Tales of Snowcat 15: Blue Hills, Red Dreams (S3/E13) 

TALES OF SNOWCAT (15)

PERIOD6: Magician

ERA6: Light Baroque

AGENDA12: Boston Lockdown

DATE1:  07/31 - 08/02/ 2076

BROADCAST6: Unter „SatHS in Danger“ wird Material als Dokumentation der Situation in Boston gedreht. Da es viel Material gibt und eine hohe Nachfrage besteht, werden die Abstände zwischen zwei Episoden immer wieder angepasst. Episode S3/E13 wird ab 09/12/2076, also nur einen Tag nach Episode 12, als Stream zur Verfügung gestellt.

ATTENTION: Einige Namen, Konzernlogos oder Gesichter wurden aus Sicherheitsgründen unkenntlich gemacht!

PRODUCTION: Spinrad Media

APPEARANCE2 : AveRage, Doc, Eden, Fang, Fierce, Foggy, Liam16, Mash, Mr. Tea, Shark Finn, Sinister, Snowcat, Tiernan;

SPECIAL APPEARANCE2;7: Alba13, Dana15, Kariwase17, Dave, Sionn16, Tango; 

SPOILER ALERT: Die Episode enthält massive Spoiler auf „Boston Lockdown“ von Catalyst Game Labs.

WARNING: Diese Trideoserie ist für Zuschauer unter 17 Jahren nicht geeignet. Sexualität, Gewalt, Magie, Tod, Kraftausdrücke und Drogenkonsum können vorkommen. Mitglieder der Howling Shadows sind in Waffen- und Magiegebrauch ausgebildet und sind sich der tödlichen Gefahr bewusst, mit der sie es während des Drehs zu tun haben. Zuschauer werden gebeten, diese Dinge nicht nachzumachen, es sei denn, es wird in einem Nachspannclip ausdrücklich erlaubt. Ferner ist absolut davon abzuraten, sich auf eigene Faust mit den gezeigten oder ähnlichen magischen Gefahren, Geistern und/oder Crittern anzulegen.

WAS BISHER GESCHAH:

Snowcat erfährt aus Matrixquellen frühzeitig von den Ereignissen in Boston. Als klar ist, dass der gesamte Sprawl wegen einer mysteriösen Krankheit, offiziell eine Version von Enzephalitis, abgeriegelt wird, beschließt Snowcat, nach Boston zu gehen, um nach Tango und Dave, zwei eingeschlossenen Freunden, zu sehen. Snowcat ruft das Team zusammen.

Alle UCler erklären sich sofort bereit, sich an der Mission zu beteiligen. Ein Teil bezieht in einem Lager außerhalb des Lockdown Stellung. Die Gruppe um Snowcat lässt sich nicht mal eine Woche nach dem Ereignis in Boston abwerfen. (Tag 1) Sie kapern Versorgungsdrohnen für ihre Reise in den abgeriegelten Sprawl. In Boston angekommen haben die Howling Shadows gleich den ersten Kontakt mit Shamblern, der wahren Bedrohung, die die Ursache für den Lockdown ist. Man kehrt schließlich bei Tango, dem Fechtlehrer von Snowcat, ein und baut dort das Basislager auf. Die Runner kommen schnell zu dem Schluss, dass es sich bei der ausgebrochenen Krankheit um eine veränderte Form von CFD handelt. Außerdem vermutet man, dass Experimente und Forschung von NeoNET sowie der Große Drache Celedyr und Cerberus für den Ausbruch verantwortlich sind. Das Team möchte unbedingt herausbekommen, was es mit all dem auf sich hat.

Innerhalb der nächsten Tage retten Snowcat und die Howling Shadows Dave (Tag 2) und den Hub-Blogger14 (Tag 4), letzteren aus der HCZ. Außerdem befestigen sie ihr Lager und bauen es aus.

Ein gewisser DJ, ein Elf und vornehmlich Detective bei Knight Errant, erfährt von diesem Einsatz in der HCZ. Er nimmt Kontakt zu Snowcat (Tag 5) auf und beauftragt sie, in die schlimmste Zone von Boston, die MCZ, zu gehen. Dort sollen die Runner neun Metamenschen rausholen. Bei dieser Mission wird den Runnern bewusst, wie viele Shambler und Rager es offenbar geben muss.

Kurz nach diesem Run meldet sich Zoh Rothberg, die Sprecherin des großen Drachen Celedyr, bei Snowcat. Sie hat gehört, dass unter dieser Nummer fähige Runner verfügbar sein sollen. Zoh beauftragt Snowcat, in das magische Labor Nummer 15 einzudringen und dort die Situation zu dokumentieren (Tag 7). Auf dem Weg zum Labor rettet man - quasi im Vorbeigehen - Max14 und Caroline. Auch dieser Job gelingt. Allerdings bringt er gleich zwei unschöne Erkenntnisse mit sich: Die Shambler können regenerieren, und AveRage ist schon seit längerem mit CFD infiziert. Er infizierte sich bereits, als er vor Jahren in einem NeoNET-Labor in Albuquerque gefangen gehalten wurde.

Da Tangos Studio nun schon 19 Metamenschen beherbergt, beschließt man, Wohnmobile zu besorgen, um mehr Schlafplätze, WCs und Betten zur Verfügung zu haben (Tag 9). Auch diese Mission wird erfolgreich abgeschlossen, verläuft aber ohne die Führung von Snowcat, Liam oder Doc chaotisch.

Eines schönen Morgens wird Eden auf ihrem Wachposten auf dem Dach via Matrix angegriffen, weitere Commlinks spielen verrückt (Tag 17). Als man den Angreifer stellt, entpuppt er sich als Sionn, ein Elf aus dem O’Niall-Clan, der ebenfalls in Boston gestrandet ist. Sionn bleibt. Als O’Niall genießt er einen Vertrauensbonus. Es ist klar, dass er zukünftig mit auf Missionen gehen wird.

Während der nächsten Mission möchte Snowcat herausbekommen, was es mit dem Technomancer in der MCZ auf sich hat, der offenbar eine Armee aus Shamblern kontrollieren kann (Tag 19). Man findet heraus, dass er von einem anderem Stamm von CFD infiziert ist und dass es sich bei ihm um einen „Manipulator“ handelt. Vor dem Durchgang in die Zone trifft man auf die Reporterin Alba Garcia Ruiz, die man später ebenso mit in Tangos Studio nimmt wie die überraschend aus dem Haus befreite Hexe Dana Flynn, Edens Freundin aus Kindertagen. Für die sechs weiteren geretteten Metamenschen erhält Snowcat sechs Paar Schuhe, da DJ inzwischen bereit ist, für jeden aus der Zone Befreiten ein Paar Schuhe zu bezahlen und die Personen danach unterzubringen.

Um das Leben in Boston für die Gruppe angenehmer und sicherer zu gestalten, und damit man nicht immer zu Fuß unterwegs sein muss, beschließt man, zwei Limousinen zu organisieren (Tag 21). Auf dem Weg zum Zielort bemerkt AveRage, dass seine Schuhe ihm Probleme bereiten. Neue Schuhe werden in einer Mall besorgt. Währenddessen trennt Columbo sich von der Gruppe, wird von einem Shambler angegriffen und stirbt, noch bevor die anderen zu seiner Hilfe eilen können. Die Mission wird dennoch fortgesetzt. Man verbrennt Columbo auf einem Baseballfeld und nimmt seine Asche in einer Ares-Munitionskiste mit. Der Zielort erweist sich als ehemalige Knight-Errant-Polizeiwache, die inzwischen von Wolverine Security betrieben wird. Im Host finden sich Informationen, dass dies nicht die ganze Wahrheit ist. Siebzehn menschliche Wachmänner halten achtzehn Personen anderer Rassen gefangen, vergewaltigen die Frauen und zeichnen das auf. Das Team ändert den ursprünglichen Plan und arbeitet an der Befreiung der Gefangenen. Am frühen Abend tauchen Mitglieder der Knights of the Red Branch auf. Spontan beschließt die kleine Gruppe Howling Shadows, sofort zuzuschlagen. Während der Aktion setzt man den Anführer der Red Branch und dessen Bodyguard fest, befreit die Gefangenen und entkommt mit den Limousinen. Sieben Gefangene haben keinen Ort, an den sie gehen können, darum nimmt man sie in Tangos Studio mit.

Nach der Rückkehr ins Studio halten die Howling Shadows und ihre neuen Gäste eine irische Wake für Columbo ab. Da das Haus langsam zu voll wird, plant man einen Umzug. Alba schlägt das Gelände der Clairmont Academy, Boston Elite vor. Eine Privatschule mit Internat, auf der Alba selbst gewesen ist. Da sich das große Gelände bestens eignet, startet der Umzug nach einem Balladenabend. Gut zwei Wochen später werden die Einzugsarbeiten durch einen Anruf von einem aztlanischen Johnson namens Sandellero unterbrochen, der einen Auftrag für die Runner hat. Sie sollen eine Datei in einen Host in der MCZ spielen. Die Adresse entpuppt sich als Back-Up-Station einer Knight-Errant-Polizeiwache, in der Shambler lernen, sich wie Metamenschen zu benehmen. Das Team spielt die Daten - eine Namensliste von Teilnehmern verschiedener Projekte, die letztendlich alle zum Ereignis des Boston-Lockdowns führten - trotzdem auf, verändert die Liste jedoch leicht. Auf dem Weg zum Grenzzaun bemerken die Runner eine Sprachnachricht, die in den Äther geblasen wird. Erneut wird ein Team für die MCZ gesucht. Zunächst informiert Snowcat sowohl Sergeant McNamara als auch DJ über die bedrohlichen Neuigkeiten über die Shambler. Zurück in der Academy probiert Snowcat noch vor dem Debriefing die Nummer des unbekannten Auftraggebers aus. Penelope Anne Xavier wirkt freundlich und ungeübt, als sie die Runnern damit beauftragt, einige Universitätsrechner, die in der MCZ stehen, wieder anzuschalten und ans Grid anzuschließen, damit ihre sechsköpfige Projektgruppe die Daten retten kann. Erst beim anschließenden Debriefing und gleichzeitiger Auftragsbesprechung wird den Runnern dank Eden klar, dass es sich bei dieser Auftraggeberin um die berüchtigte Technomancerin Pax handelt.

Nach einem Kriegsrat zieht noch in der selben Nacht ein kleines Team los, um die Server zu sprengen, damit die weiteren Pläne von Pax nicht umgesetzt werden können (Tag 36). An einem der Server entdeckt die Gruppe wieder eine FlySpy-Drohne. Als man sich nach erfolgreicher Verdrahtung der einzelnen Parts auf den Rückweg macht, entdeckt man einen einzelnen Shambler, der immer wieder "Hallo" ruft. Snowcat, weiterhin verschleiert, sprich über ihren Geist mit dem Shambler. Als der Geist antwortet, kehrt Intelligenz in den Shambler ein. Cereus steuert den Shambler. Er hat einen Auftrag für das Team. Er braucht saubere Naniten-Flüssigkeit und die Blutprobe eines funktionierenden mit Boston-CFD-Infizierten, um sich einen angemessenen Shambler zu erschaffen. Snowcat verspricht, zu überprüfen, ob sie den Job erledigen können. Sie sagt aber nur zu, da sie nicht sicher ist, ob man den Kontakt zu Cereus irgendwann mal gebrauchen kann, und sei es auch nur, um ihn zu fangen.

