Episode 01/15 (vom 23.01.) Run 57/6

Welcome back Omae!

Wir freuen uns, dass Du auch heute wieder dabei ist.

Derzeit On The Run sind: Blackstone, Bloody Guts, Chang, Gunner, Metge, Rubber Duck, Shark Finn, Snowcat und Triple S.

Datum in unserer SR-Timeline:  08.-13.10. 2073

Was bisher geschah: Die Runner weilen in Hong Kong, wo sie für einen unbekannten Auftraggeber bis zu drei Wünsche erfüllen sollen. Wunsch eins, einen Transport, erledigen sie problemlos. Dabei kommt ans Tageslicht, dass auf Chang - der sich nicht mehr an seine Vergangenheit erinnern kann - in Hong Kong ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Für den 2. Wunsch sollen die Runner eine alte, chinesische Münze -von der sie wissen, dass es sich dabei um einen der legendären Coins Of Luck handelt -  in Hong Kong finden und bergen. Es gelingt die Münze in den Slums des Sprawls, in Kowloon Walled City, zu lokalisieren. Doch die Münze befindet sich mitten in der Domäne eines dämonischen Geistes, einem der berüchtigten Yama Königen, der dort seinen Hof hält. Die Runner werden mit Illusionen und beeinflussenden Kräften konfrontiert und können gerade noch entkommen, bevor sie tief in den Sog des Yama Königs gelangen, allerdings ohne die Münze. Ihnen wird klar, dass sie den Dämon los werden müssen, bevor sie ein weiteres Mal in den Hof eindringen. Im Gespräch mit ihrem Mentor erarbeitet Snowcat eine Lösung. Sie müssen den Yama König beschwören, damit er nicht an seinem Hof ist, während sie die Münze suchen. Für diese spezielle Beschwörung zur Ablenkung braucht es eine spezielle Formel mit ausgewählten Zutaten. Mr. Johnson ist von der Idee begeistert und lässt den Auftrag bestehen, auch wenn sich dadurch die Kosten erhöhen. Der Taliskrämer Shen kümmert sich um den Kontakt zu einem Zauberer, der die Formel kennen könnte. Am Abend folgt Snowcat einer Einladung von Chang zu einer Teezeremonie.

Wir schalten uns am Morgen des nächsten Tages in das Geschehen zurück.

Dabei erleben wir alles aus den eisblauen Augen von Snowcat mit und sind wieder direkt Zeuge ihrer Gedanken.

Eine Beschreibung der Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossar erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossar vorbei. [LINK]

Noch eine Kleinigkeit: die Songs zum Text sollen lediglich zur Stimmung beitragen und sind keine versteckten Hinweise- jedenfalls meistens nicht. ;-) (Ich versuche immer Videos ohne störende Werbung raus zu suchen. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass sie auch ohne Werbung bleiben. Manchmal werden die Videos von Songs sogar schneller komplett entfernt, als ich die Episode hoch laden kann, darum nenne ich vorsichtshalber Künstler und Titel neben dem Link. Wegen Lizenzrechten muss ich bei You Tube immer öfter auf Coverversionen oder schlechte Live-Varianten zurückgreifen, oder ich finde ein anderen Anbieter. Die komplette Episoden-Playlist findest Du hier [LINK].)

Bereit Omae? Na dann los!

[Song 1: Of Monsters And Men - Little Talks] Ich hatte zum gemeinsamen Brunch geladen und wir trafen uns wieder einmal auf meiner Suite. Das war praktisch und bequem. Wir hatten nicht unbedingt etwas zu besprechen, denn um weiter planen zu können, brauchten wir einen Yama King Experten. Doch gemütlich beisammen zu sitzen, verstärkte das Gruppengefühl und abgesehen davon, machte es Spaß.

‹Aber nur, weil sie nicht den ganzen Kuchen aufessen können, da das Hotel Nachschub liefert Elfenmädchen.›, bemerkte Katze.

Bloody Guts pumpte sein gewaltiges Sitzkissen mit Luft auf. Das machte er immer als erstes, wenn er in die Suite kam. Eigentlich machte er das sogar immer, wenn er irgendwo einkehrte. Sitzmöbel für Trolle waren rar gesät, da war es praktisch, wenn er seinen Sitz immer gleich mitbrachte. 

Wenn es keine passenden Stühle gab bevorzugte Shark Finn es zu stehen, nur wenn wir privat genug waren, setzte er sich auch mal auf den Boden. Auf der Suite gab es Sessel, die groß genug für Trolle waren. Einen davon nutzte Shark Finn, Bloody Guts bevorzugte weiter den Boden. 

Chang stand am Buffet, um sich Tee einzuschenken. Gunner hielt ihm seiner Tasse hin. Chang blickte ihn fragend an. Gunner meinte, „Ich dachte, du schenkst ein. Bist du jetzt nicht bei uns im Team dafür zuständig?“

Ah, sie wusste also nicht nur, dass wir uns getroffen hatten, sondern auch, worum es sich dabei gehandelt hatte. 

Chang zögerte einen winzigen Augenblick, nahm dann Gunners Tasse und groß Tee ein. 

Bloody Guts verzog das Gesicht, „Sag mal Chang, auf welches Zimmer hast du das von gestern eigentlich schreiben lassen?“

Chang sah Bloody Guts mit einem neutralen Gesichtsausdruck an, „Ich habe alles von meinem eigenen Geld bezahlt.“, erklärte er ruhig.

Spaßig, dass auch Bloody Guts von der Teezeremonie wusste. 

„Und welches Gesicht hattest du an?“, fragte Bloody Guts deutlich herausfordernd nach, „Warte, ich sag’s dir, dein eignes. Hegst du irgendeine Art Todeswunsch, weil du hier so rumrennst? Musst du nur sagen, dann finden wir einen Weg, der uns nicht mit gefährdet.“ Bloody Guts Stimme wurde noch bedrohlicher, „Oder war das etwa ein Versuch deine Verfolger anzulocken, damit sie uns alle kriegen?“

Metge lenkte ein, „Nun Senior, in der Tat izzt ess eine gutä Idee, wenn zie sich tarnen, wo zie doch gesucht werdän. Izs kann da Nanopaste nur empfehlän.“

Chang nickte und verbeugte sich leicht, „Ich werde das in Zukunft bedenken.“

„Ich empfehle ja eine Körpermaske.“, erklärte Triple S.

Ein Großteil der Jungs lachte. 

„Ja, das ist klar.“ feixte Rubber Duck, „Du musst deinen Schmuck abarbeiten. Hast du diesmal darauf geachtet, dir männlichen Schmuck zu bestellten?“

„Noch männlicher als meine Perlenkette meinst du?“, fragte Triple S nach.

Rubber Duck erwiderte, „Naja, die ist so an der Grenze. Es gibt da schon noch männlicheren Schmuck.“ 

Bloody Guts lachte, „Quatsch, gibt keinen männlichen Schmuck, er sei denn.“, er zeigte auf den Teddy-Kopf, den er an einer Eisenkette um den Hals trug - der Teddy kotzte gerade - „du hast so was, wie ich.“

Rubber Duck schüttelte den Kopf, „Nee, das stimmt nicht. Auch normaler Schmuck muss an Männern nicht unbedingt schwul aussehen. Breite Ketten, Armbänder, Ohrringe und ganz besonders Siegelringe können sehr männlich wirken.“

Hmm? Rubber Duck schien sich damit wohl auszukennen. Interessant. Während das Team Gay-Schmuck diskutierte, war es für mich an der Zeit, bei Shen anzurufen.

«Ja, ich habe Kontakt gefunden. Heute um 15 Uhl in del Hong Cavaliels Aleana, nach Qi fol Money, fragen bitte.», erklärte der Taliskrämer bescheiden.

«Vielen Dank!», erwiderte ich ruhig und zwar auf Englisch, denn irgendwie hatte ich den Eindruck, Shen hatte Spaß daran, sich in seinem Englisch mit mir zu unterhalten.

❄❄

Da wir weder wussten, was uns erwarten würde, noch ob wir danach gleich weiter mussten, verluden wir einen Großteil des Equipments in die Wagen und fuhren alle hin, zumindest bis zum Parkplatz vor dem Eingang zum Training. Die Cavaliers trainierten heute ab 14.30 Uhr und dieses Training war nicht öffentlich. Alle anderen Bereiche der Arena waren während dieser Zeit geschlossen. 

Chang hatte sich von Metge eine Nanomaske aufsetzten lassen. Eine magische Körpermaske war zwar umfassender als Nanopaste im Gesicht, aber wir würden nun wahrscheinlich gleich auf einen Magier treffen, da wirkte es nicht gerade vertrauensbildend, wenn einer von uns einen Illusions-Zauber auf sich wirken hatte. Sehr zum Missfallen von Triple S, der natürlich lieber gezaubert hätte. Ich war mir ziemlich sicher, dass er nicht oft traurig sein musste. Eine Portion der Paste kostete um die 500 NuYen, wenn man die täglich aufsetzte, ging das ins Geld, was sich auch Bonzenrunner nicht unbegrenzt leisten konnten. Zwar würde Chang für die Körpermaske bei Triple S auch zahlen müssen - so war nun mal sein Arrangement - aber da wir ja jetzt die PrePaid-Karte hatten, war das weniger ein Problem.

Ich trug eine eisgraue Jeans, meine silberne Docks und das Cavaliers-Shirt, was mir die Jungs gekauft hatten, als wir beim Spiel gewesen waren. Ja, es war zu klein, aber es war tragbar, ich würde Aufsehen erregen und zudem für einen Stadion-Besuch passend angezogen sein.

Nach einer kurzen Absprache mit dem Team meldete ich Gunner, Chang, Shark Finn und mich selbst beim Pförtner an, der uns ohne zu zögern einfach einließ, als ich ihm erklärte, wir wären mit Qi 4 Money verabredet. Eine der kleinen Dragon Flys von Rubber Duck begleitete uns.

Von Links war das Geräusch von Motoren zu hören, die Türen nach Rechts waren geschlossen, also wandten wir uns nach Links. Unsere Schritte hallten in dem breiten Flur und die Luft war angenehm frisch. 

Nach einigen Metern wurde klar warum. Die Trainingsarena, die sich vor uns öffnete, war zum größten Teil nicht überdacht. Für einen kurzen Moment fragte ich mich, wie man sich hier wohl vor dem Ausspionieren durch Drohnen schützte?

