Snowcat-Land

[Song 10: One Republic - Love Runs Out³] Zurück im Basislager, hatten wir uns sofort daran gemacht, die von uns gesammelten Spuren auszuwerten. 

Inzwischen war es früher Nachmittag, denn ordentlich Spuren zu sammeln und das alles zu dokumentieren, kostet einiges an Zeit. 

Während wir darauf gewartet hatten, dass die Bombe im Schuppen hochgeht, hatte Tiernan über einem Lagerfeuer im Basislager einen leckeren Eintopf gekocht. 

Nun saßen wir bei Eintopf, Fladenbrot und Salat an Camping-Tischen auf Klappstühlen - oder, wenn man ein Troll mit dem Namen Bloody Guts war, auf einem gewaltigen, mit einem Kompressor aufgeblasenen Sitzkissen - und unterhielten uns über vergiftete Felder, Gräueltaten auf einer Farm und Bombenexplosionen, als wären wir eine Großfamilie beim sommerlichen Barbecue, die über Schulleistungen und Sportevents der Kinder spricht.

Das hatte nichts mit fehlenden Feingefühl zu tun. Eine Besprechung beim Essen abzuhalten, sparrte einfach Zeit und wem solche Gespräche den Appetit verdarben, der war hier einfach falsch.

❄️❄️❄️

Zeit würde bald extrem knapp werden, wie wir an dieser Stelle aber noch nicht ahnten.

‹So würde ich das nicht formulieren, Drachenkätzchen. Du weißt doch, Zauberer namens Gandalf und andere wichtige Personen, erscheinen immer genau zum richtig Zeitpunkt.›

‹Die Aussage ist wundervoll, doch ich würde das nicht völlig unterschreiben, Katze. Man kann durchaus zu spät auf dem Plan erscheinen und dann etwas nicht mehr tun können, zumindest, wenn man nicht Gandalf heißt.›

‹Drachenkätzchen, manchmal bist du wirklich ein ganz junges Kätzchen. Ich meinte, du sollst es richtig erzählen. So, wie du es gerade formuliert hast, könnte der Eindruck entstehen, ihr hättet früher eintreffen können, wenn ihr euch nicht so viel Zeit beim Essen und Trinken gelassen hättet.›

❄️❄️❄️

Ich trank von meinem Eistee und blickte in die Runde, „Fassen wir abschließend nochmal zusammen, was wir wissen. Zunächst die Fakten dessen, was auf dem Shiawase-Farm-Gelände vorgefallen ist. Thunderstrike, bist du bitte so nett?“

Der Zwerg nickte, „Die Angreifer sind mit einem Van gekommen, 11 Metamenschen, darunter weder Trolle noch Zwerge, wurden bei den Feldern abgesetzt. Zumindest einer von ihnen kann zaubern und ist vermutlich ein Schamane.“ Thunderstrike sah zu mir, „Kann ich Toxischer Schamane sagen?“

Ich überlegte kurz, „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich dabei um einen Toxischen Schamanen handelt, obwohl der Einsatz von Giftzaubern nicht gleichbedeutend mit einem toxischen Weg ist. Leider fanden sich auch auf der verbrauchten, magischen Preparation, der getrockneten Heuschrecke, keine Restspuren, die Auskunft über die Magie des Schamanen geben können.“ 

„Ich zählte das trotzdem als Ja.“, ein Lächeln huschte über das Gesicht des Marine, dann nickte er und fuhr fort, „Ein Hubschrauber setzte zudem 2 Steel Lynx Drohnen ab. Sie haben das Feld vernichtet und der Hubschrauber hat die Drohnen wieder aufgenommen. Die 11 sind zu Fuß zur Shiawase Agri-Station. Dort haben sie die Männer im Schlaf überrascht und gezielt getötet. Sie haben irgendwas an der Technikanlage gemacht und hinterher die Technik völlig vernichtet. Die Toten wurden platziert und es wurde sauber gemacht, um den Anschein zu erwecken, der Angriff hätte am Tag und nicht bereits deutlich früher, nämlich mitten in der Nacht, stattgefunden. Ein Overkill wurde inszeniert, eine Bombe in der Scheune hinterlassen und diverse Dinge wurden entwendet. Wir vermuten, dass das alles nach einer Gewalttat von Konzerngegner aussehen sollte und niemand ahnen soll, dass es einen anderen Grund für den Überfall gab. Den Spuren nach. sind sie gezielt und kontrolliert vorgegangen. Demzufolge könnten einer oder mehrere von den Angreifern, eine militärische Ausbildung haben.“

Ich lächelte, «Danke Thunderstrike. Mash, bist du fertig mit der Auswertung der Daten und Proben, die wir dir mitgebracht haben?» Ich wusste selbstverständlich, dass er bereits fertig war, doch diese Szene würde es höchstwahrscheinlich in die Serie schaffen. Es war Mittag und unser Mediziner aß als einziger nicht mit uns. 

Leatherface saß zumindest in der Tür des Command Moduls im Schatten, hatte einen Teller auf dem Schoß und hörte von dort aus zu.

Dass Mash noch an den Proben arbeiten musste, bot eine einleuchtende Erklärung für seine Abwesenheit.

«Ja, gerade eben.», erwiderte Mash prompt, «Ich schätze den Todeszeitpunkt auf zwischen 00.00 und 2.00 Uhr in der Nacht. Zwei der drei Shiawase-Männern haben aller Wahrscheinlichkeit noch geschlafen, als sie getötet wurden. Innerhalb der 1. Stunde nach ihrem Tod, wurden sie erneut erschossen. Genaueres würde nur eine Autopsie bringen, aber ihr habt mir ja leider keine Toten mitgebracht.»

❄️❄️❄️

‹Schwang in der Aussage etwa der Vorwurf mit, ihr hättet nicht an die Nahrungsbedürfnisse des Loup-Garou gedacht, Drachenkätzchen?›

‹Wie kommst du darauf Katze, hörte es sich für dich so an?›

‹Ja! Aber keine Sorge Drachenkätzchen, man kann es nur hören, wenn man weiß, dass ihr einen Loup-Garou in euren Reihen habt.›

❄️❄️❄️

Ich lachte perlend, „Beim nächsten mal denken wir daran, Mash. Doch für dieses Mal reichen die Informationen.“, erklärte ich. „Danke dafür.“

Foggy nahm sich noch eine Portion Nachtisch und meinte beiläufig, „Und wenn wir erstmal die Forensik-Drohne haben, kannst du Analysen vornehmen lassen, ohne selbst direkt vor Ort zu sein.“

Ich zwinkerte Foggy zu, „Na wenn das nicht sonnige Aussichten sind. - Soweit wir wissen, haben sie diverse Shiawase Overalls, drei Sprühdrohnen zum Verteilen von Giften oder Dünger, sowie den großen Shiawase Transporter der Station entwendet.“, zählte ich auf. „Es liegt also Nahe, dass sie damit irgendeinen Angriff auf eine oder mehrere andere Shiawase-Agrar-Einrichtungen vorhaben. Was für Daten können sie denn im System gefunden haben Bloody Guts?“

„So gut wie alles, was mit den Stationen in der Nähe zu tun hat.“, antwortete der Decker, „Transportdaten, Kontaktcodes, Ausgabecodes, Kennungen jeglicher Art eben, Standart-Formulare, solche Dinge halt. Aber nichts Geheimes.“

„Nehmen wir also an, sie haben sich irgendwelche Codes besorgt, um sich anmelden zu können oder Transportwege oder Ähnliches erfragt und wollten nicht, dass ein kontrollierendes Sicherheitsteam bemerkt, dass das mehr war, als ein Überfall aus Zerstörungswut.“, mutmaßte ich. 

Rubber Duck warf eine Nuss in die Luft, fing sie mit dem Mund auf und fragte, „Die Infos wird es doch in jeder Station hier in der Region geben, warum ausgerechnet diese Station?“

Ich legte den Kopf leicht schief und lächelte, „Genau das müssen wir herausfinden. - Gibt es dazu irgendwelche Ideen?“

Fang fragte, „Gibt es denn hier irgendwas in der Nähe, wo die Farm dran liegt? Was Geheimes oder Wichtiges oder so?“

„Mensch klar! Da rufe ich einfach mal die internationale Karte für geheime oder wichtige Dinge auf, gebe unsere Koordinaten ein und gucke was raus kommt. Oder wie hast du dir das vorgestellt?“, erwiderte Bloody Guts zynisch. 

