Termin 23/12 am 07.09.12 Run 40/1

Bevor es mit der Geschichte losgeht, ein paar Worte in eigner Sache. In letzter Zeit, scheint es so, als würden ein paar Metamenschen diese Texte lesen, als nur die, die daran teilnehmen. Dafür wollte ich mich zunächst einmal bedanken. Es freut mich sehr. Außerdem möchte ich mich für die Tipp- und Rechtschreibfehler entschuldigen, die ich mache. Leider bekomme ich das nicht ganz weg und ich empfinde es als schwer, mich selber Korrektur zu lesen. Ich hoffe, Ihr könnt einfach darüber hinweglesen, auch wenn das sicher nicht leicht ist. 

Es wäre schön, wenn Ihr dennoch immer wieder kommt. 

Hier noch einen besondern Dank an den Spieler von Sunrise. Schön, dass Du nun zu uns gehörst.

Die Ereignisse fügen sich zunächst nahtlos an die des vergangenen Spieltermins an. Im Anschluss vergeht ein wenig Zeit, bis sich der Beginn des nächsten Runs anschließt, bei dem es sich um den Start des vierten Bandes der Dawn Of The Artefacts Kampagne mit den Titel ,New Dawn‘ handelt. (Achtung, enthält Spoiler für "Dawn Of The Artifacts Part 4: New Dawn" by Catalyst Game Labs)

Die Runner befinden sich nach der Befreiung der Technomancer und dem bedauerlichen Tod von Pathfinder im Seven Seas in Vladivostok, um am nächsten Abend in der Stadt eine Schuld von Snowcat zu begleichen. Für eine beschaffte Information durch Sergei, dem Tzaren von Vladivostok der Vory, muss Snowcat eine Party mit ihm feiern und sie darf so viele Freunde mitbringen, wie sie möchte. 


Riven saß weiterhin auf Twinbows Schoß, die Körpersprache der Beiden zeigte an, dass sie sich immer stärker zu einander hingezogen fühlten. Unter ihren maskierten Auren leuchtete Leidenschaft hervor. 

Der Alkohol flutete auch durch Snowcats Körper, dennoch wusste die Elfe, dass eine Frage gestellt werden musste, noch bevor sie morgen auf die Party des Tzaren gehen würden. Also jetzt bald, denn wenn Twinbow und Riven sich erstmal zurück gezogen hätten, würden sie eine Weile allein sein wollen. Also holte Snowcat Luft und fragte: „Riven, wie sieht es denn nun eigentlich aus? Möchtest Du in nächster Zeit weiter Runs machen?“

Rivens Leidenschaft erlosch augenblicklich und sie rutschte von Twinbows Schoß. Fast im selben Moment zerplatzen die rosa Elefanten und grünen Herzen wie Seifenbalsen, die auf AR um die Beiden herum geschwebt waren. Rivens Antwort kam erwartet zögerlich: „Nun ja, ich würde es gerne erstmal noch mal probieren.“

Snowcat zog die Luft scharf ein, aber sie musste nichts sagen, denn Riven seufzte selbst und sagte dann: „Also eigentlich ja, wenn ihr mich denn haben wollt?“

Liam lachte zynisch auf.

Snowcat antwortete: „Klar ist es möglich, dass du mitmachst. Willst Du das? Ich muss wissen, ob ich Dich zumindest für den nächsten Run mit einplanen soll?“

Riven zögerte weiter, obwohl bereits mehr Entschlossenheit in ihr Gesicht trat. „Ja, plan mich ein. Ich hab zwar noch keine Unterkunft in Seattle, aber es lässt sich sicher schnell ein Flug von Paris aus buchen.“

„Oder du suchst Dir eine Unterkunft in Seattle?“, ergänzte Snowcat lächelnd. Irgendetwas fiel Riven schwer. Liam war bereits kopfschüttelnd aufgestanden. Das war seine Art, sich zu beherrschen.

Riven seufzte erneut und sie sah nachdenklich aus: „Mir ging es in Paris wirklich gut. Aber Musik ist es dann doch nicht meine Erfüllung oder Bestimmung. Irgendetwas in mir, sagt mir, dass ich lieber Runs machen will.“

Snowcat lächelte Riven nun warmherzig an. „Das reicht ja erstmal. Wir versuchen es zunächst mit dem nächsten Job und dann sehen wir weiter.“

Blackstone nickte: „Unter den Bedingungen bin ich einverstanden.“

Snowcat wandte sich an Shark und grinste: „Dass ich Dich auch auf die Liste der Kandidaten für UC nehme, weiß ich schon.“

Shark lächelte zurück und er hatte wirklich ein verdammt schönes Lächeln, nicht mal nur für einen Troll. 

Ohne Umschweife wandte sich Snowcat nun an Sunrise: „Was ist mit Dir? Du siehst so aus, als würdest Du gerne mal verreisen.“

„Ja, genau darauf wollte ich hinaus. Mir wäre mal nach einem Ortswechsel.“, sein Englisch hatte wirklich einen heftigen russischen Akzent.

Liam, der sich inzwischen wieder gesetzt hatte, fragte im harten Ton: „Warum?“

„Weil ich einen Job brauche und die Arbeitslage hier nicht so gut ist.“

„Einen Job kann ich Dir hier besorgen.“, meinte Liam trocken.

Sunrise schüttelte den Kopf und wollte etwas einwenden, aber Blackstone erklärte zuvor: „Was er wissen will ist, ist der jemand auf den Fersen oder willst Du nur einen Ortswechsel?“

„Niemand ist hinter mir her.“

„Weißt Du das oder vermutest Du das nur.“, fragte Average nach.

„So weit ich es weiß, ist niemand hinter mir her, aber was ich nicht weiß, kann ich natürlich nicht wissen.“, erklärte Sunrise und trank noch einen Wodka. 

Snowcat wandte sich nun an Gumshoe, als dritten in der Runde der Neuen: „Wie sieht es denn bei Dir aus. Magst Du mit unserem Team oder Teilen davon, noch mal einen Proberun durchziehen?“, wobei sie ,noch‘ mit den Fingern in Anführungszeichen setzte

„Ja. Klingt gut, zumindest versteht ihr das mit dem Trinken schon mal annähernd richtig. Wie sind denn so die Bedingungen?“

Snowcat erklärte, dass sie mit einem Pool von Runnern zusammen arbeiteten, die sie kannten und die sie je nach Job und Verfügbarkeit zusammenstellten.

„Du hörst also, Du musst nicht mal gut sein, oder besondere Fähigkeiten haben, wir müssen Dich nur kennen.“, warf Blackstone grinsend ein. 

Sparky fügte fröhlich hinzu: „Sieht man ja am Beispiel von Average.“

„Stimmt,“ meinte Average ohne Aggression in der Stimme, „ich kann alles, -außer Magie-, nur nichts richtig.“

Snowcat lächelte milde: „Was Du nicht immer so unglücklich betonen solltest. Sagt doch lieber, Du kannst alles, -außer Magie- aber bist in nichts Spezialist.“, dann führte sie weiter aus, dass UC eine Team-Clubhaus habe und eine Teamkasse für den Notfall oder Anderes besitze.

„Wie sieht es denn mit einer Krankenversicherung aus,“ fragte Gumshoe augenzwinkernd.

Liam antwortete als Erster: „Eine Zahnersatzversicherung haben sie nicht.“

Arcade meldete sich wie in der Schule und sagte dann, „Aber Snowcat ist unsere Krankenschwester, was doch schon mal ein Bonus ist!“

„Jetzt wo Riven wieder da ist, haben wir sogar zwei Krankenschwestern zu bieten.“ sagte Blackstone und grinste bei der Erinnerung an die nicht umgesetzte Idee mit den Schwestern-Trachten aus Latex so breit, dass seine weißen Zähne in seinem schwarzen Gesicht zu leuchten schienen.

Auch Riven erkannte, woran er dachte und bemerkte laut und ebenfalls grinsend: „Ja, wenn mein Schwestern-Outfit noch in einem der Spinde hängt, sollte das keine Problem sein.“

Arcade räusperte sich, „Kann sein, dass es da ist, aber wenn, dann ist es dir inzwischen auch zu eng geworden.“

Da Gumshoe auch nach Seattle wollte, bot Snowcat ihm und Sunrise an, ihnen bei der Suche nach einer Wohnung behilflich zu sein. Mit den beiden hatten sich offenbar zwei Seelenverwandte gefunden und so sie hatten spontan beschlossen, eine Wohngemeinschaft aufzumachen. 

Riven, die inzwischen bereits wieder voller Leidenschaft in der Aura auf Twinbows Schoß saß, griff den Faden auf und noch bevor Gumshoe und Sunrise zwei Gläser Wodka auf ihre Partnerschaft getrunken hatten, war klar, dass auch Riven und Twinbow eine Wohngemeinschaft bilden würden, zumindest für eine Zeit lang.

,Na das entwickelt sich ja einfach alles ganz wunderbar, Elfenmädchen.‘, meinte Katze, natürlich schwang eine Spur von Spot in ihrer Stimme mit.

Average lehnte auch den Drink auf die Wohngemeinschaft ab und zog sich damit nun endgültig den Unmut von allen Anwesenden O‘Nialls zu, aber auch Sunrise und Gumshoe protestierten. Average sagte leise: „Ich mein das echt nicht böse und ich will Euch sicher nicht beleidigen, aber ich vertrag das Zeug wirklich nicht! Ich bin allergisch gegen Alkohol.“

Alle wurden still. Auf vielen Gesichtern zeichnete sich pures Entsetzten und ernsthaftes Mitleid ab.

Sean sagte mit trockner, belegter Stimme „Da musst Du aber in Deinem letzten Leben ganz furchtbare Dinge getan haben, damit Du in diesem Leben mit einem solchen Fluch belegt wurdest.“

„Vielleicht hab ich im letzen Leben auch einfach zu viel getrunken?“ überlegte Average.

