Tales of Snowcat 13: Sub’prise (S3/E11)

TALES OF SNOWCAT (13)

PERIOD6: Magician

ERA6: Light Baroque

AGENDA12: Boston Lockdown

DATE1:  07/25 & 07/26/ 2076

BROADCAST6: Unter „SatHS in Danger“ wird Material als Dokumentation der Situation in Boston gedreht. Da es viel Material gibt und eine hohe Nachfrage besteht, werden die Abstände zwischen zwei Episoden immer wieder angepasst. Episode S3/E11 wird ab 09/05/2076 als Stream zu Verfügung gestellt.

PRODUCTION: Spinrad Media

APPEARANCE2 : AveRage, Doc, Eden, Fang, Fierce, Foggy, Liam, Mash, Mr. Tea, Shark Finn, Sinister, Snowcat, Tiernan;

SPECIAL APPEARANCE2;7: Alba13, Dana15, Dave, Sionn, Tango; 

SPOILER ALERT: Die Episode enthält massive Spoiler auf Boston Lockdown von Catalyst Game Labs.

WARNING: Diese Trideoserie ist für Zuschauer unter 17 Jahren nicht geeignet. Sexualität, Gewalt, Magie, Tod, Kraftausdrücke und Drogenkonsum können vorkommen. Mitglieder der Howling Shadows sind in Waffen- und Magiegebrauch ausgebildet und sind sich der tödlichen Gefahr bewusst, mit der sie es während des Drehs zu tun haben. Zuschauer werden gebeten, diese Dinge nicht nachzumachen, es sei denn, es wird in einem Nachspannclip ausdrücklich erlaubt. Ferner ist absolut davon abzuraten, sich auf eigene Faust mit den gezeigten oder ähnlichen magischen Gefahren, Geistern und/oder Crittern anzulegen.

WAS BISHER GESCHAH

Snowcat erfährt aus Matrixquellen frühzeitig von den Ereignissen in Boston. Als klar ist, dass der gesamte Sprawl wegen einer mysteriösen Krankheit, offiziell eine Version von Enzephalitis, abgeriegelt wird, beschließt Snowcat, nach Boston zu gehen, um nach Tango und Dave, zwei eingeschlossenen Freunden, zu sehen. Snowcat ruft das Team zusammen.

Alle UCler erklären sich sofort bereit, sich an der Mission zu beteiligen. Ein Teil bezieht in einem Lager außerhalb des Lockdown Stellung. Die Gruppe um Snowcat lässt sich nicht mal eine Woche nach dem Ereignis in Boston abwerfen. (Tag 1) Sie kapern Versorgungsdrohnen für ihre Reise in den abgeriegelten Sprawl. In Boston angekommen haben die Howling Shadows gleich den ersten Kontakt mit Shamblern, der wahren Bedrohung, die die Ursache für den Lockdown ist. Man kehrt schließlich bei Tango, dem Fechtlehrer von Snowcat, ein und baut dort das Basislager auf. Die Runner kommen schnell zu dem Schluss, dass es sich bei der ausgebrochenen Krankheit um eine veränderte Form von CFD handelt. Außerdem vermutet man, dass Experimente und Forschung von NeoNET sowie der Große Drache Celedyr und Cerberus für den Ausbruch verantwortlich sind. Das Team möchte unbedingt herausbekommen, was es mit all dem auf sich hat.

Innerhalb der nächsten Tage retten Snowcat und die Howling Shadows Dave (Tag 2) und den Hub-Blogger14 (Tag 4), letzteren aus der HCZ. Außerdem befestigen sie ihr Lager und bauen es aus.

Ein gewisser DJ, ein Elf und vornehmlich Detective bei Knight Errant, erfährt von diesem Einsatz in der HCZ. Er nimmt Kontakt zu Snowcat (Tag 5) auf und beauftragt sie, in die schlimmste Zone von Boston, die MCZ, zu gehen. Dort sollen die Runner neun Metamenschen rausholen. Bei dieser Mission wird den Runnern bewusst, wie viele Shambler und Rager es offenbar geben muss.

Kurz nach diesem Run meldet sich Zoh Rothberg, die Sprecherin des großen Drachen Celedyr, bei Snowcat. Sie hat gehört, dass unter dieser Nummer fähige Runner verfügbar sein sollen. Zoh beauftragt Snowcat, in das magische Labor Nummer 15 einzudringen und dort die Situation zu dokumentieren (Tag 7). Auf dem Weg zum Labor, rettet man- quasi im Vorbeigehen - Max14 und Caroline. Auch dieser Job gelingt. Allerdings bringt er gleich zwei unschöne Erkenntnisse mit sich: Die Shambler können regenerieren, und AveRage ist schon seit längerem mit CFD infiziert. Er infizierte sich bereits, als er vor Jahren in einem NeoNET-Labor in Albuquerque gefangen gehalten wurde.

Da Tangos Studio nun schon 19 Metamenschen beherbergt, beschließt man, Wohnmobile zu besorgen, um mehr Schlafplätze, WCs und Betten zur Verfügung zu haben (Tag 9). Auch diese Mission wird erfolgreich abgeschlossen, verläuft aber ohne die Führung von Snowcat, Liam oder Doc chaotisch.

Eines schönes Morgens wird Eden auf ihrem Wachposten auf dem Dach via Matrix angegriffen, weitere Commlinks spielen verrückt (Tag 17). Als man den Angreifer stellt, entpuppt er sich als Sionn, ein Elf aus dem O’Niall-Clan, der ebenfalls in Boston gestrandet ist. Sionn bleibt. Als O’Niall genießt er einen Vertrauensbonus. Es ist klar, dass er zukünftig mit auf Missionen gehen wird.

Während der nächsten Mission möchte Snowcat herausbekommen, was es mit dem Technomancer in der MCZ auf sich hat, der offenbar eine Armee aus Shamblern kontrollieren kann (Tag 19). Man findet heraus, dass er von einem anderem Stamm von CFD infiziert ist und dass es sich bei ihm um einen „Manipulator“ handelt. Vor dem Durchgang in die Zone trifft man auf die Reporterin Alba Garcia Ruiz, die man später ebenso mit in Tangos Studio nimmt wie die überraschend aus dem Haus befreite Hexe Dana Flynn, Edens Freundin aus Kindertagen. Für die sechs weiteren geretteten Metamenschen erhält Snowcat sechs Paar Schuhe, da DJ inzwischen bereit ist, für jeden aus der Zone Befreiten ein Paar Schuhe zu bezahlen und die Personen danach unterzubringen.

Um das Leben in Boston für die Gruppe angenehmer und sicherer zu gestalten, und damit man nicht immer zu Fuss unterwegs sein muss, beschließt man, zwei Limousinen zu organisieren (Tag 21). Auf dem Weg zum Zielort bemerkt AveRage, dass seine Schuhe ihm Probleme bereiten. Neue Schuhe werden in einer Mall besorgt. Währenddessen trennt Columbo sich von der Gruppe, wird von einem Shambler angegriffen und stirbt, noch bevor die anderen zu seiner Hilfe eilen können. Die Mission wird dennoch fortgesetzt. Man verbrennt Columbo auf einem Baseball-Feld und nimmt seine Asche in einer Ares-Munitionsbox mit. Der Zielort erweist sich als ehemalige Knight Errant Polizeiwache, die inzwischen von Wolverine Security betrieben wird. Im Host finden sich Informationen, dass dies nicht die ganze Wahrheit ist. Siebzehn menschliche Wachmänner halten achtzehn Personen anderer Rassen gefangen, vergewaltigen die Frauen und zeichnen das auf. Das Team ändert den ursprünglichen Plan und arbeitet an der Befreiung der Gefangenen. Am frühen Abend tauchen Mitglieder der Knights of the Red Branch auf. Spontan beschließt die kleine Gruppe Howling Shadows sofort zuzuschlagen. Während der Aktion setzt man den Anführer der Red Branch und dessen Bodyguard fest, befreit die Gefangenen und entkommt mit den Limousinen. Sieben Gefangene haben keinen Ort, an den sie gehen können, darum nimmt man sie in Tangos Studio mit.

Nach der Rückkehr ins Studio halten die Howling Shadows und ihre neuen Gäste eine irische Wake für Columbo ab. Da das Haus langsam zu voll wird, plant man einen Umzug. Alba schlägt das Gelände der Clairmont Academy, Boston Elite vor. Eine Privatschule mit Internat, auf der Alba selbst gewesen ist. Da sich das große Gelände bestens eignet, startet der Umzug nach einem Balladen-Abend. Gut zwei Wochen später werden die Einzugsarbeiten durch einen Anruf von einem aztlanischen Johnson namens Sandellero unterbrochen, der einen Auftrag für die Runner hat. Sie sollen eine Datei in einen Host in der MCZ spielen. Die Adresse entpuppt sich als Back-Up-Station einer Knight-Errant-Polizeiwache, in der Shambler lernen, sich wie Metamenschen zu benehmen. Das Team spielt die Daten - eine Namensliste von Teilnehmern verschiedener Projekte, die letztendlich alle zum Ereignis des Boston-Lockdowns führten - trotzdem auf, verändert die Liste jedoch leicht. Auf dem Weg zum Grenzzaun bemerken die Runner eine Sprachnachricht, die in den Äther geblasen wird. Erneut wird ein Team für die MCZ gesucht. Zunächst informiert Snowcat sowohl Sergeant McNamara als auch DJ über die bedrohlichen Neuigkeiten über die Shambler. Zurück in der Academy probiert Snowcat noch vor dem Debriefing die Nummer des unbekannten Auftraggebers aus. Penelope Anne Xavier wirkt freundlich und ungeübt, als sie die Runnern damit beauftragt, einige Universitätsrechner, die in der MCZ stehen, wieder anzuschalten und ans Grid anzuschließen, damit ihre sechsköpfige Projektgruppe die Daten retten kann. Erst beim anschließenden Debriefing und gleichzeitiger Auftragsbesprechung wird den Runnern dank Eden klar, dass es sich bei dieser Auftraggeberin um die berüchtigte Technomancerin Pax handelt.