Einige der Combat Biker Megastars trainierten Spielzüge auf den Motorrädern. Nicht irgendwelche Ersatzspieler, nein, die Original Cavaliers. Hinten rechts in einer Ecke wurden an diversen Bikes geschraubt, dieser Werkstattpart war überdacht. Links an der Wand zum Innenbereich war ein Baldachin gespannt, unter dem ein großer Tisch und diverse Stühle standen. 

Von dort erhob sich nun ein einzelner Mann. Ein Asiat und Mensch, den ich auf Anfang 30 schätzte und der wirklich außergewöhnlich gekleidet war. Er trug Blue Jeans, Cowboystiefel, einen Cowboyhut, allerdings war der aus aus Stroh und ein asiatisches Seidenhemd mit weiten Ärmeln in Cavaliers-Gold.

Er kam näher, sah mich und begann zu grinsen. Ein breites, freundliches Grinsen.

Ich lächelte ihn an, „Hey.“, sagte ich auf Chinesisch, als wir uns gegenüberstanden, „Wir sind hier unter dem Stichwort Qi 4 Money verabredet. Ein Kontakt meinte, hier könne man uns weiter helfen.“

Der Mann plinkerte mit den Augen, „Ja, Shen hat euch angemeldet. Und ihr habt mich nun gefunden. Kommt, setzen wir uns!“

„Macht es dir etwas aus, wenn wir ins Englische wechseln?“, fragte ich.

Qi schüttelte den Kopf, „Nein gar nicht.“, erwiderte er. Sein Englisch hatte nur einen leichten Akzent. 

Wir setzten uns an den Tisch unter dem Baldachin, Shark Finn blieb hinter mir stehen und das lag nicht nur daran, dass es hier keinen Troll-Stuhl gab. 

Qi 4 Money setzte sich nicht sofort. Er trat an die Wand, an der fünf altertümliche Wasserschläuche hingen, nahm einen davon ab, zögerte, nahm dann doch einen anderen und schenkte daraus fünf Becher Tee für uns ein, die er verteilte. Sehr zur Freude von Chang.

‹Schon wieder Tee und schon wieder kein Gebäck, Elfenmädchen. ›, murrte Katze. 

„Das mit den Tee haben die Englischen Seefahrer von uns übernommen.“, erklärte Qi. Er hob seinen Becher mit beiden Händen, verbeugte sich ansatzweise und trank einen Schluck. 

Ich tat es ihm nach, allerdings stand ich dafür nicht auf.

Der Tee war lauwarm, stark und natürlich ungesüßt. Dennoch trank ich lächelnd einen weiteren Schluck, „Weil Tee sich auf langen Seefahrten gut hält und weil man das Wasser dafür abkocht, vermute ich.“

Qi grinste leicht, „Das auch. Aber nicht nur. Tee hat viele Vorzüge. Er belebt Körper und Geist.“

Katze rümpfte das Näschen, ‹Nur schmeckt er davon nicht besser, Elfenmädchen. Die Engländer mögen das Teetrinken übernommen haben, aber sie reichen wenigstens Sahne oder Milch dazu, um den Geschmack erträglich zu machen. ›

‹So schlecht schmeckt Tee nun auch wieder nicht, Katze. Abgesehen davon ist die Auswahl riesig und der Geschmack vielfältig.› beschwichtigte ich.

‹Ja, aber von dem leckeren Tee servieren sie zumindest hier keinen.›, sprach Katze, hüpfte vom Tisch und sprang dann auf den Baldachin, um die Combat Bikern beim Training zu zu sehen.

Qi schob unsere abgestellten Becher nach nur einem für ihn ersichtlichen Schema zurecht, sah sich um und bat Shark Finn höflich, noch zwei Schritte nach links zu treten, was Finn auch tat. 

Mit ernsthaftem Gesichtsausdruck holte sich Qi nun einen Stuhl, stellte ihn rechts von mir ab, rückte ihn gewissenhaft so dicht heran, wie es gerade noch anständig war, setzte sich und sah mich mit einem charmanten Lächeln an. Er beugte sich mir zu, ganz so, als wären die anderen nicht da. 

Qi war ziemlich attraktiv - ich grinste in mich hinein - für einen Menschen. Ein Großteil dieses Attraktivität kam von seiner selbstbewussten Ausstrahlung, die vielleicht weniger auffällig war, als bei mächtigen Männern der westlichen Welt, aber auch das hatte für mich seinen Reiz. Ja, eine gewisse Aura der Macht ging spürbar von ihm aus. Zudem verströmte er einen exotischen Duft, seine persönliche, männliche Note gemischt mit Kräutern, Naturmaterialien und, ich schmunzelte unwillkürlich, Tee. 

Justament leitete Metge Informationen via Teamnetz weiter, die Bloody Guts in seinem Auftrag besorgt hatte. Ich zog die Einblendung mit einer kaum merkbaren Geste näher in mein Sichtfeld, damit ich sie besser lesen konnte.

- Zu Qi 4 Money hat die Matrix hier zahlreiche Einträge. Für uns relevant sind die zu dem bekannten und geradezu berühmten Feng Shui Master der Hong Kong Cavalieres. Er ist ein richtiger Star und Mitglied der High Society von Hong Kong. Er ist bei allen wichtigen Gebäude-Eröffnungen dabei. Angeblich entstammt er einer Familie, die auf eine 1000 jährige Tradition der Feng Shiu Master zurückgreifen kann. Er wohnt im Nobelviertel auf dem Victoria Peaks. Er kann wohl hervorragend tätowieren, sogar irgendwie magisch und er soll bereits auf einigen Runs aktiv teilgenommen haben.

Na das klang doch sehr nach einem Mann nach meinem Geschmack, stellte ich zufrieden fest. 

„Ich weiß nicht, ob Shen gesagt hat, worum es geht.“, begann ich.

Qi schüttelte den Kopf, „Er hat nur gesagt, dass ihr meinen Rat braucht.“ Qi sah mir in die Augen. 

Ich mochte ihn, „Damit hatte Shen recht. Es geht um die Yama Könige, genauer um einen ganz bestimmten Yama König in dessen Domäne wir müssen. Doch bevor ich mehr erzähle, müssen wir uns über die Bezahlung einig werden. “

Qi hob interessiert eine Augenbraue und grinste dann, „Ach immer diese westliche Direktheit.“ Sein Ton wurde schmeichelnder, „Ich bin mir ganz sicher, dass wir uns über die Bezahlung einigen können. Besprechen wir die Details doch heute Abend bei mir zu Hause.“ Er stellte eine AR-Visitenkarte öffentlich und ich zog sie auf mein Commlink. „Sagen wir 21.00 Uhr?“

Ich lächelte, „Sehr gern. Ich freu mich.“

Qi 4 Money lächelte ebenfalls, „Und ich mich erst. Ich würde gern das gesamte Team kennenlernen.“

Ich nickte, „Kein Problem.“

Wir verabschiedeten uns und ich verzichtete darauf, mir noch Autogramme von den Spielern der Cavaliers zu holen, einige hatte immerhin kurz zu uns rüber gesehen. 

Zurück im Hotel versammelten wir uns erstmal in meiner Suite. Ich fragte in die Runde, ob jemand eine Idee für ein Gastgeschenk hätte. Metge betonte noch mal, dass es im Chinesischen wichtig war, sein Gegenüber nicht zu beschämen und es darum nichts persönliches sein sollte. 

Ja, genau darum ging es. Qi 4 Money schien ein Mensch zu sein, der mit den chinesischen Traditionen sehr gut zurecht kam, aber auch ein Faible für die westliche Kultur besaß. Zusammengefasst wusste ich jedoch zu wenig über ihn, um ein angemessenes Geschenk auszusuchen, also wandte ich mich vertrauensvoll an meinen Fixer Penelope Wang.

Penelope wusste selbstverständlich sofort, wer Qi 4 Money war und sie war regelrecht begeistert, dass wir mit ihm verabredet waren. Das Gastgeschenk besorgte sie ebenso, wie sie uns eine Limousine schickte, die zumindest mich standesgemäß zum Anwesen von Qi brachte. Die ganze Gruppe würde nicht in die Limousine passen, dazu waren wir zu viele. 

❄❄

Nur die wirklich Reichen und Berühmten leben am Victorias Peak. Also erwartete ich ein Anwesen und Luxus und warf mich dementsprechend in Schale. Auch wenn Kirschblüten hier nicht den selben Status wie in Japan hatten, nutzte ich Kirschblütenduft für Bad und Körperlotion und trug im Anschluss nur wenig Kiss Of Winter Parfum auf. Ich zog ein zartes, hellblaues, mittellanges, armfreies Kleid an, welches im Stil der 1950 stark tailliert war. Der leichte Stoff des Rockes wurde nach unten hin immer durchsichtiger und war am Saum dezent mit zwei Kirschblüten bestickt. Mein Tattoo würde ganz hervorragend dazu passen, dennoch deckte ich es gewissenhaft ab, das war zwar schade, aber notwendig. Die 12 cm Glitzer-High Heels wären dazu perfekt gewesen, aber ich verzichtete ebenfalls darauf. Qi war nur ein Zentimeter größer als ich, wenn überhaupt und ich wollte ihn nicht um Längen überragen. Also taten es vier Zentimeter hohe Pumps, die ich hier im Hotel gekauft hatte und die zumindest farblich passten. 

Ich hatte die Schuhe ungefähr 10 Sekunden an, als ich den Gedanken von eben verwarf und doch die entzückenden Designer High Heels anzog. Ich wäre in jedem Fall größer als Qi, um wie viele Zentimeter war dann auch egal.

‹Recht so Elfenmädchen.›, kommentierte Katze, ‹Tu, wozu du Lust hast, Abgesehen davon steht er sicher auf den Gang, den du in den Schuhen hast. Findest du nicht, du solltest hier im Hotel noch etwas essen? Qi 4 Money serviert vielleicht wieder nur Tee.›

Ich lachte, ‹Nein, Katze, das wird nicht nötig sein, aber für den Fall dass ich Hunger bekomme, habe ich einen Three Shadowrunner Bar dabei.›

Auch die Jungs hatten sich auf ihre Art rausgeputzt. Metge, Blackstone, Triple S und Shark Finn trugen Anzüge, Rubber Duck und Gunner trugen schwarze Hosen und farbige Hemden, das von Runner Duck war grün, das von Gunner dunkelgrau. Bloody Guts hatte sein postapokalyptisches Ensemble an, dabei aber auf Gedärme und Ähnliches verzichtet und war stattdessen dezent mit einigen Nieten und Spikes dekoriert. Chang trug den asiatischen Anzug, den er auch bei der Teezeremonie getragen hatte.

