Episode 13/14 (vom 06.06.) Run 52/3

Welcome back, Omae!

Vielen Dank, dass Du auch heute wieder reinschaust.

Derzeit On The Run sind: AvEraGe, Blackstone, Blood, Chang, Steel, Metge, Mystère, Shark Finn und Snowcat. 

Datum in unserer SR-Timeline: 22.05.2073

Was bisher geschah: UC bekommt von der Nonne Schwester Christina Gonzales den Auftrag, eine Ladung Ingredienzien der Firma Pyramid Arcane Supplies aufzuspüren, aufzuhalten und den genauen Bestimmungsort in Erfahrung zu bringen. Angeblich ist die Ladung für ein Ritual bestimmt, dass Aztechnology gerade für oder mit Prä-Kolumbianischen Artefakten entwickelt. UC stellt das Team zusammen und macht sich nach L.A. auf. Neben Metge ist noch ein weiterer Neuer an Bord, der unauffällige Chang. In L.A. angekommen bezieht das Team das Safehouse und Average hört sich via Matrix nach Anhaltspunkten um. Das Ergebnis führt das Team in den Black Snake Shop und den Fight Club Gnasher. Am Ende der ersten Tages hat UC zwei Namen, die mit der gesuchten Ladung in Zusammenhang stehen könnten. Den Anasazi Jared Kwahu und den Angestellten von Pyramid Patrick Goodman.

Wir schalten uns am Morgen des nächsten Tages in das Geschehen zurück.

Wie immer, erleben wir alles aus den strahlend blauen Augen von Snowcat mit.

Deine Kommentare zur Episode passen am besten unter „A Tale So Far Part VII“ [LINK].

Eine Beschreibung der Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossar erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossar vorbei. [LINK]

Noch eine Kleinigkeit: die Songs zum Text sollen lediglich zur Stimmung beitragen und sind keine versteckten Hinweise. (Ich versuche immer Videos ohne störende Werbung raus zu suchen. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass sie auch ohne Werbung bleiben. Manchmal werden die Videos von Songs sogar schneller komplett entfernt, als ich die Episode hoch laden kann, darum nenne ich vorsichtshalber Künstler und Titel neben dem Link. Wegen Lizenzrechten muss ich bei You Tube immer öfter auf Coverversionen oder schlechte Live-Varianten zurückgreifen, oder ich finde ein anderen Anbieter. Die komplette Episoden-Playlist findest Du hier [LINK].)

Bereits Omae? Na dann los!

[Song 1: Lily Kershaw- As It Seems] Noch vor 6.00 Uhr weckte Snowcat der Signalton. Sie hatte ein Kissen im Arm. Wie fast immer, konnte sie sich an den Traum nicht erinnern, doch sie schien unruhig geschlafen zu haben, denn ihr Bett war zerwühlt. Das war auch nichts Neues und egal was sie geträumt hatte, es war nicht mal ein Gefühl zurück geblieben.

Sie drückte das Kissen kurz an sich. Wieder einmal wurde ihr bewusst, dass die schlimmste Zeit ihres hoffentlich noch sehr, sehr langen Lebens, bereits hinter ihr lag.

Schlaftrunken stand sie auf und schaltete den Schirm des falschen Fensters in ihrem Zimmer auf Außenansicht. Bald würde die Sonne aufgehen. Sie gähnte und streckte sich ausgiebig. Katze schlief auf einem Kissen auf einer Kommode und öffnete nur kurz ein Auge.

Ein Teil von Snowcat konnte immer noch nicht glauben, dass sie das wirklich tat. Der Rest von ihr setzte sich im Schneidersitz auf den Boden, wandte sich nach Osten und ließ mit dem Beginn des neuen Tages den gestrigen im Geiste Revue passieren, entwarf in Gedanken ein Bild, dass ihn symbolisierte und konzentrierte sie mit gleichmäßigen Atemzügen auf sich, ihre Umgebung und die Welt, die es heute zu entdecken galt. Einige tänzerische Übungen, die sie mit Anmut und Grazie vollführte, bildeten den Abschluss dieses kleinen Rituals. 

Snowcat war noch nicht ganz davon überzeugt, ob das Ritual wirklich am Morgengrauen durchgeführt werden musste, wie Harlequin erklärt hatte. Es bestand durchaus weiter die Möglichkeit, dass er das nur gesagt hatte, um sie, als eine Frau die gerne bis weit in den Vormittag hinein schlief, zu ärgern. 

Sie lächelte, zumindest fühlte sie sich erfrischt und bereit für den Tag. Sie blickte zum Bett. Harlequin hatte auch betont, dass nichts dagegen sprach, wenn sie sich nach dem Ritual noch mal hinlegte. Sie rang einen Moment mit der Verlockung, sich in die Kissen zu kuscheln. Doch da sie schon mal wach war, konnte sie auch frühstücken gehen. Selbstverständlich erst nach einer Dusche.

Erfrischt, duftend, hüftschwingend und abermals in den Cat-Suit gekleidet, ging Snowcat nach unten in den Wohnbereich des Safehouses. Nach und nach trudelten alle im Wohnzimmer ein. Nur Steel wartete vor der Tür. Er war immer noch in einem Motorrad. Snowcat sprach ihn über das Teamnetzwerk an, «Wie gut, dass es hier so selten regnet. Oder stört es dich nicht, wenn du im Regen stehst? Spürst Du das?»

«Was meinst Du damit?», fragte er nach.

Snowcat lächelte, «Im Allgemeinen werden Metamenschen nicht gerne nass geregnet.»

«Ach so. Ich merke den Regen, aber ich fühle mich nicht nass.», erklärte er.

«Gibt es einen Unterschied, ob du einen metamenschlichen Körper hast oder den jetzt?», wollte sie neugierig wissen.

«Nein, Regen stört mich nicht.», war seine simple Antwort. 

Snowcat freute sich. Der Tag war noch nicht sonderlich alt und sie hatte schon wieder etwas dazu gelernt. Sie nahm sich einen Eisweiß-Vitamin-Riegel aus dem Vorratsschrank und riss sich einen Becher mit selbsterhitzenden Soy-Cappuccino mit doppelt Koffein auf. Der Soycaf zischte und kurz darauf stieg Dampf empor. Mit dem Duft von echtem, frischem Kaffee hatte der Geruch nicht sonderlich viel gemein, vom Geschmack mal ganz zu schweigen, aber das Gebräu war dennoch heiß und belebend. Sie ließ sich gegenüber von Chang in einen Sessel fallen, drapierte ihre langen Beine über der Lehne, grinste kurz und sah dann zu Average rüber, „Average, könntest du bitte so lieb sein und dich mal nach diesen Anasazi umhören?“

Average meinte sofort, „Aber gerne doch.“, er schien erfreut über die Anfrage.