Fang verdrehte die Augen und grinste dann, „Ja, man genau so!“

Bloody Guts schüttelte den Kopf, „Ich brauche Suchparameter. Wenigstens ein Gebiet, ich weiß ja nicht mal wie weit die von hier noch fahren wollen.“

Mr.Tea meldete sich zu Wort, „Da man den Zeitpunkt der Tat verschleiern wollte, wird Zeit ebenfalls ein Faktor sein. Man wird mit der Shiawase -Ausrüstung also etwas erreichen wollen, was näher an dieser Station liegt, als an allen anderen.“

Ich nickte, „Sehe ich auch so. Sie haben sich mit der Verschleierung der Zeit beinah genau so viel Mühe gegeben, wie mit dem Verschleiern dessen, weshalb sie überhaupt da waren. Vielleicht laufen irgendwelche Codes ab. Ich schätze, was immer passiert, findet innerhalb der nächsten 24 Stunden statt.“ 

„Von hier aus kommt man relativ gut an eine neu asphaltierte Schnellstrasse, die nach Norden und Süden wegführt.“, stellte Rubber Duck fest. „Aber an der Station selbst liegt keine Strasse und an den Feldern auch nicht.“ 

„Das bringt mich auf eine Idee.“, sagte ich an und rief via AR eine Karte der Umgebung auf. Ich warf sie ins Teamnetzwerk und trug die überfallene Agri-Station ein. Ich wählte die Station als Mittelpunkt meines Kreises und zeichnete einen Kreis mit fünf, zehn, fünfzig, einhundert und zweihundertfünfzig Kilometern Radius ein. Dann sah ich zu Bloody Guts, „Mach das doch bitte mit den anderen Agri-Stationen in der Umgebung und füge es hinzu.“ Ich hatte es noch nicht einmal fertig ausgesprochen, da poppten auch schon die Kreise der anderen Stationen auf der Karte hoch. 

Doch das gab noch kein schlüssiges Bild.

Charles Iron Horse meinte, „Jetzt blende die Stationen aus, die dichter an Strassen liegen oder aus der Ferne leichter zu sehen sind.“ 

Das Bild klärte sich und ich markierte einen Bereich nordöstlich der Station, der mir interessant vorkam. „Bloody Guts, gibts da irgendetwas von Shiawase?“

Ich musste nicht lange auf die Antwort warten.

Bloody Guts saß auf seinem großen Sitzkissen, hatte seinen Kopf an den Airstream gelegt, war kurz weggetreten und gleich darauf wieder aus den tiefen der Matrix aufgetaucht. „Da ist tatsächlich was.“ Ein Symbol erschien auf der AR-Karte, „Da gibt es eine Verteilstation. In der werden vor allem Dünger und so gelagert und von da an die einzelnen Farmen verteilt. Da wird auch Ernte gesammelt und kurzfristig aufbewahrt, aber nie länger als ein paar Stunden, bis maximal zwei Tage.“

„Das wird ihr Ziel sein.“, stellte Mr.Tea fest.

Fang überlegte, „Die Fuzzies haben also eine Menge Spaß, indem sie die Umwelt vergiften, Equipment klauen und fahren dann damit zu einer Verteilstation? Und was genau haben die da jetzt mit all dem Zeug vor?“

Rubber Duck griente, „Vielleicht wollen sie sich nur für `nen Job bewerben?“

Ich lachte kurz und erhob mich, „Wenn, dann werden sie wohl sauer, wenn man sie ablehnt. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was sie genau wollen, doch was immer es ist, wir werden sie aufhalten!“

Keiner widersprach mir. Im Gegenteil, es kam Bewegung in die Gruppe.

„Seit ihr Bereit, sie aufzuhalten?“, fragte ich.

„A-HooH.“, stimmte Fang an und die anderen fielen mit ein.

Der zeitliche Vorsprung der Typen war inzwischen schon riesig, also machten wir, dass wir in den Einsatzwagen kamen.

Wir hofften, dass sie in der Nacht zuschlagen würden. 

Selbst wenn so einige Metamenschen auch im Dunkeln sehen können, bleibt die Abwesenheit von Tageslicht ein beliebter Vorteil bei Angriffen. Ich setzte darauf, dass sie diesen Vorteil auch für sich nutzen wollten. Denn wenn sie am Nachmittag zuschlagen würden, kämen wir zu spät.

Wie ich gesagt hatte, wir wussten nicht, was sie vorhatten, aber was immer es war, es würde bald stattfinden. 

Bis zur Station waren es knapp drei Stunden Fahrzeit, in etwas weniger als zwei Stunden würde es dämmern.

Binnen zehn Minuten befanden sich der gesamte Cast von SatHS, Charles Iron Hose und zudem noch so einiges an Equipment, im Roadmaster. 

Bevor ich eingestiegen war, hatte Moxi mir noch mal das Näschen gepudert, Mascara nachgetuscht und mein Gesicht mit einem Profi-Finisher bestäubt. So viel Zeit musste einfach sein.

Genau genommen, hatten bis auf Leatherface und Mash, alle noch mal ihr Puder abbekommen. Gerade weil wir im Anschluss alle unsere Masken aufsetzen, um unser RIG nutzen zu können, ist so etwas wichtig. Denn es kommt darauf an, dass jeder von uns immer noch gut aussieht, wenn er die Maske wieder abnimmt.

Rubber Duck schaltete Musik in den Teamkanal und beschleunigte.

Wir waren zu zehnt. 

Wenn sie nur zu elft waren, hatten sie keine Chance!

❄️

[Song 11: Queen - Another One Bites The Dust³] Rubber Duck fuhr, wie der Teufel gerne fahren können würde. 

Nach 2 Stunden und 4 Minuten sagte der Rigger an, «Gleich wird’s holprig. Wir verlassen die Strasse und fahren auf einen Hügel. Von dort aus müssten wir einen guten Blick auf die Zufahrt zur Verteilstation und das Gelände selbst bekommen.»

Das virtuelle Ruder wurde rumgerissen und wir verließen in einem Affenzahn die Fahrbahn. Wie versprochen, wurden wir durchgerüttelt, doch unsere Schalensitze schützten uns auch davor und so hatten wie es einigermaßen bequem.

Wir waren noch nicht ganz oben, da kam die Anlage bereits in Sicht.

Rubber Duck bremste und driftete dabei in direkte Sichtposition zur Strasse, «Kann jemand die Lockheed X rauslassen?», fragte er. 

Von Fang kam prompt, «Klar, mach ich.» Er stand auf und löste die Befestigung der Drohne.

«Super!», erwiderte Rubber Duck darauf, «Ich mach dir das Dachfenster auf, wirf sie einfach raus.»

Was Fang dann auch tat. Er steckte den Kopf durch das Schiebefenster und warf die Drohne, als wäre sie ein Papiergleiter. 

Jedenfalls sah es so aus. Tatsächlich war unserer Rigger bereits VR in die Drohne gesprungen und hatte die Steuerung übernommen.

Augenblicklich erwachte via AR ein Feed zum Leben. Bloody Guts hatte die Sensordaten der Drohne sofort ins Teamnetzwerk gespeist.

Fang meinte plötzlich, «Ich glaub, da kommt ein Wagen die Strasse Richtung Station gefahren.»

Ich zog den Sensor-Feed größer und in die Mitte meines Sichtfeldes.

Verdammt, tatsächlich, auf der Zufahrtsstrasse, zum Glück so noch einige Hundert Meter von der Station entfernt, fuhr ein Shiawase-Van die Strasse hoch. «Das könnten sie sein.», sagte ich an und leichte Anspannung wollte sich in meine Stimme mischen, doch ich konnte sie gerade noch wegdrücken. Cool zu klingen, würde sich im Trideo einfach cooler machen. Nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu, «Ich hab selbstverständlich keine Ahnung, ob das eine ungewöhnliche Zeit für normale Shiawase Wagen ist oder ob die alle so schnell fahren.»

«Das sind die bestimmt.», behauptete Bloody Guts und begründete seine Vermutung sogleich mit den Worten, «Ich hab in einiger Entfernung ein Signal auf dem Schirm entdeckt und denk mal, das ist so ein Einmann-Hubschrauber, mit Drohnen dran.»

Rubber Duck bestätige das, «Das sind sie definitiv, ich hab nämlich die drei Sprühdrohnen auf den Sensoren und die sind im Anflug auf die Station.»

Meine Gedanken begangen zu rasen.

Wie gut, dass vor kurzem die Sonne untergegangen war, «Thunderstrike, Leatherface, steigt bitte aus, sucht euch eine gute Position und schaut, ob ihr die Drohnen mit euren großen Kalibern ins Visier nehmen könnt.» Immerhin hatte Thunderstrike ein Scharfschützengewehr und Leatherface eine Sturmkanone dabei. Damit sollte sich eine Drohne schon runter holen lassen. 

«Copy.», antworte Thunderstrike. Die beiden schnappten ihr Zeug und stiegen aus.

«Was ist mit dem Wagen?», fragte Fang.

«Ich könnte ihn rammen und so von der Strasse fegen.», schlug Rubber Duck vor. «Oder besser gesagt ,wir, wenn ihr alle sitzen bleibt.»

«Find ich gut.», meinte Fang und Freude schwang in seiner Stimme mit.

Shark Finn verzog kurz das Gesicht, aber am Ende traute er Rubber Ducks Fähigkeiten und dem Wagen, den ‚der Oheim‘ so sicher wie möglich gemacht hatte. 

Meter um Meter näherte sich der Van der Verteilstation. Ich hatte nur Bruchteile von Sekunden, um mich zu entscheiden. Rubber Duck wartete auf meine Anweisung.

«Also gut, machen wir das. Rubber Duck, geh auf Abfangkurs!», entschied ich.

Mein letztes Wort war kaum verklungen, da begann der Motor des Roadmasters auch schon zu röhren und der Wagen setzte sich in Bewegung. 