Sparky und Arcade schüttelten die Köpfe: „Man kann nicht zu viel trinken, daran liegt es nicht.“ Nun steckten sie die Köpfe zusammen und begangen offenbar ein Diskussion darüber, was die Ursache sein könnte. Plötzlich fielen die Worte ,Strafe der Resonanz‘ und beide sahen aus, als hätten sie ein großes Rätsel gelöst.

Sunrise legte Average beruhigend die Hand auf die Schulter: „Keine Sorge, mein Freund. Um die Götter milde zu stimmen, trinke ich für Dich mit.“ Und genau das tat er. In jeder Runde wurde auch für Average eingegossen und Sunrise leerte sein eigenes Glas und zusätzlich das von Average.

„Was willste denn stattdessen?“, wollte Sean wissen.

„Ein Nuke It Double Engery, habt ihr den?“, fragte Average.

Sean schüttelte den Kopf.

„Na da ein Red Bull Zero?“

Sean zog fragend die Augenbrauen zusammen und schüttelte dann erneut den Kopf.

„Ähm, na dann gib mir einfach irgendeinen anderen Energy-Drink, am liebsten ohne Zucker.“

Inzwischen war Liam aufgestanden und hinter die Bar getreten.

Sean sah Average an. „So was wie Energydrinks haben wir gar nicht.“

Average winkte ab: „Egal, dann nehm ich ne Cola.“

Sean kratze sich am Kopf; „Ich glaub ne Cola hab ich noch im Keller. Hey, was ist denn mit Bier?“

Average erklärte ruhig: „An Bier ist Alkohol.“

Nun winkte Sean ab: „Nee, nicht wirklich. - Aber ich verstehe. Ich geh in den Keller und such nach der Cola.“

„Brauch‘ste nicht.“, erklärte Liam und stellte Average eine Tasse mit einem sprudelnden dunklen Gebräu hin. „Hab was gemixt. Energy Drink, Seaven Seas Style und garantiert ohne Alkohol.“

Average schnupperte daran, probierte und trank dann aus. Was immer Liam ihm gemixt hatte, es schien zumindest zu schmecken. 

Irgendwann später brachen Sunrise, Gumshoe, Average, Twinbow und Riven auf. Sie zogen es vor in einem ordentlichen Hotel zu schlafen, statt im einem Schlafraum im Seaven Seas. 

Snowcat musste gähnen und hielt beide Hände vor ihren Mund: ,Ja Katze alles entwickelt sich ganz wunderbar und ich bin sicher, zumindest Twinbow und Riven haben heute Nacht eine Menge Spaß.“, meinte sie völlig frei von Spot.

„Habt ihr hier eigentlich auch eine Dusche?“ fragte Snowcat bei Sean nach. Inzwischen war sie wirklich richtig müde.

„Klar!“, meinte Sean.

Blackstone grinste: „Und Du darfst auch ganz alleine darin duschen.“ Snowcat lächelte zufrieden, ja dafür würde Blackstone sicher sorgen.


Am nächsten Morgen weckte Snowcat der Duft von starkem, frischen, echten Kaffee, den ihr Liam vor die Nase hielt. Wie von Sunrise prophezeit, hatte Snowcat keine Kopfschmerzen, aber sie fühlte sich auch nicht wirklich gut. Sparky und Arcade saßen auf den Betten nebenan und grinsten wie zwei Honigkuchenpferde bis über ihre vier Ohren. Natürlich hatten sie in der Nacht mit viel Tamtam ihre zwei Betten im Acht-Personen Schlafsaal zusammen geschoben. Snowcat wusste auf den ersten Blick, was ihr Grinsen  zu bedeuten hatte. Die Zwillinge hatten in der Nacht im Hotel spioniert. Snowcat richtete sich auf und griff nach dem Kaffee in Liams Hand. Natürlich würden SpArcade ihr alles erzählen, wenn sie fragte, aber es gab Dinge, die musste man nicht wissen, schon gar nicht im Detail.

Snowcat lehrte den Kaffeebecher trotz der hohen Temperatur des Getränks in einem Zug. Liam lächelte sanft und sagte: „Im Schankraum wartet dann auch Dein Frühstück.“

Snowcat strahlte sofort: „Frühstück, lecker.“ Sie gab Liam den Becker zurück und sprang aus dem Bett. 

Sie war fast schon aus dem Schlafraum raus, als Blackstone ihr nachrief: „Hey stopp. Zieh Dir was an.“

Snowcat erschrak kurz, kam schlitternd zum Stehen, blickte an sich hinab, drehte sie sich dann um und meinte ein wenig empört: „Ich hab was an!“

„Stimmt!“, riefen Sparky und Arcade unisono, „Sie hat was an.“ Neugierig blickten sie zu Blackstone und sprachen dabei in der ihnen üblichen Manier, wobei einer den Satz des anderen beendete und man später kaum noch wusste, wer welchen Teil gesagt hatte, „Hast Du etwa einen von diesen....“ „ ... jämmerlichen Nackt-Röntgen-Filter an?“ , „Oder ist wieder nur ...“ „...Dein Commlink kaputt?“

Blackstone schüttelte den Kopf ganz leicht: „Ja, ich seh auch, dass sie was an hat. Ein weites Herrenhemd und ein paar Wollsocken. Das ist nicht genug.“

Die Zwillinge sahen sich kurz an und meinten: „Echt?“ „Das ist nicht genug?“ „aber kalt...“ „... ist ihr nicht.“ „Müsstest Du mit Deinen Zwergenaugen ...“ „... eigentlich sehen.“

Blackstone seufzte: „Ich muss Euch doch jetzt nicht erklären, warum sie sich was- ich meine mehr- anziehen soll. Sie soll nicht halbnackt in einen Raum gehen, in dem eine Horde voll Schmuggler und Seemännern sitz und frühstückt, die mehr Restalkohol im Blut haben, als man für eine Party für 50 Personen braucht.“

SpArcade standen auf, „Ach so, du hast Angst, dass ihr wer was tut. Aber die sind alle schon ganz in Ordnung und wenn ihr doch jemand was tut, dann verteidigen wir sie.“ Nun drohten sie mit den Fäusten und begangen mit Schattenboxen, zogen AR-Baseballschläger hervor, die dann zu Kettensägen wurden. 

Als Liam die Stimme erhob, hörten sie umgehend damit auf: „Blackstone hat Recht Snowcat. Wenn Du nicht Gefahr laufen willst, dass es eine Schlägerei gibt, weil welche glotzen und Sören, Pjotr und Shark ihn die Augen mit dem Stock abschlagen wollen, jedenfalls nachdem sie selber wieder zu Atem gekommen sind.“

Snowcat, die inzwischen schon wieder bei ihrem Bett stand, zog sich eine Jeans über, band ihr Haar zusammen und schloss das Herrenhemd bis zum letzten Knopf. „Okay so?“, fragte sie. Blackstone und Liam nickten. Ihr AR-Overlay flackerte kurz und als sie nun an sich herab blickte, trug sie über all dem einen AR-Kartoffelsack. Sparky und Arcade strahlten sie an. Snowcat zuckte mit den Schultern und verlies den Schlafsaal. Sie hatte wirklich Hunger. Noch bevor sie den Schrankraum betreten hatte, war der Kartoffelsack verschwunden. „Danke Liam!“, flüsterte sie. Das Frühstück war ein echte Genuss und damit meinte Snowcat nicht nur ihr persönliches Stück Kuchen. 


Sparky und Arcade waren am frühen Abend über eine Stunde damit beschäftig, Snowcats schneeweißes Haar, welches ihr hinten inzwischen bis zu den Kniekehlen reichte, zu frisieren. Die beiden folgten einer Schritt für Schritt Anleitung, die sie aus der Matrix gezogen hatten. Auch wenn Snowcat das zunächst nicht gedacht hätte, so hatten die Zwillinge inzwischen eine Menge Spaß daran, Snowcats Haar zu frisieren und sie machten das wirklich gewissenhaft und gut. Die meiste Zeit hatte es gekostet, die zwei dutzend dunkelgrünen Dekosteine so an den Haarsträhnen zu platzieren, dass sie auch noch gut darin aussehen würden, wenn Snowcat die Frisur löste. 

Ihr heutiges Kleid hatte Snowcat aus dem Magical Me und Xander hatte sich wieder einmal selbst übertroffen. Das smaragdgrüne Kleid war an der rechten Seite ärmellos und schulterfrei und nicht nur das, an dieser Seite begann unter dem Busen ein Schlitz, der bis zum Knöchel hin breiter wurde. An Ort und Stelle gehalten wurde das Kleid rechts dann nur noch durch schmale Stoffstreifen, die genau Snowcats Hautfarbe hatten und auf denen kleine Strass-Steinchen angebracht worden waren. Die selben Eiskristalle fanden sich unten am Kleid wieder. Durch den Schlitz konnte man sowohl einen Blick auf die smaragdgrünen Spitzendessous von Victoria Sectrets - eine Zoe Tochter- erhaschen, als auch auf die grünen Blütengemusterten Seidenstrümpfe, die durch grüne Strumpfbänder gehalten wurden. Natürlich war durch den Schlitz auch etwas von der cetheral-farbenen Haut der Elfe zu sehen oder gar zu berühren, wenn man denn nah genug heran kam. Hinten war das Kleid länger als vorne und fiel mit einer kleinen Schleppe zu Boden. In den 10,5 cm smaragdgrünen Bordüren-High Heels mit Eiskristallen von Ferragamo, für die allein einige Frauen töten würden, schloss der Saum des Kleides nur Millimeter über dem Boden ab. Genau diese Schleppe machte es etwas trickreich in dem Kleid Treppen zu steigen oder zu tanzen. 

Snowcat schnappte sich Sparky und übte ein wenig, bis sie ein Gefühl für das Kleid bekam. Arcade beobachtete sie dabei und meldete sich sofort, wenn mehr zu sehen war, als erwünscht. 

Dunkelgraues Mascara, ein dezent aufgetragener grüner Kajal und die zu den Schuhen passende Ferragamo Handtasche, gaben dem Kunstwerk den letzten Schliff. 

