Episode 09/16: Escape The Walking Dead; (Run 67)

WELCOME BACK, CHUMMER!

ON THE RUN1: BCG, Columbo, Lifeguard, Mr.Jack, Shark Finn, Snowcat, Thunderstrike, Tiernan und TriXhot. 

TIMESTAMP2: 04/12/75; 01:46:35 - 04/14/75; 09:35:12

SPOILER ALERT: Escape The Walking Dead enthält möglicherweise Spoiler auf Humanitarian Aid aus Sprawl Wilds3. Dieser Text hat nichts mit der Fernsehserie „The Walking Dead9“ zu tun. Die Serie wird nur als Serie an sich erwähnt.

RUN NO: 67

TODAYS HEAD UP: Shedim sind echte Plagegeister - und Reisen, die man gar nicht antreten wollte, sind manchmal nicht nur für die Katz. - Host

POSTED BY SNOWCAT:5

▶︎►►

>>>MASTER FEED RIGGER COMMAND CONSOLE  …owner BCG …. 6 devices online or in line … teamchannel communication routed … connected to personal commlink

>>> 04/12/75; 01:46:35

>>>TEAMCHANNEL …

Snowcat: Kuppel, jetzt. - Bereitmachen zum Astralkampf.

▶︎

>>> VIDEOFEED DRONE NO 2 …

Nicht identifizierte Nebelschwaden, schwarz, bewegen sich über den kokelnden und brennenden Körper von Dr. Auslander.

Diverse Teammitglieder bewegen sich oder gestikulieren.

Am brennenden Körper entsteht ein Riss, schwarz, wabernd und nimmt die Form eines Torbogens an.

Snowcat und Columbo sinken zu Boden.

Mr.Jack, Thunderstrike, Lifeguard und Tiernan sinken zu Boden.

Shark Finn gestikuliert  mit einer Hand in der Luft… 

>… change feed …>

▶︎

>>>VIDEOFEED DRONE NO 1 …

> … adjust sensor … zoom…. > 

… Shark Finn betätigt Commlink

>… change feed …>

▶︎

>>> VIDEOFEED DRONE NO 2 …

Trixhot starrt mit aufgerissenen Augen auf die Fallenden.

>>>TEAMCHANNEL …

BCG: Trixhot, sichere die Körper!

Trixhot: Copy!

>>> VIDEOFEED DROHE NO 2 …

Trixhot bewegt sich drei Schritte Richtung der am Boden liegenden Snowcat.

Trixhot sinkt zu Boden.

> … adjust sensor …>

Shark Finn steht. Spricht ins Commlink.

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Shit..

▶︎

>>>TEAMCHANNEL …

BCG: Shark Finn, bleib stehen!

Shark Finn: Klappe! Ich führ `nen Commgespräch.

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Klar doch. Wollte nur helfen.

> … add audiofeed …>

▶︎

>>>AUDIOFEED DRONE NO 2 …

Shark Finn: Aha … … aha … ach du Scheiße … …. aha

>>>TEAMCHANNEL …

Shark Finn: BCG bring alles in die Luft, was du hast, schick mir Spazz hierher, fahr mit dem Wagen weg und lass dich nicht erwischen!

BCG: Verstanden!

>>> PERSONAL COMMUNICATION FEED BCG …

BCG: Tja, John, deine Unterstützung ist gefragt. Geh zu Shark Finn, er sagt dir dann, was du tun sollst.

> … open front door right side … >

John aka Spazz: Ja klar, bin schon weg.

> … start motor van … close front door right side… set maneuver … drive …>

►►►

❅❅❅

[Song 1: Emily Browning (Sucker Punch) - Sweet Dreams4] … Ich wandte meinen Blick nach vorn.

Meine Augen weiteten sich. 

„Ach du Scheiße“, hätte ich beinah laut gesagt. 

Moment mal, ich hatte es laut gesagt. 

Ich zuckte mit den Schultern, diesmal innerlich. Zugegeben, ‚ach du Scheiße‘ war weder ein sonderlich geistreicher noch ein besonders stilvoller Ausruf, aber wenn er von Herzen kam und passte, dann ging er in Ordnung.

Und ja verdammt, der Ausruf passte!

Gerade noch hatte ich in einem Wald irgendwo in den Salish, dicht bei einem Kuhkaff mit dem Namen Neah Bay gestanden und der Sieg gegen ein fragging Arschloch von Master-Shedim war schon zum Greifen nahe gewesen - doch diese Mistbratze hatte noch ein Tor geöffnet und mich damit auf diese Meta-was-auch-immer Ebene gezogen - und nun stand hier in mitten einem Haufen hormongesteuerter, männlicher Teenager. 

Igitt, zwei von ihnen kotzten sich die Seele aus dem Leib. 

Ein menschlicher Junge, maximal 15 Jahre, in Jeans, Hiking-Boots, schmutzig-weißem T-Shirt und brauner Lederweste, mit Silberschmuck hier und da, indianischen Verzierungen an den Klamotten und schulterlangem schwarzem Haar, also eindeutig ein Typ mit Native-Hintergrund, richtete sich gerade auf und war froh, sich nicht auf die Haare erbrochen zu haben.  

Darüber wäre ich an seiner Stelle auch froh gewesen.

Nicht all zu weit davon entfernt hörte ein ebenfalls menschlicher Teenager, der nicht viel älter als der amerikanische Ureinwohnern sein konnte, gar nicht mehr auf zu reihern. Er war hager und trug ein rotschwarz-kariertes Hemd, ein schmutzig-weißes T-Shirt, eine enge Jeans - und wenn ich eng sage, dann meine ich richtig krass eng - Nietengürtel und Cowboystiefel. Das dunkel Haar war zurück gegeelt worden, ansonsten jedoch schulterlang. Eine Pilotenbrille saß auf seiner Nase.

Es juckte mir in der Stimme 'Reiß dich zusammen und hör mit der widerlichen Kotzerei auf‘ zu rufen. Ich konnte mich aber noch zurück halten. 

Immerhin war er offenbar auch durch das astrale Tor gezogen worden. Eine Reise auf eine Metaebene konnte schon mal Übelkeit in einem auslösen, besonders, wenn man so etwas noch nie gemacht hatte.

Mir war nicht übel geworden und darum gab ich glücklicher Weise auch kein solch jämmerliches Bild ab. 

Ich ließ meinen Blick zügig umher schweifen. 

Lichter Wald, ein Wiese, die man nicht gemäht hatte und Sonnenschein, der alles in ein scheußliches Sepia-gelbes Licht tauchte. Dem Sonnenstand nach war es früher Nachmittag. Tiergeräusche fehlten völlig. 

Es sah alles einfach unglaublich trostlos aus.

Neben den beiden Knaben, die mit der Übelkeit zu kämpfen hatten, gab es noch drei weitere Jungs, die zumindest keine Kids mehr waren und einigermaßen dicht an ein Alter von 18 Jahren heran kommen sollten.

Einer trug - man höre und staune, Kilt - und dazu Sweatshirt und Kampfweste. Die mit keltischen Knoten tätowierten Beine waren barfüßig, wie der junge Mann kopfschüttelnd offenbar ebenfalls gerade feststellte. Er hatte also unterwegs seine Schuhe verloren. Die vielleicht irgendwo unter einem Haus eingeklemmt worden waren.

Ich blickte schnell nach unten. Nein, ich hatte Schuhe an. Dann runzelte ich die Stirn.

Ein Typ mit gerade Haltung, ordentlich frisiertem Haar, blauem Shirt mit Supermann-Logo, Blue Jeans und Basecap, sah sich ebenfalls um und lächelte leicht, als er bei mir angelangt war.

Ich wollte mir gerade den letzten der Jungs hier auf der Wiese genauer ansehen, als mein Blick auf ein Mädchen mit Zahnspange von 15 oder 16 Jahren traf, das wohl mit leichter Verzögerung eingetroffen war. Sie trug sportliche Klamotten, also eine schwarze Basketball -Trainingshose, eine schwarz-weiße Basketball-Jacke und passende Turnschuhe. Ihr hellblondes Haar war in einer radikalen Art von Sidecut geschnitten. Auf der einen Seite lang bis weit übers Kinn und an der anderen Seite wegrasiert. Trotz Zahnspange kam mir das Gesicht bekannt vor. Moment mal, das war doch TriXhot!?!

‹Sehr gut, Drachenkätzchen.›, bemerkte Katze in leicht sarkastischem Ton, ‹Du hast für diese Schlussfolgerung auch nur gut fünf Sekunden gebraucht, die dich im Falles eines Angriffs auch nur das Leben hätten kosten können.›

‹Ach was, keine Sorge, Katze.›, beschwichtigte ich, ‹In einer Kampfsituation hätte ich mich erstmal in Deckung begeben und dann geguckt und entschieden.›

Dann war der letzte der Runde, ein Zwerg, auch unter 20 Lenzen, trainiert, glatt rasiert, mit korrektem Haarschnitt in Tarnhose, Kampfstiefeln und mit einem grünen Marine-Corps Shirt und bewaffnet mit einem Sturmgewehr, also eindeutig Thunderstrike. 

Sein Äußeres ließ mich hoffen, dass ich hier nicht in einer verdrehten Variante des High School Musicals gelandet war. Der Marine hatte mit Abstand die größte Verjüngungskur durchle …

Verjüngungskur … genau, meine Schuhe. Ich blickte schnell an mir herab und atmete auf. Schwarze enge Lederhose, schwarze Korsage und schwarze, schwere Motorrad-Stiefel. 

Puh- und auch meinem Busen nach war ich über 14. Schwarz, das war zwar schon länger nicht mehr meine Farbe, doch ich sah verdammt sexy in den hautengen Lackleder-Klamotten aus. 

Ich spürte lauwarmen Wind am Nacken. Also hatte ich kein langes Haar, sondern einen kinnlangen Wuschelbob. Selbstverständlich besaß ich immer noch eine perlweiße Haut. Wahrscheinlich trug ich kein Make-Up. Spontan würde ich mich selbst wohl auf 16 oder 17 Jahre schätzen. Genauer bestimmen könnte ich das eh nicht, nicht mal, wen ich einen Spiegel geblickt hätte.

Ich machte schnell eine Bestandsaufnahme und legte für alle ein ungefähres Alter fest. 

Wer war also mit rüber gekommen?

Thunderstrike,17 Jahre und TriXhot, vielleicht 15 Jahre, so viel war klar. Der Native war Lifeguard und schien der Jüngste der Runde, also 14 Jahre alt zu sein und demzufolge war der Andere mit dem entleerten Magen Columbo, so knappe 15 Jahre alt. Supermann-T-Shirt war demnach Mr.Jack, ich schätzte ihn auf 18 und beim Kilt-Träger handelte es sich, wie sollte es anders sein, um Cousin Tiernan, der ebenfalls so bei um die 18 Jahre liegen würde.

Außer uns war erstmal kein Lebewesen zu sehen. 

Wenn es nur nicht so heiß wäre. Die Luftfeuchtigkeit lag bei einer Myriade Prozent.

‹96 Prozent trifft es besser Drachenkätzchen.›, korrigierte Katze.

‹Ja, wie auch immer, Katze. Es ist heiß und feucht und das ist nur beim Sex eine geile Kombi.›, nörgelte ich. 

Ich pustete mir mit Elan eine Haarsträhne aus dem Gesicht. 

Wenn man genauer hinsah, stellte man fest, dass all unsere Klamotten mal eine Reinigung gebrauchen konnten. Schmutzig-weiße Shirts hatten schon zur Eröffnung darauf hin gewiesen. Hier war nix mehr fit und frisch und wenn ich mir das ehemalige weiß auf Trixis Jacke so anguckte, würden meine zarten Schultern wahrscheinlich fleckig vom Schmutz sein. Ich sah besser gar nicht erst hin.

Eine Dusche konnten wir jedenfalls alle vertragen.

Außerdem stank es hier und zwar modrig, faulig und verwest. Nach Tod und Dreck und … frischer Kotze. - Igitt!

„So Chummers.“, eröffnete ich, „da sind wir nun auf der Metaebene. Weiß jeder wer er ist und hat auch jeder durchschaut, wer die anderen von uns sind?“

Ich erntete Nicken. 

Na wenigstens etwas.

„Ich dachte schon, ihr seid alle tot.“, meinte Trixi.

Ich grinste, „Na der Tod ist das hoffentlich nicht, auch wenn es hier so riecht. Nur ´ne Metaebene.“ 

Ich sah zum Himmel. Da gab es eine Sonne, die stetig brutzelte. Wieviel Uhr es wohl genau war? Offenbar hatte keiner irgendein elektronisches Gerät dabei. Die AR-Einblendungen fehlten mir. „Hat irgendjemand ´ne Ahnung, wie spät es ist? - Dem Sonnenstand nach hätte ich gedacht, es ist irgendwie so 4 Uhr am Nachmittag.“

Tiernan hatte ein Blatt vom einem Strauch gepflückt und hineingebissen. Jetzt spuckte er es aus. „Frag doch Mr.Jack, der weiß bestimmt wann Teezeit ist. Auch ohne Commlink oder Uhr.“ 

Das war jetzt irgendwie ein bisschen pissig rüber gekommen.

Mr.Jack räusperte sich, nickte mir zu und meinte, „Snowcat, ich bitte meinen Aufzug zu entschuldigen.“

Tiernan verdrehte die Augen. 

Dann sah Mr.Jack nach oben, griente und erklärte, „Zeit für den fünf Uhr Tee ist es in einer Stunde und neun Minuten. Doch ich befürchte, Tee habe ich keinen dabei.“ 

Wahrscheinlich wusste er nicht wirklich, wie spät es war, aber er hatte es selbstbewusst genug rüber gebracht, damit man ihm glauben konnte.

Tiernan spuckte noch mal aus, „Na das Zeug schmeckt jedenfalls nicht, aber vielleicht lassen sich Kräuter für Tee finden. Das hier ist nicht giftig, aber es ist auch nicht essbar.“

Ich grinste Tiernan an, „Sollte man nicht abchecken, ob etwas giftig ist, bevor man es probiert?“

„Ich musste da nix checken. Ich weiß genau was das ist. Ich wollte nur wissen, wie es schmeckt. Die Pflanze kommt übrigens nur im Nordamerikanischen Süden vor, falls dir das was hilft.“

Ich zuckte mit den zarten Schultern, „Ja, Wissen ist immer nützlich. Man weiß nie, wann man Wissen so braucht.“ Ich sah die Gruppe an, „Bevor wir ‚wohin auch immer‘ aufbrechen, lasst uns mal ne Bestandsaufnahme machen. Immerhin hat jeder von uns so etwas wie eine Tasche dabei.“

„Das ist ne gu’te Idee.“, meinte Columbo und kiekste dabei. Er hatte gerade die Tonhöhe um eine Oktave gewechselt. Der Junge befand sich mitten im Stimmbruch. 

Ich grinste.

Ein Gedanke, schoss mir in den Sinn.

‹Hey Katze, we’re not in Kansas anymore.›

❅❅❅

►►►

>>>MASTER FEED RIGGER COMMAND CONSOLE  …owner BCG …. 6 devices online or in line … teamchannel communication routed … connected to personal commlink

>>> 04/12/75; 01:49:13

▶︎

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Alle liegen am Boden ausser Hawaii-Hemd. Was soll der Scheiß...

> … drive van … switch icon to orange … execute command set … all weapon locked on same target … >

▶︎

>>>TEAMCHANNEL …

BCG: Hey, Shark Finn, beweg dich nicht!

>>> VIDEOFEED DROHE NO 2 …

Shark Finn bleibt stehen und guckt nach oben.

>>>TEAMCHANNEL …

BCG: alle Drohnen sind wie gewünscht in der Luft, aber alle Kanonen sind auf dich gerichtet.

Shark Finn: Dann haben wir ein Problem!

BCG: Ja man, alle sind umgefallen, nur du stehst noch. Beweis mir, dass du du bist.

Shark Finn: Das kann ich nicht beweisen.

BCG: Warte. Ich hab mich doch neulich mit jemandem aus dem Team angelegt …

Shark Finn: Du legst dich doch ständig mit jemandem an. Aber du meinst Bloody Guts.

> … switch icon to green … drone no 1 give up target …>

BCG: Gut, das lass ich durchgehen. 

Shark Finn:  Ich hab gehört, dass bereits Salish Ranger unterwegs sind. Die dürfen in keinem Fall hier her. Wir können die hier nicht gebrauchen, unsere Leute sind irgendwie auf ´ner Metaebene und wir können sie nicht da weg holen. Die müssen von selbst kommen und das kann Stunden dauern. Du musst also den Hasen machen und die Salish von ihr weg locken. 

>  … execute command set … all drone surveil area … drive …>

BCG: Verstehe! Bin schon unterwegs.

Shark Finn: Was ist mit Spazz. Hast du den vorher raus gelassen?

BCG: Ja na klar. Der muss jeden Moment bei dir sein.

Shark Finn: Na dann gib Gas. Wenn die Salish hierher kommen, sind wir geliefert.

BCG: Verstanden! Ich mach das schon. Lass die mal meine Sorge sein.

> … set maneuver … accelerate … accelerate …. drive van … >

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Warum denken alle, dass ich mich mit jedem anlegen will? 

►►►

❅❅❅

[Song 2: Rolling Stones - Paint It Black4] Die Bestandsaufnahme unserer Sachen hatte nicht mal fünf Minuten gedauert. Ein bisschen enttäuschend war der Inhalt meiner schwarzen Umhängetasche schon. Dass sie stank wie ein nasser Hund - und zwar wie ein toter, nasser Hund, beziehe ich nicht mal mit ein.

Ich fand eine alte, blinde, improvisierte Plastikflasche mit Wasser, die aussah, als hätte ich sie 12 Trillionen Mal mit Brackwasser aufgefüllt. Als improvisierter Filter war ein Stück Mullbinde über den Flaschenhals gewickelt.

Ein paar zerknitterte Energieriegel ohne Haltbarkeitsdatum, die Markennamen darauf konnte ich entweder nicht lesen oder ich hatte noch nie davon gehört. Sunablast, das sagte mir so gar nichts.

Das schmucklose Zippo-Feuerzeug sah abgegriffen aus, aber es funktionierte.

Einen Erste-Hilfe-Kasten aus Blech, mit Bandagen, einer stumpfen Schere, ein paar Aspirin, Riechsalz und einigen Pflastern. Steril war anders. Aber da Verbluten einfach schneller ging, als das Dahinraffen durch eine Infektion, würde man das Zeug in einem Ernstfall wohl benutzen. 

Nach mehrfachem Ausschütteln hatte ich unten auf dem Taschenboden ein Päckchen mit feuchten Reinigungstüchern entdeckt. Ganze zwei Tücher waren noch drin und richtig feucht waren die auch nicht. Dabei fragte ich mich, wie bei der hohen Luftfeuchtigkeit überhaupt irgendwas trocken werden konnte, außer der Kehle. 

Immerhin hatte ich außerdem noch zwei schon deutlich zerknittere Pfefferminz-Kaugummis gefunden, von denen ich einen mutig und so, dass die anderen das nicht sehen konnten, in den Mund steckte. Wenigstens etwas Erfrischung. 