„Fein. Ich weiß nämlich nur, dass das Wort aus der Navajo-Sprache stammt und „alte Feinde“ bedeutet, was wiederum auf einen Konflikt mit den Hopi zurückgeht und, dass die ursprünglich kein Stamm waren, sondern, dass der Begriff eigentlich nur eine indianische Kulturtradition bezeichnet, aber es scheint ja mehr dahinter zu stecken. Was dann vielleicht interessant für uns sein könnte.“

Average lächelte und ging full-VR.

Snowcat widmete sich ihrem Frühstück und bereits nach wenigen Bissen stellte sich das behagliche Gefühl von totaler Sättigung ein. Das Zeug schmeckte ebenso wenig wie der Soy-Caf, aber es erfüllte seinen Zweck. Die Erinnerung daran, wie viel ihr solche Riegel einst bedeutet hatten, ließ sie dieses Zeug immer noch mögen. 

Snowcat rief erst ein internationales und dann ein lokales Newsletter auf und brachte sich auf den neuesten Stand. Sie hatte erst einen kleinen Teil gelesen, als Average bereits aus der Virtuellen Realität auftauchte. 

Sein Blick klärte sich und er richtete sich auf. „Okay, zu den Anasazi hab ich folgende Informationen gefunden.“, begann er seine Erläuterungen. „Die Anasazi haben sich aus kleinen Gruppen von Nomaden zusammengesetzt, die die Mojave Wüste für sich beanspruchen. Sie haben sich nach dem Mythos der legendären Krieger benannt. Das Wort stammt, wie Snowcat bereits sagte, aus dem Navajo und bedeutet übersetzt „alte Feinde“. Sie sind echte Spezialisten im Überleben in der lebensfeindlichen Mojave Wüste. Berüchtigt sind ihre Scorpion Schamanen. Die Anasazi machen die Highways durch die Wüste unsicher und haben es besonders auf PCC-Ladungen abgesehen, die werden von ihnen sozusagen am Liebsten überfallen. Alle Anderen entkommen auch gerne unbehelligt, nachdem sie einen Wegezoll bezahlt haben. Sie sind mit modernsten Waffen ausgerüstet. Wo sich dann die Frage stellt, woher sie die Waffen haben. Da halten sich Gerüchte, dass die Azzies Waffen über die Grenze werfen, die die Anasazi dann nutzen, um die vom PCC zu ärgern. Nach den Twins waren die Anasazi für mehrere Wochen verschwunden. Es gab keinerlei Überfälle mehr. Als sie zurückkamen, als wäre nicht geschehen, waren sie in einem Punkt verändert. Die zahlreichen Splittergruppen hatten sich geeignet, die Einzelgruppen zusammengetan und nun finden keine Kämpfe mehr zwischen den einzelnen Gruppen, beziehungsweise Stämmen statt. Natürlich zum Leidwesen der PCC, denn vereint sind die Anasazi ein größeres Problem. Es gibt das Gerücht, dass sie sich zum Black Rock Canyon, das liegt im Joshua Tree Gebiet, zurück gezogen und die Stämme dort gemeinsam eine lange Meditation vollzogen haben. Wobei nicht geklärt ist, was mit meditieren gemeint ist, denn die Anasazi sprechen mit niemandem über diese Zeit.“

Hmm, was dort geschehen war, wäre dann doch mal eine sehr interessante Frage, die Snowcat an Jared stellen könnte, wenn sie ihn das nächste mal traf. Da der Kerl attraktiv war- attraktiv für einen Menschen - würde es sogar besonders viel Spaß machen, ihm dieses Geheimnis zu entlocken. Sie seufzte innerlich. Allerdings stand diese Frage nicht sonderlich hoch auf der Prioritäten-Liste bezüglich des Jobs.

Snowcat wand sich deutlich Average zu, „Vielen Dank Average, das war sehr gute Arbeit.“

„Aber gerne noch.“, erwiderte dieser und fragte im Anschluss, „Soll ich mich nach noch was anderem umhören?“

Snowcat schüttelte den Kopf, „Nein danke, Im Moment wüsste ich erstmal kein weiteres Thema.“

Mystère merkte auf, „Er wäre natürlich schön, wenn wir noch etwas über Patrick Goodman wüssten.“

„Stimmt.“, gab Average sofort zu. „Aber ich habe kein PiTo. Ich hab sogar noch mal bei meinen Kumpels angerufen und denen aufs Band gesprochen, aber die haben noch nicht zurückgerufen.“

Blackstone musste ein Grinsen unterdrücken. 

Average erzählte weiter, „Also muss ich mich für Informationen über den Mann bei Pyramid Arcane Supplies reinhacken, um dort etwas über ihn heraus zu finden, was wahrscheinlich sowieso besser ist, weil der ja im PiTo keine Firmendaten drin haben wird. Also hacke ich mich da mal rein.“

Shark Finn wies stumm auf den Ausgang und sagte nur ein Wort, „Draußen!“

Average hob beide Augenbrauen und sah dadurch besonders freundlich aus, „Was?“

Shark Finn sah ihn an, „Draußen. Der Oheim hat gesagt, wenn du hacken willst, darfst du das nicht im Safehouse tun.“

Average beugte sich vor und legte die Arme zum Aufbruch bereit auf seinen Schoß, „Ja, da geh ich raus. Schlecht ist die Idee nicht. Nur vor der Tür bin ich ja nicht so richtig weg.“

«Ich fahr dich rum.», bot Steel an.

Ohne Argwohn in der Stimme meinte Average, «Ja, klingt gut. Ich weiß nur noch nicht, wie ich auf dem Motorrad drauf bleibe, wenn ich in der Matrix weggetreten bin?»

Auch darauf hatte Steel eine Antwort, «Kein Ding, wir binden dich fest.»

Average schüttelte den Kopf, „Nee, festgebunden werden möchte ich nicht. Wie sieht denn das aus? Und richtig sicher scheint mit das auch nicht.»

Die beiden diskutierten mehrere Möglichkeiten, wie man sicher stellen konnte, dass Average auf dem Motorrad blieb. Selbst das Wort Klebstoff wurde erwähnt.

