Episode 12/15 (vom 5.+19.+26.6.) Run 57/17

Welcome back, Omae!

Schön, dass Du auch 2074 wieder bei uns reinschaust!

Derzeit On The Run sind: Blackstone2, Bloody Guts, Gunner, Metge2, Mr.Jack1+2, Rubber Duck Tiernan, Triple S1+3, Thunderstrike und Snowcat. Ferner ist Snowcats P.A. Moxi mit an Bord.

Datum in unserer SR-Timeline: 08.01.-16.01.2074

Was bisher geschah: Als zweiten Wunsch sollen die Runner für ihren chinesischen Auftraggeber einen Coin Of Luck besorgen, der sich in Kowloon Walled City in Hong Kong am Hofe eines dämonischen Geistes, eines sogenannten Yama Kings, befindet. Um den Geist wegzulocken will ein Teil der Runner den Dämon beschwören, damit ein anderer Teil nach der Münze suchen kann. Für das notwendige Ritual suchen die Runner Telesma in ganz Asien zusammen. Drei Zutaten wurden bereits besorgt. Nun stehen ein Saphir und ein Rubin mit eingeschlossenen, magischen Mineralien aus der Taklamakan-Wüste auf der Liste. Thunderstrike, Gunner, Rubber Duck, Tiernan und Bloody Guts haben in wochenlanger Suche einen Berg und Höhleneingang gefunden, in dem es die gesuchten Steine geben kann. Dann geht das Team in die Weihnachtspause und macht nach einer gemeinsamen Feier ein paar Tage Urlaub. Erst im neuen Jahr soll geschürft werden.

Wir schalten uns in dem Augenblick in das Geschehen zurück, an dem die Runner im Bootshaus zum Meeting zusammen kommen. 

Dabei erleben wir alles aus den eisblauen Augen von Snowcat mit.

Eine Beschreibung der Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossar erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossar vorbei. [LINK]

Noch eine Kleinigkeit: die Songs zum Text sollen lediglich zur Stimmung beitragen und sind keine versteckten Hinweise- jedenfalls meistens nicht. ;-) (Ich versuche immer Videos ohne störende Werbung raus zu suchen. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass sie auch ohne Werbung bleiben. Manchmal werden die Videos von Songs sogar schneller komplett entfernt, als ich die Episode hoch laden kann, darum nenne ich vorsichtshalber Künstler und Titel neben dem Link. Wegen Lizenzrechten muss ich bei You Tube immer öfter auf Coverversionen oder schlechte Live-Varianten zurückgreifen, oder ich finde ein anderen Anbieter. Die komplette Episoden-Playlist findest Du hier [LINK].)

Bereit Omae? Na dann los!

[Song 1: Captain Planet feat. Brit Lauren - Get You Some] Ich betrat das Bootshaus am 08.01. des noch jungen Jahres 2074 kurz nach 20.00 Uhr zum ersten Mal im neuen Jahr. 

Ich hatte zuvor überlegt Moxi mitzunehmen, mich dann aber dagegen entschieden. Weder Tiernan, noch Mr.Jack würden im Bootshaus sein, doch auf den Run kamen sie mit, genau wie Moxi, die keine weitere Ausnahme darstellen sollte.

Natürlich hatte ich kurz zuvor voll ausgenutzt, dass ich eine P.A. hatte. 

Ich hatte sie gebeten in meinem Appartement vorbeizukommen und dann hatte ich mich von ihr stylen lassen. Meine graue Jeans, Asia Sling Pumps und einen grauen Wollpullover hatte ich bereits an, als ich ihr die Tür öffnete. 

Sie hatte fit und sexy ausgesehen, Attribute auf die Harlequin im Verhältnis zu anderen Männern wenig angeschlagen hatte. Ja, Harlequin war zu meiner großen Freude nach unserer Ankunft am Morgen noch bei mir geblieben. Etwas, was ich auch voll ausgenutzt und bis über alle möglichen Maße genossen hatte.

Moxi hatte zum Outfit mein Aquamarinperlen-Armband und die Aquamarin-Plättchen Ohrringe raus gelegt, mir Smoky Eyes geschminkt und einen Lippenstift in einem zarten Lila ausgesucht, das fast Grau wirkte und ganz hervorragend zu meinem Teint passte. 

Meine Haut war von Natur aus so weiß, dass all die Sonne in den vergangenen zwei Wochen sie nicht hatte Braun färben können. Das Perlweiß ähnelte jetzt jeher einem Wollweiß und das Lila-Rosé meine Wangen ging nun in Richtung Pflaumenlila. Ich denke, ich sah noch ein wenig überirdischer aus, als sonst.

Als Moxi meine Fingernägel schließlich in einen grau-weißen Winterwald verwandelt, mir das Haar kunstvoll geflochten und davon erzählt hatte, dass sie bei Rubber Duck untergekommen war und Bloody Guts und Gunner über Weihnachten und dem Jahreswechsel bei ihm gewohnt hatten und wir darüber geplaudert und gescherzt hatten, was dort alles so abgegangen gewesen war, hatte ich mich erneut gefreut, dass ich Moxi kannte und sie für mich da war.

„Hast du noch irgend etwas, was erledigt werden muss, bevor wir morgen abreisen?“, hatte sie mich im Anschluss gefragt.

Ich hatte kurz überlegen müssen, „Da ist noch ein Bild, das für den Tzaren der Vory in Vladivostok bestimmt ist und dorthin verschickt werden muss. Es ist ein Weihnachtsgeschenk. In Russland war Weihnachten ja erst …“, ich hatte den Bruchteil einer Sekunde benötigt, um mich an Zeit und Datum zu erinnern, „… vor zwei Tagen.“

Vladivostok? Das ist doch ganz in der Nähe von der Wüste. Willst du das Geschenk dann nicht lieber dort abgeben?“, hatte Moxi mich gefragt.

Was natürlich eine ganz hervorragende Idee von ihr gewesen war.

Harlequin hatte uns die gesamte Zeit über zugesehen, hin und wieder eine Bemerkung dazu geworfen und als ich fertig gewesen war und mich ihm in meiner vollen Schönheit präsentiert hatte, hatte er gemeint, „Ja, eine Zofe ist genau das Richtige für dich.“

Nun betrat ich also nur in der Begleitung von dem sehr gut gebräunten Shark Finn das Bootshaus. Nur die Cyberarme des Fomori waren von der Sonne nicht verändert worden. Alles an Haut war deutlich dunkler geworden und sein rot-blondes Haar war nun im Gegenzug deutlich heller. Das stand ihm gut.

Die anderen Runner, die an dem Job beteiligt waren, waren - bis auf TriXhot, die immer noch im Urlaub war- bereits vollzählig anwesend. Sehr gut, denn genau deshalb war ich ja einige Minuten später als verabredet gekommen.

Ich strich Rubber Duck nach dem Wangenkuss zur Begrüßung durchs Haar. Ich konnte gar nicht anders. Die neue Frisur lud mich praktisch dazu ein. Sein schwarzes Haar war nun gut 20 Zentimeter lang und zu einem unglaublichen Wellenspiel aufgestellt. Das obere Drittel des Haares war gefärbt. Er begann Kobaltblau und wurde dann immer heller. Die Spitzen waren schließlich eisblau.

„Und alles gut überstanden?“, fragte ich auf Koreanisch.

Der Rigger hatte mich am 1.Januar angerufen, um zu fragen, ob es in Ordnung ginge, wenn wir noch ein paar Tage später in die Wüste aufbrachen, damit er sich vorher noch etwas einbauen lassen konnte. Mir war diese Anfrage mehr als Recht gekommen, konnte ich doch so noch etwas mehr Zeit mit meinem Liebsten auf der Insel verbringen.

Er lächelte jungenhaft und sprach nun kurz ebenfalls Koreanisch, „Ja, locker. Ich hab mir von unserem Mage for hie auch noch ein bisschen Hilfe gekauft. Es ist echt krass, was ich jetzt alles kann.“

Ah, Skillwire, schoss es mir in den Sinn, darum hatte er sich auch nach den vorhandenen Skill-Chips erkundigt. 

Das Grinsen des Riggers breitete sich in seinem Gesicht weiter aus, er beugte sich vor und flüsterte, „Die Haare sind auch ziemlich cool, die habe ich nämlich gleich mit machen lassen. Jetzt kann ich die Frisur noch öfter wechseln und muss nicht mal zum Frisör. Aber nicht verraten, das ist im Moment noch mein Geheimnis.“

Ich lächelte verschwörerisch, „Ich werde nichts sagen.“

Er küsste mich zart auf die Wange, „Danke Dir.“

Es gab nicht so viel Neues zu besprechen, das Vorgehen für die Suche nach den Edelsteinen stand schon seit November fest. Thunderstrike hatte noch einen Coldsuit für Mr.Jack besorgt, die Teile waren in der Körpergröße angepasst und der von Chang passte Mr.Jack einfach nicht.

