Teil 5 (Run 5)

5

05/11/70, Sonntag - 20:21:18

Partytime war angesagt. Natürlich hatte das Team eigentlich durch ihren Abschuss im Sioux-Land keine Zeit für so etwas. Aber uneigentlich mussten sie noch warten, bis ihre  Möglichkeit über den großen Teich zu kommen nach der Temin-Verschiebung wieder für sie bereit stand. 

Diese Wartezeit galt es nun mit einer wilden Partynacht zu Ehren von Ghede, dem  Loa der dem Voodoo-Priester Lestat und somit dem ganzen Team beim Kampf gegen die Shidim zur Seite gestanden hatte, zu überbrücken. Regelmäßig forderten Lestats „Götter“ eine „Bezahlung“ für die Bereitstellung ihrer Macht.

Snowcat, Craven, Lestat, OC, Candy, Fiddler und Starbuck betraten das Lancaster, einen Pub in Boston, den OC früher regelmäßig besucht hatte, und die Gespräche der anwesenden Gäste verstummten augenblicklich.

Elfen in einem Pub in Boston gingen offensichtlich viel schlechter, als OC vermutet hatte. Natürlich wusste sie von den Spannungen die hier zwischen den irisch-stämmigen Menschen und den Elfen wegen der Konflikte um Tír na nÓg herrschten, schließlich war sie hier aufgewachsen und natürlich hatte sie Snowcat und die anderen davon unterrichtet. Mit einer solch heftigen Reaktion hatte sie jedoch offensichtlich nicht gerechnet.

Niemand kam, um ihre Bestellung aufzunehmen und die wieder erklingenden Gespräche wurden nur flüsternd weiter geführt.

OC bat die anderen, kein Aufsehen zu machen und schlenderte dann zur Bar: „Hey, kann ein Mädchen, dass sich freut wieder zu Hause zu sein, hier nicht mal mehr ein Bier bekommen?“

Der Barkeeper zapfte sofort ein dunkles Bier und stellte es wortlos vor OC auf der Theke ab.

„Danke!“, sagte OC überaus freundlich und fragte dann: „Und meine Freunde da an dem Tisch, bekommen die auch was?“

Der Mann hinter der Theke blickte einen Augenblick stur geradeaus und grummelte dann laut: „Wenn du von hier bist, solltest du wissen, dass man solche da“, er deutete mit dem Kopf in die Richtung des Tisches, „hier nicht als Freunde bezeichnet.“

OC zog die Stirn kraus: „Nein, denn meine Mutter hat mir beigebracht, dass Freundschaften rar sind und man sie unabhängig von Rasse, Herkunft und Geschlecht wie eine Kostbarkeit behandeln muss.“ Böse funkelte sie den Barkeeper an.

Der sagte nur: „Dein Drink geht aufs Haus und willkommen zu Hause!“

Snowcat konnte spüren, wie die ganze Szene Craven amüsierte. Gleich würde er etwas tun, was die angespannte Situation zum explodieren brachte. Zärtlich griff sie nach seiner Hand und flüsterte in sein Ohr: „OC hat bestimmt keine Lust hier die Art von Party zu feiern, auf die du jetzt aus bist.“

Craven grinste nur, verhielt sich aber still.

OC kam an den Tisch zurück und sagte genervt: „Kommt, wir gehen in einen besseren Laden!“

Lestat stand auf und sagte mit lauter, charismatischer Stimme: „Ahhh, mes Amis, wie wäre es denn mit einer Lokalrunde für alle?“ Er trat an die Bar und sprach mit dem Mann dort. Irgendwie schaffte er es, das tatsächlich eine Lokalrunde verteilt wurde und alle auch tranken. Dass die Stimmung weiterhin angespannt blieb interessierte ihn dabei nicht weiter.




20:49:31

Wieder draußen wartete eine unangenehme Überraschung auf die Runner. Die Limousine, die ihnen von OCs Kontakt  samt Fahrer zur Verfügung gestellt worden war, war beschmiert worden.

„Elven-Demons FUCK OFF!“, stand in orange-rot darauf. Der Fahrer lehnte bewusstlos an einer Laterne. 

