Termin 21/10 am 05.11.10 Run 25/7

Diesmal ohne den Spieler von Average. Die Ereignisse schließen sich nahtlos an denen des vorigen Termins an. Ich muss es eigentlich nicht mehr erwähnen, aber sie sind wie immer aus Snowcats Sicht beschrieben.

Sie hatten sich der ehemaligen Militäranlage am Fjord erneut genähert, diesmal bis auf 5 Kilometer. Sie stiegen aus, um sich umzusehen. Snowcat spürte ein merkwürdiges, höchst unangenehmes Ziehen im Bauch, nein, eigentlich zog es seltsam im gesamten Körper. Blaze, Mystère und Face schienen es auch zu spüren. 

Blaze kniff angestrengt die Augen zusammen und sagte dann: «Oh nee, hier können wir nicht bleiben, ist voll Scheiße hier. Mega dunkel, was die Magie angeht.»

Offensichtlich waren sie an einer Stelle mit sehr hoher, negativer magischer Hintergrundstrahlung gelandet. Snowcat sandte ihr Empfinden für den magischen Fluss über die Umgebung, und stellte erleichtert fest, dass es nicht überall so schlimm war. Es gab auch völlig normale Gebiete, was das anging. Sie beschlossen sich dem Gelände von Osten her zu nähern. Gerade als sie wieder in die Wagen steigen wollten, sagte Kwalm: «Halt, ich hab eine Refektion und metamenschliche Bewegung auf 11 Uhr entdeckt!» 

Alle verharrten und jeder nahm wahr, doch was auch immer eben auf den Klippen, unter denen die Torbögen lagen, gewesen war, jetzt war es nicht mehr zu entdecken. Weder mit Astralsicht, noch über Mia's Zielfernrohr oder über die Kamera im Überwachungsballon. 

Sie umfuhren das Gelände und suchten sich eine Senke, um im einem Kilometer Entfernung die beiden Autos abzustellen. Velvet Touch und Face sollten bei den Wagen bleiben, denn beide besaßen als einzige keine versiegelte leichte-Militärpanzerung. Die anderen 10 Teammitglieder rüsteten sich.

Eine asphaltierte Strasse führte auf die alte Basis zu. Die Luftaufnahmen der Überwachungsdrohne zeigten, dass die inzwischen teilweise verwitterte Strasse  beim Gelände zu einer Schranke führte und sich dahinter verzweigte. Ein Ableger verlief bis zu einem gewaltigen halbrunden Torbogen, der in das Innere eines kleinen Bergs führte. Das musste der Landzugang zu Sessrumnir sein, die  drei Torbögen des Wassereingangs lagen deutlich tiefer, irgendwo dazwischen befand sie die Backup-Basis von Winternight. 

Eine dünne Schicht aus feinem Schnee und Eis zog sich über die gesamte Landzunge. Windböen stoben den Puderzucker-Schnee immer wieder auf. Eventuelle Spuren würde man wohl nur schwer entdecken können. Snowcat vergewisserte sich, dass sie neben dem Medkit, den Waffen und der Munition auch eine kleine Feldflasche mit sauberem Wasser und einige Energieriegel dabei hatte. Man konnte ja nie wissen. Während sie die Peitsche an ihrem Mulitoolgrürtel festmachte, blickte sie erneut nach oben. Von Raben gab es hier weit und breit keine Spur. Sie verabschiedete sich von Softpaw und übergab sie der Obhut von Face, oder war es vielleicht anders herum? Die Katze konnte auch gut auf sich selbst aufpassen. 

Da sie durch Geister verschleiert vorgehen wollten, mussten sie sich in zwei Teams einteilen. Kwalm übernahm die Führung seiner Gruppe, zu der Steel, Mystère, Blood und Average gehörten. Snowcat selbst ging mit Mia, Blaze, Blackstone und Doc. Snowcat hielt die Zusammenstellung von Mia und Blaze in einem Team, als ein wenig zu explosiv, zumal Mia einfach nicht damit aufhören wollte, Blaze immer mal wieder einzuheizen, aber da Blackstone ihr Combatleader war, würde es wohl gehen. 

Kwalms Team lief links der Strasse etwas voraus und wurde unsichtbar. Der Geist, den Blaze gerufen hatte, manifestierte sich neben seinem Herrn und mit dessen Befehl würde auch ihr Team unsichtbar werden. Nur die blinkenden Punkte über AR erzählten noch, wo die anderen sich befanden. 

Velvets Stimme erklang über den Teamkanal: «Okey, ich seh keinen mehr von Euch. Ich hab in zwischen die Umgebung nach Signalen abgesucht und 6 Stück entdeckt. 4 bewegen sich zwischen den 7 Gebäuden umher, sind wohl Drohnen, zwei bleiben an einem Ort, sind wohl Radarstationen, wenn ich es den Bildern von oben richtig zuordne. Soll ich versuchen eine der Drohnen zu kapern?»

Kwalm antwortete: «Copy, aber sei vorsichtig!»

Nur ein paar Sekunden später erklang Velvets Stimme erneut: «Die erste Drohne war ein Scout, hab mir einen Hintereingang gelegt und mir eine andere geschnappt, jetzt hab ich eine Guardian mit einem LMG. Die Drohne hat seit ihrem letzten Wartungszyklus - der gestern war- nichts Ungewöhnliches registriert. Also sie hat deine Sichtung nicht bemerkt Kwalm. Vielleicht war es gar kein Metamensch?»

«Ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein Metamensch gewesen ist, lasst uns einfach wachsam sein!» meinte Kwalm ruhig.

Snowcat nahm diese Bitte durchaus ernst, immer wieder sandte sie all ihre magischen Sinne aus, um die Umgebung zu überprüfen. Wachsamer konnte sie kaum sein. Mia entdeckte einige kleine Buckel auf dem Asphalt der Strasse, auch in ihrer anderen Gruppe war das aufgefallen. 

«Ich sehe mir das mal näher an.» Snowcat lief nicht in Gefahr, dass sie eine Falle auslöste, denn ihre "Katzengaben" negierten ihr Gewicht. Vorsichtig pustete sie den Schnee vom Buckel. Tatsächlich handelte es sich hier um Sprengfallen, zum Glück hatten sie sich entschieden, neben der Strasse zu laufen. 