Schließlich erhob Average sich, «Gut, dann machen wir das so. Ich werde aber vorsichtig hacken, also wird es länger dauern und nicht nur ein paar Minuten.»

«Kein Problem, ich bin vollgetankt.», erklärte Steel.

«Einen Moment bitte!», wand Metge ein, «Hat Average einen Biomonitor?»

«Ja, na klar.», antwortete Snowcat.

Metge nickte, «Sehr gut. Doch wenn Average jetzt ein Problem hat, wie hilft Steel ihm dann, wo er doch keine Hände hat? Wollen sie ihn wirklich alleine fahren lassen?»

Die Frage war wohl vornehmlich an Snowcat gerichtet, zumindest sah er sie nun an.

Blood erhob sich mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze -was sah dieser Mann gut aus- und ersparte Snowcat eine Antwort, «Kein Problem. Dann fahr ich mit. Wir binden Average mit Geckotape an mir fest. Ich hab Hände.», er hob Beide zum Zeichen und drehte sie einmal hin und her.

Metge war zufrieden, «Sehr gut.» oder besser gesagt, er war fast zufrieden, «Und wissen sie auch, was man im Falle eines Falles tut? Ich meine, wenn Average verletzt ist.» 

Blood nickte knapp, «Klar. Ich stabilisiere ihn und bring ihn zu dir, Doc.»

Nun lächelte der Zwerg.

Blood setzte sich in Bewegung, hielt dann aber kurz inne, «Was ich nicht weiß, ist wie ich Average aus der Matrix ziehe, wenn’s brenzlig wird.»

Average zuckte mit den Schultern, «Ehrlich gesagt, geht das nicht.»

Steel meinte, «Du schlägst ihn einfach bewusstlos, das schaltet ihn vielleicht ab.»

Blood lachte trocken, dennoch trat Average ohne zu zögern mit ihm vor die Tür.

Snowcat funkte Blood und Steel direkt an, «Aber ihr bringt ihn mir wieder? Ja?», fragte sie sanft.

Einen Moment blieb es still, dann kam von Blood ein ‚Copy‘.

Average ließ sich wirklich Zeit, denn als sie zu ihrem zweiten Termin im Black Snake Shop los mussten, waren die Drei immer noch unterwegs.

Der Van mit Blackstone und Metge brauchte einen neuen Fahrer. Snowcat sah Chang an, „Kannst du Auto fahren?“

Chang erwiderte ihren Blick, „Nicht besonders gut.“

Snowcat grinste, „Naja, egal. Die beiden werden schon klar kommen, Du musst eh mit zu uns in den Wagen, schließlich wollen wir in der Zusammensetzung von gestern auftreten.

[Song 2: Young Kidd - You Ain’t Gotta Ask] Diesmal waren es sechs Natives, die auf der anderen Strassenseite gegenüber vom Black Snake Shop warteten.

Metge meldete, «Etwa einen halben Block die Strasse runter steht noch ein Wagen. Leider erkenne ich nur vier Ellenbogen, die aus aus dem Fenstern hängen. Aber ich glaube, die achten ebenso auf das Geschäft.»

Genau den gepimpten Hyundai Chin Huang hatte Snowcat auch gerade entdeckt. Man ließ Musik dudeln und stützte den Arm lässig auf dem offenem Fenster ab. Sie machten keinen Hehl daraus, dass sie mehrere und da waren.

«Warte, vielleicht erkennst du mehr, wenn ich dir meinen Feed gebe.», erklärte Blackstone.

Kurz darauf kam von Metge, «Oh ja, vielen Dank. Aber nein, leider ist es nicht besser. Den Armen nach scheinen die Insassen männlich und ebenfalls Natives zu sein.»

Mystère lächelte und legte Snowcat die Hand auf die Schulter. Der Zauber wirkte augenblicklich. Sie verschob ihre Sicht und konnte nun in den Wagen hinein sehen. 

Dort saßen vier menschliche Männer mit ameriindianischen Hintergrund, die den sechs gegenüber ähnlich sahen, allerdings war deren hippe Strassenkleidung mit nativem Touch von besserer Qualität. Sie hörten Musik und redeten offenbar miteinander oder sie sangen mit. Jedenfalls bewegten sich ihre Lippen. Zwei von ihnen wirkten eine Spur aufgeregter, als die anderen beiden, doch natürlich blieben die jungen Männer in jeder Situation per Definition gelassen. 

Snowcat wandte sich an Mystère, „Können wir auf Hören umschalten?“

„Oui.“, meinte er nur und berührte sie abermals an der Schulter. Ihre Sicht zog sich zurück, sie konzentrierte sich und entsandte ihr Gehör in den Wagen. Etwas, was ihr immer ein wenig schwerer fiel, als ihre Sicht zu bewegen. 

Sie sprachen Englisch, ‚Ob sie das sind?’ - ‚Keine Ahnung, bleib ruhig.’ - ‚Aber er hat gesagt, dass es ein schwarzer SUV ist.’ - ‚Oh man, ein schwarzer SUV ist in der Gegend auch so was von ungewöhnlich. Wir warten, bis sie aussteigen. Er hat auch gesagt, wenn wir die Blonde sehen, wissen wir sofort, dass sie es sind.’

Snowcat nickte Mystère zu, damit er den Zauber fallen ließ. Dann sagte sie, «Die im Wagen warten definitiv auf uns. Aber da sie keine Schrotflinten rumliegen haben und ansonsten auch nicht kampfbereit wirken, sollten wir unseren Termin einfach wahrnehmen.»

«Ja macht das.», meinte Blackstone. «Wir behalten sie im Auge.»

Shark Finn setzte seine Sonnenbrille auf und stieg aus, dann kam er rum, um Snowcat die Tür zu öffnen. Sie kannte das Prozedere, darum war sie sitzen geblieben.

Wie am Tag zuvor betraten sie zu viert den Laden, Chang blieb neben der Tür stehen.

Es dauerte nicht lange, dann zeigte Black Snake sein Gesicht und kam hinter dem Vorgang vor. „Oh Hallo, wie pünktlich.“, meinte er.

Snowcat grinste, „Ach ich dachte, ausnahmsweise sind wir mal pünktlich. Wir wollen ja niemanden unnötig warten lassen.“

Black Snake regierte nicht auf diese Anspielung. 

„Und?“, fragte Snowcat, „Hast du etwas heraus bekommen?“

Black Snake nickte, „Das Geld?“, fragte er im Gegenzug.

