Teil 7

7

Gegen Mittag des nächsten Tages, es war Samstag der 26. April 2067, standen Snowcat und Craven bei Duke in dessen Wohnung in Seattle/Downtown und staunten nicht schlecht.

„Wow“, bemerkte Snowcat, du wohnst nicht nur in einer piekfeinen Gegend, du bist auch noch superteuer eingerichtet. Na, passt halt zu deinem Namen.“ Sie zwinkerte ihm zu.

Fahnen und Wimpel, die für Snowcat keine Bedeutung hatten, schmückten die ansonsten kahlen Wände des sparsam eingerichteten Raumes. Sparsam und nicht spärlich. Die freien Flächen gaben einem das Gefühl von Luxus.

Craven grinste breit, „Was meinste Fivestein, wenn ich mich in King umbenenne, wohne ich dann auch passend zu meinem Namen?“

Snowcat antwortete zuerst: „Nein, dann wohnst du passend zu deinem Wesen.“

Craven zog Snowcat an sich: „Du weißt immer genau was ich hören will, meine Liebste.“

Starbuck saß auf der Couch, die in der Mitte des in gedeckten Farben gehaltenen Wohnzimmers stand. Nun erhob er sich, um die beiden Elfen zu begrüßen. Er küsste Snowcat auf die Wange, die Craven immer noch im Arm hielt. „Ihr habt Recht, Duke wohnt echt nicht schlecht und weil ich schon ein paar Stunden hier bin, hat er inzwischen auch ein Haussystem das auf einem aktuellen Stand ist. Wenn sein Name nämlich irgendwas mit seinen Kommunikationsanlagen zu tun gehabt hätte, dann hätte er bis vor eine Stunde noch geheißen: ,Duke, gestorben 2055‘!“ Er grinste breit.

Craven klopfte Starbuck auf die Schulter: „Gut gemacht. So Five, dann zeig uns mal den Rest deiner Bude.“

„Mach ich.“, Duke machte eine ausholende Geste mit der Hand in Richtung der Küche, die direkt in das Wohnzimmer überging. „Viel ist da allerdings nicht mehr. Die Küche seht ihr ja. - Wollt ihr irgendwas trinken?“

Snowcat nickte: „Ein Kaffee wär toll, der passt nämlich super zu den Donuts, die wir mitgebracht haben.“

„Gut, den mach ich dann gleich, aber erstmal zeig ich euch die restlichen Zimmer.“

„Man, Duke, den musst du doch nicht nachher machen. Ich hab dir doch gezeigt, du kannst die Maschine über AR von jedem Punkt in der Wohnung aus anwählen. Und bei dem Luxusmodel von Vollautomaten den du besitzt, kannst du unzählige Kaffee-, Tee- und Schokoladenspezialitäten vorbestellen.“ Starbuck lachte laut und schüttelte dabei den Kopf.

Duke blickte etwas grimmig drein , „Ja, aber selbst wenn ich das Menü gefunden habe und damit zurechtkomme, dann muss ich doch immer noch jedes Mal die Tasse unterstellen, oder soll ich das teure Zeug etwa über den Tisch laufen lassen.“

Starbuck zog fragend die Augenbrauen zusammen, „Nein, du musst eigentlich keine Gefäße drunter stellen. Jedenfalls nicht, wenn du das Vorratsschränkchen befüllt hast!“

Duke machte große Augen, „Ach du meinst, dieser riesige Platz ist für Tassen und so. Ich hatte mich schon gewunderte, dass die Kaffeepackungen da gar nicht so gut reinpassen. Dachte, das liegt daran, dass das ein europäisches Model ist und in den UCAS die Maße vielleicht einfach anders sind.“

Craven schüttelte sich aus vor Lachen und klopfte sich auf die Schenkel. „Mensch Fivestein,“ vor Lachen bekam Craven kaum ausreichend Luft zum Sprechen, „Und warum hat deiner Meinung nach der Apparat jedes Mal gerattert, wenn du eine neue Tasse angewählt hast?“

Duke blickte Craven verständnislos an: „Die Maschine rattert nicht, wenn ich Kaffee mache.“

„Nein, natürlich nicht“, auch Starbuck lachte nun heftig, „denn du hast ja auf Einzel-Handbetrieb geschaltet!“

Duke verteidigte sich zunächst nachhaltig: „Ich mach den Kaffee halt noch mit Liebe!“ Doch nachdem auch Snowcat nicht mehr an sich halten konnte und losprustete, fiel er ins Lachen mit ein.