Velvet war unterdes mit ihrer Eroberung zu der Stelle gefahren, an der Kwalm seine Bewegung gesehen hatte, und dort entdeckte sie tatsächlich zwei kleine Abdrücke im Schnee. Sie schickte das Bild ans Team weiter und Mia meinte sofort: «Ich würde sagen, das sind die Abdrücke eines Ellenbogens und eines Knies. Gute Position, um alles zu überblicken. Den Platz hätte ich auch als Sniper-Position genommen. »

Kwalm hatte also Recht gehabt, sie waren nicht allein hier. Fragte sich nur, ob das die wenigen Spuren des anderen Teams waren, oder ob es hier doch noch metamenschliche Wächter gab.

Inzwischen hatten die zehn Runner den Ost-Rand des Fjord erreicht und blickten darüber hinweg auf die alte Militäranlage. Auch die drei Torbögen hatten sie von ihrer Postion aus gut im Blick. Snowcat hätte sie sich allerdings deutlich größer und imposanter vorgestellt, mit ihren eigenen Augen betrachtet, waren das einfach drei Höhleneingänge, vor denen das Meer wild und dunkel tobte. Über die Klippen könnte man sich abseilen, um von dort aus in eine der Höhlen zu gelangen. 

Kwalm meldete sich: «Mia, wenn Du das Gelände überblicken solltest, wo würdest Du Stellung beziehen?», fragte er.

Mia nannte ihm ohne zu zögern zwei Orte. 

Auf den ersten davon hatte Snowcat einen guten Blick. Aber sie sah dort niemanden. Auch die anderen entdeckten nichts. Was man natürlich auch nicht würde, wären die Unbekannten ebenfalls gut getarnt oder verschleiert. Snowcat nahm ihre MP hoch, doch mit 300 Metern Entfernung lag das Ziel außerhalb ihrer Reichweite. Aber Blackstone hatte ein Sturmgewehr. 

«Blackstone, gibt doch mal einen Feuerstoß auf die Stelle ab.», forderte Snowcat den Zwerg auf.

«Was, wieso?» Blackstone war offensichtlich in Gedanken versunken gewesen, nun blickte er zögerlich zu Snowcat.

«Na weil wir dann wissen, ob da wer ist.»

Blackstone zögerte weiter: «Ich weiß nicht...»

Die Unruhe, die sich in Snowcat aufgebaut hatte, wollte an die Oberfläche brechen. Sie wusste nicht, ob die für sie ungewöhnliche Ungeduld der Tatsache geschuldet war, dass sie zuvor so lange in dem Humvee "eingesperrt" gewesen war. Vielleicht lag es auch daran, dass sie ein Bad ebenso vermisste, wie ein gutes Essen. Vielleicht war sie sogar wirklich hungrig, da sie in den letzten vier Tagen nicht besonders viel runter bekommen hatte. Nicht zu wissen, wann das nächste WC verfügbar war, war dafür ebenso verantwortlich gewesen, wie das Gefühl nicht zu wissen, wann es etwas "Vernünftiges" zu essen gab. Zu ihrem Schutz hatte ihr Magen sich verschlossen, das wusste Snowcat zumindest. Jedenfalls hatte sie es gerade gehörig satt, dass immer alles ausdiskutiert wurde, und jede Entscheidung auf die lange Bank geschoben wurde. Jetzt...

Ein automatischer Feuerstoß riss Snowcat aus ihren Gedanken. Offenbar hatte Velvet Touch die selbe Idee gehabt, wie sie und war mit der Drohne so gefahren, dass sie die Position unter Beschuss nehmen konnte, und hatte abgedrückt 

Überrascht fragte Kwalm: «Was ist los, wer schießt da?»

«Ich!», antwortete Velvet simpel.

Snowcat grinste in sich hinein, als sie Velvets Erklärung hörte, die Orkin hatte tatsächlich die selbe Idee gehabt. Einen Augenblick später wurde ihr jedoch klar, dass Velvet einer Anweisung von Steel gefolgt war. Snowcats Grinsen wurde breiter. 

Da kein Blut, aber dafür jede Menge Steine aufgespritzt waren, schien dort niemand gesessen zu haben, obwohl es natürlich sein konnte, dass auch vergossenes Blut mit verschleiert werden würde. Snowcat beschloss, bei Gelegenheit darauf zu achten. 

Velvet erhielt den Befehl auch den zweiten Ort, den Mia genannt hatte, zu befeuern. Auch wenn die unverschleierte Aktion laut war, so konnten es "die Anderen" ja vielleicht für eine Systemreaktion halten. 

Auch dort geschah nichts weiter. Die beiden Fünferteams setzten ihren Weg fort. Als sie über die Brücke über den Fjord liefen, wurde Snowcat leicht mulmig, denn sie mussten die Strasse betreten, aber sicher würde doch niemand eine Brücke verminen, oder? 

Unbehelligt erreichten sie das Ende der Brücke und ebenso unbehelligt kamen sie an das gewaltige Tor. Die Drohnen fuhren ihre Routen, ohne die Runner zu bemerken. Die Möglichkeit Sessrumnir von der Wasserseite aus zu betreten, hatten die Runner schnell verworfen, die meisten, vor allem aber Average, zogen einen trockenen Zugang vor.

Das große Betontor verfügte weder über eine Klinke, noch über ein Schloss. Allerdings befand sich links neben dem Torbogen ein Panel.

Average machte sich daran zu schaffen: «Ja, ja! Das kann ich schon!», sagte er zu Kwalm, «Aber du musst mich unbedingt dabei filmen. »

«Na klar. », antwortete Kwalm nur. 

Ach ja, sie hatten Average erlaubt sie zu filmen, solange ihre Gesichter nicht zu erkennen waren. Dabei ging es hier nicht nur um den Spaß für Average, sondern auch um die Erfüllung ihres Auftrages. Schließlich sollten sie ja dokumentieren, was sie fanden. 

Erneut schickte Snowcat ihre magischen Sinne aus und verkündete umgehend ihre Entdeckungen: «Hier draußen ist magisch alles sauber, aber drinnen, gleich hinter dem Tor, spüre ich Magie, die ziemlich genau den Torbogen nachbildet, vielleicht ein verankerter Zauber.»

«Gut,» erwiderte Kwalm, «Mystère, wenn Du noch mal guckst, bitte.»

