Termin 32/12 am 28.12.12 Run 41/3

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Welcome back, omae!

Derzeit On The Run sind: Blackstone, Blood, Llamé, Riven, Starbuck, Steel, Sunrise Thunderstrike, Twinbow und Snowcat

Datum in unserer SR-Timeline: 28.-30.Mai 2072

UC hat einen Job von Horizon angenommen (Achtung enthält Spoiler für Colombian Subterfuge by Catalyst Game Labs), der eventuell den Krieg zwischen Aztlan und Amazonien entscheidend beeinflussen kann. Natürlich soll die Waagschale in Richtung Amazonien ausschlagen, denn Shadowrunner wissen nur allzu gut, was sie von Aztlan und Aztechnology halten sollen. Dazu mussten die Runner nach Bogotá. Auf der Reise dorthin stieg nicht nur ein alter Bekannter - der Technomancer Starbuck- zu. Nein, die Runner bekamen auch einen Vorgeschmack von den Gefahren des Dschungels und des Krieges. Du erinnerst dich omae? Nun sind sie im Lager der Black Star, 15 km südwestlich von Bogotá, im ,Aufwachraum‘ des Lazaretts. 

Über eure Kommentare im CatPoint unter „The Tale So Far, Part II “ [LINK] freuen wir uns weiterhin heftig. 

Wie immer erleben wir alles aus Snowcats Sicht mit. Wir steigen direkt an der Stelle ein, an der wir die Runner das letzte Mal verlassen haben, Snowcat schnappte sich gerade ein Handtuch, um duschen zu gehen. Es ist kurz nach 21.00 Uhr Bogotá Ortszeit. Die Temperatur liegt bei 15°C und es regnet. Nein stimmt nicht, gerade hat es aufgehört. 

Also los, omae!


Kurz bevor Snowcat mit ihrem vier Mann starken „Gefolge“ an der Tür war, betrat ein kräftig gebauter Ork, mit unmilitärisch langen, strubbelig blonden Haaren, die ihm bis weit in den Nacken reichten, den Vorbereitungs- beziehungsweise Aufwachraum. Er war in eine Camouflage-Hose, ein simples Shirt und eine Panzerweste gekleidet, auf denen Blutflecken in unterschiedlichen Stadien von Trocknung und Zerfall zu sehen waren. Das armfreie Outfit zeigte, dass es sich bei seinem linken Arm um einen Cyberarm handelte. Er trug eine Umhängetasche und Gurtzeug, welches mit Tools beladen war. Er hielt direkt auf Sunrise zu und sagte auf Englisch, „Ah, Frischfleisch. Mit einer ganz feinen Wunde am Oberschenkel. Na, dann wollen wir mal gucken.-Hola“

Snowcat wollte sich ein Grinsen nicht verkneifen und sagte ebenfalls, „Hola.“

Der Ork, der die umherstehenden Runner zuvor keines Blickes gewürdigt hatte, sondern voll auf seinen Patienten fixiert gewesen war, sah nun zu Snowcat rüber, riss sichtlich erfreut die Augen auf und sagte mit einem breiten, freundlichen Lächeln: „Hola!“ 

Er wollte noch mehr sagen, aber Snowcat kam ihm zuvor und meinte sofort: „Nein, ich bin nicht verletzt.“

Der Ork zwinkerte ihr zu, „Schade zu sagen wäre jetzt wohl falsch, aber vielleicht können wir ja trotzdem ein paar Doktorspiele machen?“ Diese Bemerkung war nicht im mindestens zweideutig gemeint, sie war eindeutig eine Anmache. „Ich könnte ja zumindest eine Untersuchung vornehmen?“ Er zog zwei mal beide Augenbrauen hoch. „Ich bin übrigens Patch.“

Snowcat streckte ihm die Hand hin, „Hmm, Patch ein schöner Name. Erfreut dich kennen zu lernen. Ich bin Snowcat!“

Patch schüttelte Snowcat die Hand und meinte, „Hallo Snowcat. Was meinst du, wie schön Patch erstmal klingt, wenn sie ihn auf dem Schlachtfeld brüllen und wie erfreut die dann sind, wenn sie mich sehen!“

Twinbow griente, „Patch. Wo ist Work?“

Patch ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, er deutete mit seinen Armen in die Umgebung, „Wenn du Work suchst, die kannst du hier überall finden. Ihr seid aber nicht die klassischen Söldner?“

Snowcat spielte kurz an einem ihrer Zöpfe, „Was uns verraten?“

Er tippte sich an die Nase, „Der Geruch. Ihr benutzt nicht das klassische Söldner-Parfums ,Eau de Blutlache‘ oder ,Dreckbrühe No 5‘ mit den beliebten Duftnoten von Blut, Schweiß und Tränen.“ Sein Blick viel auf Riven, „Hey, da ist ja noch ne schöne Frau! Hola.“

Twinbows Körpersprache änderte sich ein winziges bissen, er richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Snowcat fand das sehr erfreulich. 

Blackstone tippe auf eine imaginäre Uhr an seinem Handgelenk. Snowcat nickte, „Wir sehen uns sicher später noch.“

Patch meinte fröhlich, „Ich hoffe doch, ich bringe meinen Patienten eh erstmal auf sein Zimmer. Der Raum wird hier vielleicht noch gebraucht. Ist schließlich auch Vorbereitungsraum und nebenbei Zusatz-OP. Also husch!“ er machte eine wegfegende Geste und wies alle an, den Raum zu verlassen. 

„Da lang geht‘s zu Offiziersdusche.“, sagte Steel erfreut, während nun alle Runner Patchs Aufforderung folgten.

Snowcat hob eine Augenbraue. „Darf ich da überhaupt hin? Und wo duschen die gewöhnlichen Soldaten?“

„Na draußen unter der Plane mit den Duschköpfen an dem Gestänge. Aber die Duschen der Offiziere haben eine Tür und können auch warm Wasser. Gerade sind sie frei.“, erklärte Steel.

„Das mit der Tür ist nicht wichtig, ich hätte auch in Unterwäsche unter der Plane geduscht, aber das mit dem warmen Wasser ist ein Argument.“

Llamés tiefe Stimme erklang und er sagte gedämpft und mit leicht distanzierter Neugier im Tonfall zu Twinbow, „Wäre jetzt interessant zu wissen, was mehr Aufsehen erregt hätte, wenn Snowcat in Unterwäsche oder nackt draußen geduscht hätte.“

Als sie das Lazarett verließen, stutze Snowcat kurz. Was war denn hier los? Eine erhebliche Anzahl von Black Star Söldnern lungerte in der Umgebung herum, rauchte, pflegte sein Equipment oder arbeitete halbherzig an etwas herum. Alle sahen mehr oder minder offen in ihre Richtung.

Steel ging breit grinsend voran, Snowcat folgte ihm und trotz der großen Aufmerksamkeit, die ihr zukam, blieb sie locker und lief gewohnt hüftschwingend, was dazu führte, dass einige Black Star aufhörten das zu tun, was sie taten und nun unverhohlen glotzten. Als man bemerkte, dass ihr Weg in Richtung Dusche führte, begann ein kleiner Tross ihnen zu folgen.

Steel kontrollierte alle fünf Duschen per Radar und gab erst dann Snowcat den Weg frei, als klar war, dass sie derzeit die einzige in den Kabinen sein würde, obwohl es sich um fünf Einzelduschen handelte. Blood und Steel bezogen vor den Duschen Stellung, Blackstone und Thunderstrike umrundeten das Produkt aus Fertigbauteilen, um die Rückseite abzudecken. Snowcat betrat die ganz linke Dusche und schloss die Tür hinter sich. Die Elfe hatte sich vorgenommen, so wenig Wasser wie möglich zu verbrauchen, also zog sie ihre Sachen aus, legte sie zu einem ordentlichen Stapel zusammen, machte sich kurz noch mit kaltem Wasser nass und seifte sich dann schnell mit ihrer ph-neutralen und Duftstoff-freien Seife ein. Haut und Haar ließ sie gefärbt. Dann duschte sie den Schaum schnell und gründlich mit warmen Wasser ab und genoss jede einzelne Sekunde. 

Von draußen hörte sie Bloods Stimme, es lag ein bedrohliches Knurren darin, „Das ist nah genug, Freund!“, sagte er auf Spanisch. ,Freund‘ klang dabei so rein gar nicht freundlich. Steel rief, „Fargo, wenn du deine Radarsicht anmachst, komm ich rüber und mach sie aus!“

Als Snowcat fünf Minuten später die Dusche verließ, war sie überrascht auf welche Größe die Menge für der Tür angewachsen war. Mit Sicherheit hatten einige von ihnen gehofft, dass es sich jemand trauen würde, sich der Dusche zu nähern. Steel nickte einem Offizier zu, der offenbar hatte duschen wollen, „Jetzt sind wieder alle Duschen frei, Sir. Bitte sehr!“

Als sie die Barracke betraten, in der sich Sunrises Bett befand, trafen sie auch wieder die anderen aus ihrem Team. Patch wechselte gerade den Verband an Sunrises Oberschenkel. Er zog er die Luft scharf ein und schüttelte den Kopf, dann sagte er im klassischen Tonfall einer Krankenschwester. „Mach dir keine Sorgen, wird alles wieder gut. Jedenfalls wenn du dich an dein absolutes Verbot hältst, innerhalb der nächsten 24 Stunden das Bein in irgendeiner Form zu belasten. Keinen einzigen Schritt, hörst Du?“

Sunrise nickte beflissen. Nun drehte sich Patch zu Snowcat um und meinte, „Hey, du riechst ja immer noch so gut.“ Snowcat lächelte, natürlich hatte sie nicht darauf verzichtet zumindest einen winzigen Tropfen ihres Parfums aufzutragen, dennoch hatte Patch eine mehr als gute Nase, wenn er sie aus der Entfernung trotz des scharfen Gestank nach Desinfektionsmitteln riechen konnte.

Das Team konnte es sich nicht leisten 24 Stunden rumzusitzen. Sie würden sich noch in den nächsten Minuten aufmachen, um das ,The Abyss‘ aufzusuchen. Starbuck wandte sich an Patch, „Kann ich das Bett neben Sunrise in Beschlag nehmen?“ 

„Klar.“

„Gut.“ Er legte seinen Rucksack ab und setzte sich aufs Bett. „Ich werde hier bleiben, ich hab noch was zu tun. Ich geb euch dann gleich noch die Infos über das The Abyss“, er lächelte Snowcat an, „Während ich noch ein paar andere Matrix-Sachen mache, pass ich nebenbei auf Sunrise und unser Equipment auf.“ Nun blickte der junge Mann zu Sunrise rüber, „Allerdings habe ich wirklich zu tun, werde also nicht sonderlich gesprächig sein.“

Patch grinste erfreut, „Das macht nichts, ich bin ja da und werde Sunrise die Zeit mit ein paar Geschichten vertreiben.“

Riven ging zu Sunrise rüber, brachte ihm sein Scharfschützengewehr ans Bett und flüsterte ihm noch etwas zu. Snowcat war erneut überrascht. Dass sich Riven um jemand anderen als ihre direkten Freunde kümmerte, war ihr neu. Entweder gehörte Sunrise bereits zu dieser Gruppe oder aber Riven hatte sich geändert.

Bevor sie loszogen, besprachen sie schnell ihre Taktik. Klar war, dass nur Steel, Blood, Blackstone, Thunderstrike und Snowcat ins ,The Abyss‘ gehen würden, die anderen würden an der Sprachbarriere scheitern oder besser gesagt, die fehlenden Sprachkenntnisse würden sie zu auffällig machen. 

Das ,The Abyss‘, lag laut Starbuck in der Zona Centrico. Der Club wurde 2049 unter dem Namen ,The Enlightened‘ gegründet. Starbuck sprach ruhig und konzentriert. „Zwei Stockwerke voller Party und Kultur von Bogotá, war er bis zum Beginn des Krieges einer der angesagtesten Clubs in der Stadt. Seit dem Tag des Angriffs heißt der Club "The Abyss" und wo einst State-of-the-Art Licht- und Soundanlagen waren, ist der Besitzer heute schon froh, wenn er Strom hat und sein Club nicht von einer fehlgelenkten Rakete getroffen oder von Gangs angegriffen wird. Da sich hier viele Söldner aufhalten, ist der Club so wenigstens vor den Gangs ein wenig geschützt. Der Besitzer heißt Claudio Tenar. Er ist ein Mensch und sympathisiert mit dem Columbian Liberation Movement.“

Snowcat kam auf die Idee, in dem Club nach einem Job als Bedienung zu fragen. Sie würde Senior Tenar eine traurige Geschichte über einen zerbombten Arbeitsplatz erzählen und wenn Tenar mit einem ,Probearbeitstag‘ einverstanden war, und Snowcat ging davon aus, dass er das sein würde, könnte sie in andere Bereiche gelangen und grossflächiger zuhören, als jeder Gast. Blackstone, Thunderstrike, Blood und Steel würden hingegen die Rolle von Söldnern annehmen, die das ,The Abyss‘ besuchen. Für genau diese Rolle mussten sie sich nicht sonderlich verstellen. Llamé, Twinbow und Riven würden in der Nähe bleiben, in den Wagen warten und sich für sämtliche Eventualitäten bereit halten.

Bevor es losging, musste Snowcat sich noch umziehen. Riven ließ sich von Starbuck Bilder der derzeit landesüblichen Kleidung zeigen und veränderte dann Snowcat kleines, schwarzes Trägerkleid so, dass es unauffällig in Zeit und Gegend passte. Zum Abmarsch bereit, verabschiedeten sie sich von Starbuck und Sunrise. Starbuck lag inzwischen rücklings auf dem Bett. Er hatte die Hände gefaltet und lag ruhig und still da. 

Sunrise war anzusehen, dass es ihm schwer fiel, hier zu bleiben. Nur zu gern wäre er mitgekommen um sie alle zu unterstützen. Patch stellte etwas an einem Tropf ein und sagte dann, „Kleine Sorge, ich werde mich schon gut um ihn kümmern.“ Als die Runner das Zimmer verließen, hörten sie, wie der Ork im fröhlichen Plauderton sagte, „Warst du schon mal in der Wüste Gobi? Nein, ich schon. Es war vor drei, nein vor vier Jahren bei Desert Wars. Die Wüste ist so ganz anders, als der Dschungel...“

Draußen atmete Snowcat die eigentümliche Luft des Regenwaldes tief ein. Es roch frisch und exotisch und stand im angenehmen Gegensatz zu muffigen Luft, die trotz aller offenen Türen in den Barracken stand. Es fiel kein Sternenlicht durch das dichte, grüne Blätterdach, dennoch war es selbst etwas entfernt vom Lager nicht völlig dunkel, jedenfalls nicht für die Augen eines Elfen. Ihr Weg zu den Wagen führte Snowcat an ein paar wundervollen Blüten vorbei, die im Licht der Fackeln des Lagers Purpur leuchteten und höchst wahrscheinlich giftig waren. Der erwachte Dschungel Amazoniens war voll von Gift und je schöner etwas anzusehen war, desto giftiger war es wahrscheinlich. Das galt für die bunten Blüten ebenso, wie für den farbenfrohen Schmetterling, das niedliche Äffchen und die sexy elfenähnliche Frau im Blütenkleid. Dennoch empfand Snowcat dies alles noch viel faszinierender, als bei ihrem ersten Aufenthalt hier. Die Natur der 6. Welt brachte so viel Schönes hervor, dass selbst die Großstadt-Katze in ihr vor Ehrfurcht ganz still wurde. 

Snowcat bat Blackstone und Blood kurz zu sich. Sie stellten sich etwas Abseits. Hier erzählte sie den beiden äußerlich so unterschiedlichen Männern von Liams Reiseproviant und übergab jedem von ihnen die Injektoren. Blood injizierte sich die Naniten ohne lange zu zögern, nachdem diese sich an den jeweiligen Pans angemeldet hatten. Bei der grünen Dosis handelte es sich um ein universelles Gegengift, bei der orangen um Oxirush, was dem Nutzer nicht nur ermöglichte bis zu 1,5 Stunden die Luft anzuhalten, sondern auch für eine optimale Höhenanpassung sorgte. Blackstone sah Snowcat fragend an, „Für mich? Echt jetzt? Von Liam? Ist der krank?“

Snowcat zuckte mit den Schultern und lächelte, „Nein, krank ist er mit Sicherheit nicht. Du wirst ihn wohl mit irgendetwas beeindruck haben.“

Von den grünen Naniten merkte Snowcat nichts, aber die Wirkung der orangenen machte sich sofort bemerkbar. Ein oder zwei Atemzüge später verschwand das Gefühl zu flach zu atmen augenblicklich und Snowcat fühlte sich frisch und fit und das, wo Bogotá doch 2600 Meter über dem Meeresspiegel lag.

Auf ihrem Weg zu ihrem Ziel klärte Snowcat die Dschunge-Neulinge unter den Runnern über die giftigen Gefahren des Dschungels auf und warnte noch einmal ausdrücklich besonders vor den Sangre El Diabolo, die Bäumen, die Metamenschen mit Duftstoffen und schmeichelnden Worten in ihre Fänge lockten, um sie dann zu umschlingen und langsam zu verdauen.