Nach einem Kriegsrat zieht noch in der selben Nacht ein kleines Team los, um die Server zu sprengen, damit die weiteren Pläne von Pax nicht umgesetzt werden können (Tag 36). An einem der Server entdeckt die Gruppe wieder eine FlySpy-Drohne. Als man sich nach erfolgreicher Verdrahtung der einzelnen Parts auf den Rückweg macht, entdeckt man einen einzelnen Shambler, der immer wieder "Hallo" ruft. Snowcat, weiterhin verschleiert, sprich über ihren Geist mit dem Shambler. Als der Geist antwortet, kehrt Intelligenz in den Shambler ein. Cereus steuert den Shambler. Er hat einen Auftrag für das Team. Er braucht saubere Naniten-Flüssigkeit und die Blutprobe eines funktionierenden, mit Boston-CFD-Infizierten, um sich einen angemessenen Shambler zu erschaffen. Snowcat verspricht zu überprüfen, ob sie den Job erledigen können. Sie sagt aber nur zu, da sie nicht sicher ist, ob man den Kontakt zu Cereus irgendwann mal gebrauchen kann, und sei es auch nur, um ihn zu fangen.

Beim nächsten Team-Meeting besprechen die Howling Shadows, was die vergangenen Ereignisse bedeuten und was zu tun ist, um das Gelände der Academy sicherer zu machen. Die angestrebten Arbeiten müssen noch warten, da DJ einen neuen Auftrag für das Team hat. Die B-Station, in der die Shambler unauffälliges Verhalten ausbilden, soll ohne zivile Verluste dem Erdboden gleich gemacht werden. Bevor man wieder arbeitet, bekommt das Gelände der Academy einen neuen Namen und wird feierlich in Snow Haven umbenannt (Tag 35). Außerdem wird Fierce zu Snowcats erster Walküre ernannt. Nach einigen Vorbereitungen erledigen die O’Nialls den Job von DJ (Tag 38), wobei man Metamenschen befreit, von denen einige in Snow Haven einziehen. Am nächsten Tag nimmt man endlich Kontakt zu den Metamenschen des Community Centers auf, in dem man Wochen zuvor Dave fand. Alle 120 Personen dort dürfen mitsamt ihrem Equipment nach Snow Haven umziehen. Nachdem die meisten Umbauarbeiten an dem ehemaligen Schulgelände abgeschlossen sind, wird es Zeit, Kontakte zu knüpfen, um die Versorgung auch während eines längeren Aufenthaltes in Boston zu gewährleisten. Am Abend begibt man sich in die Innenstadt, um das Avalon aufzusuchen (Tag 45). Das Team bekommt von Smedley Pembrenton III. den Auftrag, etwas zu einem gewissen Dr. Brain in die MCZ zu bringen. Die Güter gibt es im Beaded Shamrock, einem Pub, in dem sich Mitglieder der O’Riley-Mafia-Familie treffen. Shane O’Connor hat gleich einen weiteren Job für die Howling Shadows: Sie sollen eine Gang aus einem Depot vertreiben. Da es sich laut Sionn um eine dissonante Gang handelt, nimmt man den Job sofort an. Shane bittet Snowcat, nicht mit in die MCZ zu gehen. Snowcat willigt ein, während der Runs im Pub zu warten. Als man mit beinahe allen Howling Shadows in den Pub zurückkehrt, ist Kyle O’Farell, der Consiglieri der O’Rileys und ein alter Bekannter von Snowcat, anwesend. Er hat eine Einladung zum Essen beim Don für Snowcat dabei. Früh am Morgen des nächsten Tages kehren Snowcat und alle Howling Shadows lebend nach Snow Haven zurück. Alba geht in dieser Nacht auf ihren ersten richtigen Run und muss das Erlebte im Anschluss verarbeiten. Zudem hat Snow Haven nun vier weitere Bewohnerinnen, Studenten, die man aus dem Simmons College aufgenommen hat. 

Anmerkungen

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Episode wurde am 11.05.18 erspielt. Neben mir und dem GM, war die Spielerin von Alba anwesend. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL, können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere ohne weitere Erklärung auftauchen oder verschwinden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logistische Entscheidung sein. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Der Spotlight soll auf Charakteren stehen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere und Marks findest du hier [LINK].

Eine Übersicht von Cast und Crew von SatHS findest Du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem kompletten SatHS Soundtrack findest du hier [LINK]. Eine YouTube Playlist zur aktuellen Season findest du hier [LINK].

4.Die Truppe mit der Captain America (Marvel) im zweiten Weltkrieg gegen Hydra ins Feld zieht, heißt „Captain America and the Howling Commandos". Daran angelehnt, entstammt die Titelidee eigentlich. Abgesehen davon, ist „Howling Shadows“ der Titel des aktuellen Shadowrun® -Critter Quellenbuchs von Catalyst. Wir fanden die Doppeldeutigkeit gerade bei der Zusammensetzung des Teams passend. 

5. Eine Übersicht des Steampunk- Journals findest Du hier [LINK].

6. In den ‚Tales of Snowcat’ erzählt Snowcat einem imaginären, nicht näher definierten Zuhörer die Ereignisse aus ihrer ganz persönlichen Sicht. ‚Period' beschreibt dabei den Lebensabschnitt auf dem sich Snowcat befindet. ‚Era' beschreibt das Farbthema, unter das Snowcat in dieser Zeit den Inhalt ihres Kleiderschranks gestellt hat. ‚Broadcast‘ fasst zusammen, was von dem per Drohne gedrehten Material dem Trideo-Zuschauer der Serie Snowcat and the Howling Shadows zur Verfügung gestellt wird und wann es gestreamt wird.

7. Einige der Namen, die in der Geschichte auftauchen, sind auch in der offiziellen Shadowrun-Welt ein Begriff. Ähnlichkeiten sind beabsichtig. Allerdings kann das hier dargestellte Bild auch deutlich von dem Bild im SR-Kanon abweichen, da es unserer Spielwelt angepasst wurde.

8. KE, kurz für Knight Errant, ein Sicherheitskonzern und Tochter von Ares Marcotechnologies.

9. Teilweise stehen Dialoge in diesen « » Textzeichen. Die gesprochenen Worte werden dann vornehmlich via Teamnetzwerk oder Commlink verbreitet und sind für Wesen, die keine Mitglieder im Teamnetzwerk sind, nicht oder nur schwer zu hören. Ferner stehen in < > schriftliche Nachrichten und in ‹ › stehen Dialoge via Geistesverbindung, wie zum Beispiel die mit einem Geist unter Kontrolle, Gespräche via Mindnet oder Dragonspeech. Wird zusätzlich eine andere Schriftart verwendet, handelt es sich um unausgesprochene Gedanken.

10. „AveRage“ hat seine Drohnen-Kamera-Einheiten, die je aus drei CU^3 bestehen, nach berühmten Kameramännern benannt.

11. Snowcat sieht die Geister, die einen Element zugeordnet sind als klassische Elementarwesen:  Luftgeister sind Sylphen, Erdgeister Gnome (früher Brownies), Feuergeister Salamander und Wassergeister sind Undinen. Jeder Geist, den sie beschwört, hat für sie zudem einen eigenen Namen. Guidance Spirits sieht Snowcat als weise Paten, die sie mit Godfather und Godmother betitelt. Guardian Spirits sind für sie Warden, also Krieger verschiedenen metamenschlichen Rassen. Die Warden tragen als Hommage an meine Lieblingsbuchsreihe den ‚Dresden Files‘ von Jim Butcher, die Namen von den Warden des White Council. Spirits of Man sind für sie Leprechauns (Kobolde) und Task Spirits sind Brownies. Beast Spirits bekommen den Titel Master und Plant Spirits den Titel Mother (z.B. Master Wolf oder Mother Oak). 

12. Schlagwort(e), Überschrift(en) unter dem die Episode steht.

13. Alba wird von der Spielerin T. geführt. Sie ist neu in der Gruppe und ein RPG-Frischling.

14. NPC, der in Boston gerettet wurde und für den Verlauf der Geschichte keine namenhafte Rolle spielt. Max und Caroline sind eine Hommage an die Serie: Two Broke Girls.

15. Nach dem Tod von Columbo übernimmt Spieler I. die Charakterführung von Dana, die ursprünglich als NPC gedacht war.

POSTED BY SNOWCAT

[Song 1: Bishop Briggs - River3] Bevor wir Zeit für unseren wohlverdienten Schlaf bekamen, mussten wir uns noch zum Debriefing in Snowcat Manor treffen. Normalerweise war ich nicht so streng, was eine sofortige Nachbesprechung anging, aber wir hatten getrennt und gleichzeitig an zwei Aufgaben gearbeitet. An drei, wenn man mein Meeting mit Don O’Riley mitrechnete. Da war es gut, wenn wir uns gegenseitig auf dem Laufenden hielten. 

Der Hauptgrund für das Meeting war jedoch zugegeben meine Neugier. Also hatte ich jedem Howling Shadow die Teilnahme an dem Treffen freigestellt, solange wenigstens jeweils einer aus jedem Team anwesend wäre. 

Ich lud zum Debriefing in die Bibliothek von Snowcat Manor, die mit bequemen Lesesesseln ausgestattet war. Die einzige Couch dort hatte Tiernan inzwischen ‚höher gelegt‘, sodass sie sich als Sessel für Shark Finn eignete. Nur, weil es Debriefing hieß, musste es noch lange nicht militärisch zugehen.