Mystères unglaublich tiefe Stimme war unverwechselbar: «Hier ist es dunkel, ein halbrunder Gang, der den Durchmesser von fünf Metern beibehält, erstreckt sich tiefer in den Berg. Nordische Runen schmücken umrundend den Gang nach etwa einem Meter. Schienen führen an der Decke entlang.»

«Dann sollten wir also vorsichtig sein. Bist Du soweit, Average?» Seine Antwort erhielt Kwalm nicht, denn in diesem Augenblick erklang laut und deutlich die Stimme von Face, der aufgeregt klang, als er sagte: «Ja, ja, ich steig ja schon wieder ein, wer bist du denn und was willst Du? - Ja, ich steig ja schon ein. - Ja und ich bleib drin. - Ist ja schon gut!»

Snowcat hielt den Atem an. Velvet meldete sich: «Face hat zwei Runde Sprengsätze an die Türen gedrückt bekommen, und mir klebt auch was an den Scheiben, da ist eine schlanke Gestalt in Miltacpanzerung. Er winkt mir zu und verschmilzt mit der Umgebung. Ich hau den mal an: -Ej, was soll denn das? Nimm das wieder ab, sonst knall ich dich ab, hab dich nämlich gelocked. »

Schwach war die Stimme eines Mannes zu hören, der mit ungewöhnlichem Akzent antwortete: «Der Wagen kann nur nach vorne schießen. Bleib einfach ruhig sitzen, dann passiert Dir nichts. »

«Ich mein nicht mit dem Auto, ich mein, ich hab Dich mit 'ner Drohne gelockt.»

Snowcat konnte die Lüge praktisch fühlen, so unglaubwürdig hatte Velvet geklungen. Kwalm gab das Signal zur Rückkehr, alle setzten sich im Laufschritt in Bewegung. 

Der Fremde erwiderte: «Ihr habt nut einen Überwachungsballon in der Luft. - Wer seid ihr und was wollt ihr hier?»

«Äh,» Velvet klang verunsichert, «Das geht Dich einen Scheiß an, was soll der Mist mit dem Sprengstoff überhaupt?»

«Ich will nur sicherstellen, dass ihr im Wagen bleibt. Was wollt ihr hier und wer schickt Euch?», die Stimme des Fremden klang drohend. 

«Warte, ich stell Dich mal durch.», dann fuhr Velvet nur über den Teamkanal fort. «Snowcat, Du machst das wohl besser.»

Snowcat lief langsamer, damit man an ihrem Atem die Bewegung nicht hörte, wartete dann auf die Bestätigung von Kwalm und sagte schließlich mit allem Soul-Wrenching ,das ihre Stimme her gab: «Hih Fremder, was gibt es denn?»

«Oh, - hallo! Ich würde gerne wissen, wer Euch schickt und was ihr hier wollt?»

Snowcat lächelte und sie hoffte, dass man das hören konnte: «Das kann ich Dir natürlich nicht sagen!»

«Schade, dann bleibt doch zu allererst mal stehen, ich hab nämlich das Gefühl, dass ihr euch bewegt. Wir wollen euch nur eine kleine Aufgabe da lassen und uns so einen Vorsprung verschaffen, mehr nicht.»

Kwalm gab das Halt-Zeichen.

Velvet meldete: «Ich hab 6 Commlinksignale, ich blende Euch die ein, nur der Typ hier vor dem Wagen ist sichtbar.»

Während Kwalm anwies, den internen Commkanal vorsichtshalber zu wechseln, führte Snowcat ihr Gespräch weiter: «Das ist aber nicht nett von Euch, bevor das hier im vergießen von unser beider Team-Blut endet, wollt ihr da die Sprengsätze nicht lieber abnehmen?»

«Nein, wollen wir nicht. Habt ihr schon den Eingang gefunden?», fragte der Mann unvermittelt. 

Blaze hatte derweil Mia hoch levitiert, und sie sagte darauf: «Hab den Typen im Visier, kann ihn ausschalten.»

«Ja, haben wir.» antwortete Snowcat auf die gestellte Frage, «Wir mussten auch keine Bar anzünden, um an die Informationen zu kommen, so wie ihr. Außerdem wissen wir, dass ihr zu sechst seid, wir sind viel mehr. Also könnte das trotz eurer Magie ziemlich heftig für Euch werden.»

«Das glaub ich nicht. Wir sind weniger, aber ihr habt keine Chance gegen uns. Wir wollen es uns auch nicht schwerer als nötig machen, vielleicht verhandeln wir von Angesicht zu Angesicht?»

«Gut, treffen wir uns auf der Brücke?», fragte Snowcat nach erneuter Absprache mit Kwalm.

«Nicht auf der Brücke, dafür seid ihr schon zu nah, ich will ja nicht hinter Euch gelangen. Komm einfach her.»

«Bis gleich.», antwortete Snowcat nur. 

Blaze ließ es sich nicht nehmen, Snowcat einen wirklich heftigen Panzer-Zauber aufzulegen. Das schimmernde Schutzschild strotzte nur so vor Magie. «Die sollen sich ruhig in die Hose machen, wenn die sehen, wie kräftig hier gezaubert wird!», kommentierte Blaze seine Aktion.

Snowcat dankte Blaze. Average fragte: «Darf ich das coole Treffen filmen? Macht sich sicher echt gut, wenn Snowcat vielleicht ihren Helm abnimmt und das Haar schüttelt...»

Kwalm würgte ihn ab: «Negativ, mach die Kamera aus!»

Snowcat ging zu dem Mann, seine Panzerung war in einem matten Schwarz gehalten, als sie näher kam, entdeckte sie Bronze-farbene keltische Knoten, die sich um die Oberarme rankten. Snowcat schaltete das Visier ihres Helmes auf durchsichtig. Der Mann tat es ihr nach und Snowcat sah in ein extrem männliches, elfisches Gesicht. Der Elf streckte ihr die Hand entgegen und sagte: «Hallo, mein Name ist Erin O'Sullivan, ich bin der Führer dieses Ordens.»

Snowcat ergriff die Hand und erwiderte: «Hallo, ich bin Snowcat.»

Die Verhandlung, die nun folgte, verlief irgendwie locker. Snowcat gestand ein, dass sie hier waren, um alles zu vernichten und diese Vernichtung zu dokumentieren, natürlich wussten sie als Shadowrunner aus den UCAS nicht, wer ihr Auftraggeber war. 

