Episode 15/14 Intermezzo (Ende Run 52)

Welcome back Omae.

Schön, dass du wieder reinschaust.

Genau genommen, kann man den letzten Run eigentlich abharken, aber nach solchen Ereignissen kommt immer was nach. 

Die brandheißen Informationen haben wir für Dich in einem Intermezzo zusammengetragen. Sie fügen sich nahtlos an die Ereignisse an, bei denen wir die Runner verlassen haben und sind überwiegend aus den Augen von Snowcat erzählt.

Deine Kommentare zur Episode passen am besten unter „A Tale So Far Part VIII“ [LINK].

Eine Beschreibung der Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossar erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossar vorbei. [LINK]

Noch eine Kleinigkeit: die Songs zum Text sollen lediglich zur Stimmung beitragen und sind keine versteckten Hinweise- jedenfalls meistens nicht. ;-) (Ich versuche immer Videos ohne störende Werbung raus zu suchen. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass sie auch ohne Werbung bleiben. Manchmal werden die Videos von Songs sogar schneller komplett entfernt, als ich die Episode hoch laden kann, darum nenne ich vorsichtshalber Künstler und Titel neben dem Link. Wegen Lizenzrechten muss ich bei You Tube immer öfter auf Coverversionen oder schlechte Live-Varianten zurückgreifen, oder ich finde ein anderen Anbieter. Die komplette Episoden-Playlist findest Du hier [LINK].)

Bereits Omae? Und schon geht es los.

[Song 1: Death Cab For Cutie - Pity And Fear] Chang ergriff das Wort, er schien niemanden direkt anzusprechen und vielleicht sagte er den Text auch ein wenig zu sich selbst, „Eine erstaunliche Ladung, es wird interessant sein zu beobachten wie unser Gegner reagiert, wenn er bemerkt, dass sie ihm fehlt. Der Run mag formal als erledigt gelten. Ich persönlich glaube er wird weiter gehen, denn die Azzies werden die Ladung suchen und natürlich denjenigen, der sie reingelegt hat." 

„Ich kann dir nur beipflichten.“ Snowcat zwinkerte Chang zu, „Na dann wollen wir mal so lange wie möglich verhindern, dass sie erfahren, wer ihnen die Ladung abgenommen hat.“

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(Geschrieben vom Spieler von Metge)

„Seniorita. Muchas Gracias fürr dissen excellente Bonnus, soetwass isst immerr, eh,…“ er überlegte kurz, zuckte dann mit den Schulter und lächelte etwas schief, „…excellente.“ Während der Zwerg sprach erhob er sich aus seinem Hocker an der Wand, legte die Arme auf seine breite Brust und griff sich mit beiden Händen an sein rot-weißes Halstuch, das hinter seinem Nacken hervorlugte.

„Auchä wenn Ssie wünschä dasse wirr dass spätärr berreden ssollten, möchtä iche, sollang die Errinnerung noch frrische is, etwass zu meine Perrsson sage, si?“,er nickte dabei kurz und fuhr fort, „Ich fürchte iche bringä im dirrekte Kampf für diesse ausgewählte und erlessene Gruppe an aussergewöhnliche Rrunnerr, wie ssie sselbst bereitsse bermerkt haben, ssehr wennig.“ 

Der Zwerg nickte einmal kurz und knapp demütig in Richtung Snowcat, „ Ssie fragten beim letzte Gesprech vor die Einsatze, ob iche nich noch etwass, natürliche ohne mir zzu Nahe träten zu wolle,“ seine linke Hand löste den Griff und er drehte seine Hand mit erhobenem Zeigefinger in der Luft vor sich, bevor er wieder sein Halstuch griff, „könne, wie zzum Beispiele Geister oder Elementare zzu rufen, was ich zzu meine Bedauern verneinen musste. Iche bin offensiv keine grossse Hilfä und werde es, so dio ess will, auch nie werdän. Meine Qualitäten liegän auf anderem Gebiet. Ich bietä Ihnen meine ärztlichen Sachkäntniss an. Meine Experrtisse im Umgang mit Czybertechnologi und weiterrän Wundärn der funften und sechssten Welt. Ich bine in der Lage währrend …“,  der Zwerg verzog leicht missbilligend sein Gesicht, „eine Gefächt auf miche aufzupassen und Verrletztä zu verrsorrgän, aber iche bin niche der Mann der an vorrderssterr Frront mitkempft oderr derr überr Drohne odderr Matrix seinä Wunderr wirrkt.“ 

Er blickte nicht herausfordernd aber mit festem Blick zu Snowcat, die anderen im Raum ignorierend. „Wass ich Ihnän zzu bietän habe isst nurr eine weiterrä Pesrspektivä – die ssicherlich niche immerr die besste ssein kann – Aberr eine, die in diesserr Rrundä einzigarrtig isst…“, er vollführte eine den Raum einschließende Geste mit seiner linken Hand bevor er wieder sein Halstuch ergriff und reckte seinen Kopf stolz noch etwas höher. „Und, wie iche währrend des letztes Rrun fesststellte, rrecht rrarr isst.“ Er setzte sich wieder hin nickte dankend in die Runde und schloss, „Ich bittä diess bei eventuellen Gespräche zzu beachte und eventuäll isst ess unss ja möglich, ssofern ssie ssich dafürr entschließen, erneut zussammen zu arbeite bevorre wir unss auffe die eine oder andere Arte entzeiden müsse.“ 

Der Zwerg erhob sich noch einmal rasch und zeigte mit der linken Hand entschuldigend nach oben. „Oh und wasse den Verrbrrauch an Medizinnische Artikel angäht, das warre nischt derr Rräde werrt, wirr verrbrauchen mehrr von die Patches in einerr Stundä, als iche hierr auf diessem Rrun insgessammt verrbraucht habä. Soferrn ernstliche Gefahrr für einän oder anderren Stoff herrschen würrdä wäre ich naturlich dankbar uber dasse Angebot gewessen. Gracias! Undee passe ssie auffe bei diesse Treffe mit die Jarred - iche stehä gerrne zurr Verfugung fallsse meinä Hilfä benotigt wurd.“ Er setzte sich wieder und stand auch erstmal nicht wieder auf.

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Snowcat lächelte Metge an, „Zum Glück besteht ein Run nicht nur aus Kampf. Meine Stimme für eine feste Teamaufnahme hast du bereits und zwar nicht wegen der unterschiedlichen Perspektive. Viele Sichtweisen können hilfreich sein, können aber auch zu unendlich langen Diskussionen führen, für die nicht immer Zeit ist. Meine Stimme in unserem Vierer-Teamrat hast du bereits für all das, was du bei diesem Run geleistet hast - und durch die Art wie wir bei UC aufgestellt sind, können wir uns eben auch Spezialisten…“, sie setzte das Wort in Anführungszeichen, „… leisten. Einem zweiten Proberun steht natürlich nie etwas im Weg und wir machen das meist auch ganz gern, um einen besseren Eindruck davon zu bekommen, wie die Zusammenarbeit auf Dauer funktioniert. Danach muss aber eine Entscheidung fallen, weil wir bei Metamenschen, die nicht fest im Team sind, zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen ergreifen müssen und Ressourcen, wie vorbereitete Safehäuser, nicht nutzen können." Snowcat erweiterte ihr Lächeln, „Zumindest habe ich aber aus deinen Worten heraus gehört, dass du an einer weiteren Zusammenarbeit mit UC interessiert bist, was mich sehr freut.“

Sie nickte in die Runde, „Liam wird in wenigen Stunden hier sein. Packt schon mal und seht, dass ihr euch ein wenig ausruht, wenn möglich.“ Sie blickte zu Mystère rüber, „Könntest du bitte kurz mitkommen? Vielleicht ist es gut, wenn du die Loa bittest ein wachsames Auge auf die Kisten zu haben?“

❄❄

(Die Szene entstand nach einer Mail vom Spieler von Chang.)

Es klopfte an der Tür von Snowcats Schlafzimmer.

Chang stand in der für ihn typischen Haltung davor, eine Mischung aus Gelassen- und Schüchternheit und bat sie um ein Gespräch unter vier Augen.

„Kannste gleich vergessen.“, rief Shark Finn ihm von der Ecke des Zimmers aus zu, in der er es sich auf dem Boden gemütlich gemacht hatte. „Nichts für ungut, Chummer. Aber ich kenne dich nicht gut genug. Sie wird in meiner Sichtweite bleiben.“

Chang nickte verständnisvoll und wandte sich bereits zum gehen.

„Hey, wie wäre es damit?“, meinte Shark Finn, „Ich tue mir laut Musik auf die Ohren, dann kann ich euch sehen, aber nicht hören.“, bot der Fomori großzügig an.

Chang überlegte lange. Ein Kampf schien sich in seinem Inneren abzuspielen, doch schließlich nickte er, trat ein und schloss die Tür hinter sich. Kurz darauf klang Musik aus Richtung von Shark Finn zu ihnen rüber.