Schließlich erbarmte sich Starbuck: „Zeig du den Beiden mal die Wohnung und ich mach das mit dem Kaffee.“


Duke öffnete die zweite Tür, „so, dass hier ist dann das kleinere Gästeschlafzimmer, das zur Zeit Starbuck zur Schlafstätte dient.“

„Auch nett!“ Snowcat lehnte sich an den Türrahmen und nahm eine möglichst vorteilhafte Pose ein, „Aber dein Schlafzimmer hat mir besser gefallen, da ist das Bett größer.“ Sie gab einen schnurrenden Laut von sich, dann stieß sie sich lässig vom Türrahmen ab und fragte: „Sag mal, bekommt man eigentlich Rabat, wenn man für die ganze Wohnung zusammen passende Möbel kauft?“

„Nein, nicht unbedingt glaub ich!“, erklärte Duke. „Jedenfalls hab ich keinen bekommen. - So, und nun noch das Bad!“ Er öffnete die letzte Tür.

Ein großes, modern eingerichtetes Bad mit zwei Waschbecken, einer Duschkabine und einer gigantischen Wanne aus rot-gelb marmorierten Stein empfing sie. Das warme Geld und dunkle Rot sorgen für ein hohes Maß an Behaglichkeit und Wärme. Snowcat traute ihren Augen nicht: „Das riesige halbrunde Teil ist deine Badewanne? Mit vier Wasserhähnen?“

„Aus den beiden kleineren Hähnen kommen die Zusätze!“ Duke trat zur Seite und gab somit den Weg frei.

Snowcat tänzelte hinein und setzte sich sofort in voller Montur in die Badewanne. Ihre Lederhose knarzte dabei leicht. Sie räkelte sich in Pose. Dann fiel ihr Blick auf das Bidet, neben der Toilette die höhenverstellbar war. „Und was ist das da, ein Kinderwaschbecken? Denn für dich hängt das ein bisschen tief, oder?“

Craven lachte schallend. „Nee, das ist bestimmt zum Haare waschen. Oder warte Mal, ich hab noch ne bessere Idee, das ist ein spezielles Kotzbecken. Falls Five mal einen über den Durst getrunken hat!“

Duke schüttelte lachend den Kopf: „Nein, das ist ein Bidet und das benutzt man, um sich den Genitalbereich zu waschen.“

„Na dann eben das!“, Craven lachte weiter. „Jedenfalls wusste ich gleich, dass es sich dabei um was überflüssiges handelt. Aber dass du hier was hast, was du so wirklich gar nicht brauchen kannst, konnte ich ja nicht ahnen!“ Craven trat an die Wanne, blickte auf die Konsole und rief das AR-Schaltpult auf. Es musste erst booten, was darauf schließen ließ, dass es noch nicht benutzt worden war. „Die Wanne kann sogar blubbern!“ Er stieg zu Snowcat und ließ sich ihr gegenüber nieder. Noch immer war Platz. „Echt cooles Teil Five. Aber hast du keine Angst in dem Zwergen-Familienbad alleine zu ertrinken?“

Duke rümpfte die Nase. „Nein hab ich nicht. Abgesehen davon, wer sagt denn, dass ich hier drin alleine bade?“

Craven grinste, „Na ich! Pures Wissen übrigens. Aber jetzt wo Starbuck hier wohnt, musst du nicht mehr so viel Angst haben.“

Bevor Duke antworten konnte fragte Snowcat: „Darf ich ein Bad nehmen? Jetzt gleich meine ich!“

„Klar, gerne doch. Aber vielleicht ziehst du dich vorher aus. Ich kann dir auch helfen!“

„Na klar,“ brauste Craven auf, „DAS hättest du wohl gerne!- Davon träumen darfst du gerne! Welche Handtücher dürfen wie benutzen?“

Duke lächelte freundlich, „Welche ihr wollt. Dann viel Spaß.“ Er schloss die Tür hinter sich. 