OC war wütend, doch Blackstone sagte nun: „Komm, lasst uns ruhig bleiben, dem Fahrer helfen und den Wagen waschen fahren. Rassismus kann man nicht in einer Schlägerei ausmerzen!“

Craven grinste megabreit: „Aber Spaß macht sone kleine Schlägerei schon!“

Doch OC war bereits überzeugt: „Nein, Blackstone hat Recht. Wenn wir jetzt was unternehmen, dann machen wir das nur noch schlimmer. Wir wollten doch was essen gehen und in der Gegend die mir dafür vorschwebt, hat man auch nichts gegen Elfen. Es tut mir nur leid, dass ich euch dem ausgesetzt habe.“

Candy klopfte OC sanft und beschwichtigend auf die Schulter: „Mach dir nichts draus, ist ja nicht so, als wenn wir noch nie Stinkeyes bekommen hätten.“, das strahlende Lächeln, dass sie nun hinzufügte war irgendwie entwaffnend.


21:34:22

Sie saßen an einem großen runden Tisch in einem Restaurant mit dem klingenden Namen „Fiddlers Green“. Unzählige Platten und Teller standen in der Mitte des Tisches verteilt, denn Lestat hatte für sie fast die gesamte Karte rauf und runter bestellt. 

Alle bedienten sich ausgelassen an dem Festmahl. OC hatte recht behalten und in diesem Restaurant im Familienbesitz spielte die Rasse der Gäste keine Rolle.

Genüsslich leckte sich Snowcat immer wieder die Finger ab. Sie hatte wirklich von allem etwas probiert und fand vieles ausgezeichnet. Selten hatte sie sich über ihren guten Geschmackssinn so gefreut.

Der Hauptgang wurde abgeräumt und eine Flut von Nachtisch wurde geliefert. Snowcat blickte an sich herunter und stellte zufrieden fest, dass von ihrem Völlegefühl im Inneren unter dem Lackminirock und der schwarzen Korsage noch nichts zu sehen war. Dann nahm sie sich etwas vom großen Schokoladenbrownie.

Als die Gabel das zweite mal in ihrem Mund verschwunden war, beugte sich Craven zu ihr und putzte ihr mit seiner Zunge den Mund ab.

Nachdem Snowcat wieder freie Sicht auf den Laden hatte, bemerkte sie, dass drei Männer in Anzügen geradewegs auf ihren Tisch zukamen. „Hey, kennt jemand von uns die Typen da.“

Alle blickten in die Richtung, in die Snowcat soeben mit dem Kopf gedeutet hatte. OCs Augen wurden größer und sie sagte leise: „Ich kenne den kleineren in der Mitte. Ist so eine Art Cousin von mir.“ 

OCs Cousin ließ sich soeben von einem seiner Begleit-Schränke einen Stuhl neben den von OC stellen und setzte sich, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Mit ernstem Ton kam er ohne Umschweife zur Sache: „Firefox meine Liebe. Du so plötzlich und unerwartet hier in der Stadt. Damit hat wirklich niemand von uns gerechnet.“ Seine Bodyguards blieben hinter ihm stehen.

Snowcat lächelte sanft. Der „Cousin“ hatte Firefox gesagt.

OC grinste kalt: „Brian, mach dir mal keine Sorgen, ich habe nicht vor, lange zu bleiben. Ich bin nur auf der Durchreise.“

Cousin Brian schüttelte langsam den Kopf und zog nachdenklich und in übertrieben gespielter Sorge die Augenbrauen zusammen: „Ach Firefox, eigentlich solltest du doch gar nicht hier sein, nicht mal auf der Durchreise. Sieh mal...“, er legte freundschaftlich den Arm um OC, was merklich eine deutliche Anspannung in die gesamte Runnergruppe fahren ließ, doch da OC ruhig blieb, blieben die anderen es auch. „ ... was glaubst du denn, was Onkel Toni dazu sagt, wenn er erfährt, dass du in der Stadt bist? Wo du ihm doch ausdrücklich versprochen hast, nicht mehr herzukommen!“ Brian machte eine gedankenschwere Pause. „Und ich, was soll ich machen? Schließlich hab ich Onkel Toni versprochen dafür zu sorgen, dass du nicht wiederkommst. Und nun rennst du hier mit deinen Freunden rum und machst einen auf große Kohle???“

