Episode 05/14 (vom 28.02.) Run 50/4

Welcome back, omae!

Schön, dass Du auch heute wieder vorbeischaust!

Derzeit On The Run sind: AvEraGe*, Blackstone, Mystique, Starbuck, TriXhot*, Kami und Snowcat als Manhattan-Team. Thunderstrike, Blood, Steel und FTW* werden sich als BackUp in der näheren Umgebung aufhalten. (*Spieler war nicht anwesend.)

Datum in unserer SR-Timeline: 07.+ 08.04.2073

Was bisher geschah: Die Runner erhalten von der Atlantean Foundation den Auftrag im New York, genauer im Belvedere Castle, nach dem Arrow Of Red Dragon Slaying zu suchen, der sich vielleicht dort befinden soll. Das Team beginnt gleich nach der Ankunft in Manhattan mit der Sondierung des Central Parks. Ferner treffen sie sich mit einem neuen Kontakt, Glam Sam und gehen mit ihm shoppen und später zu einem Iron Gladiator-Game. Als Gefallen für die in New York erforderlichen Metropolitan Pässe von Johnny Spinrad, besorgen Kami, TriXhot und Average von Simon Andrews, einem Troubleshooter für den großen Drachen Lofwyr, eine DNA-Probe und die Informationen darüber, was Andrews derzeit in New York vor hat. Wie sich dabei herausstellt, organisiert Andrews das Crashen einer Party im Belvedere Castle, um - wie die Runner vermuten - selbst für Lofwyr nach dem Pfeil zu suchen. Die Runner beschließen Simon Andrews den Versuch unternehmen zu lassen und ihm dann den Pfeil abzunehmen. Zur Tarnung wird Snowcat sich während der nächsten Zeit mit Johnny Spinrad in der Öffentlichkeit zeigen. 

Wir schalten uns nur wenige Stunden nachdem wir die Runner das letzte Mal verlassen haben in das Geschehen zurück.

Wir erleben dabei Alles aus den eisblauen Augen von Snowcat mit.

Deine Kommentare zur Episode passen am besten unter „A Tale So Far Part VI“ [LINK].

Eine Beschreibung der Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossar erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossar vorbei. [LINK]

Noch eine Kleinigkeit: die Songs zum Text sollen lediglich zur Stimmung beitragen und sind keine versteckten Hinweise. (Ich versuche immer Videos ohne Werbung raus zu suchen, ich kann allerdings nicht garantieren, dass sie auch ohne Werbung bleiben. Eventuell werden einige Videos sogar entfernt, darum nenne ich vorsichtshalber Künstler und Titel.)

Bereit omae? Na dann los!


[Song 1: The Heavy - Short Change Hero] Snowcat und Mystique kehrten erst weit nach Mitternacht ins Penthouse zurück. Alle aus dem Manhattan-Team waren noch wach und warteten bei italienischem Espresso und Spezialitäten aus der ganzen Welt, von denen die Runner einige von den ‚Feed the World‘ Ständen besorgt hatten.   

Mystique stellte die Taschen ab, die sie Snowcat abgenommen hatte und nahm sich aus dem Kühlschrank eine Flasche Wasser.

„Und wie war’s?“, fragte Starbuck.

Mystique kam Snowcat zuvor, „Beeindruckend. Spinrad hat groß aufgefahren.Teure Restaurants, Luxus- Shopping, Logenplätze am Broadway und ein nächtlicher Hubschrauberflug über Manhattan.“ Sie grinste Starbuck an, „Spinrad war die ganze Zeit der perfekte Gentleman und hat Snowcat wie eine Prinzessin behandelt.“

Kami deutete mit dem Kopf zur Decke, „Mit dem Hubschrauber nach Hause gebracht zu werden, ist ja auch mal was.“

Snowcat lächelte, „Ja, Luxus pur. Der Tag war wirklich schön.“ Sie machte eine kurze Pause und gönnte sich ein verträumtes Lächeln. Ich bring die Taschen in mein Zimmer und danach können wir uns, wie besprochen, gleich an die Fertigstellung der Pläne machen.“

Sie eilte in ihr Zimmer, schloss zunächst den Vorhang und hängte die neue Kleidung für Freitag und Samstag ordentlich auf. Sie verzichtete darauf, sich lange damit aufzuhalten die Sachen nochmals zu bewundern. Bei dem Schmuck nahm sie sich die Zeit hingehen. Sie stellte die kleinen Schachteln geöffnet und ordentlich ausgerichtet auf den Frisiertisch und betrachtete den Inhalt angemessen lange. Dann riss Snowcat sich zusammen, zog sich aus, hängte auch dieses Kleid auf, sprang kurz unter die Dusche, achtete dabei darauf, ihr Haar nicht nass zu machen, schlüpfte in frische Unterwäsche, Jeans und ärmellosen Rollkragenpullover und trabte dann barfuss zurück zu den anderen.

Starbuck verbreitete die gesammelten Informationen und sie brüteten im Anschluss um die zwei Stunden alle gemeinsam über den von Starbuck und Average erstellten Karten der direkten Umgebung des Castles und dem groben Gebäudeplan, den Starbuck erstellt hatte und der leider nichts über den Keller verriet. 

Sie planten, verwarfen und planten neu.

Mystique lächelte Snowcat aufmunternd an und übernahm dann die finale Zusammenfassung, „Kami behält Simon im Auge und folgt ihm, Blackstone und TriXhot schalten Andrews im Park mit Narcojet oder Betäubungsmunition aus, während Average und Starbuck im Penthouse warten und den Arrow in der Manasheats-Tasche von der Drohne nehmen und im Blumenkasten verstauen. So weit steht die Sache. Wenn denn alles klappt. Wir haben Fluchtwege, Wechselkleidung und Ausweichrouten zusammengestellt und für irgendeinen Notfall, hält sich unser kleines Outsider Team mit einem Hubschrauber bereit, um die aus dem Central Park direkt von da und die aus dem Penthouse über den Landeplatz auf dem Dach abzuholen.“  Mystique warf einen Blick auf die Karte und rieb sich das Kinn, „Sorge macht mir der Anfang. Wir haben keinerlei Idee, von welcher Seite die NeoA’s kommen werden, oder?“

Starbuck schüttelte den Kopf.

Snowcat sah ebenfalls auf die Karte und zoomte sie auf, „Es wird schwer für Kami, das alles abzudecken. Wenn die Neo-Anarchisten mit Simon von der falschen Seite kommen, schafft er es vielleicht nicht, sich rechtzeitig anzuschließen.“

Average meinte, „Es gibt aber keine Pläne über den Untergrund und die Rattenleute können wir nicht fragen. Wenn also niemand einen Ü70 kennt, der vor dem Beben in New York war und sich auskannte, gibt es keine Informationen über den Untergrund und so auch keine Anhaltspunkte, wo die 20 Mann rauskommen.“

Snowcat grinste in sich hinein, vielleicht könnte Harlequin ja weiter helfen. Nicht, dass sie wusste, wie alt er war. Doch er hatte schon über diverse Dinge aus der Vergangenheit berichtet, als wenn er dabei gewesen wäre, die weitaus weiter als 70 Jahre zurückgelegen hatten. So bestand die Chance, dass er sich auskannte. Ihr inneres Grinsen wurde größer, aber nein, es war leider keine gute Idee ihn zu fragen. 

Sie analysierten und schlossen Wege aus, die zu öffentlich lagen. 20 Metamenschen würden nicht auf hunderten von MeFeeds zu sehen sein wollen. Nach und nach konnten sie einige Bereiche des Central Parks abharken.

„Wir werden Kami mit Drohnen so gut helfen, wie wir können. Wir wissen ja, worauf wir achten müssen, selbst wenn die nicht zusammenbleiben.“, erklärte Starbuck.

„Das schaff ich schon.“, meinte Kami. „Zumindest wenn die Drohnen mit Ausschau halten.“

Snowcat seufzte, „Das glaube ich sogar. Mir macht viel mehr Sorgen, was Du machst, wenn Andrews sich im Gebäude absetzt und dich bemerkt. Da er magisch ist, kannst Du es Dir nicht leisten, ihm mehrmals zu folgen und Du hast dann niemanden, der Dich bei einer Überwachung ablösen kann und über deine Aura erkennt er Dich wieder.“

Kami zögerte, „Das könnte tatsächlich ein Problem sein. Dann muss ich eben Abstand halten und darauf setzten, dass er am Ende bei mir vorbeikommt.“

„Oder Mystique geht mit Dir rein und stellt einen weiteren Neo-Anarchisten dar?“, Snowcat sah Mystique fragend an.

Mystique nickte, „Ja, das ist gut. Dann können wir beim Warten auch mehr Fläche abdecken.“

Snowcat lächelte, „Zudem wäre aus dem Einsatzteam im Central Park auch niemand allein und ich denke, bei Spinrad bin ich sicher genug.“ 

Snowcat warf einen charmanten Blick zu Blackstone rüber, die anderen aus dem Team waren sowieso überzeugt, aber wie würde Blackstone reagieren, wenn sie ohne Runner-Begleitung unterwegs wäre? 

