File 72401, Subject Sunrise

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Heute erzählt uns Sunrise eine Geschichte in seinen eigenen Worten. Er erzählt uns die Geschichte, wie aus einem Jungen ein Shadowrunner Namens Sunrise wurde. Sie ist erfüllt von russischer Seele und Vaterlandsliebe. Aber leider ist es auch eine traurige Geschichte, die sich nicht als Gute-Nacht-Geschichte für kleine Kinder eignet.

Bei Geschichten über den Weg in die Schatten, wird es sich wohl nie um fröhliche Geschichten für Kinder handeln. 

Lest selbst! (Und diskutiert hinterher im [CatPoint] darüber.)


Die Geburt der Sonne

Ich bin Pjotr Wostock und meine Geschichte begann am 2. Dezember 2048. Ich wurde in einem kleinen Krankenhaus, in der etwas südlich von Moskau gelegenen Stadt Serpukhov, als erster Sohn von Vladimir und Karina Wostok, geboren. Fern von der Großstadt wuchs ich in eher ruhigen und sehr familiären Kreis auf. Bereits in meinen frühen Jahren stellte sich heraus, dass ich aufmerksamer und flinker war als meine Freunde und Mitschüler. Auch mein Ehrgeiz, Pflichtbewusstsein und meine Verbindung zu meinen Vater wuchsen von Jahr zu Jahr. Die Schule hat mich nie gereizt. Stets tat ich nur das nötigste um in die nächsten Klassen versetzt zu werden, was aber nicht bedeutet, dass es mir zu schwer viel. Eher schon war es eine Abneigung zum strikten theoretischen Lernen. Die Fächer die ich als notwendig erachtete, machten mir Spaß und dementsprechend waren diese Fächer auch die besten auf dem Jahreszeugnis. Im Alter von 7 Jahren nahm mich mein Vater bereits mit zu Jagd in die russische Tundra. Manchmal waren wir Wochen ganz allein in der Wildnis unterwegs. Natürlich hat mir mein Vater, auch entgegen Mutters Einsprüche, für die Schule stets eine Entschuldigung geschrieben. Ich sollte etwas „sinnvolles“ lernen, dass ich später auch auf eigenen Beinen stehen kann. So sollte ich zu einem Mann erzogen werden. Er zeigte mir wie ich mit einem Gewehr umzugehen habe, wie ich diese Waffe pflege, wie ich stundenlang auf der lauer liegen soll, ohne dabei die Beute aufzuschrecken. Vladimir lag das Jagen im Blut, schließlich war er ein Teamleader von „подразделениe специального назначения“(Einheit zur besonderen Verwendung), kurz „SPEZNAS“. Bei seinen Kollegen und auch weit darüber hinaus, war er als einer der besten russischen Scharfschützen bekannt. Wer könnte sich also einen besseren Lehrer für den Umgang mit einem Gewehr wünschen als ihn. 

Unsere Familie hatte trotz des Berufs meines Vaters ein eher ruhiges und ausgeglichenes Leben, da er stets die Probleme und Einsätze vor der Türschwelle beließ. Einzige Ausnahme waren die Jagdausflüge, in welchen er mir über die Bedeutung einer Position des Schützen, die Einflüsse des Windes und das Verhalten der Beute nach dem ersten Schuss lehrte und zwar anhand von seinen absolvierten Einsätzen. Wir jagten meist nach Elchen, Rentieren und wenn uns mal ein Bär über den Weg lief, konnten wir diesen natürlich nicht außer Acht lassen. Allerdings schmiedete mein Vater mit meinem fortschreitenden Alter daraus von ihm erlebte „reale“ Einsätze. So war ein Elch ein gesuchter Massenmörder und Psychopath der einen kompletten Häuserblock in die Luft sprengen wollte, ein Bär wurde zu einem Terroristen der in Moskau Amok lief. So wurde aus mir bereits in meinen noch jungen Jahren ein Meisterschütze. Die Worte meines Vaters dröhnen mir noch kurz vor meinen Schüssen durch den Kopf: „Du hast meist nur eine Chance, einen Schuss. Nutze ihn so gut du kannst. Solltest du dein Ziel verfehlen so stirbt auch stets ein Teil von dir“. An diese Worte sollte er später sträflich erinnert werden. 



