Snowcat and the Howling Shadows S2/E3

TRIDEO SERIES

SNOWCAT AND THE HOWLING SHADOWS4

SEASON1: 2 (Erstbereitstellung April und Mai 2076, gedreht Februar und März 2076)

EPISODE: 3/The Trail (bereit gestellt ab 05/14/76, Do, 6PM/PDT)

PRIMARY MARK: Louis Hartfield

SECONDARY MARKS: The Foul One, Altar Boy and other targets of opportunity

SPOILER ALERT: Die Staffel enthält diverse Spoiler auf die Shadowrun Missions 0601-0606 & 0701-0705 (Chicago); 

CAST2: Bloody Guts, Fang, Iron Horse, Leatherface, Mash, Mr.Tea, Rubber Duck, Shark Finn, Thunderstrike; 

CREW2: Average, Moxi Blush, Franklin „Foggy“ Nelson, Tiernan;

SPECIAL  APPEARANCE2: Blue Sky, Eden, Red Velvet, Sapper7, Sinister;

PRODUCTION: Spinrad Media

PLOT SUMMARY: Snowcat und die Howling Shadows jagen auch in der zweiten Staffel einen toxischen Schamanen. Louis Hartfield scheint besonders gefährlich, denn er brach aus dem Blackstone Gefängnis aus und damit gelang ihm etwas, das zuvor als unmöglich galt. Hartfield floh nach Chicago, dem gefährlichen und besonderen Pflaster, das den Howling Shadows noch ganz andere Hindernisse in den Weg legen wird.

END CREDITS CLIPS: 1. Internationale Handzeichen mit Iron Horse; 2.Mash mischt Medizin: Kratzer und Bisswunden richtig behandeln; 3. Tiernans tolle Tropfen: Magic Proof Coffee for Snowcat & betörende, heiße Schokolade, die Snowcat so liebt;

WARNING: Diese Trideo-Serie ist für Zuschauer unter 17 Jahren nicht geeignet. Sexualität, Gewalt, Magie, Tod, Kraftausdrücke und Drogenkonsum können vorkommen. Mitglieder der Howling Shadows sind in Waffen- und Magiegebrauch ausgebildet und sind sich über die tödliche Gefahr bewusst, mit der sie es während des Drehs zu tun haben. Zuschauer werden gebeten, diese Dinge nicht nachzumachen, es sei denn, es wird in einem Nachspann-Clip ausdrücklich erlaubt. Ferner ist absolut davon abzuraten, sich auf eigene Faust mit den gezeigten oder ähnlichen Magischen Gefahren, Geistern und/oder Crittern anzulegen.

Episode 3

3. Februar 2076, kurz vor Sonnenaufgang. 

Heute würde ich ein Morgenritual der ganz besonderen Art abhalten. Ich würde mit meinen Howling Shadows ein Nest voller Gnawer und Goblins ausrotten.

Ich wusste nicht genau, woran es lag, aber es war, als wäre der bereits in Vergessenheit geratene Krieger in mir erwacht. Ich war bereit zu kämpfen, meine Gegner zu vernichten und das Böse in dieser Stadt auszumerzen. Dieses Böse trug heute das Gesicht von Infizierten, die in der Unterstadt von Chicago lebten und die über einen Schacht von anderen Wesen mit Metamenschen gefüttert worden waren.

Ich war bereit, diesem Unheil ein Ende zu setzen.

Mach das ruhig, Drachenkätzchen›, bemerkte Katze8 beiläufig, ‹Sei ruhig kämpferisch drauf, wenn dir danach ist. Solange du nicht vorhast, voranzugehen, ist es mir recht.›

Ich sah Katze schmollend an, ‹Na toll, jetzt hast du die Stimmung verdorben, Katze. Ich hatte mich so schön reingesteigert.›

Katze blinzelte mit beiden Augen. ‹Ach, das macht nichts, Drachenkätzchen, du schaffst es bestimmt auch ohne wieder erwachtes Kriegerbewusstsein.›

[Song 15: Halsey - Control3] Sicher, so würde es sein. Doch nachdem der Ekel über den Trophäenraum der Gnawer mit all den Polaroidbildern verflogen und der Ärger über die Ancients, die Leute entführt und sie lebend durch einen Schacht geworfen und somit an die Infizierten verfüttert hatten, abgeflaut war und Gedanken und Zweifel an seine Stelle getreten waren, hätte mir ein wenig Aggressivität gut getan.

Denn ohne Ekel und Ärger hatten die Gnawer einfach nur Fotos von ihrem Essen gemacht und die Ancients hatten einfach Abfall entsorgt, den sie nicht mehr gebraucht hatten. Zugegeben war dies immer noch widerlich - und aus der Sicht der Opfer und ihrer Angehörigen verwerflich -, aber nicht wirklich böse. Oder?

Wenn es nicht böse war, dann war es immerhin gefährlich!

Wie auch immer, wir waren nach der wirklich abscheulichen und schmutzigen Entdeckung des Lamellenvorhangs aus Gedärmen und der Erkundung des Raumes, der sich dahinter verborgen hatte, mitsamt der abgefilmten Fotowand in unser Basislager auf der anderen Seite des Lake Michigan zurückgekehrt, um uns vor unserem Angriff auf die Infizierten zu erholen - denn dass wir sie angreifen würden, hatte sofort festgestanden -, und natürlich auch, um unser weiteres Vorgehen zu besprechen.

Eine Dusche, ein wenig Schlaf, das alles hatte zum besseren Wohlbefinden beigetragen - und mich die düsteren Gedanken an die Ancients dennoch nicht völlig beiseite schieben lassen. Für mich stand fest, dass ich wissen wollte, was da vor sich ging.

Was taten die Ancients da?

Ich hatte schon lange nichts mehr mit meiner Gang in Seattle zu tun und bis auf die gelegentlichen Gespräche mit Neon und das eine oder andere Treffen nicht einmal Kontakt zu einzelnen von ihnen gehabt. Tatsächlich brachte mich die Tatsache, dass ich im Laufe der Serie vielleicht gegen Ancients vorgehen müssen würde, in einen gedanklichen Zwiespalt. Ruhigen Gewissens konnte ich nur dann gegen meine Familie vorgehen, wenn sie sich so weit von dem normalen Gebaren der Ancients entfernt hatte, dass ich sie nicht mehr als Ancients betrachten konnte. Und so wälzte ich immer wieder die gleichen Fragen hin und her. 

Waren die Infizierten einfach nur kranke Metamenschen, die die Opfer vielleicht nicht einmal eigenhändig gejagt hatten?

Wenn dem immer so war, wären die Ancients, die die Opfer gefangen und in den Abgrund geworfen hatten, dann nicht die Hauptverantwortlichen?

Handelte es sich auf der anderen Seite nicht nur um ehemalige Zwerge, die vielleicht sogar als Familie infiziert worden waren und nun nur um ihr Überleben kämpften?

Und wenn ja, wie konnte ich sie zur Rechenschaft ziehen?

Inwieweit waren die Ancients involviert? Gab es einen Plan hinter allem oder hielten sie es nur für ein praktisches Vorgehen?

Inwieweit durfte ich überhaupt die Entscheidungen eines Ancients-Chapters in einer anderen Stadt beurteilen?

Inwieweit durfte ich mich überhaupt in die Angelegenheiten der Ancients einmischen? Ich hatte ja nicht einmal einen besonderen Rang bei der Gang inne, wenn man meinen Sonderstatus als Liebling aller außer Acht ließ.

In mir rangen zwei Meinungen um die Vorherrschaft. Zum einem war da mein Helden-Ich, das möglichst elegant und eindrucksvoll magische Gefahren vernichten und Metamenschen retten wollte, und zum anderen mein gerechtes Ich, das keine Handlung von vornherein als böse verurteilen würde, mochte sie auf den ersten Blick auch noch so abscheulich wirken.

Stolz, Ego, Verantwortung, das alles wollte sich in mir äußern.

Der vergangene Tag war lang und anstrengend gewesen. Ich hatte gerade einmal zwei Stunden geruht und mich dann den Bildern der Opfer gewidmet. Wenn jedes durchgestrichene Gesicht an der Fotowand tatsächlich nicht mehr am Leben und von den Gnawern und Goblins verzehrt worden war, waren die Infizierten für dutzende von Toten verantwortlich. Das zu stoppen war doch gut? - Krankheit und verminderte Schuldfähigkeit hin oder her.

Schließlich hatte ich mich von Katze überzeugen lassen, dass ich mehr Informationen brauchte, bevor ich mich überhaupt für irgendetwas entschied. Heute Morgen würde ich jedenfalls noch nicht gegen die Ancients kämpfen müssen.

So blieb die Erkenntnis, dass die Bilder keine weiteren Muster offenbart hatten. Weder Corsek noch die Stanish oder die Bernistens befanden sich auf den Fotos. Was nur solange ein gutes Zeichen gewesen war, bis Mash uns darauf hingewiesen hatte, dass selbst die jüngsten Bilder seit mindestens acht Tagen in dem Raum gehangen hatten.

❄️

Noch vor Morgengrauen hatte Rubber Duck uns zurück in die Zone geflogen. Bewaffnet, gepanzert und gerüstet hatten wir vor Ort die Lage erkundet.

Da es dort unten auch wieder schmutzig sein würde, trug ich erneut den gefütterten weißen CatSuit.

Die Nacht war sternenklar und kalt gewesen, und so starteten wir bei minus 16 Grad Celsius. Da war der CatSuit ein bisschen dünn. Besonders, wenn wir rumstanden. So hatte ich meinen Pelzmantel aus echtem Hermelin übergezogen, den ich vom Tzaren aus Vladivostok geschenkt bekommen und den Moxi vorausschauend mit nach Chicago genommen hatte. Von mir aus hätte ich niemals einen solchen Mantel gekauft, aber ich musste zugeben, dass es wärmend und tröstlich war, ihn zu tragen. Ein kuscheliges Stück Geborgenheit.

Ausgehend von dem Punkt, den Mash uns mit seinem Astralkörper markiert hatte, hatte Thunderstrike via Magie das unterirdische Gelände erkundet und wir hatten eine Karte aus diesen Informationen erstellt.

Magie war schon etwas Feines!

Liam hatte unter dem Begleitschutz von Iron Horse und Sinister die Zugänge zur Wohnhöhle vermint. Dabei hatten wir feststellen können, dass die Gnawer und Goblins gut organisiert waren und sich nicht einfach nur auf ihre geschärften Sinne verließen: Sie hatten Wachen aufgestellt. Unsere Soldaten hatten die Wachposten kurzerhand ausgeschaltet.

Nun standen wir alle an einer verschneiten Straßenkreuzung beisammen und warteten darauf, dass die Sonne aufging. Ein kalter Wind blies uns um die Nasen - oder hätte es zumindest getan, wenn wir nicht alle unsere RIG-Masken aufgehabt hätten, die uns davor schützen.

Nur Average, Moxi und Foggy waren im Basislager geblieben.

Wir hatten einen grandiosen Angriff geplant, mit dem wir die Gnawer und Goblins auf spektakuläre Weise ausschalten würden.

Rubber Duck, Bloody Guts, Tiernan und Thunderstrike hoverten im Sea Sprite. Sie dienten als Koordinatoren und Backup.