Chang sah sich nervös um. Anscheinend checkte er sämtliche Ecken und Winkel. Er wusste sicherlich, dass er Wanzen so kaum entdecken konnte und dennoch sah er sich gewissenhaft um. Die Existenz von jemandem wie EitS musste der Albtraum für jemanden wie Chang sein. Chang verbeugte sich leicht und begann mit, „Ein altes Sprichwort sagt: Nach der Jagd wird die Beute in der Familie geteilt.“ Er deutete abermals eine Verneigung an und meinte weiter: „Ich bin sehr erfreut mit so exzellenten Runnern zusammen gearbeitet zu haben. Es wäre mir eine große Ehre, wenn ich weiter euer sehr starkes Team begleiten darf. Auch wenn meine Stärken nur geringfügig den großen Reichtum an Fähigkeiten im Team ergänzen können.“

Snowcat lächelte dezent, „So gering finde ich deine Fähigkeiten gar nicht. Du bist mit den Burning Angels im Wagen schnell fertig geworden.“

Diesmal deutete Chang Lächeln und Verbeugung an, „Wie ihr schon gemerkt habt, bevorzuge ich den Kampf ohne Waffen. Auch wenn es Gegner gibt die stärker sind als ich, so haben mich diese bescheidenen Fähigkeiten bis zu diesem Tag geführt, an dem ich euch gegenüberstehe.“

Wow, das hatte jetzt wirklich nett geklungen.

„Ihr habt ausgezeichnete Führungsqualitäten und neben dem Teammitgliedern, die ich kenne, auch sicher weitere starke Vertraute im Hintergrund. Ich wiederhole mich – es wäre mir eine große Ehre, wenn ich weiter euer hervorragendes Team begleiten darf.“

Noch mal wow, so viel Engagement hätte sie von jemanden wie Chang nicht erwartet. Snowcat lächelte Chang aufrichtig an und verbeugte sich nun ebenfalls leicht, „Ich danke dir für das großzügige Kompliment. Ich bin mir sicher, dass wir dich auch ohne einen weiteren Run fest bei uns aufnehmen werden.

Chang verbeugte sich lächelnd, dann wandte er sich um und trat aus der Tür hinaus, die er abermals hinter sich schloss. 

Shark Finn grinste leicht. 

❄❄

Liam meldete sich um 7.55 Uhr Ortszeit und gut zehn Minuten später landete seine Transsky auf dem kleinen Stück Land neben ihrem Safehouse. 

Snowcat küsste Liam auf die Wange, umarmte Sparky und Arcade und bat dann Sugmani und Blood zu einem kurzem Gespräch in ihr Schlafzimmer. „Das eine besondere Stück, dass ich euch noch zeige, muss immer in Bewegung bleiben. Wenn ihr zurückkommt, dann nehmt euch bitte eine kleine Kiste, packt das Stück in eine Mana-Sheath-Tasche, tut etwas Orichalkum drauf, packt das in eine Box und fahrt damit durch die Stadt. Ich dachte dabei daran, dass Blood auf Steel und Sugmani auf Looks Like Bear fahren könnte.“

Sugmani sah Snowcat lange an, dann fragte sie ernst, „Länger als vier Tage?“

Snowcat schüttelte den Kopf. „Nein, in keinem Fall, aber 2-3 Tage könnten es tatsächlich sein. Natürlich könnt ihr auch Pausen machen, aber je mehr es sich bewegt, desto besser. Ich werde mich darum kümmern das Teil so schnell wir möglich unterzubringen. Doch die ersten Stunden bin ich ja noch hier in L.A..“

Sugmani hob beschwichtigend die Hand, „Kein Problem. Ich nehme Long Haul und Blood bekommt auch was, wenn er mag. Dann ist das für vier Tage gesichert. Wenn wir Ruhe brauchen, fahren wir mit einer Fähre, dann sind wir auch in Bewegung, aber können ausruhen.“

Snowcat strahlte Suggi an, „Du bist großartig.“

Sugmani grinste, „Ich weiß. Hoka Hey Schwester.“

Bereist um 8.32 Uhr war alles verladen und die Transsky, ein Teil des Teams und der schöne Schatz hoben ab. Snowcat fiel es schwer, das alles ziehen zu lassen, doch Shark Finn, Blackstone und Mystère waren ja bei ihr.

Sie frühstückten, packten schon mal und gönnten sich im Anschluss ein paar Stunden Schlaf zu denen sie sich alle im Wohnzimmer sammelten. Die Waffen griffbereit. Sicher war sicher. 

❄❄ 

Mit „der roten Scheune“ hatte Jared mit Sicherheit eine Filiale der „Organwich Sandwich Deli,“ gemeint. Eine kleine lokale Fast Food-Kette, die Verträge mit Farmern in der Nähe machten, ihr eignes Brot backten und deren Läden wie rote Scheunen aus einem Bilderbuch aufgemacht waren. Das Essen war durchweg frisch und organisch und ein Kombi-Meal kostete 25 ¥, - was für echtes Essen ziemlich preisgünstig war. 

Die vier Runner hatten ihr restliches Equipment in die beiden Wagen verladen und das Safehouse besenrein verlassen. Den Truck parkten sie am John Wayne Airport. Blackstone und Mystère nutzen von dort aus das SUV, während Snowcat und Shark Finn in ein Taxi stiegen.

Mystère sah sich das Mini-Diners vorher an und schickte Bilder vom Inneren des kleinen Fast Food Restaurants. Die Einrichtung war in rot und weiß gehalten. Auf den zehn Tischen standen Salz- und Pfefferstreuer in Form kleiner Strohballen und das Personal trug karierte Hemden, Jeans und grüne Schürzen. 

Eine Textnachricht schlug auf Snowcats Commlink ein. ›Folgende Nahrungsmittel wurden heute frisch hergestellt…‹ EitS hatte offenbar beschlossen, sich um die Überwachung zu kümmern und das völlig unangekündigt. 

Jared kam ein paar Minuten zu früh zum Treffpunkt. Er wirkte ziemlich entspannt, maximal war da Vorfreude in seiner Körpersprache, aber Snowcat würde sich hüten, astral wahrzunehmen.

Sie hatte ihr Azurblaues Kleid angezogen, welches eine Hand breit über dem Knie endete. Xander hatte es ihr vor ihrem ersten Aufenthalt in L.A. genäht. Sie trug die passenden Pumps mit nur 3 Zentimeter Absatz, das lange Haar war simpel zusammen gebunden, so näherte sie sich strahlend lächelnd Jared. 

Er erwiderte das Lächeln und er hatte ein tolles Lächeln, - für einen Menschen. 

Jared war erfreut sie zu sehen. Er lud sie ein und nahm die Anwesenheit von Shark Finn mit leichter Überraschung zur Kenntnis, sagte aber nichts.

›Nimm einen Platz am Fenster.‹, bat Eye in the Sky. Ja, er hatte nicht bitte geschrieben, aber er hatte es sicher gemeint und Snowcat tat ihm den Gefallen.

Das Brot war wirklich frisch, die Zutaten tatsächlich echt und die frisch zubereiteten Kartoffelchips eine Sünde wert. 

[Song 2: Florence and the Maschine - Breath Of Life]Die ersten Minuten unterhielten Snowcat und Jared sich über das Essen. Dann erzählte er ihr etwas über das Leben in der Wüste und über den Wert von Wasser. Das Leben dort war etwas schwierig doch auf seine Art einzigartig schön, allein wegen seiner Wildheit. 

Snowcat hätte ihm stundenlang zuhören können, auch wenn er nicht der große Erzähler war. Sie berichtete ihm im Gegenzug etwas über das Leben in Seattle. Darüber wie es war, wenn es viel und oft regnete und was es mit dem Orkuntergund auf sich hatte.

Er hatte eine einnehmende ruhige Art zu sprechen, so, als wäre er mit sich und seinem Stamm im Reinen. Snowcat erfuhr einiges über das Leben der Anasazi, aber Jared ließ die schmutzigen Details über Konvoi-Überfalle oder Stammeskriege aus. Ansonsten musste Snowcat zugeben, dass seine Legende perfekt saß. Da war nichts unglaubwürdig, wahrscheinlich lebte er tatsächlich bereits seit einiger Zeit unter den Anasazi. 

Snowcat Legende der Künstlerin, die von einer Tante einen kleinen Fond geerbt hatte, der ihr ein einfaches Leben finanzierte und die für mehr Luxus immer mal wieder ein Bild oder ein anderes Objekt verkaufte, saß ebenfalls perfekt. Snowcat ließ sich nicht auf Details ein, was ihr Leben anging und beschenkte sich stattdessen auf die Themen Kunst, Seattle im Allgemeinen und ihren Drang nach Leben. Immer wenn sie etwas persönliches erzählte, blieb sie bei der Wahrheit ihrer eigenen Empfindungen, verpackte das aber zur Legende passend.

Irgendwann fragte Jared doch noch nach dem Bodyguard.

Sie lächelte, „Weißt Du, gerade wenn ich in einer Stadt bin, in der ich mich nicht auskenne, leiste ich mir einen Bodyguard. Ich sehe mir gerne etwas spontan ab und schere mich dann wenig um die Gegend in der ich bin. Als Frau allein wäre das zu unsicher.“

Jared sah sie lange und aufrichtig an, dann nickte er verständnisvoll.

Snowcat konnte es gar nicht abstreiten, sie verbrachte mit Jared eine schöne, intensive Zeit. 

„Wollen wir noch irgendwo hin tanzen gehen?“, fragte er. Die Sonne würde bald untergehen.

