Termin 18/10 am 17.09.10 Run 25/4

Ein kurzfristig angesetzter Zusatztermin zur Informationsbeschaffung, der überraschend gut "besucht" war. Nur der Spieler von Blackstone und Face war nicht anwesend. Das Geschehene ist wie immer aus Snowcats Sicht beschrieben und fügt sich nahtlos an den letzten Spieltermin an. 

Kwalm hatte sich ein wenig geziert und ihr etwas von "hermetischer Sicht" erzählt, aber dann hatte er sich doch bereit erklärt, ihr Unterricht im arkanen Wissen zu erteilen. Snowcat war sich ziemlich sicher, dass er die Magie aus sämtlichen Richtungen beleuchten konnte. Sein Wissen in diesem Bereich war schier unerschöpflich, dabei sah er überhaupt nicht aus wie ein Wissenschaftler, schon gar nicht wie ein magischer. Er sah eher aus wie ein Soldat. Magisch aktiv war er ja auch nicht, was sein Fachgebiet noch ungewöhnlicher machte. 

Doc half Snowcat immer wieder bei der Weiterentwicklung ihrer sprachlichen Fähigkeiten. Außerdem hatte er sich in den letzten Flugstunden oft mir unterhalten. Meistens hatte er sie zu den anderen Leuten im Zeppelin befragt. Er hatte versucht herauszufinden, was sie von ihnen hielt. Zu diesen Gesprächen hatte er ihre beiden Sitze dicht zusammengeschoben, so dicht, wie es die Schienen zuließen. Doc hatte leise und einfühlsam gesprochen und Snowcat hatte sich ihm noch weiter zunähern müssen, um ihn völlig zu verstehen. «Hey, fragst Du mich aus?», hatte sie irgendwann wissen wollen. 

Er hatte darauf geheimnisvoll gelächelt, sich so dicht zu ihr rüber gebeugt, dass ihre Haare sich bereits berührten und geflüstert: «Selbstverständlich tue ich das. Ich möchte doch so viel wie möglich über dich erfahren und Du kannst durch meine geschickten Fragen etwas über die anderen lernen.» Dann hatte er ihr lange in die Augen gesehen und Snowcat war ein kleiner Schauer über den Rücken gelaufen und in ihrem Unterleib hatte es gekitzelt. Ein einzelner gekonnter Blick konnte so einiges ausdrücken. Ja, bei Doc musste sie sehr, sehr vorsichtig sein. Sie konnte viel von ihm lernen, aber er lernte dabei wahrscheinlich noch mehr über sie. 


Niemand im Team hatte passende Kontakte in Europort oder Amsterdam aufweisen können. Blackstone kannte zwar noch einen Runner in einer Stadt namens München, aber es war relativ unwahrscheinlich, dass der ihnen innerhalb der nächsten Stunden einen Landeplatz in Amsterdam vermitteln konnte. Doc hatte gesagt, dass er eventuelle jemanden kennen könnte; - Eine sehr wage Aussage. Also würde sie selbst wohl mal telefonieren müssen, natürlich erst, wenn es zeitlich passte.

Um 22.00 Uhr Seattle Zeit zog Snowcat sich auf ihre Hängematte zurück und schob Softpaw ein wenig beiseite. Die Katze kuschelte sich sofort an sie und begann zu schnurren. Snowcat schaltete ihr Commlink ein, zoomte mit der Kamera auf ihr Gesicht, atmetet tief ein und gab dann Velvet Touch das Zeichen, die sichere Verbindung aufzubauen. 

Ihre kleine lederbeflügelte Katze musste nur zwei mal mauzen und an der Scheibe kratzen, als Ghostfinger auch schon abnahm. Während hinter ihm offenbar die Tür zu seinem Zimmer im HQ zufiel, sagte er auf Sperethiel: «Hallo schönste der "Alten", wie ist Dein Befinden?» Dumpf dröhnte laute Musik durch die geschlossene Tür.

