Termin 20/12 am 27.07.12 Run 39/2

Außer dem GM und mir, waren die Spieler von Riven und Pathfinder anwesend. Die Charaktere Blackstone und Twinbow wurden von mir geführt, Average und Gumshoe vom GM.

Die Ereignisse fügen sich nahtlos an die des vergangenen Spieltermins an und sind aus der Sicht von Snowcat beschrieben. 

Die Runner befinden sich auf einem kleinen illegalen Flughafen in der Nähe von Fairbanks. Von hier aus werden sie ihre Mission starten, eine MCT-Forschungsstation zu finden, die dort gefangenen Technomancer zu befreien und das Labor ein für alle mal zu schließen. 


Snowcat hatte sich mehrerer Schichten ihrer Winterpanzerung entledigt und sie ordentlich zusammen gelegt auf einen Stuhl gelegt. Nun ließ sich sich auf einen anderen Stuhl daneben fallen und räkelte sich lasziv darin zurecht, was zumindest von einigen der in der Station anwesenden Männer bemerkt wurde. Sie nahm die Flasche Wasser entgegen, die ihr Arcade netter Weise reichte und blickte sich beinah schon gelangweilt in den Reihen ihrer Mitstreiter um. 

Riven schien sich richtig gut mit Pathfinder anzufreunden. Ein Umstand, der Snowcat die Andeutung eines Lächelns auf die Lippen zauberte. Sie freute sich für Beide, aber vor allem freute es sie für Riven.

Riven. Die hübsche junge Zauberin war noch vor einem Dreiviertel Jahr für Snowcat das gewesen, was einer besten Freundin extrem nahe kam. Sie war zu ihrer ersten Freundin überhaupt geworden und nun? Snowcat unterdrückte ein Gähnen, es war noch zu früh, um etwas darüber zu sagen. Gemeinsam auf einem Run zu sein, war nicht die richtige Gelegenheit, um über persönliche Dinge zu sprechen. Einer Freundin würde man wohl so einiges erzählen. Snowcat hatte in der Zeit ohne Riven eine Menge erlebt. Riven war weder bei dem Ende der Geschichte um Riveros, den Baumgeist und Tempo dabei gewesen, noch bei der Suche nach den anderen Artefakten oder bei der Jagd nach Friday. Riven wusste nichts von Snowcats Begegnung mit Ehran. Aber auch Riven selbst hatte sicher eine Menge erlebt. Ja, da war bestimmt viel, was Freundinnen einander erzählen würden. Snowcat war nicht danach, Riven von sich selbst zu erzählen. Snowcat hatte noch nie Interesse daran gehabt, mit irgendwem über ihre persönlichen Gedanken oder gar ihre Gefühle zu reden. Über vergangene Arbeit berichtete man in ihrer Branche sowieso nicht. Also war das alles kein Maßstab, den man ansetzten konnte, um über ihr Verhältnis zu Riven Schlussfolgerungen zu ziehen. Abgesehen davon, war ein Dreiviertel Jahr doch eigentlich nichts für einen Elfen. Sie schmunzelte. Ehran hätte jetzt gefragt, wie sie, als so junger Elf, zu einer solchen Äußerung käme. Twinbow hingegen hätte wahrscheinlich genau gewusst, was sie damit meinte.

Snowcat fokussierte ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Augenblick. Twinbow nahm gegenüber von Riven und Pathfinder Platz und flirtete mit ihnen. Snowcat schmunzelte erfreut, denn ein kleiner Flirt war immer gut für die Stimmung.  

Sparky und Arcade hatten inzwischen ein AR-Tischtennisspiel für alle sichtbar aufblitzen lassen. Nach ein paar Minuten driftete das Spiel in eine Cartoon-Schlacht ab. Das Geschehen wurde noch wilder, als Average mit einstieg. Riven und Pathfinder flüsterten sich etwas zu. Snowcat drückte sich gemütlich in den Stuhl. Perfekt. 

Die Stimmung war gut. Snowcat blickte sich noch einmal entspannt um. Die Stimmung war  jedoch nur als durchweg gut zu bezeichnen, wenn man Puck dabei außer Acht ließ. Puck wirkte ernst, verdrossen und besorgt. Die AR-Schlacht munterte ihn nicht auf. Snowcat schenkte ihm ein warmherziges Lächeln, das er zögerlich aber dankbar erwiderte.  

Natürlich hatte Puck allen Grund sich Sorgen zu machen. Genau genommen hatte auch Snowcat Grund dazu. Bei dieser MCT Forschungsstation handelte es sich um eine so genannte MCT-ZERO-ZONE, dort würde mit tödlicher Gewalt vorgegangen werden und alles war so designt worden, dass eventuelle Eindringlinge nicht mehr lebend herauskommen sollten. Aber wenn Shadowrunner sich nicht um Chancen scherten, dann scherten sie sich sicher auch nicht, um das Design anderer. 