Snowcat seufzte, „Naja gut, weil du es bist, bekommst du das Geld sogar im Voraus.“ Sie überwies den Betrag.

Black Snake erzählte, „Aufgekauft hat niemand etwas, aber für die nächsten Tage wird eine Lieferung aus der Wüste erwartet.“

„Hast Du irgendwelche Details? Wie viel? Was genau oder wo?“, fragte Snowcat nach. 

Black Snake erwiderte, „Es passt in einen Wagen, es kommt aus der Mojave-Wüste, oh und es soll vor dem Wochenende so weit sein.“ Der alte Mann sah Snowcat an und als sie nichts sagte, fügte er hinzu, „Soll ich mich weiter umhören?“

Snowcat schüttelte den Kopf, „Nein, vielen Dank.“

„Möchten sie vielleicht noch etwas kaufen? Kann ich Ihnen noch was zeigen?“

Snowcat überlegte, schüttelte dann ihren Kopf, „Nein, vielen Dank.“

„Noch einen Traumfänger vielleicht?“

Snowcat grinste, „Nein, der eine reicht mir völlig.“

„Für ihre Freunde vielleicht?“

Sie lächelte breit, „Nein, meine Freunde haben keine Träume.“

Black Snake sah Snowcat einen Moment lang an. Sie hatte es geschafft, er konnte mit ihren Antworten nicht all zu viel anfangen. 

Snowcat zögerte lange, dann fügte sie hinzu, „Gibt es spezielle Geschenke für kleine Kinder?“

Er nickte und brachte ihr einen kleinen kleinen … Traumfänger und einen bunten Medizinbeutel. Beides kostete sie immerhin weitere 50 NuYen, doch die spielten keine Rolle, genauso wenig, wie die Möglichkeit noch mal wiederzukommen, denn unter den jetzigen Umständen würde Black Snake ihr nicht mehr verraten, und mehr preisgeben wollte Snowcat nicht, da sie das Ganze nicht in eine Auseinandersetzung zwischen den Anasazi und dem Koshari-Syndikat drängen wollte.

Blackstone meldete sich über den Teamkanal, «Die sechs haben sich aufgemacht und umlagern jetzt den Wagen.»

Shark Finn hielt Snowcat zurück und flüsterte, „Soll ich nicht erstmal alleine raus gehen?“

Snowcat schüttelte den Kopf, „Wir sind vier. Sie sind sechs. Da sehe ich keine große Gefahr. Außerdem kann ich von hier drinnen nicht mit ihnen reden.“

Er nickte, öffnete die Tür so weit es ging und ließ Snowcat durch.

Die sechs Indianer starrten Snowcat an, als sie den Laden verließ. Sie überbrückte die Hälfte des Abstandes und sagte dann laut verständlich im freundlichen Plauderton auf Englisch, „Nanu? So gut sieht der Wagen doch gar nicht aus, dass es sich lohnt ihn näher anzusehen.“ Sie grinste in die Runde, „Hey, was gibt’s?“

Einer der jungen Männer hatte sich an die Motorhaube gelehnt, er war offenbar der Rädelsführer, „Hey! Was macht ihr denn hier?“

Snowcat veränderte ihre Körperhaltung. Sie neigte sich leicht zu Seite, legte den Kopf ein wenig schief und meinte, „Was wir hier machen?“, sie zeigte mit dem Daumen hinter sich, „Wir haben was gekauft.“

Der Typ verschränkte die Arme und lehnte sich zurück, „Ach komm schon. Welche wie ihr kommen doch nicht extra hierher, nur um etwas zu kaufen. Also, was wollt ihr hier?“

Metge meldete sich zu Wort, «Ich rate dazu, irgendetwas zu erklären, sonst gehen sie rein und fragen den alten Mann.»

Snowcat lächelte entwaffnend, „Und doch ist es die Wahrheit.“ Sie hielt Traumfänger und Medizinbeutel hoch. Noch bevor der Mann etwas einwenden konnte, fügte sie hinzu, „Ich habe außerdem Informationen gekauft.“

Natürlich fragte er, „Was für Informationen?“

Und natürlich antwortete sie, „Das kann ich dir nicht sagen.“

„Der alte Mann hat doch gar keine Informationen. Ich kenne mich viel besser aus, vielleicht kann ich dir weiter helfen?“ Überraschender Weise fehlte der Ansage jegliche Anzüglichkeit.

„Das glaube ich dir sofort, aber ich hab herausbekommen, was ich wissen wollte.“

So leicht gab er nicht auf, „Ehrlich? Und die Information hat ausgerechnet der alte Kerl gewusst? Was hast du über Black Snake gehört?“

Sie seufzte, „Ich hab gehört, dass Black Snake zu den Koshari Kontakt hat und, dass er etwas über Telesma aus der Wüste weiß. Ich hatte eine Frage, die hat er mir beantwortet. Das war es.“

„Telesma, das Zeug sagt mir nichts, aber ich kann dich mit den Koshari in Kontakt bringen.“, bot er an.

Snowcat hob die schmalen Augenbrauen, „Wirklich?“ 

Er nickte.

„Gut zu wissen, aber im Moment brauche ich das nicht. Aber wenn, dann weiß ich ja jetzt wo ich dich finde und dann komm ich noch mal her. Ich finde dich doch hier?“

Er nickte erneut.

„Gut, dann danke für dein Angebot“, sie machte einen Schritt auf den Wagen zu. Er gab seinen Leuten ein Zeichen und die entfernten sich etwas, so dass alle unbedroht einsteigen konnten.

Snowcat startete das SUV und erklärte, «Die hätten vielleicht wirklich mehr gewusst oder zumindest jemanden gekannt, der mehr wissen könnte. Aber da wir eine andere Spur haben, hab ich besser darauf verzichtet. Die wollen Geschäfte machen und dann wollen sie mitbestimmen. Solange wir nicht dringend Verstärkung brauchen, sollten wir uns meiner Meinung nach nicht an sie wenden. Die haben eine Fehde mit den Anasazi zu laufen und ich möchte vermeiden, dass das auf ein Skalp-Massaker hinausläuft.»

«Ein sehr guter Einwand.», kommentierte Metge.

Natürlich folgte ihnen der aufgemotze Hyundai dennoch. Etwas, was ihnen schon allein deshalb auffiel, weil Blackstone und Metge im Van großzügig vom SUV Abstand hielten. Die Koshari, Snowcat vermutete, dass es sich um Mitglieder des Koshari Syndikats handelte, folgten ihnen mit zwei bis drei Autos Abstand. Die Gegend war gut genug bewohnt, um die Strassen ausreichend zu füllen.