Blackstone nickte auf seine sehr ruhige Art und meinte, „Ja, da ist sich sicher. Spinrad wird selber bewacht und er hat ein Auge auf Snowcat und wird sie beschützen!“

Fein, dann war ja alles klar.

Kami warf ein, „Dann brauchen wir mindestens zwei Sets Neo-Anarchisten-Klamotten und wir sollten was absprechen, falls wir uns aus den Augen verlieren, damit wir uns wieder erkennen können. Ich hab schon Gesichter geübt, die Starbuck mir besorgt hat, aber meine Palette ist nicht so groß wie die von Mystique,“ er blickte zu Mystique rüber, „und wo Du doch sogar als Eistüte rumlaufen kannst.“, er grinste sympathisch.

Snowcat wand sich einem anderen Punkt zu „Was machen wir mit der Einkaufsliste? Fragen wir Glam Sam, ob er das Zeug besorgt?“

Mystique setzte einen zweiten Satz Klamotten auf die Shopping List und zog sie auf ihr Commlink, „Ich besorg das.“ Sie sah Snowcat freundlich lächelnd an, „Natürlich nur, wenn Sie mir heute auch schon frei geben würden, Cathrine.“

Snowcat lachte, „Selbstverständlich Julian.“ Mystique war doch immer für mehr als eine kleine Überraschung gut. Snowcat wusste, dass ihre Freundin überall auf der Welt verteilt Kontakte hatte, obwohl Snowcat selbst niemanden davon kannte. Dennoch war sie jedes Mal verwundert, wenn Mystique so locker das Besorgen von Waffen und anderem Equipment übernahm. Die Frau hatte und kannte eine Menge Geheimnisse.

Snowcat gähnte verhalten, sie war ein wenig erschöpft und in weniger als fünf Stunden würde bereits der Hubschrauber kommen, um sie zum Brunch mit Spinrad abzuholen. „Wissen wir inzwischen, wie viele Drohnen sich über dem Central Park rumtreiben?“

Blackstone schüttelte den Kopf, „Nicht wirklich, ich hab ne Zeit lang von der Terrasse aus den Himmel beobachtet, aber mit bloßen Auge ist nicht zu entdecken.“

Starbuck fügte hinzu, „Ich hingegen hab jede Menge Nodes am Himmel entdeckt. Da ist echt was los. Aber eben nichts Auffälliges und ich will ja niemanden auf uns aufmerksam machen.“

Einige Stunden später stand Snowcat vor dem Spiegel und betrachtete das schulterfreie, hellblaue Bodyline-Kleid mit den weißen und zartrosa Blüten darauf. Der Look des Stoff erinnerte an einen See, auf dem sich das Wasser hier und da kräuselte und auf dem an wenigen Stellen einige Seerosen schwammen. Es war einfach wunderschön und brachte den perlweißen Ton ihre Haut hervorragend zur Geltung. Der untere Teil war dabei der Clou des Kleids. Eigentlich handelte es sich nämlich um ein Minikleid mit weit schwingendem Rock, unter dem sich ein schmalerer Rock befand, der bis zur Mitte des Knies reichte und darunter lag ein weiterer Rock, der eng gerafft und bodenlang war. Der unterste Rock war auf genau die Länge gebracht worden, dass er in den zartrosa Pumps mit vier Zentimeter Absatz nur millimeterknapp über dem Boden endete. Hellblaue Handschuhe, die bis zum Ellenbogen reichten, an denen rosa Blüten aufgenäht waren und die zudem noch Chiffon-Aufsätze hatten, die bis zu den Handknöchel reichten, gaben dem Kleid den letzten Schliff. Die Röcke ließen sich ausziehen und die Blüten von weiß über rosa zu silbern verstellen und so war Frau für einen ganzen Tag gerüstet, vom Museum, über einen Cocktailempfang, bis hin zum Nachtclub-Besuch. 

Dazu hatte Snowcat eine passende rosa Umhängetasche, die gerade groß genug war um ihren Dolch und ein Puderdöschen und einige andere Kleinigkeiten darin unterzubringen. Die rosa Stola war aus zwei Stoffen genäht worden, Seide und Kashmir, was das gute Stück ein kleines Vermögen hatte kosten lassen, das unsagbar leicht, warm und vor allem weich war. Der zehneckige, hellblaue Sonnenhut, war, wie die meisten Produkte von Spinrads Modefirma Bodyline mit einem Gimmeck versehen. Bei den Streifen, aus denen die Hutkrempe genau genommen bestand, handelte es sich um Displays, auf die man Texte und winzige Bildchen laden konnte, die dann auch in der realen und nicht nur in der virtuellen Welt zu lesen waren. Natürlich nur, wann man nah genug am Träger des Hutes stand. Snowcat wählte als Texte den Sommernachtstraum von Shakespeare. Doch wenn sie wollte, konnte sie jederzeit auch auf die Messages zu den aktuellen MeFeeds oder die Nachrichten der Region umschalten. 

Snowcat legte sich ein Handtuch um die Schultern, um das Kleid zu schützen, trug Gesichtspuder, Wimperntusche und rosa Lipgloss auf und nahm dann den Metaergonomics-Hairdresser aus der Proline zur Hand, um sich damit schmale Strähnen über den kompletten Haaransatz hinweg zu Kordeln zu drehen und diese in einem eleganten Frisur so aufzustecken, dass eine Art Hochsteck-Frisur entstand, kein Haar mehr störend ins Gesicht fiel und der Rest des Haares in einem zehn Zentimeter breiten Streifen den Rücken hinab hing. Das ging viel einfacher und schneller, als Snowcat  gedacht hatte. Der Hairdresser war wirklich praktisch, man musste sich nur eine Frisur aussuchen und dann den Anweisungen folgen. 

Ihr Bad war mit der kompletten Proline von Metaergonomics ausgestattet. Snowcat war sich nicht sicher, ob die Evo Produkte zur Standartausrüstung des Penthouses gehörten oder ob Johnny dafür gesorgt hatte, dass die Geräte dort waren, weil Snowcat jetzt hier war. Beides war möglich und alles wirkte unbenutzt. 

Snowcat legte das Haar über ihre Rechte Schulter nach vorn, denn den tieferen Ausschnitt am Rücken sollte etwas anderes schmücken: Ihre Weißgold-Larima-Diamantsplitterkette, die mit Wolken verziert war und deren Anhänger aussah, wie ein kleiner Heißluftballon. Mit einer dieser Wolken konnte man die Kette verstellen. Sie nahm sogar die Kleeblatt Ohrstecker heraus und zierte ihre Ohrläppchen zum ersten mal mit anderen Steckern, die mit ihrem Hellblau farblich perfekt zur Kette passten und wie kleine Kugeln aussahen.

‘Der Luxus steht Dir Elfenmädchen.’, kommentierte Katze, als Snowcat gerade noch rechtzeitig fertig wurde, um sich halbwegs pünktlich zum Helipad zu begeben. 

Als sie nach den Hutnadeln griff und diese in ihre Tasche packte, kam ihr eine Idee. Das würde zwar einiges an Training bedeuten, aber das war ganz bestimmt etwas, was die Umsetzung lohnte. Sie machte eine geistige Notiz, legte grinsend die durchsichtigen Ohrhörer, die Kontaktlinsen und das Subvokalmikrofon an, um am Teamnetzwerk teilhaben zu können und steckte vorsichtshalber noch den Lonestar-Eyeball in ihre Handtasche, die nun ziemlich voll war, aber sicher war sicher. 

Snowcat stellte ihr Commlink so ein, dass sie zwar auf alle Informationen im Teamnetzwerk zugreifen und miterleben konnte, was dort geschah, aber nichts von ihrer Seite aus automatisch übertragen wurde. 

Mystique befand sich bereits auf Shoppingtour [siehe Intermezzo], deshalb begleitete Blackstone Snowcat noch aufs Dach zum Hubschrauber. 

Die Zahl mit MeFeeds auf denen Snowcat zu sehen war, war am gestrigen Donnerstag auf über 50 gestiegen, aber das hielt sich immer noch in Grenzen. Wenn sie heute schon wieder an Spinrads Seite zu sehen sein würde, würde die Zahl erneut steigen. Aber irgendwie hatte es die Tarnung des Teams genau darauf abgesehen und wenn Snowcat eines drauf hatte, dann bezaubernd zu Lächeln und zwar den ganzen Tag und die ganze Nacht.

[Song 2: Nikka Costa - Eyerybody Got Their Something] Das Frühstück fand für Snowcat im ‚Touch The Sky‘, einem Dachterrassen-Restaurant statt, wo unter gestreiften Sonnenschirmen ein üppiges Amerikanisches Büffet mit Pancakes, Steaks, Säften, Eiern, Speck und anderen Dingen auf sie wartete. 

Zwei der Spinrad üblichen vier Bodyguard schienen Snowcat zugeteilt zu sein. 

TriXhot und Kami joggten durch den Central Park und ihre Strecke führte natürlich um das Belvedere Castle herum. Durch die Kameraführung aus der Ichperspektive bekam Snowcat ein gutes Gefühl dafür, welches ordentliche Tempo die beiden dabei an den Tag legten. TriXhots Blick schweifte an einem Stand vorbei, von dem aus man einen guten Blick auf das kleine Schloss hatte. 