„Oh, sehr gern, allerdings nicht zu lang. Ich reise morgen früh ab.“

Jared sah für einen Augenblick wirklich enttäuscht drein, dann fing er sich, sagte aber dennoch, „Schade. ich dachte, ich kann dir am Wochenende die Wüste zeigen. Ich habe gehofft, für eine Künstlerin wie dich, ist es interessant.“

Sie strahlte und meinte begeistert, „Oh das ist es auch! Würdest Du das wirklich tun? Das wäre ja wundervoll. Dieses Wochenende kann ich nicht, aber ich hoffe sehr, wir finden ganz bald ein anderes Wochenende!“

Er nickte, „Klar. Sag einfach Bescheid, wann du Zeit hast. Aber ein paar Tage Vorlauf brauche ich, um alles vorzubereiten.“

Snowcat legte den Kopf leicht schief und erwiderte mit weicher Stimme, „Okay. Dann ist das wohl der perfekte Moment um unsere Comm-ID’s auszutauschen.“ Sie beamte ihm eine Nummer zu und erhielt im Gegenzug seine.

„Gibt es einen Club, in den du gehen möchtest?“, wollte er wissen.

Sie bekam eine Nachricht aufs Commlink, ›Special K. Club.‹

Snowcat war nicht so, sie übernahm den Vorschlag von EitS.

Jared überlegte einen Moment, dann sah er verwundert und irgendwie zum anknabbern drein, „Ist das nicht der PiTo-Club in dem die A-Kids so viel rumhängen?“

Snowcat zuckte mit den Schulter, „Ich weiß nicht was das für ein Club ist. Ich erinnerte mich an einen Flyer, auf den der Name stand.“

Jared grinste ein wenig, „Ah, so ist das.“ Im neutralen Ton meinte er, „Da wird man gefilmt. Aber ja klar, da können wir hingehen.“

Snowcat schüttelte vehement den Kopf, „Nein. Ich werde nicht gerne gefilmt, jedenfalls nicht hier in L.A., da kommt mir das immer so aufdringlich vor. Und die A-Kids klingen gar nicht danach, als wenn sie ansatzweise meinen Musikgeschmack hätten. Such du bitte einen anderen Club aus.“

Was er dann tat.

Die Zeit bis nach Mitternacht verging wie im Flug. Sie tanzten, unterhielten sich, sie schäkerten sogar. Immer wieder sahen sie sich tief in die Augen. Jared besaß die leichte Distanziertheit, die den amerikanischen Ureinwohner so zu eigen war. Die Spur von Stolz, die in seiner gerade Haltung lag, verstärkte seine Attraktivität. Die beiden gaben auch optisch ein schönes Paar ab. Jared Kwahu und Catherine Frost passten gut zusammen, es knisterte zwischen ihnen und irgendwann würden sie sich vielleicht ineinander verlieben. Ein gemeinsames Leben hätte trotz ihrer unterschiedlichen Kultur sogar eine Chance. Wenn es da nicht das Problem gäbe, dass ihr beide Legenden komplett erlogen waren. 

Snowcats Herz war außerdem gerade vergeben.

Dennoch fand ein Teil von ihr die Idee eine Nacht mit Jared zu verbringen, aufregend und anziehend

Irgendwann meinte Snowcat mit echtem Bedauern in der Stimme, dass es langsam Zeit für sie sei zu gehen, da sie morgen ziemlich früh einen Flieger zu erwischen habe und noch packen müsse.

„Wo bist Du denn untergekommen?“, wollte Jared wissen.

„In einem Motel der Silvery-Line, nahe des John Wayne Airport.“

Es dauerte nur wenige Sekunden, dann erhielt sie von EitS eine Adresse und Zimmernummer mit der Anmerkung, ›Buchung ist hinterlegt.‹ Der Mann war wirklich fleißig.

„Und ich kann dich wirklich nicht noch bringen?“, fragte Jared leise.

„Nein, vielen Dank. Wir nehmen ein Taxi.“

Snowcats intensive Umarmung schien Jared ein wenig zu überraschen, aber er sah aus, als genoss er jede Sekunde davon, und dass er sich ungern von ihr löste, konnte sie spüren.

Für einen Moment spielte Snowcat mit dem Gedanken Jared zum Abschied auf den Mund zu küssen, dann entschied sie sich dagegen. Es war nicht nötig, so mit seinen Gefühlen zu spielen und da sie sich vielleicht wirklich mal von ihm die Wüste zeigen lassen würde, könnte ein Kuss alles verkomplizieren. Schade eigentlich. Sie seufzte leise.

❄❄

Freitag früh um 1.45 Uhr standen Snowcat, Mystère, Blackstone und Shark Finn auf dem John Wayne Airport im L.A. Sprawl. In wenigen Minuten würde ihr Rückflug nach Seattle abheben.

Snowcat wählte die Nummer von EitS und zu ihrer Freude nahm er ab. Die Datei mit den ersten Informationen über den Inhalt der Ladung hatte sie ihm schon vor Stunden geschickt, jetzt wollte sie sich verabschieden. Sie dankte ihm für seine Hilfe und bot ihm dafür einen halben Anteil vom Gewinn an, den sie über den Verkauf der Ladung erzielen würden. Nachdem sie ihm erklärt hatte, was ein halber Anteil wäre, bedankte er sich. Eye in the Sky machte Snowcat und UC noch den Vorschlag, von jetzt an immer in L.A. zu bleiben und von hier aus zu arbeiten, aber er zeigte Verständnis für ihre Absage.

❄❄

Sie hatte den Flug dösend und mit leisen Gesprächen mit Mystère verbracht. Die Ladung war groß und machte die beiden Elfen neugierig, aber ihnen war sofort klar, dass sie den Sextanten der Welten nicht behalten durften und vorsichtshalber nicht einmal ungeschützt studieren sollten. 

Kurz nach 5.00 Uhr am Freitag früh verließen sie den Hangar in Seattle. Sparky und Arcade holten sie ab und fuhren sie direkt ins Bootshaus. 

Während der Sextant mit Suggi, Blood, Steel und Looks Like Bear durch die Stadt fuhr, sondierte Snowcat den Inhalt der Kisten im Bootshaus des ‚Bootshauses' genauer. 

Sie maß ab, wog und zählte, ganz so wie sie es am MIT&T gelernt hatte. Mystère ging ihr zur Hand und während sie die ganze Ladung geistig registrierte, besprach sie mit Doc und Mystère, wie sie vorzugehen gedachte. „Den Merlin Falken würde ich gerne zu Jake geben. Er kann sie freilassen und wenn sie mag, dann kann sie bleiben oder gehen. Jake wird am ehesten verstehen was sie möchte. Bei nächster Gelegenheit würde ich sie dahin bringen oder Sparky und Arcade machen das, falls ich anderweitig beschäftigt bin. Was das Greifen-Ei angeht dachte ich an den Zoo hier in Seattle. Allerdings müssen wir das anonym machen und dennoch dafür sorgen, dass es an der richtigen Stelle ankommt.“

Doc meinte dazu, „Klingt gut. Ich denke, das wäre ein Auftrag für Mystique unter dem virtuellen Schutz von Sparky und Arcade.“

„Sehr gute Idee. So machen wir es.“, bestätigte Snowcat. 

Als sie die letzte Kiste wieder schloss und sich umdrehte, schmunzelte Doc sie an.

„Was ist?“, fragte sie und schob eine ihrer langen Haarsträhnen hinter ihr spitzes Ohr. 

Docs Schmunzeln wandelte sich zu einem wölfischen Grinsen, „In den Kisten zu stöbern macht dir sichtlich Spaß.“ Er hob sofort die Hand, „Keine Sorge, nicht für jeden sichtlich, aber doch sichtlich, denn deine Wangen sind leicht gerötet- ein wirklich apartes, zartes Lila- und das Lächeln hat einen verträumten Zug. Was sehr hübsch aussieht.“

Hmm? Kannte Doc sie nur zu gut? Oder fühlte sie sich hier im Bootshaus einfach nur sicher? Wahrscheinlich beides, es war nicht weiter schlimm, aber dass man ihr ihre Gefühle ansah ohne dass sie die Kontrolle absichtlich aufgegeben hatte, kam selten vor. Eigentlich war es so gut wie nie vorgekommen. Sie zuckte innerlich mit den Schultern und stand auf. Sie zogen sich in die Lounge zurück, tranken einem Kaffee und unterhielten sich zu dritt über ihr dringlichstes Objekt, den Sextanten. 

Snowcats Gedanken schweiften kurz zu Blackstone, der bereits gleich nach ihrer Ankunft von Seattle zum Lake Louise aufgebrochen war. Ryan hatte ihn gebeten zu kommen. Er hatte nichts von dringend gesagt, aber es war das erste Mal, dass er überhaupt gefragt hatte und da sie die Lage um den Run soweit unter Kontrolle hatten, war er abgereist. 

Ein Gedanke, der sie kurz zum Thema 'neue Teammitglieder' zurückbrachte, das sie bereits zuvor im kurzen Debriefing angesprochen hatten, „Regelst du die feste Aufnahme von Chang bei uns?“, fragte Snowcat Doc.

