Snowcat and the Howling Shadows S2/E2

TRIDEO SERIES

SNOWCAT AND THE HOWLING SHADOWS4

SEASON1: 2 (Erstbereitstellung April und Mai 2076, gedreht Februar und März 2076)

EPISODE: 2/The Hunting Ground (bereit gestellt ab 05/07/76, Do, 6PM/PDT)

PRIMARY MARK: Louis Hartfield

SECONDARY MARKS: The Foul One, Altar Boy and other targets of opportunity

SPOILER ALERT: Die Staffel enthält diverse Spoiler auf die Shadowrun Missions 0601-0606 & 0701-0705 (Chicago)

CAST2: Bloody Guts, Fang, Iron Horse, Leatherface, Mash, Mr.Tea, Rubber Duck, Shark Finn, Thunderstrike; 

CREW2: Average, Moxi Blush, Franklin „Foggy“ Nelson, Tiernan;

SPECIAL  APPEARANCE2: Blue Sky, Eden, Red Velvet, Sapper7, Sinister;

PRODUCTION: Spinrad Media

PLOT SUMMARY: Snowcat und die Howling Shadows jagen auch in der zweiten Staffel einen toxischen Schamanen. Louis Hartfield scheint besonders gefährlich, denn er brach aus dem Blackstone Gefängnis aus und damit gelang ihm etwas, das zuvor als unmöglich galt. Hartfield floh nach Chicago, dem gefährlichen und besonderen Pflaster, das den Howling Shadows noch ganz andere Hindernisse in den Weg legen wird.

END CREDITS CLIPS: 1. Internationale Handzeichen mit Iron Horse; 2.Mash mischt Medizin: Kratzer und Bisswunden richtig behandeln;   

WARNING: Diese Trideo-Serie ist für Zuschauer unter 17 Jahren nicht geeignet. Sexualität, Gewalt, Magie, Tod, Kraftausdrücke und Drogenkonsum können vorkommen. Mitglieder der Howling Shadows sind in Waffen- und Magiegebrauch ausgebildet und sind sich über die tödliche Gefahr bewusst, mit der sie es während des Drehs zu tun haben. Zuschauer werden gebeten, diese Dinge nicht nachzumachen, es sei denn, es wird in einem Nachspann-Clip ausdrücklich erlaubt. Ferner ist absolut davon abzuraten, sich auf eigene Faust mit den gezeigten oder ähnlichen Magischen Gefahren, Geistern und/oder Crittern anzulegen.

Episode 2

Begleitet von einer Schar Kinder, die uns ein wenig müde fragten, wann wir zurückkehren würden, machten wir uns kurz nach Sonnenaufgang am Morgen des 2.Februar 2076 auf, um Camp Lincoln Richtung ‚Nachbarschaftshilfe‘ und ‚neue Klinik‘ zu verlassen.

Wir, das waren in dem Fall meine fünf Special Forces Soldaten, Eden, Iron Horse, Red Velvet, Sinister und Thunderstrike und dann natürlich Shark Finn und ich.

Das Wetter war deutlich besser als am Tag zuvor. Nur leicht bewölkt, bei -9 Grad Celsius - und Schneestürme waren auch keine zu erwarten. 

Für den Marsch bis in diese Gegend, aus der die Gerüchte über das Verschwinden von Personen kamen, würden wir bei diesem Wetter ungefähr drei Stunden brauchen. Frühstück für den heutigen Tag hatten wir noch dabei gehabt und so starteten wir ausgelassen und angenehm gesättigt. Zumal jeder auch das Heißgetränk seiner Wahl dabei hatte, das trotz der Kälte, der es der ganzen Zeit über ausgesetzt gewesen war, noch angenehm heiß temperiert geblieben war. In meinem Becher befand sich Kaffee mit einer Spezialmischung aus Fetten und Ölen. Eden hatte die Idee mitgebracht. SEALs tranken ihren Kaffee mit Butter, da er so schneller, besser und länger wirkte. Tiernan hatte das Ganze aufgegriffen, sich schlau gemacht und zusammen mit den anderen Special Forces ein Rezept entwickelt, welches diese Effekte verstärkte. In meinem Becher war die Butter durch Kakaobutter ersetzt. Einfach, weil ich den Geschmack lieber mochte, als den von Butter. Während der Arbeit waren mir solche geschmacklichen Details nicht so wichtig, Tiernan achtete dennoch darauf.

Gerüstet und bewaffnet, wir wir nun einmal waren, behelligte uns niemand weiter. Bei Kälte, Schnee und Eis wurde man viel seltener belästigt. Irgendeinen Vorteil musste es ja haben, wenn man im Winter unterwegs war.

❄️

[Song 7: Ms Mr - Painted3] Ein wieder instand gesetzter und geflickter Zaun und ein weißes Schild mit einem schwarzen Auge darauf, verreit uns nach 2 Stunden und 51 Minuten Weg, dass wir die Nachbarschaftswache erreicht hatten. Hier war alles aufgeräumt. Man hatte Schnee geschippt und sogar das Schild selbst vom Schnee befreit. Die Einfahrt zur Siedlung war offen. Allerdings waren Barrikaden bereit gestellt, damit man schnell mal zu machen konnte. Alles sah friedlich und nach einer völlig normalen Einfamilienhaus-Siedlung aus. Zumindest auf den ersten Blick. Ein genaueres Hinsehen offenbarte, dass die Häuser ebenfalls improvisiert geflickt, die Zäune verstärkt und die Dächer gesichert waren. 

Außerdem waren wir nicht die einzigen, die in der Siedlung umher liefen. Rubber Duck meldete eine 3er und eine 4er Gruppe von Frauen in Grün und Schwarz, die etwas tiefer in der Siedlung von Haus zu Haus gingen und ebenfalls Fragen stellten.

«Das sind Desolation Angels.», sagte ich entspannt an, «Die Ganger wollen bestimmt wissen, ob irgendjemand etwas über ihr niedergebranntes Safehouse weiß. Da es alles sehr friedlich aussieht, können wir das erstmal ignorieren und selbst mit unserer Fragerunde nach den verschwundenen Familien beginnen.»

Was wir dann auch taten.

❄️

Wir betraten gleich das zweite Grundstück über einen winzigen Vorgarten. Drei Stufen führten zur der Eingangstür des Reihenhauses. Ich bat meine Special Forces vor dem Treppenabsatz zu bleiben und ihre Aufmerksamkeit der Umgebung zu widmen. Was ihnen nicht völlig behagte, aber wir wollten den, der da auch immer wohnen mochte, freundlich fragen und nicht einschüchtern. 

Shark Finn hinter mir zu sehen, konnte dabei auch schon ein Problem darstellen.

Wie auch immer, nach zweimaligen Klopfen und ruhigem Warten, öffnete eine Frau mittleren Alters die Tür und lächelte mich an. Ihre Kleidung war sauber, aber abgetragen. 

„Guten Morgen!“, begann ich freundlich und selbstverständlich hatte ich meine RIG-Maske abgenommen, bevor ich geklopft hatte. „Entschuldigen Sie die Störung.“, fuhr ich fort, „Wir haben gehört, dass Tomas und Rebecca Stanish seit ein paar Tagen verschwunden sind. Wir würden dem gerne nachgehen. Vielleicht können Sie uns weiter helfen und etwas darüber erzählen?“

Die Frau nickte und sah ein wenig betroffen aus, „Das stimmt leider. Tomas, Rebecca und die beiden Kinder sind verschwunden. Einfach so und das sind so nette Menschen, die so viel für uns getan haben. Es ist auch ungewöhnlich, einfach so mitten in der Nacht zu verschwinden.“ Die Frau überlegte kurz und erzählte dann, „Und die Bernistens, die sind auch spurlos verschwunden. Die sind einfach weg. Ich hab sie aber nicht wegfahren sehen. Die haben nämlich ein Auto, wissen Sie? -Also jedenfalls habe ich keine der Familien in den letzten 3 Tagen gesehen.“ Sie lächelte mich an, „Es wäre tatsächlich sehr nett, wenn Sie mal nach dem Rechten sehen. Es ist das gut befestigte Grundstück dahinten.“ Sie zeigte die Strasse hinunter.

„Das mache ich.“, versprach ich und fragte dann nach, „Haben Sie in der Nacht des Verschwindens irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt oder davon gehört, dass jemand anderes etwas Ungewöhnliches bemerkt hat?“

Die Frau schüttelte den Kopf, „ Das ist es ja gerade. Es war richtig ruhig. So wie es in den letzten Wochen immer gewesen ist. Wenn es Ärger gegeben hätte, dann hätten sie ja auch die Kinder nicht mitgenommen oder zumindest irgendwem Bescheid gesagt. Ellen Petersen aus dem blauen Haus links die Strasse runter meinte, sie hätte irgendwann weit nach Mitternacht den Wagen der Stanish gehört. Aber sie sah keine Scheinwerfer durch die Fensterläden, also müssten sie die Siedlung Richtung Westen verlassen haben, wenn sie denn das Auto genommen haben. Ich hab nicht mal das bemerkt. Angeblich gab es auch Reifenspuren, aber die sind zugeschneit. Es schneit ja die ganze Zeit.“

Ich bedankte mich herzlich für die Hilfe, versprach nochmals, gleich nach dem Rechten zu sehen, fragte noch, ob ich unser Eingreifen irgendwo anmelden musste, nicht dass man uns in irgendeiner Form angriff -  und verabschiedete mich endgültig, nachdem die Dame das verneint hatte.

«Unglaublich, Snowcat hat nur einmal gefragt und die Tante hat alle Infos rausgerückt und war kurz davor, euch zum Kaffee einzuladen.», wunderte sich Rubber Duck, «So was beeindruckt mich immer wieder. »

Ich lächelte und wandte mich an eine Kamera, „Es scheint, als seinen gleich 2 Familien lautlos verschwunden. Allerdings verschwindet niemand einfach so ohne Grund. Und genau diesen Grund, spüren wir jetzt auf.“

❄️

Die Doppelhaus-Grundstück war tatsächlich befestigt. Es gab einen Zaun, der an vielen Stellen verstärkt war. Stacheldraht verhinderte, dass man einfach auf die andere Seite klettern konnte. Wären da nicht die zusätzliche Befestigung gewesen, die eine oder anderer Ausbesserung am Haus vorgenommen worden und würden nicht jegliche Bäume und Büsche fehlen, wäre dies ein ganz normales Doppelhaus gewesen, das irgendwo hätte stehen können. Wieder sah man nur auf den zweiten Blick, dass das Chicago war. Das Gelände war eingeschneit und es waren keine Spuren zu sehen. Allerdings war die Schneedecke an manchen Stellen flacher. Irgendwann hatte hier also mal jemand Schnee geschaufelt, um Wege frei zu legen.

Sogar die Garage war befestigt worden. Genau von dort wehte der Gestank des Todes zu mir herüber. Ich nahm astral wahr. Die Garage selbst umgab eine düstere Aura, aber Haus und Grundstück sandten nur eine Botschaft aus: das da war ein Zuhause. 

Ich teilte meine Erkenntnisse mit meinen Leuten. 

Selbstverständlich wollten wir uns das ansehen, doch an Tor und Tür gab es intakte Mag-Schlösser. 

«Kennt sich jemand mit Mag-Schlössern aus?», fragte ich meine Special Forces.

Alle verneinten.

«Ich könnte das Tor aufsprengen.», bot Eden an. 

«Oder wir nehmen eine Drahtschere.», schlug Iron Horse vor.

Ich schüttelte den Kopf, «Negativ. Ich versuche das Schloss erstmal so zu öffnen, um möglichst nichts kaputt zu machen.“ Ich seufzte kurz, „Ich bin eben nur nicht besonders gut in solchen Dingen.»

Ich setzte meinen Rucksack ab, der im Gegensatz zu mir sogleich ein Stück tief im Schnee versank, hockte mich hin und holte Werkzeug heraus. Dabei winkte ich eine Ballhaus zu mir, „Wir brechen jetzt dort ein, um nach dem Rechten zu sehen. Das ist natürlich nicht legal, doch ich denke, weder die Stanish noch die Bernistens werden es uns übel nehmen. Ich werde jetzt gleich das Mag-Schloss knacken. Ich hoffe, es ist kein all zu neues Modell, damit nichts kaputt geht. Wir hoffen ja, dass wir die Familien finden und heil nach Hause bringen, dann wäre es schön, wenn alles mindestens so intakt wäre, wie sie es verlassen haben.“

Im Anschluss hockte ich mich vor das Schloss, zog die Überhandschuhe aus und begann die Verkleidung des Schlosses abzuschrauben. Als ich mich mit dem Inneren des Schlosses vertraut machte, fragte ich mit meiner charmantesten Stimme, «Sagt mal Leute, warum haben wir Sapper eigentlich nicht mitgenommen? »

Liam erwiderte sofort,  «Das habe ich mich auch schon gefragt….“ es folgte eine kurze Pause, «Also, wann es dir auffällt.»

Ich seufzte theatralisch, «Ja, da habe ich wohl nicht nachgedacht. Allerdings habe ich in einer Stadt mit schlechter Commlink-Verbindung, in der die Metamenschen mit wenig Strom auskommen, auch nicht mit elektronischen Mag-Schlössern gerechnet.»

