Episode 12/16: Bloody History (Run 71)

WELCOME BACK, CHUMMER!

ON THE RUN1: Bloody Guts, Columbo, Mr.Jack, Rubber Duck, Shark Finn und Snowcat.

TIMESTAMP2: 07/25//75; 12:35:33 - 08/24/75; 07:55:07

RUN NO: 71

TODAYS HEADS UP: Um einen Freien Geist zu vernichten, muss man lange, vielleicht sogar blutige Wege gehen, aber man muss dazu kein Freigeist sein. - HOST

POSTED BY SNOWCAT: 

[Song 0:Imagine Dragons /I-Tunes Sessions - Radioactive3] Um die heutige Geschichte zu erzählen, muss ich ein bisschen weiter ausholen und zunächst ein paar Fakten und Begebenheiten zusammen stellen. 

Nuclear Spirits sind seltene und überaus gefährlich Wesen, deren Existenz unserer eigenen Welt entgegen steht. Ihre Kraft ist zerstörerisch und für jedes Lebewesen ob Metamensch, Pflanze oder Tier, verehrend. Ungebändigt und wild, gehört ein Nuklearer Geist nicht auf unsere Ebene. Sein Ziel ist es, alles seiner Natur anzupassen und zu verbrennen und zu verstrahlen. 

Im Gegensatz zu einem Feuerwesen, das auch gerne verbrennen möchte, fehlt dem Nuklearen Geist die Fähigkeit - oder sollte ich besser Möglichkeit sagen? - sein Werk zum Guten einzusetzen. Jedenfalls wenn er toxisch ist, so wie Ashe.

Ich weiß nicht, ob es Nuclear Spirits gibt, die nicht toxisch sind. Doch mit meinem jetzigen Wissen, wage ich das zu bezweifeln.

So lange sie toxisch sind, gehören sie vernichtet.

‹Genau so sehe ich es auch Drachenkätzchen.›

‹Das freut mich zu hören, Katze.›

‹Meinst du, es geht beim nächsten Mal auch etwas eleganter, Drachenkätzchen?›

‹Noch eleganter, als wenn ich etwas tue, geht es eigentlich kaum Katze, aber was meinst du?›

‹Nun, etwas oder jemanden mit der stärksten Waffe und voller Power anzugreifen, ist nicht sonderlich elegant, Drachenkätzchen. Das ist, als wenn man mit einem Amboss nach einer Maus wirft. Die Maus ist am Ende tot, aber mit Eleganz hat das nichts zu tun. Oder, falls dir das Beispiel besser einleuchtet, als wenn man mir dragonischem Eisatem einen kleinen Vogel vom Himmel schießt. Stimmst du mir da zu Drachenkätzchen?›

‹Ja, durchaus, Katze.› 

‹Gut, achte das nächste Mal darauf, Drachenkätzchen. Ich bin sicher, die langsamere und elegantere Methode macht nicht nur mehr Spaß, sie kommt auch im Trideo besser an, Drachenkätzchen.›

Einen Freien Geist vernichten zu wollen, ist ein schwieriges, nicht ganz ungefährliches Unterfangen. Es muss gut überlegt sein und vorbereitet werden.

Nachdem wir auf unserem Run in der Sioux Nation eine Verschwörung aufgedeckt und eben einen Freien Nuklear Geist, der einst ein Feuergeist gewesen war, entdeckt hatten, war mir der Gedanke gekommen, jenen Geist für immer zu vernichten und die Welt so von ihm und der mit ihm einher gehenden Gefahr zu befreien.

Um einen Freien Geist zu vernichten, ist es zwingend notwendig seinen Wahren Namen in Erfahrung zu bringen. Und wenn ich zwingend sage, meine ich absolut notwendig. Man kommt nicht drum herum.

Bei dem Wahren Namen eines Freien Geistes, handelt es sich um eine komplexe arkane Formel, die die Summe seiner Essenz und Natur vollständig erfasst.

Hat man diesen Wahren Namen nicht, verbannt man ihn bei seiner Vernichtung nur für maximal 40 Tage auf seine Heimatebene. 

Dann kann er zurück kehren und ist wahrscheinlich ungemein wütend auf den, der ihn verbannt hat.

A pro pos wütend: Es gibt kaum etwas, was einen Freien Geist wütender auf einen macht, als dessen Wahren Namen zu besitzen. 

Jeder, der den Wahren Namen eines Freien Geistes kennt, kann ihn damit nicht nur vernichten, er kann ihn auch jederzeit rufen, den Geister erscheinen lassen und in seinen Dienst zwingen.

Diese Wut ist also ziemlich gut nachvollziehbar. Niemand hat es gerne, wenn jemand über ihn bestimmen kann und dann auch noch die Waffe zu seiner Vernichtung in den Händen hält. 

Dummerweise wissen Freie Geister sofort, wenn eine Kopie ihres Wahren Namens existiert und nicht nur das, sie spüren auch genau, wo sich diese Formel befindet. 

Doch bevor man sich um die besagte Wut eines Freien Geistes kümmern kann, muss man diesen Wahren Namen zu allererst einmal kennen.

Mitteilen wird einem der Freie Geist seinen Wahren Namen nicht, egal wie freundlich man ihn bittet. Man kann den Geist auch nicht dazu zwingen, einem den Wahren Namen zu nennen. 

Aber es gibt Methoden, an den Wahren Namen zu gelangen.

Um den Wahren Namen zu erfahren, könnte man zum Beispiel eine astrale Queste auf der Heimatebene des Geistes unternehmen. 

Aber jetzt mal ehrlich, wer will sich schon freiwillig auf die Heimatebene eines Nuklearen Geistes begeben? Also ich mit Sicherheit nicht!

Zum Glück ist das nicht die einzige Methode.

So war eine astrale Queste in diesem Fall gar nicht nötig. Ich hatte sowohl die Geburtsstätte jenes Nuklearen Geist aus der Sioux Nation, als auch ihn selbst askennt und war damit in der Lage, die Formel mit dem Wissen daraus zu erarbeiten. Was einige Tage Studium in Anspruch nehmen würde. Ich will Euch jetzt nicht weiter mit langweiligem Arcana belästigen und gehe darum nicht weiter ins Detail. 

Wichtig ist, ich hatte alles beisammen, was mich dazu befähigte eine Formel mit dem Wahren Namen des Geistes zu erstellen. 

Mit diesem Wissen und dem Wunsch, den Nuclear Spirit zu vernichten im Gepäck, war ich direkt nach den toxischen Ereignissen in der Sioux Nation bei meinem Mentor aufgeschlagen

„Ich bin sehr stolz auf Dich!“, hatte mein Meister nach meinem abschließenden Bericht gesagt und mir war wohlig warm ums Herz geworden.  

Ehran ist nicht gerade jemand, der mit Lob um sich sich wirft und wenn er dann schon mal stolz auf mich ist, dann weiß ich, dass ich auch nach hohen Ansprüchen etwas gut gemacht habe. Auch nach der Meinung meines Mentors hatten wir Vielen das Leben gerettet, als wir beschlossen hatten, den Plan der toxischen Schamanen zu vereiteln.

„Warum gerade diesen Geist?“, hatte mein Mentor mich gefragt, nachdem ich verkündet hatte, dass ich den Nuklearen Geist zur Strecke bringen wollte. 

Gerade weil mein Meister beeindruckt von unserer Leistung gewesen war, hatte mich diese Frage umso mehr überrascht. 

„Weil ich seinen Wahren Namen entwicklen kann.“, war meine relativ simple Antwort gewesen.

„Nun, ich habe eine ganze Liste mit magischen Gefahren. Ich bin sicher, mit etwas Studium bist du schnell in der Lage auch gegen sie vorzugehen. Also wiederhole ich meine Frage, warum möchtest du diesen Geist vernichten und nicht irgendeinen anderen oder die verbliebenen toxischen Schamanen?“

In dem folgenden, eloquenten Gespräch - welches ich auch gut und gerne als Fragespiel bezeichnen könnte, wobei mein Mentor schlaue Fragen stellte und ich antworte - erarbeiteten wir vier Möglichkeiten für mich.

1. Ich konnte den Nuklearen Geist, Geist seien lassen und mich nicht weiter um ihn kümmern.

2. Ich konnte mich mit Roger Soaring Owl, in Verbindung setzen, unter dessen Schutz in den Sioux die Formel für den Wahren Namen des Nuklearen Geist entwickeln und die fertige Formel an Soaring Owl übergeben, damit er sich um den Geist kümmerte.

3.Ich konnte die Formel für den Wahren Namen entwickeln und den Nuklear Geist selber vernichten.

Und 4. - eine Idee auf die ich niemals selbst gekommen wäre - ich konnte den Nuklearen Geist vernichten (oder auch nicht) und das Jagen von Magischen Gefahren zu meiner Profession machen. Das Ganze aufzeichnen und vermarkten und damit nicht nur die Welt sicherer machen, sondern auch Ruhm, Reichtum und Ehre für mich und meine erforderlichen Kollegen einsammeln - denn so etwas macht man nicht allein. Es sei denn, man ist ein Großer Drache oder etwas von ähnlicher Macht. Für alle andere ist der alleinige Kampf gegen magische Gefahren blanker Selbstmord.

Möglichkeit Vier war direkt von meinem Mentor gekommen. Auch wenn er die Idee wiederum als Frage formuliert hatte. Er gatte dabei sogar Johnny Spinrad als Produzent der Vermarktung ins Spiel geworfen.

Ich hatte perlend gelacht und die vierte Möglichkeit dann weit hinten auf die Liste gesetzt, nachdem ich Möglichkeit Eins augenblicklich gestrichen hatte.

Irgendeine Entscheidung diesbezüglich traf ich an diesem Abend Ende Juni nicht, denn zunächst einmal war es an der Zeit, mich für ein paar Wochen Ferien mit meinem Liebsten auf der Isle Of Arran zurück zu ziehen.

❅❅

Während einem unserer mehrtägigen Reitausflüge brachte ich auch bei meinem Liebsten des Thema Vernichtung des Nuklearen Geistes zur Sprache. 

Während mein Mentor höchstwahrscheinlich - ganz sicher konnte ich das bei ihm nie sagen - Möglichkeit Zwei bevorzug hatte, meinte mein Geliebter grinsend dazu, „Was? Du willst diesen langweiligen, wissenschaftlichen Part der arkanen Herleitung der Formel übernehmen und dann den Spaß von Beschwörung und Kampf Soaring Owl und der Sioux Nation überlassen?“

Ich hatte den Kopf geschüttelt, „Nein, eigentlich will ich das nicht. Zumal ich Soaring Owl nicht weit genug traue. Mit der Formel könnte er den Geist auch rufen und einen Pakt mit ihm eingehen. Allerdings ist dieses Möglichkeit die Ungefährlichste für meine Person.“

„Ja, und die Langweiligste!“, dieser Bemerkung war ein langes Gähnen gefolgt, „Ein Vorschlag, der unglaublich gut zu dem Alten Schwätzer passt. Die langweilige Arbeit selber zu machen und den ganzen Fun den anderen zu überlassen.“

Ich hatte gelacht, „Hey, nenn ihn nicht immer so. Er hat übrigens auch vorgeschlagen, dass ich mich auf das Jagen magische Gefahren spezialisieren könnte und dann das Ganze als Trideoserie vermarkte.“

Harlequin hatte eine Augenbraue gehoben, „Tatsächlich? So viel Innovation hätte ich ihm gar nicht zugetraut.“ Er hatte mich darauf hin länger betrachtet und dann verkündet, „Du, mit erhobenem Dolch und wehendem Haar im Kampf gegen eine Abscheulichkeit. Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass sich das hervorragend verkauft.“

Worauf wir in den nächsten Tagen die Kombination aus Schwertkampf und Posieren trainiert hatten. Etwas, was man Liebster ausgesprochen gut beherrschte. Ich lernte viel darüber, an welcher Stelle eines Kampfes man sich eine Pose leisten konnte, wie man Haar und Mantel am besten schwang und in welchem Winkel eine Attacke optisch besser zur Geltung kam. 

Mein Liebster hat so viel Ahnung davon, wie man ansprechend und spektakulär kämpft, dass ich irgendwann einmal überprüfen muss, ob er nicht doch ein berühmter Schau-Fechter - falls es so etwas gibt- oder Choreograph für Martial Arts Filme ist. 