Er nickte und lächelte, „Sehr gern. Allerdings würde er das sicher lieber von dir hören.“

„Das mag sein. Ich hätte auch nichts dagegen, mit ihm zu sprechen, doch ich glaube, ich habe nachher anderes zu tun. Es wäre aber schön, wenn wir ihn so bald wie möglich fest ins Boot holen, da er das wollte und ich ihm gerne einen Fixpunkt in seinem Leben geben würde, dem er irgendwann mal vertrauen kann.“

Mystère meinte, „Ich denke ma chére, du kannst das mit dem Fixpunkt bewerkstelligen.“

Die dezimierte Führungsliga von UC erörterte das Thema Sextant noch weitere Momente lang hin und her und kam dann überein, dass Snowcat die besten Connections hatte, um den Sextanten unterzubringen. Da sie nicht all zu viel Zeit hatten bis man den Diebstahl der Ladung bemerkte und da man das Artefakt nicht ewig durch die Stadt fahren konnte, machte Snowcat sich auf den Weg und ließ sich von Shark Finn in ihr Appartement in Downtown fahren. 

Wie eilig es auch immer war, Zeit für eine Dusche musste sein und zwar für eine ausgiebige. Währenddessen machte sich Henry fröhlich daran für Shark Finn Frühstück zu zu bereiten. Der Hausgeist liebte es für den Kerl Essen zu machen, einfach weil der Fomori im Verhältnis riesige Portionen verdrücken konnte. Die zwei waren also beschäftigt und da Softpaw versuchte von Shark Finn Häppchen zu erbetteln, war das Tier auch abgelenkt, denn ihre Magie brachte ihr hier nur wenig und sie musste auf herkömmliche Katzenmethoden zurückgreifen.

Snowcat warf sich also im Bademantel aufs Bett und rief bei Harlequin an. Es dauerte einen Moment bis er abnahm, doch zumindest grinste er.

»Hey. ich wollte dir nur sagen, dass ich wieder zurück bin.« Sie kam näher an die Kamera heran und flüsterte verschwörerisch, »Und ich hab auf der letzten Reise einen richtigen Schatz gefunden.«

Harlequin hob eine Augenbraue, »Einen Schatz oh, das klingt aufregend.«

»Ist es auch. Leider kann ich dir über Commlink nicht mehr darüber erzählen. Aber wenn du hier wärest, dann könnte ich das.«

»Wo ist denn hier?«

»In Seattle. Allerdings muss ein Teil des Schatzes in Bewegung bleiben und so kann ich nicht versprechen, dass ich die ganze Zeit hier bleibe. Ich werde mich zudem bei Ehran melden und ihn wegen einer Sache um Rat bitten.«

Das bisschen Interesse, das Harlequin gezeigt hatte, verschwand aus seinem Gesicht. »Ehran? Wie langweilig. Aber ich weiß ja jetzt, wo ich dich finde.«

Hmm? Irgendwie zeigte ihr Anruf nicht die erhoffte Wirkung, »Genau und wenn ich meine Position ändere, dann melde ich mich bei dir.« Sie schickte einen Kuss in die Kamera, »Sag maaal, - wenn du vorbeikommen solltest, wann kann ich dann mit dir rechnen?«

»Morgen irgendwann.«

»Gut, dann vielleicht bis morgen irgendwann.« Sie sandte ihm einen weiteren Luftkuss und beendete die Verbindung. 

Irgendwie wusste sie nie, woran sie bei Harlequin war und genau aus diesem Grund schickte sie ihm eine schriftliche Nachricht hinterher und benutzte einfach die Verschlüsslung, die sie von Ehran hatte. Zudem verfasste sie den Text in Alt-Sperethiel, sicher war sicher, obwohl sie in dieser Sprache nicht gerade sicher in der Orthografie war. ›In dem Schatz befand sich unter anderem ein Navigationsgerät, dessen Aura man nur schwer verbergen kann.‹ Bestimmt konnte Harlequin damit etwas anfangen. Snowcat hoffte damit ein enttäuschtes, ‚Das ist für dich ein Schatz?‘, ebenso zu verhindern, wie ein, ‚Warum hast du das nicht gleich gesagt?‘ Er sollte den Weg zu ihr ja nicht umsonst machen.

Sie hatte ihr Commlink noch nicht ganz aus der Hand gelegt, da war auch schon eine Antwort da. ›Wo hast du den Schatz denn gefunden?‹

Ihre Erwiderung war simple, ›Bei einigen Südamerikanern.‹

Diesmal wartete Snowcat einen Moment und tatsächlich erhielt sie nochmals Antwort, ›Dann solltest du aufpassen, es sei denn, du möchtest das Sprichwort wahr machen und in interessanten Zeiten leben.‹

Sie grinste und schrieb, ›Ja, ich passe auf, das gute Stück fährt umher und ich suche nach einer Lösung.‹

Gleich im Anschluss änderte sie den Empfänger und wandte sich an Ehran, ›Meister, ich habe etwas sehr wertvolles gefunden. Ich benötige dringend deinen Rat. Ich bin in Seattle. Über eine Rückmeldung wäre ich sehr dankbar. ‹

Snowcat trat an ihren Kleiderschrank und freute sich, aus dem inzwischen schon ziemlich reichhaltigen Angebot auswählen zu können. Sie entschied sich für das kurze hellblaue, schulterfreie Kleid mit den rosa und weißen Blüten.

Sie band gerade ihr eisweißes, hüftlanges Haar zusammen, als die Antwort von Ehran eintraf: ›Sei bitte zu nächsten vollen Stunde in der Universität in Downtown im Lesezimmer drei und nimm astral wahr. Gib mir bitte innerhalb von fünf Minuten bescheid, falls du es in dieser Zeit nicht dorthin schaffst.‹

Snowcat sah auf die Uhr. Es waren noch knapp 40 Minuten bis 10.00 Uhr. Das konnte sie schaffen. 

❄❄

Shark Finn wartete vor dem für Snowcat bereits reserviertem Leseraum. 

[Song 3: Hans Zimmer- A Hard Teacher (Last Samurai Score)] Punkt 10.00 Uhr nahm sie astral wahr. Ehrans astrales Abbild materialisierte sich. Sein Astraler Körper trug einen an die Mode der Renaissance angelehnten Anzug. Snowcat war sich ziemlich sicher, dass sich dieser Anzug von dem unterschied, den seine astrale Projektion das letzte Mal angehabt hatte, doch sie nahm sich nicht die Zeit, sich genauer darauf zu konzentrieren. Stattdessen kam sie direkt zur Sache und berichtete direkt und ohne sich mit Umschreibungen aufzuhalten, was ihr Auftrag gewesen war und was sich schließlich alles in der Ladung befunden hatte. Als sie den Sextanten der Welten erwähnte, hob Ehran überrascht eine Augenbraue. 

„Wie lange befindet sich das Artefakt in deinem Besitz?“ 

„Seit 31 Stunden.“

„Du weißt, dass viele hinter dem Artefakt her sind und einige in der Lage sein könnten, es aufzuspüren?“

Snowcat nickte, „Ich weiß, aber wir haben alles dafür getan, dass der Verlust der Ladung unentdeckt bleibt und zudem ist es unterwegs. Einige aus dem Team fahren es umher.“

Ein leichtes Schmunzeln, das mit irgendetwas anderem unterlegt war, huschte über Ehrans Aura, „Wenn es unterwegs ist, ist das besser als nichts.“

„Das dachte ich auch. Kannst du dir einen Grund vorstellen Meister, warum gerade der Sextant für dieses Ritual wichtig ist? Es waren noch vier weitere Artefakte in der Ladung, bei weitem nicht so potent, doch immerhin hatten sie eine selbstständige Aura. Ich würde zu gerne wissen, was es mit diesem Ritual auf sich hat.“

In seiner ihm eigenen sachlichen Art meinte Ehran, „Über das Ritual reden wir später. Was gedenkst du mit dem Sextanten zu tun?“

Er hatte es wieder geschafft sie mit einer seiner Frage zu fokussieren. „Ich möchte es an jemanden geben, der es zu schätzen und zu schützen versteht. Gerecht wäre es, es seinem rechtmäßigen Besitzer wieder zu geben. Aber genau weiß ich nicht, was ich damit tun soll. Darum brauche ich ja deinen Rat.“ 

„Defacto gehört es der Draco Foundation und ich bin sicher, sie sind bereit einen Finderlohn zu zahlen.“ 

Snowcat lächelte, „Das dachte ich mir auch, aber ich möchte es nicht in falsche Hände geben. Abgesehen davon, kann ich es nicht einfach in der Zweigstelle der DF hier in der Stadt abgeben.“

„Das ist schon klar. Du nennst die Draco Foundation, doch was ist denn dein Ziel? Was möchtest du damit erreichen?“

Sie überlegte kurz und sagte dann, „ Ich würde es gerne so lange wie möglich von Aztlan fern halten.“ Sie zögerte, fuhr dann aber fort, „Die Foundation hat ihn schon öfter verloren. Vielleicht gebe ich es dann doch lieber an einen Drachen. Ein großer Drache sollte die Macht haben, es eine lange Weile zu behalten.“

Ehrans Aura blieb völlig neutral, „Und wenn der Drache dann damit ein Ritual macht?“ 

Sie seufzte, „Stimmt. Das kann ich nicht absehen. Ich könnte ihn vernichten, aber das will ich nicht. Ich dachte auch schon daran, ihn zu vergraben und es dem Zufall zu überlassen, wann es wer wieder findet.“

Ehran merkte an, „Das halte ich für keine gute Idee, dann kennst du als einzige den Ort an dem es vergraben ist. Das wäre sehr gefährlich.“ 

Sie winkte ab, „Das habe ich bedacht, ich würde Laés nehmen, um den Ort zu vergessen.“