Snowcat lächelte in die Kamera, auch sie sprach elfisch: «Danke, mir geht es gut. Und ich hab auch nur ein rein geschäftliches ...»

Ghostfinger unterbrach sie: «Halte kurz inne, bitte! Ich wollte nur wissen wie es Dir geht. Ich habe nämlich Anweisung Deine Anrufe umgehend weiter zu leiten. Gehab Dich wohl.», er lächelte ihr noch kurz zu und dann verschwand sein Bild samt seinem Zimmer und wurde von einen giftgrünen, tropfendem Ancients A welches über der Skyline von Seattle thronte, ersetzt. Allerdings nur für wenige Sekunden, denn dann tauchte das Konterfei von Green Lucifer auf, der in seinem Büro hinter seinem Schreibtisch saß. 

Snowcat schluckte kurz, sie war ohne Umschweife sofort zum Captain von Seattle umgeleitet worden, zu dem Mann, der vor ein paar Monaten außerdem zum Colonel der West Küste aufgestiegen war und nun beide Titel trug. Der attraktive Elf lächelte leicht: «Guten Abend Snowcat, was gibt es?» sein Sperethiel kam ihm stets flüssig über die Lippen und er verfügte dabei über seine ganz eigene Sprachmelodie.

Snowcat unterdrückte den Impuls unsicher herum zu zappeln und sagte in einer möglichst tiefen, leisen Tonlage: «Guten Abend. Ich freue mich Dich zu sehen! - Ihhmm,-  ich brauche einen geschäftlichen Kontakt in Amsterdam, der in der Lage ist, mir dort einiges Equipment und ein Safehouse zu besorgen. Und ich wollte fragen, ob wir da jemanden kennen, der mir weiterhelfen kann?»

Während ihrer Worte hatte Green Lucifer sich in seinem riesigen Schreibtisch-Sessel zurück gelehnt, die Arme aufgestützt und die Fingerspitzen an einander gelegt. Im Hintergrund war das Bild einer Strassenschlacht zwischen den Ancients und den Spikes zu sehen, ein Bild, das Snowcat einst selbst auf eine Leinwand gesprayed hatte. Das Lächeln des Elfen war verschwunden und er hatte andeutungsweise eine Augenbraue gehoben: «Ich wusste gar nicht, dass Du in Amsterdam bist!», sagte er ruhig. 

Spontan änderte Snowcat ihre Taktik und sprach nun mit ihrer "unschuldiges Mädchen"-Stimme: «Um ehrlich zu sein, bis vor kurzem wusste ich selber nicht, dass ich da sein würde und genau genommen bin ich ja auch noch nicht da. Also, haben wir da einen Kontakt?»

Ohne zu antworten beamte Green Lucifer ihr eine Com-ID rüber, dann lehnte er sich vor und kam ganz dicht an die Kamera heran. Er fokussierte Snowcat kurz unter ihrem Kinn und sah sie dann wieder direkt an. Snowcat konnte seine tiefgrünen Augen funkeln sehen, als er sagte: «Snowcat, melde Dich zwischendurch öfter mal und sag mir, wie es Dir geht und wo Du bist! Gute Nacht.», er lächelte irgendwie anzüglich und legte dann auf. 

Snowcat schüttelte den Kopf, sie brauchte endlich wieder einen Partner, mit dem sie regelmäßig und oft Sex haben konnte, denn das Blicke sie so nervös machen konnten musste endlich aufhören. Sie suchte mit den Augen nach Blood, er saß gerade rauchend und Musik hörend in einem der vorderen Sessel und blickte aus dem Fenster. Dann sah Snowcat zu Doc, der sie anscheinend gerade beobachtet hatte, er hielt ihren Blick kurz fest, zwinkerte ihr zu, trank einen Schluck Whisky und studierte dann offensichtlich irgendwelche Informationen. 

