Termin 08/12 am 06.04.12 Run 34/5

Der Spieler D. hat bei dem Run keinen Charakter am Start. Der Spieler F. befindet sich im verdienten Urlaub, seine Charaktere Blackstone und Twinbow werden vom GM mitgeführt und nehmen, wie stets an solchen Abenden, eine zurückgezognere Rolle im Spielverlauf ein. 

Die Ereignisse fügen sich direkt an die des vorhergegangenen Spieltermin an und sind aus der Sicht von Snowcat beschrieben. 

Einige Runner von UC - Average, Llamé, Mystère, Doc, Blackstone, Twinbow und Snowcat suchen mit Frosty und der Matrix-Unterstützung in Form von Violet Rain weiter nach den Phaistos Diskus. Die magische Spur führt nach Sarajevo. 

(Teil 3 der Dawn Of The Artifacts Kampagne von Catalyst Game Labs. )


Snowcat flocht sich nach dem Gespräch mit ihrem Auftraggeber ihr langes schneeweißes Haar zu zwei festen Zöpfen. Natürlich erst nach dem Gespräch, denn Zöpfe ließen sie jung aussehen. Ein Eindruck, den sie bei einem Gespräch mit einem Johnson unbedingt vermeiden wollte, vor allem, wenn der Johnson Aaron/Ehran hieß. 

Eigentlich wollte die Elfe gerade bezüglich ihrer Reiseplanung nach Sarajevo auf die Tube drücken, -schließlich war Samriel gestern auf der Party gewesen und es konnte nun gut sein, dass er nach ihnen suchte, auch wenn es ihm nach Frostys Einschätzung nicht direkt um den Diskus gehen würde, jedenfalls bisher - als es an die Tür des kleinen Einfamilienhauses, ihres Safehouses, klopfte und eine männliche Stimme dazu auf Deutsch rief: "Pizza für Jonas Wagner!"

Snowcat blickte verwundert zur Tür, sah sich fragend in der Runde der Anwesenden um und sagte leise, fast wortlos: "Hat jemand Pizza bestellt?" Sie legte den Finger auf die Lippen und bat so um stille Antworten. Alle schüttelten den Kopf.

Alle, bis auf Average, denn der sagte: "Oh, lecker, Pizza!" und dann laut meinte, "Ja prima, bist genau richtig hier."

Snowcat sah Average tadelnd an, dann 'sandte' sie ihre Stimme weiter nach hinten ins Haus und rief: "Einen Moment, bitte." Sie sprang leise zur Tür und warf einen Blick auf die Spionkamera. Auf dem Bildschirm war eine schlanke, männliche Gestalt zu sehen. Der Mann war in eine sichtbare getragene Lederjacke gekleidet, an deren Kragen unzählige Buttons geheftet waren. Außerdem war er mit vier riesigen Pizzakartons und zwei Sixpacks Bier beladen. Sein Haar war rot und seine Ohren spitz. Er hatte sich inzwischen am Türrahmen abgestützt und den Kopf nach unten genommen, um so das Gewicht der vier offenbar warmen Kartons besser handhaben zu können. 

Snowcat maximierte das Bild, damit die anderen es sehen konnten. "Ist der Elf jemanden in den letzten Tagen aufgefallen? - Doc?", fragte sie. Wieder schüttelten alle den Kopf.

"Lasst uns doch einfach die Pizza annehmen.", murrte Average, der inzwischen aufgestanden und mit einer Waffe in der Hand an die Tür getreten war, "Selbst wenn sie nicht für uns ist, die ist sicher lecker und ich hab Hunger. " Bei seinen Worten wedelte Strupp-i mit dem Schwanz und ließ ein Pizzasymbol über sich erscheinen. Offenbar hatte er den Geruch bereits identifiziert. 

Snowcat lächelte nachsichtig, wenigstens hatte Average geflüstert. Während sich Llamé und Blackstone kampfbereit rechts und links neben der Tür positionierten und Average beiseite trat, griff Snowcat nach der Klinke und öffnete die Tür einen Spalt. 

Der Elf hob den Kopf, trat aber nicht zurück, so dass ein eigentümliche Eindruck von Nähe entstand. Pizzaduft stieg in Snowcats Nase. 

Tapp, tapp, tapp, tapp, tapp die Frequenz hatte sich erhöht, Strupp-i's Schwanz wedelte schneller.

Der Elf lächelte charmant und eigentümlich. Sein Gesicht war weiß geschminkt und um die Augen und Lippen waren schwarze Karos aufgetragen.  

Snowcat zog die Stirn kraus. "Was ist das für ein Lieferdienst? Horror-Pizza?", fragte sie grinsend ebenfalls auf Deutsch. 

"Hmm?", auch das Gesicht des Elfen öffnete sich zu einem Grinsen, "Das ist ja mal eine clevere Idee für den Namen eines Lieferservices, " sagte er im freundlichen Plauderton auf Englisch. Irgendwie strahlte der Mann etwas aus, was Snowcat zuvor noch nie erlebt hatte, vielleicht konnte man das am ehesten mit dem Wort 'Macht' beschreiben. 

"Was bekommen Sie denn für die Pizzen?", fragte Snowcat nun und war ebenfalls in Englische gewechselt, nicht für den Elfen, sondern für Average und Llamé, die des Deutschen nicht mächtig waren.

Der Elf kam ihrem Gesicht mit dem seinem noch ein deutliches Stuck näher, er hatte schon lange die Grenze des Anständigen überschritten. Er war größer als Snowcat und sie musste zu ihm aufblicken. Er war nah, zu nah. Snowcat konnte die Feinporigkeit seiner Haut und seine Fältchen um die Augen erkennen und sie war sicher, dass er ihr Parfum riechen konnte. Allerdings wirkte er nicht bedrohlich, und selbst wenn, wäre Snowcat nicht zurückgewichen. Der Elf wechselte ins Sperethiel und sagte: "Ich könnte Euch den Preis nennen, wenn Ihr mich einlassen würdet, denn dann könnte ich die Kartons abstellen und einen Blick auf die Rechnung werfen!"

"Öööhhh," tönte es im deutlich genervten Ton von Frosty, "Ich kenne ihn, lasst ihn rein. Er würde eh nie Ruhe geben." 

"Wie immer so freundlich.", reagierte der Elf darauf, offenbar an Frosty gewandt. 

Snowcat trat beiseite und schob die Tür völlig auf. Llamé entspannte sich sofort, bei Blackstone dauerte es einen Moment länger und er entspannte sich auch nicht völlig. Der Elf drückte Average die Pizzen in die Arme und Blackstone das Bier in die Hand. Dann trat er vor Snowcat, verbeugte sich mit einer dramatischen Geste wie ein Schauspieler, wobei er nicht albern wirkte. Er griff nach Snowcats Hand und deutete einen Handkuss an; "Ich bin überaus erfreut Euch kennenzulernen!", sagte er weiter auf Sperethiel und schließlich überreichte er Snowcat ein Rose aus Eis.

"Pöh, Angeber!", kam es von Frosty auf Englisch. 

Derweil hatte Blackstone das kalte deutsche Bier auf dem Tisch abgestellt und sich selbst demonstrativ ein Bier aus dem Kühlschrank genommen. 

Der Elf lächelte Snowcat noch einmal zu und ging dann zu Frosty um sie liebevoll zu umarmen. 

"Was willst Du denn hier?", fragte diese noch leicht genervt.

"Ich bin auch froh, dich wieder zu sehen!", erwiderte der Elf nur, schlug Frosty anzüglich auf den Hintern und warf sich lässig auf die Couch, wobei er ein Bein über der Lehne baumeln lies. "Und, wo wollt ihr jetzt hin? Kann ich Euch dabei helfen?", wollte er dann wissen.

Average griff schon nach der Pizza und aß bereits sein erstes Stück. Snowcat fiel auf, dass die Kartons aus New York stammten. Auch die anderen schienen dies bemerkt zu haben.

"Lekka Pizza!", verkündete Average mit vollen Mund und fügte hinzu, "zwar mit Anchovis, aber lekka!" Nach dem nächsten Bissen griff er sich jedoch an die Kehle und röchelte laut. Der Elf lachte. Average übertrieb zum Glück, so war allen klar, dass er nur Spaß machte. 

Snowcat griff das Gespräch wieder auf und begann mit: "Entschuldige, ich habe leider Deinen Namen nicht verstanden. "

"Oh, ich bin Harlequin.", er richtete sich leicht auf und deutete eine erneute Verbeugung an.

"Hallo Harlequin. Ich bin Snowcat. Frosty kennst Du ja offensichtlich. Das dort sind Doc, Twinbow, Llamé, Blackstone, der Mann, der die Pizza so genießt ist Average und als letztes haben wir da noch die Dame über AR…" 

Snowcat sah Harlequin fragend an, der bereits sagte: "Oh, genau AR. Da war doch was.", und daraufhin ein altertümlich aussehendes Monokel mit goldenem Rand aus seiner Lederjacke zog und aufsetzte, "Ah, ich sehe."

"… ist Violet Rain.", endete Snowcat mit der Vorstellung.

Average meinte: "Wie heißt er? Wer oder was ist denn ein Harle Kenn?"

"Das Wort Harlequin stammt aus dem Französischen und bedeutete ursprünglich kleine Hölle. Irgendwann hat man dann eine Art halbbösen Narren im Schauspiel daraus gemacht.", erklärte Snowcat. 

"So jung und schon so gebildet.", warf der Elf im schwärmerischen Tonfall ein. 

Snowcat blickte Harlequin nun direkt an, "Und wir können Dir leider nicht sagen, wohin wir wollen, wie Du ja vielleicht weißt, ist dies ein Safehouse, was bedeutet, dass wir am liebsten nicht bemerkt werden wollen, eigentlich sollte nicht mal jemand wissen, dass wir hier sind. Was mich zu der Frage bringt: woher weißt Du, dass wir hier sind?"

"Ich bin ein sehr intuitiver Elf und dementsprechend bin ich meiner Intuition gefolgt."

Average hatte inzwischen seine Pistole gezogen und richtete sie auf Harlequin, "Deiner Intuition. Aha, mit der Du auch die Pizzakartons besorgt hast. Das hört sich für mich alles ziemlich vorbereitet an. Also, was willst Du?"

Völlig unbeeindruckt von der Waffe lümmelte sich der geschminkte Elf tiefer in die Couch und meinte: "Ich will euch einfach nur gerne helfen."

"Aha. Und warum sollten wir die trauen?", fragte Twinbow

Snowcat seufzte kurz, "Nein, das führt zu nichts. Ich glaube, wir sollten das abkürzen." Sie blickte Frosty an, nachdem sie sich kurz wortlos mit Doc abgesprochen hatte, "Frosty, bürgst Du für Harlequin?"

Frosty nickte und sagte "Ja, das tue ich.", obwohl sie nicht erfreut dabei aussah. 

"Gut dann… ", begann Snowcat und blickte sich unter ihren Teammitgliedern um.  

Harlequin richtete sich auf, "Ich verstehe natürlich, wenn ihr Euch ein wenig beraten wollt. Was hältst Du davon, wenn ich eine Runde mit den beiden Hunden spazieren gehen? Dann könnt ihr das tun."

Snowcat schüttelte den Kopf, "Das würde doch nichts nützen, wir können Dich jetzt nicht alleine raus lassen. Das ist doch noch unsicherer."

Harlequin beugte sich ein wenig vor, stützte sich mit den Ellenbogen auf den Knien auf und sah Snowcat in die Augen. Aus Snowcats Sicht gelang ihm hierbei etwas Außergewöhnliches. Erneut baute er eine unglaubliche körperliche Nähe auf, obwohl er ihr diesmal kaum näher kam. Seine Stimme wurde weicher und er sagte: "Dann habe ich eine andere Idee; Du," er betonte das Du auf absolut angenehme Weise, "begleitest mich beim Spaziergang und am Besten hältst Du mich dabei die ganze Zeit an der Hand, dann kann ich auch nicht weglaufen." 