Wie die Sonne das leuchten lernte

Somit bildete mein Vater mich zu einem Scharfschützen aus. Durch seine Verbindungen zum oberen Stab des Sondereinatzkommandos ermöglichte er mir den Beitritt zum Militär bereits mit 14 Jahren. Meine Mutter war natürlich strikt dagegen, doch all ihr Flehen und Bitten brachte meinen Vater nicht dazu sich von seinem Vorhaben abzuhalten. Natürlich waren seine Ansprüche während der Ausbildung kaum zu erreichen. Auch als Bester des Jahrgangs sah er noch Defizite an meinen Fähigkeiten. 

Als meine Ausbildung begann bemerkte ich allerdings, dass er nicht immer auf „offiziellen“ Einsätzen war, wie er meiner Mutter weiß machen wollte. Nach der 2-jährigen Grundausbildung und der weiterführenden Ausbildung für „Begabte“ die 3 Jahre andauerte und praktische Erfahrung sammelte ich danach für 3 Jahre dann bei den Grenztruppen. Schließlich wurde ich in die Spezialeinheit „SPEZNAS“ als jüngstes Mitglied aller Zeiten mit 20 Jahren aufgenommen. Am Tage meiner Aufnahme nahm er mich mit in eine kleine Bar um auf meinen Beitritt anzustoßen. Er bot mir an, ihn das nächste Mal zu einem „Friedenseinsatz“, wie er es nannte, zu begleiten. Wir bezogen Position auf einer kleinen Lagerhalle mitten in Moskau. Unser Ziel war, ich weiß es noch als wenn es erst Gestern war, ein kleiner Asiat namens Rei Katano. Wie mir mein Vater berichtete war ein Mitglied der Yakuza die langsam versuchten in Russland Fuß zu fassen. Dies sollte, nein MUSSTE unter alle Umständen verhindert werden, um den Frieden in Russlands Straßen sicher zu stellen. Die „Friedensstifter“ die sich so liebevoll um IHR Land sorgten, waren natürlich niemand anderes als die Vory, die russische Mafia. „Du musst dir deine eigenen Leitlinien setzen und folgen. Denk daran Ehre und Pflichtgefühl füttert keine hungrigen Münder“. Als sein наблюдатель (Anm.: Kundschafter eines Scharfschützen) spähte ich die „Beute“ aus, gab kurze präzise Angaben zu den Windverhältnissen, Entfernung und Umgebung. Ein kurzes Gebet meines Vaters, dass die Kugel ihr Ziel finden soll und dann ein leises Klicken des Abzugs. Trotz eines Schalldämpfers, hallte ein dumpfer Knall durch die engen Straßen von Moskau. Der Kopf des Yakuza wurde förmlich zerrissen. Doch abgeschreckt hatte es mich nicht, da ich ja bereits die Auswirkungen eines Scharfschützengewehrs von unseren Jagdausflügen gut kannte. In den nächsten Monaten erhielten wir noch unzählige ähnliche Aufträge. Und um den Yak’s klar zu machen, dass sie hier in Mütterchen Russland nichts verloren haben wurde auch eine „Signierung“ der Beute gefordert. Mein Vater benötigte für jeden Auftrag lediglich eine Kugel. Die Patronen die er dafür wählte schimmerten in einem violetten glänzenden Ton, darauf ein schwarzes V eingraviert. Glaubte man den Gerüchten auf der Straße fürchtete sich nach einigen Wochen, jeder Yak auch nur ins Freie zu treten. Die Taktik war so sehr von Erfolg gekrönt, das sie vor „Лиловый пуля“(Anm. Lila Kugel) vor Angst erstarrten und stets die nähere Umgebung zwanghaft absuchten. Die Yakuzas stellten natürlich auf die „Lila Kugel“ ein enorm hohes Kopfgeld aus, doch auf fremdem Territorium war es den Yakuza-Spitzeln so gut wie unmöglich an Informationen heran zu kommen. Und die, die es geschafft hatten, fanden sich bereits einige Stunden später mit einer farbigen Kugel im Körper, tot auf einer russischen Straße wieder. Natürlich nutzten auch andere Schützen eine entsprechende Signatur ihrer Beute, jeder Schütze eine andere Farbe. Doch wurde lila zu einem Angstzustand der Yakuza. 