Snowcat zuckte mit den Schultern, ein verschwiegenes Plätzchen gab es hier an Bord des Zeppelins sowieso nicht. Aber sie wahr jetzt im Besitz eine Telefonnummer, die ihr weiterhelfen konnte; -  

Die ihnen allen weiter helfen würde. 


Um 18.00 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit wählte Snowcat die Nummer, die sie von Green Lucifer bekommen hatte. Das Bild ihrer Kamera war an. Nach dem vierten Ruf nahm jemand das Gespräch entgegen. Snowcat zeigte sich ebenfalls ein Bild eine schwarzhaarigen Elfe, die eine venezianische Maske trug. Nachdem sie sich darauf geeinigt hatten, Sperethiel zu sprechen, erklärte Snowcat der Elfe, die sich nicht vorstellte, dass sie einen sicheren Landeplatz und ein Safehouse brauchten.

Snowcat sollte sich in zwei Stunden noch einmal melden.

Das Team vertrieb sich die Wartezeit mit einer weiteren Partie Poker. 

Pünktlich rief Snowcat an und erhielt die Koordinaten für eine Terpen in den Wastelands vor Amsterdam und eine sichere Route dorthin. Der Zeppelin würde ungefähr zwei Stunden für die Strecke brauchen. Alle begangen damit zu packen und die beiden Wagen mit Equipment zu beladen.

Die Route, die sie bekommen hatten, entpuppte sich als wirklich sicher. Nach Ablauf der zwei Stunden tauchten bei den Koordinaten die Lichter eines kleinen Dorfes auf. Bald darauf erleuchteten Positionslichter den Boden der Insel. Steel landete den Zeppelin und sofort kamen einige Leute herbei, um das Luftschiff zu vertäuen. Ein Blick aus der Kanzel zeigte, dass sie außerdem von sechs Elfen, zwei Frauen und vier Männern, in stylischer Lederbekleidung erwartet wurden. Die Elfen hatten sich in extrem günstiger Position aufgestellt, die ihnen optische und taktische Vorteile brachten. Drei der vier Männer trugen Maschinenpistolen vor der Brust, der vierte, ein Elf mit blonden Locken, war unbewaffnet.

Snowcat, Doc, Kwalm, und Blood stiegen zunächst als einzige aus. Blaze hatte zurückgezogen, nachdem Snowcat beim Anblick der wartenden Elfen ihren Catsuit so weit geöffnet hatte, dass ihr BH zu sehen war und zusätzlich den Kragen ihres Mantels hochgestellt hatte, danach hatte er abgewunken und etwas von: "Das ist doch nix für mich!", gemurmelt. 

Snowcat wurde von der Elfe mit der Maske freundlich auf Sperethiel begrüßt. Sie stellte sich als Masque vor. "Shit", dachte Snowcat, irgendwie hatte sie dies beim ersten Telefonat schon befürchtet, soeben hatte sie den Colonel der Ancients von West-Europa höchstpersönlich kennengelernt und sie war extra hergekommen, um sie zu begrüßen. Snowcat war sofort klar, dass das nur zwei Ursachen haben konnte. Entweder hatte Green Lucifer Masque selber vorgewarnt und nun war sie neugierig, für wen er anrufen würde, oder aber Masque versprach sich etwas von dem Team.

Snowcat stellte sich zu den Ancients, sie sprach weiter Sperethiel, obwohl sie wusste, dass das nicht alle aus dem Team konnten. Sie wollte, dass Masque mit ihr sprach, mit ihr verhandelte, denn sie wusste was es bedeutete, wenn man als Außenstehender den Ancients etwas schuldete.

Average und Steel fuhren die beiden Wagen von Bord und bis auf Snowcat stiegen alle ein. Snowcat lief neben Masque her, bis zu deren Bikes und stieg erst dann zu ihren Leuten. Kwalm hatte inzwischen ein gutes Gefühl für Snowcats Gemütslage entwickelt. Er erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei. 

