Termin 12/12 Nach- und Zwischenspiele

Die Runner von UC befinden sich immer noch in Chicago. Zwischen dem letzten und dem nächsten Spieltermin vergehen in Chicago nur Minuten. Aber es ist wirklich viel passiert. Die Runs zuvor verliefen mehr als glatt, sie waren lautlos und geschmeidig. 

Aber mit Gegner wie Friday und Thursday, -die schon ganz andere Verfolger hatten und für die sich sogar Konzerne zusammentun mussten, um sie zu fangen,- hatten es auch die Runner von UC schwer. So sind Verletzte und sogar Totalausfälle zu 'beklagen'. 

Besondere Erlebnisse, deren Geschichten hier zu lesen sind. 

von Snowcat:

Snowcat half dabei den beweglosen Körper von Average in Rickys Banshee festzuschnallen. Sie hatte ihm den Biomonitor mit Tape auf der Brust festgeklebt, seine Hirnströme zeigten wenig Aktivität,- komatös.

"Schlaf dich aus, mein Freund.", flüsterte Snowcat sanft und streichelte dem Mann über die dunkle Haut am Unterarm, die immer noch von diesem merkwürdigen Grauschleier überzogen war, "Aber dann wachst Du bitte wieder auf und bist wieder ganz der Alte. Über wen sollte ich mich denn wundern, wenn nicht über Dich."

Snowcat warf einen Seitenblick auf die Liege, auf der War™ lag. Der Biomonitor zeigte ähnliche Signale, obwohl ihr geringes medizinisches Wissen daraus lesen konnte, dass seine schwersten Verletzungen im Torso lagen und die von Average im Gehirn. Beide Körper hatten den selben Überlebensmechanismus eingeschaltet, sie waren ins Koma gefallen. 

Natürlich fiel Snowcat der Abschied von Average schwerer, als der von War™ und natürlich war sie um Average persönlich besorgt. Der Wert, dem man einem Wesen zuteilt, wird von den eigenen Empfindungen geprägt. Daran war nichts falsch und nichts rassistisch, das war einfach metamenschlich. Dennoch hoffte sie, dass auch War™ es packen würde.

"Ricky, Du fliegst die ruhigste Strecke, die Du finden kannst, ja?", bat sie.

"Klaro Snowcat. Versteht sich doch von selbst!", antwortete der Ork, wie aus der Pistole geschossen. 

Sie lächelte noch einmal Twinbow an und verabschiedete ihn mit dem rituellen Grußworten: "Imo herme, od imo raeint sa!", Lass es Dir gut gehen und sei ehrlich zu Dir selbst. 


Donnerstag, Thursday, Friday, Chancen, Omen ... sie musste vorsichtig sein, wenn sie erfolgreich sein wollte. Sollte sich herausstellen, dass sie es in der dezimierten Form nicht mit Friday und Thursday aufnehmen konnten, dann musste sie sich zurückziehen, dafür sorgen, dass sie dran bleiben konnten und an einem anderen Tag wieder kommen. Nur wer im Spiel bleibt, kann weiterspielen. 

Snowcat verspürte ein kurzes Stechen in der Magengegend. Wahrscheinlich war es an der Zeit, etwas zu essen. Doch noch bevor sie diesen Schmerz bemerkt hatte, hatte sie ihn bereits wieder erfolgreich verdrängt. Er hatte es nicht mal an die Oberfläche ihres Bewusstseins geschafft. Eine Taktik, die sie während ihrer Kindheit entwickelt hatte. Snowcat hatte fast eine Dekade ihres Lebens mit dem Hunger als ständigen Begleiter verbracht und sie hatte schnell gelernt, sich nicht von ihm beherrschen zu lassen. 