Beim nächsten Team-Meeting besprechen die Howling Shadows, was die vergangenen Ereignisse bedeuten und was zu tun ist, um das Gelände der Academy sicherer zu machen. Die angestrebten Arbeiten müssen noch warten, da DJ einen neuen Auftrag für das Team hat. Die B-Station, in der die Shambler unauffälliges Verhalten ausbilden, soll ohne zivile Verluste dem Erdboden gleich gemacht werden. Bevor man wieder arbeitet, bekommt das Gelände der Academy einen neuen Namen und wird feierlich in Snow Haven umbenannt (Tag 35). Außerdem wird Fierce zu Snowcats erster Walküre ernannt. Nach einigen Vorbereitungen erledigen die O’Nialls den Job von DJ (Tag 38), wobei man Metamenschen befreit, von denen einige in Snow Haven einziehen. Am nächsten Tag nimmt man endlich Kontakt zu den Metamenschen des Community Centers auf, in dem man Wochen zuvor Dave fand. Alle 120 Personen dort dürfen mitsamt ihrem Equipment nach Snow Haven umziehen. Nachdem die meisten Umbauarbeiten an dem ehemaligen Schulgelände abgeschlossen sind, wird es Zeit, Kontakte zu knüpfen, um die Versorgung auch während eines längeren Aufenthaltes in Boston zu gewährleisten. Am Abend begibt man sich in die Innenstadt, um das Avalon aufzusuchen (Tag 45). Das Team bekommt von Smedley Pembrenton III. den Auftrag, etwas zu einem gewissen Dr. Brain in die MCZ zu bringen. Die Güter gibt es im Beaded Shamrock, einem Pub, in dem sich Mitglieder der O’Riley-Mafiafamilie treffen. Shane O’Connor hat gleich einen weiteren Job für die Howling Shadows: Sie sollen eine Gang aus einem Depot vertreiben. Da es sich laut Sionn um eine dissonante Gang handelt, nimmt man den Job sofort an. Shane bittet Snowcat, nicht mit in die MCZ zu gehen. Snowcat willigt ein, während der Runs im Pub zu warten. Als man mit beinahe allen Howling Shadows in den Pub zurückkehrt, ist Kyle O’Farell, der Consiglieri der O’Rileys und ein alter Bekannter von Snowcat, anwesend. Er hat eine Einladung zum Essen beim Don für Snowcat dabei. Früh am Morgen des nächsten Tages kehren Snowcat und alle Howling Shadows lebend nach Snow Haven zurück. Alba geht in dieser Nacht auf ihren ersten richtigen Run und muss das Erlebte im Anschluss verarbeiten. Zudem hat Snow Haven nun vier weitere Bewohnerinnen, Studenten, die man aus dem Simmons College aufgenommen hat.

In den frühen Morgenstunden des Tages findet ein Debriefing mit den O’Nialls und Doc statt. Snowcat beschließt, Dr. Brain und Dr. Volt aus der MCZ auf eigene Kosten zu unterstützen. Nachdem man sich ausgeruht hat, findet am Abend eine Party statt, auf der das Leben an sich und Albas erster Kampfeinsatz gefeiert werden. Nach dem Musizieren gibt es plötzlich Applaus. Der Geist Squire Asher Benjamin Clay stellt sich vor. Er lebt schon lange in der Academy. Snowcat macht mit ihm einen Handel und erhält ein Spirit Mark. In einem Gespräch über die genauen Modalitäten der Abmachung kommt zufällig ein Geheimnis ans Licht. In der Academy gibt es eine unterirdische Anlage, in der noch Sicherheitsleute wohnen. Die Howling Shadows befreien die Sublevel und beanspruchen sie ab nun für sich. Man bekommt heraus, dass die Schüler der Academy auf Technomancer-Potenzial untersucht worden sind. Am Vormittag des folgenden Tages (Tag 47), führt Snowcat im Zen-Garten ein Gespräch mit Alba. 

Tiernan und Sionn organisieren zwei Foodtrucks, am Abend findet daraufhin eine Pool-party mit allen Bewohnern von Snow Haven statt (Tag 48). Liam findet heraus, dass Technomancer aus der Anlage unter Snow Haven in eine NeoNET-Facility in Blue Hills gebracht worden sind. Das Team will die Technomancer befreien. Die Anlage und der Weg dorthin werden ausgescoutet. Der Hinweg führt durch die Rox, wo Snowcat Kontakt zu den Ancients sucht, um Drogen von ihnen zu kaufen. Als Bezahlung wollen die Ancients ein Meeting zwischen Lucky Liam und Don O’Riley. Snowcat sagt zu, für das Treffen zu sorgen. Vor der Blue-Hills-Facility entdeckt man zwei Raben, die magisch mit jemandem verbunden sind. Die Spur führt zu einem Mann mit dem Namen Kariwase, der dank GridGuide mit seinen Tieren im jenem Wald gestrandet ist. Man freundet sich an und nimmt Kariwase und seine tierische Crew mit nach Snow Haven (Tag 51). 

Anmerkungen:

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Episode wurde am 08.06. und 15.06.18 erspielt. Neben mir und dem GM, waren am 1. Termin der Spieler von AveRage & Dana, der Spieler von Eden & Mr.Tea und der Spieler von Fang/Sinister anwesend, am zweiten Termin war der Spieler von Fang/Sinister anwesend, die Spielerin von Alba war per Facetime zugeschaltet. Bei beiden Termin hatten wir über mehrere Stunden unseren Spieler M. als Gast dabei, der die Runden durch seine Anwesenheit bereichert hat. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL, können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere ohne weitere Erklärung auftauchen oder verschwinden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logistische Entscheidung sein. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Der Spotlight soll auf Charakteren stehen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere und Marks findest du hier [LINK].

Eine Übersicht von Cast und Crew von SatHS findest Du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem kompletten SatHS Soundtrack findest du hier [LINK]. Eine YouTube Playlist zur aktuellen Season findest du hier [LINK].

4.Die Truppe mit der Captain America (Marvel) im zweiten Weltkrieg gegen Hydra ins Feld zieht, heißt „Captain America and the Howling Commandos". Daran angelehnt, entstammt die Titelidee eigentlich. Abgesehen davon, ist „Howling Shadows“ der Titel des aktuellen Shadowrun® -Critter Quellenbuchs von Catalyst. Wir fanden die Doppeldeutigkeit gerade bei der Zusammensetzung des Teams passend. 

5. Eine Übersicht des Steampunk- Journals findest Du hier [LINK].

6. In den ‚Tales of Snowcat’ erzählt Snowcat einem imaginären, nicht näher definierten Zuhörer die Ereignisse aus ihrer ganz persönlichen Sicht. ‚Period' beschreibt dabei den Lebensabschnitt auf dem sich Snowcat befindet. ‚Era' beschreibt das Farbthema, unter das Snowcat in dieser Zeit den Inhalt ihres Kleiderschranks gestellt hat. ‚Broadcast‘ fasst zusammen, was von dem per Drohne gedrehten Material dem Trideo-Zuschauer der Serie Snowcat and the Howling Shadows zur Verfügung gestellt wird und wann es gestreamt wird.

7. Einige der Namen, die in der Geschichte auftauchen, sind auch in der offiziellen Shadowrun-Welt ein Begriff. Ähnlichkeiten sind beabsichtig. Allerdings kann das hier dargestellte Bild auch deutlich von dem Bild im SR-Kanon abweichen, da es unserer Spielwelt angepasst wurde.

8. KE, kurz für Knight Errant, ein Sicherheitskonzern und Tochter von Ares Marcotechnologies.

9. Teilweise stehen Dialoge in diesen « » Textzeichen. Die gesprochenen Worte werden dann vornehmlich via Teamnetzwerk oder Commlink verbreitet und sind für Wesen, die keine Mitglieder im Teamnetzwerk sind, nicht oder nur schwer zu hören. Ferner stehen in < > schriftliche Nachrichten und in ‹ › stehen Dialoge via Geistesverbindung, wie zum Beispiel die mit einem Geist unter Kontrolle, Gespräche via Mindnet oder Dragonspeech. Wird zusätzlich eine andere Schriftart verwendet, handelt es sich um unausgesprochene Gedanken oder extra-persönliche Anmerkungen von Snowcat.

10. „AveRage“ hat seine Drohnen-Kamera-Einheiten, die je aus drei CU^3 bestehen, nach berühmten Kameramännern benannt.

11. Snowcat sieht die Geister, die einen Element zugeordnet sind als klassische Elementarwesen:  Luftgeister sind Sylphen, Erdgeister Gnome (früher Brownies), Feuergeister Salamander und Wassergeister sind Undinen. Jeder Geist, den sie beschwört, hat für sie zudem einen eigenen Namen. Guidance Spirits sieht Snowcat als weise Paten, die sie mit Godfather und Godmother betitelt. Guardian Spirits sind für sie Warden, also Krieger verschiedenen metamenschlichen Rassen. Die Warden tragen als Hommage an meine Lieblingsbuchsreihe den ‚Dresden Files‘ von Jim Butcher, die Namen von den Warden des White Council. Spirits of Man sind für sie Leprechauns (Kobolde) und Task Spirits sind Brownies. Beast Spirits bekommen den Titel Master und Plant Spirits den Titel Mother (z.B. Master Wolf oder Mother Oak). 

12. Schlagwort(e), Überschrift(en) unter dem die Episode steht.

13. Alba wird von der Spielerin T. geführt. Sie ist neu in der Gruppe und ein RPG-Frischling.

14. NPC, der in Boston gerettet wurde und für den Verlauf der Geschichte keine namenhafte Rolle spielt. Max und Caroline sind eine Hommage an die Serie: Two Broke Girls.

15. Nach dem Tod von Columbo übernimmt Spieler I. die Charakterführung von Dana, die ursprünglich als NPC gedacht war.

16. Die Gesichter von Liam und Sionn sind in der Trideoserie nicht zu erkennen. Beide tragen stets Halsbänder, die dafür sorgen, dass Kameras ihre Gesichter nur verpixelt aufnehmen. Liam wird in der Serie als Sapper geführt, Sionn als Anarchy. Wir gehen in den SatHS-Texten im CatPoint nicht auf die veränderten Namen ein, um nicht alles zu verkomplizieren.

17. Bei dem Charakter handelt es sich um einen Runner, den die Howling Shadows in Boston getroffen und mit nach Snow Haven genommen haben. Diese Charaktere werden vom GM oder von einem anwesenden Spieler geführt. Je nachdem, wer gerade Zeit zum Würfeln hat oder einen solchen Charakter ausprobieren mag.  

18. Butch ist Ex-Runner, JackPointer und eine SR-Straßenlegende.

19. Ganz so perfekt funktioniert der Mindnet-Zauber spieltechnisch und am Spieltisch nicht. Dass Snowcat immer alles so beschreibt, als wäre sie selbst dabei gewesen, ist ein stilistisches Mittel, um überhaupt alles erzählen zu können. 

POSTED BY SNOWCAT

[Song 1: Gang of Youths - Heroes3] „Bevor wir besprechen, wie wir weitermachen, hab ich noch was anderes!“, erklärte AveRage für mich völlig unerwartet. Ihm war die Befreiung der Technomancer so wichtig, dass es mich überraschte, dass er überhaupt an irgendetwas anderes dachte. „Ich hab das Trideomaterial für Episode 6 und 7 fast fertig. In Episode 5 haben wir Sionns Namen noch überpiept, aber das sollte ja 'ne ein-folgige Sache sein. Sionns Intro haben wir auch schon gedreht. Da dürften so einige drauf abfahren…“

Sionn unterbrach ihn. „Drehen hat AveRage echt drauf. Ist so ein Shot mit Sprung am Haus und fliegendem Kilt und Zeitlupe. Genial geschnitten.“

AveRage freute sich über das Lob. „Ich hab genau darauf geachtet, nicht zu viel zu zeigen. Schade, dass sie dein Gesicht nicht sehen dürfen. Aber was ich jetzt wissen wollte, welchen Namen bekommst du jetzt denn bei SatHS, Sionn?“

Sionn bekam nicht einmal Zeit, um darüber nachzudenken. Liam und Shark Finn antworteten gleichzeitig und wie aus der Pistole geschossen: „Na, Anarchy!“

Sionn griente. „Von mir aus geht das klar!“

„Okay!“, bestätige AveRage. „Dann muss jeder den Namen später nur noch ein paar Mal ins Mikro sprechen, und den Rest mach ich dann schon.“ AveRage fuhr sich mit der Hand über seinen aschgrauen Glatzkopf. War der Mann hier in Boston tatsächlich noch grauer geworden? Oder glaubte ich das nur, nun, da ich wusste, ja sogar tatsächlich Gewissheit hatte, dass er mit CFD infiziert war? Zum Glück nicht mit der Boston-Variante, sondern mit einer Version, die er sich schon vor vielen Monaten in einer NeoNET-Anlage eingefangen hatte. Darf ich überhaupt so etwas wie Glück sagen, wenn es sich um persönlichkeitsfressende Naniten handelt? - Doch in diesem Fall war es ja ein Glück, denn mit der Boston-Variante wäre unsere Zeit, ein Heilmittel zu finden, schon längst abgelaufen. Mash schätzte nach den Daten von Butch17 und seinen eigenen Forschungen, dass einem Patienten von der Infektion bis zum Zeitpunkt, an dem er zum Shambler wurde, maximal 48 Stunden blieben. 48 Stunden, nicht mal wir würden ein Heilmittel innerhalb von 48 Stunden finden. Wir wussten ja nicht einmal, ob eine Heilung überhaupt möglich war.