Einen wirklich erfreulichen Fund hatte ich allerdings doch machen können: meinen Blacktooth-Dagger oder eine ziemlich gute Kopie davon, mitsamt Scheide, die ich sogleich an meinem linken Oberschenkel befestigte. Ich fühlte mich augenblicklich besser. 

Urplötzlich schoss mir ein Gedanke an Harlequin in den Kopf. Wenn er jetzt hier wäre, das wäre was gewesen. Wie er wohl als Teenager ausgesehen hatte? Stünde er hier in Cowboystiefeln und Lederjacke? Hach und was wir jetzt hätten alles anstellen können … 

Es kribbelte in meinem Unterleib.

‹Drachenkätzchen, Konzentration auf das Wesentliche!›, mahnte Katze.

Dann war da noch eine Dose mit verschieden farbigen Pillen griffbereit an meine Tasche gepatched. So schlampig würde ich das nie machen. Aber es hielt. Die Pillen waren ohne Beschriftung, doch da Jacky und Trixi auch solche Dosen mit ähnlich bunten Pillen entdeckten, vermutete ich mal, dass es was mit unserem Adepten-sein zu tun hatte.

Ich sah mir die Pillen genauer an. Keine Symbole, nur verschiedene Farben.

Ich konnte einen Blick auf die Pillendosen von Trixi und Jacky erhaschen. Sie hatten mehr Pillen zur Auswahl und offenbar auch mehr Stück von einer Sorte. 

‹Futterneid, Drachenkätzchen?›, fragte Katze und schnüffelte vorsichtig an einer braungelben Blüte.

Ich schüttelte den Kopf, ‹Nee, kein Stück Katze, wenn das was richtiges zu Essen oder was zum Waschen wäre, dann ja, aber so nicht.›

Katze nieste und schüttelte sich. ‹Ja, ich gebe zu, eine Dusche und eine Waschmaschine wären hilfreich. Zum Glück stinkst du weniger, als die anderen, Drachenkätzchen. Und zwar deutlich weniger.›

Die anderen, genau. 

Die Gruppe von Teenagern stand locker beisammen. Trixi kontrollierte die Munition für ihren Colt Amerika L36. Gerade mal eines ihrer zwei Magazine war voll. 

Ja, bewaffnet waren wir irgendwie alle.

Lifeguard mit Bogen, 10 Pfeilen und einem Bowie- Messer. Tiernan mit einer Armbrust und 11 Bolzen. Trixi mit der leichten Pistole und Thunderstrike hatte sogar ein Sturmgewehr abgegriffen. Columbo zog eine Ares - natürlich hatte er eine Pistole von Ares dabei - Lightfire aus seiner hellblauen Sportasche mit - man ahnt es bereits -Ares-Logo. 

Einzig Mr.Jack besaß keine Waffe, was sich mit dem Äquivalent auf der realen Ebene deckte. Seine Hände waren wie bei einem Boxer gut bandagiert. Die braun-fleckige Färbung zeugte davon, dass er damit schon ausgeteilt hatte. Nieten und Scherben waren mit einbandagiert, um heftigeren Schaden zu machen. Außerdem konnte ich das Benzin in seinen Bandagen bis zu mir riechen.

Trixi ließ eine Bemerkung darüber vom Stapel, dass die Hose von Columbo so eng saß. Etwas, was er auch schon festgestellt hatte. Zumindest konnte er es sich mit seiner jetzigen Figur leisten. Alles andere wäre ja auch zu widerlich gewesen.

Ich grinste wölfisch und meinte, „Stimmt, von vorne sitzt sie eng. Ich komm gleich mal rüber und kuck, ob die Hose hinten auch gut sitzt.“ 

„Nah dann sitzt sie vorne erst richtig eng.“,feixte Tiernan.

Columbo lief leicht rot.

Mein Grinsen wurde breiter, doch ich ging nicht darauf ein, „Hey, kein Stress, die Klamotten stehen dir, die Figur auch. Vielleicht solltest du etwas trainieren, wenn wir wieder zurück sind.“

„Echt? Meinst du?“, fragte Columbo. „Naja, du siehst ja immer gut *kicks* aus.“, fügte er noch mit niedlichem Stimmbruch-Effekt hinzu und erntete zum Dank ein bezauberndes Lächeln. Natürlich hatte er nur die Wahrheit ausgesprochen und dabei untertrieben, aber dass er etwas dazu gesagt hatte, hatte ich belohnen wollen. Ich blickte kurz zum Native rüber, „Die langen Haare stehen die übrigens auch, Lifeguard. Du solltest sie wieder wachsen lassen.“

Der Junge lächelte kurz und schüttelte dann andeutungsweise den Kopf. 

Klar, lange Haare waren ihm inzwischen bestimmt zu unpraktisch. 

Ich richtete mich zu meiner vollen Schönheit auf, „So Jungs und Mädel, wir haben das Equipment gescheckt. Von dem Tor durch das wir sind, ist hier nix zu sehen, aber wir müssen auf jeden Fall von der Ebene irgendwie wieder runter. Also heißt es sich bewegen und einfach mal los kaufen. Allen, die so ´ne Metareise zum erstmal machen, sei gesagt, viel planen oder vorhersagen kann man da nicht. Aus irgendeinem Grund sind die Teile aber immer nach irgendeinem Thema aufgebaut. Das muss man entschlüsseln und dann kann man auch die Rätsel lösen und rauskriegen, worum es geht. In Ermangelung einer gelben Strasse … “ Ich stockte kurz.

‹Hey Katze, weißt du, was mir gerade auffällt. Diese Dorothy, die hat wahrscheinlich auch eine Metareise oder eine astrale Queste gemacht. Ist das nicht witzig?›, fragte ich.

Katze rümpfte das Näschen. ‹Die Theorie ist nicht abwegig, aber witzig finde ich sie nicht, Drachenkätzchen.›

„ … sollten wir einfach auf die Lücke da links voraus im lichten Wald zuhalten, das kommt einem Pfad am nächsten.“

Colombo war skeptisch. Der Junge sah mich an, starrte kurz, schüttelte sich dann und meinte, „Ich weiß nicht, sollten wir denn nicht besser hier warten? Vielleicht kommt ja noch wer oder das Tor kommt zurück. Soll man überhaupt Wegen folgen? Gibt es da nicht so Regeln, dass man nix essen, trinken oder annehmen soll? Nicht, dass wir hier nachher umsonst rumlaufen und wieder zurück müssen. Immerhin ist es heiß. Wir haben nicht genug zu trinken.“

Thunderstrike fauchte ungeduldig, „Man, was bist du denn für ´ne Flasche.“ 

Columbos Gesichtszüge wurden ernst. „Flasche? Hast du gerade Flasche zu mir gesagt, Kleiner?“, fragte er in aggressivem Ton. 

Der muskulöse Zwerg machten einen Schritt auf Columbo zu. 

„Ja, kommt doch rüber!“, verlangte Columbo, „Du kannst doch nicht einfach Flasch*kieks*e zu mir sagen!“, meinte er aufgebracht.

Sein Stimmbruch ließ das Ganze komisch, statt herausfordernd wirken.

Thunderstrike schien das nicht so zu sehen. Der Zwerg fackelte nicht lange, stiefelte schnellen Schrittes auf Columbo zu und baute sich vor ihm auf.

Dachte ich zumindest. Denn Thunderstrike verpasste Columbo ansatzlos einen Kopfstoß in den Magen. 

Columbo stöhne und taumelte ein paar Schritte zurück.

Thunderstrike brülle in bester Drillmanier, „Wenn du dich mit mir anlegen willst, reiß ich dir den Kopf ab und scheiß dir in den Hals!“

Offenbar hatte der Marine, den ich nur sehr diszipliniert kannte, in seiner Jugend viel Temperament besessen. 

Obwohl Columbo dem Zwerg deutlich unterlegen sein würde und das vielleicht sogar wusste, wollte er das nicht auf sich beruhen lassen. Sein Kopf wurde rot vor Wut.

Ich fand das eigentlich alles ganz spaßig, doch wir konnten es uns nicht leisten, uns selbst zu schwächen, also trat ich hinzu und hob die Hände, „Jungs, hebt euch das für unserer Gegner auf! Wenn’s da irgendwas zwischen euch zu klären gibt, holen wir das zu Hause nach.“

Columbo rückte seine Sonnenbrille zurecht. Wenn die bei dem Kopfstoß runter gefallen wäre, hätten die beiden sich wahrscheinlich sofort zu prügeln begonnen. So schnauften beide zwar, beruhigten sich aber etwas.

Thunderstrike nickte mir zu und wandte sich dann ab. 

Columbo sah mich an und maulte, „Man, aber er hat Flasche zu mir gesagt. Das kann ich mir doch nicht bieten lassen.“ 

Tiernan schüttele den Kopf, „Man? Das ist doch eine wunderschöner Frau, da kannst du doch nicht ‚man‘ sagen!“ 

Oh, noch ein Kompliment, so schlecht war diese Metabene vielleicht gar nicht.

Trixi grinste süß, „Ach, damit hat er es nicht so. Liegt bestimmt daran, dass die engen Hosen ihm die Hoden abschneiden.“ 

„Was sollen die denn da abschneiden?“, trat Thunderstrike nach.

Columbo sah zu mir. Ich befürchtete schon, er wollte verlangen, dass ich Thunderstrike zurecht wies doch stattdessen fragte er, „Wo ist denn der Wächter?“ 

Trixi und Jacky fragten gleichzeitig, „Was für’n Wächter?“ 

Ich zögerte kurz, erklärte dann aber großzügiger Weise, „Columbo meint den Wächter der Schwelle. Normaler trifft man den zuerst, wenn man die Ebene wechselt. Um an ihm vorbei zu kommen, muss man dann irgendeine Art von Prüfung bestehen. Aber den Wächter haben wir wohl umgangen.“

„Na hoffentlich.“, meinte Columbo dazu. 

„So, nun lasst uns endlich aufbrechen.“ Ich sah zu Columbo, „Hier kommt kein Tor mehr. Unseres ist zu und wir müssen den Ausgang finden. Vielleicht ist das auch schon alles und es gibt keine weiteren Aufgaben.“

Columbo nickte.

„Na dann, Thunderstrike, gehst du voraus?“, wollte ich wissen.

Lifeguard wandte ein, „Ich geh voraus. Ich bin gut darin.“

Das hatte ich mir schon gedacht, aber ich hatte Lifeguard als meinen Beschützer an meiner Seite haben wollen. Na gut, dann musste Tiernan eben reichen. Ich nickte, „Okay, dann gehst du vor, danach kommt Thunderstrike. Dann kommen Trixi, Tiernan und ich und am Ende Jacky und Columbo.“

Thunderstrike ergänzte, „Bleibt leise und nehmt genau den Weg, den der vor euch genommen hat.“

Keiner setzte sich in Bewegung, alle zögerten noch einen Moment. 

Ich wies erneut auf eine Stelle Im Wald, die mir eben heller und irgendwie weniger deprimierend vorkam, „Einfach da lang.“ 

Lifeguard machte den geschmeidigen, ersten Schritt in die von mir angezeigte Richtung. 

So lief das eben ohne Commlink, wobei mir etwas einfiel, „Ah, stopp! Eines noch.“ 

Lifeguard drehte sich zu mir um, ich blickte in die Gruppe, „Kennt ihr euch aus mit Handzeichen aus?“

Tiernan, Lifeguard und natürlich Thunderstrike nickten.

Trixi griente, „Du meinst so was hier.“ und zeigte mir den Stinkefinger.

Columbo lachte, „Ich kenn noch High Five.“ Er hob die Hand und Trixi schlug ein. 

„Yeah!“, meinte das freche Mädchen mit der Zahnspange und lachte, „Ghetto Faust!“ Nun hielt sie Columbo die Faust hin und dieser faustete ein.

Thunderstrike verdrehte die Augen. 

Tiernan fand das auch nicht lustig, „Ist euch vielleicht aufgefallen, dass wir so gar keine elektronischen Geräte haben und, dass uns darum die Kommunikation über Handzeichen hilfreich seien könnte?“

„Ja, stimmt ja. Jedenfalls, wenn wir so leise sein müssen, dass *kieks* wir nicht einfach reden können.“, gestand Columbo und zwinkerte Trixi im Anschluss kurz zu.

Ich schmunzelte und sagte dann ernst, „Okay, dann vielleicht mal schnell die wichtigsten Handzeichen.“

Ich führte ‚Stopp‘, ‚Achtung‘, ‚Halt‘, ‚Zurück‘ und ‚ich hab was gesehen’ vor. „Irgendwie erklärt sich das aber auch von selbst. Ich wollte nur, dass wir uns einig sind.“ 

Dann sah ich Lifeguard an und deutete zwei mal mit ausgestreckter Hand in die Richtung dessen, was ich als Pfad deklariert hatte.

Der Native setzte sich augenblicklich in Bewegung. Er machte das gut und seine Bewegungen waren um einiges geschmeidiger, als ich dem Kind zugetraut hätte.

Thunderstrike wusste, wann er los zu gehen hatte.

Man, war das heiß und schwül. Die Sonne brannte teuflisch vom Himmel. Ein Schweißtropfen löste sich von meinem schlanken Hals und verschwand in meinem Dekolleté. Unter anderen Umständen wäre das mit Sicherheit sexy gewesen. 

Hier nicht. 

Diese vergilbte Ebene roch zu sehr nach Tod und Verwesung.

Als nächste war Trixi an der Reihe. Columbo lief neben ihr. 

Ich wollte erst was sagen, überlegte es mit dann aber anders. Die beiden waren heute vielleicht ein gutes Team.

Zumindest waren sie einigermaßen leise.

Meinen sexy Hüftschwung-Gang hatte ich immer noch drauf. In letzter Zeit hatte ich ihn als zu aggressiv empfunden, aber hier konnte ich ihn passend zu Outfit tragen.

Mr.Jack hinter mir würde es bestimmt freuen.

♪♪♪Your’e off to see the forests, the wonderful forests of hell. ♪♪♪, sang ich lautlos vor mich hin. 

Katze lief im Takt tänzelnd neben mir. 

❅❅❅

►►►

>>>MASTER FEED RIGGER COMMAND CONSOLE  …owner BCG …. 6 devices online or in line … teamchannel communication routed … connected to personal commlink

>>> 04/12/75; 01:54:06

>>>SENSORFEED HORIZON VAN …

Ein Wagen nähert sich von vorn und fährt in die entgegengesetzte Richtung.

>  … vehicle ahead detected …  analyze type  … … …. type identified  … salish shidhe council-ranger humvee patrol car  … >

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Mist, die sind zu früh. Muss sie irgendwie ablenken. Schnell scheinen sie ja nicht zu sein. Und noch alleine… OK, ich habe eine Idee, Handgranate aus dem Fenster neben das Auto werfen, aber nicht zerstören.

► 

>>>SENSORFEED HORIZON VAN …

Der Wagen fährt mit gleichmäßiger Geschwindigkeit Richtung Wald und auf uns zu.

> … drive casual … clinch autopilot … … … … … eject autopilot …  drive … accelerate … >

Der Wagen nähert sich unserer Position bei gleichbleibende Geschwindigkeit.

> … open window driver side … maneuver … maneuver … close window driver side  … accelerate … impact detected … analyze damage … light to medium damage detected … all systems online … reduction of speed is strongly recommended … accelerate … >

Das Bild der rückwärtigen Sensoren zeigt das leicht beschädigte Patrol Car, das wendet und die Verfolgung aufnimmt.

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Werfen muss ich noch mal üben, hätte besser sein können, aber zum Glück habe ich nicht so viel abbekommen. Cool, dann folgt mir mal, aber bitte immer schön Abstand halten.

►►►

❅❅❅

[Song 3: Bear McCreary - The Walkind Dead Main Titel Theme Song (UNCLE REMIX)4] Nach weniger als 10 Minuten Fussweg, das war rein geschätzt, ohne Commlink lies sich das nämlich gar nicht so einfach sagen, lichtete sich der ohnehin schon lichte Wald noch mehr. 

Der Boden wurde erst sandig, dann sandiger und obendrauf steinig - und er war völlig ausgedörrt.

Der sonst schon so widerliche Gestank nach fauligem Fleisch wurde mit jedem Schritt intensiver.

Mein Nackenhaare stellten sich auf.

In einigen Metern Entfernung war der Boden plötzlich nicht mehr zu sehen. Wir waren an irgend so etwas wie einen Steinbruch gekommen, der wie ein See tief unter einer Klippe, vor uns lag. Rechtsrum führte eine lang gezogene Abfahrt für Baufahrzeuge hinunter. 

So etwas wie ein Bagger, ein Wagen und ein Bus standen auf der Auffahrt - wie sollte es sein - auf der weit entfernten, gegenüberliegenden Seite. Von unserer Position aus sahen sie aus, wie lieblos vergessene Spielzeuge. Wäre ja auch zu viel verlangt gewesen, wenn der gelbe Schulbus oder zumindest der Wagen auf dieser Seite des Steinbruchs gestanden hätte.

Ich legte meinen Kopf leicht schief. Irgendwas war da unten. Ich hörte Geräusche, konnte sie aber nicht identifizieren.

Klar, dass wir an den Rand der Steinbruch-Klippe traten.

Ich blickte nach unten und zog scharf die Luft ein.

‹Drachenkätzchen, das wäre jetzt der richtige Einsatz gewesen.›

‹Drachenkätzchen? - Hallo?›

‹Elfenmädchen?›

‹Ja Katze?›

‹Dein Einsatz, Elfenmädchen.›

‹Oh, ja Katze. Äh - ..›

„Ach du Scheiße!“, entfuhr es mir halblaut.

Das da unten war gar nicht gut! 

Wir starrten alle gebannt und auch entsetzt, auf die leicht wabernde Masse unzähliger, grau-grüner Zombies. Ein ganzes Meer davon taumelte unmotiviert da unten rum. Eine Masse und doch individuell genug, um sie auf einen zweiten Blick unterscheiden zu können. 

Obwohl ein erster Blick bereits widerlich war. 

Warum sollte man da wohl genauer hinsehen wollen? 

Die Zombies unterscheiden sich in ihrer Statur, - vielleicht sollten das sogar unterschiedliche Rassen darstellen - doch ganz besonders unterschieden sie sich im Grad ihrer Verwesung.

Igitt.

Das erklärte selbstverständlich den Gestank.

Grün-graues Fleisch und saftlose Haut hing in Fetzen von den Zombies herab. 

Ich hatte mit Harlequin mal einige Folgen einer alten, zweidimensionalen Serie gesehen, die hieß ‚The Walking Dead‘. Jetzt wusste ich, woher die Macher die Inspiration zu der Serie genommen hatten. Von dieser Ebene hier.

Hatte ich schon ‚Igitt‘ gesagt?

‹Ja, hattest du Elfenmädchen, aber deine Aussage danach war natürlich völliger Humbug. ›, tadelte Katze, ‹Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass jemand aus der 5.Welt, aus der die Serie zweifelsohne stammt, jemals auf dieser Ebene war, obwohl astrale Reisen oder Questen unter bestimmten Umständen selbstverständlich auch früher möglich waren. Was du da unten siehst, ist einfach nur die ziemlich gute Darstellung wandelnder Leichname. Leichname sehen nun mal genau so aus und darum ist ‚wandelnde Tote‘ genau die richtige Bezeichnung. Das da unten sind nämlich keine Zombies, wie du eigentlich selber weißt, sondern Shedim.›

‹Das weiß ich doch auch Katze. Zombies klingt nur besser, darum sagte ich Zombies. ›

‹Etwas falsch zu benennen, führt zu falschen Annahmen und das kann ganz schnell tödlich werden, Elfenmädchen. Abgesehen davon würde jeder Voodoo vor Zorn dunkelrot anlaufen, wenn du Shedim, als Zombies bezeichnest. ›

Ich verdrehte die Augen, doch dann hatte ich eine Idee, ‹Ich denke mir einfach einen neuen Namen aus und nenne sie Sombies.›

„Und wie gehts jetzt weiter?“, fragte Columbo.