«Ja danke, aber ihr müsst vorsichtig sein, Masque ist bei den Ancients ziemlich weit oben angesiedelt.», ja verdammt weit oben, hier in Amsterdam gab es niemanden, der über ihr stand und in Lissabon, Paris und Madrid war das ebenso. « Lasst Euch auf nichts mit ihnen ein.»

«Ja, wir wissen schon!», bemerkte sich Steel darauf, «Nehmt nichts zu trinken und nichts zu essen an, auch keine Geschenke und kommt nicht vom Weg ab.»

Alle lachten. 

Die Ancients brachten sie zu einer Art motorisierten Barke, auf der die Autos, die Motorräder und all ihre Insassen Platz hatten. Dann schipperten sie ungefähr eine Stunde durch das Wattenmeer. Masque flirtete auf Teufel komm raus mit Blaze, er ging zwar darauf ein, aber er widerstand zum Schluss tapfer. Wieder an Land fuhren sie nur noch ein paar Minuten, dann waren sie am Safehouse, einer ausgebauten Scheune, angekommen.

Snowcat überreichte Masque eine Flasche Likör aus Tir Taingire als Geschenk. «Ja komm, lass uns was trinken.», sagte die maskierte Frau, deren Maske ihre Schönheit mehr betonte, als sie sie verbarg. Dann endlich kam sie zu dem Preis: «Es gibt da einen Gefallen, den ihr mir tun könntet.»

«Na, dass mach ich doch gern.», erwiderte Snowcat sofort.

Masque lächelte «Es gibt da etwas, was ihr mir besorgen könntet. Da ist ein Mann, sein Name ist Peter van der Graf, und ich brauche etwas von ihm.», fragend sah sie Snowcat an.

«Nun, das klingt nicht danach, als sollte das ein Problem für mich sein, es hängt natürlich davon ab, was gebraucht wird.»

Wieder lächelte Masque: «Ich brauche seinen Kopf, oder besser informationen daraus.»

«Also wird er lebend gebraucht!», geduldig lächelte Snowcat zurück, eine Extraktion also und da die Ancients es nicht selber machen wollten, würde es wohl kaum nur der Dealer um die Ecke sein. Natürlich würde Snowcat den Auftrag annehmen und natürlich hoffte sie, dass möglichst alle aus dem Team mitziehen würden, denn dann würde es wirklich keine Rolle spielen, wer geholt werden musste, aber verlangen würde sie das von niemandem. «Weißt Du noch mehr von ihm, außer seinen Namen?»

Unaufhörlich lächelte Masque weiter und betrachte Snowcat aufmerksam: «Das heißt also, ihr könnt das für mich tun?»

Snowcat nickte: «Klar kann ich. Je mehr ich weiß, desto schneller geht es. Gibt es ein Zeitlimit?»

Masque schüttelte den Kopf: «Nein ein Zeitlimit gibt es nicht.»

«Gut, kann ich dann die Daten haben, bitte!»

Masque gab dem blond-gelocktem Elfen, von dem Blaze gesagt hatte, dass er magisch aktiv sei, ein Zeichen. Worauf er gestikulierte und so ein dreidimensionales Bild eines Mannes erschuf.

Masque erklärte: «So sieht Peter van der Graf aus. Er ist der hiesige Hacker der Vory und er ist im Besitz sämtlicher relevanter Codes und Schmuggelrouten. Wir wissen außerdem, dass er im Hotel Romanov wohnt und gerne das Alexandria, einen Nachtclub in Amsterdam, aufsucht.»

«Gut, das sollte reichen, um ihn zu finden.», Snowcat trank einen Schluck des herb-süßlichen Likörs. Sie mochte den Geschmack. Dann versprach sie, sich bei Masque zu melden, wenn sie das Gewünschte besorgt hatte. Die Ancients zogen ab und Snowcat atmete innerlich auf. Natürlich zeigte sie das nicht, aber sie war froh, das Blaze nicht auf die Anmache von Masque eingegangen war, oder sollte sie besser "reingefallen war" sagen? Nicht dass sie dem Feuermagier den Spaß nicht gegönnt hätte, aber sie war sich nicht sicher, welche Absichten der Leader der Ancients verfolgt hatte. Eigentlich ging Snowcat nicht davon aus, dass ein Colonel gelegentlich mal einen Menschen vernaschte, wissen konnte sie das jedoch nicht. 

