Termin 09/12 Nachspiel

Hier noch eine kleine Geschichte, die kurz nach der Reise nach Panama spielt, jedoch vor dem Zwischenspiel. 

Quasi eine Mail und die Reaktion darauf


von Snowcat:

Wie eine Besessene hatte Snowcat in den vergangenen zwei Tagen in ihrer Atelier-Wohnung im Elfendistrikt von Seattle/Downtown gemalt. Sie hatte nicht besonderes viel geschlafen und nur drei mal geduscht, aber dank Softpaw, für genügend Mahlzeiten gesorgt. Die weiße Blackberry-Katze hatte sie pünktlich zur Essenszeit darauf aufmerksam gemacht, dass es wieder an der Zeit gewesen war, eben zu essen.

Nun waren all die Bilder aus ihrem Kopf raus und zu Papier gebracht. Snowcat fühlte sich deutlich besser. Ausgelassen griff sie nach ihrem Commlink, meldete sich im Netzwerk der Wohnanlage an und bestellte gedünsteten Lachs in Hummersoße mit Reis, einen großen Salat und eine 500g Schale Erdbeeren mit Vanillecreme. 

Sie legte das Death Of a Samurai- Album von Wild Card auf und sprang kurz unter die Dusche. Sie war gerade in Bluse und Jeans geschlüpft, als es bereits an der Tür klingelte. Softpaw wuselte ihr schnurrend und mauzend um die Beine, was ein guter Indikator dafür war, dass auch wirklich das Essen geliefert wurde. 

Snowcat warf einen Blick auf die Türkamera und sah gerade noch, wie sich der junge Mann in der schwarz-violetten Uniform der Wohnanlage durchs Haar fuhr und seinen Atem kontrollierte. 

Snowcat wartete, bis Softpaw auf die Kommode gesprungen war, öffnete die Tür und wechselte ein paar Worte mit Ron, der sich immer so viel Mühe gab, beflissen zu sein. Beinah wäre er wieder losgestürmt, ohne kassiert zu haben. Snowcat warf Softpaw einen tadelnden Blick zu, der von der Katze ignoriert wurde. Natürlich bekam Ron auch ein Trinkgeld.

Snowcat nahm einen Teller aus dem Schrank, tat Softpaw den Lachs und den Reis auf, woraufhin beim Schnurren die Lautstärke nach oben geregelt wurde und widmete sich selbst dem Salat.

Im Anschluss ging Snowcat mit der Schale Erdbeeren im Arm zurück in das kleine Atelier, setzte sich auf einen Stuhl und betrachtete, Erdbeeren naschend, ihr jüngstes Werk.

Auf den beinah 2 dutzend Bildern unterschiedlicher Größe stellte sich eine farbliche Kakophonie von Gewalt, Schmerz und Angst dar. Die Grausamkeit der seelischen und körperlichen Folterungen denen Snowcat beigewohnt hatte, war so gut getroffen, das  einem bei Anblick der Bilder ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Natürlich könnte man weder Ort noch Person identifizieren, aber wenn man dabei gewesen war, wusste man genau, um welche Szene es sich handelte. 

Aber nun waren die Bilder da, wo man sie abdecken konnte und somit nicht mehr in Snowcats Kopf. Sicher keine Bilder, die man sich gerne ansah oder in sein Schlafzimmer hängte, aber...

Snowcat unterbrach den Gedanken, denn ihr war eine Idee gekommen. Sie stand auf und stellte die Schale mit Erdbeeren auf einen kleinen Tisch ab. 

Sie trat näher an die Bilder heran und betrachtete sie noch genauer. Die grauen und schwarzen Schattenbilder von Opfer und Folterknecht waren realitätsnah. 

-Was war Ding doch für ein soziophatisches Arschloch?- 

Aber die Farben der Auren, die die Opfer umgaben, hatte Snowcat wirklich gut getroffen, wie sie zugeben musste. Einzelne Schmerzen und Ängste wirkten gar, als könne mann sie anfassen. 