Der Tzar hatte Snowcat und ihre Freunde in einen Club mit dem Namen Eisbrecher geladen. Der Nachtclub lag nicht nur an den Docks, es handelte sich dabei auch um eine ehemalige kleine Werfthalle, die umgebaut worden war. Das Lichtspiel aus Lasern über dem Eingang war beindruckend und hatte sicherlich einiges gekostet. Gut 100 Metamenschen warteten davor auf Einlass.

Die Runner parkten und stiegen aus. Selbstverständlich hatten sich alle in Schale geworfen und ihre Outfits, welche sie unter den Mänteln trugen, waren so vielfältig, wie sie selbst. 

Average trug ein tiefschwarzes Sakko, welches auf AR wirkte, als schlucke es das Licht, dazu trug er schwarze Cargo-Jeans und Combatboots.

Twinbow hatte einen beigefarbenen Anzug gewählt, dazu ein weißes Hemd, dass er, wie so oft, bis zum Bauchnabel offen trug. Farblich passende Mokassins und eine beige Mütze bildeten den unteren und oberen Abschluss. 

SpArcade steckten in identischen schwarzen Holoware-Anzügen. Sie trug eine weiße Bluse, er ein weißes Hemd. Sie hatten blank geputzte Combatboots als Schuhwerk angezogen und sahen nun mehr denn je wie eineiige Zwillinge aus. Der geschlechtliche Unterschied kam kaum zum Tragen. Sie unterscheiden sich nur dadurch, dass Arcade dank moderner AR-Technik, ihr stoppelkurzes, rotes Haar zum Pagenkopf hatte ,wachsen‘ lassen und dadurch, dass sie eine pinke Krawatte mit Glitzer und Sparky eine grüne Krawatte trug.

Sunrise hatte einen eher klassischen dunklen Anzug an, den er mit einer weißen Weste, einer weißen Krawatte und einem grünen Hemd hervorragend kombiniert hatte. 

Gumshoe war komplett im Stil des alten Landadels gekleidet und zeigte das in Perfektion, bis hin zu den Lederschonern am karierten Jackett. 

Blackstone trug einen weißen Anzug, ein schwarzes Hemd und eine weiße Krawatte. Seine schwarzen Schuhe waren so sauber, dass man sich darin spiegeln konnte und die Bügelfalte an seiner Hose war so scharf, dass man befürchten musste, sich daran zu schneiden. 

Blackstone bildete so einen wirklich interessanten Kontrast zu Shark, der seinen wohltrainierten Körper in einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine schwarzen Krawatte gesteckt hatte. Seine schwarzen Schuhe und seine Bügelfalten standen denen von Blackstone in nichts nach. Die beiden grinsten sich an und liefen demonstrativ neben einander. 

Liam trug Kilt, Combatboots, ein grünes Hemd und darüber eine High-Aces-Bomberjacke mit Pin-Up Girl auf dem Rücken. 

Doch so viel Mühe sich die Männer der Gruppe auch immer geben mochten, die Frauen würden stets mehr Blicke auf sich ziehen. 

Riven sah in ihrem schwarzen Cashmere-Rollkragenpullover, dem schwarzen Lederbolero, dem Knielangen, schwarzen Rock und den schwarzen Lack-High Heels einfach atemberaubend aus. Auch sie hatte ihr Haar hoch gesteckt und sie hatte violetten Lippenstift und violettes Mascara aufgelegt. Unter dem Kragen ihres Pullovers blitze hin und wieder eine Snowcat noch unbekannte Tätowierung im Nacken hervor, bei dem es sich offenbar um einen alchemistischen Kreis mit arkanen Siglen handelte. Unzählige Augenpaare würden sich in dieser Nacht nach Riven umdrehen, und diese Augen würden sowohl männlich, als auch weiblich sein. 

Breit gebaute Männer, Menschen und Orks, in schweren dunklen Wollmänteln, das Haar im Bürstenschnitt, bewachten sowohl das Gelände, als auch den Eingang. Als sie Snowcat in ihrem weißen Hermelin-Pelzmantel erblickten, formierten sich sechs von ihnen und drängten die Metamenschen vor dem Club beiseite und bildeten so eine Gasse bis zum Eingang. 

Snowcat schritt im besten Model-Gang die Gasse entlang, ohne sich nur ein einziges Mal umzusehen. Sie bildete so die Spitze eines losen Metamenschen-Dreiecks, dass sich durch die Wartenden bewegte. Am Eingang wurde die Gruppe von einer hübschen, blonden, menschlichen Frau im Empfang genommen, die Snowcat im fast akzentfreien Englisch begrüßte: „Es ist mir eine Ehre, Sie im Eisbrecher willkommen zu heißen. Wenn Sie mir bitte folgen würden.“  Twinbow starrte auf den Hintern der jungen Dame. Riven rügte ihn umgehend dafür. Ihrer Stimme war zu entnehmen, dass es ihr nicht völlig Ernst damit war. 

Der Club selber wies eine Deckenhöhe von gut 20 Metern auf. Auf fünf Basistanzflächen wurde unterschiedliche Musik gespielt. Es gab ebenfalls fünf Bars, von denen eine Bar komplett aus Eis bestand. Mehrere alte Lastkräne standen im Club, von denen Ketten herabhingen, an denen leicht bekleidete Tänzerinnen akrobatische Kunststücke vollführten, um sich danach kurz auf den Kränen auszuruhen. Eine der Tanzflächen  an der linken Wand befand sich auf fünf Meter, eine weitere Tanzfläche auf der anderen Seite auf sieben Meter Höhe. Auf zwei fest-stehenden Kränen hatte man eine VIP-Lounge gebaut, die mit hohen Glasflächen umgeben war und die nun in 10 Meter Höhe über dem Ganzen thronte. Natürlich gab es einen Zugang zum Wasser, auf dem Schiffe einst ihre große Reise angetreten hatten. Dementsprechend war die Luft in dem Nachtclub relativ kühl, dafür aber angenehm frisch. Die VIP-Lounge war über eine lange Treppe zu erreichen, auf die sie nun zusteuerten.

Die Dame blieb am Fuss der Treppe stehen und sagte: „Sie werden oben erwartet.“ 

Snowcat hatte inzwischen ihren Mantel geöffnet und ließ ihn mit Betreten der ersten Stufe wie zufällig ein wenig von ihren Schultern gleiten. Dann nahm sie elegant Stufe um Stufe, wohl wissend, dass die Augen vieler Anwesenden auf ihr ruhten. 

Das Eisbrecher war in einzigartiger Weise beleuchtet. Zu den weißblaue Lichtröhren brannten überall im Club blaue Feuer, deren Flammen wild zuckten. An den weißen Wänden glitzerte es silbern und ein 3D-Profil verlieh der Werkshalle etwas von dem Inneren eines Eisberges. 

Auf halber Höhe machte die Treppe einen Knick und Snowcat lief nun direkt auf Tzar Sergei zu, der am Eingang zur Lounge applaudierend auf Snowcat wartete. Dank ihrer Selbstbeherrschung wurde Snowcat auch jetzt nicht rot. Auf der letzten Stufe ließ sie ihren Mantel völlig nach hinten gleiten, den Shark zum Glück geistesgegenwärtig ergriff und über den Arm nahm. 

Sergei begrüsste Snowcat mehr als herzlich. In der Lounge befanden sich außer ihm noch ungefähr 20 weitere Personen, ein Großteil davon Frauen, die sich alle sehen lassen konnten. Die Lounge war feudal und luxuriös eingerichtet, von hier hatte man einen fantastischen Blick über den Club, nur den Bereich direkt unter der Lounge konnte man nicht einsehen. Die Privatsphäre in der Lounge wurde schon allein durch die Höhe gewahrt. Eine Angestellte mit einem Tablett, auf dem aus Eis geformte Gläser standen, die mit Wodka gefüllt waren, erschien. 

„Ach herrje,“ flüsterte Average und bewegte sich unauffällig in Richtung von Riven. Riven wirkte ihre Magie und so konnte auch Average ohne körperliche Konsequenzen sein Glas leeren. Snowcat stellte ihre Freunde und Kollegen der Reihe nach vor. Natürlich machte Sergei Riven ein Kompliment und seine wohlgewählten Worte zeugten davon, dass er sie genauestens betrachtet hatte. Sergei nickte Shark zu, ihn schien er offenbar bereits zu kennen. Liams Gegenwart kommentierte der Tzar mit: „Du bist also der Ire.“ Snowcat zog eine Augenbraue hoch.

Nach dem Begrüßungs-Wodka stiegen alle auf die Getränke ihre Wahl um. Snowcat bekam den allerbesten Champagner serviert und blieb selbstverständlich bei Sergei, als die ersten Runner schon auf die Tanzflächen verschwanden. 

Shark setzte sich nicht einmal, er stellte sich hinter die Sitzgruppe und wachte über Snowcat. Bald hatten sich bis auf Shark, Liam, Blackstone und Gumshoe, der mit zwei Damen im Arm an der Bar saß, alle Runner im Club verteilt und unter die Gäste gemischt. Sunrise kam mit einem hübschen jungen Mädchen wieder hoch und spendierte ihr großzügig Champagner. Perfekte Manieren bewies er, indem er zuvor ein Hoch auf den Tzaren ausrief und auf ihn anstieß. Nach zwei Gläser Champus verschwand er mit dem Mädchen wieder, nur, um kurz darauf mit einen noch hübscheren jungen Frau zurück zu kehren. Nach dieser Runde schloss sich Gumshoe ihm an und beide begleiteten das Mädchen nach unten. Seine vorherigen Gesprächspartnerinnen ließ Gumshoe in der VIP-Lounge zurück, die sich offenbar nicht daran störten. Auch Sunrises zweite Wahl wurde unten an der Treppe stehen gelassen.

Snowcat unterhielt sich unterdes angeregt mit Sergei, sie verfielen dabei immer wieder ins Russische. 

Liam betrachte die gesamte Zeit über das bunte Treiben im Club, trank Whisky und wippte hin und wieder mit dem Fuss im Takt zu einer Musik. Mit Sicherheit wusste er ganz genau, wo die Zwillinge waren. 