«Ich will mal sehen, wie egal es ihnen ist, dass wir sie bemerken. Ich werde gleich mal wenden.», sagte Snowcat an. Was sie dann auch umgehend in die Tat umsetzte.

Von Metge kam, «Sie wenden ebenfalls.»

Interessant. Der Wunsch die Verfolger ein wenig zu provozieren kam in ihr auf. «Ich wende gleich noch mal, aber heftiger.»

Noch ehe jemand etwas entgegnen konnte, vollführte sie das Manöver, gab Gast und fuhr kurz darauf direkt an den Männern im Hyundai vorbei. 

«Sie wenden auch. Nun hektischer.», sagte Blackstone an.

Was sie wohl tun würden, wenn Snowcat direkt auf sie zuvor, dachte sie bei sich.

Mystère ergriff das Wort, «Blackstone, Metge, könnt ihr sie überholen und kurz aufhalten?», fragte er. «Dann kann ich unserem Fahrzeug nach einer Kurve ein anderes Aussehen verleihen.»

«Machen wir.», bestätigte Blackstone.

So ging das natürlich auch, gestand Snowcat sich ein.

Metge meldete bald darauf, «Wir haben überholt und werden gleich bremsen.»

Durch die rückwertige Kamera konnte Snowcat sehen, wie der Wagen zum Stehen kam und die Warnblinkanlage zu flackern begann.

«Ach Mist, ausgerechnet jetzt eine Panne.», kam von Blackstone, vorsichtshalber schickte er ein lachendes Smiley hinterher.

Snowcat gab etwas mehr Gas. 

Metge scherzte, «Warten sie, ich werde aussteigen und nachsehen, ob wir einen Platten haben.» Ernster sagte er an, «Die haben uns jetzt wütend fluchend überholt. »

Snowcat bog um eine Ecke und gleich darauf meldete Mystère, «Wir sehen jetzt aus wie ein silberner Humvee.»

«Silber ist eine langweilige Farbe.», meinte Blackstone.

«Ja, aber neben Weiß und Schwarz die Häufigste.», erklärte Mystère.

Sie sahen noch, wie ihre Verfolger in die Strasse fuhren und sich suchend umblickten. Sie hatten sie abgehängt.

Einige Minuten darauf meldete sich Average, «Okay, ich bin dann auch fertig. Ich weiß wo er sein Büro hat und hab Kalender und Adressbuch kopiert. Das ist aber verschlüsselt und entschlüsseln will ich dann lieber im Safehouse. Wie war es bei euch so?»

Snowcat setzte ihn ins Bild.

«Oh, ihr wurdet verfolgt und die anderen von denen standen vorher am Wagen?», fragte Average nach.

«Genau so war es.», erwiderte Snowcat.

«Habt ihr schon überprüft, ob die euch eine Wanze angesteckt haben?», wollte er dann wissen.

Snowcat schmunzelte, «Nein, haben wir bisher noch nicht. Ich glaube auch nicht, dass da eine ist, sonst hätte sie uns sicher nicht verloren, aber es schadet auch nicht, wenn wir dennoch nachsehen. Sicher ist sicher. Bis gleich zu Hause.»

Sie hielten auf einem Parkplatz bei einem Einkaufszentrum. Schließlich konnte man nie vorsichtig genug sein. Doch da war nichts.

Der Kalender des Special Project Managers Goodman hatte nur geschäftliche Termine beinhaltet, die zwar durchaus interessant waren, ihnen bei ihrer Ladung jedoch nicht weiter halfen. Donnerstag würde Goodman nach Tenochtìtlan fliegen, danach stand La Paz auf dem Plan , Montag ging es nach Medellin. Der Termin in Tenochtìtlan war mit ‚Projekt Statusreport‘ betitelt.

„Wo er wohnt, wissen wir noch nicht?“, fragte Mystère.

Average schüttelte den Kopf.

Snowcat überlegte, „Wir sollten uns den Goodman aber in jedem Fall mal anschauen. Schon allein um zu sehen, ob er magisch ist. Ist er das nicht, könnte Mystère ihn eventuell mit einem Zauber befragen. Wenn er in einen Nachtclub oder so geht, dann könnte ich ihn dort treffen, ich hab ein PiTo Rating und meinen Bodyguard darf ich sicher mit reinnehmen. Mit Pixiedust kann ich ihn dann vergessen lassen, dass ich ihn gefragt habe.»

Blackstone räusperte sich, „Die Idee an sich ist gut, aber Mystère hat kein PiTo und der müsste mit rein, wenn er zaubern soll.“

Blood fügte hinzu, «Ich komm nicht mal in die Nähe von Clubs in denen PiTo benötigt wird. Ein Laden ohne Pito wäre besser.“

Mystère meldete sich zu Wort, „Wir kennen ja schon einen Club, in den Goodman gerne geht, das Gnasher. Wenn wir Gnasher dazu bekommen, dass er zu einer Special Fight Night lädt und Goodman dazu einlädt, kämen wir alle an ihn ran.“

Blood meinte, „Gnasher zu einem Spezial-Event zu überreden, trau ich mir zu.“

Snowcat lächelte, „Und Mystère kann dafür sorgen, dass Gnasher auch wirklich dazu einlädt, oder?“

Mystère nickte.

Snowcat fasste zusammen. „Also wenn wir Goodman ins Gnasher bekommen und er nicht magisch ist, dann kann ich ihn anmachen, ablenken, Mystère zaubert die Informationen über die Ladung aus seinem Kopf und hinterher bekommt er Pixiedust, damit er vergisst, dass er von einem Zauber belästigt wurde. Allerdings sollten wir ihn uns immer noch vorher ansehen, damit wir wissen, ob er magisch ist und, um uns ein Bild von ihm zu machen. Wenn er magisch ist, brauchen wir einen anderen Plan oder zumindest wird dieser schwerer. Den Zauber, der Gedanken im Kopf liest, wird er aber so oder so bemerken, deshalb hinterher der Pixiedust.“ Sie fragte, „Average, was hat Goodman denn heute noch für Termine?“

Average sah nach und sagte dann, „In gut einer Stunde hat er an der Caltech in Pasadena im Fachbereich Thaumaturgie ein Meeting. Ich habe auch die Raumnummer. Aber selbst wenn wir sofort aufbrechen, wird es zeitlich knapp, ihn vorher zu erwischen.“

„Das macht nichts.“, meinte Snowcat, „Dann sehen wir ihn uns eben an, wenn das Meeting zu Ende ist.“

❄❄

[Song 3: Black Eyed Peas - Boom Boom Pow] Nach den Zwillingserdbeben war die magische Situation im L.A. Sprawl nirgend unproblematisch, aber für Pasadena galt das ganz besonders. Das magische Umfeld war hier so unberechenbar, dass vorm Zaubern oder gar spontanem Geister beschwören abgeraten wurde. 

