Teil 2

2

Drei Wochen später saß Snowcat auf ihrer mittlerweile ziemlich stark mit Pflanzen, bewachsenen Dachterrasse, Neons Bewässerungssystem war echt der Hit, und genoss die heißen Strahlen der Nachmittagssonne. Gestern hatten sie einen recht gut bezahlten Job abgeschlossen und nun ruhten sie sich auf den Trauben ihres Erfolgs aus. Craven zauberte in der Küche etwas zu Essen, und beide hörten laut die selbe Playlist.

Nach fünf Minuten blendete ein Fenster in Snowcats Commlink auf und machte sie darauf aufmerksam, dass die UV-Strahlung nun bereits einen gefährlichen Level für ihren Hautton erreicht hätte.

Snowcat räkelte sich noch ein letztes Mal und wollte dann die Markise ausfahren lassen, als Craven gerade die Leiter mit dem Essen hoch kam. Im selben Augenblick fuhr die Markise auch schon knarzend und knatternd vor. Craven hatte den Schalter bereits gedrückt.

Er grinste breit. Automatisch wurde auch bei Snowcat die Musik leiser, als er sagte: „Wir sollten das uralte Teil endlich mal in die Neuzeit befördern und an das System anschließen lassen, damit man es wie alles andere auch mit dem Commlink bedienen kann. Ich glaube, das Ding besitzt den letzten Nur-Drück-Knopf in dieser Welt.“ Dann reichte er ihr einen Teller mit duftender Lasagne.

Snowcat grinste zurück und erwiderte: „Ja, aber das hat noch den Vorteil, dass wenn ein Hacker seinen teuflischen Plan in die Tat umsetzen will, uns einen fiesen Sonnenbrand zu verpassen, während wir eingeschlafen sind, an der Tatsache scheitert, dass er die Markise nicht kontrollieren kann.“ In diesem Augenblick rastete der Sonnenschutz mit einem lauten Knack ein. Snowcat zuckte mit den Schultern, dann fuhr sie fort: „Allerdings ist das Teil zum Tote aufwecken laut und somit würde ihm eine Fernsteuerung auch nichts nützen. Also sollte wir wirklich zusehen das Teil anzuschliessen.“ Genüsslich schnupperte sie an ihrem Teller. „Mmmh, riecht das gut!“  

Craven probierte bereits von der Lasagne: „Und es schmeckt auch gut.“ Zwischen zwei Bissen blickte er gedankenverloren nach oben und dann stellte er fest: „Ein findiger Hacker könnte allerdings auf die Idee kommen, einfach immer wieder auf und zu machen, damit uns der Lärm in den Wahnsinn treibt.“

Snowcat lachte herzlich und dann pustete sie über ihre Lasagne, um sie abzukühlen. Besonders geduldig war sie dabei nicht. Nach dem sie den ersten Happen genossen hatte, lobte sie Craven: „Du bist echt der allerbeste Toni‘s-Lasagne-Im-Ofen-Fertig-Bäcker  der Welt.“

Craven lächelte sie an. „Aber morgen bist du dran, mit Aussuchen, Abholen und Aufwärmen.“, verlangte er dann.

Snowcat nickte. Der Gedanke daran wie zufrieden Katze in letzter Zeit mit Snowcats Essenauswahl gewesen war, wärmte ihr Herz. Als Shadowrunner zu arbeiten hatte unglaublich viele Vorteile und die meisten hießen New Yen. Echtes Essen konnten sie sich jetzt immer öfter leisten. Snowcats und ihr feiner Geschmackssinn freuten sich sehr.

Nach dem Essen strich Craven langsam über Snowcats Oberschenkel bevor er abräumte. Snowcat quittierte das mit einem tiefen Blick in seine Augen und mit einem Kuss.

„Nicht weglaufen, bin gleich wider da.“, sagte er und verschwand durch die Öffnung nach unten.

Snowcat lächelte und schloss die Augen. Niemals würde sie jetzt weglaufen. Craven schaffte es noch immer ihr Blut mit einem einzigen Blick in Wallung zu bringen und seine Berührung sorgte für dieses unbeschreiblich schöne Kribbeln in ihrem Bauch. Über zwei Jahre waren sie jetzt schon ein Paar. Ihren Jahrestag hatten sie, wie im Jahr zuvor, fast zwangsweise beim diesjährigen Right Of Passage gefeiert. Aus irgend einem Grund hatten mehrere Dutzend „alteingesessene“ Ancients darauf bestanden. Da es den Beiden eigentlich ziemlich egal war und Zeit keine Rolle spielte, machte es ihnen auch nichts aus, wenn das Datum nicht hundertprozentig stimmte. Inzwischen waren sie das Vorzeigepaar der Ancients überhaupt. Beide waren bekannt, beliebt und gewannen regelmäßig unzählige von den Wettkämpfen und Wettspielen innerhalb der Gang.

Snowcat wusste das Wetten abgeschlossen worden waren, wie lange sie noch ein Paar bleiben würden. Wenn es nach Snowcat ging, gab es keinen Anlass, die Beziehung in nächster Zeit zu beenden und sie war sich zu 99,9 Prozent sicher, dass es Craven ebenso sah.