Bloody Guts meldete, «Eine der drei Drohnen hat Vorsprung und ist gleich am Tor. Auf dem Gelände können wir sie schlecht kriegen.»

«Thunderstrike, Leatherface, habt ihr schon eine Schussposition?», wollte ich wissen.

«Negativ.», kam von Thunderstrike.

«Ich kann die Drohne hacken und zum Absturz bringen!», bot Bloody Guts an.

«Sehr gut, mach das!», bestätigte ich.

Der Vorteil an einem Ares Roadmaster war, dass er hervorragend gepanzert war. Der Nachteil daran, dass er schlecht beschleunigte. Bei dem Tempo und dem Winkel, wären wir erst auf der Strasse, wenn der Van bereits vorbei gefahren wäre. 

Rubber Duck war zur gleichen Erkenntnis gekommen, «Ich hoffe, ihr seid alle angeschnallt. Ich muss den Kurs ändern. Jetzt wird’s ne wild Fahrt.»

Der Wagen zog scharf nach links und glaubt es oder nicht, das große Gefährt machten einen Sprung.

Und ich sang ein stummes Loblied auf den Nackenschutz meines Sitzes.

Average jubelte, «Krass. Das hat uns zwar fast eine CU gekostet, die beinah am Wageninneren zerschellt wäre, aber ich hab ein paar geile Aufnahmen von der wilden Fahrt. Weiter so Rubber Duck!»

Bloody Guts jubelte auch, als die Spaydrohne nahe des Tors abstürzte und, im Gegensatz zu unserer CU, tatsächlich zerschellte.

«Sehr … gute Ar…b ..beit Bloody Guts.», lobte ich und klang ein wenig holprig, weil wir den Hügel mit einem Affenzahn hinunter rasten. «Sollte es gleich zum Kampf kommen, noch mal zur Erinnerung, keine tödliche Gewalt, wenn sie nicht unbedingt nötig ist. Schießt stattdessen mehr auf Arme und Beine.», sagte ich noch an.

«Wir haben freies Schussfeld auf den Angreiferwagen.», gab Thunderstrike bekannt, «Sollen wir ihn stoppen? 

«Negativ.», erwiderte ich, «Es sei denn, wir kriegen ihn nicht und er geht durchs Tor.»

«Keine Sorge, wir kriegen den.», meinte Rubber Duck selbstbewusst.

Ich sah zu Mash, «Kannst du im Wagen nachsehen, wieviel Opposition da ist?»

«Selbstverständlich.», antwortete er, legte den Kopf nach hinten und projizierte sich.

Rubber Duck beschleunigte noch mal und holte das letzte aus dem Wagen raus. 

Wir könnten es schaffen, aber es würde knapp werden.

Leben kehrte in den Körper von Mash zurück, er öffnete die Augen und sagte, «Ich habe 9 Personen gezählt. 2 Orks, 7 Menschen, einer davon magisch, alles Männer, bewaffnet und …»

«Kontakt in 3 … », wurde er von Rubber Duck unterbrochen.

2 …

1…

RUMS!

[Song 12: Meg Myers - Go³] Und gleich nochmal. Rums, diesmal etwas schwächer.

Wir waren dem Van zwar nicht mit der vollen Front in die Seite gefahren, doch Rubber Duck hatte den Schwung des Hügels und den Sprung auf die Strasse gut mitgenommen und so unsere Geschwindigkeit und den Impact für den Van erhöht. 

Den ersten Treffer hatten wir auf Höhe der Fahrertür gelandet und gleich darauf hatte Rubber Duck dem anderen Wagen noch einen ‚Tritt‘ mitgegeben.

Der Shiawase-Van war leichter, weniger gepanzert, hatte uns nicht kommen sehen und keinen Rigger an der Steuerung.

Während wir fast gar nichts spürten, geriet der Van ins Schleudern, kam dabei von der Strasse ab, überschlug sich und blieb auf der Seite liegen.

Die Karosserie unseres Roadmasters ächzte unter Rubber Ducks nächsten Manöver. Wir kamen mit der Heck nahe des umgefallenen Van zum Stehen.

Wir öffneten unsere Sicherheitsgurte.

Fang stieß die Hecktüren auf und sah zu Mr.Tea, «Komm, wir zwei gehen nach hinten.»

Mr.Tea nickte, «Aber gerne doch, bitte nach dir.» Die zwei sprangen raus und bewegten sich schnell und geschmeidig zur Rückseite des Shiawase-Van.

Inzwischen schwärmten die Kameradrohnen aus und verteilten sich in der Umgebung, um alles gut aufnehmen zu können.

Iron Horse sagte an, «Dann gehe ich nach vorn zur Fahrerkabine.» 

Es war eine Freude, ihm bei seinen Bewegungen zuzusehen, doch ich musste mich auf anderes konzentrieren.

«Copy!» bestätigte ich. «Shark Finn, gehst du mit ihm und sicherst mit deinem LLM.» 

Der Fomori sah zu mir, ich lächelte und meinte, «Ich geht auf unseren Wagen, von da kann ich alle sehen und Spruchabwehr geben»

Nun nickte Shark Finn und folgte Iron Horse. 

«Du gehst auf den Wagen? Gut zu wissen.», mischte sich Average ein. «Das kommt sicher gut. Besonders mit offenem Haar.» 

Ich grinste innerlich und öffnete mit einer Hand die Haarspange, die mein langes, eisweißes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen gehalten hatte.

«Ich spring in die Lockheed zum Wahrnehmen.», meldete Rubber Duck.

Ich trat auf die hintere Stoßstange des Roadmasters, fasste oben an den Rahmen und schwang mich rückwärts hinauf, um mir von dort einen Überblick zu verschaffen.

«Das sah super aus.». freute sich Average, «Jetzt noch eine Windböe, die das Haar wehen lässt und es wird perfekt.»

Eine Windböe? Warum eigentlich nicht? Jetzt eine kleine Sylphe an meine Seite zu haben, wäre tatsächlich praktisch, ich konzentrierte mich und rief nach Leeree.

Unterdes standen Fang und Mr.Tea hinten an dem Van bereit. 

Fang nickte Mr.Tea zu und riss hinten die Tür auf. 

Dank der RIG-Feeds aus den Masken von unseren beiden Männern und einer Kameradrohne, konnte ich gleich über drei AR-Fenster einen Blick in den Wagen werfen. 

Bloody Guts markierte acht Gegner mit roten Symbolen.

Die falschen Shiawase-Männer waren einwenig durcheinander gepurzelt und wirkten angeschlagen. Doch sie begangen sich zu regen und griffen nach ihren Sturmgewehren. 

Überrascht stellte ich fest, dass jeder einzelne von ihnen eine ballistische Maske trug. Die Gesichtsbedeckungen ähnelten sich. Ein komplett weißes Gesicht, das individuell bemalt, aus Augen und Mund blutete. 

Etwas flimmerte im Inneren des Wagen und die Gestalt eines großen, fauchenden Puma materialisierte sich. «Hier ist gleich ein Geist.», sagte Fang an.

Mr.Tea stellte sich in Pose, streckte beide Hände vor und ließ sie in Flammen aufgehen.

Average freute sich. 

Ich hatte erwartet, dass Mr.Tea nun in den Wagen springen und sie alle fertig machen würde. Stattdessen zog er mit Fang zusammen einen der Angeschlagenen, einen Menschen, aus dem Wagen. Sie machen keine Anstalten, weitere von drinnen zu holen. Fang hatte nicht mal sein Messer gezogen.

«Zweite Spraydrohne gecrasht.», meldete Bloody Guts. «Ich schnapp mir die dritte, wenn sie in Reichweite ist.» 

Thunderstrike sagte an, «Die bei Shiawase haben was gemerkt, sie öffnen das Tor und schicken einen Wagen raus. »

Gleich darauf gab es die nächste Nachricht von Rubber Duck, «Der Einmann-Hubschrauber nähert sich, der hat tatsächlich zwei Steel Lynx an sich dranhängen.» 

«Leatherface, Thunderstrike, könnt ihr da was machen?», fragte ich, «Wenn ja, holt ihn runter.» 

«Copy.», kam von den beiden fast gleichzeitig.

Thunderstrike fügte noch hinzu, «Wenn der Shiawase-Wagen im Tor ist, zerschieße ich die Reifen.»

«Sehr gute Idee.», lobte ich. Mit kaputten Reifen konnte er nicht fahren und würde gleichzeitig das Tor blockieren. Ein paar hundert Meter waren es noch bis zur Verteilstation, aber Live-Zuschauer konnten wir hier nun wirklich nicht brauchen.

Leeree erschien, ‹Ihr habt gerufen, MyLady. Was kann ich für Euch tun?›

‹Bitte sei so gut und achte darauf, dass mir mein Haar nicht vors Gesicht fällt und fächere es hin und wieder auf.› Ich kreuzte die Finger und hoffte, dass sie das nicht als unter ihrer Würde empfand.

Die Sylphe zögerte nicht, ‹Wie ihr wünscht, MyLady.›

Das Sturmgewehr von Iron Horse erklang, «Fahrer down.», gab er bekannt.

