Episode 22/14 Aftermath

Und dann … 


… die Dunkelheit.


War das das Ende?


……..



Oder ein Anfang?


❄❄❄


«Verdammter Mist. Hier sind alle bewusstlos. Ich wünschte, ich hätte vier Arme.»

Ich hatte Shark Finn erst gar nicht verstanden. Also um ehrlich zu sein, auch hinterher nicht, denn ich spreche kein Hawaiianisch. Aber, dass der große Junge verzweifelt ist, habe ich seiner Stimme anhören können. Verzweifelt, gepaart mit etwas Panik und Wut. 


❄❄❄

Welcome back, Omae!

Schön, dass du vorbeischaust.

Derzeit On The Run sind: Average*, Blood, Chang*, FTW**, Mystère, Shark Finn, Snowcat, SpArcade, Sugmani, Steel und Thunderstrike. (*Spieler war nicht anwesend. **Anmerkung, der Spieler von FTW war zwar nicht anwesend, wurde aber gefragt und auf seinen eigenen Wunsch wurde die Episode entsprechend umgeschrieben.)

Datum in unserer SR-Timeline: 18.07. - 31.08.2073

Was bisher geschah: Ein Part von UC hat den Sextanten der Welten nach DeeCee gebracht und an Kuriere von Aina übergeben. Ein anderer Part erhielt den Auftrag unbemerkt von Kurieren ein Siegel an einer Transporttasche zu brechen, in der sich überraschender Weise Shantayas Kompass befand. Etwas außerhalb von DeeCee laufen die Fäden der Teams wieder zusammen. Noch bevor die Runner Thunderstrike und Steel abholen können, beginnt in DeeCee die Erde zu beben. Trotz dessen, machen sich Harlequin und Snowcat mit Shark Finn als Snowcats Bodyguard zu ihrer Verabredung mit Aina am Watergate Komplex auf. In der Stadt kommt es derweil zu immer mehr magischen Phänomenen und Unfällen. Im Bunker um den Rift findet um 20.00 Uhr ein ungewöhnliches Meeting statt, welches sich in einem spektakulären Event gipfelt, bei dem sich vier Artefakte und der Große Drache Ghostwalker im oder mit dem Watergate-Rift zusammen ziehen.

Wie schalten uns einen Augenblick nach dem Manablast ins Geschehen zurück.

Diesmal betrachten wir die Ereignisse aus den Augen von Sugmani, Arcade, Blood und Snowcat oder wie hören im Teamnetzwerk mit.

Deine Kommentare zur Episode passen am Besten unter ‚A Tale So Far, Part IX‘ [LINK].

Eine Beschreibung der Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossar erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossar vorbei. [LINK]

Noch eine Kleinigkeit: die Songs zum Text sollen lediglich zur Stimmung beitragen und sind keine versteckten Hinweise- jedenfalls meistens nicht. ;-) (Ich versuche immer Videos ohne störende Werbung raus zu suchen. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass sie auch ohne Werbung bleiben. Manchmal werden die Videos von Songs sogar schneller komplett entfernt, als ich die Episode hoch laden kann, darum nenne ich vorsichtshalber Künstler und Titel neben dem Link. Wegen Lizenzrechten muss ich bei You Tube immer öfter auf Coverversionen oder schlechte Live-Varianten zurückgreifen, oder ich finde ein anderen Anbieter. Die komplette Episoden-Playlist findest Du hier [LINK].)

HINWEIS: Diese Episode enthält möglicherweise Spoiler für Abenteuer in ‚Artifacts Unbound‘, ‚State Of The Art 2073“ und für die SR-Welt relevante Ereignisse.

Bereit für das große Nachspiel, Omae?

Dann geht es auch schon los!

[Song 1: John Williams - Star Wars/Duell Of Fates] Ich hab schon viele Runner panisch werden hören, aber Finn wird nicht so leicht panisch, der hat nicht mal panisch reagiert, als ein Hai ihm den Arm abgebissen hat. A pro pos Arm. Zwei Arme kann ich ihm nicht schicken, aber so was in der Art. Meinen Verbündeten, den Geist Looks Like Bear, der in einer seiner Gestalten zumindest zwei Arme hat.

Da wir vor langer Zeit schon mal in DeeCee waren, kennt Looki einen Ort an dem er Nahe des Rifts auf die Physische Ebene einkehren kann, also schicke ich ihn los. Mir ist natürlich klar, dass es kein einfacher Weg werden wird, immerhin geht im Astralraum die Post ab.

Rogue Six hat inzwischen schon längst die Motoren gestartet. Zögern kennt der wohl nicht, wenn es um die Rettung einer Prinzessin geht und das Wort Prinzessin hat er im Zusammenhang mit Snowcat nun schon mehrmals verwendet.

Wenige Minuten später teilt Looki mir über unsere telepathische Verbindung mit, dass er Shark Finn gefunden hat und der hatte schon seine zwei zusätzlichen Arme gefunden, die zum Glück noch an einem weiteren Troll namens Bloody Guts dran sind.

Nun konnte er also die vier Elfen tragen und zwar Harlequin, Snowcat, Ehran und eine die Looki nicht kennt. Auf Nachfrage erzählt Shark Finn, dass er jetzt ‚alle unsere Leute hat, aber dringend einen Abtransport braucht‘. 

Dazu meint Thunderstrike, «ETA in 10 Minuten, Steel und ich haben ein anderes Boot. Shark Finn ‚Get Feet Wet'.» Zum Glück war mein Mann mal beim Militär, da kann ich das übersetzen. Er soll ins oder zumindest ans Wasser gehen.

Die Aussage kann der Prinzessinnen-Retter natürlich nicht auf sich sitzen lassen, also sagt er was von in 10 Minuten kann er das auch schaffen. Mir schwant Schlimmes und es wird übertroffen. Man, wenn er dicht über dem Asphalt hinweg rasen will, soll er einen Rennwagen nehmen und keinen Hubschrauber.

Wir müssen uns alle echt festhalten und selbst gestandenen Jungs werden etwas blass um die Nase.

Looki beginnt inzwischen mit dem Verschleiern, damit all die vielen Drohnen in der Luft, die das UCAS-Militär als erste Truppe geschickt hat und die Schaulustigen und die Presse-Drohnen nicht sehen, dass da zwei Trolle vier Elfen durch die Gegend tragen und ausserdem lässt er auf der Brücke Unfälle entstehen, damit zumindest dieser Zugang ein bisschen blockiert ist und weniger Polizei und Militär zum Rift und zum Ufer kommen können, wo Shark Finn und Bloody Guts ja gerade rumlaufen.

Mystère zaubert dem Hubi ein anderes Aussehen auf, damit Passanten zumindest denken, ein UCAS-Teil fliegt an ihnen vorbei.

Sparky und Arcade gehen dann irgendwann VR, weil sie endlich in Reichweite sind um einzugreifen, Funk zu stören und Drohnen der UCAS zu übernehmen und damit genialer Weise andere Drohnen von denen abzuschießen.

Leider hat Looki es in der Zeit immer mehr mit feindlichen Geistern und Magiern zu tun bekommen und die haben ihn klitzeklein gekloppt. Es waren einfach zu viele.

❄❄❄

Auszug aus der verschlüsselten Teamkommunikation:

Suggi: «Die haben Looki disruptet. Finn, die Elfen in euren Armen sind jetzt wieder sichtbar.»

Shark Finn: «Hab verstanden. Mist! Rechts versperrt uns ne Drohne den Weg ans Wasser und links ist zu.»

Arcade: «Wie sehen die Drohne, Sparky pustet sie gleich vom Himmel. Deckung.»

Thunderstrike: «ETA 50 Sekunden»

Sparky: «[jubelschrei.] Die ist platt. Finn, der Weg rechts ist frei.»

Arcade: «Wir müssen mal eben die Drohne wechseln. Hier drin wird es zu heiß.»

Rogue Six: «Meine Vandjina- Drohne trifft jetzt ein.»

Shark Finn: «Kannst du was da immer auch links von uns ist damit unter Feuer nehmen?»

Rouge Six: «Bestätige, links angreifen.»

Arcade: «Die Drohen bekommen links Unterstützung von Soldaten. Auf der Brücke haben auch welche Stellung bezogen. »

Thunderstrike: «Wie nehmen die Brücke unter Feuer. ETA am Aufnahmepunkt 40 Sekunden.»

Average: «Sparky und Arcade haben beide körperlichen Schaden kassiert.»

Mystère: «Sparky, Arcade, kommt raus da.»

Sparky. «Yeah. Volltreffer, die stürzt ab.»

Arcade: «Tut ja gar nicht weh. Wir kommen gleich. Eine geht noch.»

Thunderstrike: «Es nähern sich drei bewaffnete Boote von Süden.»

Arcade: «Die haben unsere Position und schicken Verstärkung.»

FTW: «Das mit dem Boot andocken wird nicht klappen. Wenn wir mit dem Boot unten dran durch die Stadt fliegen, sind wir zu auffällig.»

Sugmani: «Sehe ich auch so. Wie müssen sie alle direkt an Bord holen. Irgendwelche Levitationsmagie dabei?»

Mystère: «Negativ»

Thunderstrike: «Negativ. Ich kann nur den Fall verlangsamen.»

Rouge Six: «Ich hab zwei Last-Winden. Gewicht ist also kein Problem.»