Da ich nicht weiß, womit er sein Geld verdient oder jemals verdient hat, falls er denn welches verdient hat, könnte er durchaus damit sein Geld gemacht haben oder machen oder was auch immer. 

❅❅

Irgendwann hatte sich die Erholungszeit dem Ende geneigt. 

Die Entscheidung gegen den Nuklearen Geist vorzugehen, war, wie gesagt, schon lange gefallen und darum hatte mein Weg von der Insel vor Schottland nicht zurück nach Seattle geführt, sondern nach Prag. 

Prag war der perfekte Ort für mich, um alles notwendige Wissen zu sammeln, das mir helfen konnte, einen Toxischen Nuklear Geist zu vernichten. 

Abgesehen davon waren meine Reagents zu diesem Zeitpunkt fast alle gewesen und in Prag habe ich meine legalen und zugleich günstigen Quellen, deren Material allererster Güte ist.

Zudem haben wir, also Moxi, Shark Finn und ich, immer noch eine Wohnung in Prag.

Wie gesagt, ein perfekter Ort für mich.

Harlequin hatte mich nach Prag begleitet und Shark Finn hatte uns Beide am Flughafen getroffen.

Gleich am Tag nach unserer Ankunft in Prag hatte ich eine ganz besondere Bibliothek aufgesucht, zu der ich durch einen elitären „Studienkreis“ Zugang habe.

Einige „Kommilitonen“ sind dort eigentlich immer anwesend. So auch an jenem Tag. 

Wir hatten sogleich damit begonnen, die Besonderheiten zu erörtern, die ein Nuklearer Geist haben konnte.

Wie ich Eingangs bereits erwähnte, Nukleare Geister sind selten.

„Ich gehe davon aus, dass der Geist über eine Radioaktivität-Kraft verfügt.“, hatte ich geschlussfolgert, „Davor werde ich mich schützen müssen.“

Dr. Ilja Medwedev hatte sogleich erklärt, dass er Schutzzauber gegen Radioaktivität kenne, die er mir zur Verfügung stellen würde, wenn ich ihm in Gegenzug einen Gefallen täte, als wir unser Gespräch auch schon hatten beenden müssen, da mir eine Einladung zu einem Treffen mit Professor Schwarzkopf überreicht worden war. Zufällig hatte der Professor gerade genau zur nächsten vollen Stunden Zeit für mich gehabt.

Einen Professors und Lehrmeisters lässt man nicht warten, schon gar nicht, wenn es sich bei ihm um einen Großen Drachen handelt.

Es stellte sich heraus, dass Nuclear Spirits so selten sind, dass der Professor alles über meine Begegnung mit dem Geist hatte wissen wollen.

Und wenn ich alles sage, dann meine ich alles. Bis ins kleinste Detail. 

Das Gespräch hatte sich am Ende insgesamt bis über zwei Tage hingezogen und ich war sehr froh gewesen, dass der Große Drache Professor Schwartzkopf verinnerlicht hat, dass Drakes wie ich essen, trinken und sogar schlafen müssen.

Ich hatte übrigens keinen Grund gehabt, mich zu beschweren. Denn auch ich hatte bei diesem Gespräch viel gelernt.

So viel, dass in der Zwischenzeit ein detaillierter Plan zur Vernichtung des Geistes in meinem Kopf entstanden war.

Fehlte nur noch die Verstärkung, denn ich würde nicht so dumm sein und versuchen den Geist alleine zu vernichten. 

Die Formeln für die Zauber zum Schutz gegen Radioaktivität hatte ich auch noch besorgen müssen. Was mich wieder zu dem Gefallen für Ilja gebracht hatte und so wie ich solche Gefallen nun einmal kannte, hatte ich gewusst, dass ich auch dabei Verstärkung gut gebrauchen konnte.

Mr.Jack und Columbo waren mir als besonders geeignete Verstärkung in den Sinn gekommen. 

Ich hatte mich mit Beiden einzeln in der Matrix getroffen und zu meiner Freude hatten sich Beide sofort dazu bereit erklärt, den Geist vernichten zu wollen.

Mr.Jack hatte sogar einen ähnlichen Gedanken gefasst gehabt und sowieso mit mir sprechen wollen, da er einen Lehrer suchte, der ihm etwas über Geister, ihre Fähigkeiten und den Kampf gegen sie beibringen konnte.

Columbo hatte simpel gemeint, dass solche Gefahren vernichtet werden müssen.

Decker und Rigger sind bei jeglicher Unternehmungen hilfreich und darum hatte ich Rubber Duck und Bloody Guts ebenfalls nach Prag gebeten. 

Soweit die Vorgeschichte der heutigen Erzählung.

‹Dir ist schon klar Drachenkätzchen, dass du schon wieder eine ganze Menge Wissen und Geheimnisse preisgegeben hast?›

‹Ja Katze, das ist mir klar. Doch auf die wirklich geheimen Details der Vorgeschichte bin ich doch nicht eingegangen.›

‹Nun, du hast immerhin nicht alles ausgeplaudert und niemanden mit der Nase in die Sahne gestoßen, Drachenkätzchen. Dennoch hätte es weniger sein können.›

‹Ich befürchte daran, dass ich zukünftig noch mehr preis gebe, wirst du dich gewöhnen müssen, Katze.›

‹Ja, Drachenkätzchen, das befürchte ich auch. Aber solange dich dafür eine Menge Wesen bewundern, soll es mit recht sein. Jedenfalls bis zu einem gewissen Maß.›

❅❅❅

[Song1: Dolores O’Riordan -Ordinary Day3,4] Am frühen Vormittag des 26.07.2075 landete der Learjet von Universal Consultants auf dem Flughafen von Prag. 

Ich war mit dem SUV gekommen, um Columbo, Mr.Jack, Rubber Duck und Bloody Guts vom Flughafen abzuholen. 

Prag und ich, das war fast schon etwas, wie Liebe auf den ersten Blick gewesen. 

Die Altbauten, die schmalen Gassen, die Innenstadt mit den Strassen aus Kopfsteinpflaster, das alles faszinierte mich. Jeden Schritt in Prag machte man auf einem Stück Geschichte. 

Wenn man mich fragt, gehört Prag zu den schönsten Städten Europas, wenn nicht sogar der Welt und mit Schönheit kenne ich mich aus.

Prag mag weniger Glanz haben als Paris und ist vielleicht nicht so ehrwürdig wie London, aber es besitzt seinen eigenen Charme, der nicht zuletzt durch das Studentische Leben in der Stadt geprägt wird. Prag ist welt-, metamenschen und - ganz besonders wichtig - magieoffen.

Ich kenne mich inzwischen schon ziemlich gut in Prag aus und brauche das Verkehrsleitsystem nicht mehr. 

Ich fuhr den einen oder anderen kleineren Umweg und gab ein wenig den Stadtführer, da keiner meiner Vier Teamkollegen je zuvor in Prag gewesen war. Bei den architektonischen Fakten hielt ich mich zurück, ganz weglassen konnte ich sie nicht, immerhin hatte ich Thaumaturgie und Kunst studiert, da blieb so einiges an Kunstwissen hängen und wollte einfach raus.

Auf dem AR-Bildschirm der Wagen-Innenkamera konnte ich sehen, dass die vier jungen Männer sichtlich von der Stadt beeindruckt waren. Allerdings bemängelte Columbo den Zustand der Nicht-Amerikanischen Strassen. Alles war ihm hier etwas zu eng und klein geraten.

Ich umfuhr den nördlichen Part der wunderschönen Altstadt geschickt und begann damit die Sondergenehmigung zu posten, die meinem Wagen überhaupt gestattete in der Altstadt auf den historischen Strassen zu fahren. Zudem gab es hier überall Einbahnstrassen, man musste den Weg durchaus kennen, um an den Zielort zu gelangen.

Schließlich fuhr ich durch die Einfahrt und durch das Vorderhaus hindurch, um im Innenhof zu parken.

Dann ging es zu Fuß im Vorderhaus bis in die oberste, fünfte Etage. 

Bloody Guts verzog das Gesicht, als die hölzernen Stufen des 1903 gebauten Hauses unter seinem Gewicht knarrten. 

„Keine Sorge,“, beschwichtigte ich, „die Treppen tagen dich! Shark Finn geht hier auch problemlos hoch.“

Rubber Duck hob überrascht die Augenbrauen, als er den Namen einer meiner SINs an auf dem Klingel-TAG laß. „Das ist deine Wohnung?“, fragte er.

Ich griente niedlich, „Genau genommen sind es zwei zusammen gelegte Wohnungen und sie gehören Moxi, Shark Finn und mir.“

Shark Finn erwartete uns mit frischem Kaffee, Softpaw beschnüffelte die Neuankömmlinge ebenso neugierig, wie die anderen sich umsahen. Mr.Jack zeigte besonderes Interesse an dem Cello, das vor einem der hohen Sprossenfenster im Wohnzimmer stand.

Hausgeist Henry ließ sich nicht blicken, was keine Überraschung für mich war. Im Gegensatz dazu fand ich es schon überraschender, dass Harlequin, der eigentlich mit mir in Prag geblieben war, sich ebenso in Luft aufgelöst zu haben schien. 

Ich führte alle durch die Wohnung und zeigte ihnen die Schlafmöglichkeiten in Moxis Zimmer, Gästezimmer und auf der ausziehbaren Couch im Wohnzimmer. Wenn das nicht reichte, konnten sie sich noch eine Matratze aufpumpen. Ich wusste, dass sie sich einigen würden. 

Mein Schlafzimmer war übrigens tabu. Sie durften, zur Enttäuschung von Rubber Duck, nicht einmal einen Blick riskieren.

In der geräumigen Küche standen übrigens geröstetes Brot, ungarische Salami und frische Buchteln bereit. Auf dem Herd kochte eine Gulaschsuppe, Henry hatte alles gegeben, damit unsere Gäste die böhmische Küche kennen lernten. 

Ich goss Vanillesoße über meine Buchteln. 

„Und was sollen wir nun für den Kontakt machen, damit er uns die Zauber zur Verfügung stellt?“, wollte Columbo wissen.

„Ich habe überhaupt keine Ahnung.“, erwiderte ich, „aber ich nehme an, dass es etwas Gefährliches ist. Wäre es nur Studienkram, hätte er das alleine erledigt. Und damit ich das nicht alleine machen muss, habe ich euch dazu gebeten.“

„Was ist denn das für ne schwule Sau?“, schimpfte Bloody Guts.

Ich legte den Kopf leicht schief, „Wieso schwule Sau?“, fragte ich im freundlichen Ton.

Bloody Guts bleckte die Hauer, „Na wenn der dich schon mal gesehen hat und dich was Gefährliches machen lässt, muss der doch ne schwule Sau sein.“

Ich lachte perlend, „Mir ist nicht bekannt, dass er schwul ist. Wahrscheinlich hat er davon gehört, dass ich nicht allein arbeiten muss, wenn es gefährlich wird.“

❅❅

Dr. Ilja Medwedev hatte uns in ein gehobenes Restaurant geladen. Ich hatte ihm via Nachricht mitgeteilt, dass ich zwei weitere Gäste und meinen Bodyguard mitbringen würde. Ich mochte es eigentlich nicht sonderlich, Shark Finn beim Essengehen hinter mir stehen oder am Rand sitzen zu lassen, aber ihm war es lieber, offiziell als mein Bodyguard aufzutreten und sich dementsprechend professionell zu verhalten. 

Columbo und Mr.Jack waren meine weiteren Gäste. Bloody Guts und Rubber Duck zogen es vor, dem Ganzen nur via Teamnetzwerk beizuwohnen. Für Bloody Guts waren solche Restaurants sowieso nichts.

Da das Restaurant in Laufweite zur Wohnung lag, konnten sie es sich zu Hause gemütlich machen. Für Essen war ja gesorgt.

Man führte uns in ein Séparée. Die Möbel hier waren aus echtem Holz, es gab sogar Holzverkleidungen und an den Wänden hingen Gemälde, die teilweise mystische Motive, überwiegend aus der slawischen Folklore zeigten.

Bei Ilja handelte es sich um einen hageren Menschen Anfang vierzig, mit dunklem Haar, einer markanten Hakennase und schmalen Händen.

Er erhob sich, als wir das Séparée betraten und begrüßte uns mit freundlichen Worten und einem freundlichem Lächeln. 

