Termin 19/12 am 20.07.12 Run 39/1

Der Spieler D. nimmt eine Auszeit von der Runde auf unbestimmte Zeit.

Der Spieler O., der über den deutschen SR-Nexus gefunden wurde, kommt fest in die Runde.

Aller Spieler der Gruppe waren vollständig anwesend. 

Puck wurde befreit, doch MCT hatte das Labor, in dem die grausamen Experimenten an Technonmancern stattfanden, zuvor verlegt. Nun werden diese Versuche irgendwo auf der Welt fortgesetzt, ein Umstand, den Snowcat unbedingt beenden möchte. Zum Glück steht sie mit dieser Meinung nicht alleine da. 

Die Ereignisse fügen sich an die des letzten Termins, Meeting Colt, an und sind aus der Sicht von Snowcat beschrieben. 


Alles was sie hatten, war ein Name, Dr. Cathrin Sharon. Sie war in dem geheimen MCT-Labor die treibende Kraft gewesen. Doch leicht würde sie sich sicher nicht aufspüren lassen und dort, wo man sie am Ende fand, würde mehr als nur ein wenig Sicherheitspersonal auf sie warten. Das nächste Versteck für das Labor, würde MCT stärker und auf andere Art sichern. Es zu zerstören, würde schwieriger werden. 

Da half nur eines, Snowcat musste zurück nach Seattle. Dort warteten mehr Ressourcen auf sie, aber vor allem, waren in Seattle mehr kluge und fähige Runner, auf die sie sich verlassen konnte. Snowcat hatte vor, den Job aus eigener Tasche oder besser aus der Teamkasse zu finanzieren. Es war schließlich gut von Zeit zu Zeit das Richtige zu tun. 

Tango und Morrie würden in Boston bleiben. Sie hatten zusätzliche Verpflichtungen, die sie nicht so einfach fallen lassen konnten, aber sie versprachen, nach den befreiten Technomancern zu sehen und ein Auge auf das ,geschlossene Labor‘ zu haben.  

Auch Colt konnte sich nicht so einfach frei machen. Er ging seiner eigenen Wege, sie tauschten jedoch Comm-ID‘s aus. Es schadete nie, fähige Leute zu kennen.

Gumshoe hingegen hatte eine Spur aufgenommen, die er weiter verfolgen wollte. Die Geschichte hatte ihn offenbar nicht unberührt gelassen und so kam ihn der Betrag von 10.000¥, den Snowcat als Bezahlung für jeden Teilnehmer an diesem ,Run‘ in Aussicht stellte, gerade recht. 


Puck und Netcat würden mit Technicolor Wings ebenfalls nach Seattle reisen, um von dort aus ihre Suche zu starten. Auch Netcat war in Seattle zu Hause. Die beiden Katzen verabredeten sich für Sonntag um 21.00 Uhr im Banshees zu einer Team- beziehungsweise Jobbesprechung. Puck würde ebenso kommen wie Gumshoe und jeder von UC, der mitmachen wollte. 

Freitagnachmittag, es war der 12. Februar 2072, saß Snowcat mit Gumshoe, Sparky und Arcade in einem Flugzeug nach Seattle. Zuvor hatte Snowcat eine Nachricht über den UC-Verteiler verschickt und alle verfügbaren UCler zu einem Treffen um 21.00 Uhr in die Feuerwache gebeten. 


Bis auf Llamé, Hopper, Thunderstrike und Violet Rain waren alle derzeitigen in Seattle weilenden Teamkollegen dem Ruf von Snowcat gefolgt. Nach ein wenig Smalltalk setzte sie die Anwesenden über die Ereignisse der letzten Tagen ins Bild. Am Ende waren Blackstone, Twinbow, ,keine Frage‘-Sparky, ,keine Frage‘ Arcade und ,selbstverständlich‘-Average mit von der Partie. Mystère musste in dringenden, persönlichen, magischen Angelegenheiten nach New Orleans und Doc wollte präventiv die Teamkasse bei einer günstigen Gelegenheit auffüllen.