Relativ gelassen nahm OC den Arm von Brian von ihrer Schulter, lächelte und sagte dann: „Ich bin morgen Mittag wieder weg. Aber heute Abend feiere ich mit meinen Freunden hier eine Party. Wenn das Onkel Toni nicht passt, kann ich das nicht ändern, aber wenn es dir nicht passt, dann weißt du ja, dass es morgen wieder vorbei ist.“

Brian seufzte und sagte dann: „Gut Firefox, um der alten Zeiten willen: Morgen Punkt 12.00 Uhr Mittags hast du die Stadt wieder verlassen.“

OC nickte nur.

Brian stand auf, sah in die Runde, wobei sein Blick nur einen Moment auf Snowcat hängen blieb und sagte zum Abschied: „Keine Minute mehr!“ danach verschwand er umgehend mit seinen Begleitern durch die selbe Tür, durch die er gekommen war.

22:15:53

Die Tür der Limousine ging hinter Candy zu. Alle hatte im bequemen Innenraum Platz genommen. 

OC wählte den roten Punkt der Sprechanlage an und sagte zum Fahrer: „Zum ,Hell Has No Fury‘ bitte!“

„Klaro!“, klang es durch den Lautsprecher und der Wagen setzte sich in Bewegung:

Blackstone fragte: „Gibt‘s irgendwas, was du uns erzählen möchtest. Und ich meine wirklich möchtest!“

OC überlegte kurz. Snowcat kuschelte sich an Craven und rieb sich ihren vollen Bauch. Vielleicht hatte sie ja doch zu viel gegessen. Zum Glück gingen sie jetzt tanzen.

OC erklärte nach einem Seufzer: „Klar will ich euch was erzählen. Ich überlege nur, wie ich es relativ kurz halten kann. Also,“ sie machte eine kurze Atempause, „mein Onkel Toni ist wirklich mein richtiger Onkel. Er und mein Vater und somit unsere gesamte Familie sind aber gleichzeitig Mitglieder in einer großen Familie namens Mafia. Onkel Little Fat Toni gehört zum Morelli Teil hier in Boston und ist da relativ weit oben.“

Da niemand im Wagen in irgendeiner Art auf diese Aussage reagierte fuhr OC unbeirrt fort: „Vor einiger Zeit gab es einige Konflikte zwischen meinem Vater und Onkel Toni und darauf hin hat Onkel Toni meinen Vater ermorden lassen. Ich bin dahinter gekommen und hab ihn zur Rede gestellt. Es gab viel Stress, aber dann hat die Familie entschieden, dass ich Boston für immer verlassen müsse und dafür am Leben bliebe. Deshalb bin ich nach Seattle und hab meinen Namen geändert, um neu anzufangen.“

„Hattest du Bewiese dafür, dass dein Onkel deinen Vater hat ermorden lassen?“, wollte Fiddler wissen.

OC nickte stumm.

Blackstone sah OC ernst an: „Wenn du nichts zu tun gedenkst, dann wir auch nicht. Aber wenn du deine Meinung änderst und deinen Vater irgendwie rächen möchtest, wäre zumindest ich dazu bereit, dir dabei zu helfen.“

Snowcat grinste breit: „Wo wir schon mal da sind, könnten wir das auch gleich mit erledigen!“

Die anderen stimmten ohne Ausnahme zu.

OC lächelte: „Das ist echt nett von euch, aber ich glaube, es ist nicht nötig, dass ihr euch mit der Mafia in Boston anlegt, nur wegen einer Sache aus meiner Vergangenheit, mit der ich abgeschlossen habe.“

Nun war es Craven, der wieder mal breit grinste: „Wenn du damit abgeschlossen hast, ist das okey. Aber niemand hat gesagt, dass wir uns dabei mit der Mafia hier anlegen würden. Wenn wir das durchziehen, dann würde das doch niemand auf uns zurück verfolgen können.“


05/12/70, Montag - 00:16:24

Die Partystimmung der Runner im Hell Has No Fury war gut im Gange. Schon seit einiger Zeit tanzten alle ausgelassen, tranken Cocktails dazu und würzten die Situation mit dem einem oder anderen Partyspiel oder der Zurschaustellung eine besonderen Fähigkeit, wie das Trinken eines Tequillas im Kopfstand.