Snowcat raffte sich auf. Es war Zeit, etwas zu tun. Sie tippte eine Nachricht an Puck in ihr Commlink: ,Hey, Vergangenheit ist vergangen, aber seine Gegenwart kann man beeinflussen!“ Puck sah Snowcat an, und sie zwinkerte ihm zu. 

Im Anschluss setzte sie ihr schönstes ,Hallo-Da-Bin-Ich-Gesicht‘ auf, löste den Zopf aus seinen Windungen, in den sie ihn gelegt hatte, damit die Masse ihres schneeweißen Haares bequem in ihre Panzerung passte, schlenderte zu Jason Treat Lightly hinüber und begann mit ihm ein Gespräch. „Lebst Du eigentlich das ganze Jahr hier?“

Jason nickte.

„Na dann kennst Du Dich sicher gut hier aus. Worauf muss man denn achten, außer auf Schneestürme?“, fragte sie ernsthaft interessiert.

Während Jason ihr etwas über Schneeverwehungen, Bären und zugefrorene Flüsse erzählte, kam Katze herüber und raunte Snowcat zu. „Das du das immer selber machen musst. Schick doch das nächste Mal einfach eine der beiden Frauen da, die sollten für die gegebenen Umstände reichen, Elfenmädchen.“

Snowcat flüsterte zurück: „Das kann schon sein, Katze. Aber so stelle ich wenigstens sicher, dass, sollten wir hier draußen irgendwann mal in Schwierigkeiten geraten, ich die erste bin, die Jason rettet.“

„Das braucht es dazu nicht, das macht er sowieso.“, sagte Katze hochnäsig und im geheimnisvollen Tonfall, bevor sie um eine Ecke herum verschwand.

Ein paar Minuten später zeigte Jason ihnen die Zimmer, die er hier hatte. Neun einfache, aber gemütliche und saubere Doppelzimmer. Nur das Zimmer Nummer 1 sei belegt, erklärte er. Snowcat war erfreut zu hören, dass jedes Zimmer eine eigne Dusche hatte. Der Rest war ihr so ziemlich egal. 

„Was kosten die Zimmer denn?“, wollte Riven wissen.

„Habt Ihr denn Gold dabei?“, fragte Jason Treat Lightly zurück.

„Nein. Gold haben wir nicht dabei.“, meinte Riven sofort. „Höchstens orangenes Gold.“

„Na dann was zum Tauschen?“ Jason blickte Snowcat mit einem verschmitzten Lächeln an.

„Klar,“ meinte Snowcat locker, „wir haben extra Perlen mitgebracht!“

„Nee, nee!“, Jason lachte, „mit Perlen kann man nur bei unseren Schwestern und Brüdern im Süden bezahlen.“ Er zog eine Kette mit Zähnen unter seinem Shirt hervor und zeigte sie, „Habt ihr so etwas?“

Pathfinder offenbarte Interesse an der Kette: „Oh, Grizzly-Bären. Wo hast Du die denn her?“

„Die hab ich hier in der Gegend gefunden.“, erklärte Jason.

Auch Snowcat warf einen Blick auf die Kette, Pathfinder wusste offenbar wirklich viel über Tiere, sie selbst hätte das nicht erkannt, „Ach Mist, Perlen gehen nicht und mit den Zähnen von gefährlichen Bären können wir nicht dienen,“ Snowcat grinste breit, „Wie wäre es mit Schokoriegeln?“

„Nein, die sind hier immer so hart.“

Riven verdrehte die Augen und sah Pathfinder an: „Pass auf, am Ende läuft es wieder auf hemmungslosen Sex hinaus.“

Jason hob beschwichtigend die Hand, „Wie nehmen auch NuYen! 30 pro Nacht und Zimmer.“

„Na dass sollten wir uns gerade noch leisten können.“, meinte Riven daraufhin.

Jason zeigte auf den Flur: „Na dann, bitte schön.- Ich werde mich dann jetzt mal ums Abendessen kümmern.“

„Kann ich vielleicht helfen?“, fragte Snowcat sofort.

„Gerne!“, erklärte Jason. 