Der Puma-Geist sprang aus dem Van und griff Mr.Tea an. Dieser wich dem ersten Angriff aus und setzte zum Gegenangriff an.

Fang kümmerte sich um den, den sie rausgezogen hatten. Der Maskierte hatte gerade versucht aufzustehen, doch Fang rang ihn nieder und deckte ihn mit Hieben ein. Warum in aller Welt zog er nicht sein Messer, fragte ich mich.

Die Masken im Van hatten sich aufgerappelt und sortierten sich. Nicht mehr lange, dann würden sie rauskommen und dann wären Fang und Mr.Tea ganz schön in der Bredouille.

Katze sprang neben mich aufs Wagendach und kommentierte, ‹Das passiert, wenn du dem Hunderudel die Wahl lässt, Drachenkätzchen. Du hast ihnen gesagt, sie sollen nach Möglichkeit keine tödliche Gewalt einsetzen. Daran halten sie sich. Nun spielen sie mit der Beute, was hübsch anzusehen, aber nicht effektiv ist, wenn man alle Mäuse ausschalten muss. Ein Hunderudel braucht klare Anweisungen Drachenkätzchen.›

‹Können wir uns bitte drauf einigen, dass sie zumindest ein Wolfsrudel sind, Katze.›, forderte ich, ‹Ansonsten sehe ich deinen Punkt selbstverständlich. Es fehlt meine neue Anweisung.›

‹Wenn du dich dann besser fühlst, sage ich auch Wolfsrudel, Drachenkätzchen›, beteuerte Katze großzügig.   

Ich lächelte kurz, «Die Männer im Wagen werden gleich das Feuer eröffnen. Schaltet die Gegner jetzt aus!», wies ich an, «Sonst gehen wir im Kugelhagel unter.» Und mit dem wir dachte ich in erster Linie an Fang und Mr.Tea. Ich machte das besser noch mal deutlich, «Fang, Mr.Tea, euch fliegen gleich Kugeln um die Ohren! Achtung!»

[Song 13: Travis Barker ft Yelawolf, Twista, Busta Rhymes & Lil John - Let’s Go^3] Meine Ansage war gerade rechtzeitig gekommen, denn die aus dem Van eröffneten das Feuer und deckten den Bereich mit Geschossen ein. Fang und Mr.Tea begannen zu tanzen.

«Ich hab den Hubi im Netzwerk markiert.», erklärte Rubber Duck, «Thunderstrike,  Leatherface, das sollte euch helfen, wenn ihr den runter holt.»

Durch den Beschuss und weil Mr.Tea den Kugeln ausweichen musste, hatte der Puma im Kampf gegen ihn die Oberhand gewonnen. 

Fang registrierte das, zog sein Messer und griff, trotz der fliegenden Kugeln, nun seinerseits den Puma an.

Das Beschuss aus dem Van auf unsere beiden Nahkämpfer musste sofort wieder aufhören, sonst würden sie früher oder später getroffen werden. «Finn, nimm den Van mit deiner Kanone unter Suppression Fire.»

«Copy!» 

Taktaktaktak. Das große Kaliber des leichten Maschinengewehrs stanzte Löcher in die Karosserie des Vans. Das ließ die Maskierten nicht unbeeindruckt. Sie stellten das Feuer gleich wieder ein und suchten Deckung. Was nicht ganz einfach war, immerhin lag das Fahrzeug ja auf der Seite.

Der Puma-Geist stieg mit den Vorderpranken nach oben. Sein Fell sah ungesund aus und leuchtete leicht grün. Er fauchte.

Kälte machte sich in mir breit. 

Vielleicht würden wir alle sterben. 

Eine Welle von Furcht driftete über uns hinweg. 

Ich schüttelte das Gefühl und die negativen Gedanken ab und widerstand der Kraft des Geistes. 

Auch Charles, Shark Finn und Fang konnten widerstehen. Einzig Mr.Tea hatte nicht so viel Glück oder Willen, wandte sich vom Puma ab, rannte los und suchte sein Heil in der Flucht.

«Keine Sorge, das schneiden wir raus!», rief Average ihm hinterher.

Mein Lachen blieb mit im Hals stecken. Der Typ, den Mr.Tea und Fang rausgezogen hatten und der am Boden lag, so dass Fang ihn nicht sehen konnte, war gar nicht ausgeschaltet. Er sprang auf, zog in einem Fluss ein Kampfmesser und wollte Fang in den Rücken fallen.

«Achtung Fang! Hinter Dir!», konnte ich gerade noch rufen.

Halb durch meinen Ruf, halb intuitiv, wich Fang dem Angriff des maskierten Mannes aus, beachtete ihn nicht weiter und zog seinen Kampf gegen den Puma durch. 

Fangs Stich hatte gesessen. 

Der Puma zerfaserte und löste sich auf.

Ein Gegner weniger.

«Shiawase-Wagen am Tor festgesetzt.», meldete Thunderstrike ruhig.

«Dritte Spraydrohne gecrashed.», gab Bloody Guts bekannt. Stolz schwang in seiner Stimme mit. Berechtigterweise.

Blieb nur noch der Einmann-Hubschrauber und unsere Gegner hier.

Fang streckte sich, reckte das Kinn - und ich glaubte, er würde einen Jubelschrei loslassen. Doch was da aus seiner Kehle kam, glich einem Wolfsheulen. 

Einem schaurigen, gruseligen Wolfsheulen. 

Eine erneute Welle von Angst breitete sich aus und die Magie daran unterschied nicht zwischen Freund oder Feind.

Mr.Tea rannte bereits und entweder reichte der Einfluss von Fangs Kraft nicht so weit oder Shark Finn, Charles Iron Horse und ich selbst, waren einfach eiskalt. Oder zumindest abgehärtet genug. Denn wir blieben, wo wir waren und ein Zeichen von Angst war bei uns nicht zu erkennen. 

Der Maskenträger bei Fang hingegen begann zu zittern.

Das Zittern war mir noch nicht genug. Der Mann stand direkt hinter Fang. Ich umhüllte ihn mit einer glitzernden Wolke aus illusionärer Ablenkung und hielt ihn in sich selbst fest. Jetzt würde der Kerl Fang nicht einmal treffen, wenn dieser im entgegen kam.

Charles zog einen Maskierten aus dem Fahrerhäuschen und schaltete ihn im Nahkampf aus. Der ehemalige Wildcat erhöhte seinen „Killcount“ damit auf zwei. Wobei Killlcount nicht bedeute, dass der Ork eben oder der Mensch zuvor, wirklich tot waren, sie waren einfach nur ausgeschaltet.

So blieben uns noch fünf Gegner, um die wir uns kümmern mussten.

Die hatten sich übrigens nun auch entschlossen, nicht mehr in ihrem löchrigen Käse von Van zu bleiben. 

Drei kamen hinten raus und zwei vorne, unter Kriegsgeheul, mit den Sturmgewehren in den Händen und feuernd.

«Captain Sioux, Deckung!», rief Shark Finn.

Charles warf seinen gestählten Körper umgehend in den Dreck.

Nun hatte Finn freies Schussfeld und brezelte die zwei Maskierten weg. 

Blieben noch Drei und der von mir Verwirrte.

Der Dreiertrupp, zwei Menschen und ein Ork, hatte beschlossen, sich Fang gemeinsam zu schnappen. Sie richteten ihre Waffen in Richtung des Mannes in Wolfscamouflage.

Mash meldete sich zu Wort, «Ich werde mal Mr. Tea einfangen, bevor er bis nach Wisconsin läuft.» Mehr aus dem Augenwinkel nahm ich eine verwischte Bewegung war. Via AR sprang das Icon, welches Mash symbolisierte, auf der Karte vor. Das musste wohl die Präsentation der berüchtigten Vampir-Geschwindigkeit gewesen sein.

Fragen schossen mir in den Sinn? Wer von denen war eigentlich der Schamane? Und hatte Mash am Anfang nicht von neun Männern gesprochen? 

Ich stellte mich in Pose - Sylphe Leeree ließ passender Weise mein Haar im Wind wehen - und sah mich um, konnte aber keinen weiteren Gegner entdecken. Ich ließ Magie in meine Stimme fließen und rief mit Befehlskraft auf Sioux, «Sam Looks Twice, melde dich!» 

Niemand reagierte.

Zumindest befand sich Mr.Tea rennend auf dem Rückweg. Was aber nichts mit meinen Ruf zu tun gehabt hatte, als vielmehr damit, dass Mash ihn überzeugt hatte.

Für einen astralen Blick nach dem Schamanen war jetzt keine Zeit. Fang war bisher allen Kugeln des Trios ausgewichen. Doch irgendwann würde er getroffen werden. Es war nur eine Frage der Zeit. 

Es gab da etwas, was ich schon immer mal im Kampf hatte ausprobieren wollen: Meinen Frostbeutel aus dem Hort von Alamais und Geschenk von dem Großen Drachen Lofwyr, wenn auch nicht persönlich überreicht. Ich war dem Goldenen Großen Drachen zu meinem Bedauern noch nie begegnet.