Blood und Steel warteten etwas außerhalb des offenen Unigeländes. Die anderen fuhren auf den Parkplatz, der der thaumaturgischen Fakultät am nächsten lag. Um bei einem Treffen im Gnasher nicht wieder erkannt zu werden, blieb Snowcat bei Shark Finn im SUV. Mystère und Chang positionierten sich vor dem Gebäude, um sich Goodman anzusehen, wenn dieser es verließ und Metge, Blackstone und Average machten sich in den zweiten Stock auf, um den Besprechungsraum beobachten zu können. Schließlich mussten sie ja wissen, wann das Meeting zu Ende war. 

Bald meldete Blackstone sich, «Vor der Tür stehen zwei Trolle in Anzügen.» Er schickte ihnen einen kurzen visuellen Feed, «Wir schnappen und jetzt ein freien Raum in der Nähe und warten da.»

«Okay, haben ein Raum gefunden. Ich stell mich an die offene Tür, dann kann ich hören wann die da rauskommen.», gab Blackstone kurz darauf bekannt.

Es folgte ein Pseudo-Fachgespräch zwischen Metge und Average, das im großen und ganzen ziemlich blödes Zeug war. Average war jedoch gut darin, dass Gespräch in Gang zu halten und Metge spielte ausgezeichnet mit. 

Eine Textnachricht von Average traf ein, ‹Da sind vier Commlinks in dem Raum. Ich weiß aber nicht, welches Goodman gehört, brauche Sichtkontakt.›

Metge schrieb, ‹Hier werden sonst Hüter aufgestellt, nebenan ist einer, aber der hier in unserem Raum ist derzeit nicht aktiv.›

Gut 30 Minuten lang tat sich nichts, dann kam von Blackstone, «Die Tür geht auf, ich geh mal gucken.»

Er kam nicht sonderlich weit. Einer der Trolle stellte sich ihm in den Weg und obwohl er ‚nur aufs Klo wollte‘, musste er stehen bleiben und warten. 

Blackstone tat gelangweilt.

Selbstverständlich trudelte dennoch ein Videofeed im Teamnetzwerk ein.

Vier Personen hatten den Raum verlassen. Da war zuerst eine Orkin amerinidianische Abstammung im blauem Rock und weißer Bluse und mit hoch gestecktem Haar. Zudem stand da ein menschlicher Mann Mitte 50, seine Haare waren etwas länger und sein Anzug wirkte ausgebeult. Der dritte im Bunde war ein 1,75m, menschlicher Mann, gekleidet in einen grauen Anzug und ein weißes Hemd, nebst grauer Krawatte, den Snowcat Anfang 40. schätze. 

Snowcat huschte durch das öffentliche, für jeden zugängliche Portfolio der Universität und wurde schnell fündig. Das Meeting hatte mit zwei Professoren und einem Mitglied des Verwaltungsrates stattgefunden. 

Bei dem vierten Metamenschen handelte es sich also ohne Zweifel um ihre Zielperson. Der menschliche Mann trug einen teuren Anzug, war 1,80m groß, zirka 40 Jahre alt, trainiert und besaß eine perfekt sonnengebräunte Haut. Goodman betonte, dass er sich schon auf die Zusammenarbeit freue, während der Mann von der Verwaltung sich überschwänglich bei Goodman für die Idee zu dem gemeinsamen Projekt und die damit verbundene Förderung von CalTech bedankte. 

Der Troll vor Blackstone verließ seine Position erst, als Goodman und der andere Troll bereits im Fahrstuhl waren und auch dann behielt er Blackstone die ganze Zeit im Auge und lief rückwärts.

Blackstone meldete, «Ich geh kurz in den Erfrischungsraum. Mystère, Chang, die müssten bald rauskommen. Haltet euch bereit»

Die nächste Meldung kam von Average, «Ich hab sein Commlink gehackt und wieder Kalender und Telefonbuch runter gezogen.»

Sekunden vergingen, dann sagte Mystère, «Goodman und die Trolle sind nicht vorne raus.»

Average schaltete schnell, «Dann sind sie hinten raus. Hier ist ein Treppenhaus. Metge, Blackstone kommt.»

Sie beeilten sich. 

«Ich bleib zurück.», erklärte Blackstone, «nicht, dass mich der Troll noch mal sieht.»

Kurz danach sagte Average erleichtert, «Okay, sie sind hinten raus und steigen da in einen Heli.»

Und zu Snowcats Erleichterung gab Metge bekannt, «Ich konnte Goodman noch assensen. Er ist nicht magisch aktiv und hat Cyberware im Kopf.»

Sehr gut.

❄❄

Zurück im Safehouse entschlüsselte Average die Daten von Goodmans Commlink. Überraschend stellte er fest, dass zur Verschlüsselung zwar ein völlig anderer Code verwendet worden war, die Daten aber exakt die selben waren. Der Mann war entweder ein Sicherheitsfanatiker oder aber paranoid. Dennoch machte sich Snowcat keinerlei Sorgen, dass er ihrem Charme nicht erliegen könnte.

Sie verfeinerten ihren Plan mit der Special-Fight-Night. Jared würde morgen Abend wahrscheinlich auch anwesend sein. Dass die beiden Männer sich kannten und Snowcat mit Goodman tanzen ging, könnte Jared eifersüchtig machen. Etwas, was nicht unbedingt ein Nachteil war. Schwieriger war es da schon, den Mann von Pyramid soweit von seinen Bodyguards zu trennen, dass sie nicht merkten, dass ihr Boss unter dem Einfluss von Zaubern stand. Würde Mystère die beeinflussende Kraft eines Geistes zur Hilfe nehmen, durften sie nicht riskieren, dass Jared das zu sehen bekam. Und dann würde sich Average ganz zum Schluss wohl doch noch in das Kopf-Commlink von Goodman hacken müssen, damit Erinnerung und eventuelle Aufzeichnungen wieder in Phase gebracht wurden.