Snowcats Grinsen wurde breit. „Fein, ich bin zwar völlig unbegabt, was das Kochen angeht, aber ich kann zumindest hübsch dekorativ in der Gegend rumstehen und zusehen oder Handlanger-Arbeiten erledigen und Kartoffeln schälen oder so.“

„Na das passt ja. Ich koche nämlich nicht selbst. Ich wollte eh nur mit dem Koch sprechen.“

Snowcat lächelte nun gefühlvoll: „Na bestens, dann komm ich gleich in die Küche nach, ich muss nur noch schnell gucken, wer in welches Zimmer geht.“

Jason nickte und ging die Treppe hinunter. 

Sparky und Arcade stellten sich demonstrativ neben Snowcat. „Aber dann müsst Ihr Euch ein Bett teilen.“, kommentierte Snowcat das. 

Arcade nickte: „Stimmt. Sparky schläft unten und ich auf dem Bett, oder umgekehrt, oder ich am Kopfende und Sparky am Fussende oder umgekehrt.“ Sparky nickte die gesamte Zeit über heftig.

„Na gut, meinetwegen könnt ihr mit in mein Zimmer.“

Inzwischen hatte Pathfinder Riven gebeten, sich mit ihr ein Zimmer zu teilen und Riven hatte zugestimmt. 

Natürlich bot Twinbow allen Damen an, mit ihm ein Zimmer zu teilen. Liam kam die Treppe hoch, sah Sparky und Arcade und blickte streng auf die Taschen, die die Zwei schon auf ein Bett geworfen hatten.

Die Zwillinge ließen die Köpfe hängen, sammelten traurig ihre Taschen ein und schlurften von dannen. Arcade flüsterte: „Ich hab doch gesagt, dass es eine schlechte Idee war, den Oheim mitzunehmen.“ 

Sparky nickte traurig: „So eine Gemeinheit, jetzt müssen wir in unseren gemütlichen Kokons in der TransSky schlafen, statt in dem Bett neben Snowcat.“

Blackstone und Twinbow nahmen, ebenso wie Snowcat, jeder ein Zimmer für sich allein, Gumshoe und Average teilten sich hingegen eines. 


Nach dem Essen, welches einfach und gut gewesen war, -zu Averages Enttäuschung hatte man kein Bärenfleisch serviert-, saßen sie alle noch eine Weile im Aufenthaltsraum zusammen. Snowcat las in einem Buch über ,politische Konflikte vom späten 19. bis frühen 21. Jahrhundert‘ für den Politologie-Unterricht. Im Abstand von unter 30 Sekunden  tippte sie auf die Umblättern-Taste.

Plötzlich öffnete sich die Außentür und eine weit über zwei Meter große Gestalt im Schneeanzug schob sich hindurch. Snowcat warf zunächst nur einen kurzen Seitenblick auf die Gestalt. Schließlich war Zimmer 1 bereits belegt gewesen, also war ein weiterer Gast nicht verwunderlich und bei der Größe verbarg sich hinter dem Anzug sicher ein Toll. Unbewaffnete Trolle scherten Snowcat nicht.

Andererseits war die Gestalt ein wenig schmal gebaut für einen typischen Troll und sie tönte laut, aber mit einem sehr angenehmen, extrem männlichen Timbre in der Stimme: „Wem gehört denn der Schrotvogel da draußen?“

Snowcat blickte von ihrem Buch auf und scannte kurz die Lage. Sparky und Arcade hörten augenblicklich mit ihrem Spiel auf. Riven meinte leise zu Pathfinder: „Das könnte jetzt interessant werden!“

Liam jedoch blieb völlig entspannt sitzen und sagte laut und vernehmlich: „So was kann auch nur eine stinkende Wasserratte sagen.“

In die Körpersprache des Neuankömmlings trat keine Aggression. Er nahm den Helm ab und zum Vorschein kam natürlich der Kopf eines Trolls, aber was für einer. Es hatte ein schönes Gesicht. Es war braungebrannt und seine grünen Augen leuchteten. Er wuschelte sich durch das durch den Helm leicht platt gedrückte, rote, volle Haar, das er modisch geschnitten trug. Seine Hauer waren eher klein, passten perfekt zu seinem Gesicht, sie waren gepflegt und symmetrisch. Seine Hörner standen dem in Nichts nach. Snowcat schlussfolgerte sofort, dass es sich bei ihm um einen Fomori handeln musste. Auch Fiddler hatte gut ausgesehen, wenn vielleicht auch nicht ganz so gut. 

Kaum hatte der Fomori den Helm abgenommen, sprangen Sparky und Arcade auf und riefen erfreut: „Cousin Finn! Was macht‘s du denn hier?“ Sie sprangen hoch, stießen sich akrobatisch mit den Beinen auf einem Tisch ab und flogen direkt in die Arme von Cousin Finn, der offenbar mit so etwas gerechnet hatte und sie auffing. 

„Ach so, die kennen sich.“, Riven klang ein wenig enttäuscht, als sie das sagte. 