„So, wir wissen jetzt, wer zuletzt von der Schule hier nach Blue Hills gebracht wurde“, kam AveRage auf das eigentliche Thema zurück. „Snowcat hat eine Karte des Geländes erstellt, aber wir wissen immer noch nicht, wo genau die Technomancer nun sind, richtig?“

Ich nickte. „Genau so ist es. Da davon auszugehen ist, dass man die TM gegen ihren Willen dort festhält, und sie irgendwie überwacht werden, fallen anhand der Karte zwar einige Bereiche aus, aber da der Zauber nur Wände anzeigt und nicht die Funktion eines Raumes beschreibt, gibt es immer noch ziemlich viele Möglichkeiten.“ Ich rief die Karte im Teamnetzwerk auf und markierte die Bereiche, die wir ausschließen konnten, rot, und die, die in Frage kamen, blau.  

Brutus, der Familiar von Dana, erschien beim Meeting. Wie immer kam er in Gestalt einer niedlichen, schlanken Bengalenkatze. Er schnüffelte die Reihen entlang, strich Dana um die Beine und landete dann bei mir. Er nahm auf meinem Schoß Platz. Ich schmunzelte zufrieden. Meine Taktik zahlte sich also aus. Da Brutus es aus irgendeinem Grund liebte, zu fressen, hatte ich es mir zur Angewohnheit gemacht, ihm immer wieder ein paar Leckereien anzubieten. Besondere Sachen, die ich nur für ihn dabei hatte. Ein paar Krauler hatte ich selbstverständlich auch immer für Brutus parat. Inzwischen kam Brutus öfter bei mir vorbei. 

„Es wäre ein schwieriges Unterfangen, wenn wir unbemerkt über das halbe Gelände schleichen müssen, um nach ein paar Metamenschen zu suchen“, stellte Sionn fest.

„Dann bräuchten wir 'ne Spitzenablenkung!“, meinte Liam nun und sah zu mir.

Ich lächelte. „So etwas wie einen irisierenden Drachen, der sich dem Gelände nähert, zum Beispiel?“

„Ja, sowas in der Art!“, bestätigte Liam. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ihm dabei nicht am meisten der Gedanke gefiel, dass ich in einem solchen Fall wahrscheinlich draußen bei der Ablenkung wäre und nicht drinnen, wo wir nach den TM suchten.

„Oder wir locken ganz viele Shambler an. Dann bekommen sie Muffensausen, und währenddessen gehen wir von der anderen Seite rein“, schlug AveRage vor.

Ich schüttelte den Kopf. „Diese Idee behagt mir nicht. Immerhin sind da auch Kinder auf dem Gelände. Wenn die Shambler unseretwegen eindringen können, dann hätte ich ein Problem damit. - Wir könnten leise reingehen und uns jemanden schnappen und ihn dann per Geisterkraft dazu zwingen, uns zu sagen, wo die Technomancer sind“, schlug ich schließlich vor.

AveRage begann leise zu singen: „Sag mir, wo die Technomancer sind, wo sind sie geblieben. Sag mir, wo die Technomancer sind, was ist gescheh'n?“

Sionn lachte wohlklingend. Es fehlte nicht viel, dann hätte er seine Gitarre geholt und AveRage begleitet.

Doch Dana hatte noch eine Idee. Sie sah zu Brutus, der von meinem Schoß aufstand und zu ihr rüber ging. „Wenn Brutus das möchte, könnte er die Technomancer suchen.“

Ich legte den Kopf leicht schief. „Wir haben aber keine ritualtaugliche DNA-Probe von einem der weggebrachten TM oder so.“

Dana streichelte Brutus. „Aber er ist klug. Die Technomancer haben besondere Auren und werden, wie du gesagt hast, wahrscheinlich einzeln eingesperrt sein. Brutus kann die in Frage kommenden Häuser durchfliegen und nach den Technomancer-Auren suchen. Da er mit mir kommunizieren kann, kann ich ihm helfen und ihn leiten. Brutus kennt die Gegend auch schon, da ich dort schon einmal gewesen bin. Ich wäre aber dennoch lieber in seiner Nähe, falls etwas schief geht. Obwohl es unwahrscheinlich ist.“

Ich nickte. „Selbstverständlich!“, erklärte ich. Dann sah ich zu Brutus. „Würdest du für uns nach den Technomancern suchen?“

„Miauz!“, erwiderte er.

Dana lächelte. „Das war ein Ja!“

„Dann schlage ich vor, dass wir zwei Missionen daraus machen. Morgen fährt ein weiteres kleines Team aus Scouts in die Nähe der Anlage, um Brutus' Suche abzusichern, und übermorgen befreien wir die Technomancer!“

Auch wenn ich es als Vorschlag formuliert hatte, hatte ich bereits entschieden, und da es keine Gegenargumente gab, musste ich auch nichts überdenken.

❄️❄️

Das kluge Familiar brauchte nicht mal ganz eine Stunde, um die Technomancer zu finden und das Gebäude für Dana zu markieren. 

Es war immer noch ein weiter Weg.

Es würde immer noch ein schwieriger Run werden.

Aber wir mussten wenigstens nicht mehr suchen.

Brutus hatte sieben Technomancer verschiedener Rassen gezählt. Bei einem der beiden Orks handelte es sich hoffentlich um Raj Kappor, den jungen Mann, den man zuletzt und vor Monaten von hier aus der Academy nach Blue Hills gebracht hatte.

❄️❄️

Wir hatten lange überlegt, wie wir die Kommunikation während des Run aufrechterhalten konnten. Wenn ein Plan vorsah, dass ein Team reinging, möglichst lange unentdeckt blieb und hoffentlich erst bei der Rückreise eine Ablenkung brauchte, war eine zuverlässige Kommunikation beinahe unerlässlich. Wir wussten zu wenig über die Anlage. Einen simplen Zeitplan zu erstellen, wäre zwar möglich, barg aber zu viele Risiken. Immerhin würde das Team, welches rein ging, hoffentlich sieben weitere Metamenschen bei sich haben, wenn es wieder raus kam.

Leider jedoch störten die NeoNET-Leute, was das Zeug hielt. Sie jammten den Großteil der Frequenzen. Was sie offen ließen, hörten sie ab. Kein Wunder, hielten sie doch Technomancer gefangen. Das Stören sollte verhindern, dass diese eine Nachricht nach draußen schicken konnten.

Ein normaler Mindnet-Zauber, auf den wir hier in Boston ja schon so oft zurückgegriffen hatten, reichte einfach nicht weit genug. Selbst, wenn ich ihn hochstufig sprach, um alle Runner mit in den Spruch nehmen zu können, und Drams nutzte, um den Entzug abgleiten zu lassen und den Zauber auf der Dragonline sprach, würde es von der Reichweite einfach nicht reichen und das, obwohl ich den Spruch schon in der erweiterten Variante beherrschte. Das Gelände umfasste nun mal mehrere Quadratkilometer, und eine Ablenkung sollte möglichst von der anderen Seite stattfinden, um den Fliehenden Zeit zu verschaffen. Mal abgesehen davon, welches Risiko ich einging, wenn ich einen so hochstufigen Spruch versuchte.

[Song 2: Lumineers - Scotland3] Doch es gab ja noch die rituelle Spruchzauberei.  

Wenn sich Zaubernde zusammentaten, konnten sie Sprüche kilometerweit versenden und nutzen.  Da sich ihre inneren magischen Kräfte summierten, bekamen sie Zugriff auf weitaus höhere Kraftstufen. Seitdem ich Zugang zur draconischen Sicht auf die Magie hatte, benötigte ich keine rituellen Materialien mehr und musste mich vor dem Ritual nicht mehr mit dem Aufstellen einer sogenannten ‚Magischen Hütte‘ abmühen. Was nichts anderes hieß, als dass ich die Umgebung nicht mehr auf meine magische Tradition einstimmen musste. Das sparte Zeit und Kosten.

Da ich während meines Studiums zudem noch gelernt hatte, wie man bei der rituellen Spruchzauberei effizient vorging, konnte ich jedes Ritual in der Hälfte der Zeit durchführen. Noch eine weitere von mir erlernte Fähigkeit wurde zum Vorteil für alle, die bei dem Ritual mit ihrer Magie mitwirkten. Normalerweise entzieht es sich schwerer, wenn Teilnehmer an ritueller Spruchzauberer nicht derselben Tradition folgen. Wenn ich ein Ritual leite, ist das nicht so. Das mit der Reichweite hatte sich bei ritueller Spruchzauberei schnell erledigt, blieb noch die hohe Kraftstufe, wenn alle Runner mit in die Gedankenverbindung sollten. Doch da Tiernan und ich uns gut ergänzten und Tiernan wusste, wie man ein Ritual nochmal vergrößerte, war auch das kein Problem mehr. Doch nun genug von langweiliger Magietheorie. 

Liam freute sich, bedeutete rituelle Zauberei in dem Fall doch, dass ich in Snow Haven bleiben würde.  

❄️

Es war ein helllichter Sommernachmittag, und es sah auch nicht nach Regen oder gar Unwetter aus. Demnach sprach nichts dagegen, das Ritual mitten auf dem Gelände, aber vorsichtshalber unter Bäumen, die Sichtschutz boten, aufzubauen.

Ich hatte mir Trainingskleidung fürs Ballett angezogen und frisch gefärbten Sand und bemalte Steine mitgebracht. Magie ist immer auch eine Frage der Einstellung. Ich verbinde Ritualmagie stets auch mit Kunst. Ich male den Zauber summend und tanzend auf dem Boden auf. Am liebsten mit buntem, leicht nassem Sand, damit eine Böe das Bild nicht gleich in alle Winde verstreut. Wenn man nicht gerade versucht, einen dämonischen oder toxischen Geist zu beschwören, ist es nicht schlimm, wenn der Sand sich während der Dauer des Rituals aus dem Staub macht. Er ist eh mehr ein Symbol als alles andere. Für die festen Markierungen hatte ich ja die Steine. 

Ich nehme während eines Rituals gerne astral wahr. Nicht, weil ich dann schneller bemerke, wenn ich ungebetene Besucher habe, sondern weil ich es liebe, zuzusehen, wie sich das Geflecht aus magischer Energie immer weiter aufbaut, bis ein komplexes Gebinde entstanden ist, von dem ich stets das Gefühl habe, dass es lebt.

Der Geist Squire Asher Benjamin Clay hatte sich in astraler Gestalt am Rande zu uns gesellt. Er hob die Hand zum Gruß, als ich die Wahrnehmung wechselte.

Alle, die von dem Mindnet-Zauber Gebrauch machen sollten, mussten bei dem Ritual zugegen sein. Nahm man es genau, mussten sie erst zugegen sein, wenn ich abschließend den Zauber wirkte, doch es war einfacher und zuverlässiger, wenn sie die gesamte Zeit des Rituals anwesend waren. Nicht, dass nachher alles umsonst war, nur weil jemand seinen Einsatz verpasste. Damit sie sich nicht langweilten, ließ ich sie summen oder auf andere Art mitwirken. 

So standen elf Personen um Tiernan und mich herum, als ich den Spruch vollendete. 

Sionn, Mr. Tea, Sinister, Dana, Fierce, Fang, Alba, Shark Finn, Kariwase, Eden und AveRage. Als sich unsere Geister durch den Zauber verbanden, konnte ich jeden von ihnen förmlich spüren.

Sanft schob ich meine Präsenz in ihre Wahrnehmung und begrüßte sie: ‹Hallo, liebe Mitstreiter. Die meisten von euch kennen das ja schon. Dennoch seien ein paar Worte zu Erinnerung gesagt. Ihr könnt nicht versehentlich etwas preisgeben, das ihr für euch behalten wolltet. Niemand kann auf diese Art eure Gedanken lesen. Wenn ihr Bilder oder Worte weiterschicken wollt, dann müsst ihr dies aktiv tun. Macht im Einsatz bitte häufig davon Gebrauch. Es überblendet die eigene Wahrnehmung auch nicht völlig. Es ist mehr wir ein Bildschirm, auf den man nebenbei guckt, oder eine Information, die man plötzlich weiß. Tiernan und ich bleiben hier. Wir können euer zusätzliches Paar Augen und Ohren sein, wenn ihr uns lasst. Nehmt euch also die Zeit, euch etwas genauer anzusehen. Teilt regelmäßig eure Position mit, besonders wenn, ihr keinen direkten Blickkontakt zu anderen habt. Sagt, wenn ihr Schwierigkeiten habt, denn auch das können wir nicht erahnen. Das ist kein normales Teamnetzwerk. Ihr müsst uns aktiv einbeziehen. Niemand von uns kann einfach auf euren Kamerafeed wechseln und nachsehen, was los ist. Zudem lassen sich hier keine Direktkanäle aufmachen. Selbst, wenn es nur für einen bestimmt ist, sehen oder hören es alle.›9 Ich sandte ein warmherziges Lächeln und fügte abschließend hinzu: ‹Auch, wenn ich nicht körperlich zugegen bin, bin ich da, um euch zu leiten, zu helfen und euch mit Rat zur Seite zu stehen. Unsere Mission ist es, junge Metamenschen, an deren Gehirnen experimentiert wird, aus ihrer Gefangenschaft zu befreien. Ihre Befreiung ist also primäres Missionsziel. Doch denkt bitte daran, was bei uns stets und vornehmlich Priorität hat: Bleibt am Leben!›

‹Ahhooo›, stimmte Fang an. 