Die Limousine fuhr über die Auffahrt auf ein riesiges Haus im Kolonial-Stil zu. Eines war sofort klar, mit Geld würden wir Qi nicht bezahlen können. Geld besaß er offenbar im Überfluss. 

Zudem zeugte alles davon, dass hier gerade ein Party im Gange war. Diverse Motorräder und einige Sportwagen standen vor dem Haus und zahlreiche Laternen erleuchteten das Gelände. Hmm? Dann war ich sicher eine Spur overdressed, was das Kleid anging. Dafür waren die Schuhe um so passender. 

[Song 2: Big Bang - Fantastic Baby] Die ARO’s wiesen in den Garten und wir folgten kurzerhand dem Kiesweg nach hinten und fanden uns in einem gepflegten, chinesischen Garten mit Swimmingpool wieder, in dem sich gut 30 -40 Metamenschen tummelten. Zu einem Großteil handelte es sich um Menschen, es gab nur einige Elfen und wenige Orks, Zwerge konnte ich keine ausmachen, aber die übersah man ja auch leicht. Trolle waren nicht zu sehen. Die Gäste tranken Cocktail an einer Bar oder tanzten zu der Musik, die ein DJ unter einem Baldachin auflegte. «Ich denke, auch der DJ ist eine Größe hier in Hong Kong, denn unter den Gästen kann ich den ein oder anderen Spieler der Cavaliers ausmachen.», gab ich über den Teamkanal bekannt.

«Yep.», bestätigte Bloody Guts, «Das ist DJ BoHoh, total angesagt und so tief im Musik-Geschäft verstrickt, dass er gut Kohle damit macht.»

Rubber Duck begann zu grinsen, nicht wegen des DJ’s, sondern weil einige der angesagten jungen Metamenschen eine Frisur trugen, die seiner ähnlich war. 

Wir hatten den Garten noch nicht richtig betreten, als uns Qi 4 Money bereits entgegen kam. Der Asiat war in eine schwarze Thai Chi Hose und ein dazu passendes cremefarbenen Seidenhemd mit weiten Ärmeln gekleidet. Er sah nun viel asiatischer aus, nur die Cowbowstiefel waren geblieben. Qi strahlte mich mit einem ‚Wow-Blick’ an, den jede Frau gerne bekam, nickte den anderen unserer Gruppe eher beiläufig zu und führte uns dann rum. Einige Gäste beobachteten uns dabei, aber das störte weder ihn, noch mich.

Das Haus war zwar im Kolonial-Stil erbaut worden, innen aber modern asiatisch eingerichtet, wobei es an Formen und Farben einen deutlichen Mix gab und einige Möbel irgendwo mitten im Raum platziert waren, was dann sicher im Sinne von Feng Shui war.

Nach der kleinen Führung entschuldigte sich Qi bei mir, er musste noch mit ein paar Leuten reden, wurde aber bald wieder zurück sein. 

Zeit für uns, sich unter die Partygäste zu mischen. Oder zumindest für einige von uns, denn nicht alle aus dem Team waren daran interessiert. Blackstone, Metge, Chang, Bloody Guts und Triple S bleiben lieber unter sich und bildeten ihre eigene Runde. Shark Finn begleitete mich selbstverständlich und Gunner und Rubber Duck schlossen sich mir an, zumindest bis zum Buffet.

‹Siehst du Katze, nicht nur Tee.›, sagte ich zufrieden und stellte mir eine kleine Auswahl zusammen. 

‹Hmm.›, meinte Katze nur. Entweder war sie von der Auswahl nicht gerade begeistert, oder sie wollte einfach nur nicht zugeben, dass sie es war.

Nachdem ich die Häppchen verzehrt hatte, schlenderte ich mit einem frischen Glas Champagner in der Hand gezielt auf zwei Spieler der Hong Kong Cavaliers zu, die an Cocktailbar standen. Sie bemerkten mich sofort. 

Bloody Guts schickte mir sämtliche Statistiken zu dem Lancebiker Fong Yim Fu, einem Ork und dem Linebiker Tony Long Chiu Wai, einem Elfen auf mein Commlink, bevor ich bei ihnen angekommen war. Gut zu wissen, dass er mich so gut im Auge behielt.

Netter Weise waren beide Männer tatsächlich attraktiv und sogar der Elf war ein winziges Stück größer als ich mit meinen High Heels. 

Sie waren modern angezogen und trugen zu Hose und Motorradstiefeln über dem Shirt die leichten Lederjacken aus der Pro-Fan-Line der Cavaliers. Oder besser gesagt, sie trugen die Originale, die jeder von ihnen designt hatte und deren Repliken man nur für mehrere Hundert NuYen pro Stück erwerben konnte. Es war auch eine Variante aus Synthetik-Leder erhältlich, die immer noch teuer genug war, sich aber bestens verkaufte. 

Beide Männer sahen nicht nur gepflegt aus, sie dufteten auch so und ich ging irgendwie davon aus, dass ihr Rasierwasser oder Eau de Toilette ihren Namen trug. 

Ich warf Tony, dem Elfen, einen langen Blick zu, wandte mich dann aber an Fu, dem Ork, der einen  goldenen Cocktail in einem großen Long Drink Glas in der Hand hielt. Ich fragte auf Chinesisch, „Was trinkst du?“

Er lächelte für einen Moment sogar ein wenig verlegen, doch dann gewann das Starsein wieder die Oberhand, „Das ist ein Golden Cavalier, Energy Drink mit Rum, gesüßter Sojamilch und Champagner.“

Ich lächelte verführerisch, „Klingt lecker. Tauschst Du mit mir, Fu?“, fragte ich mit viel Timbre in der Stimme und hielt ihm meinen Champagner hin. 

Das überraschte ihn, „Was? Äh- ja klar.“

Natürlich war das schon ziemlich herausfordernd von mir gewesen, ebenso, wie ihn gleich mit seinem Vornamen anzusprechen.

Er zögerte kurz, nahm mein unberührtes Glas Champagner und atmete auf, als ihm der Barkeeper einen frischen Golden Cavalier gab, den er mir geben konnte. Sein Glas war bis zur Hälfte leer gewesen.

„Verrätst du uns deinen Namen, Schönheit?“, fragte Tony nun.

Ich wandte mich ihm zu, „Ich bin Cathrine, aber ihr könnt gerne Cat sagen.“

Es dauerte nur Sekunden, dann war das Gespräch im vollen Gange, denn ich hatte ja erst neulich ein Spiel von ihnen gesehen.

Nach einigen Minuten gesellte sich der Thunderbiker, der im Fall der Cavaliers eine hübsche, trainierte, menschliche Frau mit dem klingenden Namen Ivy Ling Po war, zu uns. Dass sie verstand sich zurecht zu machen, verhalf ihr zu weiteren optischen Pluspunkten. Auch sie trug tatsächlich so einige Cavaliers- Merchandise-Produkte, wenn mich nicht alles täuschte. 

«Dürfen wir rüber kommen?», fragte Rubber Duck nach ihrem Eintreffen.

Bloody Guts funkte dazwischen, «Wenn du die angraben willst, ist das vergebens. Ivy ist nicht wegen Snowcats Schuhen da, sondern wegen ihren Beinen, wenn de’ verstehst?»

«Mist.», erwiderte Rubber Duck.

Bloody Guts lachte, «Na, vielleicht doch ne OP? Metge kann das bestimmt ratzfatz erledigen.»

«Ne danke. Nicht wegen Ivy»

Dass Ivy auf Frauen stand, bemerkte ich inzwischen auch, denn sie flirtete mit mir und da es den drei Combat Bikern nicht am Selbstbewusst eines Stars fehlte, sie definitiv im Umgang mit anderen Metamenschen geübt waren und sie es offenbar zu einem Sport gemacht hatten in solchen Fällen teamintern gegen einander zu konkurrieren, musste ich gar nicht viel tun, außer geschickt nichts von mir preiszugeben. Mit drei Metamenschen gleichzeitig zu flirten, beziehungsweise von ihnen umworben zu werden, war eine angenehme Art die Zeit zu verbringen.

Als Qi 4 Money knappe 30 Minuten nachdem er sich verabschiedet hatte, zu mir zurückkehrte, war ich höchst zufrieden. Alle drei hatten mir ihre Comm-Id’s gegeben, wer von ihnen zu einem brauchbaren Kontakt werden würde, würde die Zukunft zeigen, denn ein oder zwei weitere Begegnungen würde es dazu schon noch brauchen.

Qi führte uns ins ein großes Arbeitszimmer, dass es nach den Lehren den Feng Shui eingerichtet worden war, war zu erkennen. Der Form des Tisches konnte man am ehesten als dreieckig bezeichnen, obwohl er dabei keine einzige scharfkantige Ecke besaß. Kein Stuhl glich dem anderen.

Trollstühle gab es aber nicht und so begann Bloody Guts sofort damit, seinen Sitz aufzupumpen, den er irgendwie immer dabei hatte. Shark Finn würde einfach wieder stehen bleiben. 

Wir setzten uns. Nur um kurz darauf von Qi 4 Money freundlich lächelnd umplatziert zu werden. 

Ich nutzte die Gelegenheit und nahm astral wahr. Die Magie des Feng Shui Meisters war deutlich in seiner Aura zu erkennen, doch darum ging es mir gar nicht. Ich wollte wissen, was mich heute Mittag schon interessiert hatte, veränderte das Feng Shui den Fluss der Energien? Die Antwort auf die Frage lautete ja. Hier, in einem solchen Raum mit so vielen magisch Aktiven, in dem die Möbel schon nach diesem Prinzip designt und ausgerichtet worden waren, war es vielleicht deutlicher, als es anderswo gewesen wäre, aber Feng Shui war kein purer Hokuspokus. Allerdings unterstrich Qi 4 Money seine Glaubwürdigkeit diesbezüglich nicht sonderlich, da er jetzt alle so platzierte, dass sein Stuhl dicht an meinem stand und wir sogar einander zugewandt saßen. Ich war bereits wieder in die Normalsicht zurück gekehrt und konnte nicht sagen, ob das tatsächlich den besten Energiefluss ermöglichte, allerdings waren die Unterscheide wahrscheinlich eh nur für Geübte zu erkennen.