Average: «Sparky und Arcade stecken weiteren Schaden ein.»

Mystère: «Sparky! Arcade! Loggt Euch aus!»

Arcade: «Abrrr dnn knenn nich mehr stön.»

Mystère: «Sofort! - - - Okay sie sind ausgeloggt.»

Suggi: «Ich seh nach ihnen. Chang, FTW, schaut im Gepäck nach. Wir brauchen was, das wir an die Drahtseile machen, damit wir unsere Leute hochziehen können.»

Chang: «Wir haben Kletterzeug dabei. Das können wir nehmen. »

Blood, «Harkt euch vorher ein. Suggi, was ist mit den Bewusstlosen?»

FTW: «Stimmpatches?»

Suggi: «NEGATIV. Auf keinen Fall. Wir wissen nicht warum sie alle so tief bewusstlos sind. Shark Finn und FTW werden immer je einen tragen müssen»

Shark Finn: «Bloody Guts hier kann auch einen tragen. Dann kann FTW beim Verteidigen helfen.

Rouge Six: «Hab eine Drohne verloren. Die zweite wird im Automodus angreifen. Bin gleich an der LZ.»

Steel: «Sind jetzt da. Ich übernehme den Turm hier im Boot, dann kann Thunderstrike den Lift Off sichern. »

Rogue Six: «Sind auch da. Halte Position.»

❄❄❄

[Song 2: Hans Zimmer - Gladiator/ Gladiator Walz] FTW und ich hüpfen ins Fangkissen von Thunderstrike und bewegen uns geübt feuernd auf den UCAS Trupp zu. Jetzt können Shark und der andere aus ihrem Versteck. Endlich. 

‹Scheiße Steel. - Snowcat reglos über der Schulter von Shark Finn hängen zu sehen ist …›

‹Ich weiß, Großer. Das tut richtig weh. Aber sie wird sicher wieder.›

‹Klar wird sie wieder und wir zeigen den UCAS, was wir so drauf haben und verschaffen ihr die Zeit zum Lift Off.›

Eine der Drohnen hier blökt ihren Text in die Gegend, von wegen UCAS Militär und wir sollen das Kämpfen einstellen und uns zu Befragung bereit halten und die kommt uns mit Warnhinweisen und Gesetzestexten und das sie berechtigt sind, Gewalt anzuwenden. Erst finde ich das noch lustig, aber dann jag ich dem Teil doch lieber ein paar Kugeln rein, bis der Lautsprecher schweigt.

Wir haben alle ganz schön zu tun. Sogar Average, denn inzwischen greifen Hacker das Teamnetzwerk an und nachdem Sparky und Arcade stolz aus Ohren, Mund und Nase bluten, muss er das alleine tun. Nur Chang ist ein echter Glückskeks, der darf gleich Snowcat in einen Sitz betten. ‹Hey Steel, netter Gedanke, jetzt da oben zu stehen und die schöne, duftende Snowcat in den Arm nehmen.›

‹Ich weiß nicht, mir ist sie lieber, wenn sie sich bewegt. Würdest du lieber mit Chang tauschen?›

Ich muss lachen, ‹Ne. Rumballern ist viel geiler. Wo wir grad vom Rumballern sprechen. Das Boot unter deinem Hintern ist inzwischen auch mehr ein Sieb . ›

‹Stimmt, jetzt wo du es sagst.- Ich komm mal zu euch, ihr seht eh überfordert aus.›

‹Be my guest.›

Sieht schon geil aus, wie Steel da so einen Riesensatz macht und das Boot hinter ihm die Luft fliegt.

FTW meint «Jetzt haben sie doch noch ihre Raketen gefunden.»

Ich grinse breit, «Dabei ist nicht mal Unabhängigkeitstag.»

❆❆❆

Auszug aus der verschlüsselten Teamkommunikation:

Chang: «Snowcat und Harlequin sind gesichert.»

Mystère: «Der Astralraum ist derzeit frei.»

Steel: «Wie haben hier nur noch zwei… Ach ne, doch nicht, die setzten weitere Spielkameraden ab.»

Rogue Six: « Hab sie im Blick. Zoome über die Drohne ran.»

Blood: «Hey Thunderstrike, die kopieren deinen Trick.»

Sugmani: «Drek, die haben einen Mage dabei. Ich komm runter. Kann ich auch ein Kissen haben, Thunderstrike?»

Thunderstrike: «Zone ist aktiv.»

❆❆❆

Bei einem feindlichen Magier muss natürlich einer von unseren Magischen die kämpfenden Jungs beschützen. Die hatte nämlich bisher keiner im Blick. Mystère und Thunderstrike sind an ihren Positionen zudem mit Zauber aufrechthalten beschäftigt, also schnappe ich mit meine Schrotflinte, nehme ein bisschen Anlauf und springe in dieses Kissen. Hoka hey.

Das magische Sprungkissen schiebt Thunderstrike zur Seite, nachdem ich gelandet bin. Klar fehlt Looki mir. Es fühlt sich doof an, ihn nicht mehr zu spüren und beim Zaubern kann er mir ja nun auch nicht mehr helfen. Aber er wird ja wieder kommen und ich hab ja auch noch meinen Kraftfokus, also, wie ich schon sagte, Hoka hey. 

❆❆❆

Auszug aus der verschlüsselten Teamkommunikation:

Average: «Ich ziehe mal die Biomonitoren in den Vordergrund. Dann kann jeder selber sehen, was für Schaden FTW, Sugmani und Blood einstecken.»

Sugmani: «Drek, was haben die gefrühstückt. Hurlg oder Kamikaze? Man können die einstecken.»

FTW: «Wir müssen unser Feuer konzentrieren. Ich zeige die Ziele an.»

Steel: «Drittes Ziel down, bleiben noch 3 vorne und 6 weitere weiter hinten.»

Chang: «Die anderen beiden Elfen sind gesichert, Shark Finn und …. Bloody Guts sind an Bord.»

Thunderstrike: «Bereit machen zum Rückzug. Ladung ist an Bord.»

FTW: «Viertes Ziel down. - Verdammt, ich hab ihr Abzeichen gesehen, das sind Shades. Wiederhole: Das sind Shades!»

Sugmani: «Was sind Shades?»

Mystère: «Die Einheit besteht aus Shedim.»

Sugmani: «Drek, das erklärt’s. Gehe in den Nahkampf.»

Average: «Was war denn jetzt mit dem Rückzug?»

FTW: «Rückzug beibehalten. Die sind zu schwer zu knacken.»

Sugmani: «Na .. [schnauf], jetzt ist es einer [schnauf] weniger. Bleiben nur noch 7.»

Rogue Six: «Legt mal einen Zahn zu. Am anderen Ufer packt einer einen Raketenwerfer aus.»

Thunderstrike: «Ich rücke zur Kampflinie vor, Decke den Rückzug.»

Mystère: «Negativ, wir brauchen dich hier oben. Du kannst eine Raketen verlangsamen. Ich nicht.»

Shark Finn: «Sollen Chang und ich runter?»

Thunderstrike: «Negativ. Weder noch.»

Blood: «Befinde mich im Nahkampf, haben hier nur noch den einen. Steel, FTW, sorgt dafür, dass der zweite Teil schön da hinten bleibt.»

Steel: «Hab nur noch eine Granate.»

FTW: «Bei mir wird die Muni auch langsam knapp.»

Blood: «Fragg!»

Thunderstike: «Bin an Bord. Bin an Bord. Achtung, die zweite Gruppe Shades hat Raketenwerfer.»

FTW: «Los Jungs. Rückzug.»

Rogue Six: «Linke Seite, deren Raketenwerfer ist bereit.»

Thunderstrike: «Hab ihn im Blick.»

Blood: «Ziel down. Abmarsch.»

❆❆❆

Nanu, was höre ich denn da? „Hey Sparky, ist das da Suggis Kriegsgesang oder träume ich?“

„Keine Ahnung, hören tue ich das auch. Aber vielleicht haben wir nur den selben Deliriumstraum.“ Wir kichern. Aua, das tut weh.

„Lass uns mal gucken.“ Wir ziehen uns also die entsprechenden Fenster ran. „Kannst du was erkennen?“

“Ist alles ein bissen verschwommen, aber ein Traum ist es nicht, sondern ein Gemetzel Stufe 10 und Suggi mitten drin. ”

❄❄❄

[Song 2Michael Kaman - Band Of Brothers (Main Theme)] Auszug aus der verschlüsselten Teamkommunikation:

Steel: «Shit. Suggi, komm zurück! - Mist, Suggi rennt dem 2. Sechsertrupp entgegen. »

Mystère: «Der Zorn von Bär hat die Kontrolle über Sugmani übernommen. »

Blood: «Steel und ich holen sie zurück. »

FTW: «Bin auch dabei, das verbessert unsere Chancen.»

Mystère: «Niemand darf Ghede streitig machen, was sein ist. Ich schreite ebenfalls ein. Thunderstrike, du bist nun allein für die magische Sicherheit des Hubschraubers verantwortlich.»

Average: «Was hast du vor, Mystère?»

❄❄❄

Es ist beeindruckend die alte Orkin so mit ihren Tomahawks zu sehen. Das Urbild eines indianischen Kraftpaketes. Unglaublich. Rechts, links. Sie teilt gut aus und das gegen drei fragging Shedim im Vollpanzer. Über ihrer Haut liegt das Leuchten eines Panzerungszaubers. 