Die Herrschaft des Hungers ist trügerisch, sie bringt einen um den Verstand, sie macht Nahrung zu dem einzigen Gedanken, lässt einen sogar unvorsichtig werden und wenn man dann etwas zu essen bekommt, gaukelt der Hunger einem vor, man müsste schnell alles auf einmal essen. Mit der Folge, dass man sich übergibt, weil der Körper nicht bereit dafür war und wenn man das Essen ein zweites Mal essen muss, schmeckt es weitaus weniger als beim ersten Mal. 

So war es nicht das Stechen im Magen, sondern ihr Commlink auf Grund der Informationen aus ihrem Biomonitor, das Snowcat daran erinnerte, dass es Zeit war, etwas zu essen. Ein Service, den ihr Liam programmiert hatte. 'Mischung vier (orange) empfohlen', riet ihr Commlink ferner, 'ein Service von SpArcade'. Snowcat öffnete eine Tasche am Gürtel über der leichten Militärpanzerung, zog die Tube mit dem orangenen Deckel heraus und drückte sich 3 cm der Paste in den Mund. Der synthetische Orangengeschmack war unverkennbar, -widerlich. Snowcat konzentrierte sich, schloss kurz die Augen und stellte sich vor, sie säße am Strand von Hawaii und , dass ihr ein gut gebauter Surfer ihr Streifen um Streifen frische, süße, saftige Orange reiche... Nein, immer noch widerlich. Die Kraft der Fantasie hatte versagt, da half nur noch die Kraft der Realität. Snowcat stellte sich vor, wie die gesunde Nahrung sie stärkte, sie kräftigte, wie die Inhaltsstoffe von ihrem Körper aufgenommen wurden und... da war ihr Mund auch schon leer.


Snowcat lächelte. Diese Taktik hatte sie von Donna gelernt. Donna war das beste Pferd im Stall der Mafia in Touristville, zumindest war sie es vor ein paar Jahren gewesen. Jeder Mann, der es sich leisten konnte, ging zu Donna. Eddy hatte Snowcat erklärt, dass Donna ein Bespiel dafür war, das Qualität sich durchsetzte. Donna war nicht die Schönste, aber sie war eben die Beste. "Wieso ist sie die Beste?", hatte die Elfe wissen wollen. Aber Eddy hatte sich nur geräuspert und gesagt, dass das kein Thema für kleine Mädchen wäre und er, als Mann ihr das mit Sicherheit nicht sagen würde. Dann hatte Eddy gegrübelt, sie gefragt, ob sie schon aufgeklärt sein und als sie mit den Schultern gezuckt hatte, hatte Eddy sie mit einer Schachtel Pralinen zu Donna geschickt.

Donna hatte sie von oben bis unten betrachtet. Die Frau war wirklich nicht besonders schön, hier arbeiteten schönere Mädchen und Jüngere, aber Donna hatte ein nettes Lächeln und sie hatte dem dünnen elfischen Mädchen einen Teller Spaghetti mit Tomatensoße hingestellt und ihr zum Nachtisch sogar Kuchen gegeben und dann hatte Donna ihr erklärt, wo die Babys her kommen und wie sie in dem Bauch der Frau landen. Einiges hatte das damals noch namenlose Mädchen schon gewusst, aber nicht alles. Dann hatte Donna erklärt, wie man verhindert, dass man schwanger wird. Donna hatte über Sex gesprochen, aber sie hatte auch vom Küssen und verliebt sein und von der Liebe erzählt. Das hatte Snowcat gefallen, alles davon. 

"Und, noch Fragen?", hatte Donna schließlich wissen wollen.

Das Mädchen hatte genickt: "Warum sagen alle, dass Du die Beste bist? Was machst Du, was andere nicht machen?"