Noch bevor Snowcat mit ihren Mutmaßungen fertig war, meldete Blaze sich zu Wort: «Also machen wir das jetzt? Holen wir jetzt diesen Typen, oder haben wir noch ne Wahl?»

Snowcat lächelte sanft: «Ich habe jetzt zugesagt, dass ich den lebenden Kopf von Peter besorge. Du hast aber noch die Wahl mitzumachen oder nicht.»

Blaze war wütend, nein, aufgebracht war wohl das bessere Wort, wirklich wütend wollte Snowcat ihn lieber nicht erleben: «Ach lass doch den Scheiß, ich hätte gern ne Wahl gehabt, hab ich aber nu nicht. Wenn Du angenommen hast, dann machen wir das jetzt.»

«Jo, », erklärte Average, «so seh' ich as auch. Ist nur die Frage, ob wir das jetzt gleich machen, oder später, wenn wir die andere Sache durchgezogen haben?»

Docs Stimme erklang und irgendwie sah er aus, als würde ihm das alles Freude bereiten: «Nun, ich denke, wir sollten das so bald wie möglich hinter uns bringen und noch bevor wir uns überhaupt um Friday und das Gefängnis kümmern. Nur für den Fall, dass wir mal irgendwann schnell wegmüssen. »

Also machten sie sich umgehend an die Arbeit. Infos aus der Matrix wurden besorgt. Es kam heraus, dass Peter van der Graf, ein Holländer, sich hochgearbeitet hatte, wegen des Luxus bei der russischen Mafia war und wegen seiner guten Fähigkeiten inzwischen zum Lieblingskind des hiesigen Tsaren avanciert war. Um ihn zu schützen und ihn zu überwachen wurde er ständig von sechs Bodyguards, alle ehemalige Mitglieder einer Spezialeinheit der Moskauer Polizei, begleitet. Peter van der Graf wusste zu leben, aber er wusste auch, wie weit er gehen durfte, um seinen Status nicht zu gefährden.

Das Team diskutierte kurz und beschloss dann, dass ein Nachtclub in den unsicheren Gegenden von Amsterdam ein guter Ort wäre, um zuzuschlagen. Sie fuhren also sogleich zum Alexandria; und sollte ihnen das Glück hold sein und Peter heute Nacht vor Ort, dann würden sie augenblicklich zuschlagen. 

Das Alexandria war eines von zahlreichen Häusern, die Haus an Haus entlang einer Einbahnstrasse aufgereiht waren. Mit seiner prunkvollen gold-roten Fassade unterschied es sich jedoch deutlich von all den anderen Gebäuden, jedenfalls auf AR. Die obere Etage des zweistöckigen Alexandrias lockte mit verführerischen Kaffee-Angeboten, Snowcat hatte zwar keine Ahnung wie arabischer Mokka schmeckte, aber der Duft, der aus dem Gebäude kam und sich sogar gegen den Gestank der Gracht entlang der schmalen Strasse durchsetzte, machte Appetit. Violette und dunkelrote Lichter zeugten außerdem von einem feudalen Nachtclub in der unteren Ebene des Hauses. Am außergewöhnlichsten fand Snowcat jedoch, dass es keinen großen Parkplatz gab. Anscheinend parkte man hier einfach auf der Strasse oder auf dem nicht wirklich vorhandenen Bürgersteig und nahm so längere Fusswege in Kauf. Warum das so war, wurde Snowcat schnell klar, für einen Parkplatz war wegen der vielen kleinen Grachten einfach kein Platz.