Einer der Passanten fiel Snowcat ins Auge. Der menschliche Mann war schwarz, schlank, hochgewachsen, hatte Rasterlocken und wies edle Gesichtszüge auf. War das nicht …

«Kamerabild TriXhot, stopp.», sagte Blackstone da gerade, «Spul mal etwas zurück. Den Typen da kenn ich, glaube ich.»

Blackstone hatte es auch gesehen. Ohne das Snowcat etwas tun musste, zommte das Bild in dem kleinen Fenster den Mann heran. «Ich bin ganz sicher, dass ich den Typen kenne.»

‚Kennst Du auch, das ist Medjay.’ , tippte Snowcat ins Display ihres Commlinks. Da sie wusste, welche Frage folgen würde, fügte sie hinzu. ‚Medjay ist ein ‚Knight Of Rage‘, die Männer und Frauen arbeiten alle für den Drachen Celedyr.’

«Kann der Trixhot von irgendwo erkannt haben?», wollte Kami sofort wissen.

«Rein theoretisch ja, er kennt sie aus Quebec.», erklärte Starbuck

Die junge Frau wand sofort ein, «Da waren meine Haare aber rot, das weiß ich ganz genau.»

«Stimmt,» gab Average zu, «aber war er damals nicht genau in der Gruppe, die Du da aus dem Hotel geführt hast?»

Snowcats Finger huschten über die AR-Tasten, ‚Seine Körpersprache zeugte eben nicht von Erkennen. Er war aufs Castel konzentriert. Blackstone dürfte ihm aus besonderen Gründen auch besser in Erinnerung geblieben sein. Aber der ist gerade nicht draußen. Also wenn Medjay nicht schon länger vor Ort ist, sollte er nicht wissen, das wir da sind. - Average, Starbuck, sucht doch mal das Gelände nach anderen Bekannten ab und nehmt euch gleich noch das bisherige Material vor. ’

«Check.», bestätigte Starbuck. 

❄❄

Das Museum Of Modern Art war mehr als nur einen Besuch wert und nach zwei Stunden mussten sie erstmal eine Pause machen, um die vielen Eindrücke nur ansatzweise in sich auszunehmen. Dank ihres guten Gedächtnisses würde Snowcat von diesem Besuch hier noch lange etwas haben. Zu Snowcats Freude verstand Johnny eine Menge von Design und Formen und hatte ein wirklich gutes Auge dafür. So waren die beiden intensiv in interessante, detaillierte Gespräche über Kunst und Perfektion gekommen.

Das MoMA besaß ein Hauseignes Café und dort tankten sie Energie bei einem guten Espresso in von Künstlern entworfenen Tassen. 

Snowcat blätterte gerade in einigen virtuellen Führungen und überlegte, ob es sich lohnte, die eine oder andere hier in einer Special-Edition zu erwerben, als Johnny meinte, „Guck mal,“ und ihr einen MeFeed rüber wischte, „Lugh Surehand ist hier.“

Tatsächlich waren das aktuelle Bilder aus New York, die eine Person markiert hatten, die zweifelsohne Exprinz Lugh Surehand war. Tintagel konnte Snowcat nirgendwo erkennen. Sie gab die Information in knappen Worten an das Team weiter und meinte entspannt lächelnd, „Tatsächlich. - Kennst Du ihn näher, Johnny?“

Johnny zuckte mit den Schultern, „Hab ihn ein paar Mal getroffen. Ist ein typischer Schnösel. Aber total egal, ich hab was, was er nicht hat: Gutes Aussehen, Reichtum, Macht.“

Snowcat lachte leise, - was für ein fantastischer Mann Johnny doch war, Snowcat stand einfach darauf, wenn sie selbstbewusst waren. Sie legte den Kopf leicht schief und wandte sich Johnny mit einem wunderschönen Lächeln näher zu, „Bei den ersten beiden Dingen, bin ich ganz deiner Meinung, aber ich habe gehört, dass man Surehands Macht nicht unterschätzen sollte.“

Johnny verzog kurz das Gesicht, „Viel Macht bei einem ins Exil gezwungen Exprinzen auf der Flucht? Ich glaube ganz sicher, dass ich mehr davon hab.“

Snowcat wusste nicht, inwieweit das wirklich zutraf, aber da es auf dem Papier bestimmt so war, widersprach sie nicht und neigte den Kopf leicht um ihre Zustimmung kund zu tun, „Charmanter bist Du zudem auch.”

Mystique kehrte ins Penthouse zurück, stellte ihre Sachen ab und machte Starbuck und Average augenblicklich so was von die Hölle heiß, „Unglaublich, dass ihr Deppen nicht schon die ganze Zeit jeden einzelnen Besucher gescannt und über den Bildern die Gesichtserkennung laufen habt. Euer wievieltes Artefakt ist das eigentlich? Da ist immer mit anderen Jägern zu rechnen und ihr werdet sie nicht alle gleich kennen. Schaltet endlich mal eure Hirne ein und legt los!“

Beide erwiderten nichts, aber Starbuck begann sogleich mit der Arbeit und legte zusätzlich Dateien an, von denen man ablesen konnte, wer, wann, wo, wie lange gewesen war.

Das brachte Blackstone auf eine Idee, „Hey Average, Du kennst doch sicher inzwischen so einige der Verkäufer an den Ständen.“

Average druckste ein bisschen rum und gab dann zu, „Ja, also jedenfalls alle in der Nähe. Ich muss mich doch weiter bilden.“

„Klar. Dann flieg doch noch mal die Stände ab und guck ob da wer Neues ist.“, meinte Blackstone ruhig.

Tatsächlich waren drei Verkäufer am ägyptischen Stand die Tage zuvor noch nicht dort gewesen. 

❄❄

«Hey.», meldete Blackstone, «da hinten ist Tintagel.»

Average näherte sich vorsichtig ein Stück und zoomte und das Bild zeigte Alexander Tintagel, der sich gerade mit einer gut aussehenden, aber nicht außergewöhnlich gut aussehenden Elfe im Business-Anzug unterhielt. Die Frau hatte schulterlanges, rotbraunes Haar, ihre Haut war hell und sie trug eine Sonnenbrille.

Mystique sprach Snowcat über den Direktkanal an und sie sprach Hebräisch, „Jetzt haben wir ein Problem! Das ist Felicia McGuinnes, eine unglaublich gut ausgebildete Kriegerin der TRC (Tir Republican Corps), eine der Reach Fuileach. Von denen gibt es immer nur genau sechs. Jeder ist hochrangiges Mitglied des Krieger-Ordens ‚Order of Cuculain‘ und sie sind alle Adepten mit Deltaware. Jeder dieser Elfen steht einzeln für den Schutz von Tir na n’Og nach außen. Grob zusammengefasst, könnte man auch sagen, dass sie Elite-Assasinen für Tir sind, doch mit dem Titel würde man sie unterschätzen.»

Snowcat aktivierte ihr Mikrophon und fragte ebenfalls auf Hebräisch, «Meinst Du, wir sollten abbrechen?»

«Nein. Ich mach mir um mich auch keine Sorgen.»

Snowcat schmunzelte, «Ich mir um mich auch nicht. Also weiter nach Plan!»

Mystique bestätigte, «Copy. Aber ich warn die anderen vor.»

«Mach das, aber nicht zu doll, sonst sind sie für Abbruch.»

Mystiques Stimme klang amüsiert, «Okay. Du meinst also, sie können eh nicht zählen?»

Snowcat grinste breit, «So was in der Art.»

Bevor Mystique die anderen über McGuinness aufklärte, hatte sie noch eine Idee, wieder für alle hörbar fragte sie, «Snowcat, kannst Du nicht irgendwas machen, was Aufsehen erregt und noch mehr MeFeeds auf Dich lenkt?»

«Super Idee.», meinte TriXhot sofort. «Das würde ablenken und gewaltig helfen»

Snowcat überlegte kurz und schlug vor «So etwas, wie einen Kuss von mir auf dem Platz vor dem MoMA für einen guten Zweck versteigern?»

Mystique antworte, «Ja, der Level stimmt, aber vielleicht etwas, was mehr mit Kunst zu tun hat.»

Blackstone fügte hinzu, «Und bitte etwas, bei dem nicht so viele dicht an dich rankommen.»

Snowcat lachte perlend, «Ja, schon klar. Ich wollte auch nur den Level wissen. Ich denk mir was aus.»

Snowcat lächelte Johnny einnehmend an, „Was hältst Du davon, wenn wir nicht gleich in die Galerie aufbrechen, sondern noch kurz hier im Museums-Shop ein paar leere Holo-Projektoren kaufen, sie an unsere Commlinks schließen und vor dem Platz des MoMA’s eine kleine AR-Schägstich-Holo-Kunstperformance zu einem guten Zweck darbieten?“

Johnnys Lächeln erstrahlte, „Das wäre mir eine Ehre. Lass uns sofort los legen.“

Sie brauchten für den Einkauf nicht mal fünf Minuten.

Kaum, dass sie den Platz betreten, die Projektoren aufgestellt und die riesige AR/Hololeinwand aufgebaut hatten, blieben die ersten Passanten stehen, um zu zusehen. 