Das Schloss piepte und das Signallicht sprang auf grün. Ich grinste in die Kamera, „Geschafft, Du darfst Dich mit mir freuen.»

Natürlich schraubte ich die Verkleidung wieder auf, dann betraten wir das Grundstück, Shark Finn und mir voran, drangen die Ex-Soldaten ein. 

Sie bewegten sich wie eine Einheit, geschmeidig, bedacht und doch zügig.

Finn und ich warteten am Tor. 

❄️

Leider konnte man von außen nicht in die Garage sehen und natürlich waren die Stanish vorsichtige Menschen und darum gab es hier wieder ein Schloss, allerdings ein mechanisches Vorhängeschloss, was für mich ein geringeres Problem darstellte. Ich brauchte nur einen kleinen Dietrich aus meinem Gepäck. 

‹Dass du die Dinger tatsächlich noch mal brauchen kannst, Drachenkätzchen. Stilsicherer wäre es selbstverständlich gewesen, wenn du jetzt eine Nadel aus deinem Haar gezogen hättest.›, kommentierte Katze8.

Ich lachte, ‹Das heben wir uns für’s nächste mal auf, Katze.›

Katze schüttelte den Kopf, ‹Ich bin mir nicht sicher, ob es sich lohnt für diesen einen Moment, vier Jahre lang Dietriche im Haar zu tragen.›

Das Schloss öffnete sich mit einem Klick.

Ich trat von der Tür weg, spürte mit meinen magischen Sinnen nach Bewegung und als ich keine feststellen konnte, sagte ich, «Bewegen tut sich da drinnen nichts, was größer ist als eine Maus.» 

Shark Finn stellte mich hinter sich in Deckung. Die Special Forces bezogen vor der Tür Stellung.

Sinister riss die Tür auf. 

Kameradrohnen Pfister 1 bis 3 flogen in die Garage.

Red Velvet trat mit gezogenem Katana in die Tür.

Der Gestank nach fauligem Fleisch driftete in einer Woge über uns hinweg. Manchmal wäre es fast besser, man würde die Filter der Maske zuschalten, aber dann beraubte man sich eines Sinnes, was man sich aller Regel nach nicht leisten konnte. 

«Nur tote Hühner!», gab Thunderstrike bekannt, «Jedenfalls auf den ersten Blick.» 

Ich atmete erleichtert aus und dann zweimal tief ein, um mit dem Gestank klar zu kommen. 

«Clear.», sagte Red Velvet an und trat zur Seite. 

Auch auf den zweiten Blick waren da nur tote Hühner. Man hatte die Garage also zu einem Hühnerstall umfunktioniert. Selbstverständlich war für die toten Hühner kein Tier verantwortlich gewesen. Ein normales Tier hätte das Schloss nämlich nicht aufbekommen. Aber die Hühner waren auch nicht verhungert, wie ich spontan vermutete hatte. Man hatte die Hühner massakriert, abgeschlachtet, mutwillig vernichtet. Die toten Tiere waren überall verteilt, Federn lagen herum, ein Kopf war abgerissen worden. Ansonsten gab es erstaunlich wenig Blut.

‹Du willst doch da nicht etwa reingehen, Drachenkätzchen.›, fauchte Katze, als ich einen Schritt Richtung Garage machte.

‹Doch, das wollte ich, Katze. Ich wollte sehen, ob es magische Symbole gibt, falls das eine rituelle Schlachtung gewesen ist.›

Katze schüttelte angewidert den Kopf, ‹Ach ja, Drachenkätzchen? Weil die anderen plötzlich ihr Augenlicht verloren haben und gleichzeitig alle Kameradrohnen kaputt sind?›

Nach diesem bissigen Hinweiß änderte ich meine Absicht und ließ die anderen die Daten sammeln. So würde ich mir auch nicht meine weißen Stiefel ruinieren. 

Ich nahm noch schnell astral wahr, um zu kontrollieren, ob nicht doch noch irgendein Abdruck vorhanden war. Selbstverständlich entdeckte ich nichts. Alles andere hätte mir auch Sorge bereitet. 

Auch magische Symbole oder ähnliches entdeckten wir keine. MASH ließ sich ein paar Spezialaufnahmen machen und schlussfolgerte dann, «An Hand der Larvenbildung und unter Berücksichtigung der kühlen Temperaturen, sind die Tiere vor zwei bis drei Tagen gestorben. Obwohl das per Ferndiagnose immer recht schwierig ist. Einige bekamen offenbar nur einen Schreck, anderen wurde das Genick gebrochen oder der Kopf abgerissen.», erklärte er.

Nach diesen Erkenntnissen, konnten wir nichts weiter tun. Es war Zeit, sich dem Haus zuzuwenden.

❄️

Rechts wohnte Familie Stanish, links die Beristens, jedenfalls wenn man den Schildern über den Klingeln glauben konnte.

Wir entschieden uns also für Rechts.

Auch diese Tür hatte ein Maglock und im Gegensatz zu dem am Tor, war dieses sogar gut.

«Wie konnte ich nur so dumm sein und das technische Genie im Lager lassen?», plauderte ich im charmanten Ton mit mir selbst, als ich mich an dem Schloss zu schaffen machte.

Ich werkelte ein paar Minuten und meinte lächelnd, «Sapper, du fehlst hier. Kannst du vielleicht nachkommen?»

Liam erwiderte, «Wenn du mich darum bittest.»

Das Licht des Schlosses sprang auf Grün. Ein Grinsen huschte über mein Gesicht, wenn es weiter nichts wahr … Freundlich und schmeichelnd sagte ich «Sapper, es war dumm von mir, dich, ein begnadetes Genie, nicht mitzunehmen. Könntest du bitte nachkommen, damit ich nicht mehr auf dich verzichten muss?»

Sapper antwortete in einem neutralen Ton, «Mach ich. - Average, hast du das alles auf Tape?», wollte er noch wissen. 

Von Average kam ein, «Ja und so wie es die Rechte verlangen, habe ich es eingetütet.»

Rubber Duck meinte, «Ich hab das Wetter gescheckt, es wird zwar kein ruhiger Flug, aber wenn dich das nicht stört, kann ich dich fliegen.»

«Dass du das kannst, will ich hoffen.», erwiderte Liam gewohnt barsch.

Tiernan freute sich, «Super, dann kann ich euch gleich noch frisches Mittag- und Abendessen mitschicken.»

[Song 8: James Newton Howard /The Huntsman Winter War - That’s Not What Happened3] Bis die Verstärkung eintreffen würde, würde es noch einige Zeit dauern und wo die Tür schon mal offen war, sahen wir uns das Haus einfach mal an.

Finn und ich warteten erneut draußen, während die Special Forces eintraten, um das Gebäude zu sichern. 

Wieder sah ich ihnen fasziniert dabei zu, wie sie, leicht geduckt, mit den Waffen im Anschlag, eindrangen und jeweils andere Vektoren abdecken. Selbstverständlich sicherten sie auch Richtung Decke. An jeder Zimmertür legte einer dem anderen die Hand auf die Schulter und klopfte zwei Mal, wenn er bereit war. Erst dann öffnete der andere die Tür. Nachdem das Erdgeschoß als ‚clear’ gemeldet worden war, teilte das Fünfer-Team sich. Drei gingen nach oben in die 1.Etage und zwei nach unten in den Keller. Sie wussten ohne weitere Worte, wer wohin zu gehen hatte.

Shark Finn und ich traten nun ebenfalls ein und Finn schloss hinter uns die Tür. 

Ich öffnete meine Panzerung, zog erneut meine Überhandschuhe aus und ließ zunächst die mundäne Atmosphäre des Hauses auf mich wirken. 

Eine gute Mischung zwischen Ordnung und Heimeligkeit, die von einem familiären Leben zeugte. Ungewohnt für einen Metamenschen von 2076 war das Fehlen jeglichen AR. Wireless war hier eben noch nicht angekommen. 

«Keller, clear.»,  meldete Iron Horse und erklärte kurz darauf, «Hier gibt es einen Übergang zur anderen Hälfte des Hauses.»

Geschirr vom Abendbrot stand in der Spüle. Es gab keine Anzeichen eines Frühstücks. Eine angefangene Partie Schach, ein Malbuch, eine Spielkonsole, die schon etliche Jahre auf dem Buckel hatte, Schulbücher. An der Garderobe im Flur hin ein einziger Schal, Winterjacken oder Stiefel fehlten. 

«Obere Etage, clear.», gab Eden bekannt.

Ich nahm astral wahr. Es gab hier weder Geister, noch irgendwelche aktive Zauber. Dennoch war diesem Haus Magie nicht fremd, das schwang in der Aura mit. Ansonsten war die Aura so, wie man sie von einem Heim in Chicago erwartete. 

Alles war normal und doch war da dieses unterschwellige Gefühl von Gefahr. So, als würde sich in dem Haus Sorge verbreiten, weil es schon lange nichts mehr von seinen Bewohnern gehört hatte.

‹Du hast ein feines Gespür für die Magie, Drachenkätzchen. Viele hätten es nicht bemerkt. Doch das, was du als Sorge bezeichnest, ist nichts weiter, als der schwächer werdende Abdruck der Auren der Bewohner.›

«Es gibt keine Kampfspuren oder Anzeichen von Panik. Es sieht so aus, als wären sie einfach gegangen. Aber mein Gefühl sagt mir, das irgendetwas nicht stimmt. Ich möchte mich noch oben umsehen. Vielleicht kann ein Teil von euch versuchen durch die Tür im Keller in die andere Hälfte des Hauses zu kommen und nachsehen, ob sich da ein ähnliches Bild bietet.»

«Copy.», bestätigte Iron Horse, «Die Tür nach drüben ist weder abgeschlossen, noch verriegelt.»

Thunderstrike sagte an, «Ich komm zu euch.», und kam auch schon die Treppe runter. 

Ich hatte gewusst, dass ich nichts einteilen würde müssen. 

Eden uns Sinister erwarteten uns oben.

Ich schritt langsam den Flur hinab. Hier oben gab es zwei Kinderzimmer, zwei Bäder und das elterliche Schlafzimmer. Die Betten waren zurück geschlagen, so als wäre jemand gerade erst aufgestanden. Es sah nicht danach aus, als hätte man groß etwas zusammen gepackt. Genauer konnte ich das natürlich nicht sagen, da ich nicht wusste, wieviel die Stanish besaßen und ob etwas fehlte.

Ich sah mir das Zimmer des Mädchens näher an. Es wirkte alles friedlich. Ich seufzte innerlich und sah zu Shark Finn. Halb an ihn, halb an die Kameradrohne gewandt sagte ich, „Ich werde mal sehen, ob ich irgendetwas empfangen kann.“ Dann zog ich meine Unter-Handschuhe aus und berührte das Bett. 

Schwache, wirre Traumbilder flogen am mir vorbei. Tiere, Katzen, Geborgenheit, ein Stoffhase, mein Bruder und dann werde ich plötzlich geweckt. Papa sagt, es ist Zeit aufzustehen. Er erklärt es nicht weiter, mahnt mit ernsten, aber ruhigen Worten zur Eile. Irgendwas ist komisch an Papa, ich sehe zu meinem Bruder. Nein, Angst haben wir keine.

Ich kehrte in die Realität zurück und lächelte zu allererst einmal Shark Finn an, damit er wusste, dass es mir gut ging. Ich zögerte kurz und überlegte, ob ich dem Zuschauer erklären sollte, was ich da getan hatte. Ich entschied mich dagegen, die Feinheiten der Psychometrie waren diffizil und das jetzt zu erklären, wäre wohl zu weit gegangen. Außerdem war es besser, den Zuschauer über meine Fähigkeiten im Unklaren zu lassen. Selbst wenn in der Matrix eine Diskussion darüber entfachen sollte, woher ich manchmal meine Informationen nahm, konnten sie nicht wissen, dass dies eine magische Fähigkeit war. Erst recht nicht, wenn ich es nicht benannte. Magisches Wissen war viel zu wenig verbreitet, um eine Ahnung zu haben, worauf das hinaus lief.

‹Bei all deinen geliebten Drachen der 6.Welt, Drachenkätzchen, wie konntest du überhaupt darüber nachdenken, das an die Metamenschheit weiter zu geben. Ist es nicht genug, dass du mit dem Wissen über magische Gefahren hausieren gehst, als wäre es frisch gebackener Kuchen?›, fauchte Katze, sprang vom Bett des Mädchens und tänzelte mit hoch erhobenem Kopf und in einem Tempo durch die Tür, dass man es fast schon als fluchtartig beschreiben konnte.

Ich hob überrascht eine meiner zarten Augenbrauen.

„Alles in Ordnung?“, wollte Shark Finn wissen.

Ich nickte, „Ja ist es. Ich frage mich nur, was hier geschehen ist. Ich muss zum Bett des Vaters.“

«Die Seite der Benistens ist metamenschenleer und magiefrei.», gab Thunderstrike bekannt.

«Gut, dann kommt wieder rüber zu uns. Wir treffen uns gleich im Wohnzimmer. Ich kontrolliere nur etwas im Elternschlafzimmer.», sagte ich an.