Ich seufzte, „Na da nach unten jedenfalls nicht. Auf der anderen Seite des Steinbruchs geht ein schmale Strasse rauf und dahinter scheint ´ne richtige Strasse zu sein und da steht sogar ein Bus, aber wenn wir da rüber wollen, müssen wir da unten durch.“

Darauf hatte verständlicher Weise keiner Lust.

„Noch weiter hinten sehe ich eine Rauchfahne aufsteigen.“, meinte Jacky nun, und zeigte in Richtung 1 Uhr. „Sonst scheint es hier nur den Steinbruch und besonders viel Wald zu geben.“

Ich zuckte mit den schmalen, bloßen Schultern, „Na, das kann ja Kilometerweit weg sein. Je nachdem, ob da ein Haus brennt oder ob das ein Lager- oder gar Signalfeuer ist. Gerade wegen den vielen Bäumen kann man nicht voraus blicken. Der Rauch ist aber der einzige Anhaltspunkt überhaupt. Den sollten wir dann auch anpeilen.“ 

„Außen …*kiecks* …rum ist aber ein großer Umweg.“ Columbo verzog das Gesicht. Der Stimmbruch nervte ihn offenbar.

„Wenn wir nicht alle rüber fliegen oder levitieren können, dann werden wir wohl außen rum müssen.“, erwiderte Tiernan.

„Das mit dem Zaubern haben wir noch gar nicht versucht.“, stellte ich fest.

„Wir könnten auch am Rand entlang klettern.“, meinte Lifeguard nun. 

Ich sah mich um, „Ja, das könnte gehen, aber ich denke mal, das Risiko ist zu groß, dass da jemand strauchelt und in die Masse fällt.“

„Die da unten wirken eigentlich ganz ruhig.“, bemerkte Trixi. „Wie so ne Kuhherde, auf ner Wiese. Vielleicht können wir uns auch langsam durchschleichen und rüber schieben.“

Columbo schüttelte den Kopf, „Ich bin nicht so gut im Schleichen.“

Ich registrierte eine außergewöhnlich Bewegung im Steinbruch. Da hinten hatte sich einer durch die Masse geschoben, war die steile Strasse hoch gekraxelt und machte sich jetzt an dem Wagen zu schaffen.

Ich zeigte mit dem rechten Finger der ausgestreckten Hand auf ihn und sagte, „Guckt mal, da haut einer ab.“

Alle folgten mit ihrem Blick meinem Finger.

Ich sah genauer hin, obwohl ich das eigentlich nicht hatte tun wollen. Einige Bilder würde ich wohl lange nicht aus dem Kopf bekommen, zum Glück träumte ich so gut wie nie.

Der Sombie war ganz gut erhalten, sah fast noch lebendig aus.

Moment mal, war das nicht ‚Dr.Auslander‘, der Master-Shedim, dem wir die Reise hierher zu verdanken hatten?

Ich gab meine Frage laut weiter.

Jacky verzog den Mund, „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber das könnte er durchaus sein.“

„Mist, der ist zu weit weg für einen Schuss aus der Pistole.“, stellte Trixi bedauernd fest.

„Der ist für all unsere Waffen zu weit weg.“, fügte Thunderstrike hinzu.

Der Kerl hatte sich also hierher geflüchtet und versuchte, uns zu entkommen, „Hey, Auslander, du feiger Penner!“, rief ich laut rüber, „Komm sofort zurück!“

Der Kopf des Sombies ruckte hoch, er hatte mich gehört. Er sah zu uns rüber, öffnete die Tür und stieg in den Wagen.

„Ey, du feiger Fragger! Du sollst herkommen!“, verlangte ich vehement und laut.

‹Bravo Elfenmädchen! Diese beispiellose Charme-Offensive wird dem Mann ewig im Gedächtnis bleiben.›, bemerkt Katze zynisch.

‹Was willst du denn Katze?›, fragte ich genervt. ‹Der Fragger hat doch eh nichts für meinen Charme übrig gehabt und hätte ich nicht gebrüllt, dann hätte er mich nicht gehört.›

‹Nun gehört hat er dich in jedem Fall und er war nicht der einzige, Elfenmädchen.›

Damit hatte Katze leider Recht. Ungefähr 12 Drillionen Sombies sahen zu uns rauf. Dann kam der Haufen in Schwung. Trotz ihrer merkwürdig ruckenden Bewegungsabläufe waren sie flinker, als ich ihnen zugetraut hätte.

Der Großteil schwemmte direkt auf die Felswand zu. Wie eine Welle brandeten sie dagegen und versuchten hochzuklettern, indem sie sich gegenseitig als Kletterhilfen nutzten. 

Ein wiederwertiger Anblick, doch von denen ging keine unmittelbare Gefahr aus. Sombies waren anscheinend keine guten Kletterer.

Leider hatte ein Bruchteil der Masse eine klügerer Entscheidung getroffen und nahm die Auffahrt zu uns rauf. 

Sie rannten nicht, sondern gingen, so schnell sie konnten und früher oder später würden sie uns erreichen.

Ich grinste und verkündete selbstbewusst, „Ich hab mich entschieden. Wir bewegen uns außen rum durch den Wald und gehen auch gleich los.“

„Müssen wir uns beeilen?“, fragte Trixi. 

„Wir sollten jedenfalls nicht trödeln.“, erwiderte ich. „Bewegt euch so schnell es geht. Aber seid auf der Hut, wir wissen nicht, was in dem Wald lauert und ich glaub dahinten wird der Wald deutlich dichter.“

❅❅

[Song 4: Ciara - Paint It Black4] Im Wald hatte sich ein Trupp von 6 Sombies rumgetrieben, den wir nach flüsternder Absprache umgangen waren, wir fühlten uns nicht darauf vorbereitet.

Wie hatten weder Adeptenfähigkeiten noch Zauber parat. 

Was mich darauf brachte, das mit dem Zaubern endlich mal auszuprobieren.

In Lack und Leder hatte ich noch nie gezaubert, doch eigentlich gab es keinen Grund, warum ich es nicht können sollte.

Ich berührte meinen Black-Tooth-Dagger, um mich zu fokussieren und zu beruhigen. Zaubern war ja so aufregend und irgendwie auch kreativ.

Ich sah mich kurz um.

Ganz weit da hinten konnte ich den letzten Sombie der Gruppe ´rum wanken sehen. Ich konzentrierte mich, fischte nach magischer Energie und als ich das Gefühl hatte, welche greifen zu können, obwohl sie sich wirklich deutlich merkwürdig anfühlte, formte ich die Fäden zu einem ganz kleinen Chaos-Spruch. 

Nichts geschah. 

Jedenfalls nichts Sichtbares. Meine Umhängetasche schien eine Spur schwerer geworden zu sein und darinnen hatte es ein Geräusch gegeben.

Dann spürte ich den Entzug auch schon kommen. Ich flüsterte „Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage.“, um das Ziehen der magischen Kraft besser kanalisieren zu können. 

Das war gar nicht mal so leicht gewesen.

Aber ob der Zauber nun geklappt hatte? 

‹Sieh in deiner Tasche nach, Elfenmädchen.›, forderte Katze.

Ich zwinkerte Katze zu, ‹Klar mach ich doch schon Katze.› 

Ich krabbelte also in meiner Tasche rum und fand ein kleine Schachtel mit Glitzerpulver. 

Vielleicht, wenn ich das jetzt warf, dann hätte es eventuell den gleichen Effekt, wie ein Chaos-Spruch. Es blieb nur die Frage, ob ich die Schachtel jetzt jemanden dafür an den Kopf werfen musste. 

Ich überlegte kurz das Glitzerzeug an Columbo oder Jacky auszuprobieren, entschied mich dann aber dagegen, wer konnte schon sagen, was wirklich geschah?

Ich seufzte leise. 

Einfach nur so.

Es war furchtbar trostlos hier. 

Da konnte man ein wenig Glitzer schon gebrauchen. 

Wenn Harlequin jetzt hier wäre, dann wäre alles schöner. Mit ihm könnte ich sogar in der Hölle Spaß haben.

Er, mit dem Schwert in der Hand an meiner Seite, ich Glitzer werfend mit wehendem Haar, würden wir die Schar von Runnern anführen und die Sombies zu Hunderten niedermetzeln. Szenen in Zeitlupe, getaucht in Sepia-Licht, zwischendurch ein Kuss der …

‹Genug geträumt, Elfenmädchen!›, unterbrach mich Katze.

„Die nächste Gruppe sollten wir uns vielleicht holen.“, schlug Thunderstrike da gerade vor. 

Trixi und auch Jacky waren sofort dafür.

Irgendwie hatten sie Recht. Wir mussten testen, was wir draufhatten, nur für den Fall, dass wir mal eine Gruppe nicht umgehen konnten. 

Also stimmte ich ihnen zu und sagte, „Na, lasst es uns mit dem nächsten kleinen Trupp versuchen.“ 

Ich sah zu Kieks, der Name für Columbo war mir gerade in den Sinn gekommen, „Schon probiert zu zaubern, Columbo?“, fragte ich, selbstverständlich ohne den neu entdeckten Namen zu nutzen.

Er schüttelte den Kopf. 

Einen Moment lang blieb ich still, aber dann sagte ich doch, was ich rausgefunden hatte. „Ich schon, der Zauber hat aber nicht gewirkt. Jedenfalls nicht direkt. Stattdessen hatte ich etwas im Rucksack. 

„Echt? Das ist ja so *kieks* ganz anders.“, meinte Columbo neugierig, „Das muss ich auch mal probieren.“

Bei dem Wort ‚probieren' sah Trixi ihre Pillendose an. Sie öffnete sie und suchte eine grüne mit orangenen Punkten raus, zögerte kurz, zuckte dann mit den schmalen Mädchen-Schultern - ihrer Figur nach, war sie in der Schule bei Cheerleadern bestimmt der Hit gewesen - „Irgendwann muss man die ja ausprobieren.“ Sie sah das kleine Teil noch mal eindringlich an und warf die Pille ein.

Ich hatte jetzt erwartet, dass irgendeine ihrer Adepten-Fähigkeiten in Kraft treten würde, doch dem war nicht so. 

Das 15jährige Mädchen gewann an Größe und legte Muskeln zu. Ihre Augen weiteten sich, wurden blutunterlaufen und sie schnaufte.

Das sah mir ganz nach einer Kampfdroge aus.

Columbo trat einen Schritt zurück, „Wow, du bist aber stark geworden.“

Trixi grinste wölfisch, was wegen der Zahnspange irgendwie skurril aussah.

„Ja, willst´e auch mal stark sein?“, sie hielt Kieks ihre Pillendose hin.

Jacky lachte und hob die Hand zum High Five. Trixi schlug ein und sogar ohne ihm die Hand zu zertrümmern. 

Kieks nahm es mit Humor und lachte´mit. 

Lifeguard meldete in diesem Moment eine sich nähernde Gruppe von fünf Sombies. 

„Lasst sie uns platt machen:“, forderte Kampf-Trixi verständlicher Weise, aber zum Glück flüsternd und machte gleich den ersten Schritt in die von Kieks gezeigte Richtung.

Kieks hielt sie zurück, „Lass mich erstmal gucken, wie das mit den Kampfzaubern so geht.“

„Gute Idee!°“, meinte ich darauf, „Schleicht mal zusammen vor und Columbo versucht sie dann anzuzaubern. Aber nicht zu weit, nur ein Stück, bis Columbo einen sehen kann.“

„Puh, na gut.“, kam von Kampf-Trixi.

Weit mussten sie nicht schleichen. 

Sie blieben stehen, Kieks gestikulierte und … nichts. 

Ich hatte eventuell ein leises Klappern in der Tasche vernommen. 

Kieks zog Trixi zurück. „Nichts!“, meinte er ebenfalls enttäuscht, als sie wieder bei uns standen. „Die haben nicht mal gezuckt oder uns bemerkt.“

„In dem Fall sollten wir Munition sparen“, schlug Thunderstrike vor, „und die Typen umgehen.“

„Oh nee!“, maulte Trixi. „Ich hab doch extra die Pille genommen. Ich will jetzt was kaputt machen.“

Ich sah sie an und meinte ruhig, „Thunderstrike hat aber recht. Die Munition ist so knapp und wir wissen nicht, ob wir andere mit dem Lärm eines Kampfes anlocken. Lasst uns die Gruppe umgehen und nur kämpfen, wenn wir müssen.“

Für einen Moment befürchtete ich, Kampf-Trixi würde los stampfen und sich die Gruppe allein holen, doch sie bekam sich unter Kontrolle und blieb stehen.

Also umschlichen wir die Gruppe Sombies.

Der geringer werdende faulige Gestank und die leiser werdenden Geräusche zeugten davon, dass die Sombies entweder nicht sonderlich schlau waren oder, dass sie nicht gut hören konnten. Vielleicht traf beides zu, denn sonderlich leise waren wir nicht gewesen.

„Was ist denn jetzt in der Sporttasche?“, fragte ich Kieks neugierig, nachdem wir uns ein paar Meter entfernt hatten.

„Ah, ja, genau.“, meinte er nur, blieb stehen, stellte die Tasche mit dem Ares-Logo ab und kramte darin. Ziemlich verwundert zog er eine alte Kavallerie-Trompete heraus. Grinsend setzte er sie an den Mund, verzichtete dann aber doch darauf, hinein zu pusten.

„Kannst du denn Trompete spielen?“, wollte Trixi wissen.

„Nö! Kein *kieks* Stück.“

Er packte die Trompete wieder weg und meinte von unten halb laut in Richtung von Jacky, „Die hab ich bestimmt, damit mir eine darauf einen blasen kann.“

Jacky grinste. - Zumindest ein bisschen.

Jungs eben.

Ich sah nach oben, die beiden Sombie-Gruppen hatten uns von unserer angepeilten Richtung abgebracht. Zumindest, wenn Navigation hier so funktionierte, wie auf der mundänen Ebene. 

Ich sah zu Lifeguard, „Ich denke, wir müssen weiter nach links, um auf Kurs zu bleiben.“

Ich streckte meinen schlanken Hals und versuchte eine Lücke zwischen den Baumkronen zu erwischen, die mir einen Hinweis auf die Rauchfahne gab. 

Lifeguard nickte, „Ja, weiter links.“

„Fliegen müsste man können.“, bemerkte Thunderstrike.

Ja, fliegen! Ob ich mich hier wohl wandeln konnte? Nein, ich würde das nicht vor allen ausprobieren. Das war nichts, was Lifeguard und Kieks sehen mussten.

Kieks, genau, „Du Columbo, ob du mal ausprobieren könntest, ob das mit dem Levitieren geht? Dann könntest du hoch schweben und uns eine Übersicht verschaffen“

„Klar, für dich mach ich das natürlich.“, meinte er sofort. 

Wow, eine solche Antwort aus dem Mund von Kieks. Irgendwie hatte diese Ebene was, wenn auch nicht besonders viel. 

Kieks konzentrierte sich und gestikulierte.

Seine Tasche sackte ein bisschen nach unten, offenbar hatte sie spontan an Gewicht zugelegt.

Der Junge zog ein Seil daraus hervor.

Wir begannen alle zu grinsen. 

Das Seil war gut 15 Meter lang und nach ziemlich genau jeweils einem Meter hatte man einen Knoten gemacht.

Levitieren konnte man damit aber nicht.

Kieks kramte in seiner Tasche und fand ein paar Kletterhandschuhe. „Ich hatte jetzt zu dem Seil auf eine Flöte gehofft.“, kommentierte er.

Jacky beugte sich zu ihm und raunte verschwörerisch, „Du musst das Seil streicheln.“

Was Kieks tatsächlich verstohlen probierte, doch das Seil wurde nicht steif, damit man mitten in der Luft daran hoch klettern konnte.

Thunderstrike beherrschte sich sichtlich. Er war die ganze Zeit extrem angespannt und auf der Hut. „Dann nutz das Seil zum Klettern auf einen Baum.“, wies der Zwerg an.

Trixi schnaufte, die Droge rauschte noch in ihrem Blut. „Ich brauche kein Seil, um auf einen Baum zu klettern.“, sprach sie und stampfte auf einen besonders hohen Baum zu.

„Aber nicht runterrufen und beschreiben was du siehst.“, mahnte ich noch, „Du musst erst wieder runterklettern und dann berichten.“

„Nein, keine Sorge, ich will nicht rufen, ich will was kaputt schlagen - und ich bin nicht doof!“, betonte sie in aggressivem Tom.

Kampfdrogen waren schon etwas Feines.

Hoffentlich ließ die Wirkung erst nach, wenn Trixi wieder vom Baum runter war.

Da einige Trixi beobachteten und andere die Umgebung im Auge behielten, wandte ich mich an Thunderstrike, „Kommst du mal einen Moment beiseite.“, bat ich ihn.

Er nickte zwar, doch ihm war anzusehen, dass er seine Position nur ungern verließ.

„Aber nicht knutschen.“, meinte Kieks noch.

Ich bleckte die Zähne und streckte Kieks die Zunge raus.

‹Wir erwachsen, Elfenmädchen.›, lobte Katze schon wieder sarkastisch.

Wir gingen wirklich nur ein paar Schritte. „Du Thunderstrike, ich würde gerne ausprobieren, ob ich mich in meine Drakeform verwandeln kann, will das die anderen aber nicht sehen lassen.“

Thunderstrike hielt die Idee nicht für sonderlich gut, „Aber vielleicht nicht hier.“, meinte er diplomatisch, „Dafür sollten wir auf einem Gelände sein, das wie besser verteidigen können. Wer weiß, was mit dir passiert, wenn du es versuchst.“

Womit er recht hatte.

Leider!

Es dauert nicht lange, dann kam Kampf-Trixi wieder von ihrem Baum herunter gesprungen. 

Ja, den Baum zu verlassen war mehr eine Turnübung gewesen, als Klettern und das letzte Stück war sie gesprungen. „Also,“, begann sie ein wenig außer Atem, eine Ader auf ihrer Stirn pulsierte heftig, „Snowcat hat recht, zur Rauchfahne geht es mehr nach links. Das muss so was wie ein Signalfeuer sein, so lange wie das da schon brennt. Wenn wir da lang gehen,“ sie zeigte Richtung 2 Uhr, „kommt da bald ne zweispurige Strasse. Sonst ist da …“ 

Die Ader auf der Stirn hatte Freunde dazu bekommen, die puckerten nun gemeinsam ein Stakkato zusammen. Ein Äderchen im Auge platzte, Trixi atmete schwer und die Nase begann zu bluten.

„Jacky, fang sie auf!“, schaffte ich es gerade noch anzuweisen, bevor das Mädchen völlig kollabierte.