[Song 3: Piano Guys - Code Name Vivaldi ] Snowcat unterteilte die Leinwand in fünfzehn quadratische Felder, füllte die Felder im Stil eines Andy Warhol mit 15 verschiedenen Hintergrundfarben aus und bat Johnny Spinrad im Anschluss, ihr Model zu stehen. Was er mehr Publikum anziehend mediengewohnt bewerkstelligte. Dann zeichnete Snowcat Johnnys Kopf mit lachendem Gesicht mit Hilfe der ‚Pinsel’ aus ihrem Commlink in das erste Feld, kopierte das Bild, färbte es unterschiedlich und setzte die Portraits ein, bis jedes Feld damit gefüllt war. Erst jetzt begann die eigentliche Performance. 

Mit jedem Strich, mit jeder Form und jeder Farbe die Snowcat auf die AR-Leinwand brachte, wurde sie temperamentvoller in ihrem Tun. Ihr Puls beschleunigte sich, ihre Wangen röteten sich und sie wurde eins, mit dem was sie tat. 

Kunst war Leben. Kunst war Freiheit. Kunst war Freude und Kunst war Schönheit. Schönheit, die man selbst in die schwärzeste Dunkelheit bringen konnte, um sie zu erleuchten. 

Snowcat öffnete ein neues Fenster, entwarf aus der Erinnerung eine Adaption des ‚Spinrad Industrie Logos‘, färbte es ein, machte das Bild klein und drückte es in einen farblich passenden Hintergrund, wo man es nun belassen oder -dank Johnnys Computerkenntnissen - auch anklicken und herausziehen konnte. 

Snowcat trat zu einem älteren Herren in der ersten Reihe, bat ihn wunderschön lächelnd, ihren Schal für sie zu halten - da sie sich an der Hololeinwand hin und her bewegte, störte sie die Stola ein wenig- und fragte den Mann dann nach einem Begriff, der ihm spontan zu Johnny Spinrad einfallen würde. Er meinte Cyberarm, den Snowcat in ihrem eigenen Stil in ein frisches Fenster malte und damit verfuhr, wie mit dem Logo. Johnny hatte verstanden und übernahm die Moderation. Er fragte das Publikum nach Begriffen die für ihn, New York oder das ‚Feed The World‘ Fest standen und wählte geschickt gut ins Bild passende Worte aus. Über dem entstehenden Werk war zu lesen: „Die Aktion dient einem guten Zweck und darf aufgenommen und vervielfältigt werden. Das fertige Werks wird im Anschluss als kostenloses Downloads zur Verfügung stehen. Gefallen darf gerne in Form von Spenden unter dem Stichwort: UnknownArtist&Spinrad@MoMa an [Feed The Kids Of The World] oder [MoMA For Jung Artists] zum Ausdruck gebracht werden.

Average hatte unterdes die kleine Dragonfly vorsichtig über Tintagel und McGuinness geflogen und das Richtmikrofon angeschaltet. Sie gingen langsam spazieren, beide sprachen Sperethiel miteinander, was nicht weiter überraschend war. Mystique und Kami übersetzten für die anderen im Penthouse. Snowcat hatte selbst kein Problem damit, dem Gespräch zu folgen. 

Tintagel - der gut, aber schon wieder so extrem ernst aussah, allein aus Prinzip würde Snowcat diesen Mann gerne einmal aufheitern, denn er benötigte definitiv eine Portion ihres Charmes - erklärte gerade, „Lin Yao Chang ist jedenfalls nicht hier, er ist in Schanghai.“  

Snowcat hatte keine Ahnung, wer Chang war, aber der Name klang chinesisch und somit könnte es sich um einen Agenten von Lung handeln. Während sie das nächste Bildfenster mit eine innovativen Zeichnung der Towers füllte, warf Snowcat einen Seitenblick auf die anderen AR-Fenster, aber es trafen keine Informationen vom Team zu Chang ein.

Felica wirkte locker und selbstbewusst, „Ist doch gut. Meine Leute haben sechs weitere Knights Of Rage ausgemacht." 

Ah, sie wussten, dass Medjay dort war.

Tintagel war nicht sonderlich erfreut darüber, „Das ist nicht gut." 

McGuinness winkte ab, „Ach Alex, mein Team hat sich mit dem Gelände vertraut gemacht, wir sind gut vorbereitet, mach Dir keine Sorgen!“

Die beiden wirkten sehr vertraut miteinander. Ihr Sperethiel unterstützte den Eindruck, sie wählten die Form, die von ihrem gleichen Stellung zeugte. 

Von Ryumyo war niemand in New York, dessen waren sie sich einig.

Tintagel hatte einen Moment nachgedacht, dann meinte er, „Celedyr lässt sonst doch immer kaufen. Merkwürdig, dass er ein Team hier hat. Meinst Du, sie sind überhaupt deshalb hier?" 

Die Antwort der Elfe kam prompt, „Na, ich glaub nicht, dass der Artikel zum Verkauf ansteht. Und wer weiß, wenn es wichtig genug ist.“, sie ließ die Schlussfolgerung offen.

Tintagel nickte ganz leicht, er hielt sich wohl stets mit Mimik und Gestik zurück, dann fuhr er mit der Zählung fort, „Samriel ist in Europa." 

Felicia ergänzte,  „Andere Mystic Crusaders oder übliche Verdächtige aus der Richtung wurden auch nicht gesehen. Das ist aber nichts, was sich heutzutage nicht in ein paar Stunden ändern könnte." 

Beide lachen. 

Die Zwei schienen ein breites Netzwerk an Informanten und Quellen zu haben. Denn sie waren überzeugt von ihrer Fakten. Sie vermuteten diesbezüglich nicht, sie wussten. 

Snowcat zeichnete gerade einen kleinen Teddy, zur großen Freude seiner jungen Besitzerin, und warf erneut einem Blick auf die kleinen Fenster mit Teamnews. Keine Informationen über Chang und keine Listen, in denen die Namen von anwesenden und nichtanwesenden Jägern in New York eingetragen worden waren. Sie zuckte innerlich mit den Schultern, zum Glück hatte sie ein gutes Gedächtnis. 

Snowcat ließ sich von Johnny ein Blatt Origami-Papier reichen, dass sie ebenfalls im Museums-Shop erworben hatte, welches er nun wie ein Zauberer aus seine Jackett-Tasche zog und ihr reichte. Snowcat faltete einen Schmetterling daraus, was ohne feste Unterlage einiges an Kunstfertigkeit erforderte und überreichte ihn zum Dank für das Modelstehen an die Besitzerin des Teddys. 

Felicia berichtete, „Neonet hat in den letzten Tagen jedenfalls verstärkt Überwachungsdrohnen hier am Set.“ 

„Was heißt, dass er in jedem Fall schon mal doppeltes Interesse bekundet.“ Nach einer kleinen nachdenklichen Pause fuhr Tintagel fort, „Mafan soll hier sein." 

Eine Tatsache, die Felicia offenbar überraschte, "Oh, interessant." 

Da das Informationsfenster wieder stumm blieb und Snowcat im Gegensatz zu Chang wusste, wer Mafan war, ging sie kurz leise auf Vox, «Mafan ist ein Jackpointer und eine Strassenlegende unter den Shadowrunnern. Zudem ist Mafan weiblich, ein Mensch, Katzenadept und Meisterdiebin.»

Tintagel und Felicia unterbrachen ihr Gespräch immer wieder, um Passenten vorbei ziehen zu lassen. 

Plötzlich meinte Mystique, «Da, habt ihr das gesehen?» Ein anderes Fenster öffnete sich im Display, es wurde ein Stück zurückgespult und dann in verlangsamter Geschwindigkeit abgespielt. Ein über 2m großer, schwarzer, kahlköpfiger Ork ging relativ dicht an Felicia vorbei. In der Zeitlupe war zu erkennen, dass er Felicia etwas zugesteckt hatte. Wahrscheinlich war es ein Datenchip gewesen. 

Interessant.

Felicia und Tintagel gingen noch ein gutes Stück, dann gab Felicia Tintagel einen Chip, von dem Snowcat annahm, dass es sich um dem selben handelte, den die Elfe zuvor von dem Ork bekommen hatte. 

Tintagel steckte den Chip in sein Commlink, zögerte, behielt es noch einen Moment in der Hand, hob dann eine Augenbraue, blieb stehen und meinte, „Hier, sieh mal.“ Er schob McGuinness etwas auf AR zu und dann teilten sie sich offenbar einen Feed. 

Felicia pfiff leise durch die Zähne, „Wow! Sehr schöne Frau! Ist die Hautfarbe etwa cetheral?!“ Felicia registrierte Tintagels dezentes Nicken aus dem Augenwinkel und fragte, „Wer ist das?“

Tintagel antwortete, „Eventuell noch ein Spieler. Das ist Snowcat.“

Felicia zuckte mit den Schultern, „Noch nie gehört. Ist sie, bis auf ihr Äußeres, beachtenswert?“, sie warf einen interessierten Seitenblick auf ihren Gesprächspartner. 

Tintagel erklärte ruhig, „Sie ist die Anführerin von eine Gruppe von Runnern. Das Team heißt UC.“

„Ah, von denen hab ich schon mal gehört. Ist aber eine merkwürdige Tarnung, sich mit so vielen MeFeeds zu umgeben. Hast Du sie schon mal getroffen?“ McGuinness warf erneut einen neugierigen Seitenblick auf Tintagel.