Die Sonne erhebt sich

Unsere gemeinsamen Aufträge schweißten uns mehr zusammen als es zwischen Vater und Sohn möglich wäre. Wir sahen uns als Waffenbrüder. Meine Mutter wollte von unseren „Ausflügen“ natürlich kein einziges Wort hören. Sie kümmerte sich um ihren Haushalt und versuchte meinen kleinen Schwester etwas „vernünftiges“ beizubringen, damit sie nicht noch ein Kind an die Gewalt verliert. Doch am 3. Mai 2070 war dieses Leben, wie ich es kannte auf einem Schlag zu Ende. Diese Bilder werde ich nie vergessen und lassen mich noch heute vor Zorn erbeben. Wir kamen nach einen unserer „Ausflüge“, früh morgens nach Hause. Es war noch dunkel als wir in der Einfahrt vorm Haus parkten. Wir lachten grad über eine bekannten Komiker der aus dem Commlink des Wagens einige seiner Sketche von sich gab. Als das Lachen meines Vaters plötzlich erstarb. „Was hast du?“ fragte ich ihn überrascht von seiner plötzlichen Stummheit. Ich sah die Angst in seinen Augen aufsteigen und folgte seinem starren Blick Richtung Haus. Die Tür stand offen und es brannte kein Licht. Das war sehr ungewöhnlich, denn meist konnte meine Mutter nie schlafen wenn wir auf einer Mission waren. Sie saß dann Nächte lang am Küchentisch und kippte sich einen Kaffee nach dem anderen herunter. Doch heute brannte kein Licht. Mein Vater schlich schnell und elegant um den Van herum und schnappte sich eine schwere Pistole aus dem Kofferraum. „Du bleibst hier, haben wir uns Verstanden!?“ Seine stimme bebte vor Angst. So schlich er vor den Fenster fernhaltend an der Wand entlang zur Eingangstür. Er verharrte kurz und drehte sich dann seitwärts kniend ins Haus hinein. 