Candy machte Fiddler eindeutige Avancen und Lestat hatte einige junge Damen gefunden, die sehr daran interessiert waren von ihm unterhalten zu werden. 

OC tanzte auf der Bar, wobei sie versuchte Snowcats Performance von eben zu übertreffen. Blackstone feuerte sie an und der liebe Starbuck unterhielt sich gerade mit einer hübschen Frau, die er soeben kennengelernt hatte.

Snowcat blickte sich stolz um, Ghede würde mit Sicherheit zufrieden sein. Ihr Blick fiel auf einen Tisch, der etwas erhöht auf einem Podest stand, an dem nur ein einziger Elf saß, der die feiernde Gruppe von Runnern beobachtete. Hinter ihm standen zwei Menschen, die definitiv für seine Sicherheit zuständig waren. Als der Elf bemerkte, dass Snowcat ihn ansah, hob er stilvoll sein Champagner-Glas und prostete ihr kurz zu.

Snowcat machte sowohl Craven als auch Starbuck auf den Elfen aufmerksam. Dann nahm sie ihren Green Flying Fairy und tänzelte gekonnt und mit aufregenden Bewegungen zu dem Tisch hin. Fast schwebend überbrückte sie die zwei Stufen hoch zu dem Tisch des Elfen. Snowcat konnte ihre eigne Weiblichkeit förmlich auf ihrer Zunge schmecken und so war es nicht verwunderlich, dass sie nicht von den Bodyguards aufgehalten wurde, als sie sich vor den Elfen stellte.

Er sah ausgesprochen gut aus. Seine blonden langen Haare hatte er zu einem Zopf zusammengebunden linkes Ork zierte ein keltischer Knoten. Er lächelte leicht und zuvorkommend, doch Snowcats geübter Blick konnte ein erregtes Funkeln in seinen Augen erkennen, als er mit wohlklingender Stimme sagte; „Bitte, setzten sie sich doch!“

Snowcat zog eines ihrer besten Lächeln aus dem Ärmel und sagte: „Gerne, aber nur kurz.“ 

„Ich hoffe sehr, dass Boston ihnen bei ihrem ersten Besuch hier gut gefällt,“ eröffnete er das Gespräch, „damit sie diese Stadt möglichst lange mit ihrer Anwesenheit verzaubern. Mein Name ist übrigens Kyle.“

Snowcat lächelte weiter: „Oh, um ehrlich zu sein, habe ich noch nicht besonders viel von der Stadt gesehen, aber man kann sich hier auf jeden Fall schon mal hervorragend amüsieren.“

„Sie haben noch nicht viel von dem wunderschönen Boston gesehen? Darf ich sie und ihre Freunde dann vielleicht zu einer Stadtrundfahrt in den nächsten Tagen einladen.“

Snowcat schüttelte bedauernd ihren Kopf und seufzte: „Ich glaube, das wird nicht gehen, denn wir reisen bereits morgen wieder ab.“

Echte Enttäuschung zeichnete sich auf Kyles Gesicht ab, doch er fing sich schnell wieder und sagte dann: „Was für ein Verlust, aber vielleicht kommen sie ja irgendwann noch mal hierher und haben etwas mehr Zeit, dann rufen sie mich doch an Miss...?“

Snowcat zögerte kurz: „Felina, Felina Silversten, aber meine Freunde sagen Snowcat!“ 

„Dann Snowcat also!“ Kyle beamte ihr seine Nummer zu. 

Snowcat lächelte dankbar und sagte dann: „Danke, ich komme vielleicht darauf zurück. Jetzt muss ich aber unbedingt weiter tanzen. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend und viel Spaß.“

Kyle lächelte und Snowcat tanzte  bereits auf dem Weg zurück zu ihren Freunden, die sich gerade mal wieder alle an ihrem Tisch versammelt hatten, dann leitete sie die Nummer an Starbuck weiter.