„Danke, werden wir haben!“, rief Craven ihm nach. Dann stieg er aus der Wanne und hielt Snowcat die Hand hin, um ihr herauszuhelfen. Anschließend ließ er Wasser in die Wanne laufen und stellte Temperatur, Zusatz und Whirlpool ein. Zuletzt half er Snowcat dabei ihre Korsage auszuziehen.

Laut schnurrend stieg Snowcat in das duftende Wasser. „Ist das nicht eigentlich ein bisschen dreist, hier zusammen zu baden?“, fragte sie, und pustete dabei spielerisch etwas Schaum von ihrer Hand.

„Vielleicht, aber genau so was erwartet man doch von zwei Strassenkindern wie uns, nicht war?“

Snowcat lächelte sinnlich und ließ sich tiefer in das Wasser sinken.

Craven presste die Lippen aufeinander und fuhr sich kurz mit der Zunge darüber: „Wahrscheinlich rechnen die beiden jetzt sogar fest damit, aus dem Bad ein Stöhnen zu hören.“

„Na dann tun wir ihnen doch den Gefallen und stöhnen ein bisschen!“


Vierzig Minuten später verließen sie das Bad wieder. Snowcat fühlte sich herrlich. Der Duft von Kaffee empfing sie. „Habt ihr uns noch Donuts übrig gelassen?“, fragte sie.

„Natürlich!“, meinte Starbuck lächelnd. „Ich hoffe du magst auch heute noch die mit Nougat-Creme gefüllten!“

„Hmmm.“ Snowcat setzte sich zu Starbuck auf die Couch. Sie mochte es, wenn er so sanft und freundlich mit ihr sprach. Sie mochte ihn wirklich. Sie fand ihn süß - für einen Menschen.

„Wa‘sn ei‘nentlich mit Locke?“ Craven hatte den Mund noch voll und spülte den Donut mit Kaffee runter. „Kommt der auch noch zum Kaffee vorbei oder hat ihn jemand inzwischen schon zu Fischfutter verarbeitet ?“

„Keine Ahnung, aber wir können ihn ja mal fragen. Noch sitzt er bei mir in der Wohnung, glaub ich!“ Starbuck ließ den Trideoschirm von Duke aufleuchten und dort war nun ein vollkommen in Chrom eingerichteter Raum zu sehen. Die Möbel waren beiseite geschoben worden und Clicks, der immer noch den selben schmutzigen und eingerissenen Taucheranzug von gestern Nacht trug, saß in der Mitte, umrandet von mit Kreide gezeichneten Symbolen. Vor ihm standen einige Kerzen in verschiedenen Blautönen. Er war gerade dabei die erste Kerze zu entzünden, anschließend stand er auf und wedelte mit der Kerze oben in der Luft herum. Starbuck rief: „Oh nein, Clicks nicht doch!“

 Erschrocken ließ Clicks die Kerze fallen, und sah sich um. „Starbuck?“ fragte er. In diesem Augenblick schaltete sich das automatische Feuerlöschsystem ein, ein Gasgemisch strömte von der Decke. - Jedoch nur für ein paar Sekunden, dann hatte Starbuck es drahtlos wieder abgeschaltet.  