Eine leichte Besorgnis schwang in Ehrans Worten mit, „Das wird man dir nicht glauben. Oder zumindest wird ein aztlanischer Folterknecht das aus Prinzip zu lange in Frage stellen. Kommt es dir darauf an, dass das Artefakt nicht wieder oder lange Zeit nicht wieder  in die Hände von Aztlan fällt oder geht es dir um etwas anderes? Was ist dir, damit mein ich dich persönlich, wichtig?“

Snowcat überlegte eine ganze Weile und wog einiges neu ab. Doch man konnte nicht alles bedenken. Darum sagte sie, „Eigentlich nur, es gefühlt in die richtigen Hände zu geben. Zeit ist relativ und es ist schwer eine moralische Entscheidung zu treffen. Es denen zu geben, denen es gehört, fühlt sich dann doch am Besten für mich an. Wenn ich es überdenke, dann ist die Draco Foundation wohl das Beste, was ich tun kann.“

Ehran lächelte, „ Ja, das ist eine gute Wahl. Ich möchte nur sicher gehen, dass du dich dann nicht verantwortlich dafür fühlst, was danach damit geschieht. Das Artefakt hat eine bewegte Geschichte und es ist nicht leicht, es an einem Ort zu halten.“

Snowcat grinste ein wenig, „Ich fühle mich nicht für das ‚Danach' verantwortlich. Wenn es den Aztlaner gelingt, es wieder zu bekommen, dann haben sie es vielleicht auch verdient. Ich möchte es aber innerhalb der Foundation nicht an den Falschen geben.“

„Das verstehe ich. Nun, du kennst jemanden, der gut mit dem derzeitigen Leiter der DF befreundet ist.“

Snowcat konnte nie erahnen, was Ehran über Harlequin dachte. Ehrans Aura war unglaublich schwer zu lesen, selbst jetzt, wo sie so offen vor ihr stand. Doch zumindest wusste sie, dass er Harlequin gemeint hatte, „Gut, dann frag ich ihn.“

Ehran legte die Fingerspitzen seiner Hände aneinander und wechselte interessiert das Thema, „Und nun zum Ritual und den anderen Dingen aus der Ladung.“ 

„Oh ja. Das Greifen-Ei werde ich an als anonyme Spende an den Zoo in Seattle geben und den Merlinfalken werde ich frei lassen.“ 

Ehran wirkte zufrieden, „Eine gute Wahl.“ 

„Der materielle Link von dem gesprochen wurde, werden wohl die Drachenkrallen sein. Kann man über die astrale Signatur der Krallen den Drachen identifizieren?“

Ehran lächelte, „Sicher, theoretisch kann man das. Jedenfalls wenn man die Aura des Drachen schon einmal gesehen hat.“

Snowcat musste kurz lachen, „Da wird es wohl nur wenige geben. Was für ein Ritual könnten sie wohl vorhaben?“

„Hast du schon die anderen Artefakte einer Epoche zuordnen können? Es wäre interessant zu wissen, aus welcher Zeit sie stammen.“

Snowcat schüttelte den Kopf, „Nein, das habe ich nicht.“

Ehran hob eine Augenbraue, „Wieso nicht? Sie befinden sich doch bereits 31 Stunden in deinem Besitz!“ 

Snowcat war sich nicht sicher, aber sie hoffte, dass Ehran soeben einen Scherz gemacht hatte. Dennoch rechtfertigte sie sich, „Ich hatte noch anderes zu tun. Zum Beispiel die Aztlaner von unserer Spur abzubringen. Ehrlich gesagt, hab ich nur sehr wenig Zeit mit den Dingen verbracht. Ich könnte die Sachen nach Boston bringen und sie dann genauer studieren.“

„Die Zeit wirst du neben dem Studium nicht haben.“ - Puh, es war also wirklich ein Scherz gewesen. Dafür hatte er ihr soeben den Hinweis auf das Studium serviert. „Du wirst also einen Experten zu Rate ziehen müssen. Hier in Boston könnte sich vielleicht jemand finden lassen.“

Snowcat grinste, „Das glaube ich auch. Eventuell bekäme ich in La Paz mehr über das Ritual raus,  am Liebsten würde ich dorthin. Aber das lässt sich nicht so leicht bewerkstelligen. Selbst wenn ich den genauen Ort kenne.“

Wieder war da ein Hauch von Besorgnis in Ehrans Ton, „Wenn du denn Ort kennst, solltest du vielleicht andere aus deinem Team hinschicken. Welche, die für die Gegebenheiten besser gewappnet sind.“

Snowcat seufzte, „Ich weiß noch nicht, aber ich werde da sicher nicht einfach unvorbereitet auftauchen. Erstmal kümmere ich mich darum, dass der Sextant weg kommt. Dann sehe ich weiter.“ 

„Gut, sei vorsichtig! Es wäre bedauerlich, wenn dir etwas passiert.“, betonte Ehran, was für einen disziplinierten Lehrer wie ihn schon ein höchst emotionales Zugeständnis war. 

Snowcat lächelte, „Keine Sorge! Wenn jemand vor mir steht, der das Artefakt will, gebe ich es ihm, bevor ich mir was tun lasse.“

„Gut.“, Ehran nickte zur Bestätigung.

„Vielen Dank für deine Hilfe Meister und vielen Dank dafür, dass du so schnell gekommen bist und die Mühe auf dich genommen hast.“

Ehran lächelte milde, „ Nun, du hattest geschrieben, dass es dringend ist. In Boston hätten wir uns leichter treffen können.“

Snowcat hatte den Wink sofort verstanden. Eine Spur schlechten Gewissens machte sich in ihr breit. „Stimmt! Doch das Team arbeitet von hier aus.“ Snowcat lächelte charmant, „Du hast recht, ein Treffen in Boston wäre einfacher und zudem schöner gewesen. Ich kehre so bald wie möglich nach Boston zurück.“, versprach sie.

„Dann bis später. Pass auf dich auf!“

„Das tue ich, bis später Meister.“

Ehran hob die Hand zum Gruß und verschwand.

Snowcat kehrte zur Normalsicht zurück, zog ihr Commlink hervor uns sandte eine neue verschlüsselte Nachricht an Harlequin, ›Hey, ich noch mal. Kannst du mir einen vertrauenswürdigen Kontakt zur Draco Foundation besorgen? Doublekiss.‹

Auch diese Antwort kam prompt zurück, ›Ich lande in anderthalb Stunden.‹

❄❄

Harlequin hatte nicht erwähnt, wo er landen würde und Snowcat hatte nicht gefragt. Dennoch war sie mit Shark Finn auf gut Glück zum SeaTac Airport gefahren, wo sie nun in der Mainhall wartete. Nach Ablauf der 1 1/2 Stunden sandte sie ihm eine Nachricht mit ihrem Standort, dann kaufte sie sich die neueste UCAS- Ausgabe von Harpers Bazaar und zog die Datei auf ihr Commlink. Snowcat blätterte nur einige Minuten durch die neuesten Modetrends und dann entdeckte sie die Gestalt von Harlequin auch schon. Er schlenderte in Jeans, T-Shirt, Cowboy-Stiefeln und Lederjacke direkt auf sie zu. Lässig über die linke Schulter geworfen, trug er einen ledernen Rucksack, der Abnutzungsspuren aufwies.

Snowcat warf sich in seine Arme und als sie sich küssten und sie seinen Duft einatmete, war ihr sogleich bewusst, warum sie ihm gestern auch in dieser Hinsicht treu geblieben war. 

Nach der kameradschaftlichen Begrüßung mit Shark Finn sah Harlequin Snowcat tief in die Augen und meinte leise, „Wie sollten irgendwo hingehen, wo wir uns ungestörter unterhalten können.“

Ach ja - unterhalten, da war ja was. Sie lächelte,  „Wie wäre es mit meinem Appartement?“

„Eine ausgezeichnete Idee.“

Auf der Fahrt betrieb Snowcat Smalltalk über eine neue Kunstausschreibung, von der sie eben in dem Magazin gelesen hatte. Harlequin plauderte mit, doch irgendwie wirkte er dabei ernster, als sie es erwartet hätte.

Shark Finn begleitete die beiden bis vor die Appartementtür, dann verabschiedete er sich, wie unterwegs besprochen. „Aber du bringst sie zu mir zurück!“, erklärte Shark Finn bestimmt und erhielt von Harlequin als Antwort ein Augenzwinkern, womit der Fomori sich überraschender Weise zufrieden gab. Aber es war ja auch nicht das erste Mal, dass Snowcat mit Harlequin allein Zeit verbrachte.

In der Küche rumpelte es. 

Bis zu ihrem Eintritt hatte Henry laut pfeifend von Hand abgewaschen, doch als er Harlequins Stimme hörte, verschwand alles mirakulös schwebend in Schänken oder Geschirrspüler. Henry begrüßte Harlequin mit einer tiefen Verbeugung und die voll gefressene Softpaw hob müde eine Augenbraue und schnurrte kurz. 

Snowcat hatte die Schuhe ausgezogen, setzte sich dicht neben Harlequin auf die Couch und schaltete den Whitenoise-Generator an, den er völlig ignorierte. Er blickte sie erwartungsvoll an. 