Das Team passte seinen Hinterhalt den örtlichen Gegebenheiten an und teilte sich wie folgt auf: Blackstone und Kwalm warteten an einem Hauseingang 100 m vom Alexandria in Fahrtrichtung entfernt, Blood und Mia 100m auf der selben Seite entgegen der Fahrtrichtung. Steel parkte im Hotspur ein wenig weiter weg, auch auf der selben Seite der Gracht. Blaze bezog Position auf einem Haus auf der anderen Seite der Gracht, so dass er den Eingang des Alexandria gut im Blick hatte. Average fuhr den Humvee und hielt schräg gegenüber zum Nachtclub, ebenfalls auf der anderen Seite der Gracht, nahe einer kleinen Brücke. Bei ihm waren Velvet Touch, die den Überwachungsballon über dem Alexandria aufsteigen lies, Snowcat, Doc und ein enttäuschter Face, da er nicht mit zu Blaze aufs Dach gedurft hatte.

Um 2.13 Uhr mitteleuropäischer Winterzeit verließen zwei breitgebaute Männer in Anzügen das Alexandria, deren Auftreten und Aussehen auf die Beschreibung der Moskauer Bodyguards passte. Kwalm gab das "Achtung-Signal". 

Die beiden Männer blickten sich um und kamen dann links die Strasse herunter gelaufen und hielten so auf die Position von Blood und Mia zu. Blood verbarg Mias Gewehr zwar unter seinem Mantel, dennoch konnte ein aufmerksamer Beobachter etwas entdecken. Vorsichtshaber packten die beiden deshalb die klassische "schmusendes Paar"-Tarnung aus. 

Snowcat konnte auf den Bildern, die die Drohne sendete sehen, wie Bloods Haare Mias Gesicht streiften. Snowcat grinste, Mia hatte offenbar die zweitbeste Position der heutigen Nacht inne, nur hier im Wagen war es noch gemütlicher. Es sei denn natürlich, die Situation war Mia unangenehm, doch das war etwas, wonach Snowcat Mia später einmal fragen könnte. 

Die Bodyguards fielen jedenfalls auf die Tarnung herein und gingen weiter, um ihren Wagen zu holen. Nicht einmal 3 Minuten später fuhren sie vor dem Alexandria vor. Just in diesem Moment öffnete sich die Tür des Nachtclubs. Zwei weitere der Bodyguards kamen heraus, sahen sich um und hinter ihnen ging Peter van der Graf, der leicht torkelte und in jedem Arm ein hübsches Mädchen hielt. Die beiden noch fehlenden Bodyguards standen dahinter.

Kwalm gab das GO. 

Alle des Außenteams zogen sich Skimasken über, dann warf Blackstone eine Betäubungsgranate in die Gruppe um Peter.

Die Bodyguards waren schnell, doch das Team war schneller. Im Bruchteil einer Sekunde fielen die vorderen beiden Männer zu Boden. 

Während die beiden hinteren Männer auf der Strasse ebenfalls getroffen wurden, schnappte Blaze mit seiner Magie nach Peter und levitierte ihn zunächst langsam in die Höhe.

Die Beifahrertür des Wagens wurde aufgerissen und der Mann dort eröffnete das Feuer auf Blood und Mia, die dem Kugelhagel jedoch geschickt auswichen.

Peter ruckte kurz und gewann dann schneller an Höhe, erst jetzt begannen die Mädels zu schreien, so schnell war alles gegangen. 

Auch der Fahrer riss seine Tür auf, zog eine Pistole und wollte auf Peter schießen, doch Kwalm setzte einen gezielten Feuerstoß in dessen Hand und die Waffe schlitterte über den Boden.

Während Mia den Beifahrer ausschaltete, hechtete Blood über die Strasse und erwischte durch eine kleine Lücke den Fahrer, der gab blutend Gas und brauste davon.