Mich hielt es jedoch nicht auf meinem Platz. Was wenn meinen Schwestern was passiert ist? Was wenn er in eine Falle läuft? So stieg ich aus und entsicherte meine Pistole und schlich mich durch den Garten zur Hintertür. Ich lauschte die ganze Zeit hellhörig auf jedes kleinste Geräusch. Befürchtete Schüsse und die Schreie meines Vaters. Doch es herrschte Stille, … Totenstille. Die Hintertür war verschlossen. Ich vergewisserte mich durchs Küchenfenster ob keine unerwünschte Überraschung mich hinter der Tür erwartete. Ich sah nur einen Schatten am Küchentisch. Keine Bewegung war zu erkennen. Ich öffnete vorsichtig die Tür und stieß sie mit leichtem Schwung auf. Mit einer flinken Bewegung drehte ich mich ins Haus und erstarrte im selben Moment als ich erkannte wer dort am Tisch saß. Es war meine Mutter. Ihre Hände lagen abgetrennt vor ihr auf dem blutüberlaufenen Küchentisch. Ihre weit aufgerissenen Augen verdeutlichten nur allzu sehr, dass es kein schneller Tod war. In einer ihrer Hände sah ich etwas aufblitzen, als ich das Licht aktivierte. Doch war ich vor Schreck erstarrt als das ich auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte. Langsame Schritte erweckten mich aus diesem Schlaf. Ich hockte mich in Deckung und legte auf die Tür an. Doch der Schatten der sich der Tür näherte, machte keinerlei anstalten sich auch nur annähernd heimlich in die Küche zu bewegen. Ich behielt die Tür im Blick, doch ahnte ich es bereits, dass es mein Vater war. Ein starrer Blick der ins Leere ging. Sein weißes Hemd war blutdurchtränkt. Ich erhob mich langsam und ging immer noch unter Schock auf ihn zu. „Bist du … verletzt“. Das konnte gar nicht sein, wie mir später bewusst wurde, es war ja auch keinerlei Kampflärm zu hören gewesen. Mein Vater stand einfach nur in der Tür und starrte auf seine Frau. „Ich versteh nicht“ hörte ich mich flüstern. Plötzlich traf mich der Schlag. „Ludmilla, …  Natalia!!!“ rief ich erschrocken und wollte soeben an meinem Vater vorbei spurten um im ersten Stock nach meinen Schwestern zu sehen. Doch dieser ergriff mich am Handgelenk und hinterließ mit seinen blutigen Händen Abdrücke an meinem Arm. „Nicht … erspar dir den Anblick“ bebte seine tiefe traurige Stimme. Ich hielt inne und alles um mich herum verschwamm in einer Irrealität. „Was ist hier nur geschehen“ hörte ich meine Gedanken laut aussprechen. Mein Vater ging langsamen Schrittes auf den Küchentisch zu. Von seinem stolzen Gang war nichts mehr zu erkennen. Es waren die Schritte eines gebrochenen Mannes. Mir kamen die Tränen in die Augen als ich an meine Schwestern dachte, wie ich sie im Arm hielt als sie noch kleine Baby’s waren. Wie wir zusammen Fangen gespielt haben. Ich fiel auf die Knie und meine Sicht verschwamm vor Tränen, während mein Vater sich über Mutter beugte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn gab und leise ein Gebet aufsagte. Er war zwar nicht sehr religiös, allerdings brachte er mir auch einige Gebete bei, die ihm beim konzentrieren halfen und so auch mir helfen sollten. Allerdings war es kein Abschiedsgebet von meiner Mutter, sondern ein Racheschwur. Sein Blick fiel auf den Küchentisch. Plötzlich lief er vor Wut und Zorn rot an. „вероломство“ (Anm.: Verräter) schrie er mit bebender Stimme durchs totenstille Haus. Seine Faust knallte auf den Tisch, während ich mich immer noch nicht rühren konnte. Letztendlich stürmte er an mir vorbei, durch den Flur hinaus zu Tür. Der Anlasser des Vans heulte kurz auf und erstarb sogleich mit einem dumpfen Knall. Erst dieser Knall holte mich zurück in die Realität. Ich rannte hinaus zur Einfahrt und sah das der Innenraum des Vans in flammen Stand. Mein Vater kämpfte im Wagen mit dem Flammen, doch bekam er weder die Tür auf noch konnte er die Scheiben einschlagen. Ich rannte so schnell ich konnte, erreichte den Van und mir kam bereits auf halber Strecke eine enorme Hitze entgegen. Mein zerren an der Tür war vergeblich, auch die Schüsse aus der Pistole die ich immer noch in der Händen hielt änderten nichts an dieser Situation. Genau für solche Fälle wurden schließlich Panzerungen an Fahrzeuge angebracht, damit Kugeln nicht ins Fahrzeuginnere eindringen können. So zerrte ich weiter verzweifelt am Türgriff welcher sich bereits in meine Hand brannte. Die hektischen Bewegungen meines Vaters ließen nach. Seine Schreie wurden leiser. Die letzten Worte die ich hörte „Verräter Kharkov … RACHE“. Er sank in sich zusammen und ich musste mich, so sehr ich mich auch dagegen sträubte, vom Wagen entfernen. Die Flammen verschlangen das gesamte Fahrzeug. Mein Körper bebte in einer Mischung aus Trauer und Zorn. Ich erinnerte mich an das kleine Glänzen in der Hand meiner Mutter. Als ich sie öffnete sah ich darin eine Patrone, violett schimmernd, darauf war ein durch ein Samuraischwert durchtrenntes V eingraviert. Ich nahm die Kugel an mich. Meine Worte leise und wie in Trance „Wenn du Väter tötest, werden Söhne folgen. „Лиловый пуля“ wird niemals sterben. Die Rache wird auf meine Feinde niedergehen“ kamen von meinen Lippen. Ich lief nach oben, versuchte die Blicke in die Zimmer meiner Schwestern zu vermeiden, doch aus den Augenwinkeln konnte ich die grausame Szenerie erkennen. Ich verdrängte die Bilder die mich jedoch jede Nacht seit damals verfolgen sollten. Ich packte alle meine Sachen zusammen, rief die Polizei und begab mich auf die Straße. Die Trauer übermannte mich als ich wieder den Wagen lichterloh in Flammen erblickte. Wieder zwang man mich dadurch in die Knie, doch musste ich mich vom grausamen Bild abwenden. Mein Blick fiel die Straße hinab die sich über einen kleinen Hügel wand, in der Erwartung das die Polizei gleich über selbigen anrücken musste. In diesem Moment erhob sich langsam und erhaben die Sonne hinter eben diesem Hügel. Die Strahlen blendeten mich und ich erinnerte mich an die Worte meines Vaters. „Halte stets den Sonnenaufgang in deinem Rücken, damit deine Beute dich nicht entdecken kann. Der Sonnenaufgang ist unser Freund und unser Schutz.“. In diesem Moment schwor ich Rache an den Drahtziehern zu verüben, Angst und Schrecken unter den Tätern zu verbreiten. Sie sollten keine Gewissheit über den Tod ihres meist gefürchteten Gegners erhalten. Ich werde zur „Лиловый пуля“ Ich kann niemanden mehr trauen, denn der Name den Vater als letztes von sich gab, war sein bester Freund und Kamerad. Ich muss meine Zelte hier abbrechen und mich in die Schatten flüchten. Aus den Schatten heraus werde ich agieren, den Sonnenaufgang stets im Rücken um die Verräter niederzustrecken.


