Hallo Ihr Lieben!
Ich hab schon als Kind Schneekugeln und Spieluhren gemocht, natürlich bin ich nicht die Einzige auf der Welt, die so was mag. Da solche Dinge aber total kitschig sind, halte ich mich mit der Bewunderung von Schneekugeln oder Spieluhren im Allgemeinen zurück.
Meine erste und einzige Spieluhr, eine orangene, Watte gefüllte Filz-Sonne, mit blauen Strahlen und einem fröhlichen Gesicht, die "Schlafe mein Prinzchen" spielte, half mir als Baby beim Einschlafen. Es gibt Fotos, da baumelt sie über dem Kinderbett. Als Kleinkind habe ich manchmal so heftig an der Schnur gezogen, um das Lied wieder und wieder zu hören, dass mein Eltern die Spieluhr reparieren mussten. Gelegentlich diente sie mir sogar als Kissen. Viel später, inzwischen hatte die Sonne schon längst keine Strahlen mehr, und ein Knopfauge und die Nase fehlten auch, half mir die Melodie über meinen ersten Liebeskummer hinweg.
In der einzige Schneekugel die ich hatte, stand eine prächtige Schneekönig auf einem gefrorenen See. Nie fand ich eine Frau schöner, und wenn ich genau überlege, legte sie meine Sehnsucht nach eisweißen Haaren und eisblauen Augen fest. Sie zerbrach meiner Mama beim Staubwischen, die silbernen Sternchen daraus hatte ich noch eine Weile in einer Streichholzschachtel aufbewahrt, leider war die Figur total zerbrochen.
Als der Teenie klein war, habe ich die Gelegenheit genutzt, um Spieluhren und Schneekugeln zu kaufen. Nicht massenweise, dann verlieren sie ihren Zauber finde ich, aber knapp ein Dutzend ist zusammengekommen.
Gestern stehe ich nun bei unserem Netto und da gibt es eine Kiste mit Restposten von Schneekugeln mit Spieluhren drin, die "We Wish You A Merry Christmas spielen." 12,99 € ist das Billigprodukt sicher nicht wert, aber für 3,99€, auf die es herabgesetzt wurde, kann man es riskieren. Also werfe ich mich kopfüber in den Aufsteller und suche mir eine der wenigen Kugeln mit einem Bärchen-Weihnachtsmann raus.
Nachdem die Einkäufe verstaut waren, öffnete ich vorsichtig die Schachtel. Der Platz, auf dem sie während der Adventszeit stehen soll, steht auch schon fest: sie soll auf die Waschmaschine, neben dem WC. Dann kann ich immer heimlich und unbemerkt daran schütteln und wenn es mal "etwas länger dauert" kann ich mir die Zeit mit Musik verkürzen.
Das mit dem Auspacken war leichter gesagt als getan, denn der Pappkarton wurde in Taiwan direkt auf das Styropor geklebt, damit die Kugel die weite Reise auch übersteht. Und schon schneit es zum erstmal heftig. Styropor verteilt sich auf dem Küchentisch. Irgendwann habe ich es aber doch geschafft und halte die kitschig, hübsche Kugel in den Händen. Klar, die Schneekönig ist es nicht, aber schneien tut es darin schön.
Dann ziehe ich die Spieluhr bis zum Ende auf und....NICHTS. Ich schüttele sie sanft, aber sie gibt nicht ein einziges Ping von sich. Also hole ich meinen für Frauen designten Leatherman aus der Handtasche. (Er ist Lila und ein bisschen schmaler, als die Männervariante, sonst aber genau so wie sein großes Vorbild.)
Ich klappe den Schraubendreher heraus und löse damit die drei winzigen Schrauben. Doch ich erreiche nicht mehr, als dass die Spieluhr im Inneren umher tanzt, ganz ohne einen Ton. Weiter komm ich nicht ran, da alles verklebt ist.
Ein winziges bisschen traurig stelle ich die Schneekugel an ihren Platz. Schneien lassen kann man es darin ja immer noch.
Am Abend dann, kurz vorm Schlafen gehen, steht die Imperiale Standart-Prozedur an, (vor dem Sprung in den Hyperraum Ballast abwerfen). Ich schüttele die Kugel zwei mal und sehe zu, wie der Schnee sanft zu Boden sinkt.
Wir begeben uns zu Bett, ich schließe die Augen und dann... erklingt plötzlich "We Wish You A Merry Chistmas" vom Klo.
Ich mache die Augen auf und stürme zum Bad und da spielt sie, die Spieluhr, laut und deutlich. Ich ziehe sie erneut ein kleines bisschen auf und sie spielt wieder.
Heute Morgen habe ich die drei Schrauben wieder eingedreht.
Und da soll noch mal jemand sagen, es gäbe keine Weihnachtswunder. *pur*
Habt alle einen schnurrigen Tag.
Eure Snowcat