Die Küche des Hauses bot eine Mischung aus Böhmischer und Osteuropäischer Küche, bereitet aus hochwertigen Zutaten. Alles war prädestiniert dafür, sich auf die Hüften zu legen, aber einiges davon war extrem lecker. Es hatte schon seine Gründe warum Finn, Moxi und ich hier in Prag täglich mehr Sport, als normalerweise in Seattle getrieben hatten.

Columbo war deutlich skeptisch, was die Speisen anging, während Mr.Jack eher neugierig darauf war. Columbos Skepsis änderte sich, als in dem gehobenes Restaurant Bier zum Essen angeboten wurde. Na dem ersten Schlucken gab er sogar zu, dass einiger Europäer das Bierbrauen drauf hatten.

Nach Smalltalk zum Hauptgericht, gab es vor dem Dessert Informationen über den Auftrag.

Ilja lehnte sich zurück, drückte die Fingerspitzen aneinander und erzählte, „Ich bin bei meinen Nachforschungen an eine Grenze gestoßen, wo der ich hoffe, dass du sie mit deinen Fähigkeiten überschreiten kannst. Vor etwas über 2 Jahren habe ich einen magisch gefährlich Ort besucht,“ er machte eine gedankenschwere Pause, „Auschwitz. Der Ort ist so geprägt von seiner negativen Vergangenheit, dass man sich gezwungen sah, ihn mit einer Seelenbarriere zu umgeben. Sie besteht aus mehreren Schutzhütern, die all die bösen Geister und magischen Effekte einsperrt. Alle Bewohner wurden durch die dunklen Mächte vertrieben oder sind freiwillig gegangen.“

Ich seufzte innerlich. Ich hatte selbstverständlich schon zuvor von Auschwitz gehört. Das war kein Ort, den man freiwillig besuchen wollte. Schon gar nicht als Duales Wesen, wie ich eines bin. Die magische Hintergrundstrahlung ist überall hoch. Über dem Vernichtungslager selbst und ein Stück darüber hinaus, befindet sich einer von den zwei festen Mana Warps, die es auf der Welt überhaupt gibt. 

Ich würde in dem Gebiet um die Stadt Auschwitz oder Oświȩcim, wie die Stadt auf Polnisch hieß, kaum geradeaus gehen können und so hoffte ich, das was auch immer jetzt kam, nicht bedeutete, dass wir nach Auschwitz mussten.

Dr. Ilja Medewev fuhr fort, „Der Ort zieht Waffenhändler mit Spezialisierung auf Artefakte und Waffen gegen Geister an. Gierige und skrupellose Kreaturen, die dorthin Expeditionen unternehmen, um dort geladene Reagents zu sammeln. So ist vor gut 2 Jahren das Skalpell von Dr Eduard Wirths geborgen worden. Der Nazi-Arzt hat grausame Experimente mit den Inhaftierten Juden gemacht. Um dieses Skalpell geht es. Das verständlicher Weise negativ belastete Artefakt trägt den Namen Fleshfinder und ich bringe es mir 35 Morden in Verbindung, die in den letzten zwei Jahren mit eben jenem Skalpell von verschiedenen Tätern begangen wurden. Vor etwas weniger als 3 Monaten hörten die Morde auf und ich vermute, dass Fleshfinder den Weg zurück nach Auschwitz gefunden hat. Ich hoffe du kannst es besorgen und an mich übergeben…“

Ich zog innerlich scharf die Luft ein. Es klang, als würde ich tatsächlich zumindest in die Stadt Auschwitz müssen. Mein Kollege wusste ja nicht, dass ich ein Drake bin. Wenn ich mich dort bewegen wollte, würde ich mich speziell vorbereiten müssen.

[Song 2: Kanye West & Jay Z feat Frank Ocean - No Church in the Wild 3,4] „… Ich werde es dann in sichere Verwahrung bringen. Ich befürchte, ohne uns könnte es in falsche Hände gelangen. Von SK und Evo gesponserte Expedition haben sich bereits nahe Auschwitz niedergelassen. Die Zeit drängt also etwas.“

Wir sichteten die Daten, die Ilja gesammelt hatte. 

Er hatte aus Newsfeeds, Polizeiberichten und Kriminal Nachrichten Morde mit einander verkettet, die mit einem Skalpell begangen worden waren. Jemand anderes hatte die Taten nicht miteinander in Zusammenhang gebracht. Das erste Opfer eines neuen Täters war Iljas Meinung nach immer der vorherige Täter gewesen. 

Nach einigen Nachfragen war klar, dass nichts darauf hinwies, dass die Persönlichkeit der Täter sich grundlegend verändert hatte. Es schien sich also nicht um eine nichtmagische Besitzergreifung zu handeln, wie Seth Dietrich sie erfahren hatte. Es gab keine Anzeichen für Blackouts bei den Tätern und abgesehen davon waren die verschiedenen Täter nicht nach dem selben Muster vorgegangen. 

Alles wirkte so, als wäre der Täter plötzlich ausgetickt und war dann in einen eigenen Blutrausch verfallen, zum Serienkiller geworden und hatte auf seine eigene Art gemordet. Die Tatwaffe war in allen Fällen ein Skalpell gewesen, das man nicht gefunden hatte. 

Die Waffe hatte das Land über den Wohnort des Täters gewechselt. 

Ilya vermutete, dass der Gegenstand an sich auf eine einzigartige Art verflucht war. Vielleicht lag  ein Zauber auf ihm oder eine Art Schattengeist war an die Klinge gebunden, der ihren neuen Halter per Zwang dazu brachte, die Taten zu begehen.

Magisch war das eine interessante Frage. Ich lächelte und ließ mir nicht anmerken, mit welchen Schwierigkeiten ich es zu tun bekommen würde, „Gut wir werden die Daten analysieren und sehen, dass wir die Spur erweitern und verfolgen können. Ein Anhaltspunkt macht sie Suche in Auschwitz leichter.“ Ich legte den Kopf ein wenig schief, „Was hat dich eigentlich auf die Idee gebracht, meine Chancen den Fleshfinder zu finden, wären größer als deine?“

Ilja zwinkerte mir zu, „Na man erzählt sich so einiges über deine Fähigkeiten und Möglichkeiten. Wieso, ist das falsch?“

Ich schüttelte den Kopf, „Nein. Würde ich glauben ich, respektive wir, könnten das Skalpell nicht finden, hätte ich es gleich gesagt. Ich war nur neugierig, was mich verraten hat. A pro pos neugierig, ich bin auch ziemlich neugierig darauf, was es denn mit dem Fluch auf sich hat. Ich würde später gerne erfahren, was du herausgefunden hast. Du wirst es doch studieren, nachdem wir es dir gebracht haben?“

Ilja nickte, „Ja, mit aller Vorsicht, versteht sich. Du kannst selbstverständlich Zugang zu meinen Erkenntnissen bekommen. “

„Sehr schön.“, erwiderte ich lächelnd.

Eine Nachricht traf auf meinem Commlink ein, <Können wir dem trauen?>, wollte Columbo wissen, als wir auf das verdiente Dessert warteten. <Nicht, dass der das Teil selbst nutzt.>

<Er ist vertrauenswürdig!>, schrieb ich zurück. Einschränkungen machte ich absichtlich keine. Sicher sein konnte man natürlich nie. Jeder ließ sich auf die eine oder andere Art beeinflussen. Doch der Club, in dem wir beide waren und der durch den großen Drachen Schwartzkopf ins Leben gerufen worden war, verhalf Dr.Ilja Medwedev zu einem großen Vertrauensbonus meinerseits.  

Wenn ich nach Auschwitz wollte, musste ich in der Lage sein mit der Hintergrundstrahlung klar zu kommen. Es gab zwei Rituale, mit der man für einige Stunden den Magiefluss absenken oder erhöhen konnte. Ich würde in den langweiligen Apfel beißen müssen, sie bei der Gelegenheit Beide erlernen und uns In Auschwitz kleine Refugien schaffen, die mir den Aufenthalt in der hohen Hintergrundstrahlung ermöglichten.

Noch mal ein paar Worte zu dem, was es mit der Hintergrundstrahlung auf sich hat.

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‹Ich gähne nicht, Drachenkätzchen. Keine Sorge. Wiederholungen sind wichtig. Für so manch denkendes Wesen.›

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Für jeden magisch-Aktiven schwächt die magische Hintergrundstrahlung die magischen Fähigkeiten. Das heißt, sie erschwert das Zaubern, Beschwören oder den Einsatz von Adeptenkräften und das egal, ob die Hintergrundstrahlung positiv oder negativ ist. 

Bei einem Dualen Wesen wie mir legt sich der magische Über- oder Unterdruck auf jedwede Tätigkeit, egal, ob Magie involviert ist oder nicht. Das schließt das Denken, Geradeausgehen und ab einer gewissen Höhe, sogar das Atmen ein.

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Ich hatte den Part der Datenanalyse in die fähigen Hände von Bloody Guts und Doc gelegt. Sie würden die Matrix nach den begangenen Verbrechen absuchen. 

Doc konnte mit seinem scharfen Verstand wahre Wunder vollbringen, was das Entdecken von Schemen und Verbindungen angeht. Wenn einer eine Datenspur aufnehmen kann, dann Doc.

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Mein Liebster hatte sich übrigens am vergangenen Abend und in der Nacht nicht mehr in meiner Wohnung blicken lassen. 

Doch am Morgen hatte eine weiße Rose und ein kleines Döschen mit Zuckerherzen auf dem zweiten Kopfkissen gelegen. Ich seufzte verträumt, als ich die Rose in eine kleine Vase stellte. Ich stand total auf solche kleinen Aufmerksamkeiten. Die Zuckerherzen würden mich durch den  Lerntag begleiten und mich daran erinnern, dass ich geliebt wurde.

Der Duft der Rose würde mich bei meiner Heimkehr begrüßen.

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Ich nahm Mr.Jack mit in die Universität. Ich hatte mich bereit erklärt, ihm selbst die Grundlagen zum Thema Geister beizubringen und während ich in den Bibliothek die beiden Rituale studierte, die ich lernen wollte, konnte er sich mit einigen Texten vertraut machen, die ein guter Einstieg ins Thema waren.

Ich besaß immer noch einen Ausweis, der mir in so gut wie alle Bereiche der Universität in Prag Zutritt erlaubte. Auch in die Bereiche mit beschränktem oder exklusivem Zugang.

Als ich für Mr.Jack einen Besucherausweis beim Pförtner beantragte, kontrollierte man nicht einmal dessen SIN. Mein Wort reichte hier völlig aus. Man kannte mich eben noch - jemanden wie mich vergisst man ja auch nicht so leicht.

❅❅❅

Während Mr.Jack und ich innerhalb der folgenden drei Tage in der Universität und in meinem Refugium in Prag studierten, wobei ich die beiden von mir gewünschten Rituale tatsächlich lernte, sammelten die anderen also die Information über die Killer-Serie und werteten sie aus.

Doc hatte insgesamt fünf statt drei Täter ausgemacht. Einen Engländer, einen Belgier, einen Italiener, einen Deutschen und einen Tschechen. Aus Rücksicht gegenüber ihren Familien nenne ich die Namen der Täter, die irgendwie auch Opfer waren, hier nicht. Insgesamt hatten die fünf Männer um die 50 Mode begangen. Bis auf den Tschechen waren alle Täter tot. Drei von ihnen hatten sich selbst gerichtet, der Vierte war von der Polizei erschossen worden. Niemand war fest genommen worden. Die fünf Täter hatten sich nicht gekannt und standen in keinerlei Beziehung zueinander. In zwei der fünf Fällen konnte Doc nicht sagen, wie das Skalpell den Besitzer gewechselt hatte, bei den drei anderen hatten sich die Wege der Täter gekreuzt. Es bestätigte sich, dass die Persönlichkeit des Täters sich nicht völlig durch das Skalpell geändert hatte. Zeugen und Bekannten war der Täter nur ungewohnt reizbar vorgekommen. Doc hatte eine Menge unschöner Details zusammen getragen, die ich mir zum Glück nicht antun musste. Sie kamen in einem Ordner für Dr.Medwedev. Vielleicht konnte er später nützliches Wissen daraus ziehen.

Für uns zählte jetzt nur eines: Der letzte Täter, der Tscheche, schien den Fleshfinder tatsächlich zurück nach Auschwitz gebracht zu haben. Sein letztes Lebenszeichen zeigte in diese Richtung. Seine Spur endete vor knapp drei Wochen in der Nähe der verlassenen Stadt. Drei Tage davor, war der letzte Mord mit dem Skalpell geschehen.