Einige andere fielen mit ein.

Ich schmunzelte zufrieden

Die meisten hatten sich inzwischen daran gewöhnt, mit dem Zauber umzugehen. So gab es bildlich wenig Überlappungen19. Jetzt wurde der Ton aber simultan übertragen, sodass ein angenehmes Geheul in unseren Köpfen erklang.

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Während die Teams in Limousine, SUV und den Pick-Up von Kariwase stiegen, brachte Liam Tiernan und mir Picknickdecke und Korb. Tiernan hatte vorgekocht, meine Staffelei stand bereit - nur, weil wir den Ort des Rituals nicht verlassen durften und den Zauber aufrechterhalten mussten, hieß das nicht, dass wir es uns nicht ein bisschen bequem machen durften. Jedenfalls während der Zeit, in der die anderen mit den Wagen unterwegs waren. 

Es dauerte nicht lange, dann testete Sionn, was bei einem per Ritual auferlegtem Zauber so möglich war. ‹Hey, Tiernan, lass uns ‚Songs raten‘ spielen›, schlug er vor. Dann begann er, einen Song zu summen.

Tiernan hörte ein paar Sekunden zu und meinte: ‹Das ist ‚Smells Like Teen Spirit’ von Nirvana. Aber du hältst den Ton nicht richtig!›

‹Klar halte ich den Ton richtig. Du hast es doch auch erkannt›, rechtfertigte Sionn sich. 

‹Ich hab's erkannt, weil ich gut im Raten bin, aber du hast echt keine schöne Kopfstimme!›

Sionn lachte, zumindest über Mindnet. Aber ich war ziemlich sicher, dass sein fröhliches Gelächter auch in der Limousine erklang. Ich schickte ein perlendes Lachen dazu, und spätestens jetzt fielen auch alle per Mindnet mit ein. 

Unglaublich, mein Team entfernte sich Meter um Meter, und dennoch blieben wir alle miteinander in Kontakt. Die Bilder und Gedanken, die sie mit mir teilten, waren von ihren Emotionen geprägt. Meine hohe Empathie und meine Erfahrungen im Aurenlesen ließen mich das alles mit empfangen. Ich erkannte, wenn ihnen etwas gefiel, wenn ihnen etwas nicht behagte oder wenn sie etwas wütend machte. Jetzt, da ich hier mit geschlossenen Augen auf der Picknickdecke saß, registrierte ich ihre persönlichen Eindrücke stärker denn je. Selbstverständlich verriet ich ihnen darüber nichts. Ich muss auch meine Geheimnisse haben.

Drei Viertel der Fahrt verliefen singend und Song-ratend.

Doch dann scherte unser kleiner Konvoi auf die Straße aus, die zur Blue Hills Facility führte - damit war es an der Zeit, ernsthaft zu werden.

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[Song 3: Tomandandy/Resident Evil Afterlife - Tokyo3] Kariwase stand vor Sionn. Das rötliche Licht der untergehenden Sonne fiel durch das Blätterdach der Bäume, die im Wind tanzten, und tauchte alles in ein wunderschönes Farbenspiel. Beinahe so, als betrachte man den Elf im Kilt durch ein Kaleidoskop. Wachbär Rocket, belgischer Schäferhund Bär, Barghest Fluffy, die Raben Edgar und Allen und die Dämonenratten Nix und Nox warteten geduldig bei ihrem menschlichen Anführer. Nix und Nox behielten den spitzohrigen Mann skeptisch in ihren dunklen Augen. Bei so fremden Zweibeinern wusste man schließlich nie.

Kariwase gestikulierte. Die Gestalt von Sionn verzerrte sich, zog sich zusammen, schrumpfte immer weiter. Aus Haaren wurden Federn. Urplötzlich fiel Sionn in sich zusammen. Sein Kilt sank zu Boden. Das gepanzerte Leder war schwerer, als es aussah. Der Kilt-Haufen bewegte sich. Eine große, wunderschöne, dunkelbraune Eule hüpfte daraus hervor und schlug mit den Flügeln, erhob sich aber nicht.

Ein Bild von den Krallen einer Eule auf Waldboden schob sich in mein Bewusstsein. Die Kralle scharrte kurz in der Erde und hob dann vom Boden ab. Erst zögerlich, dann schneller. Die Eule landete ein bisschen wackelig auf einem Ast. ‹Das ist ja mal 'ne geile Sache!›, freute sich Sionn.

Shark Finn sammelte die Kleidung ein und verstaute sie, zu einem Päckchen zusammen gepackt, in der Transportbox einer Drohne, die Average zuvor gelandet hatte.

Kurz darauf flog eine Eule lautlos über den Zaun der Blue Hills Facility von NeoNET.

Eine CU^3 und eine Transportdrohne folgten ihr. AveRage steuerte sie beide aus der sicheren Entfernung seiner Limousine. 

Die dunkle Eule landete auf dem Dach des Zielhauses.

‹Bin da. Kannst den Zauber fallen lassen›, wies Sionn an. 

Zu meinem Bedauern war der attraktive Elf als erster auf dem Dach. Ich würde also keine Eindrücke über die Wirkung seines Körpers auf andere bekommen. 

Kurz nach der Lieferdrohne landete Sinister, die als nächste in eine Eule verzaubert worden war.

Sionn legte bereits seine Panzerjacke an, als der Zauber fiel, der Sinister verwandelt hatte. Kleidung und Equipment wurden eben nicht mit verwandelt. Darum schickten wir das Equipment per Lieferdrohne hinterher, und darum war jeder Runner für einen Moment nackt.

Es war klar, dass Sionn die Elfin mit dem knackigsten Hintern in der Special-Forces-Geschichte beobachten würde, während sie sich anzog. Die Bilder dazu verteilte Sionn, ganz Gentleman, jedoch nicht. 

‹Gefällt dir, was du siehst?›, fragte Sinister herausfordernd und eine Tonlage tiefer als gewöhnlich. ‹Ist das 'ne Fangfrage?›, wollte Sionn wissen. 

‹Fang ist nicht hier!›, flüsterte sie

‹Stimmt, na…›

Was immer Sionn nun sagte, er war wohl nicht für unsere Ohren bestimmt.

Tiernan sah zu mir. „Ich wette, der hat total mit ihr geflirtet!“, vermutete er.

Während Dana und Mr. Tea das gleiche Verwandlungsprogramm wie die anderen durchliefen, trat Sionn an den Eingang, der vom Dach ins Haus führte. Er sah sich die Tür ganz genau an, zog seinen linken Handschuh aus und berührte das Mag-Lock. So tauchte er in den Host der Facility ein. 

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‹In der 5.Etage hab ich Labore, Überwachungskameras und zehn Sicherheitswohnräume. Sieben davon sind besetzt›, erklärte der Elf.

Dana war inzwischen ebenfalls angezogen. Sie hatte einen Geist gerufen und die Gruppe verschleiern lassen, damit überfliegende Drohnen sie nicht entdecken konnten. Nun wirkte sie einen Detect-Life-Zauber und berichtete: ‹Ich habe zunächst fünf Wachleute gefunden, drei sitzen in einem Raum in der fünften Etage, zwei laufen durchs Gebäude. Ich kann sieben weitere Metamenschen in der fünften Etage bestätigen. Eine Elfin, eine Menschin, zwei Orks, ein Troll, eine Zwergin und einen Menschen. Des weiteren habe zwei Menschinnen, einen Menschen und einen Zwerg, die gemeinsam in der vierten Etage stehen. Außerdem finde ich gerade vier weitere menschliche männliche Sicherheitsgardisten, die in einem Raum im Erdgeschoss sind.›

‹Wir gehen wir vor?›, fragte Mr. Tea.

Sinister antwortete nach kurzem Überlegen: ‹Wir warten die Runde der Wachmänner ab, die durchs Haus gehen. Dann gehen wir leise und unauffällig rein, befreien die Technomancer, starten die Ablenkung, schalten die Gardisten im Gebäude aus, schlagen uns bis zur Garage durch, stehlen ein Fahrzeug und brechen durch den Zaun.›

‹Klingt gut!›, bestätigte Mr. Tea.

‹Ihr wisst nicht, inwieweit die Gefangenen fit genug sind, um sich durchzuschlagen›, gab ich zu bedenken. ‹Versucht lieber, die ganze Zeit unentdeckt zu bleiben. Oder zumindest so lange wie möglich unentdeckt bleiben.›

‹Können wir nicht wieder zurück aufs Dach und alle in Eulen verwandeln?›, fragte Mr. Tea nach.

Dana überlegte kurz. ‹Ich kann den Shapechange-Zauber auch. Jedoch nur als Preparation.› Sie griff an ihre Perlenkette. ‹Ich bräuchte also etwas Zeit zur Vorbereitung.›

Sinister meinte sofort: ‹Die kannst du bekommen. Wir sitzen hier ja dunkel und trocken.›

‹Die Sache hat nur einen Haken. Für den Troll oder die beiden Orks reicht der Zauber nicht. Ich kann ihre Körpermasse nicht so weit zusammendrücken.›, erklärte Dana.

Sinister kommentierte: ‹Schade!›

Kariwase meldete sich zu Wort. ‹Aber ich kann das. Wenn ihr mit den Befreiten zurück auf dem Dach seid, könnte ich kommen und die Orks und den Troll verwandeln.›

‹So machen wir es!›, entschied ich.

Dana machte sich sofort daran, Gestaltwandlungszauber vorzubereiten. Eine Zeit lang würden diese in den Perlen der Kette frisch bleiben.

‹Sollen Sinister und ich inzwischen schon mal rüber ins Lager, nach der sauberen Nanitenflüssigkeit suchen?›, wollte Sionn wissen.

‹Nein!›, erwiderte ich bestimmt aber sanft. ‹Ins Lager gehen wir erst, wenn klar ist, dass wir die Technomancer in Sicherheit bringen können.›

‹Ich weiß inzwischen, wer von den Technos wo ist, also in welchem Raum. Raj Kappor ist einer von ihnen. Mein kleiner Helfer und ich haben die Kameras so im Griff, dass die uns rauseditieren. Wir werden also nicht aufgezeichnet›, sagte Sionn an.

‹Sehr gut!›, lobte ich. Und viel besser, als wenn man sich auf die Verschleierung verließ. Wie dumm war es, durch einen Geist verschleiert an jemandem vorbeizuschleichen und plötzlich sichtbar zu werden, weil irgendein Sensor oder ein Metamensch an einem Bildschirm einen enttarnte.

‹So bin ich›, kommentierte Sionn, während er gleichzeitig die Räume der fünften Etage auf einer Karte auf seinem Commlink lokal beschriftete und das Bild dann per Mindnet verschickte.

Wir in Snow Haven füllten unsere virtuelle Karte mit den frischen Informationen. 

‹Die Tür hier hab ich auch schon auf. Die Tür vom Treppenhaus zur Fünften ebenfalls im Griff. Das Zweierteam an Gardisten geht übrigens gerade den Flur vor den gesicherten Wohnräumen entlang und… › Sionn verstummte plötzlich. Seine Stimme klang ernst, ‹Wartet mal eben!›

Laut und zornig fluchte er einige Sekunden später: ‹Ey, diese Arschlöcher!› 

‹Was i… ›, weiter kam Dana nicht.

‹Keine Zeit, irgendwas abzuwarten! Lasst uns die zwei Penner ausschalten! Sofort!›, forderte Sionn und war auch schon durch die erste Tür.

‹Dana, schließ zu Sionn auf!›, wies ich an. ‹Sinister, Mr. Tea, ihr folgt den beiden. Biegt aber zur Sicherheitszentrale in der Fünf ab. Dort schaltet ihr die Wachen aus.›

‹›Copy!›, reagierte Sinister sofort und setzte sich mit Mr. Tea in Bewegung.