Die Bettseite von Tomas, dem Vater und ehemaligen Security Rigger von Truman Technologies, konnte ich leicht ausmachen, einfach, weil Eden sie mir zeigte. Sie hatte sich zuvor schon im Schlafzimmer umgesehen. Ich trat also an das Doppelbett und berührte das immer noch leicht zerwühlten Kissen.

Träume, die zerfasern und an die man sich später nicht mehr erinnern kann. Ein traumloser Schlaf mit leichter Wachsamkeit. Ich bin ein Vater in Bug City. Plötzliches Aufwachen mit der sicheren Gewissheit, dass es Zeit ist, zu gehen. Rebecca ist bereits wach. Sie weiß es auch.

Ich zog nachdenklich meine Handschuhe an. 

Das ungute Gefühl war mein eigenes. Die beiden hatten nicht gezweifelt. 

Ich nahm astral wahr, doch da war nichts mehr. Kein Zauber, kein Abdruck eines Geistes. 

Nun, alles andere wäre ja erschreckend gewesen. Abdrücke von Magie verschwanden innerhalb von Stunden.

❄️

Wie besprochen, trafen wir uns im Wohnzimmer. Wir lockerten unsere Panzerungen und setzten uns. Die beiden Familien hätten nichts dagegen, da war ich mir ganz sicher.

„Es sieht so aus, als wären sie tatsächlich mitten in der Nacht aufgestanden, hätten sich angezogen und wären gegangen.“, fasste ich, auch für die Kameras, zusammen. „Sie waren nicht panisch, haben nicht gepackt, aber an ihre Winterkleidung gedacht. Nachdem, was ich in den Schlafzimmern empfangen habe, fand die Tochter, dass irgendetwas am Vater merkwürdig gewesen ist. Die Eltern sind ohne Wecker plötzlich aufgewacht und wussten beide, dass es Zeit war zu gehen.“

„Gleichzeitig?“, fragte Eden nach.

Ich nickte, „Es wirkte zumindest so.“

„Du vermutest den Einsatz von Magie?“, wollte Iron Horse wissen.

Wieder nickte ich, „Ja irgendwie wirkte es ferngesteuert. Magisch gibt es mehrere Möglichkeiten so etwas zu bewirken. Es kann ein Geist gewesen sein, der seine Influence Kraft eingesetzt hat oder ein Zauber, Rituelle Hexerei ist ebenso möglich. Spuren davon gibt es selbstverständlich keine mehr.“

Fang meldete sich. «Weil ihr gerade Spuren sagt, die sind doch mit dem Auto weg, müsste man denn nicht irgendwo davon Spuren finden?» 

„Es schneit seit zwei Tagen.“, gab Eden zu bedenken, „Wir könnten kaum unsere Spuren von heute Morgen wieder finden.“

«Stimmt, zwar.», warf Rubber Duck ein, «Aber das Gelände ist so schlecht befahrbar, da können wir das Suchgebiet einkreisen. Nachdem ich Liam abgesetzt habe, kann ich einen Suchmodus mit der Drohne fliegen, befahrbare Strassen auf der Karte markieren und die absuchen. Wegen der Winde ist ja auch nicht alles gleich tief eingeschneit.»

„Das klingt gut und wenn das nichts bringt, müssen wir uns eben einfach weiter umhören.“, stellte ich fest, „Rubber Duck, wann seit ihr hier?“

«ETA in 20 Minuten. Ich dachte ihr seid warm und trocken und habe einen sanften Start angesetzt.»

„Sind wir auch.“, bestätigte ich. „Wr können die Zeit nutzen, um schon mal etwas zu essen und um uns frisch zu machen.“ Ich öffnete meine Panzerung noch weiter. Die Versiegelung zischte, als ich die Jacke aufmachte. Ich nahm den Fächer aus einer Tasche und fächerte mir Luft zu, genau dazu waren Fächer ja da. Ein sanfter Duft nach Cranberry, Mandelblüte und einem Hauch Vanille stieg mir in meine Nase. Ich konnte mir meinen eigenen Duft in die Nase wehen lassen, das fand ich gut. Selbstverständlich hatte ich heute Morgen einen Healthy Glow und ein Make Over auf mich gewirkt und Kiss of Winter Parfum aufgetragen. 

Shark Finn packte sein Essen aus und stellte auch meines vor mir ab. Ach ja, essen.

„Die haben hier sogar Badewanne und Dusche.“, stellte Sinister fest und griff damit das Thema ‚frischmachen‘ wieder auf.

Red Velvet zog ihre Stäbchen aus ihrer Bento Boy, hob kaum merklich eine Augenbraue und kommentierte, „Zivilisierte Gesellschaften haben auch Dampfbäder.“

Ich schmunzelte in mich hinein. Selten hatte mir jemand so beiläufig gesagt, dass ich unzivilisiert sei.

«Sagt mal Mädels.», fragte Rubber Duck, «Warum riecht ihr eigentlich immer besser, als die Jungs?»

Bloody Guts antworte zuerst «Was du da sagst, stimmt doch gar nicht Chummer.»

«Wohl!», widersprach Rubber Duck, «Moxi zum Beispiel riecht deutlich besser, als jeder von uns Jungs derzeit. »

Bloody Guts lachte, «Das glaub ich nicht!» 

«Ja, na gut, verstehe, Moxi duftet besser.», korrigiere Rubber Duck.

«Genau! Na dann weil sie Parfüm nehmen?», mutmasste unser Troll-Decker.

«Nee! Das ist es nicht. Würde ich ihr Parfum nehmen, würde ich anders duften und wenn du ihres nimmst, dann duftest du wieder anders.», erklärte Rubber Duck.

Bloody Guts meinte leicht entrüstet, «Ach hör doch auf, du verarschst mich!»

Mr.Tea warf ein, «Nein tut er nicht, denn das stimmt.»  

«Dann weiß ich was.», fand Bloody Guts nun, «Dann geht ihr zusammen duschen und dann duftest du wie sie.»

Rubber Duck war kurz still und meinte schließlich seufzend, «Nee die Duschen hier sind zu klein.» 

«Quatsch ihr seid schlank. Ihr solltet aber nicht draußen duschen.», fügte Bloody Guts hinzu. 

«Bist du verrückt, niemand duscht bei dem Wetter draußen!», erklärte Rubber Duck lachend.

Bloody Guts widersprach, «Thunderstrike und Iron Horse duschen draußen, schon allein, damit wir schlecht aussehen und Eden rennt im Bikini übern Strand und spring direkt in den See.»

Ich lachte amüsiert.

«Ehrlich?», fragte Rubber Duck irritiert, «Das hab ich noch nicht gesehen.»

«Ja, weil das kommt dann erst noch.», erklärte Bloody Guts überzeugt.

Ich lächelte fein, „Was bestimmt gute Bilder für die Quote liefert. So wie dieses Gespräche. Männer- und Frauengespräche kommen immer gut an.“

Red Velvet sah zu mir und sagte ruhig, „Männer- und Frauengespräche werden überschätzt. Das sind doch im Allgemeinen nur Banalitäten.“ 

Ich neigte huldvoll den Kopf, „Stimmt, denn die wichtigen Dinge bespricht man nur mit wahren Freunden oder noch besser, man schweigt dazu. Aber das Trideo ist voll von Banalitäten und manchmal braucht man das, um den wahren Wert anderer Dinge erkennen zu können.“

❄️

[Song 9: The Cranberries - God Be With You3] Da die Sea Spride nicht oder nur schwer in der Wohnsieglung landen konnte, seilte sich Liam kurzerhand ab. 

Mit seiner Baggy-Hose, dem Kapuzenpullover, der Bomberjacke, den Combat Boots, den Ski-Googles, in der seine RIG-Maske integriert war, der Umhängetasche und der Multi-Tool-Winterweste, sah er wie das Paradebeispiel eines Shadowrunners aus. Jedenfalls in RL. Via AR und so auch später in Trideo, würde Liams Gesicht dank seines Störsignal-Halstuches, verpixelt sein und leicht flimmern.

Fang, der im Airstream saß und so nur genau dieses verpixelte Gesicht sah, brachte das auf eine Idee, «Hey, wir können Sappers Gesicht als Werbefläche verkaufen, so nach dem Motto, 'Hier könnte dein Gesicht sein oder deine Werbung stehen, bewirb dich, das ist ein echt guter Platz'.»

«Sehr geschäftstüchtig.», lobte Foggy.  

Liam achtete übrigens nicht darauf, was er sagte oder wie er jemanden nannte. Beim Nutzen seines Spitznamen ‚Fanghead' für MASH, konnte zum Beispiel jemand ahnen, dass Fang ein Vampir ist. Als ich Liam darauf aufmerksam gemacht hatte, hatte er nur, ‚Das macht Average dann schon, dafür ist er ja da!‘, erwidert.

Ich grinse, als Liam mit dem zusätzlichen Rucksack die Auffahrt zum Stanish Haus hoch gestampft kam. „Mögen deine Schwierigkeiten wenig und deine Segen zahlreich sein und mögest du nichts als Fröhlichkeit durch diese Tür tragen.“, begrüßte ich meinen Lieblingscousin und ersten Ritter mit einem abgewandelten irischen Segen.

„Und möge dein Rucksack voller Einfallsreichtum, guter Ideen und ausreichend Sprengstoff sein.“, erwiderte Liam grinsend.

Und wenn Liam etwas gut konnte, dann war es grinsen. Er tat es nur selten.

❄️

Das Rotorengeräusch der Sea Spride war noch nicht einmal verklungen, als Rubber Duck auch schon mit einer Überwachungsdrohne von Eden virtuell eingerichtete Suchparameter abflog und nach Spuren suchte.

Der Rest von uns begab sich schon bald zurück in den Schnee, um den Weg Richtung Klinik einzuschlagen. Immerhin sollten sie einen Patienten verloren haben. Früher oder später würden wir dort sowieso fragen.

Rubber Duck verkündete nach einigen Minuten, dass er etwas gefunden habe. Tatsächlich gab es Reifenspuren, allerdings schienen sie frischer und von Motorrädern zu sein.

„Das sollten wir uns aus der Nähe und mit eignen Augen ansehen.“, stellte ich fest. „Wer von der Damen und Herren Ex-Special Forces versteht sich denn auf das Lesen und Verfolgen von  Spuren?“

Sinister, Eden und Red Velvet setzten sich in Bewegung.

Ich hob überrascht eine meiner zarten Augenbrauen.

Liam lachte, „Arbeitseifer, nennt man das.“

„Stop!“, rief Thunderstrike sofort. „Sinister ist Scout. Die anderen bleiben hier bei Sakura.“

Sinister nickte, „Copy!“ und ging los. 

Wir folgten in einigem Abstand.

❄️

Es war nicht leicht den Reifenspuren zu folgen, denn der Schnee ließ sie immer wieder verschwinden. Das waren auch definitiv nicht die Abdrücke des Wagens der Stanish. Das waren tatsächlich 3-4 Motorräder, die vor ungefähr 3 Tagen zumindest dicht am Wohngebiet der Nachbarschaftshilfe vorbei gefahren waren. Die Spuren führten erst aus der Zone raus, bogen dann aber zur Northkimble Avenue nach Süden ab und kehrten damit zurück in die Zone.

Als wir uns einem Park näherten, gab Sinister das Halt Signal und wies Rubber Duck an, über eine Markierung zu fliegen und uns den Drohnen-Feed zu zeigen.

Zwei Gruppen von Metamenschen rannten am Rande des Parks umher. Sie hielten Pistolen in den Händen. Einige trugen lila Stofffetzen über ihrer Winterkleidung, andere grüne.

«Es sieht aus, als würden sie spielen. Lasst uns trotzdem leise zu Sinister aufschließen.», sagte ich an.

«Wir könnten auch Drumrum.», schlug Thunderstrike vor.

Iron Horse befahl da bereits, «Also los, wie Snowcat sagt, leise zu Sinister aufschließen.», er fügte die entsprechenden Handzeichen hinzu.

Ich schmunzelte und ließ Iron Horse nur zu gern den Vortritt, auch wenn man in der winterlichen Rüstung nicht all zu viel von seinem Hintern hatte, er bewegte sich einfach toll.

Genau genommen setzten wir uns alle in Bewegung, auch Liam, allerdings gab er sich nicht sonderlich viel Mühe, leise dabei zu sein.

Wir sammelten uns an einer Ecke und blickten über den ehemaligen Park, wo beiden Gruppen eine Mischung aus Schneeballschlacht und Hide and Seek spielten. 

«Die sind alle mit Ares Lightfire bewaffnet.» meldete Bloody Guts

Liam zog einen Gegenstand aus der Tasche und übergab ihn Shark Finn, „Hier wirf mal Finn, du kannst weiter werfen.“ 

Shark Finn sah fragend zu mir.

Ich hingegen sah zu Liam, „Was ist das?“

Liam zog die Augen leicht zusammen, „Was bist du so neugierig? Keine Lust mehr auf Überraschungen Cousine?“ 

„Ich bin immer neugierig, das weißt du doch.“, erwiderte ich.