Clicks hustete heftig und stand wütend auf. „Was ist denn das für ne Scheiß-Bude hier? Ich hatte auf Wasser gehofft, und nicht auf Gas, das einem die Luft aussaugt!“

Starbucks Stimme erschallte in seiner Wohnung über zahlreiche Lautsprecher: „Für wie blöd hältst du mich denn eigentlich? Hast du ne Ahnung, welchen Schaden Wasser bei der ganzen Elektronik anrichten kann? Und überhaupt, wer löscht schon heute noch mit Wasser?“

Clicks sah sich abermals um. „Na alle, die noch weiter atmen wollen, wenn bei ihnen zu Hause Feuer ausbricht! Starbuck, wo steckst du denn? Ich dachte du bist bei Duke!“

Starbuck seufzte, „Bin ich auch, jedenfalls mein Meatbody. Aber das ist mein zu Hause und somit mein System. Wäre mein Körper jetzt ebenfalls dort, würde ich wahrscheinlich auf der Spezialsessel liegen, den du so unachtsam beiseite geschoben hast. Bei Feueralarm hätte eine externe Beatmung automatisch begonnen und außerdem wäre da noch Pip. Aber ich weiß gar nicht, warum du dich beschwerst, hattest du nicht neulich erst festgestellt, dass du auf Ersticken stehst?“

„Ja, aber nur, wenn andere ersticken.“ Clicks nickte heftig, „Aber vor allem stehe ich auf Wasser.“

„Ihhh,“ schaltete Craven sich ein. „Lasst mal das widerliche Gequatsche. Starbuck, frag ihn lieber, ob er Bock hat heute noch vorbei zu kommen!“

Clicks erschrak ein wenig. „Craven, bist du etwa auch da?“

„Jep. Ich kann prima in deine Hackfresse gucken, Locke!“

Clicks schien empört: „Warum könnt ihr mich sehen und ich euch nicht? Sind Snowcat und Duke etwa auch noch da!“

Fast gleichzeitig riefen alle vier: „Ja!“

Starbuck feixte: „Aber du kannst uns nicht sehen, weil ich nicht will!“

„Na prima!“ brummte Clicks sarkastisch.

„Wat is‘n nun? Kommste vorbei oder nicht!“ harkte Craven nach.

„Im Moment kann ich nicht. Eigentlich konzentriere ich mich gerade und stelle einen Hüter auf, damit der Blutmagier aus der Pyramide Starbuck nicht in seiner Bude verhexen kann.“

„Na willste dann heute Abend mit ins Underworld? Oder biste bis dahin noch nicht fertig?“ , wollte Craven nun wissen.

„Doch, eigentlich schon, aber ich hab kein Geld für sowas.“ Clicks klang genervt.

„Schon wieder nicht! Was machst du denn immer mit deiner Kohle?“ Craven zuckte mit den Schultern: „Na was solls, ich lad dich ein und pack sogar noch ne Portion Fischfutter oben drauf.“

Hätten Duke oder Starbuck jetzt noch Donuts im Mund gehabt, wahrscheinlich hätten sich sich beide vor Erstaunen verschluckt, dachte Snowcat. Sie selbst war auch ein wenig über Cravens Verhalten überrascht, ließ sich das aber nicht anmerken.

Clicks nickte. „Gut, dann komm ich mit. Danke. Dann holt mich am Besten so gegen 21.30 an der Stelle von vorhin ab. - Du Starbuck, ich kann nicht eben mal das Wasser in der Küche aufdrehen und ne kleine Überschwemmung verursachen?“ Clicks klang nun völlig gelassen. 

„Untersteh dich.“, rief Starbuck hektisch.

Clicks grinste breit, was schrecklich aussah, denn für einen kurzen Moment hatte man das Gefühl, er besäße zwei Zahnreihen: „Schon gut, ne Schüssel mit Wasser tuts auch!“ Nun lachte er schallend.


Pünktlich um 21.30 Uhr stand Snowcat mit Craven vor einem Laden der Fast-Food-Kette Toni Mangeare, hier gab es preiswerte Pizza und Pasta. Sie hatten beschlossen, vorher hier alle gemeinsam noch etwas essen zu gehen. 

Starbucks Wagen parkte direkt hinter den beiden Motorrädern der beiden Elfen. 