Henry servierte eilig frische Limonade. Snowcat trank einige Schlucke, wandte sich Harlequin zu und erzählte freudestrahlend, temperamentvoll und ziemlich ausführlich, wie und was für einen Schatz sie gefunden hatte. 

[Song 4: Ed Sheeran - I See Fire] Harlequin hatte konzentriert zugehört und relativ ernst wenige Zwischenfragen gestellt. „Und du hast schon mit dem alten Schwätzer darüber gesprochen?“

Sie nickte, „Ja, habe ich. Vor zwei Stunden astral. Er hat mir nichts nahe gelegt, aber meine Entscheidung, den Sextanten an die Draco Foundation zu geben, hält er für gut.“

Harlequin lächelte leicht und fragte dann, „Und der Sextant war wirklich rein zufällig in der Ladung? Es deutete vorher nichts darauf hin?“

„Genau so war es. Obwohl ich kurz auf die Idee gekommen bin, er könnte da sein, als bei dem Gespräch in der Limousine erwähnt wurde, dass das entscheidende Artefakt zuletzt dort verloren ging. Ist das nicht aufregend? Nun hat das Artefakt schon zum zweiten Mal meinen oder besser gesagt, den Weg von UC gekreuzt.“

Harlequins Mund grinste und das Grinsen erhielt durch sein rotes Karo-Make Up etwas diabolisch Belustigtes, allerdings blickten seine Augen weiter ernst drein. Langsam fragte Snowcat sich, ob am schlechten Ruf des Sextanten mehr dran war, als sie selbst glaubte.

Snowcat fuhr fort, „Unser Auftraggeber war an der Ladung nicht interessiert. Es ging dem Auftraggeber einzig und allein nur darum, die Ladung abzufangen. Ich würde jetzt natürlich auch gerne wissen, was für ein Ritual geplant ist. Die Drachenklauen sind doch der materielle Link von dem gesprochen wurde, was meinst du?“ Bei Ehran hatte die Frage nicht genutzt, aber vielleicht rückte Harlequin ja eine Antwort raus.

„Hatte dieser Kwahu nicht von einer Einheit gesprochen? Wie viele Einheiten Drachenklauen waren denn in der Ladung?“

Snowcat antwortete zögernd, „Ich weiß nicht genau, eine vielleicht?“

Harlequin hob eine Augenbraue, „Wozu studierst du denn?“

Na toll, fehlte bloss noch, dass er gesagt hätte, ‚wozu lässt Ehran dich denn studieren‘. In ihrer Art zu antworten, waren sich Ehran und Harlequin so ähnlich. Keiner von beiden gab eine einfache Antwort, sie taten nicht mal ihre Meinung kund. Sie fragten gegen. Aber sie würde den Teufel tun und sich mit Harlequin verbal anlegen, also sagte sie, „Ich hatte noch nicht soviel mit Drachenklauen zu tun, aber es wird eine Einheit sein und da ich an einzelnen Einheiten nur noch Greifen-Ei und Baumharz Schrägstrich Baumsaft habe und ich die als materiellen Link ausschließen kann, sind es die Klauen.“

Er nickte, „Was kannst du denn aus den Dingen in der Ladung noch schließen, wenn wir die Artefakte außen vorlassen? Zähl doch bitte noch mal auf.“

Sie folgte gehorsam.

Harlequin grinste leicht, als sie die Einheiten sogfältig bezifferte. Dann fragte er, „Wozu braucht man die Rinde des Sangre del Diablo-Baumes so im Allgemeinen? Weißt du das?“ Er tippte ihr zärtlich mit dem Finger auf die Nasenspitze

Sie überlegte, „Wenn man sie bei der Herstellung von Foki verwendet, erhöht sie die Stärke von Kampfzaubern.“

Wieder nickte Harlequin, „Genau und der Saft des Drago Baumes?“

„Das verstärkt Heilzauber.“

„Wieder richtig. Da ist viel mehr Rinde, als Saft. Im Verhältnis von 10 zu 1. Beide Bäume kommen hauptsächlich in Südamerika und der Gegend um Bogotá vor. Eine Erklärung könnte sein, dass man die Waren in der Wüste aufgeladen hat. Doch wie auch immer, wenn wir annehmen, dass das Verhältnis absichtlich ist und wir das alles mit dem zusammen nehmen, was sonst bekannt ist, würdest du was vermuten?“

„Dass es bei dem Ritual um einen Kampfzauber gegen einen Großen Drachen geht.“ 

Er lächelte, „Na siehst du, da hat sich das Zählen und Notieren doch gelohnt. Ich wusste, dass du das kannst.“

Snowcat lachte zufrieden, „Schön, dass ich dich nicht enttäuscht habe und gegen welchen Drachen richtet sich nun das Ritual?“

Harlequins Augen blickten weiter ernst drein, doch seine Stimme klang fröhlich, „Gut, testen wir dein Wissen über Drachen. Welchem großen Drachen könnte Aztlan an die Schuppen oder Federn wollen?“

Drachen, darüber war Snowcat viel weniger bekannt, als sie sich wünschte, doch ein paar Dinge lagen ja auf der Hand, „Wegen des aktuellen Krieges, ist da zunächst Hualpa, sozusagen als große Führerin und Staatsoberhaupt von Amazonien. Und Ghostwalker, der immerhin Aztlan aus Denver rausgeworfen hat.“

„Ja, beides stimmt. Bei Ghostwalker würde ich mich aber fragen, warum jetzt? Fällt dir noch einer ein.“

Snowcat überlegte, zunächst kam sie nicht darauf, -ob Harlequin ihr den Namen wohl verraten würde, wenn sie fragte? Aber dann fiel es ihr doch ein und sie musste gar nicht fragen. „Natürlich. Da wäre noch Sirrurg. (Siehe Mail von Steel Termin 14/12) Er hat vor gar nicht so langer Zeit, im Januar 2072, einen Großangriff gegen eine Militärbasis von Aztlan gestartet, den er persönlich angeführt hat. Wobei über 5000 aztlanische Soldaten starben und die Basis dem Erdboden gleich gemacht wurde. Bilder zeigten, wie Sirrurg einen überdimensionalen Blitz zauberte, der Teile der Stadt einhüllte. Dieser gewaltige Blitz tötete die Metamenschen, egal welcher Rasse und welchen Alters, verschonte aber Pflanzen, Gebäude und Tiere. Beängstigender Weise stellte sich später noch heraus, dass der Zauber eine natürliche Todesursache, wie einen Herzinfarkt oder ähnliches, bei den Opfern ausgelöst hatte.“ 

Snowcat wurde sehr, sehr nachdenklich, leiser sagte sie, „Sirrurg ist also die Möglichkeit die nahe liegt und sogar durchaus verständlich ist. Denn wenn ich es hart ausdrücke, handelt es sich bei dem Ritual dann um Rache, aber wohlwollend könnte man es als notwendige Kriegshandlung zum Schutz der eignen Bevölkerung sehen.“ 

Verdammt, wieder einmal gab es kein Gut und Böse und kein Schwarz oder Weiß, da war nur eine Suppe dunklen Graus. Zumindest sprach das für Jared, der sicher nur seine Heimat schützen wollte. Dieser Gedanke machte Snowcat traurig. Sie griff nach Harlequins Hand und danach ging es ihr gleich besser. „Weißt Du“, sagte sie noch leiser, „Ich hatte sogar schon daran gedacht, den betroffenen Drachen zu warnen, aber das scheint mir nun keine gute Idee.“

Harlequin führte ihre Hand zu seinem Mund und küsste sie zärtlich, „Im Fall von Sirrurg wäre das schwer geworden. Er lebt davon, dass niemand weiß, wo er zu finden ist. Abgesehen davon, sollte man sich nie leichtfertig auf einen Deal mit Drachen einlassen, du kennst ja die Redewendung.“

Snowcat kuschelte sich in Harlequins Arm, „Ach was, ich glaube, das ist alles nur schlechte Publicity. Drachen sind sicher freundlicher, als man denkt. - An meiner Entscheidung, das Artefakt an die Draco Foundation zu übergeben, ändert das alles aber nichts.“

„Gut, dann trete ich gleich mal mit Aina in Kontakt, damit wir uns mit ihr treffen können.“

„Aina? Ja, das ist gut. Ich mag Aina. Sie ist nett. Obwohl, nett ist nicht der passende Ausdruck.“

„Sie kann auch nett sein.“

„Ja, das in jedem Fall.“, pflichtete Snowcat Harlequin bei, „aber nett beschreibt sie nicht annähernd. Sie ist faszinierend und eine beeindruckende Persönlichkeit.“ 

Das meinte Snowcat völlig erst und absolut als Kompliment. Sie hatte in ihrem Leben nicht sonderlich viele Frauen faszinierend gefunden oder gar zu ihnen aufgesehen. Vielleicht früher mal zu Sting, als diese noch Captain der Ancients war, aber das war schnell vergangen. Snowcat konnte sich durchaus vorstellen, dass sie mit jemandem wie Aina eines Tages sogar ein Gespräch führen könnte, wie man es mit einer Mutter, Tante oder großen Schwester tat.

„Auch das.“ Harlequin sah zu seinem Rücksack, „Für den Transport des Artefakts habe ich jedenfalls meine ganz besondere Transporttasche mitgebracht.“

„Das war sehr vorausschauend von dir.“, schnurrte Snowcat. Sie setzte sich auf, krallte sich in sein T-Shirt und hauchte, „Gleich heißt nicht sofort, oder?“ Sie ließ sich zurückfallen und zog sanft an seinem Shirt. Für einen Moment zögerte Harlequin doch tatsächlich, aber dann folgte er dem Ziehen, beugte sich über sie und küsste sie leidenschaftlich.