Snowcat merkte einen winzigen Augenblick zu spät, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg und so wurde sie leicht lila an den Wangen. Wahrscheinlich sah das sogar hübsch aus, also ließ sie es völlig zu, packte ein geübt-bezauberndes Lächeln obendrauf und sagte: "Verlockend!-  Aber leider bringt das nichts, denn ich würde ja mit diskutieren müssen." Sie seufzte kurz und meinte dann: "Ich oder besser wir vertrauen Frostys Bürgschaft und somit bleib einfach da. "

Average steckte seine Waffe weg, schob das nächste Stück Pizza in den Mund und erklärte gelassen: "Wirklich lecker. Und wie bekommt man die heiß aus New York hierher? - Aber wahrscheinlich sind in Wirklichkeit nur die Kartons aus New York."

"Nun," meldete sich Violet Rain und lief mit hinter dem Rücken verschränkten Händen hin und her, "Auf jeden Fall wurden diese Pizzen vor 51 Minuten und 42 Sekunden in einer New Yorker Pizzeria mit dem Vermerk 'besonders heiß servieren' in Auftrag gegeben. Ein Kopie der Bestellung lade ich jetzt in das Teamnetzwerk."

"Wie funktioniert denn so was?", fragte Average nach und sah Harlequin an. 

Der zuckte mit den Schultern und sagte: "Keine Ahnung, ich bin kein Physiker."

"Ich vermute mal, dass das mit Magie funktioniert.", erklärte Violett Rain, "Jedenfalls wäre mir keine physische Möglichkeit bekannt."

"Das vermute ich auch!", bestätigte Snowcat, nahm sich selber ein Stück Pizza, holte den Tag-Eraser hervor und fuhr mit dem Gerat über ihr Stück. Sie probierte und musste zugeben, dass die Pizza wirklich köstlich war. Dennoch verspürte sie keinen großen Appetit, darum verfütterte sie das meiste an Strupp-i und, um keinen Ärger im Rudel hervorzurufen, besorgte zuvor einen Fleischbrocken für Chido aus einer ihrer Taschen. Bis auf Blackstone aßen inzwischen alle Pizza. 

Snowcat wandte sich wieder an Harlequin "Also gut. Wir müssen nach Sarajevo. Kannst Du uns dorthin bringen?"

Harlequin verzog das Gesicht: "Nach Sarajevo? Keine schöne Gegend!", er grübelte übertrieben angestrengt und blickte sich um, "Euch alle und das Equipment?" Nach einer Pause fügte er hinzu: "Aber ja, das kann ich machen!"

Snowcat lächelte: "Und was willst Du dafür haben?"

"Oh nichts", antwortete Harlequin ohne zu zögern. Dann sah er Snowcats Gesichtsausdruck und ergänzte: "Verstehe, 'nichts' ist nicht gut. Dann, " er beugte sich wieder vor, "wie wäre es mit einem Kuss?"

Snowcat nahm den intensiven Augenkontakt an und fragte nach: "Von ihr?", wobei sie in Richtung Frosty zeigte, wohlwissend, das das ein wenig unhöflich war. 

"Nein, von Dir!" erwiderte Harlequin, wobei er es wieder schaffte eine ungeheure Intimität aufzubauen. 

Diesmal wurde Snowcat nicht 'rot', sie dachte darüber nach, wog sichtbar das Für und Wider ab und antwortete dann: "Na gut. Einverstanden!"

Violet Rains Stimme erklang; "Da ist etwas, was ich im Puncto Zwischen-Metamenschliche-Beziehungen verstanden habe. Am Ende läuft es auf einen Geschlechtsakt hinaus.", kommentierte sie das Geschehen trocken. 

Snowcat musste herzhaft lachen. 


Die Bilder, die ihnen Violet Rain zu Sarajevo ins Netzwerk geladen hatte, zeigten keinem schönen Ort. Von jahrelangen ethnischen, religiösen und anderen Konflikten gezeichnet, sah es dort grau, zerstört und trist aus. Selbst Harlequin wies UC darauf hin, dass sie für alle unauffälligere Kleidung in den Sarajevo üblichen grau und braun Tönen besorgen würden müssen. Sie dachten kurz daran, einkaufen zu fahren, aber da sie kaum weitere Zeit verlieren wollten, einigten sie sich darauf, später Mystères Schneiderkunst in Anspruch zu nehmen. 

Sie besprachen noch ein paar Einzelheiten bezüglich ihrer Abreise und ihres Treffpunktes, als plötzlich der Trideoschirm des Hauses zum Leben erwachte, Violet Rain auf dem Bildschirm erschien und ihnen zuwinkte. Mit irgendwie merkwürdig neutralem Ton sagte sie laut: "User Average, ich glaube ich muss die mir die Levis lesen."

Average druckste ein wenig herum, gestikulierte dann aber kurz und Violet Rain tauchte wieder über AR im Netzwerk auf. Irgendetwas schien zwischen den Beiden abgelaufen zu sein, was Snowcat nicht mitbekommen hatte. Die Tatsache an sich war nicht verwunderlich, schließlich hatte die Sache nicht auf der physischen Ebene stattgefunden.

"Gut,", sagte Harlequin, "dann mache ich mich jetzt auf den Weg." Er wandte sich erneut lächelnd an Snowcat, "möchtest Du mich gleich begleiten, damit ich am Flughafen keine Falle aufbauen und Euch hineinlaufen lassen kann?", fragte er schmeichelnd. 

Blackstone antwortete zuerst: "Vergiss es. Wir werden sie nicht alleine mit Dir fahren lassen."

"Ach was.", sagte Harlequin ohne Blackstone anzusehen, "wäre ja nicht nötig. Für dich würden wir schon irgendwo noch ein kleines Plätzchen finden."

Snowcat schüttelte den Kopf, "Ich sagte ja bereits, wir vertrauen Frosty. Deine Überwachung ist nicht nötig."

Harlequin bedauerte das offenbar sehr, wechselte dann aber seine Stimmlage und winkte zum Abschied fröhlich in die Runde. Erst als er gegangen war, entspannte sich Frosty wieder völlig. Snowcat lächelte sie an und erkundigte sich nach ihrem Befinden. Dankbar für das Interesse antwortete sie: "Nein, es ist alles in Ordnung und wir können ihm auch trauen. 'Der lachende Mann' ist immer nur so unglaublich anstrengend und unberechenbar. Da bin ich aus Gewohnheit auf der Hut."


Nicht mal eine Stunde später erreichten sie einen kleinen Flughafen außerhalb Frankfurts. Ein müder Wachmann, schließlich war es Sonntag und früh am Morgen, winkte sie gähnend durch das Tor, welches er für sie geöffnet hatte und rief ihnen: "Hangar sieben!" hinterher. 

Im Hangar stand eine Gulfstream und Harlequin stand lässig davor. Natürlich half der Elf nicht beim Verladen des Gepäcks, aber wahrscheinlich hätten das Blackstone, Twinbow und Llamé eh nicht gewollt. Was der lachende Mann allerdings tat, war sich zu Strupp-i und zu Chidos Transportbox zu begeben und mit den beiden Tieren in hundeähnlichen Lauten zu sprechen, was dazu führte, dass Chido sich schlafend in seiner Box zusammenrollte und Strupp-i zur Gulfstream trottete, den Weg kannte und dann schwanzwedelnd im Flugzeug wartete, dass endlich alle einstiegen. 

Luxus begrüßte sie an Bord der Maschine. Bequeme komfortable Sessel. Eine Bar, nebst kleiner Küche, in der sich Average ein paar Knabbereien zusammen suchte und ein futuristisch aussehender Kaffeeautomat, der sich merkwürdiger Weise nicht am Commlink anmelden wollte, laut Display aber 'ready' war. Violet Rain stand neben Snowcat und erklärte, "User Snowcat, tatsächlich habe ich keinen Zugriff auf dieses Gerät, allerdings ist es am System als Stromabnehmer vorhanden.", sie blickte Snowcat von oben bis unten an, so als scanne sie sie ab, "Wenn ich Deine Körperhaltung richtig interpretiere, erkenne ich Interesse an diesem Gerät bei Dir."

Snowcat lächelte sie freundlich an, "Das hast Du richtig erkannt. Es sieht aus wie eine Kaffeemaschine, aber ich habe keine Ahnung, wie man sie bedient. Kannst Du mir da weiter helfen"

Das Abbild von Violet Rain flackerte ein paar Mal für einige Augenblicke, dann lächelte sie ebenfalls kurz und sagte: "Es handelt sich dabei um einen Kaffeevollautomaten mit dem Namen Prima Donna Magica der Firma DeLongi aus dem Jahr 2015, damaliger Neuwert 2563€. Ich habe eine Datei mit einer Anleitung finden können und lade sie genau jetzt in das Commlink von User Snowcat."

"Danke sehr Violet Rain.", meinte Snowcat. "Wenn Du irgendwann mal etwas über metamenschliches Verhalten wissen möchtest, was Dir Deine Empathie-Software nicht verrät, dann kannst Du mich gerne fragen. Allerdings könnten meine Antworten unpräzise sein und länger dauern, deshalb wäre es vielleicht gut, wenn Du Deine Fragen sammelst und wir sie in einem längeren Gespräch beantworten, wenn Zeit für so etwas ist." Snowcat begann auch Violett Rain zu mögen, allerdings war sie der ungewöhnlichste Hacker, der der Elfe jemals über AR begegnet war. 

Während Harlequin alle aufforderte, es sich bequem zu machen, auf die Anschnallpflicht während Start und Landung hinwies und sich dann ins Cockpit begab, warf Snowcat sich in einen der Sessel, schnallte sich an und widmete sie der Gebrauchsanweisung für den 'Kaffeevollautomaten'.

Wenig später teilte Harlequin ihnen über die Bordkommunikation mit, dass sie nun die Reisehöhe erreicht hätten. Snowcat schnallte sich ab und sprach kurz leise mit Frosty, die daraufhin sagte: "Klar, mach doch, aber auf eigene Gefahr!" Dann ging Snowcat zum Cockpit und klopfte an die Tür. Sie bekam die Erlaubnis einzutreten. Harlequin sprach kurz mit dem Tower und lächelte Snowcat dann an: "Möchtest Du irgend etwas zu trinken?", fragte sie ihn.

"Oh ja, sehr gern, " begann der Elf auf dem Pilotensitz, "Vielleicht ein… nein, das wäre unangemessen. Oder ein… hach, dafür haben wir wahrscheinlich nicht die Zutaten an Bord, dann vielleicht einen… ach nein, lieber nicht. Hmm… eine wirklich schwierige Frage.. ich…"

Snowcat unterbrach den Elfen, "Wie wäre es mit einem Kaffee?", schlug sie vor.

Das Gesicht von Harlequin erstrahlte: "Ja, ein Kaffee. Das ist eine ausgezeichnete Idee." Snowcat war schon fast aus der Tür, als er ergänzte, "Nein, besser noch einen Espresso. Oder noch besser, gleich einen doppelten Espresso mit zwei Stück Zucker, gerührt und nicht geschüttelt."

Snowcat schmunzelte und fragte sich, wie er auf die Idee gekommen war, dass sie Kaffee ohne Milch schütteln würde. Sie trat an das Gerät und freute sich, dass die Bedienung viel einfacher war, als sie zu Beginn befürchtet hatte. Ein wunderbarer Duft von erstklassigen Kaffee verbreitete sich in der Maschine. Natürlich hatte es eine Selektion an Tassen gegeben, aber Snowcat kannte sich in dem Thema gut genug aus um das richtige Gefäß für einen doppelten Espresso auswählen zu können.

Sie brachte Harlequin den Kaffee und fragte: "Hast Du was dagegen, wenn ich mich einen Moment zu Dir setzte?"

"Nein, im Gegenteil.", erwiderte er. 