Auch Snowcat betrachtete die Menge immer mal wieder. Selbstverständlich hielt sie dabei Ausschau nach ihren Kollegen. Gumshoe und Sunrise hatten sich inzwischen gut aussehende Zwillingsdamen geschnappt und ihre Art zu tanzen nahm langsam aber sicher nicht ganz jugendfreie Formen an. 

Irgendwann fiel Snowcat in der Menge auf der Fläche, auf der harter russischer Industrial Rock gespielt wurde, ein bleiches Gesicht auf, das durch wilde Sprünge immer wieder aus dem Meer von Köpfen auftauche. Das Gesicht war sogar mehr als bleich, es war weiß. Der Elf hatte feuerrotes Haar zu zahlreichen Zöpfen geflochten und um die Augen hatte er sein Gesicht mit rote Karos geschminkt. 

Das konnte nicht sein! 

Snowcat wandte sich an Sergei: „Würde es dich stören wenn ich kurz tanzen gehe?“ Natürlich störte es ihn nicht, er entschuldigte sich höflich dafür, dass er sie nicht begleitete.

Snowcat stand auf. Blackstone und Shark folgten ihr ohne zu zögern. Geschwind lief sie die zahlreichen Stufen hinab, allerdings achtete sie darauf, nicht zu rennen, denn das wäre unangemessen gewesen. „Was ist los?“, fragte Shark.

„Ich glaube, ich habe jemanden gesehen, den ich kenne, das möchte ich überprüfen.“

Natürlich war der Elf mit dem geschminkten Gesicht nicht mehr auf der Tanzfläche, als Snowcat dort ankam. Sie war zwar zügig voran gekommen, da ihr alle, nicht zuletzt Dank Shark, Platz gemacht hatten, aber sie war eben nicht schnell genug gewesen. Sie blickte sich um und entdeckte den Elf tatsächlich etwas weiter hinten, wo er sich mit zwei Orks unterhielt. Doch als sie dort eintraf, war er erneut verschwunden. Sie blickte sich wieder um, konnte ihn diesmal aber nirgendwo entdecken. 

Dann kam eine Bedienung direkt auf Snowcat zu. Auf ihrem Tablett stand ein großes Cocktailglas in dem sich eine weiße Flüssigkeit befand. Der Rand des Glases war mit einer Scheibe Ananas dekoriert, die rote Karos als Augen hatte. Freundlich lächelnd sagte die Frau: „Den soll ich Ihnen mit den besten Empfehlungen bringen.“

Snowcat nahm das Glas vom Tablett und meinte: „Eine persönliche Begegnung wäre mir zwar lieber gewesen, aber vielen Dank.“ Die Bedienung zog ab. Snowcat zuckte ganz leicht mit den Schultern. Zumindest war es nun ziemlich sicher, dass ER das wirklich gewesen war. Sie probierte den Cocktail. Mandel, beziehungsweise Amaretto, Zimt, Milch und ein wenig Rum.

„Und, wie schmeckt er?“, fragte eine tiefe Stimme direkt hinter ihr. Snowcat blickte sich um und sah in das geschminkte Gesicht von Harlequin.

Einen winzigen Moment verschlug ihr die Überraschung die Sprache, dann sagte sie: „Wirklich extrem lecker. Wie heißt der Cocktail?“

„Oh, er hat noch keinen Namen.“

„Hast Du den extra für mich mixen lassen?“, fragte Snowcat und legte den Kopf kokett leicht schief.

„Ja und die Dekoration hab ich handgeschnitzt.“ sagte Harlequin mit beinah kindlichem Stolz.

Snowcat betrachtete die Scheibe Ananas noch einmal genau. „Die ist auch wirklich toll geworden. Ich würde sie liebend gern in mein Poesiealbum kleben, aber ich glaube dazu eignet sie sich nicht. Aber ich werde ein Foto machen und mir das dann als Erinnerung in mein Poesiealbum kleben.“ 

Harlequin lächelte ein wenig. „Was führt dich hierher? Der Club ist zwar gut, aber so einzigartig ist er auch nicht, als dass sich extra dafür der weite Weg von Seattle aus hierher lohnt.“

„Nein, das dann nicht ganz. Ich bin einer Einladung des Tzaren gefolgt.“

Blackstone fügte hinzu: „Genau genommen gibt der Tzar die Party extra für Snowcat.“

Harlequin war nicht beeindruckt. „Aha.“

Snowcat stellte schnell vor: „Blackstone kennst Du ja schon und das hier ist Shark.“

Auch davon war Harlequin nicht beeindruckt, aber er grüßte beide höflich. „Du bist also privat und nicht beruflich hier?“, wollte er dann wissen.

„Genau. Natürlich würde ich es Dir nicht sagen, wenn ich beruflich hier wäre.“

Über Harlequins Gesicht huschte ein Grinsen: „Natürlich nicht! Und das da oben ist der Zar? Er sieht gar nicht aus wie der Zar. Bist du sicher, dass man Dich nicht reingelegt hat?“

Snowcat war ein wenig verwundert. „Na jedenfalls habe ich ihn schon vor Wochen als den Tzar von Vladivostok kennen gelernt.“

Harlequin winkte leicht überkandidelt ab, „Ach soo ein Tzar.“

„Ja, so ein Tzar. Gibt es denn noch eine andere Art von Zar? Ich dachte, der echte Zar wäre schon längst tot.“

„Stimmt, aber er hat ja noch Familie.“

„Ist die nicht auch völlig ausgelöscht worden?“, harkte Snowcat nach. 

„Ach, das mit der völligen Auslöschung ist immer so eine Sache.“, erklärte Harlequin im Plauderton. 

Snowcat grinste: „Jedenfalls ist es eine schöne Überraschung, Dich hier zu treffen. Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, hätte ich natürlich selbst gebackenen Kuchen mitgebracht.“

Nun war es Harlequin, der ein wenig verwundert dreinblickte: „Aber die Überraschung ist größer, wenn man es nicht weiß.“

„Das stimmt natürlich. Außerdem kann ich gar keinen Kuchen backen. Also ist es so perfekt. -Sag, wie machst Du das nur, Du bist seit unserem letzten Treffen noch schöner geworden?“ fragte Snowcat im aufgesetzt Ton und breit grinsend.

„Alles modernes Make Up.“, antwortete Harlequin gelassen.

Snowcat überlegte kurz, rang sich dann aber zu einem, „Wollen wir vielleicht tanzen?“ durch.

„Sehr gern.“, erwiderte Harlequin zu Snowcats großer Freude. 

Sie übergab Blackstone ihr Cocktailglas und ließ sich von Harlequin auf die Tanzfläche unter der Lounge führen, hier wurde überwiegend langsamere Musik gespielt. Das Wasser an der Rampe hinter der Tanzfläche spiegelte sich an der Decke, die hier wegen der Longe nur halb so hoch war, wie sonst im Club.  

Harlequin legte seine Hände um Snowcats Taille und sie legte ihre Hände in seinem Nacken ab. Sie schwebten passend zum Tempo der Musik über die Fläche. Harlequin war ein guter Tänzer, er führte sie problemlos durch diverse Figuren und er roch ausgesprochen gut. Sein männlicher Duft mischte sich mit dem seiner echten, viel getragenen, aber gut gepflegten Lederjacke und da war noch irgend ein anderer Duft, den Snowcat nicht einordnen konnte, vielleicht kam er von dem Make Up. Snowcat unterdrückte den Drang, sich an Harlequin zu schmiegen. Sie verkleinerte den Raum zwischen ihnen nicht einmal, so tanzten sie im gesellschaftlich angemessenem Abstand.  

„Wie geht es denn dem alten Schwätzer?“, fragte Harlequin und sämtliche Ironie von vorher war aus seiner Stimme verschwunden.“ 

„Gut.“, erklärte Snowcat, „Jedenfalls hab ich ihn nicht klagen hören und er sah auch gut aus. - Danke übrigens für Deine Nachricht über Riven. Sonst hätte ich sie noch verpasst.“

Harlequin zuckte mit den Schultern. „Hmm!“, er ging nicht näher darauf ein und fragte stattdessen. „Wie läuft Deine Ausbildung?“

Snowcat strahlte bei dem Gedanken daran und erzählte ein wenig. Sie schwärmte am meisten von ihrem Fechtunterricht und war überrascht, als Harlequin erklärte, dass sie in Tango einen wirklich guten Lehrer habe. Woher er das nun schon wieder wusste? 

Viel zu schnell ging der Tanz zu Ende. Harlequin verbeugte sich formvollendet, dankte Snowcat für den Tanz und brachte sie dann noch zurück zu Blackstone und Shark, die ihnen bis an den Rand der Fläche gefolgt waren. Harlequin verabschiedete sich und Snowcat hatte ihn bereits einen Atemzug später aus den Augen verloren. Gedankenverloren trank sie von ihrem Cocktail.

„Warum war er hier?“, wollte Blackstone umgehend von Snowcat wissen. „Ich meine, das war doch sicher kein Zufall, dass er hier war.“

„Ich glaube auch nicht, dass es ein Zufall war.“ Sie machten sich auf den Rückweg zur VIP-Lounge. Beim Aufstieg flüsterte Snowcat: „Ich kann Dir nur sagen, dass Harlequin mir eine Nachricht geschickt hat, dass Riven wieder nach Seattle kommt. Ohne ihn hätte ich nicht davon gewusst. Aber das erzähle ich Dir im Vertrauen, das weiß sonst niemand und soll auch niemand wissen.“

Blackstone nahm zwei Stufen auf einmal, streckte sich und verpasste Snowcat eine sanfte Kopfnuss: „So was musst Du mir doch nicht sagen.“ Dann nahm er einen besorgten Gesichtsausdruck an. „Hat Harlequin ein Problem mit Riven?“

„Ich weiß es wirklich nicht!“, erklärte Snowcat.

„Wenn Harlequin ein Problem mit Riven hat, dann haben wir ein echtes Problem.“, sagte er ruhig und den Hauch von Sorge, der in seiner Stimme mitschwang, empfand Snowcat als durchaus berechtigt. 