‹Ich find ja den Gesang beeindruckend.›, kommentiert Steel. ‹Wie geht es deinem Bein? ›, will er wissen.

‹Es blutet. Der Treffer in der Seite stört mich stärker.› Ich fahr die wieder Sporne aus. ‹Lass uns mal besser unseren Experten für Heilung da rausholen. Frag, ich hoffe, das ist nicht nur ihr Blut.›

Ich nicke FTW zu, er sieht auch lädiert aus, aber er ist ebenso entschlossen wie wir.

Mystère kommt mit tiefem Gelächter dazu. Ein Hüne von mächtigem Kämpfer und das Vorzeigebild eines Voodoo-Priester.

Jetzt sieht es doch verdammt gut für uns aus. Fünf gegen fünf.

Wir liefern eine gute Show. Eine verdammt gute Nahkampf-Show.

Sugmanis Gesang verstummt zuerst.

Dennoch ist das unser Sieg. 

Fast.

Die Fragger.

Nur noch ein Shedim steht. 

Er rammt FTW sein Schwert in den Bauch. Fragg. FTW spuckt Blut, aber ich kann hören, dass er „En cien años todos calvos.“, sagt. ‚Nichts ist für die Ewigkeit‘, er reißt seine Pistole hoch und jagt dem Shade seine letzte Kugel in den Kopf. Seine allerletzte Kugel. Der Schädel des Shade zerplatzt. So geht das.

Ein Knall. 

Voraus sind Truppen, die sich in Bewegung setzen. Erst jetzt, als der Kampf gehen die Shedim-Soldaten vorbei ist, trauen sie sich raus. 

Mystères eindrucksvolle Gestalt liegt reglos da. Ich hätte nie gedacht den Unbesiegbaren je fallen zu sehen. Fragg, Fragg, Fragg. 

Warum denn nur? Achso, der Knall. 

Hinten auf der Brücke haben weitere Soldaten Stellung bezogen, da ist ein Scharfschütze dabei. 

Ich lieg schon länger am Boden und mir wird langsam schwarz vor Augen.

Aber Steel kriegen sie nicht platt.

Eine Rakete fetzt ihm den Arm ab. Egal, unser gespartes Geld reicht für mindestens drei neue.

‹Steel, ich hätte Snowcat nach einem Date fragen sollen. ›

‹Hab ich ja immer gesagt›. 

Irgendwas zischt. 

‹Ja, aber du hat mir den Zeitpunkt nicht genannt. Wann wäre der gewesen?›

‹Das besprechen wir auf der anderen Seite, Kumpel und keine Angst, unsere Chummer bringen Snowcat sicher nach Hause. -  -  - Zero! Zero! Zero!›

Zero. Thunderstrike wird dafür sorgen, dass die unsere Reste nicht kriegen. Auf Thunderstrike ist Verlass. 

«Semper Fidelis, Brüder und Schwester.», höre ich seine traurige Stimme, wie zur Bestätigung.

Ich sag doch, das wird ein Sieg. 

Mögest Du lang und glücklich leben, Snowcat, Schönste der Schönen.›

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❄❄❄

[Song 3: 30 Seconds to Mars - End Of All Days] Stimmen drangen durch die Dunkelheit. Da waren bekannte Stimmen, doch auch welche, die Snowcat unbekannt waren. 

Eine Flut von Gefühlen brandeten über sie hinweg. Nicht alle davon schienen ihre eigenen zu sein. Fremde Gefühle in ihr? Wie war das möglich? Da war Angst, Zorn, Ungeduld, Liebe. 

Die Gefühle zerfaserten, wie sich auflösender Nebel und übrig blieb überwiegend Traurigkeit.

„Kann ich bitte die Aufzeichnungen der Biomonitore sehen, an die wir angeschlossen waren, Average!“

Ein Lächeln huschte über Snowcats Gesicht. Das war keine Frage, sondern eine Anweisung gewesen, die Ehran, ihr Meister Ehran, gerade gegeben hatte.

An Average prallte das natürlich ab, „Ähm, also ich weiß grad nicht so, ob ich das einfach so machen kann? Daten rausrücken und so?“

Snowcat konnte förmlich hören, wie Ehran eine Augenbraue hob: „Also bitte! Das ist unsinnige Geheimniskrämerei. Geben Sie mir bitte die Aufzeichnungen und zwar alle vier.“

Shark Finn mischte sich ein, „Das geht schon in Ordnung Average.“ Shark Finn, der Snowcat liebte, wie eine Schwester, auch wenn er sie Cousine nannte. Oh, und sie konnte Traurigkeit in seiner Stimme hören.

Licht lag auf Snowcats geschlossenen Augen. Nur eine Spur von Licht, vielleicht war es Sternenlicht. Die Dunkelheit war nicht mehr vollkommen.

Die Dunkelheit …. Snowcat schlug die Augen auf. Sie blickte in die das geschminkte Gesicht von Harlequin. Ihr Kopf war in seinen Schoß gebettet. Sie konnte weichen Boden unter sich spüren und den Duft von Natur, gemischt mit denen von Zivilisation wahrnehmen. Harlequins Konterfei war von einem nächtlichen Sternenhimmel umrahmt. In Harlequins grünen Augen tanzten rote, goldene und silberne Funken umher und zeugten von den Emotionen, die in ihm tobten. Er lächelte Snowcat an, „Hey.“, sagte er leise, „Da bist du ja wieder.“ 

Snowcat grinste ihn an, „Natürlich bist du vor mir aufgewacht.“

Harlequin grinste ebenfalls, „Selbstverständlich und zwar eine ganze Weile vor dir. Wie fühlst du dich?“, er strich ihr zärtlich über die Wange.

Snowcat horchte in sich hinein, „Eigentlich ziemlich komplett. Ungewohnt traurig.“, sie zog ihre Hände vor ihr Gesicht und wackelte mit den Fingern, „Ja, ich glaube ich bin komplett. Was meinst du?“

Harlequins Timbre wurde leicht tiefer und voller, „Hmm, vom meiner Position siehst du auch ziemlich vollkommen aus. Aber vorsichtshalber sollten wir das nachher noch mal einer genauen Prüfung unterziehen.“

Snowcat schnurrte, „Ja, eine gute Idee. Du überprüfst mich und ich Dich.“

Harlequin grinste leicht anzüglich, „Genau so etwas hatte ich im Sinn.“

Sie seufzte tief. Das wäre ein höchst erotischer Augenblick gewesen, wenn, ja wenn sie doch nur nicht beide so traurig gewesen wären.

Snowcat setzte sich auf. Ihre High Heels standen neben ihr im Gras und sie trug dicke Wollsocken an den Füssen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. „Wo sind wir hier eigentlich?“ , fragte sie neugierig.

Harlequin zuckte mit den Schultern, „Irgendwo in Ken’tucky.“ Er hatte es eigentümlich ausgesprochen, mit einer Pause hinter dem Ken und der Betonung auf dem i.

Sie sah Ehran und Shark Finn auf sich zukommen, beide lächelten müde. 

Snowcat scannte schnell die Umgebung ab. Sie befanden sich auf einer Wiese neben einem wilden Flugfeld, weiter hinten gab es so etwas wie eine Mischung aus Scheune und Hangar und noch weiter hinten stand ein ansehnliches Blockhaus. Gleich in ihrer Nähe brannte ein Feuer, Campinglampen sorgten für zusätzliche Beleuchtung und nicht weit von ihnen stand der Transporthubschrauber und sein Pilot, Rogue Six fuhr mit einer Kiste auf seinem Schoß gerade mit dem Rollstuhl die Heckrampe hinunter. Sie entdeckte ein paar Orks, denen offenbar der Flugplatz hier gehörte, da waren Thunderstike, Average, Chang, Frosty und ah, überraschender Weise war da auch der Troll mit dem hässlichen Gesicht und dem freundlichen Lächeln, der jetzt ziemlich traurig dreinblickte. Das war alles. 

„Wo sind denn die anderen?“, fragte Snowcat mit Besorgnis in der Stimme, die ungewollt deutlich mitgeschwungen war. Eigentlich hatte sie aufstehen wollen, doch Harlequin hatte sie sanft und bestimmt im Arm gehalten. 

Stattdessen hatten sich Ehran und Shark Finn zu ihr gehockt und Ehran hatte ihre Hand genommen um ihren Puls zu fühlen. Ihr Mentor hatte eine Augenbraue gehoben, weder skeptisch noch überrascht, er hatte sie einfach nur gehoben, vielleicht hatte er dabei ein wenig traurig ausgesehen. 

„Dass ich ziemlich vollkommen bin, weiß ich schon, aber bin ich auch am Leben, Meister?“, fragte sie keck. 

Ehran huschte ein Schmunzeln übers Gesicht, „Nun, zumindest hast du einen Puls. Ich würde also sagen ja.“

„Fein.“ , freute sie sich, „Und wo sind jetzt die anderen. Ich meine, waren wir vorhin nicht mehr? - Wann immer auch vorhin war, ich habe nämlich kein Commlink.“

Genau aufs Stichwort streckte Shark Finn die Hand aus und darin lag ihr Commlinkcase, samt ausgeschaltetem Commlink, Ohrhörer, AR-Kontaktlinse und Handschuh. Sie griff danach und begann sofort damit, sich die Sachen anzustecken.