Snowcat schloss hinter sich die Tür des Cockpits und setzte sich auf den Copiloten-Sitz. Ohne zu zögern fragte sie ihn nach Aina Dupree. Es dauerte eine Weile, bis sie eine Antwort bekam, mit der sie etwas anfangen konnte. Harlequin fragte zuvor nach dem, was Aina getragen hatte, sprach zwischendurch mehrmals mit dem Tower, -wobei Snowcat sich nicht sicher war, ob dies zu einem solchen Zeitpunkt des Fluges notwendig war, aber zumindest klang Harlequin glaubwürdig - dann wollte er wissen, wer noch so auf der Party war und versteckte bei seiner ersten Fastantwort auf Snowcats Ausgangsfrage ein wunderbares Kompliment, bevor er dann endlich sagte: "Vielleicht war Aina einfach überrascht davon, einen Drake auf der Party zu treffen."

An dieser Stelle war Snowcat sehr froh, dass sie für Gespräch mit Harlequin ihre körpereigenen Kontrollmechanismen besonders hoch gefahren hatte, denn sonst wäre ihr wahrscheinlich die Kinnlade herunter geklappt. So war sie einfach nur kurz sprachlos. Es kostete sie viel Mühe Harlequin weitere klarere Worte zu entlocken, aber er endete schließlich damit, dass er sagte: "Wenn ein Drake erwacht, ist das so, als werfe man einen schweren Stein in einem ruhigen See und alle, die an seinem Rand sitzen werden die Wellen bemerken. Und vielleicht können die Beobachter an der Art der Wellen ja die Beschaffenheit des Steins erkennen." Harlequin machte eine theatralische Pause und fuhr dann fort; "Übrigens muss sich ein Drake über die wenigen Metamenschen, die am Rande dieses Teiches sitzen, kaum Gedanken machen. Viel wichtiger sind all die Nicht-Metamenschen, die sich regelmäßig am Ufer aufhalten." Nun kam der 'lachende Mann' auf die vorzügliche Qualität des Kaffees zu sprechen und zeigte damit an, dass er dieses Thema für beendet erklärte. Snowcat machte noch ein wenig Smaltalk und verabschiedete sich dann zurück in die Kabine. 

Gedankenschwer und besorgt, was sie sich natürlich nicht anmerken ließ, wollte Snowcat es sich gerade auf ihrem Platz bequem machen, als Average sie ansprach, "Du Snowcat, Du hast doch noch Kaffee aus der Maschine da geholt, oder?", er zeigte auf den Vollautomaten.

Snowcat nickte. 

"Na jetzt ist das Teil jedenfalls kaputt. Und da es keine weitere Maschine an Bord gibt, mussten wir jetzt auf die selbsterhitzenden Becher zurückgreifen."

Snowcat warf einen Blick auf Violet Rain, die wie immer die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte, diesmal aber ein 'mit einem zum Himmel erhobenen Kopf in die Luft pfeifen' imitierte. Frosty hingegen schien entweder auch nicht zu wissen, wie die Maschine funktionierte oder war einfach mit ihrem Instantkaffee zufrieden. Snowcat lächelte und sagte zu Average: "Nein, ich glaube, die Maschine ist nicht kaputt, sondern einfach nur total retro. Was möchtest Du denn?"

Average wählte etwas und zu seiner Überraschung ließ sich das auch mit Hilfe des Vollautomaten herstellen, auch wenn es den einen oder anderen Extra-Handgriff dazu brauchte. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, Average wäre bei seiner kalten Cola geblieben, aber diesbezüglich war ihm die Auswahl an Bord wohl zu klein. Nachsichtig erfüllte Snowcat seine Extrawünsche. In Sarajevo würde es für ihn sicherlich noch weniger lustig sein, als für alle anderen aus dem Team. Wo sie schon dabei war, fragte sie auch die anderen nach ihren Wünschen und schließlich baten sie alle um die eine oder andere Kaffeevariante, auch Frosty.

Snowcat bereitete gerade den Latte Macciato für Mystère zu, als Katze auf der Bildfläche erschien, auf den Vollautomaten sprang und Snowcats Handgriffe genau verfolgte: "Na Elfenmädchen, bist Du jetzt zur Küchenhilfe degradiert?"

Snowcat sah Katze an, "Nein, liebe Katze, wenn dann zum Barista, was in den Augen einiger ein Aufstieg wäre."

"Na, wenn Du meinst, Elfenmädchen.", meinte Katze höhnend.

Snowcat lächelte Katze an,"Wo ich schon mal dabei bin, möchtest Du vielleicht auch etwas. Milch zum Beispiel?"

"Geschlagene Sahne wäre nett."; antwortete Katze prompt. 

Snowcat sah sich um, "So etwas finde ich hier leider nicht. Nur Kaffeesahne." 

Katze rümpfte die Nase.

"Ich könnte Dir stattdessen etwas Milch aufschäumen?", schlug Snowcat vor.

Hoheitsvoll lies sich Katze dazu breit schlagen. Also schäumte Snowcat Milch auf und goss sie in eine Untertasse, die sie dann neben den Vollautomaten stellte, bevor sie den Becher mit schwarzem Kaffee für Blackstone anfertigte. 

Katze wartete einen Moment, schlabberte dann aber doch etwas Milch, nachdem sie abgekühlt war. 

Im Anschluss an ihre kurze Barista-Karriere, ließ sich Snowcat in ihren Sessel fallen, trank etwas Milchkaffee und schloss dann die Augen, als wolle sie schlafen. In Wirklichkeit dachte sie über das Wenige nach, was Harlequin ihr gesagt hatte. 


Die Gulfstream setzte sanft auf der Landebahn auf und Harlequins Stimmet erklang erneut über die Boardlautsprecher, wo er den Standartspruch diverser Airlines zusammenfasste und mit: "Wir hoffen, ihnen hat der Flug mit Clown-Air gefallen.", endete

Snowcat sammelte sich selbst, packte ihre Sachen zusammen und warf dann einen Blick aus dem Fenster. Ein leicht ramponierter Kleinbus mit Platz für ein bis zwei dutzend Personen stand vor der Hangartür. Neben ihm wartete ein menschlicher Mann mittleren Alters mit braunen Haaren, der in die ortsübliche Kleidung samt Panzerjacke gekleidet war und ein Zwerg mit militärisch kurzen Haarschnitt und gepflegtem ultrakurzen Bart, der militärische Tarnkleidung trug, eine Assault-Shotgun umgehängt hatte und sich aufmerksam umblickte.

Noch bevor sich die Tür des Flugzeuges geöffnet hatte, ging Snowcat zu Harlequin und sagte mit sanfter Stimme: "Ich würde dann jetzt gern zahlen." Sie trat dicht an den Elfen heran und bemerkte, dass er sie mindestens um 15 Zentimeter überragte. Der Flug war angenehm verlaufen und so würde Snowcat ihn selbstverständlich angemessen entlohnen. 

Sie trat dicht an ihn heran, legte ihm leicht eine Hand in den Nacken und blickte ihm in die Augen. Sie legte ihren Kopf ein wenig schief und spürte dabei, wie sich das Gewicht eines ihrer Zöpfe verlagerte. Im Zeitlupentempo näherte sie sich mit ihrem Gesicht dem seinen. Sie nahm deutlich seinen männlichen Geruch wahr, der sich mit dem seiner echten Lederjacke mischte. Seine Augen waren von einem wunderbaren Grün und mit einiger Überraschung bemerkte Snowcat, dass darin goldene Sternchen funkelten, die ihren eigenen silbernen Sternen nicht unähnlich waren. Er hatte wirklich schöne Augen, die eigentümlichen Fältchen um sie herum störten nicht im mindesten, sie machten sein Gesicht noch viel interessanter. Sie presste ihre Lippen sanft auf seine und versuchte es mit einem leichten Druck, dann legte sie ihm auch die zweite Hand in den Nacken und schloss die Lücke zwischen ihren Körpern, so dass sie sich Beide nun an mehreren Stellen berührten. Als Antwort legte er ihr die Arme um die Hüften und zog sie noch ein wenig dichter an sich heran. Snowcat öffnete die Lippen ein wenig und fuhr mit ihrer Zunge spielerisch und testend hervor, als sie plötzlich das Gefühl hatte, schwerelos zu werden.

Harlequin hatte Snowcat seitlich nach hinten übergebeugt, so dass sie nun praktisch wie in einer klassischen Filmpose in seinen Armen lag. Wie bei einem Tanz hatte er die Führung des Lippen- und Zungenspiels übernommen und Snowcat ließ sich darauf ein. Ein Gefühl von Leidenschaft und absoluter Geborgenheit überkam sie und sie ließ sich darin fallen. Sie schloss die Augen und versank darin. Raum und Zeit verloren ihre Bedeutung. 

Nach einer Sekunde oder einer Ewigkeit, Snowcat konnte das nicht so genau sagen, aber es geschah auf jeden Fall genau in dem einzig passenden Augenblick, endete der Kuss. Snowcat öffnete die Augen und Harlequin richtete sie wortlos wieder auf. Er löste sich von ihr, erst körperlich und dann auch mit den Augen. Auch er sagte nichts.

Innerlich seufzte Snowcat. Nur ungern ließ sie die Gefühle von Geborgenheit und Sicherheit ziehen. Ja, der Kuss war überaus leidenschaftlich, aber eben dennoch frei von Liebe gewesen. Ob die junge Elfe das gut fand oder nicht, wusste sie noch nicht. Zumindest hatte der Kuss sie zu tiefst berührt.


Snowcat färbte ihr Haar dunkelbraun, passte ihre Haut dem landesüblichen Ton an und setzte eine Sonnenbrille auf, bevor sie am 8/23/71 hinaus in die frühe Nachmittagssonne von Sarajevo trat. Die Luft roch eigentümlich nach Staub und Metall und es schien, als habe man die Umgebung einmal zu heiß gewaschen, denn sämtliche Farben wirkten blass und hatten eine Graustich bekommen. Zumindest Strupp-i war unbeeindruckt davon. Er sprang herum und ließ ein Pommes-Icon über sich erscheinen, nachdem er an der Hangartür sein Revier markiert hatte. Lächelnd schüttelte sie den Kopf, als Average ihm erklärte, dass er sich nicht sicher war, wo und ob man hier gute Pommes bekommen konnte.

Blackstone, Twinbow, Llamé und Mystère stapelten das Gepäck. 

Harlequin verabschiedet sich von allen. Snowcat steckte er noch einen Pin an ihr T-Shirt , welchen er zuvor von seiner Jacke abgemacht hatte. "Der bringt der sicher Glück.", sagte er lächelnd. Dann wandte er sich Frosty zu und umarmte sie fest und flüsterte ihr etwas ins Ohr. 

Der Mann neben dem Kleinbus trat an sie heran und stellte sich Snowcat als Zlatko vor. Er war der Fahrer ihres Shuttel-Busses und er wusste auch, in welchem Hotel bereits für sie reserviert worden war. Auch der Zwerg würde sie begleiten, er sah sich die gesamte Zeit über aufmerksam um und hielt die Umgebung im Auge, bis alle eingestiegen waren. 

Snowcat warf einen Blick auf den Pin. Es handelte sich dabei offenbar um den einer Band. Das Gesicht der Sängerin erkannte Snowcat sofort, auch kopfüber. Des Namens hätte es nicht bedurft. RIven war dort zu lesen. Weitere schwere Gedanken strömten in Snowcats Kopf, aber sie schob sie beiseite, und setzte sich im Bus in die Nähe von Zlatko, der ihnen bereits etwas über die örtlichen Gegebenheiten und verschiedenen Gruppen, über die Blauhelme und die MET 2000 erzählte, die in der Stadt für die Sicherheit verantwortlich waren. Nach ein paar Minuten bat Snowcat Zlatko Serbokroatisch zu sprechen. Sie musste diese Gelegenheit einfach nutzen, um die Sprache der Einheimischen wenigstens in ihren Grundzügen zu erlernen.

Kaum hatten sie den Flughafen verlassen, auf dem man zumindest noch Konzernanlagen von SK, Aztech und Ares gesehen hatten, verschwand beinahe sämtliches AR. Average stöhnte auf und Violet Rain verzog sich in den Schmetterling und war ab sofort nur noch über ihr Teamnetztwerk zu sehen. Strupp-i fühlte sich offenbar auch mehr als unwohl. Sarajevo hatte kein Netzwerk.