Sie blieben noch bis tief in die Nacht hinein. Der Tzar ließ zwei Limousinen vorfahren, die die Runner zum Hotel bringen sollten. „Du hast wirklich außergewöhnliche Freunde meine schöne Snowcat!“, meinte Sergei zum Abschied. 

„Ja und sie alle sind mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gesegnet.“ erklärte Snowcat nicht ohne Stolz.

Gumshoe und Sunrise nahmen die eroberten Zwillings-Damen mit ins Hotel. Riven und Twinbow hatten sich eine Tänzerin von einer Kette runter holen lassen und mit ihr einen Teil der Nacht verbracht, auch sie fuhr nun mit ins Hotel. Snowcat interessierte das alles nicht weiter. Sie kuschelte sich in ihren Pelzmantel, drückte sich in den Sitz der Limousine und dachte über ganz andere Dinge nach.


Am Mittwoch dem 27.Februar 2072 kehrten sie zurück nach Seattle. Snowcat blieb noch einen weiteren Tag in der Stadt, um Gumshoe und Sunrise bei der Wohnungssuche behilflich zu sein. Inzwischen kannte sie eine Menge Comm-IDs von brauchbaren Vermietern auswendig. 

Wieder in Boston hatte sie einiges aufzuarbeiten, was während ihrer Abwesenheit liegen geblieben war. Aber inzwischen besuchte sie die Vorlesungen am MIT&T wirklich gern und auf den Unterricht bei Tango freute sich sich wirklich jedes Mal.

Am folgenden Montag saß Snowcat in der Cafeteria des taumarturgischen Instituts am MIT&T in Boston und las einen Artikel über die Entwicklung von Zauberformeln, der sie nur mäßig interessierte. Doch Spruchzauberei in den Grundzügen gehörte nun mal zum Studium der Magie Theorie. Sie markierte wichtige Passagen und kopierte sie für ihre Zusammenfassung. Sonnenstrahlen durchfluteten die hohen Fenster des alten Gebäudes und verliehen dem Raum etwas Erhabenes, und das trotz des Meers aus Gebrabbel, welches vor wenigen Minuten begonnen hatte. Einige Vorlesungen waren geendet und die nächsten würden erst in 35 Minuten wieder beginnen. 

Snowcat trank einen Schluck ihres Kaffee und verzog das Gesicht. Lecker war gewiss anders und auch die doppelte Menge Koffeinzusatz hatte nichts an der Tatsache geändert.

Sie stellte den Becher ab und rief lieber über das Uni-Netzwerk einen Link zu einem begleiteten Artikel zum Thema Entwicklung auf. Sie überflog die gut 47 Seiten in einem schnellen Tempo und lächelte. Schön, dass ihr diese wenigen Minuten reichten, um alles zu verinnerlichen. 

Sie spürte, wie eine Bewegung schräg hinter ihr auf ihren Tisch zukam, langsamer wurde, dann umdrehte, zurück ging und in ein paar Metern Entfernung unschlüssig stehen blieb. Dieses Manöver hatte die Person bereits zwei mal durchgezogen. Dank ihrer geschärften Sinne war Snowcat diese Bewegung nicht entgangen. 

Inzwischen hatten sich zwei weitere Studenten an ihren Tisch gesetzt. Höflich hatten die beiden jungen Männer mit der Figur von Vorzeige-Footballern gefragt, ob dort noch frei wäre, Snowcat hatte nur kurz aufgesehen, gelächelt und genickt.

Sie war solche Massenversammlungen von Metamenschen, wie sie hier zu jeder Pause stattfanden, bisher eigentlich nur von den Treffen im HQ der Ancients gewohnt. Dort ging es jedoch stets rauer, lauter und wuseliger zu, denn so sehr sie alle Elfen sein mochten, am Ende des Tages waren sie eben doch auch ein großer Haufen ungebildeter Jugendlicher und im Gegensatz zu dem Bild welches sie gerne der Öffentlichkeit zeigten, sahen nicht mal alle gut aus. 

Hinter ihr startete das Bewegungsmuster ein drittes Mal, brach aber viel schneller ab, als die beiden Male zuvor und kam nicht bis in ihre Nähe. Sie konnte den Metamenschen tief durchatmen hören und das trotz der zahlreichen Gespräche, die in ihrer Umgebung geführt wurden. Obwohl sie dieses Manöver nicht im geringsten ablenkte, beschloss Snowcat, diesmal vor der Wende aufzublicken und direkt in die Richtung des Metamenschen zu schauen. 

Er kam näher, noch ein bissen näher, da wandte Snowcat ihren Oberköper leicht nach links und blickte genau im richtigen Moment auf. 

Fast wäre der junge Mann vor Schreck gestolpert. Dann fasste er seinen Mut zusammen und kam unter dem Grinsen der beiden anderen jungen Männer am Tisch zu Snowcat. Im gebührenden Abstand blieb er stehen. Die beiden ,Footballer‘ waren offenbar ebenso neugierig auf das, was jetzt kam, wie Snowcat. 

„Hey, Hallo.“ die Stimme des jungen, menschlichen Mannes klang ein wenig hoch, was er wohl auch selbst bemerkt hatte, denn die nächsten Worte sprach er in einer deutlich tieferen Tonlage. „Kann es sein, dass ich Dich schon mal in einer ,Astralraum‘-Vorlesung bei Professor Mullhorn gesehen habe?“

Snowcat stützte die Hand in den Nacken, blickte zu dem jungen Mann auf und betrachtete ihn dabei genauer. Er trug Jeans, Turnschuhe und ein Hemd. Alles war aus der aktuellen Saison und Designerware. Auch Commlink und AR-Handschuh, den er rechts trug, zeugten von einer gewissen Menge Geld. Er hatte braunes, wuscheliges Haar, welches er mit viel Mühe in die unterschiedlichsten Richtungen frisiert hatte. Sein Gesicht war annehmbar, vor allem durch seine warmen braunen Augen machte er einen sympathischen Eindruck. Seine Figur konnte man als schlagzig bezeichnen. Er war sicher fast 1,90 Meter groß und wirkte wie jemand, der erst kürzlich gewachsen war und diesen Schub noch nicht ganz verarbeitet hatte. 

Nun lächelte Snowcat und erwiderte auf die Frage: „Ich weiß nicht, ob Du mich da gesehen hast. Das musst Du mir sagen. Normalerweise erinnern sich die Metamenschen an mich.“

Der junge Mann wurde ein wenig rot: „Was? Ja na klar. Klar erinnere ich mich an Dich. Ähm,“ er fuhr sich unsicher mit der Hand durchs Haar, was er umgehend bereute, da einige Strähnen danach ihre vorgesehene Position verlassen hatten, „Ich wusste eben nur nicht in welchem Kurs das war. - Also nee, das stimmt auch nicht, ich wollte einfach nur zur Eröffnung eine Frage stellen, damit Du irgendwas sagen musst, schon allein, um höflich zu sein. Und jemand wie Du ist mit Sicherheit höflich. Dann hätte ich zumindest eine höflich Abfuhr gehört und wäre in den Genuss Deiner tollen Stimme gekommen. So weit hat das ja geklappt, auch wenn ich keine gute Frage für den Anfang gewählt habe. - Ich bin übrigens Dave.“ Er streckte Snowcat die Hand hin, zog sie aber schnell wieder zurück, als sie diese nicht sofort ergriff.

Snowcat lächelte: „Hallo Dave, ich bin Cathrine. Aber Du kannst auch gerne Cat sagen. Möchtest Du Dich nicht setzten? Dann muss ich auch nicht die ganze Zeit zu Dir aufsehen.“

Das anfängliche höhnische Lachen der beiden ,Footballer‘ am Tisch ging in einen neidischen Blick über. 

Einen Moment lang war Dave perplex, „Echt? Ich darf mich setzten. Cool!“ Snowcat nickte und er zog sich einen Stuhl ran, setzte sich und starrte sie einen Moment lang an. „Du hast echt unglaublich schöne Augen! Das haben Dir bestimmt schon viele gesagt. Der Rest ist natürlich auch heiß, so heiß, dass Du schon seit Wochen Gesprächsthema bist. Aber Deine Augen, die sind mehr als heiß. Die sind einfach nur - WOW. Als wenn silberne Sterne an einem klaren Wintermorgen zu sehen sind.“ Dann zog Dave die Schultern zusammen, so, als erwarte er gleich einen Schlag ins Genick. Snowcat konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen und vergaß darüber sich bei Dave für das tolle Kompliment zu bedanken. Dave beugte sich ein wenig zu ihr vor und erklärte: „Ich dachte, gleich kommt bestimmt ein Riese von Deinem Freund und verpasst mir eine und zerrt mich hier runter, weil ich bei Dir sitze. Dein Freund ist bestimmt wahnsinnig eifersüchtig.“

Snowcat lächelte: „Da musst Du Dir keine Sorgen machen.“

„Weil?...“, harkte Dave nach „Also weil Du keinen Freund hast oder weil der nicht so eifersüchtig ist, dass er mich fertig macht, weil ich hier sitze?“

Die ,Footballer‘ spitzten die Ohren.

Snowcat wollte schon ,Beides‘ antworten, da sie keinen Freund haben würde, der andere von den Stühlen zerrte oder schlug, nur weil jemand neben ihr saß. Dann erinnerte sie sich an Craven, der genau das getan hätte und sagte: „Weil... ich derzeit keinen Freund habe, der so etwas macht.“

Natürlich war das nicht genau die Antwort gewesen, die Dave hatte hören wollen. Aber Snowcat hatte eben auch nicht einfach so ihren Beziehungsstatus preisgeben wollen. Wenn sich so etwas rumsprach, konnte es anstrengend werden. Obwohl Snowcat natürlich viel seltener angemacht wurde, als man vermuten mochte. Auch Schönheit war eine Medaille mit zwei Seiten, sie verschaffte Snowcat nicht unerhebliche Vorteile, aber sie schreckte viele auch einfach ab. Die meisten Männer trauten sich gar nicht, Snowcat anzusprechen. Entweder wurde sie von sehr selbstbewussten Männern angesprochen, -wobei auch hier ein Großteil von ihnen darauf wartete, dass Snowcat den ersten Schritt machte, was natürlich im Gegensatz zu ihrer Vorliebe stand, umworben und erobert zu werden - oder sie wurde von Männern angesprochen, die Nichts zu verlieren, aber genug Mut beisammen hatten. Dave gehörte zu letzten Kategorie. 