SpArcade warteten Finn‘s Antwort gar nicht erst ab, sondern sagten: „Wir sind gerade,“ „mit all unseren Freunden hier,“ „auf einer Mission.“ Sie zeigten in die Runde: „Also dass alles hier“, „sind unsere Freunde.“ Gleichzeitig ergänzten sie: „Bis auf den da, der ist nicht unser Freund. Aber der ist auch mit uns hier.“, wobei sie auf Puck zeigten. 

„Hey Chummer. Das ist Shark Finn.“, erklärte Arcade dann stolz. 

Shark entledigte sich weiterer Teile der Winterbekleidung. Danach konnte man sehen, wie sich ein wohl trainierter Oberkörper unter dem perfekt sitzenden Langarm-Shirt abzeichnete. Außerdem hatte Shark Finn Cyberhände. 

„Ob die Metamenschen immer wissen, was sie sich damit antun?“, raunte Pathfinder Riven zu. Riven lächelte geheimnisvoll und zuckte dann mit den Schultern. 

Nun stellten die Zwillinge Shark Finn den Runnern einzeln vor. Sie begangen bei Twinbow, da ihr Cousin darum gebeten hatte, zuerst den Mädchen vorgestellt zu werden. 

„Ich sehe gar keine Haifischflosse.“, sagte Pathfinder, als Shark Finn sie mit charmantem Lächeln begrüßte.

„Ihr dürft mich ja auch Shark nennen.“, erwiderte Cousin Finn daraufhin. 

Nach wenigen Minuten Gespräch stellte sich heraus, dass Liam Shark gebeten hatte her zu kommen, da das Team eventuell Verstärkung im Punkt Feuerkraft gebrauchen konnte. 

Snowcat warf Liam ein Lächeln von der Seite zu und erklärte Shark: „Da wir vorhaben hier in der Nähe eine MCT ZERO-ZONE aufzusuchen und Gefangene von dort lebend zu befreien, können wir jemanden wie dich sicher gebrauchen.“ Dann berichtete sie über die ihnen bekannten Details. 

Shark fasste zusammen: „10K¥ um ein paar Technomancer aus einem geheimen Zero-Zone Labor nicht weit von hier zu befreien...,“ er ließ seinen Blick über die anwesenden Frauen schweifen, wobei sich Arcade mehrfach winkend bemerkbar machte, „...in Eurer Begleitung. Das klingt nach Spass. Ich bin dabei!“



Am nächsten Morgen saßen sie bereits kurz nach 6.00 Uhr beim Frühstück zusammen. Im Anschluss an ihr Müsli, welches Sparky und Arcade mit wichtigen Inhaltsstoffen speziell für Snowcat aufgepeppt hatten, - ein Service, dem sie im Übrigen jedem im Team für die Dauer des ,eisigen Runs‘ angeboten hatten, -  genehmigte Snowcat sich eine Tasse heiße Schokolade. Sie genoss jeden Schluck des warmen, süßen Getränks. Erneut lies sie ihren Blick über die Gruppe der Anwesenden schweifen und blieb bei Puck hängen. Aus ihrer Sicht hatte er eine Aufmunterung dringend nötig. „Hey, Puck. Möchtest Du auch eine Tasse von der heißen Schokolade? Sie ist wirklich gut für die Seele oder besser gesagt, für das Wohlbefinden.“

Puck überlegte nur kurz, dann nickte er dankbar. Auch wenn es Snowcat vielleicht ein winziges bisschen schwer fiel, zog sie einen weiteren Beutel des Mischung mit echter Schokolade aus ihrem Rucksack und machte Puck eine Tasse zurecht. „Weiter Umrühren musst Du aber selber.“, sagte sie mit einem charmanten Lächeln.

Unterdessen hatte sich Shark in seinen ebenfalls gepanzerten Schneeanzug geworfen und trat zur Tür.

„Wo willst du denn hin?“, fragte Snowcat ihn.

„Ich geh ne Runde laufen.“

Snowcat legte den Kopf schief und lächelte leicht, „Aber pass auf, dass Du Dich nicht verläufst.“

Shark grinste breit, „Keine Sorge, ich verlauf mich nicht.“, dann tippte es sich an die Nase, „Außerdem find ich Dich immer wieder.“ Er schloss den Helm und trat vor die Tür. 

Draußen war es noch dunkel, schließlich gab es hier zur Zeit nur sechs Stunden Tageslicht am Tag.