Da hatte Donna geheimnisvoll gelächelt und in diesem Moment war sie schön gewesen, schöner als Alle, die das Mädchen jemals in ihrem Leben gesehen hatte. Donna hatte gelächelt und geantwortet: "Ich habe Dir doch erzählt, dass die Männer von mir gegen Geld Sex bekommen, aber sie bekommen auch, je nach Geschmack, eine Illusion dazu. Zum Beispiel die Illusion von Liebe oder, dass sie gut sind oder etwas in der Art. Mein Geheimnis ist, dass ich die Illusion so real wie möglich mache und dass tue ich, indem ich die Sache genieße und Spass dabei habe. Und wenn das mit dem Spaß mal nicht so einfach ist, dann nutze ich die Kraft der Fantasie und ich stelle mir etwas vor, was ich selber schön finde. Und manchmal, wenn mein Wunsch einfach zu weit von der Realität entfernt ist, dann hab ich Spaß an der Realität und stelle mit vor, was es mir bringt und was ich mir für das Geld kaufe. - Aber nun musst Du gehen, meine Arbeitszeit beginnt bald."

"Darf ich wieder kommen?", hatte sie wissen wollen. Donna war einverstanden gewesen und sie hatte ihr in den nächsten Wochen und Monaten alle Fragen beantwortet, die sie gehabt hatte. Sie hatte ihr viel beigebracht und so hatte das ungeküsste, jungfräuliche Mädchen mehr über Genpunkte, Stimulation, Techniken und Verführung gewusst, als viele Frauen in ihrem Leben jemals erfahren würden, jedenfalls was die Theorie anging. 

"Merk Dir alles fein und wenn Du groß bist, probierst Du davon aus, was Du magst und wenn Erfahrung dazu kommt, bist du irgendwann selber die Beste und obendrauf die Schönste." 


Die Erinnerung lies Snowcat  warm lächeln. Zurück in Seattle würde sie, wenn einmal Zeit dafür war, feststellen, ob sie Donna finden konnte. Die Frau müsste jetzt eigentlich so Ende 40ig bis Anfang 50ig sein. Ein Wiedersehen wäre bestimmt für Beide interessant. 

Aber erstmal musste sie sich um Thursday und Friday kümmern und auch wenn heute erst Donnerstag war, hatte Snowcat eigentlich nicht vor Friday bis morgen Zeit zu lassen. 


von Average:

Wo ist der Node? Ah ja, das sieht ja gut aus. Ich glaube, hier bin ich richtig. Das sieht aus wie eine verdammte Nimrod Drohne. Dieser Drekshead von Wikingerganger, der  kriegt mich nicht nochmal - hat es gewagt, mich auszustöpseln - durch eine Selbstzerstörung -bei 75k Nuyen Teilen,  bei dem ist wohl ein Elko locker. Na warte, das lasse ich mir nicht bieten - So jetzt bin ich drin -Mal kucken - Stealth ist hochgeschraubt, mein Datenbohrer ist geschärft - wenn Du denkst, Du kannst mich durch ein paar Raketen ausschalten, haha, das war dann eine Fehleinschätzung -Ich lebe noch, ich mach Dich alle. Ich mach Dich kaputt, mit Deinen eigenen Mitteln - Der Donut von Sparcade hat meine Arsch gerettet, jawohl - Diesmal werden ich mich bei den beiden Nervensägen wohl bedanken müssen. Aber dazu später -Ja, da bist Du ja - mein Schatz, gleich ist Onkel AvEraGe bei Dir. Gleich bin ich drin und es tut auch nur kurz weh - Hoffentlich sehr weh, wenn ich Dich Deine eigene Medizin zu schlucken gebe -Ich kenne Dich nämlich, ich war schon mal bei Dir drin. Habe Deine Drohnen schon mal gekapert, yuck. Kenne Deine Scheißaustrahlung, Deine Perversion der Matrix, Deine Dissonanz, Deine ---ach Du Drek --- ich Idiot, A v e rage Du h i r n los es S tü ck Sch eiß e, Du hast d i e D ata Bomb verge ss ---------

Gewaltige Entladungen fräsen sich durch den Biofeedfilter, der Körper von AvEraGe wird in spastischen Krämpfen geschüttelt, Dampf tritt durch seine künstlichen Augen, rotes Licht scheint hinter den Augäpfeln zu leuchten, ein Aufbäumen des Körpers, Speichelfäden laufen seine Mundwinkel hinab, dann Stille. Ein scharfer metallischer Geruch, wie bei einer Bilitzentladung macht sich breit. Es riecht nach Ozon und nach Urin. Verkrümmt liegt der Körper, der Biomonitor zeigt eine waagerechte Linie. AvEraGe ist tot.