So unglaublich ekelhaft dieser Gedanke war, wenn sie ehrlich war, hatte die Elfe bei ihrem Aufenthalt sogar etwas über Schmerz und Angst gelernt. 

Softpaw mauzte und Snowcat öffnete ihr geistesabwesend die Schale mit der Vanillecreme und sagte ohne hinzusehen: „Aber beschwere Dich nachher nicht, wenn Du Bauchweh hast. Ich hab nämlich keine Ahnung, ob Du Vanillecreme gut verträgst.“ Softpaw mauzte erneut: „Nein,“, sagte Snowcat;  „Jake weiß das auch nicht. Probier es einfach aus.“

Snowcat zog ihren mit Farben bespritzen Kittel über, trat an die Staffelei und brachte sechs weitere Bilder zu Papier. 

Dann scannte sie die 28 Bilder ein und fügte jeder Datei ein paar Anmerkungen hinzu. Der Morgen graute bereits, als sie sich an ihr Commlink setzte und eine Nachricht auf Aztlan-Spanisch verfasste:


Buenos Dias Ding.

Ich erlaube mir hier, Dir ein paar Dateien zukommen zulassen, von denen ich hoffe, dass Du etwas damit anfangen kannst. 

Warum ich das tue? 

Nun, nachdem ich mich damit abgefunden habe, dass Du kein Mann zum Heiraten für mich bist ;-) und auch keinen Sex mit mir haben möchtest, (was ich persönlich sehr schade finde, aber da es auch hier sein könnte, dass unsere Meinungen über Spaß, Lust, Schmerzgrenze und Leidenschaft unterschiedlich sind, ist es wahrscheinlich so besser für mich), jedenfalls dachte ich mir, da Du dafür bezahlt hast, stehen Dir all meine Eindrücke zu, auch wenn ich solche Details nur ungern preisgebe. 

Die Bilder sind mit Anmerkungen versehen. Die Farben in den Auren zeichnen sich übrigens während der Astralsicht sonst nur dicht am und im Köper ab und brechen nicht so heraus, wie ich es dargestellt habe, aber ich denke, so bekommt man einen besseren Eindruck von den Details. Eine Erklärung der Bedeutung der Farben, wie sie allgemeinen -soweit man bei Magie von allgemein sprechen kann, in der arkanen Wissenschaft erklärt werden, füge ich ebenfalls bei. 

Ich bin sicher, die Szenen sind gut genug getroffen, damit Du sie eindeutig zuordnen kannst.

Bei den vier letzten, für Dich unbekannten, Bildern handelt es sich um die astralen Bilder von:

Indizierte Angst durch einen Zauber

Indizierter Schmerz durch einen Zauber

Indizierte Furcht durch einen Vampir

4.-6 Der Schleier, der sich über die Aura der Räume gelegt hat, die Du sicher auch wieder erkennst. 

Solltest Du an den Originalen auf Papier, die teilweise bis zu Din A0 groß sind, interessiert sein, dann las mir doch bitte eine Postadresse zukommen, an die ich sie Dir zusenden kann. 

Mit freundlichen Grüßen

Snowcat


Senden?

Snowcat gähnte zufrieden. Es war jetzt wirklich Zeit fürs Bett, was Softpaw ebenfalls so empfand, denn kaum hatte sich Snowcat in Decke und Kissen gekuschelt, legte sich ihr die Blackberry-Katze schnurrend auf den Bauch.

„Da hat der Kerl mich zum Abschied nicht mal küssen wollen, Frechheit!“, erklärte Snowcat Softpaw. 

Sicher war es nicht sonderlich erstrebenswert von einem sadistischen Soziophaten geküsst zu werden, aber hier ging es ums Prinzip. „Pöh, erst davon schwärmen eine Firma kaufen zu wollen und dann nicht mal ein Kuss.“ Snowcat streichelte Softpaw „Das fordert die seltene Rache einer Katze, was meinst Du?“, Softpaw schnurrte, sie sah das also genauso, dachte Snowcat grinsend. 