Snowcat klopfte auf ihren Schoss und Strupp-i sprang darauf. Sie kraulte ihn und er entspannte sich, zumindest das war leicht gewesen. Average murrte, "Man ist das öde hier." Snowcat bot ihm darauf einen ihrer Lieblings-Schoko-Karamel-Riegel an, den er schweigend aß.

Auch im Astralraum sah es hier nicht rosig aus, was sich für alle magisch aktiven im Team bemerkbar machte. Jeder musste hier Federn lassen, auf Kräfte verzichten und das nicht zu knapp. Natürlich wirkte sich das auch auf ihren Gemütszustand aus, aber zumindest hatten sie noch Zugriff auf Magie, sie waren nicht von ihr abgeschnitten, so wie Average, Strupp-i und Violet Rain von der Matrix. 

Zlatko plauderte munter weiter, sie erreichten eine Strassensperre und er stellte sich an die Eingangskontolle der Blauhelme an. Im Stopp und Go setzten sie ihren Weg fort. Zlatko deutete auf ein paar Häuser und zeigte auf einige Stellen an denen Granaten und Mörser eingeschlagen waren. "Das sind die berühmten Sarajevo-Rosen.", erklärte er stolz. 

Snowcat konnte es eigentlich nicht fassen, aber klammerte man den Ursprung aus, konnte man mit etwas Fantasie in den Einschlägen tatsächlich Blumen erkennen. Vor dem Hotel angekommen stieg der Zwerg zuerst aus und alle warteten, bis er das Okey-Zeichen gab, bevor sie nachkamen.


Bereits in Frankfurt hatte Doc den Namen eines Fixers aufgetan, der ihnen Equipment besorgen konnte. Ahmed Karabegovic konnte man im alten Olympiastadion treffen, das inzwischen zu einem Markt geworden war. Zlatko erklärte sich bereit noch eine Stunde zu warten, damit sie in Ruhe einchecken und sich frisch machen konnten, dann würde er sie zumindest noch zum Stadion bringen. 

Das Hotel war einfach, aber es wirkte trotz der Sarajevo-Rosen, die an seiner Fassade blühten, sauber und einigermaßen sicher. Die beflissenen Eheleute, die es betrieben, beäugten Chido argwöhnisch, sagten aber nichts. Der Zwerg, Snowcat hatte tatsächlich noch nicht nach seinem Namen gefragt, überreichte ihr eine Tasche, die er offenbar von Harlequin bekommen hatte. Snowcat spähte kurz hinein und darin befand sich Kleidung, die der Hiesigen angemessen war. 

Vier auf dem selben Gang liegende Doppelzimmer waren in dem Hotel für sie reserviert worden. Frosty und Snowcat schnappten sich das mit dem größten Bad. Snowcat fragte sofort: "Hast du etwas dagegen, wenn ich als Erste ins Bad gehe?"

"Nein, natürlich nicht, ich muss mich nicht mal unbedingt frisch machen.", antwortete Frosty.

Snowcat schloss die Tür hinter sich. Sie trat ans Waschbecken und ließ das Wasser laufen, sie zögerte kurz und spritze dann etwas davon in ihr Gesicht, als sie aufblickte sah sie in einem matten, teilweise blinden Spiegel, ihr dunkel getöntes Ich. Sie ließ ihre emotionalen Barrieren fallen und augenblicklich setzte ein leichtes, unkontrolliertes Zittern ein. Sie hatte das Gefühl von Gedanken überflutet zu werden. Sie sah sich selbst in die Augen und lies dann spontan die geändert Haut- und Haarfarbe fallen, um sich selbst besser zu sehen. 

Das Zittern hörte nicht auf und ihr war klar, dass sie müde und erschöpft, aber vor allem verwirrt war. Sie fühlte sich, als stehe sie in einem großen leeren Raum an dessen vier Wänden sich unzählige Türen befanden. Sie wusste weder, aus welcher Tür sie gekommen war, noch in welche Richtung sie gehen, geschweige den welche Art von Tür sie wählen sollte. 

Snowcat streckte die Hand aus und berührte ihr Spiegelbild. Sie dachte an den Kuss, den sie vor wenigen Minuten bekommen hatte, aber auch an Aina Dupree, an Domingo Ramos, an Cannonball, die Ancients, UC, Doc, Mystère, an Blackstone, an Drachen, an Liam, an Riven und an Craven. Die Gedanken und Bilder bewegten sich in eine wahren Spirale, die sich immer schneller und schneller drehte. Sie sehnte sich danach, jemanden einfach um Rat zu fragen. Ohne etwas zurückzuhalten. Ohne Misstrauen und ohne Haltung zu bewahren. 

Das Zittern wurde stärker und sie musste sich mit beiden Händen an der Wand abstützen, dann lehnte sie ihre Stirn an die ihres Spiegelbildes und in diesem Moment wollte sie nicht mal mehr jemanden fragen, sie wollte sich einfach nur verkriechen und die Augen vor allem verschließen. Ein Gefühl von Zukunftsangst machte sich in ihr breit und dann wurden ihre Augen doch tatsächlich auch noch feucht. 

Ein Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. Katze war hinter ihr auf eine Ablage gesprungen und ihr Spiegelbild fauchte Snowcat an. "Wenn Du dann endlich damit fertig bist, in Deinem hässlichen, elenden, widerwärtigen und völlig unpassenden Selbstmitleid zu zerfließen, solltest Du damit aufhören das Wasser des Hotels zu verschwenden, nach draußen gehen und wieder damit anfangen, etwas zu tun, Elfenmädchen."

Snowcat nickte und hielt ihre Tränen zurück, bevor die Erste überhaupt gefallen war. Sie stellte das Wasser ab und färbte Haut und Haar neu. Wenn sie draußen war, würde sie Frosty fragen, ob der Kuss zwischen ihr und Harlequin ein Problem für sie darstellte und nach einem kleinen Gespräch unter Frauen wurde sie ausziehen, um sich endlich diese Maus in Form eines Jahrhunderte alten Diskusses zu schnappen. 

Snowcat's Rulz of Life No.8: NEVER FALL FROM GRACE

In stolzer und gerade Haltung mit einem wunderschönen Lächeln auf Lippen, öffnete sie die Tür des Bads. 


Eine knappe halbe Stunde später betrat Snowcat gemeinsam mit Frosty das Zimmer von Mystère, in dem sie sich alle zwecks weiterer Planung verabredet hatten. Das Gespräch mit Frosty hatte Snowcat gut getan, sogar besser als es ein paar Minuten Schlaf gekonnt hätten. Die beiden Elfinnen waren ausgesprochen guter Laune und lachten, weil sie als letzte das Zimmer betraten. Alle 'Jungs' waren bereits versammelt und auch Violet Rain lief bereits wieder mit hinter dem Rücken verschränkten Armen in einem begrenzten Umfeld auf und ab. 

Snowcat trug ihren ärmellosen Catsuit, wie alle ihre schwarzen, gepanzerten Anzüge in Lederoptik hatte sie sich ihn auf den Leib schneidern lassen. Besonders erfreut war sie nicht darüber gewesen, dass er an der einen oder anderen Stelle ein winziges bissen zu weit geworden war. Aber sie schob diesen Umstand einfach auf das Material. In der Hand trug die Elfe einen breiten Nierengurt, der eigentlich zu einem Catsuit in einem anderen Design gehörte, aber Mystère brauchte schließlich etwas, in das er die Manasheats-Tasche, die nun bis zu zwei Disks fassen musste, schneidern konnte. Er zauberte die Tasche in den Gurt und half Snowcat dann beim Anlegen, denn die eine oder andere Anpassung musste am Körper vorgenommen werden, damit der Gurt bequem saß. 

Frosty spasste: "Bin ja mal gespannt, wie genau Mystère jetzt mit der Hand Maß nehmen muss."

Aber für solche plumpen Vorwände Snowcat anzufassen, war Mystère viel zu sehr Gentlemen.

Violet Rain sagte, nachdem der Wakyambi mit dem Zauber fertig war, höflich: "Vielen Dank für die Daten, männliche User von UC."

Viel planen konnten sie nicht, denn sie wussten immer noch nicht, was sie an dem Ort, an dem der Diskus war, erwarten würde. Nur soviel war schnell klar, Frosty sollte mit Blackstone und Twinbow so tun, als betrieben sie klassische Beinarbeit, denn wenn es Samriel oder sonst wem gelang die Spur des Diskusses oder Frostys aufzunehmen, dann würde er so nur bis Sarajevo kommen. 

Llamé wandte ein: "Wird eine solche falsche Fährte denn gut genug sein? Wird nicht jeder, der Frosty sucht, sich auch fragen, wo Snowcat geblieben ist?"

"Das glaube ich nicht," meinte Doc sofort, "Snowcat haben im Zusammenhang mit den Artefakten bisher alle als Face auftreten sehen. Niemand wird sich wundern, wenn man sie nicht in ein Kriegsgebiet mitnimmt."

Doc, Mystère, Llamé, Average, Violet Rain und Snowcat würden sich also noch heute Abend in einem Wagen Richtung Süden aufmachen und dort sehen, was es zu sehen gab und dann so schnell wie möglich zuschlagen, um sich die Maus zu schnappen.

Average murrte erneut, "Muss ich da mit?", fragte er, "Da ist es bestimmt noch schlimmer als hier. Total langweilig. Da redet dann niemand mit mir."

Snowcat lächelte ihn an: "Doch Average. Ich rede mit Dir," erklärte sie.

"Aber Du bist nur eine.", warf er ein.

Doc fuhr Average an: "Idiot!", sagte er nur. 

Offenbar wusste Average nicht, ob und was er falsch gemacht, aber er blieb still. 

Es dauerte einige Sekunden, dann sagte Violet Rain zu ihm: "User Average, ich habe die Unterhaltung analysiert und ich weiß nun, warum dich User Doc eben als Idiot betitelt hat, wenn du möchtest, erkläre ich es dir."


Nachdem sich alle irgendwie in die gebrauchten Klamotten geworfen hatten, war es auch schon an der Zeit aufzubrechen. Mystère war so lieb gewesen das Hemd und die Armeehose für Snowcat zu sterilisieren, das hatte es der Elfe um so einiges leichter gemacht, sich mit dem neuen 'Darüber' anzufreunden. Snowcat hatte sich zunächst ein anderes Oberteil ausgesucht, aber Doc hatte sie sehr genau betrachtet und dann auf seine süffisante Art bemerkt: "Selbst das steht Dir ganz ausgezeichnet Snowcat, es wäre jedem Mann eine Freude, es dir vom Leib zu reißen." Snowcat verstand den Wink und suchte sich ein viel größeres Hemd aus schwererem Material aus. Zum Glück funktionierte trotz der negativen Hintergrundstrahlung ihre magische Köpertemperatur-Kontrolle noch, so würde sie wohl dennoch nicht schwitzen. Immerhin war draußen Sommer und sie trug einen Catsuit samt des 'falschen' Diskusses drunter.

Das 'Ablenkungsteam' blieb zunächst noch auf den Hotelzimmern, um auf das Equipment aufzupassen. Unten warteten Zlatko und der Zwerg.

Die Fahrt bis zum alten Olympiastadion dauerte nicht sonderlich lange und dort genügten auch wenige Fragen, um Ahmed zu finden. Er hatte einen kleinen Stand, der wiederum neben seinem kleinem Laden aufgebaut war und er freute sich- wie sollte es anderes sein- sehr Snowcat zu sehen. Noch mehr freute es ihn, als er erfuhr, dass sie ihm einen Wagen abkaufen wollten. Als einziges weiteres Equipment bestellten sie ein zusätzliches Satelite-Uplink, damit sie darüber mit der Gruppe um Frosty in Kontakt bleiben konnten. Ahmed versprach sich in 1 1/2 Stunden bei Snowcat zu melden. Sie und ihre Leute sollten so lange einfach in einem Kaffee in der Nähe warten. Nein, das Leben war im Gegensatz zu Average's Meinung nicht vorbei, nur weil man kein AR hatte. 