Ich grinste Qi an, „Hey. Was hältst du davon wenn ich uns erstmal vorstelle?“

Qi machte große Augen und erwiderte, „Ja, gern!“

Ich lächelte, „Also, ich bin Snowcat und das sind Triple S, Blackstone, Metge, Bloody Guts, Rubber Duck, Gunner und Shark Finn.“

Qi war meinen Vorstellungsbewegungen kaum mit den Augen gefolgt und ich war mir nicht sicher, ob er sich überhaupt einen der anderen Namen gemerkt hatte.

„Hallo Snowcat.“, sagte er nun und sah mir in die Augen.

Ich hielt den Blick einen Moment fest und dehnte mein Lächeln aus, dann begann ich in ruhigen Worten zu erklären, worum es ging. Ich berichtete, dass wir etwas aus der Domäne eines Yama Kings bergen wollten, schon einmal dort gewesen und gescheitert waren. Ich beschrieb den König so detailreich wie möglich und erklärte ohne Umschweife, dass wir nun vorhatten, den Dämonen zu beschwören, damit er nicht da war, wenn ein anderer Teil des Teams noch mal in den Hof eindrang. „Jetzt brauchen wir also zunächst jemanden, der uns diese spezifische Beschwörungsformel besorgen kann und darum wenden wir uns an dich. Kannst du das?“, endete ich meine Ausführungen.

Das Funkeln in den dunklen Augen von Qi war stetig stärker geworden und als ich erwähnt hatte, wir würden den Dämon beschwören wollen, hatte es seinen Höhepunkt erreicht. Zweifelsohne hatte er mir nicht nur zugehört, weil er von mir fasziniert war. 

Eine Textnachricht von Metge schlug auf meinem Commlink ein, ‘Seniora, sie fragen gar nicht, ob es eine andere Möglichkeit gibt. Ich dachte wir wollten auch erfragen, ob er die Hintergrundstrahlung negieren könne, damit wir es leichter haben. Ich kann mit ein wenig Zeit und einem Labor sicher auch noch einen chemische Mischung herstellen, die uns weiter hilft.’

Qi erwiderte zufrieden, „Ja, so eine Formel kann ich entwickeln, natürlich würde es eine Weile dauern.“

„Fein,“, erwiderte ich erfreut, „dann müssen wir uns nur noch über die Bezahlung einig werden.“

Qi winkte ab, „Ich sagte doch, da werden wir uns einig. An Geld bin ich nicht interessiert, davon habe ich genug. Ich erstelle die Formel und ihr beschwört den Geist, richtig?“ 

Seine letzten Worte hatten ein wenig aufgeregt geklungen.

„Richtig. Wir besorgen dann die entsprechende Paraphernalien. Zeit und Ort könnten eine Rolle spielen, das muss eventuell auch vorbereitet werden.“

Während ich das sagte, zog ich meine AR-Tastatur auf meinen Schoß und tippte die Antwort an Metge ein, ‚Negativ. Wir haben beschlossen, dass es die Beschwörung sein muss. Positiv zum Cocktail, ist zusätzliche Hilfe.’

„Hey, Paraphernalien , du scheinst dich mit solchen Dingen auszukennen.“, sagte Qi seinerseits erfreut. 

Ich nickte, „Ja. ich weiß, worum es geht. Ich werde auch einer der Beschwörer sein.“ Metges Körpersprache signalisierte mir, dass ihm meine Antwort nicht behagte, aber ich würde jetzt sicher nicht noch mal etwas besprechen oder gar von dem Plan abweichen, nur um dann noch einmal zu scheitern. So eine Beschwörung war riskant, aber sie würde auch aufregend sein. An Qi gewandt fuhr ich fort, „Aber ich muss noch mal auf die Bezahlung zurück kommen, was möchtest du für deine Arbeit?“

Qi sah mich ernst an, „Ich erstelle die Formel und ihr führt das Ritual durch, das ist etwas, was bisher nur wenige gewagt haben. Alles was ich will ist, dass ihr die Sachen besorgt und die Beschwörung durchzieht.“

Ich lächelte, „Das tun wir, wenn es uns irgendwie möglich ist und uns das Geld nicht ausgeht.“

Qi winkte abermals ab, „Geld spielt dabei doch keine Rolle, keine der Zutaten wird man einfach auf dem Markt mit Geld kaufen können.“

Ich grinste leicht, „Dessen bin ich mir bewusst. Was ich mit ‚Geld‘ meinte war, dass unser Auftraggeber vielleicht nicht bereit ist, uns zum Beispiel einen Flug in den Himalaya zu finanzieren.“

Metges Augen weiteten sich.

Qi nickte, „Verstehe, doch Geld wird definitiv das geringste Problem.“

Metge meldete sich nun zu Wort, „Nunä, von welchäm Zzeitraum redän wir dänn? Wolltän wir überhaupt zo lange bleibän?“

Qi erwiderte, „Für die Fertigung der Formel brauche ich vielleicht so zwei Wochen.“

Ich sagte, „Wir haben keine genaue Zeit veranschlagt und bisher ist unsere Versorgung auch kein Problem.“ Dann sah ich Metge an, „Wie lange das Besorgen der Materialien dauert, hängt davon ab,, was wir besorgen müssen, das kann schon eine Weile sein.“

Statt einer Erwiderung sandte mir Metge abermals eine Textnachricht auf mein Commlink, ‚Ich habe nur begrenzt Urlaub.‘

‚Kein Problem, wenn nötig, kehrst du nach Seattle zurück.‘ Es war wirklich ein Riesenvorteil, zwei Dinge gleichzeitig tun zu können, ohne davon abgelenkt zu werden. So konnte ich an Qi gewandt sagen, „Das heißt, du verlangst nichts dafür, außer, dass wir es durchziehen?“

Er nickte, „Genau, wir ziehen das gemeinsam durch. Egal, wie lange es dauert.“ Er machte eine kurze Pause und erklärte dann, „Ich sage das nicht nur einfach so. Ich will das beenden. Nicht exklusiv und ohne Unterlass. Aber ich meine es ernst. Wie schließen einen Pakt.“

Metge sagte sofort, „Ihr Ruf in allen Ehren Senior, aber ich kennä szie nicht. Ich bin nicht bereit, einän Pakt mit jämandän einzugähän, den izss nicht kennä.“

Ich lächelte dem Zwerg kurz zu, „Das musst du auch nicht.“ Dann sah ich Qi an, „Ich schließe den Pakt mit dir.“

Ohne zu zögern kam von Triple S, „Ich bin auch dabei. - Ich will das machen und zwar bis zum Schluss..“

Mein Lächeln wurde breiter, Triple S entwickelte sich immer mehr zu einem Mann nach meinem Geschmack, dann nickte ich, „Einverstanden.“

„Seid ihr die beiden, die den Dämon rufen werden?“, fragte Qi nach.

„Ja, und du, wenn du den Part mit machen möchtest. Es wird nicht leicht werden.“, erwiderte ich.

Qi grinste , „Nein, das nicht, aber das macht es ja so interessant.“ Er sah mir wieder direkt in die Augen, „Wie gesagt, ich werde schätzungsweise 2 Wochen für das Ritual brauchen, aber vielleicht kann ich dir die ersten Zutaten schon früher sagen. Kommt doch Mittwoch noch mal vorbei. Dann weiß ich vielleicht schon was. - Oh, oder wollt ihr die Zeit über hier meine Gäste sein?“

Ich schüttelte den Kopf, „Im Moment sind wir gut untergekommen, also danke nein, aber je nachdem wie lange es dauert, kommen wir vielleicht später darauf zurück.“

Qi rieb sich die Hände, „Ich mache mich dann mal gleich an die Arbeit, ihr könnt ja noch ein bisschen Party machen oder so. Wir sollten aber noch Comm-Id’s austauschen.“

Was wir dann taten. 

Ich erhob mich, „Gut, dann bis Mittwoch.“ Ich hatte schon den ersten Schritt gemacht, als ich noch einmal stehen blieb, „Oder kann ich dir irgendwie helfen? Dann würde ich bleiben.“

Qi strahlte und hatte das ‚Ja‘ bereits auf den Lippen, doch Finn kam seiner Antwort zuvor, „Nein, kannst du nicht.“, sagte der Fomori bestimmt.

Qi grinste, „Nee lass mal, ist wahrscheinlich zu ablenkend. Bis Mittwoch.“

❄❄

Metge wollte noch den ersten möglichen Flug zurück nach Seattle nehmen. Das brachte ihm einen doppelten Vorteil. Er konnte seinen Dienst am Montag antreten und er hatte im Anschluss Zeit in unserem Labor mit Bubbles als Hilfe an einer Mischung zu arbeiten, die dem Team in der Domäne gegen die permanenten Einflüsse dort weiter helfen konnte. Von meiner Warte klang das nach einem Drogencocktail mit verminderten Nebenwirkungen. Medizinisch fand ich daran nichts auszusetzen, was aber nicht hieß, dass das einfach zu entwickeln war und seinen Nutzen würde es sicher haben. Nur würde ich eben nicht jedem raten, das Zeug zu nehmen. Drogen waren immer so eine Sache.

Ich kuschelte mich in meinem Bett zusammen, aber ich war zu aufgewühlt, um gleich einschlafen zu können. 

Zum einen hatte mich das Flirten inspiriert und mein letzter Sex war schon zu lange her - bereits über einen Monat - als dass ich jetzt nicht Lust dazu gehabt hätte.

‹Wenn du rollig bist, schnapp dir ein Männchen, Elfenmädchen. An Auswahl wird es dir nicht mangeln.›, bemerkte Katze.

Ich nahm eines der großen Kissen in den Arm, ‹Ich hab ja nicht nur Lust Katze, ich vermisse Harlequin, jedenfalls jetzt gerade und das nicht nur, weil ich Sex haben möchte.›

‹Ich bin sicher Elfenmädchen, sich mit einem anderen Männchen zu vergnügen, würde dich trösten und besser schlafen könntest du danach auch.›

Ich grinste schelmisch, ‹Vielleicht. Vielleicht wäre ich aber auch frustriert, weil der andere eben nicht Harlequin ist und der Sex mies war und vielleicht hätte ich sogar ein schlechtes Gewissen, Katze.›

Katze putzte sich demonstrativ die Pfote, dann blickte sie zu mir ‹Das verstehe ich nicht, Elfenmädchen. Du weißt ja, dass ich von dem Prinzip der Monogamie nicht sonderlich viel halte. Schon gar nicht, wenn es nicht zu einer Vereinbarung eines Paares gehört, Aber statt dich mit der Frage zu reizen, was du wohl meinst, wie dein Harlequin zu diesen Prinzip steht oder dich mit der Erinnerung an den appetitlichen Anblick von Gunners Körper oder dem netten Lächeln des Rigger-Männchen oder dem intensiven Blick von Qi 4 Money in Versuchung zu führen…“ Katze machte eine Pause, damit ihre Worte wirken konnten und eine Flut von Bildern auf mich einströmte. 