Blaze levitierte Peter in den Humvee, wo er von Doc und Snowcat in Empfang genommen wurde. Er wurde ruhig gestellt, gefesselt, mit einer Magiermaske geknebelt und danach nach Signalen gescannt. Da er sauber war, war zum Glück auch keine kleine Operation nötig. Snowcat wusste, wie schwer es war diese miesen kleinen Sicherheitstacs zu entfernen.

Steel sammelte Blood, Mia, Kwalm und Blackstone ein. Blaze levitierte zum Humvee und sie fuhren gemeinsam zum Safehouse zurück. 

Noch von unterwegs aus telefonierte Snowcat mit Masque, danach lächelte sie, denn der Colonel von West Europa war von der Leistung mehr als nur beeindruckt. 

Nachdem sie Peter übergeben hatten, war es endlich an der Zeit zu schlafen. Sie teilten Wachschichten ein und begaben sich auf den Feldbetten zur Ruhe.

In einigen Stunden würden sie sich auf die Suche nach dem Gefängnis machen. Snowcat hatte vorsichtshalber noch darum gebeten das Safehouse nach Wanzen abzusuchen, man konnte ja nie wissen, zum Glück hatten sie keine gefunden.


Die Schränke der kleinen Autoküche beinhalteten ein wirklich annehmbares Frühstück, außerdem war nicht eine Portion Käsenudeln darunter gewesen, es waren doch die kleinen Dinge im Leben, die einem Freude bereiten konnten, dachte Snowcat. 

Das Sicherheitsgefängnis lag, wie sich herausstellte, etwas südöstlich von Europort. Es hatte 3 Etagen und war von einer doppelten Mauer umgeben. Steel, Average und Blaze zogen los, um sich selbst ein Bild vom Gelände zu machen. Sehr nah ran konnten sie dabei nicht, denn über 1 km flaches Land, dass nicht die kleinste Deckung bot, umgab das Gefängnis. Dennoch kamen sie ein paar Stunden später nicht erkenntnislos zurück, denn Blaze konnte von einem Wachgeist und Watchern berichten. Außerdem hatten sie Sensoren entdeckt, die auf eine Radarüberwachung des Geländes schließen ließ.

Velvet Touch wusste nach einer Matrixsuche folgendes zu berichten: «Die Anlage bietet Platz für 80 Insassen und hat 9 Einzelzellen. Es sind 20 Guards, ein Combat Mage und ein 10-köpfiges Sondereinsatzteam ständig vor Ort. Auf den Mauer sind 8 "Saab-Thyssen Vollautomatisches Abwehrsystem Mk.2"-Drohnen auf den Mauern installiert. Diese Drohnen sind auf Schienen montiert und können sich somit auf den Mauern bewegen. Der Feuerbereich deckt das Gelände innerhalb und außerhalb der Mauern ab. In der Matrix der Anlage sind immer ein Matrix Support Specialist und ein professioneller Spider anwesend. Es gibt eine Krankenstation mit einem Valkyrie-Modul. Somit ist kein Arzt oder Sanitäter vor Ort sondern wird im Bedarfsfall via Matrix zugeschaltet.»

Doc hatte sich während des Tages durch Fussarbeit, bei der ihn Face, Snowcat und Blood begleitet hatten, und Matrixrecherche auf die Suche nach jemandem mit Insider-Wissen über das Gefängnis gemacht. Am Ende des Tages hatte er eine Comlink-Nummer eines ehemaligen Insassen und einen Namen dazu: Haché.

Sie verabredeten sich in einer Bar, zum wilden Eber, um 21.00 Uhr.

Velvet Touch, Mia, Kwalm, Doc, Blood und Snowcat fuhren zu dieser Verabredung. Die anderen wollten sich wenn möglich ein verlassenes Gehöft ansehen, dass man am Ende der flachen Zone um das Gefängnis entdeckt hatte. Eine Comm-Verbindung hielten sie die ganze Zeit offen, damit alle mitbekommen konnten, was geschah.