Craven bemerkte mit leichtem Hohn: „Na, dann war Clicks wohl doch noch früher fertig. Es sei denn, er ist gar nicht mit.“

„Doch ist er.“ Snowcat starrte die gerade aussteigende Gruppe entsetzt an, „Und Clicks trägt immer noch den Taucheranzug von gestern Nacht. Ich glaub es einfach nicht! So bekomm nicht mal ich ihn ins Underworld rein!“

Craven zeigte mit dem Finger auf Clicks und fragte ihn: „Was soll denn das, Flosse?“

Duke grinste breit. Clicks hingegen zuckte mit den Schultern. „Ihr habt mir doch gesagt, dass ich auf keinen Fall auf mein Boot darf, also hab ich auch keine anderen Klamotten!“

Craven schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

„Anhalten und noch was kaufen wollte er auch nicht.“, erklärte Starbuck schmunzelnd, „Dafür hat er kein Geld!“

„Na kommt, wir gehen erstmal rein. Ich hab schon ne Idee, aber erstmal was essen.“


Auf dem kurzen Weg zum Underworld hielt Craven vor einem der zahlreichen Sexshops. „Bin gleich wieder da.“, sagte er zu Snowcat, als er sie zum Abschied küsste. Snowcat stellte nicht mal ihre Maschine aus. Drei Minuten später kam er mit zwei Spraydosen in der Hand wieder heraus. Über Commlink meldete er: „Starbuck fahr mal schnell hinten in die nächste Gasse und lass Clicks aussteigen!“ 

„Was hast‘n gekauft?“, fragte Snowcat neugierig. Craven hielt ihr die Dosen so hin, dass sie die Aufschrift lesen konnte.

„Sprühlatex- schwarz“ stand darauf.


Heute Nacht stand zum ersten Mal das gesamte Team in Schwarz gekleidet vorm Eingang des Underworld. Snowcat hielt eine schwarze Hundeleine in der Hand, deren anderes Ende an einem Stachelhalsband um den Hals von dem mit Latex besprühten Clicks befestigt war.

Der Rausschmeißer am Eingang grinste anzüglich „Du kannst rein, aber dein seltsames Haustier kannst du an nem Samstag draußen anbinden.“

Snowcat zog ihren schönsten Schmollmund und hauchte: „Ach komm schon, ich pass auch auf, dass er nicht in den Laden macht!“

Der Typ gab umgehend nach „Na gut! Aber du könntest echt viel Bessere anleinen!“

Kaum waren sie drin, ließ Snowcat die Leine los und murrte: „Man Clicks, was ich für dich alles auf mich nehme, ist echt nicht zu glauben.“

Clicks gab eine undeutliche Antwort von sich. Snowcat war klar, dass er mit der Situation auch nicht zufrieden war, aber das ging ihr am Arsch vorbei. Die Gruppe suchte sich im knüppeldicke vollen Underworld einen Tisch. Snowcat checkte nach drei Minuten die eingegangen Einladungen über AR, die ihr Filter automatisch nicht anzeigte, aber zählte. Nur einundzwanzig. Clicks hatte ihr den Auftritt ruiniert. Sonst waren es nach drei Minuten deutlich mehr. Sie strafte Clicks mit einem giftigen Blick. Doch dann musste sie daran denken wie schmerzhaft es später für ihn sein würde, das Latex zu entfernen, obwohl er ziemlich gut rasiert war, denn Craven hatte ihm nicht das lösende Antispray gekauft. Dieser Gedanke ließ sie lächeln.

Craven zog sie an sich ran und flüsterte in ihr Ohr: „Na, wie ist dein Count der gebrochenen Herzen denn heute?“

Ein warmer Schauer huschte über ihren Rücken, Craven wusste einfach immer, was ihr fehlte. „Niedrig!“

Craven schupste sie sanft in Richtung Tanzfläche. „Na dann, wollen wir den Zähler mal explodieren lassen!“

Snowcat lächelte und machte sich zur Tanzfläche auf. Auf ihrem Weg konnte sie noch hören, wie Duke fragte: „Gehst du nicht mit? - Dann bleib ich besser in ihrer Nähe. Das ist mir zu heikel!“

Aus dem Augenwinkel konnte Snowcat sehen das Duke danach am Rand der Fläche stand und sie beobachte.

Der Counter schnellte zügig auf über hundert. Zufrieden kehrte Snowcat zu den anderen zurück. 