Ich warf ein Kissen nach ihr, dem sie auswich und sich im Anschluss darauf setzte, dann sprach sie weiter, „… statt dessen lenke ich deine Aufmerksamkeit auf die interessanten Aufgaben, die in den nächsten Wochen vor dir liegen, Elfenmädchen. Denn das ist ein guter Grund, nicht einschlafen zu können.“

Ich lachte, ‹Hey, genau das wollte ich doch als zweiten Grund ausführen, bevor du mich mit dem rollig sein unterbrochen hast.›

‹Oh, na dann ist ja gut, Elfenmädchen. Wie wäre es mit einer heißen Schokolade als Kompromiss?›

‹Wie du jetzt auf Kompromiss kommst, ist mir schleierhaft Katze, aber es ist in jedem Fall eine gute Idee.›

❄❄

Gegen 11.00 Uhr am Montag-Vormittag betrat ich mit Shark Finn eines der hoteleigenen  Schwimmbäder. Mein türkisfarbener Badeanzug sah auch zu meinem schwarzen Haar gut aus, auch wenn mir mein eisweißes Haar einfach viel besser stand.

Shark Finn kam mit einem gezielten Kopfsprung in das kalte Nass. Ich setzte mich lieber auf den Beckenrand und ließ mich langsam ins Wasser gleiten. Shark Finn wartete, bis ich los geschwommen war und holte dann mit zwei Zügen auf. 

Eigentlich hatte ich nach einer geschwommenen Bahn genug für meine Figur getan, fand ich, aber Finn würde und konnte nur trainieren, wenn ich im Wasser blieb, also schwamm ich weiter. Da wir alleine in Wasser waren, überrundete der Fomori mich, wären andere hier gewesen, wäre er noch dichter bei mir geblieben.

Nach vier Bahnen hatte ich aber wirklich genug und machte Anstalten aus dem Wasser zu gehen. Shark Finn lächelte mich an, „Komm schon Cousine, ich hab ja noch nicht mal angefangen. Zwei mindestens noch. Bitte!“

Seinem Bitte konnte ich nur schwer widerstehen, also glitt ich ins Wasser zurück. Die folgenden Bahnen tauchte er unter mir durch, ohne ein einziges Mal Luft zu holen. 

Das Überredungsspiel spielten wir noch weitere sechs Mal, so dass ich am Ende 18 Bahnen geschwommen war. Als ich aus dem Wasser kam, kam ich mir schwerfällig vor und mein Modelgang ging mir nicht ganz so leicht von den Hüften, wie gewohnt. Ich wusste natürlich, dass Finn recht hatte, es war gut, mich fit zu halten und wenn ich so lange hintereinander nicht in Boston war und das Training bei Tango ausfiel oder nicht zumindest Harlequin bei mir war, dann tat ich so gut wie gar nichts für Fitness und Figur.

Die Body-Trockner hatten Haut, Haar und Badeanzug geföhnt und so musste ich mir nur meinen Pareo um die Hüften wickeln, in meine Sandalen schlüpfen und konnte aufs Zimmer gehen. Unser Weg führte am Fitnessraum vorbei. So, wie die Männer mich ansahen, sah mein Gang wohl genauso sexy aus, wie ohne schwere Beine.

An zwei Geräten nebeneinander trainierten Gunner und Rubber Duck, was bei mir einen spontanen Appetit auf einen Quark-Soufflé mit Echt-Zucker-Karamell und frischen Früchten auslöste, den es an der Fitness-Theke gab.

Also bogen wir in den Fitnessbereich ab. Ich überlegte noch kurz eines der Trainingsgeräte auszuprobieren, entschied mich dann aber schnell dagegen. Ich schnappte mir einen Stuhl, bat Shark Finn ihn so abzustellen, dass ich Gunner und Rubber Duck sehen konnte und gab meine Bestellung auf.

Etwas weiter links von den beiden Teammitgliedern entdeckte ich Blackstone, der auf einer simplen Matte stand und mit Low-Tech-Gewichten arbeitete. Rubber Duck und Gunner unterhielten sich immer mal wieder, wobei Rubber Duck mehr sprach und Gunner mehr zuhörte. 

Zunächst war ich mir nicht ganz sicher gewesen, aber tatsächlich trainierte Chang auf einem Platz kurz hinter Blackstone, er trug dabei eine Nanomaske, darum hatte ich ihn nicht gleich erkannt. Das halbe Team trainierte mehr oder weniger gemeinsam hier. Wir löblich.

Eine kleine Drohne brachte unsere Bestellung und ich begann augenblicklich damit, die gesunde, süße, eiweißreiche Köstlichkeit zu verzehren. Finn hatte sich eine Matte geschnappt und neben mich gesetzt. Die Drohne hatte sein Steak-Sandwich gleich mitgebracht.

Es dauerte nicht lange, dann verließ Rubber Duck sein Gerät und nahm bei mir und Finn Platz. Gunner grinste nur.

Rubber Duck durfte sich gerne mit mir unterhalten, aber dass ich ihm etwas von meinem Dessert abgab, konnte er vergessen. Wobei mir gerade eine Frage in den Sinn kam: War ein Dessert überhaupt ein Dessert, wenn man es nicht nach anderen Gängen aß? Nein, wahrscheinlich nicht. Das arme Dessert war nun nur noch eine Süßspeise, aber dem Geschmack tat das keinen Abbruch.

❄❄

Mittwoch Vormittag, wir schrieben inzwischen den 11.10.2073, trudelten wir wieder gesammelt bei Qi ein. 

Nach charmantem Smalltalk eröffnete er mir, welche zwei Komponenten er bereits für das Ritual herausgefunden hatte.

Da war zu einem ein kompletter Stein aus der Chinesischen Mauer.

Und zum anderem waren das zwei Tropfen Long Lei, also Drachentänen oder auch wahres Wasser genannt.

Hmm?

Die chinesische Mauer war einst 21.196 Kilometer lang gewesen, wenn man alle Stücke zusammenrechnete, wie ich in den Informationen entnehmen konnte, die Bloody Guts sofort an uns verteilte. Doch obwohl allein die Hauptmauer auf über 2000 Kilometer kam, sich teilweise sogar magisch regeneriert hatte und optisch ziemlich komplett wirkte, hatte sich das meiste durch Alchera ersetzt und von einem Alchera konnte man nun mal keinen Stein stehlen. Genau genommen standen nur noch 8 reale Prozent des Weltwunders und dann wurde das ganze Gebilde auch noch von Geister bewacht, war nur an wenigen Stellen für Touristen zugänglich und lag teilweise mitten in wilder Natur. Nein, das würde schon mal kein Spaziergang werden.

Wahres Wasser war nach dem Halleyschen Kometen entdeckt worden. So wie andere wahre Elemente auch, soweit mir bekannt war, womit sich mein Wissen darum auch schon erschöpfte. 

Qi wusste zu berichten, dass wahres Wasser in Form sechseckige Kristalle vorkam, die sich stets feucht, schlüpfrig und kühl anfühlten. Wahres Wasser war selten und zudem extrem schwer abzubauen. Man hatte es bisher im Harding Icefield, in der Arktis und Antarktis, in Metanfeldern der Tiefsee großer Ozeane und am Boden der südchinesischen See entdeckt. Keine dieser Zonen würde für uns einfach zu erreichen sein, aber zumindest lag die südchinesische See, in der es von Piraten nur so wimmelte, geografisch gleich um die Ecke. Wahres Wasser wurde dort zum Beispiel von EVO abgebaut und eine Einheit war gut und gerne 1,5 Millionen NuYen wert. Ja, Millionen. 

Diese Informationen musste ich erstmal sacken lassen. Das würde noch viel aufregender und einzigartiger werden, als ich gedacht hatte. 

Mit einer Masterarbeit über diese Beschwörung würde ich am MIT&T wohl so einiges Aufsehen erregen. 

❄❄

Zurück im Hotel war ein Entschluss schnell geschafft, wir würden uns zuerst um den Stein aus der Mauer kümmern. 

Wir brüteten ungefähr zwei Stunden über den Karten, bis wir eine geeignete Gegend ausgemacht hatten, an der wir ein Stück realer Mauer vermuteten und von dem wir glaubten, uns dort einigermaßen ruhig umsehen zu können. Die Gegend war ja auch nur 2200 Kilometer entfernt.

Was unsere Outdoor-Qualifikationen betraf, die waren beim jetzigen Team rar gesät. Ich hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als mir die Erinnerung eines Namens von Docs Liste in den Sinn kam. 

Einer der Runner auf der Liste hatte doch genau die Stichworte ‚Natur‘ beziehungsweise ‚Outdoor‘ und ‚Vollzauberer‘ in seinem Portfolio gehabt. Es konnte doch nicht Schaden, den einmal einzuladen. Ja, ich dachte daran, ihn sofort nach Hong Kong einzuladen. Das Hin- und gegebenenfalls Rückticket konnten wir ja stellen. Wenn wir uns riechen konnten, dann würden wir den Stein gemeinsam holen und wenn das gut funktionierte, würden wir am Ende vielleicht um ein weiteres Mitglied bei UC reicher sein und obendrauf vielleicht sogar noch jemanden haben, der bei der Beschwörung des Yama Kings helfen konnte. Trafen all diese ‚Vielleicht‘ nicht zu, dann würde uns das eben einmal Seattle-Hong Kong und zurück kosten.

Ich machte dem Team den Vorschlag und niemand hatte etwas gegen die Einladung einzuwenden. 

❄❄

So saßen wir also zur Mittagszeit des nächsten Tages in einem wunderschönen Park, in der Innenstadt der Freien Handelszone Hong Kong im einem Pavillon. Mit wir, waren wir alle gemeint, Blackstone, Bloody Guts, Chang, Gunner, Rubber Duck, Shark Finn, Triple S und ich. Sogar Metge war via Satellit als Hologramm zugeschaltet.

Wir würden die neue Tradition des Speed-Dating fortführen und dem Anwärter Fragen stellen. Er würde also gleich mehreren Tests unterzogen werden. Würde er pünktlich sein? Wie würde er auf die geballte Mauer der Anwesenden reagieren? Und wie würde er wohl mit den Fragen umgehen?