 Es dauerte nur Sekunden bis Starbuck über Commlink an alle verkündete: „Der Typ da heißt mit vollen Namen Kyle O‘Farrel und er gehört zur O‘Riley Familie der irischen Mafia, wobei bemerkenswert ist, dass dieser O‘Riley selbst ebenfalls ein Elf ist. Der keltische Knoten an seinem Ohr ist das Zeichen für Macht und Einfluss und O‘Farrel gilt als Nummer drei oder zwei hinter O‘Riley.“

„Wow Starbuck,“ lobte Fiddler laut, „das ging aber schnell.“ Worauf hin er genüsslich sein Whiskeyglas leerte. „Und dieser Whisky ist wirklich hervorragend!“

Auch OC trank ihren Whisky aus und bemerkte leicht lallend: „Lecker das Zeug, wir sollten unbedingt noch eine Flasche bestellen. - Hey, der O‘Riley-Zweig kann nicht besonders mit dem Morelli-Zweig.“

„Und was heißt das genau!“, harkte Craven nach.

OC lachte auf: „Na das Onkel Toni sich die Platze ärgert, wenn er jemals von der stattgefundenen Begegnung hören sollte.“

„Dann wäre er bestimmt noch saurer, wenn wir morgen eine Stadtrundfahrt mit Kyle machen würden?“, fragte Candy grinsend.

„Und wie!“, feixte OC.

„Na warum machen wir das dann nicht?“, fragte Craven und sein Grinsen wurde breiter denn je.

OC lallte wieder leicht: „Ja, warum eigentlich nicht?“

00:38:21

Snowcats stimme schnurrte, als sie zu Kyle sagte: „Meine Freunde und ich, wir haben eben kurz mit einander gesprochen: Wenn ihr Angebot bezüglich eine Stadtrundfahrt immer noch steht, dann würden wir es gerne für nachher in Anspruch nehmen.“

Snowcat hatte sich nicht gesetzt, sondern stattdessen neben ihn gehockt, deshalb konnte ihr Kyle jetzt tief in die Augen blicken: „Sehr gerne doch, sagen wir nachher um 10.00 Uhr?“

Snowcat nickte und hielt seinen Blick noch einen Moment fest.

Seine Stimme klang vielleicht ein winziges bisschen trocken, als er nachfragte: „Wo darf ich sie abholen?“

Snowcat antwortete: „Downtown, an dieser großen Kirche.“, dann grinste sie, stand auf uns sagte: „Bis nachher dann!“ 


02:58:13

Fiddler, Craven, Candy, Blackstone, Starbuck, OC und Snowcat standen vor dem Nachtclub uns waren eigentlich zur Abfahrt bereit, doch Lestat war nicht erschienen und er antwortete auch nicht auf den bereits dritten Ruf über Commlink.

Snowcat ging zum Türsteher hinüber und fragte nach: „Hey, sag mal, hast du hier vor kurzem einen schlanken Elfen mit Zylinder rausgehen sehen.“

Der Mann mit den extrem kurzen Haare zögerte nicht einen Moment mit seiner Antwort: „Der ist so circa zwanzig Minuten mit einer scharfen Blondine im Arm losgezogen und nach rechts die Strasse runter gegangen!“

Rechts runter stand auch ihre Limousine, den Fahrer hatten sie inzwischen nach Hause geschickt.

„Wasn?“, fragte Fiddler in gespielter Empörung, „Lestat ist ne Runde poppen gegangen und hat uns nicht bescheid gesagt?“

Snowcat schüttelte den Kopf: „Komisch ist es dennoch. Eigentlich hätte ich erwartet, dass er wenigstens irgendwas sagt, wenn er den Club verlässt!“

Craven nickte: „Unter normalen Umständen hätte er das bestimmt.“

Sie kamen an der Limousine an, doch von Lestat fehlte weiterhin jede Spur.

Snowcat stampfte wütend mit dem Fuss auf und dachte: ,Ach komm schon Ghede, das war doch echt ne geile Party, gib uns einen Hinweiß.‘

Genau in diesen Augenblick wehte ein Windstoß den Zylinder von Lestat hinter einem parkenden Wagen hervor.