‹Ich geb volles Tempo!›, kommentierte Sionn. ‹Die Fragger sind zu Carolyn Tutko, der Elfin, rein, haben ihr irgendwelche Drogen gegeben und missbrauchen sie gleich. Ich will keine Zeit verlieren!›

Ich schloss kurz die Augen. Ich musste endlich diese Formel für den Zauber suchen, mit dem man die Erinnerungen verändern kann, damit ich ihn lernen und anwenden konnte. 

‹Verstanden!›, kam von Dana. Sie klang bereits etwas atemlos, da sie zu rennen begonnen hatte. 

‹Wahrscheinlich geben sie ihr Bliss›, vermutete ich. ‹Das macht stark abhängig und gefügig.›

[Song 4: Tomandandy/ Resident Evil Afterlife - Umbrella3] Sinister und Mr. Tea standen vor dem Raum der kleinen Sicherheitszentrale.

‹Eure Tür ist unverschlossen!›, erklärte Sionn noch, bevor er selbst an den Eingang zu Carolyns Zimmer trat.

‹Ich nehme die beiden vorderen!›, sagte Mr. Tea an.

Sinister nickte und riss dann die Tür auf. 

Während Mr. Tea in den Raum rannte, und die beiden perplexen NeoNET-Gardisten in einem Doppelangriff quasi gleichzeitig ins Land der Träume schickte, zog Sinister in einer flüssigen, viel geübten Bewegung ihre Maschinenpistole und feuerte einen Burst auf das verbliebene Ziel ab. Ein weiterer Burst, und auch der dritte Sicherheitsmann fiel betäubt zu Boden. 

Die NeoNETs hatten nicht mal gesehen, was sie da niedergestreckt hatte.

‹Drei Tangos down, Raum clear›, verkündete Sinister zufrieden. Sie klang gelassen. Ihr Atmen war ruhig. Das hatte sie nicht mal ansatzweise angestrengt.

‹Wir fesseln und knebeln die drei jetzt›, gab Mr. Tea bekannt.

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Die beiden Gardisten der Patrouille hatten es nicht für nötig gehalten, die Tür hinter sich zu schließen. Sie war noch einen Spalt geöffnet.

‹Nimm den links, der zusieht!›, verlangte Sionn von Dana. Er preschte an der Hexe vorbei und stieß die Tür dabei weiter auf. 

Sionn packte den Typen an seiner runtergelassenen Hose und riss ihn von der durch Drogen benommenen Elfin. Die Wut hatte Sionn zusätzliche Kräfte verliehen. Er schleuderte den Kerl förmlich in eine Ecke und sprang hinterher.

Sein ebenso widerlicher Kollege riss entsetzt die Augen auf. „Was zur H…?“ Weiter kam er nicht. Ein Stunbolt aus Danas schlanken Händen traf ihn mitten in der Stirn. Er schlug wie ein gefällter Baum zu Boden. 

Auch das war schnell und unerwartet leise gegangen. Sollten die eine Etage tiefer die fallenden Körper gehört haben, würden sie es hoffentlich für eine Sexpraktik der Gardisten halten. Die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass andere ahnten, was dort regelmäßig geschah. Nichts zu bemerken gehörte dann dazu, um glaubhaft leugnen zu können. 

Sionn schlug dem Gardisten mit der Faust ins Gesicht. Der Schockhandschuh war eingeschaltet. Der Energie des Handschuhs ließ den Mann erzittern. Doch das reichte Sionn nicht. Seine Faust polierte dem Typen drei weitere Male die Fresse.

‹Dana, heb bitte die Verschleierung auf›, wies ich an. ‹›Nicht, das Carolyn Panik bekommt.›

‹Mach ich!›, bestätigte Dana und sagte vorsichtshalber noch mal an. ‹Wir sind jetzt wieder sichtbar!›

Sionn sah sich im Raum um, entdeckte einen Bademantel und warf ihn Dana zu. ‹Hier. Bring sie raus. Ich komm gleich nach!›, befahl Sionn im eiskalten Ton.

Dana zögerte. Sie rührte sich nicht. 

Carolyn richtete sich verwirrt auf. „Hey, was ist denn los?“, lallte sie. Sie konnte sich kaum aufrecht halten. „Ich dachte, wir haben jetzt Spaa’ß!“ Ihr Blick fiel auf Sionn. „Oh, du bist aber süß. Wir können auch Spaß haben!“

‹Dana!›, fauchte Sionn. ‹Wir müssen noch sechs andere befreien. Mach schon! Ich fessele und durchsuche die hier noch. Mr. Tea, Sinister, wir treffen uns alle vor der Zelle von Amanda Freeston!“, fügte er noch hinzu.

‹Verstanden!›, bestätigte Sinister.

Dana ging zu Carolyn und legte ihr den Bademantel um. „Komm mit!“, forderte sie sanft.

„Was? O .. Okay. - Aber was ist denn mit dem Spaß? Gibst du mir dann meine zweite Portion? Sie haben mir mehr Stoff versprochen! Hast du ihn dabei?“

Meine Handflächen begangen zu schmerzen, als ich mir wütend die Fingernägel in sie bohrte.

„Komm mit mir mit, dann bekommst du alles, was du möchtest“, versprach Dana und half Carolyn aus dem Bett. 

Die Elfin kicherte. Sie umarmte Dana. Ihr Kopf wackelte trunken von Drogen hin und her.

Als Dana mit Carolyn auf den Gang getreten waren, kickte Sionn die Tür hinter ihnen zu.

Tiernan auf der Picknickdecke neben mir griff kurz nach meiner Hand und drückte sie. „Die vergewaltigen so schnell niemanden mehr!“, versprach er leiste. „Sionn schneidet ihnen mit Sicherheit die Eier ab. Selbst, wenn sie das überleben und man sie heilt, die passenden Ersatzteile haben die bestimmt nicht auf Lager.“

Ich konnte mir ein diabolisch-zufriedenes Grinsen nicht verkneifen.

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Sionn trat etwas später aus dem Zimmer und ging zu den anderen hinüber. Dana musste Carolyn noch immer stützen.

Sionn warf Sinister lässig eine zweite Keycard zu, die diese ebenso lässig fing. Dann steckte der Elf sich einen Knopf ins Ohr. ‹Ich höre jetzt deren Funk mit. Wir werden auf den Kameras weiter rauseditiert, dafür sorgt mein Sprite. Mit den beiden Keycards sollten wir überall durchkommen, ohne dass der Host was merkt. Ich hab auch deren Commlinks geslaved. Wenn die Anfragen bekommen, krieg ichs mit.›

An der Tür von Amanda Freeston, einer Menschin, hing ein handschriftliches Schild. ‚Achtung! Grizzly beißt.‘ 

Mir hätte sich der Magen umgedreht, hätte ich nicht gewusst, dass diese Fragger von Sicherheitspersonal inzwischen entmannt worden waren. Zumindest zwei von ihnen. Nein, ich wollte einfach nicht glauben, dass sie alle so waren.

Kaum hatte Sinister die Tür geöffnet und Sionn den Kopf reingesteckt, begann Amanda zu brüllen und zu toben: „Haut ab, ihr Schweine! Ich mach euch alle fertig! Lasst uns endlich in Ruhe! Ich will eure Scheiß-Medikamente nicht!“ Sie war mit Riemen am Bett festgemacht, schaffte es aber dennoch, ein Tablett vom Nachtisch Richtung Tür zu werfen.

Sionn verpasste ihr eine virtuelle Kopfnuss. Von Technomancer zu Technomancer sozusagen. „Beruhig dich! Nutz dein Gehirn. Wir gehören nicht zu denen! Wir sind hier, um euch zu befreien und zu retten!“

Amanda wurde sofort still. Sie schüttelte sich und blinzelte zwei mal. „Wirklich?“, fragte sie ungläubig. Dann wurde sie wieder ganz aufgeregt. „Ich kann es nicht glauben. Nach all der Zeit!“

Sionn trat in den Raum und befreite die gerade mal 1,55 m große Frau mit den warmherzig brauen Augen und wuscheligem braunem Haar von ihren Fesseln. Sie schmiegte sich sofort an Sionn. „Wow. Du bist ein Held!“ Dann sprang sie auf. „Okay, lasst uns schnell die anderen retten. Ich helfe euch. Wenn ich zuerst mit ihnen rede, dann wird es leichter. Gibt es einen Plan?“ Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus.

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Dass die jungen Techomancer einander wirklich kannten und sich vertrauten, zeigte sich, als Amanda mit Sionn vor die Tür trat.

Carolyn begann zu grinsen und winkte. „Hi, Amanda-Panda!“

Amanda ging zu ihr. „Reiß dich zusammen!“, verlangte sie. „Mach, was sie sagen. Sie sind hier, um uns zu retten.“

Carolyn nickte und richtete sich auf, soweit ihr Drogenrausch es zuließ. Immerhin konnte sie nun alleine gehen. „Okay!“, lallte sie noch.

Amanda lief dicht neben Sionn. Laut Sinisters Wahrnehmung himmelte Amanda Sionn geradezu an. Sie erklärte Sionn und nur Sionn, wer wo war und was man zu beachten habe. Nicht was, sondern wie Amanda etwas sagte, ließ mich Sinisters Annahme bestätigen.

Amandas Hilfe sorgte dafür, dass die Howling Shadows zügig vorankamen. Innerhalb von Minuten wurden die Orks Nathan Proudfood und Raj Kappor, der Troll Scott Bingamann und der Mensch Lamercus Harris befreit. Die meisten von ihnen standen unter dem Langzeiteinfluss irgendwelcher Drogen, doch sie waren klar genug, um ihre Chance wahrnehmen zu können.

Auch die Zwergin Billy Jo Testa hielt sich an Sionn, als sie meinte: „Wir müssen Dr. Sandra Cox mitnehmen. Sie ist meine Freundin und wir haben uns versprochen, zusammen von hier fortzugehen.“

Sionn atmete angespannt aus. „Na, wenn das so ist…!“

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Dr. Cox war offenbar eine NeoNET-Wissenschaftlerin, die an der Forschung der Technomancer mitgearbeitet hatte. Auch die anderen Befreiten konnten bestätigen, dass Cox netter und ‚besser‘ war, als alle, die hier arbeiteten.

‹Wenn alle ihr trauen und ihr es möglich machen könnt, dann nehmt Dr. Cox ruhig mit!›, erklärte ich.

‹Vielleicht kann sie uns nützlich sein›, stellte Sinister fest. ‹Sie könnte uns ins Lager bringen.›

Passenderweise lokalisierte Sionn Dr. Cox eine Etage tiefer. ‹Sinister und ich könnten uns zwei der Uniformen der Security Guards anziehen, Keycards und Commlinks haben wir ja schon›, überlegte Sionn. ‹Mit Cox können wir vielleicht einfach übers Gelände gehen und holen, was wir wollen.›

Sionn und Sinister hatten sich schnell umgezogen. Die Uniformen passten zwar nicht perfekt, aber sie würden mit der richtigen Attitüde auf jeden Fall für einen ersten Blick reichen. Viele Elfen in Uniform würde es vielleicht nicht geben, aber Helm oder Mütze verbargen die Ohren. 

Mit einer fingierten Nachricht über das NeoNet-System an Dr. Cox, in der wir behaupteten, Billy Jo Testa habe Probleme, wurde die Doktorin in die fünfte Etage gerufen. Leider kam sie nicht allein, sondern brachte einen ihrer Kollegen mit. 

Da wir so etwas schon befürchtet hatten, stand Mr. Tea hinter der Tür bereit und schickte den Wissenschaftler ins Land der Träume. 

Dr. Cox wusste ebenfalls nicht, wie ihr geschah. Doch gemeinsam mit Billy Jo konnte das Einsatzteam sie beruhigen. 

Cox wollte tatsächlich aus der Anlage weg und zögerte nicht, als Billy Jo davon sprach.

Sinister baute sich vor Dr. Cox auf. „Bevor wir den Abflug machen, gehen Sie noch mit uns rüber ins Lager und helfen uns, ein paar Sachen mitzunehmen“, erklärte sie.

Dr. Cox blickte kurz verwirrt drein, meinte dann aber: „Ähm, ja, was genau soll ich da tun?“

Sinister verdrehte die Augen. „Na, Sie haben doch bestimmt Zugang?“

„Ja’a, ich glaube schon“, erwiderte Sandra zögerlich. 

„Waren Sie schon mal im Lager?“, fragte Sionn nach.