Auch Blood und Steel hatten noch etwas zu berichten, Steel begann, „Jeglichen offensichtlichen Einsatz von Magie solltet ihr in Bogotá unterlassen. Die Einheimischen sind sehr abergläubisch. Entweder stammt das von ihrem katholischen Glauben, der die ganze, nicht-göttliche Magie als Teufelszeug verurteilt oder aber sie gehören einem Naturglauben an, der meint, dass Magie den Stammesschamanen vorbehalten ist. Magie, die in keine dieser beiden Kategorien passt, wird besonders gefürchtet, denn die kennt man hier nur als die böse Magie des Azzies.“

Blood ergänzte, „Seit dem Erstschlag von Aztlan, bei dem einige von uns praktisch live dabei waren, ist hier eine Menge zu Bruch gegangen. Aber einiges hat sich dennoch nicht verändert. Die Zona Norte ist immer noch in der Hand der Drogenkartelle und Gangs und in der Zona Oeste ist fast nichts kaputt, sie liegt in der Hand von Aztlan und in ihrem Herzen befindet sich der nun noch stärker befestigte ABC, der Aztlan Business Complex. Er wird nun komplett von einer 10 Meter hohen Mauer umgeben.Jeder Checkpoint ist mit  4 Betonblöcken gesichert, damit die Wagen Schlangenlinien fahren müssen. Sie können Pylonen hochfahren und einen am Verlassen der ABC hindern, in dem sie Spikes auswerfen. Die ehemalige Prachtgegend um die Zona Centrico hat es hingegen besonders stark erwischt. In der ersten Tagen wurde das Kapitol bei den Bombardierungen ,versehentlich‘ zerstört. ,Leider‘ tagten alle 200 Abgeordneten gerade und kamen dabei um Leben. Natürlich hat sich Aztlan entschuldigt.“ Mit jedem seiner Worte klang Bloods Stimme angewiderter.  

Steel, der den zweiten Wagen fuhr, setzte zu einem Überholmanöver an. Er fuhr nun vor, damit er sie zu einer Strassensperre lotsen konnte, wo die beiden einige Männer kannten, die sie unbehelligt passieren lassen würden.

Als sie den Stadtrand erreichten, fielen Snowcat zwei Dinge sofort auf. Viele Gebäude waren ausgebrannt und die Stadt wirkte durch die unregelmäßige oder zerstörte Stromversorgung dunkler. Einzig und allein die Zona Oeste war hell wie eh und je und die drei Teocalli des ABC leuchteten prachtvoll im warmen Licht gen Himmel und mahnten die Umgebung, wer dort das Sagen hatte. Dort war sicher alles genauso sauber und schön, wie noch ein halbes Jahr zuvor. 

Ganz anderes als die Gegend, durch die sie hier gerade fuhren. Hier lagen ausgebrannte Gebäude neben Befestigten und überall, wo die Metamenschen nicht ihre Hand drauf drückten, eroberte der Dschungel sich das Land zurück und setzte seinen Samen tief in das Gestein. 

Natürlich hatte sich die 9,5 der gut 12,5 Millionen Einwohner der Stadt, die sich nun plötzlich in einem Kriegsgebiet wieder fanden, den neuen Umständen angepasst. Auf den nächtlichen Strassen war etwas los, Krieg hin oder her. In einer Esspressobar saß zum Beispiel eine Gruppe junger Leute, die sich über ihre hippe Kleidung Panzerwesten gezogen hatte. Ein Generator stand im Hinterhof und versorgte den kleinen Laden bei Stromausfall. Eine Gruppe bewaffneter Ganger bewachte die Strasse.

Das „The Abyss“ befand sich in einem ehemals prächtigen Haus, welches im Kolonialstil erbaut worden war. Die Wände des Hauses zierten großkalibrigen Einschusslöcher im Kriegs-Style. Ein Teil des Torbogens war abgebrochen und die gusseisernen Verzierungen waren mit Stacheldraht umwickelt worden. Der einst prächtige Springbrunnen im Innenhof führte kein Wasser und die Tische und Stühle die noch da waren, standen verlassen umher. Niemand saß draußen, wenn es auch einen sichereren Innenbereich gab. Zwei mit MP‘s bewaffnete Söldner standen vor dem Torbogen und grinsten Snowcat erfreut an, als sie sich ihnen näherte. Die Männer blickten ihr nach, aber sie hielten sie nicht auf. Schloss man an dieser Stelle die Augen, so wirkte es für einem Moment lang normal und friedlich. Die lateinamerikanische Musik, die aus dem Inneren heraus drang, mischte sich mit dem Gebrabbel von Metamenschen, doch dann dröhnten die Geräusche eines Feuergefechts aus der Ferne in den Innenhof, dass sich von denen, die Snowcat aus Redmond und Puyallup kannte unterschied. Eindeutig andere Kaliber. 

Selbstbewusst betrat Snowcat das ,The Abyss‘. Selbst wenn etwas geschehen sollte, die anderen waren nicht weit und würden ihr gleich folgen.

Die Elfe hatte erst ein paar Schritte gemacht, als sämtliche Gespräche in der Bar verstummten. Wahrscheinlich wäre auch die Musik ausgegangen, wenn sie nicht von einem Chip gekommen wäre. Es waren ungefähr 60-70 Gäste anwesend, ein Großteil davon war erwartungsgemäß männlich und die meisten von ihnen, würde man wohl unter dem Stichwort Söldner verbuchen. Sämtliche üblichen Rassen waren vertreten. Sie ging auf eines der Mädchen zu, welches hier gerade servierte und fragte es auf Spanisch: „Hola. An wen muss ich mich wenden, wenn ich hier arbeiten möchte?“ Das Mädchen zog einen Schmollmund, zeigte wortlos auf die Bar in eine Richtung, wo links an der Theke ein Mann allein saß, auf den die Beschreibung von Claudio Tenar passte. Der Mann war Anfang 50, hatte schwarzes Haar und war in ein helles Hemd und eine dazu passende Hose gekleidet, optisch war er eindeutig Südamerikaner und als die Gespräche rundherum endlich wieder begonnen hatten und Snowcat sich ihm näherte, erhob er sich mit einem strahlenden Lächeln. Er deutete eine Verbeugung an und begrüßte Snowcat mit den Worten, „Welch unglaublicher Glanz in meinen Augen. Ich bin Claudio, Señorita und ich bin sehr erfreut, sie kennen zu lernen.“ 

Snowcat nahm die Hand, die er ihr entgegen streckte, „Guten Abend, ich bin Katarina, meine Freunde sagen Kat.“ 

Er wies auf einen Barhocker. „Bitte Kat, setzten sie sich doch.“ Er schob ihr den Barhocker zurecht, „Möchten sie etwas trinken?“

Snowcat überlegte einen Moment, „Eine Magerita bitte!“

„Eine ganz ausgezeichnete Wahl.“ Claudio nickte dem Barkeeper zu, „Bitte, sagen Sie mir, dass es irgendetwas gibt, was ich noch für sie tun kann.“, Claudios Augen strahlten, als er das sagte. Spontan entschied Snowcat bei ihrer vorbereitete Geschichte von dem zerstörten Arbeitsplatz und einer großen Familie weniger dick aufzutragen. Schließlich wollte sie nicht, dass der Mann sie beschenkte, sie wollte, dass sie heute Nacht hier arbeiten konnte. Innerlich jedoch schmunzelte sie erfreut, sie mochte die Art der südamerikanischen Männer mit Frauen umzugehen. 

Nach einer viertel Stunde hatte Snowcat Tenar überzeugt auf Trinkgeld-Basis eine Nacht zur Probe arbeiten zu dürfen. 

Während des Gespräches waren Blood, Steel, Thunderstrike und Blackstone in der Bar eingetroffen, was sich durch eine erneute Stille angekündigt hatte, allerdings hatte das Schweigen diesmal deutlich kürzer gedauert, als bei ihrer eigenen Ankunft. Snowcat schnappte sich ein Tablett und legte zu Claudios Enttäuschung sogleich los. Der Ausdruck auf seinem Gesicht verschwand, als ihr neuer Boss sah, was und wie viel bei Kat bestellt wurde. 

Auch Blood und Steel riefen sie an ihren Tisch, wobei sowohl Blood und auch Thunderstrike sie unverhohlen anstarrten. ,Hey, wir dürfen doch nicht auffallen.“, kam die Begründung über AR.

Llamé bemerkte über den Teamkanal trocken: „Ich finde es nett von Riven und Twinbow, dass sie mir ein Infrarot-Unterhaltungsprogramm aus dem anderen Wagen bieten.“

Snowcat versteckte das Lachen unter einem kleinen Flirt mit einem anderen Gast. Es war unmöglich herauszuhören wie Llamé seine Bemerkung gemeint hatte, ohne sein Gesicht zu sehen, aber sie hatte eine ziemlich gute Vorstellung davon, um welche Art Unterhaltungsprogramm es sich handelte. Twinbow erklärte ruhig, „Aber keine Sorge. Wir passen auf.“

„Das sagen sie alle.“, kam es eiskalt von Blood zurück. Nach diesem Intermezzo konzentrierten sich die Runner wieder auf ihren Job und sammelten richtige Informationen. Beim ,The Abyss‘ handelte es sich um eine wirklich gute Adresse für Söldner. Blood identifizierte Männer und Frauen der Met 2000, der 10.000 Daggers, Combat Inc. und Tsunami. Außerdem entdeckten sie im Laufe des Abends in den dunkleren Nischen zwei Changelinge, beides waren Frauen. Eine Zwergin, die leichter zu sehen war, da sie im Dunklen leuchtete, mit Knochenauswüchsen, die ihr aus der Haut ragten, sowie eine Frau, die wohl einen Menschen als Basisrasse hatte. Sie hatte ein Keulenschwanz und ein drittes Auge in der Stirn, welches befremdlicher Weise nicht im Takt zum Augenpaar zwinkerte.

In den ersten Minuten machten sie zwei weitere ungewöhnliche Gäste aus. Einen katholischen Priester in den klassischen Gewändern seiner Berufung, der an einem Tisch mit einigen Söldnern saß. Snowcat schätzte den Menschen auf Mitte 40. Des weiteren war da ein Mann in einer orangenen Sultane, dem Gewand der neues Jesuiten, der alleine an einem Tisch saß und seine Umgebung ruhig beobachtete. Der Letztere strahlte Autorität aus, war sicher schon Anfang 70, trug sein mit grau durchzogenes Haar zu einem Zopf und hatte einen Schnurrbart.

„Klingt auf einmal gar nicht mehr nach einer Bar, die mir gefällt.“, verkündete Riven locker. Snowcat freute sich, ihre Stimme trotz dieser Bemerkung so leicht klingen zu hören, offenbar ging es ihr gut. 

Für Snowcat selbst begann nun das große Umhören, dass sie durch die guten Ohren von Blackstone und auch durch die anderen Runner im ,The Abyss‘ Hilfe bekam, machte es ihr um einiges leichter. Nach drei Stunden kannte sie nicht nur eine Menge neuer Gerüchte, Informationen und Kriegspropaganda, sie hatte auch fünf Personen ausgemacht, die die Information über das Kriegsgefangenenlager haben könnten. 

Zunächst notierte sich die Elfe geistig die drei Dinge, von denen sie sicher waren, dass es sich dabei weder um Propaganda, noch um Gerüchte, sondern um richtiges Intel handelte.  Innerhalb der nächsten 24 Stunden würde hier in der Stadt ein Treffen von hochgestellten katholischen Würdenträgern stattfinden, die sich zusammentaten, um weiteres Vorgehen zu besprechen. 

Außerdem würde es in den nächsten 72 Stunden eine geheime Kundgebung geben, bei der berühmte Persönlichkeiten der Stadt sprechen würden und die die Moral der Bevölkerung und ihren Patriotismus als Bürger einer freien Stadt fördern sollte. 

Zu guter Letzt und nach Snowcats Meinung am wertvollsten, war die Information, dass Aztlan/Aztechnology ein geheimes Projekt gegen Ghostwalker zu laufen hatte, in dem man Drakes und drachenähnliche Wesen jagte, an ihnen experimentierte und die Erkenntnisse nutzen wollte, um gegen Ghostwalker vorzugehen. 

Steel hatte inzwischen die fünf in Frage kommenden Metamenschen über AR markiert. Es handelte sich dabei um Raoul Javier, einen Ork, Latino und Lieutenant des Olaya Kartells. Dominic Martin, dem katholischen Priester am Tisch der Söldner, der einem militanten Orden der Templer, den New Knight Templern, angehörte. Esmeralda Mendez, einer Aktivistin von Bogotá Libre, die Changeling-Zwergin. Xavier Ortis, der neue Jesuit in Orange, der seit 2049 in Bogotá lebte und an einer Schule unterrichtete und Jesinia Sánchez, die Changeling-Menschin, eine Drogenhändlerin des Davis Kartells. 

Snowcat fragte das Team, bei wem sie es zuerst mit einer Anfrage versuchen sollte. 

Blackstone antwortete schnell und ohne Umschweife, „Frag den Priester in Orange.“ Riven schnaufte kurz, sagte aber nichts dagegen. 

„Warum den?“, fragte Blood.

„Weil er in Snowcat eher eine Tochter sehen wird und seine Tochter belügt man nicht so leicht, vor allem aber legt man sie nicht rein oder baggert sie an.“

Blood lachte kurz, „Ich find die Wahl nicht schlecht, aber ich glaub nicht, dass der in Snowcat eine Tochter sieht, so wie er ihr hinterher guckt.“

Steel grinste breit, „Nur, damit das klar ist, Blackstone. Wenn das Zelt, das der trägt nachher eine Querverstrebung hat, dann hoppeln wie rüber. Egal ob alter Priester oder nicht.“

Snowcat schritt derweil zum Tisch, an dem Xavier Ortis immer noch allein saß, das Glas Rotwein vor ihm war noch zu Hälfte gefüllt, also fragte Snowcat, „Ist bei Ihnen alles zu ihrer Zufriedenheit Padre?“

Pater Ortis lächelte sie ja, „Ja danke, Señorita!“

„Niemals war das ein Vater-Tochter-Lächeln!“, kam es über Funk von Steel, „Allerdings war das auch kein ,hey Schnecke‘ Lächeln. Der Typ ist mit allen Wassern gewaschen. Pass auf Snowcat.“

„Ist der Wein gut?“, fragte Snowcat nach.

„Ja. Jedenfalls so gut, wie man von einem einfachen Landwein erwarten kann.- Wollen sie sich vielleicht einen Moment setzten?“

Snowcat lächelte, sah sich um, so als müsse sie sich davon überzeugen, Zeit zu haben und sagte dann mädchenhaft, „Ja danke, sehr gern.“

„Darf ich sie zu etwas zu trinken einladen?“

„Hmm, ach warum eigentlich nicht. Ich gebe Bescheid, dass ich Pause machen und bringe mir ein Wasser mit. Möchten sie noch etwas?“

Der Pater zeigte auf sein Glas und schüttelte den Kopf, „Danke, ich hab noch!“

Snowcat ging zur Theke, ließ sich ein Wasser geben und fragte, ob sie Pause machen dürfe. Natürlich durfte sie. 

