurück zu ziehen. Müde fuhren sie auf einen nahegelegenen Hügel und leckten ihre Wunden. Die Zombies folgten ihnen nicht sondern zogen sich in die Kirche zurück.


05:23:39

„Also ich denke nicht, dass wir einfach so weiter fahren sollten.“, betonte OC. „Unser Bus sieht mitgenommen aus. Was immer der Ursprung in Sundance für die vielen Zombies ist, es sitzt mit Sicherheit in der Kirche und wir sollten wenigstens versuchen etwas dagegen zu unternehmen.“

„Ich weiß ja nicht,“ Blackstone lud seine Waffe nach, „uns geht vielleicht eher die Muni aus, als das wir die alle erledigen.“

„Ich habe mit meinem Zauber jedenfalls nicht bis in Kirche vordringen können, teile aber die Ansicht von OC, dass die Ursache in der Kirche ist. Und dieses Etwas war in der Lage dazu in meinen Kopf einzudringen und mich dazu zu bringen auszusteigen.“ Fiddler klang immer noch sehr angespannt, als er das sagte.

Starbuck erklärte ihnen: „Da wird wahrscheinlich ein Mastershidim sitzen. Ich habe gerade gelesen, dass sie ungewöhnliche Kräfte haben sollen.“

Snowcat putzte sich mit einem Feuchttuch den Staub von den Stiefeln: „Vertreiben wir denn die Shidim überhaupt dauerhaft, wenn wir die Zombies zerfetzten?“, wollte sie wissen.

Lestat antwortete ihr nach einem winzigen Zögern, seine Stimme klang immer noch extrem männlich: „Oui ma Belle, wenn sie keinen Körper mehr haben, den sie besetzten können, dann können sie sich nur eine sehr begrenzte Zeit bei uns aufhalten und das Licht der aufsteigenden Sonne wird ihnen den Rest geben.“ Sein französischer Akzent trat ausgesprochen stark hervor. „Außerdem wird es unglaublich gut für unsere Karma sein, wenn wir etwas gegen den unglaublichen Frevel gegenüber dem Tod unternehmen.“

Snowcat richtete sich auf und setzte sich gekonnt in Pose, als sie das Ergebnis ihrer Putzarbeit überprüfte. „Na dann,“ sagte sie, und schnurrte dabei wieder unterschwellig, „ist es ja gar keine Frage ob, sondern nur noch eine Frage wie!“


06:02:57

Sie hatten ihren alten Bus mit allem beladen, was ihnen an brennbaren Materialien unter die Finger gekommen war. Kanisterweise hatten sie zum Beispiel Dünger den sie in einem Schuppen gefunden hatten in den Innenraum gestellt. 

Unbemerkt von den Zombies hatten sie die äußeren Hauser von Sundance nach Dingen gesucht, die ihnen weiterhalfen. 

Dann waren sie mit dem Bus hintenrum zum Parkplatz zurückgekehrt, das Fahrwerk musste ja nicht mehr lange halten, und hatten alles an brennbarer Flüssigkeit aus den Autos dort abgelassen, die sie nicht selbst benötigten.

Blackstone hatte mit Starbucks Hilfe einen fernsteuerbaren Zünder improvisiert.

Schließlich waren sie in einen zweiten Bus umgestiegen und wieder setzte Candy sich ans Steuer.

Per Fernsteuerung startete Starbuck den Sprengstoffbus und setzte ihn zurück auf die Strasse. 

Relativ dicht fuhr Candy hinterher.

Fast gleichzeitig gaben die Fahrzeuge Vollgas. Auf der Höhe der Kirche bog der ferngesteuerte Bus ab und raste mit voller Wucht in sie hinein.

Als Starbuck auf den Auslöser drückte und eine gewaltige Explosion losbrach, hatte der Bus mit den Runnern bereits die Stadtgrenze erreicht.

Fiddler und Lestat blickten mit Astarlsicht zur Kirche. Doch auch nach fünf Minuten hatte sich nicht einzige wabernde graue Shidimwolke aus dem brennenden Gebäude erhoben.

Als die letzten Überreste der ehemaligen Kirche in sich zusammenstürzten stieg gerade die Sonne über dem Horizont auf.

Das Team fuhr in Richtung Grenze davon und das Licht der aufgehenden Sonne empfing sie dabei heute besonders hell. 

So schien es Snowcat jedenfalls, obwohl sie bisher noch keine Ahnung hatte, wie sie über die Grenze oder gar nach Boston gelangen sollten.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*