„Nun denn, dann setzten wir das eben auf Platz 2 der ,in den nächsten 500 Jahren ToDo-Liste‘, aber ganz weit hinter dem Punkt 1, den ich FÜR Liam erledigen werde.“

Snowcat blickte auf das AR-Display ihres Commlinks.

,Senden?‘, blinkte es da grün. 

Snowcat schaltete das Licht aus und bestätigte. Das ,Wuuuup‘ der versandten Nachricht vermischte sich mit dem Schnurren von Softpaw zu etwas sehr Schönem. 


Und ein paar Tage danach: 


10/3/71

Snowcat war unglaublich gut gelaunt, als sie um 3 Uhr in der Früh in die Parkgarage der Wohnanlage in Downtown fuhr. Sie gab Gas, zog die Handbremse und driftete in den für sie reservierten Parkhafen. Warum? Weil sie es konnte. 

Oben in der Wohnung im 17 Stock empfing sie Softpaw mauzend und machte ihr damit klar, wie sehr sie sich vernachlässigt fühlte. „Nicht schimpfen meine Liebe,“ meinte Snowcat „Ich habe Dir auch wirklich fantastischen Hummer mit gebracht, er ist aus dem The Edge, dass ist das Nobelrestaurant für Elfen hier in Seattle. Und dort war nicht nur ein Tisch reserviert, sondern gleich mehrere, wegen der Ungestörtheit. Aber ich merke schon, erst das Essen selber wird Dich überzeugen.“ 

Snowcat öffnete den Behälter und der Duft, der herausströmte, sorgte für ein augenblickliches Schnurren der Katze. Ja, die beiden anwesenden Damen wussten was gut war. Während Softpaw ihr Mahl verzehrte, schlüpfte Snowcat aus ihrem Pflaume-farbenen Kleid von Berwick und hängte es auf einen Bügel. Sie betrachtete sich in dem großen Spiegel und war zufrieden, mit dem was sie sah. Sie zog ihren Aston Morgenmantel über, ging kurz in den Hausflur und hängte das Kleid an die Stange einer Servicedrohne, damit es in die Reinigung gebracht werden würde. Erst als sie zurück war, zog sie die Jimmy-Choos aus, die sie 1865¥ gekostet hatten und stellte sie in den Karton im Schrank.

Ein wenig später setzte sie sich frisch geduscht in ihren Lieblingssessel und blickte aus dem Fenster. Softpaw war inzwischen mit ihrem Festmahl fertig geworden und sprang, nachdem sie sich ebenfalls ausgiebig geputzt hatte, auf Snowcats Schoß. 

Snowcat begann augenblicklich damit die weißhaarige Blackberry-Katze zu kraulen, mit sanfter und leiser Stimme fragte Snowcat: “Möchtest Du jetzt vielleicht, dass ich Dir erzähle, wie das Treffen mit Ding gewesen ist?“

In Snowcat wogte eine Welle warmen Gefühls auf, was sie eindeutig als ,Ja‘ wertete und so erzählte sie: „Er hat einfach unglaublich gut ausgesehen so braun gebrannt in seinem silbernen Anzug und dem weißen Hemd und für einen Mann hat er wirklich auch unwahrscheinlich gut gerochen. Weißt Du, Männer achten nicht immer so darauf, aber er tut es. Die Umarmung war so herzlich und männlich, da konnte ich einfach gar nicht anderes, als darüber hinwegsehen, dass er gerne foltert und so überaus gefährlich ist. Ich glaube sogar, ich stehe auf die gefährliche Sorte von Männern. Ohne Foltern, versteht sich.“ Snowcat musste kurz grinsen, schwärmte dann aber weiter: „Es gab ein bisschen Smaltalk hier und ein Kompliment da, aber dann kam er zur Sache.“ 