Der Kaffee schmeckte wirklich richtig gut, er war stark, heiß und sogar echt. Der Zuckerkuchen war lecker, auch wenn er sehr süß war. Dass Snowcat nur ein paar Bissen zu sich nahm, lag jedenfalls nicht an seinem Geschmack, sondern an ihrer Appetitlosigkeit. Die Sonne wärmte Snowcats Gesicht und sie fragte sich, ob ihre dunklere Haut sie wohl auch besser gegen den gefährlichen Teil der Strahlung schützte. Erfahren würde sie es wohl nicht, schließlich hatte sie die Sonnenlotion mit Schutzfaktor 50+ und leichtem Limonenduft sorgfältig aufgetragen. Was Haut und Haar anging, riskierte sie nichts und gerade die Länge ihres Haares, war ihr Beweis dafür, wie gut es ihr wirklich ging. Nur die Frau, die genug Mittel hatte, konnte es sich leisten das Kopf-Haar wachsen zu lassen, bis es ihr fast bis zur Kniekehle reichte. 

Die Metamenschen im Kaffee - überwiegend Menschen und Orks-, störten sich nicht daran, dass es aus unterschiedlichen Richtungen und unterschiedlichen Entfernungen immer mal wieder donnerte, knatterte und dröhnte. Intuitiv schienen sie zu wissen wie nah das Waffenfeuer war und wann sie die Köpfe einzuziehen hatten. Wenn das nicht ein Paradebeispiel für die Anpassungsfähigkeit von Metamenschen war? Irgendwo in der Nähe gab es ein Feuergefecht, starben Metamenschen und hier saß man bei Kaffee und Kuchen und die Leute zuckten nicht mal, wenn es irgendwo einschlug. Auch in Chicago hatten die Metamenschen sich angepasst und sie taten es auch noch heute jeden Tag, genau wie die, aus den Redmond Barrens. 

Und alle fanden etwas lebenswertes daran - Sarajevo-Rosen!

Es waren kaum ein paar Minuten mehr, als die eine und die halbe Stunde vergangen, als ein Gas-Niki P 149 vorfuhr und Ahmed Karabegovic ausstieg. Er hatte es tatsächlich geschafft innerhalb der von ihm festgelegten Dauer den Wagen zu besorgen. Average, der die gesamte Zeit über die Rolle des Fahrers übernehmen sollte, griff freudig nach der Keycard und als er erfuhr, dass der Wagen keine Riggerkontrollen hatte, hielt sich seine Enttäuschung in Grenzen. Wenigstens wartete im Kofferraum eine Satelliten-Antenne auf ihn und rückte die Matrix in greifbare Nähe. 

Zlatko fuhr voraus und erklärte ihnen auch noch den besten Weg in Richtung Süden aus der Stadt und erzählte, was sie dabei zu beachten hatten. Sie gingen ins Hotel. Zlatko wartete erneut davor, denn er sollte nun als Fahrer für Blackstone, Twinbow und Frosty fungieren. 

Der Zwerg nickte Snowcat kurz zu und fragte sie dann auf Englisch: "Kann ich sonst noch irgendetwas für Sie tun, Mam?" 

Snowcat lächelte, zögerte kurz und fragte dann: "Musst Du nicht weiter bei Zlatko bleiben?" 

Der Zwerg schüttelte den Kopf und erklärte: "Ich habe Zeit und wäre bereit, Ihnen auch noch weiterhin zu Diensten zu sein. Und Sie können mich Thunderstrike nennen. "

Snowcat dachte nach. Blackstone und Twinbow würden beide Frosty begleiten. Aztechnology war dem Diskus auf irgendeine Weise nahe und stand so zwischen ihnen und ihrer Beute. Ein wenig mehr Feuerkraft in irgendeiner Form konnte nicht schaden und Thunderstrike machte den Eindruck diese Feuerkraft zu besitzen. "Macht es Dir was aus im Foyer des Hotels zu warten, damit wir uns kurz besprechen können?"

"Selbstverständlich nicht.", erklärte der Zwerg.

Average, Mystère, Llamé, Doc, Snowcat und dicht bei ihnen Violet Rain, gingen auf eines der Zimmer, um kurz zu reden. Eigentlich war das mehr eine Formsache, denn inzwischen hatten Doc und Snowcat schon längst wortlos beschlossen, dass es eine gute Investition in ihre Sicherheit war, Thunderstrike anzuheuern. 

Violet Rain initiierte einen groben Backroundcheck über Satellit, der zu Tage brachte, dass es sich bei Thunderstrike um einen Söldner, Combat Mage und ehemaligen CAS-Soldaten, von gutem Ruf handelte. Spätestens nach diesen Informationen hatten auch die anderen keine Einwände mehr und so baten sie den Zwerg schon nach wenigen Minuten nach oben. Sie setzten ihn darüber ins Bild, dass sie einen Gegenstand in der Nähe von Sarajevo bergen wollten, aber noch nicht wussten, welche Art von Opposition sie dort erwarten würde, dass sie aber davon ausgingen, dass es sich auf jeden Fall um Aztech-Personal handeln würde. 

"Wenn das wo ihr hinwollt, im Süden liegt, dahin hat Aztech in den letzten Tagen ne Menge Ausrüstung transportiert.", erklärte Thunderstrike und zeigte damit, dass er mitdachte. 

"Könnte sein.", bestätigte Snowcat lächelnd. Sie einigten sich schnell darauf, dass Thunderstrike ihnen sowohl bei der Aufklärung, als auch bei der möglichen Infiltration helfen sollte. Snowcat war sofort bereit im die geforderten 5000¥ dafür zu bezahlen. Er wirkte nicht so, als wolle er lange verhandeln und er schien über die Tasche, dass Snowcat das ebenfalls nicht tat, überrascht und auch dankbar dafür zu sein. Erfreut war er dann, als ihm Snowcat sofort eine Anzahlung in Form eines 1000¥-Credsticks übergab. 

Snowcat ging zu Blackstone und Twinbow und bat sie besonders gut auf Frosty aufzupassen. Dann ging sie direkt zu ihr, umarmte und drückte sie kurz und meinte sanft lächelnd: "Und da die Frau ja selbst ist, pass am Besten auch selber auf Dich auf."


Obwohl man beim Hinausfahren nicht so stark kontrolliert wurde, wie beim Hineinfahren wählten sie einen Kontrollpunkt der MET 2000 Richtung Süden aus der Stadt hinaus. Die Strassen waren holprig und sie näherten sich einer Bergkette, mussten also bereits einen Höhenunterschied überwinden, so dass sie nicht sonderlich schnell voran kamen. 

Noch vor Sonnenuntergang erreichten sie den Ausläufer einer Bergkette von der sie in das Tal, in dem sich der Diskus samt der Pyramiden befand, blicken konnten. Sie parkten in der Nähe und Snowcat, Llamé, Mystère und Thunderstrike schlichen, mit Ferngläsern bewaffnet, zu Fuss an den Rand des Bergkamms, während Violet Rain in den Armadillo 'sprang' und los flog, um die ersten Bilder zu sammeln. 

Die vier Metamenschen warfen sich in den Staub und sahen auf den Zielort hinab. Der Anblick des Tals war überraschend, atemberaubend und erschreckend zugleich. 

Überraschend war die Größe der Anlage und der Ausgrabungsstätte. Das Tal der Pyramiden maß weit mehr als einen Quadratkilometer. Vier natürlich aussehende, mehr als 100 Meter hohe Hügel waren symmetrisch in einem Quadrat angeordnet, wobei zwei ziemlich genau auf der Nord-Süd Achse des Gebiets und die beiden anderen auf der Ost-West Achse lagen. Die südliche Hügelkuppel war abgetragen und darunter war die Spitze eine Stufenpyramide freigelegt worden. 

Atemberaubend war der Anblick an sich und das Gefühl etwas Bedeutenderes zu sehen, jedenfalls empfand das Snowcat so.  

Erschreckend war hingegen, dass zwischen den Hügeln eine Zeltstadt entstanden war, in der sich Wissenschaftler und Sicherheitsleute tummelten, wie Ameisen. Und  -Snowcat hatte das magische Phänomen der astralen Untiefe bereits von Weitem gespürt- zwischen den Hügeln war die Hintergrundstrahlung ungefähr doppelt so hoch, wie die in Sarajevo. Die Grenze zwischen dem Astralraum und der physischen Welt war dort so dünn, dass auch Mundäne ständig astral wahrnahmen. Sicher war nicht jeder dort unten in der Deutung der Farben geübt, aber Zauber konnten entdeckt und magische Täuschungen durchdrungen werden und jegliche Geister wären sofort sichtbar. Von der unangenehmen Tatsache des Magieverlustes, die jeden magisch Begabten erwartete, einmal abgesehen.

Dennoch hatte der Anblick etwas majestätische, wenn auch von der eher einschüchternden Art. "In welchem der Hügel befindet sich der Diskus Deiner Meinung nach?", fragte Snowcat Mystère, Sie flüsterte, obwohl nicht einmal ansatzweise die Gefahr bestand, dass jemand von dort unten sie hören konnte. 

Mystère zögerte einen Augenblick, bevor er mit seiner tiefen Stimme antworte, "In keinem. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich genau in der Mitte des Tals zwischen den Pyramiden befindet."

"Bei allen Drachen der sechsten Welt. In der Mitte? Na das kann ja heiter werden." Snowcat sah Thunderstrike an und meinte nun an ihn gewandt, "Du siehst die Opposition. Wir müssen in die Mitte unter die Erde. Ich erhöhe Deinen Betrag auf insgesamt 10.000¥, wenn Du weiter dabei bis."

Thunderstrike widersprach kurz, denn er hatte unabhängig von den Gegebenheiten 5000¥ verlangt, aber dann blickte er noch mal ins Tal, sah Snowcat in die Augen und nickte. 

Mystère und Llamé kehrten zum Wagen zurück, wo Doc Average gerade anwies, eine Karte des Geländes zu erstellen und ihm dann sagte, was er wo eintragen sollte. 

Snowcat und Thunderstrike blieben liegen und begangen mit dem Zählen. Als Thunderstrike bemerkte, dass Snowcat nicht zum ersten Mal ein feindliches Gebiet ausspähte und sogar mit seinen Handzeichen etwas anfangen konnte, nickte er anerkennend. So lagen sie gemeinsam auf dem Boden und sammelten Informationen, bis weit nach Einbruch der Dunkelheit. Erst dann schlichen sie zurück. 

Hier erwartete sie inzwischen eine Datei, die Doc und Average zusammengestellt hatten, auch die Informationen, die Violett Rain mit Hilfe der Drohne gesammelt hatten, waren eingefügt. Llamé und Mystère hatten unterdes die Strasse, die in der Nähe ins Tal führte beobachtet, Transportfahrzeuge gezählt und Wache gehalten.

"Hey,", meinte Average, "bevor wir hier die Daten ansehen und mit dem Planen beginnen, müssen wir an unser leibliches Wohl denken und uns stärken. Deshalb habe ich mir erlaubt den Grill..", er grinste breit, als er das Entsetzen in den Augen einiger seiner Kollegen bemerkte, "...natürlich nicht. War ein Scherz. Aber wir sollten uns hier gemütlich zusammensetzen und was essen. Chido kann Wache halten."

Hinter dem Wagen hatte Average eine Plane ausgelegt, ein paar Knicklichter darauf verteilt und mehrere selbsterhitzende Mahlzeiten und Getränke in Dosen bereit gestellt. Strupp-i sprang freudig hinzu und ließ ein Pommes-Icon über sich erscheinen. "Nö Strupp-i, Pommes haben wir nicht dabei, aber wie finden schon was, was Du abhaben kannst."