Jacky fing Trixi auf und legte das zuckende Mädchen auf den Boden. Sie war nicht mehr bei Bewusstsein, aber sie lebte noch. 

Solche Kampfdrogen konnten einen Troll aus den Latschen hauen, für 15jährige, zarte Teenager-Mädchen waren die nicht gedacht.

Wir kramten das Zeug aus unseren Erste-Hilfe-Kästen zusammen und gemeinsam mit der Hilfe von Lifeguard und Jacky und ein bisschen Spucke von Kieks, schafften wir es trotz der widrigen Umstände, sie wieder einigermaßen fit zu bekommen. Dass ich mal auf der Unfallstation einer Klink in Tarislar ausgeholfen und mir bei Neon und Liam so einiges abgeguckt hatte, hatte sich gerade so richtig bezahlt gemacht.

„Wow, danke.“, meinte Trixi, als sie wieder stehen konnte. „Will jemand meine Pillen haben?“, fragte sie schief grinsend, „Ich find die blöd!“

Wir lachten, aber keiner nahm ihr Angebot an.

Dann gingen wir Richtung 2 Uhr. 

Eine Strasse führte immer irgendwo hin.

Bald darauf hatten wir die Strasse erreicht. 

Rechts runter führte sie wahrscheinlich zum Steinbruch zurück. Darum entschied ich mich für links.

Wir liefen in unserer Formation am Rand der Strasse und mit etwas Abstand zum Wald entlang.

Die Sonne brannte heiß vom gelblichem Himmel.

Ich hatte mich jetzt endgültig festgelegt, die Ebene war Scheiße.

♪♪ ♪ Follow the dirty fragg road - follow the dirty fragg road - follow, follow, follow, follow, follow the dirty fragg road - follow the dirty fragg, follow the dirty fragg, follow the dirty fragg road - your’re off to see whatever, the fragging whatever of hell ♪♪♪, sang ich fast lautlos vor mich hin.

Katze neben mir sah irgendwie aus, als würde sie dazu pfeifen. 

❅❅❅

►►►

>>>MASTER FEED RIGGER COMMAND CONSOLE  …owner BCG …. 6 devices online or in line … teamchannel communication routed … connected to personal commlink

>>> 04/12/75; 02:21:34

>>>SENSORFEED HORIZON VAN …

> … further vehicle detected … analyze … vehicle identified as salish shidhe council swat van …>

Die rückwärtigen Kameras zeigen drei Fahrzeuge, die folgen.

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Okay, Plan geglückt, aber wenn noch ein Fahrzeug dazu kommt, dann machen die die Strasse zu und ich sitze ich in der Falle. Außerdem werden die früher oder später überall Strassensperren errichtet haben. Da werde ich wohl bei nächster Gelegenheit aussteigen.

▶︎

>>>TEAMCHANNEL …

BCG: Ist in dem Horizon Van noch irgendwas, was wir behalten müssen?

Shark Finn: Negativ. Nur was du brauchst.

BCG: Verstanden, dann geb’ ich den Wagen jetzt auf. Kann sein, dass ich mal ne Weile offline bin.

Shark Finn: Copy. 

>>>SENSORFEED HORIZON VAN …

Strasse voraus frei. Nächste starke Rechtskurve in 480 Metern.

> … accelerate … accelerate … set command sequence … unlock front door driver side … accelerate … start autopilot … >

> … eject horizon van … >

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Dass passt doch, der Autopilot wird sie noch eine Weile beschäftigen und ich muss dann wohl ein paar Schritte zu Fuss weiter. Bei den Booten werden sie mich wohl nicht vermuten.

▶︎

>>>MASTER FEED RIGGER COMMAND CONSOLE  …owner BCG …. 5 devices online or in line … teamchannel communication routed … connected to personal commlink

>>> 04/12/75; 02:24:48

> stand by

►►►

❅❅❅

[Song 5: ACDC - Evil Walks4] Eine Windböe strich mir über Dekolleté und Schulter. Doch die brachte auch keine Erfrischung. Es war, als wolle man den Schweiß auf der Haut mit einem Fön trocknen.

Ja, ich schwitzte. 

Einfach widerlich! 

Ich hatte schon seit Jahren nicht mehr so geschwitzt. Wenn das so weiter ging, würde das Lackleder der Korsage bald schwappende Geräusche machen, wenn ich mich bewegte. 

Die Sonne brannte braungelb vom Himmel. Ich hasse diese Farbe ab jetzt! 

Wir liefen schon Tausenden und Abertausende von Stunden diese Strasse entlang und hier gab es einfach nichts. 

Egal, wieviele Hügel wir hoch und wieder runter gegangen waren und egal, wie viele seichte Kurven es gegeben hatte, da war nur die stinkende Strasse in diesem fauligen Wald. 

Richtig näher kamen wir der Rauchfahne auch nicht. Dabei hatte ich das Gefühl, dass wir da dringend hinmussten. 

‹Dein Gefühl trügt dich selten, Elfenmädchen. Du tust gut daran, es nicht zu ignorieren.›, riet Katze.

Also würde ich meine Chummer mal antreiben. Doch nicht sofort.

Meine Kehle brannte vor Trockenheit, wir mussten erstmal eine Trinkpause einlegen.

Das letzte bisschen an Formation hielten sowieso nur noch Thunderstrike und Lifeguard. Der Rest von uns lief schon seit einer ganzen Weile im losen Pulk hinterher, oftmals leise schwatzend. 

In Anbetracht der Tatsache, dass wir uns hier auf einem Höllenpfad befanden, Trixi dazu passend höllische Kopfschmerzen hatte, irgendwo hinter uns Tausende von Sombies waren und wir nicht genügend Vorräte dabei hatten, um hier einen Tag zu übersehen, war die Stimmung ausgesprochen gut. 

Eigentlich war sie sogar überragend.

„Halt!“, rief ich halblaut und da nur die Hälfte der Gruppe reagierte noch mal etwas lauter, „Schnuckies, Halt!“ 

Teenageraugen wandten sich mir zu und sahen mich an. 

„Lasst uns mal ne Trinkpause machen.“, wies ich an.

Alle griffen gehorsam in ihre Taschen. Kieks und Trixi ließen sich dafür auf die Strasse nieder. Lifeguard ging in eine wachsame Hocke. Der Rest von uns blieb stehen, wobei Thunderstrike Blick und Waffenlauf auf den Wald gerichtet ließ.

Kieks hatte sein angeranzte Plastikflasche schnell und beherzt an den Mund gesetzt.  

„Hey, aber nicht alles auf einmal trinken! Wir müssen uns das einteilen.“, mahnte ich.

Kieks verzog das Gesicht, „Echt? Ich hab mal gehört, man soll erst viel trinken und dann weniger. Sonst macht man alles schlimmer.“

„Hä?“, fragte ich entgeistert, „Davon hab ich noch nie gehört. Wir müssen es einteilen, weil wir nicht wissen, wann wir wieder was bekommen. Finden wir frisches Wasser, trinken wir aus, was wir haben. Doch erstmal teilen wir es ein. Ich schlage 10 Einheiten vor.“

Kieks überlegte kurz.„Ich hab das wirklich gehört.“, verteidigte er seinen Vorschlag, „Ich sag das nicht nur, weil ich unglaublichen Durst habe.“ Er sah zum Zwerg, „Thunderstrike, was meinst du?“

Thunderstrike blickte kurz zu Kieks. „Einteilen!“, befahl er förmlich.

Trixi lachte und trank.

Wir alle taten das.

‚Erfrischend‘ war anders, aber das Brennen der Kehle hörte auf.

„Abgestandenes, warmes Wasser ist genau das, was ich wollte.“, meinte Jacky und schaffte es so auszusehen als wäre das Wasser ein köstliches Erlebnis. Dann grinste er.

Ich verschluckte mich beinah, weil ich lachen musste.

„Ein paar Grad mehr und es wäre warm genug für Tee.“, fügte Jacky noch hinzu. Sein englischer Akzent hatte irgendwie etwas aristokratisches. Das war eigentlich ganz niedlich.

Alle steckten ihre Flaschen nach ein paar Schlucken weg.

Nur Kieks nicht. 

Er trank und trank und trank.

„Hey!“, rief ich irgendwann, „Einteilen!“

Er setzte die Flasche ab und kontrollierte den Füllstand. „Ich hab einge*kieks*teilt!“, protestierte er, "Ich hab ungefähr ein Drittel getrunken.“

Trixi stupste ihn an, „Snowcat hat 10 Einheiten gesagt, 3 ist nicht 10.“

„Ach so, das mit dem 10 Einheiten hab ich nicht gehört. Einteilen ist einteilen.“, rechtfertigte der Junge sich, „Lecker war es eh nicht.“

„Stimmt!“,, bestätigte ich, „Doch es gibt Schlimmeres. Keine Getränke zu haben, zum Beispiel. - So und nun hoch mit dem Popo, wir müssen weiter. Wir sollten nicht trödeln. Lasst uns mal an Tempo zulegen!“, forderte ich.

Kieks erwiderte, „Davon wird die Strecke aber nicht kürzer und wenn wir uns beeilen, bekommen wir nur noch mehr Durst.“

Ich nickte, „Stimmt schon wieder, aber wir wissen nicht was bei Neah Bay los ist. Unsere Körper können da nicht ewig liegen. Und da wir nicht wissen, wieviel reale Zeit vergeht und ob es da Shedim gibt, die in unsere Körper wollen, haben wir nicht eine Sekunde zu verlieren. Wir müssen dringend einen Weg zurück finden.“

Kieks stand auf, „Mist, hast recht. Lass uns gehen!“

Wir erhöhten das Tempo.

Ehrlich gesagt, bereitete es mir eine Menge Sorgen, dass wir nicht wussten, wo sich das Tor nach Hause befand. Wir konnten keines öffnen, das musste jemand für uns tun. Wenn der Master-Shedim das Tor hinter uns geschlossen hatte und das da vorhin wirklich er gewesen war, dann hatte er einen Riesen-Vorsprung. Ich wusste nicht genug darüber, unter welchen Umständen ein Master-Fragger ein Tor zu unserer Ebene öffnen konnte, aber es war durchaus möglich, dass er es normalerweise gar nicht konnte und unsere Körper jetzt einen Anker bildeten. Oder aber, er hatte das Tor irgendwie versetzt. Dann würde ‚Auslander‘ sicher versuchen, Shedim hindurch zubringen und unsere Körper besetzen zu lassen, um das Tor im Anschluss wieder zu schließen. 

In letzten Fall würden wir dann ewig hier in der Hölle festsitzen. Zumindest solange, bis jemand unseren Körpern etwas tat - und das könnte dann wirklich eine Ewigkeit dauern.

Eine Ewigkeit in der Hölle, nein, das wollte ich nicht. Schon gar nicht ohne meinen Liebsten, meinen Ritter und Lord meines Herzens. 

[Song 6: ACDC - Highway To Hell4] Doch zumindest war ich nicht allein.

♪♪♪ Don't need reason ♪ don’t need rhyme ♪ Ain't nothin' that I'd rather do ♪ Goin' down ♪ Party time ♪ My friends are gonna be there too ♪ I'm on the highway to hell ♪ On the highway to hell ♪ Highway to hell ♪  I'm on the highway to hell 6♪♪♪ , sang ich plötzlich lautlos vor mich hin.

Irgendwie gab mir der Beat Kraft. 

„Hey Chummer,“, sagte ich aufmunternd, „die Strasse wäre nicht hier, würde sie nicht irgendwo hinführen. Und überhaupt, das ist eine Strasse, das heißt, es sollte hier eigentlich irgendwo Fahrzeuge geben.“ 

„Das wäre cool.“ , meinte Trixi. „Wir haben auch schon Schlimmeres überstanden, als so einen Fussmarsch im Zombieland.“

Ich sah nach oben und schimpfte still, ‚Genau! Her mit unserem beschissenen Fahrzeugen! Die standen bei ‚The Walking Dead‘ überall rum.‘

Tatsächlich, zwei stille Highway to Hell Strophen und ein imaginäres Gitarrensolo - die mein Geliebter legendär drauf hatte - später, machte die Strasse einen scharfen Knick nach rechts und da standen sie, zwei Wagen. 

Zugegeben, es war nicht mein Wunschergebnis. 

Ein Kombi und ein Kleinwagen hatten auf der entgegen kommenden Fahrbahn böse Autounfall gespielt. Der Kleinwagen war zerdrückt. Auch der Kombi hatte was abbekommen, aber Tiernan und ich waren ziemlich sicher, dass er noch fahrtüchtig war. Wir mussten die beiden Autos nur auseinander schieben.

Was natürlich überhaupt kein Problem gewesen wäre, hätten in dem Unfall nicht 1 1/4 Sombies geklebt.

Genau genommen waren es ein Dreiviertel Sombie, der zwischen den beiden Wagen eingeklemmt worden war und müde, ‚aararrggg‘ blubbernd, die fauligen Arme hob, um uns zu zu winken. Vielleicht wollte er uns auch packen, vertreiben oder schlagen, das ließ sich nicht so genau sagen.

Der Oberkörper eines halben Sombies - IGITT! - das sollte zur Beschreibung reichen - versuchte unter dem Vorderrad auf der Fahrerseite hervor zu krauchen, als wir uns näherten.

Ich sah Jacky an und klopfte ihm auf die Schulter, „Da ist jetzt dein Typ gefragt.“

Der Engländer zog die Stirn in Falten. 

„Genau, lass es Mr.Jack machen. Auf anderen rum stampfen, die am Boden liegen, liegt den Engländern ja.“, erklärte Tiernan.

Ich schmunzelte in mich hinein und ignorierte die Bemerkung. „Zertritt dem unter der Karre einfach den Schädel.“, riet ich Jacky, „Und … “, ich überlegte kurz, „für den anderen würde ich einen Genickbruch vorschlagen.“

‚Warum ich?’, stand Jacky förmlich ins Gesicht geschrieben. Ich war so nett, es ihm gleich zu erklären, ohne dass er die Frage aussprechen musste, „Du hast sofort nach unserem Eintreffen auf der Ebene deine Katas gemacht, die gingen dir gut von der Hand. Du hast selbst ohne Adeptenfähigkeiten eine Menge drauf. Du verbrauchst keine Munition und, das Wichtigste, du bist viel viel leiser, als ein Schuss.“

Jacky atmete tief ein und nickte dann.

„Super!“, lobte ich, „Trixi wird sich mit der Pistole bereit halten, falls was schief geht.“

„Klar!“, meinte das Mädchen sogleich und zog seine Pistole.

Ich lächelte Jacky aufmunternd zu, „Keine Sorge, es wird nichts schief gehen. Die sind ja eingeschränkt in ihren Bewegungen und das Fleisch ist faulig und weich und die Knochen sicher morsch.“ Innerlich schüttelte ich mich, als ich das sagte, das war alles so widerlich. „Lass dich nur nicht von ihnen beißen oder kratzen.“

Jacky zog abermals die Stirn kraus. 

Ich führte beschwichtigend aus, „Ich weiß nicht, ob das wirklich was macht oder giftig ist. Aber lass es einfach nicht zu, dann bekommen wir das auch nicht raus.“

Ich trat ein paar Schritte zurück.

Jacky zögerte, blickte erst auf seine Turnschuhe, dann auf seine bandagierten und mit Scherben und Nieten verstärkten Hände, atmete durch, nahm Anlauf, drehte sie dabei und trat dem unter dem Rad eingeklemmten Sombie mit einem Stomp-Kick auf den fauligen Kopf.

Der Schädel gab mit einem wiederwertigen Geräusch nach und die Kratz- und Beißversuche erstarben augenblicklich. 

Der Sombie war hin! 

Jackys Turnschuhe leider auch. Grüner Fleischsaft klebte nun daran. IGITT.

Ich sah zu Tiernan. „Barfuss empfehle ich solche Dinge nicht.“, kommentierte ich.

Er griente, „Ich auch nicht, aber mir liegt das sowieso nicht.“

Jacky betrachtete unterdes den zweiten Sombie, wechselte zwei mal die Wagenseite und entschied sich dann dafür, von links zu kommen. Er stellte sie seitlich zum Wagen hin, nahm ein Bein hoch, steckte es zwei mal leicht zur Seite aus, nahm dann Schwung und trat dem Sombie gegen den Kopf. Das Genick knackte, das ‚arrarrggg‘ hörte auf und die Turnschuhe waren noch ein bisschen schmutziger. Aber darauf kam es eigentlich nicht an. 

Gleich darauf sah ich den Jungs dabei zu, wie sie die ineinander verkeilten Wagen auseinander schoben.

Kieks hatte sich beim meiner Aufforderung „Jungs“ lieber gleich nicht angesprochen gefühlt und den herablassenden Blick von Thunderstrike hingenommen.

Wenn ich jetzt noch eine Erfrischung bekäme, wäre alles wieder gut.

So ein Healthy Glow Zauber, der wäre jetzt was, dachte ich. Und warum sollte ich den nicht einfach ausprobieren. Vielleicht sprang eine kalte Dose Cola dabei heraus.

Ich konzentrierte mich, zog die Magie um mich herum zusammen, formte die Fäden nach meinem Willen, rezitierte, „Mercutios Seele schwebt ganz nah noch über unseren Köpfen, und wartet drauf, dass deine ihr Gesellschaft leistet.7“, und entzog. 

Schwupps, in meiner Umhängetasche war es schwerer geworden. 

Aufgeregt suchte ich danach. Das konnte durchaus eine Dose sein, wenn auch keine kalte.

War es aber nicht. Ich hielt eine Plastikflasche ‚Cerebrum Duschgel‘ mit Erdbeerduft in der Hand. 

Jetzt brauchte ich nur noch eine Dusche. Ich steckte die Flasche wieder ein, vielleicht ließ sich ja noch eine Dusche finden.

Wir plünderten den Kleinwagen und nahmen alles mit, was nur irgendwie nützlich war. Wir zapften sogar das Benzin ab.

Kurzschließen mussten wir den Kombi nicht, der Schlüssel, ja so ein Retro-Teil zum Drehen, steckte. Der Motor startete nicht gleich, aber Tiernan warf einen Blick unter die Motorhaube, rüttelte hier und da, und da ich hinterm Steuer saß und auch wusste, was zu tun war, bekamen wir den Wagen wieder zum Laufen.

Schlecht gefahren ist besser als gut gelaufen, also störte es nicht weiter, dass wir zu siebt in dem Kombi Platz finden mussten. 

Mich störte das sowieso nicht, denn ich fuhr den Wagen. Katze machte es sich auf meinem Schoss bequem.

Ich drehte an den Köpfen dessen, was ich für ein Radio hielt. AR oder andere moderne Technik gab es hier nämlich nicht. Irgendwie hatte ich gehofft, im Radio ‚Highway to Hell‘ zu finden, denn der Song ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Na, dann würde ich eben selber singen. 

Ich gab Gas. ♪♪♪  No stop signs ♪ Speed limit ♪ Nobody's gonna slow us down ♪ Like a wheel ♪ Gonna spin it  ♪ Nobody's gonna mess me around ♪ Hey, Satan ♪ Payin' my dues ♪ Playin' in a rockin' band ♪♪♪, sang ich und wurde dabei immer lauter. gleichzeitig trommelte ich dazu mit den Fingern auf dem Lenkrad.