Am 31.08.2075 mietete ich zu meinem SUV zusätzlich einen PickUp, damit unsere 2 Trolle bequem mitfahren und wir Rubber Ducks Drohnen unterbringen konnten. Dann machten wir, also Columbo, Mr.Jack, Rubber Duck, Bloody Guts, Shark Finn und ich, uns Richtung Polen auf. 

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[Song 3: Itzhak Perlman, Boston Symphony Orchestra & John Williams /Schindler’s List Soundtrack - Auschwitz-Birkenau3] Beim ersten Stopp einige Kilometer vor der Stadt, schickte Rubber Duck ein Flugdrohne aus. 

Ich konzentrierte mich sogleich auf den Magiefluss der Umgebung. Meine Nackenhaare stellten sich augenblicklich auf. Was da an magischer Energie in einiger Entfernung stetig anschwoll, strahlte auch auf die Entfernung hin eine bedrohliche Düsterheit aus. Alles in mir schrie, dort nicht hin zu gehen.

‹Wie gut, dass du das passende Ritual gelernt hast.›, flüsterte Katze und rieb dann ihren Kopf an meinem Kinn.

Der Rundflug der Drohne ergab, dass sich südwestlich von unserer Route das Lager von Saeder Krupp befand. Acht SK-Boden Drohnen durchstreiften Auschwitz in einem Suchmodus. Noch schienen sie nichts gefunden zu haben, denn sie fuhren ein Schema ab. Zwei SK-Drohnen flogen über den Grenzen des Geländes Patrouille.

A pro pos finden, wir hatten zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, wie wir bei unserer Suche vorgehen sollten. 

Zunächst einmal näherten wir uns auf der selben Strasse, die der Tscheche wahrscheinlich genommen hatte. Dort suchten wir dann nach seinem Auto.

Und was soll ich sagen, wir fanden den Wagen sogar. Der Typ war nämlich kein Shadowrunner, sondern nur ein Normalo. Er hatte den Wagen zwar abseits der Strasse zwischen ein paar Bäumen abgestellt, aber er hatte weder seine Signatur, noch sein Commlink ausgeschaltet.

Genau, sein Commlink hatte er leider im Wagen gelassen.

Das Fahrzeug aufzubrechen war kein Problem. Nur gab es darin nichts zu finden, außer ein paar Abfällen, die darauf hindeuteten, dass er die Tage vor seinem Eintreffen hier in seinem Wagen verbracht hatte.

Auch das Commlink brachte keine Hinweise darauf, was er vorgehabt hatte. Alle persönlichen Kommentare hatten mit dem ersten Mord völlig aufgehört. Dieses dunkle Geheimnis hatte er offenbar nicht mal mit seinem Commlink teilen wollen. Es gab nicht einen Eintrag darüber, dass er das Skalpell an sich genommen oder irgend etwas anderes gefunden hatte.

Mr.Jack hatte sich in der Universität über Wirths schlau gemacht und das Wissen über den Arzt, der Mit-Verantwortung für den Tod von über 4.Millionen ermordeten Menschen getragen hatte, an mich weiter gegeben. Allein die relativ sachlichen Fakten waren schwer zu verdauen gewesen. Trotz all der verachtenswerten Menschenversuche und der vielen Todesurteile, die der Mann ausgesprochen hatte, da er für das wiederwertige Sortieren verantwortlich gewesen war, konnte man Wirths nicht als gestörten, mordenden Soziopathen abstempeln. Er war also fähig zu Empfindungen und er war obendrein Arzt gewesen, was dessen Handeln noch schlimmer als besser gemacht hatte. Soziopathen sind einfach nur krank. Sie können nicht anders handeln.

Doch es geht mir jetzt nicht um den Gewichtung, wie bösartig Wirths gewesen war, sondern darum, dass sein Wesen oder Geist demnach nicht in den Fleshfinder eingezogen war. Ein Arzt und Wissenschaftler, wie unmoralisch er auch gewesen war, hätte sich Notizen gemacht. All sein Tun dokumentiert. 

Der Fleshfinder schien einfach nur blutrünstig zu sein. Was auch immer das Skalpell beseelte, es hatte aus der Vergangenheit seine blutigen Schlüsse gezogen. 

Wir hatten also keine weiteren Anhaltspunkte gefunden.

Demnach führte unser Weg rein nach Auschwitz.

Ein eiskalter Schauer lief mir den Rücken hinunter.

Bevor wir die durch diverse AR-TAGs markierte Grenze in den abgesperrten Bereich überschritten, mussten wir dafür sorgen, dass die SK-Flugdrohnen uns nicht entdeckten. 

Rubber Duck flog mit seiner Überwachungsdrohne ein cleveres Manöver und lockte sie einfach weg.

Ich atmete drei mal tief ein und wappnete mich gegen das, was jetzt kommen würde. Columbo, Mr.Jack und Shark Finn würden mich begleiten, während Bloody Guts und Rubber Duck in den Wagen die Stellung hielten, um uns notfalls mit Karacho rauszuholen. 

„Wir sollten da drinnen auf keinen Fall astral wahrnehmen, da wird es Geister geben und astral aktiv können sie uns angreifen. Am besten, wir setzen so wenig Magie wie nötig ein.“, erklärte ich

„Das Ritual zur Senkung der Hintergrundstrahlung ist nötig.“, stellte Columbo fest.

Ich seufzte leise und nickte, „Ja, das ist es.“

Columbo nickte ebenfalls, „Das finde ich gut. Es wird da für uns auch ohne zu große Hintergrundstrahlung ganz schön unangenehm werden.“

Ich ahnte nicht, wie recht er damit hatte.

Als wir die Grenze überschritten, senkte sich die Hintergrundstrahlung auf uns herab, wie eine zu kalte Dusche. 

Eine viel zu kalte Dusche.

Die Haut zog sich zusammen und nach weiteren Schritten wuchs das Bedürfnis, den Wasserhahn warm zu drehen oder das Wasser abzuschalten. 

Mir ging es jedenfalls so und den Gesichtern nach zu urteilen, schlugen die anderen zumindest keine innerlichen Purzelbäume vor Freude.

Auf den ersten Blick wirkte alles ganz normal, fast schon beschaulich. Doch dann kam der zweite Blick und einem wurde bewusst, dass die Bäume abgestorben waren, es merkwürdig roch und es keine Anzeichen von intaktem Leben gab. Selbst das Tageslicht war getrübt, so als liege ein dunkler Schatten über Auschwitz. 

Unabhängig von diesem unguten Gefühl begann sich die magische Hintergrundstrahlung als unstetes Hämmern in meinem Kopf zu manifestieren. Es war Zeit das Ritual zur Senkung des Mana-Niveaus durchzuführen. Zum Glück beherrschte ich eine Technik, die es mir ermöglichte, magische Rituale im erhöhten Tempo durchzuführen. Dennoch würden es uns Zeit kosten, uns von Ritualkreis zu Ritualkreis zu bewegen -und diverse Drams Reagents würde ich auch verbrauchen müssen.

Nachdem das erste Ritualkreis vollbracht war und die Kopfschmerzen nachließen, blickte ich mich in Ruhe um.

„Alles in Ordnung?“, wollte Shark Finn wissen. 

Ich nickte, „Ja, soweit das hier möglich ist. Ich frage mich gerade nur, wonach die Drohnen suchen? Worauf sie programmiert sind? In einer verlassenen Kleinstadt, kann es wohl kaum der Waffenstahl sein? “

«Es können aber schon Geruchssensoren sein.», meldete Rubber Duck.

Ich nickte, „Das schon, aber worauf sind sie eingestellt?“ Dann begann ich zu grinsen, „Ich weiß jetzt auch worauf. Was gibt es in einer verlassenen Stadt nicht?“, fragte ich die Runde.

Nun grinste auch Mr.Jack, „Metamenschen oder irgendeine andere Art von Lebewesen.“

Colombo verzog das Gesicht, „Stimmt, hier scheint es ja nicht mal Ratten oder so etwas zu geben.“

Ich atmete tief durch Mund und Nase ein und nahm die Witterung auf. Dann zeigte ich die Strasse runter, weiter hinten begang eine Wohnsiedlung. „Wir müssen dort entlang.“

Mr.Jack nickte, „Aus dieser Richtung weht der leichte Hauch des Todes zu uns herüber.“

Shark Finn meinte, „Auch wenn das mit den sich überlappenden Ritualen dauert und wir nur immer 100-Meter-weise vorankommen, lasst uns keine Zeit vergeuden. Wenn die Drohnen wirklich nach Metamenschen suchen, dann bekommen sie hier aus unserer Richtung bald ein lautes ‚Ping‘!“

Womit er natürlich recht hatte.

[Song 4: Itzhak Perlman, Boston Symphony Orchestra & John Williams /Schindler’s List Soundtrack - Immolation3] Obwohl ich die Hintergrundstrahlung ein weiteres mal so tief senkte, wie mir möglich war und sich weder weiteren Kopfschmerzen, noch das ‚durch Watte denken‘ einstellten, wurde das unangenehme Gefühl in mir stärker. 

Ich wollte hier nicht sein!

Trauer und Wut über das, was fühlende Wesen anderen Wesen antun können, keimten in mir auf. Verzweiflung machte sich breit. 

Einige meiner meta-magischen- oder auch Adepten-Fähigkeiten sind auf Empathie ausgerichtet. Das war hier ganz klar ein Nachteil. 

Am liebsten wollte ich mich hier auf den Boden werfen und die Erde mit einem Meer aus meinen Tränen tränken. 

Oder einfach weglaufen. 

Doch ganz gewiss wollte ich nicht hier sein!

Auch noch ein Ritual später, wir hatten inzwischen die ersten Ausläufer der Wohnsiedlung erreicht, war das alles nicht besser geworden.

Etwas zerrte an mir. Wellen von Wut brandeten immer wieder in mir auf. Wie konnten Menschen nur so sein? Wie konnten sie so etwas zu lassen?

Hätte ich mich weniger unter Kontrolle gehabt, ich wäre wohl zusammen gebrochen. Ich brauchte meine komplette Selbstbeherrschung und war regelrecht dankbar dafür, sie zu besitzen.

Meine Nackenhaare sträubten sich erneut.

Der Geruch nach Tod war stärker geworden.

Mehr beiläufig nahm ich zur Kenntnis, dass Rubber Duck eine weiteren Drohnenflug zur Ablenkung der Konzerndrohnen ansagte.

Als wir zwischen den fünf bis sechsstöckigen Häusern entlang gingen, konnten auch nicht geschärfte Nasen den Geruch des Todes wahrnehmen.

Unser aller Nackenhaare sträubten sich jetzt. Selbst Shark Finn hatte die Lippen zusammen gepresst.

Der Horror löste bei uns allen ein Gefühl des Grusels aus. Ich vermochte nicht zu sagen, ob es der Horror der Gegenwart oder Vergangenheit war.

Bei einem Haus stand die Eingangstür einen Spalt offen. Von dort kam der Gestank nach getrocknetem Blut und Tod.

Verständlicher Weise hatte auch der Tscheche kein Interesse daran gehabt, hier länger durch die Nacht zu laufen.

Bevor wir das Haus betraten, brauchte es noch ein weiteres Mana-senkendes Ritual. 

Hier drinnen konnten wir der Spur des Geruchs auf Schritt und Tritt folgen. Ich griff an meinen Gürtel und zog einen Breezer heraus. Ich hatte schon genug mit meiner emotionalen Übelkeit zu kämpfen. Da brauchte ich dringend ein paar saubere Atemzüge. Ich wollte hier unter keinen Umständen die Fassung verlieren. 

Und ehrlich gesagt, war ich kurz davor.

Als ich den Breezer wieder absetzten wollte, schüttelte Mr.Jack den Kopf. „Lass ihn ruhig auf Snowcat. Es reicht, wenn wir eine sensible Nase damit belasten. Ich kann auch riechen, wo wir entlang müssen.“

Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Mr.Jack war eben ein Gentlemen.

Ansonsten war es natürlich besser, man atmete tief ein, bis man sich an den Gestank gewöhnt hatte.

Unsere Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. 

Columbo legte die Hand an seine Ares Predator im Holster. Das gab ihm Sicherheit.

Uns allen war übel. 