Das Equipment war gepackt und das meiste stapelte sich bereits in der Werkstatt. Ich hatte nur noch eine Anmerkung, „Wir müssen über Vladivostok in die Wüste reisen.“

Niemand hatte etwas dagegen einzuwenden und so saßen wir noch bei einem Bier zusammen und quatschten ein bisschen.

Mir fiel etwas ein. 

Ich schnappte meine Handtasche und holte ein kleines, rechteckiges in buntes Papier verpacktes Geschenk heraus und gab es Blackstone, „Harlequin meinte, es wäre nicht für ihn, da nicht sein Name drauf steht.“ Ich lächelte charmant, „Und darum bekommst du es ungeöffnet zurück.“

Blackstone verzog das Gesicht zu einer Mischung aus Belustigung und wissendem Schmunzeln. In ruhiger Tonlage sagte er, „Ja, er hat eine starke, eigenwillige Persönlichkeit.“

Ich lachte leise, „Dagegen kann ich nichts einwenden.“ Und ich liebte Harlequin auch dafür, was ich jetzt natürlich nicht sagte. 

Blackstone blickte nachdenklich auf das Geschenk und ließ es dann in seine Jackett-Tasche gleiten. „Mit seinem Namen hatte er sich schon beim letzten Mal eigen.“

Beim letzten Mal? Ich horchte auf, „Bei welcher Gelegenheit war das?“, fragte ich nach.

Blackstone zuckte mit den Schulter, „Wahrscheinlich hätte ich doch lieber Kasperle auf das Geschenk schreiben sollen.“, meinte er dann.

Ich lachte erneut, „Nein, ich glaube, das hätte es keinen Deut besser gemacht.- Wann sagtest Du gleich war das mit dem Namen?“ Ich sah Blackstone direkt an, so leicht kam er mir nicht davon.

Er erhob sich und sah mir in die Augen, „Als wir mal ein Bier zusammen trinken waren. - Willst du noch was? Zu trinken meine ich?“

„Ja, ein Wasser bitte.“ 

So, so. Was auch immer da war, sie wollten beide nicht darüber sprechen. Ich würde weiter dran bleiben und es schon irgendwann rausbekommen. Das eilte nicht. 

Immer noch nicht.

Harlequin ließ es sich übrigens nicht nehmen, mich in der Nähe des Bootshauses abzuholen. Wir spazierten noch über den Pikes-Market, bevor wir ins Appartement gingen. Es war schön, ihn bei mir zu haben. Unglaublich schön.

❄❄

Beschwingt von einer weiteren Liebesnacht und einen Hauch wehmütig, weil mein Liebster nicht mehr bei mir war, erschien ich pünktlich auf dem Flugfeld in den Redmond Barrens, wo wir die geliehene TransSky geparkt hatten. Sollten wir irgendwann eine eigene Maschine haben, würde ich versuchen sie auf dem Aviator Care-Flughafen unterzubringen.

Moxi war mit Rubber Duck, Gunner und Bloody Guts gekommen. Sie trug über schwarzem Minirock, grüner Bluse und passenden Overknees einen gefütterten Lack-Regenmantel und sah wieder unglaublich heiß aus.

Overknee-Stiefel konnte ich auch bieten, meine waren aus dunkelblauem Velourleder und mein Absatz war nur 11cm hoch, anstelle der 13, die Moxis Stiefel zu bieten hatte. Drunter trug ich eine dunkelblaue Skinny Jeans und ein Long Sleeves Shirt in der gleichen Farbe, über das ich ein gestricktes Wollminikleid in Taubenblau gezogen hatte. Wenn Moxi das Kleid tragen würde, hätte sie auf Shirt und Jeans drunter verzichtet, dachte ich schmunzelnd bei mir.

Mein Haar hatte ich nur zusammen gebunden und MakeUp hatte ich gar nicht erst aufgelegt. Für solche Dinge war auf dem Flug noch genug Zeit und schön war ich auch ohne jegliches MakeUp.

Unterwegs stellten wir fest, dass unser eigenes Flugzeug drehbare Sitze benötigte, damit wir es beim MakeUp und Co bequemer hatten. Wo wir schon mal dabei waren, verpasste Moxi meinen Fingernägeln auch einen neuen Look im Pflaumenlila, passend zum MakeUp.

❄❄

Der Tzar war beinahe zu Tränen gerührt, als ich das riesige Gemälde, welches ich ihm vom Inneren des Eisbrechers gemalt hatte, überreichte. Ich hatte selbst gemischte Neon-Töne verwendet und das Ganze auch noch mit Schneepulver und Eisglitzer versehen.

Als er sich wieder gefasst hatte, wollte er unbedingt ein Fest für mich und meine Freunde geben. Doch zum Glück hatte er Verständnis dafür, dass ich zu tun hatte und so sollte ich mich melden, wenn ich wieder Zeit hatte. 

Nun hatte ich bereits zwei Termine irgendwann im Kalender unterzubringen. Den des Tzaren und den mit Johnny Spinrad. Doch zuvor stand erstmal wieder ein wenig Arbeit auf dem Programm.

❄❄

Am Morgen des 10.01.2074 landeten wir am Rand der Taklamakan-Wüste, kontrollierten ob sich der Platz, den die Jungs im November genutzt hatten, immer noch als Ruheplatz eignete und dann rüstete sich das Außenteam aus.

Ich zog meine wandelbaren Chamäleon-Suit an. Moxi flocht mir einen Zopf mit mehreren Linien, der besonders stabil war und dann stattete ich mich mit meiner USP, der Universal Shadowrunner Pistol, - so hatten die Twins die angepasste Team-Fubuki getauft, meinem Ingram-SMG, einem MedKit, Reserve-Munition, meinem Black Tooth-Dagger, allem was zum Tac Net gehörte und meinem gut gefüllten Daypack mit weiterer Ausrüstung aus. 

Als wir alle fertig waren, erhob sich die TransSky, um uns nahe des Höhleneinganges abzusetzen.

❄❄

Gunner, Thunderstrike, Blackstone, Mr.Jack, Triple S, Shark Finn und ich stiegen aus und die beiden mit Zelten und Lebensmitteln beladenen LSV nahmen wir auch mit. Allerdings parkten wir sie nahe des Eingangs und versteckten sie mit Hilfe von Tarnnetzen. Sie warteten nur für den Notfall dort. In einem lebensfeindlichen Gebiet wie dieser Wüste konnte man gar nicht vorsichtig genug sein. Rubber Duck ließ seine mit Chamäleon-Coating bestrichene Steel Lynx -Drohne zum Schutz der Wagen da. Außerdem hatten wir so ein paar Sensoren draußen vor Ort. Eine Dragon Fly-Drohne würden mit uns rein kommen.

Rubber Duck flog mit Moxi, Metge, Tiernan und Bloody Guts an Bord zurück an den Ruheplatz. So war sicher gestellt, dass wir bei einem Sandsturm oder anderen Unwegbarkeiten nicht für unbestimmte Zeit in der Wüste festsassen.

Bevor wir in die Höhle eintraten, suchte ich mir noch ein wenig schönen Sand und Kiesel für zukünftige Beschwörungsgaben für meine Erdgeister zusammen.

Dann betraten wir den Ausläufer eines Gebirges in der Taklamakan Wüste.

Nach einer relativ geräumigen Eingangshöhle führte ein langer, natürlicher Gang tief und stetig nach unten in den Berg oder auch die Erde hinein. Über die korrekte Bezeichnung konnte man sicher streiten.

[Song 2: Howard Shore/The Desolation Of Smaug - A Liar and a Thief] Noch begleitete uns das restliche Tageslicht und brachte die kristallinen Einschlüsse im Gestein zum Glitzern. Die Wände waren uneben und stellenweise scharfkantig.

Wie brachten im regelmäßigen Abstand Mash TAGs an den Wänden an, damit die Kommunikation nach draußen nicht abbrach.

Ich konzentrierte mich auf die Magie meiner Umgebung und konnte Manalinien spüren, die weiter hinten rechts und links tiefer im Gestein entlang führten. 

Wir hatten es hier mit magischer Hintergrundstrahlung zu tun. Zum Glück nicht so stark, wie wir es in den vergangenen Monaten schon öfter erlebt hatten. Hier, wo wir gerade gingen, war sie nur ganz leicht, aber auch sie wurde tiefer in den Berg hinein stärker, wie ich spüren konnte.

Schon im Vorbeigehen entdeckte ich an der einen oder anderen Stelle einen Hinweiß auf kleinere Halb- oder sogar Edelste. Wir waren auf einem guten Weg. Magisch war an diesen Edelsteinen jedoch nichts, dafür mussten wir tiefer. 