Sinister, Iron Horse und Mash würden sich aus einem Gang von Westen der Haupthöhle nähern und den Infizierten in den Rücken fallen.

Wir anderen würden von Osten her kommen. Unsere erste Welle bestand aus Leatherface, Shark Finn, Red Velvet, Fang und Mr. Tea, die einem Paukenschlag gleich mitten in der Haupthöhle der Infizierten aufschlagen würden.

Liam, Eden und ich würden der Gruppe folgen.

Die Gnawer und Goblins würden keine Chance haben!

Ich kaute gedanklich auf meiner Unterlippe herum, dann atmete ich tief ein, lächelte strahlend und winkte eine CU^3 zu mir.

„Hallo, da bist du ja. Willkommen zurück!“, sagte ich an die Zuschauer gewandt, „Der Morgen graut bereits und wir werden gleich loslegen, um die Gnawer und Goblins da unten auszuschalten. Unser Angriffsplan steht und wir haben uns einige Überraschungen ausgedacht, die uns hoffentlich gleich hilfreich sein werden. Außerdem haben wir eine Karte des Geländes erstellt, die du dir, genau wie wir, als AR-Overlay einblenden lassen kannst.“ Ich legte den Kopf leicht schief.

„Bist du bereit?“, fragte ich mit meiner Schmeichelstimme. „Na dann los!“

[Song 16: Brian Tyler/ Now You See Me 2 Score - See You in 3 to 53]

Ich gab das Go und wir stellten uns in Pose!

🎬SatHS S2/E3 Szene 2🎬 

Pfister10 1 - 3 fliegen in den Sea Sprite, Pfister 1 zoomt auf Thunderstrike, der das Scharfschützengewehr im Arm hält und sich mit der anderen Hand am Seitengriff bei der offenen Heckklappe festhält. Als die Drohne an ihm vorbeifliegt, wendet er den Kopf nach oben.

Schnitt.

Pfister 2 hält auf Bloody Guts zu. Er sitzt auf einem großen Stuhl und bedient diverse AR-Bildschirme, die ebenfalls ins Bild eingeblendet werden. Er grinst, als Pfister 2 an ihm vorbei fliegt.

Schnitt.

Pfister 3 fliegt im Inneren des Seas Sprite Richtung Heckklappe, den Himmel mit der aufgehenden Sonne im Blick. Dicht an der Heckklappe steht Tiernan und hantiert mit ein paar Seilen. Als Pfister 3 an ihm vorbeifliegt, nickt er ihr zu und hebt den Daumen.

Schnitt.

Pfister 1 - 3 treffen sich an der Heckklappe. Pfister 3 bleibt ein Stück zurück. Alle drei fliegen wieder nach vorn ins Cockpit des Sea Sprite. Pfister 1 & 2 kreuzen hin und her. Alle drei halten auf den Rigger-Sarkophag zu. Der vordere Teil des Sarkophags wird durchsichtig. Man sieht Rubber Duck leicht aufrecht liegen. Er zwinkert und hebt den Daumen.

AR-Einblendung: Team Air-Support: Ready!

Schnitt.

Lee 1 filmt die Totale von halb schräg oben. Mash, Sinister und Iron Horse stehen in einem Dreieck, die Rücken einander zugewandt, auf der verschneiten Straße. Einige halbhohe Häuser sind im Hintergrund zu sehen.

Schnitt.

Lee 2 fliegt los. Sie hat Sinister in ihrer figurbetonten Panzerung in den Sensoren. Noch ist die Panzerung schwarz. Als Lee 2 sich herabsenkt, betätigt Sinister symbolisch einen Knopf an ihrer Maske und die Panzerung schaltet die Tarnfunktion zu. Die Silhouette von Sinister verschwimmt.

Schnitt.

Lee 3 fliegt aus einer ähnlichen erhöhten Position wie zuvor Lee 2 auf Mash zu. Mash trägt seinen Ganzkörperanzug mit Kapuze. Lee 3 fliegt auf ihn zu und biegt dabei leicht nach rechts ab. Als die Drohne eine markierte Position erreicht, tippt sich Mash als Gruß mit zwei Fingern seiner linken Hand über der Schläfe gegen den Helm.

Schnitt.

Lee 1 verlässt ihre erhöhte Position und fliegt auf Iron Horse zu. Iron Horse trägt seine mit Federn und Symbolen verzierte Panzerung ohne Helm. Sein schwarzes, schulterlanges Haar bewegt sich leicht im Wind. Das Haar ist mit einem Stirnband zurück gebunden. Er hat die Arme verschränkt und blickt stolz zur Kamera. Der moderne Kompositbogen über seiner Schulter ist klar zu erkennen. Als Lee 1 dicht bei ihm ist, nickt er ihr zu. Lee 1 setzt sich ein Stück nach oben ab und umkreist die Gruppe.

Einblendung über AR: Team Sneak-Attack: Ready!

Schnitt.

Shamroy 1 filmt die Totale von schräg oben. Auf der Mitte einer verschneiten Kreuzung stehen von rechts nach links Fang, Leatherface, Shark Finn, Red Velvet und Mr. Tea. Alles sind voll ausgerüstet und haben die Arme vor der Brust verschränkt. Shamroy 1 zieht auf. Shamroy 2 und 3, rechts und links neben Shamroy 1, setzen sich in Bewegung.

Schnitt.

Shamroy 2 fliegt auf Fang und Leatherface zu. Die Sensoren konzentrieren sich auf das Profil der beiden. Wegen der Maske mit der Fratze ist von Leatherfaces Gesicht nicht viel zu erkennen. Auf dem Gesicht von Fang breitet sich hingegen ein Grinsen aus. 

Die beiden Profile füllen kurz das Bild aus.

Schnitt.

Shamroy 3 fliegt auf Red Velvet und Mr. Tea zu. Das Rot und Gold von Red Velvet bildet einen harten Kontrast zum Weiß von Mantel und Anzug von Mr. Tea. Beide haben ihre Masken nicht geschlossen. Der eisige Wind lässt den schwarzen Pferdeschwanz von Red Velvet immer wieder über ihrer Schulter hervortanzen. Sie blickt ernst und reglos in die Kamera.

Mr. Tea widmet der Kamera hingegen ein Lächeln und lupft kurz seinen weißen Bowler.

Schnitt.

Shamroy 1 setzt sich in Bewegung und hält auf Shark Finn zu, der das LMG schon fast lässig im Arm hält. Die Drohne fliegt näher, bis der Kopf von Shark Finn das Bild ausfüllt.

Schnitt.

Shamroy 2 hat sich ein Stück zurück abgesetzt und fliegt einen Halbkreis um die gesamte Gruppe, die die ganze Zeit über gemeinsam im Bild zu sehen ist.

Einblendung via AR: Team Sledgehammer: Ready!

Schnitt.

Ballhaus 1 nähert sich im rasanten Flug einer Kreuzungsecke, auf der in folgender Reihenfolge Liam, Snowcat und Eden auf einer Art Schneehügel stehen. Liam und Eden rahmen Snowcat ein und wenden sich gegenseitig leicht den Rücken zu. Im Hintergrund ist ein Stück der Skyline von Chicago zu sehen. Die Morgenröte setzt zarte, rosafarbene Akzente in den Himmel.

Schnitt.

Ballhaus 2 fliegt von links oben auf Liam zu. Sein Gesicht ist diesmal nicht verpixelt, doch man kann dennoch nichts erkennen, da er eine graue Wollmütze tief in die Stirn gezogen hat und eine Skibrille mit dunklem Glas sowie ein Tuch vor dem Mund trägt. Die Taschen an seiner Weste sind voll bepackt.

Schnitt.

Ballhaus 3 fliegt von rechts oben auf Eden zu. Sie hat ihr Sturmgewehr locker vor dem Bauch hängen. Sie nickt lächelnd, als die Kamera sich ihr nähert. 

Schnitt.

Ballhaus 1 fliegt auf Snowcat zu. Sie trägt den Pelzmantel offen, der weiße CatSuit darunter ist zu sehen. Ihr Haar ist mit einem Lackleder-Band umwickelt. Sie wendet den Kopf der Kamera zu und lächelt.

Schnitt.

Ballhaus 2 sinkt auf Kopfhöhe herab und umkreist die Gruppe zweimal.

Einblendung via AR: Team Command: Ready.

Neue Einblendung via AR: All Teams Ready.

Schnitt.

Vorspann.

«Und das funktioniert jetzt wirklich?»12, wollte Fang wissen und trat auf der für ihn markierten Position einige Mal unruhig hin und her.

«Tut es», bestätigte Liam. «Wenn du aber zappelig und ungeduldig bist und darum was schief läuft, ist es deine Schuld», fügte er hinzu.

«Macht euch keine Sorgen. Mein Luftgeist hilft bei der Kontrolle des Falls und schützt euch vor Unfällen», erklärte ich ruhig. «Sind alle in Position?», fragte ich dann.

Die Bestätigungen trafen umgehend ein.

Ich zog meinen Pelzmantel aus, der automatisch an einem dünnen Seil in den Sea Sprite gezogen wurde. «Ready, Steady, Go!», wies ich an.

Liam betätigte den Zünder.

Mit einem satten WUMP explodierten gleichzeitig der Sprengstoff in den Löchern, die Liam unter dem Schutz eines Stille-Zauber gebohrt hatte, und der Sprengschaum, den er auf die durch uns vom Schnee befreite Straße gesprüht hatte.

Es knackte und knarzte kurz unangenehm, und dann brach die Betonplatte einer Eisscholle gleich heraus und stürzte die 8-9 Meter in die Tiefe.

Mitten in die Haupthöhle der Gnawer und Goblins - und mit ihr kam Team Sledgehammer!

❄️

[Song 17: The Huntsman Winter War Soundtrack - The Goblin Fight3] Beinahe hätte ich gejubelt. Dem kurzen Blick nach, den ich auf die Kamerafeeds geworfen hatte, hatte es spektakulär ausgesehen, wie Shark Finn, Mr. Tea, Leatherface, Red Velvet und Fang auf einer Scholle aus Beton eine Etage hinabgerauscht waren.

Staub stieg auf. Er glitzerte im hereinbrechenden Tageslicht.

Die Betonplatte hatte gleich je einen Gnawer und einen Goblin unter sich eingequetscht.

Red Velvet zögerte nicht, hier war keine Zeit fürs Abwarten oder falsche Entscheidungen. Sie zog ihr Katana, schlug dem Goblin den Kopf ab und trieb dem Gnawer die Klinge ins Hirn.

«Blitzding, jetzt», sagte Liam an und entzündete ein Reihe von Blendgaranten, die er am Rand der Scholle angebracht hatte.

Für einen Moment war es in der Höhle da unten gleißend hell.

Die ersten infizierten Zwerge, die angefangen hatten, zu reagieren, kreischten überrascht auf und verbargen fauchend ihre Köpfe hinter ihren Armen.

Das war unser Go.

Liam, Eden und ich rannten los, hakten unsere Seile in dem am Boden befestigten Haken ein und ließen uns in Windeseile nach unten ab.

Eine Dreiergruppe infizierter Gestalten versuchte, sich in einem Gang Richtung Westen abzusetzen. Eine Sprengfalle von Liam, zusätzlich mit Eisenschrotkugeln geladen, stoppte sie nach wenigen Metern.