Natürlich könnte Average sich auch gleich in das Commlink in Goodmans Kopf hacken, aber dies Idee behielt Snowcat für sich. Erstens war nicht gesagt, dass Goodman sämtliche Details im Commlink hatte, zweitens war das ein guter Back-Up Plan, falls Snowcat Goodman aus der Nähe unsympathisch fand oder irgendetwas dazwischen kam. Zudem war immer noch möglich, dass Goodman und Jared die letzten Details bei einem Treffen im Gnasher klärten. Snowcat würde vorsichtshalber ein Wanze mitnehmen.

„Dann ist soweit alles festgelegt, die letzten Kleinigkeiten können wir erst vor Ort klären.“, schloss Snowcat die Planung.

Chang lächelte und meinte, „Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel.“

Damit hatte er natürlich recht, doch da Snowcat nur sehr selten stolperte, ängstigte sie diese Weisheit nicht. 

Chang, Blood, Mystère und Steel hatten sich bereits ins Gnasher aufgemacht, um den erforderlichen Samen zur Fight-Night zu sähen, als Average ein wenig aufgeregt erzählte, „Wisst ihr was? Meine Connections haben mich endlich zurück gerufen und sie wollen sich noch heute Abend mit mir treffen.“

Snowcat hob eine ihrer schmalen Augenbrauen, „Dürfen wir Dich begleiten?“

„Ja, na klar, gerne sogar.“, erwiderte er.

„Gut, dann musst du uns aber bitte noch ein wenig darüber erzählen. Wer die sind und worum es geht zum Beispiel.“

„Klar.“ Average trank noch schnell einen Schluck Cola und dann berichtete er, „Also, ich hab denen ja vorhin auf den AB gesprochen und ihnen gesagt, dass ich unser altes Bündnis gerne erneuern würde und dass es ich sie für mein überstürztes Abreisen damals gerne entschädigen würde. Jetzt haben sie zu einem Treffen am Hafen in einer Stunde eingeladen.“

„Und ‚die‘ sind eine Gang, bei der du mal warst?“, fragte Snowcat.

Average nickte, „Na so was in der Art wie ne Gang, eine Gruppe von Hackern. Gang ist aber nicht völlig falsch. Bei denen war ich mal und dann hab ich L.A. und sie ziemlich spontan verlassen. Das fanden sie nicht gut.“

„Dafür möchtest du sie finanziell entschädigen?“, harkte Snowcat nach.

Average nickte erneut.

„Und das Geld dafür besitzt du?“

„Ja, genau. So 50k könnte ich dafür locker machen.“

50 K? Die Summe entlockte Snowcat ein inneres Pfeifen. „Okay. Wie gesagt, wenn es um Verhandlungen geht, könnte ich dir eventuell helfen. Ich komme gerne mit und ich denke die anderen auch.“

„Fein. Deine Hilfe schadet bei Verhandlungen auch bestimmt nicht.“, meinte Average erfreut.

„Wenn ihr habt, nehmt ein Wegwerf-Commlink mit.“, riet Snowcat ihre Kollegen.

Sie fuhren alle gemeinsam zum Hafen.

Metge blieb im Wagen, um zusammen mit Chido darauf aufzupassen. 

Shark Finn meinte, „Ich würde es immer noch besser finden, du bleibst auch erstmal im Wagen.“ 

Snowcat schüttelte den Kopf, „Nein, ich möchte Average unbedingt beistehen.“

Blackstone, Average, Snowcat und Shark Finn stiegen aus, sahen sich um und begaben sich gemessenen Schrittes zum Treffpunkt. 

Shark Finn blieb so dicht hinter Snowcat, dass er sie jederzeit ohne Probleme greifen konnte.

Snowcat zog ein Wegwerf-Commlink aus der Tasche und schaltete ihr eigenes Commlink komplett aus, nachdem sie mit dem 0 8 15 Teil dem Teamnetzwerk beigetreten war. Immerhin bekamen sie es mit einer Hackergang zu tun, da war das Ausschalten der beste Schutz. Zumindest was das Ausschalten des Commlinks anging, taten es ihr die anderen nach.

Sie entdeckten drei chic zurecht gemachte Pärchen, die den Treffpunkt überwachten. 

Snowcat stellte sich direkt neben Average. Sie mussten nicht lange warten, dann löste sich ein weiteres Pärchen aus dem Schatten einer Gasse. Ein Mann und eine Frau, beides Menschen, kamen auf Average und Snowcat zu. 

Er warf Average einen abfälligen Blick zu. „Und was willst du?“

Average zögerte kurz, „Na hab ich doch gesagt. Ich wollte wieder mit euch ins Geschäft kommen, die Vergangenheit beenden und wenn möglich neu anfangen.“

Der abfällige Blick änderte sich nicht, „Und warum sollten wir daran Interesse haben?“

„Naja, es soll eurer Schaden nicht sein. Ich würde mich finanziell erkenntlich zeigen. Ich weiß, ich bin überstürzt abgereist, aber…“

Der junge Mann fuhr Average an, „Ey Average du hast uns mitten in einer Produktion hängen lassen, da ist nicht einfach alles wieder gut. Da ist nichts mehr mit Vertrauen.“

[Song 4: The Heavy - Girl] Snowcat grätschte ein, „Aber man könnte daran arbeiten, neues Vertrauen aufzubauen.“

Der Typ schwenkte zu ihr um, seine Augen weiteten sich und dann sagte er freundlich überrascht, „Heeey, hallo. Mein Name ist Top News. Wo bist Du unter Vertrag?“

Snowcat lächelte, „Nirgends.“

„Echt nicht? Kann ich gar nicht glauben.“

Average grinste und nutze die Gelegenheit, „Soll ich euch vorstellen?“

Er bekam dafür den ersten freundlichen Blick von Top News. „Ja, klar aber gerne doch.“

„Snowcat, das ist Top News, Top News, das ist Snowcat.“

Top News hatte nur noch Augen für Snowcat, „Du bist echt nirgends unter Vertrag?“ Sie schüttelte den Kopf und er fuhr fort, „Cool, Das wird der Hit. Wir zeichnen auf, was ihr macht und dann schießt das Rating in die Höhe.“, Top News klang mit jedem Wort begeisterter. 