Letztendlich bestand die Runde dann aus den O’Nialls, mich eingeschlossen, und Doc. 

Tiernan servierte Tee und ließ sich dann auch auf einen der Sessel fallen. 

Ich zog die Highheels aus, nahm die Beine hoch, griff mir meine Teetasse und sah über ihren Rand hinweg Liam lächelnd an. „Und, erzähl, Liam! Wie war’s?“

„Ach, ich fang an?“ Liam grinste kurz. „Na, weil du es bist, weise Anführerin. Erstmal war MacNamara erleichtert, dass du gar nicht dabei warst. Da hat er gleich noch mal lieber ein wachsames Auge auf unsere Limousine geworfen. Die Rucksäcke mit der Lieferung waren nicht optimale Qualität, aber es hat gereicht, um das Zeug bis zur Zieladresse zu tragen. Dana hat uns verschleiern lassen, also konnten wir den Shamblern und Ghoulen mal wieder ausweichen. Dr. Brain …“, Liam lachte kurz spitzbübisch, „ … ja, der heißt wirklich so, arbeitet im elektromagnetischen Labor am MIT&T. Der hat sich da mit ein paar seiner Studenten, ich denke mal es sind so um die 20, verschanzt. Die nennen ihn alle MoM, kurz für Master of Magnetics. Da in der Umgebung sind übrigens keine keine Shambler. Nicht mal ein einziger.“

Ich hob interessiert eine meiner zarten, wohlgeschwungenen Augenbrauen.

„Und das liegt daran!“ Liam zog einen rechteckigen Kasten von der Größe einer Brotbox aus seiner Tasche hervor und stellte ihn auf den Beistelltisch. „Das ist ein Crazy-Repeller!“ Liam schaltete das Gerät ein, und es begann zu summen. Sonst merkte ich nichts.

Sionn legte den Kopf leicht schief und erklärte dann: „Wow, das brummt in meinem Hirn. Es stört ein bisschen, aber es ist erträglich.“ 

Liam nickte. „Ich merke das auch. Was für uns eine kleine Störung ist, können Shambler gar nicht ab. Rager auch nicht. Darum gab es dort auch beides nicht.“

Ich betrachtete den Crazy-Repeller für einen Moment. „Und zum Dank für die Lieferung duftet ihr einen mitnehmen? Der macht sich in unserer Quarantänezone ganz hervorragend. Wenn er denn so weit reicht.“

„Das tut er. Dr. Brain arbeitet aktuell auch an einer tragbaren Version, die man unterwegs einsetzen kann. Wegen seiner Forschung will er da auch gar nicht weg. Im Moment wirken die Repeller nur, wenn sie an einem Ort eine Weile angeschaltet sind. Wir haben unser Exemplar tatsächlich als Dank bekommen, aber nicht für die Lieferung von Smedley, sondern weil wir bereit waren, einem Kollegen von Dr. Brain auch so ein Teil und etwas von den Nahrungsmitteln zu bringen, die wir geliefert haben.“

„Sehr gut!“, lobte ich.  

Liam beugte sich vor und sah mich eindringlich an. „Jetzt wird es richtig verrückt. Sein Kollege heißt nämlich Dr. Volt und ist … na, errätst du es? … Genau, ein Gehirnspezialist.“

Shark Finn freute sich sichtlich. „Wir haben Dr. Volt so ganz nebenbei gerettet. Denn er hatte in seinem Labor ein Problem mit vier Shamblern und einem Rager, die ihn erst kurz zuvor überrascht hatten und die er behelfsmäßig eingesperrt hatte. Lange hätte seine Improvisation aber nicht mehr gehalten.“

Liam nickte. „Stimmt, wir haben die weggelockt und rausgebracht, ganz wie du es bevorzugst, Snowcat!“ 

Liams Blick dazu sprach Bände. ‚Siehst du, du musst nicht immer mitkommen!‘, hieß es da. Shark Finn nickte zustimmend. Die beiden waren einfach süß! Liam fuhr fort: „Durch den Crazy-Repeller sollte Dr. Volt in der Zukunft keinen Stress mehr mit Shambler-Besuch bekommen. Dr. Volt hat zwei Gefangene, die auch Shambler sind. An denen forscht er. Er sucht nach einem Heilmittel. Einer der beiden Shambler ist nämlich seine ehemalige Assistentin, die auch noch seine Tochter ist.“

„Oh, wie traurig!“, bemerkte ich. 

„Na, wenn einer 'ne bessere Chance hat, geheilt zu werden, dann sie. Dr. Volt hat übrigens Gerüchte über die Existenz von Umprogrammierungs-Naniten für CFD gehört. Die allerdings nur bei Virtuakinetics wirken sollen“, fügte Liam hinzu.

Ich horchte auf. Virtuakinetics war die offizielle Bezeichnung für Technomancer. „Das wäre ja genau etwas, was wir brauchen können!“, stellte ich fest. „Ich nehme mal an, beide Gruppen wollen die MCZ nicht verlassen?“

Shark Finn nickte. „Du sagst es, Sis’. Dr. Volt sowieso nicht, niemand würde ihm erlauben, seine Tochter bei sich zu behalten. Dr. Brain und Dr. Volt wollen unbedingt weiter forschen.“

Ich überlegte einen Moment. Dann entschied ich: „Wahrscheinlich ist deren Forschung für alle wichtig. Ich denke, wir sollten beide Doktoren unterstützen, indem wir regelmäßig für Nachschub an Lebensmitteln sorgen und ihnen bringen, was sie sonst noch brauchen. Notfalls auch auf eigene Kosten.“

„Find ich gut!“, meinte Liam nun.

„Das war sehr, sehr gute Arbeit!“, lobte ich.

Liam winkte grinsend ab. „Ach was. Ich fand’s ziemlich langweilig. Es gab nichts zu sprengen!“

Ich lachte perlend. „Langweilig vielleicht, aber extrem erfolgreich. - Wie sah es bei euch aus, Sionn?“

„Wir haben auch nix gesprengt!“ Dann überlegte er kurz, grinste entschuldigend und sagte: „Naja, stimmt nicht, wir haben am Ende einen dissonanten Host in die Luft gejagt.“

Liam sah skeptisch drein. „Wer genau hat gesprengt? Du?“

Sionn schüttelte den Kopf. „Nee, nicht ich. Ich habe eigentlich nur die ganze Zeit auf dem Dach gelegen und mich um die Matrix gekümmert. Eden hat gesprengt.“

Liam war nicht zufrieden. „Hast du gescheckt, ob er offline ist?“

„Na klar. Ich bin ja nicht völlig blöde. Wir haben sogar über 'ne Stunde gewartet, um zu überprüfen, ob sich auf dem Gelände nicht doch noch was tut! Ich wollte ja nicht zur Mafia gehen und sagen, die sind weg, wenn ich nicht sicher bin. Nicht, dass da noch welche aus ihren Löchern kriechen und alles wieder aufbauen.“

Nun sah Liam zufriedener aus. Bevor er noch etwas sagen konnte, hob ich die Hand und sah zu Sionn. „Auch, wenn du einen Teil des Endes schon gespoilert hast, vielleicht erzählst du doch mal von Anfang an, wie es gewesen ist!“

„Ja, klar, mach ich, Prinzessin! Tiernan hat uns verschleiern lassen. Wir haben per Microtransceiver kommuniziert und uns …“, Sionn warf eine Karte des Depots ins Teamnetzwerk, „ … hier von den Dächern auf die Autobahn abgeseilt. Eden meinte, wir sollen das Depot erstmal 'ne halbe Stunde beobachten, was wir auch getan haben.“

Fierce wurde rot. 

Sionn lachte. „Fierce ist wieder mal eingeschlafen“, erklärte der Elf.

Die Orkin rechtfertigte sich kleinlaut: „Na, weil’s immer so langweilig ist, was zu beobachten. Ihr habt alle aufgepasst und gesagt ihr macht das schon.“

Sionn grinste breit. „Passt schon, Fierce. - Jedenfalls hatten die DragonFlys und übernommene Shambler als Patrouille. Nachdem wir die Routen der Wächter kannten, sind wir per Seil rüber auf eines der flachen Dächer von so 'nem Lagerhaus.“

„Sionn ist einfach rüber gesprungen. Er hat ein Seil mitgenommen und wir konnten uns dann abseilen“, warf Fierce ein.