Die Abwesenheit von Leben, die kühle Luft und das unbekannte Gelände wirkten nicht gerade einladend.

‹Bleibe stets Aufmerksam, Elfenmädchen.›, mahnte Katze mit ihrer Düsterstimme und stellte ihre Nackenhaare auf.

Hatte ich schon erwähnt, dass die Wände uneben waren? Leider galt das auch für den Boden. Das würde kein Schlendergang werden. 

Nach einigen Metern hatte der Berg den Schein des Tages vollständig geschluckt und es wurde dunkel. Einzig wenn ich mich umdrehte und an der schützenden Gestalt von Finn vorbei schaute, konnte ich mit meiner Restlichtsicht ahnen, dass es dort ein Draußen und einen freien Himmel gab. Wir machten kein Licht und schalteten stattdessen auf Infrarotsicht um. Man wusste nie, wen man in unbekanntem Gelände mit dem Schein von Licht anlocken konnte.

Bald war der Gang nicht mehr breit genug, damit wir uns als loser Haufen hindurch bewegen konnten. Darum gingen Blackstone und Thunderstrike voraus, danach kam ich, neben mir lief Gunner und hinter mir natürlich Shark Finn und das Schlusslicht bildeten Mr.Jack und Triple S.

Widerlicher Verwesungsgeruch stieg mir in die Nase und damit gesellte sich zu dem anstrengenden Gang über unebenen Steinboden auch noch ein ungutes Gefühl.

Mein erster Impuls war es, einen Breezer aufzusetzen, um den Gestank aus der Nase zu bekommen. Doch das würde mich einem meiner Sinne berauben und das durfte ich nicht riskieren. Wir brauchten jeden Sinn, den wir hatten.

Mein Herz hämmerte laut, mein Blut rauschte, mein Atem rasselte und meine Schritte donnerten durch den Berg.

Jedenfalls kam es mir so vor. 

Verzerrte. dunkle Flächen lauerten in den Wänden und man musste ihnen erst näher kommen, um erkennen zu können, ob es sich bei ihnen um eine Vertiefung im Gestein oder einen Abzweig handelte. Das Gefühl, in einem dieser schwarzen Löcher lauerte etwas, schlich sich ein. 

Ich war angespannt.

Die Schritte der anderen waren ebenso laut, wie die meinen. Einige sogar lauter.  

Natürlich war das Gefühl übertrieben. Doch bis auf uns war hier anscheinend kein Leben und so wurde ich das Gefühl nicht los, wie würden die Ruhe des Bergs stören. 

Wie liefen weiter und klebten Mash TAGs an. 

Rubber Duck machte einen Spruch, der uns zum Lachen brachte, doch schon bald bat Thunderstrike ihn darum, ruhig zu bleiben. 

Berechtigter Weise, denn wie ich bereits sagte, wir brauchten hier jeden Sinn und wir mussten davon ausgehen, sollte hier irgendwo doch jemand oder etwas sein, dann würde es uns kommen hören, lange bevor man uns sah.

Wie ließen zwei kleinere Abzweige liegen und orientierten uns dabei immer in die Richtung, in der ich die Manalinie spürte. Zum Glück lag auch genau dort immer ein breiter Gang und wir mussten uns nirgends hindurch drücken. 

Irgendwann nahmen wir ein seltsames Geräusch aus der Ferne wahr, das der Luftzug durch die Schächte und Tunnel zu uns trug. Es eigentümliches Rascheln und Kratzen, dass wir nicht näher einschätzen konnten.

Das trug nicht gerade zu meinem Wohlbefinden bei.

Eine Weile nachdem wir den Berg betreten hatten, meldete Rubber Duck, «Ich hab hier einen Blibb auf dem Radar. Kommt aus den Tiefen der Wüste. Ich würde sagen, dass ist ein Hubschrauber. Ich behalte das im Sensor.»

Hmm? Wie wahrscheinlich war es, dass der Hubschrauber gerade an diesen Ort wollte? Genau, es war höchst unwahrscheinlich. 

Da wollte sicher einfach nur jemand die Wüste überqueren.

Doch nur wenige Augenblicke später verkündete Rubber Duck, «Okay, das ist ein kampfmodifizierter Ares Dragon. Ich kann das Logo des Monobe-Konzerns erkennen und er hält auf eure Koordinaten zu.»

Verdammt, der Monobe Konzern unterhielt eine Stadt mitten in der Taklamakan -Wüste, die nicht so einfach zu finden war, da sie keinen offiziellen Standort besaß. 

«Vielleicht haben sie die Landung der TransSky bemerkt.», mutmaßte ich. «Lasst uns die Kommunikation zwischen den beiden Gruppen einstellen und hoffen, dass sie die versteckten LSV nicht bemerken.»

«Copy.»

Wir vereinbarten 3 Knackzeichen. Eines für ‘Achtung’, eines für ‚sie haben uns entdeckt’ und eines für ‚Entwarnung’.

Dann stellten wir die Verbindung zu einander ein und unterhielten uns im Berg nur noch direkt oder über unser lokales Netzwerk.

Eines war klar, würde Monobe die LSV entdecken, dann würden sie unsere Spuren in die Höhle finden und wenn sie da waren, konnten sie uns dank der MashTAGs problemlos folgen.

Zum Glück waren wie schon eine Zeit lang unterwegs, da mussten wir uns erst über den Monobe-Konzern Gedanken machen, wenn sie uns entdeckten.

Aber ein bisschen hatte es was von dem Gefühl, in ein Labyrinth eingetreten zu sein und nicht mehr zu wissen, ob man den Eingang noch als Ausgang nehmen konnte.

Wir kamen an einen Absatz. Eine Art Kamin führte weiter nach unten und schräg links hinter dem Absatz gab es einen schmalen Weg, durch den wir vielleicht auch passen würden. 

Ich spürte nach magischen Energien und demnach war der Kamin nach unten der bessere Weg. Gut, denn wer weiß, ob Finn da drüben noch hätte lang gehen können.

Thunderstrike hatte für die Zeit der Funkstille das Steuern der DragonFly übernommen und nun schickte er sie nach unten, um den Schacht auszukundschaften.

Es gab ein paar Abzweige, die sich letztendlich nur als kleiner Spalt entpuppten. Am Ende des Kamins fand sich allerdings eine Art natürliches T-Stück. Der Kamin war breit genug, damit auch der Fomori durch passte.

Also begangen wir zu klettern. 

Wir befestigten einen Haken und seilten uns ab oder kletterten hinunter, je nachdem, was dem einzelnen besser gefiel.

Triple S bevorzugte es, zu levitieren. 

„Das machst du dann aber auf deine Kosten.“, kommentierte Blackstone.

Triple S starrte Blackstone kurz an, verkniff sich dann aber eine Antwort. 

Zur Sicherheit waren wir einzeln geklettert. So konnte niemand jemand anderes mit hinab reißen.

Unten angekommen war der Verwesungsgeruch fast völlig verschwunden. Dafür war das Geräusch deutlich lauter geworden und außerdem war das entfernte Rauschen von Wasser zu hören.

Es knackte über den Teamkanal. Das Achtung-Zeichen.

Mist.

«Hat jemand ne Idee zu dem Geräusch?», wollte Blackstone wissen. 

Ich überlegte, «Ich komme auf kein Tier, das hier leben könnte.», erklärte ich leise. «Es klingt aber nicht nach Maschine.», fügte ich hinzu. «Oder was meint ihr?»

Mr. Jack erwiderte, «Das finde ich auch, irgendetwas Lebendiges kratzt über Wand oder Boden.»

Wir hörten alle noch mal hin. 

Dann meinte ich, «Es klingt irgendwie, als wenn man ein Kettenhemd oder Metallnetz über den Boden zieht.»

Dem stimmten alle zu. 

Ich kramte mein gesamtes parazoologisches Wissen zusammen, «Ein Lindwurm könnte dieses Geräusch verursachen. Aber für den ist das die falsche Gegend.»

Es knackte erneut über den Teamkanal. Noch ein Achtung-Zeichen. Ich schüttelte die Sorge ab, das war besser, als wenn wir das ‚Entdeckt‘-Knacken bekämen.

Wir wurden unwillkürlich noch leiser, auch wenn mittlerweile ein ganzes Stück Berg zwischen uns und der Oberfläche lag. 

Ich spürte nach den Energien.

Der mittlere Gang war am vielversprechendsten.

Ich deutete nur darauf, Thunderstrike nickte und schritt voran. 

Nebeneinander zu laufen wurde nun unbequemer und würde uns zu stark in der Bewegungsfreiheit einschränken, also bildeten wir eine Kette. Das Seil aus dem Kamin nahmen wir mit.

Hier unten war das Geräusch wirklich deutlich lauter zu hören. Das klang definitiv nach Bewegung, was auch immer sich da bewegte, machte das nicht regelmäßig.