Ich konzentrierte mich und zog einen Schneeball aus dem Beutel. Einen kleinen Schneeball. Erstens sollte es spannend bleiben und zweitens musste ich den Entzug des Zaubers ja noch durch meinen Körper ableiten. Kampfzauber sind im Allgemeinen nicht so meins.

Ich warf die Schneekugel in Richtung eines Angreifers. Noch im Flug, nahm sie die Form eines grazilen Eisspeers an, der den Maskierten in den Nacken traf und dessen Haut vereiste. 

Hoffentlich konnte Average später davon eine Nahaufnahme ziehen, die wir in der Serie zeigen konnten.

Das hatte nett ausgesehen, aber richtig geholfen hatte es Fang nicht. 

Die Typen hatten Messer und Beile gezogen, bewegten sich koordiniert und kreisten ihn ein. Drei gegen einen, würde zwar heldenhaft aussehen, doch etwas mehr Hilfe von meiner Seite würde nicht schaden.

Ich griff erneut in eine Tasche an meinem Hüftgürtel, zog einige Drams von Reagents hervor und gestikulierte.

In dem Glauben, jegliches Metall würde unerträglich kalt, wollten sie sich dessen entledigen und ließen dabei zum Teil auch ihre Waffen fallen. 

Fang war nicht von der Illusion betroffen, da ich ihn mit Spruchabwehr davor geschützt hatte.

Fang nutzte die Ablenkung und setzte bei einem der Maskierten einen gelungenen Treffer

Mr.Tea rannte hinzu, nahm den folgen Schwung mit und setzte ihn mit einem Jump-Kick außer Gefecht.

Der stöhnte auf und blieb bewegungslos liegen.

Zwei gegen zwei, das würde immer noch gut genug aussehen und brauchte kein weiteres Eingreifen von meiner Seite her. 

Ich sah mich um, konnte aber nichts Auffälliges finden und wechselte in die Astralsicht.

Fang blieb bei dem, der er soeben erfolgreich angegriffen hatte und deckte ihn mit einer Attackserie ein. 

«Hubschrauber ausgeschaltet.», meldete Leatherface.

Kurz darauf hörte man es in einiger Entfernung krachen. 

«Man Leatherface, das musst du früher ansagen.», beschwerte Average sich. «Jetzt hab ich das nicht drauf.»

«Keine Sorge.», beschwichtigte Rubber Duck, «Ich hab das mit den Sensoren der Lockheed im Blick gehabt.»

«Besser als nix, aber das hat nicht die selbe Qualität, wie Aufnahmen mit einer CU.», erklärte AveRage und fügte hinzu, «Obwohl ich es vielleicht eh nicht rechtzeitig nah genug ran geschafft hätte.»

Ich konnte förmlich spüren, wie sich Thunderstrike den Aufruf zur Funkdiziplin verkniff.

Mr.Tea fixierte einen bestimmten Punkt am Körper seines Gegners und schlug zu. Ich konnte die Magie sehen, die durch die Schlag, mitten in das Nervensystem des Anderen tauchte und ihn paralysierte. Via Astralsicht sah das noch beeindruckender aus. Ich machte mir eine geistige Notiz, dies für die Trideoserie nachträglich so zu animieren, dass man die Magie sehen konnte. 

❄️❄️❄️

‹Mir fällt gerade auf, dass ihr die Szene, in der Mr.Tea wegrennt, doch nicht rausgeschnitten habt, Drachenkätzchen.›

‹Nein, haben wir nicht, Katze. Es ist nichts dabei, wegzulaufen, wenn man von der Fear-Kraft eines Geistes angegriffen wurde. Abgesehen davon, trat Mr.Tea doch zusammen genommen heldenhaft genug auf, so dass niemand an seinem Mut zweifeln wird.›

‹Stimmt, Drachenkätzchen. Besonders, da man nicht wirklich sehen kann, dass Mash ihn mit unglaublicher Geschwindigkeit zurück holt. Aber die Animation von ‚Nervestrike’ ist drin und die ist annehmbar geworden.›

❄️❄️❄️

Der Maskierte fiel zu Boden.

Fang wollte sich dem letzten Gegner widmen, doch der hatte keine Lust, sich so einfach besiegen zu lassen. Er wich aus und konterte. 

«Etwas dagegen, wenn ich eingreife Fang?», fragte Mr.Tea höflich, nachdem er dem Kampf einen Moment zugesehen hatten.

Fang schüttelte den Kopf, «Nee, mach ruhig. Wir haben ja nicht ewig Zeit.»

Also setzte Mr.Tea einen weiteren Nervestrike an. So geschwächt, brauchte es nur noch einen waffenlosen Schlag durch Fang - und auch dieser Maskierte war besiegt.

❄️

Wir hatten den 8 Männern die Masken abgenommen. 

Keiner von ihnen war Sam Looks Twice und, viel wichtiger, keiner von ihnen war ein Schamane.

Es waren also doch 9 Mann gewesen. Der Schamane, denn irgendwer hatte ja den Geist beschworen, musste sich schon frühzeitig unsichtbar und dann irgendwann im Kampfgetümmel aus dem Staub gemacht haben. 

Die Männer waren koordiniert vorgegangen und gute Kämpfer. Unter den Shiawase-Overalls trugen sie Panzerwesten und gepanzerte Hosen. Sie alle waren Native Americans, gut ausgerüstet und sie hatten nur Wegwerf-Commlinks dabei gehabt. 

Eine ungewöhnliche Sache fanden wir doch noch. Jeder von ihnen hatte eine Chipbuchse implantiert und in jeder befand sich ein Chip. 

Ich zog zwei davon mit der Pinzette meines Medkits aus der Buchse heraus und steckte sie ein.

Nur einer von den 8 Mann war tot. Mash verstaute ihn in einem Leichensack. 

Drei der sieben Überlebenden waren schwerer verletzt, doch für einen erwachten, talentierten Mediziner wie Mash, war auch das kein Problem. 

Nach der Behandlung fesselten und knebelten wir die Männer und sperrten alle bis auf einen, in den Wagen. Sie würden klarkommen, bis die Konzernpolizei von Shiawase eintraf.

Den, den Fang und Mr.Tea zuerst rausgezogen hatten, fesselten und knebelten wir, um ihn mitzunehmen. Selbstverständlich nachdem wir überprüft hatten, dass er keine weitere Cyberware im Kopf hatte.

«Beeilt Euch mal ein bisschen.», forderte Thunderstrike, «Die von Shiawase trauen sich bestimmt bald aus ihren Löchern. Wenn wir noch länger bleiben, dann müssen wir mehr als nur die Reifen kaputt machen, damit sie uns nicht sehen.»

«Davon rate ich ab. Je weniger Konzerneigentum wir beschädigen, desto besser.», meldete sich Foggy aus dem Basislager.

Fang kam zu uns gelaufen, «Ich hab da eine Spur, Richtung Südwesten, die ich aufnehmen kann. Ist schwer zu finden, weil sie nach ner Weile ziemlich verwaschen wird. Aber ich denk, wir können ihr folgen.»

Ich nickte, «Ich nehme an, der Schamane wird sich einen Geist gerufen und verschleiert haben. Da wird eine Verfolgung wirklich schwer. Aber schwer heißt nicht unmöglich. Lasst es uns versuchen.» Ich sah zu Mr.Tea und lächelte, «Neben scharfen Augen, haben wir auch feine Nasen dabei. Das erhöht unsere Chancen.»

Ich nahm eine der weißen Masken mit den blutenden Augen in meine Hand und betrachtete sie genauer. «Es sieht aus, als weinten die Masken Blut.», bemerkte ich, halb zu mir selbst, halb zu den andern.

Sylphe Leeree nahm ihre Aufgabe, auf mein Haar zu achten, zumindest ernst. Eine Strähne fiel vor mein Gesicht und sie pustete sie wieder zurück.

«Damit beschreibst du genau das, was sie darstellen sollen.», erzählte Charles Iron Horse, «Es gibt eine Gruppe von Terroristen, die nennen sich ‚The Crying Masks’, mit denen hatten wir es hier wahrscheinlich zu tun.»

«Cut.», rief Average dazwischen. 

Ich hielt in meiner Bewegung inne, «Ja Average?»

«Mit ein paar Änderungen könnte das eine tolle Szene werden. Können wir das noch mal drehen?»

Ich lächelte, «Was genau sollen wir denn noch mal drehen und was für Änderungen?», fragte ich.

Thunderstrike fuhr dazwischen, «Was immer es ist, macht schnell!»

«Ich weiß, dass wir wenig Zeit haben.», erwiderte Average, «Aber so was kann der Unterschied zwischen viel und wenig Geld bedeuten. Bisschen mehr Nähe zwischen Charles und Snowcat, bisschen anderer Ablauf und so, ach wartet kurz, ich schick euch schnell ein Skript.»

Kaum hatte er das gesagt, schlug die Datei auch schon im Teamnetzwerk ein. Ich überflog den Text.

«Kein Grund zur Hetze.», meinte Leatherface da, «Ich hab das Tor im Blick. Ich wette, die kriechen zurück ins Loch, wenn ich einen Warnschuss setze.»

Ich blickte in die Runde, «Ich denke, wir können die Szenen schnell noch machen, wenn Average auf das Extra-Licht verzichtet, einverstanden?»