Fünf Gnawer flohen aufgeregt in einen südlichen Gang und liefen Team Sneak-Attack direkt in die Arme.

Leatherface hob seine Sturmkanone und richtete sie auf einen Goblin. Die riesige Kugel traf den Infizierten genau in den Kopf. Der Schädel platze, Masse spritzte und verteilte sich. Diesen Schaden würde er nicht regenerieren, egal, wie mächtig er gewesen war.

Fang zog sein Messer und stieß einen heulenden Kampfschrei aus. Diesmal, ohne angsteinflößende Magie zu nutzen. Es klang trotzdem imposant. Er stellte sich dem Gnawer ihm gegenüber und hieb auf ihn ein. Der war noch geblendet und ein leichtes Ziel.

Mr. Tea klopfte sich den Staub von der Schulter, lächelte kurz und rief gleich zwei Goblins zu: „Hierher Gentlemen, ich bin noch frei.“ Die Goblins reagierten darauf und kamen in seine Richtung gerannt. Ich freute mich schon darauf, mir diesem Kampf nachher genauer ansehen zu können.

Red Velvet machte einen Ausfall und ging mit einem Gnawer in den Nahkampf. Schon bald war dessen ausgemergelter Körper von blutigen Striemen übersät.

Taktaktaktaktaktak. Finn deckte eine Ecke der Höhle mit Suppression-Fire ein.

Wir hatten mehr als die eine Hälfte der zu erwartenden Gegner im Griff. Doch der zweite Part würde deutlich schwerer werden, denn nach diesem ersten Durchgang würde sich uns keiner mehr so offen und unbedarft entgegenstellen.

Ich sah mich um und nahm astral wahr. «Red Velvet, Achtung, hinter dir!», brüllte ich sofort.

Ein Gnawer hatte sich von hinten an sie heran geschlichen und griff nach ihr. Sie holte mit dem Katana aus und schlug dem Gnawer die Hand ab. Doch es war bereits zu spät, denn die paralysierende Magie breitete sich in ihr aus. Die schöne Japanerin schüttelte sich, um wieder Herr ihrer selbst zu werden. Doch eine Weile würde sie noch mit der Behinderung klarkommen müssen.

Auf ihrer Stirn bildete sich Schweiß. Sie riss sich zusammen und schaffte es, dem Gnawer den Kopf anzuschlagen, bevor er sie mit seinen scharfen Zähnen beißen konnte.

Ein Goblin sprang Fang in den Nacken und stieß seinen stinkenden Atem aus. Fang hustete und würgte. Plötzlich zuckte der Goblin zusammen und fiel zu Boden. Ein Pfeil aus dem Bogen von Iron Horse hatte ihn niedergestreckt.

An die Position des Goblins sprangen gleich drei Gnawer.

Ein fast unsichtbares Flimmern huschte Fang zur Hilfe. Nur dank unseres taktischen Netzwerks wusste ich, dass es sich bei dem Flimmern um Sinister handelte.

Ein unangenehm kreischenden Fiepen drang an mein Ohr.

Ich wandte den Blick nach rechts. Ein mulmiges Gefühl kroch meinen Rücken hinauf.

Eden riss ihre Waffe herum und feuerte ein ganzes Magazin in einen Goblin, der sich hatte anschleichen wollen. Doch er war noch nicht tot. «Mr. Tea, hierher», rief sie, wohl wissend, dass der Goblin die magischen Angriffe von Mr. Tea nicht völlig regenerieren können würde.

Mr. Tea hatte den Hilferuf der Frau vernommen und eilte herbei. Natürlich war der Goblin unserem Gentleman mit seinen Kampffertigkeiten unterlegen. Doch was ihm fehlte, machte er mit erhöhter Stärke, Schnelligkeit und dieser verdammten Regeneration wett.

Mr. Tea reagierte darauf, indem er seinen Körper in Flammen hüllte.

«Team Sledgehammer: Wer ohne Gegner ist, rückt vor und sucht nach überlebenden Infizierten, die sich …», die Worte blieben mir im Halse stecken, dann da war es wieder, das wütende Fiepen - und diesmal kam es aus Dutzenden von Kehlen. Vorsichtshalber sandte ich Mr. Tea einen Geist zur Unterstützung.

Katze fauchte wütend.

« … Ratten!», rief ich laut, «Von mir aus auf 2 Uhr. Das muss gleich eine ganze Rotte sein.»

Da sprangen auch schon die ersten drei Ratten aus einem ehemaligem Abflussrohr. Die anderthalb Meter bis zum Boden schreckten sie dabei nicht. Die braun-graue, wabernde Masse hinter den Tieren verhieß nichts Gutes.

«Das ist ein Rattenangriff. Irgendjemand befehligt sie», erklärte ich schnell, «Nehmt euch zuerst die großen, nackten Ratten vor, das sind Teufelsratten.» Ich nahm astral wahr. «Seid aber vorsichtig, die können Krankheiten übertragen und sich verschleiern. Man spürt nicht, wie sie an einem hochrennen, bis sie einen in den Nacken beißen», rief ich, während weitere Ratten aus dem Rohr sprangen und auf Team Sledgehammer zurannten. «Teufelsratten vertragen kein Sonnenlicht», fügte ich hinzu.

Im Teamnetzwerk tauchten die Teufelsratten plötzlich grün markiert auf. Das war eindeutig Liams Handschrift. Was er draufhatte, überraschte mich immer wieder.

Die Rotte war schnell. Noch bevor ich zu Ende erklärt hatte, hatten die ersten Tiere Fang und Red Velvet erreicht.

Doch es kam noch viel schlimmer, denn im nächsten Schwall entdeckte ich eine pelzige, über einen Meter große Ratte mit kleinen Hörnern auf der Stirn. «Achtung! Änderung des Primärziels. Dämonenratten! Groß, pelzig, Hörner. Nehmt die zuerst», sagte ich und bekam nur am Rande mit, wer bestätigte. Denn ich konzentrierte mich bereits.

Wieder wurden via AR die entsprechenden Dämonenratten markiert.

Liam schob mich derweil hinter sich und sprayte irgendetwas aus einer Flasche im Halbkreis vor uns. Benzingeruch stieg mir in die Nase.

Taktaktaktaktak. Shark Finn nahm die Ratten mit seinem LMG unter Beschuss. Es quiekte, Blut spritzte, doch der Rattenstrom nahm nicht ab.

«Zwei geflohene Tangos down», meldete Iron Horse ruhig. «Kommen jetzt wieder zu euch.»

Auch Mash meldete sich. «Dämonenratten können sich ebenfalls verschleiern.»

«Bestätige ich», kam da von Leatherface, «Hab gerade eine aus den Augen verloren.»

«Suppression Fire einsetzen», sagte Thunderstrike an.

Alle hoben ihre Waffen und ein ohrenbetäubendes Stakkato brach los.

Ich hatte unterdessen das Rohr mit meinem Zauber anvisiert und überzog die heranströmenden Ratten mit eiskalter Magie. Es knisterte eigentümlich, als sich das Fell der normalen Ratten mit einer Eisschicht überzog. Die Masse kam ins Stocken.

Red Velvet stellte sich den verbliebenen Ratten an vorderster Front entgegen und verarbeitete die Viecher mit dem Katana zu Ratten-Geschnetzeltem.

Trotz des Dauerfeuers aus allen Rohren kamen immer wieder einige Ratten durch. Sie sprangen, kletterten Beine hoch und versuchten, Stellen zu erreichen, die nicht gepanzert waren. Zum Glück bot niemand von uns ihnen eine allzu große Angriffsfläche. Die meisten trugen ja Vollpanzerungen. Da war für die Ratten kaum ein Durchkommen. Dennoch durften wir nicht unvorsichtig werden, die Biester waren schlau und hinterhältig.

Liam entzündete die Flüssigkeit, die er aufgetragen hatte. Sie ging in lodernd grünen Flammen auf.

«Hier gehen die Viecher nicht freiwillig durch», stellte Liam selbstbewusst fest. Verdammt, eines hatte ich noch nicht geschafft anzusagen, «Einige Dämonenratten können Säure spucken», holte ich schnell nach.

Keine Sekunde zu früh, denn da spuckte eine Ratte auch schon los. Leatherface duckte sich gerade noch rechtzeitig weg. Mr. Tea hatte seinen Goblin ausgeschaltet. Die Ratten beendeten ihren Angriff dennoch nicht. Den, der sie befehligte und gerufen hatte, hatten wir offenbar noch nicht erwischt.

Die Hände von Gentleman Mr. Tea wurden dringend gebraucht. Eine Ratte hatte sich in der Panzerung von Red Velvet verfangen. Mr. Tea killte sie mit einem Handkantenschlag und bekam von Red Velvet ein Lächeln geschenkt, das trotz RIG-Maske jede Heldentat wert war.

Wegen der schier zahllosen Gegner, dem Geröll und all dem Zeug, das hier sonst noch herumlag, war es unübersichtlich geworden. Doch es schien, als ebbe der Strom von Ratten langsam ab.

Pfffitt!

Ein Pfeil zischte knapp an meinem Ohr vorbei. Reflexartig zog ich den Kopf ein Stück beiseite.

Zum Glück war ich nicht Ziel dieses Angriffs gewesen.

Iron Horse nagelte mit dem Pfeil einen Gnawer an der Wand fest. Der Infizierte hatte sich in unseren Rücken geschlichen. An Eden wäre er sicher nicht unbemerkt vorbei gekommen, doch bei  unserer Postion war Platz knapp bemessen und so wäre ein Kampf schwierig geworden.

Ich lächelte Iron Horse kurz zu und lobte leise, «Fantastischer Schuss!»

❄️

Zuerst erstarb das Quieken. Dann hörte das Geballer auf.

Auch unser grünes Schutzfeuer erlosch.

Es dauerte einen Moment, bis sich meine feinen, spitzen Ohren an die leise Situation gewöhnt hatten.

Ich nahm erneut astral wahr. «Astralraum ist …. »

BUUUM!

Beinahe wäre ich zusammengezuckt.

«Das war die Sprengfalle 600 Meter tief im westlichen Tunnel. Über den ist Team Sneak-Attack vorhin gekommen», erklärte Liam gelassen und mit den Händen in den Hosentaschen.

Iron Horse nickte, «Fang, Mr. Tea, kommt, wir sehen nach, ob Infizierte überlebt haben.»

Kaum ausgesprochen, setzten sich die drei auch schon laufend in Bewegung.

Ich grinste Liam an. «Wie gut, dass du auch diesen Gang vermint hast.»

«Ai!», meinte Liam nur.

Leatherface, Sinister und Shark Finn traten durch die Höhle und hielten Ausschau nach Überlebenden. Hier und da trat Finn auf eine Ratte, aber ansonsten regte sich nichts.

Auch ich sah mich um. Weit mehr als ein Dutzend tote Gnawer, fünf Goblins und unzählige Rattenleiber, Blut, Eingeweide und Geröll.

Wir hatten ein regelrechtes Massaker angerichtet.

Glücklicherweise war ich Liams Rat gefolgt, die Versiegelung meiner RIG-Maske ein- und die interne Sauerstoffversorgung zuzuschalten. Der Gestank musste ekelhaft sein.