Tiernan stieg mit ein. ♪♪♪ Hey, Mamma ♪ Look at me ♪ I'm on the way to the promised land ♪♪♪

Ab dem Refrain sagen dann Thunderstrike, Trixi und Kieks ebenfalls mit. ♪♪♪ I'm on the highway to hell ♪ Highway to hell ♪ I'm on the highway to hell ♪ Highway to hell  ♪♪♪

Wir sangen lauthals über die Motorengeräusche hinweg. Alle machten irgendwie mit. Auch Katze, die selbstverständlich nicht sang, aber mit ihrem Schwanz im Takt gegen meinen Oberschenkel schlug.

Schade, dass wir kein Bier hatten.

♪♪♪ I'm on the highway to hell ♪ On the highway to hell ♪ I'm on the highway to hell ♪ On the highway to hell ♪ (highway to hell) I'm on the highway to hell ♪  (highway to hell) highway to hell ♪ (highway to hell) highway to hell ♪ (highway to hell) ♪  

♪ And I'm goin' down ♪ All the way ♪ On the highway to hell ♪♪♪

❅❅❅

►►►

>>>MASTER FEED RIGGER COMMAND CONSOLE  …owner BCG …. 5 devices online or in line … teamchannel communication routed … connected to personal commlink

>>> 04/12/75; 05:07:33

> … log in to aztech night runner … add sensor feed aztech night runner … 6 devices online or in line … teamchannel communication routed … connected to personal commlink

>>> 04/12/75; 05:07:34 

> … check sensor feed drone no 1 … identify subjects …. subject identified as shark finn team member …. subject identified as bubbels team member … set icons to green … identify … identify … subject identified as liam connection and family member … set icon to … green … subject identified as john aka spazz aka johnson … set icon to blue… two subjects identified as snowcats fire spirits… set icons to blue … identify further subjects … identify … identify … identify … subjects identified as drake no 1 name unknown … drake no 2 name unknown … drake no 3 name unknown … drake no 4 name unknown … seadrake name unknown … set icons to yellow …analyze situation … no imminent danger detected … >

>>> VIDEOFEED DRONE NO 1 …

Shark Finn unterhält sich mit Liam. 

Bubbles bewegt sich zwischen Bäumen hin und her und justiert kleine Kästen unbekannten Inhalts.

John aka Spazz liegt gefesselt und mit einer Magiermaske geknebelt auf dem Boden.

Die Körper von Columbo, Lifeguard, Mr.Jack, Snowcat, Trixhot, Tiernan und Thunderstrike liegen auf Kissen gebettet und in stabiler Seitenlage auf dem Boden. 

Neben dem Körper von Snowcat stehen ihre beiden Feuergeister, manifestiert.

Die Drakes No 1-4 und der Seadrake sind in der Umgebung um die Runner und das Tor herum verteilt und beobachten das Gebiet. Drake No 1 und 3 wippen in einem Rhythmus mit dem Kopf. Der Seadrake bewegt den Schwanz in einem Rhythmus. 

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- War das Tor vorhin nicht noch an einer anderen Stelle?

>>> TEAMCHANNEL …

BCG: Hey, sehe du hast Verstärkung. Bin jetzt auf dem Boot. Hab lange genug Katz und Maus und Verstecken mit den Salish gespielt. Ich bleib auch hier und steuer' die Drohnen von hier aus. Einverstanden?

Shark Finn: Ja, mach das.

BCG: Hast du ne Ahnung, wie lange das noch dauert?

Shark Finn: Nein, keine. Aber warte, ich frag mal.

>>> VIDEOFEED DRONE NO 1 …

Shark Finn spricht mit Liam.

> … no communication via teamchannel available … >

Liam bewegt sich bis zum Tor, bleibt mit 3 Metern Abstand zum Tor stehen und spricht mit einem nicht sichtbaren Ziel.

> … check sensor feed drone no 2 … check sensor feed drone no 3 … no targets or further subjects detected … >

Liam geht zurück zu Shark Finn.

Liam spricht mit Shark Finn.

>>>TEAMCHANNEL …

Shark Finn: Eine genaue Zeit gibt es nicht. Aber so oder so, länger als bis zum Mittag bleibt das Tor nicht offen. 

BCG: Und dann?

Shark Finn: *holt tief Luft* Keine Ahnung. Eventuell haben wir dann eine lange Reise vor uns.

BCG: Verstanden. Na dann hoffe ich, sie kommen vorher wieder.

Shark Finn: Ja, das hoffe ich auch.

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Mal gucken, was hier so in der Zwischenzeit passiert ist.

> … check sensor logs drone no 1 … rewind … rewind … rewind … play … >

>>> SENSOR LOGS DRONE NO 1 …

>>> timestamp 04/12/75; 01:47:15

Das Tor verschwindet.

Das Tor oder ein neues Tor taucht in 20 bis 30 Metern Entfernung zum 1. Tor auf.

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Wusste ich’s doch. Ist mir vorhin gar nicht aufgefallen.

>>> SENSOR LOGS DRONE NO 1 …

> … forward …play … >

>>> timestamp 04/12/75; 03:41:12

Eine TransSky landet.

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Die ist mir von den Drohnen gar nicht gemeldet worden. Interessant.

>>> SENSOR LOGS DRONE NO 1 …

Liam und Bubbles steigen aus der TransSky.

Liam geht zu John. 

Liam spricht kurz mit John. 

John nickt und steckt Liam die Hand hin. 

Liam zieht einen Taser und betäubt John.

Liam und Bubbles fesseln John mit Plastik Stripes an Händen und Füssen und setzten ihm eine Magiermaske auf.

Arcade, Bubbles und Liam laden Equipment aus.

Arcade steigt in die TransSky.

Die TransSky hebt ab.

Liam kümmert sich mit medizinischem Equipment um die Körper der Runner. 

Bubbles baut Dinge zusammen und platziert sie zwischen den Bäumen in einem Radius von 5-10 Metern um beide Ereignisstellen.

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Das nenne ich mal konsequent, keine Minute da und schon den ersten Unsicherheitsfaktor eliminiert. Ich bleibe lieber in Entfernung.

>>> SENSOR LOGS DRONE NO 1 …

> … forward … forward …play…>

>>> timestamp 04/12/75; 04:49:12

Die TransSky erscheint über dem Wald.

Die 4 Drakes und der Seadrake in einem Wingsuit, springen aus dem Heck der TransSky, fliegen, und landen dann auf der Lichtung. 

Drake No 2 und Drake No 4 gehen zu Liam. 

Liam spricht zu ihnen, dann verteilen sich die Drakes.

Drake No 1 und Drake No 3 und der Seadrake bewegen sich zum Tor, bleiben dort für 31 Sekunden und verteilen sich dann.

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@-Da mir die Drakes auch nicht gemeldet wurden, vermute ich mal, dass Sparky und Arcade da was gedreht haben. Zumindest bei den Teamdrohnen sind sie auch Admin. Muss mal mit den beiden Energiebündeln reden. - Ab jetzt heißt es abwarten.

►►►

❅❅❅

[Song 7: Moby - Wait For Me4] Graugrüne Bäume unter gelbbraunem Himmel rauschten an uns vorbei. Unendliche Wälder und stetiger Asphalt. Das gelbe Duftbäumchen tanzte den Rhythmus der Strasse. 

Ich hatte die Rauchsäule am Horizont fest im Blick.

Ein Wunder, dass ich diese alte, techniklose Karre überhaupt fahren konnte.

Unser Stimmungshoch vom Singen war vergangen.

Diese Welt war so von Metamenschen verlassen, dass einen irgendwann die Langeweile töten würde, wenn man denn nicht verdurstete oder verhungerte oder von Sombies gefressen wurde.

Es sei denn, man hatte Freunde dabei. 

Unsere Laune war nämlich immer noch gut. Wir scherzten und lachten, doch ich wollte heim und zwar schnell.

Endlich, nach schier endlosen Minuten - oder waren es doch schon Jahre? - tauchte am Rand unserer Sichtweite eine Ortschaft auf.

Von irgendwo dort kam auch die Rauchsäule her.

Der Wald lichtete sich zunehmend. 

Wir hielten am letzen Hügel, bevor die Strasse in den namenlosen Ort führte. Ein Ortsschild gab es offenbar nicht.

Da waren flache Einfamilienhäuser mit maximal zwei Etagen, ordentlich zu einer Siedlung gruppiert worden. Die Strasse führte wahrscheinlich bis zum Zentrum des Ortes, wo kleine Geschäfte, das Rathaus und ein bis zwei Diners seinen würden. Vielleicht noch eine Bank, ein Friseur und ein kleiner Pavillon. Sicher gab es irgendwo eine Tankstelle und einen Stuffer Shack oder wie auch immer die Kette hier heißen mochte. Am südöstlichen Rand der Stadt lag wohl so etwas, wie ein kleines Industriegebiet und dort irgendwo brannte auch das Feuer, was uns hoffentlich den Heimweg wies.

„Wie siehts aus, fahren wir gleich zum Rauch durch?“, fragte ich über das Blubbern und Knattern des alten Motors im Leerlauf hinweg. 

„Naja, eigentlich schon gern.“, meinte Tiernan, „Aber ist die Gefahr nicht groß, dass es da welche von den wandelnden Toten gibt?“

„Yep:“, bestätigte ich, „Da werden mit Sicherheit welche sein, selbst wenn die nur gucken, was da ist, weil es etwas Neues ist.“ 

Ich befürchte sogar, dass da so einige mehr als nur ‚welche‘ sein würden, aber das sagte ich nicht laut.

‹Eine weise Entscheidung Elfenmädchen. Es ist gut die Kids nicht zu erschrecken. Es könnte durchaus sein, dass du sie am Ausgang brauchst. ›

‹Eben, Katze. Und ehrlich gesagt, wollte ich sie auch alle gerne mit rausnehmen.›, meinte ich dazu.

‹Ja, Elfenmädchen, das verstehe ich, aber ehrlich gesagt, hat das nicht meine höchste Priorität. Wir hatten das Thema mit Opfern und Retten von Welten gerade erst.›, stellte Katze fest.

„Bevor wir uns Gegnern stellen, sollen wir uns noch mehr ausrüsten:“, warf Thunderstrike ein.

Ich nickte, „Ja, du hat Recht. Wir wissen nicht, was uns dort erwartet und wie es weiter geht. Die Rauchsäule muss nicht das Ende der Fahnenstange sein. Wir brauchen Wasser, Nahrung und weitere Waffen wären auch nicht schlecht. Abgesehen davon, braucht Trixi noch ein bisschen Ruhe, bevor es los geht.“

„Ach, ich bin fit.“, meinte das Mädchen sofort.

Ich grinste, „Klar. Aber noch fiter wäre eben noch besser.“

„Das heißt dann was?“, fragte Jacky.

„Das heißt, wir sehen uns bei den Einfamilienhäusern um und gucken, ob es da Nahrung und einen Platz zum Ausruhen gibt.“

Da wir mit dem Motorenlärm keine schlafenden Sombies wecken wollten, parkten wir den Kombi an der Ortsgrenze der namenlosen und offenbar völlig verlassenen Kleinstadt.

Der Gestank nach Verwesung war hier weniger stark und dennoch allgegenwärtig. 

Meine Nase war jedoch kein Indikator, ob es hier wenige oder viele Sombies gab, vielleicht hatte sich mein Geruchssinn auch nur an das widerliche Odeur gewöhnt. 

Es war weiterhin heiß. Die Klamotten der anderen trieften vor Schweiß.

Was würde ich für eine Dusche geben!

Wir suchten ein Wohnhaus mit Garten und zwei Etagen aus.

Eine Schaukel, Spielzeug und ein umgeworfenes Dreirad zeugten davon, dass dort einst Kinder gelebt hatten. Da waren die Chancen auf Putzmittel und Müsliriegel besonders hoch.

Das kleine Gartentor quietschte im lauwarmen Wind. 

Hatte ich mich schon darüber beklagt, dass der Kombi keine Klimaanlage gehabt hatte? Nein? Dann tue ich das hiermit.

Bevor wir das Haus betraten, kehrten unsere Shadowrunner-Instinkte zurück. 

Wir wurden vorsichtig und verteilten uns taktisch um die Tür herum auf. 

Ich lauschte. 

Drinnen kratzte irgendwas.

Ob es sich dabei wohl um Leben handelte?

Verdammt, ich hatte noch gar nicht versucht, astral wahrzunehmen. Es war an der Zeit das nachzuholen. Ich zögerte kurz, eigentlich war mir das Wechseln in die Astralsicht schon lange in Fleisch und Blut über gegangen, aber jetzt gruselte ich mich davor.

Was, wenn da tausende von Sombies warteten und über mich herfielen?

‹Sei nicht albern, Elfenmädchen.›, schimpfte Katze, ‹Gäbe es hier so viele Geister, hättest du sie schon längst gespürt.›

Ich verlagerte meine Sicht. 

Igitt, auch hier war die Welt kein schöner Anblick. 

Trostlosigkeit, Tod und Verzweiflung legten ihre Schleier schwer über die Ebene. Wenigstens brachten unsere lebendigen Auren etwas Licht und Farbe rein.

Ich sah zum Haus. Oben in der 1. Etage waberten zwei sumpfige, graugrüne, ungesunde Auren tumb vor sich hin. 

Dann sah ich mich um.

Und erstarrte für einen Moment.

In einiger Entfernung wogte ein immer breiter werdender Strom dieser graugrünen Masse. 

Wenn mich nicht alles täuschte, hatte das Meer seine Hauptquelle am Steinbruch und hielt auf die Rauchfahne zu. Nicht unglaublich schnell, doch wir hatten auch nicht ewig Zeit.

Ich riss mich zusammen. Wie mussten und ausruhen und etwas trinken.

„Oben sind zwei.“, flüsterte ich. „Ich konnte sie astral sehen.“

„Dann holen wir sie uns zuerst, sichern das Gebäude und starten dann die Suche nach Ausrüstung.“, stellte Thunderstrike flüsternd fest.

Ich nickte, „Copy!“

Ich zählte einen Countdown mit den Finger und öffnete die Tür auf drei.

Geschwind, leise und in Formation, drangen wie in das Haus ein. 

Trixi, Lifeguard und Kieks würden unten sichern. 

Tiernan, Thunderstrike, Jacky und ich rückten in den ersten Stock vor.

Oben sah ich Jacky an, beugte mich zu ihm vor und flüsterte in sein Ohr, „Sie sind in dem Raum am Ende des Flurs. Ungefähr auf vier und acht Uhr. Ich mach die Tür auf, du gehst rein und Tiernan mit der Armbrust und Thunderstrike sichern. Sie greifen ein, sollte das nötig sein, doch ich denke, du brauchst das nicht und wirst locker mit ihnen fertig.“

Jacky grinste und zwinkerte mir selbstbewusst zu, „Das denke ich auch.“

Ich blickte zu Thunderstrike und Tiernan und gab ihnen per Gesten die taktischen Anweisungen.

Go!

Das Manöver funktionierte so gut, als hätten wir unser Leben lang nichts anderes getan.

Was ja irgendwie auch so war.

Jacky war mutig genug, die beiden Sombies in einem Move fertig zu machen. Niemand musste eingreifen. Dennoch verriegelten wir die Tür. Dieses Zimmer würden wir beim Durchsuchen auslassen.

„Die Küche ist mein Bereich.“ rief Tiernan zufrieden und machte sich dort auf die Suche nach Dingen, die wir brauchen konnten.

„Ich nehme das Masterbad im ersten Stock!“, konterte ich sofort.

„Wohnzimmer, unten!“, kam da von Trixi nur.

„Sehr gut.“, erwiderte ich, „Dort tragen wir auch alles zusammen, was wir brauchen können.“

Eine kurzer astraler Blick ergab, das Bad war wie erwartet frei von Sombies. 

Ich trat beherzt zur Dusche, schob den Vorhang beiseite, drehte das Wasser auf und …

Nichts!

Weder warm noch kalt.

Auch am Waschbecken passierte nichts.

Ich suchte nach dem Hauptwasserhahn, fand ihn und drehte ihn zu und auf.

Ich probierte diverse Kombinationen aus, doch es gab einfach kein Wasser.

Wütend trat ich gegen das Rohr unter dem Waschbecken.

‹Wie erwachsen, Elfenmädchen.›, lobte Katze sarkastisch.

‹Mir doch egal, Katze. Ich will Wasser. Warum funktioniert das verfluchte Wasser nicht?› 

Ich trat auf das Rohr ein, bis es aus der Wand brach. Wasser war da auch nicht, aber ich fühlte mich besser und konnte mit der Suche nach Brauchbarem beginnen.

Einige Minuten später gesellte ich mich mit meiner Ausbeute - eine Flasche extra-starkes Desinfektionsmittel, Heftpflaster, zwei Mullbinden, eine Nagelschere, einem zur Hälfte gefüllten Fläschchen Aspirin und zwei Handtüchern - zu den anderen ins Wohnzimmer.

Tiernan werkelte noch in der Küche. Auch da gab es weder Wasser noch Strom, aber er hatte mit Dingen aus seinem Rucksack ein Feuer in der Spüle entzündet und kochte darin etwas aus Bohnen, Haferflocken und Dosenfleisch.

Als mein Magen bei dem Geruch des Essens zu knurren begann, merkte ich, wie hungrig ich eigentlich war. 

Kein Wunder, wir waren bestimmt schon seit Trillionen Stunden hier und die letzte Mahlzeit hatte ich 7 Stunden davor auf der mundänen Ebene eigenommen. 

Das Essen in lustiger Runde schmeckte sogar. Tiernan hatte es eben drauf.

Unser Flüssigkeitsproblem löste ein 20 Liter Wasserspender, der zu 2 Dritteln gefüllt war. Zumindest reichte es für die nächsten Stunden.

Als wir Kissen und Drecken auf den Sesseln und auf dem Boden verteil und Wachen eingeteilt hatten, meinte Trixi gähnend, „Die Idee mit dem spannenden Tagesausflug und einer Übernachtungsparty ist schon ziemlich cool. Nur den Anbieter sollten wie zum nächsten Mal wechseln. Die Gegend ist Mist.“

Ich lachte, „Vielleicht gibt es solche Events ja auch für die Karibik oder ein Skigebiet?“

Wir sinnierten noch ein paar Minuten darüber, wo es das nächste Mal hingehen sollte, dann kehrte erschöpfte Ruhe ein.

Ich öffnete abrupt die Augen. 

Verdammt, immer noch nicht zurück in Kansas, also war es doch kein Traum gewesen. 

Wie sollte es auch? Ich träume ja fast nie.

Lifeguard war unter anderem mit der Wache dran. „Du hast maximal 45 Minuten geschlafen.“, flüsterte er.

„Egal. Ich bin wach.“, erwiderte ich.

Katze saß auf dem Fensterbrett und sah hinaus.

„Ist draußen alles ruhig.“, fragte ich Jacky.

„Da rührt sich nichts.“, bestätigte er. 

Ich grinste, „Gut.“

Dann trat ich zu Katze und blickte ebenfalls raus.

Ich wurde bleich. 

Verdammt! Die Rauchsäule war deutlich schmaler geworden. 

Die Ursache erlosch. 

Uns lief die Zeit davon.