Das Team in AEC- Panzern um Erin war hier, um Proben und Daten der Waffen zu besorgen. Nur die Atombombe interessierte sie nicht. Sie machten keinen Hehl daraus, dass sie aus Tir Na'Og kamen und zu einer Spezialeinheit des TRC- des Tir Republican Corps - und einem Kriegerorden gehörten. Sie waren für solche Aufträge geboren worden, erklärte Erin. Und sie brauchten die Waffen, um sie gegen die Feinde von Tir einzusetzen, denn so ein kleines Land müsse sich gegen ständig gegen Terroristen schützen. 

Velvet brachte über die Trix in Erfahrung, dass Erin mit dem Orden, wahrscheinlich den Orden von Cu Chulain meinte. Um diesen Orden rankten sich viele Mythen, aber in einem war man sich einig, sie waren gut und es wurde geraten, sich nicht mit ihnen anzulegen. 

Snowcat wurde während dieses Gespräches ebenfalls klar, diese Elfen waren überzeugt von sich, sie waren gut trainiert und ebenso gut ausgerüstet, ein Kampf gegen sie würde das ganze Unterfangen erschweren.

«Hey,» meinte Erin dann, «Wir gehen zusammen rein und ihr könnt uns doch einfach unseren Teil geben und dann alles vernichten. Wir werden Euch sicher nicht verraten.»

Snowcat schüttelte den Kopf: «Das geht nicht, hat was mit Ehre zu tun, verstehst Du?»

«Ja, das verstehe ich gut. Na dann machen wir doch einem Wettkampf daraus. Ihr Amerikaner steht doch so auf Wettkämpfe. Wir laufen los, ihr braucht die Zeit, um die Sprengsätze zu entschärfen und wenn wir dann raus sind, bevor ihr alles vernichten könnt, dann nehmen wir mit, was wir haben. Wir schießen nicht auf einander und wir setzen keine Magie gegen einander ein. »

«Aber wenn wir alles vermint haben, bevor ihr draußen seid, dann können wir euch doch nicht einfach so gehen lassen.», meinte Snowcat darauf.

«Natürlich nicht, ich bin jetzt einfach davon ausgegangen, dass ihr dann sprengt, obwohl wir drinnen sind. Aber mach die keine Sorgen Snowcat, das wird nicht passieren. », Erin deutete ein Lächeln an, als er das sagte. 

Nebenbei diskutierte das Team seine Möglichkeiten, natürlich wollten sie auf keinen Fall das irgendein Land diese Waffen bekam, aber eine Zusammenarbeit konnte einiges einfacher machen. Irgendwann kam irgendwer auf die Idee, den TRC Leuten ihre Daten zu geben, allerdings sollten die Computerdaten einen von Velvet eingeschleusten Virus enthalten und die Naninten sollten ebenfalls umprogrammiert werden und sich nach einiger Zeit selbst zerstören.

Snowcat konnte nur mit einem halben Ohr hinhören, sie überbrückte die Zeit, indem sie mit Erin über die Gefahren sprach, die solche Waffen darstellten. Natürlich ließ sich der Patriot nicht davon überzeugen, dass auch sein Land auf diese Waffen verzichten sollte, Snowcat solle sich einfach nur nicht in der Nähe von Terroristen aufhalten, dann würde sie die Auswirkungen der Waffen nie spüren müssen. 

«Also, was machen wir nun?», fragte Erin dann.

«Tja, ich sehe kaum eine Chance, dass wir zusammenarbeiten.», meinte Snowcat traurig.

«Schade.», auch in Erins Stimme klang eine Spur von Trauer mit.

Es war Zeit, eine Entscheidung zu treffen. «Allerdings sind wir ja eine Demokratie bei uns im Team. Wir werden uns also kurz besprechen, wenn Du erlaubst Erin?», sagte Snowcat.

Tatsächlich stimmten sie ab. Nur Wenige waren für den Wettkampf, die Mehrheit stand schnell fest: sie wollten zusammenarbeiten und dem TRC-Team mit einem Taschenspielertrick unbrauchbare Daten unterschieben. Einen Virus zu besorgen war für Velvet leicht, allerdings kannte sie sich überhaupt nicht mit Naninten aus. Snowcat kannte nur eine Person, der sie eine Umprogrammierung zutraute: Liam. Sie war sicher, dass er mitmachen würde. Also war es beschlossene Sache. Sie wollten gemeinsam rein gehen. Jetzt galt es nur noch die Geschichte möglichst glaubhaft an Erin zu verkaufen, schließlich hatte Snowcat ja gesagt, dass eine Zusammenarbeit wegen der Ehre nicht ginge. Sie zog die Stirn kraus und versuchte dann kurz möglichst entsetzt zu gucken. Natürlich zu kurz. Etwas trocken sagte sie dann zu Erin: «Okey, wir haben abgestimmt und die Mehrheit ist dafür, dass wir zusammen rein gehen und ihr dürft Proben und Kopien mitnehmen und im Anschluss jagen wir gemeinsam alles hoch. » Sie seufzte kurz.

«Okey.», Erin klang erfreut, «Na dann... auf gute Zusammenarbeit!»

Als hätten sie es abgesprochen, wurden 16 Leute gleichzeitig sichtbar. So voller Metamenschen war es hier sicher lange nicht mehr gewesen.

Tief im Inneren behagte Snowcat der Gedanke nicht, das andere Team zu betrügen, aber es war sicher besser, als ihnen die Waffen zu überlassen oder sie zu töten. Ein Wettkampf wäre die ehrenhaftere Lösung gewesen, aber Snowcat hielt das andere Team selbst für sehr, sehr gut und sie wollte nicht das Risiko eingehen zu verlieren, denn diese grausamen Waffen gehörten in Niemandes Hände. Es stieß ihr sauer auf, dass auch ihr Auftraggeber die Daten sichten wollte, die sie fanden, aber sie schluckte es runter, indem sie sich versicherte, dass "Johnson" eben keine Proben wollten.  Andererseits ... nein, zum Grübeln war noch lange keine Zeit, die Maus war ja noch nicht mal gefangen.