Nachdem sie sich gesetzt hatte, sagte der Jesuit, „Mein Name ist Xavier Ortis.“

„Katarina, aber sagen sie bitte einfach Kat!“

Der Mann ihr gegenüber war ein erfahrener Diplomat und hatte ein freundliches Pokerface aufgesetzt, dennoch war eben ein Hauch von Überraschung über sein Gesicht gehuscht. Er überlegte einen Moment und fragte dann, „Sie sind noch nicht sonderlich lange in Bogotá, oder?“

Snowcat tat verwundert, „Wie kommen sie darauf?“

Der alte Herr in Jesuitentracht lächelte leicht verschmitzt, „Nun, mein Name hat eine gewissen Ruf in der Stadt. Wenn ich ihn nenne, dann gibt es normaler Weise eine Reaktion darauf. Entweder heißt es...“, er deutete eine Verbeugung an und sprach nun mit ehrfürchtiger Stimme, „Senior Ortis, ich bin so erfreut ihre Bekanntschaft zu machen. Oder sie sagen es so,“ er verstellte seine Stimme erneut und sprach abgehackt, „Ortis? Du bist Ortis?“, er bildete mit Daumen und Zeigefinger eine Waffe, „Stirb. - Sie Kat, haben jedoch völlig wertfrei auf mich reagiert. Das ist ungewöhnlich und zu Abwechslung mal angenehm.“

Snowcat lächelte, „Natürlich habe ich bereits von ihnen gehört. Ich weiß, dass sie neben ihrer Tätigkeit als Priester an einer Schule unterrichten. Das sie engagiert sind und schon lange eine Legende in Bogotá. Aber ich mache mir lieber selber ein Bild von der Person, die ich treffe, also begegne ich ihnen so unvoreingenommen, wie möglich.“

Ortis glaubte ihr zwar, sagte aber dennoch, „Auch deshalb sind sie eine ungewöhnliche Frau. Was führt eine Frau wie sie wirklich hierher? Sie sind doch nicht hier, um sich ein paar NuYen zu verdienen.“

Snowcat lächelte ihr geheimnisvolles Lächeln, kokettierte einen Moment mit der Verzögerung und sagte dann mit schmeichelnder Stimme, „Es wäre jetzt wohl sehr unhöflich, ihnen zu widersprechen. Sie haben Recht, um ehrlich zu sein, suche ich Informationen. Ganz bestimmte Informationen!“

Snowcat und Ortis verbrachten die nächsten Minuten damit, sich vorsichtig zu positionieren. Das ganze dauerte eine Zeit, Ortis trank noch ein Glas Wein und Snowcat war froh, dass sie niemand aufforderte, endlich weiter zu arbeiten. Genau zum richtigen Zeitpunkt kam sie zur Sache, „Ich habe gehört, dass es irgendwo ein geheimes Kriegsgefangenenlager gibt, in dem Aztlanische Soldaten hunderte von amazonischen Soldaten inhaftiert haben. Ich suche nach Hinweisen, wo genau dieses Lager ist.“

Xavier lächelte erfreut, „Wie schön, denn ich kann ihnen genau diese Information liefern, ich kenne den genauen Standort. Wenn sie mir helfen, helfe ich ihnen. Ich bin sicher, eine Frau wie sie ist nicht alleine hier und sucht ungeschützt nach Informationen.“

Snowcat rückte ein wenig näher an den Pater heran. „Natürlich nicht, was schwebt ihnen denn vor, was wir für sie tun können, Padre?“

Ortis sprach nun leiser: „Übermorgen kommt Celeste Vargas, Vikar-General des Pfads der Sonne und fünft höchster Würdenträger der aztlantischen Staatsreligion nach Bogotá, um den dritten Teokalli einzuweihen. Sie ist eine der wichtigen religiösen Personen, denn sie allein sucht die Priester aus, die geweiht werden. Sie wählt die Männer und Frauen aus, die zu aztekischen Magiern ausgebildet werden. Sie ist die Bildungsministerin und bestimmt den Lehrplan der Schulen. Sie wird drei Tage hier sein und im El Dorado Hotel unterkommen. Ich möchte sie bitten, sie zu extrahieren und zu mir zu bringen. Im Gegenzug erhalten sie die Koordinaten des Kriegsgefangenenlagers. Und die Edger Nainten, die Aztlan benutzt um Soldaten zu identifizieren und die somit die einzige Möglichkeit sind, getarnt Zutritt zum Lager zu erhalten.“

Snowcat war für den Bruchteil einer Sekunde sprachlos. Das was der Mann da von ihnen verlangte, war eindeutig ein höchst schwieriger Run. Sie fing sich schnell und während die Kommentare der anderen Runner auf ihrem Commlink eintrafen, begann sie zu verhandeln. 

Blood, Steel und Thunderstrike waren sofort dafür, diesen Deal anzunehmen und den Run durchzuziehen. Twinbow, Starbuck und Sunrise waren ein wenig zurückhaltender, aber sie reizte die Aufgabe. Riven war Hin und Her gerissen zwischen ihrer Abneigung gegenüber dem katholischen Priester und allem wofür er stand und ihrer Abscheu gegenüber Blutmagie. Doch schließlich kam auch von ihr ein: ,Ich trau dem Priester nicht. Aber ich würde es dennoch tun.‘ Einzig allein Llamé war gegen den Job, er war der Meinung das Aufwand und Nutzen in keinerlei Verhältnis zu einander standen. Damit hatte er natürlich Recht, wenn man nur das in Betracht zog, was der Pater Snowcat als Bezahlung anbot. Betrachtete man aber, was das für ein Schlag gegen Aztlan war und welche Erfahrung und welchen Ruhm es bringen würde, diesen Job tatsächlich durchzuziehen, war die Bezahlung hoch genug. 

Doch das war nicht das einzige, was Llamé störte, er hatte offenbar Probleme damit, für einen katholischen Priester zu arbeiten, „Ich hab keine Lust einen Priester gegen einen anderen eintauschen.“, sagte er mit seiner tiefen männlichen Stimme. Wobei es klang, als könne man das Wort ,Priester‘ locker gegen das Wort ,Böse‘ austauschen. 

Inzwischen war Snowcat in ihren Verhandlungen fortgeschritten und hatte bereits vorab erfahren, dass sich das Lager 5 km nördlich der Stadt Medellin befand. 

Snowcat lächelte Ortis an, „Wenn ich ihnen nun verspreche, dass ich diesen Run annehme, nicht, um die Bezahlung zu erhalten, sondern um Aztechnology und Aztlan einen Stich zu versetzten, geben sie mir dann die Koordinaten im Voraus, damit ich sie meinem Auftraggeber jederzeit nach meinen Bedingungen geben kann, Padre?.“, die Elfe sah dem Pater tief in die Augen und hielt seinem abschätzenden Blick stand. Anscheinend war er zufrieden mit dem, was er in ihren Augen saß, denn er antwortete, „Wenn sie mir versprechen, dass sie es tun, gebe ich ihnen die Koordinaten sofort.“

Snowcat überlegte einen Moment und genau da kam Blackstone Meinung dazu über Commlink rein, er war der einzige, dessen Antwort noch fehlte. „Hör auf dein Bauchgefühl und entscheide. Der Rest findet sich dann.“

Sie lächelte Xavier Ortis an und sagte, „Also gut, ich verspreche ihnen, dass ich mit Hilfe meines Teams alles in meiner Macht stehende tun werde, um Celeste Vargas zu extrahieren und ihnen zu übergeben.“

Der Pater lächelte und nannte Snowcat dann aus dem Kopf die genauen Koordinaten des Kriegsgefangenenlagers. Snowcat hatte keinerlei Zweifel daran, dass diese Information echt und korrekt war, „Wenn wir uns morgen Mittag,“ er blickte auf die Uhr, „ich meine heute Mittag wieder treffen könnten, dann würde ich ihnen alles sagen, was ich sonst noch weiß oder bis dahin herausbekommen haben und wir könnten Details  klären, falls ich ihnen noch in irgendeiner Form weiter helfen kann. Sagen wir um 12.00 Uhr in meiner Kirche?“

Snowcat zögerte einen Moment, Ortis grätschte sofort ein, „Wir können uns auch in meiner Schule treffen, wenn ihnen das lieber ist.“.

Snowcat schüttelte den Kopf. „Ein Treffen in der Kirche ist unauffälliger.“ Sie stand auf, „Ich werde mich dann wieder an die Arbeit machen, darf ich ihnen noch etwas bringen?“

Diesmal nickte Ortis, „Ein weiteres Glas Wein bitte.“ 

Eine Kirche war ein Treffpunkt wie jeder andere, jegliche Äußerung darüber hinaus, war nur eine Frage des Glaubens. 

Die Elfe servierte noch eine weitere halbe Stunde. Für ihr Trinkgeld konnte sie das Team morgen zum Mittagessen irgendwo in der Zona Centrico einladen, in diesem Bezirk lag auch die Kirche von Ortis.


Sofort nach ihrer Rückkehr ins Lager und in die Barracke, in der Sunrise und Starbuck warteten, begann die hitzige Diskussion. Selbstverständlich stand es jedem aus dem Team frei, diesen fast schon selbstmörderischen Run nicht durchzuziehen. Allein diese Aussage brachte Steel und Thunderstrike auf die Palme, aber so arbeitete UC nun mal. Llamé betonte erneut, dass er dafür gewesen wäre, sich die Informationen anders zu besorgen und die schier unmögliche Aufgabe nicht zu erledigen. Riven wiederholte ihre eignen Bedenken und war darüber besorgt, dass Blood und Steel durch ihren Hass auf Aztlan alles auf die leichte Schulter nehmen würden, stellte aber klar, dass sie ohne Abstriche mit von der Partie war. Twinbow lamentierte darüber, wie viel Geld dieser Job wohl wert wäre, hätte man ihn in Seattle bekommen.

Llamé fragte nach, „Ich begreife immer noch nicht, warum wir das tun. Wo liegt der Sinn?“

„Abgesehen von Ruhm und Ehre, meinst Du?“, Snowcat lächelte Llamé an, doch sie hatte falsch gelegen, an diesen Begriffen war der Mann in diesem Moment nicht interessiert. Sie fuhr fort, „Nun wir versetzten Aztlan und Aztechnology einen heftigen Schlag, in dem wir diese Führungspersönlichkeit ausschalten und genau darauf kommt es mir in diesem Fall auch an.“

Llamé zuckte abwertend mit den Schultern, „Dann würde es auch reichen, wenn wir sie töten. Sie unbemerkt von dort zu extrahieren ist viel schwieriger, schier unmöglich und ich habe keine Lust für Ruhm und Ehre mein Leben zu riskieren.“

Steel sprang auf und sein Zorn war ihm anzusehen, „Wenn du in die Arena steigst, ist das nicht auch für Ruhm und Ehre?“

„Das ist etwas anderes.“, erklärte der Afrikaner ruhig.

Twinbow goss unabsichtlich Öl ins Feuer, „Ich sehe es auch so, dass der Job beinah unmöglich klingt. Können wir das nicht irgendwie noch zu Geld machen? Geld wäre ein viel größerer Anreiz.“

Dies sah Llamé offenbar nicht so, „Um Geld geht es noch wenger.“ 

Steel blieb aufgebracht, „Wenn ihr zu feige dazu seid, könnt ihr es es doch einfach sagen.“

Twinbow wurde etwas lauter, „Hey, ich hab schon gesagt, dass ich mitmache, ich wollte nur wissen, ob wir noch was rausholen können.“ Riven legte Twinbow beschwichtigend die Hand auf den Oberschenkel, das wäre zwar nicht nötig gewesen, denn der Elf wirkte ruhig, aber es gefiel ihm und er griff nach Rivens Hand. 

Steel wollte etwas erwidern und funkelte nun wieder Llamé an, doch Snowcat sagte ruhig, „Steel, beruhige dich bitte, wir werden den Job in jedem Fall durchziehen, aber niemand muss mitmachen.“

Steel warf die Hände in die Luft, „Wisst ihr was, dass ist doch alles Scheiße, ruft mich, wenn ihr mit dem Gejammer fertig seid und wir mit dem Planen loslegen. -Ich gehe so lange Auto waschen.“, Er stampfte davon. Twinbow stand auf und ging ihm nach. 

Thunderstrike sah Llamé an, „Steel hat Recht, kürzen wir das ab. Nur du hast dich nicht entschieden. Bist du dabei oder nicht?“

„Mir behagt es einfach nicht, für einen katholischen Priester zu arbeiten.“, meinte er, statt zu antworten.

Riven meldete sich zu Wort, „Das geht mit ähnlich. Und ich werde Ortis mit Sicherheit nicht trauen und möchte von ihm keine Hilfe annehmen und ich werden auf gar keinen Fall seine Edger nehmen. Aber es spielt keine Rolle bei dem, was wir tun wollen. Schwierig ist es alle mal. Ein Himmelfahrtskommando, dass wir vielleicht nicht mal alle überleben. Dennoch ist es eine gute Sache.“ Zu Snowcat gewandt sagte sie, „Llamé ist ja eigenartig, wo habt ihr denn den aufgetrieben?“

Snowcat zog eine Augenbraue hoch und antwortete, „Na in Lagos!“, sie dachte kurz nach. War Riven nicht dabei gewesen, als sie Llamé getroffen hatten? Dann fiel es ihr wieder ein, nein, war sie nicht, Llamé war erst nach ihrem Weggang gekommen.

Nun sah Snowcat Llamé an, „Du hast noch nie zuvor erwähnt, dass du ein Problem mit der katholischen Kirche hast. Aber selbst wenn ich es vorher gewusst hätte, hätte ich den Job angenommen. Niemand wird dich verurteilen, aber wir brauchen deine Entscheidung, damit wir mit dem Planen beginnen können. Übermorgen wird Vargas ankommen, wir haben also nicht sonderlich viel Zeit und es gibt noch eine Menge zu tun.“

Llamé überlegt kurz und sagte dann, „Na gut, ich mach mit!“

Snowcat rief Steel und Twinbow zurück, es war Zeit sich die ersten Gedanken zu machen. Zuvor jedoch würde Snowcat mit Agent 2 11 9 8 3 sprechen, denn sie hatten Intel zu verkaufen, welches nicht wertvoller wurde, wenn man es liegen ließ.

Agent 2 11 9 8 3 war erfreut von Snowcat zu hören, noch erfreuter war er, zu erfahren, dass sie bereits Informationen zusammengetragen hatte. Snowcat war überrascht von ihm zu hören, dass er bereits wusste, dass Aztlan Edger-Naniten als Bestätigung des Marschbefehls einsetzte. Genau das war die Art von Informationen gewesen, von der die Elfe befürchtet hatte, dass man sie ihnen nicht nannte, weil ein Konzern nun mal nicht dachte, wie Shadowrunner. Wütend sagte sie, „Na wie gut, dass wir die Idee wieder verworfen haben, uns als Soldaten zu verkleiden und uns direkt beim Aztlan Militär nach dem Lager umzuhören.“ Nach der angespannten Team-Situation zuvor und dem Gerücht, dass der genaue Standort des Kriegsgefangenenlagers eigentlich einen sechsstelligen Betrag wert war, war Snowcat ein ganzes Stück zu pampig in der Tonart gewesen. Agent 2 11 9 8 3 nahm die Kritik zwar an und entschuldigte sich, aber Snowcat hatte da beinah eine Grenze überschritten. Sie würde daraus lernen und so etwas würde ihr sicher nie wieder passieren. Sie war zum Glück diplomatisch genug, um die Kurve zu bekommen. Die drei Pakete an Informationen, die sie im ,The Abyss‘ ausgegraben hatten, waren dem Agenten neu. Er hielt sie für wertvoll und war nach kurzen Verhandlungen bereit, den Preis zu verdoppeln, so dass das Team dafür 45.000¥ erhielt, die er sofort auf ein Konto überwies. Sie mussten die Summe zwar durch zehn teilen, -denn Starbuck bekam seinen eignen Tagesbonus, hatte jedoch keinen Intel-Bonus vereinbart, dies hatte er mit dem Team selbst verhandeln sollen und für Snowcat war klar, dass Starbucks Anteil genau so groß wie der alle andere sein sollte, - aber für zwei Tage Arbeit, waren 45.000¥ eine gute Bezahlung, außerdem ließ es sich durch zehn leicht teilen. 

Snowcat lächelte extra charmant in die Kamera des Commlinks und sagte, „Auch in der Sache des Gefangenenlagers sind wir weiter gekommen.“

„Wirklich? So schnell?“, Agent 2 11 9 8 3 war angenehm überrascht. 

„Es befindet sich 5 km nördlich von Medellin. Wir haben sogar einen Kontakt zu jemanden hergestellt, der uns die genauen Koordinaten nennen kann.“ Diese Information schlug bei dem Agenten ein, wie eine Bombe, „Allerdings müssen wir zunächst eine andere kleine Information nach dem Motto ,eine Hand wäscht die andere‘ beschaffen.“ 

„Sie sind wirklich schnell, darf ich ihnen dazu gratulieren? Gibt es noch irgendetwas, was sie benötigen, um den Handel zu erfüllen?“

Eine Nachricht von Starbuck flammte über AR auf. ,Um in den ABC zu kommen, braucht man Visa, frag, ob er die für unsere SINs besorgen kann.‘

Diesen sehr guten Vorschlag setzte Snowcat augenblicklich in die Tat um und sie erweiterte ihn und fragte gleich nach einem Stapel Fake-SINs für sie acht. Außerdem stellte sie rein intuitiv fest, dass es praktisch wäre, wenn sie und Starbuck ein verheiratetes Paar wären und berücksichtig wurde, dass nur sie selbst, Thunderstrike und Blackstone spanisch beziehungsweise Aztlan-Spanisch sprachen. Agent 2 11 9 8 3 zog die Augenbrauen hoch und überlegte, „Ja, das lässt sich alles machen. Rufen sie heute um 5PM noch einmal an und nennen sie mir Koordinaten, dann werde ich einen Drohnenkurier mit den SINs und VISA zu ihnen schicken.“

Nachdem Snowcat aufgelegt hatte, begangen die Runner endlich mit dem Planen. Die erste Planungsphase dauerte nur eine Stunde, für die nächste Phase waren weitergehende Information nötig. 

Als Snowcat sich auf die Pritsche in der Barracke legte, waren es nur noch wenige Minuten bis Sonnenaufgang. Auch die anderen begaben sich zur Ruhe. Snowcat konnte hören, dass die meisten eine erhöhte Atemfrequenz hatten, die Höhenanpassung ihrer Metabolismen würde eine weitere Klippe sein, die sie umschiffen mussten. Es war beinah unvorstellbar, diesen Job ohne Verluste durchzuziehen, doch im Gegensatz zu Llamé, der den Tod einiger Runner prognostiziert hatte, ging Snowcat davon aus, dass sie niemanden verlieren würden. Davon ging sie immer aus, denn wenn sie das nicht glauben würde, würde sie nicht loslegen. Passieren konnte es natürlich dennoch immer und natürlich waren die Risiken groß. 