„Weck sofort die anderen!“, forderte ich laut, „Wir müssen los und zwar schnell!“

❅❅❅

►►►

>>> MASTER FEED RIGGER COMMAND CONSOLE  …owner BCG …. 6 devices online or in line … teamchannel communication routed … connected to personal commlink

>>> 04/12/75; 05:32:19

>>> SENSORFEED DRONE NO 3 … 

> … incoming target detected … analyze … target identified as salish shidhe council patrol drone … >

► 

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Arbeit für mich. Erst weglocken, dann abschießen. 

> …set command line for drone 1 …  jump into drone no 4 armadillo >

▶︎

>>>TEAMCHANNEL …

BCG: Drohne im Anflug, kümmere mich drum.

Shark Finn: Copy.

>>> SENSORFEED DRONE NO 4 … 

> … check incoming sensor data… flight … positioning on target  … flight …maneuver  … flight …engage ecm … jamming signal … >

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Na? Hast du mich endlich entdeckt? Dann folge mir mal ins Landesinnere.  

>>> SENSORFEED DRONE NO 4 …

> … flight … maneuver … check sensor data … analyze … >

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Super, die haben den Köder geschluckt. Dann lass ich die Armadillo das mal alleine machen. 

>>> SENSORFEED DRONE NO 4 …

> … set command line … enable autopilot … >

>>> MASTER FEED RIGGER COMMAND CONSOLE  …owner BCG …. 6 devices online or in line … teamchannel communication routed … connected to personal commlink

>>> 04/12/75; 05:44:23

> …  jump into drone no 1 … >

►►►

❅❅❅

[Song 8: Woodkid - Run Boy Run4]  Wir hatten unsere Sachen geschnappt, die wir zum Glück schon vorher gepackt hatten und waren mit gezückten Waffen los gerannt.

Thunderstrike riss die Tür auf.

Ich warf einen astralen Blick in die Umgebung. Keine grünen Schwabberschwaden in unmittelbarer Nähe.

„Clear!“, rief ich und dann sprinteten wir die Strasse runter.

„Los! Los! Los!“, feuerte ich meine Freunde an und rannte so schnell ich konnte. Trixi und Tiernan an meiner Seite.

Lifeguard lief voraus. 

Jacky fasste Kieks an den Rücken und schob ihn an.

Thunderstrike bildete die Nachhut, schon allein weil er als Zwerg die kürzesten Beine hatte.

Unsere Ziel war der Kombi. Ich kreuzte die Finger, in der Hoffnung, dass er noch da stand, wenn wir um die Ecke bogen. 

Gleichzeitig versuchte ich beim astralen Wahrnehmen nicht zu gucken, wo das Sombiemeer gerade schwamm und konzentrierte mich auf das, was direkt um mich herum lag. 

Da, - da stand der Kombi. Seine Räder hatte er auch noch.

Katze sprang auf die Motorhaube und gleich darauf aufs Dach. 

Ich nutzte die Motorhaube meinerseits als Abkürzung und rutschte darüber hinweg. Schon im Schlittern zog ich mir meine Umhängetasche vor den Bauch.

Ich riss die Tür auf und schmiss mich auf den Sitz.

Katze sprang auf meinen Schoss.

Ich zog die Tür zu.

Lifeguard machte die hintere Tür auf meiner Seite auf und rannte dann weiter zur Heckklappe.

Trixi öffnete beide Türen auf der Beifahrerseite, warf Lifeguard über den Kombi hinweg Gepäck zu, stieg hinten ein und nahm in der Mitte Platz.

Tiernan schmiss Lifeguard ebenfalls Taschen und Zeug zu, die dieser auffing und auf die Ladefläche warf. 

Tiernan lies sich neben mir fallen.

Ich startete den Motor. 

Kieks und Jacky trafen ein und fanden rechts und links neben Trixi Platz.

Lifeguard hatte sich geduckt und war durch die Heckklappe eingestiegen. 

Klack.-  Klack. - Klack! 

Drei Türen waren geschlossen worden.

Ich fuhr los. 

Thunderstrike war an der Ecke stehen geblieben und hatte die Umgebung gesichert.

Als er uns kommen sah, begann er zu joggen, ich fuhr an ihm vorbei. Lifeguard steckte seine Hand aus.

Thunderstrike sprang hoch, griff nach der ausgestreckten Hand und ließ sich in den Wagen ziehen.

„Go!Go!Go!“ rief der Marine.

Ich drückte das Gaspedal durch. 

„Nächste Rechts!“ sagte Tiernan an.

Wir kannten den Weg nicht. Wir orientierten uns und navigierten nach Gutdünken durch den Ort.

Immer der Rauchfahne entgegen. 

Zumindest waren die Strassen frei.

Ich zog die Handbremse und riss das Lenkrad rum.

Die Kombi schlingerte rumpelnd um die Ecke.

Ich steuerte gegen, damit mir das Heck nicht wegbrach.

Die Strasse führte auf das Tor zu einem Areal mit Fabrik- und Bauhallen zu und dort auf dem Gelände, irgendwo zwischen den Gebäuden, hatte unsere Rauchfahne ihren Ursprung. 

Sie war abermals kleiner geworden.

Am liebsten wäre ich ja durch das Tor gebrettert, doch dem hatte man einen Riegel vorgeschoben, indem man LKW’s und Transporter davor gefahren hatte.

Wir mussten zu Fuss weiter.

Ich bremste scharf.

Wie schnappten unser Zeug und stiegen aus.

Schnell und dennoch so vorsichtig wie möglich, bewegten wir uns zu einer Stelle am Zaun, die nicht zugestellt war.

Der Zaun war stromlos.

„Rüber oder durch?“, fragte ich.

„Durch!“, antwortete Tiernan und zog eine Zange, die er irgendwo gefunden hatte. 

Gekonnt schnitt er eine Tür in die Maschen. Wir drückten den Zaun beiseite und schlüpften hindurch.

Geduckt, schnell, so leise wir möglich und immer kampfbereit, huschten wir zwischen den Lagerhäusern entlang.

Es roch nicht nach Feuer oder etwas in der Art.

Aber der faulige Gestank war wieder stärker geworden.

Ich gab das ‚Halt' Zeichen, rief meine Freunde im Kreis beisammen und flüsterte, „Zwischen dieser Halle hier und der nächsten müsste der Rauch herkommen.“, erklärte ich. „Ich schlag vor, wir schleichen so dicht und leise wie möglich an der Wand hier entlang bis zur Ecke und gucken dann vorsichtig rum.“

„So machen wir’s!“, bestätigte Kieks. 

Wir schlichen los. 

Mein Herz schlug heftig.

Wir reihten uns an der Ecke auf, damit wir irgendwie alle etwas sehen konnten.

Ich nahm den Kopf rum.

Zwischen den beiden Lagerhallen lag eine weite Fläche. 

Über diese Fläche zog sich offenbar relativ mittig ein tiefer, gut 2 Meter breiter und ein paar Meter langer Riss aus dem der Rauch hervor strömte.

Ich wusste es sofort. 

Das war unser Ausgang! 

Weitere Details konnte ich nicht erkennen, denn die Sicht auf den Spalt wurde von Dutzenden von Sombies versperrt, die nervös um den Spalt drum rum standen.

Wir zogen uns ein bisschen zurück.

„Ich bin sicher, das ist unser Tor nach Hause.“ , flüsterte ich. „Allerdings konnte ich die Ausmaße nicht genau erkennen.“

Jacky wies auf eine Leiter, die auf das Dach dieser Lagerhalle führte, „Wie wäre es, wenn wir uns von dort einen Überblick verschaffen?“

„Gute Idee.“, lobte ich. „Lass uns das tun.“

Vom Dach aus hatte ich einen guten Überblick. 

Verdammt, das waren viele Sombies. 

Der Spalt war 5 Meter lang und faserte auf beiden Seiten dünn aus. Der Bereich, der ausreichte, um hinein zu passen, war ungefähr 2 bis 2,5 Meter lang. 

Die Sombies hatten nur Augen für den Spalt. Sie hielten Abstand, drängten aber darauf, näher zu kommen.

Plötzlich löste sich ein Sombie aus der Masse und rannte auf den Spalt zu. Ein zweiter, von der anderen Seite, folgte seinem Beispiel.  

Sie sprangen nacheinander hinein.

Nur, um kurz darauf als Silhouette ihrer selbst daraus aufzutauchen und in einem stummen Schrei zu zerfasern.

Mir war augenblicklich klar, was das bedeutete. 

Auf der anderen Seite war jemand und vernichtete die Shedim, die durch das Tor kamen.

Da löste sich der nächste und wagte den Versuch.

Auch die Sombies wussten, dass das Tor nicht mehr lange offen sei würde.

Ich nahm astral wahr. 

Mein Blick wurde sofort von dem Meer aus astralen Gestalten angezogen, das auf das Gelände zu brandete. 

Fünf, maximal zehn Minuten, dann wären Tausende und Abertausende Sombies hier und würden die anderen Sombies, das Tor und somit auch uns überfluten.

Die Zeit drängte.

Ich musste schnell wieder nach unten …

♪♪♪ Highway to hell ♪ Highway to hell♪♪♪

Das war nicht nur das Lied in meinem Kopf. Ich hörte die Musik wirklich. Da sang jemand ‚Highway to Hell‘ mit.

Der Sound kam aus aus dem Spalt und die Stimme war mir wohl bekannt.

Ein wohliges Kribbeln flutete über mich hinweg.

Mein Ritter stand auf der anderen Seite und schickte die Shedim postwendend zurück.

Er hielt uns, er hielt mir, das Tor auf.

Mein Herz machte einen Freudensprung.

Ich schwebte förmlich die Leiter runter und setzte alle darüber ins Bild, was zwischen den Hallen geschah.

Ich musste sie nicht motivieren. 

Sie hatten mit eigenen Augen gesehen, dass Sombies in den Spalt gesprungen waren.

Wir mussten dringend die Kurve kratzen.

❅❅❅

►►►

>>> MASTER FEED RIGGER COMMAND CONSOLE  …owner BCG …. 6 devices online or in line … teamchannel communication routed … connected to personal commlink

>>> 04/12/75; 06:12:39

> … jump into drone no 4 … turn off autopilot … >

>>> SENSORFEED DRONE NO 4 …

> …. flight … flight … maneuver … turn off emc … maneuver … flight … maneuver … initialize hurf gun … >

>>> PERSONAL COMMENT LOG BCG …

-@-@- Na, suchst du mich? Überraschung, ich bin jetzt direkt unter dir und drehe dir jetzt den Strom ab.

>>> SENSORFEED DRONE NO 4 …

> … targeting hurf gun … fire hurf gun … hit … analyze … waiting … analyze … target is crashed  … salish shidhe partrol drone is down … >

▶︎

>>>TEAMCHANNEL …

BCG: Der Himmel ist sauber. Suche abgewehrt. Beobachte weiter.

►►►

❅❅❅

[Song 9: Sweet - Ballroom Blitz4] Wir hatten überlegt, noch ein Fahrzeug zu holen, um die Sombies damit wegzuräumen, aber auch dafür würde die Zeit wohl nicht reichen. 

Darum gab es nur eines, Waffen ziehen, im Pulk losrennen, beisammen bleiben, durchkämpfen und durch den Spalt zurück nach ‚Kansas‘ springen.

Jetzt oder nie, sagte ich mir und warf eine meiner Pillen ein.

Wowhow, was für ein Zeug! 

Da konnte ich nur hoffen, erst zu crashen, wenn ich wieder zu Hause war.

GENAU! Ab nach Hause!

Adrenalin rauschte durch meine Venen.

Jacky folgte meinem Beispiel und schluckte einer seiner Pillen.

Trixi schüttelte den Kopf, „Ich nicht noch mal. Willst du?“, fragte sie Kieks und hielt ihm ihre Dose hin. 

Kieks zögerte nicht lange und griff zu.

„Alle bereit?“, fragte ich etwas lauter als beabsichtigt.

Sie nickten, die Waffen schon kampfbereit in ihren Händen.

„Erdbeer-Shampoo anybody?“, fragte ich grinsend. 

Niemand wollte, aber ich öffnete die Flasche und spritzte mir etwas davon aufs Dekolleté.

„Drei.“

„Zwei.“

„Eins.“

„Go!“

Wir rannten los.

Die ersten Sombies drehten sich um.

Bäng! -Trixhot schoß einem in den Kopf. Fleischmatsch spritze auf. Der Sombie stürzte tot zu Boden. Zwei weitere fielen über ihn.

Jetzt hatten wir ihre volle Aufmerksamkeit. 

Ein komplettes Viertelkreis-Segment wandte sich uns zu und wollte uns aufhalten.

Ein Bolzen, ein Pfeil und ein Burst aus einem Assault Rifle schickte die erste Reihe zu Boden und gab unsere Laufrichtung vor.

Kieks hatte die Trompete in der Hand. „Soll ich?“, fragte er.

„Jaaa!“, riefen wir Unisono im Chor.

„Wenn nicht jetzt, wann dann!“, feuerte ich Kieks an.

Der Junge setzte die Trompete an die Lippen und pustete. 

‚Dädädä’derätereterä!“ - Das perfekte Kavalerie- Angriffs-Signal schallte über den Platz. 

Eine ganze Gruppe Sombies löste sich weg-geblastet in Luft auf und zerbröselte zu Staub.

Der Weg zum Riss war frei.

Was für ein Zauber! 

Die Trompete löste sich nun ebenfalls auf. Doch die Bresche war bereits geschlagen.

Ein Sombie war dicht genug neben mir. 

Katze fauchte. 

„Friss das Fragger!“, zischte ich, als ich ihm meinen Black-Tooth-Dagger unter das Kinn rammte.

Berauscht wie ich war, störte mich nicht mal, dass nun grau-grüne Hirnmasse an dem Dolch klebte.

Jacky schnappte sich gleich zwei von den Sombies und schlug sie zu Brei.

Doch die Sombies strömten nun von allen Seiten auf uns zu und sie waren schneller, als wir gedacht hätten.

Bäng!

Wupp!

Zisch!

Knatter!

Wieder fielen Sombies zu Boden!

Lifeguard ließ den Bogen fallen und zog sein Bowie-Messer.

Ich erhob meine Stimme und forderte laut und klar, „Laufen und zusammenbleiben! Helft einander und zeigt den Sombies, dass man sich mit Shadowrunnern besser nicht anlegt.“

Ein Ruck ging durch unseren Pulk.

Jacky streckte noch einmal zwei nieder.

Kieks schoss.

Wir waren dem Riss deutlich näher gekommen, doch unsere Bresche hatte sich geschlossen und Sombies hatten uns umzingelt. 

Sie schlugen und griffen nach uns, wollten uns umklammern und zu Boden reißen.

Katze fauchte erneut. 

Nein, diese Fragger würden mir nicht mein wunderschönes Gesicht zerkratzen oder meine perlweiße Haut beschmutzen! Ich wich ihren Angriffen aus.

Wir bewegten uns immer noch vorwärts und traten, schlugen und verteidigten uns den Weg frei.

Durch den Druck der Zombies wurde unser Pulk zu einer Linie.

Ich war weit vorn.

Stechen.

Ducken.

Ausweichen.

Schneiden.

Ich konnte Harlequins Gesang deutlich durch den Spalt hören. 

Refrain.

Bang!

Und noch mal Bang.

Lifeguard spaltete einem den Schädel.

Zwei Sombies hatten Kieks packen können. Sie versuchten ihn zu Boden zu ziehen. Er wehrte sich, doch er kam nicht frei.

Trixi zögerte.

Jacky griff ein. Er schlug einem dem beiden Sombies bei Kieks so heftig gegen den Kopf, dass dessen Genick brach und er zu Boden sank.

Das reichte. Kieks konnte sich befreien.

Trixi schoss einem Sombie dicht hinter Kieks in den Kopf. Das verschaffte ihm mehr Freiraum und er nahm wieder Schwung auf.

Ich stach wie wild nach den Sombies, die sich mir immer wieder in den Weg stellten. 

Tiernan war dicht neben mir.

Pfub. - Ein Bolzen landete direkt in der Stirn einen Sombies.

Stechen, abwehren, ducken!

„Los, los, los! Nicht nachlassen jetzt! Lasst sie nicht zwischen und kommen!“, feuerte ich weiter an.

Da! 

Ich hatte den Spalt fast erreicht.

Der Rauch war nur noch ein Rinnsal.

Gleich drei Sombies sprangen hinein, nur um als Rauchschwade wieder aufzusteigen.

Sombies, überall Sombies.

Bang! Bang! Bang!

Trixi war die einzige, die es noch wagte zu schießen, alle anderen waren zum Nahkampf übergegangen.

Ein Sombie rechts von mir wollte mich packen. 

Thunderstrike war schneller und hieb ihm die Hand mit einem Messer ab.

Noch drein Schritte.

Noch zwei. 

Ich wandte meinen Blick zurück.

Niemand war in Bedrängnis.

„MyKnight, ich komme!“, rief ich freudig und sprang.

Stürzen!

Fallen.

Fliegen.

Schweben!

Da stand er.

Harlequin, in seiner astralen Gestalt.

Ein glänzendes Schwert in der einen und einen Wurm von Shedim in der anderen Hand.

Ein strahlendes Lachen erschien auf seinem Gesicht, als ich an ihm vorbei schwebte.

Mein Ritter hatte selbst Rock Songs singend, Auslander an der Kehle gepackt und zwang ihn irgendwie, das Tor offen zu halten. 

Ich erkannte sofort, warum die Rauchfahne so schmal geworden war. Der Fragger begann zu schwinden und nur noch ein Hauch seiner Kraft war übrig geblieben.

Am Liebsten wäre ich zu Harlequin geschwebt, um ihn astral zu küssen, doch mein Körper übte eine ungeheure Anziehung auf mich aus.

Ich gab dem nach, warf meinem Geliebten Im Vorbeischweben einen Kussmund zu und ließ mich hineinfallen.

Ich schlug sofort die Augen auf.

Und blickte direkt in die von Katze, die auf meiner Brust saß und mich anstarrte. ‹Hallo Drachenkätzchen.›. sagte sie zufrieden und schnurrte.

Über dem realen Bild des Waldes, es war inzwischen helllichter Tag, erwachte das virtuelle AR-Bild  meines Commlinks zum Leben. 

04/12/75; 06:32: 45 … 46 … 47

‹Schön, dazs ihr zzzzurück seid, MyLady.›, begrüßten mich Kazzur und Assha. 

Unglaublich, die beiden Salamander waren meinem Körper nicht von der Seite gewichen und hatten darauf geachtet, dass kein Shedim darin Platz nahm.

Ich dankte ihnen gerührt.

[Song 10: Eurythmics - Sweet Dreams4] Ich setzte mich auf.

Ein Biomonitor piepte.

Mein Herzschlag raste.

Liam stand bei meinen Füssen und schüttelte missbilligend den Kopf.

„Was?“, fragte ich mit übertriebenem Unverständnis. „Das Tor hat mich einfach reingezogen. Da konnte ich nichts tun.“, rechtfertigte ich mich.

„Dann werde mächtiger!“, verlangte er und grinste dann süß.

„Ich arbeite daran.“, versprach ich.

Ich erhob mich und stellte fest, wie bequem diese Camouflagepanzerung eigentlich war. Ich tastete nach hinten. Seidig weich und schwer - mein langer Zopf eisweißen Haares fühlte sich so wundervoll an, wie immer.