Fang meinte, «Find ich gut. Müssen wir uns komplett an den Text halten oder können wir improvisieren.»

Ich lächelte, «Improvisieren geht immer. Es soll ja natürlich wirken.»

[Song 14: Marco Beltrami /The Wolverine - Logan’s Run³] Nach Beendigung des Wiederholungsdreh, war Eile geboten. Der Vorsprung des flüchtenden Crying Mask durfte nicht noch größer werden und mit den Shaiwase-Leuten wollten wir es auch nicht zu tun bekommen.

Rubber Duck und Bloody Guts machten sich mit dem Gefangenen im Gepäck auf, um Thunderstrike und Leatherface einzusammeln. Danach verschwand der Roadmaster mit ihnen ins Halbdunkle der sternenklaren Nacht.

Ich entließ Leeree und dankte ihr für ihre Dienste und beschwor stattdessen Aravilar, eine Sylphe männlichen Geschlecht, von weitaus größerer Macht, als Leeree inne gewohnt hatte. Nachdem ich mit dem Krieger der Lüfte erfolgreich um seine Dienste gehandelt hatte, bat ich ihn darum, uns zu allererst zu verschleiern.

Fang führte uns zu dem Punkt, an dem er die Spur entdeckt hatte.

Ich zog tief die Luft durch Mund und Nase ein, so wie es Puma mich gelehrt hatte. 

Mr.Tea ging ähnlich vor. 

Und dann, nachdem wir die Spur aufgenommen hatten, konnten wir ihr problemlos folgen. Denn da war er wieder, der Geruch nach Tabak, gekoppelt mit dieser ungesunden, chemischen Note.

Auch Fang und Iron Horse wussten, worauf sie achten mussten und so setzten wir uns in Bewegung und begangen zu laufen.

Iron Horse und Fang liefen voran.

Dann kamen Mr.Tea, Mash und ich. Die Herren nahmen mich in die Mitte.

Shark Finn, das Maschinengewehr vor dem Bach, lief hinter mir.

«Na denn rennt mal schön.», kommentierte Bubbles und Average nörgelte, «Oh man, Verschleierung, das werde ich nachher alles bearbeiten müssen.»

Ein Grinsen huschte über mein Gesicht, «Keine Sorge, ich helfe dir dabei.»

❄️

Flink, wie ein Rudel Raubtiere, huschten wir durch die Landschaft. 

Die Keilabsätze meiner Pumps waren zwar nur sechs Zentimeter hoch, dennoch war es gar nicht mal so einfach, auf ihnen durch die Prärie zu joggen. Abgesehen davon, dass ich eindeutige Spuren hinterlassen würde.

‹Etwas, was du leicht ändern kannst, Drachenkätzchen.›, bemerkte Katze beiläufig, duckte sich kurz und setzte zu einem Sprung an, um dann lautlos und ohne Spuren zu hinterlassen, weiter zu laufen.

Nun grinste ich wirklich breit, ‹Du hast Recht, Katze. Ich werde mir nach dieser Jagd einen Qi-Fokus für eine Kraft kaufen und damit das Problem HighHeels ein für alle mal lösen. Dann kann ich sogar in Stillettos durch die Wüste laufen, ohne einzusinken.›

‹Ich wusste doch, dass du kreativ bist, Drachenkätzchen!›, meinte Katze dazu und beschleunigte ihren Schritt.

Mash lief neben mir und hielt das Tempo, ohne außer Atem zu kommen. Was nicht weiter verwunderlich war, weil er ja nicht atmete. «Ich würde dich gerne mit einem Zauber belegen, der es dir leichter machen müsste, Lebewesen aufzuspüren.», bot er an.

Ich wandte meinen Kopf zur Seite, um ihn anzulächeln, «Gute Idee, mach das Bitte.»

Mash konzentrierte sich, ohne dabei aus der Balance zu kommen und berührte mich am Arm. 

Mit seiner Berührung, wurde ich mir jedes Lebewesens bewusst, das mich umgab. Manche waren nur ein sanfter Schimmer, wie die Insekten. Andere, wie vier Hasen, pulsierten kräftiger.

Doch ich hatte keine Zeit, mich näher mit ihnen zu befassen, wir mussten weiter und immer weiter. 

Hin und wieder blieben wir stehen, um uns zu vergewissern, dass wir noch auf der Spur waren oder, um die Spur neu aufzunehmen. 

Ansonsten liefen wir im gleichmäßigen Tempo. Das Lauftraining der letzten Monate mit Shark Finn, machte sich bezahlt. Aber es juckte mir in den nicht ausgebreiteten Flügeln, die Sache einfach aus der Luft anzugehen. 

Fliegen. Meine Dracoform. Etwas, was ich in der Serie wohl nie zeigen würde.

Doch wenigstens holten wir auf. 

«Wird er alleine sein?», wollte Mr.Tea wissen.

«Bis auf den einen oder mehrere Geister, ja.», erwiderte ich. 

«Er wird langsamer.», stellte Iron Horse fest.

Mr.Tea rückte seinen Bowler zurecht, «Dann ist er entweder müde, glaubt sich in Sicherheit oder hat sein Ziel fast erreicht.»

«Hoffen wir, dass er sich sicher fühlt, dann wird er unvorsichtig. Wäre er in der Nähe seines Ziel, würde er eher schneller werden.», erklärte ich. «Aber lasst uns schon mal unser Vorgehen planen.»

❄️

Ich spürte einen Menschen, der in der Reichweite des Zaubers auftauchte. «Ich hab was auf zwei Uhr.», flüsterte ich und wurde langsamer.

Ich markierte den Punkt per Berührung auf meinem AR Sichtfeld, was augenblicklich ins Netzwerk übertragen wurde.

Schnell konzentrierte ich mich auf die Magie in der Umgebung und das Bild wurde deutlicher. Da floß die Magie der Verschleierung, um das Leben des Menschen und um den Geist herum.

Trotz des Schutzes meines Geistes, verhielten wir uns so leise wie möglich. Obwohl Verschleierung gegen alle Sinne, wie Sicht, Gehör und Geruch wirkt. Der Grund dafür würde sich spätestens offenbaren, wenn wir den Mann entdeckten.

Ich sah genau hin. 

Das taten wir alle. 

Da war ein Flimmern, eine undeutliche Bewegung, der Schemen eines Menschen und kaum hatte ich das wahrgenommen, klärte sich das Bild völlig und ich konnte den Mann sehen, wie er mit Maschinenpistole, im Shiawase-Overall und mit Maske auf dem Gesicht, leicht geduckt, davon lief.

Hat man die Verschleierung erst einmal durchschaut, verliert die Kraft ihre Wirkung.

Nach und nach meldeten die anderen, dass sie sowohl Geist, als auch den maskierten Schamanen sehen konnte.

Weiter schnell schleichend, folgten wir unserem Gegner.

Ich nahm astral wahr und askennte den Geist. Voller Überraschung stellte ich fest, dass es sich bei ihm um einen Luftgeist handelte. Einen normalen Luftgeist, weder verderbt, noch vergiftet.

Für einen ganz kurzen Moment war ich verwirrt, dann gab ich das ‚Achtung‘-Zeichen und konzentrierte mich.

Ich zog die Magie um mich herum zusammen, formte sie nach meinem Willen und setzte die Illusion schräg gegenüber von unserer Position in die Landschaft.

Geräusch und Schatten erzielten die geplante Wirkung. Der maskierte Schamane blieb abrupt stehen, und blickte in die von mir gewünschte Richtung.

Charles legte einen Pfeil in seinen modernen Kompositbogen und schoss.

Mr.Tea und Fang rannten zum Geist.

Der Schamane wollte sich hinhocken, um seinerseits zu lauern, was dort hinten war.

Der Pfeil traf ihn im Rücken. Elektrizität in der Spitze entlud sich.

Der Schamane brach zuckend und bewusstlos zusammen.

Fang und Mr.Tea griffen koordiniert an. Nur ein paar gezielte Schläge und der Geist löste sich auf.

Mr.Tea klopfte sich den Staub von den Schultern seines Anzuges. Alles war so schnell und glatt gelaufen, dass beim Kampf nur sehr wenig davon aufgewirbelt worden war.

Ich bat Aravilar die Verschleierung fallen zu lassen, damit die Drohnen aufzeichnen konnten, was hier unter Sternenklarem Himmel geschah.

Mit den Waffen in den Händen liefen wir vor, um den Schamanen gefangen zu nehmen.

Ich lächelte fein, als ich bemerkte, dass wir in trideogener Formation gelaufen waren und uns nun in Pose um den Körper am Boden versammelten. Offenbar hatten alle verstanden, was Average uns in den letzten zwei Tagen erklärt hatte.

Iron Horse ging mit gezogenem Kampfbeil in die Hocke und nahm dem Schamanen die Maske ab.

Doch das war nicht Sam Looks Twice, wie wir gehofft hatten. 

Das war irgendjemand anderes.

❄️

Zumindest folgte der Crying Mask Schamane dem verdorbenen Toxischen Weg, was schon mal eine Million nu¥ bedeuten konnte, wenn wir den Mann bei der Draco Foundation abgaben. Kein schlechter Stundenlohn, selbst wenn wir die Summe durch 15 teilten und noch etwas spendeten.