„Vor gut sechs Stunden. Sparky und Arcade sind im Hubschrauber und schlafen sich aus.“, erklärte Harlequin.

„Sechs Stunden? Ich habe sechs Stunden geschlafen?“, fragte Snowcat überrascht. 

„Nun.“, begann Ehran, „genau genommen hast du dich sechs Stunden in einer tiefen, durch einen Manablast injizierten, Bewusstlosigkeit befunden. Auch wenn es keine akuten medizinischen Probleme gibt, darf man den Fakt nicht unterschätzen, weshalb ich dir rate, es unbedingt eine Weile ruhig angehen zu lassen.“ Ehran schloss in einer äußerst sanften Geste Snowcats Finger um ihr Commlink und fügte hinzu, „Lass das bitte noch einige Stunden aus. Es ist nicht nötig deinen Geist mit dieser Flut von Eindrücken zu belassen.“

Snowcat nickte und gehorchte. Dann sah sie Harlequin an, „Sparky und Arcade sind also im Hubschrauber und die anderen?“

„Als sie mit uns weg wollten, kam noch eine Einheit Shades.“, erwiderte Harlequin ruhig und dann forderte er Shark Finn auf, Snowcat die ganze Geschichte zu erzählen.

Es kam ihr so vor, als fühle es sich schlimmer an, wenn man es nicht gesehen hatte. Vielleicht lag es auch einfach an der hohen Zahl von getöteten Kollegen oder aber dieses Gefühl von Traurigkeit, das bereits vorm Aufwachen in ihr gewesen war, machte es schlimmer.

UC hatte gleich fünf Tote zu beklagen. Fünf! Snowcat hatte nicht geweint, aber sie hatte dafür ihre gesamte Selbstbeherrschung aufbringen müssen. 

Bei allen Drachen der 6. Welt, wie konnte man nur so traurig sein? Ihr Blick fiel auf den Troll mit dem netten Lächeln, sein Name war Bloody Guts. Jetzt lächelte er nicht. Der Teddy an seinem Hals klimperte zwischendurch mit dem Auge. Er war wohl mehr, als nur ein Teddy. Snowcat gesellte sich einem Moment zu ihm.

Als sie sich zu ihm setzte lächelte er. Es sah wirklich ein wenig traurig aus.

„Hey. Du bist Bloody Guts, stimmt’s?“

Er nickte.

„Hallo ich bin Snowcat.“, sie streckte ihm die Hand hin.

Er grinste schräg. „Ich weiß. Du bist noch schöner, als man hört.“

„Du hast von mir gehört?“

Ah, da war sein nettes Lächeln, „Hat nicht jeder schon von Snowcat gehört? Also jeder Shadowrunner.“

Snowcat zuckte mit den Schultern, „Ich weiß nicht. Aber es klingt gut, wie du das sagst.“

Bloody Guts schlang die Arme um seine Knie und legte den Kopf darauf hab.

„Fühlst du dich traurig?“, fragte Snowcat sanft.

Er nickte.

„Ich mich auch. Ich glaub, das ist was Magisches und hat mit dem Geschehen im Bunker zu tun.“ Sie lächelte, „Wir stehen das schon durch.“

Ehran und Harlequin standen etwas abseits beisammen und unterhielten sich in der alten Form des Sperethiel. Snowcat ging mit leisen Schritten von der Seite auf sie zu. Auf Wollsocken war leise zu gehen ein Kinderspiel.

„ … etwas übereilt werden. Zügle bitte deinen Zorn.“, meinte Ehran ernst.

Harlequin breitete die Arme aus, „Sehe ich von deiner Position aus, als hätte ich es irgendwie eilig? Du reist mit Frosty nach Boston und ich reise mit Snowcat und den Anderen nach Seattle und dann möchte ich mit Snowcat zum See fahren und natürlich werde ich an ihre Seite bleiben. Ich hatte nicht vor sie dort abzuladen.“ Er wandte sich Snowcat ansatzlos los, „Natürlich nur, wenn du damit einverstanden bist Snowcat?“

„Zum See, ja, ich bin sehr gern am See.“, erwiderte sie lächelnd.

Ehran rieb sich mit Daumen und Mittelfinger einer Hand die Schläfen und sagte mehr zu sich selbst „Ja. Zum See zu reisen, ist sicher ein treffender Gedanke.“ Er lächelte Snowcat an und wechselte ins Englische, „Ja, fahrt zum See. Das ist gut.“

„Und was ist mit dir Meister? Du kannst auch Erholung brauchen. Wollen du und Frosty nicht mit zum See?“

Ehran schüttelte den Kopf, „Nein, für mich ist der See kein passender Ort und auch für Jane ist er das nicht. Ich habe bereits mit den Orks hier gesprochen, sie können einen Flug für sie und mich organisieren.“

„Wäre es nicht besser, wir fliegen euch hin? Ich weiß nicht, ob es sicher genug ist. Wir kennen die Orks hier nicht.“, gab Snowcat zu bedenken.

Ehran lächelte kurz, „Mach dir keine Sorgen. Rogue Six hat mir versichert, dass die Schmuggler zuverlässig sind. Zudem ist es in der Tat besser, wenn du so bald wie möglich am See zur Ruhe kommst.“ Ehran warf Harlequin einen mahnenden Blick zu, „Ich werde nach Boston gehen und dort ein wachsames Auge auf die Entwicklung haben.“

„Brauchst Du meine Hilfe? Ich kann auch mit nach Boston kommen.“ Snowcat griff nach Harlequins Hand, das war mehr unterbewusst geschehen. Er hielt ihre Hand fest und drückte sie leicht.

Ehran erwiderte milde, „Nein Snowcat. Es ist wichtig, dass du zum See reist. Wenn ich dich doch brauchen sollte, gebe ich dir bescheid.“

❄❄

[Song 4: Queen- Who wants to live forever] Eine Nachricht von Frosty schlug auf Snowcats Commlink ein. Ehran und sie waren sicher in Boston angekommen. Gut! 

Snowcat und Frosty hatten sich beim Abschied lange umarmt. Es hatte keine Worte gebraucht. 

Mac stellte Snowcat derweil ein zweites Stück Schokoladen-Torte auf den Tisch. Eigentlich war ihr nicht danach überhaupt etwas zu essen, aber sie musste zugeben, dass die Torte zumindest ein wohliges Gefühl ihn ihr auslöste und immerhin konnte sie das Stück ja auch mit Harlequin teilen. 

Liam hatte den Rest von UC zu einer extrem improvisierte Gedenkfeier für ihre gefallenen Kameraden ins Haunted Mug geladen. Eigentlich war das hier mehr ein Gedenk-Trinken, als eine richtige Feier. Doc, Trixhot und Mystique waren nicht mal in der Stadt und SpArcade, die müde lachend Späße über ihre Schmerzen machten, hatte Liam nur einen Whisky gestattet.

Selbst dieses kleine Beisammensein kostete Snowcat viel Kraft.

Die Nachrichten aus DeeCee zeigten das Ausmaß der Zerstörung, dass die Stadt hatte einstecken müssen. Alle Sender verkündeten jedoch erleichtert das Ende der MMA’s und alle waren voll des Lobs für die UCAS-Regierung, die es mit Militär und Wissenschaftlern geschafft hatte, die Ereignisse zu beenden, indem sie den Rift geschlossen hatten. 

Die sackten einfach den Ruhm dafür ein, dabei hatten sie nichts anderes getan, als Snowcats Chummer zu töten. 

Auch über Aina, Aden, Hestaby oder die anderen im Bunker verlor niemand ein Wort. Snowcat gehörte wohl zu den ganz wenigen in der 6.Welt, die wussten, was wirklich passiert war. Oder zumindest einen Teil davon wussten. Der Gedanke war irgendwie befriedigend.

‹Verfüttere nicht so viel vom Kuchen an Harlequin, sondern iss ihn lieber selbst, Elfenmädchen.›, mahnte Katze.

Snowcat atmete kurz durch und betrachtete Katze genau. Sie sah aus wie immer und war eventuell sogar ein Stück größer geworden. Snowcat hatte sich schon Sorgen gemacht, dass ihrem Wegbegleiter etwas passiert war. Katze hatte sich in den vergangenen Stunden nicht blicken lassen. Umso erfreuter war Snowcat nun, Katze wohl auf zu sehen. Grinsend nahm sie sich ein besonders großen Bissen auf die Gabel und aß ihn genussvoll auf. 

Liam hatte allen nachgeschenkt und hob nun sein Glas, „Auf die, die nicht mehr unter uns sind.“ Jeder Gast im Haunted Mug folgte seinem Beispiel. Sparky und Arcade schüttelten sich, denn in ihrem Glas war nur Tee gewesen.

Snowcat konnte deutlich spüren, wie auch Harlequin plötzlich schauderte. Sie sah ihn an, „Was ist?“, fragte sie mit belegter Stimme.

Statt einer Antwort ließ er die Etikett-lose Flasche Whisky auf dem Tisch in einen unglaublichem Tempo zu sich rüber schweben, dass es den Eindruck machte, jemand hätte sie ihm zu geworfen. Er füllte sein Glas drei Finger breit mit der goldenen Flüssigkeit und leerte es ein einem Zug. 