Sie würden in einem feindlichen, ihnen unbekanntem Gebiet mit falschen Papieren aus einer nur mehr oder weniger sicheren Quelle, eine befestigte Konzernenklave infiltrieren und dort dann die Extraktion eine hochgestellten, wahrscheinlich durch Elite beschützen Persönlichkeit durchzuführen. Dann wollten sie mit dieser Person entkommen und dies, obwohl sich Konzern- und Armeeeinheiten einsatzbereit in der direkten Umgebung aufhielten. Doch wenn dieses Unterfangen, welches Riven als Himmelfahrtskommando betitelt hatte, jemand durchführen konnte, dann diese Runner. 

Katze sprang auf die Pritsche und putze sich die Tatzen. Snowcat schloss die Augen und schlief umgehend ein. 


Als Snowcat die Barracke am nächsten Morgen verließ, regnete es gerade wieder. Kleine Wasserperlen fielen durch das grüne Dach des Lagers und tropften an den Bäumen von Blatt zu Blatt. Die Wasserspiele der Natur waren schön anzusehen. Doch als Snowcat bei ihren Freunden und Kollegen unter einer Plane auf einem Klappstuhl zum Frühstück Platz nahm, hatte der Regen bereits aufgehört. Blackstone lächelte sie an und schob ihr einen Teller mit Rührei rüber, dass man im Lager aus einem speziell für die Armee gefertigten Eipulver gebraten hatte. Keiner der wertvollen Zusatzstoffe schmeckte unangenehm raus und so war die sicher vollwertige Mahlzeit mit einer Tasse Soykaf und einem Becher Saft schnell runtergespült. Geschmacklich hatte all das nur wenig mit den Produkten gemein, deren Namen sie trugen, aber es machte zumindest satt. Thunderstrike und Sunrise aßen ihre Portion völlig gleichmütig, nur Blood bemerkte grinsend, „Ja Steel, Gleichbehandlung wird bei der Armee, ebenso wie bei guten Söldnervereinigungen groß geschrieben, ob Offizier, Soldat oder Cyborg, alle bekommen die gleich Nahrung.“

Steel schüttelte den Kopf, „Stimmt nicht ganz Kumpel, bei mir lässt man die Geschmacksstoffe gleich mit weg. Aber ich hab jetzt ja auch das gute Zeug aus der Heimat geschenkt bekommen, kann mich also eh nicht beklagen.“

Twinbow und Riven kamen Arm in Arm aus der Barracke und setzten sich dazu. Fast gleichzeitig erhoben sich Blood und Steel, Blood war gerade fertig mit dem Essen geworden.


Kurz vor Mittag standen Blood, Steel, Thunderstrike, Twinbow, Riven, Llamé, Starbuck, Blackstone und Snowcat auf dem belebten Platz vor der Iglesia San Ignacio, eine barocken Jesuitenkirche, in der sie mit Xavier Ortis verabredet waren. Sunrise, der weiter sein Bein schonen musste, war bei Patch sicher aufgehoben, jedenfalls soweit man in einem Kriegsgebiet sicher sein konnte.

Das prächtige Gebäude hatte dem Krieg einigermaßen gut überstanden. Bis auf einige Einschusslöcher war die Fassade unversehrt geblieben. Schade, dass dies nicht für alle historischen Gebäude der Zona Centrico galt. So viel Geschichte hatte es Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte geschafft, den Kampf zwischen rivalisierenden Gangs und konkurrierenden Drogenkartellen zu widerstehen. Doch nun waren Aztlan und Aztechnology gekommen und hatten viele der wunderschönen Bauten in Schutt und Asche verwandelt. Ein Hauch von Trauer ergriff Snowcat, doch sie schob dieses Gefühl beiseite. Krieg verhielt sich immer respektlos gegenüber Geschichte und wenn er vorbei war, bauten die Metamenschen alles wieder auf und mit jedem Stein, den sie auf einen anderen setzen, verblasste die Trauer über die, die sie verloren hatten.

Aus dem brau-grauen Geröll schräg gegenüber schimmerten kleine rosa Blüten hervor. Die Metamenschen von Bogotá würden sich mit dem Wiederaufbau beeilen müssen, sonst war der Dschungel Amazoniens schneller.

Blood, Steel, Thunderstrike und Llamé, der weder Lust hatte, einem Priester zu begegnen, noch eine Stätte katholischen Glaubens zu betreten, bleiben draußen, um die Umgebung im Auge zu behalten. Die anderen würden in die Iglesia San Ignacio gehen, um sich mit Ortis zu treffen. Riven war ein wenig unwohl bei dem Gedanken, ein Gotteshaus zu betreten, aber kneifen würde sie vor dem Erzfeind ihrer Göttin sicher nicht und außerdem war ihr Argwohn gegenüber Xavier Ortis viel größer und sie sagte, sie wollte an Snowcats Seite sein, falls er ein falsches Spiel trieb. 

Bevor sie die Kirche betraten flüsterte Snowcat der schönen Zauberin zu, „Hey, im Wagen ist eine Decke, sollen wir die besser holen, damit wir dich löschen können, solltest du in Flammen aufgehen?“, dann zwinkerte sie und lachte Riven an.

„Er soll nur versuchen, was mit uns zu machen, wir werden ihm schon die Stirn bieten, wie Sie es schon bei seinem ersten Befehl getan hatte!“, erwiderte Riven im ernsten Ton. Ihr bezauberndes Lächeln jedoch zeigte, dass Snowcats Scherz seine Wirkung nicht verfehlt hatte. Gut, denn dieses Gebäude würde Hintergrundstrahlung haben, die Rivens Glauben entgegenstand. 

Twinbow trat neben Riven und griff nach ihrer Hand, eine Geste die Riven ofenbar sehr gefiel, denn das Lächeln, welches sie ihm dafür schenkte, war voll von echten, warmen Gefühlen. 

Die Pracht im Inneren der barocken Kirche übertraf Snowcats Erwartungen. Die gesammelten Emotionen von gläubigen, zu Gott betenden Menschen und Metamenschen, die in mehreren Jahrhunderten hier gekniet hatten, setzte sich wie ein Kribbeln auf Snowcats Haut. Snowcat warf einen Blick in den Astralraum. Die Hintergrundstrahlung war von hoffnungsvollem Orange und spirituellem Violett durchflutet. Selbst die Inseln aus Trauer bei einer Heiligenfigur, vor der dutzende von Kerzen brannten und die Sorge nahe zweier mit Türen verschlossenen Kammern, wurden davon durchzogen. Das Violett wurde zum Altar hin stärker. Auch heute saßen 20 Personen hier und beteten. 

Snowcat ließ die Astralsicht fallen und betrachte die Bilder an den Decken und Wänden, erst dann fiel ihr Blick auf den goldenen Altar, vor dem zwei bewaffnete Männer in den orangenen Gewändern der neuen Jesuiten standen. Riven wirkte unruhig, aber nicht angriffslustig, alles war im grünen Bereich.

Eine Seitentür öffnete sich und Pater Ortis erschein. Er trat direkt auf Snowcat zu und lächelte. „Schön, dass Sie gekommen sind.“, er sah kurz zum Altar und erklärte, „Er ist aus echtem Gold, darum ist diese abschreckende Vorsichtsmaßnahme nötig. Dem Herrn sei Dank, wurde hier jedoch bisher kein Blut vergossen.“ Ortis zeigte auf die Tür, aus der er zuvor getreten war, „Wenn ich Sie bitten darf. Dort ist es ruhiger.“

Die Runner folgten Ortis durch die Tür und eine gewundene Treppe hoch und landeten in einer gemütlichen, geräumigen, ziemlich modernen Wohnküche. Der Pater bot ihnen Kaffee und frisches Maisbrot an und kam nach ein wenig Smalltalk zur Sache. „Ich habe noch weitere Informationen für sie, von denen ich hoffe, dass sie ihnen von Nutzen sind. Vargas kommt morgen um 11.40 Uhr am Flughafen an. Von dort aus wird sie mit einem gepanzerten SUV im Konvoi zum El Dorado Hotel gebracht. Das Penthouse in der 50. und die komplette 49. Etage werden für sie bereit gestellt. Sie wird von 6 Jaguar Guards begleitet werden. 6 Leopard Guards und vier speziell gezüchteten Leoparden werden vorher anreisen und in der 49. Etage Stellung beziehen. Auf der Terrasse des Penthouse wird ein Aztechnology AZ100 bereit stehen, um Vargas bei einem Notfall schnellstmöglich weg bringen zu können.“ 

Das waren wichtige, aber keine guten Informationen. Allerdings hatten die Runner mit einer starken Opposition gerechnet und so würden sie ihren Plan nur in ein paar kleinen Punkten anpassen müssen. Der Pater fragte, „Es bleibt bei dem, was ich ihnen gestern gesagt habe. Ich kann ihnen alle erforderlichen Daten besorgen, die sie als Personal des Hotels ausweisen und ihre echten Gegenstücke würden in dem Zeitraum auch zu Hause bleiben. Soll ich das in Angriff nehmen?“ Er lächelte mild, „Natürlich müssten Sie sich sehr stark verkleiden, Kat.“

Snowcat erwiderte das Lächeln und sagte, „Nein, vielen Dank. Diese Hilfe brauchen wir nicht.“ Oritis Pupillen öffneten sich vor Überraschung. Snowcat sprach weiter, „Aber Sie sagten in der Nacht auch, dass Sie in der Lage sind, unser Equipment durch die Sicherheitskontrollen zu bringen. Ist es möglich, dass das Equipment von zwei meiner Männer begleitet wird?“

Ortis zögerte einen Moment, dann nickte er. Gut, damit war das Problem, Blood und Steel über die Grenze in den ABC zu bekommen, auch erledigt. Nach einem kurzen Telefonat welches Ortis in einem Nebenraum geführt hatte, setzte er sich wieder neben Snowcat, beugte sich dicht zu ihr rüber und flüsterte ihr eine Adresse in der Zona Norte ins Ohr, in der sich ihre beiden Männer um 3.00 Uhr morgen Früh mit sämtlichen Equipment einfinden sollten. Ein paar Schmuggler würden die Zwei dann auf einem unterirdischen Weg in den ABC und so nah wie möglich an das Hotel führen. Außerdem nannte er Snowcat eine weitere Adresse, zu der sie Vargas bringen sollten, eine Comm-ID und ein Passwort, damit sie sich vor der Übergabe melden und identifizieren konnten. Riven, die hier in der Kirche kaum hatte ruhig sitzen können und selbst in der Küche hin und her getigert war, hatte während des Flüsterns alle Muskeln angespannt. Sie atmete hörbar aus, als Ortis sich wieder zurücklehnte. 

Der alte Pater wünschte ihnen zu Abschied viel Erfolg bei ihrer Mission und fragte mit einem Seitenblick auf Riven, „Wenn Sie erlauben, würde ich gerne für Ihr Gelingen beten?“ Snowcat sah Ortis tief in die Augen und sagte dann sanft, „Ich denke, dass ist keine so gute Idee. Vielleicht beten sie lieber dafür, dass dieser unsägliche Krieg bald ein Ende hat.“

Der Pater lächelte nun herzlich, „Sie sind nicht nur schön und jung, sondern auch weise.“ Das Lächeln änderte sich ein wenig, dann meinte er, „Natürlich weiß ich nicht, ob sie wirklich jung sind, es könnte also sein, dass Sie bereits in meinem Alter sind. Doch eines weiß ich, man könnte sie leicht für einen Engel Gottes halten.“

Riven schnaubte verächtlich. Snowcat sagte darüber hinweg, „Was ich auf jeden Fall als Kompliment sehe. Vielen Dank dafür. Wir hören uns.“


Sie aßen an einem Stand auf einem Markt Mittag, nahmen eine Portion für Sunrise mit, kauften ein paar hier übliche Dinge, die sie für einen Hotelaufenthalt und ihre Tarnung brauchen würden und fuhren dann zurück ins Lager. Innerhalb der nächsten Stunden verfeinerten sie ihren Plan und passten ihn an die neuen Informationen an. Snowcat hatte das Gefühl, dass Sunrise sich beim Planen besonderes ins Zeug legte. Vielleicht wollte er damit etwas wieder gut machen, vielleicht ging ihm es ihm aber einfach nur auf die Nerven, dass er die ganze Zeit nur hatte rumliegen müssen. 

Um Fünf Uhr am Nachmittag betraten Blood, Steel, Thunderstrike, Starbuck und Blackstone die ,Cantina de sombrear algo‘ in der Zona Centrico. In dieser bei Söldnern beliebten, südamerikanischen Variante eines Bar & Grill, waren sie mit einem Fixer mit dem Namen Buzzer verabredet. Um ihren Plan durchzuführen, fehlte ihnen noch das eine oder andere kleine Stück Equipment. Starbuck hatte von dem Mann über einen Fixer in Seattle, Master Of Disaster, gehört und er hatte ihn bereits gestern zum ersten Mal über die Matrix kontaktiert, da er sich noch die eine oder andere Drohne kaufen wollte. Zu Twinbows Erleichterung von seinem eigenen Geld. Vor wenigen Stunden war es ihnen trotz des gestörten Wireless in der Stadt, erneut gelungen durchzukommen und sie hatten ihre neuen Wünsche mit auf die Liste gesetzt. 

Buzzer war ein Ork und ein Latino, wie er im Buche stand. Als er Snowcat erblickte, lud er sie sofort zu einem Espresso ein und flirtete mit ihr bei der gesamten Verhandlung. Tatsächlich war es ihm bereits gelungen, alles zu besorgen, was auf der Liste stand. Er machte ihnen einen wirklich guten Preis und sagte dann, „Ich weiß, ich zahle bereits drauf, aber wenn La Bellaza jetzt Zeit dafür findet, gleich hier auf der Tanzfläche einen Salza mit mir zu tanzen, wäre mir das weitere drei Prozent Nachlass wert.“

Snowcat lächelte ihn verführerisch an. „Sagen wir fünf Prozent und ich bin sofort dabei.“

Buzzer stand auf und streckte Snowcat die Hand in, „Abgemacht. Wenn ich bitten darf, Señorita.“ Zu Snowcats Freude war Buzzer ein ausgesprochen guter Tänzer.


Pünktlich, bevor die Drohne mit den SINs in der Nähe des Black Star Lagers eintraf, kehrte die kleine Gruppe zu den anderen zurück. Die hatten inzwischen gepackt und Sunrise in eines der SUV‘s geholfen. Der Plan sah vor, dass Snowcat und Starbuck so bald wie möglich ins El Dorado Hotel einchecken sollten.

Der Drohnenkurier war ebenfalls pünktlich und lieferte ihnen acht SIN‘s samt ABC-VISA, die auf die biometrischen Daten passten, die Johnson von ihnen hatte. Starbuck stellte eine Satellitenantenne auf und hackte sich ins Hotel, um ein Zimmer für sich und Snowcat zu reservieren. Er brauchte nur wenige Sekunden.

Riven bat Snowcat noch einen Moment beiseite. Die schöne Zauberin lächelte ein kleines bisschen verlegen und meinte leise, „Snowcat, Du bist meine beste Freundin, ich bin glücklich dass es dich gibt und egal, was in den nächsten Stunden passiert, ich werde immer da sein.“

Snowcat umarmte die zarte, schöne Frau sofort herzlich und sagte ebenfalls leise, „Hey, mach dir keine Sorgen, es wird schwer, aber wir ziehen das durch und wir sind gut genug, damit niemand von uns sterben muss.“

Riven löste die Umarmung erst nach einer Weile, aber sie trat nicht weiter weg, drückte Snowcat etwas in die Hand und erklärte, „Sollte mein Biomonitor für 10 Minuten ' ne Nulllinie zeigen, wird der Code auf dem Chip entschlüsselt. Ich weiß es gibt wichtigere Sachen für dich, aber ich weiß nicht, wem ich es sonst geben soll. Fang was Gutes damit an, ich vertraue dir da. Ist immerhin ein Eurocar President in der Deluxe Ausstattung und die ein oder andere Léonization mit möglich. Am Besten ist, es kommt gar nicht so weit, dann ist die Alternative dazu aber Spa-Besuch mit ,all inclusive‘, Getränken und eingeölten Masseuren für uns beide. Was wir uns nach dieser grünen Hölle sicher verdient haben.“ Riven lächelte breit.

Snowcat grinste, „Ich freu mich schon auf den Spa-Besuch und ich hab so eine Ahnung, dass Twinbow etwas dafür geben wird, einer deiner eingeölten Masseure zu sein.“, dann zwinkerte die Elfe fröhlich.

Im Anschluss machte Snowcat sich daran, die Gesichter der Männer, bis auf die von Blood und Steel natürlich, mit Hilfe der Nanopasten an die ihrer neuen SINs anzupassen. Sie selbst nutze ihre eigenen Fähigkeiten zu Verkleidung und Riven würde eine Körpermaske verwenden. 