Er nahm den Faden wieder auf: „Genau genommen haben wir übrigens mehrere Kurse zusammen, ich bin Dir sicher noch nie aufgefallen. Aber...“

Snowcat unterbrach Dave, es kostete sie keine Mühe, sich zu erinnern: „Doch, Du sitzt in ,Astralraum‘ meist drei Reihen hinter mir, letzten Freitag hattest Du ein rotes T-Shirt mit einem Kaffeefleck auf der Brust an. Und wir haben Magietheorie I zusammen. Da sitzt Du meistens in der dritten Reihe von vorne, ganz links.“

Dave war beeindruckt, natürlich ärgerte er sich über die Sache mit dem Kaffeefleck, aber ansonsten war er sehr erfreut. Genau das hatte Snowcat beabsichtigt. Dave würde wohl so 23 oder 24 Jahre alt sein, schätze sie. Womit er ihrem eignen Alter wohl deutlich näher kam, als ein Großteil der Männer, mit denen Snowcat sonst so zu tun hatte. Doc und Mystère zum Beispiel, um nur zwei zu nennen. Selbst Craven waren deutlich älter gewesen, als sie selbst. Von Ding, Kyle, Ehran oder Harlequin mal ganz zu schweigen. Wer wusste schon, wie alt die waren? 40, 50, 60 Jahre oder gar noch älter? Dave passte also gar nicht in Snowcats Beuteschema. Nicht mal, wenn sie daran dachte, wie lange ihr letzter Sex inzwischen schon wieder her war. Natürlich könnte sie Kyle einfach mal besuchen, gerade, wo sie doch derzeit selber hier in Boston war. Aber sie hatte bereits drei Nächte mit Kyle verbracht, womit er ihren persönlichen Status des One Night Stands verlassen hatte. Kein Mann bekam mehr von ihr. Alles darüber hinaus nannte sich in ihren Augen Beziehung und eine Beziehung wollte sie mit dem Sotocapo der Mafia sicher nicht eingehen. Von ihrer Seite aus fehlte dafür das Gefühl und sie war sicher, dass er auf Dauer nicht mit ihr umgehen könnte. Skinner fiel auch aus, rein theoretisch hatte er noch ein mal offen, aber er war ein Ancient in Seattle, damit war er derzeit tabu, ebenso wie alle anderen Ancients aus der Smaragd-Stadt. Blood und Twinbow hatten sich selbst aus dem Kandidatenpool geschossen. Wer blieb da noch? Mystère? Oder doch Doc, obwohl er nur ein Mensch war? Als die Gesichter von Ehran und Harlequin in ihrem Kopf erschienen, schob sie die abschweifenden Gedanken beiseite und widmete sich wieder ganz Dave. Inzwischen unterhielten sie sich locker über den Unterricht und die anstehenden Hausaufgaben.

Dann erinnerte Snowcats Commlink sie daran, dass es Zeit war zu ,arkane Kunst‘ bei Professor Popow aufzubrechen. Ein Kurs, den sie nicht mit Dave gemeinsam hatte.  

„Ja, denn, wir sehen uns ja denn bald mal in einer Vorlesung.“ meinte Dave zaghaft.

„Tun wir.“ erwiderte Snowcat, doch auch wenn Dave kein Kandidat fürs Bett war, musste das doch nicht heißen, dass es sich nicht lohnte, sich mit ihm anzufreunden oder gar, dass er zu gar nicht zu gebrauchen war. Snowcat fügte hinzu: „Hey Dave, Du weißt nicht zufällig, wo man hier auf dem Campus einen anständigen Kaffee bekommt?“

„Doch! Weiß ich sogar.“ 

Bevor er ihr beschreiben konnte wo sie den guten Kaffe finden könne, hob Snowcat die Hand und gebot ihm Einhalt: „Hol mich doch einfach nachher im Saal für Arkane Kunst ab und lad mich dorthin ein. Was meinst Du?“

Daves strahlendes Gesicht zeugte davon, wie gut er die Idee fand. „Ja, Cat, sehr gern, dann bis nachher.“

Snowcat lächelte äußerst zufrieden.


Am ersten März-Wochenende flog Snowcat bereits wieder nach Seattle. Sie hatte mit Riven ein Mädchen-Wochenende geplant. Sie gingen shoppen, besuchten dabei natürlich das Magical Me und ließen es sich im Anschluss bei einer Übernachtung im Cougar Montain Resort in Renton so richtig gut gehen. Massagen mit flüssiger Schokolade, andere Wellness-Behandlungen und vor allem eine Trideo-Nacht boten den beiden jungen Frauen genügend Gelegenheit zu Gesprächen. Selbstverständlich wollte Snowcat alles über Rivens Zeit in Paris wissen, so wurde die Stadt der Liebe zu ihrem Hauptthema. Da Snowcat Paris schon zwei Mal besucht hatte, konnte sie sich Rivens Beschreibungen gut bildlich vorstellen. Offenbar hatte die schöne Hexe dort wirklich eine gute Zeit verbracht. Dennoch war sie nun wieder hier. Irgendwann tief in der Nacht erzählte Riven Snowcat, dass sie bei ihrer Entscheidung zu einer Rückkehr wirklich einem inneren Drang gefolgt war. Sie war das Gefühl einfach nicht los geworden, dass sie wieder nach Seattle müsse, um bei Snowcats Runs dabei zu sein. 

„Ich weiß, Du kannst ganz gut auf Dich selber aufpassen, aber ich glaube, dass auch meine Göttin möchte, dass ich auf Dich achte.“

Snowcat wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie konnte einfach nur versichern, dass sie dankbar dafür war, dass Riven auf sie achten wollte, egal aus welchen Gründen.

Als Snowcat sich am Sonntag auf dem Flug nach Boston befand, fühlte sie sich wohl und ausgeruht. Außerdem hatte sie die Gewissheit im Gepäck, dass sich das alte Gefühl von Freundschaft zu Riven wieder eingestellt hatte. 


Snowcats nächster Aufenthalt in der Smaragd-Stadt fand bereits am 17.März statt. Nach einigem Überlegen hatte sie beschlossen, den St. Patricks Day mit Liam und SpArcade im Haunted Mug zu verbringen. Auf dem Flug nach Boston am Morgen danach war Snowcat noch sehr müde und sie war froh zu wissen, dass sie in einer Stadt wie Boston damit an diesem Tag nicht weiter auffallen würde.

Die Viel-Flieger-Meilen auf den Namen ihrer SIN wuchsen in einem Tempo, mit dem Snowcat niemals gerechnet hätte.


Am Dienstagmorgen, es war der 22.03.2072, meldete sich Ehran bei ihr und bat sie um ein kurzfristiges Treffen. Natürlich folgte sie dem Ruf ihres Lehrmeisters sofort. Sie war gleichermaßen überrascht und erfreut, als Ehran ihr erklärte, dass er einen Auftrag für sie habe und nur weil Ehran darauf bestand normal zu verhandeln, dauerte das Meeting einige Zeit länger.

Ihr erster Anruf danach galt Mystique. Seit Scorpion die beiden Frauen miteinander bekannt gemacht hatte, war zwischen ihnen eine Freundschaft entstanden und Snowcat hatte schon länger mal vorgehabt, Mystique mit auf einen UC-Run zu nehmen. Diesmal bot sich die perfekte Gelegenheit dazu. Sie verabredeten sich für 17.00 Uhr in einem Café.

Im Anschluss buchte Snowcat den nächsten Flug nach Seattle.

Nachdem sie die Verfügbarkeit ihrer Kollegen gescheckt hatte, verschickte sie Einladungen an Gumshoe, Sunrise, Riven, Average, Twinbow und Blackstone, mit der Bitte um ein geschäftliches Treffen um 21.00 Uhr im Banshees, wo sie für diese Zeit bereits das Hinterzimmer reserviert hatte. Bis Snowcat am ,Logan Airport‘ angekommen war, hatten alle ihre Einladung angenommen. 

Um 20.30 Uhr betrat Snowcat mit Mystique das Banshees, gemeinsam inspizierten sie das Hinterzimmer und warteten dann dort auf die anderen. Snowcat hatte sich heute für ihren Catsuit in Lackleder-Optik entschieden. Er war immer noch eine gute Wahl, wenn sie mit dem Motorrad in den Barrens unterwegs war. Obwohl sie jeder Zeit auch in High Heels Bike fahren könnte, trug sie ihre schweren Motorradstiefel, denn der Gedanke daran, sie könne ein paar 2000 ¥ Manolos bei einer Fahrt auf dem Motorrad ruinieren, ließ sie erschaudern. 

Mystique war ebenfalls strassenmäßig gekleidet. Sie trug eine Lederkorsage, einen Minirock, Netzstrumpfhosen, schwarzen Lippenstift und Combatboots. Ihr gesamtes Outfit war mit Nieten und Dornen übersehen. 

Bereits kurz nach 21.00 Uhr waren alle Runner im Hinterzimmer eingetroffen. Snowcat stellte Mystique vor, die sich in einer Ecke zurecht gefläzt hatte und Kaugummi kaute, dann schaltete Snowcat den White Noise Generator an und kam ohne Umschweife zum Punkt: „Ich habe einen Job im Namen von UC angenommen. Bevor ich Details bekannt gebe, muss ich natürlich wissen, ob einer von Euch kein Interesse an dem Job hat. Wir sollen für 150.000¥, die Hälfte habe ich bereits als Anzahlung erhalten, einen Gegenstand aus einem Museum stehlen.“ 

„Hier in Seattle?“, fragte Mystique und ließ eine Kaugummiblase platzen. 