Dann zog er Snowcat zu sich auf den Schoß. Fast tonlos flüsterte Harlequin Snowcats ins Ohr, „Aina ist tot.“

Snowcat wandte sich ihm zu und sah ihm in die Augen, „Was? Woher weißt Du das?“

„Horch in dich hinein.“, sagte er traurig.

Snowcat musste das gar nicht mehr tun. Nachdem er es gesagt hatte, hatte sie gewusst, dass es wahr war, sie hatte nur nachgefragt, weil sie nicht wollte, dass es wahr war. Snowcat lehnte ihre Stirn sanft gegen die von Harlequin. 

„Sie hat dich gemocht.“, hauchte er. „Sehr sogar!“

„Ich hab sie auch sehr gemocht.“, flüsterte Snowcat, „Ich hätte sie gern näher kennengelernt.“ Snowcat wusste plötzlich, dass Aina sich gewünscht hatte, Snowcat möge Harlequin auch ein Freund sein. Wollte sie ihm ein Freund sein? Nicht nur, aber wenn es zusätzlich war, konnte sie Aina den Wunsch erfüllen.

Ainas Tod erklärte zumindest die Trauer, die sie empfanden. Durch die Energien, die sie mit einander verbunden hatten, hatte sie Ainas Tod spüren können. Aina hatte ihr Leben gegeben, damit andere leben konnten. Genau so, wie ihre Teamkameraden gestorben waren, um ihnen die Zeit zur Flucht zu ermöglichen. Da war er wieder, der schmale Grad zwischen Opfer und Aufopferung, über den sie von Aina so fiel gelernt hatte.

Snowcat wusste, ohne Ainas Schutz wäre sie nicht mehr am Leben, „Sie hat dich geliebt.“, erklärte sie Harlequin. 

Harlequin hob Snowcats Kinn leicht an und küsste sie sanft, zart und innig. Schmerz und Trauer vergingen dadurch nicht, aber sie waren leichter zu ertragen.

Das gesamte Team war zu müde und mitgenommen, um lange durchhalten zu können. Eine anstrengende Reise und zehrende Runs steckten ihnen noch in den Knochen. Sie erzählten ein paar Geschichten über die Gefallenen, die sie schmunzeln oder gar lachen ließen. 

Liam, Sparky und Arcade hoben ihr Glas mehrmals auf Suggi. Sie war für die drei viel mehr als nur ein Runner gewesen. SpArcade hatte immer wieder Omi zu Sugmani gesagt. 

Liam konnte Geschichten aus längst vergangenen Tagen über die Orkin zum Besten geben, die das ganze Haunted Mug zum Lachen brachten.

Ja, viele verdammt tolle Metamenschen waren in DeeCee gestorben und Snowcat würde einen Teil davon schmerzlich vermissen. Es war schwer, die Tränen zurück zu halten.

Natürlich erwähnte Snowcat Aina nicht mit einem Wort, den anderen Runnern hätte es eh nichts bedeutet. Harlequin und Snowcat weihten einzig und allein Liam ein.

Er seufzte, „Da ist ja das halbe Dutzend voll. Da fällt einem auch nichts mehr ein.“, er trank noch einen Schluck Whisky und fuhr fort, „Ist gut, wenn ihr zum See fahrt. Ihr habt da sicher viel zu verarbeiten.“ Es folgte eine weitere nachdenkliche Pause, „Die Zwillinge müssen auch was verarbeiten. Ich werde mit ihnen zu Suggis Familie fahren. Die beiden müssen ein bisschen runter kommen. Sie wären fast auch drauf gegangen und grinsen sich weiter eins. Ich muss da mal was bei ihnen grade rücken, abgesehen von den Hirnverletzungen mein ich. Kann sein, dass wir drei ne Weile nicht in der Stadt sind und nicht zur Verfügung stehen.“

Snowcat nickte, „Das ist kein Problem. Familie ist wichtig. Kümmere dich ums sie. Egal wie lange es dauert.“

Sie stand auf, um ihn zu umarmen. 

Liam war ein Mann, der wusste, was Familie bedeutete. Ohne ihn würde Snowcat sich immer noch nicht einmal vorstellen können, was eine Familie ausmachte. Mit Suggi hatte Liam eine lange Weggefährtin verloren. Auch wenn Sugmani selbst immer gesagt hatte, dass sie bald abkratzen würde und auch wenn sie wahrscheinlich stolz darauf gewesen wäre, im Kampf gestorben zu sein, so würde sie eben doch fehlen. Besonders jemandem wie Liam. 

Blood und Steel? Ob sie sich wohl gewünscht hätten gemeinsam zu gehen? Vielleicht. Zumindest musste nun der eine nicht ohne den anderen weiter machen. 

FTW hatte schon viele seiner Kameraden fallen sehen, nun war er seinen Kameraden gefolgt, um ihrer aller Chancen zu erhöhen. Leider hatte die andere Seite gecheated.

Mystère, der Mann, der die Geheimnisse so liebte, wie Snowcat selbst, war dazu gekommen, um seinen Chummern bei zu stehen und, um die Toten ins Totenreich gelangen zu lassen. Shedim widerstrebten seiner Vorstellung von dem, was in der Welt richtig ist. 

Snowcat würde Sugmanis lustige Art und ihre rustikale Herzlichkeit vermissen. 

Snowcat würde Bloods gutes Aussehen vermissen, die Sprüche, die er und Steel gemacht hatten und die Sicherheit, die ihre Stärke ihr versprochen hatte. 

Sie würde FTW’s südamerikanischen Charme vermissen, der manchmal durchgeblitzt war und seine Fähigkeit zu führen.

Und Snowcat würde die langen Gespräche mit Mystère vermissen, in der sie sich über Geheimnisse ausgetauscht hatten. 

Snwcat schluckte den Kloss im Hals runter.

‹Reiß dich zusammen, Elfenmädchen.›, fauchte Katze.

Katze hatte ja Recht, die anderen brauchten jetzt ihre Stärke und nicht ihr Selbstmitleid.

Liam grinste schief, „Bloody Guts macht einen passablen Eindruck, wenn ihr den aufnehmt, seid ihr nicht nur auf Average angewiesen, wenn die Twins nicht da sind.“

Snowcat lachte leise, „Daran hab ich auch schon gedacht.“

„Ich wusste ja schon immer, dass du klug bist. Finn gebe ich dir aber mit und wenn ihr technische Hilfe braucht, dann fragt Bubbles. Sie bleibt hier und passt auf die Werkstatt auf.“

❄❄

Sie hatten Bloody Guts mit zum See genommen. Immerhin war er es gewesen, der Shark Finn freiwillig seine Hilfe angeboten und dann Ehran und Frosty getragen hatte, da konnten sie ihn zum Dank ein paar Tage Urlaub spendieren. Abgesehen davon, fühlte sich Snowcat mit ihm verbunden. Diese magische Verbindung hatte irgendetwas in ihnen ausgelöst. 

Shark Finn und Bloody Guts blieben im Hotel auf der anderen Seite des Sees zurück. 

Ryan Mercury und Blackstone kamen mit dem Boot, um Snowcat und Harlequin abzuholen. Natürlich wollten sie gleich wissen, was geschehen war und selbstverständlich bekamen sie einen kurzen Abriss darüber. Dabei fiel es Snowcat nicht sonderlich leicht überhaupt über das, was im Bunker passiert war, zu berichten. Sie beschränkte sich auf eine Anwesenheitsliste und das, was nach dem Erscheinen von Ghostwalker geschehen war. 

Und das danach? Über das Rückzugsgefecht konnten sie nicht viel berichten, Ryan war daran allerdings auch nicht sonderlich interessiert. Das Schicksal der Runner hatte sich bereits erfüllt. Was aus den anderen Persönlichkeiten im Bunker geworden war, war da schon interessanter. Da die Runner sie nicht beim Verlassen der Anlage gesehen hatten und da das Militär sich auf dem Vormarsch befunden hatte, war es durchaus möglich, dass Hestaby, Aden, der unbekannte Mensch, Surehand und Reed vom UCAS Militär aufgegriffen worden waren. Dann würde es sicher einige Überraschungen beim Aufwachen gegeben haben.

Der Tod so vieler machte sie natürlich alle betroffen. 

Ainas Tod schmerze Ryan sogar. Er hatte sie viele Jahre gekannt und sie stets respektiert. Sie hatte sich immer für die Drakes eingesetzt, wie er erzählte. Je länger man jemanden kannte, desto härter traf es einen. Und der Tod eines Metamenschen, den man geliebt hatte, riss einem ein Stück aus der Seele, das nur schwer zu ersetzten war. Das wusste Snowcat nur all zu gut.

‚Möget ihr eine gute Reise haben.‘ grüßte Snowcat still, als sie ein weiteren Whisky auf die Gefallenen trank.

[Song 5: Kerli - Butterfly Cry] Snowcat stand am offenen Fenster. Der Wind blies die frische Brise vom Lake Louise ins Zimmer. Ihr eisweißes Haare bewegte sich wie ein zarter Vorhang im Luftzug. Das Licht der Nachmittagssonne tanzte funkelnd über das Wasser. Alles war so friedlich.