Riven und Twinbow nutzen diese Ruhephase für etwas Zweisamkeit, die sie sich stahlen. Riven saß auf Twinbows Schoss auf dem Boden etwas abseits und sie küssten sich. Blood hatte sie zuvor gebeten, im Lager der Black Star auf den Austausch von Zärtlichkeiten zu verzichten, jedenfalls wenn sie für andere sichtbar waren. Die beiden außergewöhnlichen Frauen im Team hatten laut ihm und Thunderstrike schon für genug Aufregung unter den Söldnern gesorgt, da mussten sie das nicht noch durch heftiges Knutschen fördern.


Eine Stunde später machten sich die beiden SUV‘s erneut nach Bogotá auf. Ihr erstes Ziel lag diesmal in der Zona Norte, wo sie von einer Gang, zu der Blood und Steel Kontakte hatten, erwartet wurden. Hier erhielten sie ein gute Route in die Zona Oeste und hier sagte man ihnen gegen ein geringes Endgeld, wo sie mit den beiden Wagen möglichst unbehelligt warten konnten, bis es für jeden von ihnen Zeit war, sich zu seinem Einsatzziel zu begeben.

Nachdem sie die aktuellen Patrouillen der Azzies kannten, war es auch schon Zeit Snowcat und Starbuck zum El Dorado Flughafen zu bringen. Von dort aus würden sie ein Taxi zum El Dorado-Hotel nehmen. 

Snowcat bat noch einmal alle daran zu denken, morgen wenn es losging, möglichst viel über den Teamkanal anzusagen. Sie würden sich während der eigentlichen Aktion teilweise nicht sehen. Starbucks Drohnen würden zwar einige Bilder liefern, aber dennoch wäre es gut, wenn man ihr so viele Kamerafeeds wie möglich zusätzlich schicken würde. Perfektes Timing könnte bei diesem Job ein entscheidender Faktor sein und das war dann wichtiger, als nicht entdeckt zu werden. Bis dahin galt, völlige Funkstille und lieber verschlüsselte Textnachrichten verschicken. 

Bevor sie zurück in die SUV‘s stiegen, ging Blackstone auf Starbuck zu. "Schön dass du wieder da bist. Aber pass auf die Katze auf. Lass dich nicht durch ihre Schönheit ablenken. Ich setze voll auf Dich." Starbuck nickte, „Klar pass ich auf Snowcat auf.“

An Snowcat gewandt sagte Blackstone, "Pass auf dich auf und höre auch auf Starbuck. Ich bin zwar nicht direkt da, aber ich werde immer in der Nähe sein." 

Snowcat lächelte Blackstone warmherzig an, „Du weißt doch, wenn ich auf etwas aufpasse, dann auf mich. Aber ich verspreche Dir außerdem, mich heute Abend nicht noch an die Bar zu setzten, um einem heißen Latino noch ein paar Informationen zu entlocken, sondern dass ich diese Zeit dafür nutzen werde, die Qualität des Bades auf unserem Zimmer zu überprüfen.“

Das Taxi brachte Mr. und Mrs. Rowe direkt bis vor den Eingang des El Dorado Hotels, die Kontrolle am Checkpoint hatte nur einige Sekunden in Anspruch genommen. Die reservierte Suite im 19. Stock stand schon für sie bereit. Hier im ABC schien es schier unglaublich, dass nur wenige Kilometer entfernt ein Krieg herrschte. 

Schon vor der Tür nahm Starbuck dem Pagen den Schlüssel ab und überwies ihm einen kleinen, angemessenen Betrag in NuYen. Natürlich könnte man hier im El Dorado auch in Aztechnology-Geld bezahlen. Starbuck öffnete die Tür der Suite und ließ Snowcat dann den Vortritt. Als sie dicht an ihm vorbei ging, lächelte er. Dem Lächeln war zu entnehmen, dass ihm gefiel, was er da sah. Er stellte das Gepäck ab, schloss die Tür und sah sich für ein paar Sekunden um. „Es gibt hier tatsächlich keine aktiven Überwachungs-Nodes. Sehr gut.“ 

Snowcat lächelte ihn an. „Dann sind wir ja völlig ungestört. Wie wunderbar.“ Snowcat zog ihre Jacke aus, hängte sie auf einen Bügel und setzte sich dann auf die Couch. Starbuck beobachtet Snowcat ganz genau. „Na, was ist?“, fragte sie ihn schnurrend. „Hattest du vergessen, wie es aussieht, wenn ich mich bewege?“

Er schüttelte den Kopf, „Nein nicht wirklich, aber sagen wir mal, mit der Zeit hatte die Erinnerung daran etwas an Schärfe verloren.“ Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort, „Mit Dir allein eine Nacht in einem Hotelzimmer, das habe ich nicht erwartet, als ich den Job angenommen habe. Ich habe lange überlegt ob ich den Run mache. Für mich sind Reisen außerhalb der großen Sprawls sehr schwierig. Um so froher war ich, Dich im Flugzeug zu treffen. Es ist schön wieder mit Dir und den anderen zusammen zuarbeiten. Möchtest du etwas trinken?“  

Snowcat legte ihren Ellenbogen auf die Rückenlehne der sandfarbenen Couch und stützte sich mit der Hand am Nacken auf, „Ja gerne, danke. Einen Orangensaft bitte.“ 

Starbuck stand auf, ging an den Kühlschrank der Suite und sagte grinsend, „Dass sie hier nur Blutorangensaft haben, ist keine Anspielung, oder?“

Snowcat lachte perlend, „Das kann man bei den Azzies nie wissen, aber Blutorange geht auch.“ 

Starbuck goss den Inhalt der kleinen Flasche in ein Glas, nahm sich selbst ein Wasser und brachte die Getränke mit, dann setzte es sich neben sie auf die Couch und spiegelte ihr Haltung „Lange habe ich mich einzeln rumgeschlagen. Ich habe davon gelebt Informationen zu verkaufen. Nach der Jagd auf Technomancer, habe ich nur noch Runs gemacht, in denen ich Technomancern helfen konnte. Es ist so widerlich, was die Konzerne mit uns machen. Allein ist es schwierig die gewünschte Wirkung zu erreichen. Ich hatte immer das Gefühl nichts zu bewirken. Es waren nur kleine Nadelstiche, wenn überhaupt. Unser Job hier ist größer, irgendwie bedeutender. Als ich gehört habe wir kämpfen gegen Aztechnology, war ich sofort dafür. Wir müssen was gegen die Großmacht der Konzerne tun. Wer sonst, wenn nicht wir?"

Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte der junge Mann in seinem schwarzen Anzug und dem schwarzen Hemd geistesabwesend, dann fuhr er fort, „Hab ich Dir eigentlich schon erzählt, wie ich zu Starbuck wurde?“

Snowcat schüttelte den Kopf, „Nein, hast Du nicht. Aber selbstverständlich wäre ich sehr gespannt darauf, davon zu hören.“

Starbuck begann damit seine Geschichte mit ruhigen Worten zu erzählen, „Ich war ein normaler Student an der Uni ...“

(Wer die komplette Geschichte lesen will, findet sie hier unter den X-Files [LINK])

Snowcat lauschte fasziniert seinen Ausführungen, sie unterbrach ihn nicht ein einziges Mal, obwohl sie eigentlich noch einiges zu tun hatten. Manchmal war ihr so, als würden seine Augen bei der Erinnerung in die Ferne schweifen oder als würde in seinen Pupillen kurz etwas aufflammen, aber das alles war mehr eine Ahnung, als dass Snowcat es wirklich greifen konnte.

„ ... Ich nannte mich von nun an Starbuck. Es war das erste, an was ich mich nach dem Crash erinnern konnte.“ 

Snowcat hatte ihr Glas inzwischen völlig geleert. Sie lächelte ihn an. „Das war wirklich eine sehr interessante Geschichte, danke für dein Vertrauen. Ja, Technomancer sind ein Phänomen der 6. Welt, dem sich die Konzerne gerne bemächtigen würden. Horizon scheint da das geringste Übel zu sein und vielleicht sind die Gerüchte wahr und sie sind gar kein Übel.“ Snowcat entging nicht, dass Starbuck bei dieser Bemerkung die Stirn runzelte. Snowcat lächelte und fuhr fort, „Obwohl es Shadowrunnern schwer fällt zu glauben, dass ein Konzern ohne Übel sein kann.“ 

Starbuck sagte nachdenklich, „Wird eher sein, wie du vermutest, kein Konzern ist ohne  Übel. Laut meinen Informationen hat Horizon gerade in Las Vegas einen kleinen Krieg gegen Technomancer angezettelt. Hat wohl etwas damit zu tun, das es Demonstrationen gab.“ Er seufzte kurz, „Aber einen Schritt nach dem anderen. Packen wir erstmal das hier, dann können wir sehen, was es da zu tu gibt.“ 

Snowcat nickte, „Besser hätte ich es kaum ausdrücken können.“ Sie warf einen Blick auf die Uhr. Die Zeit war inzwischen voran geschritten. Sie berührte Starbuck sanft an der Wange und sagte gefühlvoll, „Aber nun husch, husch ins Bett mit Dir, Mann. Du hast heute Nacht noch einiges zu tun.“

Starbuck lachte freundlich auf und hauchte Snowcat einen leichten Kuss auf den Mund,„Du sagst, ich soll mich ins Bett legen?“ Er lachte ein weiteres Mal freundlich, „Welcher Mann könnte dieser Aufforderung schon widerstehen?“ Dann wurde er wieder ernst. „Ich konnte in der letzten Zeit meine Fähigkeiten weiter entwickeln. Ich kann in der Matrix aktiv sein und trotzdem am realen Leben teilnehmen. Während ich Dir also im langsamen Fluss der realen Welt meine Geschichte erzählt habe, habe ich insgesamt 5 Zimmer über die Etagen 19-21 verteilt für unsere Freunde reserviert, so haben wir eines in Reserve, falls Blood und Steel mal eine Toilette brauchen zum Beispiel. Ich hab die Fahrstuhlkontrollen gehackt und mir die erforderlichen Zugangscodes in der Sicherheitszentrale gelegt. Ich hab die Sicherheitsvorschriften des Hotels kontrolliert und alles so hinterlegt, dass wir die erforderlichen Genehmigungen bei einem medizinischen Notfall haben. Ich habe für morgen einen Mietwagen bestellt und für den Abend Theaterkarten reserviert. Außerdem war ich bei Medicarro und habe mich dort umgesehen und die Befehlskette an einen kleinen Helfer übergeben, damit der morgen auf mein Stichwort dafür sorgt, dass sich bei unserem Notruf genau der richtige Krankenwagen auf den Weg macht. Ich habe natürlich gecheckt, wie lange ein Krankenwagen unter normalen Bedingungen bis hierher braucht. Den Checkpoint kann ich von hier aus nicht erreichen, um ihn zu hacken muss ich nah ran, aber da wir sowieso zu dem Stuffer Shack in der Nähe müssen, um unsere Bombe zu platzieren, sollte das kein Problem sein. Zu guter Letzt habe ich für morgen früh um 7.00 Uhr Frühstück aufs Zimmer bestellt und unsere Rechnung vorab beglichen. Die Leopard Guards und ihre Haustierchen sind übrigens bereits vor fünf Stunden eingecheckt. Zum Glück sieht unser Plan keine Aktionen im 49. oder 50. Stock vor, denn der Node dort sieht aus, wie ein blutroter Teocalli, wobei es sich mit ziemlicher Sicherheit um ein Aztlan-Millitary-System handelt, was nicht mal ich so nebenbei im Alleingang hacke. Habe ich etwas vergessen?“

Snowcat war beeindruckt. „Nein, ich glaube, du hast nichts vergessen. Nur das das Bett jetzt noch warten muss. Du kannst mir doch sicher sagen, wo ich hier im Hotel die Möglichkeit habe, die schnieken Pagenuniformen und einen niedlichen Servierwagen zu bekommen?“ Starbuck nickte. „Fein, dann musst du mich nur noch dahin lotsen, mich vor den Kameras verbergen und mir die Türen öffnen. Ich will die Sachen nämlich noch für Blood und Steel besorgen, das sollte es ihnen leichter machen, unser Equipment hier reinzubringen.“

Starbuck nickte erneut. Snowcat strahlte ihn an. „Gib mir doch deine Minidrohnen und die Kameras, dann kann ich die schon mal unterwegs im Hotel platzieren.“ Nun hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange, „Das war übrigens ganz hervorragende Arbeit. - Und Starbuck, da du ja jetzt RL und VR gleichzeitig kannst, macht es dir doch sicher nichts aus, mir ein Bad einzulassen, während ich durch das Hotel schleiche?“

Starbuck stand auf, ging an seine Tasche und gab ihr ein paar seiner Minidrohnen, „Das mit dem Bad ist überhaupt kein Problem. Wie viel Grad wären genehm?“


Gut eine Stunde später stand Snowcat frisch gebadet in einem El Dorado Bademantel an Fenster ihrer Suite und blickte über den ABC mit seinen drei Teocalli. Die Stufenpyramiden erstrahlten im warmen, gelb-goldenen Licht. Starbuck trat neben sie und reichte ihr eine Tasse heiße Schokolade. Snowcat flüsterte, „Eigentlich ist es schade zu wissen, wie viel Gefahr von so etwas Schönem ausgehen kann. Ich kann schon gar nicht mehr anders, als Blut die Stufen hinunter fließen zu sehen.“ Langsam trank sie das bittersüße Getränk aus echtem Kakao Schluck um Schluck leer. Eben war der Himmel noch sternenklar gewesen, jetzt zogen dunkle Wolken auf und es begann zu regnen. Richtiges Bogotá Wetter eben. In weniger als zwölf Stunden Stunden würden sie einen fast unmöglichen Run durchziehen. Snowcats Herzschlag beschleunigte sich ein wenig bei dem Gedanken. Sie schickte ein geschriebenen Gute Nacht Gruß durch das Teamnetzwerk und ließ im Anschluss die Fenster der Suite verdunkeln, „Komm Starbuck, jetzt ist es Zeit fürs Bett.“ Sie nahm Starbuck bei der Hand und führte ihn ins Schlafzimmer. Im Bett kuschelte sie sich in seinen Arm. Seine Atemfrequenz war leicht beschleunigt, ob das nur an der Höhenluft lag oder auch an ihrer Gegenwart, konnte sie nicht sagen. Aber vorsichtshalber hatte sie den Bademantel anbehalten und lag ganz still. Lächelnd schlief sie ein. 


Als der Wecker klingelte war Snowcat sofort wach. In Sekunden fuhr die Aufregung in ihre Glieder. Ihr Commlink hatte die gesamte Nacht geschwiegen, also war bei den anderen alles glatt gegangen. Vorsichtshalber fragte sie dennoch ihren Status ab und erhielt von allen ein Okay als Antwort. Von Steel kam noch ein ,Morgen Beauty, freuen uns schon auf das Treffen mit dir.‘

Sogleich kam eine Nachricht von Blood hinterher ,Davon kannst du ausgehen. Man war das scheiße eng hier, da hätte es nicht mal genutzt wenn ich auf jedes Schokotörtchen, dass ich jemals gegessen habe, verzichtet hätte.‘

Snowcat lächelte Starbuck an, machte sich dann aber wortlos auf ins Bad, um sich anzuziehen. Sie legte die Körperpanzerung an und zog dann das Business-Kostüm über. Auch das Frühstück verlief beinahe schweigend. Snowcat war gerade morgens besonders wortkarg und die Aufregung tat ihr Übriges. 

Sie packten zusammen, nahmen, was sie brauchten und fuhren mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage, wo der Mietwagen für sie bereit stand. Der Keycode war bereits mit dem Frühstück bei ihnen abgegeben worden. Der Weg zum ersten ,Ausflugsziel‘ führte perfekt am Treffpunkt mit Blood und Steel vorbei. Natürlich konnten sie den RFID-Chip des Wagens nicht einfach manipulieren, also hielten sie an einem Coffee-Shop, Snowcat bestellte Coffee to go und dann schlenderten sie durch die Strassen, um die Architektur der ABC zu bewundern. Snowcat hatte sich im Coffeshop noch eine Tragetasche als Andenken gekauft. Der perfekte Platz, um die Bomben, die ihnen Blood und Steel übergaben, zu transportieren. Während Snowcat zum nächsten Ausflugsziel, den Platz mit den drei Teokalli fuhr, kümmerte sich Starbuck um die finale Programmierung der Sprengsätze. 

Blackstone meldete, dass er im Hotel eingecheckt sei.

An Starbucks Arm betrachtete Snowcat das Treiben der Bürger und Gäste der ABC am großen Platz. Farbenprächtig geschmückte Gardisten standen vor den Stufenpyramiden. Der friedliche Eindruck trübte darüber hinweg, dass es sich bei den altertümlich wirkenden Speeren um Schockwaffen handelte und dass diese Männer gut ausgebildet Kämpfer waren, die mit den Messern an den Gürteln Kehlen durchschneiden konnten. 