Zusammen also. Die Elfen entfernten die Sprengsätze an den Fensterscheiben der beiden Wagen. Man traf sich zur kurzen Lagebesprechung, aber bis auf Erin und Snowcat stellte man einander nicht vor. «Die gibt uns jetzt bestimmt klischeehafte Amerikanerin.», sagte einer der Elfen auf Gälisch. Snowcat grinste, aber sie zeigte nicht, dass sie es verstanden hatte. Die ersten kleinen Sticheleien begannen, kaum, dass man sich gegenüber stand. Jeder wollte vorab beweisen, wie überlegen er war. Blaze sprang leicht darauf an. Er hatte keine Lust sich die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Wenigstens entschieden sie sich für den trockenen Eingang, so musste keiner zeigen, wie gut er klettern konnte. 

Average wollte unbedingt wieder filmen, aber er war klug genug, das TRC-Team nicht nach einer Einwilligung zu fragen. Beide Gruppen tauschen Informationen aus, da es viel einfacher war, sollten wieder alle verschleiert werden. Natürlich musste man die Teams mischen, denn man konnte ja immer nur die Leute sehen, die von dem selben Geist verschleiert wurden, und das Vertrauen reichte sicher nicht soweit, ein fremdes Team ungesehen gehen zu lassen.

Das TRC-Team bestand aus fünf Männern und einer Frau, die Elfin schien der Hacker zu sein. Sie alle trugen die gleiche Panzerung nur ihre Ausrüstung unterschied sich, einer trug ein Scharfschützen-Gewehr, einer ein LMG, einer war mit Granaten und andern Wurfwaffen bestückt und der letzte trug zu dem Sturmgewehr ein Schwert auf dem Rücken. 

«Ich würde mal sagen, dann gehen immer drei oder vier von euch und zwei von uns.», begann Erin mit der Einteilung. «In jedes Team muss ein Mage...»

«Entschuldige, dass ich Dich unterbreche,» sagte Snowcat, «aber da warten wahrscheinlich eine Menge übler Dinge auf uns. Ihr seid gewohnt zusammen zu gehen und wir ebenso. Wir sollten uns nicht unnötig schwächen. Ich würde einfach sagen, ich gehe zu Euch und einer von Euch kommt zu uns.»

Erin nickte respektvoll: «Gut, dann übernehme ich Deine Position.»

Blood hingegen zog laut und hörbar die Luft ein: «Ist das wirklich so eine gute Idee?»

Kwalm nickte und meinte nur: «Doch, passt schon!»

Irgendwie hatten erneut die Sticheleien begonnen und eh Snowcat es sich versah, lag Blaze im Clinch mit dem Elfen, der das LMG trug. Ein Wort ergab das andere und dann sagte Blaze: «Okey, lass uns erstmal das Ding hier gemeinsam durchziehen, und dann klären wir das im Anschluss.» Der Elf nickte und gab Blaze die Hand darauf. Snowcat seufzte ein winziges bisschen, sie wusste noch zu wenig über die Elfen, um sich ein Bild von Blazes Siegeschancen zu machen, aber einfach würde es sicher nicht für ihn werden. Aber so waren Männer nun mal, anders hätte Snowcat sie allerdings auch nicht haben wollen. 

Sie warf Doc noch mal einen Blick zu, den er wegen des Helms natürlich nicht wirklich sehen konnte, aber sie war sicher, er würde ihn trotzdem richtig verstehen, dann stellte sie sich zu den fünf Elfen.

Der Elf mit dem Schwert befehligte offensichtlich den Geist, er schien also der Magier hier zu seien. Die anderen beiden Gruppen mit Snowcats Kollegen lösten sich in ihrem Sichtfeld auf. Snowcat fühlte sich nicht unbedingt unbehaglich bei den anderen, aber irgendwie ein wenig isoliert. Das Leuchten des Panzerzaubers von Blaze, der immer noch auf ihr lag, sorgte aber für eine Verbundenheitsgefühl. Die Commlinks wurden zusammen geschaltet und die "Nähe" wurde über AR hergestellt. 

Snowcat würde einen ziemlich hohen Betrag darauf verwetten, dass die TRC's zusätzlich über ein taktisches Netzwerk verfügten. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wie sie inzwischen wusste, seit Liam ihren und Kwalms Panzer mit einer solchen Möglichkeit ausgestattet hatte. 

Liam, genau, mit dem musste sie ja noch telefonieren. Sie wies per AR-Eingabe über das Tastenfeld Velvet an, schon mal Kontakt aufzunehmen und ihn auf ihren Anruf vorzubereiten. Noch konnte Snowcat nicht frei sprechen. Über das Display konnte sie die Bestätigung lesen: "Copy, besorge auch gleich den Virus. Wir switschen regelmäßig den Kanal, um nicht abgehört zu werden. "

Natürlich taten sie das, und natürlich würden die anderen mit so etwas rechnen.

Sie setzten sich in Bewegung und überbrückten erneut die Distanz, die Snowcat vor gut einer halben Stunde schon einmal gegangen war.

Snowcat ließ das Visier ihres Helms auf durchsichtig geschaltet und stellte den Lautsprecher des Anzugs an. Der Sniper ging zwei Schritte voraus. Snowcat fragte in die Runde: «Ich bin übrigens Snowcat, und wie heißt ihr so? - Oder soll ich Euch durchnummerieren?» 

Der Magier, der neben ihr lief, wandte ihr den Kopf zu. «Natürlich kannst Du unsere Namen wissen, die Dame neben Dir ist Sarah, der Mann voraus ist Sean.» Der Sniper hob grüßend die Hand, blickte sich aber nicht um. «Die beiden hinter Dir sind Cian,» der Elf mit dem LMG, der, der mit Blaze noch etwas zu klären hatte, grinste Snowcat breit und fröhlich an, als sie sich nach ihm umblickte, «und Jack.» Jack hieß also der Experte für Wurfwaffen, er deutete eine Verbeugung an, und Snowcat lächelte auch ihn an. «Und mein Name ist Derek.» Derek, der Magier schüttelte Snowcat die Hand. «Sehr erfreut Dich kennenzulernen und mit Dir zusammenzuarbeiten.»

«Klar, sind sie erfreut,» meldete sich Sarah, «Vor allem, weil sie so hoffen können, Dich mal ohne den Panzer zu sehen.»

«Ach hör doch auf!», sagte Cian und schloss die paar Schritte auf, um neben Snowcat zu laufen. 

«Hmm, ich glaube, dazu wird es wohl kaum kommen.», erwiderte Snowcat.

«Wieso nicht?», wollte Cian nun wissen. 