Da war noch eine kleine Falte auf Liams Stirn, als er meinte, „Aber du fragst so ängstlich.“

Ich unterdrückte ein Grinsen. Liam war durch und durch ein Rebell. Dann sah ich zu Shark Finn, „Wirf ruhig.“

Shark Finn holte aus und warf den Gegenstand auf die Strasse zwischen die beiden Gruppen.  Das Teil zerbarst beim Aufschlag und machte einen schier unglaublichen Lärm. Die Kids, denn vom Körperbau und Auftreten her würden es Jugendliche sein, erschraken, brachen ihr im wahrsten Sinn des Wortes, verletzendes Spiel ab und machten sich aus dem Staub. 

❄️

Wir folgten der Spur bis zur West Fullerten Ecke North Kimble und bewegten uns damit direkt auf die neue Klinik zu, in der der Patient verschwunden war. 

Katze kam mit erhobenem Schwanz um die Ecke geschlendert und kommentierte, ‹Wie nett von den Spuren, die beiden Ereignisse auch optisch mit einander zu verbinden.›

Das einstöckiges Gebäude war gesichert, mit eine Barrikade versehen und die Fenster waren teilweise frisch vermauert. Ein normaler Anblick für die Chicago Zone. 

Nicht ganz so normal waren hingegen die beiden menschlichen Männer in Full Body Light Military Armor, die vor dem Gebäude standen, mit Moosberg Shotguns bewaffnet waren und über deren Brust das Horizon Logo prangte. 

Die Klinik gehörte also offenbar zu Horizon, denn einfach so hätte man hier sonst wohl keine Konzernsicherheitsleute abgestellt. Die Klinik schien wichtiger zu sein, als ich gedacht hatte. 

«Bleibt bitte ein paar Schritte zurück!», sagte ich an und betätigte via AR den Button, der meine RIG-Maske löste und mein AR auf das Image Link der Kontaktlinsen umschaltete. 

Mein Team wusste, was das bedeutete. Auch das hatten wir geübt. Sie senkten ihre Waffen oder wandten sie nach außen, während Shark Finn und ich zu den beiden Männern gingen. 

Die Körperhaltung der beiden Sicherheitsmänner entspannte sich, als ich auf sie zu kam.

Ich begann mit einem simplen Hallo und kam dann gleich zu Sache, „Mein Name ist Snowcat. Wir suchen zwei Ehepaare, die nicht weit von hier leben und spurlos verschwunden sind. Die Nachbarn sind besorgt und wir hoffen ihnen helfen zu können. Haben Sie zufällig in den letzten drei Tagen ein Autor hier vorbei fahren sehen?“

Die beiden schüttelten den Kopf und einer sagte, „Leider nein Miss.“

„Verstehe. Und was ist mit Motorrädern? Haben Sie ein Motorrad gesehen?“ 

„Naja, die einzigen, die wir gesehen haben, waren die Ancients. …“ 

Ich hob bei dem Namen der Gang, deren Mitglied ich war, überrascht eine Augenbraue. Innerlich natürlich.

„… Die sind vor drei Tagen hier vorbei gefahren, aber das machen die manchmal.“ 

„Ich habe gehört, dass hier in ihrer Klinik eventuell auch jemand verschwunden ist.“, harkte ich nach, „Können sie mir darüber vielleicht etwas sagen?“ Ich packte ein freundliches Lächeln dazu.

Die beiden Sicherheitsmänner sahen sich kurz an, „Nee, Miss, dafür müssten Sie mit dem Arzt sprechen.“

Ich nahm das als Einladung, „Gut, dann würde ich gerne mit dem Arzt sprechen.“ 

Eine der beiden Männer nickte, während der andere sich abwandte und via Headset nachfragte. Es dauerte nicht lange, dann meinte er, „Der Doktor wird sie empfangen.“

❄️

[Song 10: Twenty One Pilots - Heathens3] Zu meiner Überraschung durfte ich all meine bewaffneten Männer und Frauen mit in die Klinik bringen.

Dr.Martin Tate, ein gepflegter Mensch mittleren Alters im Kittel, mit einer fancy Brille auf der Nase, begrüßte mich mit einem strahlenden Lächeln, „Jackson sagte, Sie sind auf der Suche nach zwei Ehepaaren. Das scheint ja eine glückliche Fügung zu sein. Vielleicht können Sie auch uns helfen, denn uns ist vor knapp drei Tagen ein Patient abhanden gekommen.“

Als eine glückliche Fügung war ich bisher nur selten bezeichnet worden. Die direkte Art des Doktors überraschte mich. Dr. Tate hatte einen Blick zu meinen Kollegen geworfen, der ebenfalls von einer angenehmen Überraschung gezeugt hatte. Als Tate nun meinte, „Kommen Sie Mrs. Snowcat! Wir unterhalten uns im Aufenthaltsraum.“, war klar, dass er etwas von uns wollte. 

Ich lächelte, „Nur Snowcat.“, korrigierte ich freundlich.

„Oder sag Prinzessin. Das geht auch.“, murmelte Shark Finn leise.

Die Klinik war sauber und erst kürzlich renoviert worden. Es gab nur wenige Krankenzimmer und die schienen alle Einzelzimmer zu sein, so dicht wie die Türen beieinander lagen. Allerdings entdeckte ich keinerlei Anzeichen davon, dass es hier überhaupt nur einen einzigen Patienten gab. Außerdem war das Licht etwas spärlich. Die Lampen an der Decke glommen nur in Notbeleuchtung und da die Fenster verbarrikadiert waren, drang kaum Tageslicht herein. Für meine elfischen Restlichtaugen war das selbstverständlich kein Problem. Ich konnte genug sehen.

Die schweren Stiefel einige meiner Special Forces-Soldaten auf dem blanken Boden, dröhnten im Vergleich zur Stille hier. Liams lässig schlurfender Schritt mischte sich darunter. 

Ein beflissener Horizon Busy Buddy in der professionellen Variante, putzte hinter uns her. Als er seinen Sensor-Kopf nach oben wandte, war es ein wenig, als würde er seinen CU^3 Kamera-Kollegen einen stummen Gruß zuwerfen. 

‹Da strömt wieder Poesie aus jeder deiner Poren, Drachenkätzchen.›, bemerkte Katze beiläufig.

„Hatten die Familien, die sie suchen, vielleicht auch Kinder?“, fragte Dr. Tate.

Ich nickte, „Ja, tatsächlich, einen Jungen und ein Mädchen. Wieso?“

„Dann könnte es sein, dass sie hier gewesen sind. Ein merkwürdiger Vorfall, der sich vor 2 Nächten ereignete und während dem ich selbst nicht hier gewesen bin.“ Dr.Tate öffnete die Tür eines kleinen Aufenthaltsraum, in dem nicht alle von uns Platz finden würden, was aber nicht weiter schlimm war. Er betätigte den Lichtschalter und ein schummriges Lämpchen erwachte zum Leben. Dabei erklärte er, „Leider kann ich ihnen nicht viel dazu sagen M… Snowcat, denn die Sicherheitsmänner der Nachtschicht sind, ebenso wie die Krankenschwester, außer Gefecht gesetzt worden.“

Dr. Tate ließ mir den Vortritt, wies zu einem Sessel, wartete, bis ich Platz genommen hatte und setzte sich dann selbst mir gegenüber. Shark Finn stellte sich hinter mich. Liam ließ sich in den Sessel rechts neben mit fallen und Eden zog sich einen gepolsterten Stuhl heran, um auf meiner andren Seite Platz zu nehmen. 

„Gibt es Sicherheitskameras, die vielleicht etwas aufgenommen haben?“, wollte ich wissen.

Tate zuckte mit den Schultern, „Normalerweise schon, dummer Weise ist unser Generator kaputt. Darum auch nur die Notbeleuchtung. Wir haben keinen Zugang zu den Daten. Im Moment läuft nur das Notwendigste und da wir keine Patienten haben, ist das nicht sonderlich viel.“

Ich warf einen kurzen Seitenblick zu Liam und schlug vor, „Sollen sich meine Leute den Generator einmal ansehen? Vielleicht können wir ihn reparieren.“

Dr.Tate war hoch erfreut.

❄️

Auch wenn Liam die Augen verdrehte, ich gab ihm Eden zum Schutz mit. Womit ich dann genau die zwei Personen losschickte, die sich neben mich gesetzt hatten. 

❄️

Liam erkannte innerhalb von Sekunden, dass der Generator manipuliert worden war und reparierte ihn in nur wenigen Minuten.

Nachdem der Strom wieder da war, konnten wir nach Vorne zur Anmeldung gehen und uns dann die Aufnahmen der Sicherheitskameras ansehen. Mit der Schwester zu sprechen, lohnte ebenso wenig, wie die Sicherheitsmänner zu befragen. Das hier war die Tagschicht und die kannte die Informationen der Nachtschicht nur aus zweiter Hand. 

Die Bilder bestätigten und erweiterten das, was mir Dr.Tate inzwischen erzählt hatte.

Ein ungefähr 10 Jahre alter Junge und ein 8-9 Jahre altes Mädchen, die verdammt große Ähnlichkeit mit den Kindern der Stanishs hatten, standen mit entsetzen Gesichtern vor der Klinik und hämmerten gegen die Tür. Auf den Außenkameras waren keine weiteren Personen zu sehen, was die beiden Sicherheitsmänner laut Protokoll auch so festgestellt hatten. Dannach ließ man die Kinder ein. 

Kaum, dass sie drinnen waren und noch bevor man die Tür wieder richtig verschlossen hatte, zogen die Beiden kleine zylindrische Gegenstände aus ihren Jackentaschen. Der Junge warf seinen hinter den Tresen, das Mädchen ließ ihren einfach fallen. 

Rauch stieg auf. Nur Sekunden später fielen die beiden Kinder ebenso bewusstlos zu Boden, wie die beiden Sicherheitsmänner und die Krankenschwester. Knapp 2 Minuten lang geschah nichts, dann fiel das Bild aus.

„Die Kinder waren nicht allein.“, erklärte ich. „Ob man sie dazu gezwungen hat oder sie das freiwillig gemacht haben, kann ich nicht sagen. Aber ich wette auf das Erste.“ Ich saß zu Dr.Tate, „Und danach war der Patient verschwunden.“

Der Arzt nickte, „Genau. Ich biete jedem von ihnen 5000 nu¥, wenn sie den Patienten finden und wieder bringen.“, brachte er seinen Wunsch auf den Punkt.

Dass ich nicht auf das Angebot reagierte, sondern nur lächelte, verunsicherte ihn. „Sie können doch auch noch eine weitere Person suchen, oder? Ich meine, man kann sie doch anheuern???“

Ich neigte den Kopf leicht, „Zusätzlich nach ihrem Patienten die Augen offen zu halten, ist kein Problem. Zumal die beiden Geschichten ja irgendwie zusammen zu gehören scheinen. Haben Sie ein Bild von dem Patienten, welches sie uns geben können?“

Dr.Tate gestikulierte und schickte mir dann das Profil-Bild einer Karteikarte. Bei dem Patienten handelte es sich um einen menschlichen Mann Ende 20, mit dunkelblondem Haar und braunen Augen, den ich nach Osteuropa einordnete.

„Das ist Mr.Cosek. Er ist 1,82 Meter groß und wiegt 77-80 Kilogramm.“ , berichtete Tate.

„Warum war er hier?“, fragte ich nach und als der Doktor zögerte, fügte ich hinzu, „Zumindest grob, damit ich mir ein Bild machen kann. Sie sollen selbstverständlich nicht gegen ihrer ärztliche Schweigepflicht verstoßen.“

„Er hat sich von einer inversiven Upgrade-Prozedur erholt.“

„Konnte er selbst laufen?“, wollte ich noch wissen.

Dr.Tate schüttelte den Kopf, „Mr.Cosek war kaum bei Bewusstsein. Er war ruhig gestellt, um eine schnellstmögliche Erholung zu gewährleisten.“

„Fehlen ein Rollstuhl oder ein Bett?“, fragte ich weiter.

Wieder schüttelte Dr.Tate den Kopf, „Nein, nichts dergleichen.“

„Vermissen Sie sonst noch etwas außer dem Patienten? Drogen, Verbandsmaterial, Medikamente?“

Auch das verneinte Dr.Tate.

„Kann ich den Raum sehen, in dem er gelegen hat?“, fragte ich als letztes.

„Oh, ja, selbstverständlich!Aber ich befürchte, wir haben bereits aufgeräumt. Immerhin ist es schon mehr als zwei Tage her.“

Ich lächelte bezaubernd, „Das macht nichts, manchmal findet man trotzdem etwas.“

❄️

Sie hatten wirklich gründlich aufgeräumt. Es roch sogar nach Putzmitteln für den klinischen Gebrauch. Zum Glück war ich nicht wegen DNA-Spuren hier.

Katze sprang auf das Krankenbett, ‹Und zum Glück haben sie das Bett nicht frisch bezogen, das könnte den Abdruck verstärken.›

Ich zog meine Handschuhe aus, sammelte und wappnete mich und schob meine Hand unter die fest gezogene Bettdecke.

Schlafen, Ruhe, Erinnerungen, Angst, Schmerz und entspannte Träume. Alles sehr wage. Krankenhausalltag. Immer und immer wieder. Dann plötzlich, wird meine Ruhe gestört. Schlanke, schwarze Männern kommen herein und zerren den Patienten aus mir heraus. Das sind keine Ärzte oder Schwestern oder normale Besucher. Es sind mehr als zwei. Einer mahnt zur Eile. Zwei zerren den Patienten weg. Seine Füsse schleifen über dem Boden. Dann endlich, Ruhe, gewohnt, wie immer.