Natürlich warf man Snowcat den einen oder anderen Blick hinterher, schließlich waren das größtenteils Südamerikaner. Snowcat schmunzelte, als ihr auffiel, dass man ihr an Dings Seite in Tenochtitlan kaum hinterher gesehen hatte, obwohl sie da sogar weißblond gewesen war. 

Riven und Llamé meldeten, dass sie nun ebenfalls eingecheckt waren.

Zum Glück verstricht die angemessene Zeit für einen Gang über den Platz irgendwann doch und sie konnten sich zurück zum Mietwagen aufmachen. 

Während Thunderstrike im El Dorade eincheckte, folgte Snowcat einer spontanen Idee, rief die Strassenkarte auf und fuhr einen anderen Stuffer Shack als für später geplant an. Sie erwarb drei Big-Size-Latte-to-go, trank ein paar Schluck und kippte den restlichen Inhalt in ein Blumenbett. Im Wagen gab sie Starbuck die leeren Becher. „Hier verstau darin  bitte je eines unserer kleinen Geschenke und leg sie dann in den Beutel!“

Um kurz vor 10.00 fuhren sie am den Checkpoint ihrer Wahl vorbei. Twinbow sprach sie kurz über den Teamkanal an und scherzte. „Hey, winkt mal, dann können wir euch vielleicht sehen. Treiben uns gerade in der Nähe rum und loten die besten Positionen aus.“

„Viel Erfolg. Und nein, wir winken nicht.“

Vom Krieg war hier im ABC nicht viel zu merken. Vielleicht waren hier und da ein paar mehr Aztlanische Soldaten in Vollpanzerungen zu sehen, als es sonst üblich war. Hier gab es keine Einschusslöcher an den Wänden und die Metamenschen saßen in den Außenbereichen der Cafés. Was in diesem Fall ein klarer Vorteil war. Sie setzten sich in einen dieser Außenbereiche, damit Starbuck in Ruhe den Checkpoint hacken konnte. „Schon mal kein roter Teokalli,“ sagte er leise zu Snowcat, dass er plaudern und gleichzeitig hacken konnte, war natürlich ein weiterer, großer Vorteil. 

Sunrise meldete sich über Commlink und sagte leicht belustigt, „Sag mal Twinbow, hast dich ja vorhin beim Abschiedskuss mit Riven ganz schön ins Zeug gelegt.“ Er verstellte seine Stimme und versuchte Twinbow nachzuahmen. ,Pass auf dich auf. Ach ja und auf die anderen auch. Geniesse das Leben und denk nicht so viel nach. Hab Spass.“ Er sprach wieder mit seiner normalen Stimme, „Du stehst inzwischen ganz schön unter ihrem Pantoffel.“

Twinbows Antwort kam prompt, „Quatsch. Stimmt doch gar nicht. Und wenn schon. Du bist nur neidisch. Ich glaube, wenn sich Mystique herablassen würde und mit dir ein Paar sein wollte, hättest du sicher nicht das Sagen in eurer Beziehung.", man konnte das Grinsen bei seinen letzten Worten förmlich hören.

Sunrise setzte zu einer Erwiderung an, aber die konnte Snowcat nicht mehr hören, denn Blackstone fauchte, „Jungs, ich seid noch auf Vox.“ Snowcat grinste breit.

Während Starbuck den Checkpoint unter seine Kontrolle brachte und alles für den späteren Zugriff vorbereitete, versteckte Snowcat einen der präparierten Kaffeebecher in einem Blumenbeet gleich in der Nähe, die anderen beiden versenkte sie in umliegenden Papier-Mülleimern des Stuffer Shacks. 

Um kurz vor 11.00 Uhr kehrten Mr. und Mrs. Rowe wieder ins Hotel zurück. 

Noch knapp eine Stunde. Die Aufregung stieg in einen neuen Level, dennoch saß Snowcat ganz ruhig auf der Couch und blätterte in einem AR-Magazin des Hotels. 

Sie ging noch einmal den Plan durch, hatten sie irgendetwas vergessen? Nein, hatten sie nicht. Ihr eidetisches Gedächtnis war sich ganz sicher. Eigentlich musste jetzt nur noch alles klappen. Sechs Jaguarguards und eine Blutmagierin. Sieben gegen sechs von ihnen, plus dem Überraschungsmoment. Das klang nach ausgeglichenen Chancen. Natürlich waren die Chancen nur ausgeglichen, wenn sie schnell genug waren, denn wenn die Leoparden von oben hinzukämen, würden sie abbrechen müssen. In dem Fall kam es noch mehr darauf an, dass sie das Fluchtfahrzeug hatten.

Sie blickte auf die Uhr. T -45 Minuten Was bedeutete es eigentlich, wenn die Chancen ausgeglichen waren? Das jeder von ihnen die gleichen Chancen hatte zu überleben? Aber die ,Jaguare‘ sollten doch wenn möglich alle sterben. Auf einmal klangen ausgeglichene Chancen gar nicht mehr so gut. Katze sprang auf ihren Schoss und Snowcat kraulte sie hinter den Ohren. Fragg auf die Chancen, Shadowrunner scheren sich nicht darum.

Eine Textnachricht von Riven traf ein: ,Wetterbericht: Es ist davon auszugehen, dass das Wetter sich innerhalb der nächsten 30 Minuten massiv verschlechtert.“ 

Snowcat warf einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne stand hoch am blassblauen Himmel von Bogotá.

Sie gab Starbuck schwarze Latexhandschuhe, zog selber welche an und begann damit, alles abzuwischen, was sie und er berührt hatten, sie waren vorsichtig gewesen, es war nicht sonderlich viel. Snowcat sprühte das Bett, die Sitzmöbel und die Badewanne mit einer Lösung ein, die die DNA schneller zersetzte.

T -25 Minuten. Es war Zeit aufzubrechen. Starbuck lächelte Snowcat an. Zum Glück musste auch er nicht viel reden. Ruhig sagte er, „Es ist alles vorbereitet, die Hotelsystem wird am Ende nicht wissen, dass wir hier waren. Der Gang draußen ist leer. Ich warte am Fahrstuhl auf dich.“ 

Snowcat küsste Starbuck zärtlich auf die Wange, dann schob sie den Servierwagen zum Personalaufzug. 

,Sind da.‘, lautete die knappe Nachricht von Steel. Snowcat schob den Servierwagen in den Fahrstuhl und schickte ihn in den Keller, Starbuck sorgte dafür, dass er dort auch ankam.

Snowcat zog ihre Handschuhe aus, lief locker und entspannt zu den Hauptfahrstühlen und traf sich mit Starbuck. Sie fuhren in die Lobby und setzten sich in die Lounge. Man sah Starbuck wirklich nicht an, dass er gerade etwas in der Matrix tat. In Snowcats AR-Sichtfeld erschien ein dreidimensionale Abbild des Hotels, in dem 8 grüne Punkte zu sehen waren. Zwei saßen in der Lobby, zwei weitere bewegten sich in einem Fahrstuhl nach oben. 

Ferner erschien ein dreidimensionales Abbild des Flurs vor den Fahrstühlen in der 20. Etage. In einem großen Fenster waren nur 8 unterschiedliche Kamerafeeds zu sehen. Drei zeigten den geräumigen Flur-Bereich vor den Fahrstühlen in der 20. Etage, sie waren so positioniert, dass jede von ihnen noch einen Blick in einen der drei Gänge gewehrte, die in dem Flur mündeten. Zwei zeigten die Treppenhäuser in der 20.Etage, einer zeigte die Tiefgarage, einer zeigte das Treppenhaus in der 48. Etage, das in die 49. führte und der letzte zeigte Steels Sicht. Steel sah gerade Blood an und sie fuhren mit dem Fahrstuhl hoch. 

Draußen begann es zu regnen und Wind kam auf. 

Thunderstrike bewegte sich mit dem mittleren der drei Fahrstühle auf und ab.

T -4 Minuten.

Snowcat nickte Starbuck zu, beide standen auf und bewegten sich im gemütlichen Schritt zum Ausgang. 

In die Karte des 20. Stocks kam Leben, fünf Punkte sammelten sich darin. 

T -2 Minuten. Draußen vor dem Hotel regnete es in Strömen, es wehte ein heftige Wind. die Sicht war eingeschränkt. 

T -1 Minute, die Sirene eines Krankenwagen näherte sich. Die meisten Metamenschen suchten Schutz in Gebäuden.

T +15 Sekunden, alle warteten in Position, aber von der Kolonne war noch nichts zu sehen. „Keine Panik.“, sagte Snowcat über den Teamkanal, „20 Sekunden sind keine Verspätung.“  Aber sie sind eine Ewigkeit auf einem Run. Steel blickt auf Bloods tappendes Bein.  

T +51 Sekunden. Die erlösende Sichtung. Die Kolonne bog in die Strasse ein und nahm Kurs auf die Tiefgarage. Snowcat nahm Jazz. 

Der Bildschirm der Tiefgarage erwachte zum Leben. 6 voll gepanzerte Jaguar Guards, mit Franzi Spass 22 Shotguns und Nitama Netax Heavy Pistols bewaffnet, nahmen eine Person in ihre Mitte, die ebenfalls in einen Vollpanzer steckte. Zum Glück trug sie wenigstens nicht ihren Helm. Snowcat gab die Informationen weiter. Der Wind wehte inzwischen so heftig, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte, dass man sie hörte, bis auf Starbuck war niemand in ihrer Nähe.

Celeste Vargas trug ihr schwarzes Haar modisch kurz. Die Nase war etwas zu groß, aber dennoch hätte man sie durchaus als attraktiv bezeichnen können, wäre der Blick ihrer stechenden grauen Augen nicht so finster und ihr Mund nicht zu solch dünnen Strichen zusammengekniffen gewesen. 

Die Gruppe bestieg den mittleren Fahrstuhl. Innen würde die Anzeige nun in doppelter Geschwindigkeit in die 49. Etage rasen. Ob die Leopard Guards wohl so etwas wie eine Begrüßungsformation hatten? Tatsächlich fuhr der Fahrstuhl nur bis zum 20.Stock. Wie gewünscht, ohne Zwischenhalt. 

Steel blickte wie gebannt auf die echte Anzeige. 6...7...8.

Der Krankenwagen hielt praktisch genau vor Snowcats Position. Zwei Mann sprangen hinten heraus und bewegten sich im Laufschritt auf den Eingang zu. Señior Ramos in Zimmer 3106 hatte einen Herzinfarkt und einen goldenen Medicarro-Vertrag. Es würde eine weile Dauern, bis das Mediteam merken würde, dass dem nicht so war.

16...17...18

Blood und Steel verteilten die Waffen an ihre Kollegen und bezogen Position. 

Starbuck drückte sich ein wenig dichter an die Hauswand, das erfüllte zwei Funktionen. Er war vor dem heftigen Regen stärker geschützt und der Fahrer des Medicarro-Wagens konnte ihn schlechter sehen.


Snowcat huschte an die Hintertür des Krankenwagens, natürlich war sie nicht abgeschlossen.


20... Piiing. 

Steel sagte, „Jammer aktiviert“

Die Türen des mittleren Fahrstuhls öffneten sich. Fast im selben Augenblick kniff Vargas die Augen zusammen. Thunderstrikes magische Blendgranate hatte ihr die Sicht genommen. Auch die Guards, von denen bereits drei einen Schritt nach vorne gemacht hatte, hoben intuitiv die Arme vor die Helme, natürlich war das nutzlos, denn die Lichtexplosion hatte nur in ihren Köpfen stattgefunden. Die Männer waren gut trainiert, denn im nächsten Augenblick riss die erste Reihe bereits beinahe gleichzeitig die Schrotflinten hoch. 

Blood bewegte sich als erster. Sein Memoryblade hatte sich bereits vor dem Ping in eine Dornenbesetzte Pike verwandelt. Er stach zu, kam damit zwar nicht völlig durch die Rüstung, zog den rechten Jaguar Guard aber praktisch daran aus dem Fahrstuhl. 

Der mittlere Guard fing sich einen Hieb von Blackstone ein, der sein ,Schweizer Messer‘, sein Schwert, gezogen hatte. Noch war der Gardist geblendet und überrascht, er werte sich mehr schlecht als Recht und nur seine Militärpanzerung verhinderte, dass er umgehend überwältigt wurde. 

Llamé näherte sich mit raubtierhafter Geschmeidigkeit rennend dem linken Guard und deckte ihn mit einer Reihe von Schlägen ein, die den gepanzerten Mann nur so hin und her rucken ließen. 

Alle sechs Gardisten bewegten sich vorwärts, wobei die erste Reihe deutlich angeschlagen wirkte. Die hintere Reihe stellte sich schützend vor Vargas, die offenbar mehrmals auf den ,Tür zu‘ Button des Fahrstuhls drückte. 

Die drei vorderen Jaguar Guards versuchten ihre Position zu verändern, um mehr Bewegungsfreiheit zu bekommen und um ihren Kollegen ein freies Schussfeld zu verschaffen. Von den Runnern in den Nahkampf gezwungen ließen sie ihre Schrotflinten los und fuhren links und rechts Sporne aus.

Riven, die mit ihren nun wieder strahlenden grünen Augen und den Blättern ihm Haar, mächtig und atemberaubend aussah- Snowcat was sicher, dass es in ihrer Nähe nach Äpfeln riechen würde- streckte ihre Hand in Richtung von Blackstones Gegner aus, doch der von ihr gesprochene Zauber zeigte nicht die erwartete Wirkung, er schien einfach verpufft zu sein. Der Grund dafür war klar, auch Vargas schütze ihre Männer vor Magie.

Steel bewegte sich und positionierte sich neu, auch er hatte kein freies Schussfeld und noch gab es keinen Grund schießend in einen der drei Nahkämpfe einzugreifen und eine Verletzung eines eigenen Mannes zu riskieren. 

Vargas hatte offenbar entschieden, dass es nun an der Zeit war etwas zu tun. Sie hatte damit aufgehört, auf den Knopf zu drücken und rief, „Los tötet sie!“, worauf hin die drei Männer, die sich noch bei ihr befanden, aus dem Fahrstuhl sprangen und Kampfhaltung annahmen. Sie hatten viel weniger Skrupel in einen Nahkampf einzugreifen. Einer von ihnen schoss auf Llamé, ein andere auf Blackstone und der dritte auf Riven. Blackstone und Riven wurden verfehlt. Zum Glück hatten die Schrotflinten nur Gel geladen, denn es Spritze kein Blut auf, als Llamé tatsächlich getroffen wurde.

Starbuck zündete die Sprengsätze.

„Und Action!“, sagten Twinbow und Sunrise gleichzeitig.


Snowcat öffnete langsam und vorsichtig die Hecktür des Krankenwagens ein wenig, schlängelte sich völlig lautlos hinein und zog die Tür hinter sich zu.


Blood trat seinem Gegner das Bein weg und stampfte dem zu Boden fallenden Mann aufs Knie, das Knacken war sogar über Commlink zu hören, der Azzie brüllte auf.

Steel hatte mit dem Feuer aus seiner MP einen Mann nach rechts in den Gang gedrängt, der hatten seine Pistole gezogen und erwiderten das Feuer. 

Vargas bewegte sich schnell und geschickt unter dem Schutz des fünften Gardisten nach links, weg von den Kämpfenden. 

Der sechste Guard schoss mit seiner Schrotflinte auf Riven, die Geschosse trafen sie direkt in der Brust, doch Riven lächelte nur und sagte, „Netter Versuch!“, dann stürmte sie wie eine wunderschöne Amazone auf den Mann zu und griff ihn an. Dornige Ranken zogen sich um seinen Hals und drückten ihm die Luft ab.

Llamé hatte bei seinem Gegner die Oberhand gewonnen, mit letzter verzweifelter Kraft rammte der Aztlaner Llamé seinen Sporn in den Unterleib, während er selbst auf die Knie sank. Blut schoss aus der Wunde.

Blackstone wich den Schlägen seines Jaguar Guards aus und landete Treffer um Treffer. Die Bewegungen des Soldaten wurden immer ungelenker.

Da der Fahrstuhl nun leer war, sagte Thunderstrike über Commlink an, „Mache mich unsichtbar und komme runter.“ 


Geduckt und weiterhin völlig lautlos bewegte sich Snowcat durch den Wagen, an der Rückenlehne des Fahrersitzes angekommen, zog sie ihren Taser.


Blood hob die Pike und rammte sie dem am Boden liegenden Mann mit voller Wucht durch den Helm direkt zwischen die Augen, der Aztlaner zuckte noch kurz mit den Beinen, aber er war bereits tot.

Steel hatte die Bewegung von Vargas bemerkt. Ohne Rücksicht auf seine eigene Gesundheit sprintete er los und feuerte in den linken Gang, zwang die Frau in Deckung und verhinderte so, dass sie sich zurückziehen konnte.

Natürlich feuerte der Gardist bei Vargas sofort im Gegenzug auf ihn, aber obwohl er ihn traf, behinderte das Steel nicht im Geringsten und er richtete seinen MP nun seinerseits auf ihn.