Er nickte, „Ja kurz." 

Felicia begann Tintagel anzugrinsen, „Das ist wohl nicht sonderlich gut gelaufen, was?“ 

Tintagel zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, „Sagen wir mal so, es hätte besser laufen können." 

Felicias Grinsen war inzwischen sehr breit geworden, fast als necke sie Tintagel damit. Sie zuckte einen Moment später mit den Schultern und meinte mit einen Spur Anerkennung für was auch immer in der Stimme, „Zumindest kennt sie Spinrad." 

Tintagel nickte und erwiderte ein wenig geistesabwesend. „Ja und der ist eigentlich nicht im Artefakt-Geschäft unterwegs.“

Die Zwei ließen eine Gruppe von Touristen an sich vorbeiziehen, wechselten den Weg und setzten sich auf eine Bank unter einem großen Baum. Average musste einiges an Flugkunst an den Tag legen, um unbemerkt dranzubleiben, aber er schaffte es.

Tintagel flüsterte fast, „Was glaubst Du? Ist es wirklich da? Ich meine, das könnte alles auch eine Finte sein.“

Wieder zuckte Felicia irgendwie unbekümmert mit den Schultern, sprach aber ebenfalls leise, „Mein Auftrag ist es nicht zu glauben, mein Auftrag ist es nachzugucken, ob es da ist und wenn es da ist, es dann mitzubringen.“ Sie machte eine kurze Pause und sah Tintagel direkt an, „Aber wenn es wirklich da wäre, wäre es eine nette Ergänzung des Arsenals.“

Ob dieser Bemerkung zog Snowcat die Luft scharf ein. Eine nette Ergänzung? Was hatten die für ein Arsenal?

Die beiden Elfen trennten sich und das Team im Penthouse entschied sich dafür, Felicia weiter zu folgen. 

Sie traf sich am Rande des Parks erneut mit dem Ork. Die beiden Sprachen Englisch.

„Wir brauchen den Typ für die Operation nicht.“, meinte der Ork. Seinem Englisch nach kam er aus den UCAS und seine Körpersprache und sein Haarschnitt deuteten darauf hin, dass er beim Militär war oder zumindest irgendwann mal gewesen war. „Wie haben zwei Scharfschützen-Punkte ausgewählt, die Männer können durch Wände ballern. Unter deren Schutz schaffen wir es locker über das Gelände.“ 

Felicia lächelte nachsichtig, “Kelly, da werden dann jede Menge magisch Begabte sein. Lass mal, er ist nützlich." 

Kelly nickte knapp: „Noch etwas. Es gab einen Ausbruch aus dem geheimen Gefängnis.“ 

Felicia fragte neutral: “Wer?" 

Kelly sagte nur ein Wort, „Thursday!" 

Snowcat hätte sich fast an ihrem eigenen Speichel verschluckt. 

Verdammt! 

Damit war das kurze Treffen der beiden auch schon vorbei.

Nachdem Kelly sich ausreichend weit entfernt hatte, gab Felicia eine Nummer in ihr Commlink ein und sagte etwas auf Irisch-gälisch. 

Snowcat zögerte einen Moment, doch dann entschied sie sich dafür und gab ans Team weiter, was sie verstanden hatte, «Sie hat gesagt: Der letzte der Nornen ist wieder frei."

Thursday! Er würde sicher kein Freund von UC sein, schließlich hatte das Team ihn eingefangen. Aber die Gedanken an ihn konnte Snowcat erstmal zurückstellen, denn er würde die nächsten Tage sicher mit seiner Flucht und dem Untertauchen beschäftigt sein. 

Sehr viel interessantere Fragen stellten sich Snowcat. Warum wusste ausgerechnet dieser Kelly das und gab die Information an Felicia weiter? Warum wussten die beiden Metamenschen mit offenbar unterschiedlichem Hintergrund überhaupt etwas von einem geheimen Gefängnis? 

Blackstone meldete, «Hey Snowcat. Surehand ist unter deinen Zuschauern.»

Tatsächlich zeigte das Fenster ein Bild, auf dem Prinz im Exil, ohne erkennbare Bodyguards, aber mit Sonnenbrille, in der Menge der Zuschauer stand und das gar nicht mal soweit hinten. Snowcat widerstand dem Impuls ihn ‚zufällig‘ zu entdecken und ihm zu winken.

Auf dem Informationsfenster des Teams, gab es auch zu Kelly keinen Input. Aber sie hatten jemanden im Team, der auf das Gebiet Militär spezialisiert war. Um ein Missverständnis wie in Istanbul zu vermeiden und, um nicht noch mal nach einer Band zu suchen, würde sie einfach direkt sein. Snowcat, die sich inzwischen von einer großen Menge interessierten Passenten umgeben sah, sandte eine Text-Nachricht mit Anhang an Thunderstrike, ‚Sagt Dir der Ork auf dem Bild zufällig irgendwas? Er wurde Kelly genannt.‘

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, ‚Das ist John Kelly. Er war über 20 Jahre bei den UCAS-Deltaforce, hat an Black Ops durchgeführt, was Rang und Namen hat. Er war in den NAN, hat in Chicago gegen Insekten gekämpft, er war in der Renraku Archology gegen Deus im Einsatz, um nur ein paar Sachen aufzuzählen. Jetzt hat er eine eigene Firma. Da macht er aber auch wieder Black Ops. für die DIA (Defense Intelligence Agency) und die JSOC, (Joint Special Operations Command UCAS)- also quasi BlackblackOps. Sein Team besteht wohl ausschließlich aus ehemaligen NavySeals und Deltaforce-Mitglieder.’

Was für eine heftige Opposition! Snowcat dankte Thunderstrike und stellte die Information dem Teamnetzwerk zur Verfügung.

Snowcat beendete die Performance erst nachdem sie mit ihrem Werk zufrieden war. Es gab brandenden Applaus und die Anzahl an Downloads auf der New Yorker Matrix-Page von Spinrad Industries, wo Johnny das Endergebnis in guter Qualität bereits kostenlos zur Verfügung stellte, schoss ebenso in die Höhe, wie die Summe an Spenden, die unter dem Stichwort an beide genannten Organisationen eingingen. 

Snowcat fühlte sich leicht erschöpft, aber irgendwie auch eigentümlich erregt, als sich die Menge langsam aber sicher zerstreute und sie das fertige Bild betrachtete. 

Hinter ihr kam ein einzelnes Geklatsche näher. Die Bodyguards hatten also jemanden vorgelassen. 

[Song 4: ZZ Ward - 365 Days] Sie drehte sich um und stand direkt Lugh Surehand gegenüber. 

Einem lächelnden Lugh Surehand mit Sonnenbrille. 

Snowcats Wangen waren immer noch leicht errötet, was bei Snowcats Hautton eher einem Violett, als einem Rosa entsprach. Ihre Frisur hatte gehalten. Sie deutete einen Knicks an und neigte den Kopf ein wenig, „Eure Hoheit, welch eine schöne Überraschung.“

Surehands Lächeln wurde eine Spur breiter, „Ich gratuliere Ihnen zu dieser wundervollen Arbeit. Die Performance war einnehmend und das fertige Werk ist beeindruckend. Sie sind wahrlich talentiert.“

Der Mann hat eine unglaubliche Präsenz, selbstbewusst nahm er einen gewaltigen Raum ein. Er sah sehr gut aus, sein Lächeln war perfekt und dennoch kam Snowcat bei ihm immer das Sprichwort ‚The Devil has pointed ears.‘ in den Sinn und dies obwohl Snowcats Ohren ebenso lang und ungewöhnlich spitz waren, wie die seinen. Sie ließ die abklingend zarte Wangenröte erneut aufsteigen, „Eure Hoheit sind zu großzügig. Vielen Dank für das Kompliment und ich fühle mich geehrt, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, mein Bild anzusehen.“ Sie wollte einfach, dass dieser Mann sie weiterhin beachtete, ihr nichts übel nahm und sie für etwas Besonderes hielt.

Surehand winkte ab, „Ich bin sehr froh diese Seite von Ihnen kennen zu lernen. Ihre Farbwahl ist wirklich berauschend und mit welcher Leichtigkeit sie die Begriffe der Passanten innovativ darstellen konnten, ist wirklich einzigartig.“

Spinrad trat an Snowcat heran und legte ihr ihre Stola um die Schulter, dann stellte er sich an ihre linke Seite.

Surehand hob eine Augenbraue, was sogar über die Gläser seiner Sonnenbrille hinweg zu erkennen war, „Ah, Mr.Spinrad.“

Johnny erwiderte lächelnd, „Ah, Mr. Surehand.“

Snowcat grinste innerlich, anders hätte sie es von Johnny auch nicht erwartet. 

Surehands Blick verharrte einem Moment bei Johnny, dann wandte es sich Snowcat zu, „Sagen Sie, was führt Sie hierher?“

Johnny grätschte sofort ein, „Cathrine ist meiner Einladung gefolgt und mein Gast.“

Er kassierte ein von weit oben kommendes „Aha!“ und einen weiteren starren Blick, dem Johnny widerstand.