„War ja nur ein Hüpfer!“, stellte Sionn fest. Dann fuhr er fort: „Überall war da dieses gruselige D. Sowohl gesprayt, als auch als TAG. Auf den TAGs formte sich das D aus irgendwie düsteren Blitzen. Sie haben alles mit ihrem Symbol beschmutzt. Auf dem Dach waren wir dicht genug dran, um nach Icons zu suchen. Wir bekamen Living Personas und diverse Drohnen auf den Schirm. Wir sind rüber auf das Zielhaus, in dem die ganzen Personas saßen. Da haben wir uns getrennt. AveRage und ich sind auf dem Dach geblieben, um das System von der Matrix aus anzugreifen. Alba blieb bei uns, um uns den fleischlichen Hintern zu decken. Tiernan, Eden, Fierce und Fang sind durch 'ne Dachluke rein, um die Meatbodys fertig zu machen.“ Sionn strich sich übers Kinn. „Matrixtechnisch war es da unheimlich. Da gab es einen negativen Raum, der uns irgendwie angezogen hat. Das hat sich dann später als der dissonante Host entpuppt, ziemlich üble Sache! Aber nun ist es ja weg. Nach und nach haben wir alle Technomancer fertig gemacht. Auffällig war einer, der als Icon einen weißen Hasen hatte. Der ist mir beim ersten Mal entkommen. Ich glaube, ich konnte ihm später heftig den Hintern versohlen, bin mir aber nicht sicher, ob ich ihn wirklich gegrillt habe. Living Personas waren ganz am Ende jedenfalls keine mehr zu sehen. Einige Dissonante haben versucht zu fliehen. Die haben wir uns dann vom Dach aus im Real-Life vorgenommen. Da hat Alba dann auch zum ersten Mal geschossen. Gefährlich wurde es noch mal, als eine Drohne übers Dach kam und AveRage ins Visier genommen hat. Ich bin dann sofort wieder voll VR gegangen und konnte das Biest crashen.“ Sionn überlegte kurz. „In die letzte fliehende Gruppe hab ich dann noch eine Lightning-Ball-Kugel gejagt. Die sind mit Sicherheit nicht mehr aufgestanden. Wie es drinnen aussah, muss Fierce sagen!“

Die Orkin spielte mit einem ihrer roten Zöpfe. Sie dachte einen Moment lang nach und meinte dann: „Also, die meisten haben wir mit scharfen Waffen gekillt. Tiernan hat da auch noch was da gelassen, damit die uns nicht in den Rücken fallen. Einer von den bösen Bübchen hat um Gnade gefleht, den hab ich dann nur noch mit dem Schockhandschuh eins übergezogen. Aber ich denke, die anderen sind alle tot. Eden hat die Sprengladungen gelegt. Beim Absichern sind Fang und ich dann noch auf ein paar Shambler gestoßen. Die haben wir dann aber auch platt gemacht. Die haben nicht mal mehr regeneriert, als wir raus sind. Die Explosion des Hosts dürfte ihnen den Rest gegeben haben.“ 

„Auch das war wirklich sehr gute Arbeit!“, lobte ich.

Liam sah mich eindringlich an. 

Ich lächelte, sagte aber nichts. 

Liam rang sich durch und fragte: „Erzähl du auch! Wie war es bei euch?“

Ich blickte kurz zu Doc. „Wir hatten einen relativ unkomplizierten, leckeren Abend. Don O’Riley ist ein attraktiver Mann. Seine Frau hat Charme. Beiden hat man nicht angemerkt, dass sie ganz oben an der Spitze eine Mafia-Familie stehen. Das Essen war sehr gut. Die Mafia hat eine komplette Vorstadtsiedlung für sich abgeriegelt. Die hochrangigen haben dort wahrscheinlich schon vorher gewohnt, denn ich bin ziemlich sicher, dass wir in der Villa des Dons gewesen sind.“

„Davon gehe ich aus!“, bestätigte Doc.

„Zudem haben sie jetzt wohl einen Großteil ihrer Soldaten dazugeholt, die sie in den diversen Häusern untergebracht haben. Da lag Spielzeug in den Vorgärten. Mrs. O’Riley wirkte entspannt und erzählte davon, dass sie den Schulbetrieb für die Kinder ganz normal aufrecht erhalten würden“, erzählte ich weiter.

„Und was wollte er nun von dir?“, fragte Liam nach.

Ich grinste kurz. „Nichts, seine Frau war ja da!“ Dann zwinkerte ich Liam zu. „Er hat mir angeboten, bei ihnen zu wohnen. Ich könnte sogar ein Haus für mich haben. Er fragte ganz anständig, höflich und auf meine Sicherheit bedacht. Er wusste, das mir so was gefallen würde. Aber natürlich ahnt er, was ich kann - und natürlich hat er darauf spekuliert, dass ich all meine fähigen Howling Shadows mitbringe. Ich habe ihm für das Angebot gedankt und abgelehnt. Wir haben Comm-IDs  ausgetauscht und versprochen, in Kontakt zu bleiben.“

„Und zwar ganz charmant!“, fügte Doc böse lächelnd hinzu.

Liam schwieg einen Moment und nickte dann. „Gut!“, meinte er nur.

Ich gähnte. Das nahm ich zum Anlass, das Debriefing aufzulösen.

Liam sah nun Shark Finn auffordernd an.

Der Fomori schrumpfte um einige Zentimeter, hielt dem Blick aber stand. Shark Finn schien nicht zu wissen, was Liam von ihm wollte.

Es dauerte einen Moment, dann fragte Liam: „Sag mal, was war das da denn heute morgen? Gehst du jetzt mit Alba?“

Finn wurde rot.

Fierce verschluckte sich.

Sionn lachte. 

„Äh, nein!“, antwortete Shark Finn.

Sionn sprang seinem großen Cousin zur Seite. „War doch nur eine Wette. Ein Spiel sozusagen. Finn war erstmal nett und hat Albas Chancen ausgeglichen. - Aber selbst, wenn da was wäre, Alba ist schon in Ordnung, Liam, lass Finn mal!“

Fierce machte große Augen. Sie hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass jemand dem allmächtigen Oheim Anweisungen gab oder ihm widersprach.

„Lass ich ja!“, betonte Liam, doch eine Spur Skepsis schwang in seiner Aussage mit. 

Auch wer Liams Jungs das Herz brach, konnte Probleme bekommen. 

❄️❄️

[Song 2: Fiddlers Green - Live Full of Pain3] Ich hatte den Beginn der Party auf 18.00 Uhr angesetzt. Obwohl ich gerne als eine der letzten auf Partys erschien, machte ich eine Ausnahme. Ich sah Tiernan einfach zu gerne bei seinen Vorbereitungen zu. Wenn er hinter der Bar stand und eigens für mich und genau diesen Abend einen Cocktail kreierte, erlebte ich einen Augenblick wahrer Kunstfertigkeit. Den genoss ich gern für mich allein.

Die gemütliche Bar-Lounge von Snowcat Manor füllte sich zügig. 

Alba erschien als eine der letzten auf der Bildfläche. 

Liam sah sie, hielt für den Bruchteil einer Sekunde inne, zog dann eiskalt grinsend seine Waffe und schoss - an Alba vorbei - auf Fang.

Die Gelkugel traf den völlig überraschten Fang mitten auf der Brust. Fang wurde ein Stück zurückgeworfen und landete auf seinem Hintern.

Alba kreischte: „Bist du verrückt? Was soll das?“ Sie rannte zu Fang.

Sionn begann zu lachen.

Liams Ton war ernst. „Du bist unbewaffnet, Alba! Fang ist dein Mentor! Er hätte dir sagen müssen, dass du nach deinem ersten Run zu uns gehörst und nun für dich unsere Regeln gelten.“ 

Fang japste nach Luft. „Sorry! Mein Fehler!“ Er rappelte sich auf und erklärte: „Trotz aller Schutzmaßnahmen sind wir hier in einer unsicheren Situation. Darum müssen wir vorbereitet sein. Die einzigen, die keine Waffen brauchen, sind die, die zaubern können“, führte er etwas atemlos aus.

Alba nickte und half Fang auf, dann ging sie mit unterdrückter Wut zu Tiernan an die Bar. Die junge Frau ließ sich einen Whiskey geben, kippte das gute Zeug runter und verließ dann energischen Schrittes den Raum.

Ich schmunzelte. Er war aber auch wirklich nicht einfach, mit Liams Erziehungsmethoden klarzukommen. 

❄️

Es dauerte nicht lange, dann kam Alba zurück in die Lounge. Sie trug ihre Pistole ordentlich im Holster. Außerdem hatte sie ein Hello-Kitty-Pflaster dabei, welches sie Fang aufs T-Shirt klebte.

Dann zog die Frau sich einen der kleinen, gemütlichen Sessel zurecht und setzte sich zu Mash an den Tisch. „Hat das einen Grund, dass Tiernan deine Cocktails immer nur aus einer bestimmten Flasche mixt?“, fragte sie.

Ich unterhielt mich gerade mit Sionn, darum hob ich nur innerlich interessiert eine Augenbraue. Alba war eine ziemlich gute Beobachterin. Gut so, denn scharfe Sinne sind auch und besonders für Shadowrunner von Vorteil.

Mash sah Alba einen Moment lang an, ohne gleich zu antworten, so wie es nun mal seine Art war.

Alba strich ihr hüftlanges, rotes Haar nach hinten und lächelte intuitiv. Sie besaß ein schönes, ansteckendes Lächeln und Lachen. Sie zeigte beides oft, obwohl ein dunkler emotionaler Schatten auf ihrer Aura lag. „Was hast du gemacht, um das zu verdienen?“, hakte sie fröhlich nach. 

„Ich halte eine bestimmte Diät ein“, erklärte Mash. 

Alba lehnte sich ein Stück weit zurück und betrachte Mash langsam. „Na, das scheint ja zu funktionieren.“ Gefallen schwang in der Stimme der Menschin mit. 

Mash war ja auch ohne Frage ein optischer Leckerbissen, den selbst ich gerne ansah. 

„Dann probiere ich die Diät auch mal!“, erklärte Alba lachend.

„Die Diät nützt nur, wenn man einen ganz bestimmten Gen-Defekt hat“, erklärte Mash mit einem leicht grollenden Unterton in der Stimme. 

Albas Interesse an Mash verstärkte sich. Offenbar wurde sie von Gefahr mehr angezogen als abgestoßen. Mash hatte das nicht unbedingt vorausgesehen. Die Luft um die beiden herum begann sich mit Energie zu füllen.

Und zerplatzte gleich darauf, als Fierce sich schwungvoll auf die Couch neben Mash fallen ließ. Beinahe hätte sie etwas von ihrem Bier verschüttet. „So einen voll fiesen genetischen Gendefekt!“, bestätigte die Orkin. „Einer, der nicht mehr weg geht, sonst hätte Mash das sicher schon ändern lassen oder selbst geändert. Denn unser Arzt ist ein richtiger Arzt und kennt sich sogar mit Medizin aus!“ Fierce lachte.

„Ach, du bist ausgebildeter Arzt?“, wollte Alba nun wissen.