Llamé blickte grinsend auf den blutigen Sporn seines Gegners, der ihm nun geschwächt seinen ungedeckten Kopf darbot. Llamé schlug zweimal kräftig zu und brach seinem überraschten Gegner das Genick, während sich seine eigne Wunde bereits zu schließen begann..

Der AR-Punkt, der Thunderstrikes Position bekannt gab, bewegte sich rechts an der Wand entlang.

Llamé hatte seinen Gegner gerade rechtzeitig zu Strecke gebracht, denn neben ihm manifestierte sich die blutrote Gestalt einer gefleckten Raubkatze, sie fauchte. Beinahe schwarzes Blut tropfte ihr aus den Fängen und vom Rücken herab. Wenn es auf dem Boden aufschlug, löste es sich in Luft auf. Die Blutgeist setzte zum Sprung an.

Blackstone hatte seinen Gegner völlig im Griff, der Zwerg wurde nicht ein einziges Mal getroffen und parierte dessen Schläge mühelos. Nur war es für ihn schwer, durch die Militärpanzerung zu kommen und er musste alles umsetzten, was er in der letzten Zeit bei Tango gelernt hatte, um seinen Gegner ernsthaft zu verletzten. 


Der Fahrer des Krankenwagens saß immer noch völlig ahnungslos vor Snowcat, sein schwarzes Haar reichte ihm bis in den Nacken. Sie hob den Taser, doch anstatt auf den Hals anzulegen und abzudrücken, pustete sie ihm sanft in den Nacken. Er wischte sich mit der Hand darüber, drehte sich aber nicht um, also pustete sie noch ein weiteres Mal.


Llamé nahm eine Abwehrhaltung an und wich dem ersten Angriff der blutigen Raubkatze geschickt aus. Die Energie der Bewegung nahm er mit und wandelte sie in einen Schlag mit der flachen Hand um. Er traf den manifestierten Blutgeist am Genick, dieser taumelte kurz zurück, schüttelte sich und setzte erneut zum Sprung an. 

Der Jaguar Guard, den Steel nun nicht mehr in Deckung hielt, zielte auf Blood und schoss zweimal. Blood riss den Kopf gerade noch rechtzeitig beiseite, der erste Schuss verfehlte ihn völlig, aber der zweite traf ihn an der Schulter. Die Explosivmuntion zerfetzte seine Panzerung und hinterließ einen blutigen Krater.

Steel hielt seine Waffe breit grinsend direkt auf die Brust des Jaguar Guards vor ihm gerichtet, als er abdrücken wollte, stieg aus der MP grüner Rauch auf, sie blubberte und es zischte. Reaktionsschnell warf Steel die Waffe weg, zog seine Beine an und entfernte sich mit einem gewaltigen Sprung, der nur dank seiner Hydraulischen Verstärkung möglich war, rückwärts aus der Gefahrenzone.

Riven zwang ihr Gegenüber auf die Knie. Verzweifelt versuchte sich der Mann der dornigen Umklammerung zu entziehen, aber er war Chancenlos und erstickte.

Blackstone schlug ein weiteres Mal zu und der Jaguar Guard ging zu Boden. Blood fragte, „Lebt er noch?“

Blackstone antwortete, „Könnte sein. Weiß nicht.“

Blood wollte lieber auf Nummer sicher gehen und rammte auch diesem Mann seine Pike mitten in den Helm. 


Snowcat pustete ein drittes Mal und endlich wandte der Fahrer sich um, sie wollte gerade etwas zu ihm sagen, als sie auf einem der Bildschirme sah, wie sich direkt hinter Riven eine weitere blutige Raubkatze manifestierte. Sämtlicher Spieltrieb löste sich in Luft auf. Sie rief, „Achtung Riven, hinter dir.“ und drückte ab. Der Fahrer zuckte wild umher und verlor das Bewusstsein. Wahrend sie bereits die Tür öffnete, um den bewusstlosen Fahrer auf die Strasse zu kippen, brauchte sie nun nicht mehr leise zu sein und sagte an, „Starbuck einsteigen. - 4 Guards down. - Thunderstrike schnappt sich gerade die 5. Blood, hilf Steel bei der 6! Blackstone Deckung nach hinten, da hat sich was bewegt.“


Riven schaffte es gerade noch, sich rechtzeitig unter dem Angriff wegzuducken. Das war sehr knapp gewesen. Sie wandte sich der Raubkatze zu und sagte, „Nun bekommst du wahre Macht zu spüren.“, dann lösten sich Ranken von ihr und versuchten den fauchenden Geist zu umschlingen. Eine blutige Pranke schlug nach der ersten Ranke und schaffte es auch, die zweite mit den Zähne nur zerreißen. Die dritte Ranke verfehlte die Blutkatze jedoch nicht. Die Blätter schlängelten ich um deren Beine und zogen sie zusammen. Sie schnitten dem Geist tief in das manifestierte Fleisch und das dunkle, ungesund schwarze Blut quoll daraus hervor, doch auch dieses Blut würde niemals den Teppich des Hotels verschmutzen.

Llamé befand sich unterdes im Kampf mit seiner blutigen Katze. Das Ganze hatte etwas von einem bizarren Tanz von Anmut und Gewalt. Llamé war furchtlos und ihm war deutlich anzusehen, dass er so etwas nicht zum ersten Mal machte. Vielleicht empfand er sogar Spass daran und das trotz der blutigen Striemen, die sich immer mehr auf seinem Körper abzeichneten. Die Raubkatze sprang in ein weiteres Mal und schnappte nach seinem Hals. Llamé werte den Biss mit dem linken Unterarm ab und kassierte einen weiteren Kratzer. Gleichzeitig hatte der Afrikaner jedoch mit der rechten Hand zum Schlag ausgeholt. Er traf das Biest genau bei seinen Eier und schleuderte es von sich. Der Blutgeist stieß ein Fauchen aus, dass einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Steel war nicht ziellos zurückgesprungen. Er hatte sich die Schrotflinte eines toten Jaguar Guards geschnappt und feuerte nun auf den Mann bei Vargas. Der Soldat wich nicht aus, denn er würde die Deckung seiner Herrin nicht preisgeben. Natürlich war es dennoch schwer den starken Panzer mit den Kugel zu durchdringen, doch Blood kam bereits angelaufen, um ihm bei zu stehen.

Ein völlig ahnungsloses Zimmermädchen, dass den Kampflärm offenbar durch das Hören von lauter Musik nicht mitbekommen hatte, nun aber in den Bereich des Jammers trat, der ihre drahtlosen Kopfhörer störte, riss die Augen weit auf und erstarrte vor Schreck. Blackstone zog an ihr und schob sie dann hinter einen Pflanzenkübel bei den Fahrstühlen in Deckung.

Erneut krachte eine Sturmschrotflinte laut auf, doch diesmal lag sie in den Händen von Thunderstrike. Im Autofeuer der Explosiv-Patronen zerbarst der Helm des völlig überraschten Gardisten und anschließend löste sich sein Kopf im blutigen Nebel auf. 


„5 Guards down, aber ich sehe Vargas nicht mehr.“ Snowcat drückte den TAG-Eraser auf den Terminationchip des Fahrzeugs und startete den Motor, da die Schlüsselkarte des Fahrers noch steckte, war dies kein Problem. Scheibenwischer, Licht und Blaulicht gingen automatisch an. Starbuck öffnete die Beifahrertür und setzte sich neben Snowcat, „Sieht‘st sexy aus, so völlig durchnässt.“, sagte er.

Snowcat hatte leider keine Zeit etwas zu erwidern und fuhr los.


Blood hatte auf Full-Auto-Fire geschaltet und stanzte unzählige Löcher in den letzten der sechs Jaguar-Guards. „Nummer sechs ist eliminiert.“ verkündete er.

Llamé blutete aus zahlreiche Striemen, sein rotes Blut hatte seine helle Hose und sein helles Leinenhemd mit einem beängstigenden Muster versehen. Llamé stieß einen Kampfschrei aus, der dem Fauchen der Blutkatzen nicht unähnlich war, dann setzte er eine Kette aus Schlägen und Tritten an und ließ den Blutgeist mit einem finalen kräftigen Schlag ins Maul zerplatzen.

Thunderstrike sagte, „Nehme astral wahr. Suche Vargas“


Snowcat wies an, „Deckt die Fluchtwege ab und versperrt ihr den Weg. Vielleicht ist sie unsichtbar.“


Blackstone antworte, „Copy, versperre den Gang nach hinten.“

Hatte der Kampf zwischen Llamé und der blutigen Raubkatze schon bizarr ausgesehen, so wirkte der Kampf zwischen Riven und dem Blutgeist wie nicht von dieser Welt. Pflanzenranken peitschten umher und rissen blutige Fetzen aus dem Fell der Raubkatze. Der Geist biss und schlug mit seinen blutigen Krallen nach der schönen Hexe und fauchte dabei immer wieder wütend. Riven packte den Geist am Nacken und riss ihn zu Boden. Ihr  Unterarm war mit grünen Adern durchzogen. Das Biest sprang sofort wieder hoch und krallte sich an Rivens Unterarm fest. Blut viel zu Boden und ein Teil davon hinterließ blutrote Tropfen auf dem Teppich. Diese Blut war das der wunderschönen Hexe.

Steel sprintete nach links und Blood nach rechts, sie breiteten die Arme aus, damit niemand unbemerkt an ihnen vorbei konnte.

Vor die offene Fahrstuhltür trat niemand, aber das war auch unnötig, denn Starbuck wurde nicht zulassen, dass Vagas damit fuhr.

Der Blutgeist hing immer noch am Unterarm von Riven. Sein blutrotes Fell hatte an Glanz verloren. Riven packte das Vieh erneut am Nacken, riss es von sich los und schleuderte es von sich. Die blutige Katze war schwer angeschlagen und kam nicht auf die Beine.

Llamé sprang ihr auf den Rücken und gab ihr damit den Rest. Der Blutgeist zerplatze


Snowcat atmete kurz durch und suchte die Monitore nach Vargas ab. Starbuck meldete, „Node des Krankenwagens ist jetzt im Hidden-Mode.“


Von Thunderstrike kam noch ein, „Shit.“ und dann gingen die Runner plötzlich gleichzeitig zu Boden und wanden sich vor Schmerzen. Sie schrieen und stöhnten. 

Vargas lachte siegesgewiss. Sie stand bei den Fahrstühlen und hielt in ihrer rechten Hand ein blutiges Macuahuitl. Neben ihr lag, wie weggeworfen, der leblose Körper des Zimmermädchen mit durchgeschnittener Kehle. Die wahnsinnige Freude über die sich windenden Runner stand der aztlanischen Hohepriesterin ins Gesicht geschrieben. „Gleich ist die Verstärkung hier und dann beenden wir eure erbärmliche Existenz in einem Meer aus eurem eignen Blut.“, brüllte sie auf Englisch. 

In ihrem Machtwahn fiel ihr nicht auf, dass einer der Runner nicht vor Schmerzen keuchend am Boden lag. Steel war von dem Zauber unbehelligt geblieben, hatte die Franchi nachgeladen und gab in schneller Folge 2 Burst auf Vargas ab. Die Gelkugeln prasselten auf die Brust der Priesterin ein und sie wurde praktischer Weise direkt zurück in den mittleren Fahrstuhl geschleudert und blieb bewegungslos an der Rückwand liegen. Steel kommentierte mit tiefer, blechender Stimme „All zu leicht.“

Mit ihrer Bewusstlosigkeit endete der Zauber und die Agonie. Die Runner standen auf und schüttelten sich. Blood zog sein Überlebensmesser aus dem Gürtel und schnitt an zwei Stellen Teppich aus. Eines warf er Riven zu, ein anderes Llamé. Während Llamé in den Fahrstuhl trat und Vargas sicherte, sorgten Steel, Thunderstrike und Blackstone dafür, dass wirklich alle Jaguar Guard tot blieben. Innerhalb weniger Sekunden hatten sich die 6 in den Fahrstuhl zurück gezogen.


Snowcat bog um die nächste Ecke und nahm auf einem der Bildschirme eine Bewegung wahr. Ein Leopard Guard hatte es irgendwie geschafft, sich der Kampfzone zu nähern. Vielleicht war er zufällig gerade im Treppenhaus Patrouille gelaufen oder hatte seinen Leoparden Gassi geführt. Jedenfalls war er jetzt da und zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf auf den Fahrstuhl. Die Raubkatze an seiner Seite machte einen gewaltigen Satz ...

„Achtung! Von vorne links“, rief Snowcat entsetzt. 

Thunderstrike reagierte gerade noch rechtzeitig, er riss seine Sturmschrotfline hoch und drückte ab. Er traf das schöne, aber gefährliche Tier mitten im Sprung. Der Leopard klatsche zerfetzt und Blutüberströmt zu Boden.

Die Fahrstuhltüren schlossen sich. 19... 18... 17.

Snowcat bremste und der Krankenwagen kam schlitternd auf dem nasses Asphalt zum Stehen. 

14 ... 13 ... 12

Snowcat wendete den Wagen, so dass seine Hintertüren direkt vor dem Notausgang der Tiefgarage standen. 

8 ... 7... 6 ...

Kommt schon, kommt schon, kommt schon.

2...1...-1.

Snowcat rückte dicht an Starbuck heran, um Steel vorne Platz zu machen.

Blackstone riss die Hintertür auf. Llamé und Riven sprangen in den Wagen, gingen so weit wie möglich nach vorn und setzten sich auf den Boden. Blood warf Vargas auf die Liege des Wagens, fesselte sie und setzte ihr mir Thunderstrikes Hilfe die Magiermaske auf. Dann setzten sich beide mit gezogenen Waffen auf den Rand der Liege vor die bewusstlose Frau.

Steel ließ den Motor aufheulen. 

Blackstone schloss die Türen und rief, „Go, go, go.“ Vor allem hinten war es etwas eng und wenn Sunrise und Twinbow an Bord waren, würde es besonders kuschlig werden, aber da Starbuck mit seiner Vorbestellung für den grösst-möglichen Krankenwagen gesorgt hatte, würde es gehen, ohne dass jemand in einen Raben verwandelt werden musste. 

Steel schaltete die Sirene an und setzte den Wagen in Bewegung. Snowcat meldete, „Hey ihr zwei da draußen. ETA in 5 Minuten.“

„Copy.“, kam es unisono. Sunrise fügte hinzu, „Endlich sind wir dran.“


Niemand folgte ihnen. Weder Wagen oder Drohnen noch Kampfhubschrauber. Das Wetter war immer noch schlecht und der Regen floss in Strömen vom Himmel. Sunrise und Twinbow hatten die Bilder von Starbucks Überwachungsdrohnen am Stuffer Shack im Auge behalten und wussten zu berichten, dass die drei Sprengsätze genau das erreicht hatten, was sie damit bezweckt hatten. Es hatte geknallt, Papier, Plastik und kleinere Metallteile waren umhergeflogen und es hatte sich eine Menge Rauch entwickelt. Eine mittelschwere Panik war unter den Gästen entstanden, aber die Sicherheitskräfte der Umgebung hatte das alles schnell in relativ kontrollierte Bahnen gelenkt. So weit Twinbow und Sunrise das beurteilen konnten, hatte es keine schweren Verletzten gegeben, aber sicher eine Menge Blessuren. Vor kurzem war dann der erste Krankenwagen erschienen, seitdem fuhren immer wieder neue Wagen von Medicarro vor. 

Das tanzende blaue Licht ihres eignen Signallichts mischte sich mir dem der, die hier schon standen. Steel fuhr langsam an die Stelle heran und schaltete erst im letzten Moment die Sirene ein und gab Gas. Der Weg zum Checkpoint war frei, andere ausreissende Fahrzeuge wurden gerade wegen einen Notfalleinsatzes in eine Wartespur gebeten. Starbucks Befehle wurden offenbar problemlos ausgeführt.

Steel raste an den wartenden Fahrzeugen mit Blaulicht und Sirene vorbei, die beiden Männer an dieser Seite des Checkpoints zögerten kurz, beschlossen aber dann, dass sie den Krankenwagen zumindest kurz kontrollieren mussten und deuteten mit einer Handbewegung an, das Tempo zu drosseln. Steel bremste an, gab dann aber kurz vor den beiden Männern wieder Gas, die Männer wollten gerade zur Seite springen, da schlug der erste bereits zu Boden, in seinem Helm klaffte hinten ein riesiges Loch, den zweiten traf ein Bolzen mitten in den Rücken, der kurz darauf explodierte und den Brustkorb des Mannes förmlich zerfetzte. 

Den beiden Männern auf der andern Seite erging es nicht besser. Sie ahnten nicht einmal, aus welcher Richtung ihr Tod gekommen war. 

Blackstone sagte, „Blood, ich brauch dich hier.“, dann trat er an die Hecktür. Die beiden Männer öffneten die Tür während der Fahrt, Steel bremste nur leicht und dann zogen sie sie Sunrise und Twinbow in den Krankenwagen.