Wir mussten in den Gang hinunter und dann die Treppe hoch. 

Das Haus war verlassen und dennoch hatte ich bei jeder Tür das Gefühl, hinter ihr würde etwas lauern, was gleich heraus gestürmt käme, um uns zu töten. 

Der Gestank wurde in der 1.Etage noch einmal stärker und er kam eindeutig aus der ersten Wohnungstür hinter der Treppe, wie Mr.Jack versicherte.

Ich nahm den Breezer ab. So grausam es war, ich durfte nun auf keinen meiner Sinne verzichten. Ich holte dreimal tief Luft.

Wir nahmen Kampfhaltung an.

Shark Finn trat an die Tür.

Ich nickte ihm zu und er riss die Tür auf.

Sie war tatsächlich unverschlossen.

Die Wohnung war noch völlig eingerichtet und ungewöhnlich staubfrei. Ich meine, hier wohnte seit Jahren keiner mehr. Sicher hatte niemand sauber gemacht. 

Selbst der Staub wollte hier nicht sein.

Der irgendwie matschig modrige Gestank der Stadt wurde völlig von dem von Tod, Blut und Verwesung überdeckt. 

Der Tscheche saß auf einem Ohrensessel mit Gebrauchsspuren, der einst vor dem Trideo - oder war das etwa noch ein Fernseher? - gestanden hatte. Er hatte ihn ein bisschen in den Raum gedreht, sich breitbeinig darauf fallen gelassen und sich dann selbst die Kehle durchgeschnitten. Der Fleshfinder war ihm noch im Tode aus der Hand gefallen.

Doch der Gesichtsausdruck des Mannes hatte sich nicht entspannt, wie ich für ihn gehofft hatte.

Erstarrt, mit offenen Augen und einem Ausdruck von Verzweiflung und Kummer, war er ins Totenreich gegangen. 

Ich holte die Mana Sheath Tasche aus meinem Rucksack und zog die Handschuhe über, die Tiernan für mich gebaut hatte und die verhinderten, dass meine Aura das berührte, was ich anfasste.

Für einen Moment war da der Impuls astral wahrzunehmen, doch ich war viel zu stark gegruselt um dem nachzugeben. 

Ich nahm den Fleshfinder auf. Er war voll mit getrocknetem Blut und ja, das war ein Skalpell, das schon mehr als 100 Jahre alt war. 

Die Klinge war offenbar scharf, genauso wie die eines Skalpells sein sollte.

Bilder von abstrusen Versuchen, die Dr. Eduard Wirths an inhaftierten Juden vorgenommen hatte, huschten mir in den Sinn. „Natürlich alles im Namen der Wissenschaft.“, hörte ich ihn sagen. Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter. 

Die Bilder entsprangen meiner Fantasie, denn ein Aurenkontakt hatte definitiv nicht statt gefunden. Ich konnte mich immer noch nicht dazu durchringen Wirths für einen wirklich Bösen zu halten. Doch in diesem Moment war mir klar geworden, dass er sich mit Domimgo Ramos sicher gut verstanden hätte. 

Ich schob die gruseligen Gedanken beiseite. Am Fleshfinder hing sicher nicht der Geist von Wirths.

Ich verstaute das Skalpell mit samt der Neugier darauf, was es damit auf sich hatte, in der Mana Sheath Tasche.

Danach fühlte ich mich etwas besser.

Mein Blick ging erneut zu dem Tschechen. Wir konnten nichts für ihn tun. 

Doch so sollte keine seine letzten Stunden verbringen. So zu sterben war grausam und seine Seele hatte wahrscheinlich Schwierigkeiten friedlich ins Totenreich hinüber zu gehen, wenn man denn an so etwas glaubte.

Ich schloss ihm die Augen und sah mich um. Auf der Couch lag eine Decke, die ich mir von Shark Finn reichen ließ. Ich legte sie über ihn.

Laut dem was wir wussten, war er katholischer Christ gewesen. Nicht sonderlich gläubig, aber eben getauft.

„Du hast das Beste getan, was man in deinem Fall tun konnte.“ sagte ich leise auf Tschechisch. „Möge dein Gott dir vergeben und dich im Totenreich aufnehmen.“ Ich suchte eine Beutel mit reinem Strandsand aus meinem Daypack, der eigentlich dafür gedacht war, als Gabe für einen Brownie (Erdgeist) zu dienen, falls ich einen beschwören wollte. Ich riss den Beutel auf und verstreute den Sand über dem Leichnam. „Asche zu Asche, Staub zu Staub.“, sagte ich. 

Ich wusste nicht, ob ihm das half, aber schaden würde es sicher nicht. 

Es gab diverse kulturelle Rituale, die man für die Toten abhielt. 

Der Tscheche hätte die kleine Geste wahrscheinlich für gut befunden.

Nun gab es hier für uns wirklich nichts mehr zu tun.

Wir machten, dass wir weg kamen.

[Song 5: John Ottman/ X-Men, Days Of Future Past Score - All Those Voices3] Nein, gerannt waren wir nicht gerade.

Aber keiner von uns wollte hier länger als unbedingt nötig bleiben und das hatte uns irgendwie beschleunigt.

Ein AR-Feed von Rubber Duck zeigte, dass die SK-Drohnen deutlich voran kamen. In nicht all zu ferner Zeit würden sie den Geruch nach Tod aufnehmen - und wenn sie die Leiche fanden, würde das fehlen, was sie suchten.

Denn würden damit bereits über alle Berge sein.

Vielleicht würden sie unseren Geruch aufnehmen, aber das bereitete mir nicht unbedingt Sorge. Dennoch würde es nicht schaden, über einige Umwege Richtung Prag zu fahren.

Nachdem wir den Bannkreis verlassen hatten und das Unbehagen zu einer unangenehmen Erinnerung zerfaserte, drehte ich mich um und nahm astral wahr.

Das Blut gefror in meinen Adern und ich keuchte unwillkürlich.

Die Schattengestalten von Tausend und Abertausend gequälten Seelen schlugen und traten wütend gegen die Kuppeln, die meine Ritualkreise hinterlassen hatten.

Die Gesichter der Geister waren wutverzerrt. Sie schrieen Worte voller Haß und Verzweiflung. Das Stakkato ihrer Ausrufe hämmerte gegen meinen Schädel. Ich wollte mir die Ohren zuhalten, doch ich unterdrückte den Impuls, schloß die Augen und wandte mich ab. Dann schaffte ich es endlich, meine Wahrnehmung wieder zurück in die mundäne Welt zu verlagern.

Warum hatte ich meiner Neugier auch unbedingt nachgeben müssen.

Ein Bild des Grauens, welches ich so schnell nicht vergessen würde.

Zumindest auf den ersten Stunden der Rückfahrt hatten wir nicht viel zu erzählen. Die Laune besserte sich zwar, blieb aber gedämpft.

Wir erreichten Prag unbehelligt und ohne verfolgt zu werden. Wir hatten bereits unterwegs einen Termin mit Dr.Ilja Medwedev ausgemacht und ich hatte schon auf der Fahrt einen kurzen Bericht verfasst. So gestaltete sich die Übergabe kurz. Der Fleshfinder musste ja auch in sichere Verwahrung gebracht werden. Ilja überreichte mir im Gegenzug eine Kopie von drei nützlichen Zaubersprüchen. Decontamination, Radiation Shield und Radiation Barrier. 

Zwei davon würde ich zumindest lernen - und dann konnten wir endlich mit dem beginnen, weshalb wir das alles überhaupt gemacht hatten. 

Dann konnten wir endlich damit beginnen, den Nuclear Spirit zu vernichten.

Ich hatte Schwierigkeiten einzuschlafen. Selbst Softpaw konnte mir mit ihrer Gegenwart nicht die Geborgenheit schenken, die ich brauchte.

Immer wenn ich die Augen schloss, formierten sich Schatten vor meinem innerem Auge und die Stimmen kehrten zurück.

Warum? 

Warum hatte die Nazis niemand an solchen Gräueltaten gehindert?

Mein Verstand wusste Antworten auf diese Frage, aber die Stimmen der Geister wollten sie nicht akzeptieren.

Katze sprang aufs Bett und setzte sich zu mir. ‹Höre nicht auf die Stimmen, Drachenkätzchen. Sie sind nur mit Erinnerungen gemischte Hirngespinste. Konzentriere dich auf deinen Atem, so wie du es gelernt hast.›

Ich folgte Katzes Anweisungen und schließlich schlief ich ein.

❅❅

Ich schreckte schweißgebadet hoch und schlug die Augen auf. 

Ich war im Traum von Naziärzten gefoltert worden. Oder besser, fast gefoltert worden, doch ich hatte all meinen Charme eingesetzt und mich rausreden können. Nun verfolgten mich wütende Geister von Toten, die mich fragten, warum ich sie nicht auch gerettet hatte. 

Verdammt, wo war ich überhaupt?

Ich sah mich um. 

Das hier war nicht mein Schlafzimmer in Prag.

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Das hier war irgendeine Kammer. Ich war immer noch gefangen.

Jemand nahm mich in den Arm. Ich zitterte. „Wach auf Liebste, du träumst immer noch. Wach auf und sieh, du bist in Sicherheit.“

Ich schlug die Augen auf und fand mich in Harlequins Armen in meinem Schlafzimmer in Prag. Allerdings saß ich bereits und ich war tatsächlich schweiß gebadet.

Harlequin hatte noch seine Lederjacke an. Er musste gerade erst gekommen sein. 

Softpaw riskierte von ihrem Schlafkissen aus ein müdes Auge.

Harlequin küsste mich auf die Stirn und holte mir aus dem Schrank ein frisches T-Shirt. Dann zog er Jacke und Stiefel aus und setzte sich wieder zu mir aufs Bett.

Ich erzählte ihm leise von dem Erlebten und meinem Traum, an den ich mich leider nur allzu gut erinnern konnte.

Danach ging es mir deutlich besser. 

Der folgende Kuss vertrieb das ungute Gefühl und was nach dem Kuss kam, erzähle ich jetzt nicht. Das bleibt mein intimes Geheimnis.

Harlequin war noch bis zum Morgen bei mir geblieben und wir hatten unbemerkt von den anderen das Frühstück in meinem Schlafzimmer eingenommen.

Erfrischt, strahlend schön und lächelnd, als wäre nichts gewesen, gesellte ich mich erst am Vormittag zu den anderen. Es war Zeit ein paar Zauber zu lernen.

❅❅

[Song 6: Naughty Boy feat Bastille - No Ones Here To Sleep3] Am Abend des 6.8.2075 saßen Columbo, Shark Finn, Bloody Guts, Rubber Duck, Mr.Jack und ich in einer gemütlichen Studentenkneipe beisammen und genossen gutes Tschechisches Bier.

„Bevor wir gleich planen, wie und wo wir uns dem Nuklearen Geist stellen, würde ich gerne noch eine Kleinigkeit mit euch besprechen und dazu würde ich gern Average aus Seattle via Matrix dazu holen.“

Interessierte Augen sahen mich an. Bloody Guts bleckte die Zähne. „Average? Wozu brauchst du den?“, fragte er, „Ich bin doch da.“

Ich lächelte sanft, „Das stimmt. Ich brauche ihn auch nicht als Decker, ich brauche seinen Rat in einer anderen Angelegenheit. Aber das erschließt sich alles gleich.“

Da niemand etwas dagegen hatte, holten wir Average ins Teamnetzwerk und ich erörterte, dass ich die Vernichtung des Geistes gerne mit Kameras festhalten wollte. Average war in L.A. mal in einem Team Kameramann und Regieassistent gewesen und kannte sich mit guter Kameraführung und dem ‚in Szene setzen‘ aus. Ich erhoffte mir Tipps von ihm. Ich wollte wissen, worauf man achten musste, damit etwas besser und schöner im Trideo rüber kam.

Und was soll ich sagen, Average hatte jede Menge Tipps auf Lager.

Ich tarnte meinen Wunsch nach Aufzeichnung damit, dass ich das als Beweismaterial für Roger Soaring Owl nutzen wollte. Der Chef der Sioux Defence Force würde Interesse daran haben, dass wir den Nuclear Spirit für immer vernichtet hatten.

Noch erwähnte ich dem Team gegenüber nichts von der Idee, die in meinem Hinterkopf weiter reifte.

Ich wollte erst sehen, wie riskant es war, sich um den Geist zu kümmern und wie wir uns machten, bevor ich das vermarkten als Trideoserie a la ‚Toxic Hunter‘ ansprach. 