Mash nickte. „Mit Studium und Abschluss!“

Fierce saß ziemlich dicht neben Mash, beugte sich nun verschwörerisch grinsend vor und raunte Alba zu: „Du kannst jederzeit mit einem medizinischen Problem zu ihm kommen!“ Fierce ließ sich wieder zurückfallen. „Er steht sowieso darauf, jeden von uns regelmäßig zu untersuchen. Und das mit jederzeit ist wörtlich zu verstehen. Stimmt’s?“ 

Mash nickte und sah Alba an. „Ja. Jederzeit, auch nachts. Ich mache sogar Hausbesuche.“

Fierce griente. „Uii, jetzt wird’s etwas schlüpfrig hier.“

Alba lächelte verführerisch. „Dann komme ich bald mal zu einer Untersuchung vorbei. Bist du denn ein guter Arzt?“

Mash sah Alba über den Tisch hinweg tief in die Augen. „Es hat sich noch niemand beschwert!“, erwiderte er ruhig.  

„Er ist sogar ein sehr guter Arzt!“, erklärte Fierce stolz, „Nur Dinge wie nicht heilbare Gendefekte heilt auch er nicht!“ Bedauern schwang in ihrer Stimme mit. Fierce liebte es, zu essen und zu trinken. Die Vorstellung, nur noch Blut trinken zu können, machte sie traurig. Dann grinste sie und nahm einen kräftigen Zug aus ihrem Bierkrug. Anschließend fuhr sie mit ihrer Zunge zwischen ihren Hauern entlang, um den Bierschaum genüsslich abzuschlecken. Sie machte das völlig ohne dass ein Tropfen daneben ging. Nicht alle Orks konnten das so geschickt. Obwohl einige sicher nur so rumsauten, um sich einen Spaß daraus zu machen, dem Klischee zu entsprechen. Fierce rief in Richtung Bar: „Tiernan, das Bier ist wieder so großartig geworden. Besser als jedes Hurlg.“

„Freut mich!“, erwiderte Tiernan. „Sag mal, Alba, hast du die Waffe, die du trägst, schon beim Waffenmeister Liam vorgestellt?“ 

Alba lachte. „Bisher noch nicht. Das mache ich noch … nach meinem Arzttermin!“

❄️

Auch, wenn wir nur eine Gruppe von knapp 20 Metamenschen waren - wir hatten zur Party nur die Howling Shadows, Alba, Tango, Dana und Dave geladen - verstanden wir es, ausgelassen zu feiern. Wir hatten ja auch jeden Grund dazu, immerhin waren wir am Leben.

Tango zeigte seine Kunstfertigkeit und jonglierte mit Messern. Er nahm immer wieder neue dazu. Am Ende wirbelte er über ein Dutzend Messer durch die Luft. 

Sionn war davon völlig begeistert. Besonders faszinierte ihn der voll bewegliche Echsenschwanz, den Tango beinahe wie eine Hand nutzen konnte. Der Elf dachte sogar darüber nach, sich solch einen Echsenschwanz als Cyberware anbauen zu lassen, entschied sich aber doch schnell dagegen. Weder Eden noch Sinister oder Alba wirkten, als wenn sie Gefallen an einem Sionn mit Echsenschwanz haben würden. 

Tiernan jonglierte ebenfalls. Im Unterschied zu Tango nutzte er Gläser und Flaschen verschiedenen Inhalts - und kreierte im Werfen spektakuläre Cocktails.

Tiernan, Sionn und ich musizierten immer wieder. Nachdem wir einmal mit rockig vorgetragener, irischer Folklore begonnen hatten, blieben wir dabei. Meine Stimmung wurde mit jedem Song fröhlicher, und das lag nicht nur daran, dass ich zwischen den Songs Whisky, Bier und Cocktails trank. Es war einfach großartig, zwischen zwei so gutaussehenden Männern zu sitzen und zu spielen.

❄️

Im Verlauf des Abend steigerte sich die Stimmung. Es wurde geklatscht, gestampft und sogar getanzt, wenn wir spielten. 

[Song 3: 2Cellos- They Don’t Care About Us3] Als die letzten Takte von ‚A Life Full Of Pain‘ vorbei waren, war die Stimmung auf ihrem Höhepunkt.

Plötzlich erklang frenetischer Applaus von links, nahe der Tür. 

„Bravo!“, rief jemand.

Ich brauchte den Bruchteil einer Sekunde, bis mir klar wurde, dass das eine mir unbekannte Stimme war.

Es wurde aufgesprungen.

Waffen wurden gezogen.

Ich wusste, dass meine Leute vorbereitet waren. Abgesehen davon waren meine Zauberspeicher gefüllt. Geister standen bereit.

So setzte ich ein Lächeln auf - hey, immerhin wurde geklatscht - und blickte entspannt Richtung Tür.

Im Rahmen stand ein etwa 1,60 m großer, menschlicher Mann in weißem Rüschenhemd, dunkelroter Weste, die sich perfekt über dem Bäuchlein schloss, und schwarzen Beinkleidern, die in blank geputzten, ebenfalls schwarzen Stiefeln stecken. Ein gelbgoldenes, ordentlich gebundenes Tuch zierte den Hals des Mannes. Sein Haar war weiß und zu einem Pferdeschwanz gebunden, der von einem schwarzen Taftband gehalten wurde. Seine Haut hatte einen rötlichen Touch. Sowohl Gesichtsausdruck als auch Körperhaltung spiegelten Begeisterung wieder. 

Ich erhob mich kurz, deutete einen Knicks an und meinte: „Vielen Dank! Ich habe Euch gar nicht eintreten hören.“

Ein Teil meines Teams ließ die Waffen sinken. Sie kannten mich gut genug, um zu wissen, dass ich keinen Angriff erwartete. Entwarnung hatte ich allerdings auch noch nicht gegeben, darum steckten sie die Waffen noch nicht weg. 

Aus den Augenwinkeln konnte ich bemerken, dass Alba Fragen auf den Lippen brannten und Ideen in ihrem hübschen Kopf herumwirbelten. Aber sie behielt die Nerven und blieb still. 

Es dauerte einen Moment, dann registrierte der Mann, dass ich mit ihm gesprochen hatte. „Könnt ihr mich sehen? Und hören?“, fragte er verdutzt.  

Ich nickte. „Ja, das können wir.“

„Sie alle können das?“, fragte er nach und blickte in die Runde.

Ich nutzte die Gelegenheit, um astral wahrzunehmen. 

Wie erwartet, handelte es sich bei dem Mann um einen Geist. Und zwar nicht nur um irgendeine simple Art von Geist, sondern um eine ganz ungewöhnliche Art. Nicht nur, dass er trotz meines Hüters und ohne diesen zu zerstören hier hatte auftauchen können, nein, eine solche Art von Geist hatte ich noch nie zuvor gesehen. Er war an kein lebendes Wesen gebunden, war also nicht beschworen worden. Seine Signatur entsprach jedoch auch nicht der, die für einen Freien Geist charakteristisch war. Am meisten ähnelte er einem Erdgeist. Obwohl das auch wieder nicht stimmte. Er war irgendwie mit dem Haus hier verbunden, was dann zumindest erklärte, warum er hier hatte einfach auftauchen können. 

Das Strahlen des Geistes hatte sich jedenfalls noch erweitert. „Das ist ja fantastisch! Mich konnte noch nie oder zumindest lange niemand mehr sehen. Ich darf näher treten, sagtet Ihr?“

Ich nickte. „Aber ja, bitte doch!“ Nebenbei tippte ich ins Commlink. <Das ist ein Geist, wirkt erstmal harmlos, näheres später!> „Dürfen wir Euch irgendetwas anbieten?“

Er trat heran. „Oh, das wäre ja entzückend. Ihr habt meine Aufmerksamkeit mit eurem inspirierenden Spiel erregt. Zugegeben, eine außergewöhnliche Art von Kammermusik, aber sehr erheiternd. Ich bin euch so dankbar, dass ihr wieder Leben in dieses Haus gebracht habt. Wenn ich jetzt noch einen dieser Cocktails bekommen könnte, die euer Inn-Keeper kreiert, wäre das wirklich wundervoll. Doch zunächst …“, der Geist trat weiter an mich heran. „ … Verzeihung, ich war geblendet von Eurer Schönheit und habe meine Manieren vergessen. Lady Snowcat, Euer Name ist mir wohlbekannt. Wenn ich mich vorstellen darf: Squire Asher Benjamin Clay, zu Euren Diensten!“

Bei einem Teil des Namens klingelte es bei mir. Asher Benjamin war ein berühmter Architekt, der mit seinen sieben Büchern maßgeblich die gesamte Baukunst Neuenglands geprägt hatte, aus Boston stammte und - wenn mich nicht alles täuschte - auch die Gebäude der Academy, jetzt Snow Haven, geprägt hatte. Inwieweit dieser Geist hier etwas mit jenem Asher zu tun hatte, musste ich noch herausbekommen. Erst einmal freute ich mich, dass Squire Asher meinen Namen bereits kannte.

Alba raunte Fang zu: „Kann es sein, dass die den Geist mit der Musik gerufen haben?“ 

Fang flüsterte zurück: „Weiß nicht genau, aber glaub nicht, die machen öfter gute Musik und sowas ist noch nie passiert. Ich glaub, der Geist steht einfach auf Kunst.“

Der Squire verbeugte sich formvollendet, deutete einen Handkuss an und machte mir ein Kompliment zu meinem Kleid. [BILD] Dass es für seine Verhältnisse eigentlich gar kein Kleid, sondern nur ein Shirt war, jedenfalls, wenn man Ashers Alter nach dessen Kleidung bemaß, deutete darauf hin, dass Asher nicht völlig in der Vergangenheit feststeckte. Er erkannte die Nähkunst und die Feinheit des Stoffes an. Asher sah sich kurz um, eilte zu einem Stuhl und schob ihn mir ran, um sich dann selbst einen Stuhl zu nehmen. Als Ashers Blick auf Alba traf, meinte er freundlich: „Du warst schon einmal hier, junge Dame!“

Albas Augen weiteten sich vor Überraschung. 