Ich kehrte ungewohnt sanft in die Realität zurück. Das Bett hatte noch keine Persönlichkeit aufgenommen und war eher froh gewesen, dass es wieder seine Ruhe gehabt hatte. Wobei froh natürlich völlig übertrieben war. Die schlanken Männer, die ich ‚gesehen‘ hatte, hätten durchaus Ancients sein können, aber auch alles andere.

Die Motorradspuren waren nun unser deutlichster Hinweis.

Ich gab Dr.Tate eine Kontaktmöglichkeit für den Notfall und dann machten wir uns auf, um zu sehen, wohin die Spuren führten.

❄️

Die Luft duftete nach frisch gefallenem Schnee.

Mir fiel auf, wie ursprünglich und rein mir das vorkam. 

Nachdem wir uns in lockerer Formation ein paar Schritte Richtung weiterführender Motorradspuren entfernt hatten, war es endlich an der Zeit, die neuen Informationen zu besprechen. 

«Die Entführungen der beiden Familien gehören zumindest irgendwie zusammen.», begann ich. «Die Ancients scheinen darin involviert zu sein. Zumindest sagen das die Motorradspuren. Nur gehört die Entführung von Metamenschen nicht in das normale Portfolio der Gang.»

Ich überlegte kurz und gab das Haltzeichen, «Lasst mich mal eben eine Ansage an die Zuschauer drehen, dann reden wir ganz normal über das, was wir rausbekommen haben. AveRage schneidet das dann nachher so zusammen, dass die Zuschauer nur das zu hören bekommen, was wir sie wissen lassen wollen.»

Damit waren alle einverstanden, auch AveRage, denn schneiden musste er den Kram sowieso. Die Kameras schwärmten aus, um uns während des Laufens filmen zu können. 

Wir setzten uns wieder in Bewegung, dann winkte ich eine Kamera näher, „Wir haben noch keine Ahnung, was hier abgeht.“, erklärte ich an die Kamera gewandt, „Und wir wissen auch nicht, ob uns das irgendwie zu Hartfield führt.“ Ich lächelte verführerisch, „Doch ich bin sicher, wir haben die eine oder andere Theorie, von der sich nachher etwas als wahr erweisen wird. Es lohnt sich also uns zuzuhören und herauszufinden, wer von uns Recht hatte.“

«Man hat die Stanish Kinder dazu benutzt, um die Klink aufzubekommen. Jetzt ist die Frage, ob sie genau dafür entführt worden sind. Was ich aber erstmal nicht glaube.“, entfachte ich unser Brainstorming. 

«Ist ja auch Quatsch, warum sollte man dafür solche Kinder entführen.», meinte Sinister sofort, «Dafür kann man jedes Kind von der Strasse nehmen. Was deutlich einfacher ist.»

«Es sei denn, man braucht die Eltern für irgendetwas anderes.», warf Mr.Tea ein, «Hat man die Eltern sowieso schon entführt, kann man die Kinder auch noch nutzen.»

«Und über die Kinder erpresst man die Eltern.», ließ Fang verlauten.

Bloody Guts meinte nun, «Aber warum nimmt man die Nachbarn mit? Damit die nicht suchen, oder was? Und was will man dann von Corsek? Ist der nur Zufall oder was?»

«Ich bin eigentlich jemand, der glaubt, dass es einen Plan gibt, aber im Moment sehe ich nicht, was den Patienten und die beiden Familien verbinden sollte.», gab ich zu.

Liam meinte, «Die Klinik ist jedenfalls die Rekonvaleszenz-Abteilung einer Horizon Delta Klinik. Corsek wurde ein Fairlight Excalibur (Anmerkung, ein Cyberdeck) eingebaut, dafür war jede Menge Gehirnchirurgie notwendig. Doc Tate hat also ein sicheres Händchen.»

«Cool!», staunte Bloody Guts, «Das weißte aber nicht aus dem System der Klinik, da waren keine Daten.»

«Stimmt. Die Daten waren in einem Extra-Terminal im Büro des Docs, der nicht an das System angeschlossen war.», erklärte Liam.

Ich hob eine meiner zarten Augenbrauen, «Sie mal einer an. Ich hatte mich auch schon gefragt, warum der Doktor Tate nicht mit uns in sein Büro gegangen ist.» Ich warf einen flüchtigen Blick zu Eden, «Und ihr seid da zufällig vorbeigekommen?»

Eden zuckte mit den Schultern und Liam erklärte, «Zufällig nicht, ich hab danach gesucht.»

Fang fragte, «Die haben den da aber nicht operiert, sagt ihr?»

Bloody Guts antwortete, «Dafür sind die nicht ausgestattet. Also jedenfalls nicht, wenn die im Keller nicht noch mehr als den kleinen OP haben. Laut Daten sind die eben für Notfälle ausgestattet.»

«Mehr war da nicht.». erzählte Eden, «Jedenfalls soweit wir geguckt haben.»

Rubber Duck meldete sich zu Wort, «Ein Excalibur ist schon als normales Deck fast ne Million Wert, wenn sie ihm das ins Hirn gepflanzt haben, dann ist der Kerl eine Menge wert. Vielleicht waren die doch speziell wegen Corsek da.»

Ich schüttelte den Kopf, «Das glaube ich nicht, wenn sie seinetwegen da gewesen wären und das eine Auftragsentführung wegen der Cyberware gewesen wäre, hätten sie in vorsichtiger behandelt.» Nach einer kleinen Pause fügte ich hinzu, «Nur, damit das klar ist, alles was mit der Delta-Klinik zu tun hat, schneiden wir raus. Das kommt nicht in die Serie. »

Average stöhnte, «Dann kann ich aber fast nichts verwenden und das Licht und die Szenerie mit den zerstörten Hochhäusern im Hintergrund, ist gerade so gut.»

Ich lächelte fein, «Ja Sorry, aber wir werden nicht den Unmut von Horizon auf uns ziehen, indem wir im Trideo verkünden, dass sie in Chicago eine Deltaklinik haben.»

«Schon klar.», gab Average zu, «Na dann nehmt das Gespräch noch mal nach den ‚nicht vorhandenen Gemeinsamkeiten‘ auf.» Im Anschluss spielte er meinen Text noch einmal ein.

„«Ich bin eigentlich jemand, der glaubt, dass es einen Plan gibt, aber im Moment sehe ich nicht, was den Patienten und die beiden Familien verbinden sollte.»“

Thunderstrike nahm den Faden wieder auf, «Bisher sind die auch nicht vorhanden. Wir wissen ja auch nichts über Cosek.»

Sinister überlegte laut, «Die Stanish haben doch mal für Truman Technologies gearbeitet. Vielleicht wollen die Ancients an irgendein altes Gebäude, brauchen die Mitarbeit der Eltern und haben darum alle entführt. Dann kann der Patient ein Test gewesen sein.»

«Hätte man für einen Test nicht die Eltern etwas machen lassen?», fragte Red Velvet.

«Nicht unbedingt.», erwiderte Fang, «Zumal man hilflosen Kindern eben aufmacht und Erwachsenen nicht.»

Sinister, die inzwischen wieder einige Meter voraus gegangen war, gab plötzlich das Haltzeichen.

Der Feed von Sinisters RIG-Maske zeigte vier Desolation Angels, die hinter der nächsten Ecke, gut sichtbar, in einer ehemaligen Einfahrt standen und warteten.

«Sinister, komm zurück zu uns, wir gehen dann gemeinsam in Formation hin.», sagte ich an.

❄️

Wir liefen in locker gefächerter Formation auf die Ecke zu. Aufrecht, die Waffen bereit, strahlten wir eine Lässigkeit aus, die viele Gangs gerne besitzen würden.

Eine der vier Frauen pfiff einmal, obwohl sie wusste, dass sie unsere Aufmerksamkeit bereits hatte. Dann stießen die Vier sich von der Ecke ab und schlenderten auf uns zu. Der Ganger in mir freute sich grinsend. 

Noch einige Meter von uns entfernt, blieben die Frauen stehen. Ihr Atem bildete Rauch und das teilweise echte Leder knarzte bei jeder Bewegung. 

Die Anführerin der kleinen Gruppe sah direkt zu mir.

„Hey,“ rief sie mir zu, „Mach doch Becky 99 mal die Aufwartung.“

Ich lächelte, was man wegen des durchsichtigen Parts meine Maske im Mundbereich auch gut sehen konnte, „Gerne doch. Wo genau kann ich das tun?“

„Auf der Kreuzung North Milwaukee, Ecke West Fullerten Avenue.“

Ich nickte, „Gut. Wir werden in ein paar Minuten das sein!“

Selbstverständlich blieben wir stehen und warteten noch, bis die vier Frauen sich verzogen hatten. „Wir lassen ihnen noch etwas Vorsprung, dann machen wir uns auf den Weg.“, entschied ich.

„Gibt es irgendwas zu beachten?“, wollte Red Velvet wissen.

„Wir gehen alle gemeinsam. Wenn sie uns etwas tun wollten, wären sie nicht so vorgegangen. Keiner sollte meine Anweisungen hörbar für die DA hinterfragen und niemand sollte mir ins Wort fallen, besonders nicht die Männer. Sonst denkt sie, ich hab euch nicht im Griff. Mit Becky 99 sollte sich keiner von uns anlegen. Auch nicht verbal und selbst dann nicht, wenn er provoziert wird. Das sind erstmal ihre Stadt und ihr Turf. Wir wollen uns mit ihr gut stellen, da können wir uns ihrem Gehabe ruhig ein bisschen anpassen.“ Nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu, „Ach ja und nur noch mal zur Erinnerung, die Desolation Angels war die Gang, der nur Frauen angehören und der man nachsagt, dass einige der Anführerinnen Mantiden Geister sind. Die, die können, sollten also unauffällig den Astralraum im Auge behalten.“ Aber selbstverständlich hätte ich das nicht erwähnen müssen, denn genau damit das komplette Team solche Dinge wusste, hatten wir in unserem schönen Compound ja die Klassen abgehalten und, dass mir von der Truppe jemand offen widersprach, befürchtete ich eigentlich auch nicht.

«Vielleicht wäre das der richtige Moment für einen Steampunk5 Clip für die Zuschauer.», schlug AveRage vor. 

«Gute Idee.».erwiderte ich.

Ich wandte mich an eine der Kameras und winkte sie zu mir, „Wir lernen jetzt also gleich ein paar  Desolation Angels näher kennen.“ Ich konzentrierte mich kurz, erschuf eine illusionäre, grün-schwarze Kugel, warf sie in die Luft und ließ sie schräg über mir rotieren, bis sich die Farben vermischten. „Während wir zum Treffpunkt gehen, kannst Du Dir ja den Clip ansehen, der Dir erklärt, um was für eine Gang es sich bei den Desolation Angels handelt.“

Ich wusste, dass das Gerücht um die Gottesanbeterinnen zumindest in Einzelfällen zutraf. Eine Information, die der Clip für die Zuschauer nicht beinhalten würde. Das Gerücht selbst würde zwar vorkommen, aber psychologisch so gestaltet sein, dass man den Wahrheitsgehalt nicht hoch bemessen würde. Am Ende würden die DA in dem Clip gut wegkommen. Ich hatte nun mal ein Faible für Gangs.

❄️

[Song 11: Halsey - Gasoline3] Ein Überflug der Überwachungsdrohne hatte bestätigt, dass dies kein Hinterhalt war.

Ich hatte die Maske abgenommen, bevor wir uns der Kreuzung näherten. Die Luft war von kaltem Rauch geschwängert. Die Hitze des Feuers hatte den Schnee der direkten Umgebung schmelzen lassen. Ascheregen hatte die gepuderten Gebäude und die Strasse mit einer grauen Schicht überzogen.

Die Überreste zweier verbrannter Häuser kokelten vor sich hin. Einige Desolation Angels blickten sich in den Trümmern um. Offenbar sahen sie nach, ob sie etwas finden konnten. 

Auf dem Dach eines Autowracks saß eine zierliche, menschliche Frau mit kurzen, stachligen, dunklen Haaren. Die Frau wirkte abwesend und reagierte zudem sicher absichtlich nicht auf unser Kommen. Zwei weitere DA standen auf der Motorhaube des Wagens und hielten Wache. Das auf dem Dach würde Becky 99 sein.

‹Ah, Ratte. Wir mögen Ratte, oder Drachenkätzchen?!›, fragte Katze mit einem schnurrend, knurrendem Unterton ohne eine Antwort von mir zu erwarten. Schnell und geschickt kletterte Katze auf die Überreste einer Laterne, um sich das Treffen von oben anzusehen. 

Ich schätzte Becky 99 auf Ende 20. Ihre Panzerjacke war mit den blanken Schädeln toter Ratten besetzt. 

Wie unterwegs besprochen, verteilten sich Iron Horse, Thunderstrike, Liam und Sinister ein wenig und behielten die Umgebung im Auge, während Shark Finn, Red Velvet und Eden mit mir vor das Autowrack traten. 

Becky 99 stand übertrieben cool und langsam auf, streckte sich und sprang dann vom Autodach.