Der erste Sonnenaufgang

Noch bevor die Rettungskräfte eintrafen, rief ich unseren stets zufriedenen Auftraggeber bei den Vorys an. Nach meiner kurzen Schilderung der Ereignisse schickte er sofort einen Wagen um mich abzuholen. Bei „Kasimir den Schrecklichen“ angekommen wurde mir sein Mitgefühl und Anteilnahme mitgeteilt. „Ihr habt immer gut für unsere Familie gesorgt, so sorgen wir nun auch für dich und geben dir eine neue Familie.“ Seine vom Rauchen gequälte Stimme drang nur weit entfernt an meine Ohren, denn mein Kopf arbeitete bereits an meiner Rache. „Danke, ich werde dein Angebot sehr gerne annehmen, unter der Bedingung das du Kharkov für mich aufspürst. Ich WILL IHN“ hörte ich meine Stimme kalt durch das Zimmer dröhnen. „Ich brauche die Kugeln meines Vaters. Er wird durch mich weiterleben. Bestich die Polizisten die bei uns zu Hause sind, damit sie meinen Tod feststellen und nicht den meines Vaters. Ich existiere nicht mehr es gibt nur noch „Лиловый пуля – der Tod aus dem Schatten“. Ich werde weiterhin deine Aufträge gegen die Yak’s durchführen, aber ALLEIN.“ Kasimir nickte nur. „Dein Vater war wie ein Bruder für mich. Du wirst deine Rache bekommen. Ich helfe dir … wir werden diese Verräter an unserem Land finden. Diese feigen Mörder die nicht vor Familien halt machen. Die Familie ist heilig.“ sagte Kasimir, der auch sichtlich mitgenommen war, vom Tod meines Vaters.

Ich verbrachte die nächsten Wochen mit den von Kasimir vermittelten Aufträgen, während er sich auf die Spurensuche nach Kharkov machte. Ich trank an jedem Abend Wodka um die bösen Träume zu vermeiden, doch vergebens. Stets schreckte ich schweißgebadet aus dem Schlaf heraus. Bis zu jenem Abend als Kasimir mit einem breiten grinsen zu mir kam. Eine Flasche Wodka in der Hand sagte er „Lass uns auf deinen Vater anstoßen. Wir haben Kharkov. Er befindet sich in Novgorod. Er besucht dort seinen Bruder Ibrahim“ und füllte die Gläser. „Auf unsere Familie … Nastarovje“. Ich nahm das Glas „Auf die Rache … Nastarovje“.