Snowcat unterdrückte ein Grinsen: „Nein, außerhalb von Seattle. Aber für unsere Reise und für unsere Unterkunft ist gesorgt.“

Sunrise fragte nach: „Außerhalb von Seattle, heißt noch innerhalb der UCAS?“

Snowcat schüttelte den Kopf: „Nein, es geht nach Asien!“

Twinbow meldete sich: „Also ich bin dabei.“

Auch Blackstone, Sunrise, der bei der Aussicht nach Asien zu kommen, nicht sonderlich erfreut zu sein schien, Riven, Gumshoe und Mystique waren mit von der Partie. Nur Average zögerte. „Was is?“, fragte Mystique barsch.

„Na ja. 150.000¥ ist nicht so viel Geld. Wenn wir doch auch noch reisen müssen.“

Mystique verdrehte die Augen: „ Ooch, brauchst Du gleich ein Taschentuch?“

Average zuckte schicksalsergeben mit den Schultern: „Wenn Snowcat schon angenommen hat... Ja, ich bin auch dabe!“

Snowcat nickte erfreut und erklärte die Details: „Gut. Wir sollen einen Gegenstand mit dem Namen Shantayas Kompass aus dem Museum Of Ancient Art in Hong Kong stehlen. Der Kompass wird im Rahmen der Ausstellung, ,Artefakte der Antike‘ zu sehen sein und ist eines von fünf ganz besonders begehrten Exponaten. Die Ausstellung wird diesen Samstag mit einem Empfang feierlich eröffnet. Ein Hochgeschwindigkeitsjet wird uns morgen nach Hong Kong fliegen, wo im Luxushotel Peninsula Zimmer für uns reserviert sind. Wir werden von Privathangar zu Privathangar reisen, dennoch kann unser Kontakt in Hong Kong Equipment nur bis zu einer gewissen Grenze unbemerkt durch den Zoll bringen. Abgesehen davon ist im Jet nur für normales Gepäck Platz.“ Snowcat blickte Average an, „Große Drohnen fallen also aus. Außer dem Betrag, den wie für die Beschaffung des Gegenstandes bekommen, habe ich mit unserem Auftraggeber einen Bonus von 50.000¥ ausgehandelt, den wir in Form von Equipment von unbegrenzter Verfügbarkeit einlösen können, welches uns innerhalb von 24 Stunden auf der Welt überall hin geliefert werden würde.“ Snowcat machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Bevor wir zu Euren Fragen, weiteren Details und der ersten Planung kommen, möchte ich noch erwähnen, dass ich mit UC schon mal solche speziellen Kunstobjekte besorgt habe. Bisher ist dabei immer eine Menge Konkurrenz aufgetreten, die besagte Objekte ebenfalls um jeden Preis haben wollten. Darum ist es unbedingt nötig, dass wir so schnell wie möglich nach Hong Kong kommen, damit uns niemand Shantayas Kompass vor der Nase wegschnappen kann.“ Snowcat ließ ihren Blick über die Runde schweifen und war mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Ihre Ausführungen waren angenommen worden und das alles, nachdem sie bei Mr. Johnson- bei diesem Gedanken huschte ein Lächeln über ihr Gesicht- alleine aufgetreten war und ohne viele Zwischenfragen eine völlig entspannte Verhandlung gehabt hatte. Wenn möglich, würde sie in Zukunft gerne immer so vorgehen. 

Katze schnurrte: „Elfenmädchen, eine unglaublich weise Erkenntnis und Deiner wirklich würdig, dass ich das noch erleben darf. Ich bin ja so stolz auf Dich.“

Gumshoe stellte die erste Frage: „Wie groß und wie schwer ist der Kompass denn und ist er magisch?“

Snowcat rief über ihr Commlink eine Beschreibung samt Zeichnung auf und verteilte sie mit einer Handbewegung an alle. Shantayas Kompass bestand aus zwei Teilen. Bei dem ersten Teil handelte es sich um eine mit Gold verzierte Bronzescheibe von einem Zentimeter Dicke und 15 Zentimetern Durchmesser, an deren Seite 60 beschriftete Markierungen zu sehen waren. Die Rückseite bestand aus orangenem Metall, also höchstwahrscheinlich Orichalkum. Der zweite Teil war eine 70 Zentimeter lange Kette, bei der sich silberne und bronzene Kettenglieder abwechselten. In jedem silbernen Glied ruhte ein Edelstein, von denen keine zwei gleich waren. Setze man beide Teile zusammen, ergaben sie ein Medaillon, dass man um den Hals tragen konnte. Shantayas Kompass war höchstwahrscheinlich als Sternen-Höhenmesser nutzbar, für dessen Erschaffung wieder einmal Wissen genutzt worden war, das seiner Zeit weit voraus gewesen sein musste.  

Snowcat wusste noch zu berichten „Shantayas Kompass wurde zuletzt im Besitz eines Britischen Colonels im viktorianischen Zeitalter erwähnt, der sich am Ende seiner Dienstzeit in Indien zur Ruhe setzte. Es existiert noch eine schöne begleitende Anekdote zu dem Kompass, die aber weiter keine Rolle spielt.“

Mystique jauchze auf. „Oh wie schön. Erzählst Du uns die Story als Gute-Nacht-Geschichte auf dem Flug?“

Snowcat lächelte milde: „Na mal sehen, wenn ihr schön brav seid!“

Riven warf Twinbow bei dem Wort ,brav‘ einen verschwörerischen Blick zu, dann lächelten beide wissend.

Snowcat überlegte kurz und meinte dann: „Ach ja, die Frage nach Magie. Darüber ist nichts bekannt, aber es ist zumindest davon auszugehen, dass so ein alter Gegenstand eine Aura hat. Die haben Gegenstände mit Geschichte eigentlich alle.“

Blackstone fasset sich kurz durch seinen gepflegten, blonden Bart: „Also brauchen wir für den Transport wieder eine abschirmende Tasche!“

Snowcat nickte

Mystique lehnte sich zurück und erklärte: „Ich weiß auch schon, wie wir das machen. Snowcat hier macht sich an den Direktor ran und lässt sich das gute Stück noch vor der Eröffnung zeigen.“

Average grinste anzüglich. 

Blackstones Gesichtsausdruck verriet, dass er mit Mystiques Art nicht ganz einverstanden war, doch er sagte ruhig: „Könnte sogar klappen, denn wir haben es beim letzten Mal ähnlich gemacht. Mehrere von uns waren in unterschiedlichen Verkleidungen auf dem Empfang und wir konnten in aller Heimlichkeit zuschlagen.“ 

Snowcat deutete mit dem Finger auf Blackstone: „Heimlichkeit ist ein gutes Stichwort. Es wäre natürlich wunderbar, wenn am Ende niemand eine Ahnung hat, dass wir den Kompass gestohlen haben. Außerdem habe ich vergessen zu erwähnen, dass unser Auftraggeber am liebsten jegliches Blutvergießen vermeiden möchte.“

Average sah immer noch nicht zufrieden aus: „Na was machen wir denn, wenn der Museumsdirektor gar nicht auf schöne Frauen steht?“

Mystique wusste sofort Antwort: „Na dann schicken wir Twinbow!“

Auch Sunrise stieg nun aktiv in die Planung ein: „Wie hoch ist das Gebäude der Ausstellung überhaupt und wo liegt es? Wenn ich einen guten Spot finde, kann ich alles beobachten und eingreifen, falls etwas schief geht. Haben wir einen Plan von dem Gebäude selbst? Und auch einen von der Umgebung?“

Average brummte: „Genau das wollt ich auch gerade fragen. Haben wir Pläne?“

„Siehst‘e Average,“ meinte Blackstone darauf, „Ich denke, genau diese Pläne solltest Du uns jetzt besorgen.“

„Ach menno, dann muss ich ja arbeiten.“, nörgelte Average.

Mystique fragte halblaut: „Was ist denn mit dem los? Hat der seine Tage?“

Doch trotz seiner Nörgelei besorgte Average die geforderten Informationen innerhalb von Sekunden. Sie entwarfen ein paar grobe Ideen, die sie dann sacken ließen. Der Rest konnte erst nach einer Besichtigung vor Ort festgelegt werden. 

„Gut, dann macht Euch Gedanken, was ihr mitnehmen wollt und lasst mir die Listen zukommen, damit ich sie weiterleiten kann.“ schloss Snowcat die Besprechung. 


Am nächsten Tag wurden sie samt Equipment am vereinbarten Treffpunkt von einer Limousine und einem SUV abgeholt und zum privaten Teil von SeaTac gebracht.

Hier stiegen sie in einen Airbus A570 HSCT um. 

Mystique sah heute völlig anders, als noch am gestrigen Abend aus, das Gang-Mädchen war einer Geschäftsfrau gewichen. 

Das Interieur des Jets war beeindruckend luxuriös. Twinbow sprang auf eine Couch und rief: „Riven, komm in meine Arme.“, er bedauerte nur, dass der Flug so kurz sein würde.

Sunrise grinste breit, als er seine Idee offenbarte: „Wir stehlen einfach das Flugzeug, dann haben wir mehr als genug Geld.“

Snowcat blickte ihn finster an: „Egal was man tut, man darf als Shadowrunner niemals seine Auftraggeber reinlegen.“

Natürlich war Average anderer Meinung, ein kleiner Disput entstand, der so lange ging, bis Twinbow fragte: „Wie viel ist so ein Teil eigentlich wert?“

„33 Millionen Nu Yen!“, antwortete Mystique, wie aus der Pistole geschossen.

„Was nur?“, fragte Average.


Penelope Huang, eine gut aussehende asiatische Orkin nahm die Runner auf dem Flughafen in Hong Kong im Empfang und begrüsste sie mit allen Ehren. Auf die hier so übliche bescheidene Art, erklärte sie, dass sie ihnen 24 Stunden am Tag als Kontaktperson zur Verfügung stand.