He ich bin tot, sagt mein Biomonitor, aber wieso kann ich noch was denken? Wieso???

Die Gedanken verhallen wie in einem großen Raum, Erinnerungsfetzen fliegen durch die optischen Sensoren von AvEraGe. Ist eine Restentladung, hat der Logikverstärker noch unkontrollierte Entladungen? Es sind Bilder wie diese..

Irgendwo in Japan, viele Jahre zurück….

„John Takei Baner , ich sage Dir zum letzten Mal: Hier im Waisenhaus darfst Du nicht ohne Beisein von Erwachsenen nicht das Trideo anmachen. So, ich habe den Zugang vom Trid gesperrt. Weiss der Teufel, wer von den großen Jungs Dir geholfen hat. Die nehme ich mir auch gleich vor. Aber erstmal zu Dir: Denke daran, wenn ich Dich nochmal erwische, bekommst Du Prügel.

Verstört schaut ein vierjähriger Junge auf die ältliche Erzieherin. Sie ist groß und hager und trägt einen weissen Kittel mit dem schwarzen ausgefransten Schneemann auf der Brust. Mandelbrot Männchen nennen die Erzieher es. Der kleine Junge denkt immer nur an Apfelmann. Das hat einen freundlichen Sinn. Diese Kittel machen ihm Angst. Das Symbol hat ja wohl irgendeine Bedeutung, die aber dem Vierfährigen nicht wirklich interessiert. John ist wütend, denn Frau Chen hat ja so unrecht. Es hat ihm keiner geholfen, wie immer. Das Trid ist von alleine angegangen, weil er es wollte. Er hat seine Serie „Montertubbies“ sehen wollen, endlich mal alleine, endlich ohne daß einer der großen Jungs umschaltet auf Streetbiker oder den nackige Frauenkanal. Denn das ist langweilig. Die Frauen können nicht mal reden und stöhnen immer unverständlich rum. Immer juckt was und sie müssen sich dort reiben. Frau Chen würde sagen, die müssen sich mal ordentlich waschen. Aber großen Jungs passen schon auf, das sie nicht erwischt werden. Bei den „Monstertubbies“ ist das anders. Dort müssen die Kinder ihre Wohnung erkunden. Viele Gefahren und Abenteuer sind da, am schlimmsten ist der Hooverman, der saugt alles auf und dann ist alles verschwunden. Man kann nur noch „winke winke“ sagen und weg ist man.

Bilder zogen vorbei, wie in einem Video, das vorgespult wurde. Fast Forward…..

„Heh John, Du musst jetzt mit uns kommen. Das Waisenhaus ist doch der letzte Drek. Heute Nacht machen wir hier die Biege. Alle beobachten uns, wir dürfen nie raus! Das wir von den Erwachsenen adoptiert worden sind, habe ich noch nie erlebt. Immer ist irgendwas. Ich habe das Gefühl, es ist hier zu gefährlich. Im Haus sind letzte Zeit zu viele Fremde. Die machen Notizen, die beobachten uns wie im Zoo. Der kleine Willy vom Flur C ist abgeholt worden von diesen Männern. Ich habe zweit von denen belauscht. Die haben gesagt  “Komm Willy, du weißt doch, was wir wollen. Du kommst jetzt zu uns. Dort ist viel schöner. Du darfst dann auch jeden Tag in der Matrix spielen. Wir haben das neuste Spiel „Knack die Arcology“. Das klingt für mich gefährlich, Erwachsene, einen freiwillig spielen lassen. Das stinkt was ganz gewaltig.