❄️

«Wir haben eine Blutspur entdeckt, der wir folgen können», sagte Iron Horse an.

«Dann macht das, so weit es geht», erwiderte ich.

Liam meinte, «Ich hab die Ladung mit Eisen vermischt. Selbst wenn das ein Goblin ist, regeneriert der nicht.»

«Wir holen schnell auf!», kam bald darauf von Iron Horse.

Nur Sekunden später meldete er: «Tango down. Wir kommen zurück.»

❄️

Nachdem der Rausch des Adrenalins nachgelassen hatte, nahmen die Bilder von Tod und Verderben immer mehr Gestalt an. Wir wateten geradezu durch Eingeweide. Erneut drohten Zweifel an mir zu nagen, zumindest bis klar war, dass es keine Kinder unter den Infizierten gegeben hatte.

‹Und selbst wenn, Drachenkätzchen, das sind keine Ghule, die hier pflanzen sich nicht fort und aus den meisten von denen wären früher oder später Monster geworden›, mahnte Katze.

Ich nahm mir den Moment, mich zu sammeln.

Es existierte eben kein Heilmittel gegen HMHVV.

Iron Horse, Fang und Mr. Tea brachten einen weiteren toten Goblin von ihrem Ausfall zurück.

Fang sah sich um. „Gibt es für die kein Kopfgeld?“, fragte er.

Ich verneinte. „Hier in Chicago nicht.“

‹Er sieht hier keine Toten, sondern Geld, er hat die richtige Einstellung, Drachenkätzchen. Jedenfalls dieses Mal›, stellte Katze fest.

«Auch, wenn es schönere Arbeiten gibt, lasst uns in den Nebenhöhlen nach Gefangenen, Überlebenden und Hinweisen suchen», sagte ich an.

Dann winkte ich eine Kamera zu mir. Ballhaus 1 kam sofort angeflogen. Manchmal vergaß ich, dass da ja ein lebender Metamensch hinter dem Steuer saß. „Hey“, sagte ich absichtlich ein wenig angespannt, „haben wir das nicht sehr gut gemacht? Und die vielen Ratten. Ich hätte fast geglaubt, die überrennen uns. Mit Teufels- und Dämonenratten ist nicht zu spaßen. Was jetzt kommt, wird bestimmt kein schöner Anblick. Während wir hier suchen, könntest du dir darum einfach mal die beiden Clips ansehen.“ Ich konzentrierte mich und ließ zwei apfelgroße, weiße Kugeln entstehen. Die eine zierte der Kopf einer Teufelsratte, die andere hatte die Fratze einer Dämonenratte aufgemalt. Die entsprechenden Clips würden wir in den nächsten Tagen im Basislager drehen.

«Soll ich die Kameras ausmachen?», wollte Average wissen.

«Negativ!», widersprach ich.

„Wo willst du denn hin?“, blaffte Liam, als ich Anstalten machte, mich in Bewegung zu setzen.

„Bei der Untersuchung der Nebengelasse helfen“, erklärte ich.

Liam schüttelte den Kopf. „Bist du jeck? Rattenhirn geht nur schwer aus deinen Stiefeln raus. Von verwesten Leichen in unterschiedlichen Stadien ganz zu schweigen. Tiernan hat besseres zu tun, als unnötige Flecken aus deinen Stiefeln zu holen. Zieh dir gefälligst andere Schuhe an, bevor du mitsuchst.“

Ich legte den Kopf leicht schief. „Ich habe keine anderen Stiefel eingepackt. Hast Du daran gedacht?“, fragte ich.

Liam schüttelte den Kopf. „Warum sollte ich? Dann warte mal hübsch oben und sieh dir die Sache von der Straße aus an.“

‹Ja, komm zu mir, Drachenkätzchen›, freute sich Katze, ‹Da unten ist es wahrhaft widerlich.›

❄️

[Song 18: Talk Talk - Life’s What You Make It3] Wir verbrachten über zwei Stunden damit, die Höhlen zu durchsuchen.

Obwohl, Höhlen waren es tatsächlich gar nicht, sondern eher wie mit Morast überzogene Räume und Gänge, die man so stark von dem, für was auch immer sie bestimmt gewesen waren, befreit hatte, dass diese Bestimmung nicht mehr zu erkennen war.

Ich war Liam für die Sache mit den Stiefeln übrigens ziemlich dankbar. Von dem, was da war, konnte man Albträume bekommen.

Darum hatte ich allen Suchenden immer wieder Pausen verordnet, die sie bei mir an der frischen Luft verbringen hatten müssen. Eine nette Plauderei brachte ein wenig Ablenkung, die jeder gebrauchen konnte.

Am Ende hatte die Aktion eine traurige Erkenntnis ans Tageslicht gebracht. Rebecca und Tomas Stanish waren ebenso tot wie das Ehepaar Bernisten und der von Horizon gesuchte Corsek. Es hatte uns einigen Aufwand gekostet, die angeknabberten Leichen in den Bergen von Fleisch und Knochen zu finden.

‹Uns, Drachenkätzchen?›, fragte Katze.

‹Uns als Team, Katze›, erwiderte ich.

‹Sag das ruhig, Drachenkätzchen. Solange du dich weiter aus dem Dreck raushältst, in den du auch andere gehen lassen kannst. Und damit meine ich den physischen Dreck, denn die Bilder angesehen hast du ja.›

Die Leichen des Desolation Angel Tasha und der Stanish-Kinder waren nicht unter den Toten.

Hier bestand also noch Hoffnung.

Mr. Tea hatte in den Händen eines Toten, der maximal zwei Tage zuvor getötet worden war, einen Stofffetzen aus grünem Leder gefunden. Abgerissen, bevor er in den Schacht geworfen worden war. 

Die Ancients tragen auch in Chicago grünes Leder.

❄️❄️

Mit der Leiche von Corsek im Schlepptau bewegten wir uns in Richtung Horizon-Klinik. Ein Stück des Weges ließen wir uns natürlich fliegen.

Corsek war noch nicht angeknabbert worden. Anscheinend hatte er nicht besonders appetitlich gewirkt, mit all den Betäubungsmitteln im Körper. 

Dr. Tate empfing uns sofort. 

Natürlich bedauerte er, dass Corsek tot war, aber ein Teil von ihm war zufrieden, dass er den Kopf so intakt wiederbekommen hatte. Jedenfalls bezahlte er uns das vereinbarte Geld. Gefunden hatten wir ihn ja auch.

❄️❄️

Gegen Mittag trafen wir uns an der vereinbarten Kreuzung mit Becky 99 und den DA. 

Wir hatten keine guten Nachrichten, aber auch keine wirklich schlechten. Es gab immer noch Hoffnung. Ich nahm Becky erneut das Versprechen ab, nicht gegen die Ancients vorzugehen, ohne dass man sich mit uns abgesprochen hatte. Wenn man denn überhaupt Ancients irgendwo fand. An ihren üblichen Orten schienen sie nämlich nicht mehr zu sein, so viel hatten die Desolation Angels bereits herausgefunden.

Ich gab Becky ein frisches Wegwerf-Commlink und einen Signalverstärker, damit sie mich jederzeit erreichen konnte. Das war hier in der Zone von Chicago zwar keine Garantie, aber es erhöhte ihre Chancen, zu mir durchzukommen.

Ich berichtete Becky von dem Nest voller Gnawer und Goblins, die wir ausgerottet hatten, wir plauderten noch ein bisschen, doch dann war es Zeit für mich, zu gehen.

„Der letzte Tag war lang“, erzählte ich, „Wie gehen jetzt erstmal in unser Lager zurück, behandeln unsere übrig gebliebenen Verletzungen und erholen uns. Ich schätze mal, wir legen übermorgen wieder los. Dann hören wir uns weiter nach den Ancients und anderen Gerüchten um und selbstverständlich halten wir auch nach Tasha Ausschau.“

Becky lächelte leicht. „Danke.“ Sie zögerte kurz, dann fragte sie: „Wen sucht ihr denn eigentlich?Oder kannst du das nicht sagen?“

„Doch, dir schon“, erwiderte ich und wurde etwas leiser, „Wir suchen einen toxischen Schamanen. Einen Troll, der noch nicht länger als 6 Monate hier sein dürfte. Aber toxische Schamanen kann es hier so einige geben, und wir wollen ihn ja nicht auf uns aufmerksam machen, bevor wir eine Spur haben.“ Ich rief ein Bild von Hartfield auf und schaltete kurz das externe Display meines Commlinks ein. „Hier, hast du den schon mal gesehen?“

Becky 99 sah sich das Bild an und schüttelte dann den Kopf. „Nein, noch nie. Aber ich halte die Augen offen und wenn ich in der Richtung was höre, sage ich dir auch Bescheid.“

Ich lächelte. „Fein. Danke. Er heißt übrigens Louis Hartfield und er folgt tollwütiger Hund.  Genaueres weiß ich nicht. Außer, dass er ziemlich übel ist für einen Toxischen.“

Beckys Augen weiteten sich, dann grinste sie. „Übel für einen Toxischen, das klingt wirklich übel.“ 

❄️❄️

Zurück im Lager war ich einfach nur froh, zurück zu sein. Ein Bad wäre es jetzt gewesen, aber eine heiße Dusche war auch nicht schlecht und selbstverständlich durfte ich als erste den Erfrischungsraum des Mädchen-Airstreams nutzen.

Nach besagter Dusche, einem schmackhaften Essen auf richtigem Geschirr und einer weiteren Dusche fühlte ich mich wieder gut.

War das wirklich erst unser dritter Tag hier in Chicago?, schoss es mir in den Kopf. Ja, dem war so, jedenfalls, wenn man den Ankunftstag nicht mitrechnete.

Es fühlte sich länger an und die Ereignisse der vergangenen Stunden hatten dafür gesorgt, dass der Core trotz des vielen wundervollen Schnees bei uns einen schmutzigen Eindruck hinterlassen hatte.

Tiernan hatte nicht nur einen Verbindungsgang aus Eis zwischen den beiden Airstreams entstehen lassen, nein, er hatte auch gleich noch ein Equipment-Iglu gezaubert. Dort hatten wir uns gemäß Liams Anweisung umziehen und gleich mal unsere Panzerungen liegen lassen müssen.

Diese Sicherheitsmaßnahme leuchtete mir ein - wer wollte sich schon Hirnmasse oder Fetzen von Eingeweiden in den Airstream tragen?

Als die Sonne an unserem dritten Tag in Chicago unterging, saßen wir fünf Frauen in unserem Prinzessinnen-Airstream beisammen und genossen es, zumindest optisch unter uns zu sein. So konnten wir in Dessous ein paar Mädchen-Gespräche (s. S2/EX2) führen.

Ein ziemlich perfekter Moment, stellte ich zufrieden fest.

Alles andere würde bis morgen warten können.

❄️❄️

Wir benötigten tatsächlich einen zweiten Tag, um uns völlig zu erholen und um das Equipment zu checken. Nachdem wir es mit so vielen Teufels- und Dämonenratten zu tun gehabt hatten, hatte Mash außerdem darauf bestanden, unser aller Blut zu untersuchen. Ein astraler Check war das eine, eine medizinische Untersuchung das andere. Und was Krankheiten angeht, ist sicher nun mal sicher. Nicht alles lässt sich gleich in einer Aura ablesen, zumal einige von uns ja maskiert herumlaufen.