Samstag am späten Abend räkelte Snowcat sich genüsslich in ihrem Bett, in ihrem Künstlerappartement in Downtown, als ihr Commlink piepte. Der Ton für Nachrichten. Über das System der Wohnung rief Snowcat das entsprechende Menü auf. Überrascht zog sie die Augenbrauen zusammen, ihre Firewall und ihr Spamfilter hatten eine Nachricht von einem unbekannten Absender durchgelassen. ,Hello Kitty, you‘ve got an MMS!‘, stand in der Betreffzeile zu lesen. Wer wagte es da, sie Kitty zu nennen und was bei allen Drachen der 6. Welt war eine MMS? Die Neugier siegte augenblicklich und sie tippte auf ,öffnen‘. Ein leicht verwackeltes Bild vom Montmartre in Paris auf dem eine Menge von Metamenschen, die über den Platz bei der Basilika Sacre-Coeur flanierten, erschien. Soweit Snowcat das beurteilen konnte, war das ein ziemlich aktuelles Foto. Aber kein Gutes. Nicht nur, dass es verwackelt war, irgendjemand hatte das Bild krude bearbeitet und einer Frau in dunkler Kleidung eine verwischte Harlequin-Maske aufgemalt. Unter dem Bild stand in einer kleinen Schrift ein Text geschrieben. 

Moment mal. Snowcats Blick huschte zurück. Irgendwas kam Snowcat an der Frau bekannt vor. Snowcat spreizte Daumen und Zeigefinger, um in den Ausschnitt um die Frau herum zu zoomen. Silberner Pixiestaub, das war tatsächlich Riven. 

Snowcat setzte sich auf, was Softpaw dazu brachte, eines ihrer Augen kurz zu öffnen. Die Elfe tippte auf den Text, der sich daraufhin vergrößerte. Dort stand geschrieben: ,SHE‘S COMING BACK. SUNDAY, 2/14/71 14:14 FROM PARIS.

Snowcat zog scharf die Luft ein. Katze sprang auf das Bett und meinte: „Vergiss das Ausatmen nicht, Elfenmädchen.“

Snowcat atmete aus und sagte dennoch beinah atemlos: „Fragg, Katze, Riven kommt zurück!“

,Hähähähä‘ giggelte die Nachricht nun und in gelber Schrift blinkte der Satz: ,Achtung, diese Nachricht zerstört sich in 5 Sekunden von selbst!‘ 4, 3, 2, 1. Das Bild wurde schwarz und zog sich dann zu einem Punkt zusammen. 


Eine Zeit lang hatte Snowcat überlegen müssen, ob sie zum Flughafen gehen sollte oder nicht. Hätte Riven sie sehen wollen, hätte sie ihr doch Bescheid gesagt. Am Ende siegte wieder die Neugier. Die Paranoia sorgte dafür, dass sie Doc kurz darüber ins Bild setzte, dass sie zum Flughafen fahren würde, aber sie erklärte ihm nicht warum. 

Die Maschine landete pünktlich, und in einer Mischung aus Vorfreude und Skepsis beobachte Snowcat die einreisenden Passagiere. Tatsächlich, die schlanke Gestalt dort, ganz in schwarz, mit dem hochgeschlagenen Mantelkragen, den teueren Designerschuhen und der dunklen Sonnenbrille war Riven. Snowcat wusste, dass sie selbst aus jeder Menge herausstach. Sie brauchte weder zu winken, noch zu rufen. Riven würde sie sehen und da war es auch schon geschehen. Riven stockte, nahm ihre Sonnenbrille ab und kam dann direkt auf Snowcat zu. Snowcat lächelte und Riven begann die letzten Schritten schneller zu laufen, am Ende ließ sie die Tasche mit dem Handgepäck fallen und den dazu passenden Koffer stehen, breitete die Arme aus, und als Snowcat näher trat, umarmten sie einander. Rivens erste Worte waren: „Den anderen werde ich das nicht sagen, aber Dir. Es tut mir leid.“ 

Snowcat lächelte: „Ich freue mich, Dich wieder zu sehen?“


Riven war ebenfalls erfreut Snowcat wieder zu sehen. Schon beim Weg zum Parkplatz tauschten sie die ersten wichtigen Informationen aus. Auf die Frage, warum Riven nicht gesagt hatte, dass sie nach Seattle kommt, meinte diese, sie hatte abwarten wollen, wie sich die Sache entwickelt. Snowcat leuchtete das nicht ganz ein, für sie war das ein ,aus dem Weg gehen‘ oder ,nicht mehr sehen wollen‘, aber da Riven jetzt wirklich erfreut wirkte, spielte das weiter keine Rolle.