Wir besprachen uns leise flüsternd und beschlossen uns vorsichtshalber zu verschleiern. Da unsere Geister durch die Hintergrundstrahlung geschwächt waren, würden wir die Dienste von zwei Geistern benötigen. Einen rief Triple S und einen ich. ‹Thog, bitte erscheine, denn ich benötige deine Dienste.“, bat ich den Brownie zu mir. 

Der Geist der Erde erschien unverzüglich und fragte, ‹Was kann ich für euch tun, Mylady?›

‹Ich bitte dich, die Gegenwart von Shark Finn, Blackstone, Thunderstike und mir vor jeglichen Sinnen zu verbergen!›, antwortete ich.

Thog gab den Blick auf seine spitzen Zähne mit einem Grinsen frei, lupfte seinen dunkelgrauen Hut und verbeugte sich ansatzweise, ‹Wie ihr wünscht, MyLady.›

Es ist immer ein wenig merkwürdig, sich auf etwas zu verlassen, was man selbst nicht beobachten kann. Doch ich traute meinen Geistern und im jetzigen Fall verschwammen die Gestalten von Gunner, Triple S und Mr.Jack und waren nur noch schemenhaft zu erkennen. Wir konnten uns quasi gegenseitig kontrollieren und uns von der Wirkung der Kräfte überzeugen. Via lokalem Netzwerk und TacNet wussten wir, wo die anderen waren und konnten kommunizieren.

Die materialisierte Gestalt des Brownie neben mit laufen zu sehen, verschaffte mir ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit. Nicht, weil ich ihn zu meinem Schutz brauchte, da konnte ich mich auf Shark Finn völlig verlassen, sondern weil Erde und Stein sein Element waren und weil er dafür sorgte, dass wir schwerer zu bemerken waren.

Dennoch bewegten wir uns langsam und vorsichtig. Anscheinend waren wir nicht nur dem Geräusch, sondern auch dem Wasser näher gekommen. Es roch anders. Verwesungsgeruch lang gar keiner mehr in der Luft. Wenigstens etwas.

So liefen wir Schritt um Schritt. 

Schweigend und aufmerksam.

Es knackte im Teamkanal. 

Entwarnung. Ich atmete auf.

Augenblicklich erklang Rubber Ducks Stimme; «Monobe hat tatsächlich ein Team abgelassen. Die haben mit dem Suchen angefangen, aber das Tarnnetz hat gehalten und dann kamen wir hier auf die Idee noch mal irgendwo in der Wüste zu landen und sie abzulenken. Das hat funktioniert. Sie sind aufgestiegen, um dort nach zu sehen. Sieht nicht so aus, als wenn sie jetzt ne Ahnung haben, wo wir sind.»

«Wow, sehr gute Arbeit Jungs.», sagte ich leise. 

[Song 3: Howard Shore/The Desolation Of Smaug - Smaug] Irgendwann nahmen Gefälle und Luftzug zu. 

Wie verlangsamten unser Tempo, als sich der Gang weitete.

Das schabende, rasselnde Geräusch war jetzt ganz nahe. Ich blieb stehen und konzentrierte mich auf den Manafluss. Nicht weit von hier verlief die Leylinie. Ich schaltete die Restlichlampe meiner Ingram an und leuchtete damit kurz gegen die Wand. Das Gestein sah gut aus. Dort hinten konnten durchaus die Steine sein, die wir suchten.

Langsam und geduckt schlichen wir weiter. 

Rubber Duck in der Dragon Fly übernahm die Vorhut.

H  A  L  T!

Blinkend warnten rote Buchstaben via AR.

Wir blieben stehen.

Die Drohne hatte einen Abgrund aufgemacht und flog nun bis zum Rande der Klippe. 

Die Sensoren blickten über eine unterirdische Taverne. Es ging gut 20 Meter runter und dann war da eine Höhle, die gut 70 - 80 Meter im Durchmesser hatte. 

Darin tummelte sich …

mir gefror das Blut in den Adern…

… ein mindestens 30 Meter langer, erwachsener, östlicher Drache. 

Seine Farbe war hier mit der Infrarotsicht schwer zu erkennen. Ich vermutete, dass er eher dunkel war.

Seine Schuppen scharrten über den Boden, wenn er sich bewegte. Außerdem kratzte er immer wieder auf etwas Gestein an der Wand herum, so, als suche er etwas. Das erklärte das Geräusch.

Verdammt.

‚Ich muss da ran um selbst zu gucken.’, tippte ich ins Commlink. Ich wagte es nicht, zu sprechen. 

‚Der Drache ist beschäftigt. Wenn ich nicht gerade mit Steinen werfe, wird er mich nicht bemerken.’

Shark Finn, Gunner, Mr. Jack und Thunderstrike begleiteten mich. 

Nur Blackstone und Triple S blieben im Gang zurück. 

Kurz vor dem Abgrund wies ich die anderen an stehen zu bleiben. Ich schnalle mir mein SMG auf den Rücken und legte mich auf den Bauch. 

Ein letzter Blick auf den Kamera-Feed und dann schob ich mich, immer noch verschleiert, lautlos vor.

Ich starrte in den Abgrund und hielt den Atem an. Da war er, lang und schön, ein erwachsener, östlicher Drache.

Ich riss mich von dem Anblick los, sah auf die andere Seite der Höhle und nahm astral war. 

Vorsichtig darauf bedacht, den Drachen nicht ins Blickfeld zu bekommen, um ihn nicht mit der magischen Sicht zu berühren, scannte ich die Höhlenwand ab. 

Mein Herz wollte wie wild schlagen, doch ich unterdrückte das.

Da waren sie tatsächlich. Genau in diesen Wänden gab es Edelsteine mit eigeschlossenen magischen Mineralien. Ich konnte nicht genau sagen, ob es Saphire und Rubine waren, dazu hätte ich etwas Licht gebraucht, um die Farben sehen zu können. Doch die Wahrscheinlichkeit war hoch. 

Ich widerstand erneut der Versuchung den Drachen zu askennen und kroch zu den anderen.

Wieder alle gemeinsam zogen wir uns noch viel tiefer in den Gang zurück, aus dem wir gekommen waren, dann flüsterte ich, «Ich glaub es fast nicht, ein verdammter ausgewachsener östlicher Drache sitzt genau auf unseren Steinen.»

Beinah hätte ich gelacht.

Wir hockten uns in den Gang und besprachen uns wispernd via Netzwerk.

Wir erwogen sogar kurz, mit ihm zu sprechen, aber auch ich musste zugeben, dass wir nichts besaßen, was wir ihm zum Tausch anbieten konnten und wenn er die Steine als sein Eigentum ansah und gerne Metamenschen fraß, waren wir wahrscheinlich am Arsch.

Letztendlich hatten wir drei Möglichkeiten. Wir konnten den Drachen aus der Höhle weglocken, warten, bis er von alleine ging, weil er irgend etwas anderes machte oder weggehen, um einen anderes Mal wieder zu kommen oder, um gleich wo anders zu suchen.  

Weglocken schien uns einen Versuch wert, da fragte sich nur, wie? Auf jeden Fall wollten wir nicht unverrichteter Dinge abziehen.

«Wie lange brauchst du denn, um die Steine abzubauen?», wollte Triple S wissen.

«Ich schätze ungefähr eine halbe Stunde. Jedenfalls wenn ich Licht machen kann, um die Farben zu erkennen.»

Blackstone fragte «Können wir ihn irgendwie mit Essen locken?»

Thunderstrike lachte leise, «Das ist ein intelligentes Wesen, das kann man nicht einfach mit Essen locken!»

Blackstone zuckte mit den Schulter, «Vielleicht hat er Hunger.»

Nun lachte Gunner, «Ach so, du vergisst also alles und hörst mit dem auf, was du gerade tust, wenn du ein gebratenes Steak riechst? Gut zu wissen.»

Blackstone grinste böse.

Rubber Duck begann, «Und wenn wir es mit dem falschen Weibchen Trick ver….“, dann brach er ab, «Vergesst es. Wir wissen ja nicht mal, welches Geschlecht der Drache hat. »

Ich grinste breit, «Genau! Und wir wissen auch nicht, welche Farbe er hat. Abgesehen davon ist zu wenig über erwachsenen Drachen bekannt, um zu ahnen, auf welchen Typ sie stehen und wie man überhaupt ihr Geschlecht erkennt.»

«Ja, Drachen-Pheromone müsste man haben.», stellte Rubber Duck fest.

«Solche Pheromone sind wahrscheinlich ne Marktlücke.» meinte Gunner grinsend.

«Wenn er hier nach Steinen sucht, hat er vielleicht seinen Hort in der Nähe.», mutmaßte Mr.Jack. Ich überlegte, «Du meinst, wir können dort gucken? Weil er da schon welche lagert?»