Denn wenn die Verlockung von Ruhm und Reichtum erstmal am Horizont erschienen war, war es schwer, den Traum aufzugeben. Damit sollten die anderen sich nicht rumplagen müssen.

Ich brauchte für mich eine realistische Einschätzung über unsere Erfolgschancen.

Eines wahr klar, Average würde die Idee mit der Trideo-Serie mögen. Fast schon euphorisch steuerte der sonst etwas phlegmatische Technomancer seinen Beitrag zum Punkt ‚drehen‘ bei.

Nachdem alle zugestimmt hatten, unser Vorgehen möglichst trideogen aufzuzeichnen - Rubber Duck hatte sogar passende Kameradrohnen dabei, die auch von den Anbietern von Newsfeeds genutzt wurden - konnten wir uns dem ‚Wie‘ widmen.

Ein Teil des Vorgehens war klar. Ich würde die Formel mit dem wahren Namen des Nuklear Geistes entwickeln und ihn in einen Zauber packen, der genau diesen einen Geist zerstörte. Damit hatte ich dann Kopie des wahren Namen in der Hand und gleichzeitig eine Waffe gegen den Geist, wie ich Eingangs dieser Erzählung bereits ausführlich erklärt habe.

Dann würde ich Columbo den Zauber beibringen, damit er diese Waffe auch besaß und dann würden wir den Geist rufen und ihn vernichten und uns dabei filmen lassen.

So weit, so gut.

Blieben noch die Fragen: Wo wir das alles durchzogen? Ob und wenn ja wen wir noch ins Boot holten? Und wie wir uns gegen die Angriffe des Geistes und dessen Schergen schützten?

„Ab den Moment, an dem du die Formel fertig hast, weiß der Geist nicht nur Bescheid, sondern auch wo du gerade bist, habe ich das richtig verstanden?“, fragte Mr. Jack irgendwann.

Ich nickte, „Ja, genau so ist es. Wir sollten uns bei der ganzen Sache also möglichst weit weg von jeglicher Zivilisation befinden. Wie wollen ja keine Unbeteiligten durch Radioaktivität oder atomare Explosionen in Gefahr bringen.“ Ich trank einen Schluck Bier und wischte mir mit der Zunge den Schaum von meinen Lippen. „Ich dachte vielleicht, dass wir Laughs To Much fragen und das bei ihm durchziehen.“

Rubber Duck nickte, „Find ich gut, dann ist Captain Sioux bestimmt auch nicht weit und wir haben gleich noch magische Kampfkraft, die uns gegen Geister und metamenschliches Gefolge helfen kann..“

„Stimmt.“, bestätigte ich, „Laughs To Much ist sicher bereit dazu und wird sich vielleicht sogar freuen, dass er den Geist vernichten darf. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob sein Verstand gut genug mit einer solchen Aufgabe klar kommt.“

Shark Finn meldete sich zu Wort, „Ich finden den Ort gar nicht schlecht. Allerdings ist der doch ziemlich nah an den Sioux dran. Du hast vorhin gesagt, es dauert ein paar Tage, bis Columbo den Zauber kann. Wäre es da nicht besser, wir sind weiter weg von den Sioux? Sonst dauert es doch nicht lange und wir haben es auch noch mit den toxischen Schamanen zu tun.“

Ich hob beide Augenbrauen, „Ja, du hast völlig reicht. Weiter weg ist viel besser.“

Columbo lächele mich an, „Du kennst dich doch hier aus. Gibt es einen Ort hier in der Nähe, der sich eignen würde?“

Ich überlegte kurz, „Nicht adhoc, aber da lässt sich bestimmt etwas finden.“

Ich rief eine Karte der mittelnahen Umgebung in meinem Commlink auf schnippte sie ins Teamnetzwerk.

Shark Finn zeigte auf eine Stelle im Gebirge, „Was ist denn damit? Im Winter ist das ein Skigebiet, aber jetzt im Sommer ist da nichts los.“

„Ja, das könne passen. Ist auch nur ein paar Stunden mit dem Auto von hier. Immerhin müssen wir Equipment mitnehmen.“

Average meldete sich zu Wort, «Gibt auch von mir ein Okay, was das Filmen angeht. Da hat man gutes Licht. Ihr müsst mehr am Tag machen, das macht sich besser. Genügend Licht für vernünftige Aufnahmen in der Nacht mit reinzubringen ist immer noch schwieriger und aufwendiger, als am Tag. Und denkt an genügend Akkus, um die Drohnen und Scheinwerfer aufladen zu können. Am besten ist ein kleiner Generator.»

Ich ließ mir erklären, was für Lichter man an Drohnen anbringen konnte, um etwas auszuleuchten.

«Klar kann man auch mit Nachtsichtaufnahmen arbeiten.», schloss Average seine Erläuterungen. 

«Nur erkennt man dann weniger gut, wie toll du aussiehst Snowcat.»

Ich lachte.

Rubber Duck grinste breit, „Naja, für Beweisbilder ist das vielleicht nicht so wichtig.“

Bloody Guts sah ihn entsetzt an, „Bist du auf den Kopf gefallen oder was? Es ist immer wichtig, dass man erkennt, wie schön Snowcat ist. Immer!»

Ich lachte perlend und mit einer Spur extra Charme, „Ach so lange mich alle lieben, reicht es auch, wenn sie mich im Dunkeln sehen.“

Rubber Duck bleckte lachend die Zähne, „Dich im Dunklen zu sehen Snowcat, regt bestimmt jedermanns Fantasie an.“

Bloody Guts sah kurz zu Shark Finn und schnauzte dann Rubber Duck an, „Man, dünnes Eis, das Thema hatten wir gerade gestern erst. Pass mit deinen zweideutigen Bemerkungen über Snowcat auf.“

Mr.Jack sah ebenfalls zu Shark Finn, „Nicht, dass Rubber Duck gestern zweideutige Bemerkungen gemacht hätte.“, erklärte er beschwichtigend. Eine Erklärung, die eventuell gelogen sein konnte. 

Ein paar Tische weiter saß eine kleine, zarte Gestalt, die mir vorhin schon aufgefallen war, da ich mich fragte, ob ein Kind, dass nicht mehr als 12 Jahre alt war, hier alleine sitzen sollen dürfte, um Bier zu trinken. Der Junge grinste nun in sein Glas. Ich ließ die letzten Minuten vor meinem inneren Auge Revue passieren und stellte fest, dass der kleine Kerl immer dann gegrinst hatte, wenn wir gegrinst hatten und immer dann gelacht hatte, wenn wir gelacht hatten. 

Da stimmte etwas nicht. Ich fragte mich, ob er uns wohl zuhörte. Ich nahm astral wahr und tatsächlich, ein Hellsicht-Zauber lag auf unserem Tisch. Genau genommen, war es natürlich ein Hellhören. 

Ein Blick zur Seite verriet, der Junge war Mr.Jack auch aufgefallen. 

Der kindliche Biertrinker schien allein zu sein und darum wagte ich einen kleinen Vorstoß. Ohne meine Tonlage zu ändern, sagte ich mitten im Gespräch,  „Wenn du uns schon zuhörst, dann mach das das doch von hier aus und komm rüber.“

Der Knabe erhob sich tatsächlich und als er von seinem Stuhl hüpfte, wurde mir sofort klar, dass er deutlich kleiner und schmächtiger war, als ein menschlicher Junge von 12 Jahren normaler Weise gewesen wäre. Er hatte die Körpergröße eines 5-6 Jährigen. Es handelte sich bei dem Zuhörer also um einen Gnom. Bei Gnomen handelt es sich um eine Subspezies der Zwerge.

Mr.Jack stand auf und organisierte einen Stuhl für den Gnom. Die anderen sahen mich fragend an. „Er hat uns via Zauber abgehört.“, erklärte ich, „Ich dachte, wir fühlen ihm ein bisschen auf den Zahn und sehen, was er will.“

Columbo verkniff das Gesicht, als der Gnom auf den Stuhl kletterte.

Auch Rubber Duck blieb skeptisch, „Wer hat dich denn hier reingelassen und dir Bier verkauft?“., fragte er.

„Dir auch Hallo.“, erwiderte der Gnom, „Ich habe denen meinen Ausweis gezeigt, dann bekomme ich auch Bier. Jetzt war Snowcat so nett, mich an euren Tisch zu laden. Ich bin Strings.“, erklärte er zum Schluss.

Ich lächelte charmant, „Hallo Strings, dass ich Snowcat bin, weißt du ja schon. Konntest du die andern Namen auch zuordnen oder soll ich aushelfen?“

Ich sprach die gesamte Zeit weiter Englisch, Strings hatte unser auf Englisch geführtes Gespräch abgehört und verstanden, also hatte es keinerlei Grund gegeben, ins Tschechische zu wechseln.

Dem Akzent nach hätte ich Strings übrigens der Ostküste der UCAS eingeordnet.

Strings grinste, „Ach, eine Vorstellung wäre nett. Dass mit dir war leicht, aber bei den andern bin ich nicht so sicher.“

Während ich die anderen am Tisch vorstellte, sandte ich eine Textnachricht an Bloody Guts, <Kannst du Strings bitte mal checken?>

<Bin schon dabei!>, kam prompt zurück.

„Und warum genau hast du uns jetzt abgehört?“, fragte Columbo im schroffen Ton.

„Na ihr saht ziemlich interessant aus und da habe ich reingehört und was ihr erzählt habt, war noch interessanter.“

„Jemand abzuhören kann gefährlich sein.“, beteuerte Rubber Duck mit noch freundlicher Stimme.

Strings zuckte mit den Schultern, „Ihr wirktet jetzt nicht so bedrohlich. Also ihr habt sicher viel drauf, bei dem was ihr vorhabt. Oder ihr seid komplett bescheuert, das glaub ich aber nicht.“

„Dein Glück!“, fuhr Rubber Duck dazwischen.

„Was hast du denn gehört?“, wollte ich wissen.

„Alles Spannende ab dem Plan mit dem Nuklearen Geist!“, erwiderte Strings, „Und etwas davon, dass ihr das filmen wollte. Aber da fehlt mir ein Part, weil ein Average nur via Matrix dabei ist.“

«Vielleicht solltet ihr den töten?», warf Average in diesem Moment ein.

Columbo griff das auf, „Es könnte durchaus sein, dass wir nicht wollen, dass jemand davon weiß.“

Strings nickte, „Stimmt, aber wenn euch Geheimhaltung wichtiger gewesen wäre, hättet ihr das nicht hier in einer Kneipe besprochen, sondern irgendwo privat.“

Ich legte den Kopf leicht schief und mein eisweißes Haar floss einer Kaskade gleich zur Seite, „Ich muss zugeben, damit hat er Recht“, meinte ich.

„Siehst’e!“, freute Stings sich. „Kein Grund mir zu drohen.“

Columbo blickte noch ernster drein, „Ich habe nicht damit gedroht, dass wir dich töten. Aber es könnte durchaus sein, dass wir dich ruhig stellen müssen, bis wir fertig sind. Einfach, damit du uns nicht verrätst.“

Strings grinste niedlich, „Na, das geht auch anders. Nehmt mich einfach mit. Mich würde das wirklich interessieren und ich habe durchaus Fähigkeiten, die beim Kampf gegen einen Geist hilfreich sein können.“ 

Die Infos von Bloody Guts trafen ein: < Strings stammt aus Boston. Wurde bereits öfter in Prag gesehen. Er ist Magier, interessiert sich für Rituale. Gilt als kompetent und man kann ihn als magischen Experten anheuern. Ist aber kein Shadowrunner. Ich habe keine Warnung oder schlimmen Kommentare über ihn gefunden. Gilt als manchmal nervig, weil er altklug ist.>

Ich lächelte, „Na, wenn das so ist, kannst du mitkommen. Besser, wir haben dich unter Beobachtung, als wenn du uns auf eigene Faust folgst.“

Columbo kratze sich am Kinn, „Meinetwegen können wir das machen. Ich will dann aber eine Haarprobe von dir.“, er sah Strings ernst an. 

Strings blickte neutral zurück, „Kannst du bekommen, wenn ich im Gegenzug davon eine von dir kriege.“

Im Anschluss ging es mehrere Minuten zwischen den Beiden hin und her. Wer jetzt warum aus welchen Gründen eine Haarprobe von wem haben müsse und warum nicht.