Ich nutzte die Gelegenheit, um meine Sinne der Magie zu öffnen und möglichst unauffällig nach Schwingungen Ausschau zu halten. Ich empfing so einiges, was mit ihr verbunden war.

Becky 99 war nicht nur schlank, die knapp 1,75m große Frau war regelrecht dünn, an der Grenze  zum Ausgemergelten. Um ihren Hals hing ein Lederband mit einem goldenen Ring, der frech unter dem grünen Wohlschal hervorlugte.

„Hallo!“, grüsste ich im ernsten, respektvollen Ton, „Ich bin Snowcat und erfreut dich kennen zu lernen, Becky 99.“

Becky nickte, „Hallo Snowcat.“, sie betrachte mich aufmerksam, dann kniff sie die Augen kurz zusammen, „Snowcat? Du bist sonst viel in Seattle unterwegs, oder?“

Sie hatte offenbar bereits von mir gehört. Ich lächelte, „Das ist richtig.“ Ich sah mich kurz um, „Hast du schon eine Ahnung, was hier passiert ist?“

„Nicht wirklich. Außer das Offensichtliche: es hat gebrannt. Es könnten wohl die Ancients gewesen sein. Aber eigentlich ist es zu weit nördlich für sie und wir haben mit ihnen aktuell auch nichts am Laufen.“, erzählte Becky 99 ruhig und sehr ernst. „Das ist eigentlich eines unserer sicheren Häuser, die auch Squattern als Unterschlupf dienen. Nach dem Schneesturm war es da relativ voll.“ Becky sah mir in die Augen. „Wir haben bisher die Leichen von 9 Schwestern und 20 Squattern gefunden.“ Sie schluckte schwer, „Und die Kinder sind alle weg. Da waren nämlich auch Kinder.“

Ich hob offensichtlich ein Augenbraue, „Kinder sagst du? Kinder sind bei den Familien, die wir suchen, auch verschwunden.“ Es war an der Zeit eine Brücke zu schlagen, auch wenn es mir nicht behagte, die Ancients tiefer in das Spiel zu ziehen, bevor ich mehr darüber in Erfahrung gebracht hatte, darum fügte ich hinzu, „Die Ancients sind in irgendeiner Form auch dabei involviert oder wurden zumindest zeitnah gesichtet.“

Becky 99 kniff die Augen etwas stärker zusammen, „Tasha ist auch verschwunden.“ sagte sie etwas leiser, „Sie ist noch ein Teenager und wie eine kleine Schwester für mich. Irgendwie ist sie die kleine Schwester von und allen.“

Ich konnte den Schmerz in ihrem Gesicht ablesen, „Hast du etwas dagegen, wenn wir uns hier umsehen? Vielleicht bekommen wir noch etwas raus.“, fragte ich sanft.

Becky 99 schüttelte den Kopf, „Nein, macht ruhig.“

Ich machte ein paar Schritte zur Seite. Becky 99 ging derweil zurück zum Wagen. Ich nutzte den Moment, um astral wahrzunehmen. Es dauerte einen Augenblick, bis das Bild sich klärte. Wie mich die Rattenschädel und Katzes Bemerkung hatten vermuten lassen, war Becky 99 magisch aktiv und folgte Ratte. Ihr Magieattribut war beachtlich. Ansonsten war sie gesund und die Sorge um Tasha und die jüngsten Ereignisse schwangen in ihrer Aura mit. Sie hatte einen Kraftfokus, Spellfoki für Illusion und Heilung und einen Geisterfokus an sich gebunden. Sie war also ziemlich gut ausgerüstet.

Ich gab das Wichtigste per Textnachricht an meiner Kollegen weiter, <Becky 99 ist Rattenschamanin (also kein Gottesanbeterin-Geist), Becky hat mehrere aktive Foki dabei und ihre beiden Bodyguards sind Adepten.>

«Du willst doch da nicht in das verbrannte Gebäude.», meinte Liam via Direktkanal, zu dem er auch Finn geladen hatte.

«Doch.», erwiderte ich.

«Dann machst du aber deinen Panzermantel und besonders die Stiefel schmutzig.», warnte Liam.

‹Damit hat er Recht, Drachenkätzchen!›, bemerkte Katze.

Liam fragte nach, «Was willst du denn dadrin? Vielleicht hab ich die Serie ja auch falsch verstanden, aber hast du dafür nicht deine Leute?»

«Für einiges schon, aber ich wollte sehen, ob ich via Psychometrie Bilder davon bekommen kann, was passiert ist.»

«Wenn du da wirklich rein möchtest, dann trag ich dich.», bot Shark Finn umgehend an.

«Oh ja, Snowcat, geht da rein und spüre hautnah, wie ein bis zwei Dutzend Metamenschen in den Flammen sterben.», meinte Liam nun.

Womit er natürlich recht hatte, was ich dann auch zugab. 

Liam grinste böse, «Kann ich, als Experte für Sprengstoff und Feuer, dann jetzt gucken gehen?», fragte er.

Ich lächelte Liam aus einigen Metern Entfernung an, «Das wäre großartig.», erklärte ich.

Liam schnappte sich Eden und betrat mit ihr die Ruinen. 

Ich ging zurück zum Wagen und nutzte die Zeit, um mich weiter mit Becky 99 zu unterhalten.

❄️

Liam brachte folgende Erkenntnisse mit: Acht bis maximal zwölf Motorräder waren gestern in den frühen Abendstunden hier vorgefahren. Sie hatten die Häuser durch LowTech-Brandsätze, Feuerball Preparations und Molotov Cocktails, Feuer fangen lassen und waren dabei so geschickt vorgegangen, dass die Chancen für die Wesen im Gebäude, zu entkommen, gering gewesen waren. Es existierten Fussspuren, die von den Motorrädern in die Gebäude führten. Ob es absichtliche Entführungen gegeben hatte, ließ sich dabei aber ebenso wenig sagen, wie, ob die auf den Motorrädern Ancients gewesen waren.

Ich gab die Informationen an Becky 99 weiter. Der Kiefer der jungen Frau verhärteten sich, als klar war, dass man die Toten absichtlich hatte haben wollen.

„Ich kann deinen Zorn nachempfinden Becky.“, erklärte ich, „Ich hoffe, es bleibt trotzdem bei unserer Verabredung. Wir suchen nach Tasha, gehen den Spuren nach und finden heraus, was passiert ist. Ihr hört euch nach den Ancients um und versucht heraus zu finden, wo sie ihr HQ haben, ob sich etwas bei ihnen verändert hat und ob es noch mehr solcher Vorfälle gibt, haltet dabei aber Abstand, um nicht entdeckt zu werden.“

Becky 99 nickte, „Es bleibt bei unserer Abmachung!“, versprach sie und sah mir in die Augen, um ihre Aussage zu bekräftigen.

Ich glaubte ihr. Wir beiden hatten einen schnellen Draht zu einander gefunden. Es gab da so einiges, was wir gemeinsam hatten und meine Vergangenheit bei den Ancients trug sicherlich ebenso für mein Verständnis für Becky 99 bei, wir die Tatsache, dass wir beide Frauen waren.

Ich lächelte, „Gut, wir sehen zu, dass wir noch viele Informationen bekommen, bevor es dunkel wird. Wir sprechen uns spätestens morgen Mittag wieder.“

Becky lächelte ebenfalls. „Viel Erfolg!“, wünschte sie noch.

Shark Finn gab den DA’s noch die medizinischen Güter, die ich versprochen hatte - und dann machten wir uns auf, den Spuren zu folgen.

❄️

Drei der Reifenspuren waren schon nach kurzer Zeit wieder zurück nach Norden abgebogen. Wir beschlossen, diesen Spuren zu folgen. Sie führten in die North Sawyer Avenue und verdichteten sich vor einem Blumenladen. 

Gut, es war natürlich ein ehemaliger Blumenladen und wir waren auf der Rückseite des Ladens gelandet, aber das Bild war dennoch abstrus. Ausgerechnet ein Blumenladen.

Fuss und Schleifspuren führten zu Tür.

Wir näherten uns in Formation.

Ich spürte nach Magie und entdecke weiter hinten Richtung Ladenbereich, zwei Preparations und eine Manabarriere, was ich meinem Team mitteilte.

Ich wandte mich an eine der Kameras, „Meine Nackenhaare haben sich aufgestellt.“ flüsterte ich, „Hier ist irgendetwas und das sage ich nicht nur wegen der Schleifspuren.“

‹Weise sie auf dein klopfendes Herz hin, Drachenkätzchen.›, verlangte Katze.

Ich grinste in mich hinein, winkte der Kamera und meinte, „Komm näher! Kannst du jetzt hören, wie mein Herz vor Anspannung schneller schlägt?“

AveRage meinte sofort, «Hab mir ne Notiz gesetzt, deinen Herzschlag einzublenden.»

Eden sagte «Ich schlage vor, Sakura wartet hier und wir sehen und das Hinterzimmer erstmal an.»

«Finde ich gut.», bestätigte Iron Horse und sah dann fragend zu mir. 

Ich nickte. Also begannen meine Special Forces nur noch über Zeichen zu kommunizieren und rückten gemeinsam vor. 

Ich begleitete sie über die Kamera- und RIG-Feeds. 

An der Tür waren keinerlei Fallen angebracht. Lautlos und geübt, drangen die Fünf ein.

Ein bizarrer Anblick öffnete sich. 

Dort waren vor den Bugs offenbar Topfpflanzen gelagert worden und einige davon waren aus ihren Töpfen ‚ausgebrochen‘, hatten andere überwuchert und im aufgerissenen Fussboden oder einem Sack voller Erde Wurzeln geschlagen. Im Endeffekt war das hier einer der grünsten Orte der Zone. Außerdem gab es hier ungewöhnlich viele Fliegen. Zwar nur insektengroße Fliegen, aber das Summen und der Anblick an sich wirkte hier in Chicago besonders unangenehm.

Meine fünf Special Forces untersuchten alle Ecken und erst als sich da nichts Bedrohliches fand, durfte ich, begleitet von Shark Finn und Liam, nachkommen. 

Hier in dem Raum lag ein merkwürdiger Geruch. Die Tür nach vorne war verschlossen, aber es gab Links noch eine geschlossene und eine offene Tür. Hinter der geschlossenen Tür befand sich das, was einst einmal das WC gewesen war. Hinter der offenen Tür verbarg sich eine Art Abstellkammer mit leergeräumten Regalen, den einsamen Überresten eines Besens und - dem Fokus unserer Aufmerksamkeit - einer Falltür nach unten. 

[Song 12: John Otto/X-Men Apokalypse - Going Grey (Who the f. are you)3] Dorthin führten auch die Fuss- und Schleifspuren, die sich schwach durch den Raum zogen. Wer immer hier gewesen war, er war es mehr als nur eimal gewesen.

Richtig viel Platz war in der Kammer nicht.

Iron Horse sprang über die Falltür hinweg und sicherte mit seinem Sturmgewehr. 

Eden trat an den Griff der Falltür, die anderen Special Forces verteilten sich um die Tür zur Kammer herum.

Wenn Eden gleich die Falltür hochhob, würde ich nichts sehen können.

‹Ich gehe schon, Drachenkätzchen.›, sagte Katze und schlängelte sich zwischen den Beinen der anderen hindurch, um auf ein altes Regal-Brett springen zu können.

Per Handzeichen zählte Sinister: drei, zwei eins…

Eden riss die Klappe hoch und blickte in die Dunkelheit. Fauliger Gestank machte sich breit.

«Das scheint ein Schacht nach unten zu sein.», sagte Eden an.

«Auch die CU^3 sehen nicht viel.», meldete Average, «Das geht’s mehr als 4 Meter runter und ich sehe nur Erde. Der Schacht scheint nicht ummantelt zu sein. - Kann das denn so tief da runter gehen?»

Während Thunderstrike auf die Bitte von Rubber Duck eine von dessen Dragon Fly Drohnen aus seinem Gepäck holte, erzählte ich, „Gegen das Tunnelnetz unter Chicago ist der Seattle Underground ein Kindergarten. Keller wurden hier schon früher immer wieder miteinander verbunden. Teile der Stadt sackten aufgrund von Wetterbedingungen und der Nähe zum Lake Michigan immer mal wieder ab, bis man das wilde Tunnelbauen untersagte und die Zugänge Richtung See verschloss. Im frühen 20 Jahrhundert gab es hier ein flächendeckendes Netz aus Tunneln, durch das Fracht transportiert wurde. Teile davon wurden zwar um 1950 verschlossen, aber ein Teil der Tunnel blieb erhalten. Illegale Erweiterungen, die U-Bahn und letztendlich die Bugs, taten ihr übriges. Es kann also durchaus sein, dass wir einen Zugang in den Underground von Chicago vor uns haben.“

Rubber Duck ließ seine Dragon Fly ein Stück tiefer in den Schacht sinken und fluchte bald darauf, «Shit, das Signal ist zu schwach. Ohne Mash-TAGs kann ich mir das nicht ansehen. Noch besser wäre, ich komme zu euch. Die Verbindung ist eh schlecht und wenn es jetzt ins Erdreich geht, haben wir noch mehr Unsicherheitsfaktoren. Am besten ist, ich steuere die Drohne aus der Luft in der Nähe.»