Thunderstrike warf ein, «Da werden dann aber Wachgeister sein. Das wird auch nicht einfach.»

Blackstone meinte nun, «Ich könnte ich schon weglocken, aber die Höhle hat einen anderen Ausgang. Da sollten wir vorher die Zugänge kennen. »

Ich nahm mir einen Müsliriegel aus dem Rucksack und trank einen Schluck Wasser, „Oder wir warten doch einfach, bis er geht.», schlug ich vor.

Blackstone nickte, «Vielleicht auch das, schauen wir mal. Vorher sollten wir in jedem Fall die anderen beiden Gänge erkunden. Wir müssen uns besser auskennen, bevor wir das entscheiden.»

Ich steckte mein Riegel-Papier ein und sagte nur, «Na dann los, zurück zum Kamin.»

Wer weiß, vielleicht hatten wir ja Glück und der Drache verzog sich in der Zwischenzeit.

❄❄

Um Zeit zu sparen, schickten wir Triple S in einer Astral Patrouille vor. 

Warten konnte ich. 

Gunner, Thunderstrike und Blackstone sicherten die Gänge. 

Der Drohnenfeed zeigte, dass der Drache weiter nach irgend etwas suchte und immer wieder etwas über seine Schulter warf. Schade, dass wir in seiner Nähe nicht einfach Magie wirken konnten, um dann hinter seinem Rücken zu suchen. Das Risiko, dass er uns und besonders die Magie entdeckte, war einfach zu groß. 

Aber es wäre cool gewesen.

Nach ungefähr eine halben Stunde kehrte das Leben in Triple S zurück. Seiner Beschreibung nach wurde es im rechten Gang schnell deutlich enger und ein sich windender Gang führte schließlich in eine Höhle voller Stalaktiten, die er nicht weiter untersucht hatte. 

Nach links ging es leicht bergauf und der Gang blieb relativ breit, bis er an einen harten Knick kam. Es folgte kurz darauf ein weiterer Knick, gefolgt von einer engen Stelle. Dann endete der Gang vor einer kleinen Höhle, durch die Wasser floss, das man aber über einen Sims umgehen konnte. Dahinter wurde die Höhle breiter. Rechts befand sich eine Öffnung, hinter der durchaus ein Gang liegen konnte, der in jene Höhle führte, in der der Drache gerade war. Zahlreiche Steine lagen vor der Öffnung auf dem Boden. 

«Vielleicht sammelt der Drache ja die Steine, die ihn interessieren in der Vor-Höhle?», überlegte Blackstone laut, «Aber selbst wenn nicht, wenn wir den Drachen da raus locken wollen, damit wir auf der anderen Seite suchen können, müssen wir uns das ansehen.»

Also machten wir uns auf.

Triple S hatte astral für beide Richtungen eine halbe Stunde gebraucht. Wie brauchten bis zum ersten Knick nach links 15 Minuten. 

Der zweite Knick war schwerer zu durchqueren und kostete uns weitere fünf Minuten. Hier lag viel Geröll auf dem Boden und die Wände waren scharfkantig. Finn musste seinen Rucksack abnehmen, damit er nicht Gefahr lief, hängen zu bleiben und sich etwas aufzureißen.

Weitere fünf Minuten später kamen wir an die Höhle.

Er duftete nach frischem Quellwasser. Die Geräusche des Drachen waren zu hören, es klang aber nicht so nah, als wenn er nur den Kopf rausstrecken musste, um uns zu sehen.

Wir kletterten im Seitwärts-Schritt über den Simms, um vor den Durchgang zu kommen. Es waren keine großen Kletterkünste von Nöten und da wir nicht Gefahr laufen wollten, den Drachen jetzt mit Magie zu uns zu locken, levitierte Triple S auch nicht.

Die Steine, die Triple S bereits astral auf dem Boden gesehen hatte, waren weder edel noch magisch. Nur Geröll.

Der Fluss war sauber und floss langsam und stetig. Er war tief genug, dass man dort, wo er im Berg verschwand, wahrscheinlich weiter in den Berg tauchen konnte. Allerdings hatten wir kein Tauchzeug dabei, das war also kein Weg für uns.

Blackstone schlich etwas in den Gang hinter der Öffnung, doch dieser schien keine weiteren Abzweige zu haben.

Der Drache machte für uns auch diesen Weg zu einer Sackgasse.

Das war also nicht die Route, auf der Blackstone den Lockvogel geben konnte, um den Drachen ins Freie zu holen.

Blackstone brachte mir von seinem Gang eine Drachenschuppe mit. Ich leuchtete sie abgeschirmt an. Sie war dunkelgrün.

Da klingelte nichts, außer dass Dunkelgrün die am weitesten verbreitete Farbe für einen östlichen Drachen war, was ich meinen Kollegen mitteilte. Die Schuppe steckte ich ein. 

A pro pos Drache. Der Kamera-Feed zeigte, wie der Drachen inzwischen ziemlich unleidlich Steine über seine Schulter warf. Er schien nicht zu finden, was er suchte. 

Zumindest hatte er uns nicht bemerkt und war beschäftigt. 

«Na. Dann sehen wir uns eben den anderen Weg auch noch an.», sagte Gunner.

Metge meldete sich zu Wort, «Wenn szich hier wirklich eine Hort von die Drache befindet, dann könnte man ihn vielleichtä weglocken, indäm man den Hort betritt. Weil er dannä eventuell szofort nachsähän kommt.»

Ich nickte, «Das scheint mir eine sehr gute Idee. Wachgeister sollten ihn verständigen. Das lenkt ihn ab. Sehen wir nach, was wir auf der anderen Seite finden.»

Also ging ich zum Sims, hüpfte hinauf, hielt mich fest und lief seitlichen Schrittes zurück. 

Dann kamen Blackstone, Thunderstrike, Shark Finn, Gunner, Triple S und zum Schluss Mr Jack.

PLATSCH!

Und gleich noch mal Platsch!

[Song 4: Howard Shore/An Unexspected Journey - Warg Scouts] Ich hatte den Gang bereits erreicht, drehte mich ruckartig um und konnte fassungslos sehen, dass Mr.Jack und Triple S in den Fluss gefallen waren.

Verdammt!

Was zur Hölle war da geschehen?

Hin war es doch noch ein Leichtes gewesen?

Das Wasser um Mr.Jack herum schäumte wie wild. Es schlang sich um ihn und zog ihn runter.

Blackstone sprang das letzte Stück zu mir und rief unserem Magier zu, „Triple S levtier dich raus!“

«Okay.», meldete Rubber Duck, «Der Drache hat euch bemerkt.»

Naaa toll!

Shark Finn ließ sich freiwillig ins Wasser fallen, packte Triple S am Schlafittchen und warf ihn im hohen Bogen raus.

Dieser fing sich ein wenig ungeschickt ab, aber tat sich dabei nichts weiter.

Gunner sprang ebenfalls ins Wasser. 

Thunderstrike gestikulierte.

Ich nahm astral wahr. 

Na also, hatte ich es doch geahnt, Geister waren die Ursache für den Wassersturz. Ich sagte an. «Da ist ein kräftiger Wassergeist im Fluss und ein schwer zu sehender, ebenso kräftiger Luftgeist auf von mir aus 10 Uhr, fast unter der Höhlendecke.»

«Der Drache kommt gucken, aber er beeilt sich noch nicht sonderlich. Ich habt noch ein bisschen Zeit.», beschrieb Rubber Duck. «Ich bleib an ihm dran.»

Die Windsäule bewegte sich auf mich zu und dann stieß sie ihren giftigen Atem aus. Ich hielt gerade noch rechtzeitig die Luft an. 

Blackstone begann zu husten.

Shark Finn schwamm bei Mr. Jack. Das Wasser brodelte weiter. Mr. Jack tauchte auf, stieg ein Stück hoch und schlug mit der Handkante auf die Wasseroberfläche ein. Der Fomori griff nach dem Arm von Jack und dieser sank nicht noch mal hinab. 

Doch das Wasser brodelte noch.

Blackstone trat vor mich und versuchte mich vor dem Luftgeist und allem anderen Übel abzuschirmen.

Ich zauberte. Ich war die einzige, die genau wusste, wo der Luftgeist war. Darum hüllte ich ihn in eine illusionäre Wolke aus glitzernden Schneeflocken, Eiskristallen und dem Brausen eines Schneesturms ein. Das war meine Interpretation des sogenannten Confusion-Zaubers.

Der geschwächte Geist pustete wieder. Doch auch diesmal erzielte er bei mir keine Wirkung.

Shark Finn schwamm in unsere Richtung und sprang dann praktisch zu uns hoch. 

Gunner stieß einen martialischen Kampfschrei aus und schlug auf das wirbelnde Wasser ein. 

Das restliche Brodeln erstarb.

Triple S zauberte. Ein Stunbolt schlug in dem Luftgeist ein und auch dieser löste sich auf.

«Los, kommt hier rauf.», rief ich meinen restlichen Leuten zu. 

Rubber Duck meldete, «Ich bin am Drachen dran und leider kommt er weiter gucken. Ein zwei Minuten habt ihr aber noch.»

Hoffentlich war das nicht zu großzügig geschätzt.

Mr.Jack kam als letzter im Gang an und strich sich etwas Wasser vom Coldsuit, er sah die Reihe seiner nassen Kollegen an und sagte, «Gentleman, für unseren nächsten Ausflug schlage ich getrennte Bäder vor.»

Wir lachten und dann begannen wir zu rennen, so schnell es der Weg zuließ.

«So hatten wir uns das zwar nicht gedacht.», meinte ich, «aber zumindest haben wir den Drachen jetzt weg gelockt.» Ich betete im Stillen, das niemand stürzte.

Blackstone lief vorne weg, dann kamen ich, Shark Finn, Gunner, Thunderstrike, Triple S und Mr.Jack.

«Könnt ihr das nicht irgendwie nutzen.», fragte Bloody Guts, «das er da weg ist, meine ich.»

Hinter uns polterte es. Aber wir hatten noch Vorsprung, wenn wir es bis zum ersten Knick schafften, war alles gut, denn da würde der Drache nicht so ohne Weiteres durchkommen.

Ich sagte, «Vielleicht können wir das sogar. Mein Erstgeist kann die Steine finden, aber dazu müssen wir erstmal dort sein. Denn die Höhle zu finden, wird für ihn schwer. »

«Ich kann es ihm Astral zeigen.», bot Triple S ein wenig außer Atem an. 

Ja, verdammt, warum eigentlich nicht. «Versuchen wir das, aber erst hinter dem zweiten Knick.»

An einer engen Stelle schoss Blackstone eine Schaumgranate hinter uns in den Gang. Das verschaffte uns einen größeren Vorsprung.

Niemand war ausgerutscht oder gar hingeschlagen. Also erreichten wir unbeschädigt den ersten Knick im Gang. 

Der Drache war wohl noch hinter uns her. Wir hatten ein Brodeln und Zischen gehört, als er den Barriereschaum vernichtet hatte. Doch der Abstand war größer geworden und Rubber Duck hatte die DragonFly lieber zurück in die Höhle gebracht, wo sie und vor allem ihr kleiner Werkzeug-Arm benötigt wurde, wenn wir die Steine mit Geister-Hilfe bergen wollten.

Als wir den Knick und Engpass passiert und Blackstone den Weg durch eine weitere Schaumgranate verschlossen hatte, atmeten wir durch.

Shark Finn lud sich Triple S auf den Rücken und dann verschwand die Gruppe aus Astralmagier und meinem Erdgeist in den Tiefen des Bergs. 

Verschleiert waren wir nun nicht mehr, aber wo wir lang gehen würden, wusste der Drache eh, viele Möglichkeiten hatten wir ja nicht.

Wir drosselten das Tempo und bewegten uns Richtung Kamin, denn dort war unser Ausgang.

Noch bevor wir ihn erreicht hatten, stießen Triple S und Brownie Thog zu uns. 

Shark Finn setzte Triple S ab.

Thog überreichte mir stolz eine Hand voll Edelsteine. Ich leuchtete sie kurz an. 

Saphire und Rubine. Und mit Astralsicht konnte ich sofort die magischen Einschlüsse erkennen. Perfekt. Ich verstaute die Steine in meinem Daypack und ließ mir sogar die Zeit, sie in die Mana Sheath Tasche gleiten zu lassen.

Wir machten uns in der selben Reihenfolge an den Aufstieg des Kamins, in der wir zum Schluss gelaufen waren.

Blackstone machte den Anfang, zog oben ein Seil durch die Kletteröse und ließ es zu uns herab.

Wir waren guter Stimmung. Auch dieser Kamin war zu schmal für einen 30 Meter langen Drachen.

Wir kletterten im kurzem Abstand den Schacht hoch. Wir wollten nicht mehr Zeit als nötig verlieren. Der Drache konnte einen anderen Weg hinaus kennen und uns draußen abfangen.

Rubber Duck sah immer wieder über die Sensoren der Steel Lynx nach, doch bisher war nicht zu erkennen. Zum Glück.

Ein ungutes Gefühl beschlich mich, als Triple S als Vorletzter den Absatz erklomm. Der Drache konnte uns Geister hinterher geschickt haben. Ich streckte meine Sinne nach Magie aus…

Direkt unter uns lauerte eine gewaltige magische Präsenz.

Verdammt!

[Song 5: Thousand Foot Krutch-  Phenomenon] «Achtung. Der Drache ist da.», rief ich gerade noch.

Da platzte auch schon das Seil und Mr.Jack stürzte in die Tiefe.

Einige machten ihre Waffen bereit. 

Die DragonFly lieferte uns das Bild aus dem Kamin. Unten stand eine Chinese in blauen wallenden Gewänder, die mit einem weißen Gürtel zusammen gehalten wurden. Bis auf einen Zopf am Hinterkopf, hatte der Mann eine Glatze und sah mit missbilligender Gesichtsausdruck zu uns hoch.

Verdammt, der Drache besaß eine menschliche Gestalt und in der hatte er natürlich kein Problem damit gehabt, uns zu folgen. 

Jack hing auf halber Höhe fest. Er hatte sich also fangen können. Wenigstens etwas.

Gunner gab augenblicklich Supressionfire nach unten ab.

Die Missbilligung im Gesichtsausdruck des Chinesen nahm zu. Ansatzlos sprang er hoch und stand nun zwischen uns,

Shark Finn schnappte mich augenblicklich und rannte los. 

Triple S zauberte und wurde kurz darauf von einem magisch schimmerndem Panzer umhüllt.

Ich richtete mich in Shark Finns Armen auf und rief möglichst erhaben über seine Schulter hinweg auf Chinesisch, «Es tut uns leid, dass wir Euch in Eurer Ruhe gestört haben, wie gehen jetzt lieber.» 

Hey, es war gar nicht einfach, Grazie zu bewahren wenn man mit wehendem Haar von seinem Bodyguard durch die Gegend getragen wird. Okay, mein Zopf wehte nicht, aber mein Punkt sollte dennoch klar sein.

Der Drache verzog keine Miene und forderte „Ergebt euch!“ Gleichzeitig beförderte er Gunner mit einem weichen Kick in den Abgrund.

Blackstone schoss eine Schaumgranate auf den Drachen in menschlicher Gestalt ab und diesem gelang es nicht, auszuweichen.

Triple S gestikulierte, doch irgend etwas klappte nicht, denn er fluchte laut.

Jack und Gunner begannen geschwind hoch zu klettern, wie der Drohnenfeed zeigte.

Rubber Duck meldete, «Ich starte schon mal die Wagen. Ihr müsst es nur bis dahin schaffen.»

Das war leichter gesagt, als getan. Der gerade eben erst fest gewordenen Schaumball platzte auf und der 30 Meter lange, dunkelblaue, östliche Drache brach heraus.

Alle meine Kollegen wurden umher geschleudert.  

Zum Glück nach vorne Richtung Ausgang. 

Gunner, der gerade erst den Absatz erreicht gehabt hatte, fand sich auf einmal am weitesten vorn wieder, wenn man von mir und Finn einmal absah.

Ich sammelte mich und rief so erhaben wie möglich, „Ergeben ist auch eine Option. Ich bin sicher, wir werden eine zufrieden stellende Lösung für beide Seiten finden. Wie wäre es mit Flucht?»

Gleich im Anschluss an meine Worte rief ich Sylphe Arielle und Brownie Thog.

Vielleicht hatte meine Ansage den Drachen doch ein kleines bisschen abgelenkt, jedenfalls wich der Drache auch diesmal nicht aus, als Blackstone abermals eine Schaumgranate auf seinen Kopf abfeuerte. 

Ein wütendes Fauchen war die Antwort, als er eingeschäumt wurde.

Kaum waren meine Geister erschienen, bat ich sie, die Movement-Kraft auf uns zu wirken und somit unsere Geschwindigkeit zu vervielfachen.

Dass wir auf dem Rückzug waren, musste ich nicht ansagen.

Wir rannten, so schnell uns die von Geisterkraft getriebenen Beine trugen. Triple S überholte Finn und mich sogar, denn er levitierte.

Augenblicklich poppten via AR einzelne Routen in unseren Sichtfeldern auf, die uns die Wege direkt in die Wagen und auf unsere Plätze wiesen. 

Und nicht nur das. Rubber Duck hatte die LSV bereits mit laufenden Motoren rückwärts vor den Höhleneingang gefahren.

Shark Finn warf mich auf den Sitz und ich schnallte mich an.

Als alle drin waren, trat Rubber Duck aufs Gas.

Die Beschleunigung war so gewaltig, dass mein Kopf mit einem heftigen Rums gegen den Sitz geschleudert wurde. 

Au. 

Doch das Hämmern meines Schädels war mir egal, als der Feueratem des Drachen aus der Höhle preschte und uns knapp verfehlte.

Ich angelte nach meinen Helm und rief nach und nach Undine Flush, Brownie Thog und Godfather Celeborn zu mir. Ich bat sie, uns zu verschleiern und uns vor Unfällen zu schützen.

Der Drache schoss aus der Höhle und stieg in den Himmel. 

Man war der groß und wunderschön dunkelblau, wie der Sensoren-Feed der Steel Lynx zeigte. 

Thunderstrike fragte, «Snowcat, kannst du eine Illusion von uns machen? Ich glaube, der Drache hat uns schon auf dem Schirm.»

«Copy.», bestätigte ich ein wenig durch die Zähne gepresst. Ich wurde ganz schön hin und her gerüttelt.

Wir alle wurden bei dieser rasanten Fahrt über unebenes Wüstengelände heftig durchgerüttelt und ich fragte mich, ob das allen so scheiße wehtat.

Rubber Duck feuerte Supression Fire in den Himmel. 

Noch war der Drache dicht dran. 

Ich ließ die realen Fahrzeuge mit dem Trid Phantasm kreuzen. 

Triple S verdrehte sich beinah den Kopf, um nach hinten sehen zu können. Er zauberte eine Barriere und lenkte damit einen weiteren Feueratemstoß ab. 

Wir gewannen Abstand.

Ein Lightnigball schlug in meiner Illusion ein. Ich jubelte innerlich kurz und zauberte gleich darauf erneut. 

Auch Triple S zauberte noch mal, um einen Feueratem abzulenken.

Die Wagen ruckelten und wackelten. 

Ich machte Rubber Duck keine Vorwürfe. Es brauchte hier einen Rigger wie ihn, um das überhaupt zu bewältigten und er steuerte sogar drei Fahrzeuge gleichzeitig, denn die Steel Lynx begleitete uns ja.

Dennoch schmerzte mein Nacken unter dem Schleudern und meine Arme und Beine taten ebenso weh, da ich ständig irgendwo gegen stieß.

Ich würde nachher blau und grün sein, aber lieber das, als tot.

Wir rasten unaufhörlich in die Wüste.

Einfach irgendwo hin. 

Die blaue Gestalt flog höher, um sich eine bessere Übersicht zu verschaffen.

Vielleicht hatte er uns aus den Augen verloren, aber wir drosselten das Tempo nicht.

Mir war inzwischen speiübel. Mein Kopf tat höllisch weh. 

Meine Geister saßen erhobenen Hauptes auf dem Gestänge des LSV. Ihnen machte die Fahrt sogar Spaß und ich lächelte leicht, als ich sie da so in edler Pose sitzen saß. 

Never fall from Grace.

Ich würde nicht Jammern.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war der Drache nur ein winziger Punkt am Himmel und den hatte ich irgendwann auch aus den Augen verloren.

Rubber Duck ging mit der TransSky auf Abfangkurs.

Bald wären wir in Sicherheit.

Ich wandte mich an meine wunderschönen Geister, ‹Ich werde gleich ohnmächtig, auch wenn ihr das nicht tun müsst, bitte ich euch, die Kräfte aufrecht zu erhalten, bis wir beim Flugzeug sind.› 

‹Natürlich My Lady!›, erwiderte Godfather Celeborn mit seiner wohlklingenden Stimme und die anderen nickten.

Ich wollte ihnen noch danken, doch dazu kam ich nicht mehr. 

Schwärze umfing mich.

❄❄

Als ich wieder zu mir kam, blickte ich in die besorgten Augen von Shark Finn, der mich aber sofort anlächelte.

Ich war die einzige, die ohnmächtig geworden war, aber auch Blackstone, Triple S und Mr.Jack hatten sich von Metge behandeln lassen müssen. 

Shark Finn, Gunner und Thunderstrike waren relativ unbeschadet aus der Angelegenheit rausgekommen. 

Ich bewegte mich und das tat noch ganz schön weh. Doch eigentlich war da nicht mehr, als ein paar Prellungen und Erschöpfung, wie mir ein Blick auf den Biomonitor verriet.

Als klar war, dass der Drache uns nicht verfolgte, holte ich die Mana Sheath Tasche aus dem Rucksack. Ich sah sie mir etwas genauer an und zählte 7 Rubine und 10 Saphire und mindestens je zwei sahen groß genug aus, um für das Ritual zu taugen.

“Nun haben wir dem Drachen doch die Steine unter dem Hintern weg gestohlen.”, sagte ich laut.

Wir lachten zufrieden und erschöpft. 

Gunner trat an die große Kühlbox und verteilte Bier an alle. 

Metge riet zwar einigen davon ab, in ihrem angeschlagenen Zustand Bier zu trinken, aber niemand hörte darauf und wir hoben die Flaschen, die Mr.Jack zuvorkommend für uns geöffnet hatte.

Blackstone meinte locker, „Wir haben die Edelsteine und wir haben den Drachen sogar am Leben gelassen.“ 

Wir lachten laut. 

Ich sagte dazu, „Das werden wohl die meisten Teams von sich sagen müssen.“ 

Gunner griente, „Ai! Aber wir haben es freiwillig getan.“

Das folgende Lachen war Musik in unseren Ohren auf dem Flug Richtung Hong Kong.

Von unterwegs aus hatte ich Penelope angerufen, da wir einen Ort benötigten, an dem wir die TransSky abstellen konnten, ohne das sie kontrolliert wurde. Sie sorgte dafür ebenso, wie sie gleich die Zimmer im Peninsula buchte. Das Hotel war einfach zu gut und zu diskret, um nicht dort einzukehren.

❆❆

Qui 4 Money hatte gleich noch am Abend des 11.01. für uns Zeit. Gleichzeitig lief eine kleine Cocktailparty, aber das störte uns nicht weiter. Ich gab die beiden Edelsteine ab und bat ihn, einen Blick auf die Beschwörungsformel werfen zu dürfen.

Der Wujen zögerte nicht. Er holte die große Bambusmatte aus dem Schrank, auf der er die Formel in Symbolen und chinesischen Schriftzeichen nieder geschrieben hatte.

Das hatte schon etwas künstlerisch-wertvolles an sich. Ich war nicht erfahren genug in Beschwörungen, damit ich die Formel hätte selbst entwickeln können, aber ich war erfahren genug, damit ich beurteilen konnte, dass die Formel komplex und gelungen war. Ich prägte sie mir ein, um sie meinem Mentor vorstellen zu können, sollte er danach fragen.

❄❄

[Song 6: Hugo - 99 Problems] Am nächsten Morgen berieten wir, wie es nun weiter gehen sollte. Das wahre Wasser war der letzte Punkt auf unserer Liste von Telesma und wir diskutierten diverse Ideen.

Zunächst brachte ich allerdings an, dass ich ungern die Piraten Lin oder Jin, die nun mal wie die junge Version von Lin Yao Chang aussahen, kontaktieren würden. Anfänglich hatten wie ja noch daran gedacht. Doch nach der Geschichte, die Harlequin mir zu Weihnachten geschenkt hatte, hielt ich das nun für keine gute Idee mehr. Selbstverständlich erwähnte ich die Geschichte mit keinem Wort, ich sagte nur, „Lin Yao Chang ist ein Agent von Lung. Es ist nicht auszuschließen, dass die Piraten Lin und Jin irgendwie mit ihm zu tun haben und dann ist nicht auszuschließen, dass sie nicht auch für Lung arbeiten. Die Gefahr würde ich gerne umgehen, egal wie gering sie ist.“

Niemand hatte etwas dagegen und so schlossen wir Lin und Jin bei unseren Überlegungen aus.

Weit eingeschränkt hatte uns das nicht. Wir diskutieren zwischendurch sogar einen Angriff auf eine Schürfdrohne mit einem U-Boot, kamen aber irgendwann zu dem Schluss, dass es wegen fehlender Unterwasser-Fähigkeiten am Besten wäre, das Wahre Wasser von Bord des Schürfschiffes zu stehlen. 

Hierfür besprachen wir Dinge wie einen Halo-Absprung, uns an Bord zu schleichen, uns in Tiere zu verwandeln, alles zu kombinieren und jede Variante mit oder ohne Ablenkung und Hilfe durch Piraten. Es ging viel Hin und Her und wir kamen immer wieder auf neue Probleme, für die wir noch keine Lösung hatten. Wie kämen wir weg? Wie sollten wir uns vor einen Verrat durch Piraten schützen? Wo parkte die TransSky so lange? Was konnten wir den Piraten für ihre Arbeit anbieten? Und so weiter und so fort.

Nach gut zwei Stunden kam die Idee auf, das wahre Wasser doch aus Harding Icefield in Alaska zu befreien.

Ich reflektierte die Beschreibung und die Formel und tatsächlich stand da nicht, dass das Wahre Wasser aus Asien stammen müsse. 

Das Harding Icefield war nicht so weit von Seattle entfernt, Ausrüstung für kalte Regionen hatten wir seit Kamtschatka dabei. An Land würden wir bei der Suche vorgehen können, wie eben auf Kamtschatka und in der Taklamakan-Wüste vorgegangen waren. Kurzum, das klang nach einer guten Idee.

Derzeit herrschten dort durchschnittlich -10 Grad Celsius und der zu erwartende Schneefall würde zwar zum Ende des Monats stetig stärker werden, war jedoch noch beherrschbar, wie ein kurzer Wettercheck ergab.

Also schwenkten wie unser Augenmerk nun auf das Harding Icefield.

Nachdem wir das Wetter schon kannten, begab sich Bloody Guts auf die Suche nach Informationen über den Ort.

Das kam dabei heraus:

Das Harding Icefield liegt im Athabakan Counsil, einem Staat der NAN.

Das Athabaskan Counsil wurde mit dem Vertrag von Denver 2018 gegründet. Der Staat hat knapp 2,2 Millionen Einwohner und ist eine gewählte Republik. Nur rund 22 % der Einwohner sind Natives, ein ungewöhnliches Bild für einen Staat der NAN. Nur Natives sind wahlberechtigt und auch nur sie dürfen jegliche öffentliche Ämter, wie zum Beispiel das des Sheriffs oder Bürgermeisters bekleiden. Trotzdem fühlen sich die Nicht-Natives als Athabaskaner und sind dort deutlich weniger bis überhaupt keinem Rassismus ausgesetzt. Das Athabaskan Counsil ist reich an Ressourcen wie Eisen, Platin und Holz, nur die Ölvorräte schrumpfen, bleiben aber nennenswert. Sämtliche Schürfrechte liegen bei der Regierung und das Athabaskan Counsil achtet dabei stark auf Ökologie und Umweltschutz. Des weiteren lebt das Land vom Fischfang - wobei sich um den Artenbestand gekümmert wird, Aqua-Farming und Öko-Tourismus. Wird Konzernen der Abbau von Ressourcen erlaubt, stellt man ihnen gern ein paar der örtlichen ‚Ökoterroristen‘ als Aufpasser zur Seite. 

Das Harding Icefield selbst wird von den Einheimischen ‚Tränen der Mutter‘ genannt. Es ist ein weiter wachsendes Feld am Kenai Peninsula, dessen Kern gut 500 Quadratkilometer groß ist. Das Gebiet dehnt sich mit allen Gletschern auf über 2000 Quadratkilometer aus und wächst pro Jahr um mehr als zwei Quadratkilometer. Das Harding Icefield war schon immer ein Gebiet von spiritueller Bedeutung. Mit dem Erscheinen des Halleyschen Kometen zeigte sich, wie spirituell das Gebiet wirklich ist. Über nacht wurde das gesamte Feld zu einem Astral Shallow und auch wenn das Phänomen zum Großteil wieder verschwand, sind mundäne dort immer noch in der Lage Geister oder in den Astralraum zu sehn. Unter und in dem Icefield verlaufen und kreuzen diverse Manalinien. Das gesamte Gebiet ist ein heiliger Ort für Schamanen und ein Naturschutzgebiet. Einige Teile sind Sperrzonen, deren Betreten nur wenigen Stämmen vorbehalten ist. Nur ein kleiner Teil darf von Touristen auf genehmigten Touren betreten werden.

So merkwürdig es klang, dort zu suchen schien um einiges leichter, als ein Schürf-Schiff im Südchinesischen Meer zu überfallen, also war es abgemacht. Besonders, da ich noch einen Kontakt in Athabaskan besaß. Jason Treat Lightly betrieb ein Airfield in der Nähe von Fairbanks und ich hatte ihn vor fast zwei Jahren kennen gelernt. 

Ein wirklich guter Kontakt, denn er kam von Liam und das Airfield war ein guter Ort, denn dort war ich zum ersten Mal auf Shark Finn [LINK zum Spielabend] getroffen.

❆❆

So kehrten wir deutlich früher als gedacht nach Seattle zurück, wenn auch nur kurz.

„Willst Du während der Zeit nicht lieber hier bleiben, anstatt dir deinen hübschen Hintern auf dem Icefield abzufrieren?“, fragte ich Moxi, als ich mein Kofferliste erstellte.

„Da wo du hin gehst, gehe auch ich hin Baby.“, erwiderte sie zwinkernd und ehrlich gesagt, freute ich mich über ihre Antwort.

A pro pos freuen. Jason Teat Lightly war erfreut, mal wieder von mir so hören und noch erfreuter war er, als ich ihm sagte, dass wir kommen wollten und ich mehr als 10 seiner Zimmer brauchen würde. 

«Dann bis bald. Aber vergiss nicht, dass es hier mit deinem Maßstäben gemessen kalt ist.“, erinnerte Jason, „Aber du hast Glück, wir haben aktuell für die Jahreszeit milde -20 Grad Celsius.»

Ich lächelte, «Ich weiß. Was kann ich dir von hier aus dem warmen Süden mitbringen?»

Wir besorgten, was er sich gewünscht hatte und kauften gleich noch Medkits, Süßigkeiten und andere Gebrauchsgüter ein, von denen wir wussten, dass sie bei den Landbewohnern in Ahabaskan beliebte Tauschgüter waren.

Den Aufenthalt in Seattle verlängerten wir außerdem um 2 Tage und dies nicht nur, damit ich ein paar heiße Bäder auf Vorrat nehmen konnte. 

Triple S und ich wollten Geister beschwören und diese an uns binden, bis ihre Dienste aufgebraucht waren.

Am ersten Tag erließ ich Sylphe Arielle ihren letzten Dienst und beschwor stattdessen Sylphe Keeya.

Am zweiten Tag wollte ich mich um weitere Dienste eines Wassergeistes kümmern. Wassergeister befinden sich auf Eis in ihrem Element und verfügen zudem über die Fähigkeit, das Wetter in einem gewissen Maß beeinflussen zu können.

Undine Flush schuldete mir noch zwei Dienste, die ich dem Krieger nicht einfach erlassen wollte. Je mehr Dienste, desto besser, also verhandelte ich mit ihm um zusätzliche Dienste, statt einen neuen Geist zu beschwören, ‹Ich brauche meinen schönen Krieger Flush an meiner Seite.›, sagte ich schmeichelnd,  ‹Und ich hoffe, dort wo wir hingehen, gefällt es dir sogar.›

Er schmunzelte eigentümlich als er erwiderte, ‹Wir werden sehen, MyLady.›

Da er es mir bei unserem Duell der Willenskraft nicht sonderlich schwer machte und ich eine Menge neuer Dienste errang, lag ich mit meiner Hoffnung vielleicht gar nicht so falsch.

❄❄

Am Dienstag dem 16.01.2074 landeten wir auf dem Airfield nördlich von Fairbanks. 

Jason Treat Lightly kam persönlich um uns schon draußen im Empfang zu nehmen. Er staunte nicht schlecht, als er sah, dass Gunner genauso wenig wir er selbst in Wintersachen eingepackt war und dabei nicht fror. Nach der Begrüßung fragte der Native allerdings, „Sind die Zwillinge gar nicht dabei?“

Sparky und Arcade hatten offenbar Eindruck bei ihm hinterlassen.

Jason hörte sich bei einer Tasse heißer Schokolade an, wo wir hin wollten und meinte sofort, dass es nicht ganz einfach sein würde, aber zumindest kenne er jemandem nahe Anchorage, wo wir mit der TransSky unterkommen konnten. Er riet uns, geschlossene Snowcats - er grinste, wenn er die Kettenfahrzeugen bei ihrem Namen Snowcat nannte - bei ihm zu mieten, um auf dem Icefield besser klar zu kommen und geschützter als in LSVs zu sein. Außerdem versprach er, sich nach einem Führer für die Gegend umzuhören.

Perfekt.

                                              UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

               UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See! 

Ob es den Runnern gelingt, das wahre Wasser zu finden, ob sie frieren und ob sie den Dämon letztendlich beschwören können, wird schon bald hier zu lesen sein, schau also mal wieder vorbei, Omae .

Deine Kommentare zu Episode passen am Besten unter A Tale So Far Part XI, [LINK]

Fussnoten:

Die Ereignisse in der Episode setzten sich aus den Ergebnissen von drei Spielabenden zusammen. Die Spieler der Charaktere ohne Zahl waren an allen Abenden anwesend. 

1 steht für den 5.6. 

2 für den 19.6. und 

3 für den 26.6.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*