Um einen aufkeimenden Staring-Contest der beiden Männer abzuwenden, sagte Snowcat, „Johnny verdanke ich meinen ersten Aufenthalt hier in New York und ich bin wirklich beeindruckt von der gewaltigen Architektur, obwohl mir natürlich bewusst ist, dass es sich bei den meisten der Bauten nur um Repliken der beim Erdbeben zerstörten Gebäude handelt. Und, wie gefällt Euch New York Hoheit?“

Surehand blickte sich kurz um, „Ja, was die Architektur angeht, gebe ich Ihnen recht. New York ist beeindruckend. Allerdings fühle ich mich durch die Abwesenheit von Natur auf die Dauer immer ein wenig beklommen. Zum Glück gibt es wenigstens den Central Park. Waren Sie schon im Central Park?“

Snowcats Lächeln erhellte sich zu einem Strahlen, „Oh ja, natürlich. Ein wundervolles Gelände und diese putzigen Eichhörnchen. Sie sind zunächst ja ein wenig scheu, aber wenn man erstmal eines gefüttert hat, wird man es fast nicht mehr los. Also mir ging es mit einem so.“

Johnny grinste, „Ich bin sicher, Mr. Surehand hat die Eichhörnchen noch nicht bemerkt.“ Johnny sah den Elfen nun an, „Oder?“ Ohne darauf eine Antwort abzuwarten, fragte er, „Sagen Sie Mr.Surehand, Vacation oder Business? Wie man bei der Einreise immer so schön gefragt wird.“

Surehand erwiderte, „Ach naja. Ist es nicht immer ein bisschen von beidem?“

„Na wenn man einen so großen Konzern wie ich besitzt, dann sicher.“, meinte Johnny fröhlich.

Surehand lächelte kühl, „Diesmal dient mein Aufenthalt hauptsächlich der Freizeit. Ich habe eine Einladung über’s Wochenende und werde morgen zur Eröffnung des Horizon Theme Park gehen.“

Snowcat strahlte, „Tatsächlich? Dann haben wir ja etwas gemeinsam. Johnny war so nett mich auch dorthin einzuladen.“

Surehand fixierte Snowcat einen Moment. 

Johnny nutzte die Zeit, „Ja, das wird bestimmt aufregend. All diese viele schöne Technik.“

Snowcat bestätigte, „Oh ja, ich freu mich auch schon so und ich bin gespannt, wie man ein blutiges Ereignis wie den Unabhängigkeitskrieg zu einem virtuellen Unterhaltungs-Erlebnis gestalten konnte. Vielleicht sehen wir uns ja dort?“

Surehand hatte Snowcat im Blick behalten und lächelte nun fein, „Ja, vielleicht. Ich würde mich freuen.“

Johnny bot Snowcat den Arm an, „Ja, Mr. Surehand, wir müssen dann auch los, das nächste Event wartet auf uns. Bis zum nächsten Mal dann.“

Surehand nickte Johnny kurz zu, „Mr. Spinrad.“. In Richtung von Snowcat verbeugte er sich leicht, „Cathrine. Vielleicht bis morgen und bis dahin noch einen angenehmen Aufenthalt.“

Snowcat holte ihr bezauberndstes Lächeln hervor, sie knickste huldvoll, „Auch Euch noch einen schönen Abend, Eure Hoheit.”

Als sie sich ein bisschen entfernt hatten, fragte Johnny leise, aber durchaus amüsiert, „Sag mal Snowcat, warum hast Du den Schnösel immerzu mit Eure Hoheit angesprochen? So viel Ehre hat der doch gar nicht verdient. Schon gar nicht von jemandem wie Dir.“

„Das stimmt vielleicht. Aber ich tue das, weil es ihm gefällt.“

Johnny nickte, er hatte das Prinzip dahinter verstanden.

Johnny führte Snowcat zum verspäteten Lunch in Luke’s Lobster, einem Familystyle-Restaurant in der Upper Eastside, in dem man den besten Hummer aus Maine in der gesamten Umgebung bekam und das einen solch guten Ruf hatte, dass dringend empfohlen wurde, zu reservieren.

Obwohl sie über eine Stunde zu spät waren, war ihr Tisch im vorhandenen Separee, das von außen wie ein Leuchtturm aussah und in der zweiten Etage mit Blick auf den Rest lag, frei geblieben. 

Der Laden war brechend voll und es warteten zudem einige Metamenschen für der Tür bis ein Platz frei wurde.

Das Interieur war an das eines klassischen Diner’s angelehnt, besaß aber auch einiges, was für die Gegend um Maine typisch war. Eine kleine Attraktion war das Extra-Hummerbecken unten in der Ecke, in dem man über eine Greifzange gegen eine Spende nach den Tieren angeln konnte. Fing man einen Hummer, dann wurde das gute Stück kostenlos und frei nach Wahl zubereitet.

Für Hummer waren die Preise generell gemäßigt.

Der Essen schmeckte so vorzüglich, dass Snowcat sich das Restaurant unbedingt merken musste. Allein der hausgemachte Cole Slaw, der Eistee und der Cocktail-Dip waren einen zweiten Besuch wert. Der Hummer zerging auf der Zunge und war durchweg ein himmlischer Genuss.

Währenddessen wollten Starbuck und Kami noch eine kleine Krabbel-Drohne am Belvedere Castle platzieren, um das zu erwartenden Catering zu kontrollieren. Sie waren noch nicht ganz da, als sie einen Schatten über sich bemerkten. Sie sahen nicht hoch, brachen die Aktion ab und kehren über große Umwege und erst nachdem sie sicher waren, dass sie nicht mehr verfolgt wurden, in das Penthouse zurück.

„Man,“, beschwerte sich Average, „ihr hättet doch zumindest versuchen können, trotzdem noch mal an dem Stand vorbei zu kommen, um mir drei frische Scharwama mitzubringen.“

Kami meinte darauf, „Du kannst dir das eine übrig gebliebene Scharwama ja in der Mikrowelle warm machen und zudem hab ich für Dich ein frisches Hot Dog mit allem Drum und Dran dabei.“

Sie schalteten Thunderstrike zu Plananpassung hinzu. Neue Wege, die die möglichen Sniper-Spots berücksichtigten, wurden zurechtgelegt. 

Für das morgige Spiel waren eine Menge Karten dazu gekommen. Was war, wenn Simon Andrews es gar nicht rausschaffte oder das Artefakt an jemanden anderen ging oder die beiden Infiltratoren aus irgendwelchen Gründen nicht an die Drohnen kamen?

Snowcat entschuldigte sich kurz bei Johnny und brachte ihre Idee in die Diskussion mit ein. «Wenn unsere Neo’s einfach Eisenrohre als Schlagwaffen dabei haben und wir die präparieren und mit TAGs versehen, dann könnte man das Teil da rein packen und notfalls einfach in den Teich vor dem Haus werfen.»

Mystique meinte, «Gute Idee, wir wissen zwar leider nicht, wie groß der Arrow ist, aber wenn wir möglichst breite Rohre nehmen, ist das eine echte Alternative.»

Snowcat überlegte, «Wie haben Zusatzpläne und alternativ Ideen, niemand ist allein, wir wissen von weiteren Teilnehmern und, vielleicht sogar exklusiv von den Party Crashern. Wahrscheinlich haben wir sogar dafür gesorgt, dass niemand mit uns rechnet. Aber machen wir uns nichts vor, das Szenario ist unübersichtlich und wir können im Voraus nicht alles bedenken. Also werdet ihr alle sehr wachsam und aufs Improvisieren vorbereitet sein müssen.» 

Davon, dass Surehand auch auf die Themepark Eröffnungsfeier gehen würde, würde Snowcat auch im folgenden Gesprächs nicht erwähnen.

Kami fragte, „Wenn haben wir denn jetzt eigentlich alles so an Parteien vor Ort? Also so weit wir wissen.“

Sie fassten zusammen und Starbuck erstellte nun eine Datei.

Tintagel für Surehand, mit Felicia für Tir und Kelly+Männer (für UCAS?), die wahrscheinlich auch Samstag rein gehen über das Gelände huschen und Scharfschützen postiert haben. 

Andrews für Lofwyr, + NeoAs und Ratpack, die Samstag die Party crashen wollen. 

Medjay und sechs weitere Nights Of Rage und NeoNetDrohen für Celedyr. 

Wir!“ 

Kami harkte nach „Ich kenn mich damit nicht so aus. Fehlt eurer Meinung nach denn noch jemand? Also abgesehen von Team anderer Drachen? Mit denen wir bei diesem Artefakt sowieso rechnen müssen?“ 

Blackstone antwortete zuerst, „Das APEP-Consortium.“ 

Snowcat fügte gleich darauf hinzu, „Die Atlantean Foundation." 

Nach einem kurzen Schweigen meinte Mystique, „Nein, denn wir sind die AF.“ 

Snowcat begann herzhaft zu lachen, „Ach ja.“

Die Rundumbewachung des Belvedere Castle startete sofort. Immerhin konnte es sein, dass irgendwer da war oder erschien und früher als Samstag loslegte. Die Drohnen würden Dauerschichten schieben müssen.

Johnny sei dank, wartete das Team immerhin mit Logenplatz in der ersten Reihe. 