Dr. Cox schüttelte den Kopf. „Nein, noch nie. Das ist ja auch ein automatisiertes Lager.“

Sionn lachte dreckig. ‹Wir lassen Cox mit den anderen nach oben gehen›, sagte er an. ‹Das mit dem Lager wird dann nämlich besser nur ein Ausflug von Sinister und mir.› 

Dieser Gedanke hatte sich tatsächlich ein kleines bisschen anrüchig angefühlt.

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Dana und Mr. Tea brachten die sieben Technomancer und die Wissenschaftlerin leise und diszipliniert durch das Treppenhaus aufs Dach. 

‹Bereitet sie schon mal auf unseren Plan vor›, wies ich an. ‹Sagt ihnen, sie sollen sich die Verwandlung einfach wie etwas in der Matrix vorstellen. Wenn sie sich in einem Spiel verwandeln, fühlt sich das ähnlich für sie an.›

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[Song 5: Tommee Profitt feat Becon Light - We Runnin3] Das Außenteam schlich durch den Wald. Alba schickte grinsend ein Bild von Fangs Hintern durch unser Gedankennetzwerk. Es war definitiv auch aus ihren Erinnerungen zusammengesetzt, denn die feinen Details konnte man mit Sicherheit nicht durch die Panzerung sehen.

‹Nett!›, kommentierte Sinister in einem leicht sarkastischen Ton.

‹Wie? Nur nett?›, fragte Fang empört.

Das sympathische Lachen von Fierce erklang. ‹Ja, ist nur nett. Weil er eben ein bisschen mickrig ist. DAS ist ein geiler Hintern!› Das Bild von Shark Finns Hinterteil tauchte auf. 

Ich grinste kurz.

‹Haltet bitte Funkdisziplin! Hier ist es gefährlich. Wir sind im Einsatz›, forderte Eden vehement, ließ dann aber kurz einen Hintern im Kilt in unserer Geistesverbindung erscheinen.

Fierce hatte während der Wartezeit in Entfernung zum Waldrand über die Langeweile genörgelt. Edens Ansage widersprach sie jedoch nicht.

Shark Finn meldete den Geruch von gebratenem Fleisch, der offenbar vom Lager der Metamenschen in der Nähe zum Außenteam herüberwehte.

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Sionn und Sinister gingen lockeren Schrittes zum Lager hinüber. Nicht zu locker, versteht sich. Die beiden Elfen kamen an einem Wachposten vorbei und nickten ihm wie selbstverständlich zu. So, als gehörten sie dorthin.

In der Nähe des Gebäudes angekommen, zögerten sie kurz. An der Eingangstür standen zwei Wachen. Höchstwahrscheinlich würden sie sich hineinbluffen können, aber wenn einer der Betäubten Alarm gab oder irgendwie vermisst wurde, würden die Wachposten sofort daran denken, dass hier etwas nicht normal gewesen war. Also bogen die beiden Elfen spontan Richtung eines Notausganges auf der anderen Seite ab.

Sionn hatte innerhalb von Sekunden das Schloss entriegelt. Charmant grinsend hielt er Sinister die Tür auf.

Drinnen war es ziemlich dunkel. Das hier war ein automatisiertes Lager, und es war mitten in der Nacht. Da brauchte es kein Licht. Doch die kleinen Lichtpunkte einiger Systemdioden, die Schilder für die Notausgänge und das, was durch die schmalen Fenster in der Decke fiel, reichte den Restlichtaugen der Elfen aus, um genug sehen zu können.

‹Ich kann zwar von überall aus hacken›, kommentierte Sionn, ‹aber lass uns mal ein ruhiges Plätzchen suchen.›

‹Noch ruhiger?›, fragte Sinister wölfisch grinsend, deutete dann aber nach oben in Richtung der Catwalks unter der Decke.

Sionn nickte.

Geschwind machten sich die beiden daran, die Regale zu erklimmen. Ich bedauerte, dass niemand da war, um ihnen von außen zuzusehen und diese Bilder dann mit uns zu teilen.

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Dana sprach beruhigend auf die jungen Metamenschen ein. „Folgt einfach der Drohne, wenn ihr die Tiergestalt habt!“ sagte sie an.

Die Drohne wurde von AveRage gesteuert. Dass er auch ein Technomancer war und dementsprechend Signale an die Verzauberten weitergeben konnte, würde zusätzliches Vertrauen schaffen.

„Meine Raben werden euch auch begleiten!“, fügte unser neuer Freund Kariwase hinzu. 

Dana übergab eine Perle, Kariwase gestikulierte, und bald darauf erhoben sich zwei ein wenig unbeholfene Eulen in den Nachthimmel.

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‹Erste Ladung kommt jetzt!›, sagte Sionn an. Er hatte sich auf den Catwalk gesetzt, an einen Pfeiler gelehnt und seine Hand ruhte auf einem Sensorfeld. 

Sinister beugte sich weit über das Metallgitter und nahm den Kanister mit dem halben Liter Nanitenflüssigkeit entgegen, den das System aus automatischen Armen ihr gebracht hatte. Ein weiterer halber Liter folgte kurz darauf. 

‹Wollen wir los?›, fragte die Elfe.

‹Nö, warte mal noch. Ich hab hier ziemlich coole, super frische Commlinks entdeckt. Ich denke das zwei niegelnagelneue Zwölferpacks Fairlight Caliban genau das sind, was wir hier noch brauchen können. Das beste ist, ich kann die hier gleich noch auf uns zulassen. Dann gehören die quasi rechtmäßig uns! Die anderen brauchen eh noch, bis sie alle davongeflattert sind.›

Sinister fragte nach meinem Okay. Nachdem sie das hatte, machte sie es sich auf dem Gestänge so bequem, wie das eben möglich war. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie in ihrer hautengen Kleidung einen ablenkenden Anblick bot. Wie gut, dass Sionn schwer beschäftigt war. 

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Drei weitere Eulen glitten lautlos durch die Lüfte. 

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‹Bisschen Geduld noch!›, verlangte Sionn. ‹Ich glaub, ich habe hier megakrassen Shit entdeckt.› 

Für einige Sekunden war das Mindnet völlig still, denn jeder wollte unbedingt wissen, was Sionn gefunden hatte.

‹Die haben hier ein Fairlight Paladin rumzuliegen. Das ist wegen des Lockdowns wohl nicht ausgeliefert worden. Ich kann das holen und transferieren und auf Alba eintragen lassen.›

Das wäre für die junge Hackerin natürlich ein unsagbarer Schatz, den wir uns nicht entgehen lassen sollten. 

‹Mach das!›, wies ich an. 

‹Wow! Wie cool!›, freute Alba sich.

‹Yep. Ich lass das Teil schon liefern, aber das Registrieren dauert dann ein bisschen. ›

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‹Die letzten TM sind jetzt bei mir in der Limousine›, meldete AveRage. ‹Ich schick die Drohnen wieder zurück.›

Ich atmete kurz durch.

Jetzt fehlten nur noch unsere Leute. Mr. Tea und Dana würden die nächsten sein. Dann musste Kariwase nur noch auf Sinister und Sionn warten. 

Nur?

Das dachte sich immer so leicht. 

Dennoch, die TM waren befreit, und genau deshalb waren wir hergekommen.

Alles andere war Bonus. 

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‹Mr. Tea und Dana sind jetzt in der Luft›, sagte AveRage an.

Wenn sie bei AveRage ankämen, würde ich noch etwas ruhiger werden. Es behagte mir nicht, den Mann mit acht Unbekannten allein vor Ort zu wissen. Sicher, wir hatten sie befreit, AveRage war ebenfalls ein TM, doch ein Großteil der jungen Metamenschen hatte Drogen bekommen und man hatte an ihren Gehirnen experimentiert. Somit war ziemlich sicher, dass sie nicht mehr bei völlig klarem Verstand waren.

Ich warf einen Blick auf die Uhr. Nicht mehr lange, dann würde auffallen, dass die Wachen ihre nächste Patrouille nicht antraten. Findige Operators würden checken, wer wo gemeldet war, und konnten dann bemerken, wann die zwei Gardisten, deren Karten Sionn und Sinister nutzen, das ‚Gebäude verlassen‘ hatten.

‹Bringt euch in die endgültige Position, um die Ablenkung zu starten›, erklärte ich.

‹Copy!›, erwiderte Eden  

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Sinister balancierte auf dem Catwalk, um das Paket mit den 24 frisch auf Liams Firma eingetragenen Commlinks in Empfang zu nehmen. Sie beugte sich vor und schob das Päckchen auf den Gitterboden. So hoch lieferten die automatischen Arme normalerweise nicht aus. 

[Song 6: Tomandandy /Resident Evil Afterlife - Exit3] Plötzlich zuckte Sinister von einem Taser getroffen zusammen. 

Durch die Mindnet-Verbindung erschraken wir de facto mit ihr.  

Der Taser hatte die Elfe in einem ungünstigen Moment erwischt. Genau in diesem Augenblick hatte sie ihren Schwerpunkt verlagern wollen. Sie taumelte.

Ich hielt den Atem an. 

Sinister verlor das Gleichgewicht und stürzte …

… irgendwie schaffte sie es, sich im Fallen mit den Füßen abzustoßen und sich dabei zu drehen.

Den nächsten Schritt machte sie im wahrsten Sinn des Wortes auf der Luft. Sinister landete unsanft aber sicher auf Kartons auf dem Regal gegenüber. 

Ich atmete durch, verlangte dann aber sofort, dass Sinister sich umsah. Wir mussten wissen, woher der Angriff gekommen war.

Sionn hatte das offenbar schon erledigt ‹Fragg! Das ist so’ne blöde Ferret-Drohne. Genauer gesagt zwei. Ich mach das gleich, bin als Spider im System gemeldet.›

Das ‚gleich’ war Sinister nicht schnell genug. Die zweite Drohne hatte Sionn bereits in den Sensoren.

Sinister sprang zurück und zog Sionn in Deckung. Zumindest wollte sie das.

Sie packte Sionn am Uniformgürtel und machte Anstalten, ihn in Deckung zu zerren.

‹Stopp!›, rief Sionn, der immer noch Full-VR war. ‹Ich brauch den Körperkontakt zum System, sonst kann ich nix steuern.›

Sinister reagierte sofort. Sie schob zumindest Sionns Hand zurück, drückte ihn ansonsten aber so gut es ging in Deckung. Dann zog sie ihre Waffe und hielt nach den Drohnen Ausschau.

‹Ich steuere die auf acht Uhr›, sagte Sionn an. Fast gleichzeitig schaltete er die eine Ferret mit der anderen aus.

‹Ich stelle die Drohne jetzt gegen die andere Drohnen ab. Aber es gab einen Meldung über die Aktion. Hab die jetzt weggedrückt, doch das Protokoll sieht vor, dass Wachen nachsehen gehen›, erzählte Sionn.

‹Mein Sprung auf die Kisten hat eh Lärm gemacht›, fügte Sinister hinzu. ‹Ein Karton ist abgestürzt. - Wollen wir los?›

‹Auf keinen Fall!›, betonte Sionn. ‹Das Deck ist ein Top-Gewinn. Sowas von selten. Aber um richtig zu zünden, muss ich es umschreiben. Das dauert aber noch ein paar Minuten.›

‹Startet die Ablenkung!›, wies ich an. 

‹Copy!›, kam sofort von Eden.

‹Sionn, Sinister, versucht das mit dem Deck! Aber riskiert nicht zu viel›, erklärte ich nun.

Sinister schickte uns ein Grinsen. ‹So viele Sicherheitsleute können die gar nicht so schnell schicken, damit Sionn nicht ein paar Minuten bekommt, um das Deck umzuschreiben.›

‹Kariwase, kannst du als Vogel auf das Dach des Lagerhauses fliegen, und dort auf Sinister und Sionn warten, damit sie nicht noch mal übers Gelände müssen?›, wollte ich nun wissen.

‹Kann ich und mach ich!›, antwortete er.

‹AveRage ka…›, weiter kam ich nicht.

Der Technomancer erwiderte: ‹Klar, ich schick die Drohne zum Klamottentransport auch rüber.›

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Eden und Shark Finn stellten sich nahe an den Waldrand und befeuerten eine Seite des Geländes mit schweren Geschützen. Sie nutzten hauptsächlich Granaten, die sie über den Zaun in Richtung eines Parkplatzes schossen. 

Wir wollten Aufmerksamkeit erregen und nicht ihren Zaun kaputt machen. 

Alba, Fang, Fierce und belgischer Schäferhund Bär sicherten ihren Rücken und blickten in den dunklen Wald. 