„Sag Riven, wie ist es Dir ergangen?“

Der französische Akzent der schönen Zauberin war wieder stärker geworden. „Mit etwas  anderem zu antworten, als mit ,sehr gut‘, wäre eine Untertreibung.“

Bei Rivens erneuter Entschuldigung jedoch runzelte Snowcat innerlich die Stirn. Für den Streit mit Blaze und das Verschwinden danach, hätte es keiner Entschuldigung bedurft, höchstens dafür, dass sie das Team vor Frosty dermaßen bloß gestellt und schon zum zweiten Mal während eines Jobs die Fahnen gestreckt hatte. Aber auch das war Vergangenheit und Snowcat würde Sorge tragen, dass das kein drittes Mal vorkam. 

Der Tod von Velvet Touch ging Riven nahe, aber das war nicht anderes zu erwarten gewesen. Genauso wenig, wie die Tatsache für Riven enttäuschend war, dass sich Blood und Steel nicht in der Stadt aufhielten. 

Als Snowcat die Andeutung fallen ließ, dass sie heute Abend wegen eines Jobs zu tun habe, wurde Riven hellhörig. Sie zeigte Interesse daran.

Wenn Riven mitmachen wollte, musste zunächst das Team informiert werden, jedenfalls die Teile davon, die Riven bereits kannten. Sie war offiziell raus, SpArcade stattdessen drin. Pflaster riss man lieber schnell ab, also schickte Snowcat eine Nachricht an Doc, Mystère, Average, Blackstone und SpArcade, dass sie sie gerne in einem StarCaf in Downtown treffen würde, um ihnen zu zeigen, was sie am Flughafen gefunden hatte. 

Schon 45 Minuten später saßen sie im besagten StarCaf. Doc erschien als erster, er begrüßte die beiden Frauen und machte dann eine kleine Runde um die Nachbartische. Die Gäste dort räumten nur all zu gern ihre Plätze, um Doc etwas mehr Privatsphäre zu gönnen. 

Riven überreichte Snowcat noch ein Geschenk. Snowcat war überrascht und erfreut, als sie die Rolle öffnete und ein wundervolles Portrait. gemalt von dem berühmten Maler Jaques Montpellier, darin fand. Er zeigte Snowcat selbst im Halbportrait und in dem Bühnenoutfit, welches sie bei ihrem Konzert im Underworld getragen hatte. Es war wirklich gelungen, der Maler hatte mehr fest gehalten, als ein einfaches Bild zeigen konnte.  

Auch Blackstone war unglaublich erfreut Riven wieder zu sehen und auch er wollte kein Wort der Entschuldigung für Rivens ,Urlaub‘ hören. Auch Blackstone bekam ein Geschenk überreicht, eine Flasche alten französischen Cognac. Die Flasche sah teuer aus. An Geld schien es Riven weiter nicht zu mangeln. Average und Mystère machten Riven Komplimente über ihr Aussehen und dann kamen SpArcade mit Doc von der Theke zurück, - wo er ihnen gerade geholfen hatte, kostenlos einen frischen Kaffee zu bekommen, auch nachdem die Zwillinge ihn selber verdorben hatten, weil sie Geleebohnen darin aufgelöst hatten - und gifteten Riven an. „Was willst du denn hier?“ „Wir sind jetzt im Team.“ „Schon seit Äonen!“ Und so weiter und sofort. Die beiden wechselten sich ab und wie immer schien es, als kämen die Gedanken für die Worte aus nur einem Kopf. 