Wir hatten uns im lockeren Halbkreis auf den Bänken und Stühlen verteilt. Shark Finn hatte hinter mir Aufstellung bezogen und ansonsten hatten mich meine Jungs in die Mitte genommen. Bloody Guts saß auf seinem Kissen. Wir hatten zwei Stühle für den ‚Gast‘ am Rand bereit gestellt.

Pünktlich war Shamrock schon mal.

Kurz vor 12 Uhr hielt er auf den Pavillon zu, den er finden konnten, indem er den ARO’s folgte, die Bloody Guts für ihn vorbereitet hatte. 

Mir gefiel, was ich da auf uns zukommen sah. 

[Song 3: Omina - I don’t speak human] Da kam ein menschlicher Mann, Kaukasier, irgendwas zwischen 20 und 30 Jahren alt, mit blondem Haar, das an den Seiten ausrasiert und hinten zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden war. Sein blonder Bart sah gepflegt aus, war aber nicht übermäßig lang. Er hatte stahlgraue Augen, an Farbe nicht ganz so grau, wie die von Craven gewesen waren, aber durchaus ansprechend. Er wirkte fit und hatte einen athletischen Körperbau, der eher in die Richtung von Rubber Duck ging, als in die von Gunner - Gunner war aber auch ein optischer Leckerbissen. Shamrock hier sah jedenfalls auf seine Art auch gut aus, trug einen grünen Parker, ein grünes Hemd, eine blaue Jeans und Camel-Boots und er hatte einen prall gefüllten Seesack über der Schulter zu hängen.

Shamrock sah sich ruhig, aufmerksam, aber einigermaßen entspannt um. Die Reihe unserer Leute schreckte ihn nicht ab. 

Bei seinem ersten genauen Blick auf mich weiteten sich seine Augen ein wenig. Gut. Er blieb mir gegenüber mit ausreichend Abstand stehen und eröffnete auf Sperethiel, „Einen wunderschönen Tag Tochter Tir na n’Ógs.“

Interessant, sein Sperethiel war Éiren- Sperethiel aus Tir na nÓg gewesen. 

Ich konnte spüren, wie Shark Finn sich hinter mir versteifte.

‹Er hat das Wort ‚wunderschön‘ an die falsche Stelle gesetzt, Elfenmädchen.›, kommentierte Katze. 

‹Und er scheint zu glauben, dass Elfen mit meinem Äußeren alle von der Insel abstammen, Katze.› 

Oder er hatte versucht, etwas herauszubekommen.

Ich schenkte Shamrock ein Lächeln, ging aber nicht weiter auf seine Äußerung ein, „Hallo Shamrock. Schön, dass du unserer Einladung gefolgt bist.“

Er nickte. Ich fuhr fort, „Ich bin Snowcat.“ und nach einer kurzen Pause stellte ich die anderen namentlich vor und im Gegensatz zu Qi 4 Money hatte Shamrock auch Interesse daran.

„Setzt dich doch.“, forderte ich ihn auf.

Er zog sich selbstbewusst einen Stuhl an die Stelle, wo er zuvor gestanden hatte.

Bis hier hatte er sich gut geschlagen. Nun war es an der Zeit, meine Einleitung auf ihn loszulassen,  die viel zu lang werden würde. 

Denn ich erklärte ihm grob auf welcher Basis wir arbeiteten, dass wir ihn gerne beim nächsten Job dabei haben würden, dass das ein Proberun für weitere Zusammenarbeit in der Zukunft sein könnte, dass wir ihn besser kennen lernen wollten, bevor es um den Job ging und, dass sich dazu eine kleine Fragerunde, die wir Speed-Dating nannten, bewährt hatte. 

Shamrock legte die Stirn in Falten, „Ähm okay, aber das mit Shadowrunnern und Fragen ist so einen Sache. Muss ich denn antworten?“

Ich lächelte besonders charmant, „Das es unüblich ist, ist uns schon klar. Du musst nicht antworten, aber wenn du antwortet, sollte es der Wahrheit entsprechen.“

Bloody Guts fuhr relativ aggressiv dazwischen, „Wir können erkennen, ob du lügst.“

Ich legte meine Hände offen auf meinen Schoß, eine Geste, die im Allgemeinem beschwichtigend wirkte, „Wir werden aus den Antworten unsere Schlüsse ziehen und wenn du ausweichst oder eine Frage auslässt, können wir auch unsere Schlüsse ziehen. Ebenso wie du aus den Fragen deine Schlüsse ziehen kannst. Danach entscheiden wir, ob wir es mit dir versuchen wollen. Genauso, wie du entscheidest, ob du das möchtest. Wenn du das Fragespiel nicht möchtest, dann ist das auch kein Problem, nur wird dann aus unserer Zusammenarbeit nichts.“

Shamrock lehnte sich ein wenig zurück, „Ist okay. Wir können das machen, solange ich bei den Fragen einen Joker habe.“

Ich schmunzelte in mich hinein, von einem Joker hatte ich zwar nichts gesagt, aber wenn er es so haben wollte, war das kein Problem. Da diesmal alle Anwesenden bei den Fragen mitmachten, hatten wir uns auf drei Fragen pro Person beschränkt.

Ich nickte Shamrock freundlich zu, „Gut, dann legen wir gleich los, Blackstone ganz links von mir, beginnt.“

Shamrock drehte sich, um sich unserem schwarzen Zwerg direkter zuzuwenden. 

Blackstone sah ernst und relativ grimmig drein und er sprach Deutsch, „Bist du Rassist?“, fragte er knapp. 

Shamrock schüttelte den Kopf, „Was? Ich verstehe dich nicht.“ Da Blackstone nicht weiter reagierte, sah Shamrock in die Runde, „Was? Was hat er gesagt?“

Blackstone wechselte ins Englische, „Meine nächste Frage, bist du Teamplayer oder Einzelspieler?“

Shamrock zögerte einen Moment, offenbar nicht, weil ihm die zweite Frage nicht behagte, sondern weil ihn die Frage, die er nicht verstanden hatte, beschäftigte, doch dann fasste er sich und erwiderte, „Beides. Ich arbeite auch mal allein oder auch mit allen Geschöpfen der 6.Welt zusammen.“

Blackstone starrte Shamrock weiter an, ich war sicher, Blackstone hatte mehr Spaß an diesem Spiel, als so mancher vermuten würde, „Jemand bietet dir viel Geld für Infos über UC. Was tust du?“

„Das kommt auf das Ende der Befragung an. Wenn wir ein Team sind, erfährt keiner irgendwas.“

Als nächstes kam Chang an die Reihe. Auch er sah Shamrock direkt und ruhig an. Doch im Gegensatz zu Blackstone wirkte sein Blick eher gelassen, als starrend. Der Asiat verbeugte sich leicht und fragte, „Was qualifiziert dich für den Job?“ 

Shamrock grinste ganz kurz, „Ich kenne ja nicht mal den Job! Aber ich kenn mich gut mit Geistern und Schutzmagie aus. Und das kann ja nie schaden!“ 

Das war selbstbewusst rüber gekommen, definitiv ein Pluspunkt.

„Mit was verbringst du deine Freizeit?“

„Mit guten Freunden. Ich habe einige. Und ich gehe gerne wandern.“

‹Wandern? Pass bloß auf, Elfenmädchen, der lädt dich vielleicht zu einer Wanderung ein, wenn er mit dir reden will.›, kommentierte Katze.

Changs nächste Frage lautete, „Wofür würdest du dein Leben geben?“ 

„Wenn´s berechtigt ist - für Gaia. Kommt darauf an. Ein gutes Bier. Eine besondere Frau. Vielleicht jedes Wesen auf Erden. Das weiß man erst, wenn man dem Schnitter gegenüber steht. Was sind unsere Prinzipien und Werte im Angesicht des Todes tatsächlich noch wert? Weißt du es?“

Chang lächelte fein, antwortete nicht, verbeugte sich und meinte stattdessen, „Danke. Man trinkt Tee um den Lärm der Welt zu vergessen.“

Das Fragerecht ging nun an Triple S, ich nutzte die Gelegenheit, um astral wahr zu nehmen. Eine mundäne Aura, aufmerksam, interessiert, aber nicht ängstlich, blickte mir entgegen. Shamrock war also maskiert. Schon mal gut zu wissen.

Triple S hatte eine eher lässige Haltung angenommen und zudem sein rechtes Bein auf dem linken abgelegt, fehlte eigentlich nur noch die Zigarette, „Wie viele Metawesen hast du schon getötet?“

Shamrock überlegte kurz, „Ich versuche eigentlich so wenig wie möglich zu töten, aber ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Wer kann das schon zählen?“

„Einer aus unserer Gruppe muss sterben, wen wählst du?“

Shamrock dachte etwas länger nach, „Gar keinen. Ich will das nicht wählen!“ Es folgte eine weitere Pause, „Mich oder jemanden, der einfach das Pech hat, spontan gewählt zu werden.“

Ein eigentümliches Lächeln huschte über das Gesicht von Triple S, „Warum haben Magier immer Recht?“

Die Antwort von Shamrock kam schnell, „Haben sie nicht.“

Nun kam Metge via Netzwerk dran, er schickte ein Bild, auf dem ein sogenannter Tintenklecks zu sehen war. Im großen und ganzen handelte es sich um Farbe, die man auf ein Blatt Papier geträufelt hatte und dieses Blatt faltete man dann, bevor die Farbe trocken war. Ich hatte schon mal von diesem Test, dem Rorschach-Test gehört, aus dem Psychologen eine ganze Reihe von Informationen schöpften. Der Test war umstritten, aber waren sie das nicht alle? Metge fragte nun, «Was sehän zsie auf diesäm Bild?»

Shamrock drehte den Kopf hin und her und antwortete dann, „Die Nüstern eines Tieres.“

Metge notierte sich offenbar irgendetwas und fragte nach einer Pause, «Wären zsie bereit sich bei längerer Zsusammenarbeit komplett medizinisch untersuchen zu lassän?»

„Moment,“ warf Shamrock ein, „Was meinst du mit komplett?“

«Nun Senior, das was zsie zsich genau darunter vorstellen.»

„Okay, ja, ich denk, das sollte sich bestimmt einrichten lassen. Aber keine Hafenrundfahrt.“

Metge legte kurz die Stirn in Falten, «Ich rate ihnen jedenfalls dazu. So wie ich jedäm aus dem Team daszu ratä. Meine letztä Frage: Tötän zsie gern?»

Auch diese Antwort kam schnell und simple, „Nein!“

«Dankä Zsenior.»

Nun war Bloody Guts dran und er sah Shamrock herausfordernd an, „Von wem wirst du gesucht, gejagt oder verfolgt?»