Und nun ist Willy weg. Kein Adresse, keine Nummer, wo wir mit ihm sprechen können. Frau Chen sagt, Willy darf jetzt bei einer unheimlich wichtigen Sache mithelfen. Die brauchen ihn. Das ist eine große Chance für ihn.“

Der 14 jährige Checker schaute ungeduldig auf John. „Nimm keine Sachen mit, das fällt nur auf. Um 0200 holen wir Dich“

Weitere Bilder zogen vorbei. Die Farben wurden blass. Als wenn die Energie im Trid nicht mehr stark genug wäre. Fast Forward…..

Ruinen von Hochhäusern sehen da wie eine Ansammlung gehäuteter Chitinpanzer. Außen leicht beschädigt. In hohl und leer. Im Untergeschoß einer dieser ehmaligen Betonriesen ist eine verrostete Stahltür zu sehen. Zwei Hebel, oben und unten bilden den Verschlussmechanismus. Primitiv, aber wirkungsvoll. Dahinter ein kahler Raum gefüllt mit Jungen und Mädchen zwischen 5 und 18 Jahren.

„Sag mal John, kannst Du überhaupt irgendwas. Manchmal glaube ich, es war ein Fehler, Dich mit zu nehmen. Du kannst nicht kämpfen, du kannst nicht stehlen, du kannst nicht hacken, du bist fett und kannst nicht rennen. Was kannst Du wirklich? Nur Trid glotzen? Das ist keine Fähigkeit.“ Erbost spricht Checker mit dem kleine Jungen. „Echt John, Du bist jetzt schon 6 und solltest uns schon irgendwie helfen können. Wir brauchen jeden. Aber Du „Checker schüttelt den Kopf traurig „kann nicht irgendwas richtig. Ich weiß nicht, was ich machen soll?“ Der 18 jährige  fühlt sich schlecht. Wie immer, wenn er John herunterputzt. Die Wut muss aus ihm raus, damit er die Frustration besser bewältigen kann. Die Flucht hatte relativ gut geklappt. Aber was danach kam, daran hatte der Jugendliche nicht wirklich gedacht. Der Hunger, die Angst, das Kämpfen um einen sicheren Platz. Er hatte vor Monaten noch die große Hoffnung, daß irgendwann alles besser wurde. Doch jetzt ist die Hoffnung verschwunden. Checker denkt, wir haben noch Lebensmittel für eine Woche. Dann ist Schluss. Der kleine Junge fühlt sich verletzt, er weiß es genau, er kann ganz bestimmt irgendwas richtig gut. Irgendwas! Mit Tränen in den Augen spricht er “Echt Checker, ich bemühe mich wirklich. Ich kann euch helfen, warts nur ab. Sei nicht so böse auf mich. Ich brauche nur ein bisschen Zeit, Du wirst sehen“ Ein großes Mädchen geht auf Checker zu „Komm lass gut sein, der John ist kein Totalversager. Er hat immer so ne positve Art. Mach sie nicht kaputt durch Dein ewiges Nörgeln. Wenn er ne Aufgabe hat, dann löst er sie auch. Nicht unbedingt gut, aber er löst sie. Nicht wahr John?“ Das freundliche Lächeln des Mädchens erwärmte das Herz des 6 jährigen Jungen. “Mensch Checker, er ist doch erst 6. Das musst Du doch verstehen…“  „Nur die Zeit haben wir nicht mehr, Susy. Wir brauchen Geld. Wir werden gesucht und wenn Renrakus Häscher uns gefunden haben, dann können wir uns keine Versager leisten“ Resigniert nimmt das Mädchen den kleinen Jungen mit. Ein altes Terminal flackert in der Ecke, das Bild flimmert, Buchstaben sind nur bruchstückhaft zu sehen. “Komm John, ich will das alte Terminal reparieren. Dann können wir was bestellen. Was richtiges Leckeres“ Susy versucht Enthusiasmus in ihrer Stimme anklingen zu lassen. Selbst wenn wir die alte Möhre zum Laufen bringen, was ich bezweifele. Woher soll ich eine SIN geschweige die Nuyen nehmen, um was zu bestellen. Sie geht in den Nebenraum, um die Werkzeugkiste und das selbstgebaute Messgeräte zu holen. Das Messgeräte ist nicht leicht zu finden unter dem ganzen Gerümpel, als sie aus dem großen Raum hört „Susy, komm schnell. Das musst Du Dir ansehen. Whopperwerbung für Trolle. Wie hast Du die Kiste wieder in Gang gebracht?“ Ein Lachen erfüllt den Raum.