Auch Blackstones Einwände stoppten sie nicht. Snowcat musste schmunzeln, dennoch war sie aufmerksam. Sie wollte den Zeitpunkt nicht verpassen, an dem sie eingreifen musste. 

„Sollen wir Dir ein Rückflugticket bestellen?“, fragte Sparky und wartete zum ersten Mal Rivens Antwort ab.

„Nein danke!“, erwiderte Riven möglichst gelassen.

„Wo warst Du denn eigentlich?“, fragte Blackstone. 

„In Paris.“

Jeder nächste Kommentar bleib Sparky und Arcade im Halse stecken. Sie sahen plötzlich ganz besorgt aus, steckten die Kopfe zusammen und von diesem Augenblick an hörten sie auf, Riven zu necken und augenblicklich sah Snowcat kein Problem mehr darin, wenn Riven das Team bei der Befreiung der Technomancer begleiten würde. 

Da die Plätze um sie herum leer waren, setzten Snowcat Riven nun über den anstehenden Job ins Bild, dann plauderten sie noch eine Weile über dies und das und schließlich war es Zeit, sich aufzumachen. 

Snowcat brachte Riven zum Hotel und versprach, sie später mit dem Motorrad abzuholen, damit sie gemeinsam zum Banshees fahren konnten. Als Snowcat die junge Frau abgesetzt hatte, dachte sie über ihre eigenen Gefühle nach. Riven war wieder da, aber das Selbe wie noch vor einem Dreiviertel Jahr war es nicht und würde es vielleicht auch niemals wieder sein. Sie zuckte mit den Schultern, da Snowcat ihre wahren Gefühle nicht zeigte, spielte es sowieso keine große Rolle. 


Im Café hatte Sparky Snowcat eine Comm-ID überreicht, die er von Liam hatte. Dahinter sollte sich jemand verbergen, der viel über die Struktur von geheimen MCT-Laboren wusste. Dieser jemand entpuppte sich als eine Frau mit einer sympathischen Stimme und dem Namen Pathfinder, die sich gleich bereit erklärte, heute Abend ebenfalls ins Banshees zu kommen. 

Die Meisten trafen gleichzeitig ein. Auch Puck und Netcat waren erschienen, beiden ging es den Umständen entsprechend gut. 

Pathfinder war eine attraktive Elfe mit strahlend grünen Augen und rabenschwarzem Haar. Sie war schlank und um die 1,80m groß. Eine richtige Vorzeige-Elfe, die ihrer Rasse alle Ehre machte. Unter ihrer schwarzen Motorrad-Lederjacke mit den roten Streifen trug sie eine elegante weiße Bluse mit kleiner schwarzer Schleife, die trotz ihrer schwarzen Lederhose dem Outfit ein gewisses Manga-Flair verlieh und so den harten Strassencharakter raubte.

Als Twinbow ein paar Minuten später in die ansonsten komplette Runde platze, sprach er Pathfinder sogleich auf Sperethiel an und flirtete mit ihr, aber offenbar war sie dieser Sprache nicht mächtig, denn als Snowcat spassig auf Sperethiel eingrätschte und sich  fließend bei Twinbow darüber beschwerte, dass er andere Frauen anflirtete, woraufhin er meinte, er müsse das tun, weil sie spitze Ohren habe, reagierte Pathfinder nicht darauf.  

„Hey, viele neue Gesichter, ich bin Twinbow, das G steht für Gefahr.“, begrüßte er Riven, Netcat, Puck und Gumshoe, wobei er auch mit Netcat und Riven Augenkontakt aufnahm.  

Blackstone blieb ruhig wie immer und Average kommunizierte offenbar heftig mit SpArcade, die nebenbei noch damit beschäftigt waren, mit dem altertümlichen Wasserspender zu spielen. Als Pathfinder fragte, ob sie rauchen dürfe und Snowcat das bejahte, zogen die Zwillinge Breezer aus der Tasche und setzten sie auf. Der von Sparky war grün, der von Arcade orange. Diese Breezer gaben laute Atemgeräusche von sich, die man wirklich kaum ignorieren konnte. Erst, als die richtige Besprechung begann, wurden die Geräusche leiser. Leiser, nicht lautlos. 