Nur Mystique verabschiedete sich, um sich im Alleingang um die Beschaffung der Eisenrohre zu kümmern.

Snowcat stand in einer kleinen Galerie für zeitgenössische Kunst, als ihr Commlink ihr mitteile, dass sie einen Anruf erhielt. Sie blickte auf das Display und erschrak, Ehran. Für einem Moment erwog sie tatsächlich, ihren Mentor einfach in die Mailbox zu drücken. Doch dann gewannen Vernunft und Neugier die Oberhand, sie entschuldigte sich bei Johnny, zog sich ein paar Schritte in einen Flur zurück und nah dann das Gespräch an. Das Hauptfenster des AR-Feldes zeigte nun Ehrans Konterfei. 

«Sei gegrüßt. Ist etwas passiert?», fragte sie auf Englisch.

Ehran schmunzelte, «Nein. Sollte etwas passiert sein?»

Snowcat schüttelte leicht den Kopf, «Nein das nicht. Du rufst eben nur selten an.»

Ihr Mentor lächelte immer noch, «Ja, das stimmt. Ich hoffe, ich störe nicht. Deine Vorlesungen sind doch um diese Zeit an einem Freitag schon vorbei?»

Verdammt. Er wusste es. Sie blieb locker und lehnte sich an eine Wand an, «Ja, natürlich.»

Ehran lächelte zufrieden, «Gut. Weißt Du, mir kam spontan eine Idee. Ich habe hier schon eine ganze Weile eine Einladung zu einer Gala für das kommende Wochenende zu liegen …», Snowcat schwante etwas ganz Übles, « … und ich wollte dich fragen, ob du vielleicht Lust hast mich nach New York zu begleiten?“

Fragg. Snowcat lächelte und sie hoffte, dass es schüchtern und nicht gezwungen aussah, sie wechselte ins Sperethiel, «New York? Was für ein Zufall ich bin gerade in New York.»

Ehran wirkte total überrascht und obwohl man ihm nichts ansah, nahm Snowcat es ihm nicht ab, zumindest wechselte er die Sprache ebenfalls ohne ins Stocken zu geraten, «Oh, tatsächlich? Bist Du mit dem Zug gefahren?»

Snowcat war kurz verwirrt, was Ehran wahrscheinlich beabsichtigt hatte, «Mit dem Zug? Wieso mit dem Zug?»

Ehran antworte sofort, «Der Zug, der einen bequem und in kurzer Zeit von Boston direkt nach Manhattan bringt. Hast Du nicht den Zug genommen?»

Snowcat war irgendwie zu lachen zu mute, sie druckste fast schon wieder rum, doch sie fing sich, «Nein, ich bin im Flugzeug hierher gekommen.»

«Mit dem Flugzeug? Wie nobel.»

Wahrscheinlich wusste Ehran alles längst und es machte ihm nur Spaß, sie in die Ecke zu drängen und für Unbehagen zu sorgen, aber sie hatte das aus Ehrans Sicht sicher verdient und somit stand es ihm auch aus ihrer Sicht zu, «Nicht mit einem Jet oder so, sondern mit einem Linienflug, Meister.»

«Natürlich. Wo Du schon mal da bist, könnten wir uns doch dort treffen. Wir könnten noch zusammen ins MoMA gehen. In welchem Hotel bist Du untergekommen?»

«In gar keinem. Ich bin einer Einladung von Johnny Spinrad gefolgt und bin in einer Wohnung. Darum bin ich vielleicht auch schon verabredet, weil wir morgen auf die Eröffnung des Horizon Theme-Park gehen. Wann genau ist denn die Gala und wer veranstaltet sie?» Snowcat kreuzte die Finger.

«Morgen Abend und die Society Of Hawks…» -Mist!- «… hat zu der Gala geladen.»

Snowcat räusperte sich, dann räusperte sie sich noch mal, was Ehran eine Augenbraue heben ließ, zögerlich sagte sie, «Das ist keine gute Idee.», sie holte tief Luft, «Ich bin hier um zu arbeiten.»

Ehrans Gesichtsausdruck wurde ruhig und ernst, «Oh, verstehe. Dann sollte ich wohl nicht gemeinsam mit Dir auf diese Veranstaltung gehen.»

Snowcat überlegte einen Moment und meinte dann charmant lächelnd, «Genau, noch weniger möchte ich aber, dass Du ohne mich dort hin gehst.» Sie zögerte erneut und fügte dann hinzu, «Können wir bitte eine Verschlüsslung einschalten?»

Ehran nickte und er konnte das so erhaben, daran musste sie unbedingt üben, «Natürlich, wenn Du möchtest.»

Als das kleine Symbol in der Ecke erschienen war, erklärte sie, «Es gibt das Gerücht, dass die Society etwas in ihrem Besitz hat. Und nun scharren sich die Interessenten bereits darum.» 

Ehran zog nachdenklich die Stirn in Falten, «Ein Artefakt also?» Snowcat nickte. «Nein, dann sollte ich tatsächlich nicht nach New York kommen.»

Ihr Mentor wirkte weiter sehr nachdenklich, «Wen habt Ihr den bisher an Interessenten ausgemacht?»

Snowcat zählte auf, von wem sie wusste und fügte einer Intuition folgend, nach kurzem, abermaligen Zögern hinzu, «Es geht um einen Pfeil.»

Ehran horchte auf, «Ah! Dieses Artefakt wurde der Draco Foundation vor etwa zwei Jahren gestohlen.» Snowcat befürchtete schon, jetzt etwas zu hören, was ihr ein anderes schlechtes Gewissen bereiten könnte, aber dem war nicht so. Ehran korrigierte sich sogar, «Oder besser gesagt, es kam der Foundation irgendwie abhanden.» Ehran rieb sich kurz das Kinn und fuhr fort, «Da ich ja Dein Mentor bin, fühle ich mich auch in jeglichen Bereichen Deiner Ausbildung für Dich verantwortlich. Darum möchte ich Dir Hinweise geben. Als ersten Hinweis, möchte ich Dich bitten, Dir noch mal ganz genau die Gruppe der Interessenten anzusehen. Der zweite Hinweis ist: Ich habe nicht davon gehört.»

Snowcat fragte nach, «Du meinst, es ist eine Finte?»

Ehran lächelte, «Als Mentor kann ich Dir nur Wege aufzeigen, betreten musst Du sie allein. - Ich füge noch einen weiteren Hinweis hinzu: Die Farbe spielt nur im Namen eine Rolle.»

Snowcat erwog eine der viele Fragen zu stellen, die in ihrem Kopf gerade explodiert waren und Fangen spielten, doch sie verzichtete darauf. Ehran hatte ihr gerade zu verstehen gegeben, dass er jetzt nicht mit ihr darüber sprechen würde. «Ich danke Dir, Meister. Ich werde mir darüber Gedanken machen. Ich werde übrigens selber nicht auf der Gala sein.»

«Gut.- Melde Dich bitte, wenn Du zurück bist, dann gehen wir essen.»

Snowcat lächelte, «Das mache ich. - Und Ehran, schön dass Du angerufen hast.»

Wie blöd, da wollte Ehran mit ihr auf eine Gala und ins Museum und sie konnte nicht. Es könnte natürlich auch sein, dass Ehran das in Wirklichkeit gar nicht vorgehabt und der Anruf einem anderen Zweck gegolten hatte. Doch die Gedankenkette darum schob sie beiseite, sie hatte jetzt viel spannendere und lohnendere Geheimnisse zu ergründen.

Auf dem kurzen Weg von der ersten zur zweiten Galerie fragte Snowcat Johnny, „Sag mal, hättest Du etwas dagegen, wenn ich morgen zur Eröffnungsfeier doch noch einen Bodyguard mitbringe?“

Johnny schüttelte den Kopf, „Generell nicht. Aber wieso? Meine Männer beschützen Dich. Hast Du irgendwelche Sorgen, dass das nicht genug ist?“

„Nein. Natürlich nicht. Aber vorsichtshalber hätte ich gern einen Ortskundigen dabei. Falls ich spontan zu einer überraschenden ‚Besprechung‘ muss.“, erklärte Snowcat.

„Ah, verstehe. Na, dann mach das. Die Anmeldung ist kein Problem..“

Snowcat lächelte zuckersüß, „Gut, dass Du es erwähnst. Da ich ja einen Ortskundigen brauche, ist das niemand aus meinem Team, sondern jemand aus New York. Und damit es zu keinen Problemen kommt und Du abschätzen kannst, ob das wirklich in Ordnung geht, was hältst Du denn davon, wenn ich ihn schon für heute Abend engagiere? Er ist nämlich ziemlich auffällig, er ist ein Satyr.“

„Ein Satyr? Ja, das klingt interessant. Klar, ruf ihn an und wenn er kann, dann soll er so bald wie möglich zu uns stoßen.“

Nur wenige Minuten später gab Snowcat den Commcode ein, den Glam Sam ihr gegeben hatte. Er nahm das Gespräch ziemlich schnell an.

«Hey Sam, ich bin es, Snowcat.»

«Hallo, das ist aber eine tolle Überraschung. Bereicherst Du meinen Tag noch mehr, indem ich etwas für Dich tun kann?“

«Vielleicht. Hast Du heute schon was vor?» 