«Na weil ich in der Umgebung die Panzerung nicht ausziehen werde, wegen der Radioaktivität. Hab Angst um meine Haare, weiß Du.» Snowcat legte den Kopf ein wenig schief.

«Schade. Du hast bestimmt tolle Haare.» Cians Lächeln wirkte verlegen und selbstbewusst zugleich, eine sexy Mischung, wie Snowcat fand.

«Wie verhält sich denn so ein typischer Amerikaner?», fragte Snowcat neckisch, als sie die Brücke überquerten. 

Jacks Stimme erklang: «Es ist immer hilfreich, die eine oder andere Sprache zu können, wenn man im Ausland unterwegs ist.»

Snowcat erzählte locker, dass sie ein paar Brocken der Sprache wegen einer Freundin beherrschte, die immer auf Gälisch geflucht hatte, und dass sie selbst die Sprache irgendwie gemocht hätte. Im Plauderton berichtete sie, dass sie ein Talent für Sprachen hatte. 

Snowcat konnte spüren, dass Jack ihr gelegentlich auf den Hintern sah, das war sicher von Vorteil. Sie wusste, dass ihr Gang selbst in der Rüstung Blicke auf sich ziehen konnte, es fiel ihr nicht schwer so zu laufen, viel schwerer würde es ihr fallen, das abzustellen.  

Sie erreichten die Schranke und es war an der Zeit den Smalltalk einzustellen. Cian sagte schnell noch: «Wir könnten Dir sicher 'ne Menge beibringen.» 

Snowcat raunte ihm verführerisch zu: «Davon bin ich sofort überzeugt, und bestimmt hab ich von einigen Dingen noch nicht mal gehört. »

«Stimmt.», mischte sich Jack ein. «Und ich bin sicher, du lernst schnell.»

Average machte sich zum zweiten Mal an dem Tor zu schaffen. Snowcat spürte nach dem Zauber. Er war immer noch da. Sie verbreitete diese Information ebenso, wie die, dass sie keine weitere Magie in der Nähe entdecken konnte.

Noch zwei Stunden und 25 Minuten bis Sonnenuntergang. 

Mit einem unangenehm zischenden Geräusch öffnete sich das große Tor. Sofort spürte Snowcat Bewegung näher kommen. Drohnen sahen nach dem Rechten. Langsam und bedrohlich fuhren die beiden Torflügel zurück. Die 16 Metamenschen traten ein und ließen das Tor hinter sich wieder zu gleiten, um keinen Alarm auszulösen. Vor dem Torbogen aus Runen, versammelten sie sich. Mit einem dumpfen Ton, der einem das Gefühl gab, dass es kein Zurück mehr gab, verlöschte das letzte Tageslicht.

Alle drei Magier wurden benötigt, um den verankerten Zauber zu brechen. Hinter der unsichtbaren Sperre summte es, die Drohnen waren in Stellung, aber sie entdeckten nichts. Immer wieder fuhren sie umher, um sich umzusehen. Snowcat schätze, dass es sich um ein halbes Dutzend Sentinels handelte. Sie hatte jedoch keine Zeit sich von der gruseligen Atmosphäre oder den Schweißtropfen, die sich auf der Stirn von Derek bildeten, beeindrucken zu lassen. Sie musste die Gelegenheit nutzen und mit Liam zu sprechen.

... «Ihr wollt was machen?????» Liam klang sehr aufgeregt, als er diese Frage stellte. Nichts mehr war von seiner Gelassenheit übrig, die er eben noch gehabt hatte, als er meinte: "Das TRC, und ihr lebt noch?" 

«Okey, okey, ich hab es ja verstanden,» Liam beruhigte sich langsam wieder. «Klar kann ich Naniten umprogrammieren! - Geht es dir auch gut?»

«Ja!», bestätigte Snowcat, sie war erleichtert, dass Liam jetzt wieder mit dem Denken anfing.

«Gut! - Ja, ich kann die Naniten auch dazu bringen, sich selbst zu vernichten. Du willst wissen, wie lange ich dazu brauche? ICH brauche dazu ungefähr 24 Stunden. Und ich brauche NUR so lange, weil ich ein Genie bin, verstanden? Andere brauchen dazu viel länger!»

Snowcat sah ihren tollen Plan den Bach runter gehen. Sie hatten zu hoch gepokert. Ihr stockte der Atem. 

«Snowcat, bist Du noch dran?», wollte Liam wissen.

«Ja!», sagte sie fast tonlos, «Ich glaub nicht, dass wir es schaffen, sie 24 Stunden hinzuhalten. Wir müssen uns was anderes ausdenken!»

«Nun mach mal halb lang, ich bin ein Genie. Ich wollte nur sagen, dass ich Zeit brauch. Besorg mir einfach so viel davon, wie Du kannst. Ich geht jetzt in den Berg hinein. Dann müssen die draußen erstmal die Kommunikation sicher stellen, denn in einen Bunker werden die Commlinks nicht reichen. Irgendwo hat die Anlage sicher eine Satellitenschüssel, die müsst ihr finden und anschließen. Schafft Ihr das?»

«Ja klar!», funkte Velvet Touch dazwischen, auch sie klang jetzt sehr aufgeregt.

«Gut, ich kümmere mich um das mit den Naninten! Da wird irgendwo ein Labor sein, davon brauch ich Bilder und alles an Infos was geht. Ich bin schnell, aber wenn ich Zeit meine, dann rede ich mit Sicherheit von Stunden. Lasst euch was einfallen! Und Snowcat,  - die Leute da, sind die gemeinsten, ruchlosesten und gefährlichsten Hunde im Tal!!! Pass auf dich auf!», bevor Liam die Verbindung unterbrach, hörte Snowcat noch, wie er brüllte: "Spaaarky, Arcaade, ich ...."

Snowcat wies Velvet an, die anderen ins Bild zu setzten, sie sollte sich zunächst an Kwalm und Doc halten. Velvet versprach alles zu erledigen und dann mit Face nach der Antenne zu suchen. Den Virus hatte Velvet Touch bereits besorgt. Face richtete Snowcat aus, dass er sich freute, was Richtiges tun zu können und, dass sie sich keine Sorgen machen sollte. Sie seufzte.

Inzwischen war es den Magiern gelungen, den verankerten Spruch zu entzaubern. Es konnte weiter gehen. 