Noch am gleichen Tag machte ich mich auf nach Novgorod. Kasimir buchte mich in einem Hotel am Stadtrand ein. Ich machte mich abends auf und bezog Stellung auf einem Hausdach, mit gutem Blick, jedoch 2000m entfernt von der ermittelten Adresse Kharkovs. Ich harrte dort die ganze Nacht aus, bis er am nächste morgen auf einer nun belebten Straße mit seinem Bruder vor die Tür trat. Ich wählte seine Geheimnummer die mir Kasimir überreicht hatte. „Dobrej utro Kharkov“ (Anm.: Guten Morgen) ich spie den Namen fast aus. Mein Stimmenmodulator beschallte die Leitung mit der Stimme meines Vaters. Kharkov blickte sich schnell und nervös um „Vla … Vladimir, ich … dachte du wärst tot, ich… hab dich doch in den Wagen steigen sehen“ hechelte Kharkov vor Angst. An mein Ohr drang die Nachricht von Kasimirs Hacker „Dataline“ der mir mitteilte „Kharkov hat soeben eine Sammelnachricht rausgeschickt mit dem Inhalt: „Лиловый пуля“ lebt“. Ich grinste und antwortete „Tja Kharkov mich kann nur eine Kugel töten“. Mit Zorn in der Stimme sagte ich„Du hast mir meine Familie genommen, nun nehm ich dir die deine“. Kharkov blickte in die verwirrten Augen seines Bruders. Dieser fragte nur „Was hast du, ist etwas passiert.“ Während Kharkov leise flehte „Bitte nicht“. „Schau ihn noch einmal an, denn du wirst ihn so nie wieder sehen.“ Während ich seinen Bruder weiter im Visier behielt, hielt kurz den Atem an und zog langsam den Abzug durch. Die von mir spezial angfertigte Sabbot-Munition, welche einen Bremseffekt aufwies und lediglich eine Wunde wie nach einem Pistolenschuss hinterließ, verließ den Lauf. Der Schuss pfiff durch die Luft, legte die Entfernung in wenigen Sekunden zurück und durchschlug den Hals von Ibrahim. Er war nicht sofort tot. Er röchelt am Boden liegend sein Leben aus. Kharkov stand erstarrt vor seinem sterbenden Bruder. Der Schuss war auf dieser Entfernung nicht zu hören. Als jedoch die ersten Menschen sich verwundert umschauten als Ibrahim zu Boden ging, kreischten Sie vor Panik und rannten vor Kharkov weg. „Er hat ihn erschossen. Ruft die Polizei!“ schrien einige fliehend. Kharkov über seinen Bruder gebeugt schluchzte „Was hab ich nur getan.“. Entfernt waren Sirenen zu hören die schnell näher kamen. „Mach dem endlich ein Ende“ flehte Kharkov. „Ohhh nein Genosse, so einfach kommst du mir nicht davon, ich werde dir das nehmen was dir je etwas bedeutet hat, deinen NAMEN. Ich werde dich in Ungnade stürzen, werde dich komplett zerstören, wie du meine Familie zerstört hast. Schick den Yaks eine Nachricht, das sie sich aus Moskau und ganz Russland fernhalten sollen, ansonsten kommt der Zorn von  „Лиловый пуля“ auf sie herabgeregnet.“. Dataline bestätigte mir das er die Nachricht abgesetzt hatte, leider konnte er die Empfänger nicht zurückverfolgen. „Braves Rehlein“ flüsterte ich. Die ersten Polizeiwagen hielten in einem Halbkreis um Kharkov, rissen ihre Türen auf und schrien „Hände hoch und keine Bewegung. Lassen sie ihre Waffe fallen und legen sie sich langsam auf den Boden“. „Na Kharkov hast du noch deine kleine Beretta in der Jacke, du gehst doch nie ohne sie aus dem Haus.“ fragte ich. Kharkov nickt nur ganz langsam und nahm die Hände hoch. „Prawelno  (Anm.: Ausgezeichnet) … wenn du Gnade für deine Kinder und deiner Frau hast zieh deine Waffe und erschieße einen der Polizisten. Ansonsten ist das was du mit meinen Kindern gemacht hast wie ein lustiger Rummelbesuch. Und keine Sorge, wenn sie dich nicht sofort erschießen werde ich dir auch ein schnelles Ende bereiten. Aber deine Familie darf dann weiterleben. Also wenn du nur einen Funken Nächstenliebe in dir hast, die du mir nicht gegenüber zuteil werden lassen konntest dann … TU ES … JETZT!“ brüllte ich förmlich ins Mikrofon. Ich beobachte Kharkov wie er überstürzt nachdachte. „Auf den Boden“ rief einer der Polizisten nervös. „Du kommst hier nicht lebend raus. Also los“. Kharkov nahm geschwind die rechte herunter, schob sie schnell in die Jacke und zog seine Beretta. „WAFFE!“ schrie einer der Polizisten. Alle legten an. Kharkov war jedoch schneller und streckte den Polizisten ihm gegenüberstehend mit einem Kopfschuss nieder. Das Feuer wurde erwidert, doch Kharkov wurde nur am Bein und Arm getroffen. Als diese Schüsse ihn trafen zog ich den Abzug. Der Schuss mit der Sabbot-Munition pfiff erneut los und durchschlug den Kopf Kharkovs. Die Polizisten nahmen in ihrem Trommelfeuer diesen Schuss nicht wahr. Sie rannten auf die Leiche zu und entwaffneten ihn. Das war alles was ich sehen musste alles andere werden die Medien für mich regeln. Denn Dataline hatte auch einer lokalen Medienanstalt einen kleinen „Tipp“ gegeben, welches die ganze Szenerie bestaunt jedoch nicht gefilmt hatten.