„Ich kenne alle Schüler, auch die ehemaligen“, erklärte der Squire sogleich.

„Stimmt, war ich. Das hast du dir, ich meine, das habt Ihr Euch gut gemerkt.“

Asher neigte den Kopf zum Dank für das Lob. 

Tiernan brachte Cocktails. Der Geist war entzückt. 

Nach und nach setzten sich alle Howling Shadows. Die ungewöhnliche Situation entspannte sich völlig. Shark Finn hielt sich dennoch in meiner Nähe auf. 

Asher bewunderte meinen Black-Tooth-Dagger, den ich in einem spezielle Holster um den Oberschenkel trug. Ich ließ ihn den Dolch sogar anfassen, auch wenn das bei Shark Finn kurz Anspannung auslöste. Im Verlauf eines Gespräches erfuhr ich, dass der Squire seinen Namen tatsächlich zu Ehren des Architekten angenommen hatte. Er lebte - wenn man denn bei einem Geist von Leben sprechen wollte - schon seit Entstehen des Haupthauses hier. Die Entwicklung in den letzten Wochen hatte ihm gar nicht gefallen, jedenfalls bis zu unserem Auftauchen. Er hatte die Shambler bemerkt und konnte sie gar nicht leiden, da diese so überhaupt keinen Sinn für Schönheit hatten und keinerlei positive Emotionen empfanden. Mir kam eine Idee. Wenn Asher schon hier lebte, sich normalerweise nur nicht zeigte, dann konnte er doch einen Teil des astralen Schutzes übernehmen und uns mitteilen, wenn ein Shambler auf dem Gelände eingedrungen war. Ich machte ihm das Angebot.

Er überlegte nur einen Moment, dann meinte er: „Ich würde gerne aufpassen und euch die Freudlosen melden. Was haltet Ihr davon, wenn Ihr, Snowcat, dafür innerhalb der nächsten vier Wochen ein Kunstwerk erschafft, welches hier in Snow Haven bleibt?“

„An welche Art von Kunstwerk hattet Ihr gedacht?“

„Das bleibt Euch überlassen. Ich weiß, dass Ihr auf vielen Gebieten kunstfertig seid.“

Ich nickte. „Gut, einverstanden.“

„Oh, wie wunderbar!“, freute sich Asher. Er gestikulierte kurz und ließ aus dem Nichts eine Tonrose samt Anstecknadel entstehen, die er mir überreichte. „Als Zeichen unserer Abmachung!“, sagte er. 

Ich nahm astral wahr und wusste sogleich, was ich da vor mir hatte: Einen sogenannten Spirit-Marker. Der Marker trug seinen und meine astrale Signatur. Ein solcher Marker war eine Ehre und kam mir gerade recht. Nachdem ich ein paar Tage zuvor mehrere Geister an mich gebunden hatte, konnte ich ein bisschen zusätzliche gute Publicity in der Geisterwelt prima brauchen. Ich steckte die Tonrose sofort an mein Kleid.

Asher klatschte erfreut in die Hände. „Sehr schön! Und der Schutz gilt für alle, die hier in Snowcat Manor wohnen?“, wollte er noch wissen.

Ich nickte. „Für die und für alle, die bisher sonst noch in Snow Haven leben und für die, die wir noch hierher holen.“

„Oh, Ihr erwartet noch weitere Bewohner?“

Ich nickte abermals.

Auch das freute den Squire. „Wie schön!“ Er überlegte einen Moment und fragte dann: „Gilt der Schutz auch für die, die hier unterirdisch leben?“

Beinahe hätte ich mich an meinem Cocktail verschluckt. „Hier wohnen welche unterirdisch?“

Wir alle waren schlagartig verstummt.

❄️

Alba fiel kurz die Kinnlade runter, doch sie fing sich und meinte schnell: „Ich hab doch gesagt, dass es hier unterirdische Gänge geben soll. Krass, dass das wirklich so ist.“

Ja, Alba hatte das erzählt. Ich hatte das Gerücht auch magisch überprüfen wollen, war bisher aber irgendwie noch nicht dazu gekommen. 

Ich hakte bei Asher nach: „Was wisst Ihr denn über die, die unterirdisch leben?“

„Einige von ihnen sind immer dort. Sie geben sich sehr geheimnisvoll und sind nur wenig und selten an denen oben interessiert. Ich würde sie zwar nicht gerade als Briten bezeichnen, doch ich denke, es handelt sich um eine Art von Söldnern. Ich habe schon viele Söldner gesehen. Besonders die Hessen empfand ich als unangenehm. Doch nicht einmal die waren so ein lichtscheues Gesindel wie die, die derzeit unten leben. Ich glaube, sie führten nie etwas Gutes mit den Schülern im Schilde. Im Moment wohnt dort ein Dutzend Lebewesen, denke ich. Ich achte nicht sonderlich auf die unten.“

Ich ging davon aus, dass dort tatsächlich Sicherheitsgardisten untergekommen waren. 

Was, wer und warum überhaupt jemand dort wohnte, würden wir noch herausbekommen. Und zwar noch heute Nacht. Da waren mein Team und ich uns einig. Das konnte ich sehen und brauchte kein Wort zu verlieren. 

„Nein, für die aktuell da unten gilt der Schutz nicht!“, beantwortete ich die Ausgangsfrage. 

„Sehr schön!“, freute sich Squire Asher Benjamin Clay erneut. Anscheinend mochte er sie wirklich nicht.

❄️

[Song 4: Tomandandy /Resident Evil Afterlife / Soundtrack OST - Discovery3] Wir hatten uns von Clay verabschiedet, uns umgezogen, ausgerüstet und gegebenenfalls von Mash entgiften lassen, um wieder nüchtern zu werden.

Schließlich versammelten wir uns alle, Alba, Tango, Dana und Dave eingeschlossen, im ehemaligen Lehrerkonferenzzimmer in Snowcat Manor. Obwohl die Party abrupt geendet hatte, war die Stimmung gelöst. Mit einem Dutzend konnten wir es leicht aufnehmen, und zudem gab es eine unterirdische Anlage zu erkunden. Das war spannend und konnte sich später noch als nützlich erweisen. 

Je nachdem, was wie dort unten fanden,

Doch erstmal brauchten wir mehr Informationen. 

Magie war hierbei unsere Lösung. 

Zunächst einmal scannte ich die Umgebung mit einem Zauber und hielt das Ergebnis mit einem Zeichenprogramm auf dem Commlink fest. Mein Gedächtnis war eidetisch und meine visuelle Umsetzung die eines Künstlers. So erhielten wir eine nahezu perfekten Karte der Anlage, jedoch ohne die Funktion einzelner Räume zu kennen. 

Überrascht hatte ich festgestellt, dass sich unter dem kleinen Verwaltungsgebäude fünf Sublevel befanden, die über vier unterirdische Zugänge zu erreichen waren. 

Ein Zugang war so breit wie eine großzügige Fahrbahn. Er führte als einziger vom Gelände weg und war vermutlich tatsächlich für Fahrzeuge gemacht. Die anderen drei Zugänge führten unter Snow Haven entlang und verbanden teilweise einzelne Häuser miteinander. Deshalb würden wohl auch die Gerüchte entstanden sein. Die vier Wege führten auf verschiedene Sublevel. Das Ganze war offenbar eine durchdachte Anlage. 

Nachdem wir die Architektur der Sublevel kannten, brauchten wir nur noch Details über die Bewohner. 

Mash nutzte ‚Detect Life’ und zählte genau zwölf Metamenschen. Acht Menschen, drei Orks und einen Elfen. Alles Männer. Alle waren in irgendeiner Form bewaffnet. Drei von ihnen waren in Sublevel 5, an einem Ort, bei dem es sich der Größe und Lage nach vermutlich um eine Garage handelte. Die restlich neun bewegten sich auf Sublevel 1. Mash würde sie noch einmal genauer lokalisieren, wenn wir losschlugen.

Sionn, Liam und AveRage scannten Snow Haven. Von unten drangen keinerlei Signale zu uns nach oben. Sie mussten dort eine gute Abschirmung haben und würden wahrscheinlich Wireless-Blocker nutzen.

Zum Schluss der Erkundung betrat ich unsere kleine Sicherheitszentrale, nahm astral wahr, blendete aus, was oben war und konzentrierte mich auf den Bereich der Sublevel. Jetzt, wo mir bewusst war, wo sich unterirdische Räume befanden, konnte ich sie einigermaßen gut abfühlen. Ich entdeckte einen Wachgeist.

❄️

Wir teilten uns in drei Teams.

Im ersten waren Alba, Fang, Fierce, Mash, Sionn und ich. Wir würden den Gang nehmen, der von den Schlafhäusern zur unterirdischen Anlage führte.

AveRage, Dana, Dave, Eden und Sinister bildeten Team zwei. Sie würden das Gelände verlassen und dann über die Fahrbahn eindringen und die Männer in der Garage ausschalten, sollten sie dann noch dort sein. 

Doc, Liam, Mr. Tea, Shark Finn, Tango und Tiernan würden den Zugang aus Richtung Schulgebäude nutzen.

Den unterirdischen Weg vom Sportplatz aus verschlossen Tiernan und Liam für die Dauer unseres Einsatzes. 

Foggy blieb oben. Er setzte sich in die Sicherheitszentrale und achtete darauf, dass keiner der Bewohner von Snow Haven uns dazwischenfunkte und vor allem darauf, dass niemand von unten entkam. 