Kurz nach 10.00 Uhr, die Sonne war inzwischen aufgegangen, machten sich die Runner zu den zu Schneemobilen umgebauten Fahrzeugen auf. Riven fragte noch: „Sagt mal, sonst hat das ja immer Kwalm gemacht, aber wo er nicht mehr im Team ist, wer hat denn eigentlich das Sagen währen des Runs?“

Snowcat lächelte Riven lieb an und erklärte dann irgendwie an alle gewandt: „ Gut, dass Du fragst. Doc oder ich und da Doc nicht da ist: Ich. Ich treffe also die endgültigen Entscheidungen auf dem Run und ich mache auch zwischendurch die Ansagen.“ Snowcat vergewisserte sich, dass alle ,Neuen‘, diese Aussage mitbekommen hatten. 

Gumshoe, Pathfinder und Shark nickten. 

Liam blieb als einziger der Gruppe in der Station, er würde erst bei Bedarf und im Notfall mit dem Flugzeug kommen, um sie abzuholen.

In das SUV von Nissan stiegen Sparky, der zu seiner Freude fahren durfte, natürlich Arcade, Riven, Finn, Gumshoe und Snowcat.

Average fuhr den Renraku Polarbär. Zu ihm stiegen Blackstone, Twinbow und Pathfinder. Der kleine LKW bot hinten neben der Transformer-Drohne, die dort parkte, noch genügend Platz für weitere Gäste, vorsorglich hatten sie Decken und Medkits mitgenommen. 

Pathfinder schlug vor, mit ihrer Suche bei der Forschungsanlage mit den am weitesten entfernten Koordinaten zu beginnen und sich bei Bedarf zurück in Richtung ,Flughafen‘ zu arbeiten. Sie war der Experte, was MCT anging, also setzte Sparky den Kurs. 

Sie waren kaum losgefahren, als Arcade damit begann über AR Symbole auf ihrem Weg erscheinen zu lassen. Sparky wusste sofort was damit gemeint war, er rief: „Bonuspunkte.“, und steuerte auf ein Symbol zu. Average stieg umgehend darauf ein und hielt auf das übernächste Symbol zu. Da Arcade die Symbole fair entstehen lies und Sparky und Average ähnlich gute Fahrer waren, hatten sie die zweistündige Fahrt im Nu in ein AR-Spiel verwandelt. Nicht alle Fahrgäste waren von dieser Tatsache begeistert. 


Sie parkten in einem Waldgebiet, das ungefähr einen Kilometer von den Ziel-Koordinaten entfernt war. Dort stellten sie die Wagen so ab, dass sie möglichst schwer von außerhalb zu entdecken waren. Arcade streckte ihre Matrix-Fühler aus und konnte binnen Sekunden bestätigen, dass genau bei den Koordinaten ein MCT-Node zu finden war, der das Gelände als Konzerngelände auswies und jedem ohne spezielle MCT-Zugangsberechtigung den Zutritt untersagte.

Sie gingen fest davon aus, dass das Gelände mit Zäunen, Kameras, Schlössern und oder Bewegungsmeldern gesichert war, darum musste sie ein Hacker auch physisch begleiten. Die Wahl viel auf Arcade. 

Average, Puck und Sparky würden von hier aus Drohnen steuern und gegebenenfalls in die Matrix der Anlage eindringen. Gumshoe blieb zu ihrem physischen Schutz bei ihnen. 

Blackstone, Twinbow, Snowcat, Shark, Arcade, Riven und Pathfinder stiegen aus und machten sich mit Equipment auf den Weg, um den letzten Kilometer bis zum Ziel zu Fuss zu überbrücken. 

Riven rief einen Geist und ließ ihn in sich fahren, so konnte sie sechs von ihnen verschleiern. Snowcat lief voraus und verließ sich dabei als Einzige nur auf ihre eigenen Fähigkeiten. Das Gelände war Schnee- und Eisbedeckt, der Weg war beschwerlich und Snowcat war sehr zufrieden, dass sie weder tief in den Schnee einsank, noch Spuren auf der Schneedecke hinterließ. 

Nach ungefähr 500 Metern erreichte sie die Spitze eines kleines Hügels. Dahinter lag ein freies, zum größten Teil völlig unbewachsenes Tal, in dem sich ziemlich genau südlich von ihrer Position aus, ein umzäuntes MCT-Forschungslabor befand. 

Snowcat ließ sich blitzschnell und völlig geräuschlos in den Schnee fallen. Sie gab ein Handzeichen und verbreitete über den Teamkanal, dass ihre Kollegen sich ebenfalls langsam nähern sollten. Obwohl die anderen verschleiert waren, konnte man schließlich nie vorsichtig genug sein. 

Während sich die Runner nach und nach neben Snowcat in den Schnee legten, zog sie ein Fernglas von ihrem Gürtel und warf einen Blick in die Anlage. 