Ich baute in aller Ruhe mein Gewehr zusammen und sagte das Gebet meines Vaters auf: 

„Als Hirte erlaube mir, zu dienen mein Vater dir. 

Deine Macht reichst du uns durch deine Hand, 

diese verbindet uns wie ein heiliges Band. 

Wir waten durch ein Meer von Blut, 

gib uns dafür Kraft und Mut. 

E nomine patri, et filii, et spiritus sancti“

(Anm.: Für Sunrise gilt hier das Wort Vater nicht für Gott sondern wirklich für seinen Vater)


Als ich in Richtung Treppenhaus auf dem Dach zuging, sah ich das der Sonnenaufgang auf mich strahlte, selbst wenn Kharkov gewusst hätte wo ich bin, hätte er mich nie entdecken können, denn sie stand die ganze Zeit in meinem Rücken.

Die nächsten Monate brachte ich die Vergeltung zu den Yak’s, einen Auftrag nach dem anderen brachte ich für Kasimir zu Ende. Doch die wirklichen Drahtzieher hinter dem Anschlag auf meine Familie offenbarten sich nicht. Selbst der Köder, die lila Kugeln zeigten bisher nur abschreckende Wirkung auf die Yak’s. Aber das sich der Hintermann des Anschlags zu erkennen gab, blieb mir bisher verwehrt. Auch Kasimir konnte mir nicht mehr Informationen bieten. Mein letzter Auftrag war eigentlich total untypisch. Ich sollte ein Lieferung begleiten. Ein Kurierauftrag? Was sollte das Kasimir? Gibt es keine Yak’s mehr in Russland? So ganz falsch war die Vermutung nicht. Denn seit dem mein Vater und später ich unter ihnen gewütet haben, haben sie kaum Fuß fassen können, jedoch die russische Mafia hat ihr Netzwerk immer weiter ausdehnen können. „Die Familie ist heilig.“. 


Kasimir schickte mich also nach Vladivostok als "Zusatz-Versicherung". Die Crew hat per Seeweg die wertvolle Fracht nach Vladivostok gebracht, dort wurde die Ladung in T-Birds verladen und in Richtung Moskau gebracht. Da es auf dem Gebiet des Zar von Vladivostok geschieht, wird dieser Abschnitt des Transportes von seinen Leuten durchgeführt. Ich überwachte den Umladeprozess, denn es heißt ja seit je her: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Da ich nicht von hier war, haben die Schmuggler mich mit ins 7th Sea mitgenommen. Dort setzten wir uns an einen Tisch an denen auch offensichtlich „NICHT-RUSSEN“ befanden. Genauso offensichtlich war klar das es sich hierbei um Shadowrunner handeln musste.

 Ich suchte kurz im Gedanken eine Schattenname für mich und kam nur auf einen einzigen der zu mir passte. „Strastwütje menja sowut Sunrise“ (Anm.: Hi, ich bin Sunrise).  Ein Tapetenwechsel würde mir sicherlich gut tun, und an anderen Stellen meinen Köder für die Hintermänner auszulegen konnte auch nicht schaden. Vielleicht waren die „Fremden“ ja genau diese Möglichkeit. Was es mit den „Fremden“ auf sich hat und ob ich den Hintermann, des feigen Attentats auf meine Familie endlich finden kann, wird nur die Zukunft zeigen können.


*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*