Harlequin und Snowcat hatten kein Wort gesprochen, seitdem sie den Aufenthaltsraum von Assets Inc. verlassen hatten. 

Harlequin warf sich auf den Sessel, zog seine Schlangenlederstiefel aus und pfefferte sie in die Ecke. Snowcat musste nicht hinsehen, um seinen Zorn und seine Trauer im seinem Gesicht zu lesen. Sie konnte sie deutlich spüren. Sie drehte sich um und ging langsam auf ihn zu. Zwischen ein paar Schritten zog sie ihre High Heels aus, einen nach dem anderen. 

Als sie ihn erreicht hatte und vor ihm stand, schlang er seine Arme um sie und vergrub sein Gesicht in ihrem Oberkörper. Snowcat konnte die Anspannung in seinen Muskeln spüren.

Harlequin sah zu ihr auf und wollte etwas sagen. Sie legte ihm zart zwei Finger auf die Lippen und küsste ihn dann. Zum Reden war später noch Zeit.

Die verschiedenen Gefühle in den beiden Elfen entluden sich in einer wilden Ekstase, die einige Dinge in dem Schlafzimmer zu Bruch gehen lies und an deren Ende sie nackt, geschwitzt, erschöpft und getröstet eng umschlungen auf dem Bett in einen tiefen, erholsamen Schlaf fielen.

Als Snowcat erwachte, lag sich in Harlequins Arm. Draußen war es dunkel. „Einen Moment noch bitte.“, flüsterte er heiser. Magische Energie flossen aus seiner Hand in ihre geprellte Schulter, um sie zu heilen. „Ich glaube, jetzt hab ich alles.“, stellte er zufrieden fest. 

Snowcat horchte in sich hinein. Nein, sie konnte keinen Schmerz entdecken, da war noch etwas Traurigkeit, aber auch Zorn und Ärger waren verschwunden. 

Sie setzte sich auf und zeigte auf ein paar rote Striemen auf seiner Brust. „Da hast du noch etwas vergessen.

Harlequin schüttelte den Kopf, „Ich finde, die Streifen stehen mir gut.“, er grinste kurz diabolisch und hauchte ihr dann einen Kuss auf den Mund. 

Nach ein ausgiebigen Dusche schlüpfte Snowcat in ihre hellgraue Jeans und ein eisblaues T-Shirt, da auch Harlequin inzwischen wieder angezogen war. Er streckte die Hand aus, „Komm Liebste, wir gehen ein bisschen spazieren.“

Der Sternenhimmel funkelte über ihnen, begann aber bereits zu verblassen, bald würde die Sonne aufgehen. 

„Worüber denkst Du nach?“, fragte Harlequin nachdem sie eine Weile schweigend die Ruhe der Umgebung genossen hatten.

Snowcat lächelte, „Ich glaube über sehr viele Sachen gleichzeitig. Da sind viele Fragen, aber ich muss sie erstmal sortieren und auf einige wird es vielleicht nicht mal eine Antwort geben, wenn ich die richtige Frage kennen. Ich bin aufgewühlt und immer noch traurig.“ Sie seufzte kurz, „Gerade beschäftigt mich besonders die Frage, ob man-  nein, ich will ehrlich sein, ob ich bei dem Ereignis Magie verloren haben kann. Das möchte ich gerne überprüfen. Auch wenn das vielleicht egoistisch ist.“

Harlequin schüttelte den Kopf, „Das ist nicht egoistisch. Du spürst sicher bereits, dass sich etwas in dir verändert hat.“

Snowcat erschrak leicht. „Es hat sich also tatsächlich etwas bei meiner Magie verändert?“

Harlequin drückte ihre Hand, „Sei nicht besorgt. Wir hatten in der Wüste doch über das Beschwören eines Geistes gesprochen und nach einer Formel die zu dir passt gesucht. Lass uns die doch mal probieren.“

Während sie das Beschwörungsritual langsam Schritt für Schritt durchgingen, ließ sich Rainwalker in ihrer Drachengestalt am Ufer des Sees nieder und sah ihnen aufmerksam zu.

Als Snowcat einige Minuten später tatsächlich einen Luftgeist gerufen hatte, klatschte Rainwalker erfreut Beifall. Snowcat verbeugte sich mit strahlendem Gesicht.

Harlequin griente, „Jetzt weißt du auch, warum ich unbedingt mit dir hierher kommen wollte. In den nächsten Wochen wird es so einiges geben, was du zu lernen hast.“

❄❄

Ehran gratulierte Snowcat in seiner Antwortmail am Nachmittag zu ihrem Erfolg. Am Ende seiner wie immer präzise formulierten Nachricht, teile er Snowcat mit, dass die Draco Foundation den Antrag auf die Reaktivierung der SIN von Nadja Daviar gestellt hatte, die immerhin neun Jahre verschwunden gewesen war und die nun wieder die Führung der Draco Foundation übernehmen würde. Ehran bat Snowcat diese Information an Ryan Mercury weiter zu geben. Ehrans Hinweis, Mercury und Daviar wären damals ein Paar gewesen und Ryan habe lange Zeit intensiv nach seine verschollenen Liebe gesucht, hatten Snowcat ausreichend auf die Heftigkeit von Ryans Reaktion vorbereitet, so dass sie entsprechend darauf eingehen konnte. Denn auch wenn er jetzt fest und glücklich mit der schönen Azadeh, ebenfalls ein Drake, zusammen war, wühlte die Nachricht in ihm einiges an Gefühlen auf. Vorsichtshalber hatte Snowcat zuerst mit Azadeh darüber gesprochen.

Am Abend saßen Blackstone, Ryan, Snowcat, Harlequin und einige andere Drakes von New Assets, wie sich Söldnereinheit von Assets Inc. simpler Weise nannte, im Aufenthaltsraum beisammen, um gemeinsam nach dem Abendessen die aktuellen Nachrichten im Trideo anzusehen. 

Über den Reaktivierungsantrag verlor man dort kein Wort und auch von Hestabys oder Adens Anwesenheit im Bunker war nichts durchgesickert, wohl aber gab man, fast drei Tage nach dem Event bekannt, dass sich trauriger Weise auch Aina Dupree unter den Opfern des Rifts befand. 

Harlequin Zorn brandete augenblicklich wieder auf und er verließ wütend das Blockhaus. Das Haus schien zu wackeln, als er die Tür hinter sich zuwarf.

Snowcat lief ihm nach. Sie musste ihn nicht suchen, sie wusste intuitiv, dass er runter zu See gegangen war.

Als sie dort ankam, kämpfte er mit dem Rapier gegen Illusionen vielfältiger Gegner und Monster, die er selbst herbei gezaubert hatte.

Ein ästhetischer und faszinierender Anblick. 

Von dem vollsensorischen Spektakel wurden nach und nach mehrere Zuschauer angezogen, unter ihnen auch Blackstone.

Sie alle konnten sehen wie Harlequin in seinem Tun immer wilder und rasender wurde. Sand spritze auf und umliegendes Gebüsch und Bäume wurden in Mitleidenschaft gezogen und mussten zahlreiche Blätter und Äste lassen.

Die anderen konnten es sehen, doch Snowcat konnte es spüren. Harlequins Wut steigerte sich in pure, blinde Raserei.

Die Zuschauer wichen zurück, um nicht versehentlich getroffen zu werden, konnten sich dem Anblick aber gleichzeitig nur schwer entziehen. Immerhin waren die Anwesenden hier alle überwiegend selbst Kämpfer und das, was es hier am Kampfkunst zu sehen gab, konnte seines Gleichen zwar suchen, würde es aber nicht finden.

Snowcat wusste, sie würde Harlequin stoppen müssen, damit er sich nicht selbst verletzte. Also bewegte sie sich, Blackstones Warnruf ignorierend, geschickt durch die Illusionen hindurch, ohne einzelnen davon zu Nahe zu kommen, bis sie plötzlich vor Harlequin stand.

In letzter Sekunde hielt er in seiner Bewegung inne. Die Spitze seines Rapiers war nur Millimeter von ihrem Herzen entfernt. 

Snowcat schob die Klinge sanft beiseite, nahm Harlequin in den Arm und sagte leise, „Jetzt ist es genug. Ich bin ja da.“

Harlequin zog Snowcat heftig atmend an sich, vergrub seine Hände in ihrem Haar und drücke seine Stirn gegen ihre Schulter. Erst einige Atemzüge später ließ er das Rapier fallen, dass er zuvor immer noch fest gehalten hatte. Einige Haarspitzen fielen mit dem Rapier zu Boden und zeugten davon, wie scharf die Klinge war.

Die Zuschauer hatten sich mittlerweile verstreut, Blackstone nickte Snowcat zu und verließ den Schauplatz ebenfalls.

Ein wenig späten saßen Snowcat und Harlequin nebeneinander auf einem Steg und ließen die bloßen Füsse ins Wasser baumeln.