Tiernan verteilte magische Getränke. Ich grinste kurz, als ich meine bekam. Immer, wenn Liam dabei war, befand sich kein reflexverstärkender Trank darunter. So auch diesmal. Kein Problem, denn wenn es wirklich darauf ankommen würde, hatte ich immer noch Mash. 

Die gesamte Gruppe von drei Teams war selbst für mich zu groß, um uns alle mit einem Mindnet-Zauber zu verbinden. Zum Glück reichte es, wenn ich mich und jeden Teamleader aus den anderen beiden Gruppen verband, was im heutigen Fall Liam und Eden waren. 

Bevor wir uns endgültig auf den Weg machten, ging Sionn zu Shark Finn. Der Elf sah zu dem Fomori auf und sprach leise: „Ähm, wie meintest du das mit der Verantwortung?“

Shark Finn sah ernst auf den Elf herab. „Na, du passt auf Snowcat auf!“

Sionn verdrehte die Augen. „Och nö! Kann das nicht Fierce machen?“

„Nee, nix da, Bro’! Fierce hat schon genug mit Alba und Fang zu tun!“

Sionn stieß genervt die Luft aus. „Naaa gut. Dann mach ich das.“

Ich schmunzelte in mich hinein. Eigentlich konnte ich sehr gut auf mich selber aufpassen, aber es war schön zu wissen, dass das Shark Finn immer noch völlig egal war.

❅❅

[Song 5: Tomandandy /Resident Evil Afterlife / Soundtrack OST - Binoculars3] Nur, weil wir wussten, wo ein Gang sein musste, konnten wir die Geheimtür überhaupt finden. Wer auch immer für die baulichen Maßnahmen verantwortlich gewesen war, er hatte gute Arbeit geleistet.

Nachdem wir das Regal beiseite geschoben hatten, berührte Sionn das Schloss.

«Ist gar kein schlechtes System», sagte er via Commlink im Gruppennetzwerk an. Im Anschluss bat er mich, die technischen Details des Systems via Mindnet weiterzugeben. «Da läuft nix silent, ich hab 12 Erika Elite Commlinks, ein Proteus Poseidon Rigger Deck, ein Novatech Navigator Cyberdeck und zwei NeoNET Patrol Rotordrohnen.» Sionn trug alles in unserem lokalen Netzwerk ein und ich gab das Bild an die anderen beiden Teamleiter weiter.

Sionn tauchte unterdessen erneut in die Tiefen der Matrix ab. Es dauerte fünf oder sechs Sekunden, dann meinte er: „Schloss ist auf, Meldung unterdrückt, ich hab eine Kamera am Eingang, aber da editiere ich uns raus. Hier die offizielle Karte der Sublevel.»

Auch das leitete ich weiter. Laut Plan befanden wir uns in einer NeoNET-Anlage. - Interessant! NeoNET hatte hier in Boston ganz schön viel am Laufen.

Die Tür öffnete sich zischend. Die Luft roch sauber und frisch. Die Klimaanlage wurde also gut gewartet. Man hatte nicht mal vergessen, die unterschwelligen Duftstoffe hinzuzufügen, die einem das Gefühl von noch mehr Sauberkeit und Frische gaben. Meine Nase ging davon aus, dass man die Luft nicht einfach von draußen ansog, sondern zudem filterte. 

Wir schlichen durch den Gang, obwohl wir wahrscheinlich gar nicht hätten leise sein müssen.

Sionn bewegte sich mit einer Geschmeidigkeit, die schön anzusehen war. 

Fierce war nicht sonderlich leise, doch ihr Gang war stolz und kraftvoll.

Fangs Bewegungen lagen irgendwo zwischen neugierig und verspielt.

Alba war konzentriert und aufmerksam, sie machte ihre Sache wirklich gut.

Die Ausstrahlung von Mash hatte etwas übermenschliches. Er wirkte selbstsicher, kontrolliert und auf dem Sprung. Wie ein Raubtier auf der Jagd. Er roch kaum merklich nach Blut und desinfizierender Seife. 

Ich hatte es mit dem Team nicht schlecht getroffen. 

An der Tür in den Sublevel hielten wir inne. Wir warteten noch, bis die anderen bereit waren. 

Wir wollten gleichzeitig zuschlagen und würden unverschleiert eindringen, um auch in der allergrößten Hektik nicht versehentlich in freundliches Feuer zu laufen.

❄️

‹Team 2, bereit!›

‹Team 3, bereit›

‹GO!›

Unser erstes Ziel war laut Karte und Mashs Zauber der Aufenthaltsraum der Sicherheitszentrale, in dem sich vier bewaffnete, menschliche Männer befanden. 

Von den anderen Teams kamen Meldungen über ausgeschaltete Ziele herein, doch im Moment war eine Weitergabe der Informationen unnötig. 

Wir standen vor den geschlossenen Tür. Alba hielt sich neben mir in Deckung. 

Sionn entriegelte die Tür.

Fierce, Fang und Mash sollten genau in der Reihenfolge in den Raum stürmen, sobald die Tür offen war. Jeder wusste, in welche Richtung er sich wenden sollte. Für Mash hatten wir zwei Ziele vorgesehen.

Sionn riss die Tür auf …

Fierce rannte los …

Ich trat vor, um gegebenenfalls Spruchabwehr geben zu können …

und wurde Zeuge, wie der Angriff für den Bruchteil einer Sekunde ins Stocken geriet.

In dem Raum waren acht Personen statt der uns erwarteten vier.

Zu den vier NeoNET Security-Guards waren dort vier unglaublich gutaussehende, menschliche Frauen. Im Bikini-Outfit und mit Higheels! Sie kamen mir auf irgendeine Art bekannt vor. Sie servierten den Männern, massierten sie oder himmelten sie einfach an. 

Im Trideo lief die Aufzeichnung eines Urban-Brawl-Spiels. 

Die Mädchen würden jeden Moment kreischen

Die Security Guards würden sich gleich bewegen.

Wir drohten, den Überraschungsmoment zu verlieren.

«Weiter nach Plan!», wies ich meine Leute an. Ich ignorierte die Frage, wie hier vier Wesen mehr sein konnten.

Wir setzten unseren Angriff fort.

Ich befahl den Frauen mit Magie in der Stimme, still zu sein. 

Sie würden gehorchen, das war klar!

Während die Howling Shadows die NeoNET-Männer in die Traumlande schickten, fand Sionn die Erklärung: «Die Mädels sind keine Lebewesen. Das sind Spinrad Industries Oh-La-La-Drohnen.»

Ja, das erklärte es völlig. Darum war mir irgendwas an den Frauen auch bekannt vorgekommen. Das jüngste Design der extrem teuren Escort-Drohnen war nach den körperlichen Maßen von Moxi gestaltet worden. Eines war klar, die NeoNET-Männer hatten die Drohnen irgendwo gestohlen, denn es war höchst unwahrscheinlich, dass NeoNET den Männern diese Mädchen spendiert hatte, weil sie hier so einen langweiligen Job machen mussten. Die Frauen sahen unglaublich lebendig aus, und die Emotions-Software allein war ein Vermögen wert. 

Die vier kauerten sich übrigen zusammen und suchten aneinander Halt, jetzt, wo ihre männlichen ‚Beschützer‘ schliefen. Sie liefen demnach alle in dem devoten Programm. Obwohl dieses Klischee so gar nicht nach meinem Geschmack war, war ich froh, dass niemand der Kerle das Bodyguard-Programm gewählt hatte. Damit hätten sie uns deutlich mehr Probleme bereitet, auch wenn die Oh-La-La keine eigentlichen Kampfdrohnen waren. 

Wir ließen die Drohnen zunächst wo sie waren und kümmerten uns um die drei Männer, die sich vor einiger Zeit in ihre Schlafräume zurückgezogen hatten und die als nächstes auf unserer Route lagen.

❅❅

Keines unserer Teams war auf größere Probleme gestoßen. 

Wir beraubten die NeoNET-Angestellten ihrer meisten Habseligkeiten, packten sie in einen der in der Garage gefunden SUVs, fuhren sie durch die halbe Stadt, betäubten sie erneut, und stellten den Wagen irgendwo ab. 

Doc hatte ihnen bei einem Verhör klar gemacht, dass schreckliche Dinge mit ihnen geschehen würden, sollten sie jemals wiederkehren.

Es war nicht zu befürchten, dass sie NeoNET Bescheid gaben. Zehn der zwölf Männer hatten sich unerlaubt in der geheimen Anlage aufgehalten. Alle zwölf hatten sie zweckentfremdet und sich nicht um das, was oben abging, geschert. Sie hatten die Vorräte genutzt, sich mit Hilfe ihrer Waffen zusätzlich Annehmlichkeiten zusammengestohlen und sich - ohne Familien oder ähnliches - hier ein schönes Leben gemacht.

Die Sublevel waren für uns eine schöne Erweiterung. Es gab ein Krankenhaus mit Operationsaal und 15 medizinischen Betten, medizinische Vorräte, drei voll ausgestattete Labore mit diversen Analysetools, acht Sicherheitsverwahrungszellen, Aufenthaltsräume, weitere Schlafzimmer, eine Küche, eine Garage mit - jetzt noch einem - gepanzerten SUV, eine Fahrzeugwerkstatt, zwei Rotor-Drohnen, eine Sicherheitszentrale, von der aus man ganz Snow Haven überwachen konnte, eine Küche und ein Wasserreservoir, in dem Regenwasser gefiltert wurde. Der unterste Level war der Stromversorgung von ganz Snow Haven vorbehalten. Darum hatten wir unsere eigenen Batterien also nie einschalten müssen, wenn es in der etwas entfernten Nachbarschaft zu Engpässen gekommen war. 

Mit den befreiten Subleveln wurde Snow Haven noch einmal komfortabler, nützlicher und besser werden.