Dahinten … irgendwo zwischen den Bäumen … lauerten mit Sicherheit Shambler. 

Bald darauf standen einige Autos in Flammen. 

Auf dem Gelände wurde Feueralarm ausgelöst. 

Sonst geschah erstmal nichts. 

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‹Wie lange brauchst du noch?›, fragte Sinister Sionn.

‹Knappe Minute›, erwiderte dieser. ‹Wir werden beim Abhauen wohl noch auf die Wachen treffen. Ich hab die zwei auf den Kameras gerade die Treppe hochkommen sehen. Genau die führt auch auf’s Dach.›

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‹Zwei Kampfdrohnen nähern sich uns von 12.00 Uhr. Sind noch im Suchmodus›, gab Eden bekannt und sendete uns die entsprechenden Bilder.

‹Holt sie runter!›,sagte ich an. ‹Wir können nicht riskieren, dass sie uns folgen oder gar die relativ schutzlose Limousine entdecken. Das wird laut werden. Ihr seid da schon 'ne Weile. Achtet auf Shambler!›

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‹Drohne links im Ziel. - Drohne links, down›, meldete Eden bald darauf.

Die ähnliche Erfolgsmeldung von Shark Finn folgte auf dem Fuß.

Der Lärm und die Explosion am Himmel würden weit zu hören und zu sehen sein.

‹Jetzt langsamer Rückzug tiefer in den Wald›, kommandierte Eden ihr kleines Team.

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Sionn und Sinister attackierten die beiden Männer im Treppenhaus, noch bevor diese oben bei ihnen waren.

Sionn hatte deren Commlinks gehackt und brickte ihre Waffen. 

Die Männer ließen sie überraschenderweise sofort fallen. Einer kiekte dabei sogar. „Shit, ob hier Shambler sind? Können die irgendwo rein gekommen sein?“

„Nee, Quatsch!“, flüsterte der zweite. „Wie sollen die denn reinkommen?“ Aber er klang unsicher. 

Die beiden Männer blieben stehen. 

„Draußen ist doch auch Alarm“, betonte der erste. „Vielleicht ist ja …“

Weiter kam er nicht. Sinister war vorgeschlichen und hatte beide mit Stick’n’Shock-Munition niedergestreckt.

Die Elfe grinste den Elf an. ‹Bist du endlich soweit?›

‹Nein, noch nicht ganz. Hier ist grad ein Spider angerauscht gekommen.› Nur einen Atemzug später meinte Sionn: ‹So, hab sein Hirn gegrillt. Jetzt können wir hoch und den Abflug machen.›

❄️

‹Drei Löschdrohnen sind gekommen. Ein Patrouillenfahrzeug nähert sich dem Zaun. Sieht aber nicht so aus als wenn irgendwer rauskommt›, beschrieb Eden. ‹Fang, siehst du den Magier oder Geister?›, fragte sie noch.

‹Nö, ich hab nix auf dem Schirm!›, erwiderte Fang. 

‹Dann ziehen wir uns jetzt zum Abholpunkt zurück›, sagte Eden an.

[Song 7: Tomandandy /Resident Evil Afterlife - Resident Evil Suite3] Sie gingen ein Stück tiefer in den Wald, behielten aber ihre Positionen zueinander bei. 

‹Wo ist denn Bär?›, fragte Fierce.

Das Team blieb stehen und sah sich um. Der belgische Schäferhund schien verschwunden. Aber nur für einen Augenblick. Dann entdeckte Alba ihn. Er saß ganz still zwischen den Bäumen und guckte Richtung Westen. 

Fierce rief nach dem Hund, doch der reagierte nicht. Die Orkin machte ein paar Schritte in seine Richtung. 

Auch Fang rief nach dem Tier. Als Bär immer noch nicht reagierte, wandte sich Fierce an Kariwase. ‹Hey, Bär rührt sich nicht vom Fleck, wie können wir ihn abrufen?› 

Es dauerte ein, zwei Sekunden, dann erwiderte der Tierzähmer: ‹Das Kommando heißt: ‚Bär, folge!‘›

Allerdings hatte er ‚Bär folge’ auf Irokesisch gesagt. Fierce verstand nur Bahnhof. ‹Fang, macht du mal!›, wies die Orkin an und tat inzwischen noch ein paar weitere Schritte Richtung Bär. Sie starrte konzentriert in die Richtung, in die auch der Hund blickte. ‹Irgendwas muss da doch sein!›, erklärte sie. ‹Sonst würde er da doch nicht so sitzen.›

Fang musste das Kommando zweimal nachsprechen, dann kam er akustisch so nah ran, dass Bär gehorchte und zu ihm lief.

Fierce kniff die Augen zusammen. Sie legte den Kopf leicht schief. ‹In der Richtung knackt es!› Fierce nahm ihre Maschinenpistole in Anschlag. ‹Das kommt schnell näher!›

Die Orkin setzte sich rückwärts gehend in Bewegung, zielte aber weiter Richtung Bäume. ‹Lauft!›, wies sie an.

Ich präzisierte ihren Befehl, klar und eindringlich. ‹Rückzug Richtung Wagen! Schnell!›

‹Copy!›, bestätigte Eden. Sie und Shark Finn liefen los. Auch Alba setzte sich in Bewegung, doch sie zögerte.

Rager brachen durchs Unterholz. Sie kamen schnell näher. 

Fierce blieb stehen und eröffnete das Feuer. Sie wollte den anderen Zeit verschaffen, und es war schwer, irgendwas zu treffen, wenn man rückwärts rannte.

‹Alba, lauf!›, wiederholte Fang. Er rannte ein Stück, blieb dann stehen, drehte sich um und fügte hinzu: ‹›Ich bleib hier, bis Fierce rennen kann. - Fierce. Wir feuern abwechselnd.›

‹Verstanden!›, kommentierte die Orkin und ballerte ihr erstes Magazin leer. 

Verdammt, waren die Rager schnell. Weitere tauchten im lichteren Wald auf.

‹Konzentriert euer Feuer auf die vorderen Reihen. Wenn ihr Suppression-Fire einsetzt, dann haltet die Waffen tiefer. Treffer stoppen die Shambler nicht, aber wenn ihre Beine getroffen werden, werden sie langsamer›, zählte ich auf.

Fierce drehte sich um und rannte, was das Zeug hielt.

Fang feuerte.

‹Außenteam, schickt mir Bilder!›, verlangte ich. ‹So, wie wir es geübt haben.› 

Nur so konnte ich sie koordinieren. Im Moment nutzte ich nur meinen Charme, um sie anzufeuern. 

Fang reagierte sofort. Aus seinen Augen konnte ich sehen, wie dicht drei Rager an Fierce dran waren. ‹Fierce, sie haben dich gleich, dreh dich um!› Ich wusste, dass die meisten ihrer Waffen mit einem Bajonett bepflanzt waren. Sie war ein geübter Kämpfer, wenn jemand dicht dran war. 

Drei Verfolger hatten aufgeholt. 

Das knapp dahinter mussten wohl ein Dutzend weitere Rager sein.

AveRages Meldung ging beinahe unter, so unwichtig war sie gerade. ‹Sionn und Sinister sind eben gelandet.›

Immerhin waren zwei weitere von uns in Sicherheit.

Fierce hatte das Magazin bereits im Laufen gewechselt, sie drehte sich um und drückte ab. Die Stick’n’Shock-Munition traf den Rager mitten in der Brust. Da sie voll durchgezogen hatte, wurde der Typ, der einst wohl ein Bauarbeiter gewesen war, ein gutes Stück zurück geschleudert. Dort blieb er erstmal liegen. Das verschaffte Fierce Luft. Doch es blieben immer noch zwei. 

Urplötzlich sandte Alba mir das Bild eines weiteren Ragers, der von ihr aus rechts auf Fang zurannte. Die junge Frau verharrte kurz in ihrer Bewegung, zielte und schoss. Sie traf den Rager und riss die geballte Faust herunter, um das zu feiern. Dann lief sie wieder los, so, wie man es ihr gesagt hatte.

Der Treffer brachte den Rager für einen Moment ins Stolpern, doch dann streckte er sich durch und rannte weiter. Noch ein, zwei Atemzüge, und er würde Fang, der seinerseits auf einen von Fierce Ragern schoss, anfallen.

Entweder hatte Fierce Albas Gedankenbilder ähnlich interpretiert, oder aber sie spürte intuitiv, dass ihr bester Freund und Kampfgefährte in Gefahr war. Motiviert durch die Situation setzte sie unglaubliche Kräfte frei. Sie sprang Fang förmlich an die Seite. Die drei Shambler - denn der Dritte hatte sich leider wieder aufgerappelt - sahen sich urplötzlich ihres Ziels beraubt und blieben verdattert stehen. 

Dreizehn weitere Rager trieben kurz darauf über sie hinweg und zogen sie somit zurück in den Schwarm.

Mit den Füßen voran senste Walküre Fierce in den Rager bei Fang. Ich konnte die Knochen des CFD-Infizierten förmlich brechen hören, als dieser im hohen Bogen nach hinten geschleudert wurde. Er blieb ein ganzes Stück von den beiden entfernt liegen.

Leider war das nicht der einzige Rager gewesen, der von rechts gekommen war. 

Drei weitere würden Fang und Fierce jeden Moment erreichen.

Verdammt! Mein Team würde überrannt werden. Ich rief nach der mächtigen, an mich gebundenen Aravilar und stellte die Sylphe11 unter den Befehl von Fang.

‹Alba, lauf weiter und bring dich in Sicherheit!›, brüllte Fang mit Vehemenz.

Alba bestätigte, schoss noch ein Mal auf einen der drei Shambler bei Fang und Fierce, ließ dann die Waffe sinken, und rannte, was das Zeug hielt. 

‹Shark Finn, wir brauchen Verstärkung, halt uns die Masse vom Leib!›, forderte Fang nun.

Fierce hatte inzwischen ihr Victorinox zu einem Schwert formen lassen, war vorgesprungen und hatte den Shambler attackiert, den sie zuvor umgesenst hatte. Sie durchbohrte ihn am Hals, drehte das Schwert und schlug ihm zur Hälfte den Kopf ab. Wenig Blut spritze auf. Fierce drehte sich weg, um so wenig wie möglich ins Gesicht zu bekommen. Doch ein paar Tropfen würde sie wohl abbekommen haben. 

Fangs Wahrnehmung färbte die Spritzer auf den Wangen der Orkin leuchtend rot.

Finn tauchte auf der Bildfläche auf. Er nahm die hintere Gruppe aus seiner schweren Waffe unter Deckungsfeuer. Die ersten fielen hin. Andere stolperten über sie. Die Masse geriet ins Stocken, doch aufhalten würde sie das nicht.

‹Fang! Mein Geist der Luft ist gleich bei dir. Ich habe ihn unter deinen Befehl gestellt. Wenn er bei euch ist, bitte ihn am besten um die Kraft der Verschleierung, beziehe Bär mit ein, und danach soll der Geist mit seiner elementaren Attacke die angreifen, die euch zu nahe kommen. Das sollte euch Zeit genug verschaffen›, erklärte ich.

‹Verstanden!›, kommentierte Fang. 

BF-Fang sah, wie BF-Fierce mit den drei Ragern kämpfte, die zwischen ihm und ihr standen. 

Das war ihm zu gefährlich, um zu schießen. Er zog die Waffe, mit der er am besten umgehen konnte. Sein langes Messer, das nicht nur auf ihn angepasst, sondern auch ein Waffenfokus war. 

Nun sprang Fang Fierce seinerseits zur Seite. Er griff rasend schnell und wild gleich alle drei der Shambler an. Den letzten traf er besonders gut und schlitzte ihn auf. 

Fang teilte den Rager förmlich in der Mitte …

… Blut spritze …

… plötzlich tat Fierce einen großen Schritt und drehte sich in den Blutschwall, der sich gerade über Fang ergießen wollte. 

„Nein, warum denn?!?“, brüllte Fang laut.

Ich schloss kurz die Augen.

Fierce war blutbesudelt, grinste kurz böse und griff dann einen der beiden verbliebenen Shambler an.

Fang zögerte nicht weiter. Er nahm sich den verbliebenen Rager vor. BFF kämpften Seite an Seite. 

Bär sprang hinzu. Er biss dem Rager bei Fang in den Nacken. 

Die beiden CFD-Betroffenen hatten keine Chance, auch wenn es schiere Ewigkeiten dauerte, bis sie nieder gestreckt waren.