Bilder fliegen hin und her, die Farben sind wie ausgewaschen. Fast Forward…

Ich sitze in einem Besprechungsraum. Ich erinnere mich. Ich bin nicht begeistert, daß es schon wieder einen neuen Run geben soll. Im Ausland. „ Heh, ich will endlich meine Bioware einwerfen. Habe schließlich lange genug gespart. Da passt der neue Gig gar nicht. Aber egal, mal sehen was kommt. Das Team ist ja von der Aussicht auf den neuen Job begeistert.  Und schließlich, wenn ich mit meinem Schnucki Velvet Touch zusammen sein kann, was kann passieren. Wenn die Knete stimmt um so besser.Dann kann ich auch noch warten.“ Die Stirn seines sonst rundlichen Gesichts kräuselt sich. “Mensch, wann ist denn Schnucki da? “ Aufgeregt erhebe ich mich“ Hat einer von Euch Velvet gesehen?“ Keiner sagt was für den Moment. Die Stille war unheimlich, dann geht das Geplapper weiter. Ich rufe bei ihr an, erreiche aber nur die Mailbox. Alle werden langsam unruhig. Hopper erzählt, er hat Velvet an ihrem Auto abgesetzt und gewartet, bis sie eingestiegen ist.

Wir gehen zu den Fahrzeugen und fahren nach Tacoma.

Velvets Wagen steht vor ihrem Apartment-Komplex. Ich haste zur Tür, übermittle den Zugangscode „Status: Bürger Velvet Touch ein gecheckt um 22:53 Uhr und noch anwesend. Wir gehen hinein, ich check den Rechner, Llamé geht mit  Mystère und Doc ins Schlafzimmer.  Mystères Stimme erklingt „Paladin, bleibst Du zur Sicherheit bitte bei Average.

Und dann die schrecklichen Worte "Velvet Touch liegt tot in ihrem Bett!"

Die Farben werden durch intensives Licht ausgelöscht. Die Bilder werden immer langsamer. Ein Strahlen überdeckt erst die Farben, dann die Konturen. Dann ist nur noch Licht. Stop!

Alles rundherum war weiß. Die Summe aller Farben ist weiß, doch dies ist viel mehr. Ein Strahlen, mehr als eine Farbe. Ein Leuchten, das alle Farben auslöscht und doch beinhaltet. Ein unendliches Weiß, keine Blickpunkte keine Wände, dennoch gab es ein oben und unten, ein Rechts und Links.

Die Gestalt ging Schritt um Schritt, so, wie es ihr gefiel, dennoch hatte sie ein Ziel, oder etwa nicht?

Das unendliche Weiß verhärtete sich, veränderte sich, dass wusste die Gestalt, auch wenn es keine optische Veränderung gab.

Dann standen irgendwo voraus zwei Sessel, einander leicht zugewandt, genau richtig aufgestellt Für zwei Gestalten zu einem Gespräch. Gemacht für zwei Kollegen? Nein, gemacht für zwei Freunde.

Zwei Vertraute ? Zwei Liebende?

Auf einem der Sessel saß eine andere Gestalt, eine Orkin. An Stelle von Haut trug sie einen violetten Pelz und der Name der Gestalt war Velvet Touch, jedenfalls war das einmal der Name der Orkin gewesen. Der andere Sessel war leer.