So versammelten sich alle, Thunderstrike, Doc, Llamé, Mystère, Average und Snowcat, 30 Kilometer von Sarajevo entfernt auf einer Plane, um bei Knicklicht-Beleuchtung zu essen. Violet Rain meldete sich im Netzwerk an und verkündete: "Das Signal unseres Netzwerkes strahlt nun nicht weit genug aus, um unten im Tal bemerkt werden zu können.", dann blieb sie mit hinter dem Rücken verschränkten Armen stehen, bis Snowcat ihr bedeutete, sich zu setzten. "Oh, natürlich. Es ist wichtig während eines gesellschaftlichen Zusammentreffens eine angemessene Position einzunehmen. Danke User Snowcat."

Snowcat war froh, dass Strupp-i zugegen war, so fiel es nicht sonderlich auf, dass sie kaum etwas ass, obwohl die 'Nudeln Vegetaria' eigentlich ganz lecker waren. 

Ihre Zählung hatte folgende Tatsachen hervorgebracht:

-Mindestens 300 Personen an wissenschaftlichem Personal aus alle Herren Ländern, also nicht nur aus Aztlan, auch wenn die Ausgrabung unter der Leitung von Aztechnology stand und finanziert wurde. -Violet Rain würde sich noch in deren soziales Netzwerk hacken, um Details ausfindig zu machen; 

-Sechzig Sicherheitsmänner, alle von Aztechnology, gekleidet in eine Panzerweste und mit einem Ares Alpha bewaffnet; 

-Einen Eagle-Soldaten im militärischen Vollpanzer, der mit einer Ingram White Knight herumlief.

-Fünf große Jaguar-Armadillo-Chimären, die nahe einer Baracke im Käfig gehalten wurden, einen friedlichen Eindruck machten und mit ihren 'Führern' vertraut waren; 

-Einen C-I Firecracker Luftabwehrpanzer, zwei Shiawase Hevaestos A1 Militär-Wagen und einen weiteren in der A7 Krankenwagen-Variante;

- Zwei mal zwei mittelschwer bewaffnete Mixacotl-Drohnen, die das Gelände regelmäßig patrouillierten;

-Eine Satelliten-Anlage, eine Generator-Barracke und ein Lager-Netzwerk mit einer Signalstufe von drei;

-Soweit sie es beurteilen konnten, fuhren regelmäßig, vor allem am Morgen und am Vormittag, Transport-Kolonnen aus Sarajevo zur Ausgrabungsstätte, hier hatte sich besonders Thunderstrikes Vorwissen als günstig erwiesen. Im der Zeit vom späten Nachmittag bis zum Abend fuhren die Kolonnen wieder zurück. 

Außerdem hatte Violet Rain's Suche einige Forschungsergebnisse zu Tage gebracht: 

Eine Karbon-Untersuchung hatte ergeben, dass die Anlage um 10.000 BC gebaut worden war, -den Untergang des sagenumwobenen Atlantis datierte man übrigens auf 9425 BC-, und somit hatten diese Pyramiden hier, schon 3000 Jahre vor der bisher ältesten, bekannten Pyramide existiert. Wissenschaftler stritten sich derzeit noch darüber, ob diese vier Pyramiden als Sammelstelle für kosmische Energie dienten oder wieder dienen. Da sich hier die astrale Untiefe breit gemacht hatte, sprach einiges dafür. Wandbilder, die man in der teilweise freigelegten Pyramide entdeckt hatte, zeigten Elfen, Trolle, Zwerge und Orks, aber auch andere Wesen und auf einigen Bildern waren große fliegende Schiffe zu sehen. Jede der Pyramiden hatte auf der untersten Ebene einen Durchmesser von 250 Metern und jeder war exakt 150 Meter hoch. Die Aztlaner hatten die nördliche Pyramide Earth, die westliche Moon, die östliche Sun und die südliche Dragon getauft. Bei Probebohrungen hatte es in der Moon Pyramide einen Unfall gegeben und eine Blase mit Methangas war explodiert. Hier gab es nun einen schmalen Zugang der offenbar bis in die Moon-Pyramide reichte. Die sich jeweils gegenüberliegenden Pyramiden waren durch unterirdische Gänge miteinander verbunden, die sich im Mittelpunkt kreuzten. Dort vermuteten die Wissenschaftler eine geheime Vorbereitungskammer. Allerdings war es ihnen bisher nicht gelungen, etwas darüber herauszubekommen, da die Scans keine Ergebnisse gebracht hatten. Man befürchtete also, dort könnte sich weiteres Gas gesammelt haben und so wurde die Mitte zum Sperrgebiet erklärt. Mit den Ausgrabungen hatte man in der Dragon-Pyramide begonnen. An ihr hatte Aztlan das größte Interesse. 

Nach der Zusammenfassung nahm Snowcat Llamé kurz zur Seite und besprach etwas flüsternd mit ihm, wobei sie darauf achtete, das Doc weder ihre Lippen, noch die Lippen des Afrikaners sehen konnte.

Sie erstellten einen groben Plan, der vorsah, dass sie morgen im Laufe des Tages eine Infiltration versuchen würden. Bis dahin konnten sie noch zusätzliche Daten sammeln. Zu Mystères Bedauern war schnell klar, dass dabei nur Llamé, Thunderstrike und Snowcat das Lager betreten würden. Mystère musste schon allein deshalb zurück bleiben, weil er nie durch den Schacht nahe der Moon-Pyramide passen würde.

Mit Hilfe der zwei Satelite-Uplinks setzten sie Frosty und ihr Team darüber ins Bild, dass sie wahrscheinlich morgen zuschlagen würden. Sie verabredeten, sich um 6.30 Uhr ein weiteres Mal zu melden. 

Snowcat war müde und da die Lagerüberwachung nun von Average, Doc, Mystère und Violet Rain übernommen wurde, legte sie sich hinten in den Wagen auf den Boden, rollte sich zusammen und schlief augenblicklich ein. Im Halbschlaf hörte sie die Stimme von Average, der sagte: "Nicht erschrecken, ich bin's nur.", und sie dann zudeckte. 


Snowcat wurde um 5.30 Uhr am nächsten Morgen, es war Montag, 8/24/71, sanft von Doc geweckt. Sie zog ein Reinigungstuch aus ihrer Taschen und wusch sich damit das Gesicht. Mystère lächelte milde, worauf Snowcat sich wie ein müdes Kätzchen an ihn heran schlich und meinte, "Bist Du bitte so lieb?" Natürlich war er das und er erfrischte und säuberte sie im Handumdrehen mit einem Healthy Glow. 

Beim Frühstück, dass für Snowcat aus UCAS-Twinkies und einem TAG-eraseden Aztlan-Kaffee bestand, verfeinerten sie den Plan. Violet Rain hatte aus dem Netzwerk des wissenschaftlichen Personals genügend Namen und Details herausgezogen, mit denen Snowcat und ihr kleines Infiltrations-Team einer oberflächlichen Befragung standhalten konnte. Mystère, der auch jetzt noch immer mal wieder mit einem Fernglas das Lager beobachtete, hatte inzwischen ein gutes Bild von den Overalls, die im Lager getragen wurden und er war sich sicher, aus der übrig gebliebenen 'Einheimischen'-Kleidung, drei Overalls detailgetreu, samt Logo und Namensschild, herbeizaubern zu können. Es konnte also losgehen.

Llamé meinte: "Dann bleibt mir nur eine Frage. Wo muss ich mich jetzt genau festhalten, wenn wir uns unter die Transporter klemmen?"

Snowcat lächelte und sagte: "Komm, ich zeig es Dir an unserem Wagen."

Pünktlich rief Snowcat bei Frosty an, die auch sofort abnahm. "Guten Morgen, ich bin sicher, bis heute zum frühen Abend die passende Tasche zu Deinem Kleid gefunden zu haben.", erzählte Snowcat im Plauderton.

"Gut,", erwiderte Frosty, "dann kann ich unseren Ausflug ja vorberieten. Und Süße, denk daran, trink nicht zu viel Kaffee, okay?"

"Nein, keine Sorge, ich weiß schon, wie viel Koffein ich vertrage.", beruhigte Snowcat die andere Elfe, bevor sie Verbindung wieder beendete. Je weniger Kommunikation, desto besser.

Snowcat packte den wirklich fantastisch gelungenen Aztech-Overall oben in ihre Umhängetasche zu ihrem anderen Equipment. Auch Llamé und Thunderstrike rüsteten sich aus. Um wirklich so wenig Signale wie möglich zu verbreiten, sah der Plan vor, dass sie sich nach Start nur noch durch einzelne Clickgeräusche zwischen den beiden Teams verständigen würden. Average baute die entsprechenden Mininetzwerke zusammen. Das Beobachtungs- und Support-Team, bestehend aus Doc, Average, Mystère und Violet Rain, bekam ebenso einen eigenes Netzwerk, wie das Drei-Metamenschen-Infiltrations-Team.  

Dort unten würden sie weitere Magie verlieren. Snowcat nahm an, dass sie dann auch die Fähigkeit verloren hatte, Haut und Haar zu färben. Was ihr noch verloren ging, würde sich erst noch zeigen, aber sie war sich ziemlich sicher, dass Katze nichts hergab, was für ihr Überleben wichtig war. Zur Vorsicht hatte Snowcat ihre Zöpfe in einem komplizierten Muster eng auf dem Kopf festgesteckt und ein Kopftuch darüber gebunden, welches Mystère so verzaubert hatte, dass es zu dem Stil passte, den einige der Wissenschaftler trugen. Zusätzlich hatte sie sich Gesicht, Hals und Hände mit einer Tönungslotion gefärbt, schließlich wollte sie nicht als weißes Licht durch das Lager laufen. Einem zweiten Blick würde ihre Tarnung eh kaum standhalten, also genügte das völlig. 

Sie gingen noch einmal den lauteren Backup-Fluchtplan durch und machten sich dann auf.


Snowcat lag mit dem Gesicht nach unten versteckt auf dem Boden und hörte das Motorengeräusch der Wagenkolonne näher kommen. Sie hatten sich einen Punkt auf der Strasse vor einer steilen Kurve, relativ kurz vor dem Lager ausgesucht, hier war die Kolonne auf Grund der örtlichen Gegebenheiten eh schon langsam. 

Snowcat spürte, wie die Vibrationen stärker wurden. Dann ein Klick. Sie nahm mit ihren Sinnen Chidos Bewegung wahr und sah förmlich, wie der Wolf, von Average gelenkt, genau im richtigen Moment über die Strasse lief und die Zähne fletschte. Bremsgeräusche. Zwei Clicks. Los!

Snowcat preschte geduckt und schlangengleich vor und verschwand unter einem der Laster. Die Luft war stickig und staubig und es roch nach Schmierfett, dennoch fasste sie beherzt an die richtigen Stellen des Wagens und brachte sich geschwind in die richtige Position. Dank der Gecko-Handschuhe und den Aufsätzen an den Knien war gewährleistet, dass sie auch die kurze, aber sicher holprige, Fahrt über hängen bleiben würde. 

Ruckelnd setzte sich der große Transporter wieder in Bewegung. Drei Clicks. Alle waren weggekommen.

Angenehm waren die nächsten Minuten mit Sicherheit nicht. Es war unbequem und schmutzig und außerdem machte sich der weitere Magieentzug als äußerst unangenehmes Ziehen bemerkbar. Als die Wagen bis zu ihrem Standplatz geleitet worden waren, schmerzten Snowcat bereits einige Muskeln. Der Wagen kam völlig zum Stehen. Dann verging weitere Zeit. Ein Click. Los! 

Snowcat löste sich vom Truck, kam darunter hervor gekrochen und orientierte sich kurz. Kein Arbeiter oder Wissenschaftler war zu sehen, der Zauber von Mystère hatte perfekt Wirkung gezeigt. Llamé und Thunderstrike standen rechts und links neben ihr. Thunderstrike wies mit einem Handzeichen in eine Richtung, alle drei huschten zwischen zwei Barracken in Deckung. Geschwind zogen sie die Gecko-Handschuhe aus, die Overalls über, säuberten sich oberflächlich und gaben dann einen Click, um zu zeigen, dass sie bereit waren. 

Ein Click. Pause. Ein Weiterer. Das hieß nach Links und los!