Eine unangenehme Mischung aus Bier, starkem Schnaps, altem Fett, Rauch, leichten Drogen und Schweiß empfing Snowcats Nase, als Doc ihr die Tür zum wilden Eber öffnete. Wenn der Boden der Bar in den letzten Wochen gesäubert worden war, dann war er maximal gefegt worden. 

An einem der größeren Tische saß ein einzelner Oger, so nannte man die kleinere Meta-Variante der Orks. Diese Oger war breit gebaut, schätzungsweise etwas über 1,70m groß, seine Haut war von leicht oliv-grüner Farbe, sein Haar war dunkel, genau wie seine Augen, die mit ihrem warmen braun dem sehr breiten Kinn ein wenig an Härte nahmen. Der Oger verschlang gerade eine riesige Portion eines undefinierbaren Essens, wobei er sabberte und gelegentlich Soße verspritzte. Ein astraler Blick zeigte Snowcat einen mundäne, unverdrahtete Aura. Sie konnte das nicht einfach glauben und konzentrierte sich erneut. Zu ihrer Überraschung gelang es ihr, Hachés Maskierung zu brechen. Er war Adept, na das war doch wenigstens etwas, dachte sie und gab die Information weiter. 

Snowcat schüttelte den Schauder ab und nahm sich vor, sich nicht zu nah an den Mann zu setzten. «Führst Du die Verhandlung?», fragte sie Kwalm hoffnungsvoll.

Kwalm schüttelte den Kopf: «Nein Du. Schließlich ist er ein Mann!»

Snowcat versuchte es mit: «Hey aber, welche Sprache spricht er? Französisch? Aber ich spreche gar kein Französisch! Jedenfalls nur schlecht.» Natürlich eine offensichtliche Ausrede und natürlich hatte sie eigentlich auch kein Problem damit, mit dem Oger zu sprechen, aber es schadete ja nicht, dem Klischee zu entsprechen und wenigstens so zu tun, als ob sie sich ekelte und vielleicht half es ja?

Doc lächelte, rückte ihr den von Haché am weitesten entferntesten Stuhl zurecht und forderte sie dann mit Blicken auf, das Interview zu beginnen.

Na gut.

Nachdem der Oger fertig geschlungen und sie ihm einen Schnaps ausgegeben hatten, war er bereit zu reden. Allerdings wollte er das lieber draußen tun weil: «Hier hab'n die Wän'de Ohren, weisste?» 

Auf der Strasse bei einem Spaziergang begann ein informatives Gespräch, zu dessen Ende sie alle ihre bisherigen Informationen bestätigt sahen. Außerdem wusste Haché noch etwas Neues, auch Friday durfte gelegentlich und unregelmäßig im Innenhof frische Luft schnappen und sie war in S9, in einer der Einzelzellen untergebracht. 

Snowcat bedankte sich artig für die Information bei Haché und gab ihm einen Kredstick mit 2500¥.  

«Wenn wir noch mehr Infos brauchen oder gerne versuchen möchten einen Besuchstermin über Dich im Gefängnis zu machen um uns so dort mal umzusehen, oder irgendwas in der Art, können wir uns dann noch mal bei Dir melden?», wollte Snowcat nach Absprache mit dem Team noch wissen. 

«Klar, könntah machen, aber für die Infos will'ich dann keine Kohle. Ihr braucht michja und ich will dann, dass ihr mich ausnm Port mit rausnehmt, klar? Genau müssen wir das dann noch ausmachen.»

Natürlich konnten sie das, dachte Snowcat. Und so unangenehm stereotyp wie sie den Oger auch immer fand, und sie fand ihn wirklich höchst unangenehm, er war Adept und hatte bestimmt einiges hilfreiches drauf.


UC-UNKNOWN CONSEQUENCES-das TOP-Runnerteam aus Seattle.


Ob und wie das Team die Informationen von Friday bekommt und was der Oger wirklich so alles kann, wird demnächst hier zu lesen sein. Weiter geht es erstmal per Mail und der nächste Spieltermin ist dann voraussichtlich der 8.10.10

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*