Fang war sofort dafür, «Ja, lasst uns alle hinfliegen. Hier ist es super langweilig oder Mr.Tea?»

«Die Sonne geht auch bald unter.», bestätigte Leatherface, «Da fände ich ein bisschen Ausgang nicht schlecht.»

«Also gut.», bestätigte ich, «Dann kommt her. Zumindest AveRage und noch jemand sollte im  Lager bleiben, um es zu bewachen.»

«Ich leiste AveRage gerne Gesellschaft.», bot Foggy sofort an.

Tiernan meinte, «Ich pack nur noch was zusammen, dann brechen wir auf.»

«Dann bis bald.», erwiderte ich.

«Der Gestank von da unten verheißt nichts Gutes.», stellte Eden fest.

«Da hast du Recht.», bestätigte ich. «Ich rieche Blut und Verwesung in diversen Stadien.»

Sinister sah in die Runde, «Ich würde mir das dennoch schon mal vorher ansehen. Zumindest aus-scouten, wie tief das geht und was dahinter ist. Hier zu warten, bis die anderen runter kommen, ist doch nur verschwendete Zeit.»

Eden nickte, «Finde ich gut. Wir lassen dich runter.» Dann sah Eden zu mir, «Nur wenn du einverstanden bist Snowcat.»

«Bin ich.», bestätigte ich.

❄️

Kurze Zeit später hatte Eden Kletterzeug angelegt und eine moderne Grubenlampe über dem Helm befestigt, die Liam ihr gegeben hatte.

Iron Horse und Eden würden das Seil halten.

Sinister zögerte nicht und ließ sich kopfüber in den Schacht gleiten. Eine CU^3 verließ ihre Formation und begleitete sie.

«Und so betritt sie den neunten Kreis der Hölle.», kommentierte Liam mit gruselig verstellter Stimme.

Der Schacht war uneben, erdig und steinig. Das sah nach metamenschlicher Arbeit aus, aber ein Baumeister war hier nicht am Werk gewesen.

Das Licht der Lampe offenbarte blutige Schleifspuren an den Wänden. Das war wahrlich kein gutes Zeichen.

Für Sinister ging es 12 Meter runter, dann erreichte sie den Boden, der ähnlich beschaffen war, wie die Wände des Schachts. 

«Hier ist noch mehr Gestank und noch mehr Blut.», sagte die Elfe an.

Vor ihr lag ein gerade mal zwei Meter hoher und vielleicht anderthalb Meter breiter Gang, der geradeaus in westliche Richtung führte. Nach einigen Metern war ein Teil des Ganges eingestürzt. «Ich gehe bis zur Einsturzstelle vor.», verkündete Sinister.

«Gut, lass das Seil aber dran. Damit wir dich im Notfall hoch ziehen können. Und bring einen Mash-TAG zur Signalverstärkung an.», befahl ich.

«Copy.»

❄️

Sinister stand vor der verschütteten Stelle, «Ich würde sagen, da kann man durch, aber die Passage ist schmal und eng. Dahinter wird der Gestank stärker und guckt mal.», Sie wandte den Blick nach unten, «Die Pfütze hier ist voller Blut. Der Gestank kommt definitiv von dahinter. Ich könnte mir das mal eben ansehen.», schlug die Elfe vor, «Ich bin auch vorsichtig.»

«Aber nicht allein.», erwiderte ich. «Ich komm zu dir runter. »

Shark Finn hinter mir versteifte sich. Er würde da nicht durch passen. 

Katze warf mir einen irritierten Blick zu,‹Aber da unten stinkt es Drachenkätzchen und es ist dreckig und es ist Blut auf dem Boden und schmutziges Wasser ist da auch.›

Eden meinte sofort, „Dann komm ich auch mit.“

Genau in dem Moment fauchte Liam neben mir, „Warum willst du dahin? Um dir die weißen Sachen zu ruinieren?“ Er blickte in die Runde und fuhr im selben pissigen Ton fort, „War das in der 1. Staffel auch so, dass man Snowcat von allem abhalten musste? Bin ich der einzige, der sie hier sie schützten will?"

Shark Finn bewegte sich unruhig hin und her.

Red Velvet sah zu mir, „Sapper hat Recht. Das ruiniert den Pelz auf deiner Panzerung. Ich werde mit Sinister gehen und wir werden uns gegenseitig schützen.“

Ich seufzte. Im Grunde wollte ich ja gar nicht in den Dreck, wenn es nicht unbedingt nötig war und meine Panzerung wollte ich mir schon gar nicht ruinieren. Aber mein Gespür für Magie war nun einmal am Feinsten und ich war neugierig. «Keine von euch beiden kann astral wahrnehmen.», gab ich zu bedenken.

«Wir gehen nur nachsehen, was sich hinter dem Engpass verbirgt.», erklärte Red Velvet.

«Genau!», kam von Sinister, «Wir scouten nur das nächste Stück aus um zu sehen, wie weit es da noch geht.»

«Bis dahin sind wir dann auch da.», meldete Fang und dann können einige von uns mitkommen.»

Moxi sagte, «Ich habe dir auch was zum Umziehen mit gebracht und keine Sorge Finn, das geschah auf Anweisung des Oheims.»

Ich warf Liam einen dankbaren Blick zu. «Bist du mitgeflogen, Moxi?», fragte ich.

«Ja, na klar, falls jemand sein Make Up aufgefrischt bekommen muss.», antwortete sie.

❄️

[Song 13: Alain Silvesson/X-Men Apokalypse - The Hunted3] Ich gab mich gerne geschlagen - und sie ließen Red Velvet hinunter.

Unten angekommen, machten die beiden Frauen die Seile los. Sinister zwängte sich zuerst durch das Geröll. Leicht war es nicht, aber am Ende kam sie unbeschädigt hindurch. 

Der Gang ging noch gut 20 Meter geradeaus weiter und bog dann scharf rechts ab. 

Red Velvet erkannte, dass sie mit ihrer bulligen Panzerung nicht durch die eingestürzte Stelle passen würde. Also legte sie Teile der Panzerung ab. Leider hatte sie nicht ganz so viel Glück bei der Auswahl ihrer Route gehabt und so blieb sie mit einer Verzierung ihrer Rüstung hängen. Geschickt schob sie sich in die Lücke zurück und zog ihre Korsage kurzer Hand aus.

Rubber Duck stieß einen Pfiff aus. «Holla, zum Glück hast du auch ihr eine Drohne mitgegeben Average.», lobte er.

In einem Ton, als wäre nichts gewesen forderte Red Velvet, «Jemand der kleiner und schlanker ist, muss mir die Rüstung mitbringen. Ich hänge das Teil an eine Felsnase. »

Als sie sich auf mit barem Oberkörper in voller Schönheit aus der Passage zwängte, meinte Foggy,  «Nah das nenn ich mal Kampfeinsatz. Ich habe mich schon gefragt, wie ich sie zu einer Schulmädchenuniform bringen kann. Aber das da dürfte uns noch viel mehr Punkte auf dem asiatischen Markt bringen. Oh, bin ich auf Sendung?“

«Ich schleich noch bis zur Ecke vor.», meldete Sinister.

Kurz darauf blickte sie vorsichtig um die Ecke. Dahinter öffnete sich ein Raum von gut sechs Meter Breite. Allerdings konnten man nicht sonderlich weit gucken, denn nach gerade mal 2 Metern verbarg ein braun-roter Lamellen-Vorhang den Blick, der über die gesamte Breite gespannt war.

Sinister zoomte den Vorhang näher und eine grausame Vermutung bestätigte sich. Mir gefror das Blut in den Adern.

Der Vorhang war aus metamenschlichen Eingeweiden gemacht.

❄️

Die Ankunft der Sea Spride war nun willkommen, immerhin verschaffte er mir etwas Zeit und lenkte  mich von dem ab, was mich dort unter erwartete.

Zum Glück war ich nicht zimperlich.

Während ich mich mit Liam und Shark Finn auf den Weg nach draußen machte, seilten sich Thunderstrike und Iron Horse schon mal ab. 

Hinter den Vorhang würden wir nämlich nur alle gemeinsam sehen. 

Rubber Duck landete die Seas Spride nicht, erstens war ein Landeplatz schwer zu finden, zweitens war es so unauffälliger und sicherer.

Fang, Leatherface und Mr.Tea ließen sich an einem Seil elegant und trideogen von der Vector Thrust Maschine ab. 

Tiernan stand an der Klappe und zauberte für mich einen Treppe aus Luft, auf der ich stilvoll an Bord der Maschine schreiten konnte. Ein bisschen Vertrauen gehörte schon dazu, denn die Treppe war durchsichtig. Auf Astralsicht umzuschalten, mache das Ganze deutlich sicherer.

Moxi hatte mir einen weißen, gefütterten und abwaschbaren Lack CatSuit mit integrierter Kapuze und pudergrauen Applikationen mitgebracht, von dem ich nicht einmal gewusst hatte, dass ich ihn besaß und den ich über die Stiefel ziehen konnte. Zusätzlich gab es für alle kritischen Stellen ein Imprägnierspray, das so einiges an Schmutz abweisen würde.

Ohne dass Kameras zusahen, zog ich mich um. Im Anschluss frischte Moxi noch mein Make Up auf und flocht meine Haare zu einem festen Zopf, den sie mit einem zum Catsuit passenden weiß-grau-melierten Band umwickelte. 

Nur wenige Minuten später schritt ich in Begleitung von MASH die Treppe runter.

❄️

Auch wenn es Leatherface ärgerte, er war so kompakt gebaut, dass auch er nur schwer durch den Schacht nach unten passen würde. So musste er mit Shark Finn zusammen Wache halten. 

Bis auf Eden und Liam, befanden sich bereits alle unten und waren auch schon zur Stelle nach der engen Passage durch gekrabbelt. Gentleman Mr.Tea war es gewesen, der Red Velvet ihre Korsage mitgebracht und ohne zu starren überreicht hatte. 

Mit Sinister, Red Velvet, Iron Horse, Thunderstrike, Fang und Mr.Tea, war es in dem Gang da unten nun schon gut gefüllt.

Shark Finn war sichtlich erleichtert, Liam und Eden an meiner Seite zu wissen. Ich überlegte die 12 Meter einfach runterzuspringen, beschloss dann aber, es zu lassen. Ich wappnete meinen Geist gegen das, was da kommen würde und ließ mich von Finn abseilen. Eden war mir voraus gegangen, Liam und MASH folgten mir.

‹So elegant wie du, hat es mit Abstand keiner durch den Gang geschafft, Drachenkätzchen.›, lobte Katze stolz. 

Ich schlich bis zu den anderen vor und spürte nach Magie oder Bewegung. «Da ist weder Magie, noch bewegt sich da hinten etwas.», sagte ich an. Der Gestank nach Tod war nahezu überwältigend. Darunter mischte sich ein widerlich süßer Duft. 

Nur durch die Masken war es überhaupt erträglich. Dennoch verzichtete ich auf die Atemversiegelung, denn sich auch nur eines Sinnes komplett zu berauben, war und blieb mir einfach zu gefährlich.

[Song 14: Ruelle - Madness3] Obwohl wir ziemlich sicher waren, dass hier gerade niemand war, näherten wir uns vorsichtig dem Vorhang des Schreckens.

Dem Eingeweide-Vorhang näher zu kommen, verlangte uns allen etwas ab. Der Gestank, das Summen von Fliegen und das Wissen, dass es Wesen gab, die so etwas taten, erhöhte den Ekel- und Gruselfaktor. 

Zwei von uns mussten sich übergeben, fingen sich dann jedoch schnell. 

Sinister und Red Velvet schoben sich zuerst unter dem Vorhang durch. 

Mr.Tea trat vor mich und nutzte seinen Schirm, um den Vorhang für mich zu teilen. 

Katze sprang auf meine Schulter. Ihre nahe Gegenwart beruhigte mich. 

Nachdem ich weitgehend unbeschmutzt unter der Abscheulichkeit hindurch getreten war, zog ich scharf die Luft ein. 

Wir hatten so etwas wie einen Trophäen-Raum betreten. 

Blank geputzte, teilweise angenagte und zweifelsohne metamenschliche Knochen, stapelten sich zu Bergen aufgeschüttet und nach Größen sortiert, zwischen weiteren Haufen und einem Meer metamenschlicher Kleidung. Die Wände wirkten, als wären sie mit Blut getränkt worden, was nicht einmal unwahrscheinlich war.

Am befremdlichsten war aber die Fotowand, rund um ein stinkendes Nachtlager aus Decken und Kissen. Zahllose ausgedruckte und ausgeschnittene Bilder im Polaroid-Format, die die Gesichter oder Profilbilder von Metamenschen zeigten. Die meisten davon waren mit einem roten X durchgestrichen. 

Die unangenehmste Art eines kalten Schauers kroch mir den Rücken hinauf, als mir klar wurde, wem die Knochen und Gedärme gehörten.

„Was ist das für ein kranker Shit?!?“, sprach Fang ein wenig heiser aus, was wir alle dachten. 