❄️

Weniger erfreulich war, was man hier in der unterirdischen Anlage gemacht hatte. Hier waren die Schüler der Academy medizinisch durchleuchtet worden. Die Ergebnisse hatte man genutzt, um Schüler für NeoNET anzuwerben und so auch Einfluss auf besser gestellte Bostoner Familien zu bekommen. Das alleine war natürlich nicht verwerflich. Allerdings hatten sie die Schüler besonders auf Technomancer-Potenzial gecheckt und Kinder aus schlecht situierten Verhältnissen via sozialem Projekt per Stipendium in der Academy untergebracht. In der vergangenen Jahren waren immer wieder Jugendliche von hier nach Blue Hills abtransportiert worden und hinterher nie wieder aufgetaucht.

Die Blue Hills Facility, die Anlage würden wir uns wohl einmal ansehen müssen. Cereus hatte davon gesprochen, dass es dort die von ihm gewünschte saubere Naniten-Flüssigkeit geben würde.  

Mash als Arzt, der genetisch bedingt etwas lichtscheuer war, gefielen die Sublevel so gut, dass er noch heute Nacht von seiner Wohnung nach unten ziehen wollte. 

Sionn, Liam und AveRage begannen sogleich, den Host auf uns umzukonfigurieren. Nicht mehr lange, dann würde NeoNET seinen eigenen Host nicht mehr wiedererkennen. 

Ja, Snow Haven entwickelte sich langsam aber sicher zu einer sicheren Insel in einem shambelnden Sprawl.

Die vier Oh-La-La-Drohnen waren übrigens genau das Richtige für AveRage. Ich sagte ihm, er könne sie alle vier behalten, wenn er dafür Sorge tragen würde, dass sie normal bekleidet herum liefen. Ich wollte eine Sexismus-Debatte mit irgendwem unbedingt vermeiden. 

❄️❄️

[Song 6: Mumford  & Sons - Broken Crown3] Trotz all der überraschenden Ereignisse hatte ich nicht vergessen, dass es an der Zeit war, mal ein Vier-Augen-Gespräch mit Alba zu führen. Ich traute Fang und Fierce, was die Ausbildung von Alba anging, doch die emotionale Betreuung konnte bei den beiden durchaus zu kurz kommen. Zumal die wenigsten Metamenschen in solchen Fällen um Rat fragten.

So bat ich Alba am nächsten Vormittag, noch vor dem Brunch mit dem Team, zu einer Tasse Tee in den Zen-Garten. Tiernan hatte uns einen Teller mit Mini-Sandwiches und kleinen Scones bereitgestellt.

Alba wirkte etwas unsicher, als sie sich zu mir an den Tisch setzte. Höchstwahrscheinlich, weil sie nicht wusste, was sie jetzt erwartete.

Ich lächelte sie breit und freundlich an, goss uns Tee ein und fragte: „Erzähl mal, wie geht es dir mit dem Erlebten der letzten Tage?“

Ich empfing zahlreiche Emotionen von der hübschen, rothaarigen Menschin. Zunächst einmal war da Erleichterung, dass ich nichts 'Schlimmes' mit ihr besprechen wollte. Dann war da eine gewisse Unsicherheit, was sie darauf antworten sollte. Vielleicht was sie sogar unsicher, was sie wirklich fühlte. Dann war da noch das unbewusste Verlangen die wahren Gefühle zu verbergen, einfach aus Prinzip, keine Schwächen preiszugeben. Vor mir und auch vor ihr selbst. Zu guter letzt war da der Wunsch, ehrlich zu mir zu sein. 

Alba dachte also einen Moment nach und antwortete dann, zunächst überlegt, dann doch temperamentvoll: „Es ist ein gutes Gefühl, was zu dem, was ihr Gutes tut, beizutragen. Ich bin froh, dass ich auf meinem Level mithalten kann. Ich finde es toll, neue Leute kennenzulernen. Alle hier sind cool. Ich bin dankbar, dass ihr mich mitmachen lasst. Ihr macht wirklich tolle Sachen. Ihr bewirkt etwas, ihr helft. Das ist schön!“

Mein Lächeln wurde breiter. „Es freut mich, dass du dich hier wohlfühlst!“, erklärte ich. „Und es ist schön, dich dabeizuhaben! - Wie steht es denn mit dem, was vorletzte Nacht geschehen ist? Ein erster richtiger Run! Schusswechsel, ihr habt Leben beendet. Wie geht es dir damit?“ 

Schatten huschten über das Gesicht der Frau mit den lateinamerikanischen Wurzeln. Ich hatte somit genau den Punkt getroffen, der ihr Schwierigkeiten bereitete.

Sie räusperte sich und trank dann schnell noch einen Schluck Tee, bevor sie antwortete. „Na, es ist schon anders. Ich war sonst immer versteckt und weit weg. Jetzt mal mittendrin zu sein, ist heftig. Ich weiß ja, dass es für eine gute Sache war. Und es war irgendwie aufregend“, gestand sie, wenn auch nicht sonderlich fröhlich. 

„Das mit der guten Sache ist schwierig! Du hast ja nur unser Wort, dass du gegen etwas vorgegangen bist, was nicht gut für diese Welt ist. Macht dir dieser Einsatz in irgendeiner Form zu schaffen?“

Alba zögerte erneut mit ihrer Antwort. Verständlicherweise. Sie hatte in den letzten Stunden sicher viel darüber nachgedacht. Doch es war nicht leicht, in solchen Dingen zu einer eindeutigen Antwort zu kommen. „Nur ein bisschen. Ich habe ja erst geschossen, als es knapp wurde und auch nur mit Betäubung. Aber gestorben sind die Metamenschen ja dennoch, selbst, wenn ich es nicht direkt war. Ich weiß auch nicht, ob ich alles richtig gemacht habe?“

„Du bist in keine Paralyse gefallen. Hast clever reagiert und nicht gezögert, zu tun, was nötig war. Das ist schon mal sehr gut! Du hast also alles richtig gemacht! Keine Sorge. Aber selbst wenn nicht, aus Fehlern kann man lernen. - Die Entscheidung, auf einen Run zu gehen, hast du davor getroffen. Fragst du dich, ob es eine gute Entscheidung gewesen ist?“

Alba nickte zaghaft. Ihre Augen wurden für einen Moment feucht, doch sie drückte die Tränen beiseite. „Ich möchte euch wirklich helfen, Gutes zu tun! Und ich will unbedingt herausbekommen, wer oder was für den Dreck in Boston verantwortlich ist. Aber …“ Die junge Frau verstummte. 

Ich sah ihr in die Augen. „Das ist sehr ehrenhaft von dir. Weißt du, Gut und Böse, das sind keine Werte, die allgemeingültig festgeschrieben sind. Und die Wände sind nicht mehr schwarz und weiß, wenn sie erstmal mit Blut besprenkelt wurden. Du musst deine eigenen Werte für Gut und Böse festlegen. Deinen eigenen moralischen Kompass bestimmen. Das kannst du auch immer wieder neu tun. Manchmal weiß man erst, dass einem etwas zu weit geht, nachdem man es getan hat. Dann hast du das Recht, zu sagen: Einmal und nie wieder. Wenn du einmal beim Denken nicht weiterkommst, dann lass es ruhen, bis du neue Gedanken dazu hast. Niemand fordert von dir, heute deine gesamte Zukunft festzulegen.“

Alba hielt meinem Blick stand. „Wie machst du das?“, fragte sie. „Wie wirst du mit allem fertig? Mit dem, was geschieht, und vor allem mit dem, was du irgendwann mal getan hast?“

„Mein Rezept ist eigentlich ganz einfach. Ich mache mir keine Gedanken über ‚was wäre gewesen wenn‘! Das Gute an der Vergangenheit ist, sie ist vergangen. Man kann sie nicht ändern. Also lohnt es nicht, sich deshalb selbst zu zerfleischen. Ich akzeptiere all meine Taten und Entscheidungen und mache mir niemals Vorwürfe!“

Alba konnte es nicht glauben. „Niemals?“, fragte sie nach.

„Niemals. Ich analysiere natürlich, was geschehen ist. Finde ich Punkte, die hätten besser laufen können, dann lerne ich daraus.“ 

Alba atmete tief ein und nickte dann. „Danke, Snowcat!“, meinte sie aufrichtig. „Du hast mir sehr geholfen!“ Ihr Gesicht hatte sich erhellt.

Ich legte den Kopf leicht schief. „Schön, das freut mich!“ 

Zuversicht strömte mir entgegen. 

Alba war stark, sie würde mit ihrem Leben klarkommen, selbst wenn es einmal nicht leicht war. Dessen war ich mir sicher!

Heute war unser 47. Tag im Boston Lockdown. So gut es uns auch ging, wirklich leicht war das Leben im Lockdown für fast niemanden mehr.

Ich nahm mir einen frischen Scone und biss hinein. Himmlisch war genau das richtige Wort für den Geschmack. Vögel zwitscherten. Das Wasser des Brunnens im Zen-Garten plätscherte. 

Ich grinste zufrieden. 

Es war mal wieder Zeit für eine neue Lebensregel!

Snowcats RulZ of Life No. 22: Genieß den Moment, wenn er da ist!

Ende der Episode

❄️❄️❄️

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Wir freuen uns, dass du uns während dieser Geschichte begleitest hast, danken dir für’s Lesen und verbleiben bis zum nächsten Mal:

Snowcat and the Howling Shadows

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei allen, die an der Entwicklung und Verarbeitung der Shadowrun®-Produkte mitgewirkt haben. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich! 

We would like to thank the authors, artists and all others who are involved in the development of the Shadowrun® rules, adventures and stories. Without them, our game would not be possible.

Vielen Dank auch an @Vin für das Korrekturlesen. ;*

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*