Ich sah mich um. 

Da, die Körper der Anderen, die sich bestimmt auch jeden Moment regen würden

Hier vorne Shark Finn, Liam und Bubbles. 

Viel weiter hinten als ich in Erinnerung hatte, das Tor und … oh … fünf Drakes vom Assets Inc. Sie behielten das Tor und die Umgebung in ihren wachsamen dualen Augen. Ich würde sie gleich begrüßen.

Doch jetzt sah ich erstmal zu den anderen Körpern, deren Seelen mit mir auf der Reise gewesen waren.

TriXhot und Tiernan setzten sich kurz nach einander auf. 

Und dann …

Dann regte sich eine ganze Zeit nichts.

Hmm?

Leichte Besorgnis machte sich breit.

Nun, hier auf der mundänen Ebene war weniger Zeit vergangen, als drüben und die anderen waren ja auch ein Stück hinter mir gewesen.

Sie würden sicher bald kommen.

Erstmal war es Zeit, Shark Finn zu knuddeln oder besser gesagt, mich von ihm knuddeln zu lassen. Ich warf mich in seine großen starken Arme. Er hob mich hoch und drückte mich zart.

Im Anschluss umarmte ich Liam und wuschelte Bubbles vorsichtig über das grüne Haar.

„Danke! Danke! Danke!“, meinte ich ehrlich.

Dann trieb es mich zum Tor.

Ich wollte Harlequin sehen und nach den Astralkörpern von Columbo, Mr.Jack, Lifeguard und Thunderstrike Ausschau halten.

Shark Finn blieb dicht an mir dran, als ich los ging.

Nach gerade mal drei Schritten setzte sich Columbo leicht taumelnd auf und begann sofort zu berichten, „Oh man, die Zombies wollten mich einfach nicht gehen lassen. Ich dachte schon, ich schaffe es nicht mehr, bevor das Tor zu ist. Die anderen drei haben mir geholfen. Ganz besonders Mr.Jack, aber ich glaube, zum Schluss hatten die Zombies ihn selbst in der Mangel.“

„Keine Sorge. Die schaffen das schon, Columbo.“, beruhigte ich überzeugender, als ich selbst davon überzeugt war.

Als ich mich erneut in Bewegung setzte, fiel mein Blick zur Seite. 

Dort auf dem Boden lag ein gefesselter und mit einer Magiermaske versehener John.

Ich zog die Stirn kraus und sah Liam fragend an.

Er zuckte unschuldig mit den Schultern, „Ich hab nur den Risikofaktor ausgeschaltet. Du kriegst das nachher sicher wieder hin.“

Ja, ich würde das wieder hinkriegen, aber es würde mich Engelszungen kosten, um das gute Verhältnis wieder herzustellen. Ich zuckte innerlich mit den Schultern. Ich war gut in Engelszungen.

Ich begann zu laufen und wechselte in die Astralsicht.

Finn packte mich an der Schulter, „Nicht zu dicht.“, mahnte er.

Ich blieb stehen.

Auslander war nur noch ein Hauch.

Drei Shedim brachen durch das Tor. 

Harlequin stach zwei mit dem Schwert nieder, ein dritter wurde von den Klauen eines Drakes zerborsten.

Ich hielt den Atem an.

Da … endlich … eine Gestalt trat durch das Tor.

Mr.Jack, dann Lifeguard und zu guter Letzt schwebte auch der Astralleib von Thunderstrike hindurch. Ich lächelte warm. Ein Marine ließ eben keinen zurück.

„Das waren alle!“, sagte ich an Harlequin gewandt.

Mein geliebter Ritter zerdrückte das letze bisschen von Auslander zur Rauch. 

Das Tor erstarb augenblicklich.

Harlequin steckte das astrale Schwert in eine unsichtbare Scheide, woraufhin es verschwand. Sein materialisierter, astraler Körper sah so strahlend und mächtig aus, ich musste ihn einfach lieben. Es lag auch etwas Dunkles darin, was ihn in meinen Augen noch attraktiver machte.

Dann kam er zu mir und sah mir tief in die Augen, nahm mein Gesicht in seine astralen Hände und küsste mich.

Sanft knisternde Magie durchdrang mich. Ein astraler Kuss war nicht ganz das gleiche, wie ein realer Kuss, aber es war wundervoll genug, um mich glücklich seufzen zu lassen.

„Ich danke Dir, MyKnight, dass du gekommen bist, um mich zu retten und die Tür offen zu halten.“, hauchte ich. 

„Jeder Zeit!“, antwortete er.

Liam rief, „Lass dir nichts von ihm erzählen. Ich war zuerst da, um dich zu retten. Astralreisen zählen nicht!“

Ich löste mich langsam und breit lächelnd vom materialisierten Harlequin und lief zu Liam. Ich küsste ihn zart auf die Wange, „Ich weiß!“, sagte ich leise. „Auf dich ist immer Verlass. Du wirst auf ewig mein Erster Ritter bleiben.“

«Lasst euch ruhig Zeit, Himmel und Boden sind noch frei von Gegnern.», meldete BCG via Commlink.

«Hey, BCG. Wo treibst du dich denn rum?», fragte ich im charmantem Ton.

«Ich bin schon auf dem Boot Lady und halte euch allen von da den Rücken frei. Hab ich übrigens die ganze Zeit gemacht.»

«Ich danke dir dafür, BCG.», sagte ich, «Das war sehr gute Arbeit.»

Inzwischen standen wir alle lose beisammen. Immer wenn sich die Blicke von zwei Reisenden trafen, begannen diese zu grinsen.

«Du hast echt was verpasst BCG.», meinte TriXhot fröhlich, «Hast du als Teenager eigentlich auch schon ne Brille getragen?»

«Wieso?», fragte BCG nach.

«Nur so.», erwiderte die junge Frau.

Columbo meinte, «Ich glaub nicht, dass es BCG da gefallen hätte, gab ja keine Technik.» Sein Lächeln wurde mit jedem gesprochenen Wort breiter. Er war nicht mehr im Stimmbruch.

Mir fiel etwas ein.

Ich ging zu dem Magier rüber, meinte, „Ich hab noch was vergessen.“, umarmte ihn und kniff ihm in den Hintern.

Er kiekste nicht, aber ein Hauch Röte zeichnete sich auf seinen Wangen ab.

Mit Columbo hatte ich den Anfang gemacht, nun umarmte ich alle, die mit mir drüben gewesen waren. Allerdings ohne sie zu kneifen.

„Wir sollten uns von hier verziehen.“, mahnte Thunderstrike.

„Ich hab unseren Abflug schon gerufen.“, stellte Liam fest. „Will noch jemand mit?“

Ich schüttelte den Kopf, „Nein, lass mal, wir verlassen den Ort, wie wir gekommen sind. Ich muss mich ja auch noch um John -son kümmern. Aber ihr kommt doch heute Abend zur Afterparty im Upper Class?“

Liam nickte, „Klar!“

Ich lief schwungvoll zu den Drakes rüber, um ihnen zu danken.

Shark Finn blieb dicht an meiner Seite und ich war mir ziemlich sicher, den Blick von Mr.Jack in meinem Rücken zu spüren. Er war drüben nämlich sehr gerne hinter mir gelaufen.

Die Drakes würden nicht zur Party kommen, obwohl ich sie eingeladen hatte. Dafür versprach ich, ihnen ein Bier auszugeben, wenn ich das nächste Mal am See seien würde. Etwas, was hoffentlich bald der Fall sein würde.

Auch Harlequin würde heute Abend nicht auf die Upper Class kommen. „Das schaffe ich nicht. Ich brauche noch einen Tag, bis zu Dir. Wir sehen uns morgen.“

Ich trennte mich nun ungern von ihm, doch er musste zurück in seinen Körper und einen Tag konnte ich es schon noch ohne ihn aushalten.

Auf dem Boot widmete ich mich John. Liam hatte ihn selbstverständlich nicht nur einfach getasert und gefesselt, er hatte ihn im Anschluss ordentlich sediert und mit einem Biomonitor versehen. Ich musste ihn dann nur aufwecken.

In mein Gesicht zu blicken, reichte, um John zu beschwichtigen. Er war selbstverständlich nicht mit der Tatsache zufrieden, dass man ihn angegriffen und betäubt hatte, aber erstmal war er froh, dass wir heil zurück gekehrt waren. Ich konnte ihm mit Engelszungen davon überzeugen, alles wäre auch zu seinem Vorteil gewesen. Vor den Salish, aber auch vor Horizon, hätte er sich auf diese Art nicht verantworten müssen, was auch immer geschehen wäre. Etwas, was ihm einleuchtete. Kein Wunder, denn es war nicht gelogen.

Ich erzählte ihm sogar, was geschehen war. Auf die Details der Mataebene ging ich dabei natürlich nicht ein. 

Am Ende war ich sicher, dass zwischen uns alles in Ordnung war. Wir brachten ihn zum Hafen, er zahlte uns aus und ich bekam sogar einen Zugangs-Code zum P2-Netzwerk von Horizon, damit ich mir meinen Account einrichten konnten. Wegen des versprochenen Events würde John sich melden.

Wir blieben auf den Booten und fuhren weiter bis zur Upper-Class.

Alle würden hier einen sicheren Platz zum Schlafen finden. Meine Eigner-Kabine wartete bereits auf mich.

❅❅

[Song 11: Rolling Stones - Gimme Shelter4] So etwas wie ‚overdressed‘ gibt es in meinen Augen nicht. 

Moxi - die mir nichts nur die Outfits vorbeigebracht, meine Nägel lackiert und mein Haar frisiert hatte, sondern uns auch auf der Party Gesellschaft leisten würde - sah das ähnlich.

Demnach würde ich heute Abend ein bodenlanges, figurbetontes, rückenfreies Neckholder-Kleid in Schaumweiß und Eisblau tragen, mit dem ich auf einer Hollywood-Party in L.A. Aufsehen erregen konnte [BILD]. Hellblaue Stiletto High Heels [BILD] und eine Cristal Clutch [BILD] komplettierten das Ensemble.

Irgendwie hatte ich das starke Bedürfnis verspürt, heute besonders elegant und glamourös auszusehen.

‹Du kannst ruhig zugeben, dass es ein Gegengewicht zur Teenagerzeit der vergangenen Stunden ist, Drachenkätzchen.›, bemerkte Katze und kuschelte sich dösend auf eines der großen Kissen in der Kabine.

Ich war ausgeschlafen, geduscht und völlig gesund, wie mir Liam eine Stunde zuvor auf der Krankenstation versichert hatte.

Die Upper Class hatte als ausgedientes, hochseetüchtiges Fährreise-Schiff - mit dem kleine, mehrtägige Kreuzfahrten auf festen Routen gemacht worden waren -  bereits eine Krankenstation besessen. Wir hatten sie mit modernsten Equipment ausgestattet und boten selbst den lichtscheuesten unserer Gäste einen diskreten medizinischen Service an. Wenn man wollte, konnte man sogar den Arzt seines Vertrauens über das Valkyrie-Bett zuschalten und sich via Matrix von ihm operieren lassen.

Liam war der Arzt meines Vertrauens und ich hatte mich von ihm durchchecken lassen. 

Ich hatte mir weder das Hanta-Virus, noch irgendeine andere Krankheit eingefangen und auch mein Kreislauf hatte die Belastung durch die Abwesenheit meiner Seele gut verarbeitet.

Ich sah in den Spiegel und nahm astral wahr.

Auch hier bestätigte sich Liams Aussage, ich war perfekt und schön wie immer.

Ob ich mich auf einem leicht schwankenden Schiff in High Heels bewegen konnte?

Selbstverständlich konnte ich das.

Lakshmi, der ursprünglich aus Indien stammende Barkeeper der Upper Class, hatte gut die Hälfte der Tische in der Bar mit ‚reserviert TAG’s‘ versehen.

Das war für uns neun Runnern, die zuletzt gemeinsam in Neah Bay gewesen waren und Bloody Guts, Rubber Duck, Doc, Liam, Moxi, Bubbles, Sparky und Arcade, zwar ein bisschen zu viel des Guten, doch es schadete auch nicht und hielt die ‚normalen‘ Shadowrunner-Gäste des inzwischen sehr gut laufenden Hotels auf Abstand.

BCG erklärte Bloody Guts und Rubber Duck gerade groß und breit, wie genau er Shark Finn und den anderen im Wald den Rücken frei gehalten und warum er damit massgeblich zum Gelingen des Jobs beigetragen hatte - womit BCG nicht völlig unrecht hatte, was Shark Finn offenbar nicht so sah, denn er stand hinter BCG und macht mit seinen großen Fomori-Händen Bla-Bla-Gesten - als ich ihm mit meinem Auftritt die Show stahl.

Die Gespräche verstummten und Lifeguard pfiff leise.

Lakshmi ließ seine vier Arme sinken und hörte auf Cocktails zu mixen. Ja, vier Arme. Der charmante Inder war ein Nartaki und gehörte damit zu der exotischen und extrem raren Subspezies der menschlichen Rasse. Seine Haut war golden und Lakshmi verstand es ausgesprochen gut, Hemden auszusuchen, die das gut zur Geltung brachten.

Moxi und ich waren als Letzte auf der Party erschienen und das mit voller Absicht.

Mit der ersten Runde stießen wir auf den gelungenen Run an. 

Natürlich brannten die anderen darauf zu erfahren, was wir auf der Metaebene erlebt hatten.

Da wir ziemlich freigiebig mit dem Erzählen waren, hatten wir bald viel zu Lachen. 

Ich ließ es mir nicht nehmen und unterstützte die eine oder andere Erzählung durch eine entsprechende Trideo-Illusion und brachte damit die Stimmung und die Gegebenheiten der Ebene ziemlich gut rüber. 

Denn egal, wieviel wir als Teenager zu Lachen gehabt hatten und egal, wie gut wir drauf gewesen waren, es war da oben verdammt gefährlich gewesen. Nicht auszudenken, wenn wir hätten dort leben müssen, bis irgendwer einen Weg gefunden hätte, ein neues Tor für uns zu bauen.

Lifeguard bedankte sich dementsprechend stark bei Liam und Co für die Rettung, von der BCG nur all zu gern berichtete.

Wer Harlequin war und wie und warum die Drakes und er dazu gekommen waren, uns zu helfen, verrieten wir ihm nicht. Das würde warten müssen, bis er ein Mitglied von UC war - oder auch länger.

Denn auch Columbo verrieten wir darüber nichts,

Tiernan griff immer wieder zur Gitarre und unterhielt uns oder klimperte passende Sounds zu dem, was wir erzählten.

Wir vergaßen selbstverständlich nicht, eine Schweigeminute abzuhalten und das ein oder andere Glas auf das Wohl des verstorbenen QuadS zu trinken.

War das wirklich erst ein paar Tage her?

Zwischendurch kam Lauren immer mal wieder vorbei.

Die 1,83 m große, schöne, schlanke, blonde, menschliche Frau, war ihres Zeichens Hausdame der Upper Class und Herz und Seele der Angestellten und Gäste. Die Drag-Queen kümmerte sich liebevoll und charmant um das Wohl Aller und arbeitete hierbei des öfteren eng mit Glam Sam zusammen. Beide wohnten nämlich hier auf dem Boot. 

Lauren brachte uns Snacks und Häppchen aus der Küche und erkundigte sich, ob alles zu unserer Zufriedenheit sei.

Und ja, das war es. Denn auf jeden hatte hier etwas zu Essen oder Trinken gewartet, was er am Liebsten mochte.

Als der Mond bereits auf die andere Seite des nächtlichen Himmels gezogen war, saßen wir immer noch beisammen.

Jeder hielt das Getränk seiner Wahl in der Hand.

Jazz lief leise im Hintergrund.

Ich hatte alle dazu ermuntert eine Geschichte aus ihrer Jugend zu erzählen und sie auch fast alle dazu bekommen, es selbst aber vermieden, eine zu erzählen.

Rassistische Ancient-Stories schienen mir nicht so recht zu passen. Abgesehen davon, stammten sie aus einer völlig anderen Zeit.

‹Du klingst, als wärest du Jahrhunderte alt, Drachenkätzchen, dabei kommst du nicht mal annähernd auf drei Jahrzehnte.›, meinte Katze neckend.

‹Das stimmt, aber was für aufregende Jahre das waren und wie weit wir es gebracht haben, Katze.›, sinnierte ich.

‹Ja, Drachenkätzchen und du wirst es noch weiter bringen und dein Versprechen an Liam einlösen und noch mächtiger werden. Da bin ich ganz sicher.›

„Das nennst Du gruselig?“, fragte Mr.Jack Rubber Duck, der gerade eine Halloween-Geschichte aus seiner Jugend erzählt hatte. „Gruselig wurde es erst, als wir feststellen mussten, dass es da drüben kein kaltes Bier geben würde.“

Wir lachten.

Mr.Jack blickte in seinen Long Island Ice Tea und trank dann einen Schluck, „Die Drängelei der Zombies am Tor war aber wirklich furchtbar. Dabei ist es so eine einfache Handlung zu warten, bis man dran ist!“ Er rieb sich die Hände. „Oh Mann, das erinnert mich an eine echt schwierige Zeit!“, begann Mr.Jack dann zu erzählen, denn er hatte bisher noch keinen Schwank aus seiner Jugend beigesteuert. 

Ich spitze meine ohnehin schon spitzen Ohren, denn bei der Vergangenheit von Mr.Jack war jede Geschichte besonders interessant. Oh, selbstverständlich würde er welche kennen, obwohl er diese Vergangenheit nie wirklich erlebt hatte. Sein neues Leben war immerhin so fest in ihm verankert, das er auf der Metaebene Engländer und nicht der Chinese Chang gewesen war. Aber was und wieviel er wusste, wäre interessant zu erfahren.

„Es muss an meinem 18. Geburtstag gewesen sein.“, überlegte Mr.Jack. „Ich feierte ihn allein mit einer Flasche Whiskey. Zwei Monate vorher war meine Großmutter gestorben und ich war allein. Nein, nicht nur allein – einsam. Ich hatte Geburtstag aber keine Freunde und keine Familie. Mir bleib nichts anderes übrig, als mich an dem Abend selbst zu bemitleiden.“ Er machte eine gedankenverlorene Pause.

Dann fuhr er fort, „Ich wäre so gerne mit ihr zusammen gewesen.“ Mr. Jack blickte erneut in sein Glas und trank dann einen Schluck. „Es gab da das eine Mädchen, das Mädchen ohne Namen. Ich war völlig verrückt nach ihr. Sie tanzte immer genau zur richtigen Musik. Sie bewegte sich wie ein Traum. Alles war perfekt.“ Sein Blick ging leicht nach oben. Er erinnerte sich, „Wir sind uns nie näher gekommen.“ 

Ich hätte zu gern gewusst, was für ein Bild er nun vor Augen hatte.

Dann sah er uns an, „Ich glaube, mit euch wäre die Zeit viel besser geworden!“ Mr.Jack hob sein Glas, „Cheers!“

Wir prostete ihm zu.

Der Zeitpunkt, an dem aus Kollegen oder Bekannten Freunde werden, lässt sich nicht genau festmachen, aber es gibt Ereignisse, die tragen zur Bildung einer Freundschaft bei.

Eine Reise zur Metaebene, ist so ein Ereignis.