Snowcat kam zur Sache und erläuterte, worum es ging. Zu ihrer Überraschung wollten alle acht - Netcat und Puck hatte sie aus dieser Rechnung genommen, denn sie waren ja sowieso nur wegen dieses Runs hier- freiwillig dabei helfen, die Technomancer zu retten und das Labor zu zerstören. Bis auf Twinbow und Gumshoe wollte niemand die 10.000¥ dafür. Allen reichte es, wenn entstehende Unkosten übernommen wurden, wenn möglich. Pathfinder bat noch darum, eventuelle Forschungsergebnisse, die nichts mit dem Labor direkt zu tun hatten, behalten zu dürfen und Puck hätte die Doktorin gerne persönlich getötet, wenn es die Gelegenheit dazu gab. Beidem wurde zugestimmt.

„Wir gehen zwar nicht unbedingt tödlich vor, aber gerade bei den Forschern wird es wohl am Besten sein, wenn wir sie eliminieren. Sonst haben sie nichts besseres zu tun, als bald darauf wieder irgendwo in der Welt ein neues Labor aufzubauen. Also sollst Du Deine Rache bekommen Puck, wenn möglich.“, erklärte Snowcat.

So war man sich schnell einig. 


Nachdem das geklärt war, kamen sie zu der großen Frage, wo sie mit ihrer Suche beginnen sollten. Sie hatten ja nur den Namen Dr Cathrin Sharon. Netcat und Puck hatten bereits versucht in der Matrix Transportspuren für Personal, Equipment und die Technomancer zu finden. Sie hatten drei Zielorte entdeckt, die zu dem Zeitraum passten: Seattle, San Francisco und Edmonton. Sie überlegten und argumentierten, aber es war klar, dass sie so nicht weiterkamen, da Sharon ihrer Spuren vor allem in der Matrix verwischt hatte. Schließlich wusste die Frau, dass es um Technomancer ging. 

„Na gut, dann doch ein Run auf MCT?“, meinte Arcade, „Hey, das können wir schaffen. Wir sind doch echt ne Menge Technomancer.“ 

Allerdings war das vielleicht genau das, womit Dr.Sharon rechnete, dann würde dies nicht nur sehr gefährlich sein, sondern auch darauf aufmerksam machen, dass man dem Labor weiter auf der Spur war.

Pathfinder holte einen einen kleinen schwarzen Salamander aus einem Klimaschutzbehälter und sagte: „Darf ich vorstellen, das ist Zeus!“

Riven hob überrascht eine Augenbraue: „Ist das etwa ein seltener, in Freiheit ausgestorbenen und deshalb unglaublich teurer Nimue‘s Salamander?“

Pathfinder nickte und sie sah irgendwie stolz aus. 

Snowcat betrachtet das Tier interessiert und dachte dabei weiter über das Problem nach: „Ich könnte versuchen in die Zukunft zu blicken, um etwas zu erfahren, aber ich habe Nichts aus dem Labor oder von Dr. Sharon.“

Puck meldete sich zu Wort, „Naja, sie war stark an mir interessiert und hat viel an mir experimentiert. Nützt das was?“

Snowcat legte den Kopf schief und lächelte. „Ja, das könnte reichen.“

Pucks Neugierde war geweckt, denn zum ersten Mal zeichnete sich in seinen Augen so etwas wie ein Lebensfunke ab. „Brauchst Du dazu mein Blut oder so?“

Snowcat blickte geheimnisvoll drein, „Nein, ich brauche Dich ganz,“ hauchte sie, „aber keine Sorge, es wird sehr angenehm für Dich.“ Sie erhob sich, nahm etwas aus ihrer großen Tasche und steuerte einen anderen, etwas abseits stehenden Tisch im Hinterzimmer des Banshees an. „Komm, wir brauchen ein wenig Abgeschiedenheit.“

Riven erhob sich ebenfalls: „Soll ich vielleicht Deinen Willen stärken, das könnte doch sonst unangenehm für Dich werden.“