Links fügten sie sich nahtlos in das Geschehen im Lager ein. Snowcat hatte ihre Art zu Gehen nun völlig geändert, denn sie wollte so wenig wie möglich Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Eine Sonnenbrille und ein, in Aztlan so allseits beliebter Breezer, trug einen weiteres Stück zur Tarnung bei. 

Thunderstrike griff im Vorbeigehen nach einem der Werkzeugkästen, die vor einem Zelt herumstanden. Snowcat und Llamé taten es ihm nach. Natürlich waren sie angespannt, aber das Lager war groß und der Moon-Pyramide wurde kaum Beachtung geschenkt. Ein weiterer Click sagte ihnen, dass der Weg frei war. 

An der Einsturzstelle schoben sie etwas Schutt beiseite. Snowcat nahm die Sonnenbrille ab, als Thunderstrike bereits den Schacht hinabkletterte. Snowcat war nicht sonderlich gut im Klettern und ließ sich darum einfach fallen und landete elegant auf allen Vieren. Llamé folgte als letzter. 

Sie sandten einen Click. Alles in Ordnung. 

Erst hier im Dunklen offenbarte sich der Effekt, für die drei an astrale Wahrnehmung gewöhnte Runner, deutlich. Etwas Licht drang von außen ein, aber auch hier wirbelten die Farben des Astralraums umher und zeugten von einer intensiven Vergangenheit und sie spendeten ein eigentümliches Licht. Dennoch schaltete Snowcat eine Taschenlampe an, nachdem sie dem Kreis aus Tageslicht hinter sich gelassen hatten, dieses Licht benötigte sie schon allein deshalb, weil sie nun die Filmkamera, die SpArcade Average geschenkt hatten, nutzen wollte, um hier und da Aufnahmen zu machen. 

Sie drangen tiefer in die Pyramide ein, stießen auf den Zick-Zack-Gang nach unten, von dem Violet Rain berichtet hatte, und folgten ihm.

Ein Gefühl von Ehrfurcht ergriff Snowcat. Diesen Weg war vielleicht seit Jahrtausenden niemand mehr gegangen, dennoch roch es nicht modrig oder feucht. Es lag Staub in der Luft, aber ansonsten war das, was man hier atmete sauberer, als so mancher Atemzug, den sie in Seattle getan hatte, wie der Elfe ein kurzes Lüften des Breezers zeigte. Sie sandte ihre magischen Sinne aus und bemerkte nun, dass sich in der Mitte zwischen den Pyramiden, genau dort wo sie hinwollten, ein weiteres magisches Phänomen befand, ein Alchera. Alles was darin oder dahinter lag, wurde für ihre Sinne blockiert. Sie tastete den Rand ab und vermutete nun, dass innerhalb des Alcheras Alles völlig anderes war.

Snowcat erkannte, dass auf dem Weg nach unten, nicht nur der Astralraum leuchtete. Hier und da waren Kristalle in die Wände eingelassen, die ein sanftes Licht abstrahlten. Als Snowcat darauf achtete, entdeckte sie mehr von diesen Kristallen, aber ein Großteil davon war offenbar erloschen. 

Thunderstrike ging langsam voran. Da sie überhaupt nicht wussten, was sie erwartete, gingen sie nur sehr, sehr vorsichtig. Dann faste Snowcat Thunderstrike an die Schulter und forderte ihn auf anzuhalten. Irgendetwas stimmte mit dem sonst so makellosen Gang vor ihnen nicht. Und tatsächlich entdeckte Thunderstrike eine lose Bodenplatte. Snowcat filmte die Falle, sprang hinüber und markierte die Stelle auf der anderen Seite mit der 'Kreide', die sie ein paar Tage zuvor schon in Hamburg in der Kanalisation genutzt hatte. 

"Was machst Du da eigentlich ständig," wollte Llamé wissen. 

"Ich filme das als Erinnerung und zu Studienzwecken.", erklärte sie ruhig und dachte: ,und für Mystère', der das leider nicht mit eigenen Augen sehen konnte. Den Kontakt nach oben hatten sie, hier so tief unter der Erde, schon vor ein paar Minuten verloren.

Llamé schüttelte den Kopf und sagte: "Dafür haben wir doch keine Zeit."

Thunderstrike meinte, "Besser jetzt, als auf dem Rückweg."

Snowcats Herz schlug heftig, heftiger als sonst. Sie war ergriffen von dem, was sie erlebte. Ihre Sinne waren bis zum Zerreißen gespannt. Sie wollte alles in sich aufsaugen. Sie bemerkte, dass hinter der nächsten Biegung nach unten an der Ecke ein Detection-Zauber befestigt war, der dann einen weiteren Zauber auslöste. Arcanes Wissen über Zauber war nicht gerade Snowcats Spezialgebiet, also wusste sie nicht, um was für einen Zauber es sich handelte. Thunderstrike blieb also nichts anderes übrig, als den Zauber zu dispellen, was ihn einige Mühe kostete und ihm den Schweiß auf die Stirn trieb.

Etwas später stießen sie auf eine weitere Falle, die diesmal von Thunderstrike entdeckt wurde. Hinter einem Durchgang lagen mehrere Knochen, eventuell sogar komplette Skelette und Thunderstrike meinte dazu: "Gas." Er bohrte ein Loch in die Wand, steckte ein Stück Zündschnur hindurch, zündete es an und konzentrierte sich. Es knallte und dann schossen Staub und kleine Brocken Schutt aus dem Gang, die dann plötzlich auf eine Barriere stießen, an Geschwindigkeit verloren und sanft zu Boden glitten.

Als sie fast das Höhenniveau ihres Ziels erreicht hatten, jedenfalls wenn man dem magischen Sinnen von Snowcat vertraute, landeten sie an einem Raum. Die gegenüberliegende Tür hatte vom Boden bis zur Mitte einen Riss und war mit Symbolen von der Sorte verziert, die auch der Diskus, die Piri-Reis-Karte und der Sextant der Welten, trugen. In dem Raum waren rechts und links Fenster aus buntem und verzierten Glas angebracht, vor denen Skelette, offenbar überwiegend von Zwergen, saßen. Ihre Beine waren überkreuzt worden und sie waren so befestigt, dass sie über all die Jahre aufrecht sitzen geblieben waren. 

Snowcat stockte der Atem. Nachdem sie den vor ihnen liegenden Weg, nach weiteren Fallen abgesucht hatten, betraten sie vorsichtig den Raum und gingen noch vorsichtiger hindurch. Snowcat filmte die Skelette ab und zoomte die Schmuckstücke und die Schwerter und anderen Waffen heran. Berührte aber nichts davon und natürlich nahm sie auch nichts mit, selbst wenn es einen eindeutigen astralen Abdruck hatte. Zum Glück kamen weder Thunderstrike noch Llamé auf die Idee, hier etwas zu stehlen. 

Mit vereinten Kräften schafften sie es schließlich die gebrochene Tür aufzustemmen. Beide Teile verschwanden in der Wand. Sie verkeilten die Türflügel und betraten dann den Gang, der direkt nach Westen führte und mindestens oder vielleicht sogar genau, 250 Meter lang war. 

Erneut beschleunigte sich Snowcats Herzschlag. Hier in diesem Gang waren noch mehr der Kristalle intakt und leuchteten. Überall waren die Snowcat inzwischen gut bekannten, aber für sie unlesbaren Schriftzeichen zu sehen. Alle paar Meter umschloss ein drei Zentimeter breites und orangenes Band aus Metall den Gang, "Orichalkum", raunte Snowcat. 

Wenn sie einen solchen Kreis durchschritten, stellten sich ihnen sämtliche Haare auf und es kribbelte unangenehm. Snowcat filmte jeden dieser Kreise ab und auch die Schriftzeichen ab, was Llamé beinah seine, sonst so unerschöpfliche, Geduld raubte. 

Schließlich kamen sie vor eine dunkle Wand aus wabernder Magie. Sie standen vor dem Alchera. 

"Okay, " begann Snowcat und holte ein Seil aus ihre Tasche. "Ich nehme das jetzt und gehe hindurch, wenn ich hektisch daran rucke, dann zieht ihr mich zurück." 

Nun folgten einige Diskussionen, wer als erster gehen sollte und wann wo gezogen werden musste und wer ,warum, was und überhaupt. Doch schließlich setzte sich Snowcat durch und trat, das Seil fest in der Hand, durch den Durchgang...

…und befand sich, das war ihr irgendwie sofort klar, auf einer Metaebene und das ohne an dem Torwächter vorbei gekommen zu sein. 

Vor ihr öffnete sie eine schier unglaublich große Blumenwiese. Die Sonne schien und Vögel zwitscherten. In der Mitte der Wiese stand ein altarähnlicher Tisch, an deren Enden rechts und links ein Elf und eine Elfe saßen. 

Erschreckt stellte Snowcat fest, dass sie das Seil schon nicht lange nicht mehr in der Hand hatte, als Llamé aus dem Nichts auf der Bildfläche erschien, sie ansah und "Puh.", sagte. Ebenfalls ohne Seil in der Hand.

Kaum später erschien Thunderstrike. Auch er war offenbar einfach durch den Durchgang getreten. Snowcat und Llamé sahen ihn fragend an. Er blickte zurück und meinte grinsend, "Was denn? ICH hab wenigstens das Seil dabei."

Snowcat verzog ihr Gesicht im Spaß zu einer Grimasse und streckte dem Zwerg die Zunge raus. 

Gemeinsam bewegten sich sich in Richtung des Tisches. Die beiden Elfen wandten sich ihnen zu. Snowcat war so unglaublich aufgeregt und dieses Gefühl schwoll an, als die Elfen ihnen zuriefen: "Nur unser Meister kann den Diskus haben, also geht.", offenbar hatten die Elfen mit ihr Sperethiel gesprochen, da aber auch Llamé und Thunderstrike verstanden hatten, was gesagt worden war, war die Sprache hier offensichtlich universal verständlich.

Snowcat sagte: "Ein schönen guten Tag.", sie sprach ebenfalls Sperethiel und hoffte, dass die Magie auf den Raum wirkte, "Kann denn niemand anderes den Diskus haben?"

Die Elfe nickte, "Doch, wenn ihr Euch als würdig erweist.", beide standen auf und kamen ihnen entgegen. 

In der Mitte der Tafel konnte Snowcat den Diskus liegen sehen. Thunderstrike flüsterte: "Ich nehme ihn, Llamé sie und Du schnappst dir den Diskus?"

"Einen Moment versuch ich es noch mit Verhandeln.", flüsterte Snowcat zurück. Nun folgten ein paar Durchläufe eines vom Sinn her gleichen, aber von den Worten her verschiedenen Dialoges: "Ich bin würdig." - "Du musst es beweisen."-  "Wie denn?" - "Bist Du bereit dafür zu sterben?" - "Natürlich nicht." - "Dann geht!"

Selbstverständlich war Snowcat nicht bereit für ein paar tausend New Yen zu sterben, aber sie wollte die Elfen auch nicht angreifen. Allerdings waren die Elfen nicht sonderlich auskunftsfreudig, gegen Snowcats Überredungskunst immun, und Snowcat fiel nichts weiter ein, deshalb flüsterte sie: "Na dann machen wir es so, wie Thunderstrike gesagt hat." 

Augenblicklich starteten Llamé und Thunderstrike einen Nahkampf-Angriff. Bevor sie die Elfen erreicht hatten, brach deren Haut an unzähligen Stellen auf und Dornen schossen daraus hervor, von denen hier und da dunkelrotes Blut tropfte. Ungeachtet dessen griffen Snowcats Gefährten an und sie selbst rannte los. 

Aus dem Augenwinkeln bemerkte Snowcat, dass sowohl Llamés Schlag als auch der Touch-Zauber von Thunderstrike Wirkung gezeigt hatten, dass sich die Wunden bei den Elfen aber beinah im selben Augenblick schlossen, in dem sie entstanden waren. Holz knackte und es raschelte unheimlich, wenn dies geschah. Ein heftiger Schlagabtausch begann zwischen den Vieren.