Irgendwann beendete Shark Finn die Diskussion, indem er sagte, „Wenn Strings irgendwelchen Mist baut, brauchen wir keine Haarprobe von ihm, um uns um ihn kümmern zu können.“

Columbo erwiderte nichts und gab sich offenbar damit zufrieden. 

Strings für seinen Teil war klug genug, um ebenfalls die Klappe zu halten.

„Gut, dann sei morgen früh um 6 an dieser Adresse.“, ich beamte ihm die Strassenecke via AR zu, „Da sammeln wir dich ein.“, erklärte ich. „Camping- Equipment und alles was man so braucht bringen wir mit. Du solltest aber deinen eigenen Schlafsack haben und wenn du aus irgendwelchen Gründen eine besondere Ernährung brauchst, bringe bitte auch das mit.“, bat ich.

Strings nickte, „Klar, mach ich. Ich freu mich drauf.“

Rubber Duck grinste verschmitzt in die Runde, „Du sag mal Strings, wenn du morgen mit uns Auto fährst, brauchst du dann eigentlich einen Kindersitz?“

Wir lachten.

Strings lachte mit, meinte dann jedoch, „Nö, nicht nötig, ich sitze dann einfach auf Snowcats Schoß.“ 

Als er den Blick von Shark Finn bemerkte, machte Strings einen Rückzieher, „Schon gut, schon gut. Mach ich natürlich nicht und ja, ich brauche tatsächlich eine Sitzerhöhung. Die bringe ich mit.“

❅❅

[Song 7: Santigold - Before The Fire3]Der nächste Part ist schnell erzählt. 

Wir trafen uns am Morgen und fuhren auf den Berg.

Wir bauten unsere Zelte auf und Columbo und ich erschufen unsere magischen Hütten, gerne auch Refugien genannt. Also Plätze, die auf uns abgestimmt waren. Einen solchen Ort brauchte man, um Zauber zu lernen und Formeln zu entwickeln.

Jeder magisch Aktive hat da so seine eigene Vorgehensweise. 

Während ich wasserlöslichen Kleber auftrug und darauf filigrane Muster und Bilder mit buntem Sand malte, legte Columbo farblich zueinander passende Gegenstände an Eckpunkten ab.

Auch wenn es bei jedem anders aussieht, braucht das Anlegen eines Refugiums doch von jedem das gleiche Maß an hoher Konzentration über Stunden. 

Bei mir sah das Ganze nur etwas ansehnlicher aus, als bei Columbo. Ja, auch weil ich generell schöner anzusehen bin, als Columbo es ist. Jedoch auch, weil ich mich mehr bewegte und ein bunteres Bild hinterließ. 

Darum würde sich im Trideo meine Variante besser machen.

Das war allerdings nicht der Grund, warum Strings Columbo bei seiner Arbeit korrigierte. Die häufigen kleinen Anmerkungen waren viel mehr der Tatsache geschuldet, dass Columbo und Strings einer ähnlichen Tradition folgten und Strings demnach besser nachvollziehen konnte, was Columbo da machte. Abgesehen davon war Strings ein Perfektionist, der sich nicht von seinem ‚besser wissen‘ abhalten ließ, nur weil er damit den Unmut der anderen auf sich zog.

Ich bekam das eh nur am Rande oder in den Pausen mit, wie gesagt, ein Refugium aufzubauen erfordert höchste Konzentration.

Als ich mir Abends einige der Aufnahmen der Aufbauarbeiten ansah, stellte ich übrigens fest, dass Strings in seiner Wortwahl lediglich Anregungen zu Verbesserung gegeben hatte. Von Columbo war es dennoch als Kritik aufgefasst worden. Erst als ich mit beschwichtigenden Worten darauf hinwies, konnte Columbo das auch erkennen.

❅❅❅

‹Es ist, wie du immer sagst, Drachenkätzchen: Die Wahrnehmung eines Wesens, bestimmt dessen Realität.›

‹Trifft das auch auf deine Wahrnehmung zu, Katze?›

‹Das mag zunächst so scheinen, Drachenkätzchen. Doch bei genauer Betrachtung ist meine Wahrnehmung die einzig wahre Realität.›

❅❅❅

Ach und eh ich es vergesse, ein solches Refugium aufzubauen dauert nicht etwas Minuten oder Stunden, es dauert Tage. 

Acht Tage in unserem Fall. 

Je mehr Tage, desto höher die Kraftstufe oder die Macht, die eine solche Magische Hütte besitzt. Und je mächtiger die Hütte, desto kraftvollere Geister kann man darin beschwören und binden und desto mächtigere Zauber kann man darin lernen. 

Als angenehmer Nebeneffekt war so ein Refugium auch noch ein magischer Hüter. 

Was so wichtig ist, dauerte eben seine Zeit.

Jeder dieser Tage lief ähnlich ab.

Columbo und ich arbeiteten an unsere Hütten, nahmen Mahlzeiten ein und schliefen ein paar Stunden.

Die anderen hatten nicht viel zu tun. Sie passten auf, quatschten und spielten via Satellit Matrix-Spiele. 

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Dann Tage später machte ich mich also daran die arkane Formel mit dem Namen des Geistes zu entwickeln. 

Ich reflektierte die astralen Eindrücke, die ich über den Geist gesammelt hatte und begann eine Formel zu entwerfen.

Ich kenne mich nicht sonderlich gut mit Naturwissenschaften aus, aber im Großen und Ganzen ist es vergleichbar mit der Arbeit an einem Algorithmus in der Mathematik oder der Entschlüsselung eines DNA-Strangs in der Biologie. Man tüftelt an der symbolischen Darstellung eines komplexen Ablaufes und irgendwann kommt am Ende der Formel etwas Lesbares herraus. 

Wobei das lesbare Ende in der Magie nur das I-Tüpfelchen und der Beweis für den Erfolg ist, der Wahre Name des Geistes ist die komplette Formel.

Um hier nicht länger als nötig festzuhängen, arbeitete ich täglich so viele Stunden wie möglich an der Formel.

Wenn wir dann so gemeinsam am Lagerfeuer saßen, um unsere einfache Mahlzeit einzunehmen- Memo an mich: zu solchen Unternehmungen zukünftig immer Tiernan mitnehmen -  machte ich mir so meine Gedanken.

Zum allerersten Mal würde ich mich aus völlig eigenem Antrieb und ohne Zwang einer Gefahr stellen. 

Und das nur, um etwas Gutes zu tun.

Sämtliche Behauptungen meinerseits, das wäre auch präventiv als Schutz gedacht, falls der Geist uns aus Rache angreifen wollen würde, waren nur Makulatur. Es gab keine Anzeichen dafür. Der Nuklear Spirit hatte uns nicht gedroht.

Ich wollte den Geist vernichten. Das war ein Fakt. Es lockte mich einfach meine Fähigkeiten dazu einzusetzen, etwas Böses zu zerstören und die Welt so besser zu machen. 

Ich wollte etwas bewirken und der Gedanke ein Held zu sein, gefällt mir.

Und ja, ich weiß sehr wohl, dass das ein egoistischer Gedanke ist. 

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‹Egoistisch kann ich das nicht finden, Drachenkätzchen.› 

‹Nun Katze, offensichtlich ist ein Held zu sein, nicht egoistisch. Aber wenn man will, dass ‚das Held sein‘ auch gesehen wird, ist es das schon. Und ich möchte dabei bemerkt werden. Es wäre nicht wahr, würde ich behaupten, ich will die Vermarktung nun in Angriff nehmen, weil es das ganze Vorhaben finanziert.›

‹Papperlapapp, Drachenkätzchen. Es steht dir zu bewundert zu werden. Für dein Aussehen, dein Wesen, dein Talent und deine Heldentaten. Es ist auch nicht verwerflich, Bewunderungen zu mögen. Im Rampenlicht stehen zu wollen ist deiner Jugend und Herkunft geschuldet. Es ist ebenfalls nicht verwerflich, ein Leben im Luxus zu wollen. Und tief im Inneren würdest du das Böse auch vernichten wollen, wenn es dafür weder Ruhm noch Reichtum gäbe. Einfach, weil du es kannst.›

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Dann stellte sich nur noch die Frage, ob ich - ob wir - dem Spiel mit dem Feuer gewachsen waren? Ob wir den Geist ohne größere Verluste vernichten konnten?

Darüber würde ich nach der gesamten Aktion mehr wissen.

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Als ich das Gefühl bekam, die Arbeit an der Formel könnte sich dem Ende neigen, bat ich alle, sich im Schutz der beiden Refugien aufzuhalten. Denn ab diesem Zeitpunkt würde es wirklich spannend werden.

Da die beiden magischen Hütten gleichzeitig auch Hüter waren und wir sie so gebaut hatten, dass die beiden kreisrunden Außenränder an einander stießen, konnte man mit einem Schritt von einem Kreis in den anderen treten, ohne den Schutz zu verlassen.

Ich für meinen Teil konnte den Schutzkreis als Duales Wesen dennoch nicht so einfach wechseln. Ich musste den einen Kreis erst verlassen und meine Aura dann entweder als die von Columbo ausgeben oder eben wieder meine eigene Aura annehmen. Denn für Duale Wesen sind Hüter ebenfalls Barrieren und da diese Barrieren gleichzeitig unser Schutz gegen den Geist waren, wollte ich in keinem Fall riskieren, sie zu beschädigen.

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[Song 8: Imagine Dragons - Radioactive3] Nach etwas mehr als sechs Tagen harter Arbeit war die Formel fertig.

Ich hatte es geschafft.

Kaum hatte ich den letzten Federstrich getan und die Formel vollendet, tauchte Ashe über meiner Kuppel auf.

Er schrie wütend.

So wütend, dass es in unseren Ohren dröhnte. 

Er schlug gegen den Hüter, doch die Barriere hielt stand. 

Er tobte noch einen Moment, entschloss sich dann allerdings dagegen, uns weiter anzugreifen und verschwand.

Rubber Duck startete eine Drohne, die mit einem Geigerzähler ausgestattet war und scannte die Umgebung.

Ashe hatte keine vergiftete Erde hinterlassen. Doch das würde er später noch tun, denn das war seine Natur.

So konnte ich gefahrlos den Hüter wechseln und Columbo dabei helfen, für sich eine Variante des Zaubers zu lernen. Nebenbei würde ich noch eine weitere Kopie des Spruchs für mich erstellen. Immerhin würden ich eine Version vernichten müssen, um Ashe endgültig zu zerstören.

In einer Lernpause besprachen wir noch einmal unser Vorgehen, denn wir würden uns mit dem Rufen nicht viel Zeit lassen, wenn Columbo den Zauber erst einmal konnte.

Selbstverständlich blieben immer mindestens 2 von uns wach, wobei einer davon astral wahrnehmen konnte. 

Ich war die gesamte Zeit angespannt und mein Puls war erhöht. Ashe konnte eine Menge Tricks draufhaben und ich rechnete jeden Moment mit einem Angriff.

Doch in mir war auch Vorfreude. Ich war fest davon überzeugt, Ashe vernichten zu können.

Vielleicht sah er das auch so, denn bis auf den Wutanfall zu Beginn, ließ er sich nicht blicken.

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Columbo lernte schnell. Er brauchte für den Zauber gerade mal 2 Tage. 

Die Sonne schien heiß vom Himmel, als wir uns am Nachmittag des 22.08.2075 darauf vorbereiteten, Ashe zu rufen und zu vernichten. 

Rubber Duck sandte seine vier Horizon CU^3 in den Himmel, damit sie alles aufzeichneten. 

Ich hatte bereits am Morgen mein rein weißes, bodenlanges Beschwörungskleid über die Panzerung gezogen und sprach nun die spezielle, kraftvolle Barriere in meinen Zauberspeicher, die uns vor der Fähigkeit des Geistes schützen sollte, vor der es mich am meisten graute: Radioaktivität.

Ich ließ einen Healthy Glow und einen MakeOver-Spruch folgen. Dann öffnete ich mein Haar. Ich wollte dem Geist und den Kameras so perfekt wie möglich entgegen treten.

Mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen versammelte ich Columbo, Strings, Mr.Jack und Shark Finn um mich. 

Bloody Guts und Rubber Duck warteten im Deckung, aber innerhalb der Schutzkreise. Um von manchen Kräften oder Zaubern getroffen werden zu können, brauchte es Sichtkontakt und jedes bisschen zusätzlicher Schutz zählte.