Liam ging Mash zur Hand und ‚rein zufällig‘ nahm er sich all die Proben vor, die von seinen Familienmitgliedern stammten.

Zum Glück war niemand von uns krank.

❄️❄️

Die folgenden Tage verbrachten wir damit, das mit Corsek verdiente Geld von Horizon via sozialem Engagement unter die Leute von Chicago zu bringen.

Blue Sky war mal eben schnell für uns shoppen geflogen und wir hatten uns die Güter liefern lassen, um sie auf SatHS-Art zu verteilen.

Mash, Liam und ich hatten über drei Vormittage hinweg eine kleine Wanderpraxis eröffnet und so Metamenschen geholfen und Vertrauen geschaffen.

Auch der Rest des Teams war nicht untätig gewesen und hatte Reparatur- und andere Hilfsleistungen angeboten.

Unsere Suppenküche, in der wir Eintopf, Sandwiches und Brot verteilten und mit der wir über fünf lange Nachmittage umhergezogen waren, hatte sich schnell als Geheimtipp herumgesprochen und schon bald hielt man nach ihr Ausschau. Hier und da hatten wir uns mit den üblichen Vertretern der Zonelords oder einem Restaurantbesitzer einigen müssen -  denn ja, es gibt auch im Core von Chicago so etwas wie Restaurants. Doch ein wenig Schmiergeld hier, ein nettes Lächeln da und das Versprechen, dass unser Aufenthalt in Chicago nur von kurzer Dauer sei, beseitigten jegliche Schwierigkeiten, bevor sie richtig begonnen hatten.

Wir hatten das alles unter den Deckmantel der Berichterstattung über Chicago gestellt, und auch, wenn einige Zone-Bewohner skeptisch gewesen waren und manche es sogar blieben, und auch, wenn es sich dabei um eine anstrengende Aufgabe handelte, mussten wir jeden Abend zugeben, dass es irgendwie auch ein befriedigendes Gefühl war, geholfen zu haben.

Gut fürs Karma nannte man das wohl.

Dabei hatte wir uns nach den Ancients, Tasha und ungewöhnlichen Geschichten aus den letzten Wochen umgehört.

Ein Teller köstlicher Suppe oder ein ‚Sammich‘ machten die Metamenschen schnell redseliger als sonst und so trugen wir allabendlich im Airstream unsere Geschichten zusammen.

«Und, was haben wir jetzt auf unserer Liste ganz oben?», fragte ich ein wenig schläfrig am frühen Abend des 9. Februar, gemütlich in Kissen gekuschelt, im Mädchen-Airstream.

«Der zurückgekehrte Foul One führt immer noch mit Abstand unsere Liste an. Vor diesem Monster haben alle Angst und alle sind sich einig: Es ist innerhalb der letzten sechs Monate in die Calumet Swamps zurückgekehrt», erwiderte Bloody Guts und blendete die wichtigsten Stichworte via AR ein.

«Gab es heute irgendeinen Hinweis auf Tasha?», fragte Mr. Tea.

«Nope. Immer noch nicht. Sie wurde nirgendwo gesehen», erklärte Bloody Guts nun.

Ich seufzte kurz. «Damit können wir mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass sie nicht irgendwo alleine und frei draußen rumläuft. Worüber sich auch alle einig sind, ist, dass bei den Ancients irgendwas im Busch ist. Auch, wenn keiner etwas Genaues wusste oder niemand darüber sprechen möchte», fügte ich noch hinzu.

Liam meinte, «Da das Ancients-Chapter hier ein unbedeutender Haufen ist, heißt das ja schon mal was.»

«Morgen wieder selbes Programm?», wollte Sinister wissen, «Oder sehen wir uns jetzt die Foul-One-Sache mal an?»

Ich grinste der Elfe über den Tisch hinweg zu. „Schon wieder Ungeduld bei einem Elfen?“, fragte ich leise und sagte dann via Teamkanal an alle gewandt: «Dem Foul One gehen wir in jedem Fall nach, aber noch nicht morgen, denn für morgen habe ich mit allen von uns, die mögen, einen kleinen Ausflug der besonderen Art geplant. Morgen hat die Zerstörung des Sears Towers Jahrestag und da manifestiert sich eine Alchera, die wir uns gemeinsam mit unseren Zuschauern ansehen sollten.»

❄️

«Was war denn am Sears Tower?», fragte Red Velvet.

[Song 19: The Antlers - Kettering3] Ich setzte mich aufrechter hin - eine solche Geschichte erzählte man nicht schläfrig und eingekuschelt, sondern mit einer Ernsthaftigkeit, Trauer und Melancholie, die der Situation angemessen war.

«In den Nachwehen der Night Of Rage, am 10. Februar 2039, zerstörten Terroristen von Alamos 20.000 unter dem falschen Mantel einer Vergeltungsaktion von Metamenschen in einer gewaltigen Explosion ein Wahrzeichen der Stadt, den Sears Tower in Downtown Chicago. Sie töteten Tausende. Der Sears Tower wurde mit allen Lebewesen darin bis auf sein Fundament vernichtet. Umliegende Gebäude wurden in Mitleidenschaft gezogen und in ihrer Struktur beschädigt. Die durch die Explosion aufgerissenen Gasleitungen fingen Feuer und das gesamte Areal wurden in einem Flammenball desintegriert.» Ich machte eine gedankenschwere Pause und ließ die beinahe atemlose Stille meiner Howling Shadows auf mich wirken. «Über 26.000 Einwohner verloren in dieser Nacht ihr Leben. Das Areal wurde zu dem urbanen Ödland, welches heute als die Shattergraves bekannt ist. Diese Narbe trägt Chicago also schon von vor der Zeit der Invae mit sich, denn die Insekten kamen erst 15 Jahre später. Im Astralraum um den Sears Tower ist seit diesem Tag viel los. Außerdem fühlen sich Critter und Geister von den Shattergraves magisch angezogen. Zwei Tage vor dem Jahrestag beginnt der Sears Tower, sich zu manifestieren. Er nimmt also optisch Gestalt an, zunächst nur als durchscheinende Silhouette, bis er dann als exakte Kopie seiner selbst sowohl im Astralraum als auch in der physischen Welt zu sehen ist, auch wenn das Real-Life-Bild immer noch ein wenig schimmern soll. Ein solches magisches Phänomen nennt man Alchera. Im Gegensatz zu einem materialisierten Alchera kann man ein manifestes Alchera nicht betreten. Dennoch ist es ein interessantes Schauspiel. Wo wir gerade hier sind, ist es doch eine hervorragende Gelegenheit, sich das anzusehen. Für alle, die wollen, versteht sich.»

❄️❄️

Nur Average und Rubber Duck flogen im Seas Sprite umher. Der Rest von uns versammelte sich in leichter Rüstung und ohne RIG-Maske bei einem der Zugänge zum Sears Tower.

Wir waren nicht die einzigen, die das Schauspiel betrachteten. Es gab sogar Touristengruppen, die von ein paar Sicherheitsmännern und Frauen der ASPS - der Astral Space Preservation Society, einer Unterabteilung des DIMR, die hier in Chicago ihren Hauptsitz hatte - davon abgehalten wurden, sich dem Sears Tower zu nähern. Man hatten reale und virtuelle Absperrbänder vor den freigeräumten Zugängen angebracht. Um zum Fundament des Towers zu kommen, musste man verständlicherweise immer noch über Berge von teilweise geschwärztem Geröll klettern. Nur einige Zugänge waren im Laufe der Jahre freigeräumt worden.

Der Anblick des materialisierten Towers war wunderschön. Die leicht flimmernde Silhouette fügte sich perfekt in die Reste des Stahlskelettes ein.

Die magische Hintergrundstrahlung stieg zwar an, war aber weniger stark, als ich befürchtet hatte. Auch die traurige oder aggressive Stimmung, die ich erwartet hatte, schwang geringer darin mit. Wahrscheinlich waren die Metamenschen bei der Explosion viel zu überraschend verstorben, als dass sie ausreichend Wut und Trauer empfunden hätten. Ein Großteil von ihnen hatte zudem bereits geschlafen.

Wir ließen den Anblick einen Moment auf uns wirken und zogen uns dann einige hundert Meter zurück, um den Part für unsere Trideo-Serie zu drehen.

❄️

Ich wandte mich via Kamera an unsere Zuschauer. „Hier hinter mir siehst du eine sogenannte Alchera.“ Ich konzentrierte mich und ließ die in sanftem Grün schimmernde Illusion einer Kugel entstehen, die ich mit geübter Lässigkeit in die Luft warf und dort rotieren ließ. „Wenn du mehr über Alchera wissen möchtest, dann sieh dir diesen Journal-Clip in der Kugel an.“

Nach einer kurzen Pause erzählte ich nun das, was ich am Abend zuvor meinen Kollegen über den Sears Tower berichtet hatte. Dann konzentrierte ich mich erneut, erschuf eine weitere Kugel - sie war diesmal hellblau - und versprach dem Zuschauer, dass er in dem Clip im Steampunk-Journal5 eine animierte Version der Sears-Tower-Story finden würde.

Average setzte den Clip augenblicklich auf unsere To-do-Liste, wie mir via AR angezeigt wurde.

Ich lächelte und fuhr an den Zuschauer gewandt fort, „Wenn man näher heran geht, soll man heute am Jahrestag angeblich ein paar manifestierte Erscheinungen sehen können, die sich in dem manifestierten, real wirkenden Haus bewegen. Aus Sicherheitsgründen ist es eigentlich verboten, dem Tower näherzukommen, aber ich hoffe, wir können einen der Sicherheitsmänner davon überzeugen, uns durchzulassen.“ Ich deutete mit einer Kopfbewegung hinter mich. „Ich werde gleich bei dem Mann dort hinten mein Glück versuchen. Du kannst dir inzwischen schon mal die Clips ansehen!“

Ich drehte mich elegant und durchaus schwungvoll und setzte mich in Bewegung.

❄️

Die beiden Sicherheitsleute, eine menschliche Frau und ein männlicher Ork, wirkten im ersten Augenblick ein wenig angespannt, als 16 Howling Shadows auf sie zugelaufen kamen, doch dann buffte die Frau dem Ork in die Seite und grinste.

„Hallo“, sagte ich freundlich, als ich nah genug heran war.

Die Frau sah mich an. „Ihr seid die Howling Shadows und Sie sind Snowcat, stimmts?“ Ihrem Akzent nach stammte sie nicht aus Chicago.

Ich grinste. „Stimmt.“

„Sehen Sie, Sir, wie ich gesagt habe!“, sagte sie offenbar an ihren Vorgesetzten gewandt.

Der Ork nickte mir zu. „Guten Tag. Jetzt ist es auch unverkennbar. Bis darauf, dass Ihnen die Trideoaufnahmen nicht gerecht werden, Snowcat.“

«Hey, was meint er damit? Will er damit sagen meine Aufnahmen sind scheiße?», fragte

 Average.