Sie trafen sich in einer schlechten Gegend von Downtown mit dem Vierergespann, dass das Artefakt umher gefahren hatten. Sugmani war aufgedreht und fit, doch auf auf Bloods Gesicht zeigten sich Spuren von Anstrengung, die sich schnell zu einem giftigen, genervten Ausdruck wandelten, als er Harlequin erblickte. Die Begründung war leicht, Blood hatte noch kein Long Haul genommen, um die Zeitraum gegebenenfalls länger strecken zu können und sich mit Kaffee bis hierher gebracht.

„Ich freu mich für Sonntag auf mein Bett.“, meinte Suggi sofort nach der Übergabe, „Ich werde 48 Stunden lang schlafen, wie eine Tote. Also beerdigt mich nur, wenn ihr wirklich sicher seid, dass ich im Schlaf gestorben bin.“

Am Flughafen wartete ein Privatjet mit Piloten auf sie, den Harlequin kurzfristig organisiert hatte und bereits am Freitag Abend hoben sie ab. Ihr Ziel hieß London. 

Beim Einsteigen meinte Snowcat grinsend, „Auf die Art kann der Rucksack mit dem wertvollen Inhalt wenigstens nicht verloren gehen.“

Harlequin winkte ab, „Die Gefahr besteht nicht. Das ist ja kein Koffer. Einen Rucksack habe ich noch nie verloren.“

Dass mit dem Privatjet freute Snowcat sehr. So konnte sie den mehrstündigen Flug mit Harlequin knutschend und auf andere Weise intim verbringen. Beiden fehlte es da nicht an Ausdauer.

Snowcat trug ihr Minikleid aus weißer Spitze unter dem der Stoff der himmelblauen Unterwäsche hervorblickte. Den schwarzen, breitkrempigen Hut hatte sie nicht nur aus modischen Gesichtspunkten aufgesetzt. Ein Hut schützte unglaublich gut dagegen, von hoch fliegenden Überwachungsdrohnen oder gar per Satellit erkannt zu werden und auch anderen Überwachungskameras bereitete ein Hut Schwierigkeiten. Gepaart mit einer Sonnenbrille verstärkte sich der Effekt. 

Ein Rolls Royce Phaeton erwartete die beiden Elfen am Hangar. Ein adretter Ork im Anzug stellte sich als Todd vor, nahm zumindest Snowcat ihr Gepäck ab, hielt den beiden die Tür zur Limousine auf und erklärte, „Mit den besten Grüßen der Countess Of Arran, werde ich sie chauffieren, wenn sie erlauben.“

Innerlich seufzte Snowcat verträumt, Countess Of Arran, dass klang einfach wundervoll und bedeutend. So einen Titel würde sie eines Tages auch gerne mal haben. Natürlich nur mit dem entsprechenden Geld. Wenn sie an das Schloss von Aina dachte, träumte sie gleich weiter und schwelgte zudem in der Erinnerung von den Stunden am Lake in den Highlands, die sie dort mit Harlequin verbracht hatte. 

Aina hatte sich einen Namen gemacht, den keiner so bald vergessen würde. Ob man wohl einen Earl heiraten musste um Countess zu werden? 

„Woran denkst du Liebste?“, fragte Harlequin sanft.

Hupps, erwischt, das für ihren Hautton typische Lila drohte ihr in die Wangen zu fahren und sie unterdrückte es gerade noch. „Ich überlege, wie viele Earls und Dukes es ihr in England gibt?“ Sie grinste Harlequin zuckersüß und kindlich an, „Wenn ich groß bin, möchte ich auch so einen hübschen Titel haben. Natürlich mit allen Drum und Dran, wie Geld und Land. Wofür ich dann wohl einen Earl heiraten muss, damit er echt ist. Jedenfalls erscheint mir das preiswerter als einen Titel zu kaufen und wahrscheinlicher, als ihn zu erben.“ Ihr lag noch auf der Zunge zu sagen, dass Harlequin während der hoffentlich kurzen Ehe ihr Geliebter bleiben dürfe, wenn er wolle, aber das wagte sie dann doch nicht. Sie griff stattdessen lieber nach Harlequins Hand.

Die Limousine fuhr sie durch den London Sprawl bis hin in eine bessere Gegend voller herrschaftlicher Häuser und kleiner Anwesen. 

Eines gehörte wohl der Countess Of Arran, denn der Chauffeur fuhr auf das Gelände, parkte vor dem Haupteingang und öffnete ihnen die Tür.

[Song 5: Loreena McKennitt - The Mummer’s Dance] Aina freute sich sehr, Snowcat wieder zu sehen. Jedenfalls wirkte es so. Snowcat war sich sicher, dass die außergewöhnlich aussehende, zarte Elfe mit tiefschwarzer Haut und weißem Haar jedem alles weiß machen konnte, wenn sie denn wollte. 

Aina hatte einen kleinen Brunch vorbereiten lassen. Selbstverständlich waren die dargebotenen Lebensmittel alle echt. Aina trank Tee und schenkte Kaffee ein und betrieb lockeren Smalltalk. Sie erkundigte sich im Plauderton nach den aufregenden Dingen, die Snowcat wohl so innerhalb des letzten Jahres erlebt hatte. Wie die letzten Male, als die beiden aufeinander getroffen waren, war Aina wirklich an Snowcat und ihrem Leben interessiert und Snowcat begann warmherzige Gefühle für Aina zu entwickelnd Wes dann auch wie bei den letzten Malen war.

Snowcat tat Aina den Gefallen und erzählte von Kairo, Istanbul, dem Jialong und der Horizon Theme Park Eröffnung. Die Details, die mit den Runs zu tun hatten, ließ sie natürlich aus, auch wenn ihr das nicht immer ganz leicht fiel.

Harlequin mischte sich kaum in das Gespräch ein.

Nach über einer Stunde fragte Aina charmant, „Und welches besondere Ereignis führt dich nun heute zu mir?“

Aina rieb sich nachdenklich über die linke Schläfe, „Du hast ihn zufällig gefunden und möchtest ihn der DF gegen einen Finderlohn zurück geben? An welche Summe dachtest du denn dabei?“

Snowcat antwortete schnell, „100.000 Nu¥.“

Aina war sichtlich überrascht, „100.000 Nu¥? Womit habe ich einen solch großzügigen Bonus verdient?“ Nach einer kurzen Pause meinte sie, „Und wie viel verlangst du dafür, wenn du ihn noch eine Weile behältst?“

Nun war es an Snowcat, überrascht zu sein und sogar Harlequin hob eine Augenbraue. Aina lachte kurz, erklärte dann aber, dass sie nicht wolle, dass die DF das Artefakt gleich wieder verlor, und dass sie darum noch einige Vorbereitungen zu treffen habe und, dass zu vermuten sei, dass immer noch viele Gruppen hinter dem Sextanten her waren.

„Na ganz bestimmt Aztlan, damit sie ihr Ritual bestreiten können!“

Jetzt wurde Aina hellhörig, worauf Snowcat zum dritten Mal innerhalb weniger Stunden berichtete, was sie über ein solche Ritual wusste und zu wissen glaubte. 

Aina vernahm das alles mit äußerstem Interesse. „Die Aztlaner wollen also ein Ritual abhalten, das den Sextanten der Welten mit einbezieht. Natürlich wird es etwas mit Blutmagie oder auch Lebensmagie zu tun haben, wie immer man das bezeichnen will.“

Snowcat merkte an, „Für mich ist die Unterscheidung ganz einfach. Wird das Blut freiwillig gegeben, ist es Lebensmagie. Wird es unfreiwillig gegeben und somit mit Gewalt genommen, handelt es sich Blutmagie. Und zwar unabhängig davon, welche magischen Auswirkungen der Einsatz am Ende hat “  

Aina nickte langsam, „Schön und weise zugleich.“ Sie sah zu Harlequin hinüber,  „Du hast wirklich Glück!“

Einen Moment wirkte Aina gedankenversunken, dann erklärte sie, „Ich halte für den Sextanten der Welten einen Finderlohn von 500.000 NuYen für angemessen, den ich dir auszahlen werde. Damit ist dieser Handel abgeschlossen. Einverstanden?“

Snowcat neigte huldvoll den Kopf und antwortete, „Damit bin ich sehr gern einverstanden. Danke.“

„Des weiteren wäre mir aber wirklich wichtig, den Sextanten noch eine Weile nicht zu haben, bis alles vorberietet ist. Ich könnte jetzt natürlich nach einem Team suchen, dass das für mich macht, aber du bist gerade hier und ein besseres Team würde ich wahrscheinlich schwer finden. Glaubst du, dass du die richtigen Leute dafür hast?“

„Du meinst dafür, das Artefakt umher zu fahren. Zum Beispiel auf dem Wasser? Und um zu verhindern, dass es jemand anderes bekommt?“, fragte Snowcat nach.

„Genau dafür!“, bestätigte Aina.