Arcade ließ kurz darauf aus den von allen gesammelten Informationen und Bildern eine Karte entstehen. 

Die untere Etage des runden Hauptgebäudes in der Mitte der Anlage hatte einen Durchmesser von 50 m und nur eine einzige, nach Süden gerichtete, breite Tür. Die obere Etage hatte einen Durchmesser von 30 m und war rundherum mit Fenstern versehen. Auf dem flachen Dach des Hauptgebäudes befanden sich einige Aufbauten, von denen eine eine Satelliten-Antenne war. 

Südöstlich des Hauptgebäudes stand ein ebenfalls rundes Gebäude mit einem Durchmesser von ungefähr 10 m und einer einzigen schmalen Tür Richtung Nordwesten. Das Dach dieses Nebengebäudes wies eine leichte, kuppelartige Wölbung auf. 

Ein paar Meter westlich vom Haupthaus gab es zwei weitere Gebäude, die wir Garagen oder Hangare aussahen. Sie waren rechteckig, fast 2 Etagen hoch, fensterlos und hatten in ihrer südwestlichen Ausrichtung halbrunde Tore.

Das gesamte Gelände war im großzügigen Abstand von einem Maschendrahtzaun umgeben. Im Osten des Zaunes gab es ein Tor, der dunkle festgefahrene Schnee davor, bildete eine Art Weg.

Auf dem Zaun entdeckte Snowcat Monodraht, dem man zusätzlich zum Stacheldraht angebracht hatte. Direkt am Zaun gab es außerdem noch Scheinwerfer, Kameras und Bewegungsmelder. Nichts davon wies einen Node auf und war so nicht von außen durch Arcade zu kontrollieren. 

Riven und Pathfinder verließen ihre Körper, nur um kurz darauf unverrichteter Dinge wieder zu kehren. Sowohl das Hauptgebäude, als auch das runde Nebengebäude waren offenbar durch astral un-durchdringliches Biofiber-Material gesichert worden. Hinter den Türen waren Hüter aufgestellt und bei den Fenstern handelte es sich gar nicht um Fenster wie vermutet, sondern um Displays. 

Die einzigen beiden Gebäude, die die Zauberinnen hatten betreten können, waren die beiden rechteckigen Nebengebäude, bei denen es sich wirklich um Garagen handelte. In einer Garage standen zumindest aber große Wagen, mit denen man sowohl das Material für das Labor, als auch die frisch entführten Technomancer, hätte her transportieren können. 

Die Fahrzeuge waren bisher der einzige Hinweis darauf, dass hier überhaupt jemand war. In der Forschungsstation rührte sich ansonsten gar nichts. 

Während die Sonne langsam unterging und dem Schnee einen wundervollen orangenen Glanz verlieh, hackte Arcade sich in den einzigen auffindbaren Node, den sie schon im Wald entdeckt hatte.

Zwei Atemzüge später verkündete sie: „Okay, der Node ist bloss ne Matrixschleuse. Ein Spider sitz da rum und behält den einzigen Zugang der weiter ins System führt im Blick. Außerdem ist da Three-Musketeer-Suite-Ice, das für zusätzliche Sicherheit sorgt. Ich kann mich da natürlich reinhacken und das vielleicht sogar unbemerkt, aber die Gefahr ist eben da, dass ich irgendwie doch bemerkt werde, weil Ice und Spider eben nur genau darauf achten. Dahinter bekomm ich sicher auf ein paar Sachen Zugriff, aber es kann eben gut sein, dass egal wie heimlich ich bin, jemand bemerkt, dass die einzige Tür geöffnet wurde. Jetzt ist die Frage, was ich tun soll?“

Riven und Pathfinder hatten eine lebhafte Diskussion über ihre magischen Möglichkeiten begonnen. Shark unterbrach sie: „Hey, Acrade hat eben ein paar wichtige Neuigkeiten bekannt gegeben. Wenn ihr nicht auch was wichtiges Neues rausgefunden habt, dann haltet mal eben die Klappe und hört richtig zu.“

Die beiden Frauen verstummten. 