Snowcat griff nach Harlequins Hand, „Ich weiß, du hast Aina geliebt und ihr ward lange Zeit befreundet, aber weder dein Zorn, noch Rache werden sie wieder lebendig machen.“

„Darum geht es nicht.“, erwiderte Harlequin aufbrausend, „es geht darum, ihm eine Lektion zu erteilen. Er hat niemandem gesagt, was passieren wird und was aus ihnen wird, war ihm egal.“

Snowcat zog ihre Beine aus dem Wasser und legte sie auf Harlequins Oberschenkel, leise sagte sie, „Du meinst Ghostwalker. Du willst Ghostwalker eine Lektion erteilen?“

Er nickte, „Und ob! Ich will ihm ordentlich in die Suppe spucken, wenn er wiederkommt. Und ich gehe fest davon aus, dass er das tut.“

Snowcat war kein Freund von Rache, sie würde das auch nie werden, aber in Harlequin fand sich eine kalte Entschlossenheit, gegen die schwer anzukommen sein würde und irgendwie wollte er auch auch gar nicht Rache nehmen, sondern eben eine Lektion erteilen und ja, da gab es sehr wohl einen Unterschied. Natürlich war ihr klar, dass der Wunsch von Harlequin für seinen Verlust an Ghostwalker Rache zu nehmen auch eine Rolle spielen würde. 

Vielleicht hätte Snowcats erster Gedanke sein sollen, dass wohl niemand in der Lage sein könnte, einem Großen Drachen eine Lektion zu erteilen, doch irgendwie glaubte sie inzwischen, dass es doch ein paar Metamenschen gab, die das konnten. Sie seufzte tief. „Nun, sollte Ghostwalker zurückkehren, dann sollten wir uns nicht mehr zusammen in der Öffentlichkeit zeigen.“

Harlequin sah sie an und hob fragend eine Augenbraue.

Snowcat fuhr fort, „Ich möchte nicht, dass er auf die Idee kommt, mich als Pfand gegen dich einsetzten zu können.“

Ein Gefühl von Stolz machte sich in Snowcat breit, als Harlequin sie vorsichtig umwarf, sich über sie beugte und sie küsste. Harlequin war stolz auf sie. Snowcat nahm das als Hinweis, dass er das für eine ausgesprochen gute Idee hielt. Zum Glück waren Snowcat die Treffen in aller Abgeschiedenheit mit Harlequin viel wichtiger, als die in der Öffentlichkeit und auf die Abgeschiedenen würde sie mit Sicherheit nicht verzichten, nur weil das ein Großer Drache bemerken konnte.

❄❄

[Song 6: Hans Zimmer - The Dark Knight/A Dark Knight] Am 23.07.2073 überschlugen sich die Ereignisse erneut. 

❆❆❆

Hier spricht Debbi Case life aus Genf für UCN.

Vor wenigen Minuten endete hier im UN Hauptquartier die Rede des Großen Drache Hestaby in ihre metamenschlichen Gestalt, die sie vor der versammelten Mannschaft der UN überraschender Weise gehalten hat. Der Feed der kompletten Rede wird ihnen in wenigen Minuten als Download zur Verfügung gestellt.

Im kleinen Fenster oben können sie sehen, wie Hestaby das Gebäude um 17.30 Ortszeit verlässt. 

Hestaby verlangte in ihrer Rede nicht nur die Auslieferung Sirrurgs, damit er für seine Kriegsverbrechen gegen Aztlan zur Rechenschaft gezogen werden kann, - ein unglaublicher Fakt, von dem wohl keiner von uns gedacht hätte, dass ein Drache ihn jemals aussprechen würde - nein Hestaby forderte zudem, dass sich Aztlan für die Exekution und Sezierung der Gefiederten Schlange Dzitbalchén zu verantworten habe. 

Derzeit - es ist jetzt 17.44 Uhr - hält der Botschafter von Aztlan hier am selben Ort hinter mir seine Rede, in der er, wie mir gerade versichert wird, jegliche Vorwürfe von sich und seinem Land weist und…

Einen Moment bitte… ja gut … Verehrte Zuschauer, es gibt Neuigkeiten aus Kalifornien. Wir schalten um zu Peter Wulf nach Redding. Peter du bist dran!

Danke Debbi.

Hier ist Peter Wulf live aus Redding für UCN.

Elliot Eys Of Wyrm, der Anführer der sogenannten Shasta Schamanen und der Mann, der für viele als Sprecher von Hestaby gilt, fiel vor wenigen Minuten, um 8.27 Ortszeit einem Attentat zum Opfer. Sein Tod gilt bereits als bestätigt. Er soll angeblich von einem Scharfschützen erschossen worden sein. Natürlich gibt es noch keine Hinweise auf den Täter, aber die Vermutung liegt Nahe, dass das alles irgendwie mit der Rede von Hestaby vor der UN zu tun hat. Wir melden uns wieder, wenn es weitere Details gibt, ich gebe zunächst zurück an Debbi.

Peter, hab ich das richtig verstanden? Sagtest Du 8.27 Uhr?

Ja genau, das ist richtig Debbi.

Danke Peter. 8.27 Uhr in Kalifornien, das ist dann 17.27 Uhr hier in Genf, also 3 Minuten bevor Hestaby das Gebäude der UN verlassen hat. Sie sehen die Bilder jetzt im großen Fenster vorn.

Hestaby verlässt das Gebäude zügig, ob sie da wohl bereits weiß, dass der Mann, der als eine Art  Vertrauter für sie galt, ermordet wurde?

Das war Debbi Case live aus Genf für UCN. Wie melden uns in wenigen Minuten zurück, bleiben sie dran wenn sie mit unseren Experten die Reden analysieren wollen.

UCN, immer live dabei mit über 20 Feeds.

❄❄❄

„Das man ein deutsches Scharfschützengewehr am Tatort gefunden hat, kann natürlich dennoch bedeuten, dass der Auftrag zum Attentat dazu tatsächlich von Lofwyr kam.“ sinnierte Snowcat ein paar Stunden später, nach em weitere Information und Gerüchte die Runde gemacht hatten. „Das lag dann dort, damit er behaupten kann, dass das nur eine Manipulation ist, um ihm etwas anzulasten oder aber, es ist Absicht, um ein Zeichen zu setzten. Allerdings leuchtet mir nicht ein, warum Lofwyr etwas damit zu tun haben sollte? Hestabys Rede hat ihn doch nicht betroffen.“

Harlequin hob beide Augenbrauen, „Hat sie das wirklich nicht? Welche besondere Funktion hält Lofwyr inne? Weisst du das?“

Snowcat nickte, „Er ist der Loremaster der Drachen.“

„Genau. Und mit der Anklage gegen Sirrurg hat Hestaby jemanden ihrer eigenen Art vor den Metamenschen mit Dreck beworfen. Das kann Lofwyr gar nicht gutheißen.“

Das leuchtete Snowcat ein, auch wenn sie es schade fand, dass die berechtigte Anklage eines Drachen durch einen Drachen ein NoGo war.

Harlequin beendete das Thema, „Wenn du den Zauber wirklich lernen willst, solltest du dich nicht von anderen Dingen ablenken lassen.“

Snowcat verbeugte sich und streckte Harlequin im Anschluss die Zunge raus.

❆❆

Am Morgen des 25.07 2073 erwachte Snowcat aus einem unruhigen Schlaf. Harlequin saß bereist am Tisch und las offenbar irgend etwas, doch Snowcat konnte nicht sehen, was das war, da er das AR-Fenster gerade nicht mit ihr teilte. 

Sie setzte sich ruckartig auf.

„Hast du schlecht geträumt, Liebste?“, fragte Harlequin in sanftem Ton.

Snowcat zuckte mit den Schultern, „Das weiß ich nicht. Aber was ich dir schon immer mal sagen wollte: Reed ist ein verräterischer Trottel, dem wir in keinem Fall über den Weg trauen dürfen und ich hasse ihn!“

Harlequin grinste, „Charmant vorgetragen. Du hast heute Nacht also emotionale Eindrücke von Surehand geteilt.“

Snowcat grinste schief, „Ja, auf ihn würde ich auch tippen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand anderer Reed so viel Bedeutung beimisst. Hätte er nicht einfach guten Sex haben können statt seinen Unmut bei mir abzuladen.“ Snowcats Wangen färbten sich, „Meinst du, das könnte gegenseitig sein?“

„Das ist wahrscheinlich.“, erwiderte Harlequin gelassen. „Allerdings habe ich bisher keine solche Träume."

Sie kicherte, „Naja, dann schenken wir dem einem oder anderen vielleicht ein paar erotische Träume.“ Sie wurde ernst, bei allen Drachen der sechsten Welt, dann konnte Ehran vielleicht auch von ihnen träumen? Oder noch schlimmer, Surehand, Tintagel und Co konnten wissen, dass sie Harlequin liebte. Nein, darüber wollte sie lieber nicht nachdenken. Sie schob den Gedanken beiseite und wurde noch ernster, „Heute findet die offizielle Trauerfeier für Aina statt. Wir müssen bald aufbrechen.“

❄❄

Snowcat besuchte die groß aufgezogene Veranstaltung der Draco Foundation an der Seite von Ehran. Sie trug ein langes, tiefgeschlossenes schwarzes Kleid und das obwohl sie es gar nicht mehr mochte, schwarz zu tragen. 

Harlequin hielt sich die meiste Zeit im Hintergrund auf und legte zur Begeisterung Ehrans ein tadelloses Benehmen an den Tag. 

Snowcat konnte nicht nur Harlequins Gegenwart, sondern auch seine Position genauestens spüren. Manchmal, wenn sie am Büffet stand oder sich mit irgendjemanden in einer Gruppe unterhielt, spürte sie seinen Blick in ihrem Rücken und musste nicht lange rätseln, was er ihr damit sagen wollte.