Sofort machte sich Blackstone auf, den Hut einzufangen und sagte dann: „Ich höre ein Geräusch aus der Seitengasse da.“

Ohne zu zögern stürmten sie in die Gasse und dort hinter einer Mülltonne lag der bewusstlose Lestat.

Schon wieder wie in einem schlechten Trideo, dachte Snowcat nur.

03:33:17

Lestat kratze sich am Kopf: „Nun, ich habe mich mit dieser entzückenden Dame unterhalten und hatte dann ganz plötzlich das Bedürfnis, sie nach draußen zu begleiten, ohne euch etwas davon zu berichten. Gemeinsam schlenderten wir zu ihrem Wagen und da sprang hinter mir urplötzlich ein maskierter Mann mit Raptorenbeinen heraus und zerrte mich in einen Lieferwagen. Ich konnte mich dort weder rühren noch sprechen und die Blondine verband mir die Augen. Ein Zauber drang in meinen Kopf ein und suchte nach bestimmten Informationen. Ich glaube, sie wollten den Standpunkt des Labors, nach dem wir suchen, in Erfahrung bringen, doch das Wissen besitze ich nicht. Dann hat mich etwas in den Hals gestochen, ich bekam einen Schlag auf den Kopf und das nächste, woran ich mich erinnere ist, dass ich bei euch in der Limousine zu mir gekommen bin.“

Blackstone brummte: „Na, das klingt ja ganz nach unseren Freunden Drachenklaue und Geist.“

„Nur, dass sie sich jetzt noch Unterstützung von einer Tussi geholt haben!“, ergänzte Candy.

Snowcat grinste böse: „Ja, von Barbie-Bitch!“

Candy sah nachdenklich aus: „Und nun?“, wollte sie dann wissen.

Fiddler antwortete ihr: „Nun ändert sich erstmal gar nichts, außer, dass ich mal mit Lestat vor die Tür trete und einen Naniten zerstörenden Zauber auf ihn setze.“


03:49:57

Lestat und Fiddler waren gerade von ihrem kurzen Ausflug vor das Appartement zurückgekehrt, als Blackstones Commlink schellte. Das Gespräch dauerte nur wenige Sekunden, dann gab der Zwerg bekannt: „Unser Flug nach Europort ist für die Nacht von Dienstag zu Mittwoch genau um 00.00 Uhr organisiert. Er startet von Cape Cod aus, was nicht allzu weit von Boston entfernt ist. Wir werden über eine Infrarot Taschenlampe Kontakt aufnehmen, bevor unser Flieger landet.“

Candy rieb sich die Hände: „Fein. Das bedeutet dann geht‘s endlich weiter.“

Snowcat nickte und fügte hinzu: „Und das bedeutet noch was!“ Fragende Augen blickten sie an. „Das bedeutet, auch, dass wir unseren Zeit-Bonus von 100.000 New Yen endgültig abschreiben können, denn die Zeit dafür läuft 24 Stunden nach unserem Aufbruch nach Europort ab.“

Einige Sekunden waren alle still, dann sagte OC: „Na dann haben wir ja doch noch etwas Zeit. Wie wärs, wenn wir die nutzen, damit ich mich doch noch an Onkel Little Fat Toni rächen kann? Ich habs mir nämlich ünerlegt!“


05/13/70, Dienstag - 04:38:46

Snowcat saß lachend auf Cravens Schoß, sie befanden sich seit einigen Minuten in einem Lieferwagen auf dem Weg nach Cape Cod. Candy fuhr den Wagen.

Snowcat stupste OC freundschaftlich an: „Nun erzähl noch mal, was du mit deinem wahrlich fetten Onkel getan hast, als er von der Party auf der wir extra für dich waren, zurückgekommen ist. Oh, warte noch! Hatte ich schon bemerkt, dass wir von dieser Party nur wussten, weil Kyle O‘Farrel so unglaublich auf mich steht.“

Blackstone brummte: „Warum sollte er auch nicht?“

Craven grinste wie immer breit: „Genau OC, erzähl uns noch mal, wie es war dort im Dunkeln auf ihn zu warten, während wir uns aufgeopfert haben, auf der Party gute Laune zu verbreiten, damit niemand bemerkt, dass wir eigentlich nur deinen Onkel im Auge behalten wollten. Und was wir erst alles essen mussten... Einfach widerlich!“