Shamrocks Augen blitzen auf. Ich war mir ziemlich sicher, dass Bloody Guts einen Nerv getroffen hatte, „Da setzte ich meinen Joker.“, sagte er bestimmt.

Bloody Guts war nicht erfreut, „Du hast da also was zu verbergen?!“

Shamrock blieb so ruhig wie möglich, aber es gab winzige Anzeichen, dass ihm das Thema überhaupt nicht gefiel, „Ihr habt gesagt, es gibt einen Joker, also setzte ich den jetzt.“

Ich schmunzelte in mich hinein, das mit dem Joker hatte niemand ausdrücklich gesagt, aber ich hatte seine Vermutung auch nicht korrigiert. Und wie das immer so war, auch der Joker sprach Bände.

Blood Guts funkelte Shamrock noch einen Moment lang an und fragte dann ruhiger, „Welche Sportarten magst du?“

„Gaelic Football, Hurling und Soccer.“

Alles keine Sportarten, die in den UCAS bevorzugt wurden. Die Hinweise auf Europa verdichteten sich.

Die dritte Frage von Bloody Guts lautete, „Was denkst du über Trolle?“

„Sie sind, wie wir alle, Geschöpfe dieser Welt.“

Auch mit dieser Antwort konnte Shamrock bei Bloody Guts keine Punkte sammeln. Wahrscheinlich war sie ihm zu glatt gewesen.

Gunner stellte den nächsten in der Runde. 

Es war wirklich erstaunlich, wie viel man bei dieser Sache so über jeden erfuhr. „Möchtest du ein Bier?“, fragte der Elf überraschend.

Shamrock zögerte nicht, „Ja gerne.“

Gunner holte eine kleine Kühlbox hinter der Bank hervor und nahm für Shamrock und sich selbst zwei verschlossene Flaschen Bier heraus. Sie öffneten ihre Flaschen, prosteten sich wortlos zu und tranken beide etwas. Selbstverständlich nicht simultan, aber der Ablauf war nun mal zwangsläufig ähnlich.

Im Anschluss fragte Gunner, „Hast Du militärische oder taktische Erfahrung?“

Shamrock schüttelte den Kopf, „Nein, in keiner Weise.“

„Was trinkst du am Liebsten?“

„Wasser, Pfefferminztee, Whisky.“

Das nenne ich mal eine interessante Mischung.

Shark Finn war an der Reihe. Ich kannte ihn gut genug, um sein unterschwelliges Missfallen zu hören, auf die anderen wirkte er bestimmt einfach nur neutral, „Surfst du?“

Shamrock schüttelte lächelnd den Kopf, „Das hab ich noch nicht probiert. Aber würde es mal probieren.“

Jetzt wurde Finns Ton ein klein wenig schärfer, „Wie findest du Snowcat?“

Shamrock sah nicht zu mir, sondern antwortete, „Sehr hübsche Frau, die nett zu sein scheint.“

Bemerkenswerter Weise zeichneten sich auf den sonst eher gelassenen Gesichtszügen von Gunner Unverständnis und Unglaube ab. 

„Was denkst du über Elfen?“, fragte Shark Finn als Letztes.

Ich hatte mit der ‚Wesen Antwort‘ wie bei der Frage über Trolle gerechnet, doch Shamrock antwortete, „Ich habe sie als Freunde und als Feinde kennengelernt.“ 

Rubber Duck saß extrem entspannt auf seinem Stuhl, richtete sich jetzt etwas auf und fragte ohne Umschweife, „Hast du irgendeinen Club-Tipp für mich? Ist auch egal, wo auf der Welt.“

Shamrock dachte nach, nickte dann und meinte, „Das Kaptän Blaubär, in Hamburg in den ADL.“

„Cool, merk ich mir. - Schnarchst Du?“

Er zuckte mit den Schultern, „Das wissen andere wohl besser, aber ja, manchmal schon.“

„Wenn du eine Schwester hättest, wie sähe die wohl aus?“, fragte Rubber Duck mit einem jungenhaften Grinsen.

Gunner grinste ebenfalls.

Shamrock überlegte nicht lange, er stellte sich also nichts vor, „Sie wäre liebreizend, gesund und freundlich.“ Kein Wunder, dass er sich nichts vorgestellt hatte. Dann fügte Shamrock hinzu, „Wenn sie schön wäre, dann müsste ich ja so sehr auf sie aufpassen.“

Als Letzte kam ich an die Reihe. Ich lächelte Shamrock an, warum auch nicht? „Gleich hast du es geschafft.“

Er nickte, beugte sich etwas vor, legte die Unterarme auf seinen Oberschenkeln ab und faltete die Hände, dann sah er mich an und wartete auf die Frage. 

„Welche Sprachen sprichst du, außer Englisch?“

„Gälisch und ein bisschen Elfisch.“

Konnte es tatsächlich so einfach sein? Sollte er tatsächlich aus Tir na n’Og kommen? Kombinierte ich das mit dem Setzen des Jokers bei der ‚Gesucht-Frage‘, kam etwas ziemlich Gefährliches heraus. Nun, das würde sich noch zeigen. „Wie magst du deinen Kaffee?“

„Ich trink selten Kaffee, aber wenn dann mit Zucker und Milch.“

„Gibt es einen Ort, an den du einmal reisen möchtest?“

Er lächelte, „Nein, nichts Spezielles. Reisen macht Spaß, ich möchte die ganze Welt sehen.“

Ich lächelte zurück, „Dann wärest du bei uns gut aufgehoben, wir kommen viel rum. Danke für deinen Antworten, wir besprechen uns jetzt kurz und dann klären wir hoffentlich die Details zum Job.“

„Soll ich mich ein bisschen zurück ziehen?“, fragte Shamrock.

Ich schüttelte den Kopf, „Nein, das musst du nicht. Wir unterhalten uns über Commlink und wenn du etwas mitbekommst, ist es kein Problem.“

„Okay.“ Shamrock zeigte auf dem zweiten freien Stuhl am Eingang zum Pavillon. „Ich setze mich solange da rüber.“

«Ich denke, wir können es mit ihm versuchen. Was meint ihr?», eröffnete ich.

Bloody Guts sagte sofort, «Ich bin dagegen. Er wird definitiv gesucht und ansonsten gibt er so’ne Wischiwaschi-Antworten. Von wegen ‚wir sind alle Geschöpfe der Welt‘ und so.»

Metge meldete sich zu Wort, «Nunä, er kennt unzs erzst zehr kurz, da wird er unzs diesä Zsachä nicht einfach anvertrauen.»

Ich nickte, «Das sehe ich auch so. Er hat nicht gelogen, soweit ich das sagen kann. Und es klang nicht danach, als wenn die eventuelle Suche nach ihm gleich zum Problem werden wird. Er stammt aus Europa, war, laut Doc, in der letzten Zeit viel in Seattle - und Hong Kong ist da weit weg.» Ich sah in die Runde, «Hat sonst noch wer Einwände?»

Fast alle schüttelten den Kopf, allerdings hatten Blackstone und Shark Finn die Arme verschränkt. Beiden passte etwas am Shamrock nicht, doch es konnte nur eine Kleinigkeit sein, sonst hätten sie ein Veto eingelegt.

Metge meinte, «Zseine Antwort bezüglich des Bildäs war schon fragwürdig…» er begann breit zu grinsen, «Nein, nein. Ich mache nur Zspaß. Es war allezs in Ordnung, zsoweit man dazs sagän kann.»

Gunner lachte und auch Rubber Duck grinste.

Ich sah Bloody Guts fragend an. 

Er seufzte, «Na gut, aber er schläft bei Chang, dann ist nur ein Zimmer gefährdet.»

Ich sah zu Chang, er hatte bis jetzt allein in einem Doppelzimmer gewohnt, da lag es Nahe, dass Shamrock dort schlafen würde. Natürlich empfand es auch Chang nicht als angenehm mit einem Fremden in einem Zimmer zu schlafen, aber er nickte knapp, zumindest sah er in Shamrock keine unmittelbare Gefahr.

Shamrock willigte schließlich ohne zu zögern ein, uns für Kost und Logie, den eventuellen Rückflug und 2500 Nu¥ zu einer ungefähr 2200 Kilometer weit entfernten Stelle zu begleiten, um dort einen Stein aus der Chinesischen Mauer zu nehmen, wenn möglich.

❄❄

Den Rest des Tages hatten wir genutzt, um Camping-Equipment zu besorgen, die Wagen mit einer Fernsteuerung zu versehen - nicht zuletzt damit Rubber Duck beide Wagen gleichzeitig bewegen konnte - und dann waren wir noch bei Shen vorbei gefahren um uns die 9.000 NuYen Spesen oder auch Wartegeld für die nächsten paar Tage abzuholen.

Da wir beschlossen hatten vor der Abreise an die Mauer aus dem Peninsula auszuchecken, hatte ich Penelope Wang auch darüber informiert und sie gleich gebeten, uns eine Möglichkeit zu besorgen, an der ich, beziehungsweise wir, etwas Gepäck einlagern konnte. Ich hatte keine Lust eines der Designer-Kleider oder gar ein Paar Jimmy Chooz auf einer Reise durch die chinesische Wildnis zu verlieren.

Da wir die nächsten Tage campen würden, stand auch mein Abendprogramm fest, Luxusessen und jede Menge Wellness

❄❄

Das wohlig warme Gefühl der Massage mit Nussöl war bis tief in mein Innerstes gedrungen. Das Öl war mit einem Teil Cacahuatl-Butter versetzt gewesen. Der Duft war einfach wundervoll.

Ich lag im Bademantel auf dem großen Bett, nahm mein Commlink hervor, schaltete es in den Privat-Modus und verfasste eine Email an Ehran, in der ich ihm mitteilte, dass wir uns zur chinesischen Mauer aufmachten, um das erste der Paraphernalien zu besorgen. Ich verschlüsselte die Mail und schickte sie ab. Selbstverständlich hatte ich sie in Ancient-Sperethiel verfasst und zumindest meine kurzen Nachrichten darin waren inzwischen fehlerfrei. Es war ein gutes Gefühl meinem Mentor mitzuteilen, wohin die nächste Reise ging. 

Aufregende Tage lagen vor mir und dank Dave würde ich dennoch keine Vorlesungen versäumen. 