Hier war es bunter und voller als in Seattle, doch der Rolls-Royce Phaeton, in dem sie von Penelope persönlich kutschiert wurden, glitt lautlos und unglaublich schnell durch den Verkehr. Schon bald hatten sie alle überholt. Als Snowcat das letzte Mal in Hong Kong gewesen war, hatten sie sich mit einem Taxi im Schneckentempo durch die Stadt gequält. Snowcat wollte unbedingt wissen, wie solch schnelles Vorankommen möglich war und fragte bei Penelope nach. 

„Die Limousine ihres Auftraggebers ist mit höchster Priorität gelistet. Grid Guide räumt uns den Weg frei und sorgt auch dafür, dass wir einen Platz auf der nächsten Fähre bekommen.“ 

Snowcat war baff und sie wusste, dass sie nicht die einzige im Team war, der das so ging. 

Im Luxushotel ,The Peninsula Hong Kong‘ war für jeden von ihnen ein Zimmer reserviert, die alle auf der selben Etage lagen. Snowcat staunte nicht schlecht, als der Hotelpage ihre Tür öffnete und sie dort eine kleine Suite vorfand. Ihr ,Auftraggeber‘ hatte also dafür gesorgt, dass sie es noch ein bisschen besser hatte, als die anderen.

Vorsorglich war für das Team für die Dauer ihres Aufenthaltes ein Konferenzzimmer reserviert worden. Snowcat musste vorsichtig sein, denn sie lief in Gefahr, sich an solchen Luxus zu gewöhnen. 

Sunrise und Gumshoe bestellten sich zu allererst eine Massage auf Zimmer, Blackstone schüttelte darüber leicht den Kopf.

Snowcat war egal, was sie alle taten, so lange sie sich in einer Stunde im Konferenzraum einfanden. Sie für ihren Teil nahm erstmal ein Bad.


Natürlich waren alle pünktlich und so saßen sie wie die besten Geschäftsleute beisammen und brüteten über die Pläne, die sie hatten. 

Das ,Museum Of Ancient Art‘ lag direkt am Wasser und war in einem alten, dreistöckigen viktorianischen Gebäude untergebracht. Umgeben von modernen Hochhäusern, gab das kleine Haus ein eigentümliches Bild ab. Shantayas Kompass war dem Museum von Shui Li Bennet, einer Dame mit mehrfachen Doktortiteln in Genetik, Weltautorität in Metagentik, Millionenerbin und Kunstliebhaberin, gestiftet worden. Er würde erst am Tag der Eröffnung ins Museum gebracht werden, so hatte Average herausgefunden.

Bisher sah ihr Plan vor, dass fünf von ihnen, -Riven, Twinbow, Mystique, Gumshoe und Snowcat - auf die Eröffnungsfeier gehen würden. Sunrise sollte in einem Hochhaus mit guter Sicht auf das Museum in Sniper-Position warten, um einzugreifen, falls etwas schief lief.

Snowcat oder Twinbow, je nach Vorliebe des Direktors, sollten sich den Kompass vor der Eröffnung zeigen lassen. Riven würde sich bereit halten, um dem Direktor mit Magie auf die Sprünge zu helfen. 

Während Average den Alarm unterdrückte, sollte derjenige den Kompass aus seiner Vitrine nehmen, dem Direktor eine Portion Laés verpassen und mit dem Kompass ins Wasser springen, wo Blackstone mit einem Boot wartete. Wenn das erledigt war, würden die Anderen die Feier verlassen, noch bevor jemand etwas merkte. Wenn dann auffiel, dass etwas passiert war, würden sie längst über alle Berge verschwunden sein.

„Jetzt hängt alles davon ab, dass wir fünf Einladungen besorgen können.“, fasste Mystique zusammen. 

„Wann geht es denn überhaupt los und wer und wie viele sind denn überhaupt geladen?“, Blackstone blickte Average fragend an. 

Average hatte sich zurück gelehnt, doch nun richtete er sich auf: „Das könnte ich ja mal gucken.“, meinte er.

Er wirkte ein paar Sekunden wie weggetreten und als seine Augen wieder klar wurden sagte er: „Also, am Samstag um 19.00 Uhr beginnt vor dem Museum die sogenannte ,Red Carpet Show‘, bei der die Presse Gelegenheit hat, die geladenen Gäste zu beobachten.“

Nach dieser Einleitung schwante Snowcat nichts Gutes.

Average fuhr fort: „Um 20.30 Uhr beginnt dann das formale Dinner zu dem 120 Personen geladen sind.“

„Fünf als Gäste reinzukriegen können wir schon mal vergessen.“, stellte Gumshoe fest.

„Wartet ab. Denn es kommt noch besser!“ Average ließ über AR die Gästeliste aufblenden und erklärte: „Ich habe mir erlaubt, die Namen, die uns interessieren könnten, nach oben zu sortieren und ein zwei Anmerkungen hinzu zu fügen.“

Dr. Dr. Shui Li Bennet

Ares CEO Damien Knight

Lung

Ryumyo

Wuxing CEO Wu Lung-Wei +Frau + (ihre so beliebten und selten in der Öffentlichkeit auftretenden) Fünflinge

Sharon Chiang Wu

Lady Rhiannon Glendower

Jonny Spinrad

Claudia Romanow (laut Gerüchten arbeitet die schöne Elfe für Lofwyr)

Samantha Villier (Neonet)

Jenna Ni Faiira (noch ne schöne Elfe und ehemalige Prinzessin von Tir Taingire)

Und diese alten Bekannten von UC:

Jaime Salazar

Kevin Mac Namarra (Illuminati Of the New Dawn)

Georgi Abulef (APEC Konsortium)


Snowcat schluckte. Fragg! Sie räusperte sich: „Okaaaay. Mit zwei Drachen auf dem Empfang ist jeglicher Einsatz von aktiver Magie tabu. Gumshoe hat Recht, wegen der geringen Anzahl von Gästen können wir maximal zwei Leute auf dem Empfang unterbringen. Ich würde zunächst sagen, das machen Mystique und ich. Sollte Penelope keine Einladung bekommen können, lasse ich mich von Salazar reinbringen, der schuldet mir noch was. Dass ich mit meinem Original-Aussehen schon ein paar mal auf solchen Veranstaltungen war, können wir vielleicht als Vorteil nutzen. Außerdem darf unter keinen Umständen irgendetwas auf uns zurückführen und wir brauchen eine riesige Ablenkung um zu entkommen. Passen wir unsere Idee dementsprechend an.“

Zu Snowcats großer Überraschung ging das leicht von der Hand. 

Nach einer Stunde stand der neue Plan. 

Snowcat und Mystique würden auf den Empfang gehen. 

Twinbow und Sunrise würden sich mit Schussfeld auf das Museum im Gebäude gegenüber positionieren. 

Average würde sich in ein Boot begeben und irgendwo in der Nähe des Hochhauses auf dem Wasser warten, die Armadillo bereit, falls etwas mit EMP ausgeschaltet werden musste

Riven und Gumshoe, als Reporter getarnt, würden sich auf der Vorderseite des Museums aufhalten, das Ares Firewatch Team ablenken und zuvor die Krachmacher-Drohnen verteilen, damit man Sunrises Schüsse nicht orten konnte. Riven musste sich zusätzlich bereit halten, um gegebenenfalls mit einer Horde von Watchern für magische Ablenkung zu sorgen oder eine aufgestellte magische Barriere zu zerstören.

Blackstone würde tauchend im Wasser warten.

Wenn die Gäste dann um 22.00 Uhr zu den Exponaten gehen würden, würden sie zuschlagen. 

Twinbow und Sunrise würden das Feuer eröffnen und so für Chaos sorgen. Snowcat oder Mystique würden in diesem Chaos den Kompass entwenden und ihn aus dem Fenster ins Wasser werfen, wo Blackstone ihn im Empfang nehmen würde. 

Sunrise würde sein Gewehr und Twinbows Armbrust nehmen und damit in einem Wingsuit aus dem Fenster springen und zu Average ins Boot schweben. 

Blackstone würde zum Boot tauchen.

Twinbow würde sich abseilen und zu Fuss entkommen.

Gumshoe und Riven würden draußen Fehlinformationen streuen und so für noch mehr Chaos sorgen. 

Snowcat und Mystique würden die gesamte Zeit über im Museum bleiben und sich der dortigen Situation anpassen. 


Es klang ganz leicht. Mission Impossible!


Natürlich hatten sie in den nächsten zwei Tagen noch eine Menge Vorbereitungen zu treffen. Büros auf der andern Seite musste angemietet werden. Fehlendes Equipment musste besorgt und ein Boot reserviert werden. Jedes Team führte eine Ortsbegehung durch. Snowcat und Mystique zum Bespiel besuchten das Museum als japanische Shibuya-Mädchen verkleidet und filmten und fotografierten so lange, bis sie einen dreidimensionales Modell beisammen hatten. 

Natürlich war klar, dass sie ihre ,Späher‘ bereits postiert haben mussten, wenn der Kompass am Nachmittag über den Wasserweg geliefert wurden. Nicht, dass ihnen andere doch noch zuvor kamen. Selbstverständlich hatten sie während der gesamten Planungsphase die Augen offen gehalten, um etwaige andere Teams auszumachen. Sie hatten niemanden bemerkt, aber das musste ja nichts heißen.


In der Nacht von Freitag auf Samstag lag Snowcat in ihrem luxuriösen Bett in ihrer Suite und konnte nicht einschlafen. Morgen Abend würde sie Damien Knight sehen. Morgen Abend würde sie zum ersten Mal in ihrem Leben auf einen leibhaftigen Drachen in menschlicher Gestalt treffen. Ein Traum wurde war. Es war zwar nicht gerade ein Date, aber dafür waren es ja schon mal zwei Drachen. Morgen Abend würde sich zeigen, was der Schutz der Draco-Foundation wert war. 

Und wenn alles gut ging, dann würden sie morgen Abend beweisen, dass UC das coolste Shadowrunnerteam der 6. Welt war. 

Mit einer Mischung aus unbändiger Vorfreude und blanker Angst schlief Snowcat irgendwann vor Morgengrauen ein.


                                                  UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

                        UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See! 


Ob der Plan gelingt, wird schon bald hier zu lesen sein. 


*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*