Die andere Gestalt bewegte im leeren Raum, schaute sich um. Die Körperform deutete auf einen korpulenten großen Mann hin. Eindeutig menschlich ist die Schädelform zuzuordnen. Das Gesicht und Lippen unterstreichen den afroamerikanischen Hintergrund. Der Schädel ist kahl, der Schritt wirkt unsicher, ein wenig umhersuchend. Dann lächelt der Mann als er die Orkin sieht und bewegt sich zielstrebig auf den zweiten Sessel zu.

Die Gestalt, die einst Velvet Touch gerufen worden war lächelte, als sie den Neuankömmling bemerkte, sie sah sehr erfreut aus. Doch dann veränderte sich der Gesichtsausdruck und sie wirkte ein bisschen wütend: "Average? Was machst Du denn hier. Ihr solltet Euch doch Zeit lassen. Du sollest Dir doch Zeit lassen!!! Ich freue mich, Dich zu sehen, aber eigentlich auch nicht. Verstehst Du?"

„Nein, ich verstehe momentan gar nichts. Irgendetwas geschieht gerade mit mir, mit uns. Mein Instinkt sagt mir, es ist hier alles verkehrt. Mein Herz sagt mir, ich bin froh Dich zu sehen. Oh Velvet sag mir, warum sind wir hier? Das ist hier nicht real oder? Wirst Du bei mir bleiben? Noch eine Trennung, ich weiß nicht, ob ich das noch überleben kann.“ Average rieb verlegen sich mit seiner Hand den äußeren Augenwinkel und schaute erwartungsvoll die Orkin an. „Average mein Liebster, sei doch nicht so sentimental. Ich bin nicht gestorben, damit Du sofort folgen solltest. Du solltest nicht hier sein. Durch die Krankheit war meine Lebenszeit begrenzt. So bin ich gestorben und jetzt hier. Doch was ist mit Dir?“ Zärtlich ergriff sie seine Hände und schaute tief in seine Augen „Average, ehrlich. Was hast Du für Dummheiten gemacht? Warum bist Du hier?“ „Tja Velvet, wir waren aufm Run, da waren Thursday und Friday und noch paar Freaks. Die wollten wir oben und unten angreifen. Dann haben ein paar Wikingerarschlöcher mich aus der Drohne geschmissen, dann mit Raketen bepflastert „ vorsichtig unterbrach die Frau den Technomancer „Dabei ist Du gestorben?“ „Nein, der Donut von Sparcade hat mich gerettet. Dann bin ich in die übrige Drohne rein, habe sie gehackt und dann volle Pulle - bumm“ „Wie bumm?“ fragte die Orkin.“Na ja“ sprach Average kleinlaut „dann bin ich Idiot in eine Datenbombe voll reingerauscht. Keine Armor,kein  verstärkter Biofeedbackfilter, kein du weißt schon“ Die Mundwinkel von Velvet zuckten eine Weile als sie vergeblich versuchte ihr Lachen zu unterdrücken. Dann dröhnte ihre sonore Stimme und ein kehliges Lachen erfüllte den Raum. „Entschuldige , Average“ sagte sie im Bemühen ihre Stimme wieder unter Kontrolle zu bekommen „aber das ist wirklich die unglaublichste Geschichte die gehört habe. Hast garantiert nicht den Tageraser vorher benutzt, stimmts?“ sanft glitt ihr Blick auf die runden Gesichtszüge des 28 jährigen. „Mann, mann Dich darf man echt nicht alleine lassen“ Für einige Sekunden war Schweigen zwischen den beiden. Dann sprach Average mit leise durchs Unterdrücken der Traurigkeit heiserer Stimme: “Mensch Velvet, Du fehlst mir eben. Ich bin nicht mehr ich selbst. Es fehlt was und das bist“; er unterbrach sich und schluckte vernehmlich „das bist Du“. Schweigend saßen beide sich gegenüber die Hände haltend. Ihre Zweisamkeit ließ die Zeit anhalten falls so etwas in diesem Ort existieren mochte.