Liam schüttelte den Kopf, «Average, das nennt man Kompliment, auch wenn es kein besonders einfallsreiches Kompliment gewesen ist.»

„Drehen Sie in Chicago?“, fragte die junge Frau, bevor ich etwas sagen konnte.

Ich schenkte ‚Officer Lance Hill‘, wie der Ork laut seines virtuellen Namensschildes hieß, ein wunderschönes Lächeln und sah dann zu ‚Kendra Matthews‘, beugte mich verschwörerisch vor und meinte halblaut, „Sie dürfen es bitte nicht weitererzählen, aber ja, das tun wir.“

Ich richtete mich wieder auf, „Und mit Ihrer Erlaubnis, Officer Hill, würden wir sogar hier am Sears Tower drehen.“

„Es spricht nichts dagegen, dass Sie hier drehen Snowcat. Ich bin sicher, Ihre Genehmigungen sind alle vollständig", erklärte Hill.

„Das sind sie“, stellte Foggy aus der zweiten Reihe fest.

„Aber ich bin kein Polizist, habe also eh nicht zu entscheiden, ob Sie hier drehen dürfen“, fuhr Hill fort.

Ich lächelte. „Nein, das nicht. Aber Sie können uns zum Tower durchlassen. Denn ich möchte dicht am Tower drehen!“, erklärte ich.

Es dauerte ein bisschen, doch dann ließ uns Officer Hill durch. Natürlich erst, nachdem er uns darüber aufgeklärt hatte, dass sich dort gefährliche Monster herumtrieben und immer wieder Leute von dort verschwanden, besonders am Jahrestag. „Na, ich denke, Sie werden schon mit allem fertig werden, was da ist, aber seien Sie dennoch vorsichtig, Snowcat!“, bat Lance schließlich.

❄️

So bewegten wir uns alle so dicht an das magische Schauspiel heran, bis wir es berühren konnten - oder hätten berühren können. Materialisierte Geister bekamen wir allerdings nicht zu sehen und auch auf der astralen Ebene war nicht sonderlich viel los. „Ich spüre nur zwei astrale Gestalten, ungefähr im zwölften Stock“, erklärte ich meinem Team. „Aber so weit reicht das Stahlskelett der Ruine nicht, wir können also nicht zu ihnen hochklettern.“

„Können einen die Geister denn tatsächlich holen oder verschwinden die Leute eher in einem astralen Riss?“, wollte Rubber Duck wissen.

„Beides ist nicht ausgeschlossen. Auch, wenn Erscheinungen - denn so nennt man das in der Magietheorie - in der Regel nur wenig bis keinen Einfluss auf die physische Welt haben. Es reicht normal nur dazu, um das Gefühl von eiskalter Luft zu erzeugen und einem die Nackenhaare aufzustellen“, erklärte ich. „Nach dem, was ich an Gruselgeschichten über die Gegend hier gehört hab, vermute ich vielmehr, dass hier ein Dzoo-Noo-Qua sein Unwesen treibt und die Gelegenheit des Jahrestages nutzt, da hier dann mehr als einige verirrte Seelen umherschleichen.“

„Heißt es eigentlich der, die oder das Alchera?“, fragte Bloody Guts.

Ich grinste, „Entweder sagst du 'das Alchera' für das magische Phänomen, oder 'die Alchera' für die Koexistenz von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“

❄️❄️

Da am Abend sicher mehr zu sehen sein würde und ich sowieso vorgehabt hatte, aufnehmen zu lassen, wie der Tower verschwand, nutzen wir die freie Zeit, um mal wieder bei Becky 99 vorbeizuschauen.

Becky freute sich, uns zu sehen - und das lag nicht an dem Kaffee, den wir ihr mitbrachten, jedenfalls nicht nur.

Die Desolation Angels suchten selbstverständlich immer noch nach Tasha. Mit jedem Tag schwand ein bisschen Hoffnung, Tasha gesund wiederzufinden.

So wie wir hatten die Desolation Angels bisher keine Spur von Tasha gefunden. Ebenso, wie niemand eine heiße Spur der Ancients entdeckt hatte.

Zumindest unterhielten Becky und ich uns noch über die Elfengang.

Auch das Chapter der Ancients war hier früher richtig groß gewesen, wie ich selbst wusste, aber nicht selbst erzählte.

„Jetzt sind sie klein!“, berichtete Becky, „So klein, dass wir uns bisher überhaupt nicht für sie interessierten. Vor ungefähr einem halben Jahr haben sie wohl an Macht gewonnen.“ Becky sah mir in die Augen. „Sowas kommt vor. Komisch ist nur: Keiner will darüber sprechen. Soweit ich gehört habe, haben sie ihr Geschäftsfeld geändert und betreiben jetzt Organverkauf und Body Harvesting.“

Ich biss mir innerlich auf die Lippen, um nicht leise zu fluchen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das mit Colonel Bombshell abgesprochen war oder auch nur genehmigt werden würde.

„Habt ihr denn in den letzten Tagen irgendwelche Ancients gesehen?“, fragte ich.

Becky schüttelte den Kopf. „Nein. Es scheint so zu sein, als wenn sie von einem neuen HQ heraus operieren.“

Ich nickte. „Na, dann ist das so. Wir werden sie schon finden“, sagte ich halb zu mir, halb zu Becky und klang dabei mehr als nur zuversichtlich.

„Als wir uns umgehört haben, ist mir jemand aufgefallen“, meinte Becky 99 noch, „So ein total creepy Typ. Ein Elf, mit einer merkwürdigen Kutte und Chrom-Cyberaugen. Der hört sich offenbar auch nach den Ancients um.“ Sie grinste, „Er treibt sich wohl öfters auf dem Beduinenmarkt rum“, verkündete sie.

Ich dankte ihr für den Tipp und wir plauderten noch ein bisschen.

Irgendwann beugte sie sich zu mir und flüsterte leise, „Du hast da ein paar schnucklige Kerle dabei. Kann ich mir den einen oder anderen mal ausborgen?“

Ich lachte perlend. „Nein, leider nicht. Ich brauche sie alle selber“, dann zwinkerte ich. „Was aber nicht heißt, dass sie sich nicht mit dir treffen dürfen.“

Nun lachte Becky. „Nee, lass mal, so mit flirten und Dates, das ist nicht mein Ding. Ich mag meine Männer unkompliziert und devot!“

Ganz wahr war das vielleicht nicht, aber ich ging nicht weiter darauf ein.

❄️❄️

Im Dunkeln der Chicagoer Nacht sah der Sears Tower doch gleich viel gespenstischer aus. Ein Filter über dem Trideobild würde den Eindruck verstärken. Auch der nächste Gardist hatte uns durchgelassen, obwohl er SatHS noch nicht gesehen hatte. So konnten wir wieder ganz nah ran. Mein Tagesausflug hatte die anderen so begeistert, …

‹Müder Applaus für das Wortspiel, Drachenkätzchen›, kommentierte Katze,

...dass sie alle - ich grinste kurz in mich hinein - wieder ‚erschienen‘  waren, auch Foggy und Average. Letzterer flog allerdings erneut mit Rubber Duck im Sea Sprite umher.

[Song 20: Brian Tyler & Klaus Badelt/ Constantine Score - Humanity3] Der materialisierte Sears Tower hatte sich prächtig in Szene gesetzt und schimmerte leicht blaugrün.

Ich nahm astral wahr. Hier sah er aus, als wäre er ein reales Haus. Ich hätte ihn nicht einmal ansatzweise unterscheiden können, wäre in ihm nicht all die magische Bewegung gewesen. Das mussten hunderte von Erscheinungen11 sein.

Ich winkte die Kameradrohne näher, „Sieht der Tower nicht einfach toll aus?“, fragte ich ruhig. 

„Schade, dass so ein furchtbares Ereignis nötig war, um dies hervorzubringen. Es ist wirklich unglaublich, wie zerstörerisch Metamenschen sein können.“

Begleitet von den Kameradrohnen kletterten einige von uns auf dem Geröll höher, damit wir durch die Fenster der Alchera in den Tower hineinsehen konnten.

Ich zog den Atem scharf ein und winkte erneut die Kamera zu mir. Ich streckte den Arm aus. „Wow, siehst du das?“, fragte ich. "Da sitzt ein Mann an einem Schreibtisch. Er ist mit einem Kabel in ein Deck gestöpselt. Sieh dir diese unglaublichem Details der Einrichtung an. Alles ist mit diesem Schimmer überzogen und leicht durchscheinend, aber sonst sieht es unglaublich echt aus“, erzählte ich, was sie wahrscheinlich selber gut sahen, und ließ meine Freude darüber in meiner Stimme mitklingen.

«Cool», kam da von Average. «Wie nah darf ich an das Alchera ran?», wollte er wissen. «Also, mit den Kameras.»

«Eigentlich darfst du sogar hinein», erwiderte ich, «Aber ich bin mir nicht sicher, wie das dann mit der Signalstärke ist.»

Ich wäre so gern selbst hineingegangen. Es juckte mir in meinen Flügelspitzen, mich zu wandeln und durch den materialisierten Sears Tower zu fliegen. Zu Fuß konnten wir ja leider nicht hinein, denn die durchscheinenden Wände, die wir sahen, existierten nur im Astralraum und konnten mit physischer Materie nicht interagieren.

«Wisst ihr was?», sagte ich an, «Lasst es uns probieren. Mehr, als dass wir eine CU^3 verlieren, kann eigentlich nicht passieren. Los Average, flieg hinein. Aber nimm nicht deinen Liebling.»

«Copy, ich nehm' Lee 3», sagte er und flog mit der Drohne in die Alchera. An die Kamera gewandt erklärte ich: „Wir können die oberen Etagen leider nicht physisch betreten, aber wir versuchen, ob wir uns das Innere gemeinsam über einen Drohnenflug ansehen können.“

Ich konnte die Kamera knistern hören, als sie beim Überfliegen der Grenze in die Alchera mit einer kalten Schicht überzogen wurde. Das Bild wurde krisseliger, und durch das Beschlagen des Sensors wurde das Bild zudem milchig, aber das Signal hielt stand.

Und so flogen ‚wir‘ durchs Gebäude.

Ein beladener Pizzabote klingelt an einer Tür und wartet auf Einlass.

Metamenschen tanzen auf eine Geburtstagsparty.

Schlafende Kinder.

Ein fressender Hund.

Ein streitendes Paar.

Eine Katze schlummert auf einem Kratzbaum.

Zwei Männer beim Liebesakt, die wir besser nicht weiter ‚stören‘.

Das ganz normale, alltägliche Leben einer vergangen Zeit, nur eben durchscheinend und schimmernd.

Ich hätte die Zeit beinah völlig vergessen, hätte Average nicht immer wegen der eisigen Kälte, die eine Alchera oft mit sich brachte, eine CU^3 aufwärmen und eine andere hineinfliegen lassen müssen.

Kurz vor 23 Uhr und ungefähr sieben Minuten vor dem Zeitpunkt der Explosion begannen die Erscheinungen, unruhig zu werden. Sie wälzten sich in den Betten hin und her oder liefen verwirrt in ihren Wohnungen herum. Als hätten sie vergessen, was sie in den Minuten vor ihrem Ableben getan hatten.