Ich fragte mich, wie lange das hier wohl dauern würde? Gut zwei Tagesreisen hin, ebenso zwei wieder zurück, vielleicht auch zwei, um den Stein zu besorgen? Dann hatten wir die erste Zutat. Ich rechnete mit fünf oder sechs Zutaten, wenn wir für jede Zutat eine Woche brauchen würden, dann kämen wir auf sechs Wochen. 

Tja, dann würde es mir unter Umständen nicht möglich sein, zu Halloween in Seattle zu sein. Klar, wenn genau an dem Tag nichts anstand, dann konnte ich hin und zurück fliegen, was ich auch tun würde. Immerhin hatte ich die Süßigkeiten, die ich verteilen wollte und 16 Karten für die Halloween Party im Skelleton bestellt und ich hatte bei Xander ein Kostüm in Auftrag gegeben, welches mich ein paar Tausend NuYen kosten würde. Wenn möglich, würde ich das alles dieses Jahr nutzen wollen, aber wenn nicht, dann würde ich eben drauf verzichten.

Wobei mir etwas einfiel. Jetzt war ein guter Zeitpunkt, noch eine Email zu verfassen. 

My Knight,

ich bin derzeit in Hong Kong, werde von hier aus einige andere Flecken von China besuchen und weiß nicht, wie lange ich dabei unterwegs sein werde und ob ich es schaffen kann, zu Halloween in die Smaragdstadt zu kommen. Etwas, was ich vor allem bedauern würde, weil ich Dich dann an diesem Tag vielleicht nicht wiedersehen kann - und ich hatte doch schon die Stunden gezählt. Wann auch immer unser nächstes Wiedersehen ist, ich freue mich unbändig darauf. Mein Herz, mein Verstand, mein Körper und meine Seele haben Sehnsucht nach Dir, My Knight. JedenTag ein kleines bisschen mehr. Sollten wir uns zu Halloween sehen, so habe ich sogar eine frische Gruselgeschichte dabei. Love and Kisses, Snowcat.

Nachdem ich die Nachricht verschlüsselt und abgeschickt hatte, kuschelte ich mich in die Kissen, schloss meine Augen und dachte an Harlequin. Ich rief mir sein Aussehen, den Geschmack seiner Küsse, die Berührung seiner Hände und seinen Duft in Erinnerung. Irgendwann schlief ich mit einem breiten Lächeln auf den Lippen ein.

❄❄

[Song 4: Metallica - Turn The Page] Irgendwann auf der ersten Teilstrecke Richtung Mauer trudelte von Rubber Duck eine Anfrage zu einem Direktgespräch auf meinem Commlink ein. Ich stellte meine Musik, einen Song von Metallica, etwas leiser und bestätigte dann die Anfrage.  

«Hoi, Beauty. Sprichst Du Koreanisch?»

«Ja, etwas.»

Er wechselte ins Koreanische, «Ich habe da vielleicht mal eine ungewöhnliche Frage. Jetzt, wo ich weiß, dass du ein Drake bist, was ich übrigens total abgefahren finde.»

Ich schmunzelte breit, «Nur zu, stell sie.»

«Okay. Also heißt das, dass wir eigentlich immer für ein und den selben Drachen arbeiten? Ich muss auch nicht wissen, welcher Drache es ist. Ich würde nur gern wissen, ob.»

«Nein, keine Sorge. Ich stehe nicht im Dienst irgendeines Drachen. Wenn wir mal für einen Drachen arbeiten, soweit man das überhaupt weiß, dann hat das wohl nichts damit zu tun, dass ich ein Drake bin. Es wäre aber besser, wenn so wenig wie mögliche Metamenschen wissen, dass ich ein Drake bin. Das ist nichts, was man bekannt machen sollte.»

«Okay, gut, dass ich das weiß. Wirst du denn jetzt irgendwie von Drachen gejagt? Bloody Guts hat sich umgehört und meinte, Drakes sind was ganz Besonders und bei Drachen begehrt und selten sind sie auch noch.»

«Drakes sind selten, stimmt schon. Und viele stehen auch im Dienst eines Drachen und wenn nicht, könnte es sein, dass sie von Drachen gejagt werden. Aber ich besitze ein Arrangement mit der Draco Foundation, also wenn mich ein Drache jagt, dann nicht, weil er mich als Drake an sich binden möchte.»

«Okay. Dann danke. Darf ich das an Bloody Guts und Gunner weitergeben?»

«Natürlich. Und auch an Chang, Metge und Triple S, aber achte bitte darauf, dass Shamrock das nicht mitbekommt. Er gehört nicht zum Team.»

«Yep. Geht klar. »

❄❄

Wir hatten also das Luxus-Hotelzimmer samt Essen gegen Zeltequipment eingetauscht. Ich hatte auf genügend Vorräte, einen Sensorstab und ein extra Satelliten-Uplink bestanden, was ganz eifach durchzusetzen gewesen war, da ich hat die Teamkasse führte. 

Zeug, dass wir nicht brauchten, hatte Penelope untergebracht. Nun saßen wir irgendwo im Nirgendwo in der Landschaft Chinas und zelteten. 

Marshmallows hatten wir gerade keine, um sie über dem Lagerfeuer zu rösten, aber für heute Abend hatte ich sowieso noch mein Sandwich aus dem Hotel. Chang hatte nach dem Essen Tee für alle gekocht. Rubber Duck döste hin und wieder ein, da er einen Großteil der Zeit alleine beide Wagen gefahren war.  

Ich mochte den Anblick, wie die Funken des Feuers in den Nachthimmel davon stoben.

Bloody Guts sah unseren Neuzugang an, „So, nun rück doch mal raus mit der Sprache und sag, wer dich jagt!“

Shamrock schüttelte den Kopf, „Nee, ich hab doch meine Joker gesetzt. Ich sage zu dem Thema nichts.“

Bloody Guts schnaufte, „Ich mein’ ja nur, wir sollten das wissen.“

Nun sah Shamrock Blackstone an, „Wegen wissen und so, sag mal, was war denn nun deine erste Frage, Blackstone?“

Blackstone griente, sagte aber nichts. 

Das wurmte Shamrock, er wollte das wirklich wissen, „Hey, ich spreche kein Deutsch. Sag doch einfach.“

Blackstone schüttelte stumm den Kopf.

Tja, so war Blackstone nun mal. Ich verstand selbst nicht, warum er die Frage nun nicht einfach auf Englisch stellte, aber ich würde sie auch nicht einfach für Shamrock übersetzen.

Gunner meinte, „Wo wir zusammensitzen, wie wäre es, wenn wir Geschichten erzählen? Ich weiß Runner dürfen keine Namen nennen, aber mich würde interessieren, was ihr so erlebt habt.“

„Super Idee.“, erklärte Rubber Duck erfreut und unterdrückte ein Gähnen.

Die Idee war wirklich gut, „Shamrock, magst du anfangen?“, fragte ich.

„Kann ich machen.“

Und so erzählten wir Geschichten, die wir erlebt hatten. Sie waren vielleicht hier und da ausgeschmückt, aber es handelte sich um wahre Erlebnisse.

Shamrock berichtete von der Verfolgung eines Bootes in den Gewässern vor Hamburg, auf dem sich letztendlich ein übler toxischer Schamane befunden hatte, den sie schließlich zum Wohl der Erde besiegt hatten. 

Gunner erzählte darauf, wie er Jagd auf Winternight gemacht hatte, bei der Zerstörung Walhallas dabei gewesen war und der von Thursday gezündeten Atombombe nur durch einen Zufall entkommen war. 

Ich war beeindruckt, die Geschichte war spektakulär und gut erzählt gewesen.

Das brachte mich darauf, von unsere Begegnung mit Thursday in Chicago zu erzählen, Blackstone half mir dabei und so wurde die Story sehr lebhaft erzählt.

„Wow, ihr habt gegen Thursday gekämpft und ihn gefangen und Friday getötet! Das ist stark!“, meinte Gunner, als wir fertig waren.

„Wusstest du, dass Thursday inzwischen ausgebrochen ist und sich wieder auf freiem Fuss befindet?“, fragte ich.

„Nein.“, erwiderte Gunner und es war ihm anzusehen, dass ihn die Tatsache nicht freute.

Rubber Duck stieß einen Pfiff aus, „Man, der ist dann sicher nicht gut auf euch zu sprechen. Oder wenn es um UC als Team geht, nicht gut auf uns zu sprechen.“

Shamrock lachte trocken, „Und ihr macht euch Sorgen darum, wer mich jagen könnte. Wo so ein Psychopath hinter euch her ist?“

Ich winkte ab, „Ach was, der hat sicher anderes zu tun, als an uns Rache zu nehmen. Auch wenn er ein wütender Berserker ist, so scheint er mir doch ansonsten klug und sich mit uns anzulegen, wäre eben nicht klug.“

Blackstone grinste wölfisch und dann erzählte er in ruhigen aber nicht weniger interessanten Worten, wie wir ziemlich unerfahren eine Bank überfallen hatten. 

Was mich nicht nur in alten Erinnerungen schwelgen ließ, sondern auch auf die Geschichte mit den Shedim in Sunnydale brachte.

Eine Story über Shedim wusste Shamrock auch zu erzählen und so waren wir dann bei ziemlich grusligen Geschichten angelangt. Durchaus passend, immerhin war bald Halloween.

„Sag mal Shamrock,“, begann Bloody Guts, „wie gefällt dir eigentlich die Frisur von Rubber Duck?“

Shamrock überlegte kurz, „Nun, sie passt zu ihm.“

„Ha!“, rief Bloody Guts auf, „schon wider so eine ausweichende Antwort.“, doch zumindest hatte er dabei ein Lächeln auf den Lippen.

Mein Blick fiel unterdes auf Blackstone, wir waren schon ganz schön weit rum gekommen und wir hatten gemeinsam viel erlebt. Blackstone war zu so etwas wie meinem geliebten Waffenbruder geworden. Ich fühlte mich mit ihm auf eine besondere Art verbunden. Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass ich überhaupt für einen Nichtelfen eine Art von Liebe empfinden könnte?

In den nächsten Tagen würden wir gemeinsam weitere Abenteuer erleben und das würde uns weiter zusammenschweißen. So, wie auch zu den anderen, die hier mit mir am Feuer saßen, eine Verbindung entstehen würde. Wie fest diese Verbindungen werden würden, würde erst die Zukunft zeigen.

                                              UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

               UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See!

Was die Runner an der chinesischen Mauer erleben, ob Shamrock noch erfährt, wie Blackstones erste Frage lautete und was UC sonst noch für das Ritual finden muss, wird demnächst hier zu lesen sein. Schau also bald mal wieder vorbei, Omae.

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*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*