MASH hatte sich auf den Boden gehockt und hielt einen bis zur Hälfte abgekauten Unterarmknochen in seinen Händen. „Krank ist tatsächlich das richtige Stichwort. Ich bin ziemlich sicher, dass wir es hier mit den Essgewohnheiten eines oder besser gesagt mehrerer Infizierter zu tun haben. Die abgenagten Knochen lassen auf Gnawer schließen und der süßliche Geruch auf Goblins.“

Sinister sah erst zu MASH und dann zu mir, „Gnawer und Goblins? Was sind das genau?“

Ich räusperte mich kurz und erklärte dann, „Zuallererst sind das infizierte Zwerge. Die einen tragen Strang 1 und die anderen Strang 2 mit sich. Gnawer müssen sich von metamenschlichen Knochen ernähren oder besser gesagt, dem Knochenmark. Sie bekommen nach ihrer Verwandlung eine robuste Haut und notwendiger Weise verdammt scharfe Zähne. Sie verfügen über giftigen Atem und eine paralysierende Berührung. Goblins brauchen metamenschliches Fleisch und verlieren neben sämtlichem Körperfett und der Körperbehaarung, auch die Fähigkeit, ein bestimmtes Enzym zu produzieren, darum entwickeln sie so einen süßlichen Körpergeruch. Goblins sind verdammt schnell, haben die verschiedensten Kräfte und sind neben Sonnenlicht, auch noch durch Eisen verwundbar.“ Ich blickte meinerseits zu MASH, „Habe ich irgendetwas vergessen?“

„Nichts Wesentliches.“, gestand er mit einem süffisanten und irgendwie auch anerkennenden Lächeln.

Mr.Tea rückte seinen Bowler zurecht, „Knochen und Fleisch, dann handelt es sich hier also um eine Art von Lebensgemeinschaft auf Grund von Diäten?“

Ich lachte kurz, „Eigentlich ja. Wenn da nicht diese Bilderwand und der Vorhang wäre.“

Fang sah angewidert zum Vorhang, „Dabei soll man doch nicht mit dem Essen spielen.“, verkündete er.

Leatherface korrigierte via Teamkanal, «Das machen sie ja nicht. Sie dekorieren mit den Essenresten ihre Wohnung.» 

«Igitt. Das ist dann aber wirklich eklig.», kommentierte Bloody Guts.

„Stimmt.“. bestätigte Eden, „Es ist sogar ekliger, als es via AR aussieht.“

„Ist ja toll, dass ihr eure gute Laune wiedergefunden habt.“, meinte Liam, „Aber wenn ihr genug gequatscht habt, können wir den Laden hier dann in Schutt und Asche legen oder braucht ihr das hier noch irgendwie?“

„Liam hat recht, wir sollten hier nicht ewig rumhängen. Immerhin könnten die Besitzer hier jeder Zeit wieder kommen. Aber ein bisschen Zeit brauchen wir noch. Wenn wir das abfackeln, dann brauchen wir Hinweise, wo sie ihre Verstecke haben, denn hier leben sie ja nicht, sondern sammeln nur ihre Trophäen. Abgesehen davon, müssen wir die Fotowand dokumentieren, damit wir sie auswerten können.

❄️

Die Bilder waren schnell abgefilmt und dann machten wir uns an die Untersuchung des Raumes.

Tatsächlich entdeckten wir einen schmalen, unterirdischen Zugang, durch den ich vielleicht gerade noch passen würde. 

MASH folgte dem Gang astral, während Fang und Mr.Tea seinen Körper hielten, damit er nicht auf dem Boden liegen musste.

Als er zurückkehrte, berichtete er, dass er eine Art Lagerhöhle gefunden hatte. Er hatte die Höhle nicht weiter untersucht, um nicht entdeckt zu werden, aber er schätzte, dass dort eine Familie aus einem, bis zwei Dutzend infizierter Zwerge lebte. Außerdem hatte er eine Vorratskammer mit frischen Leichen ausgemacht. Lebende Gefangene hatte er keine entdeckt. Es gab also keinen Grund zur Eile. 

Wir beschlossen kurz nach Sonnenaufgang zuzuschlagen. Bis dahin hatten wir also Zeit zum Planen.

Mit Hilfe von Drohnen und der manifestierten astralen Gestalt von MASH, markierten wir den Ort unter dem die Wohnhöhle lag.

Liam hatte den Trophäenraum unterdes verdrahtet und würde die ganze Abscheulichkeit zu dem Zeitpunkt per Fernsteuerung ausmerzen, an dem wir zuschlagen würden. 

«Ich denke, das könnte ein guter Zeitpunkt für ein Episoden-Ende sein. Lasst uns vor dem Blumenladen meine Abschluss-Ansage drehen.“, wies ich an. 

❄️

Average ließ sofort Ballhaus 1-3 in meine Richtung fliegen. Außerdem tauchte die Scheinwerferdrohne auf, die Rubber Ducks sogleich ausgesetzt hatte.

Es folgten ein paar Lichtmessungen und nachdem ich das ‚Action’ bekommen hatte, winkte ich eine Kamera näher und sagte ernster als bisher, „Die Nacht im Core von Chicago ist immer besonders dunkel. Das dort unten war ganz schön übel, nicht wahr? Jetzt sind wir mehr zufällig auf eine ganze Sippe HMHVV-Infizierter getroffen. Chicago ist eben ein ganz besonders gefährliches Jagdgebiet.“ Ich begann zu lächeln, „Offenbar hat das überhaupt nichts mit unserem Ziel, Louis Hartfield, zu tun. Aber wir wären nicht die Howling Shadows, wenn wie die Gnawer und Gnasher einfach weiter ihr Unwesen treiben ließen. Wenn die Sonne morgen aufgeht, schlagen wir zu.“ Ich grinste kurz, „Was für uns morgen früh ist, ist für Dich noch eine Woche hin. Die nächste Episode wird also rasant losgehen. Ich hoffe sehr, Du schaltest ein.“ Ich ließ drei illusionäre Kugeln entstehen. Eine war Tiefschwarz, eine Blutrot und die dritte und letzte war Knochenweiß. Ich jonglierte mit ihnen und erklärte, „In der Wartezeit kannst Du Dich über den HMHVV-Virus, Goblins und Gnawer schlau machen. Dann weißt Du auch besser, was uns und damit auch irgendwie Dich, erwartet.“ Ich legte den Kopf leicht schief, „Also, bis nächste Woche und bis dahin: Immer schön am Leben bleiben.“ Ich zwinkerte mit verführerischem Augenaufschlag, „Wir versuchen das auch!“

«Cut!», rief Average, «Ist echt gut geworden und mit dem weißen CatSuit, sah das auch extra-sexy aus.»

Shark Finn reichte mir Kaschmir-Schal und Fellmütze, „Der CatSuit ist zwar gefüttert, aber nicht isoliert.“, erklärte er.

Ich lächelte Finn dankbar an. Mir kam eine Idee, „MASH, für die Folge würde ich einen Medizin-Tipp von dir als Abspannclip passend finden. Du könntest etwas über die richtige Behandlung von Wunden erzählen.“

MASH zwinkerte mir, zu, „Über Biss- und Kratzwunden vielleicht?“

Ich grinste, „Ja genau.“

Unser Doktor nickte, „Ich lasse mir etwas dazu einfallen.“

Rubber Duck funkte, «Wenn wir zur Vorbereitung noch ins Basislager wollen, sollten wir aufsatteln, der Wind nimmt wieder zu.»

«Copy.», bestätigt ich und gab das Zeichen zum Rückflug.

Wenig später schnallte ich mich nachdenklich an, es ruckelte gewaltig.

‹Alles wird gut, Drachenkätzchen. Auch wenn es viele sind, ihr werdet die Gnawer und Goblins ausschalten.›

‹Davon gehe ich aus Katze.›

‹Verstehe. Die Sache mit den Ancients macht dir so zu schaffen, Drachenkätzchen.›

‹Genau so ist es Katze. Ich kann nachvollziehen, dass sich Ancients in Chicago der Lage anpassen und ihr Geschäftsfeld ändern oder ihr Gebiet verlegen. Ich kann also mit den Entführungen leben. Aber dass sie Metamenschen fangen, nur um damit Gnawer und Goblins zu füttern, das leuchtet mir nicht ein.›

‹Ich sehe, wie sehr es dir zusetzt und dich sogar wütend macht. Doch die Ancients werden die Metamenschen nicht NUR deshalb fangen, Drachenkätzchen. Leichen auf die Art verschwinden zu lassen, beseitigt Spuren zuverlässig. Und wenn mehr als Verschleierung dahinter steckt, wird es dir ein Vergnügen sein, das Geheimnis dahinter zu lüften.›

🎬SatHS S2/E2 Teaser 🎬

Snowcats Stimme sagt: „Und das passiert noch in der 2.Staffel von SatHS!“

Ausschnitt, Szene, 7 Sekunden:

Dutzende von Ratten, angeführt von Teufelsratten, rennen kreischend und wütend quiekend auf die Kamera zu.

Ausschnitt, Szene, 4 Sekunden

Leatherface lässt den Kopf eines Goblins mit einem Schuss seiner Sturmkanone platzen.

Ausschnitt, Szene, 9 Sekunden

Ein Elf in Winterkleidung und Priesterkutte sagt, „Ich habe die Spur des Jadekelches bis hier nach Chicago verfolgt und im Moment scheint es, als wenn die Ancients etwas darüber wissen könnten.

Ausschnitt, Szene, 6 Sekunden.

Ein riesiger, manifestierte Mückengeist fliegt über Snowcat und Sinister. Das geisterhafte Insekt fährt seinen Rüssel aus und stürzt herab.

Ende der 2. Episode.

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Du hast Fragen an das Team oder an die Macher von SatHS? - Deine Fragen kannst Du uns [HIER] stellen.

Fussnoten

0. Bei den Episoden handelt es sich um in Geschichten umgewandeltes Pen & Paper RPG. Durch die Umstellung von SR4A auf SR5 und zusätzlichen Regelerweiterungen, kann es in den Geschichten zu Unbeständigkeit oder Widersprüchen zu früheren Episoden kommen. So beherrscht zum Beispiel ein Charakter eine Fähigkeit nicht mehr, die er vorher konnte oder das Wirken einer Kraft hat andere Auswirkungen, als zuvor. Für den Charakter ist es aber so, als wäre es immer schon so wie nach den neuen Regeln gewesen. Wir spielen die aktuelle Kampagne im ‚cineastischen’ Stil, das heißt, eine tolle Szene zu haben, steht über der hundertprozentigen Regeltreue. 

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Staffel wurde (bisher) am 03.03., 31.03., 15.04., 21.04., 28.04.,12.05. und 24.05. erspielt. (Insgesamt fanden bisher 7 Spielabende statt. Der Spieler von Fang war am 1., 2., 4., 5., 7. Abend; der Spieler von Leatherface war am 1.,2.,4.,6., 7. Abend und der Spieler von Mr.Tea war am 1.,2.,3. 6. 7. Abend anwesend.) Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL, können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere ohne weitere Erklärung auftauchen oder verschwinden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logistische Entscheidung sein. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Der Spotlight soll auf Charakteren stehen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere und Marks findest du hier [LINK].

Eine Übersicht von Cast und Crew von SatHS findest Du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem kompletten SatHS Soundtrack findest du hier. [LINK].

4.Die Truppe mit der Captain America (Marvel) im zweiten Weltkrieg gegen Hydra ins Feld zieht, heißt „Captain America and the Howling Commandos". Daran angelehnt, entstammt die Titelidee eigentlich. Abgesehen davon, ist „Howling Shadows“ der Titel des aktuellen Shadowrun® -Critter Quellenbuchs von Catalyst. Wir fanden die Doppeldeutigkeit gerade bei der Zusammensetzung des Teams passend. 

5. Eine Übersicht des Steampunk- Journals findest Du hier [LINK].

6. Bei den Dear Diary-Texten handelt es sich um ganz private Texte, persönliche Erlebnisse und intime Gedanken von Snowcat, die nirgends nachzulesen oder zu sehen sind. Es sei denn, du findest den Platz unter den Dielen, wo Snowcat das Tagebuch versteckt hat und wagst es, darin zu lesen. :)

7. Bei Sapper handelt es sich um Liam, der während der Dreharbeiten ein spezielles Halstuch trägt, das verhindert, dass sein Gesicht auf den Trideoaufnahmen zu erkennen ist. Allerdings verhindert das nicht die Tonaufnahmen und so bekommt Average in Staffel 2 einiges an Extra-Arbeit, um jedes Liam durch ein Piep oder ein Sapper zu ersetzen.

8. Bei Katze handelt es sich um ein „Wesen“, das andere außer Snowcat weder hören, noch sehen können. Snowcat unterhält sich gedanklich ständig mit Katze, auch parallel zu anderen Gesprächen. Ob es sich bei Katze um ein Hirngespinst, dem Mentor-Spirit Katze oder irgendetwas anderem handelt, ist bisher nicht geklärt.

9. In der SR-Welt werden die Episoden einer Staffel mit genau eine Woche Abstand als Stream zur Verfügung gestellt. In unserer RL-Welt kommen andere Faktoren zum Tragen. Ich werde versuchen einen 2 wöchigen Abstand zwischen den Folgen nicht zu überschreiten.

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei Allen, die an der Entwicklung und Verarbeitung der Shadowrun®-Produkte mitgewirkt haben. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich! 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*