Ah, Riven hatte die falsche Fähigkeit im Sinn. Snowcat drehte sich zu Riven um und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln: „Du kannst nicht zufällig auch meinen Verstand schärfen?“

Riven nickte: „Ja, das geht auch!“

Pathfinder blickte aufmerksam zu ihnen hinüber. Riven wirkte Magie, dann setzte Snowcat sich, legte einen Stapel teures, echtes Origami-Papier auf dem Tisch ab, drehte ihren Stuhl zur Seite und bat Puck, sich ihr dicht gegenüber zu setzten. „Ich werde mich jetzt auf Deine Aura einschwingen und dann in einen Trance ähnlichen Zustand verfallen.“, erklärte sie. „Irgendwann werde ich nach dem Papier greifen, Du musst dann aber bitte den Körperkontakt mit mir halten.“

Puck wollte nicken, da er verstanden hatte, als sich plötzlich auf AR eine überdimensionierte Pistole vor ihm manifestierte. „Komm ja nicht auf falsche Ideen, was das Anfassen angeht!“, sagte Sparky bestimmt und ein Hauch von Aggression schwang in seiner Stimme mit. 

Snowcat konzentrierte sich, sie griff nach Pucks Händen und legte sie auf ihrem Schoss ab. Dann sah sie Puck tief in die Augen. Die Umgebungsgeräusche traten in den Hintergrund. Snowcat stimmte sich auf Pucks Atem-Rhythmus ein und stellte in Gedanken immer wieder die selbe Frage: ,Wo erfüllt sich Pucks Rache um Dr. Cathrin Sharon?‘ Snowcat starrte Puck an, bis die Details verschwammen und ihre Hände das Bedürfnis hatten, Papier zu falten. 

Sicher und zielstrebig faltete sie einen Berg und stellte ihn auf einer ganz bestimmten Position auf dem Tisch ab. Dann nahm sie ein neues Blatt.


Einige Minuten später stand auf dem Tisch eine Gruppe von kleinen Bergen, dahinter stand ein großer Berg, dann kam ein Bär, bei dem sie das Papier falsch rum gefaltet hatte. Ferner waren da mehrere Krieger und ein Adler. 

„Also das mit dem Bären ist klar, das ist ein Eisbär.“, erklärte Twinbow und eröffnete so die Deutungsrunde. Snowcat hielt sich ein wenig zurück, das tat sie an dieser Stelle immer, sie lauschte den Ideen und meldete sich nur zu Wort, wenn sie fühlte, dass eine Erklärung richtig oder falsch war. Der große Berg war also der Denali, ehemals Mount McKinley genannt. Dann war der Adler, der etwas oben links von dem Berg lag und dem Zielpunkt markierte also... „Fairbanks?“, fragte Arcade, die gerade eine Karte der Umgebung aufgerufen hatte. 

Pathfinders Gesicht zeigte in ihrer Mimik ein Erkennen: „In der Gegend um Fairbanks unterhält quasi jeder große Konzern geheime Labore, die sonst niemand auf seinem Land haben will.“

Sparky und Arcade wurden plötzlich blass: „Shit, habt ihr eine Ahnung, wie schweine-eise-kalt das da im Februar ist?“ , fragten sie unisono.

„Stimmt,“ meinte Average, der der gesamten Vorhersage-Aktion skeptisch gegenüberstand, „aber wir fahren da doch jetzt auch nicht auf gut Glück hin, nur weil Snowcat ein paar hübsche Sachen gefaltet hat! Nichts für ungut, ich glaub ja vielleicht sogar, dass sich da die Rache von Puck erfüllt, aber deshalb muss ja da nicht das Labor sein.“

„Natürlich nicht!“, beschwichtigte Snowcat, „Wir werden diese Information verifizieren. Aber nun haben wir einen Ort, an dem wir mit unserer Suche beginnen können.“

Pathfinder rief einen Kontakt an, der ihnen viellicht unter diesem neuen Stichwort weiterhelfen konnte und auch Snowcat kam jemand in dem Sinn. Nahe Fairbanks führte der ,Seattle Run“, die Schmugglerroute nach Vladivostok, entlang. Sie trat etwas abseits und wählte die Nummer des Tzaren von Vladivostok.