Velvet ließ nach einer Weile die Hand ihres Freundes los und ließ zärtlich ihrer Hand über seine rechte Wange gleiten und umfasste mit beiden Händen sein Gesicht. Tränen glitzerten kaum wahrnehmbar auf ihrem zarten Flaum. Sie küsste ihn vorsichtig und sprach “Es gibt viele Gründe zu sterben, viel mehr als zu leben. Doch wenn wir leben, haben wir noch die Chance, weitere Gründe zu finden. Im Tod bleibt nur die Andenken daran. Ich bin tot und eine Erinnerung für Dich. Wenn Du auch tot bist, wer soll dann an mich denken? Wir sind dann nur zwei Gedanken in den Köpfen unserer Freunde und Bekannten. Es heißt, die Erinnerung lebt weiter, doch das ist falsch. Die Andenken werden nur durch das Denken der anderen am Leben gehalten. Nicht durch sich selber. Und nun mein Schatz, Du musst Dich entscheiden. Streng Dich an und bewege Deinen Arsch hier raus. Oder verbleibe und werde zur Erinnerung“ Sie stand auf und ging zur verborgenen Stirnseite der Raumes.

Average stand schnell auf um ihr zu folgen.

Dann drehte sich der Raum wie an einer waagerechten Achse aufgehängt. Alles wurde dunkel, nein es ist eher die Fehlen des Lichts. Ein unterdrücktes Stöhnen erklang gefolgt auf von ein deutlich vernehmbaren Fall eines Körpers. Stille umhüllt die Dunkelheit. Ein Flackern durchzieht den Fußboden, der aufgeteilt wird ein Muster von Rechtecken, die gebildet werden von roten und blauen Linien. Eine nicht menschliche Stimme ertönt „User Average, ich habe versucht mich Deiner Lebensform anzupassen und mich Deiner Gedankenwelt bedient. Meine Adaption hat kein Ergebnis terminiert. Übergebe den Returncode. Dies ist eine Schleife. Übergebe den Returncode. Dies ist eine Schleife. Übergebe den..“ Average versuchte aufzustehen und sich zu orientieren. Das Gittermuster von roten und blauen Linien begann sanft zu pulsieren, wobei die roten Linien sich in blaue verwandelten und umgekehrt.“ Übergebe den Returncode. Dies ist eine Schleife. Übergebe den Returncode. Dies ist eine Schleife“ Der Technomancer überlegte einen Augenblick und versuchte den Rhythmus des Farbwechsel zu erfassen. Ein Schritt vorwärts auf das jetzt rot umrahmte Feld. Es ertönte der Schrei „Velvet !!!“. Die Farbwechsel frieren ein, das komplette Gitter ist in Rot getaucht.

Die unmenschliche Stimme ertönte wieder „Returncode akzeptiert. Leite Exitprozedur ein“

Der endlose Raum faltete sein Gittermuster zusammen wie in einem Strudel und verschwindet.

Das Diagramm der Hirnströme des Biomonitors zeigte starke Ausschläge, die wie ein Fieberkurve ihr Amplituden im stärker ausschlagen ließen. Das Display glich mehr einer Maltafel eines vierjährigen Kindes als einer Sinuswelle. Dann fielen alle Amplituden zusammen auf Nullpunkt. Der Alarm der Geräte wurde aktiviert und übertönte für einen Moment das Fahrgeräusch des Banshee.  Snowcat hastete zum Gerät um den Alarm abzustellen und den Zustand von Average zu prüfen. “Signale down, was soll ich machen? Schnell noch ein Traumapatch. Ich will nicht, dass er hier sterben muss“ Doc hastete nach vorn, den Patch bereit in der Hand. Ein letzter Blick von ihm zu Monitor und er legte das Notfallmedikament zur Seite. Ungläubig sah Snowcat ihn an. „Schau die Kurve an, Snowcat. Er ist jetzt in der REM Phase. 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*