Starbuck hatte inzwischen die Pylonen hochgefahren und die Spikes ausrollen lassen. Etwaige Verfolger auf Rädern waren somit einstweilen aufgehalten. 

Twinbow drängelte sich zu Riven durch, hockte sich dicht zu ihr und küsste sie leidenschaftlich, dann zog er sie auf seinen Schoß und fragte, „Hey. Geht‘s gut?“ 

Riven nickte, „Nur ein paar Kratzer.“

Twinbow schien erleichtert, „Dann ist ja gut. Erzähl mal, wie es war.“

Riven lächelte und küsste Twinbow kurz, „Später T-Bow, Später!“

Mit Blaulicht und Sirene durchquerten sie völlig unbehelligt die Zona Oueste. Nach einer Weile schaltete Steel die Sirenen aus und sie fuhren leiser bis zu einem Lagerhaus am Rand der Zone, wo sie in ihre SUV‘s umstiegen. Vargas war immer noch bewusstlos. Snowcat entkleidete sie völlig und verkabelte sie, um sie mit Hilfe eines Medkits dauerhaft zu sedieren. Das Ganze dauerte eine Weile. 

Riven saß an ihrer Seite, nicht, um Snowcat zu helfen, sondern um darauf zu achten, dass Celeste nicht plötzlich aufwachte und ihr etwas tat. Während sie aufpasste, sprach die schöne Hexe leise mit sich selbst, aber vielleicht waren ihre Worte auch an Celeste gerichtet, „Fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt, und ohne das Blut vergossen wird, gibt es keine Vergebung. - Oh, ist aus der Bibel, kennst du vielleicht nicht. Ist auch nicht so mein Ding, Hand auf's Herz. Hat aber im Groben damit zu tun, dass Adam's Blut nach seinem Aufstreben gegen Gott sterblich wurde. Wie mächtig kann das also schon sein, dein ach so teures Blut ?!? Ich vergebe dir zwar nicht, werde aber meine Seele nicht mit deinem Wahnsinn beschmutzen. Wird dir der Priester wohl vergeben, frage ich mich?“

Snowcat hörte den Worten aufmerksam zu, sagte aber nichts. Nachdem die Elfe mit dem Verkabeln fertig war, setzte sie Vargas ein Sauerstoffgerät aus dem Krankenwagen auf, was wegen der Magiermaske ein wenig knifflig war. Aber die Blutmagierin sollte es ja auch nicht bequem haben, sondern bewusstlos und am Leben bleiben. Im Anschluss bat sie Blood und Blackstone ihr dabei zu helfen, sie in einen Leichensack zu verstauen.„Gibt es irgendwelche Verletzungen, um die wir uns kümmern sollten, bevor wir weiter machen?“, fragte Snowcat danach in die Runde.

Niemand war entspannt, so lange Vargas noch bei ihnen war, also hatten die nicht unerheblichen Verletzungen von Riven, Llamé und Blood noch Zeit. Starbuck war sich sicher, dass Vargas kein Signal aussendete, aber wer wusste schon welche Möglichkeiten die Azzies sonst noch hatten, es war sogar möglich, dass Naniten in ihrem Köper waren, die gerade etwas zusammenbauten.

Snowcat warf noch einen Brandsatz in den Krankenwagen, um ihre Spuren zu verwischen. 

Blood schulterte sich Vargas und warf sie hinten in ein SUV, Snowcat setzte sich auf den Fahrersitz und Riven, Blood, Blackstone und Starbuck stiegen zu ihr ein. Steel fuhr den zweiten Wagen der kleinen Kolonne. 

„Okay,“ sagte Snowcat, „Ich habe ja schon gestern gesagt, dass wir ins Herz der Zona Centico müssen, für alle, die es noch nicht mitbekommen haben, wir fahren zur Rückseite des Geländes um die Kathedrale von Bogotá.“ Llamé schnaufte. Niemand machte Snowcat darauf aufmerksam, dass sie den Zielort noch gar keinem genannt hatte. 

Sie fuhren schnell und kamen unbehelligt in die Nähe der Kathedrale, Snowcat wählte die Nummer und nach drei Rufzeichen nahm jemand ab. Die Stimme von Pater Ortis sagte sofort, „Ich will nicht still sein, bis Gottes Gerechtigkeit aufstrahlt wie ein helles Licht.“ 

Snowcat ergänzte, „Und sein Heil leuchtet wie eine brennende Fackel. Jesaja 62, 1!“

„Bis gleich, ich werde sie persönlich am Tor erwarten.“ Ortis klang ein wenig erleichtert.

Als sie zehn Minuten später auf das gusseiserne Tor zufuhren, leuchtete ihnen die orangene Robe des Jesuiten bereits entgegen. Er war nicht der einzige Priester, der dort stand. Vier weiter Männer, die in die klassischen schwarzen Gewänder eins katholischen Priesters gekleidet waren, warteten hinter ihm, zwei Trolle und zwei Menschen. Über ihren Sultanen trugen sie Capes.

Snowcat war noch nicht ganz ausgestiegen, als die Luft vor dem Tor flirrte und sich die schöne, androgyne Gestalt eines strahlenden, weißen Engels manifestierte. Er zeigte auf ihren Wagen und sagte mit tiefer, beinah donnernden Stimme, „Dort sitzt eine Ketzerin, ihr wird kein Einlass gewährt!“

Ortis war ebenso überrascht wie Snowcat. Riven hingegen schien damit gerechnet zu haben. Sie blieb locker und meinte über Commlink, „Kein Problem. Ich hab aus der Vergangenheit gelernt und werden doch jetzt nicht wegen seiner kleingeistigen Einstellung den Run gefährden. Ich gehe irgendwo ein Eis essen.“

„Ich glaube, es wäre besser, wenn du einfach nach hinten umsteigst. Llamé möchte sicher auch nicht mit in die Kirche.“, sagte Snowcat sanft.

Twinbow meldete sich, „Ich bleib auch bei dir.“

Snowcat wandte sich an den Engel. „Einige von uns werden zwischen unseren Fahrzeugen umsteigen und dann wird nur ein Wagen auf das Gelände fahren.“

Der Geist verschränkte die Arme vor der Brust und nickte, als Riven umstieg, behielt er sie die gesamte Zeit über im Auge. Riven hielt seinem Blick stand und lief rückwärts. Die Situation wirkte einen Moment lang angespannt, aber nachdem Riven in den hinteren Wagen eingestiegen und Thunderstrike und Sunrise nach vorne gewechselt waren, gab der Engel dem Wagen den Weg frei, es flimmerte und er war verschwunden und die Anspannung verschwand mit ihm. Snowcat war sich ziemlich sicher, dass der Geist im Astralraum noch genau an der selben Stelle zu gegen sein würde. Aber natürlich sah sie nicht nach. 

„Hey, meinte Twinbow zu Rivens Begrüßung, „Ist jetzt vielleicht später?“

„Klar, warum auch nicht.“, war die knappe Antwort. 

Sie fuhren auf das Gelände. Ortis erkundigte sich zuerst, ob es allen gut ging und ob jemand von ihnen der Heilung bedurfte. Der einzige der Gruppe bei der Kathedrale, der verletzt war, war Blood und er nahm das Angebot gerne an. Sie übergaben den Leichensack mit Vargas an die vier Priester, ein Troll schulterte ihn und dann verschwanden sie tiefer in das Gelände. Snowcat konnte erkennen, dass einer der Trolle unter seinem Cape ein schweres MG trug und, dass der andere Troll unter seinem Cape ein Claymore verbarg. 

Als sie außer Sicht waren, zogen sich die Runner und Ortis in den Innenbereich eines Nebengebäudes zurück und Blood begab sich in die Hände von fähigen Heilern.

Ortis plauderte ein wenig mit Snowcat und erklärte, dass er sehr von der Leistung der Gruppe beeindruckt sei. Der Pater zeigte Interessen an aztlanischen Details, wie Abzeichen der Gardisten und Ähnlichem. Snowcat gab ihm gern Auskunft, so weit sie sich erinnern konnte, was übersetzt hieß, soweit sie es gesehen hatte. Dann übergab sie dem Pater eine Tasche, in die sie sämtliches magisches Material und das Macuahuitl von Celeste getan hatte, „Hier bitte, vielleicht können sie das noch irgendwie läutern oder Informationen daraus ziehen. Einige der Dinge sind noch magisch mit Varga verbunden. Sollte sie irgendwie Kapital aus der Verwertung schlagen können, verbuchen sie es einfach als Spende für die Armen.“

Ortis lächelte Snowcat warmherzig an, „Danke, sie sind wirklich großzügig.“

Sunrise wollte der Kathedrale selbst noch einen Besuch abstatten, Snowcat begleitete ihn und natürlich bot Ortis an, sie zu führen. Unter einer Heiligenfigur entzündete Sunrise vier Kerzen und stellte zu den zahlreichen anderen. 

In diesem gewaltigen Gotteshaus war die Hintergrundstrahlung höher, als in der Jesuitenkirche. Snowcat war beeindruckt. Wachgeister flogen umher, sie alle hatten die Gestalt von wundervollen Engeln. Dieses Erscheinungsbild hatte der Elfe schon bei den Geistern von Nethertalk gefallen. Snowcat hatte vor langer Zeit gelesen, dass man in Kathedralen wie dieser, die Erhabenheit Gottes fühlen konnte. Nach dem, was sie hier nur sah, verstand sie, was damit gemeint war. Zu Hause würde sie versuchen, diesen schönen Anblick auf einer Leinwand festzuhalten. 

Nach etwas mehr als einer halben Stunde verabschiedete sich Snowcat vom Xavier Ortis. Er versicherte ihr, dass sie sich jeder Zeit bei ihm melden können, wenn sie Hilfe brauche und auch, dass ihr das Haus Gottes immer offen stehen würde. 


Nachdem sie in Lager der Black Star zurück gekehrt waren, war ihnen allen nach Feiern zu Mute. Sie kümmerte sich noch um die Verletzungen von Llamé und Riven und angenehmer Weise blieben überhaupt keine Schäden zurück. Patch sah sich noch einmal Sunrises Bein an und auch er war damit zufrieden und erklärte ihn als geheilt, jedenfalls was das Bein anging. 

Steel und die anderen im Wagen hatten während ihrer nur teilweise freiwilligen Wartezeit ein paar Bier und eine Flasche Rum besorgt. Bei einem Sit-In im Dschungel ließen sie die Flasche Kreisen und stießen auf ihren Erfolg an. 

Snowcat war wirklich stolz auf sie alle, sie hatten da etwas geschafft, was viele für unmöglich gehalten hätten. Ausnahmsweise ließ sie die anderen an ihren Gedanken teilhaben. Ihre kleine Rede kam bei ihren Freunden und Kollegen gut an, „So genug der großen Worte. Bevor ich jetzt Agent 2 11 9 8 3 anrufe, habe ich noch eine Information, die euch vielleicht freuen wird. Die ,Kirche‘ hat uns 100.000 ¥ für das Zeug gegeben, dass wir Vargas und ihren Männern abgenommen haben. Die Summe wurde bereits über Starbuck auf eines unsere sicheren Konten überwiesen.“

Twinbow grinste, „Echt? Total cool und wir müssen und keine Gedanken darüber machen, den Kram von der Blutmagie zu säubern, bevor wir ihn verkaufen.“

„Genau, das dachte ich auch.“ Snowcat schmunzelte bei der Erinnerung daran, wie schnell sie sich und das Team zu den Bedürftigen erklärt hatte, nachdem Ortis ihr die Summe genannt hatte, die er bereit war, dafür zu zahlen.

Dann ließ sich Snowcat eine sichere Verbindung zum Agenten aufbauen. Der Mann lächelte sie erfreut an, als er ihr Konterfei in seinem Bildschirm erblickte. Snowcat schenkte ihm im Gegenzug ein Lächeln und kam dann zur Sache, „Wie haben jetzt die genauen Koordinaten. Wenn sie bereit sind, übersende ich sie ihnen.“

Agent 2 11 9 8 3 strahlte kurz, „Sehr gute Arbeit, Miss Monroe.“

„Danke!“

„Sagen sie mal, sie waren doch im ABC. haben sie etwas von der Entführung mirbekommen?“

Snowcat grinste leicht, „Sie meinen die von Vikar-General Varga?“

Der Mann fixierte sie genau, so als wäre ihm wichtig, was seine Frage bei ihr auslöste. 

Snowcat grinste weiter, „Ja. Wäre möglich.“

Agent 2 11 9 8 3 hatte verstanden. „Sollten sie zufällig wissen, an wenn Varga übergeben wurde, wäre mir diese Information 50.000¥ wert und Details über die Sicherheitsmaßnahmen zu ihrem Schutz, würden als weiteres Informationspaket zählen.“

Snowcat sah auf die Uhr. Die Übergabe war nun schon mehrere Stunden her. Es schadete sicher nicht, die Daten zu Geld zu machen.

„Nehmen wie mal an, ich wüsste tatsächlich Details, dann sind die gesammelt doch sicher mehr wert, als die üblichen 7.500¥.“

Der Agent schmunzelte, „Vielleicht!“ Etwas später einigten sie sich auf 25.000¥. Snowcat nannte ihm den Namen Ortis und die Kathedrale als Abgabeort und bereitete eine Datei mit den Details der Sicherheitsvorkehrungen für Vargas Besuch und ihren Begleitschutz vor. Er überwies den Betrag umgehend.

Dann kam er zum nächsten Auftrag, „Ihre neue Mission besteht aus vier Zielen: 1. Infiltration des Kriegsgefangenenlagers, das Beschaffen von Bilder und Videoaufnahmen der Wachen, vom Missbrauch von Gefangenen und der Verhör-Methoden; 2. Kopieren sämtliche medizinische Daten der amazonischen Gefangenen; 3. Hinterlegen von falschen Geheimdienstnachrichten im Kommunikationssystem des aztlanischen Militärs; 4. Befreiung der Gefangenen, Mitnahme von Verletzten und Toten und sämtlicher Überreste, wenn vorhanden.- Wir werden ihnen die erforderlichen Edger Naniten zur Verfügung stellen.“, Agent 2 11 9 8 3 setzte ein neutrales Lächeln auf und wartete auf Snowcats Reaktion.

Natürlich hatte Snowcat damit gerechnet, dass sie diejenigen sein würden, die den Auftrag bekämen, das Kriegsgefangenenlager zu besuchen. Das sie die Befreiung allein durchführen sollten und dass es zusätzliche Missionsziele gab, verschlug ihr allerdings beinahe die Sprache. Sie setzte ihr allerschönstes Lächeln auf und fragte im extra charmanten Ton, „Von wie vielen Gefangen und Soldaten ist auszugehen?“

„Nun das Lager hat Platz für bis zu 1000 Gefangenen.“ Snowcat zog scharf die Luft ein. „Aber wir gehen davon aus, dass sich dort nicht mehr als 500 Gefangene und gut 400 aztlanische Soldaten befinden.“

Snowcat schluckte ein sarkastisches ,ach so, nur 500, na dann‘ runter und sagte stattdessen freundlich, „Wenn ich gewusst hätte, was Mr. Sinatra so alles unter dem Begriff ein ,paar Missionen‘ versteht, hätte ich versucht mehr Geld zu verlangen.“ Sie seufzte kurz, „Ich nehme an für die Evakuierung der Soldaten sind wir auch allein zuständig. Immerhin befindet sich das Lager über 400 km von hier entfernt.“

Der Agent nickte, „Mir ist schon klar, dass sie für die Befreiung und die Reise zurück nach Bogotá die Hilfe der Gefangenen benötigen, aber wenn jemand überzeugend sein kann, dann doch eine Frau wie, Miss Monroe.“ Seine Mimik zeugte davon, dass dies seine ehrliche Meinung war. „Benötigen sie noch etwas für die Durchführung der Mission?“

„Oh ja, einen Posten kann ich ihnen schon nennen. Wie wäre es mit einer kleinen Armee, die sie unter mein Kommando stellen. Ich dachte da so an 250 Mann?“, sie lachte und der Agent fiel mit ein. „Nein, Scherz beiseite, dass weiß ich noch nicht, ich werde mich erst mit meinen Leuten besprechen müssen.“

„Tun sie das, ich freu mich schon darauf, wieder von ihnen zu hören.“

Also Snowcat zu ihren Teamkollegen zurück ging, grinste sie immer noch. Starbuck, der mit gehört hatte, grinste ebenfalls und schüttelte dabei den Kopf.

„Was?“, fragte Blood ruhig.

„Ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber es könnte sein, dass sie gegenüber der Extraktion von Vargas einfach noch mal den Schwierigkeitsgrad erhöht haben.“

Aber mit einem hatte der Agent schon recht gehabt, wenn jemand einen solchen Run durchziehen konnte, dann UC.


                                                            UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

                              UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See! 


Wie die Runner vorgehen, ob jeder von ihnen mitmacht, was sie auf ihrer Reise und im Dschungel so alles erleben und ob sie alle vier Punkte der Mission erledigen können, wird wieder nur hier zu lesen sein. Schau also bald mal wieder vorbei, omae!“

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*