Snowcat überlegte einen Moment. Dann sagte sie: „Wir haben keine gesicherten Informationen, dass dies die Anlage ist, in der die Technomancer gefangen gehalten werden. Aber es bleibt weiterhin möglich. Ich nehme an, dass sich uns auch in den anderen beiden Anlagen ein ähnliches Bild liefert. Wir können jetzt natürlich ein oder zwei Tage hier rum liegen und hoffen, dass sich was ergibt, das uns Hinweise bietet. Aber in jeder Minute, die wir hier verbringen, leiden die Gefangenen. Also brauchen wir sofort mehr Details. Ich schlag vor, dass ich mir zunächst die Wagen in den Garagen ansehe. Vielleicht bringen die einen Hinweis, ob darin die Technomancer hergebracht wurden. Wenn nicht, dringen wir einfach tiefer in die Anlage ein, bis wir einen Hinweis finden. Einverstanden?“

Von den meisten kam ein Copy. Pathfinder warf ein: „Aber wenn wir Alarm auslösen, werden die anderen beiden Anlagen in der Nähe sicherlich ebenso in Alarmzustand versetzt.“

Puck meldete sich zu Wort: „Sparky und ich werden uns einfach in den Eingang des Nodes stellen, löst jemand Alarm aus, crashen wir den Spider, hacken uns rein und verhindern, dass der Alarm weitergegeben wird.“

Twinbow ergänzte: „Ich kann das Dach mit EMP-Bolzen beschießen, das schaltet die Antenne zumindest kurzzeitig aus.“

„Gut,“ entschied Snowcat, „dann haben wir einen groben Plan. Ob es wohl Druckplatten oder ähnliches im Tal gibt?“

„Das ist unwahrscheinlich.“, erklärte Twinbow sofort. „Durch den Schnee ändert sich der Druck auf dem Boden ständig. Da würden solche Sicherheitsmaßnahmen nichts bringen.“


Kurz nachdem die Sonne völlig untergegangen war, war ein detaillierterer Plan fertig.


Pathfinder hatte Snowcat vorsichtshalber mit einem Unsichtbarkeitszauber belegt und Riven hatte sie mit einem Panzerungszauber versorgt. Snowcat schlich mit Shark und Arcade zum Zaun, hier übergab Arcade Snowcat eine der kleinen Drohnen von Sparky und brachte dann Deadcord am Zaun an, um im Ernstfall sofort einen Noteingang schaffen zu können. Dann stellte sich Snowcat auf die Hände des Fomori, der sie daraufhin über den Zaun schleuderte. In einer eleganten Drehung, die nun niemand sehen konnte, landete Snowcat sanft im Schnee. 

Snowcat schlich zur Garage, in der Pathfinder und Riven die passenden Fahrzeuge entdeckt hatten. Sie zog Werkzeug hervor, schraubte die Verkleidung des Magschlosses ab und überbrückte die Kontakte. Im Nu war das Schloss trotz ihrer, auch für sie unsichtbaren Hände, offen. Im Gebäude lies sie Sparkys Drohne fliegen. 

Zielstrebig und gewissenhaft durchsuchte sie die Wagen, die nicht abgeschlossen worden waren. Es fanden sich gleich im ersten Wagen winzige Hinweise darauf, dass hier Metamenschen aus unterschiedlichen Regionen gewesen waren, wie zum Beispiel die Verpackung eines Beef Jerkey-Riegels aus Denver. 

Im zweiten Wagen hatte Snowcat richtig Glück, sie entdeckte neben einer Plastikfessel einen Turnschuh, der sich zwischen Transportriemen verfangen hatte. Sofort war ihr klar, was nun zu tun war. Sie zog ihren linken Handschuh aus, wies Sparky an, auf das Signal ihres Biomonitors zu achten, konzentrierte sich und berührte den abgetragenen Schuh mit der bloßen Hand. 

Der Zug aus der Realität hinaus, war nicht sonderlich stark. Da war erst nur wenig. Nichts wirklich Greifbares. Dann ein Gefühl von Panik, Rennen, Flucht, Schwärze, Angst, Bewegungslosigkeit, Sorge und zum Schluss ein überraschendes Gefühl von Kälteschock. 

Zurück im Hier und Jetzt lächelte Snowcat, dann holte sie Desinfektionsspray aus ihrem Rucksack, säuberte ihre Hand und verkündete dabei, „Die Chancen stehen hoch, dass wir hier richtig sind. Ich hab einen Turnschuh gefunden und der Besitzer wollte sicher nicht hier her.“

Snowcat trat vor die Garage und schloss dann wieder die Tür hinter sich. Hier verharrte sie, um sich mit dem Team zu besprechen. Sie entwickelten umgehend einen Plan, um sofort in die Anlage einzudringen. Snowcat schaltete auf Infrarotsicht und fügte der Planung noch eine Information hinzu: „In dem kleineren runden Haus ist sicher der Generator untergebracht.“


Nur 10 Minuten später starteten sie ihren Angriff.  


Shark setzte sich Arcade auf die Schulter und nahm Pathfinder in den Arm. Nur ein wenig widerwillig hielt sich Blackstone an seinem anderen Arm fest. Dann levitierte Riven das komplette Paket über den Zaun.  