Dann lief Llamé auch noch zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Snowcat überlegte fieberhaft, was sie tun konnte. Sie ahnte, dass es ihr nichts nützen würde den Diskus einfach zu ergreifen. Sie dachte schon daran, den Dornenelfen zu befehlen den Diskus herauszugeben, als ihr ein andere Idee kam. Sie legte all die Macht in ihre Stimme, die sie zur Verfügung hatte und sagte dann laut: "Bitte gebt mir einen Tipp!"

Ob es nun an ihrer Befehlsgewalt oder an ihrer Ausstrahlung gelegen hatte, war Snowcat völlig egal, denn der Dornenelf antwortete: "Der Schlüssel liegt in Eurem Blut." 

Thunderstrike reagierte als erster. Er stellte seinen Kampf ein. Zog ein Messer und schnitt sich damit tief in die linke Hand. 

Eine entsprechende Wunde entstand bei beiden Elfen. 

Snowcat zog ihr Überlebensmesser aus dem Waden-Holster und rief gleichzeitig nach Llamé, der sich bereits wieder auf dem Weg zu ihnen befand. Sie schnitt sich quer und tief über die Vorderseite ihres rechten Unterarmes.

Auch hier erschien eine gleichartige Verletzung bei beiden Elfen.

Llamé trat zu Snowcat heran und bat sie um ihr Messer, "Ist Silber in der Klinge?", frage er.

Snowcat schüttelte den Kopf und gab ihm das Messer.

Der stolze afrikanische Krieger richtete sich zu seiner vollen Größe auf, packte das Messer und stieß es sich bis zum Schaft mitten ins Herz…


… einen Moment lang blieb die Zeit stehen.


Während Llamé stumm zu Boden fiel, stießen die beiden Dornenelfen einen Todesschrei aus, der sich in den Ruf: "Ihr seid würdig!", verwandelte, bevor sie zerplatzen und in Form von Hunderten von Schmetterlingen davon flatterten. 

Thunderstrike sprang zu Llamé, um ihn zu heilen. Zu ihrer beider Erleichterung schloss sich die heftige Wunde unter den Händen des Zwergs rasend schnell.

In der Richtung, aus der sie gekommen waren, war inzwischen eine Tür zu sehen. Snowcat öffnete ihren Overall, packte den echten Diskus, denn darüber lies seine Aura keine Fragen offen, zu seinem wegweisenden Bruder in ihrem Nierengurt, schloss den Overall wieder und schritt mit Llamé und Thunderstrike durch das Portal.

Zu ihrer Freude standen sie genau in dem Gang, in dem sie erst vor wenigen Minuten gewesen waren. Snowcat strahlte über das ganze Gesicht, als sie sich auf den Rückweg machten.

Natürlich nahm der Rückweg eine Menge Zeit in Anspruch, sie wagten es nicht darauf zu vertrauen, dass sie alle Fallen ausgeschaltet hatten, doch zumindest ging ihnen der Weg leicht vom Fuss. 

Ein Click. Wir sind bald da.

Ein Click. Copy.

Ein Click. Wir sind am Ausgang. Sie klopften sich den Staub vom Overall.

Warten. Ein Click. Und Los!

So wurden sie vom Beobachtungsteam durch das Lager geklickt, bis sie unter drei parkenden LKW's lagen. Hier verstrichen die Minuten unendlich langsam. Aber dann kam endlich der erlösende Click, der anzeigte, dass es Zeit war, sich wieder an der Unterseite der Transportfahrzeuge festzumachen. Auch die Rückfahrt ruckelte, aber als sie die Lagergrenze überfuhren, machte sich ein schönes Gefühl in ihnen breit. - Magie kehrte zurück. 

Zum zweiten Mal an diesem Tage huschte ein Mähnenwolf über die Strasse und brachte eine Wagenkolonne zum Halten. Die Drei sprangen ab und ließen sich hinter die Böschung fallen. 

Ein Click. Alle waren weggekommen. 


Zurück im Wagen schaltete Snowcat ihr Grinsen aus und sagte: "Wir haben den Diskus nicht. Wir waren nicht würdig!"

"Was?", entfuhr es Mystère entsetzt. "Wieso?"

Doc hingegen entspannte sich, lehnte sich zurück und lachte breit. Ihm konnte sie nichts vormachen und er war erleichtert, sie gesund und munter wieder zu sehen. 

Snowcat konnte Mystère und die anderen nicht lange zappeln lassen und sie konnte es ausnahmsweise kaum abwarten, ihnen von ihren Erlebnissen zu berichten. Sie stellten kurz eine Satelliten-Verbindung zu Frosty her und Snowcat sagte: "Ich bin bereit für die Party. "

Auch Frosty atmete hörbar auf. 

Snowcat bot Thunderstrike an, ihn mit nach Nordamerika zu nehmen und er nahm das Angebot gerne an. 

Snowcat schälte sich aus dem Overall, ließ zumindest die Zöpfe frei, bat Mystère, sie mit einem Healthy Glow zu erfrischen und zu säubern und plauderte derweil munter über das Erlebte. Dann färbte sie ihre Haut und ihr Haar wieder dunkel und zog die Klamotten in den einheimischen Farben über den Catsuit. 

Sie näherten sich dem Flughafen von Sarajevo über eine halbe Stunde vor den anderen und so fuhr Snowcat herum, während Average aus dem Filmmaterial das Snowcat gemacht hatte, einen Wahnsinns-Clip zusammenschnitt. Snowcat musste eingestehen, dass er da wirklich was drauf hatte. Er stellte drei Kopien her, gab zwei davon Snowcat und die dritte gab er Mystère. Im Anschluss vernichtete er das Ursprungsmaterial. 

So nah am Flughafen hatten sie wieder ein AR-Netz, also erreichte sie Frostys Commcall. Sie nannte ihnen einen Hangar, zu dem sie augenblicklich fuhren. Snowcat war überrascht, hier zwei Gulfstreams vorzufinden. Vor der einen standen Harlequin und Frosty. In die andere verluden Blackstone und Twinbow bereits das Team-Equipment, soweit es zugegen war. Average, Llamé und Thunderstrike halfen ihnen mit dem Rest und dem Zeug aus ihrem Wagen, während Doc und Mystère sich daran machten, sämtliche Spuren aus dem gestern erst erworbenen Wagen zu beseitigen, den sie einfach am Flughafen stehen lassen würden. 

Snowcat trat zu Frosty. Diese setzte sie über den Grund für die beiden Flugzeuge ins Bild. Auf ihrer Ablenkungstour durch Sarajevo hatten Frosty, Blackstone und Twinbow Informationen gefunden, die darauf hinwiesen, dass Samriel tatsächlich bereits in Sarajevo angekommen war. "Und nun werden Harlequin und ich eine weitere falsche Fährte legen, während ihr die 'Handtasche' übergebt und zurück nach Hause fliegt."

Snowcat fand es schon ein winziges bisschen schade ohne Frosty, jaa -und auch ohne Harlequin- weiter zu reisen, aber sie war viel zu stolz auf sich und ihr Team, um sich daran zu stören. Auf einer 10-Punkte Skala würde sie UC für diesen Run locker 12 Punkte geben. Sämtliches Blut das geflossen war, war freiwillig und auf die heroischste Art gegeben worden. Dieser Gedanke machten Snowcat den Abschied von Frosty leicht. Sie umarmten einander herzlich. 

Harlequin sagte zu Snowcat plaudernd: "Ich habe vorletzte Weihnachten ein Spiel geschenkt bekommen, 'Dawn of Atlantis X: City of Spires', heißt es, da melde ich mich immer mal wieder an. Solltest du mal probieren. Vielleicht sieht man sich da ja mal, hält den Schwertarm jung.", er zwinkerte ihr zu.

Frosty zischte ihn plötzlich an: "Denk nicht mal daran!"

Übertrieben erschrocken fuhr er zurück und fragte entgeistert: "Woran soll ich nicht mal denken?"

"Woran auch immer.", erklärte Frosty barsch. Sie trat dicht an Snowcat heran und umarmte sie ein weiteres Mal herzlich.

Harlequin deutete eine galante Verbeugung in Snowcats Richtung an. Drehte sich dann grinsend zu der Gulfstream um und murmelte hörbar: "Woran auch immer, NICHT zu denken, ist doch mal eine Herausforderung. "

Ebenfalls grinsend wandte sich Snowcat 'ihrer' Gulfstream zu. Strupp-i sprang schwanzwedelnd an ihr vorbei und hüpfte die Stufen hoch, sicher freute er sich wieder völlig 'on' zu sein. Kaum war er an Board, ließ er hintereinander mehrere Icons für Essen aufleuchten, selbstverständlich war auch ein Zeichen für Pommes darunter. Die meisten Mitglieder von UC waren bereits eingestiegen, nur Doc betrat nach Snowcat die Gulfstream. 

Snowcat ging durch die Tür und freute sich über das luxuriöse Interieur. Augenblicklich ließ sie die falsche Haut- und Haarfarbe fallen. Betont sexy zog sie das 'Einheimischen'- Hemd und die dazugehörige Hose aus. Natürlich trug sie noch den Catsuit darunter. Allerdings hoffte sie, dass jede 'exotische' Tänzerin bei ihrem Anblick eben, vor Neid erblasst wäre. 

Sie konnte nicht anders und faltete die Sachen ordentlich zusammen, um sie auf ihrer Tasche abzulegen. Hüftschwingend und zu einer Musik tanzend, die nur sie hören konnte, begann Snowcat damit einen ihrer Zöpfe aufzuflechten, als sie Docs Blick bemerkte, der mit breitem, zweideutigen Grinsen bestätigte, dass ihm das, was er eben gesehen hatte, sehr gefallen hatte. Per lautloser Kommunikation wies er jedoch in eine Richtung und bat Snowcat, für alles gewappnet zu sein und dorthin zu sehen. Snowcat folgte seiner Anweisung und dort stand … Ehran.

Snowcat ließ eines ihrer schönsten Lächeln auf ihrem Gesicht erstrahlen, trat auf Ehran zu und sagte etwas leiser als gewöhnlich, denn irgendwie sprach sie mit diesem Mr. Johnson immer einen Hauch sanfter und eine Nuance leiser und zusätzlich mit sehr weicher Stimme, "Mr. Johnson, was für eine überaus angenehme, um nicht zu sagen, freudige Überraschung, Sie hier so unerwartet wieder zu sehen. Sicher haben Sie Verständnis dafür, dass ich mich ganz kurz noch frisch machen muss, aber gleich bin ich bei Ihnen." und mit einem kindlichen Grinsen fügte die Elfe hinzu, "aber falls Sie es noch nicht wissen, verrate ich Ihnen vorsichtshalber schon mal, dass wir erfolgreich waren."

Snowcat verschwand im Waschraum der Gulfstream und hätte beinah laut und herzhaft gelacht. Diese Show eben war sicher nicht für Ehran gedacht gewesen, sondern einzig und allein für ihre Teamkollegen. Sie griff nach ihrem Commlink und sandte eine Nachricht an Frosty: "Du hättest mich ruhig vorwarnen können." In Windeseile öffnete sie ihr Haar, bürstete es schnell durch und steckte die vorderen Seitenpartien am Hinterkopf zusammen. Sie holte ihre Miniparfum-Flasche heraus und gönnte sich zwei Tropfen 'Kiss of Winter'. Dann legte sie etwas Wimperntusche auf und kniff sich dreimal in beide Wangen. Als sie an der Tür war, piepte ihr Commlink, Frosty hatte geantwortet: "Stimmt, aber so läuft es nun mal nicht. Und wenn Du genau überlegst, wirst Du bemerken, dass ich sogar versucht habe, Dich zu warnen. xoxo."

Snowcat dachte noch mal nach. Ah, natürlich. Strahlend lächelnd öffnete sie die Tür. 

Sie war für alles bereit. 

Was immer die Zukunft bringen würde. 


                                  UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

     UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See! 


Was Snowcat und UC als nächstes erleben, wird demnächst hier zu lesen sein. 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*