«Komm jetzt besser wieder mit der Drohne raus», sagte ich ein wenig heiser. „Die Explosion sehen wir uns lieber von außen an“, erklärte ich Team und Zuschauern gleichzeitig. „Obwohl man hierbei optisch kaum etwas sehen wird. Der Sears Tower selbst bleibt genau bis Mitternacht.“

«Average, dreh bitte eine Totale vom Tower und von dem Mann in der Wohnung hier unten, der vorhin in sein Deck eingestöpselt gewesen und jetzt zum verzweifelten Kettenraucher mutiert ist», wies ich an.

«Copy», lautete die professionelle, kurze Antwort des Riggers.

Ich stand auf einem Hügel aus Geröll, nahm astral wahr und öffnete meine Sinne für die Umgebung. Schwache Abdrücke vergangenen Lebens bewegten sich unruhig hin und her. Die Seelen hatten nicht gewusst, was gleich kommen würde.

Dann 23:07 Uhr, der Zeitpunkt der Explosion. Die Erscheinungen kamen zur Ruhe.

Unser unbekannter Matrixuser stand am Fenster und blickte hinaus. Plötzlich zeichneten sich Erschrecken und Unglauben auf seinem Gesicht ab, er lief zur Tür. Vielleicht, um sich am Rahmen festzuhalten. Doch so weit kam er nicht mehr. Die Erscheinung verging in einer unsichtbaren, lautlosen Explosion.

Der manifestierte Sears Tower vibrierte, als müsse er husten.

Mehr geschah auf der physischen Ebene nicht.

Gleichzeitig verloschen auf der astralen Ebene dutzende von Erscheinungen. Die, die sofort durch den Blast gestorben waren, hatten einen schnellen Tod gefunden. Andere hatten noch lange in Rauch und Feuer, eingeklemmt unter Trümmern, gelitten.

Eine emotionale Druckwelle driftete über mich hinweg. Die Explosion war sicher weithin zu hören gewesen.

Weitere Erscheinungen lösten sich lautlos auf. Doch mir war dennoch, als würde ich ihre Schreie hören.

Die Klagelaute von 26.000 Seelen.

Eine Windbö strich mir über mein Gesicht. Meine Wangen waren feucht von Tränen.

Ich kehrte mit meiner Wahrnehmung völlig in die physische Welt zurück und registrierte erst jetzt, dass Ballhaus 1 leise neben mir vibrierte.

❄️❄️

Am Vormittag des 12. Februars 2076 und somit an unserem zwölften Tag in Chicago tauchte ein kleines Team, bestehend aus Shark Finn, Mr. Tea, Eden, Liam und mir, zum zweiten Mal am Beduinenmarkt in der Chicago Avenue auf.

Wir hatten den Vortag bereits zur Hälfte hier verbracht, doch der von Becky beschriebene ‚Creepy Elf’ war nicht aufgetaucht. Also versuchten wir unser Glück zum zweiten Mal. Wir hatten uns vor einen großen Hauseingang zurückgezogen und beobachteten das rege Treiben auf dem Markt.

Hier im Core von Chicago funktionierte einiges anders als sonstwo auf der Welt, und so war es auch bei diesem Markt.

Wer etwas anzubieten hatte, legte es auf der Marktfläche aus und zog sich dann zurück. Wer etwas haben wollte, ging an den Angeboten vorbei, legte dazu, was er dafür tauschen wollte, und zog sich dann ebenfalls zurück. Der mit dem Angebot löste sich erst dann aus dem Schatten, wenn der andere sich entfernt hatte, legte eventuell etwas vom Angebot hinter seine Auslage, um anzuzeigen, dass das Tauschangebot zu gering war. So ging es eine Weile hin und her und irgendwann war der Verkäufer hoffentlich zufrieden und nahm die Tauschobjekte an sich und ließ sein Angebot liegen, was dann vom Käufer abgeholt wurde.

Das Gute daran war, dass sich hier ziemlich viele in den Schatten herumdrückten und den Beduinenmarkt beobachteten.

[Song 21: Shawn James - Through The Valley3] Gegen Mittag tauchte ein Elf bei den Auslagen auf, der so genau auf die Beschreibung von Becky passte, dass er es einfach sein musste.

Die Gestalt war hoch gewachsen und trug einen katholischen Talar über seiner Winterkleidung. Irgendwie wirkte der Raum um ihn herum ein wenig heller als die restliche Umgebung. Er hatte schon von Weitem das besondere Etwas.

‹Mir scheint, ihr habt etwas gemeinsam, Drachenkätzchen›, meinte Katze und beobachtete den Elfen aufmerksam.

Ich nahm astral wahr. Zunächst wirkte seine Aura mundan, was ich gar nicht glauben konnte, darum konzentrierte ich mich und sah genauer hin - und dann lichtete sich das Bild. Er war gesund, die Essenz seines Lebens war unangetastet und sein Magieattribut war beachtlich, jedoch kleiner als mein eigenes. Er hatte sieben Zaubersprüche, fast ausschließlich Heilmagie, auf sich liegen und des Weiteren zwei Foki an sich gebunden. 

„Wie willst du vorgehen?“, fragte Eden.

„Er ist allein und sieht vertrauenswürdig aus“, erwiderte ich. „Ich denke, wir gehen zu ihm und sprechen ihn an.“

Liam setzte sich plötzlich in Bewegung, „Ich nehm' einen Umweg und komme hinter ihn. Es ist immer gut, ein Ass im Ärmel zu haben“, erklärte er, „Gib mir einen Moment.“

Was ich dann auch tat.

Kurz darauf meldete Liam, «Er hat 'ne HK227 und eine Fichetti Security 600 unter der Jacke und ein Transys-Avalon-Commlink. Kannst jetzt los, bin nämlich in Position.»

Ich hatte mich kaum aus dem Schatten bewegt, als ‚Gar-nicht-mal-so-creepy-Elf‘ mich entdeckte. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, er wandte sich mir augenblicklich zu und kam in unsere Richtung.

❄️

„Gott zum Gruße!“, eröffnete er, „Ich bin sehr erfreut, deine Bekanntschaft zum machen, Snowcat, mein Name ist Fringe.“

Er hatte also sofort gewusst, wer ich war. „Guten Tag, Fringe“, grüßte ich wundervoll lächelnd zurück. "Ich bin ebenfalls erfreut, deine Bekanntschaft zu machen.“

Wir zogen uns wieder ein bisschen in die Schatten zurück, um nicht weiter aufzufallen. Also nicht mehr, als wir es sowieso schon taten. Die Augen von Fringe waren keine Chrom-Cyberaugen, wie Becky 99 vermutet hatte. Seine Augen besaßen keine Iris, sie waren komplett silbrig-grau ausgefüllt. Das sah mir ganz nach einem SURGE-Effekt aus. Oder aber er hatte sich diese Augen beim Besuch irgendeiner magischen Randzone zugezogen, wenn man denn von seinem Namen auf die Person schloss.

Fringe lächelte leicht. Er besaß ein einnehmendes Wesen, was auf Shark Finn dennoch nicht die gleiche Wirkung zu haben schien wie auf alle anderen. Finn stand so dicht hinter mir, dass er mich beinahe berührte. Wenn der Fomori seine Chromarme ausstreckte, würden sie meine Eingeweide sofort vor jeder Attacke schützen. Auch Eden wirkte ein wenig angespannt.

Fringe meinte unterdessen: „Ich freue mich auch, dass deine Entscheidungen dich dazu bewegt haben, deinen Weg aus den Schatten heraus anzutreten, um Gutes zu tun. Zumal dir Ruhm und Ehre weniger bedeuten, als viele glauben.“

„Wie viel einem etwas wirklich bedeutet, erkennt man oft selbst nicht gleich“, erklärte ich und schindete ein wenig Zeit. Ich hatte von einem Runner namens Fringe gehört und nichts davon war schlecht gewesen, dennoch wartete ich auf eine Bestätigung durch unseren Hacker.

Die traf justament ein, denn Bloody Guts meldete sich. «Fringe ist ein Runner und Geisterjäger. Er stammt ursprünglich aus dem Raum Seattle. Angeblich war und ist er immer noch Priester der katholischen Kirche und sieht es als seine Mission an, Magie zum Jagen von bösen Geistern einzusetzen. Seine Art hat ihm allerdings Stress mit den Oberen seiner Kirche eingebracht und so hat man ihm nahegelegt, zumindest nicht mehr zu predigen.»

Bei diesem Backround sprach nichts mehr dagegen, dass wir Wissen miteinander teilten.

‹Jedenfalls bis zu einem gewissen Grad, Drachenkätzchen›, mahnte Katze.

„Das ist wahr“, hatte Fringe meine Aussage bestätigt, „Ich nehme an, du und dein Team sind beruflich hier?“

Ich nickte. „Ja, wir sind tatsächlich auf der Jagd. Eigentlich suchen wir nach einem toxischen Schamanen. Aber bei unserer Suche sind wir auf ein Nest voller Gnawer und Goblins gestoßen, die von Ancients regelrecht gefüttert wurden. Was dann die merkwürdigste Tatsache an der Geschichte ist. Die Ancients entführen Metamenschen, verfüttern die Erwachsenen an Infizierte und behalten die Kinder oder besser gesagt Jugendlichen. Denn bisher sind drei Kids verschwunden, von denen wir wissen. Jetzt haben wir gehört, dass sich jemand, auf den deine Beschreibung passt, ebenfalls nach den Ancients umhört. Vielleicht kannst du mir sagen, was du über sie herausgefunden hast?“

Fringe war nur allzu gern dazu bereit, und da er sich hier in der Gegend um den Beduinenmarkt gut auskannte, führte er uns zu ein paar alten, teilweise improvisierten Bänken, auf die wir uns setzen konnten. Shark Finn teilte Kaffee aus und ich öffnete sogar eine Schachtel mit Keksen, die Tiernan extra für mich gebacken hatte.

So erzählte uns Fringe in gemütlicher Runde: „Seit ungefähr einem halben Jahr haben die Ancients hier in Chicago offenbar einen neuen Anführer. Er nennt sich Altar Boy und soll ein Junge, ein Elf versteht sich, von 14 oder 15 Jahren sein. Aber Gestalten können trügen. Ich habe bisher nicht herausgefunden, wo sich ihr ebenfalls neues HQ befindet. Doch es soll irgendwo im Norden sein. Ich selbst befinde mich auf der Spur des Jadekelches. Das Artefakt wird für einen ‚Zombie‘- Ausbruch …“, Fringe setzte das Wort 'Zombie' mit den Fingern in Anführungszeichen, „verantwortlich gemacht. Der grüne Kelch wurde im Südpazifik entdeckt, aber die Zeichen auf dem Kelch entstammen keiner Sprache aus diesem Sprachraum. Sie sind vielmehr in einer merkwürdigen Form des Sanskrit verfasst. Der Kelch wurde sogar bereits auf einer Auktion feilgeboten, dann verschwand das Objekt aber von der Bildfläche. Ich bin Gerüchten gefolgt und die haben mich nach Chicago geführt. In dem Zusammenhang traf ich auf die merkwürdigen Andeutungen über die Ancients, und da ich nun sonst weiter keine heiße Spur zum Kelch habe, gehe ich der Sache nach.“

Natürlich war ich bei der Sache mit dem Zombies hellhörig geworden. Wenn die Allgemeinheit ‚Zombies‘ sagt, dann meint sie meist Shedim.