Breit grinsend umarmte Twinbow Riven und dann flogen beiden durch die Kraft des Geistes ebenfalls über den Zaun. Natürlich konnte Snowcat Twinbows Gesicht nicht sehen, schließlich war er verschleiert und selbst wenn nicht, dann hätte der Helm sein Gesicht verborgen, aber sie wusste einfach, dass er dabei grinste. 

Snowcat überreichte Pathfinder eine Kapsel mit Jazz, zunächst hatte die Elfe keine Drogen nehmen wollen, aber dann hatte sie doch zugestimmt. Außerdem übergab Pathfinder die Befehlsgewalt über einen Geist an Snowcat. Pathfinder hielt also nicht unnötig an ihrer Macht fest. Sie war bereit im Sinn des Teams zu handeln. Snowcat war beeindruckt, obwohl sie ein solches Verhalten von einer Elfin insgeheim auch erwartet hatte. Alle Elfen, die sie kannte, handelten so.

Shark half Snowcat, Arcade und Blackstone auf das Dach der ersten Etage der Hauptgebäudes, wo die drei sich auf die Nordseite begaben. Arcade nahm eine zweifarbige Sprühdose aus ihrem Rucksack, und dann warteten sie gemeinsam regungslos zwischen zwei Fenster-Displays.

Shark, Pathfinder, Riven und Twinbow gingen am Rande des Zauns südöstlich gegenüber der Eingangstür ins Haupthaus, in Stellung. 

Puck und Sparky hatten sich zusammengerauft und warteten gemeinsam in der Matrixschleuse auf das Angriffssignal. 

Average brauste in der Transformer-Drohne heran, durchbrach das Tor zur Anlage und nahm mit der Gausrifle das Generator-Haus unter Beschuss. 

Puck meldete: „Spider down.“

Twinbow beschoss die Mitte des Daches der zweiten Etage mit einem EMP-Bolzen.

Shark nahm die Tür des Hauses mit seinem LMG unter Feuer.

Der Boden vor dem Haus öffnete sich an vier Stellen und MCT-Hachiman-Drohnen stiegen empor. 

Die vier Drohnen wurden sofort von Sharks Kugeln, Twinbows EMP-Bolzen und Rivens mächtiger Magie zu Schrott verwandelt.

Riven und ihre Macht in der Nähe zu wissen, löste in Snowcat positive Emotionen aus. Sie lächelte in sich hinein. „Aber gewöhn dich besser gar nicht erst wieder daran, Elfenmädchen.“, mahnte Katze.

Average steuerte die Transformer in Richtung der Garagen und stanzte gewaltige Löcher in die Wände. 

Vier weitere MCT-Drohnen kamen von der andern Seite des runden Gebäudes herbei. Eine von ihnen nahm die unsichtbaren Angreifer mit Minigranaten unter Supressionfire, aber auch das hielt die Runner nicht auf und auch diese vier Drohnen mussten ihre Servomotoren strecken.

Arcade sprühte aus der Dose zwei Sorten Schaum auf die Außenwand des Gebäudes vor sich. Es zischte und brodelte, knallte dumpf und dann war dort nur ein Loch und somit ein Durchgang für die Runner.

Shark und Twinbow rückten zu der Eingangstür vor, Riven und Pathfinder folgten ihnen dicht auf. Sie machten dabei gewaltigen Lärm mit dem LMG und Explosiven Bolzen, denn dieser Angriff unten diente nur dazu, das obere Team unbemerkt vordringen zu lassen und Verteidiger in die Irre zu führen. 

Da die Wand oben nun durchbrochen war, blockierte nichts mehr Snowcats magischen Sinne. Sie spürte die Bewegung von 10 Metamenschen, die sich innerhalb ihrer Reichweite in der oberen Etage aufhielten. Sie tippte die Informationen ins Teamnetzwerk ein und gab dann weitere Angriffsbefehle, um die Runner zu koordinieren. 

Shark, Twinbow, Riven und Pathfinder betraten das Gebäude durch die erweiterte Eingangstür unten.

Arcade, Blackstone und Snowcat betraten leise das obere Stockwerk und nutzen das Chaos, welches unten brodelte. 

So weit.

So gut. 

So leicht. 

Sie waren drin. Aber lebend in eine MCT-ZERO-ZONE zu gelangen, war auch nicht das Problem.


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     UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See! 


Ob es den Runnern gelingt, das Gelände lebend zu verlassen, ob die Technomancer wirklich dort sind, ob und wie viele Technomancer die Runner befreien und ob Puck die Chance auf seine persönliche Rache an Dr. Sharon bekommt, wird demnächst hier zu lesen sein. 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*