Sergei war mehr als begeistert, dass Snowcat sich meldete: „Das ist der große Gefallen, den ich Dir erfüllen soll, Prinzessin? Nun, das ist gar nichts. Ich werde mich umhören und herausbekommen, welche Ausländer frisch in der Gegend um Fairbanks eingetroffen sind. Sag Prinzessin, wann bist du mal wieder hier. Ich bin schon alt und habe nicht mehr viel Zeit.“

Snowcat versprach nach dieser Angelegenheit nach Vladivostok zu kommen, Freunde mitzubringen und dann auf die Kosten des Tzaren eine große Party zu feiern. Ein Party war wirklich eine schöne Bezahlung für diese Informationen.

Sie beschlossen, sich morgen Abend um die gleiche Zeit wieder hier im Hinterzimmer des Banshees zu treffen, um dann zu sehen, ob sich Fairbanks als Zielort bestätigte. 


Snowcat ging mit Twinbow, Average und Riven noch ins Underworld. Sie verbrachten dort einige Stunden in ausgelassener Stimmung. Snowcat kehrte erst kurz nach 3.00 Uhr heim und nahm ein Bad. Obwohl Riven ausdrücklich beton hatte, wie toll ihre Zeit in Paris gewesen war, hatte sie irgendwie nicht wirklich glücklich gewirkt. Sie hatte sich verändert. Riven rauchte nicht mehr, hatte sich entgegen ihrer Ansage auch bei Blackstone entschuldigt und sie hatte die gesamte Zeit ein wenig zurückhaltend agiert. Aber eigentlich machte das nichts, Snowcat selbst hatte sich in den letzten Monaten sicher auch verändert. Sie streckte ihr linkes Bein aus und wusch es, dann grinste sie breit. Eigentlich hatte sie sich doch nicht verändert, sie war, wie zuvor, einfach perfekt. 

„Langsam aber sicher bist Du mit Deiner Art zu denken auf dem richtigen Weg, Elfenmädchen.“, sagte Katze. 

Im Anschluss an das Bad suchte Snowcat in Ruhe einen Platz für das Bild, dass sie heute geschenkt bekommen hatte. Zunächst versuchte sie es in ihrem Atelier, da dort aber nur ihrer eigenen Werke hingen und sie bisher keine Kunst aus fremder Hand besaß, passte es dort irgendwie nicht hin. Sie ging ins Wohnzimmer und sah sich dort um. Nein, hier auch nicht. Dann wusste sie, wohin es gehörte. Im kleinen Wintergarten dieses Appartements war der perfekte Platz dafür und zwar so wie es war, ohne Rahmen. 


Um 5.00 Uhr früh wurde Snowcat vom Klingeln ihres Commlink geweckt. Der Tzar rief zurück. 


Am Abend im Banshees verdichtete sich das Bild. Snowcat wusste zu berichten, dass Schmuggler in den letzten Tagen frisches metamenschliches Material, -Material, keine Passagiere- in die Gegend um Fairbanks gebracht hatten, die dann dort von MCT-Personal in Empfang genommen worden waren. Sergei hatte drei Abflugorte, San Francisco, Seattle und Denver, ausfindig gemacht.

Dies deckte sich mit den Informationen, die Netcat und Puck zusammengetragen hatten, denn genau in diesen drei Städten waren Technomancer entführt worden. „Schließlich brauchen sie ja neues Material.“, erklärte Puck mit bitterer Miene.

Auch Pathfinder hatte Neuigkeiten dabei. Sie hatte drei Koordinaten mitgebracht, die für drei Orte in der Nähe von Fairbanks standen, an denen MCT Personal ausgetauscht hatte.

Alles passte. Ihr Zielort lautete Fairbanks. 

Sparky und Arcade blickten unglücklich drein. Twinbow zog zwei dicke Wintermützen mit Fell aus eine Tasche, die die Metamenschen in Sibirien trugen. Das hellte die Minen der Zwillinge im Nu wieder auf.

„Da es da oben wirklich kalt ist, werden wir besonderes Equipment brauchen!“, begann Snowcat.