Im Verlauf des Abends kam es zu einem Wetttrinken zwischen Duke und Craven, das schließlich als unentschieden gewertet wurde. Starbuck verschwand irgendwann mit seiner Abenderoberung im Hinterzimmer, er lernte wirklich schnell, wie Snowcat fand.

Weit nach Mitternacht änderte sich die allgemein gute Laune unter den Teamkollegen bei Duke schlagartig. Er hatte einen Anruf erhalten und wollte sofort weg, egal wie und er wollte alleine gehen.

Nach einigem Hin und Her gelang es den anderen im die Details aus der Nase zu ziehen. Er hatte einen Anruf von Danilo, seinem Miet-Chauffeur erhalten, der ihn so bald wie möglich in Downtown treffen wollte. Danilo brauchte dringend seine Hilfe, so hatte er gesagt.

Für Starbuck, Craven, Clicks und Snowcat gab es da überhaupt keinen Zweifel, sie würden ihn begleiten.

Starbuck hatte etwas Abseits in einer Seitengasse geparkt und so machte er sich umgehend mit Duke und Clicks zu seinem Wagen auf.

Die beiden Bikes von Snowcat und Craven standen wie immer fast genau vor dem Underworld. Bei Starbucks Honda wollten sie sich treffen. Craven wartete noch  auf die zuletzt bestellte Runde und zahlte, ohne etwas davon zu trinken. Dann gingen auch Snowcat und Craven zum Ausgang.

Sie standen gerade vor ihren Motorrädern, als Dukes Stimme über Commlink ertönte und laut: „Deckung!“ rief.

Ohne zu zögern riss Craven Snowcat runter und zerrte sie hinter die Bikes. Einen Moment verharrten sie so. 

Als nichts geschah, standen sie vorsichtig auf. 

Die Menge vor dem Underworld starrte sie belustigt an. Craven gab Snowcat einen filmreifen Kuss, der die Menge zum Jubeln brachte. Dann fragte er leise ins Commlink: „Duke, Status?“

Sie erhielten keine Antwort.

Sofort starteten sie die Maschinen und fuhren so schnell es ging durch die Metamenschen, die ständig vor dem Underworld zu finden war.

„Hey Jungs, was ist bei euch los?“, fragte Snowcat nun ihrerseits über das Commlink.

Nach einer kurzen Verzögerung meldete sich Starbuck: „Werden angegriffen. Hinterhalt! Liege hinterm Wagen. Kann nichts sehen.“

„Copy. Wir sind gleich bei euch. halt aus.“ bestätigte Snowcat.

Die beiden fuhren einen winzigen Umweg, um sich von der Seite der Gasse zu nähern. Sie parkten und holten ihre MPs aus den Koffern. Nach wenigen Handgriffen waren sie Schussbereit. 

Es war kein Feuergefecht zu hören. Vorsichtig schlichen die beiden Elfen zur Ecke. Snowcat blickte Craven an. Er würde ihr Feuerschutz bieten. 

Sie sah vorsichtig um die Ecke und konnte gerade noch sehen wie zwei vermummte Gestalten den beweglosen Körper von Duke hinten in einen Van warfen und selbst hineinkletterten.

Gleichzeitig traten Snowcat und Craven um die Ecke. Craven gab Feuerschutz mit seiner MP und Snowcat eröffnete ihrerseits das Feuer auf die Leute im Van. Einen von ihnen erwischte sie voll und schleuderte ihn in den Van.

Der Fahrer gab Gas und rauschte mit seiner Beute davon. Und seine Beute hieß Duke.

Starbuck und Clicks lagen auf dem Boden. Man hatte sie mit Hilfe von Netzen und Tasern ausgeschaltet. Das war auch der Grund dafür gewesen, dass Snowcat kein Feuergefecht wahrgenommen hatte.

Sie mussten den Wagen ziehen lassen und sich zunächst um Starbuck und Clicks kümmern.

Sie beeilten sich, die anderen wieder fit zu bekommen. Starbuck peilte Dukes Commlink an und nur wenige Minuten nach der Entführung jagten sie dem Van hinterher.