❅❅

[Song 12: Florence and the Machine - Bedroom Hymne 4] Am Nachmittag des nächsten Tages klopfte es an einem meinem Schlafzimmerfenster, was allein schon deshalb ungewöhnlich ist, weil meine Zimmer im Haus alle im ersten Stock liegen. 

Turmzimmer

Das Haus im viktorianischen Stil verfügt über viele Erker und mein Schlafzimmer geht in ein Erker-Zimmer über. Genau genommen, ist dieser Erker so etwas wie ein kleiner Turm. Ein Grund, warum ich dieses Zimmer so liebe. Unter den drei Turmfenstern befindet sich das schräge Giebeldach, welches die schmale Veranda darunter vor Regen und Sonne schützt.

Auf jenem Dach stand Harlequin, wie ich feststellte, als ich nachsah, was das Klopfen zu bedeuten hatte. 

Er trug Jeans, T-Shirt, Schlangenlederstiefel und Lederjacke und hielt einen Strauss weißer Rosen in der einen und einen Korb Erdbeeren in der anderen Hand. Er stand auf diesem Dach, als wäre es nicht schräg, sondern ein Balkon. Die rote Farbe, die die Linien seiner Lippen auf seinem weiß geschminkten Gesicht weiterführten, ließen sein Lächeln wie ein diabolisches Grinsen wirken, als er vorgebeugt und winkend durch das Fenster in den Raum blickte.

Erfreut ließ ich mich elegant und leger seitwärts auf die Bank vor dem besagten Fenster nieder und schob es hoch, soweit dies möglich war. 

Ein Duft von Rosen, Erdbeeren, Leder und Harlequin wehte mir entgegen. Eine elektrisierende Mischung. 

„Hey, MyKnight warum hast du nicht gerufen oder Steinchen geworfen? Dann hätte ich dir doch mein Haar herunter gelassen.“, meinte ich verspielten Ton und nahm ihm Blumen und Erdbeeren ab, die er mir reichte und legte sie neben mir auf das Tischchen.

„Weil ich dann wahrscheinlich immer noch betäubt vom Duft und der Weichheit deines Haares unten stehen würde.“, antwortete er.

Mir wurde warm ums Herz, dennoch machte ich keine Anstalten, ihm Platz zu machen, damit er herein konnte.

Ich beugte mich vor, kam seinem Gesicht mit meinen ganz nah und forderte hauchend. „Erst die Losung.“

Er küsste mich. - Perfekt! - Genau das hatte ich ‚hören‘ wollen. 

Ich machte Platz, damit er durch das Fenster konnte und er schaffte es irgendwie dabei seine Lippen an meinen zu lassen.

Er war solch an Akrobat.

Als ich Minuten später mit einer Vase für die Blumen zurückkehrte, hatte Harlequin ein Flasche eisgekühlten Champagner und zwei Gläser auf den kleinen Tisch gestellt, die er wahrscheinlich wieder einfach so aus der Innentasche seiner Lederjacke gezogen hatte.

In der Jacke befand sich ganz bestimmt irgendwo ein Dimensionsloch. Anders konnte ich es mir nicht erklären. Allerdings hatte ich den Mechanismus dafür noch nicht gefunden, egal wie oft ich die Lederjacke untersucht hatte.

Ich setzte mich dicht neben Harlequin, er legte den Arm um mich und ich legte meinerseits meine langen Beine über seine Oberschenkel. 

Auf diese Art verschlungen, tranken wir Champagner und fütterten uns gegenseitig mit Erdbeeren, die ein unglaubliches Aroma besaßen. Wo er die nur immer her bekam?

Ich schmunzelte, in diesem Dimensionsloch gab es wahrscheinlich irgendwo ein Erdbeerfeld.

Wir küssten uns immer wieder. 

Irgendwann begann ich davon zu erzählen, wie es auf der Metaebene gewesen war. Unweigerlich kehrte das Grinsen zurück. Teenager sind eben albern und die Erinnerung an sie, sind es ebenso.

„Schade, dass du nicht dabei warst.“, meinte ich gegen Ende meiner Ausführungen „Selbstverständlich auch gut für mich, denn so konntest du herbeieilen und mir den Heimweg offen halten.“ Ich küsste ihn zart und sah ihm danach tief in die Augen. „Was meinst du? Was hättest du wohl angehabt, wärest du dort gewesen?“ 

Harlequin überlegte einen Moment und grinste dann wissend und eine Spur anzüglich, „Bestimmt etwas ganz Schmutziges.“, antwortete er.

Nachdem der Champagner leer - inzwischen hatte ich ein echtes Faible für die prickelnde Luxusbrause entwickelt - und die Erdbeeren gegessen waren, widmeten wir uns völlig dem Küssen. 

Mit der Zeit wurden die Küsse wilder und wir legten nach und nach Kleidungsstück um Kleidungsstück ab.

Wir gaben uns dem Liebesspiel hin, tollten im Bett herum und vereinten uns immer wieder mit einander.

Wir hatten wilden, zärtlichen, leidenschaftlichen, sanften und erschöpfenden Sex, bis tief in die Nacht hinein.

Wir schliefen nicht und aßen nichts. 

Solche Dinge waren etwas für Sterbliche. 

Und mit Sterbliche meine ich all jene Wesen, die nicht über alle Maßen ineinander verliebt sind.

❅❅❅

♣︎♣︎♣︎

"Aufnahme Stop. Beginne Download der nächsten Folge.8“ TriXhot drückte auf den Home-Knopf ihres Commlinks und verstaute es in einer Utility-Tasche ihrer Hose. Okay, soviel musste sie Snowcat lassen: Diese echt ziemlich alte Serie namens "The Walking Dead" hatte echt ihren Reiz. Sie war (für so ein altertümliches Stück) echt gut gedreht und man fieberte am laufenden Band mit. Es starben nur halt leider sehr viele der Protagonisten, an die man sich gerade gewöhnt hatte oder  die man sogar ins Herz geschlossen hatte. Nein, da hatte ihr die Teamleaderin von UC und mittlerweile auch gute Freundin, einen guten Tipp gegeben. Sie hatte zwar zwischen all dem Training kaum Zeit dafür, aber sie würde versuchen am Ball zu bleiben, um den Fortgang der spannenden Serie weiter zu verfolgen.

"Frag. FRAG! Da haben wir echt einen Riesendusel gehabt, dass wir alle wieder heil durch dieses komische Geisterportal zurück gelangt sind. Bei den Gegnermassen! Und dann nur mit 14 Schuss Munition! Das waren ja schlimmere Voraussetzungen, wie bei einem dieser Horror-Survival-Shooter, die Sparcade so gerne nebenbei zockten." 

Die Gedanken drückten ihr jetzt, einen Tag nach dem Ausflug auf die Astralebene, nicht mehr ganz so stark auf das Gemüt. Irgendwo in einem weit verborgenden Teil ihrer Gefühlswelt nagte immer noch der plötzliche Tod von QuadS an ihr. Nach ausführlichen Gesprächen mit dem Rest des Teams, allen voran natürlich den wohltuenden Worten Snowcats, hatte sie begonnen den Schock ein wenig zu verdauen. Das spontane Umfallen von allen Körpern auf der Lichtung, außer Shark Finn und ihrem eigenen, hatte die Sache nicht besser gemacht. Nein, es hatte sie für mehrere Sekunden in einen schockartigen Zustand höchster Panik versetzt. Erst die Worte BCG´s rissen sie aus ihrer Starre heraus und bewegten sie dazu, etwas zu unternehmen. Dass sich ein Annähern an die vermeintlichen Leichen ebenfalls in ein "herüberziehen" in die andere Ebene äußern würde, konnte sie als Nichtmagierin ja nicht ahnen. Nach dem plötzlichen Gefühl der Trennung von Körper und Geist, welches sie in dieser Nacht zum ersten Mal erfahren hatte - und was absolut nicht ihr Ding war - war sie froh, wieder bei den anderen zu sein. Egal in welcher perfiden und kranken Realität sie sich auch befanden!

TriXhot setzte sich abermals ihre schwarz-orangenen Kopfhörer auf, zog noch einmal den Klettverschluß ihrer fingerlosen Kletterhandschuhe von Bodyline fest und drückte auf dem virtuellen Touchpanel ihrer Smartwatch auf die Playlist "Parcours_13". Die ersten Dubstep-Beats der von SpArcade zusammen gestellten Liste wummerten in ihren Ohren. Das Lafayette-Gebäude war durch seinen alten Baustil mit all seinen Simsen,Vorsprüngen, Erkern und Terrassen ein perfektes Ziel für einen kleinen Parcours-Ausflug. Mit dem Einbruch der Nacht und den Klängen von Old Blue Eyes und seinen beiden Alben ‚Waterfront‘ und ‚Nice´n´easy‘ ging es hinauf.

Eine Folge "TWD" später sollte es zu den derberen Tönen von ‚RaveLord D/vi/8‘ wieder runtergehen. Natürlich im Regen. Was denn auch sonst? Dies war immerhin Seattle. 

Sie hatte sich vor kurzem noch einen Sound-Mix von Starbuck besorgt. Den wollte sie sich aber für ein besonderes Gebäude und einen außergewöhnlichen Moment aufbewahren. Sie mochte seine Musik. Sehr sogar. Verdammt, was machte sie sich vor, sie konnte IHN sehr gut leiden. Sie hatte keine Ahnung, was wohl in ihrem Kopf vorgegangen wäre, wenn der hübsche und gut gelaunte Technomancer unter ihrer Obhut gestorben wäre. Es gab Tage, da wäre sie gerne einfach mal in die Clubs gegangen und hätte ihn "rein zufällig" angeredet. Aber Job und Arbeit gehörten getrennt. Das war die Regel bei Runnern. Punkt. Aus. Man musste diese Regel nicht zwangsläufig mögen, aber sie ließen Metamenschen im Zweifel einfach länger am Leben. 

Sie stand einen Moment gedankenverloren auf der Terrasse - die Bewohner waren heute auf einem Konzert, wie sie aus verlässlicher Quelle wusste - und beobachtete sich, weit außerhalb der von ihrer Smartwatch angezeigten Kamerawinkel, in der verspiegelten Glasfront des Apartments. 

Der Regen hatte die überdachte Terrasse noch nicht erreicht und ihre Haare waren lediglich durch den luftigen Ausflug zerzaust. Der schwarze, schulterlange Bob mit dem orangenen Pony würde gleich die volle, ungebändigte Macht des Regen zu spüren bekommen. Trixi musste spontan grinsen, als sie plötzlich ihr 15 jähriges Ich vor ihrem inneren Auge sah. Strohblonde Haare, die rechte Seite mit dem Undercut im radikalen Kontrast zu der schulterlangen Linken, dessen ungezähmte Strähnen ihr linkes Auge verdeckten. Diese rebellische - und mittlerweile für sie nicht mehr denkbare - "Haarpracht" war auch der Grund, wieso sie angefangen hatte Haarspangen zu tragen. Ihr Dad hatte immer gemeint, dass diese Frisur gar keine an sich gewesen war, sondern eine Mischung aus einem toten Tier und einem Waschlappen - und die sie zudem in ihren vielen, ermüdenden, zukünftigen Übungen nur stören würde. Ihr Dad hatte ihr die Wahl zwischen einer Haarspange oder Panzertape gelassen, ganz wie sie wolle. Ihre Mutter hatte ihr dann die ersten Haarspangen selber gebastelt und geschenkt. Allesamt wunderbare und einzigartige Schätze in den Augen der damals jugendlichen Beatrice. 

Sie hatte aber die ganz starke Vermutung, dass es ihr Vater Yankee nie so ganz ernst meinte mit seinen nicht enden wollenden Schimpftiraden. In seinem Geburtstagsgeschenk zu ihrem 14. Geburtstag hatte neben dem fabrikneuen Colt America L36 ein wunderschöner Haarclip in Form von zwei gekreuzten, neon-orangefarbenden Kavalleriesäbeln gelegen, die aus einiger Entfernung aufgrund der filigranen Arbeit eher wie ein "X" aussahen.

Es war ein merkwürdiges, aber auch sehr willkommenes Gefühl während ihrer Astralqueste gewesen - wie es die Magier von UC nannten - eben besagte Waffe wieder zwischen den Händen zu halten. 

Ihre erste Waffe. Vaters Geschenk an sie. 

Ein Moment, der ihre Zukunft von da an geformt hatte. 

Yankee. Dad. Sie musste unbedingt rausfinden wie es ihm nach den Ereignissen in New York jetzt ging. Verdammt, sie hoffte das Beste...

Etwas, das sie definitiv nicht vermissen würde, waren ihre Zahnspangen! 

Wie wohl Starbuck in jungen Jahren ausgesehen haben mochte? 

Bah, schon wieder ertappt. 

Sie lächelte sich selber verschmitzt in der verspiegelten Front zu.

"Musik. PLAY!"

Brachiale Beats, kristallklar in ihrer Perfektion.

Durchatmen. Eins sein.

Adrenalin, perfekt in seiner belebenden Klarheit.

Frei sein.

♣︎♣︎♣︎

❅❅❅

[Song 13: The Fray- Love Don’t Die4] Nach dem Morgenritual und einer Dusche betraten Harlequin und ich Hand in Hand die Küche. Der starke Regen der Nacht hatte aufgehört und zarte Sonnenstrahlen brachen durch die Wolken.

Shark Finn und Moxi saßen am reich gedeckten Frühstückstisch.

Moxi war sicher nur meinetwegen aufgestanden, denn 6 Uhr am Morgen war so gar nicht ihre Zeit.

Henry hatte Zimtschnecken gezaubert, die einfach herrlich dufteten. Jetzt schwebte er leise summend mit zwei Karaffen Saft zum Tisch.

Wir frühstückten, quatschten und genossen das ungezwungene Beisammensein. Gemeinsam zu frühstücken war uns aus der Zeit in Prag so vertraut, dass es sich warm und geborgen anfühlte.

Softpaw hatte hier in diesem Haus übrigens eindeutig ihr liebstes zu Hause gefunden. Als ich ihren Reisekorb holte, strich sie schnurrend um meine Beine und gleichzeitig bewegte sich der Korb wieder ganz von allein in den Schrank zurück.

Die Botschaft war klar. Ich hab dich lieb, aber ich bleibe hier bei Moxi und Shark Finn.

Etwas später kümmerte ich mich noch um eine ganz besondere Blume im Aboretum, die ich selbst aufgezogen hatte, während Moxi bereits meine Koffer packte. Auch ihr hatte Harlequin nicht gesagt, wohin es gehen würde. Das verriet er nie. Was er dann mit Liam gemeinsam hatte. Vielleicht würden sie es verraten, wenn ich danach fragen würde. Aber das tat ich nicht. Oder ich tat es inzwischen nicht mehr.

Seit über fünf Jahren war ich nun schon Shadowrunner. Inzwischen war ich als einzige von denen übrig, mit denen ich in die Schatten eingetaucht war. Darum hatte auch niemand auf den Jahrestag mit mir anstoßen können.

Clicks.

Craven.

Blackstone.

Starbuck.

Genau genommen existierte nämlich auch ‚Starbuck der Shadowrunner‘ nicht mehr. Er lebte jetzt das Leben eines Musikers und damit war er der einzige von den Vieren, der nicht eines gewaltsamen Todes gestorben war. 

Morgen jährte sich der Tag meiner ersten Verwandlung in einen Drake zum 4. Mal. Schier unglaublich, was alles so geschehen war. Und ich war immer noch bereit für mehr. 

Katze tänzelte zu mir und betrachte die Blume. 

❅❅❅

‹Ich weiß nicht, ob du nicht ein wenig viel Aufwand betreibst, um dieses fragile, vergängliche Leben zu schützen und zu pflegen, Drachenkätzchen.›

‹Ich denke nicht, Katze. Wenn ich erfolgreich bin, belohnt sie mich mit einzigartiger Schönheit.›

‹Mit einer äußerst vergänglichen Schönheit, Drachenkätzchen. Das unterscheidet sie von Dir.›

‹Danke für das Kompliment, Katze. - Doch ich bin fest davon überzeugt, dass sich die Mühe für jede Schönheit lohnt und ich gehe ja auch kein Risiko ein.›

‹Da das stimmt, mach ruhig Drachenkätzchen. Hoffentlich blüht die Blume nicht, wenn du unterwegs bist.›

‹Das wäre zwar schade, aber nur halb so wild, Katze. Ich habe für den Fall eine kleine Überwachungskamera aufgestellt, die alle Stunde ein Bild von der Blume macht.›

‹Sehr gut Drachenkätzchen, wie ich sehe, bist du gut vorbereitet, soweit man denn auf alles vorbereitet sein kann.›

❅❅❅

Ich lachte perlend und lange.

Harlequin trat zu mir und küsste mich auf den Nacken, „Worüber freust du dich, Liebste?“, fragte er.

Ich grinste, „Ich dachte gerade nur, man kann nicht auf alles vorbereitet sein. Und das ist gar nicht so schlimm, denn Überraschungen würzen das Leben.“

Ich küsste ihn auf den Mund.

Seine Lippen schmeckten nach Zimt und Kaffee.

Ich seufzte zufrieden.

Egal wohin Harlequin mich in den nächsten Tagen führen würde, es würde ein wundervolle Zeit werden.

Und wenn ich hier egal sage, dann meine ich wirklich egal.

Timestamp: 04/14/75; 09:35:12

Deine Kommentare zu Escape The Walkind Dead passen am unter The Tale Goes On, Part Two [LINK].

Fussnoten

0. Bei den Episoden handelt es sich um in Geschichten umgewandeltes Pen & Paper RPG. Durch die Umstellung von SR4A auf SR5 und zusätzlichen Regelerweiterungen, kann es in den Geschichten zu Unbeständigkeit oder Widersprüchen zu früheren Episoden kommen. So beherrscht zum Beispiel ein Charakter eine Fähigkeit nicht mehr, die er vorher konnte oder das Wirken einer Kraft hat andere Auswirkungen, als zuvor. Für den Charakter ist es aber so, als wäre es immer schon so wie nach den neuen Regeln gewesen.  

1. Die Episode wurde am 03.06.2016  erspielt. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL, können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere ohne weitere Erklärung auftauchen oder verschwinden. Manchmal ist ihr Charakter dennoch mit auf einem Run. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Der Spotlight soll auf Charakteren stehen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. Eine Beschreibung aller Charaktere findest du hier [LINK].

2. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

3. Sprawl Wilds ist eine Shadowrun® Fifth Edition Abenteuersammlung von Catalyst Game Labs. Der Run wurde an unsere Spielergruppe angepasst und kann stark verändert sein. An dieser Stelle danken die Spieler unserer Runde den Autoren von Shadowrun® für ihre Arbeit. Ohne sie wäre unser Spiel nicht möglich.

4. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht. Eine komplette Episoden Playlist findest du hier [LINK].

5. Die Personal Comment Logs BCG und die Personal Communication Logs BCG wurden vom Spieler von BCG geschrieben.

6. Lyrics aus Highway to Hell by ACDC

7. Zitat aus Romeo und Julia, Shakespeare.

8. Der Text stammt vom Spieler von Trixhot. 

9. Die Metaebene der Episode wurde von der grandiosen AMC -Serie „The Walking Dead“ inspiriert. Wir danken den Machern der Serie wurde die vielen Stunden spannender Unterhaltung.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*