Außerdem hatte ich etwas gelernt. Nicht alle Geister, die von Toxischen Schamanen beschworen wurden, waren automatisch toxisch, wie ich an dem Luftgeist hatte sehen können. 

Und ja, die Aura des Schamanen war durch die Farben toxischer Magier verschmutzt. Das hatte ich kontrolliert.

Rubber Duck holte uns ab und wir fuhren zurück ins Basislager.

❄️

[Song 15: Ruelle - Live Like Legends³] Diesmal ließ Rubber Duck sich mit der Fahrt Zeit, was aus mehrfachen Gründen sicherer war, aber so würden wir erst nach Mitternacht ankommen.

Mit uns zehn, zwei Gefangenen, all dem Equipment und einer Leiche im Leichensack, die Mash mitgenommen hatte, war es erstens ganz schön voll im Wagen und zweitens sollte man sich so besser nicht erwischen lassen. 

Kein Sam Looks Twice, dachte ich ein wenig enttäuscht und schob diesen negativen Gedanken auf die leichte Erschöpfung, die sich in mir breit macht. Der Tag war lang und ereignisreich gewesen. 

War es tatsächlich erst heute Früh gewesen, dass wir in der Sioux Nation unser Basislager aufgeschlagen hatten? Und wir hatten bereits einen Toxischen Schamanen gefangen. Das war doch wirklich was. 

Ich ließ ein wunderschönes Lächeln auf meinem Gesicht erscheinen, zeigte auf die Leiche und fragte Mash, „Hast du damit irgendetwas besonders vor?“

Mash schüttelte den Kopf, „Nicht wirklich, ich habe ihn als Verpflegung für Leatherface gedacht.“

Leatherface machte Anstalten, sich abzuschnallen.

«Vergiss es sofort!», schallte Rubber Ducks Stimme vehement über den Teamkanal, «Das Essen vom Metamenschen während der Fahrt oder in Fahrzeugen, die ich steuere, ist strengstens untersagt.»

«Schade, das heißt also kein ‚Drive In‘ für mich.», erwiderte Leatherface enttäuscht. 

Doch ich konnte erkennen, dass er unter der Maske grinste. So viel Humor bei einem Loup-Garou, hätte ich niemals vermutet. Und das, obwohl in zwei Tagen Vollmond und damit der Peak seines Zyklus sein würde.

Bloody Guts fragte aufbrausend, «Das ist widerlich. Hatten wir nicht schon gesagt, dass wir das mit dem Essen von Leatherface komplett rauslassen?»

«Keine Sorge,», kam da von Average, «Das schneide ich alles raus!»

Wir brachen in Gelächter aus und der Rest der Fahrt verlief fröhlich und ungestört.

❄️

Zurück im Lager begrüßte uns der Schein eines Lagerfeuers, der Duft von Tee, Bier und Keksen und selbstverständlich unsere Crew.

Wir sperrten die beiden Gefangenen in die Zellen im Command Modul, machten uns frisch und versammelten uns am Lagerfeuer, jeder mit dem Getränk seiner Wahl in der Hand.

Die CU Kameradrohnen wuselten fröhlich umher und strotzten von Energie. Thunderstrike hatte sie bereits mittels Zauber aufgeladen.

„Gibt es eigentlich schon Nachrichten, was den Vorfall bei Shiawase angeht? Haben wir da irgendwas gehört?“, wollte ich zu allererst wissen.

„In den Nachrichten ist nichts.“, meinte Bloody Guts.

Foggy lächelte, „Das nicht, aber ich habe selbstverständlich bereits mit Shiawase Kontakt aufgenommen und ihnen gesagt, dass sie von Snowcat und den Howling Shadows gerettet wurden.“

Ich hätte mich beinah an meinem Tee verschluckt und machte große Augen, „Wow, du bist wirklich gut, Foggy. Ganz hervorragend.“

Foggy verneigte sich leicht.

Fang grinste, „ ‚Von Snowcat und den Howling Shadows gerettet worden‘, das klingt irgendwie cool!“

„Find ich auch!“, meinte ich und hob meine Tasse, „Darauf können wir trinken.“

„A-Hooh!“, tönte Fang und die anderen stimmten mit ein.

„Tolle Arbeit, von allen.“, lobte ich, „Ich bin stolz auf euch. Wir haben dafür, dass wir noch nicht einen vollen Tag hier sind, eine Menge geleistet und erreicht.“

„Vielen Dank für das charmante Lob.“, meinte Mash, „Ich finde auch, dass wir sehr gut waren. immerhin konnten wir einen toxischer Schamane fangen, auch wenn das weder Judith Firethorn, noch Sam Looks Twice waren, haben wir die Welt ein kleines bisschen sicherer gemacht.“

Ich hob erneut meine Tasse, „Darauf trinken wir.“

„A-Huh“, tönte es aus 14 Kehlen.

Ich sah zu Charles, „Du hast vorhin gesagt, die Masken-Träger sind Terroristen und nennen sich Crying Masks? Weißt Du noch mehr darüber?“

Charles nickte und wusste zu berichten, „Das sind Abtrünnige der False Face Society. Die False Face Society ist wiederum eine magische Gesellschaft aus der Sioux Nation und dem Algonkian Manitou Council. Die Gesellschaft besteht aus Traditionalisten, die sich vehement gegen hermetische Magie und Cybertechnologie aussprechen. Obwohl sie eigentlich eine Geheimgesellschaft sind, sind sie als Heiler und spirituelle Führer bekannt. Viele von ihnen sind respektable Mittglieder ihrer Gesellschaft und es ist ihnen untersagt, ihre Magie oder ihre Macht aus Gier oder Boshaft einzusetzen. Die False Face Society ist berühmt für ihre Ritual-Masken. Diese Masken sollen einzigartig sein und sind mächtige Foki, tragen Zauber in sich oder Geister wohnen in ihnen.“ 

Iron Horse machte eine längere Pause und sah ernst in die Runde, „In die radikale Splittergruppe, die sich selbst Crying Masks nennen, gehen die, denen die False Face Society entweder nicht weit genug geht, die deren Standards nicht gerecht werden konnten oder, die es gar nicht erst in die False Face Society geschafft haben. Die Crying Masks verüben feige terroristische Anschläge auf Cyber- oder Biotechfirmen und alles, was ihnen sonst nicht passt und sie nehmen keine Rücksicht darauf, ob sie dabei Land und Volk schaden. Auch sie tragen Masken, nur sehen diese sich ähnlicher und alle haben blutenden Augen.“

❄️❄️❄️

Während Iron Horse über die Crying Masks berichtete, sammelten sich in der Szene im Trideo die Fakten in einem kleinen Fenster, nachdem er sie ausgesprochen hatte. So, als habe sich der Zuschauer in seinem Commlink Notizen gemacht. Am Ende der Sequenz ‚verwandelten’ sich diese Notizen in eine Seite des Reisejournals⁵ im viktorianischen Stil und wurden dort als Clip eingebunden, den ich später noch weiter animiert und vervollständigt hatte. 

Selbstverständlich sammelten sich nur die Fakten über die Crying Masks und über Fylgia, die im Verlauf der Jagd noch mehrmals erwähnt werden würde und über die Bloody Guts gleich im Anschluss berichtete. Das Wissen über die Falce Face Society würde sich hingegen nicht in diesem Buch befinden.

‹Habt ihr vor, dieses Reisejournal eines Tages als Datei oder gar als in Ledergebundenes Buch zu verkaufen, Drachenkätzchen?›

‹Auf die Idee bin ich bisher noch gar nicht gekommen, Katze, also nein.›

‹Wenn du eines Tages auf diese Idee kommst, Drachenkätzchen, solltet ihr einen hohen Preis dafür verlangen.›

❄️❄️❄️

„Na, dann ist das ja KEIN kleiner Fisch, den wir da gefangen haben.“, stellte Rubber Duck fest.

„Bestimmt nicht,“, bestätigte Bloody Guts, „Ich hab mich natürlich inzwischen auch nach den Crying Masks umgehört. Ich kann dem, was Iron Horse erzählt hat, nichts mehr hinzufügen. Aber ich hab folgenden Gerücht aufgeschnappt. Fylgia, eine echt böse, Ex-Winternight -Braut, Mensch, hübsch anzusehen, nordischer Typ, -nein, ich hab kein Bild- hat sich demnach den Crying Masks angeschlossen. Glaubt man dem Geflüster, hat sie die Führung der Crying Masks so bezirzt, dass sie sich an deren Spitze gesetzt oder sogar selbst die Führung übernommen hat.“

„Ex-Winternight, das klingt böse.“, meinte Fang. „Und wenn sie bezirzt wurden, dann tun die alles für sie. Sie muss es ganz schön draufhaben, wenn sie als Weiße Frau, Indianische Männer bezirzen kann.“ 

Rubber Duck lächelte und zwinkerte in die Kamera, die in seiner Nähe flog, „Nichts, was uns schreckt. Denn wir haben in jedem Fall die schönere und charmante Frau dabei, die uns anführt.“

Bloody Guts grinste, „Genau man, Snowcat überzirst Fylgias Einfluss einfach, wenn mir auf die treffen.“ Der Troll hob die Faust auf Hüfthöhe und Rubber Duck faustete ein.