Nachdem sie hier alles geschafft hatten, mussten sie die Elfen also stundenlang hinhalten. Blaze würde sich in Geduld üben müssen, was seinen Disput mit Cian anging. Denn wenn Blaze und/oder Cian sich etwas antaten, dann würde man wohl nicht mehr mit einander plaudern wollen! Egal wie es ausging. Doch das Temperament von Blaze war sicher das geringste ihrer Probleme.

Wären sie nicht verschleiert gewesen, hätten ihre Schritte sicherlich wieder gehallt, als sie langsam, aber unaufhörlich tiefer in den Schlund des Berges hinabstiegen. Der Gang blieb breit und hoch. Kyrillische Schriftzeichen verblassten an den Wänden, eine Mittel-Linie teilte die Strasse in zwei Spuren. Sie mussten immer mal wieder einer der zahlreichen Ares-Guardian ausweichen, die umherfuhren und nach Eindringlingen suchten, sie aber nie sahen. Gespenstisch blinkten ihnen winzige Dioden hinterher. Ja, Snowcat fand es hier extrem gruselig, obwohl es keine weiteren Anzeichen von Winternight gab. So mussten sich einst die Archäologen gefühlt haben, als sie in die Pyramiden eindrangen, ohne zu wissen, was sie erwartete und mit der Frage, ob es Mumien geben konnte. 

Für einen Elfen war Zeit eigentlich kein Problem, dennoch hatte Snowcat keine Ahnung, wie sie den Elfen Stunden deren Zeit abtrotzen konnte, um ihren Plan erfolgreich durchzuziehen.

Oder vielleicht doch? 

"Schutz suchend" trat Snowcat dichter an Cian heran. Er war sicher über 1.90m groß und lächelte zu ihr herab. «Keine Sorge, wir achten auf einander und auch auf Dich!»

Natürlich durfte Snowcat es nicht übertreiben, dass wusste sie. Sie wollte ja auch nicht zerbrechlich wirken, sondern sich bewusst in Szene setzten. 

Nachdem sie der geraden Strasse 700 m tief in den Berg gefolgt waren, endete sich abrupt an zwei Fahrstühlen und einer Treppe nach unten, die von zwei altertümlichen Konsolen umgeben waren. 

«Fahrstuhl oder Treppe?», fragte Kwalm.

Snowcat spürte nach Magie und erläuterte dann: «Ich hab sowohl auf der Treppe, als auch in den Fahrstuhlschächten nach geschätzten 15 Metern einen dieser verankerten Zauber gefunden. Weitere 15 Meter tiefer kommt dann erneut eine Gruppe. »

«Also Treppe?» fragte Erin darauf.

«Das denke ich auch.», erwiderte Kwalm; «Wer weiß, wie das mit dem Strom für die Fahrstühle ist, und den Zauber im Fahrstuhlschacht zu entschärfen, ist sicher auch nicht leichter. - Average, kannst Du irgendwie einen Plan der Anlage aus dem System besorgen?»

«Ich mach das schon.», mischte sich Susan ein. 

«Copy.», bestätigte Erin.

Ohne eine weitere offensichtliche Kommunikation hoben Jack und Cian Susan hoch, die sicher wie ein Akrobat im Zirkus, auf deren Händen stand. Sie kappte eine der Leitungen und hing ein Glasfaserkabel ein, dann nickte sie, sprang, und Cian fing sie auf. Susan stöpselte das Kabel in einen Anschluss am Handgelenk und sagte: «Total veraltet.»

Sofort meldete sich Velvet Touch bei ihr und klärte sie über ihrer Erfahrungen mit dem System auf. Sie erzählte ihr sogar, dass sie bisher in regelmäßigen Abständen immer wieder einen Code eingeben hatte müssen. 

Die Verbindung zu Velvet war tatsächlich schon schlecht. Das Signal war schwach. Lange würden sie auf diesem Weg nicht mehr mit Velvet Touch im Kontakt stehen können. 

Sarah bedankte sich artig und dann blendete sie den groben Plan über AR ein. Sie übersetzte die kyrillische Schrift, dies schien keine Karte von Winternight zu sein. Es gab vier Subebenen und über Ebene vier war die Bezeichnung "Waffenlager 1-3" zu lesen. 

«Na dann auf zu Ebene vier.», sagte Kwalm.

Die metallenen Treppe machte einen soliden Eindruck, sie war breit genug, dass zwei gepanzerte und bewaffnete Personen bequem neben einander gehen konnten. Bis zum ersten Absatz ging das Team um Kwalm vor, dann ging das Team mit Snowcat vor und danach übernahm die Gruppe mit Blackstone und Erin die Führung. Man wechselte sich immer wieder ab.

Kurz vor dem verankerten Zauber ließen sie die drei Zauberer vor. Diese konnten sich zwar nicht gegenseitig sehen, aber sie konnten sich über ihre Commlinks absprechen. Das Entzaubern war wieder schwer, wie zuvor und dauerte einige Zeit. 

Zeit, die Snowcat dazu nutzte, sich mit Cian, Jack, Sean und Sarah zu unterhalten: «Ginge das denn überhaupt? Könntet ihr mir was beibringen, wenn ihr wolltet?»

«Klar,», meinte Cian, «wenn Dein Einbürgerungsantrag durch ist, geht das sofort.»

«Einbürgerungsantrag? Und ihr glaubt, ich hätte eine Chance, genommen zu werden?», wollte Snowcat weiter wissen. 

«Mit Sicherheit!», antwortete Cian bestimmt.

«Ja, wir haben wirklich gute Beziehungen.», ergänzte Sean. Jack nickte.

Snowcat blickte die vier nacheinander an und ließ ihren Blick auf Cian ruhen, bevor sie fragte: «Und was ist mit einer SIN?»

Da Cian nicht gleich antwortete grätschte Jack ein: «Die bekommst Du dann auch.»

«Hört sich ja verlockend an. Es soll ja sehr schön bei Euch sein, hab ich gehört!»

«Das hasst Du richtig gehört!», sagte Sarah darauf. Snowcat war erfreut zu sehen, dass auch Susan ihr keine Ablehnung entgegen brachte. Männer stellten fast nie ein Problem dar, aber mit Frauen war das verständlicherweise immer so eine Sache.