Softpaw veränderte ein wenig die Position und schnurrte dann lauter, Snowcat erzählte weiter: „Ich will Dich nicht mit Details langweilen, also komm ich gleich zum Punkt, Ding Ramos hat mir einen Job angeboten, einen der mich im Luxus leben lässt und bei dem ich nebenbei sogar Künstler sein darf. Ich glaube Spion wäre die passende Jobbezeichnung. Er hat so tolle Wahrheiten gesagt, wie, dass ich ihm viel zu schade für ein flüchtiges körperliches Vergnügen bin. Und er hat gesagt, dass ich wie geschaffen für ein Leben im Jet Set sei und er hat mir Macht und Reichtum angeboten. Ding hat gesagt, dass er ein unglaublich hohes Potential in mir sieht und dass ich viel erreichen kann. Womit er natürlich Recht hat. Dass er meinte, dass ich mich selbst behindere ist natürlich völliger Quatsch. Und da saß er nun und sah mich mit seinen bedrohlichen, sexy Augen an und wartete auf meine Antwort und ich habe ,Nein, danke‘ gesagt.“

Softpaw mauzte kurz auf.

„Warte!“, beschwichtigte Snowcat sie, „die Geschichte geht ja noch weiter: Er hat das bedauert, wirklich sehr bedauert und Du weißt, dass ich Gefühle gut beurteilen kann, tja und dann hat er gesagt, dass er es sich es nicht leisten kann, dass eine Frau mit meiner Präsenz ständig in seinem Kopf rum spukt. Darum sei es an der Zeit Abschied zu nehmen, aber erst nach dem köstlichen Dessert. Natürlich habe ich dafür vollstes Verständnis aufgebracht. Da für Ding jedoch auch mein Nein als Antwort im Bereich des möglichen gelegen hat, hatte er mir in weiser Voraussicht ein Abschiedsgeschenk mitgebracht, welches in einen niegelnagel neuen Bulldog Stepwagon verpackt war. Natürlich durfte ich auch die Verpackung behalten, versteht sich ja von selbst.“ Snowcat kicherte kurz. “Und weiß Du was in dem Wagen lag?- Genau, Du hast natürlich völlig Recht, darin lag der Bär, die Kampfbiodrohne, die immerhin einen Wert von 250.000 Y hat und den Waschbären hat er mir nachträglich auch noch geschenkt, der ist nun also nicht mehr gemopst, nicht dass das wirklich wichtig wäre, aber nett ist es trotzdem und der Bandit ist immerhin 100.000 Y wert. 

Ich habe die Geschenke von Liam überprüfen lassen, war natürlich alles total sauber und Wanzenfrei, und dann haben wir Bär und Bulldog gleich zu Jake gebracht. Darum ist es auch so spät geworden.“ 

Softpaw sprang auf und bewegte sich in Richtung Bett, Snowcat folgte ihr und kuschelte sich in die Decke. Softpaw legte sich auf ihr Kissen neben Snowcats Kopf, die Elfe gähnte kurz: „Die Original Bilder hat er gerne genommen und sie bekommen einen Ehrenplatz, den sie verdient haben, sie sind wirklich gut geworden und sehenswert, jedenfalls wenn man auf scheußliche Bilder steht.“ 

Snowcat kraule Softpaw zwischen den Ohren, „Ding und ich geben optisch wirklich ein tolles Paar ab. Kann man gar nicht leugnen. Angst muss Ich vor ihm auch nicht haben!“ Snowcat gähnte erneut und löschte mit einem Befehl das Licht. „Was meinst Du? Wie wird das Abschiedsgeschenk von Ding wohl beim nächsten Mal aussehen? Wie wäre es mit einem Jet? Hmm, ich könnte ja mal meine Vorhersagekraft dafür einsetzten, aber nicht mehr heute, das verschiebe ich dann auf morgen ... oder so!“

Nach diesen Worten erklangen nur noch die leisen Atemgeräusche von Snowcat und Softpaw und natürlich das Surren der Servomotoren der Putzdrohne, die sich daran machte, das Appartement zu säubern. 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*