Ich neigte leicht den Kopf und lächelte breit, „Danke für das schöne Kompliment Jungs! - Das mit Fyglia behalten wir in jedem Fall im Hinterkopf. Danke für die Information Bloody Guts und auch danke an Charles, für die Erläuterung.“

„Was meint ihr?“, fragte Mr.Tea, „Haben sich unsere beiden Toxischen Schamanen den Crying Masks angeschlossen?“

„Passen würde es.“, erwiderte Leatherface.

„Das glaube ich auch.“, bestätigte ich. „Wir werden bald mehr wissen, nachdem wir unsere Gefangenen verhört haben. Aber das machen wir nicht mehr heute Nacht, denn vorher sollten wir uns ein wenig Schlaf gönnen.“

„Ja, lasst uns das morgen tagsüber machen. Da ist auch das Licht besser.“, meinte Average und gähnte ausgiebig.

Thunderstrike nickte, „Richtig so. Wir sollten ausgeschlafen und wachsam sein, wenn wir einen Toxischen Schamanen und einen Terroristen verhören. Wer übernimmt die erste Wache?“

Bubbles antwortete sofort, „Das macht das Sixpack, das hat sich eh schon ums Lagers verteilt und kennt die Überwachungsparameter.“

Thunderstrike besaß nicht ganz so viel Vertrauen in die Fähigkeiten der sechs Arachne-Drohnen, wie Bubbles, doch bevor er sich selbst als metamenschliches Paar Augen einteilen konnte, bot Mash sich an. „Ich bleibe auch wach. Ich brauche nicht sonderlich viel Schlaf. Außerdem habe ich noch etwas zu tun.“

Bubbles klatschte vor Freude und ihre Zöpfe, die heute die Farbe von Fuchsien hatten, hüpften fröhlich auf und ab, „Au fein, das klingt spannend. Kann ich zusehen?“

„Selbstverständlich gern.“, antwortete Mash und trat mit seinem Autopsie-Besteck, Handschuhen und Schürze an den Leichensack, der etwas abseits vom Geschehen auf einem Campingtisch lag.  

Der Ausdruck von Enttäuschung erschien auf Bubbles Gesicht, „Ihh, nee, das will ich dann doch nicht sehen.“, meinte sie und richtete sich an die nächste Kamera. „Und ihr auch nicht, glaubt mir.“

Mash grinste fröhlich, „Ach wieso nicht, so eine kleine Autopsie wäre doch vielleicht auf was für das Trideo?“

Moxi lachte, „Na aber nur, wenn du dabei das richtige Outfit trägst.“ 

Mash hob überrascht beide Augenbrauen und blickte kurz zu seiner Schürze, „Was ist dann das richtige Outfit für eine Autopsie?“ 

„Ach, da lass ich mir schon was einfallen Süßer!“, erwiderte Moxi keck und trat in der Airstream.

Bubbles war auch schon fast im Wagen verschwunden gewesen, flitzte nun aber noch mal zurück, zog einen großen, grünen, verpackten Kaugummi-Ball aus einer ihrer Taschen und überreichte ihn Mash. „Hier, Waldmeister-Pfefferminz. Das hilft gegen den Gestank.“

Mash verbeugte sich leicht und nahm den Kaugummi entgegen. „Danke.“

Selbstverständlich würde Mash den Kaugummi nicht kauen, denn im Gegensatz zu Leatherface, der zwar nicht sonderlich scharf auf normale Nahrung war, sie aber zumindest vertrug und darum normal mit uns essen konnte, wurde Mash nach kürzester Zeit übel, wenn er normale Nahrung zu sich nahm. Da reichte schon ein Kaugummi.

Mash würde selbstverständlich auch keine Autopsie an dem Toten vornehmen, jedenfalls nicht hauptsächlich. Mash würde den Toten in handliche Stücke zerteilen und als Nahrung für Leatherface in die ‚besondere‘ Kühltruhe legen.

Dem Knurren eines Magens nach, das ich neben mir am Lagerfeuer vernahm, würde sich Leatherface höchstwahrscheinlich einen Happen gönnen, wenn die Kameras aus und wir anderen in den Betten waren.

Was dann mein Stichwort war. Bis auf Shark Finn, Mash, Leatherface und mich, hatten sich nämlich alle für ein paar Stunden Nachtruhe in die Fahrzeuge verzogen.

„Mash!“, rief ich und wartete, bis ich seine volle Aufmerksamkeit hatte, „Meine Sylphe Aravilar ist noch hier und übernimmt die astrale Nachtwache.“

„Danke! Gute Nacht und süße Träume, Snowcat!“, wünschte Mash noch.

„Gute Nacht Mash.“ erwiderte ich, „Gute Nacht Leatherface.“

„Nacht!“, kam es einsilbig, aber nicht unfreundlich zurück.

 Auf dem Absatz zum Eingang in den Airstream, bleib ich noch einmal stehen und wandte mich an eine Kamera.

❄️❄️❄️

‹Ich habe genau hingesehen Drachenkätzchen und ich konnte nicht erkennen, dass ihr einen Teil dieser Einstellung nachträglich gedreht habt. Dieses Männchen ist talentierter, als ich dachte.›

‹Soweit ich weiß, hast du Average zuvor noch nie Talent zugesprochen, Katze,›

‹Was meine Aussage nicht falsch werden lässt, Drachenkätzchen.›

❄️❄️❄️

Wow, das zu sehen, hatte jetzt aber was gehabt. Ich war sichtlich beeindruckt. Obwohl ich wusste, wie die Geschichte ausgehen würde.

Und verdammt, was sahen wir im Trideo gut aus. 

Einige von uns, sahen sogar übermäßig gut aus!

Vielleicht würden wir tatsächlich noch zu Trideo-Stars und Legenden werden. 

Ich griff in die Schale mit den Erdbeeren und musste feststellen, dass sie leer war.

‹Sie nicht mich an, Drachenkätzchen!›, verlangte Katze.

Auch der Abspann-Clip der 3. Episode ließ mich grinsen. 

Rubber Duck reist durch die Sioux Nation. 

Der Rigger erzählte so einiges über die Kultur der Sioux, während er da so bei offenem Fenster und mit der Hand am Steuer durch die Prairie fuhr. Er hatte mich vor der Aufnahme des Clips um Fakten gebeten, die er dann in seine Erzählung eingestreut hatte. Hauptsächlich sprach er jedoch über die Schönheit der stolzen Sioux Frauen, was er mit Beispielen belegte. Dabei ließ er auch nicht aus, wie schwierig es für einen Pink-Skin wie ihn sei, Sioux-Frauen anzusprechen. Wichtige Dinge, wie dass der Genuss von Alkohol und Tabak in der Nation verboten war, erwähnte er selbstverständlich auch.

‹Die Schale mit Vanillesahne ist ebenfalls leer, Drachenkätzchen!›

Ende der 3. Episode.

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Fussnoten: 

0. Bei den Episoden handelt es sich um in Geschichten umgewandeltes Pen & Paper RPG. Durch die Umstellung von SR4A auf SR5 und zusätzlichen Regelerweiterungen, kann es in den Geschichten zu Unbeständigkeit oder Widersprüchen zu früheren Episoden kommen. So beherrscht zum Beispiel ein Charakter eine Fähigkeit nicht mehr, die er vorher konnte oder das Wirken einer Kraft hat andere Auswirkungen als zuvor. Für den Charakter ist es aber so, als wäre es immer schon so wie nach den neuen Regeln gewesen. Wir spielen die aktuelle Kampagne im ‚cineastischen’ Stil, das heißt, eine tolle Szene zu haben, steht über der hundertprozentigen Regeltreue. 

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Staffel wurde am 04.11., 25.11., 03.12.; 10.12., 28.12.16 und 20.01.2017 erspielt. Der Spieler von Fang war am 1. & 2. & 4. & 5. &. 6. Abend anwesend, der Spieler von Mr.Tea war am 1. & 2. & 4. & 5. & 6. Abend anwesend. Der Spieler von Leatherface war am 1. & 3. & 5. & 6. Abend anwesend. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL, können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere ohne weitere Erklärung auftauchen oder verschwinden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logistische Entscheidung sein. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Der Spotlight soll auf Charakteren stehen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere findest du hier [LINK].

Eine Übersicht von Cast und Crew von SatHS findest Du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem kompletten SatHS Soundtrack findest du hier. [LINK].

4.Die Truppe mit der Captain America (Marvel) im zweiten Weltkrieg gegen Hydra ins Feld zieht, heißt „Captain America and the Howling Commandos". Daran angelehnt, entstammt die Titelidee eigentlich. Abgesehen davon, ist „Howling Shadows“ der Titel des aktuellen Shadowrun® -Critter Quellenbuchs von Catalyst. Wir fanden die Doppeldeutigkeit gerade bei der Zusammensetzung des Teams passend. 

5. Eine Übersicht des Steampunk- Journals findest Du hier [LINK].

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei den Entwicklern und Mitarbeitern der Shadowrun®-Produkte. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich!