Episode 07/13 (vom 19.04.) Run 42/2

Welcome back, omae!

Schön, dass Du auch heute wieder reinschaust!

Derzeit On The Run sind: Average, Blackstone, Butcher, Doc, FTW, Mystère, Starbuck, TriXhot und Snowcat.

Datum in unserer SR Timeline: 27.7.72-29.7.72

Was bisher geschah: Harlequin gibt Snowcat einen Auftrag für das Team. Ein magisches Artefakt, der Shroud Of Shadows, den Aden kürzlich an Hestaby auslieh, ist verschwunden. Die Runner sollen es finden und besorgen. Nachdem das Team vier Tage lange recherchiert hat, haben sie drei Orte ausgemacht, an denen das Tuch sein könnte. Nach kurzer Rücksprache mit dem Auftraggeber, soll sich das Team in Québec umsehen. In Québec City zieht der Orden von St.Silvester Mitglieder zusammen und hat für einige Tagen mehrere Zimmer und den 190 Quadratmeter großen Saal Vercheres gemietet. Angeblich nutzt eine Geheimorganisation von Kampfmagiern des Vatikans, die New Knight Templer, den Orden von St.Silvester als Deckmantel. Nebenbei haben die Runner erfahren, dass sich jemand nach Snowcat umhört. Sie hören sich nach den Suchenden um und treffen daraufhin Tuareg und Butcher im Lost Unicorn, wo Tuareg nicht verraten will, ob Snowcat diejenige ist, die er sucht, da er sich selber noch nicht sicher ist. Snowcat ist Butcher schon einmal in der Vergangenheit begegnet, er kommt gleich mit auf den Run. Tuareg hat erst noch etwas zu erledigen, bevor er Seattle verlassen kann. Doc setzt vorsichtshalber Mystique für eine Verfolgung Tuaregs an. Außerdem holen Doc und Snowcat noch TriXhot für ihren Proberun mit an Bord, somit hat die Gruppe mit FTW und Butcher drei Anwärter für UC dabei. 

Lies nun die Story um den Shroud Of Shadows. Über Deine Kommentare freuen wir uns sehr. Sie passen unter „A Tale So Far, Part III“, [LINK]

Bist Du bereit, omae? Na dann los!


TriXhot hörte Snowcats Ausführungen um den Run konzentriert zu und griff ohne hinzusehen nach ihrem Bier. Sie griff verdutzt ins Leere, sah auf den Tisch und fand ihr Glas um 2-3 Zentimeter weiter links von der erwarteten Position vor. Snowcat hatte sehr wohl bemerkt, dass FTW und auch Starbuck so etwas ähnliches kurz zuvor ebenfalls passiert war. Butcher grinste verschmitzt. 

Die Stimmung im Hinterzimmer des Banshees war gut, das Kennenlernen verlief angenehm. Average hatte es gerade mal wieder geschafft alle mit seiner Aussage zu verwirren. TriXhot verzog das Gesicht, sie blickte Doc fragend an, „Ist Average eigentlich ein Profi?“

Snowcat schüttelte den Kopf. „Nein, ist er nicht.“

Mystère erwiderte ernst, „Aber er ist unser Maskottchen, denn er bringt Glück. Jedenfalls reden wir uns das gerne ein.“

Doc grinste, „Irgendwem wird er schon Glück bringen, wir wissen nur noch nicht ganz wem.“

TriXhot lachte ansteckend, „Na dann kann ja nichts mehr schief gehen.“ 

Innerhalb von wenigen Minuten waren die ersten Details für den Run geklärt. Nichts stand einer Zusammenarbeit im Weg. Alle Anwesenden schienen heiß auf einen Job. Butcher hob sein Glas, „Na dann lasst uns mal darauf anstoßen, dass uns in den nächsten Tagen weder Drachen noch sonst wer in den Hintern beißt.“

FTW grinste breit, „Na das ist doch mal ein berechtigter Grund zum Anstoßen.“

Bevor sich Snowcat am Morgen des 28.7.2072 zum Flughafen aufmachte, verabschiedete sie sich von Mrs. Hayden, ihrer Nachbarin in Tarislar. Die Elfe hatte während des Urlaubs beschlossen ihren Wohnsitz in Tarislar aufzugeben, während der Informationsbeschaffung in den letzten vier Tagen hatte sie das nebenbei in Angriff genommen. Sie war einfach viel zu selten in der Stadt, um hier zwei Wohnungen zu brauchen. Sollte sie mal in Tarislar übernachten wollen, hatte sie ja immer noch ihr Versteck am Rand des Bezirks. Die freundliche Zwergin verdrückte sogar eine Träne und versprach, sich um den Dachgarten zu kümmern, bis ein Nachmieter gefunden war. 

Snowcat strich zum Abschied noch einmal über das Buntglasfenster und das Mosaik auf dem Boden davor. Sie hatte viele Stunden für beide Kunstwerke gebraucht und sie konnte sich noch an das Einsetzten jedes Steinchens und von jedem Stück Glases erinnern. Es kam ihr vor, als wäre es erst gestern gewesen und wenn sich genau darüber nachdachte, war es ja auch noch gar nicht so lange her. 

Das große Wandgemälde hatte sie mitgenommen. Es zeigte sie selbst, wie sie auf einem Drachen mit Cravens Augen über ein vom Sturm gepeitschtes Seattle ritt. Snowcat hatte es jedoch nicht in ihre Wohnung in Downtown gebracht, sondern in ihr Versteck im Southwind-Komplex in Tarislar, wo jetzt auch die Drohnen der alten Wohnung untergebracht waren. 

Um 9.00 Uhr traf sie sich mit Doc und fuhr mit ihm zum Flughafen, die beiden reisten als Paar und hatte in Québec City auch nur ein Zimmer auf Docs Namen reserviert. 

Blackstone und Mystère reisten ebenfalls einzeln und waren unabhängig von einander im Hotel untergebracht.

TriXhot, FTW, Starbuck, Butcher und Average, der beschlossen hatte, Chido mitzunehmen, würden erst heute nacht mit Ricky Steelsky fliegen. Er bekam 10.000¥ für den Transport, das Safehouse und zwei Wagen zu mieten kostete das Team weitere 5000¥. 

Das Hotel Fairmont Le Chateau Frontenac war einfach wunderschön, hier wäre Snowcat auch jederzeit ohne einen Run vor sich zu haben freiwillig untergekommen. 

In nur einem Kilometer Entfernung lag das alte Fort von Québec. Jetzt Hauptsitz der Gendarmerie. Die Gendarmerie war eine Tochtergesellschaft von Lone Star. Das Hotel war also ein ziemlich sicherer Ort, was sowohl Vorteil, als auch Nachteil sein konnte. 

Das historische Gebäude war Efeu umrankt, kein Standart-Efeu, sondern welches, dass magisches Eindringen verhindern konnte. Natürlich gab es zusätzlich Hüter, damit man die Fenster nicht zuranken lassen musste und trotzdem alles sicher war. Watcher kreisten im Haus umher und außen herum. Ferner patrouillierten zahlreiche Minidrohnen über das Gelände, überwiegend diskret im Garten versteckt oder hoch in der Luft.

Snowcat checkte als die Eurasierin Catherine Yakamura ein, ihres Zeichen freie Journalistin und laut ihrer Agenda Spezialistin für Life-Style und Kunst. Sie erklärte dem Mann an der Rezeption in ihrem besten Französisch, dass sie hier ein paar freie Tage mit ihrem Freund verbringen, diese aber gleichzeitig nutzen wolle, um einen Bericht über dieses wunderbare Hotel zu verfassen. Der hilfsbereite Mann war hocherfreut, stellte Snowcat umgehend Informationsmaterial des Hotels zur Verfügung und bat sie, sich jederzeit bei ihm zu melden, falls er etwas für sie tun könnte. Der erste Schritt war also bereits nach wenigen Sekunden geschafft. 

Snowcat nahm sich die Zeit den Ausblick aus dem Zimmer zu genießen, auch wenn sie so einiges zu tun hatten. 

Tatsächlich war der Saal Vercheres für die nächsten Tage vermietet und konnte nicht von Außenstehenden besichtigt werden. Eine Besichtigung des Ballsaales am Nachmittag ergab, dass sich dort drinnen sage und schreibe 10 Geister befanden. Je zwei Feuer-, Luft-, Erd- und Wassergeister und zwei Geister des Menschen. Laut den Bewegungsmustern, die Snowcat gespürt hatte, bauten dort 10 Magier zusätzlich einen eigenen Hüter auf. 

Am Abend trafen sich Doc und Snowcat wir zufällig mit Blackstone, einem Handelsvertreter aus den ADL und Mystère, der wie Snowcat ebenfalls als freier Journalist unterwegs war. Sie kamen ebenfalls rein zufällig locker ins Gespräch und tauschten dabei Informationen aus, die sie inzwischen zahlreich über die Abläufe im Hotel gesammelt hatten. Sie wussten welche Kleidung das Personal trug, wo die Wäschekammern lagen, wann geputzt wurde und, und, und. 

Die Ordensmänner ließen sich leider weder im Speisesaal, noch in der Bar sehen. Sie hatten ein gesondertes Zimmer für ihre Essen gemietet. Mit ihren war eine zufällige Kontaktaufnahme daher derzeit unmöglich. 

Kurz nach Mitternacht klingelte Snowcats Commlink. Tuareg war am anderen Ende der Leitung. Er erklärte ruhig und höflich, dass er seine persönlichen Angelegenheiten nun erledigt habe und gerne mitmachen würde, wenn es noch nicht zu spät sei. Für die Reise würde er auch selber die Kosten tragen. Snowcat sprach sich wortlos mit Doc ab, Ricky war bereits unterwegs, also musste der Mann wirklich allein kommen, aber da Doc sein Okay gab, sagte sie, „Reise nach Québec City und melde dich einfach, wenn du in der Stadt angekommen bist.“

Etwas später stand Snowcat unter der Dusche und dachte nach. Die Templer bereiteten offenbar ein Ritual vor, eines bei dem sie weder beobachtet, noch gestört werden wollten. Aber warum in aller Welt machten sie das hier im Hotel? War der Shroud Of Shadows bereits hier oder bekamen sie ihn erst geliefert? Fragen, denen sie morgen mit dem Rest des anreisenden Teams nachgehen würden. Ihre Gedanken drifteten zu Harlequin ab, sie schloss die Augen und rief sich seine Gegenwart in Erinnerung, wenn er jetzt hier wäre... Es kribbelte in ihrem Unterleib und sie stellte das Wasser der Dusche auf die kälteste  Temperatur. Sie unterdrückte ein Aufschreien. Obwohl sie das öfter machte, da so etwas gut für die Haut war, blieb eiskaltes Wasser eben eiskaltes Wasser

Mit einem Handtuch um den Kopf und in einen Bademantel gehüllt, betrat sie das Schlafzimmer. Doc hatte sich nur seiner Weste, seiner Krawatte und seiner Schuhe entledigt. Er saß in Hemd, Hose und Hut mit ausgestreckten Beinen auf dem rechten Bett. Für einen kurzen Augenblick empfand Snowcat Docs Gegenwart als merkwürdig, aber dann zog sie ihren Bademantel aus, legte ihn über einen Stuhl, nahm das Handtuch vom Kopf, breitete es aus, damit es trockenen konnte und warf sich dann in Harlequins T-Shirt und einer Panty mit rosa Schmetterlingen auf ihr Bett und sagte locker, „Was hältst Du davon, wenn ich für morgen Mittag eine der Angestellten dazu überrede mich statt ihrer im Speiseraum der Templer auftragen zu lassen? Wenn es mir gelingt dort eine Wanze anzubringen, dann wissen wir zumindest, was sie beim Essen besprechen.“

„Als Reporterin für eine Story, meinst du?“

Snowcat nickte.

„Das ist eine gute Idee, selbst wenn die Serviermädchen-Tarnung auffliegt, bleibt deine eigentliche Tarnung bestehen.“ 

„Gut, dann mache ich es so.- Sag mal, wie waren denn nun deine Treffen mit TriXhot und wie schätzt du sie ein?“

Doc überlegte einen Moment, „Ihre Fähigkeiten mit einer Pistole umzugehen sind ziemlich weit ausgeprägt und auch athletisch hat sie einiges zu bieten. Ihr Potenzial scheint mir noch nicht ausgeschöpft, aber sie hat eine Menge Talent. Das ist gut. Von ihrer Persönlichkeit ist sie vielleicht noch ein wenig naiv, was den Punkt Gewalt angeht. Alles in allem denke ich, dass sie für UC eine Bereicherung ist. Den Rest findest du sicher bald selbst raus.“ 

Doc lächelte Snowcat an, sie lächelte zurück. „Das klingt viel versprechend.“ Sie überlegte kurz, ob sie noch eine persönliche Bemerkung zu der hübschen Frau TriXhot machen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Es zeugte nicht von sonderlich viel Stil mit einem Mann ein Schlafzimmer zu teilen und dann über eine andere Frau zu sprechen. Stattdessen sagte sie einfach nur: „Gute Nacht.“

„Gute Nacht meine Liebe.“, Doc zog seinen Hut ins Gesicht und schloss im Sitzen die Augen. Snowcat wusste, dass er bewaffnet war, obwohl sie beide mit einem offiziellen Flug in die Stadt gekommen waren. Bis auf die Peitsche, die sie einfach in den Koffer getan hatte, würde Snowcats Waffen erst morgen mit den anderen anreisen. Sie kuschelte sich unter die Decke und war innerhalb von wenigen Minuten eingeschlafen. 

Um 7.30 Uhr saßen sie bereits beim Frühstück, das Büffet war üppig und vielfältig. Snowcat häufte Obst und Joghurt auf ihren Teller und genoss die gute Qualität. Noch vor 8.00 Uhr meldete sich Starbuck, „Wir sitzen jetzt in den Wagen. Average und Chido sind im Van, der Rest von uns im SUV, wir sehen uns erstmal die Wege in die Innenstadt an und fahren dann ins Safehouse. Eure Datei mit den Infos habe ich bekommen und weiter verteilt. Wollen wir uns zum Mittag in der Stadt treffen?“

„Besser etwas nach Mittag.“, Snowcat erläuterte kurz, was sie nachher vorhatte. 

„Gut, ich sag den anderen Bescheid und dann treffen wir uns um 15.00 Uhr beim Kloster und bauen ein kleines Netzwerk auf.“, er lächelte niedlich.

Snowcat brauchte ungefähr 10 Minuten und ein paar hundert NuYen, um Giselle davon zu überzeugen, ihr ihren Dienst abzutreten. Snowcat besorgte sich eine Uniform, nahm ein bisschen Nanopaste und Giselles Namenskärtchen samt AR-Identifikation und dann servierte sie den Ordensbrüdern das Mittagessen. Bei der Vorspeise brachte sie die Wanze an und beim Servieren des Nachtisches nahm sie die Wanze wieder weg. 

Die Männer sprachen hauptsächlich Latein, aber auch Italienisch und Deutsch. Mit den Vorbereitungen des Raumes waren sie offenbar fertig und alles war bereit für das Ritual, allerdings war ,Jacco‘ noch nicht da und so würden sie wohl erst heute Abend beginnen. 

Es war nicht eindeutig rauszuhören, ob sich das Tuch bereits in den Händen der Männer befand, aber es klang zumindest danach, als wenn es das heute Abend sein würde. 

Snowcat schlenderte an Docs Arm in Richtung Kloster über den Platz vor dem Hotel. Blackstone saß auf einer Bank und las die Ausgabe einer Wirtschaftszeitung. Starbuck saß in einem Kaffee in der Nähe und trank einen Espresso. Average ging beim Kloster mit Chido Gassi. Mystère der nicht wieder zu erkennen war, sah sich den offiziellen Teil des Krankenhauses an, welches das Kloster in sich barg. Butcher und TriXhot liefen Händchen haltend am Ufer des Fleuve Saint-Laurent und FTW saß auf einer Bank, genoss die Sonne und aß ein Sandwich. Starbuck richtete die verschlüsselte Konferenzschaltung ein und das Team verteile die Fakten untereinander. 

Starbuck hatte in den letzten Stunden seine Augen und Ohren in der Matrix offen gehalten und war zu dem Schluss gekommen, dass zumindest zwei namenhafte Artefaktjäger am Shroud Of Shadows dran waren. 

Zum einem Medjay, der Knight Of Rage und Diener Celedyrs, dem Snowcat, Mystère und Average bereits in Lagos bei der Versteigerung der Piri Reis Karte begegnet waren. Damals hatte es ein Attentat auf den Mann gegeben, nachdem das Team schon mit der Karte auf und davon gewesen war, dennoch könnte es durchaus sein, dass Medjay UC für diesen Anschlag verantwortlich machen würde, auch wenn er nicht unbedingt Snowcat die Verantwortung dafür gab. Snowcat war damals mit ihren weißen Haare aufgetreten und sie hatte Medjay in Québec noch nicht gesehen. 

Als zweite namenhafte Person hatte Starbuck Alexander Tintagel ausgemacht. Tintagel, seines Zeichens ehemaliger Captain der Tir Ghosts und Paladin von Lugh Surehand. Er hatte versucht beim Putsch in Tir Taingire 20 seiner Männer mit ins Exil zu führen, aber ihre Flucht wurde verraten und er überlebte als einziger. Tintagel galt weiter als Surehand treu ergeben und er stand für all das, was einen modernen Tir bis zur Revolution ausgemacht hatte

Zwei starke Konkurrenten. Wie dicht die beiden oder zumindest ihre Leute an dem Artefakt dran waren, wusste Starbuck nicht. 

Es blieb die Frage, warum hatten die Templer vor, das Ritual im Hotel durchzuführen und um was für ein Ritual handelte es sich? Snowcat lehnte sich an Doc und dieser nahm sie sogleich in den Arm. So getarnt begann Snowcat zu meditieren. Sie sandte ihren Sinn für die Bewegungen im Mana aus und tatsächlich, dort wo das Kloster lag, befand sich ein sogenannter magischer Powerpoint. 

Geschichtlich hatte das Kloster ebenfalls so einiges zu bieten, wie die Runner nun zusammentrugen. Nonnen hatten hier in der Nähe einst eine Krankenstation aufgebaut, die den Iroquesen nicht behagte, sie überfielen die Station. Woraufhin die Nonnen in das Haus Gottes, das Kloster umgezogen waren. Gerüchteweise sollten die Mauern des Klosters heutzutage einen der Vaults Of Aquinas, einen der geheimen Horte des Vatikans, beherbergen. 

„Dann verstehe ich nicht, warum sie das Ritual nicht im Kloster abhalten.“, meinte FTW. 

Snowcat erklärte, „Nun, es könnte sein, das der Ort dort nicht im Einklang mit dem Ritual liegt. Das Kloster wird ein Ort der Heilung sein und wenn es sich bei dem Ritual nicht um ein Ritual mit Heilmagie handelt, dann ist der Ort eher kontraproduktiv.“

Starbuck fragte nach, „Hast du denn eine Ahnung, um was für ein Ritual es sich handeln könnte? Immerhin brauchen die dafür mehr als 20 Mann und 10 Wachgeister.“ 

Snowcat schüttelte den Kopf, „Nein, habe ich nicht, aber bei dem Aufwand wird es sicher ein einzigartiges Ritual sein und es wird mehrere Stunden dauern. “

Doc sagte nun, „Es ist eigentlich auch egal, um was für ein Ritual es sich handelt. Wenn das Tuch da ist, werden wir das Ritual stören und uns das Tuch holen. Am Besten wenn das Ritual im vollen Gange ist, aber noch nicht vor dem Ende steht. Dann dürften die meisten der Magier in Trance stehen und wir halten gleichzeitig die Gefahr gering, dass das fehlgeschlagene Ritual negative Auswirkungen auf die Umwelt hat.“

Das Team diskutierte eine Weile ein paar mögliche Vorgehensweisen und dann sagte Average begeistert, „Auja, die Idee mit dem Feueralarm ist großartig und sie hat eine Menge Vorteile. Die sollten wir nehmen. Sie hat viel Style, ist vielleicht ein bisschen retro, aber wenn Starbuck das Hotelsystem unter seine Kontrolle bringt, sollte das fast easy schafbar sein. Wenn die Priester das nächste Mal in den Raum gehen, also einer reicht da ja, dann schicken wir eine Minidrohne mit rein, denn wenn die Magie können, dann haben die es nicht so mit Technik und die Drohne guckt dann, ob das Tuch da ist und wenn es da ist, lösen wir Feueralarm aus.“

Doc übernahm in der ihm eignen Art das Kommando, „Gut, nehmen wir den Plan, dann ziehe ich mich jetzt mit Snowcat auf unser Zimmer zurück. Alle anderen besorgen Fluchtrouten, die ihr bitte überprüft und uns bitte zukommen lasst, ebenso wie andere Vorschläge für Details. Wir werden dann aus allen gesammelten Ideen einen endgültigen Plan erstellen und Routen zuteilen.“

Ein winziges bisschen seufzte Snowcat innerlich darüber, denn das würde stundenlanges Planen bedeuten. Aber nur ein bisschen, denn erstens war sie inzwischen wirklich gut im Planen und zweitens liebte sie es, den Plan bis hin zur kleinsten Kleinigkeit zu kennen und einen geheimen BackUp-Plan in der Hinterhand zu haben.

Doc erwies sich erneut als brillanter Planer, mit einem vorausschauenden Überblick. Sie rechneten fest damit, dass die Templer bei einer Evakuierung wegen eines Feueralarms das Ritual unterbrechen und das Tuch mitnehmen würden. In dem Gedränge würden die Runner ihnen das Tuch abnehmen. Vorsichtshalber entwarfen Doc und Snowcat aber einem zusätzlichen Plan für den Fall, dass sich die Templer weigern würden, das Gebäude zu verlassen. Jedes Mini-Team bekam eine Fluchtroute und eine Back-Up Route zugeteilt, ferner wurden für den Notfall weitere Wege für jeden einzelnen ausgemacht. So war klar, wer wann in welchem Fall wo eingesammelt werden konnte. 

Außerdem erstellten sie einen groben Zeitplan, wann welche Dinge erledigt sein mussten. Natürlich war später auch ein wenig Improvisation nötig, man würde den Plan je nach Reaktion der Templer anpassen müssen. Sie setzten ferner darauf, dass die christlichen Männer nicht einfach blind Magie im Chaos des Feueralarms einsetzten würden. 

Zwei Stunden später bestätigten alle den Erhalt ihres endgültigen Einsatzplanes, nur Average nörgelte kurz, „Was ich bin mit Chido bei FTW als Fahrer, um mit ihm die Wagen der Gendarmerie aufzuhalten? Da verpass ich ja die Action.“

Snowcat beruhigte ihn, „Ich glaube nicht, dass irgendwer ohne Action auskommt und wenn zu euch wirklich die Gendarmerie kommt, dann habt ihr definitiv einen großen Batzen Action.“

„Na gut und irgendwer muss ja auch am Ende alle von uns einsammeln, hast ja recht und ich kann nun mal alles.“

TriXhot meldete sich, „Wenn Du alles kannst, hättest du vielleicht den niedlichen Rieseneimer mit dem Lebend-Köder kaufen können, der ist nämlich ganz schön schwer.“

Butcher lachte, „Was beschwerst du dich? Ich trag das Teil doch die meiste Zeit. Und da ist echt eine Menge Bewegung drin.“

Snowcat schmunzelte, stellte ihr Micro auf stumm und wandte sich noch mal an Doc. „Ich hab da noch eine weitere Alternative für einen Ausweichplan im Angebot.“, sie erläuterte ihm schnell ihre Idee.

Doc lächelte, „Es ist wirklich beeindruckend zu sehen, dass eine so schöne Frau wie du auch noch mit einem scharfen Verstand ausgestattet ist.“

Kurz vor 18.00 Uhr öffnete einer der Männer in Sultane die Tür zum Saal Vercheres. Mystère steuerte eine Mini-Drohne an der Decke durch die offene Tür. Die ersten Bilder zeigten, dass Kerzen aufgestellt worden waren. Fünf verzierte Holzkistchen standen auf einem Tisch an der Seite des Raumes und wurden von jeweils einem Mann, der hinter dem Tisch stand, bewacht. Ein Kiste stand offen, in der lagen weitere Kerzen. Ansonsten war der Raum völlig frei von Möbeln. 

Snowcat gab bald darauf zwei der drei ,geborgten‘ Uniformen für Hotelangestellten und die dazugehörigen Namensschilder bei Mystère ab, dann schlenderte sie in das hoteleigene Café, das am frühen Abend gut gefüllt war. Sie setzte sich zu Starbuck an den Tisch, begrüßte ihn wie einen alten Freund und überreichte ihm freudestrahlend eine Geschenktüte von Lacroix, in der sich seine Uniform befand. Starbuck warf einen kurzen Blick hinein und lächelte dann schwerfällig, er sah ein wenig blass aus. „Was ist los?“, fragte Snowcat ihn.

„Ich hab über die Matrix auf nichts Zugriff, nicht mal auf das Licht. Ich kann eine Zimmerbelegung ablesen und all das offizielle Zeug sehen, aber nichts anderes. Ich bin ein wenig besorgt, dass das hier alles nur über den Hardware-Zugang funktioniert und wir dafür in die Sicherheitszentrale müssen.“

Von Average kam ein, „Ach nö, das wäre ja doof! Unser cooler Plan.“

Fragg, Average hatte recht, wenn dem so wäre, dann würde ihr Plan weitaus schwieriger werden und eventuell gar nicht funktionieren. Snowcat lächelte Starbuck aufmunternd an, „Vielleicht gibt es ein verstecktes System?“

Wieder schaltete sich Average ein, „Wollte ich auch sagen. Wenn du Hilfe brauchst, dann sag bescheid, dann komm ich dazu.“

Starbuck antwortete, „Noch ist das nicht nötig. Danke Average. Ich suche gerade nach einem versteckten Node.“  Einige Sekunden vergingen, die Snowcat zur Abwechslung wirklich lange vorkamen, sie bestellte sich einen Salat.

Dann atmete Starbuck hörbar auf, „Ich hab was.“, er wurde ganz still. 

Snowcat fand es faszinierend, wie wenig man ihm von seiner Matrixarbeit anmerkte. Nur wenn man ihm direkt in die Augen sah, konnte einem auffallen, dass er mit seinen Gedanken woanders zu sein schien, sein Blick war ein wenig entrückt. 

Snowcat kannte Starbuck gut, denn sie bemerkte sofort, wie sich seine Stirn in leichte Falten legte und sein Blick starrer wurde. Was er da gerade machte war anstrengend und höchstwahrscheinlich ziemlich knifflig. Schweiß trat ihm auf die Stirn. 

Snowcat lenkte die Umgebung ab und erzählte Starbuck auf Englisch plaudernd etwas über die Fashion Week in New York und welche außergewöhnlichen Dinge sich Antonio Versace für Zoé hatte einfallen lassen. Jeder, der die beiden Metamenschen dort am Tisch sah, würde vermuten, dass der Mann einfach nichts mit Mode am Hut hatte. Was durchaus ins Bild passte, schließlich war Starbuck in eine schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt gekleidet. 

Nach fast zwei Minuten nickte Starbuck unmerklich, sah Snowcat an und fragte, „Hast du denn was aus der Versace-Serie in New York gekauft?“ Über das Teamnetzwerk kam ein, ,Bin jetzt drin und hab Zugriff. Auf eurer Signal kann ich Feueralarm auslösen und auch die Weiterleitung unterdrücken. Ist aber ein bisschen schwierig hier. Je weniger ich zu tun habe, bevor es losgeht, desto besser. Wir wollen ja nicht auffallen, sondern uns möglichst unauffällig das Tuch schnappen.‘

Wie aufs Stichwort zeigten die Bilder der Drohne, dass im Saal Vercheres die mittlere Kiste auf dem Tisch geöffnet und ein großes schwarzes Tuch herausgenommen wurde, welches das es umgebende Licht irgendwie zu schlucken schien. Bingo. Fünf der 25 Priester bezogen vor Türen und Fenstern Stellung, um sie zu bewachen. Die restlichen Männer stellten sich im Kreis auf und begangen mit einer Intonation.

Doc sagte, „Dann legen wir mal los und starten mit den Vorbereitungen für das Spiel. “

Starbuck erhob sich und entfernte sich dann in Richtung der WC‘s. 

TriXshot begleitete Mystère auf dessen Zimmer, wo Mystère sein Äußeres in das einer Frau änderte, alle drei zogen beinahe zeitgleich Kleidung von Hotelpersonal über. 

TriXhot und Mystère schnappten sich einen Gepäckwagen und brachten das Gepäck von Snowcat, Doc, Mystère und Blackstone zum Parkplatz, wo Average und FTW es in den Van verluden und damit davon fuhren. 

Doc deponierte zwei Rauchgranaten und brachte Snowcat im Anschluss ihr Daypack. Die Beiden vertrieben sich die restliche Wartezeit bis zum eigentlichen Start in der Lobby. Das Ritual war nun seid gut einer halben Stunde im vollen Gange. 

Snowcats Commlink schellte lautlos, sie erschrak und stellte erleichtert fest, dass nur Tuareg anrief. Für einen Moment hatte sie befürchtet, ein anderer Artefakt-Jäger könnte sich melden. Blöde Paranoia. 

Tuareg war soeben auf dem Flughafen von Québec City gelandet. Snowcat nannte ihm eine Adresse und gab ihm vorsichtshalber auch die Nummern von Doc, Starbuck und Average. Wenn er den genannten Ort erreicht hatte, konnten die Runner ihn in ihr Netzwerk und ihre Handlungen mit einbeziehen. 

Doc sagte ruhig, „Teile die erste Runde Karten der Partie aus.“ Innerhalb von wenigen Minuten meldeten alle, dass sie ihr Blatt erhalten hatten. 

Doc bestätigte, „Dann spielen wir die erste Karte aus.“ 

Starbuck zündete die Granaten fern, löste Feueralarm an mehreren Stellen aus und hielt gleichzeitig die Meldung an die Feuerwehr zurück. 

Mystère beeinflusste den Geist von zwei Sicherheitsangestellten des Hotels, die kurz darauf den Ausbruch eines Feuers bestätigten. 

Das Hotelinterne System läutete die Evakuierung ein, Sirenen und eine automatische Ansage in mehreren Sprachen erklang über Lautsprecher und AR.  

Wie Doc prophezeit hatte, entstand in der Lobby augenblicklich Chaos, einige wollten sofort hinaus, andere wollten auf ihre Zimmer, um ihre Wertsachen zu holen. Das Personal musste Richtungsweisend eingreifen. 

Average, der mit FTW auf der Strasse vor dem Hotel parkte, seine bewaffnete Drohne in der Nähe in Stellung gebracht hatte und somit die Zufahrt zur Gendarmerie im Auge behielt, sagte, „Hier ist noch alles ruhig.“

Starbuck, TriXhot und Mystère, klopften laut an den Türen des Saals Vercheres. Mit Hilfe der Drohnen-Sensoren war zu sehen, wie man drinnen das Ritual abbrach. Die Templer, die daran teilgenommen hatten, wirkten eine wenig desorientiert. Leicht verdattert sammelten sie ihr komplettes Equipment ein und verstauten es in die Kisten. 

Von Starbuck kam, „Ich behalte unser Kiste mit dem Tuch im Auge und markiere euch die Position.“

Die Templer öffneten die Türen und kamen geschlossen aus dem Saal. TriXhot sagte ihren perfekt auswendig gelernten Satz auf, „Suivez-moi, s'il vous plaît. Folgen Sie mir bitte!“, und sie wiederholte ihn immer wieder. 

Im Vorbeigehen sammelte Mystère die Mini-Drohne ein. 

Doc analysierte die Lage, ein Kiste zu stehlen würde ein wenig schwieriger werden, als jemandem ein Tuch aus der Tasche zu ziehen. „Hier ist noch nicht genug Gedränge. Butcher, Blackstone, könnt ihr einen Trumpf an der Eingangstür ausspielen?“

Butcher reagierte als erster, „Ich mach da was.“

Und tatsächlich entstand wenige Augenblicke später ein Knäul an den beiden Hauptausgängen. Das Personal, allem voran die verkleideten Runner, reagierte sofort und leitete die Gäste, die nun von allen Treppenhäusern aus in die Lobby und das Foyer strömten, zu schmaleren Seitentüren um. 

Wie zufällig wurden Doc und Snowcat quasi neben den Priester durch eine der Türen geschoben, natürlich waren die Anweisungen von Mystère dabei sehr hilfreich. Snowcat warf einen schnellen Blick auf ihr AR-Display. Sie fand bestätigt, was sie gehofft hatte. Sie stand nun genau neben dem Templer, der das Kästchen mit dem Tuch trug. Sie drückte einen AR-Button und bei TriXhot im Display leuchtete auf, ,Spiel die Dame aus.‘ TriXhot reagierte schnell und geschickt. Sie schubste jemanden und stolperte dann selbst. 

Hinter Snowcats Nacken erklang Doc tiefe Stimme, die befehlsgewohnt auf Latein sagte, „Lass die Kiste fallen!“ 

Der Templer konnte dem Impuls nicht widerstehen, er ließ die Kiste sofort los. Snowcat stand bereit, um sie aufzufangen. 

Starbuck, Mystère, TriXhot und Doc schoben und drückten nun und da sie alle wussten was sie taten und mit all ihren Fähigkeiten nachhalfen, musste Snowcat wiederum gar nicht viel tun. Sie wurde quasi wie in einer Stromschnelle mit der Kiste im Arm aus der Menschenmasse gedrängt. Doc war dicht hinter ihr.

Mystère und TriXhot sorgten für mehr Chaos, zwei Templer stürzten, als sie hektisch nach der Kiste sahen. 

Starbuck meldete der Feuerwehr von Québec City einen Großbrand und löste weiteren Alarm im Hotel aus. 

Snowcat hatte das Kistchen unterdes in einem dehnbaren Beutel gestopft, eigentlich hätte sie das Tuch jetzt bereits zur Abschirmung der Aura in der Mansaheet-Tasche verstauen sollen, aber durch den Transport in der Kiste war dazu im Moment keine Möglichkeit. Im Laufen tat sie die Manasheet-Tasche ebenfalls in den dehnbaren Beutel, alles würde so erstmal zusammen in den großen Eimer mit dem Lebend-Köder müssen.

Snowcat steuerte auf Blackstone und Butcher zu, wobei sie versuchte die mächtige Aura des Tuches so gut es ging mit ihrem Körper und ihrer Aura nach hinten in Richtung der Templer und deren Geister abzuschirmen. Snowcats Herz schlug ihr Dank des Adrenalins bis zum Hals. 

Ein Templer brüllte auf Latein, „Ich hab das Artefakt verloren.“ 

Butcher nahm den Deckel vom Eimer, Blackstone streckte die Hände aus, um Snowcat das Paket abzunehmen. 

Weitere Stimmen riefen etwas auf Französisch. „Platz da, im Namen des Herrn.“

Noch drei Schritte.

Snowcat konnte den Tumult hinter sich förmlich spüren, aber noch wusste dort niemand, in welcher Richtung sie suchen sollten. 

Noch zwei Schritte. 

Eine Frau schrie hysterisch. Eine zweite fiel mit ein, TriXhot und Mystère waren wirklich gut.

Snowcat übergab die Kiste, Blackstone griff mit beiden Händen zu, drückte das Paket wie einen Football an sich, damit es ihm niemand entwenden konnte und wollte sich gerade Butcher zudrehen, als er plötzlich stehen blieb.

Die Kleidung des Zwerges knarzte und dehnte sich in unglaublicher Geschwindigkeit. Seine Hose und sein Hemd bekamen Risse. Blackstone blickte entsetzt auf seine Hände, die sich gerade verformten. Ihm wuchsen Klauen. 

Das Paket fiel zu Boden und landete halbwegs in dem Eimer mit dem Lebend-Köder.

Blackstones Kleidung platze völlig und dort, wo eben noch der Zwerg gestanden hatte, stand nun die Gestalt eines schwarzen Drakes, der nicht wusste, wie ihm geschehen war. 

Für den Bruchteil einer Sekunde war Snowcat wie erstarrt. 

Ihr Kopf war völlig leer. 

Dann schossen Gedanken hinein. Doch nun war keine Zeit zu denken, es war Zeit zu handeln.

Snowcat hörte Docs Stimme, er sagte drei Worte: „Dead Mans Hand!“


                                                             UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

                              UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See! 


Was es mit dem schwarzen Drake auf sich hat, ob und wie die Runner den Shroud Of Shadows aus der Stadt bringen können, wer alles die Verwandlung gesehen hat, wer die Runner nun jagt und warum er das tut, wird demnächst hier zu lesen sein.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*