«Nichts, was ich nicht verschieben kann.»

«Gut, ich könnte Dich heute und morgen als mein Bodyguard brauchen. Ich gehe morgen auf die Horizon-Eröffnung und heute Abend in ein paar Nachtclubs. Dafür müsstest Du aber meinen Begleiter, Johnny Spinrad, vorher kennenlernen.»

Sam grinste, «Ach so, Du veralberst mich. Aber Dir kann ich ja nicht böse sein.», dann hielt er kurz inne, «Moment mal, warst Du das da vorhin am MoMa? Ja, klar warst Du das, Du bist unverwechselbar und einzigartig. Dann war das tatsächlich Spinrad? Cool!»

Sam sagte zu, in einer Stunde an einem Treffpunkt zu sein, den sie noch ausmachten. 

Glam Sams Anzug war schwarz, sein Hemd war weiß und alles im allen hatte er mit den zarten glitzernden Streifen, die den Anzug zierten, einen Gang runter geschaltet. Glam war da natürlich immer noch. Eine offenbar selbst lackierte, kleine Transport-Drohne fuhr hinter ihm her. 

Nach der Begrüßung und der Vorstellung, fragte Snowcat kokett, „Wozu ist die?“ und zeigte auf die Drohne.

„Ach, die hab ich natürlich für Dich mit gebracht, Du hast etwas von Nachtclubs erzählt und da dachte ich, ich bring den Wagen mit, damit wir darin all deine Outfits sauber und frisch halten können.“

Snowcat war verwundert, „All meine Outfits. Ich hatte nicht vor, mich umzuziehen.“

Nun war Glam Sam ein wenig enttäuscht, „Eine Frau wie Du sollte aber in jedem Club ein neues Kleid tragen können.“

Johnny stand unterdessen schon interessiert bei der Drohne, die als Aufbau den Oberkörper einer Men-Servant-Drohne besaß. Glam Sam zeigte Johnny den komplette Innenausstattung. Es gab Fächer und Kleiderbügel, Wäsche-Erfrischer und Platz für Accessoires und der stumme Diener konnte der Dame von Welt den rückwärtigen Reißverschluss schließen. Johnny war begeistert von der Idee an sich, obwohl das Design noch nicht serienreif sei, wie er bemerkte.

Eh Snowcat es sich versah, sprachen die beiden tatsächlich über Vermarktung des Produkts. Es war zwar nicht gerade so, als wenn Snowcat nun überflüssig geworden wäre, dazu war sie selbst viel zu präsent und die beiden viel zu sehr Gentleman, doch irgendwie hatten sich da zwei bei einem Thema gefunden.

Johnny war auch in einem weiteren Punkt mit Glam Sam einer Meinung, eine Frau wie Snowcat verdiente es, jeden Nachtclub in einem anderen Kleid zu besuchen, wenn sie wollte. Darum gingen sie einfach noch mal eine Runde Shoppen, um Snowcat dementsprechend zu versorgen.

Natürlich sagte Snowcat nicht nein, das würde sie beim Thema Shoppen nie tun.

Die vier neuen Outfits, samt Schmuck, Schuhen und Handtaschen, die Snowcat am Ende ihr Eigen nennen konnte, wurden natürlich umgehend in der noch namenlosen Drohne verstaut. Und nein, sie zog nicht gleich eines davon an. 

Denn das schöne Kleid, dass sie gerade anhatte, hatte es verdient seine Nachtclub-Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Snowcat musste eingestehen, dass es ein gutes Gefühl war, die ‚Unterröcke’, die sie auszog in den Fächern der Drohne zu verstauen. Zumindest jemand wie sie, dem seine Kleidung so viel wert war, würde die Drohne kaufen, wenn sie erstmal auf dem Markt kam.

[Song 5: Katy Perry - Dark Horse ] Als Snowcat an der Seite von Johnny Spinrad das ‚Pink Elephant' über den VIP-Eingang betrat und sie auf dem gut sichtbaren Famewalk in Richtung Vip-Bereich schritten, drehten sich zahlreiche Gäste nach ihnen um. 

Als sich einige von der Masse der Normal-Clubberer sogar anstupsten und in ihre Richtung deuteten, war Snowcat klar, dass es neue MeFeeds geben würde. Sie war zwar ein wenig erschöpft, aber das war nichts, was man auf den Bildern sehen können würde und wenn jemand 24 Stunden am Tag ein perfektes Lächeln bei perfekter Haltung wahren konnte, dann Snowcat. 

Top Models und berühmte Rapper gingen in dem Nachtclub angeblich ein und aus. Das ausgeklügelte Konzept des Ladens brachte VIPs und normalsterbliche Metamenschen zusammen, aber vermischte sie nicht miteinander. Die Luftballons in Form von pinken Elefanten, die massenweise unter der Decke schwebten, waren zwar nicht Snowcats Geschmack, aber der rosa Champagner war hervorragend. 

Aufregung wegen der bevorstehenden heißen Phase des Runs machte sich in ihr breit. Und dies, obwohl sie bei der Hauptaction nicht mitmachen würde. Dank Ehrans Hinweisen, spukten ihr zudem weitere Gedanken im Kopf herum.

Sie würde den Run nur über das Teamnetzwerk erleben, aber sie konnte Anweisungen geben und da die Wahrscheinlichkeit bestand, dass sie Surehand im falschen Moment gegenüberstand, brauchte sie die Make Up Artist-Fähigkeiten von Glam Sam, der die Trodes in der Frisur unter eine Schicht zum Hosenanzug passenden Snakeskin-MakeUp verstecken musste, damit sie mit dem Team sprechen konnte, ohne die Lippen zu bewegen. 

Snowcat tanzte ausgelassen mit Spinrad und sie würde den Teufel tun und darauf verzichten, dabei sexy zu sein. Auch wenn in Bezug auf den attraktiven Johnny vielleicht Vorsicht geboten war. Sie mochte ihn wirklich gern und fühlte sich zudem auch von ihm angezogen. 

‚Es spricht nichts dagegen, Dich heute Nacht mir ihm zu paaren, Elfenmädchen.’, erklärte Katze überraschend.

Snowcat lachte schnurrend, ‚Nein, es spricht nichts dagegen, Katze. Außer meine Gefühle für Harlequin und meine Fairness gegenüber meiner entstehenden Freundschaft zu Johnny.’

‚Nun, wie Du meinst Elfenmädchen, man könnte es auch anders sehen. Er genießt es jedenfalls, dass er mit Dir hier ist und wenn Du es Dir anders überlegst, das Männchen sagt sicher nicht Nein, Freundschaft hin oder her.’

Nach einer halben Stunde auf der Tanzfläche tauchte ein Ork neben Snowcat auf und grinste sie an. 

«Hey,», sie meldete sich beim Team, «Ist jemand von Euch an einem Autogramm von Crimetime interessiert?»

Beim dritten Champagner sprang Katze auf Snowcats Schoß und beschnüffelte skeptisch das elegante Glas. ‚Langsam Elfenmädchen, langsam. Die Nacht ist noch lang.’ 

Snowcat seufzte und betrachtete das frische Glas verträumt , ‚Ich weiß Katze, aber es schmeckt so lecker.’

‚Du ziehst eine gebührende Menge an Aufmerksamkeit auf Dich, Elfenmädchen. Darum möchte auch ich Dir einen Hinweis geben. Erinnerst Du Dich noch daran, was ich Dir einmal über das Mäusejagen erzählt ab?“

Snowcat dachte kurz nach und stellte das Glas dann abrupt auf dem kleinen Tisch ab, ‚Bei allen Drachen der 6.Welt, Du hast Recht Katze!'

Katze warf ihr einen überlegenen ‚Selbstverständlich-Blick‘ zu, wie nur sie es vermochte. 

Befreit von der gedanklichen Suche nach einer Idee, kehrte sie auf die Tanzfläche zurück und zeigte den Metamenschen, wie sie sich zu bewegen verstand.

Crimetime war nicht der einzige, der ihr seine CommID rüberbeamte.

Oh ja, die Zahl an MeFeeds würde in die Höhe gehen. 

Zwei Nachtclubs und über 5 Stunden später kehrte Snowcat in das Penthouse zurück. Eigentlich war ihr jetzt nach einer Dusche, einem Bad und einer Fussmassage, aber statt all dem lächelte sie ihre Teamkollegen an, die entweder durch ihre Heimkehr wachgeworden oder immer noch wach waren, nahm sich ein Glas Milch und sagte, „Was haltet ihr denn von folgender Theorie?…“ 

Während sie ihre Idee ausbreitete, floss eine Welle der Erfrischung und Sauberkeit über Snowcat hinweg. Dankbar warf sie ihrer ‚Assistentin' ein Lächeln zu. 


                                                             UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

                              UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See!


Ob Snowcat bei der Eröffnungsfeier noch mal auf Surehand trifft, ob der Arrow im Belvedere Castle ist, ob die Runner ihn sich vor all den anderen Teams schnappen können und welche Schlüsse Snowcat aus Ehrans und Katzes Hinweisen gezogen hat, wird demnächst hier zu lesen sein. Schau also bald wieder rein, omae.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*