Snowcat nickte, „Ja. UC kann das. Für wie lange denn?“

„Ich weiß nicht genau. Ein paar Wochen oder ein bis zwei Monate.“

„Ja das geht!“

Aina war erfreut, „Sehr schön.“ Dann strich sie sich nachdenklich über den Bürstenschnitt ihrs Haars. „Selbstverständlich möchte ich auch gern wissen, was es mit dem Ritual auf sich hat. Meinst du, dass du auch dafür die richtigen Leute an der Hand hast?“

Snowcat grinste verschmitzt, „Ja. Bei UC sind viel gute Runner. Ich bin davon überzeugt, dass wir beide Jobs durchziehen können und das sogar gleichzeitig.“

Aina lächelte breit, „Das ist ja großartig. Dann vergebe ich zwei Jobs an euch.“

Unter den aufmerksamen Augen von Harlequin, der den Blick zwischen den beiden Frauen hin und her schweifen ließ, verhandelten sie. 

Am Ende hatten sie folgendes vereinbart: 1. würde UC für 50.000Nu¥ die Woche den Sextanten der Welten in Bewegung halten und gegen Angreifer verteidigen, bis Aina alles vorbereitet hatte und 2. würde UC für 100.000 NuYen so viele Fakten wie möglich über das Ritual sammeln und Aina alles zur Verfügung stellen, was sie bisher heraus bekommen hatten. Vornehmlich galt es die Fragen zu klären, um was für ein Ritual es sich handelte und gegen wen es gerichtet war. Sollte es UC dabei tatsächlich gelingen eine Kopie der Formel für das Ritual zu erlangen, dann bekämen sie dafür weitere 250.000 Nu¥

„Ich denke, du wirst dich an den Jobs beteiligen.“, mutmaßte Aina im Anschluss an die Verhandlung.

„Ja, das denke ich auch!“ In Gedanken arbeitete Snowcat schon an einer Reise nach La Paz. Aina nickte, „Verstehe. Sonst hättest du hier bleiben können und ich hätte dir etwas beigebracht, aber wahrscheinlich hast du schon genug gute Lehrer.“ 

Wow, was für ein Angebot, Snowcat freute sich sehr darüber und sie hätte es mehr als nur gern angenommen. „Ich habe sogar sehr gute Lehrer. Aber die kann man nicht genug haben. Ich würde sehr gern etwas bei dir lernen. Das wäre mir eine Ehre. Vielleicht darf ich ein anderes mal darauf zurückkommen. Denn ich muss ja zumindest das Artefakt zurück nach Seattle bringen und die Jobs starten.“

Aina nickte, „Das Angebot gilt. Auch für später.“

Snowcat strahlte, sie konnte es gar nicht fassen. Sie grinste Harlequin an, „Sag mal Harlequin, borgst du mir vielleicht deine Tasche bis Seattle?“ 

Er schüttelte den Kopf, „Ich verborge die Tasche nicht.- Aber dir borge ich sie, wenn ich sie für dich tragen darf.“

Snowcat küsste Harlequin auf die Wange, „Danke dir!“

Aina nannte Snowcat noch einen Namen: Robert Brown würde zwar nicht einfach zu treffen sein, da er viel in der Weltgeschichte unterwegs war, aber er war ein Experte auf dem Gebiet der Arcana- Archäologie und konnte Snowcat vielleicht Auskunft über die anderen Artefakte geben. 

❄❄

In der Nacht zum Sonntag kehrte Snowcat ins Bootshaus zurück. Das Artefakt ließ sie noch bei Harlequin, in dessen Rucksack, bis näheres entschieden war. Harlequin versprach Snowcat hoch und heilig, die gesamte Zeit über mit der Monorail hin und her zu fahren. Natürlich mit Sextant im Rucksack, wie er ihr nach ihrer Nachfrage bestätigt hatte. 

Blood war schlafen gegangen, Average befand sich bei Metge zur Nachbehandlung. Chang hatten sie zwar fest aufgenommen, ihn aber noch nicht ins Bootshaus eingeladen. TriXhot war gerade erst nach Seattle zurück gekehrt. Blackstone würde noch eine ganze Weile bei Ryan bleiben, doch der Rest des Teams saß in der Lounge beisammen.

Doc hatte gute Neuigkeiten gehabt. Vor wenigen Minuten hatte die Drohne ihre Position in La Paz bekannt gegeben und sie besaßen nun genauere Koordinaten. Das bedeutete zwar auch, dass der Verlust der Ladung nun bemerkt worden war, aber dazu hatte es ja kommen müssen.

Snowcat präsentierte nicht ohne inneren Stolz, den sie sich nicht anmerken ließ, die nächsten beiden Jobs, die sie aus London mitgebracht hatte. Natürlich erwähnte sie London oder Aina nicht mit einem Wort. Offiziell waren das Aufträge für die Draco Foundation und selbst damit wussten sie mehr über den Auftraggeber, als sonst üblich war.

Sie begannen sogleich mit der Planung. Sie legten fest auf welche Art sie den Sextanten in Bewegung halten wollten, denn dieser Job lief ja quasi bereits. Die Bootscrew bestand aus SpArcade, Shark Finn, Thunderstike, Suggi und somit Looks Like Bear, Mystère und Steel. 

Alle anderen, also TriXhot, Mystique, Blood, Chang, Average, FTW und Snowcat , würden nach La Paz gehen, um dem Ritual auf die Spur zu kommen. Zudem würden sie Metge anbieten, mit dorthin zu kommen. Für seinen zweiten Proberun sozusagen.

Doc fehlte auf beiden Listen. Er hatte Arcade gebeten, ihn unter einer Sondermission zu führen.

Shark Finn blickte noch einmal auf die Liste und sagte dann ernst, „Unser Plan hat einen Fehler.“ Er sah Snowcat an, „Du bist nicht auf dem Boot, ich aber schon.“

„Möchtest Du dann lieber mit nach La Paz?“

„Negativ.“, kam sofort von Thunderstrike, „Shark Finn ist neben mir der einzige, der sich mit dem Element Wasser gut genug auskennt. Er muss unbedingt mit an Bord.“

Snowcat sah Shark Finn in die Augen, „Aber auf dem Boot werden meine Fähigkeiten nicht gebraucht. In La Paz aber …“, sie brachte den Satz nicht zu Ende sondern drehte ab, „… Andererseits fällt mir gerade auf, dass ich mich in La Paz wirklich nicht sehen lassen sollte. Goodman könnte dort sein. Alle, die mit der Ladung zu tun hatten, werden paranoid sein. Sie werden jedem Hinweis nachgehen, den sie kriegen können und egal, wie ich aussehe, ich bleibe eine ungewöhnliche Frau, die man bemerkt. Das könnte ich nur durch eine magische Körpermaske verhindern und da ich nicht Zaubern kann, kann ich den Zauber nicht tarnen und man würde sehen, dass ein Zauber auf mir liegt. So ist es vielleicht sogar besser, ich gehe nicht nach La Paz. Denn wenn man Fragen stellt und irgendwie auf UC kommt, dann könnte es sehr viel Ärger geben.“

Arcade zog Snowcats Namen von der La Paz-Liste, auf die Boot-Liste

Doc nickte, „Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen. Wenn wir uns die Chance erhalten wollen, dass sie UC nicht für die Diebe halten, dann wäre es sogar gut, du tauchst irgendwo entfernt von dem Job auf. Ganz woanders.“

Snowcat überlegte kurz und gab dann zu, „Du hast Recht. Wenn Jared sich meldet, weil ihm etwas komisch vorkommt und ich irgendwo anders bin, dann könnte ich mich sogar tracen lassen und ihn so von jeder Idee abbringen.“ Sie zuckte mit den Schultern, „Ich könnte die Zeit zumindest nutzen, um einen Kontakt, den ich bekommen habe, nach den anderen Artefakten zu fragen. Wenn ich vorsichtig genug bin, sollte das gehen und so bekomme ich auch etwas über das Ritual heraus.“ Und außerdem konnte sie vielleicht noch Ainas Angebot annehmen und sich etwas von ihr beibringen lassen, aber diesen Gedanken sprach sie nicht aus. 

Sparky zog einen Schmollmund und Arcade eröffnete eine vierte Liste, in die sie 'noch ein Spezialauftrag' schrieb und Snowcats Namen hinein zog. 

Alls sahen zufrieden aus.

Shark Finn meldete sich, „Ähm, aber ich bin dann wieder bei dem ursprünglichen Fehler im Plan gelandet.“

Snowcat lächelte, „Ich werde in keiner Gefahrensituation sein.“

„Sehe ich anders.“, erklärte der Fomori, „Du hast vier Artefakte dabei und willst dich von Jared tracen lassen. Blackstone ist ja auch nicht da.“ Er kratzte sich am Kopf, „Vielleicht könnte dich Harlequin ja die Zeit über begleiten. Das würde mich beruhigen.“

„Ich frage ihn.“, versprach Snowcat.

Suggi schnachte laut. Sie hatte ihren Kopf auf den Tisch gelegt. Offenbar hatte das Long Haul aufgehört zu wirken.

Snowcat fragte Harlequin dann tatsächlich.

„Shark Finn ist doch ein Netter.“, erklärte er, „Da möchte ich ihn nicht enttäuschen und ihm den Gefallen tun.“

So Chummer, soweit das Intermezzo. Wer nun wirklich wo hingeht, was die Gruppen dabei erleben und ob UC heraus bekommt, worum es bei dem Ritual geht, wird demnächst hier zu lesen sein. Schau also bald wieder vorbei, omae. 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*