„Ich möchte nicht aufgezeichnet werden, ich bin nur hier, um Average zu begleiten.“, erwiderte Snowcat,

Top News zog kurz die Stirn in Falten, „Okay, Average, verstehe. - Wir sind die Panoptikums. Wir haben einen Menge Abonnenten und mit uns wirst du über Nacht berühmt.“

Snowcat lächelte, „Ich möchte nicht berühmt werden. Ich möchte nur Average helfen.“

Top News winkte ab, „Ach was, jeder will berühmt werden. Frag mal deine Kollegen. Warum hast du dich bei deinen Anlagen eigentlich mit dem Looser zusammen getan?“

Innerlich schmunzelte Snowcat über Top News Art, aber nach außen hin blieb sie kalt. „Wir sind Shadowrununner und Average hat Fähigkeiten, die schwer zu finden sind.“

„Echt? Egal. Kommen wir zurück zu dir. Das dauert nicht mal eine Stunde, dann schießt dein Rating durch die Decke. Jeder wird dich kennen.“

„Ich sagte bereits, ich bin Shadowrunner und ich möchte nicht berühmt werden. Shadowrunner und berühmt sein, geht nicht sonderlich gut zusammen.“

Er hob entgeistert die Hände, „ Doch na klar. Berühmt werden wie Alex Maschine oder Paul Thunderfist, das sind auch Runner.“

„Das mag hier in L.A. anders sein. Doch wir arbeiten nicht ausschließlich in L.A.“, erklärte sie.

„Dann ändert ihr das eben. L.A. ist cool. Damit es keinen Stress gibt übertragen wir auch nicht live. Wir machen es zeitversetzt.“

Snowcat überlegte, „Und ich trage auf dem Run eine Maske wie Thunderfist?“

Top News riss entsetzt die Augen auf, „Was? Nein, natürlich nicht. - Wir machen Close Ups von deinem Gesicht. Die anderen können auch rauf. Aber du, ich sehe das schon richtig vor mir, das wird der Hit!“ 

„Close Ups? Aber dann erkennt mich doch jeder Wachmann bei der nächsten -sagen wir mal Extraktion - sofort und ruft die Verstärkung, wenn wir noch mal auf die ähnliche Art vorgehen.“

„Nein, nicht zwei mal das Selbe. Das ist langweilig. Und klar erkennt man dich! Sie machen Selfies mit dir, wollen ein Autogramm und währenddessen marschiert deine Crew an den Wachmännern vorbei, als wäre es nix.“, er unterstrich seine Worte reichhaltig mit Gesten.

Snowcat schüttelte den Kopf, „Nein danke. So arbeiten wir nicht. Unsere Auftraggeber stehen auf Diskretion.“ 

Top News hob die Hände und für einen Augenblick dachte Snowcat, er hätte ein Einsehen, doch dann sagte er, „Okay, verstehe, ihr bekommt ein Mitspracherecht.“

Snowcat schüttelte den Kopf.

„Doch doch, auf die gesamte Produktion. Ihr könnt drauf gucken und bei allem mitbestimmen. Wir können über alles reden.“ Er machte eine kurze Pause und fügte hinzu, „Aber Average wird nicht Regisseur, das könnt ihr vergessen.“

Average grätschte ein und erklärte bestimmt, „Hey, Top News. Das geht nicht. Ich wollte euch entschädigen, aber nicht indem wir euch die Runs übertragen lassen. So arbeiten wir einfach nicht.“

Top News entglitten die fröhlichen Gesichtszüge. Snowcat lächelte und sagte einlenkend, „Pass auf, wir lassen das jetzt mal so offen stehen und sind dann eben erstmal zu keinem Ergebnis gekommen. Ihr seid weiter keine Freunde und wenn wir unsere Meinung ändern, melden wir uns.“

Top News schien enttäuscht, aber dass sie sich melden wollten, ließ ihm die Hoffnung, dass aus seinen Ideen doch noch etwas werden konnte.

Sie verabschieden sich. 

Snowcat sagte leise zu Average, „Sorry, aber unter den Bedingungen wird wohl nichts aus dem Erstarken von Freundschaft.“

Average nickte, „Ja, das ist völlig klar und so wollte ich auch nicht.“ Er sah sehr nachdenklich aus.

Snowcat warf das Billig-Commlink weg. 

Nachdem sie sich mit dem Wagen entfern hatten, schaltete sie ihr eigenes Commlink wieder ein und meldete sich bei PiTo an. Sie musste nicht lange suchen. Die Panoptikums hatten bereits einen Teaser mit Bildern von ihr in Umlauf gebracht. Er war aus mindestens vier Perspektiven aufgenommen und, das musste sie zugeben, gut geschnitten. Zum Glück ohne jeglichen Ton. 

‚Das Männchen hat Recht, Elfenmädchen,' meldete sich Katze zu Wort, ‚Du würdest im Nu berühmt werden.’

Snowcat seufzte, schaltete das PiTo aus und teilte ihren Kollegen die neuen Erkenntnisse mit.

Average sah mitgenommen aus, „Oh man, ich hab die Lage völlig falsch eingeschätzt. Aber ich hätte ahnen müssen, dass die so auf dich reagieren.“

„Ach was.“ meinte Snowcat sanft, „Wenn man mit mir unterwegs ist, gewöhnt man sich eben an mich. Das mit den Bildern ist nur halb so wild, die sind unverfänglich. Wenn mich wer drauf anspricht, rede ich mich raus.“

„Sie sind nur solange unverfänglich, wie es weiter keinen Ton gibt.“, gab Metge zu bedenken.

Blackstone kratzte sich nachdenklich am Bart, „Ich glaub, es bleibt beim Ohne-Ton.“ Der Zwerg stupste Average an, „Sag nächstes Mal einfach mehr von dem an, was du weißt. Hätten wir gewusst, dass die Runs übertragen, hätten wir darauf verzichtet Snowcat mit zu nehmen.“

Snowcat grinste in sich hinein. Das hätte noch lange nicht bedeutet, dass sie auch darauf verzichtet hätte, mitzugehen. Doch es stimmte schon, sie wäre in jedem Fall anders vorgegangen, hätte sie gewusst, dass das Metamenschen waren, die Runs übertrugen.

Sie lächelte zu Average rüber, „Nicht traurig sein. Ich kann dir zwar deine Connections nicht wieder holen, aber ich kann die ein PiTo-Rating besorgen. Ich lad dich einfach ein, denn ich hab noch eine Einladung frei.“

Nach diesem Satz sah Average gleich nicht mehr ganz so traurig aus. 

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               UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See!

Ob Goodman ins Gnasher kommt, auf welche Art die Runner von UC an die gewünschten Informationen gelangen und was nun in der Ladung ist, wird demnächst hier zu lesen sein. Schau also bald wieder rein, Omae.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*