In seiner Nähe fühlte sie sich sicher und geborgen. Er war immer dazu bereit die Regeln zu brechen und für jeden Spaß zu haben. Neben den Ancients war er das erste beständige in ihrem Leben. Snowcat wusste nicht, ob man ihr Gefühl für Craven als Liebe bezeichnen konnte, aber wenn nicht, dann war es nah dran.

Craven kam zurück und hatte Nachtisch mitgebracht: ein Stück Nougat aus dem Kühlschrank und eine Dose New Kid Pfefferminz-Erdbeer.

Sie teilten das Stück Nugat küssend. Craven rollte die eiskalte Dose über Snowcats Bauch bevor er sie öffnete. Sie seufzte leise auf.

Im Hochsommer war Pfefferminz- Erdbeere Snowcats absolute Lieblingssorte, eiskalt serviert fand sie den Geschmack unglaublich erfrischend. Craven reichte ihr die Dose und sie trank einen Schluck, dann gab sie sie zurück.

Craven drückte Snowcat sanft nach hinten und kippte dann einen Schluck der Brause auf ihren Bauch um davon zu trinken. Nun zog Snowcat hörbar vor Verzückung die Luft ein.

Craven sagte leise: „Du hast gar keinen Bauch, sondern eine Kuhle, die sich prima als Trinkschale eignet. Aber ich glaube das sollte anders sein. Du isst zu wenig.“ Dabei streichelte er langsam über ihren Nicht-Bauch. 

Snowcat flüsterte knurrig: „Ich finde, ich verdrücke ziemlich viel.“

„Wenn ich genau darüber nachdenke, dann hast du recht, wahrscheinlich trainierst du zu viel. Ich sollte mal mit Whisper‘rent sprechen.“

Snowcat zog die Augenbrauen im gespielten Zorn zusammen: „Ja, na klar und als nächstes behauptest du ich hätte zu viel Sex.“

Craven streichelte sie weiter und mit rauchiger Stimme sprach er: „Oh nein, dass würde ich niemals behaupten. Und damit du das nicht falsch verstehst,“ er flüsterte nun, kam nah heran und knabberte an ihrem Ohr,„Ich finde dich schön so. Unglaublich anziehend und unwiderstehlich schön!“


Eine Stunde später lagen sie aneinander gekuschelt und erschöpft auf dem Bauch und blickten über die Dächer Tarislars.

„Sag mal Beletré...“ begann Snowcat.

„Ja, Liebste?“

„ ... War Rinellé mal ein Ancient?“

Craven nahm Abstand von ihr und setzte sich auf: „Du fängst in einem solchen Moment einen Satz mit ,Leidenschaftlicher‘ an und beendest ihn mit ... Rinellé? Das ist nicht dein Ernst!“

Snowcat schmollte: „Ist mir gerade eingefallen. Ich wollte es schon lange mal fragen.“ Craven schüttelte den Kopf. Snowcat rückte wieder näher und blickte ihn mit ihrem schönsten Augenaufschlag an „Bitte nicht böse sein! Es besteht wirklich kein direkter Zusammenhang. Eben war ich vollkommen und von Kopf bis Fuss von dir erfüllt, ehrlich.“

Craven küsste sie auf die Nase und lächelte mild. „Wer kann da noch böse sein.“

Snowcat fragte dann: „Und? War er mal.“

Craven sah sie desinteressiert an: „Wer soll mal ein Ancient gewesen sein?“

Snowcat grinste: „Rinellé, Raegh O‘Faskit, den wir manchmal im Court treffen?“

„Ach so, der. Wie kommst du denn darauf?“

„Nicht gegen fragen.“ Snowcat zog an Cravens Arm, „Antworten, bitte, bitte, bitte!“

„Rinellé ist Sperethiel und das heißt Rebell. So heißt er schon so lange ich ihn kenne.“

Snowcat stöhne auf. „Ich weiß, was es heißt. Mein Sperethiel ist viel besser als deins.   Würdest du jetzt bitte einfach meine Frage beantworten?“

Craven seufzte: „Eigentlich nicht.“ Dann blickte er Snowcat in die Augen und sie konnte erkennen, dass er weich wurde. „Gut,“ sagte er dann, „Aber nur diese eine Frage zu diesem Thema. Es gibt keine weiteren Erklärungen, egal was du dann versuchst! - Ja, war er.“

Snowcat lächelte. Für heute würde sie sich damit zufrieden geben.

Craven stand auf: „Komm, wir ziehen uns was an. Das monatliche Lieutenant- Treffen fängt in einer Stunde an und wenn wir jetzt loslegen, dann können wir vorher noch ein Eis essen gehen.“

Snowcat streckte ihre Hand aus und lies sich hochziehen. „Eis klingt prima und während du dir nachher das langweilige Gelaber anhörst, kann ich mit den anderen ein bisschen abhängen und Party machen. Was bin ich froh, dass ich kein Lieutenant bin.“

„Ja, du hast es gut, natürlich nur, weil dein dir vorgesetzter Lieutenant so ein toller Kerl ist. Ob Sting wohl sehr sauer wäre zu hören, dass du ihr großzügiges Angebot ihr persönlicher zweiter Lieutenant zu werden nur deshalb abgelehnt hast, weil du so mehr Party machen kannst?“

„Nö, ich glaube, das Warum war und ist ihr völlig Wurscht.“

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*