Snowcat überlegte, dann sagte sie: «So ein Kriegerorden klingt nach viel Disziplin und Kampf.- Ich hab es nicht so sehr mit strenger Disziplin.», sie blickte Cian so tief in die Augen, wie es in der Panzerung ging.

Wieder sprach Susan: «Wahrscheinlich hast Du Recht, Jack. Wahrscheinlich ist sie eher ein Stewart.»

«Sag ich ja.», Jack schien sich darüber zu freuen, dass ihm Recht gegeben wurde. 

«Schade!», meinte Cian nur, «Aber wir dürfen Dir bestimmt trotzdem was beibringen.»

Snowcat lachte: «Hey, bevor ich zu dem Krieger nein sage, muss ich erstmal wissen, was ein Stewart ist. - Abgesehen davon, habe ich ja ein zu Hause. Aber man sollte immer abchecken was für Möglichkeiten man so hat.»

«Du hast bestimmt viele Möglichkeiten!», meinte Sarah dazu, aber da es jetzt weiter ging, hatte Snowcat keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wie Sarah das gemeint hatte. 

Sie stiegen hinab, Stufe um Stufe. Auch vor Ebene -2 und -3 mussten wieder verankerte Zauber entschärft werden. Über allem lag das Summen und Brummen von bewaffneten Drohnen. Inzwischen begegneten sie vermehrt Flugdrohnen, die wie Arbeiter-Insekten ihren Befehlen nachgingen. Es blieb unheimlich, aber sie wurden nicht ein einziges Mal entdeckt. 

Auf Subebene vier endete die Treppe. Drei identische Röhren führten tiefer ins Innere. Snowcat konnte keine weiteren Zauber entdecken und es gab auch keine anderen Hinweise auf Winternight.

Erin meldete sich zu Wort: «Drei Teams, drei Tunnel, das sparrt Zeit.»

«NEGATIV,» sagte Blood ruhig aber bestimmt, dann fügte er erklärend hinzu: «Ich lass Snowcat nicht alleine mit den anderen in so einen Tunnel. - Ich meine, wenn die mit ihr irgendwas versuchen, haben die uns doch an den Eiern. Jedenfalls was mich an geht.»

Erin klang nicht belustigt oder genervt, völlig neutral sagte er: «Gut, gehen wir alle zusammen.»

Snowcat versuchte sich in Erinnerung zu rufen, ob sie aus Fridays Vision irgendetwas bezüglich der drei Gänge in Erfahrung bringen konnte, aber sie konnte keinen Hinweiß entdecken. 

Sie lief weiter neben Cian und gelegentlich wechselten sie ein paar unbedeutende Worte. Natürlich waren alle auf eine professionelle Art aufmerksam und angespannt. Auch Snowcat hatte keine Lust, jetzt durch ein Geplauder abgelenkt zu werden. 

In Waffenlager 3 lagerten Dutzende von Fahrzeugraketen und Torpedos, allerdings ohne Sprengköpfe. Alles sah alt und verlassen, aber Intakt aus. Wartungsdrohne fuhren umher. 

Waffenlager 2 entpuppte sich als Wartungsplatz für die unzähligen Drohnen, die umherfuhren, auftankten und von speziellen Wartungsdrohnen gepflegt wurden.

Auf dem Weg zum Waffenlager 1 meldete sich etwas atemlos und leicht angestrengt Velvet Touch beim Team: «Verbindung steht, ich schick Average den Virus, wenn er bereit ist. »

«Jo, Mädchen mah mal.», antwortete Average nur, er klang ein wenig gelangweilt. Kwalm und die Tunnel zu filmen, schien ihm nicht auszufüllen.

In Waffenlager 1 befanden sich die zu 3 passenden Sprengköpfe, aber von Naniten, Biowaffen und Laboren gab es keine Spur.  

«Na bravo, und nun?», fragte Blaze.

«Nun gehen wir zum Computerbereich auf Subebene 3.», sagte Kwalm ruhig. 

Was nur logisch war, vor Ebene 3 war der letzte Schutzzauber gewesen, warum hatte ihnen das nicht zu denken gegeben, fragte Snowcat sich. 


Snowcat spürte mit allen Sinnen hinter die Wände zur Computerebene. Sie konnte jedoch weder einen Zauber, noch irgendwelche Bewegung entdecken. Als sie die Tür, die in Ebene -3 führte, geöffnet hatten, zeigte sich ihnen ein völlig anderes Bild. Fackeln hingen an den Wänden und überall standen Worte in Keilschrift. Über einer Sitzgruppe in der Mitte lagen Tierfelle und an einer Wand hing ein gewaltiges Bild von Thor. Average und Sarah machten sich sofort auf die Suche nach dem Hauptcomputer, sie wurden schnell fündig, doch es würde schwer werden, an die Daten zu gelangen. Die Anderen sicherten die Umgebung. 

Auch diesen Ort hatte Snowcat in ihrer Vision nicht gesehen, aber zumindest sah dass hier nach einer Zuflucht von Winternight aus. Snowcat schloss ihre Augen, um sich die Erinnerung der Friday-Vision ins Gedächtnis zu rufen. Sie visualisierte die Bilder, als wenn sie sie zeichnen wollte. Dann taumelte Snowcat plötzlich und wurde sofort von kräftigen Armen gestützt. Als sie die Augen öffnete , blickte sie in das besorgte Gesicht von Cian: «Alles in Ordnung?», fragte er. 

Snowcat nickte und lächelte Cian dankbar an. «Aber wir müssen unbedingt die Levianthane finden!»

"Drei leuchtende Tore unter denen die Brandung tobt. Zwei Raben kreisen am Himmel. Drei riesige Levianthane, die in Wirklichkeit U-Boote sind, liegen auf der Lauer. "

Diese Levianthane waren nicht die Bewacher von Sessrumnir, wie sie geglaubt hatten, sie waren selbst Sessrumnir! 

Und plötzlich, wie aus dem Nichts, manifestierte sich in Snowcat das Gefühl, dass ihnen die Zeit davon lief. 


UC-UNKNOWN CONSEQUENCES-das TOP-Runnerteam aus Seattle.


Ob die Runner die schrecklichen Waffen finden und ob sie es schaffen, das Team aus Tir auszutricksen, und wer von ihnen Allen die Kola-Halbinsel lebend und gesund verlässt, wird demnächst hier zu lesen sein. Voraussichtlich geht es weiter am 20.11.10

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*