Pathfinder wusste sogar genau, was sie brauchen würden und stellte eine Liste zusammen. Dann war da noch die Frage nach spezieller Panzerung und nach Waffen, die in der Kälte funktionierten. 

Die Zwillinge riefen ,den Oheim‘ an. Wie immer wusste Liam bei solchen Dingen Rat und wo er gerade dabei, erklärte er sich sogar bereit, das Team hin und sie und die Technomancer, die sie hoffentlich befreien würden, auch wieder zurück zu fliegen. Netcat würde als einzige in Seattle bleiben und von hier aus unterstützen, wenn nötig.


Die neuen Panzerungen würden eine Menge kosten. Um Geld zu sparen bot Liam an, die Panzerungen in seiner Werkstatt selber zu bauen, jedenfalls, wenn die Runner mit anpacken würden. 

So verbrachte der Großteil der arktischen Reisegruppe die nächsten zwei Tage in Liams Werkstatt. Riven beschwor einen Geist, der in sie fuhr und dann verfügte ,das Paar‘ über eine Menge nützlicher neuer Fertigkeiten. Blackstone hatte einen Chip und Gumshoe wusste auch so, was zu tun war. Snowcat ging Liam direkt zur Hand und sie freue sich, dass sie in den zwei Tagen eine Menge dazulernte.


Der Flug nach Fairbanks dauerte gerade mal sechs Stunden. Sie landeten am 18.2.2072 nach fünf Stunden Flugzeit in Anchorage und legten einen Zwischenstopp ein. Liam nahm hier zwei Fahrzeuge an Bord, die auf arktische Verhältnisse umgerüstet waren. Einige nutzten den Halt, um am Flughafen noch mal ordentlich und zivilisiert essen zu gehen.

Dann ging es weiter über graues, kaltes Wasser. Das Land rechts von ihnen war bereits mit Eis überzogen. 

Sie landeten auf einem der unzähligen kleinen Flugfelder nahe Fairbanks. Draußen herrschte eine Temperatur von -27°C. Alle hatten sich bereits in ihre Panzerungen geworfen, die Liam so designt hatte, dass sie eher nach Expeditionsausrüstung, als nach arktischer Militärpanzerung aussahen. 

Drei Menschen, zwei ameri-indianischer, einer kaukasischer Abstammung, kamen ihnen von einer Ansammlung kleinerer Gebäude aus, entgegen. Sie trugen zwar dicke Jacken, waren aber bei weitem nicht so warm eingepackt, wie die Runner. 

Snowcat trat auf den Vorderen zu und öffnete trotz der Kälte das Visier ihres Helmes. 

Der Mann begrüßte die Gruppe mit den Worten: „Ich bin Jason Treat Lightly und ich heiße Euch mit diesem Geschenk willkommen.“ Er breitete die Arme aus und augenblicklich wurde Snowcats Haut am Gesicht warm. Sie musste gar nicht erst astral wahrnehmen, um zu wissen, dass Jason eben Magie gewirkt hatte. Extrem praktisch. Allen in der Gruppe wurde wärmer und sie konnten die Meter bis zum Haus des Flughafens mir geöffneten Visieren zurücklegen.

Den Männern im Haus, welches eine Mischung aus Aufenthaltsraum, kleiner Flughafenlobby und Forschungsstation war, fielen fast die Augen aus dem Kopf, als Snowcat, Pathfinder und Riven sich der obersten Schichten von Panzerung entledigten. Sparky und Arcade machten sich über diesen Umstand lustig.

Average fragte nach den Wetteraussichten und Jason erklärte: „Also in den nächsten zwei Tagen sollte es keine Schneestürme geben, aber dann werden wahrscheinlich welche aufziehen.“

Trotz ihrer fantastischen Ausrüstung hoffte Snowcat inständig, dass sie das geheime Labor vorher finden würden.


Ob die Runner das Labor finden, ob sie das vor einem Schneesturm tun, ob Puck seine Rache wirklich bekommt, und wie viele Technomancer die Runner retten können, wird demnächst hier zu lesen sein.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*