Wir riefen Geister an unsere Seite und baten sie ebenfalls darum, uns zu schützen.

Dann war es soweit. 

Ich stellte mich in Pose.

Eine leichte Bö wehte durch mein Haar.

Perfekt.

Ich konzentrierte mich auf die Formel und rief nach Ashe.

Er erschien augenblicklich.

Seine manifeste Gestalt war lodernd und blendend. Für den Bruchteil eine Sekunde verspürte ich den Wunsch mein Gesicht vor dieser leuchtend Gelb-Grauen Gestalt abzuwenden.

Doch dann begegnete ich seiner Präsens mit stolzen Blick.

Columbo gestikulierte und seiner Geisterbarriere flammte auf.

Das war unser bester Schutz gegen Ashe, denn diese spezielle Barriere wirkte nur gegen Geister und ihre Kräfte, alles andere kam hindurch.

Ashe fauchte auf, als er seine Pläne ändern musste.

Ich sprach den Zauber, der genau gegen Ashe konstruiert war. 

Der Spruch traf und richtete Schaden an, Ashe verzog grimmig das Gesicht. Er trat an die Barriere uns zerschlug sie mit einem Hieb.

Damit hatten wir gerechnet. 

Allerdings hatte ich gehofft, Ashe würde etwas mehr Zeit dafür brauchen. 

Auch Strings gestikulierte und griff Ashe mit einem Kampfzauber an.

Eine unglaubliche Schwere setzte sich auf und herab. 

Meine Gedanken vernebelten sich, doch ich konnte das abschütteln.

Ashe veränderte leicht seine Position, nun konnte er auch Rubber Duck und Bloody Guts sehen. Dumm war er nicht.

„Setz die 2. Barriere, damit er nicht abhaut!“, rief ich Columbo zu.

Anspannung und Konzentration zeichneten sich auf seinem Gesicht ab, „Copy!“, erwiderte er mit zusammengekniffenen Lippen und gestikulierte.

Das leichte Flimmern umschloss nun uns und Ashe, um eine Flucht zu verhindern.

Ich zauberte erneut, auch diesmal traf ich und auch diesmal schluckte Ashe den Treffer.

Angst kroch meine Glieder entlang. Meine Nackenhaare sträubten sich. Bilder aus Auschwitz wollten sich in meinem Kopf festsetzen. Ich schüttelte mich und ein Großteil der Angst fiel von mir ab. Zurück blieb nur ein unangenehmes Gefühl. 

Erleichtert stellte ich fest, dass niemand aus unserer Gruppe die Flucht ergriffen hatte.

Der Geigerzähler an Rubber Ducks Bodendrohne schlug bereits aus.

Jetzt in den verstrahlten Bereich zu fliehen, wäre fatal gewesen.

Columbo gestikulierte erneut und sandte einen weiteren frisch gelernten Spruch auf Ashe.

Ich jubelte innerlich, das hatte gesessen. Ich zog Cravens Zippo aus der Tasche meines Kleides.

Auch ich sammelte die Magie um mich erneut, formte sie nach meinem Willen, die Schriftrolle mit Ashes waren Namen in der Hand.

Mein Spruch traf den wütenden Nuklear Geist in der Mitte seiner manifesten Gestalt.

Er zerfaserte.

Durch die Geisterbarriere konnte er nicht fliehen.

Ratsch.

Die kleine Flamme des Feuerzeugs erschien sofort. Ich entzündete damit die Schriftrolle, die lodernd Feuer fing.

Sowohl Ashe als auch die Schriftrolle zerbröselten zu Asche. 

Ich war guter Hoffnung, beides nie wieder zu sehen.

Ich ließ zufrieden grinsend das Zippo zuschnappen.

Das rote Ancients-Symbol auf dem Feuerzeug grinste zurück.

Ich fühlte mich wundervoll. 

Wir hatten gesiegt.

Wenn es nach mir ging, hatte soeben ein neues Zeitalter für mich begonnen.

Ich wollte so etwas zu meiner Profession machen!

‹Und warum sollte es nicht nach Dir gehen, Drachenkätzchen.›, kommentierte Katze.

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[Song 9: Lindsey Stirling & Pentatonix - Radioactive3] Der Rest ist nun wirklich schnell erzählt.

Ich rief noch einmal beschwörend nach Ashe, aber niemand folgte meinem Ruf.

Wir bauten unter dem Schutz der Radioaktivitäts-Barriere unser Lager ab.

Schon bald gab der Geigerzähler der Drohne Entwarnung, was die Atmosphäre anging.

Ein großes Stück verbrannter und radioaktiv verseuchter Erde hatte Ashe allerdings zurück gelassen.

Doch auch daran hatten wir zuvor gedacht. Ich wählte die Nummer eines Kontakts, den ich über die Universität kannte und dann machte sich jemand auf den Weg hierher, der die verbrannte Erde reinigen würde.

Wir warteten grinsend, Bier trinkend und zufrieden, bis er eintraf und blieben noch, bis er mit der Arbeit fertig war.

Die Gesichter meiner Kollegen verrieten, dass es ihnen allen gefallen hatte, etwas Gutes zu tun und eine magische Gefahr vernichtet zu haben. 

Mr.Jack schien mir dabei besonders zufrieden.

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Zurück in Prag verabschiedeten wir uns von Strings. Selbstverständlich tauschten wir Kontaktdaten aus. Ich würde mich mit Sicherheit mal bei ihm melden, ganz besonders, wenn es um Ritualmagie ging. Da hatte Strings echt wars drauf.

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Ich traf mich noch in der Nacht mit Average in der Matrix.

Ich weiß, dass ich Zeit habe und Eile keine Not tut, aber ich wollte, dass Average das gedrehte Film-Material ansah, bereits bearbeitete und daraus zusammen mit dem Zeug um die toxischen Schamanen in den Sioux einen ansprechenden Teaser-Chip erstellte, noch während wir auf dem Weg von Europa nach Seattle waren.

In der Matrix besprach ich mit ihm die Details.

Er war auch der Erste von UC, den ich in meinen Plan einweihte, aus unserer Jagd nach Magischen Gefahren eine Trideo-Serie machen zu wollen. 

Mit einer solchen Begeisterung hatte ich allerdings nicht gerechnet.

«Ich predige das ja schon so lange. Da wäre ich sofort dabei. Also hinter der Kamera. Hast du schon ne Idee, wie du das vermarkten willst?»

Ich nickte, «Ja, das habe ich.»

«Aber du verrätst mir nicht wie?», fragte er nach.

Ich schüttelte den Kopf, «Nein, noch nicht. Das bleibt mein Geheimnis. Ich muss dabei noch etwas abklären. Nur so viel, es soll offiziell und nicht über einen Schattenkanal laufen.»

«Cool! Wie gesagt, ich bin dabei. Ich hab das Material schon mal überflogen- Den Geist habt ihr ja ziemlich locker fertig gemacht. Ich kann daraus schon was machen. Für ein Trideoprojekt sollte das zukünftig aber mehr als nur ein paar Sekunden dauern. Wenigstens hab ich genügend Kamera-Winkel beisammen.»

«Verstehe. Ich kann, das eine oder andere auch noch mit eine Trideo-Illusion nachstellen. », erklärte ich.

«Klar, ich kann auch jede Menge Special Effects via Matrixarbeit beisteuern. Aber das soll ja eine Reality Trid-Serie werden, da muss eben auch Reality drin sein. Übrigens sind diese Real Life Serien um alles, was mit Shadowrun und Gefahr und Magie zu tun hat, weiterhin im kommen und mit dir als Star und optischem High Light heben wir uns und sahnen bestimmt auch groß ab.»

Ich lachte perlend, «Na, das hoffe ich doch und danke für das Kompliment.»

Average schüttelte den Kopf, «Das hat nichts mit nem Kompliment zu tun. Dass du schön bist, ist ne Tatsache.»

«Es freut mich dennoch, dass du das so siehst. Aber im Großen und Ganzen hast du natürlich recht. Wir werden auch für die Kamera abreiten müssen. Posen einnehmen und so weiter. Schon allein, um uns noch mehr von Serien wie den Toxic Huntern oder Chase zu unterscheiden.»

Nachdem ich in die reale Welt zurück gekehrt war, setzte ich mich auf das Fensterbrett in der Küche und sah hinab auf die nächtliche Strasse. 

Das Licht einer Laterne spiegelte sich auf dem feuchten Kopfsteinpflaster. 

Ein paar Szenen in Prag würden sich im Trideo bestimmt auch gut machen. 

Selbstverständlich würden wir uns in Städten mit dem Kämpfen zurück halten müssen und in keinem Fall durften Zivilisten verletzt werden.

All das würde eine ohnehin schon gefährliche Jagd auf magische Gefahren noch gefährlicher machen. 

Bei Ashe waren wir perfekt vorbereitet und überlegen gewesen. Er hatte alleine gegen uns antreten müssen.

So einfach würde das nicht immer laufen.

Doch trotz all der Gefahr - ja, ich wollte das machen. 

Erst Ashe zu vernichten hatte das unangenehme Gefühl, welches ich aus Auschwitz mitgebracht hatte, völlig aufgelöst.

Das bestärkte mich.

Es lohnte sich aus vielerlei Gründen, die Welt besser zu machen.

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So, nun kennt ihr die Geschichte um die Vernichtung von Ashe, dem Nuclear Spirit, aus Feuer geboren und zerstört durch die Hand von UC.

Ich habe viel nachgedacht und inzwischen nimmt die ganze Sache um die Trideo-Serie mehr Gestalt an.

Sicher werden nicht alle von UC dabei mitmachen.

Aber das brauchen sie ja auch nicht. UC wird weiterhin bestehen, wer keinen Bock auf Scheinwerfer hat, macht einfach Runs wie bisher. 

Aber ich bin ziemlich sicher, dass neben Average weitere Mitglieder von UC dabei wollen.

Auch vor der Kamera, so wie ich.

‹Das denke ich auch, Drachenkätzchen. Weißt du, was mich besonders daran freut, wenn ihr so eine Jagd und den Kampf filmt?›

‹Dass mein Legendenstatus steigt und ich noch mehr beachtet werde, Katze?›

‹Nein, Drachenkätzchen, daran, dass du irgendwann eine Legende wirst, habe ich nie gezweifelt. Und es ist auch nicht, dass du viel Geld bekommen wirst. Ich freue mich, weil du dir dann endlich bei Spiel mit der Beute mehr Zeit lassen wirst.›

‹Ja, das werde ich Katze. Und vielleicht komme ich dann sogar mal dazu meine Fertigkeit im Schwertkampf unter Beweis zu stellen. Immerhin trainiere ich das regelmäßig.›

‹Ach Drachenkätzchen, womit du die Beute besiegst, ist mir eigentlich egal. Elegant siehst du dabei immer aus, solange du dir Zeit dabei lässt!›

Deine Kommentare zu Bloody History passen am Besten unter „The Tale Goes On Part III“[LINK].

Fussnoten:

0. Bei den Episoden handelt es sich um in Geschichten umgewandeltes Pen & Paper RPG. Durch die Umstellung von SR4A auf SR5 und zusätzlichen Regelerweiterungen, kann es in den Geschichten zu Unbeständigkeit oder Widersprüchen zu früheren Episoden kommen. So beherrscht zum Beispiel ein Charakter eine Fähigkeit nicht mehr, die er vorher konnte oder das Wirken einer Kraft hat andere Auswirkungen als zuvor. Für den Charakter ist es aber so, als wäre es immer schon so wie nach den neuen Regeln gewesen.  

1. Die Episode wurde am 02.09. + 16.09. erspielt. Der Spieler von Columbo war am ersten Abend nicht anwesend. Die Spieler von Mr.Jack war am 2. Spielabend nicht anwesend. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL, können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere ohne weitere Erklärung auftauchen oder verschwinden. Darüber welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheidet in der Regel der erste Spielabend eines Runs: Welche Spieler sind anwesend und wen wollen sie gerade spielen. Das muss nicht immer die logistische Entscheidung sein. Manchmal ist ihr Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Der Spotlight soll auf Charakteren stehen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. Eine Beschreibung aller Charaktere findest du hier [LINK].

2. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :) . Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitzt befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine komplette Episoden Playlist findest du hier [LINK].

4. Das offizielle Musikvideo zu dem Song wurde in Prag gedreht.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*