Eine Gruppe von Drakes flog in der ‚Missing Man Formation’ während der Gedenkrede im Garten über die Trauergäste hinweg.

Später trafen Snowcat und Harlequin sich in einer dunkeln Ecke im Garten, küssten sich und scherzten darüber, wie furchtbar Aina die Veranstaltung wohl gefunden hätte. Das Lachen täuschte darüber hinweg, aber ein Blick in Harlequins Augen verriet ihr, wie sehr ihn Ainas Tod und das alles hier schmerzte und wie zerrissen er innerlich war. Snowcat versuchte ihm all ihre Stärke und Zuversicht zu geben, aber sie war sich nicht ganz sicher, ob das ausreichend war.

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Snowcat erwachte schweißgebadet in ihre Drakegestalt. Harlequin wartete bis sie sich zurück gewandelt hatte und zog sie dann zu sich in den Arm. Er sah sie fragend an.

„Kalte Wut in heißer Wüste. Überall Steine und fliehende Metamenschen. Ich möchte zerstören, aber ich werde kein unschuldiges Blut vergießen. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, denn es fühlt sich alles irgendwie fremdartig an.“

Harlequin strich sanft Snowcats Haar glatt. „Ah, fremdartig, darum hast du um dich geschlagen und dich gewandelt. Dein Körper wusste nicht ganz, was er mit dem Traum anfangen sollte.“

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+++UCN Eilmeldung +++ 30.07.73 +++ 10:05 ++++ Saeder Krupp HQ für den mittleren Osten in Dubai wurde samt aller Gebäude und Anlagen von Hestaby dem Erdboden gleichgemacht +++ Augenzeugen berichten sie wurde von mehreren Geistern begleitet +++ kein einziger Metamensch kam dabei zu Schaden +++ Hestaby ließ das Gebäude vorher unter dem Einsatz von Magie und Geisterkräften völlig räumen +++ bleiben sie auf unserem Mainfeed für weitere Informationen +++ UCN Eilmeldung +++ 30.07.73 +++ Saeder Krupp HQ für den mittleren Osten in Dubai wurde …

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Am Nachmittag des 3.Augustes fragte Harlequin Snowcat in einer Trainingspause, ob sie ihn zur Testamentsöffnung von Aina nach London begleiten würde. 

Testamentseröffnung? Ja natürlich. So etwas gab es selbstverständlich. Besonders bei öffentlichen Personen wir Aina Dupree. Snowcat hatte das nur nie auf dem Schirm gehabt, da kein Verstorbener, den sie gekannt hatte, jemals so etwas wie ein Testament gemacht hatte. Nicht, weil sie nichts zu vererben gehabt hätten, sondern weil sie keine SIN hatten und das alles schon ‚irgendwie geregelt‘ wurde.

Auch wenn der Anlass ein trauriger war, so freute Snowcat sich doch sehr darüber, dass Harlequin sie gefragt hatte.

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Thais unter so traurigen Umständen wieder zu sehen, versetzte Snowcats Herz einen weiteren Stich. Sie umarmte ihn gefühlvoll und er hielt sie eine ganze Zeit lang fest. Sicher, für einem Moment schenkte das Trost, aber eigentlich konnte sie nicht viel tun. 

Thais bestätigte Snowcat gegenüber, was auch Harlequin gesagt hatte, „Weisst du, sie mochte dich sehr. Ich glaube, ich habe sie schon lange nicht mehr von jemandem so begeistert sprechen hören.“

Snowcat lächelte traurig, „Ich mochte sie auch so sehr und es ist schade, dass ich sie nicht besser kennen lernen durfte, doch mein Verlust ist nichts im Vergleich zu dem, den du erlitten hast.“ 

Oder den Harlequin erlitten hatte, fügte sie im Stummen hinzu.

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Thais erbte den Großteil von Ainas Vermögen, das feinsäuberlich von einem Notar aufgelistet worden war. Eine ziemlich lange Liste. Es war unglaublich, was ein einzelner Metamensch besitzen konnte. Snowcat Liste wäre wohl nicht einmal einen messbaren Bruchteil so lang, wenn sie jeden Schuh aus den 72 Paaren, - Stiefel und Turnschuhe nicht inbegriffen- die sie mittlerweile besaß, einzeln aufgeschrieben hätte.

‹Und, was nützt es ihr jetzt, Elfenmädchen?›, fragte Katze barsch. 

‹Nun, das hängt davon ab, welchem Gedanken vom „Afterlife“, man glauben schenkt, Katze.›, erwiderte Snowcat bissig.

Katze wedelte zwei, drei mal mit dem Schwanz hin und her, ‹Hmm, da hast du natürlich recht, Elfenmädchen. Gut gekontert. Ich wusste doch, aus dir wird mal was.›

Harlequin erbte zu seiner völligen Überraschung Isle Of Arran, samt Titel und allem, was dazu gehörte.

❄❄

Der Entschluss gleich im Anschluss zum Isle Of Arran zu fahren, hatte mehr als nur Nahe gelegen. 

Als sie auf Zufahrt zu Brodick Castle hinauf fuhren, bemerkte Snowcat fröhlich, „Ich sehe gerade, was für eine gute Partie du geworden bist, My Knight.“

Harlequin lachte kurz, allerdings erreichte das Lachen nicht seine Augen.

Sie beugte sich zu ihm rüber und hauchte ihm ins Ohr, „Wenn meine Selbstbeherrschung sich nicht wieder verbessert, werden sich wahrscheinlich alle bald fragen, warum ich jedes Mal rot werde, wenn dich jemand mit ‚My Lord‘ anspricht.“

Das anzügliche Grinsen, welches nun auf Harlequins Gesicht erschien, war durch und durch echt.

Das Abendessen nahmen sie im Schloss ein. Vor dem Dessert trat Harlequin hinter Snowcat und legte ihr eine wunderschöne, antike Diamant-Halskette aus dem Viktorianischen Zeitalter um. Er küsste sie auf den Nacken und flüsterte, „Ich glaube, Aina hätte dir mehr vermacht als nur diesen Schmuck, wenn sie Zeit gehabt hätte, ihr Testament zu ändern. Aber das ist zumindest etwas.“

Snowcat schätze, dass das Band aus Diamantblumen und Kreisen über eine halbe Million NuYen wert war und zwar allein an Diamanten. Perlen und Gold, hinzu kam noch die Preissteigerung, weil es ein sich um ein historisches Stück handelte. Snowcat freute sich wahnsinnig darüber, doch gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass das gar nicht das einzige war, was Aina ihr vermacht hatte, „Ich werde es in Ehren tragen, wenn ich denn die Gelegenheit dazu habe und ich werde Aufsehen damit erregen.“, sagte sie verträumt und selbstbewusst, wie sie nun mal war, „Dennoch bin ich dankbar, dass Aina mir mehr gegeben hat. Da ist einmal das Wissen und die Metamagische Fähigkeit, die sie mir beigebracht hat, aber auch, dass ich jetzt zaubern und beschwören kann, sehe ich als Ainas Vermächtnis an.“

Harlequin lächelte breit. Ihm gefiel der Gedanke, dass Snowcat es so sah. Dann wurde er ernst und dozierte in einer perfekten Imitation von Ehran, „Nun Snowcat, du irrst, wenn du glaubst das Beschwören oder gar Zaubern bereits zu können, nur, weil du einen Geist beschworen und einen Zauber gesprochen hast. Ein langer Weg liegt vor dir und du wirst ihn nur mit Fleiß und Disziplin meistern können.“

Snowcat lachte herzlich und widmete sich dann lieber schnell ihrem Nachtisch, der soeben gebracht worden war.

❄❄

Von Harlequin lernen konnte Snowcat auf der Isle Of Arran ebenso gut, wie am Lake Louise, was auch Harlequin einleuchtete, nachdem Snowcat den Vorschlag gemacht hatte.

Also rief Snowcat kurzerhand bei Shark Finn an und teilte ihm mit, dass sie ihn am 1. September in Boston zum Semesterbeginn treffen würde.

«Gut Cousine. Ich fahr dann mit Blackstone und Bloody Guts zurück nach Seattle und besuche im Anschluss vielleicht noch Liam. Dann lern mal schön.»

Genau das hatte Snowcat auch vor.

❄❄

Es stellte sich heraus, dass sie einige ihrer Adeptenfähigkeiten aus irgendeinem Grund vergessen, dafür aber tatsächlich die Möglichkeit zu zaubern und beschwören erlangt hatte. Es war berauschend, das zu lernen. Neben dem Zugewinn an Fähigkeiten würde es wohl die schwierigste Herausforderung für Snowcat darstellen, damit klar zu kommen, dass sie ihre Gefühle viel schwerer verbergen konnte, als vor dem Event im Bunker. 

Hinzu kam, dass sie zu allen Anwesenden an jeden Abend eine undefinierte Verbindung aufgebaut hatte, die weiterhin bestand. Die verschiedenen, teilweise sehr fremden Empfindungen waren schwer zu verarbeiten, denn die intensiven Ereignisse aus den Träumen blieben über das Erwachen hinaus präsent.

Doch alles in allem war dies Nichts, dem sie sich nicht stellen konnte.

Besonders an der Seite von Harlequin.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*