Unterwegs setzte Starbuck sie ins Bild. Doch er wusste nicht viel. Ihm war es vorgekommen als wären sie plötzlich von allen Seiten mit Tasern, Magie und Netzpistolen angegriffen worden.  

Der Van bewegte sich in Richtung Stadtmitte davon. 

In Redmond hatten sie den Wagen der Entführer eingeholt. Ohne zu zögern hackte sich Starbuck in die Steuerung des Vans und schaltete den Motor ab, währen Snowcat und Craven von ihren Bikes aus das Feuer auf die Fahrerkabine eröffneten. Die beiden Insassen hatten keine Chance.

Die anderen Entführer jedoch, die Duke im Innenraum festhielten, eröffneten ihrerseits das Feuer auf Clicks und Starbuck.

Während dieses Feuergefechts wurde Starbuck leicht verletzt, Clicks beinahe tödlich verwundet und zu allem Überfluss die Frontscheibe von Starbucks Karre vollkommen zersplittert. 

Doch ungeachtet dessen, waren ihre Gegner nach wenigen Sekunden ausgeschaltet und der bewusstlose Duke konnte befreit werden.

Cravens Magie verhalf Clicks erneut ins Leben zurück, und wie beim ersten Mal ritzte Craven ihm dabei ein Ancient-Symbol in den Rücken, das als Erinnerungs-Narbe zurückblieb. 

Die fünf Runner waren gerade bereit weiter zu fahren, als sich ihnen einige Gestalten näherten.

Snowcat betrachtete sie kurz genauer und konnte dann über Commlink verkünden: „Das sind G-Trashers. Ne örtliche Gang. Wir sind in ihrem Gebiet.“

Leider meinten die G-Trasher, dass sämtliche Ausrüstung nun ihnen gehören würde. Sie wollten dem Team alles abziehen.

Erneut entbrannte ein Feuergefecht.

Doch Snowcat und ihre Teamkollegen waren selbst im angeschlagenem Zustand ein zu großer Happen für die acht Ganger, obwohl sie teilweise sogar vercybert waren.

Acht G-Trasher weniger würde es nun in Seattle geben.

Craven schnitt einem von ihnen einen Cyberarm ab, denn dieser würde sich später sicher zu Geld machen lassen.


„Meinst du, dein Kumpel Tassilo hat dir eine Falle gestellt?“ Wollte Craven wissen, als sie weiter nach Downtown fuhren.

„Niemals! Man könnte Danilo höchstens dazu gezwungen haben. Aber selbst dann hätte er versucht mir ein Zeichen zu geben.“, sagte Duke mit fester Stimme und ohne zu zögern.

„Gut, dann ruf ihn mal an und verschieb das Treffen in eine schlechtere Gegend von Downtown. Mit der zerschossenen Karre könnt ihr eh nicht in ne A-Gegend düsen.“ Nach einer winzigen Pause meinte Craven weiter: „Und noch was Five, hör genau hin, ob an Tassilo irgendwas komisch ist!“ 

Nur gut eine Minute später meldete sich Duke über Commlink: „Wir haben den Treffpunkt verschoben. Ich bin mir absolut sicher, dass er nichts mit dem Überfall zu tun hat. Er sagt, einer seiner anderen Kunden hat ein Problem und der braucht dringend Hilfe. Für Danilo wäre es wichtig.“

„Na gut Five, dann verrat uns mal, wer dann ein Interesse daran hat dich unbedingt lebend zu cashen?“ fragte Craven mit Nachdruck.

Einige Zeit antwortete Duke nicht doch dann sagte er ruhig: „Ich weiß es nicht. -Aber es könnte durchaus sein, dass es was mit meiner Vergangenheit zu tun hat.“

„Na was für ne Überraschung,“ brummte Clicks, „geht‘s vielleicht noch ein bisschen ungenauer.“

„Ich würde das lieber später in Ruhe mit euch klären. Vorab nur so viel: Es könnte sein, dass jemand aus meiner Familie Sehnsucht nach mir hat!“ Duke klang sehr nachdenklich.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*