Ich neigte den Kopf leicht nachdenklich. „Wenn die Ancients einen neuen Anführer haben und der sogleich das komplette Geschäftsfeld ändern kann, ohne dass sich jemand beschwert, könnte durchaus ein Shedim im Spiel sein. Meine Intuition sagt, dass Altar Boy ein Master-Shedim ist, der den Jadekelch und die Gegebenheiten in Chicago nutzen will, um ein Portal zu seiner Heimatebene zu öffnen.“

Fringe hob eine seiner Augenbrauen. „Interessante Theorie“, stellte er fest.

Ich seufzte innerlich, denn meine Theorie verriet nicht, wozu er die Teenager brauchte.

Ich erzählte Fringe noch von Hartfield. Der Elf hatte noch nicht von dem Troll gehört und wies mich darauf hin, dass das Zusammentun von Shedim mit toxischen Schamanen mehr darauf hinauslief, dass sich Shedim gerne in deren Nähe aufhielten, weil sie so leichter an Hüllen kamen.

Dann plauderten wir noch ein bisschen über dies und das, tauschten Comm-IDs aus - wir schenkten Fringe noch eine Themoskanne Kaffee - und dann versprachen wir uns gegenseitig, in Kontakt zu bleiben und uns auf dem Laufenden zu halten.

🎬SatHS S2/E3 Teaser 🎬

Snowcats Stimme sagt: „Und das geschieht noch in Staffel 2 von SatHS.“

Ausschnitt, Szene, 12 Sekunden

Bild einer Überwachungsdrohne: Ein Ork und sieben Menschen kreisen eine Orkfamilie mit einem hübschen Orkmädchen ein. Der Vater wird zu Boden gestoßen, die Mutter stellt sich schützend vor die Tochter. 

Ton, Teamfunk:

Rubber Duck: „Kommt schon, greift da ein.“

Sinister: „Das ist nicht unsere Mission.“

Fang: „Stimmt schon, aber die Zeit drängt auch nicht. Rubber Duck hat Recht, lasst uns was machen.“

Kurze Pause.

Iron Horse: "Sinister, umgeh die Gruppe und komm von der anderen Seite. Thunderstrike, geh auf Sniperposition und schalte die beiden beim Vater aus. Rubber Duck, nähere dich mit der bewaffneten Drohne von Westen aus. Fang, du kommst mit mir.“

Sinister: „Copy.“

Thunderstrike: „Copy.“

Fang: „Copy.“

Rubber Duck: „… Was? Ach so, ja, copy!“

Ausschnitt 7 Sekunden:

Bild einer Überwachungskamera: Ein Zwerg, vier Orks und sechs Menschen sind in kruden Käfigen gefangen. Sie sehen verängstigt aus. Nebenan steht ein Tisch, auf dem zwei Menschen einen weiteren zerstückeln und die Einzelteile in große Eimer sortieren.

Szene, Ausschnitt 8 Sekunden.

Bild einer Überwachungsdrohne: Die Maschine von Blue Sky nähert sich und fliegt vorbei. Die Heckklappe öffnet sich. Etwas springt heraus.

Zoom auf das Objekt.

Das Objekt ist ein Evo-Falcon-Motorrad mit Ketten. Auf dem Bike sitzt eine Orkin mit roten Zöpfen, die in eine grau-rote ‚Wikinger‘-Rüstung gekleidet ist.

Ich blieb noch ein bisschen sitzen, nachdem Fringe bereits seiner Wege gegangen war.

Während des Gesprächs hatte mein hübscher Kopf aus all den Informationen eine Geschichte gesponnen, in der alles zusammenhing.

Ein Master-Shedim, der nach Chicago gekommen war und sich mit Louis Hartfield und dem Foul One zusammengetan hatte, um einen hohen Bodycount zu generieren, weil er bei einem mächtigen Ritual mit dem Jadekelch das Portal zu seiner Heimatebene öffnen und hunderte von Teenagern zu gruseligen Shedim werden lassen wollte.

Katze sprang auf meinen Schoß und ich kraulte sie gedankenverloren hinter dem Ohr.

‹Ich sehe, die Ereignisse um Neah Bay haben dich stark beeindruckt, Drachenkätzchen. Deine Intuition bezüglich Altar Boy trügt dich vielleicht nicht einmal. Dass Master-Shedim mit toxischen Schamanen oder Insektengeistern zusammenarbeiten und sie gemeinsam an einem Ritual wirken, welches nur den Shedim nutzt, ist hingegen sicher nicht unmöglich, aber doch höchst unwahrscheinlich.›

‹Ich gebe zu, dass es unwahrscheinlich ist, Katze. Aber ein Master-Shedim schreit ja förmlich nach einem perfiden Masterplan. Warten wir ab, was die anderen über den Foul One herausfinden, das hilft uns bestimmt weiter.›

Plötzlich erschien ein Strahlen auf meinem Gesicht. ‹Aber weißt du, was positiv ist, Katze? Wenn Altar Boy tatsächlich ein Shedim ist, muss ich mich nicht weiter mit der Frage quälen, wie ich das mit den Ancients regeln und sie umstimmen kann. Die Besessenen sind bereits tot und alle anderen standen unter Beeinflussung und tragen keine Schuld.›

‹Deine Fähigkeit, wirklich allem etwas Positives abzugewinnen, habe ich schon immer geschätzt, Drachenkätzchen.›

🗒Script, Endcredit-Clip, Staffel 2, Episode 3🗒

Tiernans tolle Tropfen.

Tiernan steht hinter einem Tresen aus Eis am Lake Michigan und hat neben einem Gaskocher diverse Tiegel, Fläschchen, Kannen und Dosen auf dem Tisch zu stehen.

In einen Winterparka mit fellbesetzter Kapuze gekleidet, aber ohne Handschuhe zu tragen, erklärt er mit einem fröhlichen Grinsen auf den Lippen, welche Zutaten man für den ‚Magic Proof Coffee für Snowcat‘ und für die ‚Betörende heiße Schokolade, die Snowcat so liebt‘ benötigt. Er erklärt auch, was man bei der Zubereitung beachten muss.

Anmerkung: Die folgende Zutatenliste ist einzublenden.

‚Magic Proof Coffee für Snowcat’: Schwarzer Kaffee aus Hochlandbohnen, Kakaobutter, Zimt.

‚Betörende heiße Schokolade, die Snowcat so liebt‘: Mandelmilch, Macapulver, Lucumapulver, Cacahuatl-Pulver, Haselnussmus.

Ende der 3. Episode.

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Fussnoten

0. Bei den Episoden handelt es sich um in Geschichten umgewandeltes Pen & Paper RPG. Durch die Umstellung von SR4A auf SR5 und zusätzlichen Regelerweiterungen, kann es in den Geschichten zu Unbeständigkeit oder Widersprüchen zu früheren Episoden kommen. So beherrscht zum Beispiel ein Charakter eine Fähigkeit nicht mehr, die er vorher konnte oder das Wirken einer Kraft hat andere Auswirkungen, als zuvor. Für den Charakter ist es aber so, als wäre es immer schon so wie nach den neuen Regeln gewesen. Wir spielen die aktuelle Kampagne im ‚cineastischen’ Stil, das heißt, eine tolle Szene zu haben, steht über der hundertprozentigen Regeltreue. 

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Staffel wurde (bisher) am 03.03., 31.03., 15.04., 21.04., 28.04.,12.05.; 24.05.; 09.06. und 16.06. erspielt. (Insgesamt fanden bisher 9 Spielabende statt. Der Spieler von Fang war am 1., 2., 4., 5., 7., 8. Abend; der Spieler von Leatherface war am 1.,2.,4.,6., 7., 9. Abend und der Spieler von Mr.Tea war am 1.,2.,3., 6., 7., 9. Abend anwesend.) Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL, können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere ohne weitere Erklärung auftauchen oder verschwinden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logistische Entscheidung sein. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Der Spotlight soll auf Charakteren stehen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere und Marks findest du hier [LINK].

Eine Übersicht von Cast und Crew von SatHS findest Du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem kompletten SatHS Soundtrack findest du hier. [LINK].

4.Die Truppe mit der Captain America (Marvel) im zweiten Weltkrieg gegen Hydra ins Feld zieht, heißt „Captain America and the Howling Commandos". Daran angelehnt, entstammt die Titelidee eigentlich. Abgesehen davon, ist „Howling Shadows“ der Titel des aktuellen Shadowrun® -Critter Quellenbuchs von Catalyst. Wir fanden die Doppeldeutigkeit gerade bei der Zusammensetzung des Teams passend. 

5. Eine Übersicht des Steampunk- Journals findest Du hier [LINK].

6. Bei den Dear Diary-Texten handelt es sich um ganz private Texte, persönliche Erlebnisse und intime Gedanken von Snowcat, die nirgends nachzulesen oder zu sehen sind. Es sei denn, du findest den Platz unter den Dielen, wo Snowcat das Tagebuch versteckt hat und wagst es, darin zu lesen. :)

7. Bei Sapper handelt es sich um Liam, der während der Dreharbeiten ein spezielles Halstuch trägt, das verhindert, dass sein Gesicht auf den Trideoaufnahmen zu erkennen ist. Allerdings verhindert das nicht die Tonaufnahmen und so bekommt Average in Staffel 2 einiges an Extra-Arbeit, um jedes Liam durch ein Piep oder ein Sapper zu ersetzen.

8. Bei Katze handelt es sich um ein „Wesen“, das andere außer Snowcat weder hören, noch sehen können. Snowcat unterhält sich gedanklich ständig mit Katze, auch parallel zu anderen Gesprächen. Ob es sich bei Katze um ein Hirngespinst, dem Mentor-Spirit Katze oder irgendetwas anderem handelt, ist bisher nicht geklärt.

9. In der SR-Welt werden die Episoden einer Staffel mit genau eine Woche Abstand als Stream zur Verfügung gestellt. In unserer RL-Welt kommen andere Faktoren zum tragen. Ich werde versuchen einen 2 wöchigen Abstand zwischen den Folgen nicht zu überschreiten.

10. „AveRage“ hat seine Drohnen-Kamera-Einheiten, die je aus drei CU^3 bestehen, nach berühmten Kameramännern benannt.

11. Die Geschichte des Sears Tower existiert in der SR-Welt. Auch das mit dem Jahrestag der Explosion wird im Buch ‚Feral Cities‘ beschrieben. Die ‚Erscheinungen‘ und Abrücken des einstigen Lebens, entsprangen allerdings unserer künstlerischen Freiheit.

12. Teilweise stehen Dialoge in diesen « » Textzeichen. Die gesprochenen Worte werden dann nur via Teamnetzwerk verbreitet und sind für Wesen, die keine Mitglieder im Teamnetzwerk sind, nicht oder nur schwer zu hören. 

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei allen, die an der Entwicklung und Verarbeitung der Shadowrun®-Produkte mitgewirkt haben. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich! 

We would like to thank the authors, artists and all others who are involved in the development of the Shadowrun® rules, adventures and stories. Without them, our game would not be possible.

❄️

Vielen Dank an @Vin. ;*


*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*