„Ja Craven, so ist es richtig.“, auch Fiddler grinste, als er das sagte: „Erzähl uns nur oft von deinem grausamen Schicksal.“

Craven zog einen Schmollmund: „Hey, Fiddler, unterschätz das mal nicht! Schließlich musste ich die ganze Zeit über zusehen, wir all die fetten hässlichen Menschen versucht haben, meine Braut mit den Augen auszuziehen.“

Snowcat nickte heftig: „Ja, genau! Warum sind die Männer von der Mafia eigentlich alle so fett?“

Candy rief fröhlich: „Na weil die alle so viel Pizza essen!“

Snowcat seufzte: „Ja, wahrscheinlich. War schon schade, dass Kyle selbst nicht auf der Party war.“

Craven kniff ihr in den Oberschenkel.

Starbuck bemerkte: „Ja, fand er wahrscheinlich auch. Aber nun erzähl es doch wirklich noch mal OC!“

OC seufzte zwar, aber man konnte ihr trotzdem ansehen, dass sie Freude an dieser Erinnerung hatte: „Also, er zieht sich aus....“

„Ihhh.“, tönte es von Craven und Snowcat gleichzeitig.

„... steigt ins Bett und ich warte im Schrank, bis endlich sein Schnarchen ertönt. Dann gebe ich das Signal und Fiddler und Blackstone kommen ebenfalls aus ihren Verstecken. Fiddler hält Fat Toni an den Armen fest und Blackstone grabscht nach seinen Beinen. Ich setzte mich auf seine Brust, schiebe ihm einen Knebel in den Mund und wecke ihn mit einer Ohrfeige. Als er erschreckt die Augen aufreißt, sage ich zu ihm: ,Hallo Onkel Toni. Blöd mich wieder zu sehen, oder? Hör zu, denn ich sage dass alles nur ein einziges Mal! So wie jetzt kann ich dich jederzeit wieder besuchen. - Ich schneide ihm mit dem Messer ins Gesicht, fange einige Blutstropfen auf und gebe sie in ein Reagenzglas. - Und über deine DNA können dir meine Freunde die schrecklichsten Zauber auf den Hals jagen. Damit das nicht passiert, wirst du ab heute 1 x im Monat Blumen auf das Grab meiner Mutter legen lassen. Und du wirst nie wieder gegen mich in irgendeiner Weise vorgehen. Ich kann ab sofort so oft und so lange in Boston bleiben, wie ich will. Hast du das verstanden. - Worauf hin Fat Toni panisch genickt hat. - Damit du mir wirklich glaubst, wirst du heute Nacht einen Alptraum darüber haben, was mit dir passiert, wenn du dich dagegen widersetzt. Capicé? - Wieder hat mein Onkel genickt. Dann hab ich ihm die Dosis mit dem Schlafmittel verpasst, und wir sind wieder abgehauen. Dann hat Lestat diesen Alptraum-Zauber auf meinen Onkel gemacht. Aber so, wie das Schwein schon vorher gezittert hat, hätte es dessen wahrscheinlich gar nicht bedurft.“

„Jo!“, rief Candy, „Aber geschadet hat es sicher auch nicht!“

Lestat richtete sich wie Graf Dracula aus seinem Grab persönlich aus seiner bequemen Position auf und sagte dann: „Außerdem war es mir ein großes Vergnügen, diesen Zauber für dich zu wirken, ma Belle!“


05/14/70, Mittwoch - 00:03:00

Pünktlich war der Zeppelin lautlos über dem Wasser erschienen. 

Snowcat hatte es sich soeben auf einem des Sessel in der Lounge gemütlich gemacht und zupfte ein Leder-Pfegetuch aus der Packung, reichte es Craven und nahm sich ein weiteres. Dann begann sie damit, ihren Catsuit in Ruhe von den Spuren des vergangenen Grillabends zu beseitigen. Zeit war genug, denn der Flug nach Europort würde mindestens 16 Stunden dauern.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*