‹Granate!›, sagte Eden mit der Ruhe und Kontrolle einer kampferfahrenen Elitesoldatin an. 

‹Granate!›, kam gleich darauf von Shark Finn.

Beide Geschosse schlugen in der Masse der Rager ein.

Für die Rager, die sich danach wieder erhoben, befahl Eden konzentriertes Feuer. 

Kariwase, nur im Lendenschurz, erschien. Seine Dämonenratten saßen auf seinen Schultern. Sie sprangen ab und huschten über den Waldboden. Bald darauf schlugen Flammenstrahlen und Blitze in die Reihen der Rager ein.

Als Aravilar bei Fang eintraf und die Verschleierung einsetzte, konnten meine Howling Shadows sich endlich in Richtung der Fahrzeuge zurückziehen. 

❄️

‹Fang, Fierce, nutzt eure Healthy-Glow-Sprays!›, wies ich noch während sie rannten an. 

Die Gruppe bleib kurz stehen. 

Fierce zog ihr Spray aus der Tasche und begann an Kopf und Schultern, denn da hatte sie am meisten Blut abbekommen.

Fang zögerte, als er seine Dosis in den Händen hielt. ‹Kam man die auch teilen?›, fragte er Tiernan.

‹Nicht, wenn man den Zauber nutzen will, der ist nur für einen!›, antwortete Tiernan mit belegter Stimme.

Fang zuckte mit den Schultern, nahm sein Spray und sprühte damit die blutige Schnauze von Bär ein. ‹Du kannst es nötiger brauchen!›, kommentierte Fang, als er auch das restliche Fell mit dem Nebel eindeckte. 

Kariwase war beeindruckt, das konnte ich spüren. 

Eden schüttelte kurz den Kopf, nahm dann ihre Flasche und gab sie an Fang. ‹Hier, nimm meine, ich war nicht mal ihm Nahkampf.›

❄️

Als alle bei den Fahrzeugen waren, sorgte ich dafür, dass weder Fang noch Fierce zu den anderen stiegen. Sie mussten sich vor die Käfige auf Kariwases Pick Up setzen. Außerdem mussten sie sich ihrer Kleidung und Waffen entledigen und alles in Plastiksäcke tun, die wir genau aus diesem Grund immer dabei hatten.

Zum Glück hatte beide nicht vergessen, zumindest Reserveunterwäsche einzupacken.

‹Wir treffen jetzt Vorbereitungen für eure Rückkehr!›, sagte ich an. ‹Stellt ein lokales Netzwerk her, ich werde gleich den Ritualkreis verlassen. Gute Fahrt!› 

❄️

[Song 8: Welshly Arms - Sanctuary3] Liam stand mit Tiernan am Rand des Ritualkreises, als ich es beendete und die Präsenz der anderen aus meinem Bewusstsein entschwand. Tiernan stand innerhalb und Liam außerhalb der Sandlinie, die ich vor Stunden gezogen hatte. Die Lippen meines ersten Ritters Liam waren bis auf einen schmalen Strich zusammengepresst. „Wie viel Blut denn genau?“, fragte er Tiernan im scharfen Ton. 

Ich trat zu ihm und legte ihm zart meine Hand auf die Schulter. „Sehr viel“, sagte ich leise. Dann gestikulierte ich kurz mit der anderen Hand und ließ ein illusionäres bewegte Bild von der Szene entstehen, so wie ich sie hatte sehen können. Ich fügte Close-Ups von Fierce hinzu, die ich aus den Blicken aller anderen zusammen gebaut hatte.  

Liam wurde blass. Sein Gesicht versteinerte.

„Fierce ist widerstandsfähig und zäh!“, sagte ich sanft. „Du bist klug. Mash und du, ihr seid hervorragende Ärzte. Wenn Fierce infiziert ist, und es einen Weg gibt, dann werden wir ihn finden!“, erklärte ich überzeugend. Dass mein eigenes Herz vor Sorge ganz schwer war, konnte man nicht hören.

❄️

Gemeinsam mit Mash, Doc und Dave gingen Tiernan, Liam und ich zum ehemaligen Schulhaus. Jetzt, wo wir uns zunächst um Fang und Fierce kümmern müssen würden, musste das ‚normale‘ medizinische Personal für die Technomancer bereitstehen. Einige würden speziell medikamentiert werden müssen, um mit dem Drogenentzug klarzukommen. Mash würde in der Sublevel-Klinik gebraucht werden, während die Technomancer in Quarantäne kamen. Es gab keine Ausnahme für unsere eigenen Vorschriften.  

Zum Glück lebten in Snow Haven zwei weitere erfahrene Ärzte, die sich mit solcherlei Dingen auskannten.

❄️

Als die Wagenkolonne aufs Gelände gefahren war und sich das Tor neben dem Sicherheitshäuschen geschlossen hatte, führte Mash Fang und Fierce gleich Richtung Sublevel. Liam, Shark Finn, Sionn und Tiernan folgten ihnen. Tiernan hatte für Fang und Fierce frische Kleidung dabei, die er ihnen gleich reichte. Alba wollte sofort hinterher, doch ich hielt sie sanft am Arm. „Nur die Familie!“, sagte ich an. 

„Aber Fang und Fierce … ich …“, die Augen der jungen Frau füllten sich mit Tränen. 

„Fang und Fierce sind in guten Händen. Es ist jetzt schon voll genug da unten, und hier oben ist noch anderes zu tun. Wenn wir was wissen, sagen wir Bescheid.“

Eden erschien und meinte: „Komm, du kannst mir mit dem Zeug helfen.“

Alba riss sich tapfer zusammen, nickte und ging dann mit Eden zum Kofferraum.

Ich selbst nahm mir noch die Zeit, um einige Worte an die von uns geretteten Neuankömmlinge zu richten. An jeden von ihnen. Um sie zu beruhigen und um ihnen zu sagen, dass sie jetzt ein sicheres Refugium erreicht hatten und dass alles gut werden würde.

❄️

Ich musst mich zwingen, nicht zu rennen, um schneller unten bei meinen Clansmitgliedern zu sein. Bevor ich die Tür zu Klinik öffnete, atmete ich tief durch, um eine zuversichtliche Ausstrahlung aufzusetzen.

Ernste, betroffene Gesichter blickten mich bei meinem Eintreten an.

Es tat mir in der Seele weh, sie so zu sehen. 

Ich konnte Liams Schmerz und seinen Zorn förmlich spüren. Shark Finn sah so besorgt aus, dass ich Tränen unterdrücken musste. Das sonst immer vorhandene Lächeln von Sionn war verschwunden. Sein Blick war so kalt, dass es einen ängstigen konnte. Tiernan war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, irgendetwas zu zerschlagen, und Fierce in den Arm zu nehmen. Er lief unruhig auf und ab.

Einzig Fierce grinste zufrieden. „Fang ist schon mal raus!“, sagte sie fröhlich und zeigte dann auf ihrem Arm, in dem zwei Schläuche steckten. „Ich bekomm jetzt das Blut gewaschen. Meine erste Probe war nämlich positiv. Die kleinen CFD-Scheißer veranstalten in mir gerade ein Wettlaufen Richtung Hirn!“

Ich legte den Kopf ein wenig schief und lächelte. „Hmm, was meinst du, ob ein Schluck Whiskey sie bremst?“

Fierce lachte. „Ganz bestimmt!“

Ich reichte ihr die Flasche, die ich mitgebracht hatte. 

Tiernan setzte sich, Sionn schmunzelte und Shark Finn meinte: „Trink aber nicht alles auf einmal, Sis’!“

Fierce setzte an.

„Nur einen Schluck!“, betonte ich. 

Fierce beherrschte sich, nahm einen großen Schluck und gab mir die Flasche zurück.

Ich setzte mich neben Liam. Wir warteten gemeinsam. Mit jedem meiner tiefen Atemzüge beruhigte er sich etwas mehr.

❄️

Mash kam aus dem Labor zurück. Er sah ernst aus.

Fang sprang sofort auf. „Und?“, fragte er.

„Das erste Ergebnis hat sich bestätigt. In Fierce sind definitiv CFD-Naniten. Die Konzentration ist hoch. Das Blut ist damit gesättigt.“

Fang fiel in sich zusammen.

„Was bedeutet das jetzt?“, fragte Shark Finn.

„Soweit wir wissen, sind die nächsten…,“ Mash blickte auf die Uhr, „ .., 46 Stunden entscheidend. Ich hoffe, mit der Blutwäsche die Sättigung senken zu können. Die Naniten laufen zum Gehirn und werden versuchen, es umzuprogrammieren und die Steuerung zu übernehmen. Nach dem, was ihr erzählt habt, dürfte es sich größtenteils um Rager-Naniten handeln.“

„Shit!“, schimpfte Sionn.

Ich griff nach Liams Hand und drückte sie kurz, dann stand ich auf und ging rüber zu Fierce. Ich umarmte sie. „Du trägst jetzt alles an Sturheit zusammen, was du finden kannst! Ich gehe mal eben hoch zu den anderen und erzähle, was los ist. Vielleicht haben sie ja noch 'ne Idee. Ich lade euch gleich noch per Konferenz dazu.“

Via AR rief ich das restliche Team, samt Tango und Dave, im Konferenzzimmer von Snowcat Manor zusammen. Dann öffnete ich schnell noch eine Notiz und schrieb ein paar Substanzen auf. Die Notiz schickte ich an Mash und Liam. „Schaut mal, ob wir davon was da haben, das sind die Substanzen, aus denen sich Bliss zusammensetzt. Vielleicht können wir daraus was basteln, was den Willen von Fierce stärkt, sollten wir keinen Willen-steigernden Zauber im Repertoire haben!“

❄️

Wir hatten hitzig Ideen gesammelt. Von Versteinerung, über EMP, bis hin zum Schockfrosten war alles dabei gewesen.

Doch am Ende kehrte ich mit leeren Händen in den Sublevel zurück.

Die Stimmung der O’Nialls war weiterhin ernst, aber nicht mehr so angespannt wie zu Beginn. Sie hatten zu viel erlebt, um sich völlig aus der Bahn werfen zu lassen.

Die letzte Untersuchung von Mash hatte ergeben, dass die Konzentration von Naniten im Blut von Fierce zwar gesunken war, dafür bestätigte Liam leider die Vermutung, dass sie zum größten Teil bereits zum Gehirn gewandert waren. „Dort tummeln die Naniten sich jetzt!!“, blaffte Liam kalt, und warf Fang einen Blick zu, der sagt: ‚Das ist deine Schuld!‘

Natürlich war die Anschuldigung von Liam ungerechtfertigt, aber jetzt war sicher nicht der Zeitpunkt, um auch nur den Versuch zu starten, Liam umzustimmen, zumal er sicher Argumente haben würde, die das Gegenteil bewiesen.

„Wie geht es denn jetzt weiter?“, fragte Tiernan. „Warten wir jetzt einfach ab?“ Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit.

„Na ganz sicher nicht!“, brauste Fierce voller Energie auf. „Gleich, nachdem wir wussten, was hier abgeht, hab ich gesagt, ich sterbe lieber, als ein Shambler zu werden! Dazu stehe ich!“ 

Die darauf folgende Stille und damit einhergehende Trauer erdrückte mich fast. 

„Klar, Sis’“, sagte Shark Finn, nach schier unendlichem Schweigen. „Wenn du dich in einen Shambler verwandelst, dann beenden wir es, aber vielleicht packst du es ja!“

Fierce schluckte kurz. „Ich weiß, dass ihr mich killt, wenn ich zum Shambler werde. Aber das will ich keinem von euch antun. Ich hab doch noch ein paar Stunden, die ich klar bin. Dann gehe ich liebe auf eine Himmelfahrtsmission und renne jubelnd nach Walhalla.“

Ich wollte meine Tränen zurückhalten, aber die Welle von Emotionen, die mir von den anderen hier entgegenschlug, machte es schier unmöglich. Meine Augen wurden feucht.

Fierce sah die Reihen ihres Clans entlang. Auf einmal erhellte sich ihr Gesicht. Überraschenderweise sah sie unserem Teamarzt und fragte: „Du, sag mal, Mash, wie schnell ist dein Virus eigentlich?“

… to be continued.

Ende der Episode

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Snowcat and the Howling Shadows

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei allen, die an der Entwicklung und Verarbeitung der Shadowrun®-Produkte mitgewirkt haben. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich! 

We would like to thank the authors, artists and all others who are involved in the development of the Shadowrun® rules, adventures and stories. Without them, our game would not be possible.

Vielen Dank auch an @Vin für das Korrekturlesen. ;*

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*